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Alles in einen Topf

Angesichts der Lage im Gazastreifen wurde auch hierzulande protestiert – und in dem Zusammenhang wieder heftig über Antisemitismus diskutiert. Dabei lohnt es sich, genauer hinzusehen.

Von Riad Othman -
27. 5. 2021

Die Meldungen über Proteste in verschiedenen Städten, bei denen Jüdinnen:Juden oder jüdische Einrichtungen für Handlungen der israelischen Regierung in Haft genommen wurden, indem Synagogen angegriffen oder antisemitische Parolen skandiert wurden, sind alarmierend. Die verallgemeinernde Beschreibung der Proteste angesichts der jüngsten Eskalation in Israel und Palästina als „antisemitische Demonstrationen“ zeichnet jedoch ein stark verkürztes Bild. Zumindest die drei Demonstrationen, bei denen ein medico-Kollege und ich seit dem 12. Mai in Berlin anwesend waren, stellten mit Blick auf die eskalierende Gewalt, die andauernde Abriegelung Gazas und die fortgesetzte Siedlungspolitik nicht nur völlig legitime, sondern völker- und menschenrechtlich gedeckte Forderungen. Vor allen Dingen aber protestierten hier Palästinenser:innen, Jüdinnen und Israelis, Deutsche, arabisch-, türkisch- und kurdischstämmige Menschen gemeinsam ohne antisemitische oder sonstige Hassparolen und mehrheitlich friedlich.

Der Fokus der Berichterstattung aber liegt nicht auf dieser Mehrheit, die sich gegen die überzogenen Angriffe der israelischen Armee richtete und Menschenrechte für alle, natürlich auch und angesichts ihrer Unterdrückung insbesondere für Palästinenser:innen, forderte. Er liegt auf jenen Gruppen und Einzelpersonen, die mit ihrem Chauvinismus, (Proto-)Faschismus, Antisemitismus oder mit ihren Parolen die mehrheitlich legitimen Proteste vergifteten.

Allerdings ist anzumerken, dass es nicht nur antisemitische Äußerungen gab. Auf manchen Demonstrationen wurden Teilnehmer:innen, die nicht nur als solidarisch mit den Palästinenser:innen, sondern auch mit Kurd:innen erkennbar waren, von türkischen Nationalist:innen bedroht. Es ist hinlänglich bekannt, dass auch Mitglieder der türkisch-faschistischen Grauen Wölfe sich auf pro-palästinensischen Demonstrationen tummeln. Das Einstehen für palästinensische Rechte kann aber nur dann emanzipatorisch sein, wenn es als Teil des Ringens um den universalistischen Charakter der Menschenrechte verstanden wird. Das muss selbstverständlich auch die jüdische Bevölkerung Israels mit einschließen – Asymmetrie hin oder her. Diese Haltung bedarf nicht erst einer Regelung des Konflikts. Als Grundsatz kann nur sie der Ausgangspunkt sein.
Kampf gegen Antisemitismus?

Angesichts der antisemitischen Vorfälle forderten diverse Stimmen zurecht einen entschlosseneren Kampf gegen Antisemitismus. Es waren teilweise dieselben Stimmen, die dann am Brandenburger Tor auf der Demonstration des „Solidaritätsbündnisses Israel“ gegen Antisemitismus in Deutschland protestierten und sich für das Selbstverteidigungsrecht Israels aussprachen und so vollkommen einseitig für die israelische Regierung Stellung bezogen.

Wenn dabei ein Spitzenpolitiker wie Cem Özdemir (vermeintlich) Golda Meir mit den Worten zitiert, „Frieden wird es erst geben, wenn die Araber ihre Kinder mehr lieben als sie uns hassen“, zeigt er nicht nur Solidarität mit Israel, sondern er bedient sich auch eines rassistischen Ressentiments. Hier die israelische Zivilbevölkerung, die sich in Bunker flüchten muss und deren Armee das Land bloß gegen Terroristen verteidigt, dort „die Araber“, die ihre Kinder nicht genug lieben und die nur die Sprache der Gewalt verstehen. Hier Zivilisation und westliche Werte, dort Barbarei, keine menschlichen Individuen, sondern nur eine amorphe Masse. Dabei sollten sich gerade diejenigen,   mehr >>>

 

 

Hier ist seine Rede wohl vollständig zu hören, die Kritik wird dabei eher noch größer >>>


 

Deutschland und der Nahostkonflikt
Im Paralleluniversum


Die deutsche Wahrnehmung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern ist bruchstückhaft.
Der Diskurs ist von Phrasen geprägt.

Die Wirklichkeit droht dabei aus dem Blick zu geraten, meint Stefan Buchen in seinem Essay. -26. 5. 2021

In der deutschen Öffentlichkeit mangelt es weder an lautstarken Kontroversen noch an stiller Wut. Die Corona-Politik mit ihren Ausgangssperren und Schulschließungen, die Krise am Wohnungsmarkt, die Rolle der Klimapolitik, die Angst breiter Schichten um ihren Wohlstand, die sich vergrößernde Schere zwischen Arm und Reich, das richtige Verhältnis zu Russland und China: Über manches wird offen gestritten, anderes schwelt ruhig vor sich hin.

Da tut es gut, wenn ein Thema auftaucht, bei dem öffentliche Einigkeit herrscht. "Gegen Antisemitismus, Deutschland an der Seite Israels" - das war in den vergangenen Wochen der Minimalkonsens in Deutschland, den Politiker und Medien wie in einem säkularen Hochamt zelebrierten. "Untragbar, inakzeptabel auf deutschen Straßen..."

Ausgelöst wurde die trommelfeuerartige Ächtung des Antisemitismus von den Kampfhandlungen in Nahost und den sie begleitenden Pro-Palästina-Kundgebungen in deutschen Städten, bei denen einige Demonstranten auch judenfeindliche Parolen riefen. An den Versammlungen nahmen Menschen palästinensischer Herkunft, aber auch Migranten aus anderen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas teil.

Dass es zu verurteilen ist, wenn Demonstranten "Scheiß Juden" schimpfen, steht außer Frage. Und Politiker und Medien, die solches ächten, tun zunächst einmal das Richtige. Aber schnell legte man noch eins drauf. Das Schlagwort vom "importierten Antisemitismus" machte die Runde. Wie falsch dieser Begriff ist, wurde bereits häufig erläutert.

