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– Zur Person. Texte von und über Uri Avnery
 


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In Memoriam Uri Avnery - 8. 9. 2018 -  Abi Melzer - In meiner Kindheit gab es für mich drei israelische Medienstars, die ich bewunderte. So wie mein Großvater, der Goethe, Schiller und Heine in der Synagoge in Galizien heimlich unter dem Gebetbuch las, so las ich deren Bücher und Artikel versteckt unter der Lektüre, die mein Vater mir verordnet hat. Bei meinem Vater begann Literatur erst mit Thomas Mann und so waren ihm Namen wie Igal Mosinsohn, Dan Ben Amotz und Uri Avnery kaum geläufig oder zumindest nicht nach seinem Geschmack. Alle drei waren miteinander befreundet und saßen regelmäßig jeden Freitag im berühmten Cafe „Kassit“ auf der Disengoff in Tel Aviv und ließen sich von den Fans bewundern, darunter auch mich. Ich hatte später die Ehre alle drei kennenzulernen. Igal Mosinsohn, dem Erfinder der legendären Buchreihe „Chasamba“ traf ich einmal auf einer Buchmesse und stellte fest, dass er auch ernsthafte Bücher schrieb. Dan Ben Amotz habe ich kennengelernt während meines Aufenthalts in der israelischen Armee. Ich verschlang sein Buch „Erinnern und Vergessen“, weil es fast meine eigene Geschichte in Deutschland beschrieb. Ich erwarb die Rechte für Deutschland und sorgte dafür, dass es im Verlag meines Vaters erschienen ist. Später wurden wir Freunde und er besuchte mich in Deutschland und ich ihn in Jaffo. Leider sind Igal und Dan schon längst tot.

Nun ist auch Uri Avnery gestorben. Uri lernte ich später kennen, vor etwa 30 Jahren, als ich meine Zeitschrift SEMIT startete und er uns damals, in den1980er Jahren, einen vernichtenden Artikel über Ralph Giordanos Buch „Israel, um Himmels willen, Israel“ schrieb, in dem er Giordano vorgeworfen hat, dass er Israel durch eine rosarote Brille sieht. Seitdem sind wir in Kontakt geblieben bis zu seinem Tod. Und nun schreibe ich an seinen Nachruf.

Wir leben in einer globalisierten Welt und alle denken in erster Linie an Banken, multinationale Konzerne, Autoindustrie und Geld. Aber die Globalisierung hat auch eine andere Seite – Armut, Unterdrückung, Ungerechtigkeit und dem daraus resultierenden Terror. Der Terrorismus, die Waffe der Schwachen und Armen, kann auch leicht jeden Flecken der Erde erreichen – und tut es auch. Es gibt kein Patentrezept gegen Terrorismus. Das einzige Gegenmittel ist, seine Ursache zu beseitigen oder, wie es Uri Avnery im September 2001 schrieb, nach dem Anschlag auf die Zwillingstürme in New York: „Man muss den Sumpf trocken legen, der ihn hervorbringt.“

Uri Avnery hat sein Leben der Trockenlegung solcher Sümpfe gewidmet. Er ist immer seiner Linie treu geblieben. Durch den zunehmenden israelischen Staatsterror und den palästinensischen Gegenterror und Avnerys scharfe Kritik an den israelischen Vergeltungsmaßnahmen und der tagtäglichen Besatzungspolitik, geriet er zum Außenseiter in Israel.  >>>

 

 


 

 

Textsammlung von Uri Avnery im "Das Palästina Portal" (übersetzt von Ellen Rohlfs)  >>>

Eine Sonderseite zu seinem Tode >>>