Palestine
Update Nr. 109 – 31-1-18 -
Kriegsdienstverweigerung – ein
trotziges Gesicht des Widerstands -
Meinung - Ranjan
Solomon -
In Update Nr. 107 haben
wir Informationen über israelische
Organisationen gegeben, die die israelische
Besetzung herausfordern. Wir haben in unserer
Auflistung einige herausgenommen und uns
entschieden, sie kurz darzustellen. Das tun wir,
weil die Narrativen der israelischen
Friedensbewegung zwar anders sind in ihrer
Intensität, dennoch Teil sind des gleichen
Kampfes gegen die israelische Besetzung. Der
Widerstand der Israelis als eine wichtige Art
des Protests von innerhalb von Israel wird
global oft nicht so gewürdigt.
Palestine Updates hat immer
die Ansicht vertreten, dass politische
Veränderung nicht geschehen wird, so lange nicht
der Druck von unten da ist. Politiker wachen
nicht eines Morgens auf mit einem neuen
Gewissen. Sie ändern sich nur, wenn der Druck
von unten das Regieren dornig macht. Israelische
Initiativen der Friedensbewegung sind daher eine
politische Alternative, die das jüdische Volk
auffordert, ihr Denken nicht als unveränderliche
Realität des Status quo festzumachen.
Israelische „Verweigerer“
zahlen ihren Preis für den Widerstand gegen die
Okkupation. Allerdings, die Schwere der Strafe
kommt nicht einmal in die Nähe der harten
Bestrafung, der sich Palästinenser
gegenübersehen. Ein Israeli wird ev. 19 Monate
lang eingesperrt – und leidet viele Male. Oft
verbringen Palästinenser jedoch lebenslänglich
im Gefängnis für ein Verbrechen, das sie nicht
einmal begangen haben oder für die Verletzung
eines Gesetzes, das international keine
Gültigkeit hat. Diesen Kontext muss man immer
mitbedenken. Gefängnis ist eine asymmetrische
Erfahrung für den Juden und für den
Palästinenser.
Wir müssen jedoch zur
Kenntnis nehmen, dass Verweigerer aus
Gewissensgründen, die den Militärdienst
verweigern aufgrund von Gedankenfreiheit,
Gewissen oder Religion, entscheidende
Herausforderungen für illegalen militaristischen
Missbrauch sind. Eine illegale Besetzung
herauszufordern ist eine Form von Kontrolle
gegen Militarismus und ist zu sehen als
„kostbare Solidarität“ gegen die israelische
Besetzung.
Wir hoffen, dass die
Geschichten und Zeugnisse, die wir nachstehend
bringen, uns befähigen, die verschiedenen
Elemente gut miteinander zu verlinken, und
dadurch ein Netz globaler Solidarität für
Freiheit und Gerechtigkeit für die Palästinenser
zu knüpfen. Sie erinnern mich ganz sicher, dass
ein „entkolonialisiertes Palästina“ ein „nichtkolonisierendes
Israel“ enthalten muss.
Gewaltlosigkeit
abwägen -
Entnommen aus dem Bericht "Meet
the new face of Israel’s growing military
refuser movement"
>>>
Verweigerer aus
Gewissensgründen aus dem israelischen Militär –
oder „Verweigerer“ sind eine kleine aber
wachsende Gruppe innerhalb einer zunehmend
rechtsgerichteten und militarisierten
Gesellschaft. Im vergangenen Monat haben einige
Verweigerer 12 Städte in den USA im Rahmen einer
Vortragstour besucht, gesponsert vom
AFSC (=
American Friends Service Committee – Quäker)
und vom
Refuser
Solidarity Network (Solidaritäts-Network für
Verweigerer). Aus der Fülle der
Interviews beschreiben wir teilweise die
Antworten vonYasmin Yablonko, Khaled Farraq und
Sahar Vardi auf eine Menge von tiefen und
nachforschenden Fragen mit mutigen und
grundlegenden Gedanken. Die Interviews rühren an
„die Gefahren, ein Verweigerer aus
Gewissensgründen zu sein“ und auch daran, wie
sich die Bewegung mit dem Rechtsruck Israels und
ihren Hoffnungen auf Frieden arrangiert.
