Gazas Flughafen, einst Symbol für die Staatlichkeit,
ist jetzt Ödland
- Ahmad Kabariti -
4.01.2018 - Um 8 Uhr 50 stoppte ich ein Taxi in
Gaza City und bat den Fahrer, zum Flughafen zu fahren.
Der Fahrer starrte mich an: "Welchen Flughafen?
Meinen Sie den Kairoer?" Ich antwortete: "Zum Gaza
Airport. Fahren Sie bitte nach Rafah." Muhsin al-Balawi,
der 23-j. Fahrer mag zu Recht sehr erstaunt über
meinen Wunsch gewesen sein. Er hatte noch nie einen
Fluggast. Er ist drei Jahre vor der Eröffnung des
Flughafens 1998 geboren.
Nach 40 Minuten Fahrt auf der Salah al-Din Strasse,
der Hauptverkehrsstrasse im Gazastreifen, erreichten
wir das Ende der Asphaltstraße. Ein par hundert
Meter weiter stand der Abflugterminal, der von Hügeln
von Haushaltsmüll umgeben war.
Alles auf diesen etwa 2,8 Quadratkilometern Halbwüste
war ohne Leben. Der Gestank eines gerissenen Esels
erfüllte die Luft. Ich wußte, dass ich diesen Ort
nie nach Dunkelheit besuchen würde.
Dieser aride Bereich war einmal der erste Flughafen
für Palästinenser in Gaza, ein Schritt in Richtung
des Traums von einem unabhängigen Staat. 2000, während
der zweiten Intifada bombardierte Istrael den Kontrolltower,
dann die Rollbahn, und schließlich die eleganten
marrokanisch-inspirierten Terminals. 2001 ebneten
die Bulldozer der israelischen Armee ein, was noch
übrig geblieben war.
Nur wenige Menschen wagen sich in dieses Gebiet,
dessen Landschaft voll von dutzenden großen Bombenkratern
ist. Vielleicht ein oder zwei Leute jede Woche,
die das Feld auf der Suche nach etwas Brauchbarem
durchwühlen. Hierher kommt man nervös wegen der
Nähe israelischer Militärbasen, die jederzeit bereit
sind, bei jedem Verdacht auf eine Bewegung in der
Umgebung der Flughafenruinen zu schiessen.
In der Nähe einer umgestürzten Betonsäule sammelte
der 29-j. Abdullah al-Qarra rostige Eisenstäbe aus
den Ruinen der Ankunftshalle, um sie auf dem lokalen
Schrottmarkt zu verlaufen. "Obwohl ich damals erst
11 Jahr alt war, spürte ich während der Eröffnungszeremonie
des Flughafens, dass sich etwas Monumentales ereignete,
und als ich nach seiner Zerstörung wieder hierher
kam, weinte ich richtig" sagte Abdullah.
Abdullah, der einmal mit seinem Vater von diesem
Flughafen nach Riad flog, als er 14 war, erinnert
sich an ihren drei-stündigen Flug. "Wenn ich heute
Glück habe, dauert der gleiche Flug einen ganzen
Tag wegen der Routineprozeduren auf der ägyptischen
Seite von Rafah und der Fahrt zum Kairoer Flughafen,
aber auch das ist nur möglich, wenn der Grenzübergang
offen ist."
2017 war der Grenzübergang von Rafah insgesamt an
20 Tagen geöffnet. Die israelische Blockade geht
in voller Kooperation mit Ägypten in ihr 11 Jahr.
Der Grenzübergang von Rafah ist Gazas einziges Tor
zur Welt und wurde vor neun Monaten geschlossen.
Er war zwischendurch wieder geöffnet worden, nachdem
Kairo seit dem Sommer 2013 eine Reisesperre verhängt
hatte.
Abdullah, der in Kairo Management studiert und letztes
Jahr die Prüfungen nicht bestanden hatte, sagt,
die ägyptischen Behörden würden Reisenden aus Gaza
eine Menge Beschränkungen auferlegen. "Reisende
aus Gaza müssen für mehrere Stunden an Militärcheckpoints
im Sinai halten, bevor es dann zu unzähligen weiteren
Checkpoints auf der fast 450 km langen Fahrt nach
Kairo weitergeht."
"Einmal beschlagnahmte ägyptische Militärs am Checkpoint
Raysa mein Samsung Handy und 200 US-Dollar und sagten:
'Du Hurensohn, gib mir das', sagte Abdullah. Raysa
ist ein Militärcheckpoint in el Arish im nördlichen
Sinai und Reisenden aus Gaza bekannt, die oft von
den langen Autoschlangen wegen der langsamen Gepäckkontrolle
durch die ägyptische Armee berichten.