Reinwaschen vom deutschen Antisemitismus
- Er klingt wie der durchsichtige Versuch einer Schuldübertragung. Wenn man vom Antisemitismus der muslimischen Migranten reden kann, hat man sich vom Reden und vor allem vom Nachdenken über die Geschichte des deutschen Antisemitismus befreit. Wenn die "Migranten" Antisemiten sind, dann sind es die Deutschen nicht (mehr). Dabei spricht vieles dafür, dass Entgleisungen wie bei den erwähnten Protesten mit Bildung und Aufklärung beizukommen ist.

Der deutsche Antisemitismus hingegen konnte nur durch die aufwändigste und opferreichste Militäroperation der Menschheitsgeschichte bezwungen werden. Bei manchen, wie dem CDU-Bundestagskandidaten und ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen, hilft allerdings auch Gewalt nicht.

„In einem Krieg wie zwischen Israel und der palästinensischen Hamas im Mai 2021 bringt die konsequente Parteiname für die israelische Seite allerdings auch ein Problem mit sich,“ schreibt Stefan Buchen in seinem Essay. „Vor lauter Bekenntnissen zum Anspruch Israels auf Selbstverteidigung und Sicherheit ("es ist deutsche Staatsräson"), vor lauter Verurteilungen der "Terrorangriffe" der Hamas geraten wesentliche Tatsachen aus dem Blick.“

Aber was soll´s. Die bürgerliche Mitte hat endlich einen rationalen und gut nachvollziehbaren Grund, gegen Einwanderung sein zu dürfen und die bereits Eingewanderten misstrauisch zu beäugen. Wenn diese Antisemiten sind, dann wird die Ablehnung von Migration geradezu zu einem Ausweis von Toleranz und Aufgeklärtheit. Gleichzeitig vergewissert man sich so der Zugehörigkeit zum und der Verankerung im liberalen Westen.   mehr >>>




Quelle


 

Porträt der israelischen Friedensaktivistin Hagit Ofran
"In meinem Zionismus haben Palästinenser alle Rechte“

Hagit Ofran dokumentiert für die Organisation Peace Now den Siedlungsbau in den palästinensischen Gebieten und sensibilisiert die israelische Öffentlichkeit für die Problematik der Besatzung. So will sie dazu beitragen, dass weiterhin ein Fenster für eine Zweistaatenlösung offenbleibt.

Judith Poppe - 25. 5. 2021

Wann auch immer die Friedensorganisation Peace Now Ende der Achtziger Jahre Zehntausende von Israelis für den Frieden auf die Straßen brachte: Die Teenagerin Hagit Ofran stand am Rand und sah fasziniert zu. Noch fühlte sie sich zu jung, um mitzumischen. Doch einige Jahre später, es war 1995 und Ofran hatte gerade den Militärdienst abgeschlossen, verfolgte sie im Fernsehen die Parlamentsdebatte um die Unterzeichnung des Friedensabkommens Oslo II.

Zwei Parlamentsabgeordnete der Arbeitspartei, der damals tragenden Säule des Friedenslagers, stimmten gegen die Unterzeichnung. Die zu der Zeit 21-Jährige konnte es nicht fassen. Kurzerhand wurde sie Mitglied der Arbeitspartei, um bei deren Vorwahlen mitbestimmen zu können, und kurz darauf stieg sie aktiv bei Peace Now ein.

Mittlerweile ist Hagit Ofran leitende Direktorin des Programms Siedlungs-Watch von Peace Now – und weiß vermutlich mehr über die jüdischen Siedlungen in den palästinensischen Gebieten als irgendein anderer Israeli.

Die 45-Jährige sitzt mit grauen, schulterlangen Locken und Brille in ihrem Wohnzimmer im Jerusalemer Stadtteil Rechavia und gibt Einblick in Seiten ihrer Persönlichkeit, die auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen mögen: Ofran bezeichnet sich als Zionistin, aber prangert den Siedlungsbau aufs Schärfste an. Sie spricht von sich selber als Workaholic, strahlt aber eine Ruhe aus, die ansteckend ist. Sie steht ganz klar auf einer Seite im wohl hitzigsten und zentralsten Konflikt des derzeitigen Israel, spricht aber immer ruhig und wohlüberlegt.

Noch so ein scheinbarer Widerspruch ist die Tatsache, dass die Friedensaktivistin noch immer in Jerusalem lebt, dort, wo sie geboren und aufgewachsen ist, wo allerdings auch der Konflikt zwischen den Israelis und den Palästinensern so brodelt wie nirgendwo anders. Doch gerade deshalb ist es Ofran wichtig, dort zu sein. Sie möchte der Geschichte dieses Ortes und den Geschehnissen nahe sein. „Abgesehen davon liebe ich die Diversität der Stadt“, sagt die selbsterklärte Lokalpatriotin, „und die Möglichkeiten, die die Stadt auch in religiöser Hinsicht bereithält.“ Für Ofran, die aus einem religiös-zionistischen Elternhaus kommt, in ihren Zwanzigern der Religion den Rücken kehrte und schließlich einige traditionell-religiöse Elemente wieder in ihren Alltag integriert hat, spielt das eine große Rolle.

Der begehrteste Job des Friedenslagers

Man sollte meinen, dass diejenigen, die an vorderster Front gegen den Siedlungsbau aktiv sind, ab und zu das Bedürfnis nach Zerstreuung haben, nach Kinogängen, Yoga oder Kneipenabenden. Nicht so Ofran. Wenn sie Bücher liest oder Filme sieht, erzählt sie und lacht, dann hätten die für gewöhnlich mit dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern zu tun. „Ein Freund von mir sagte einmal, dass ich den wohl begehrtesten Job des Friedenslagers habe“, erzählt sie: „Er hatte Recht.  mehr >>>

 

Interview mit Mustafa Barghouti
„Deutschland und Europa können die Zweistaatenlösung retten“


Zwischen Israel und der Hamas schweigen die Waffen wieder. Nach Ansicht des linksliberalen palästinensischen Politikers Mustafa Barghouti hat der jüngste Konflikt die Palästinenser in ihrem Kampf für einen eigenen Staat vereint. Um die Zweistaatenlösung zu unterstützen, sollte nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa den Staat Palästina anerkennen, sagt er im Interview mit Jannis Hagmann.