Yablonko nimmt die neu
gegründete „Mesarvot“
(siehe Facebook) zum Thema, die soziale und
psychologische Unterstützung für jene gibt, die
sich entschließen zu verweigern, Farrag nimmt
sich „Urfod
(siehe Facebook) – arabisch für „verweigern“ –
vor, das speziell Mitglieder der
Drusen-Gemeinde unterstützt, die sich weigern,
Militärdienst für Israel zu machen. Die
Drusen-Gemeinde nimmt eine einmalige Position
ein, denn sie sind die einzigen Palästinenser
seit 1956, denen von Israel Militärdienst
aufgezwungen wurde. Mitverweigerin Sahar Vardi,
die drei Gefängnisurteile für ihre Verweigerung
hinter sich hat, arbeitet jetzt als
Koordinatorin des ASFC-Israel Programms.
Was trieb sie dazu, vom
Mandat vorgesehenen Militärdienst zu verweigern?
- Yablonko diskutierte über ihre sehr radikalen
linken anti-zionistischen Wurzeln. Sie
beschreibt, welchen „Druck es gab, zum Militär
zu gehen. Sie hat nicht in der Öffentlichkeit
verweigert. Sie sprach mit einem Abgeordneten
für mentale Gesundheit und ging dann weg“.
Farrag brachte ähnliche Faktoren vor, die zur
Entscheidung beitrugen, Militärdienst
abzulehnen. Sie spricht davon, wie sie mit der
Ablehnung durch die allgemeine Öffentlichkeit
zurechtkommen muss. Sahar
Vardi hat ein linkszionistisches Elternhaus, in
dem „während der Zweiten Intifada die Dinge ein
bisschen relevanter für unser Leben wurden und
wir fühlten, dass es ein wenig Reaktion zu dem
Konzept der Besetzung brauchte“. Sie erzählt von
ihren ersten Erfahrungen mit Palästinensern –
die Olivenbäume pflanzten. Sahar sagt ängstlich:
„Damals haben sie gerade die Mauer gebaut“ und
an sich selbst gewandt: „Was wird das für ihr
Leben bedeuten, wenn sie ihre Freunde nicht mehr
besuchen können?“
Jede hat eine Geschichte, was
passiert, wenn man den Dienst laut Madat
verweigert. Stell dir das vor (und ich zitiere):
Farrag sagt: „Die Armee anerkennt Ablehnung
nicht. Daher, wenn du hingehst und ablehnst,
wirst du behandelt wie ein Soldat, der einen
Befehl nicht befolgt“. Sahar fügt hinzu: „Leute,
die einfach wegbleiben, werden zu „Deserteuren“
– Verbrecher! Du gehst einfach ins Gefängnis.“
Die Frauen beschreiben, wie
die Bewegung der Verweigerer aus
Gewissensgründen sich radikal verändert hat
durch den jüngsten Rechtsruck von an sich
rechten Politikern und den Gazakrieg von 2014.
Yablonko unterstreicht, wie der Krieg in Gaza
eine Menge unterschiedlicher Verweigerergruppen
und -bewegungen und verschiedene
Reserve-Abteilungen, Grundwehrdiener und Leute,
die dem Militärdienst entkommen wollten, weil
sie in diesem besonderen Krieg nicht zu dienen
bereit waren, zur Mitarbeit bewegte. Das waren
die Wurzeln von Mesarvot, einer Organisation,
die mehr Raum bot für Mitarbeit von Aktivisten
nicht nur rund um Kriege, sondern irgendwie
anhaltender.
Farrag beschreibt die
Organisation Urfod, die 2013 mit ihrem
Engagement angefangen hat – eine Sammlung
früherer Verweigerer und Drusen. Sie bestreiten
die Art, wie die Drusen-Gemeinde und die
Bevölkerung in Palästina isoliert voneinander
betrachtet werden. Sie betonen, dass die Drusen
immer Palästinenser in Palästina gewesen sind,
und dass sie wieder mit ihrer Identität
verbunden werden müssen“. Sie argumentieren ohne
Kompromiss, dass der „Dienst in der Armee nicht
nur unsere Geschichte und Identität oder unsere
arabische und palästinensische Identität
ruiniert, sondern dass er uns auch keinerlei
Anerkennung als Gemeinschaft gibt.“
Die drei Gruppen stehen in
aktivem partnerschaftlichem Astausch und
Solidarität nicht nur untereinander, sondern
auch mit Palästinensern und sie werden von den
Palästinensern stark unterstützt. Sie sind aktiv
verbunden mit der israelischen Linken und mit
orthodoxen Juden, die Anti-Zionisten sind. Alle
diese Gruppen sind in der Ablehnung des
Militärdienstes verbunden.