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Mehrere führende arabische Staaten wollen sich um
die internationale Anerkennung von Ost-Jerusalem
als Hauptstadt eines künftigen Palästinenserstaates
bemühen.
Das hat der jordanische Außenminister Aiman Safadi
am Samstag in Amman bei einer Pressekonferenz mit
dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Abul
Gheit angekündigt.
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Quelle Facebook -
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Der Nahostkonflikt in der Ära Trump
- Ob eine Aussöhnung gelingen kann, liegt auch in
der Verantwortung von Israels Alliierten in den
USA und Europa - Tsafrir Cohen - Mit seiner jüngst
erfolgten Anerkennung von Jerusalem als Hauptstadt
Israels nährt US-Präsident Trump wachsende Zweifel
an der Realisierbarkeit der Zweistaatenlösung. Diese
international bevorzugte Option, den israelisch-palästinensischen
Konflikt dauerhaft zu regeln, umfasst den Rückzug
Israels zu seinen international anerkannten Grenzen
bei geringem und vereinbartem Gebietstausch, für
beide Seiten akzeptable Sicherheitsarrangements
und Regelung der palästinensischen Flüchtlingsfrage
sowie Jerusalem als Hauptstadt beider Staaten.
Die Realität vor Ort spricht indes eine klare Sprache.
In den 1967 besetzten Palästinensergebieten etablierte
sich allen Friedensgesprächen zum Trotz ein Projekt
der permanenten israelischen Herrschaft. In jenen
60 Prozent der Westbank, die Israel direkt unterstellt
sind, und im von Israel annektierten Ostjerusalem
wurden über eine halbe Million israelische Staatsbürger
völkerrechtswidrig angesiedelt, während die dort
lebenden Palästinenser in dicht bevölkerte Enklaven
verdrängt werden. Diese werden von Palästinensern
zwar verwaltet, doch das Eigenständigkeit simulierende
Gebaren der im bitterarmen Gazastreifen herrschenden
Hamas oder der Präsidententitel von Mahmud Abbas,
der der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA)
vorsteht, die die Westbank-Enklaven verwaltet, sollen
nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Enklaven
in allen wesentlichen Aspekten von Israel abhängen.
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Israelkritiker
sollen mundtot gemacht werden
– Im Gespräch mit Annette Groth - Julius Jamal -
Kritik an Israel ist in Deutschland ein schwieriges
Thema, schnell werden Veranstaltungen abgesagt und
Kritiker als Antisemiten dargestellt. Die ehemalige
Bundestagsabgeordnete Annette Groth hat eine Broschüre
zu der Stimmungsmache gegen Friedensaktivisten geschrieben.
Wir haben mit ihr über die Bedrohung der Meinungsfreiheit
im Kontext der Israelkritik gesprochen.
Die Freiheitsliebe: Du hast vor kurzem zusammen
mit Günter Rath die Broschüre „Meinungsfreiheit
bedroht – Die Gefährdung der Meinungsfreiheit durch
die sogenannten Freunde Israels“ veröffentlicht.
Wo siehst du denn die Meinungsfreiheit bedroht,
was hast du persönlich erlebt?
Annette Groth: Persönlich habe ich das erlebt, als
man versucht hat, mich oder die Veranstalter, die
mich einluden, einzuschüchtern. Zunehmend werden
Menschenrechtsveranstaltungen, die Israel oder Palästina
zum Thema haben, nach Ausübung von öffentlichem
Druck abgesagt oder verboten bzw. können nur per
Gerichtsentscheid durchgeführt werden, wie z.B.
die KOPI Tagung im Juni im Ökohaus in Frankfurt.
Die Einschränkungen und Verbote haben inzwischen
solche Ausmaße angenommen, dass ich ernsthaft unser
im Grundgesetz verankertes Recht auf Meinungsfreiheit
gefährdet sehe. Ich habe die Broschüre auch deshalb
veröffentlicht, weil diese Auftritts- und Redeverbote
Israel-kritischer ReferentInnen oftmals nicht in
den überregionalen Medien thematisiert werden. Eine
Freundin, die Korrektur gelesen hat, war entsetzt,
als sie die zahlreichen Behinderungen, Drohungen
und Auftrittsverbote gesehen hat. Ich bin der Meinung,
dass diese Einschüchterungen weit über das Nahost-Thema
hinausgehen und darauf abzielen, kritische Diskurse
aus den Mainstream-Medien zu verbannen. Vielleicht
können wir demnächst auch keine Veranstaltungen
zu den Polizeiausschreitungen des G20 Gipfels in
Hamburg oder zu rassistischer Gewalt gegen Geflüchtete
abhalten. Darum müssen wir uns mit aller Vehemenz
gegen Redeverbote und Einschränkungen der Meinungsfreiheit
zur Wehr setzen. An dieser Stelle möchte ich an
den ausgezeichneten Appell „Empört Euch“ von Stephane
Hessel erinnern, der 2011 bei Ullstein erschienen
ist. Dieser Aufruf ist von erschreckender Aktualität
und verdient nach wie vor große Aufmerksamkeit.