Mustafa Barghouti  im Interview mit Jannis Hagmann. - 22. 5. 2021

Herr Barghouti, nach elf Tagen haben die Hamas und Israel endlich einem Waffenstillstand zugestimmt. Was ist das Ergebnis der jüngsten Eskalation?

Mustafa Barghouti: Es ist schmerzhaft. 243 Menschen wurden in Gaza getötet, die Hälfte davon Frauen und Kinder. In Israel wurden 12 Menschen getötet. 12 Israelis im Vergleich zu 243 Palästinensern. Das allein sagt eine Menge aus.

Und aus politischer Sicht?

Barghouti: Aus politischer Sicht ist es erstaunlich. Nach Jahren der Unterdrückung und Frustration sehen wir jetzt ein starkes Gefühl von Widerstand - nicht nur in Gaza, sondern in ganz Palästina. Ich würde es einen Volksaufstand nennen, der keinen Palästinenser unberührt lässt. Am Dienstag sind tausende Menschen im Westjordanland auf die Straße gegangen. Die meisten von ihnen waren junge Leute, die wahrscheinlich noch nie an einer Demonstration teilgenommen hatten. Viele waren säkular orientiert. Sie werden niemals aufgeben und haben mich mit ihrem Engagement schwer beeindruckt. Es gibt eine neue Einheit der sog. 48er Palästinenser, die im israelischen Staatsgebiet leben, mit den Palästinensern in den besetzten Gebieten wie auch in der Diaspora.

Einheit klingt auf den ersten Blick gut. Allerdings ist auch die Hamas Teil dieser Einheit. Sie hat die militärische Konfrontation begonnen, als sie Raketen auf Zivilisten in Israel schoss.

Barghouti: Nein, das stimmt so nicht. Das Problem mit diesem Narrativ ist, dass Israel das Opfer ist und die Palästinenser die Aggressoren sind. Natürlich greift in einer militärischen Konfrontation jede Seite zu den Waffen und es sind Zivilisten auf beiden Seiten betroffen. Aber das alles wäre nicht passiert, wenn Israel die Menschen in der Al-Aksa-Moschee nicht angegriffen und wenn Israel erklärt hätte, dass es die Menschen in Sheikh Jarrah nicht zwingen würde, ihre Häuser zu verlassen. Das alles hätte vermieden werden können.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas trifft seinen israelischen Amtskollegen Gabi Ashkenazi zu einer Solidaritätsbekundung während der jüngsten Eskalation zwischen Israel und der Hamas (Foto: picture-alliance/dpa)
Plädoyer für die Rettung der Zweistaatenlösung: Nicht nur der US-Präsident Biden hält die Zwei-Staaten-Lösung für alternativlos. „Nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa sollte den Staat Palästina anerkennen. Wenn sie wirklich eine Zweistaatenlösung unterstützen, warum erkennen sie Palästina dann nicht an? Dieser Schritt würde das Machtgefüge verändern und den Konflikt symmetrischer machen, was wiederum einen Weg für Verhandlungen öffnen würde, betont Mustafa Barghouti.

In Jerusalem gingen die Aggressionen allerdings auch von palästinensischer Seite aus. Es wurde Feuerwerk abgeschossen, Steine flogen, es gab Angriffe auf jüdische Bürgerinnen und Bürger.


Barghouti: Die Menschen haben Steine geworfen, nachdem sie angegriffen wurden, nicht vorher. Es war sehr unklug von der israelischen Regierung, sie während des Ramadan in der Al-Aksa-Moschee anzugreifen und die Palästinenser am Bab al-Amoud (Damaskustor) zu vertreiben, die nach dem Fastenbrechen einfach nur herumsaßen und feierten.

Aber noch einmal: Ich habe nicht gehört, dass Sie die Angriffe auf Zivilisten ausdrücklich verurteilen.


Barghouti: Das ist eine Taktik, die Journalisten immer wieder anwenden. Ich muss nichts verurteilen. Ich bin ein Mensch, der sein ganzes Leben lang für Gewaltlosigkeit eingetreten ist und ich rechtfertige nirgendwo Angriffe auf Zivilisten. Aber Sie können Israel, das eine der stärksten Armeen der Welt hat, nicht mit Gaza gleichsetzen. Israel hat Gaza mit 160 F-15 und F-16 Kampfjets angegriffen. Das ist nicht zu vergleichen. Am Ende sehen wir immer wieder diese Zyklen der Eskalation, weil sich die Welt nicht dafür interessiert.   mehr >>>

 

Chinas Rolle bei der Eskalation in Nahost
Peking fürchtet Instabilität im Nahen Osten


China präsentiert sich international als starker Unterstützer der palästinensischen Sache und behauptet, es vertrete anders als die USA "moralische" Werte. Gleichzeitig hat es aber seit Jahren enge politische, wirtschaftliche und militärische Kontakte mit Israel geknüpft.

 Einzelheiten von Mu Cui - 24.05.2021

"Sie fragen mich nach Chinas nationalem Interesse im Nahostkonflikt? Ich sage Ihnen: Keine Unruhe, keine Eskalation in der Region!" Im Interview mit der Deutschen Welle betont Li Guofu, Nahost-Experte des regierungsnahen Pekinger Thinktanks "China Institute of International Studies" (CIIS), dass China unbedingt eine friedliche und stabile Weltlage benötige, um sich weiterzuentwickeln. "Die Unruhe im Nahen Osten beeinträchtigt nicht nur das normale Leben der dortigen Bevölkerung, sie wirkt sich auch sehr negativ auf die Stabilität der ganzen Welt aus und schadet somit Chinas Aufstieg."

Peking fordert eine sofortige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Die Volksrepublik, die diesen Monat den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat hat, versuchte in den vergangenen Tagen mehrmals gemeinsam mit anderen Staaten, eine dementsprechende Resolution beschließen zu lassen. Dies scheiterte jedoch am Widerstand der USA. Außenminister Wang Yi bekräftigte die Notwendigkeit des Dialogs mit dem Ziel einer Zweistaatenlösung.