Sie sind dabei, Kontakte zu
der Parallelbewegung in Israel von Black
Lives Matter
zu suchen, die äthiopische Juden unterstützt,
die unter Polizeigewalt und Diskriminierung
leiden.
Verweigerer wissen, dass sie
sogar in ihren eigenen Familien schief
angeschaut werden, die ihre wichtigste Quelle
sind, wenn eine Entscheidung zu fällen ist.
„Unterstützung von der Familie ist sehr wichtig,
denn du hast genug Hindernisse zu überwinden.
Wenn du die Abschlussprüfung in der High School
hinter dir hast, werden alle deine FreundInnen
zum Militär gehen. Wenn du 17 oder 18 bist, ist
es wirklich hart dagegen anzugehen. Du wirst
vermutlich diese Verbindungen verlieren; dein
Leben wird anders sein als das von allen
anderen. Da gibt es ein sehr hartes soziales
Stigma. In Israel nennt man das, ein „dodger“
(Seitenspringer) sein, und
das ist sehr schlecht. Es wird nicht nur als
selbstsüchtig und als ein Verlassen der
israelische Gesellschaft betrachtet, du wirst
auch Verräter genannt und sie sagen dir, dass du
dein Volk und deine Nation nicht schützest“. Das
Bildungssystem
verstärkt die Idee, dass es keinen anderen Weg
gibt, ein guter Bürger zu sein.
Sogar der Druse, der den
Militärdienst verweigert, verliert sein
Unterstützungssystem. Fälle von Leuten, die
„verweigert“ haben, z.B. jene, die ihre
Entscheidung öffentlich bekannt gegeben haben,
werden von der Familie und von der Gemeinschaft
verachtet. Es gibt dafür auch schwerwiegende
personelle Konsequenzen.
Mit Israels radikaler Wendung
nach rechts entpuppt sich BDS als zentraler
Zufluchtsort der Hoffnung und des Widerstands.
Organisationen und viele Einzelpersonen, die das
Risiko auf sich genommen haben, „Verweigerer“ zu
sein, hoffen auf das zunehmende internationale
Bewusstsein, wahrscheinlich mehr auf der Seite
der Menschen als auf der der Politikmacher.
Israelische Aktivisten fassen Mut und nehmen
sich ein Beispiel an „Jewish Voice für Peace“
(JVP, Jüdische Stimme für den
Frieden) und der Art, wie sie die amerikanische
öffentliche Wahrnehmung in Richtung auf
Gerechtigkeit für die Palästinenser durch
Beendigung der Okkupation verändern.
Gleichzeitig ist es ein hohes Risiko, wenn
Einzelpersonen sich weigern, in der Armee zu
dienen. Die Regierung übertreibt deren Wirkung
und diffamiert sie als „selbsthassende“ Juden.
Aber die Verweigerer werden nicht einfach
zusammenpacken und ängstlich nach Hause gehen.
„Soldat,
du kannst verweigern“ - Sahar Vardi
propagiert eine Kampagne, die auf der Basis von
Menschenrechtsverletzungen die US-Militärhilfe
verbieten möchte. Im Alter von 14 fing Sahar an,
zu Demonstrationen gegen die israelische
Trennmauer, meistens in Bil’in in der Westbank,
zu gehen. Gegen den Willen ihrer Eltern ging
Saher bis zu viermal in der Woche in das Dorf.
Ihr Vater verlangte von ihr zu warten, bis sie
16 sein würde, um aktiv zu werden. Jedoch Sahar
setzte fort zu demonstrieren, auch wenn ihre
Schulkameraden in der High School sie
verspotteten und die „Depperte von Links“
nannten. Sahar‘s ausgesprochene Distanz zur
Besetzung beeinträchtigte auch ihre Beziehung zu
ihrem Bruder, der in der Armee dient. Sie selbst
ist dreimal zu Gefängnis verurteilt worden wegen
ihrer Weigerung, sich in den israelischen
Militärdienst eintragen zu lassen. „Der blutige
Kreis, in dem ich lebe … ist ein teuflischer
Kreis, der unterstützt wird von der Wahl beider
Seiten, sich für Gewalt auszusprechen. Ich
weigere mich, an dieser Wahl teilzunehmen.“
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Israel ist eine
hochmilitarisierte Gesellschaft und sie macht
ihre Bürger glauben, dass Palästinenser
skrupellose Killer sind und dass es die absolute
Pflicht eines Soldaten ist, die Nation und das
jüdische Volk vor jedem Schaden zu schützen. Das
genaue Gegenteil ist die wirkliche Wahrheit. Es
ist der Soldat, der ausnahmslos der irrationale
und grausame Mörder ist. Und das macht die
Bewegung jener, die den Militärdienst
verweigern, zu einem wichtigen Instrument für
die Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung und
fügt der Solidarität noch Widerstand von innen
hinzu. Diese kleinen Gruppen mögen sich nicht im
Schmelztiegel der Massenbewegungen befinden.
