70 Jahre Nakba - kein Grund zum Feiern
- 20.04.2018 - Am Donnerstag folgten anlässlich des israelischen Unabhängigkeitstages rund 20.000 palästinensische Bürger in Israel dem Aufruf zu einem „March of Return“. Sie erinnerten an die 500 palästinensischen Dörfer, die von zionistischen Milizen zerstört wurden und an die seit 70 Jahren bestehende, fortgesetzte Nakba des palästinensischen Volkes.

Die Demonstranten marschierten nach Athlit, einem kleinen, von zionistischen Milizen völlig zerstörtes Dorf, südlich der Stadt Haifa gelegen. Mit Schautafeln und palästinensischen Fahnen erinnerten die Protestierenden an die Namen ihrer Dörfer, die zwischen 1948 und 1949 zerstört worden waren. 

Die Nakba beinhaltet eine palästinensische Erinnerung und zugleich eine andauernde israelische Aktion. Die Zwangsvertreibungen und das Exil der Palästinenser endeten nicht im heutigen Israel und in den besetzten palästinensischen Gebieten im Jahr 1948. Erst letzte Woche wurden palästinensische Bürger in der Ortschaft Umm Alhiran, in der rund 1.000 Bürger lebten, gezwungen, in eine nahe gelegene Stadt umzuziehen. Seit Jahren versuchten sie, dies zu verhindern. Umm Alhiran ist eines von 59 nicht anerkannten Dörfern im Naqab. Eine israelische Anerkennung hätte es schließlich ermöglicht, mit dem Wasser- und Stromnetz verbunden zu werden. Stattdessen wird Umm Alhiran nun vollständig abgerissen, um an gleicher Stelle eine neue Stadt namens Hiran zu errichten. Gem. Satzung ist diese dann ausschließlich religiösen Juden vorbehalten. 

Landraub und Siedlungserweiterungen auf privatem palästinensischem Land, unterstützt und gefördert von der israelischen Regierung, ist ein fortlaufender Prozess. Jeden Monat betrifft dies Dutzende von Palästinensern, manchmal mehr als 100 pro Monat, so das UN-Büro OCHA über die Häuserzerstörungen in den besetzten palästinensischen Gebieten. In den vergangenen Monaten kam es vermehrt zu Aufrufen von israelischen Regierungsbeamten, das Westjordanland zu annektieren, ohne den Palästinensern irgendwelche Rechte zu gewähren. Dadurch würde ein volles System der Apartheid geschaffen. 

Um die Nakba zu beenden, muss Israel die Besatzung sofort beenden und die Verantwortung für die Verbrechen der Nakba anerkennen. Die historische Ungerechtigkeit muss korrigiert werden. Ayman Odeh, der Vorsitzender Gemeinsamen Liste, eine politische Partei in der Knesset, sagte: „Um die Nakba zu beenden, müssen wir Palästinenser als Menschen akzeptieren und anerkennen. Die einzige Zukunft für Palästinenser und Israelis ist eine gemeinsame Zukunft. Um die Nakba zu beenden, müssen wir die Besatzung beenden und einen unabhängigen palästinensischen Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt neben Israel errichten. Um die Nakba zu beenden, müssen wir eine gerechte Lösung für die palästinensischen Flüchtlinge umsetzen (…). Die Nakba wird enden, wenn jüdische Schulkinder die Kultur arabischer Palästinenser lernen, genauso, wie arabische Kinder jüdische Geschichte und Kultur lernen, wenn sie die Geschichte aller indigenen Völker des Landes studieren, wenn palästinensische Kinder mit der Freiheit leben, sich überall hin zu bewegen und zu leben und ihr Schicksal selbst bestimmen. Dann können wir beginnen, die Nakba als etwas Vergangenes zu betrachten und um sie zu trauern.“

Auf der Facebook-Seite der Palästinensischen Mission finden Sie eine kleine Fotogalerie zu den Protesten in Israel. 

Zum Weiterlesen

Ayman Odehs offener Brief in der New York Times
OCHA-Bericht zu den Häuserzerstörungen und Vertreibungen der palästinensischen Bevölkerung
 

 

 

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