Chinas Wirtschaftsinteressen 
- Für Chinas Wirtschaft und Energieversorgung spielt die Nahostregion eine bedeutende Rolle, denn sie deckt etwa die Hälfte seines Bedarfs an Öl und Gas. Containerschiffe, die Güter im Wert von vielen Milliarden Euro zwischen China und Europa transportieren, müssen den Suezkanal passieren. "Der israelisch-palästinensische Konflikt ist das Kernproblem der Region," sagte Politikwissenschaftler Li Guofu. "Solange es keine vollständige, gerechte und nachhaltige Lösung für diesen Konflikt gibt, hört die Unruhe nicht auf. Und das hat negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen China und vielen Staaten in Nahost."   mehr >>>



 

Omri Boehm: „Die deutsche Haltung gegenüber Israel spiegelt eine unachtsame Art der Achtsamkeit wider“

Omri Boehm, im Interview mit Theresa Schouwink - 26 Mai 2021

Auch in Deutschland kam es aufgrund der Eskalation im Nahen Osten zu heftigen Protesten gegen Israel. Im Interview erläutert der israelische Philosoph Omri Boehm, warum Anti-Israel-Demonstrationen vor Synagogen antisemitisch sind, die Existenz Israels als jüdischen Staat kritisch zu sehen, hingegen nicht
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Vor einigen Tagen wurde ein Waffenstillstand zwischen der Hamas und Israel beschlossen. Denken Sie, dass dies das Ende der derzeitigen Eskalation bedeutet?


Das können wir hoffen. Es besteht die Möglichkeit, dass der Waffenstillstand vorerst beibehalten wird. Die arabischen Israelis waren gestern sehr angespannt, weil die Polizei eine massive Verhaftungskampagne begonnen hat. Zudem wurde ein palästinensischer Teenager in Jerusalem in seinem Haus angeschossen und verletzt. Wir können jedoch hoffen, dass es keine weitere Eskalation gibt.

Auf seiner Reise in den Nahen Osten betonte der deutsche Außenminister Heiko Maas die Solidarität Deutschlands mit Israel: „Für uns ist die Sicherheit Israels und genauso die Sicherheit aller Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht verhandelbar, und darauf kann sich Israel immer verlassen.“ Was denken Sie über diese Aussage?

Maas' Aussage drückt eine Selbstverständlichkeit aus. Israels Sicherheit ist und bleibt nicht verhandelbar. Gleiches gilt für die Sicherheit aller Juden in Deutschland. Wir müssen jedoch eine klare Grenze ziehen zwischen Israels nicht verhandelbarer Sicherheit und seinem angeblichen Recht, die Rechte der Palästinenser massiv zu verletzen. Wenn Maas mit „nicht verhandelbar“ meint, diese Grenze zu ignorieren, wenn er meint, dass Israel das Recht hat, im Konflikt mit den Palästinensern massiv gegen das Völkerrecht und die 4. Genfer Konvention zu verstoßen, würde aus seiner wahren und wichtigen Aussage eine falsche.

In diesem Fall aber gingen ja die ersten Raketenangriffe von der Hamas aus.

Die Aussage „die Hamas hat zuerst geschossen“ ist falsch. Die Al-Aqsa-Moschee in Ostjerusalem (nach internationalem Recht besetztes Gebiet) ist für die Palästinenser die heiligste und symbolisch wichtigste Stätte. Israelische Truppen betraten die Moschee, traten mit ihren Schuhen auf die Teppiche und schossen zum ersten Mal in der Geschichte mit Tränengas und Blendgranaten in die Moschee. Das war eine bewusste, kolossale Provokation, die leicht den gesamten Nahen Osten in Aufruhr versetzen könnte. Die Hamas schoss im Gegenzug mehrere selbstgebaute Raketen in Richtung Jerusalem – ein vor allem symbolischer Akt, der ein paar Fenster zerschmetterte. Um es klar zu sagen: Raketen auf die Zivilbevölkerung zu schießen ist ein Kriegsverbrechen. Zugleich aber ist die Aussage „die Hamas hat zuerst erschossen“ ein sehr kleiner Teil der Wahrheit. Die Hamas forderte unmittelbar danach einen Waffenstillstand. Israel lehnte diesen lange Zeit ab, während es zugleich den Gazastreifen schwer bombardierte. Dabei kamen mehr als 200 Menschen ums Leben, etwa die Hälfte davon Zivilisten, unter ihnen etwa 70 Kinder. „Israel hat das Recht, sich zu verteidigen, weil die ersten Raketen von der Hamas kamen“ ist keine angemessene Beschreibung dieser Realität.

Deutschland hat aufgrund seiner Geschichte eine besondere Beziehung zu Israel. Ist Deutschland nicht tatsächlich verpflichtet, bei der Beurteilung der israelischen Politik besonders achtsam zu sein?

Das ist ein wichtiger Punkt, der oft zu einem Trugschluss führt. Deutschland ist auf jeden Fall verpflichtet, in Bezug auf Israel besonders achtsam zu sein. Aber das ist keine einfache Sache. Manchmal ist es schwierig und unangenehm, achtsam zu sein. Wie ich oben erläutere, spiegelt die Haltung von Politikern wie Maas eine unachtsame Art der Achtsamkeit wider. Ein guter Mindeststandard sollte hier die Wahrung des Völkerrechts sein.  mehr >>>

 


 

Über 600 Künstler weltweit unterzeichnen #MusiciansForPalestine Brief

Über 600 Musiker, darunter Belly und Anwar Hadid, Black Thought und Questlove von The Roots, Cypress Hill, NARCY, NoName, Patti Smith und Run the Jewels, haben eine Erklärung unterzeichnet, in der sie Gerechtigkeit, Würde und das Recht auf Selbstbestimmung für das palästinensische Volk fordern und Künstler dazu aufrufen, sich zu weigern, in Israels mitschuldigen Kultureinrichtungen aufzutreten.

Offener Brief 27. Mai 2021

Anmerkung der Redaktion: Die folgende Mitteilung wurde von #MusiciansForPalestine am 27. Mai 2021 veröffentlicht. Mondoweiss veröffentlicht gelegentlich Pressemitteilungen und Erklärungen von Organisationen, um auf übersehene Themen aufmerksam zu machen.

Am 27. Mai um 9:00 Uhr EST startet #MusiciansForPalestine, ein Brief von mehr als 600 Musikern, in dem es heißt: "Wir sprechen zusammen und fordern Gerechtigkeit, Würde und das Recht auf Selbstbestimmung für das palästinensische Volk und alle, die gegen koloniale Enteignung und Gewalt auf dem ganzen Planeten kämpfen."