Aber erfolgreiche Massenbewegungen entstehen
fast immer aus sorgfältig aufgebauten
Kleinstgruppen, die ein gemeinsames Ziel teilen.
Refuser
Solidarity Network (RSN – Solidaritäts-Netzwerk
von Verweigerern - Für die Beendigung der
Besetzung besorgt immer nur ein Soldat die
Unterstützung einer US-Basis für jene, die den
Dienst aus politischen Gründen im israelischen
Militär verweigern. Sie besorgt Zuschüsse für
israelische Verweigerer-Organisationen und
entwickelt Bildungs-programme über Verweigerung
für die Zuhörerschaft aus USA. Weil Verweigerung
eines der wesentlichen Mittel für israelischen
Widerstand gegen die Okkupation von innen ist,
arbeitet RSN mit Verweigerern, um die
israelische Besetzung zu beenden und einen
gerechten Frieden für Palästinenser und Israelis
herzustellen. Zwölf Jahre lang hat RSN
schwerwiegende finanzielle und moralische
Unterstützung für Verweigerer im israelischen
Militär während der schwierigsten politischen
Umstände geleistet. Wir (RSN) haben mehr als
300.000 $ an Spenden gesammelt, um
Rechtsbeistand für Verweigerer im Gefängnis
unterstützen zu können, Medien-Unterstützung für
Kampagnen geleistet, und Bildungsprogramme für
Interessierte in Israel und USA über die
Verweigerer und ihren wichtigen Widerstand gegen
die Besetzung erstellt.
Verweigerer des
Militärdienstes kommen aus allen Teilen der
israelischen Gesellschaft. Sie sind Mizrahi,
Sephardi (Juden südwest-europäische Herkunft),
Ashkenazi (Juden mittel-ost-europ. Herkunft);
sie sind säkular und religiös; sie sind Drusen,
Beduinen und Russen, sie sind Menschen aller
Gender-Identitäten, von großen Städten und von
kleinen Dörfern und Städtchen. Als Verweigerer
aber erheben wir uns gegen endlosen Krieg in der
schwierigsten Zeit und einem feindlichen Klima
und arbeiten, um ihre Aktivitäten zu
unterstützen.
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Mehr über „Junge Verweigerer“
>>>
New
Profile – Die israelische Gesellschaft
entmilitarisieren - „New Profile“ ist
eine Gruppe von feministischen Frauen und
Männern, die davon überzeugt sind, dass wir
nicht in einem Soldatenstaat zu leben brauchen.
Sie glauben, dass Israel zu einer entschiedenen
Friedenspolitik fähig ist und keine
militarisierte Gesellschaft zu sein braucht. Sie
sind überzeugt, dass die Leute und die
heranwachsenden Generationen nicht weiterhin
endlos mobilisiert zu werden brauchen; nicht
weiterhin als Krieger zu leben brauchen. New
Profile ist ein Terminus, der von Teilen des
linken
Flügels geprägt wurde, um ihre
Ansicht der gegenwärtigen Gesellschaft als
„rekrutiert“ oder „militarisiert“ zu betrachten.
Sie ist eine ehrenamtliche Organisation, die
gegen das Gesetz der verpflichtenden
Rekrutierung zum Militär agiert und Leute
unterstützt, die sich weigern, sich für den
Dienst beim
IDF (Israel Defence Forces)
einzuschreiben.
