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ief-aus-Israel]


 

 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

 

Brief aus Israel 30.6.06
 

Liebe Leute,

der Toronto Zweig der United Church of Canada hat sich von der Gewerkschaft CUPE dazu anregen lassen, einen Boykott zu starten gegen israelische Produkte und Gesellschaften, die mit dem israelischen Militär Geschäfte machen. Dieser Zweig schließt 300 einzelne Gemeinden ein. Er ruft die kanadische Regierung dazu auf, zu verlangen, dass Produkte aus den Siedlungen gekennzeichnet werden. Nur diese sollen boykottiert werden. Außerdem drängt die Gruppe, die diese Resolution formuliert hat, darauf, dass die Kirche und einzelne ihre Investitionen aus Firmen, die das israelische Militär ausrüsten. Außerdem soll in palästinensische Firmen investiert werden.

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In einem Artikel in Haaretz wirft Yossi Sarid dem israelischen Staat vor, Überlebende des Holocaust schlechter zu behandeln als es jeder andere Staat tun würde. Vorige Woche hat das israelische Finanzministerium einen Antrag abgelehnt, seinen Beitrag zu einem Fond zu erhöhen, das Hilfe an etwa 20 000 Holocaustüberlebende leistet. Vor wenigen Tagen hat die deutsch Regierung sich bereit erklärt, 22 mio Euro zu diesem Zweck beizusteuern und außerdem Wiedergutmachung an Überlebende aus Nordafrika, die fast alle in Israel leben, zu leisten. Sarid findet das natürlich in Ordnung (ich selbstverständlich auch), empört sich aber zutiefst darüber, dass sein eigenes land die Not dieser Menschen, die mit zunehmendem Alter natürlich auch zunehmend Hilfe brauchen, ignoriert und sie manchmal sogar missbraucht. Er bezieht sich dabei auf einen Artikel in der selber Zeitung vor Kurzem, in dem berichtet wurde von Versuchen, die an älteren Menschen in zwei Krankenhäuser durchgeführt wurden. Dass sie seinerzeit nach Israel geflüchtet sein, war ihr Fehler. "Wären sie in ein anderes Land geflohen, ein anständig geführtes Land, wäre ihr Schicksal besser gewesen. Kein westliches Land habe sich so kalt und apathisch gezeigt gegenüber den "Toten, die aus irgend einem Grund darauf bestehen, weiterzuleben." Die 'Versuche' werden nicht deutlich beschrieben - es scheint sich eher um Forschung darüber zu handeln, wie sich die frühen Schäden durch die KZaufenthalte im Alter auswirken.

Er schließt mit der Bemerkung, wie bedrückend ein Besuch für ihn und viele andere Israelis in Deutschland sein kann, weil sie ständig Angst haben, wenn sie ältere Menschen treffen, es könnte sich um Täter von damals handeln. Aber heute, sagt er, habe er auch Angst, ältere, gequälte und erschöpfte Menschen in Israel zu treffen, weil er sich vor der Frage an sich selbst fürchtet, Wo warst du, als dieser Mensch allein um sein gestohlenes Leben und seine geraubte Würde kämpfte? "Die Ablehnung der Holocaustüberlebenden ist eine andere Form der Holocaustverleugnung," schließt er.

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In einem langen und wütenden Artikel wirft Jonathan Cook der BBC Einseitigkeit in ihren Berichten aus Is/Pal vor. Ich denke, sein Vorwurf trifft die meisten auch unserer Medien. Überall wird der Angriff militanter Palästinenser auf israelisches Militär, mit der Tötung zweier Soldaten und Entführung eines dritten als "bedeutende Eskalation der Grenzspannungen, die eine Woche des Fortschritts auf zwei Fronten zu zerstören drohen". Diese Angriff beendet die Chancen für "Friedensverandlungen" und bedeutet eine neue Runde im Konflikt zwischen Militär und Gaza. Wer so berichtet, ignoriert also den wochenlangen Beschuss von Gaza durch die Armee, den Tod von mehr als 30 ZivilistInnen, hunderter entsetzlicher Verletzungen, die Blockade der Grenzen von Gaza, die zu einer humanitären Katastrophe geführt hat, die geheime "Infiltration" in das Territorium von Gaza ein Tag zuvor, bei der zwei Palästinenser entführt wurden, die gesamte 40 Jahre währende Besatzung - alles das wird als Kontext des Angriffs auf das israelische Militär völlig ignoriert. Nur die Handlung der Palästinenser wird als "Provokation" eingestuft.

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Aus einer alten Nachricht, zu der ich nicht mehr gekommen war vor meinem Urlaub, Zeilen aus dem Gedicht 'Märtyrer' des palästinensischen Dichters Mahmoud Darwish:

Ich liebe das Leben
Auf der Erde, unter Pinien und Feigenbäumen
Aber ich kann es nicht erreichen, so habe ich gezielt
Mit dem letzten, das mir gehörte.

 

In dem Artikel wird von Rami Elhanan erzählt, dessen 14jährige Tochter Smadar, mit einer Freundin auf dem Weg zu einem Vortanzen zur Aufnahme in einer Tanzschule einem palätinensischen Attentat zum Opfer fiel.

Rami Elhanan ist Mitgründer des "Parents' Circle" für trauernde Familien. Er sagt, "Es ist schwer zuzugeben, ist aber eigentlich ganz einfach. Es gibt keinen grundlegenden moralischen Unterschied zwischen dem Soldaten am Checkpoint der einer Frau, die ein Kind gebären wird, den Durchgang verwehrt und sie das Kind verliert, und dem Mann der meine Tochter getötet hat. Genau wie meine Tochter ein Opfer [der Besatzung] war, war er es auch."

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Danke fürs Lesen,

Anka

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