Unterstützung kommt von Künstlern aus der palästinensischen Diaspora, darunter Belly und Anwar Hadid. A-Trak, Black Thought und Questlove von The Roots, Cypress Hill, DJ Snake, Julian Casablancas, Juliana Huxtable, Majid Al-Maskati, Mustafa the Poet, NARCY, NoName, Patti Smith, Run the Jewels, Serj Tankian von System of a Down und Thurston Moore sind ebenfalls unter den Unterzeichnern des Aufrufs, der hinzufügt:

"Wir rufen Sie dazu auf, sich uns mit Ihrem Namen anzuschließen, indem Sie sich weigern, in Israels mitschuldigen Kultureinrichtungen aufzutreten, und indem Sie fest zu Ihrer Unterstützung des palästinensischen Volkes und seines Menschenrechts auf Souveränität und Freiheit stehen. Wir glauben, dass dies entscheidend ist, um eines Tages in einer Welt ohne Segregation und Apartheid zu leben."

Eine weitere Teilliste der Unterzeichner sind:


Alsarah, Sama' Abdulhadi, Dina El Wedidi, Wegz, Nadah El Shazly, Muqata'a, Maurice Louca, Youssra El Hawary, Deena Abdelwahed, Hamed Sinno (Mashrou' Leila), Yasmine Hamdan, Heba Kadry, Khyam Allami, ZULI, Mark Porest, Alan Bishop (Sun City Girls, Invisible Hands, Dwarfs of East Agouza), Nai Barghouti, Rabih Beaini, Radwan Ghazi Moumneh (Jerusalem in my Heart), Raed Yassin, Asem Tag, Sharif Sehnaoui, Si-bemol Younes, Youmna Saba, Zeid Hamdan, A-Trak, Aja Monet, Anwar Hadid, Black Thought & Questlove of the Roots, Caterina Barbieri, Chronixx, Colectivo LASTESIS, Cypress Hill, DJ Snake, Fred Wreck, Fousey, Godspeed You! Black Emperor, IAM, India Jordan, Joseph Kamaru (KMRU), Juliana Huxtable, Lowkey, LSDXOXO, Lyra Pramuk, Machel Montano, Marie Davidson, Majid Al Maskati, Mustafa The Poet, NARCY, Nicolás Jaar, Noname, Owen Pallett, P-Thugg, Patti Smith, Pharoahe Monch, Rage Against The Machine, Roger Waters von Pink Floyd, Royce The 5'9, Dave 1 und P-Thugg von Chromeo, Serj Tankian von System of a Down, Rage Against The Machine, Run The Jewels, Talib Kweli, tUnE-yArDs, Thurston Moore von Sonic Youth, Tim Hecker, VTSS und mehr.
 

Eine vollständige Liste der Unterzeichner finden Sie auf der #MusiciansForPalestine Website hier. >>>

Der Brief der #MusiciansForPalestine wurde von der Palästinensischen Kampagne für den akademischen und kulturellen Boykott Israels (PACBI) begrüßt, einem Gründungsmitglied des Nationalen Komitees für Boykott, Desinvestition und Sanktionen (BDS), der größten Koalition in der palästinensischen Gesellschaft, die schrieb: "Danke, #MusiciansforPalestine! Eure bedeutungsvolle Solidarität erinnert die Palästinenser daran, dass nach dem Waffenstillstand unser Kampf für Befreiung, Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit nicht vergessen sein wird. Allein in dieser Woche haben Tausende von Künstlern friedliche Maßnahmen befürwortet, um Israel nach internationalem Recht zur Rechenschaft zu ziehen und die palästinensischen Menschenrechte zu unterstützen. Wir grüßen die Künstler, Kulturschaffenden und Kunstinstitutionen, die ihre ethische Verpflichtung erkennen, unseren gewaltfreien Kampf gegen Israels Kolonialherrschaft nicht zu unterstützen, indem sie die Verbindungen der Komplizenschaft beenden. Möge Israels jüngstes Massaker das letzte sein! Es ist Zeit, #CeaseApartheid zu beenden. Die Demontage der Apartheid ist #InOurHands!". [2]

Der irakisch-kanadische Multimediakünstler NARCY erklärte seine Unterstützung für das Projekt: "Es ist entscheidend, dass wir diese Sache verstärken und für die Rechte der Palästinenser an diesem kritischen Punkt eintreten. Die Bombardierung des belagerten Gazastreifens und die drohende Gefahr einer ethnischen Säuberung im Stadtteil Sheikh Jarrah im besetzten Jerusalem haben der Welt die Enteignung vor Augen geführt, der die Palästinenser in den letzten 73 Jahren ausgesetzt waren." Vom 10. Mai bis zur Ankündigung des Waffenstillstands am 22. Mai haben israelische Streitkräfte mindestens 243 Palästinenser getötet und mehr als 1900 verwundet. Zwölf Menschen in Israel wurden ebenfalls von bewaffneten palästinensischen Gruppen getötet.

Die Botschaft von NARCY geht weiter: "Wenn Sie es nicht wissen, dann wissen Sie es jetzt. In den letzten Wochen haben wir Videos gesehen, in denen das israelische Militär die drittheiligste muslimische Stätte der Welt während des heiligen Monats Ramadan stürmt. Wir haben gesehen, wie Banden von Siedlern und anti-arabischen Israelis auf den Straßen "Tod den Arabern" skandierten, während sie palästinensische Geschäfte plünderten, wir haben gesehen, wie ein Mann live im israelischen Fernsehen gelyncht wurde. Dies hat der Welt einen Mikrokosmos der israelischen Besatzung gezeigt. Dieser Brief macht deutlich, dass wir als Musiker nicht schweigen dürfen, wir müssen Stellung gegen die Apartheid beziehen."

Die Unterzeichner Rage Against the Machine erklärten kürzlich: "Die Gewalt und die Gräueltaten, die wir in Sheikh Jarrah, auf dem Al Aqsa-Gelände und in Gaza erleben, sind eine Fortsetzung der jahrzehntelangen brutalen Apartheid und der gewaltsamen Besetzung Palästinas durch Israel. Wir stehen an der Seite des palästinensischen Volkes, wenn es sich gegen diesen kolonialen Terror in all seinen Formen wehrt."