Weitere
Quellen
(De)
Colonizer - „De-Colonizer ist ein
alternatives Forschungszentrum über
Palästina/Israel mit dem Ziel, einem größeren
Publikum ein möglicherweise neues Wissen auf
akademischer Basis nahe zu bringen und dazu das
Instrumentarium, dieses mit Kreativität in den
öffentlichen Raum zu stellen. De-Colonizer
fördert Dialog und Debatte und verändert so den
Diskurs, um gegen das Vergessen der Geschichte
und die unterdrückten Erinnerungen zu kämpfen,
um zuletzt ein anderes und auf gleicher Höhe
geteiltes Leben und ein friedliches
Zusammenleben anzuvisieren. De-Colonizer hat
eine Zukunft im Auge jenseits eines
kolonialistischen und rassistischen Regimes, in
der jeder, der in Palästina/Israel lebt, gleich
ist. De-Colonizer Overcoming Zionism fordert von
Israel, die Vertreibung und Zerstörung der
Palästinenser und ihres Lebens anzuerkennen
(1948 Nakba) und Wiedergutmachung zu leisten,
indem es Flüchtlingen das Recht auf Rückkehr
gewährt. Die wichtigsten Opfer sind natürlich
die Palästinenser, aber israelische Juden haben
auch den Preis für die Eroberung seit 1948
bezahlt, indem sie ständig in Angst leben müssen
und ohne Hoffnung auf Frieden. Zu den
Aktivitäten von De-Colonizer gehören alternative
Touren in Palästina/Israel, Studium und
politische Seminare über die alternative
Erinnerung und ihre Narrative. Sie haben jetzt
eine Kunst-Galerie „Illegallery 81“ geschaffen,
um sich mit Themen von umstrittenen Raum, (Il)legitimität,
(Wieder)aneignung und das Teilen des
öffentlichen Raumes zu befassen. De-Colonizer
unterstützt den Ruf der palästinensischen
Zivilgesellschaft zu BDS als ein wichtiges
Instrument, um einen radikalen Wechsel dieses
Regimes herbeizuführen und zu Gleichheit und
Gerechtigkeit zu gelangen. Lesen Sie die Website
mit mehr Einzelheiten
>>>
Übers.: Gerhilde
Merz
|
Wer
– zum Kuckuck bin ich? - Uri Avnery.
10.Februar 2018 - WER ZUM Kuckuck bin ich? - Ein
Israeli? Ein Jude? Ein Friedensaktivist? Ein
Journalist? Ein Autor? Ein ehemaliger Soldat in
der israelischen Armee? Ein Ex-Terrorist? Ein
...
Alles von diesen und mehr.
OK. OK. Aber in welcher Reihenfolge? Was ist
der wichtigste Komponent?
Zu allererst, natürlich, bin ich ein
menschliches Wesen mit all den Rechten und
Pflichten eines menschlichen Wesens. Dieser
Teil ist leicht. Wenigstens in der Theorie.
Dann bin ich ein Israeli – dann ein Jude. Und so
weiter.
EIN AUSTRALIER englischer Herkunft würde kein
Problem haben, solch eine Frage zu beantworten.
Er ist zuerst und vor allem ein Australier und
dann ein Angelsachse. In zwei Weltkriegen eilte
er zur Hilfe Groß-Britannien - aus keinem
praktischen Grund. Aber im zweiten Weltkrieg,
als seine eigene Heimat plötzlich in Gefahr
war, eilte er nach Hause.
Das war ganz natürlich. Australien wurde
hauptsächlich von Briten (meistens deportierte
Straftäter) geschaffen. Aber die australische
geistige Welt wurde von der geographischen,
politischen und physikalischen Umwelt
Australiens geformt. Im Laufe der Zeit
veränderte sich seine (oder ihre) körperliche
Erscheinung.
EINMAL HATTE ich über dies eine Diskussion mit
Ariel Sharon.
Ich sagte ihm, ich betrachte mich zu allererst
als Israeli und als Jude nur als zweites.
Sharon, der im vor-israelischen Palästina
geboren wurde, entgegnete mir aufgeregt: „ Ich
bin zuerst ein Jude und erst dann ein Israeli!“
Dies scheint wie eine unnützige Diskussion
auszusehen. Doch hat sie eine sehr praktische Revelanz
für unser tägliches Leben.
Zum Beispiel, falls dies ein „jüdischer“ Staat
ist, wie kann er ohne die Dominanz der jüdischen
Religion existieren?
Israel wurde von sehr säkularen Idealisten
gegründet. Die meisten von ihnen schauten auf
die Religion als ein Relikt der Vergangenheit,
ein Handvoll lächerlicher Aberglauben, der
ausrangiert werden muss, um den Weg für einen
gesunden, modernen Nationalismus zu ebnen.
Der Gründungsvater, Theodor Herzl, dessen Bild
in jedem israelischen Klassenzimmer hängt, war
völlig unreligiös, um nicht anti-religiös zu
sagen. In seinem grundlegendem Buch „Der
Judenstaat“ erklärte er , dass in dem
zukünftigen zionistischen Staat die Rabbiner
in den Synagogen fest gehalten werden – ohne
einen Einfluss auf öffentliche Angelegenheiten
zu haben.
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