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ief-aus-Israel]


 

 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

 

Brief aus Israel 21.12.05
 

Liebe Leute,

nach längerem Schweigen, während dessen sich eine lange Liste von Emails, die wenigsten davon erfreulich, angesammelt hat, hier erstmal ein paar Statistiken:

- Im ersten Dezemberdrittel 10 Palästinenser getötet, 25 verletzt
- in den letzten 10 Monaten 253 Häuser in der Westbank demoliert
- bis jetzt leben ca. 5000 PalästinenserInnen zwischen der grünen
   Linie und dem Zaun
- es werden fast 10mal soviele sein, wenn die Barriere fertig ist.
- die Wasserversorgung der besetzten Gebiete und seine Qualität durch die IOF unterminiert.

Hinzu kommen eine Reihe Palästinenser, die erschossen wurden während verschiedener Angriffe der Armee in den letzten Tagen - ein Bauer, der beim Pflügen in Gaza erschossen wurde, drei vermutlich jugendliche Steine werfer, die in Nablus angeschossen wurden, Eingriffe und festnahmen in Jayyous, usw. usw - dass keiner meint, Ruhe in den Medien bedeutet Ruhe im Land .

Ein Bericht der UN über die Situation in Palästina betont dass die wirtschaftliche und soziale Not zunimmt, vor allem in Gaza - z.B. hätten etwa 37% der Bevölkerung Probleme, genug zu essen zu bekommen, in Gaza bis zu 54%. Etwa 48% der BewohnerInnen der Westbank und 65% der BewohnerInnen von Gaza werden als arm klassifiziert. 31% der Kinder in Gaza hätten häusliche Gewalt erfahren, 10-15% mehr Kinder sterben jährlich als vor der Intifada, etwa ein Drittel zeigen mindestens ein Symptom von psychischem Stress.

Die UN hat 2005 etwa $500 Millionen an humanitärer Hilfe und Entwicklung in den besetzten Gebieten ausgegeben, einzelne Länder insgesamt $134 Mio. So tragen wir alle die Ergebnisse der israelischen Politik mit.

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Nach wie vor ist - laut eines Artikels in Haaretz - Selbstmord die häufigste Todesursache unter israelischen Soldaten. Die Reaktion der Armee ist, den Soldaten zu verbieten, im Urlaub Waffen zu tragen, und überhaupt die Anzahl Waffen in den Händen von Soldaten zu verringern, und die in den Händen von Offizieren zu erhöhen (damit sie mit Waffengewalt Selbsttötungen verhindern können?) Vor kurzem las ich einen Artikel über mehrere Offiziere, die unehrenhaft entlassen wurden, nachdem sie sich geweigert hatten, wegen psychischer Probleme in den besetzten Gebieten Dienst zu tun. So fürsorglich geht die Armee mit seinen Angehörigen um.

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Der Rückzug Israels aus Gaza trägt seltsame Blüten: da Gaza und die Westbank laut einer von Israel unterzeichneten Übergangsregelung als Einheit zu betrachten sind, wird jede Person in Gaza nach wie vor in Israel registriert. Würde das nicht mehr stattfinden, wäre es ein Widerspruch zu der internationalen und israelischen Einstellung gegenüber der Palästinenserautorität als eine Einheit, die nach UN Resolutionen eine palästinensischen Staat bilden soll. Seitdem der Grenzübergang nach Ägypten geöffnet wurde, können Palästinenser aus Gaza überall in der Welt hinreisen, nur nicht in die Westbank, die ihnen nach wie vor geschlossen ist. Seit 2 Jahren versuchen 10 Studenten, die in Bethlehem Ergotherapie studiert haben, Erlaubnis zu erhalten, ihre Studien zu Ende zu führen. bisher ohne Ergebnis. wie Ha'aretz schreibt: "Kanada oder Australien, ja. Bethlehem, nein." Klar ist dass Israel auf der einen Seite versucht, den gebildeten Sektor der Bevölkerung zur Emigration zu treiben (sie haben am ehesten eine Möglichkeit dazu), auf der anderen dafür sorgt, dass dieser auch nicht durch neue Studenten aufgefüllt wird.

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Wie leicht kann man mit einem einzigenn Wort einen Menschen verurteilen: in einem Artikel über den Prozess von Tali Fahima, die seit einem Jahr in Israel inhaftiert ist, wird erwähnt, dass sie Kontakt zu Fatahmitglieder in Jenin hatte, wie sie selber zugibt. In der Überschrift heißt es allerdings "Fatahunterstützerin Tali Fahima..." Freundschaftlicher Kontakt mit den falschen Leuten ist offensichtlich von vornherein ein Verbrechen.

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In den israelischen Medien wurde Entsetzen ausgedrückt wegen der Hinrichtung in Kalifornien. Mehrere Kommentatoren haben sich darüber unterhalten und dieser brutalen, unmoralischen und unzivilisierten Entscheidung. Dass in Palästina Menschen aus der Luft auf offener Straße "hingerichtet" werden, ohne den anschein eines Prozesses, ist dagegen alltäglich und normal.

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Morgen die nächste Folge,

Anka

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