Der Brief wird auch von den israelischen Musikern Meira Asher, Ohal Grietzer, Jonathan Ofir und Michal Sapir unterstützt, die die Initiative #MusiciansForPalestine unterstützen und schreiben: "Wir sehnen uns danach, in einer demokratischen und friedlichen Gesellschaft zu leben und zu schaffen, doch Israel ist ein kolonialer Staat, der die Palästinenser einer brutalen Besatzung, Belagerung und Enteignung aussetzt. Zusammen mit Musicians for Palestine bekräftigen wir den Aufruf unserer palästinensischen Kollegen, nicht in Israel aufzutreten, solange Israel sein Apartheid-Regime aufrechterhält."

In dem Brief heißt es weiter: "Komplizenschaft mit israelischen Kriegsverbrechen findet man im Schweigen, und heute ist Schweigen keine Option. Schweigen ist keine Option, da das brutale israelische Bombardement des belagerten Gazastreifens in den letzten Wochen mehr als 245 Menschenleben gefordert hat. Schweigen ist keine Option, wenn die Bewohner von Sheikh Jarrah im besetzten Jerusalem ständig aus ihren Häusern vertrieben werden. Schweigen ist keine Option, während Millionen von palästinensischen Flüchtlingen ihr kollektives Recht auf Rückkehr verweigert wird."

#MusiciansForPalestine reiht sich ein in andere Briefe zur Unterstützung Palästinas, die diese Woche in der Kunst veröffentlicht wurden, darunter #VisualArtsforPalestine und der Brief gegen Apartheid.

Die BDS-Bewegung wurde 2005 gegründet und hat drei Ziele: das Ende der militärischen Besatzung Israels, die Gleichberechtigung für Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft und das Recht auf Rückkehr für palästinensische Flüchtlinge.   Quelle


Ein israelisches Straßenschild, das den arabischen Namen Jerusalems ("Al-Quds") weglässt und stattdessen das hebräisierte Urshalim verwendet.

 

Wie Israel Arabisch aus der öffentlichen Landschaft löscht

Die israelische Regierung hat damit begonnen, den arabischen Namen für Jerusalem von den Straßenschildern zu streichen. Damit löscht sie nicht nur die Sprache aus dem israelischen Bewusstsein, sondern auch die palästinensische Identität selbst.

 Umar Al-Ghubari -  November 22, 2015 - Übersetzt mit DeepL

Wenn Sie auf dem Highway 1 in Richtung Jerusalem fahren, fällt Ihnen vielleicht ein relativ neues Phänomen auf den Straßenschildern auf, die Sie in die Stadt führen. Wer der arabischen Sprache mächtig ist, wird feststellen, dass der Name Jerusalems auf Arabisch eine Veränderung erfahren hat: Das Wort in Klammern, القدس, Al-Quds, das dort bis vor kurzem stand, gibt es auf den neuen Schildern nicht mehr, die seit kurzem an den Straßenrändern in den Abschnitten aufgestellt wurden, in denen der Ausbau der Autobahn vor kurzem abgeschlossen wurde.

Der Name Jerusalems im modernen Arabisch ist Al-Quds, was "Das Heilige" bedeutet. Die Wurzel q-d-s [im Arabischen] ist der Wurzel q-d-sh im Hebräischen ähnlich, und der Name leitet sich von dem Stadtnamen "Beit El-Maqdis" ab, der sogar im 7. Jahrhundert zusammen mit dem römischen Namen Aelia [Capitolina] in Gebrauch war. Der Name Urshalīm erscheint in der arabischen Version der hebräischen Bibel und des Neuen Testaments. Teilübersetzungen des Neuen Testaments ins Arabische wurden bereits im 7. Jahrhundert begonnen. Die erste Übersetzung der hebräischen Bibel ins Arabische wurde wahrscheinlich Anfang des 9. Jahrhunderts von einem muslimischen Kleriker fertiggestellt, aber die angesehenste und wichtigste Übersetzung ist die des jüdischen Philosophen Sayeed Alfayumi, besser bekannt unter seinem hebräischen Namen R. Saadia Gaon (882-942). Sowohl Urshalīm als auch der hebräische Name Yerushalayīm stammen höchstwahrscheinlich von dem kanaanitischen Namen der Stadt, Rushalimom, oder dem jebusitischen Namen Urusalima, aus dem dritten und zweiten Jahrtausend vor der gemeinsamen Zeitrechnung.

Der Staat Israel und davor die zionistische Bewegung haben gehandelt und handeln immer noch, um die arabischen Namen aus dem Land zu tilgen und sie durch jüdisch-hebräische Namen zu ersetzen. Die Arbeit der Umbenennung wurde dem Namensgebungskomitee der Regierung übertragen, das 1950 als Nachfolger des "JNF-Komitees für Namen von Siedlungen" gegründet wurde, das 1925 gegründet wurde. Zu den Aufgaben des Komitees gehört die Benennung von neuen Städten, Kreuzungen und Umgehungsstraßen, Parks, Quellen, Bächen usw. Seit seiner Gründung hat das Komitee Tausende von neuen Namen festgelegt. Obwohl es mehrere Methoden zur Festlegung der Namen gibt, ist der Zweck derselbe: die Judaisierung des Landes und die Auslöschung der arabischen Identität aus dem Land und aus den Köpfen.

Manchmal hat das Komitee seine Entscheidung auf Namen aus historischen jüdischen Quellen gestützt - die es wiederbelebt hat - wie im Fall von Yerushalayīm [Jerusalem], Modi'in, Gezer usw. Es hat auch arabische Namen durch Namen ersetzt, die in den jüdischen Quellen erwähnt werden, selbst wenn der Unterschied zwischen ihnen geringfügig ist, wie in Akko [Akko] statt Akka, Yafo [Jaffa] statt Yafa und Tzora statt des arabischen Dorfes Sora'a (übrigens sind diese Namen nicht notwendigerweise jüdisch oder hebräisch, sie existierten, bevor die Israeliten in Kanaan ankamen).

Manchmal übersetzte das Komitee den arabischen Namen ins Hebräische, wie im Fall von Ayelet Hashaḥar, was eine wörtliche Übersetzung des arabischen Namens Najmat al-Subh ist. Zu anderen Zeiten verzerrte das Komitee arabische Namen und ersetzte sie durch hebräische Namen, die in Form oder Klang ähnlich waren, wie im Fall von Agur, benannt nach dem zerstörten palästinensischen Dorf Ajur, oder Ein Limor anstelle von Eyn Al'amor.

In seltenen Fällen behielten neue jüdische Städte, besonders solche, die vor der Staatsgründung neben oder auf arabischen Dörfern gegründet wurden, den arabischen Namen bei, wie in Ja'ara, Sejera, Karkur usw. Manchmal wurden Namen nach aktuellen Ereignissen erfunden, wie z.B. Kfar Daniel, benannt nach dem Präsidenten der Zionistischen Organisation Amerikas, Daniel Frisch - ein Name, der dem des arabischen Dorfes Daniyal ähnelt, das an dieser Stelle bis zur Eroberung 1948 existierte.

Die Arbeit der Judaisierung und Hebraisierung von Ortsnamen ist immer noch in vollem Gange. Dabei geht es nicht darum, neuen jüdischen Orten hebräische Namen zu geben, sondern vielmehr darum, bestehende arabische Namen auszulöschen und durch hebräische zu ersetzen. Erst vor ein paar Jahren wurde die Ablun-Kreuzung in Avlayim-Kreuzung umbenannt. Eine andere Methode, die erfunden wurde, war, demselben Ort zwei Namen zu geben, einen auf Hebräisch und einen auf Arabisch: Shaqib Alsalam/Segev Shalom, Tal'at 'Aara/Ma'aleh 'Eiron und Waḥat Alsalam/Neve Shalom.

Dies ist eigentlich ein Betrug, denn in offiziellen staatlichen Dokumenten und in der Liste der Siedlungen erscheint nur der hebräische Name, und die arabische Version hat im Schatten der bestehenden Machtverhältnisse zwischen Hebräisch und Arabisch im jüdischen Staat keine Chance zu überleben. Die arabischen Namen dieser Orte werden bestenfalls in den Köpfen und in der Sprache der Araber bleiben, und sie werden nicht in der Lage sein, sie außerhalb, in der israelischen Sphäre, zu verwenden. Sie sind auf offizieller Ebene bedeutungslos, und in der Tat werden sie völlig unerkannt bleiben. Darüber hinaus bedeutet dies eine Demütigung und Verachtung der arabischen Sprache: sie ist marginal, sie wird missachtet, sie ist überflüssig, und sie ist auch ineffektiv (die israelische Post erkennt diese Orte nicht an, wenn ihr hebräischer Name nicht auf dem Umschlag steht).

Im Fall von Neve Shalom waren es die arabischen und jüdischen Bewohner des Dorfes, die den Namen auswählten. Sie wählten einen hebräischen Namen, der aus einem Vers aus dem Buch Jesaja stammt: "Und mein Volk wird in einer Wohnung des Friedens und in sicheren Wohnungen leben" (32.18), und übersetzten ihn ins Arabische. In diesem Fall ist das Hebräische das Original und das Arabische ist sekundär, obwohl dieses Dorf im Gegensatz zum Staat Israel binational ist und eine volle Gleichberechtigung zwischen seinen beiden Völkern und deren Sprachen haben soll. Als die Bewohner versuchten, den Namen ihres Dorfes offiziell registrieren zu lassen, wurde ihr Antrag mit der Begründung abgelehnt, dass vier Wörter zu lang und kompliziert seien, und sie sich mit zwei begnügen müssten. Diejenigen, die den Antrag einreichten, hatten nicht den Mut, auf dem vollen Namen zu bestehen, oder, als Akt des Protests und der Reform, aus den zwei Wörtern Waḥat Alsalam zu machen, oder einen neuen Namen zu wählen. Auch hier siegte der judaisierende Instinkt, und der Name Neve Shalom - ohne das Arabische - ist der offizielle und dominierende Name des zweisprachigen und binationalen Dorfes geworden.

Was Jerusalem betrifft, so bestimmte der Staat Israel, dass der Name der Heiligen Stadt auf Arabisch nicht nur Al-Quds bleibt, wie die Araber es nennen, sondern dass ihm der alte Name Urshalīm vorangestellt wird, der dem Namen Yerushalayīm entspricht. Das Wort Al-Quds würde jedoch in Klammern erscheinen. So wurde der Name im israelischen Arabisch (أورشليم (القدس - Urshalīm (Alquds). Offizielle israelische Sprecher, die sich an die arabische Öffentlichkeit oder an die arabischen Medien wandten, zwangen den Arabern die israelische Erfindung auf und nannten die Stadt Urshalīm-Alquds, in einem Atemzug. Auch die israelische Rundfunkbehörde tat dies: In jeder Nachrichtensendung auf Arabisch im Radio und im Fernsehen achteten die Nachrichtensprecher darauf, die arabischen Hörer und Zuschauer daran zu erinnern, dass die Sendung aus "Urshalīm Al-Quds" kam.

 


Ein israelisches Straßenschild, das den arabischen Namen Jerusalems, Al-Quds, in Klammern enthält.

Die Zertrampelung des arabischen Namens von Al-Quds und seine Unterordnung unter den neuen Namen ist ein aggressiver Akt zur Eroberung des öffentlichen Bewusstseins, der die physische Eroberung der Stadt und die damit verbundene Enteignung ergänzt. Die Zeichen mit dem entstellten oder neuen Namen machen die Machtverhältnisse deutlich. Die Zeichen zielen darauf ab, Fakten auf dem Boden, in der Sprache und im Geist zu schaffen. Wir Palästinenser gehen ohnmächtig an den Zeichen vorbei, die in unserem Land stecken. Die Jerusalemer Zeichen - und andere Zeichen im ganzen Land - stehen uns ständig mahnend vor Augen. Sie sind immer da, um unsere Niederlage zu verkörpern und uns daran zu erinnern. Sie sind da, um zu verletzen. Man kann sich ihnen nicht entziehen. Wir werden von diesen judaisierenden Zeichen angegriffen und belagert.

Der Zionismus hat es geschafft, eine palästinenserfeindliche Umgebung zu schaffen. An fast jedem Ort im Land wollen sie, dass wir uns fremd fühlen. Dies ist nicht euer Land, dies ist das Land der Juden - berichten uns die Schilder. Wir haben das Gefühl, dass wir uns in einem ständigen Kampf um unser Bewusstsein befinden. Unser Kampf richtet sich also nicht nur gegen die Herrschenden, sondern auch gegen die Zeichen. Es ist kein Zufall, dass sich diese beiden Wörter im Hebräischen aus der gleichen Wurzel [sh-l-t] entwickelt haben.

Aus diesem Grund gibt es palästinensischen Widerstand - verdeckt und offen, bewusst und unbewusst - gegen die Zeichen. Wir sagen nicht, und wir weigern uns, "ana min Urshalīm" oder "ana min Yafo" zu sagen. In einer normalen Situation ist es für einen Palästinenser normal, "ana min Al-Quds" zu sagen, aber im jüdischen Staat ist das ein Teil unserer Selbstverteidigung, ein Teil des Widerstands, ein Teil des Krieges. In jedem gegebenen Moment befinden wir uns in einem nationalen Kampf. Dieser spezifische Kampf richtet sich jedoch nicht gegen das Establishment, denn unsere Chancen sind gering. Unser Kampf besteht darin, unser Bewusstsein, unser Gedächtnis, unsere Sprache und unsere Namen zu bewahren, zumindest in uns selbst.

Auf dieser Ebene gibt es Erfolge: die zweite und dritte Generation der Nakba wehrt sich gegen die Versuche, ihre nationale Identität auszulöschen; eine spontane nationale Verweigerungsfront gegen die hebräischen Namensgebungen nimmt Gestalt an. Es gibt einen Volksaufstand für die Wiederbelebung der Namen der Dörfer, die der Staat Israel vor 67 Jahren vom Antlitz der Erde getilgt und ihre Bewohner vertrieben hat. Im Vergleich zur Situation vor zwei Jahrzehnten wissen heute zum Beispiel immer mehr Menschen, wo al-Jauna, Mi'aar, Dayr al-Qasi, Amuas und Saḥmama liegen, obwohl diese Dörfer nicht mehr existieren und nicht auf den israelischen Landkarten erscheinen.

Diese besonderen Erfolge mögen momentane Gefühle des Triumphs und der Ermächtigung hervorrufen, aber sie können auch die Frustration verstärken, die wir empfinden, weil sie in der realen Welt keinen Ausdruck finden. Wir haben es nicht geschafft, auch nur ein einziges Schild zu ändern, und wir werden es nicht schaffen, auch nur einen einzigen Brief in der Post an den arabischen Ortsnamen zu erhalten, den der Staat beseitigt hat. Hier könnte man Ben-Gurion zitieren, der sagte: "Es ist nicht wichtig, was die Araber sagen, wichtig ist, was die Juden tun." Aber die tägliche Realität, die der Staat Israel geschaffen hat, ist größer als wir - sie zwingt uns, die hebräischen Namen zu benutzen. Ein Palästinenser aus al-Jish in Obergaliläa wird auf seiner Universitätsbewerbung schreiben müssen, dass er aus Gush Ḥalav stammt; eine junge Frau aus Kafr Musmus wird kein Paket mit der Post erhalten, wenn sie nicht schreibt, dass sie in Ma'aleh Eiron wohnt; Palästinenser aus Yafa, Akka und Ḥeifa werden resigniert ihren flüchtigen Verwandten in Beirut oder Gaza mitteilen müssen, dass ihr Haus jetzt in der Zionismusstraße oder in der Etzelstraße liegt. Auf diese Weise zwingt uns der Staat, mit unseren eigenen Händen an der Auslöschung unserer Identität teilzunehmen.

Diese Praxis der Auslöschung reicht aus, um die Quellen der palästinensischen Wut und die tieferen Ursachen des Aufstands zu verstehen. Im Gegensatz zu uns sind die meisten Israelis blind für die Tatsache der systematischen Auslöschung der palästinensischen Identität aus dem öffentlichen Raum; mehr noch, sie sind sogar Teil des Systems. Wer Hebräisch spricht, bemerkt die Verzerrung nicht, nimmt schnell die hebräischen Namen an und identifiziert sich mit ihnen und wird so zum aktiven Akteur im Prozess der sprachlichen Säuberung, der die Akte der ethnischen Säuberung ergänzt. Für einen Palästinenser ist das schmerzhaft, für einen Israeli ist es einfach Identität. Für einen Palästinenser ist es die Fortsetzung des Traumas, für einen Israeli ist es zur Norm geworden. Auf diese Weise hat der Staat Israel eine andauernde Nakba geschaffen, die auch eine sprachliche Nakba beinhaltet.

Es scheint, dass die israelischen "Bewusstseinsveränderer" mit den bisher erreichten Ergebnissen bei der Judaisierung des öffentlichen Raums nicht zufrieden sind. Also mobilisieren sie, wie sie es zu tun pflegen, mehr Kräfte, mehr Eskalation. Eine Veränderung des Status quo Jerusalems hat durch die Beschilderung begonnen: der Name Al-Quds (القدس) wurde ausradiert, und nur Urshalīm (أورشليم) bleibt übrig. Dies ist eine Änderung, die einen weiteren Schritt in der Strenge der Politik der Herrschaft und der Auslöschung der Erinnerung bedeutet, einen Schritt nach oben in der Auslöschung der palästinensischen Identität der Stadt. Wenn während der gesamten vorherigen Periode der kombinierte Name den Eindruck erweckte, dass es vielleicht noch eine arabische Präsenz in der Stadt gibt, zielt der neue Name darauf ab zu sagen, dass die Stadt nur jüdisch ist.  Quelle

 

Eine kleine Auswahl weiterer Nachrichten und  Texte,  in meist englischer Sprache

UN High Commissioner- “To avoid next round violence, root causes must be addressed”

Israel attacks, kills children amid broad crackdown

Brussels Regional Parliament adopts a resolution in favor of Palestine

Israeli court postpones ruling on forced eviction of seven families in Silwan

Al-Haq: Sheikh Jarrah and Silwan: Ongoing Nakba and Israeli Dispossession of Palestinians

US Organizations to Hold March in Washington DC Protesting Israel’s Settler-colonialism

Army Abducts Four Palestinians In Hebron

Israeli Colonist Attacks A Palestinian Car Near Salfit

Undercover Israeli Soldiers Kidnap A Palestinian In Jerusalem

Bund auf Distanz zu UN-Menschenrechtsrat

Palestinian youth shot dead by occupation forces south of Nablus

Israeli settlers take over three dunums of Palestinian land in Bethlehem

Israeli settlers attack landowners defending their land west of Salfit

Israel orders halt on land reclamation, house construction south of Hebron

Update- Some 20 Palestinians injured as Israeli forces quell anti-settlement rally south of Nablus

US organizations to hold march in Washington DC protesting of Israel’s settler-colonialism

 

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