Die Freiheitsliebe: Du weist in der Broschüre auch
daraufhin, dass es immer schwieriger wird, Solidaritätsarbeit
mit Palästina durchzuführen. Ist das nur im politischen
Bereich der Fall oder auch in anderen?
Annette Groth: Es zieht sich durch alle Bereiche.
Nehmen wir als Beispiel den Evangelischen Kirchentag.
Es ist leider nicht möglich, innerhalb des offiziellen
Kirchentagsprogramms einen Palästina-Tag durchzuführen,
das ist den Veranstaltern anscheinend zu heikel,
warum auch immer. So müssen die Organisatoren des
Palästina-Tags immer einen Veranstaltungsort außerhalb
des Kirchentages suchen. Beim letzten Kirchentag
in Berlin im Mai 2017 hatten die Organisatoren ein
Jahr im voraus die Katholische Akademie gebucht,
einen Monat vor der Veranstaltung wurde der Vertrag
durch die Akademie gekündigt. Der Versuch, den Vertragsbruch
auf dem Klageweg juristisch aufzuheben, ist leider
gescheitert. Glücklicherweise hat eine Kirchengemeinde
in Marzahn ihre Räume für den Palästina-Tag zur
Verfügung gestellt, so dass diese wichtige Veranstaltung
mit Gideon Levy und anderen namhaften Nahost-Experten
zustande kam.
Skandalös war auch die kurzfristige Absage einer
langgeplanten Konferenz „Nahostpolitik im Spannungsdreieck
– Israelisch-palästinensische Friedensgruppen als
Lernorte für deutsche Politik?“ in der Evangelischen
Akademie Tutzing, die die Akademie zusammen mit
der Petra-Kelly-Stiftung und der Münchner Evangelischen
Stadtakademie durchführen wollte. Ein gutes Jahr
haben die Organisatoren diese Tagung mit hochrangigen
VertreterInnen aus Israel (u.a. Moshe Zimmermann,
Lizzie Doron) und Palästina, sowie aus Deutschland
vorbereitet, und dann kam urplötzlich die Absage.
Offizieller Grund dafür war, dass es „nicht gelungen
sei, alle für die Veranstaltungen maßgeblichen Gesprächspartner
zu gewinnen“. Dies war eine Ohrfeige für die Organisatoren
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Philosemitismus:
Die andere Seite der Antisemitismus-Medaille
- Abi Melzer
- Viele werfen mir vor, ich würde den Antisemitismus
verharmlosen. Ich frage mich ernsthaft, was es da
zu verharmlosen gibt. Was ist denn eine im Grunde
harmlose Demonstration von meist arabischen Demonstranten,
die anti-israelische Parolen skandieren im Vergleich
zu den judenfeindlichen Gemetzeln im Mittelalter
oder zu den Pogromen in Osteuropa zu Beginn der
Neuzeit? Wie müssen sich Juden in Frankreich während
des Dreyfus-Prozesses gefühlt haben, und welche
Angst hatten Juden in Deutschland, als die Nazis
ihre judenfeindlichen Parolen skandierten? Davon
sind wir doch heute meilenweit entfernt, auch wenn
unverantwortliche jüdische Zentralratsvorsitzende
und fanatische jüdische Publizisten ein Bild an
die Wand malen, als ob der nächste Holocaust vor
der Tür steht. Sie sind es, die bei jüdischen Bürgern
Furcht und Angst säen. Haben sie wirklich nicht
bemerkt, dass die Welt sich geändert hat? Ich habe
in meinem ganzen Leben seit ich 1945 geboren wurde,
nicht ein Bruchteil der Angst gehabt wie mein Vater
in den zwanziger Jahren in Berlin.
Deutschland von heute ist nicht zu vergleichen mit
Deutschland der 1920er Jahre wie auch ganz Europa
von heute ein vollkommen anderes Europa ist. Zwar
ist in der Politik alles möglich, auch das Unmögliche,
aber so liberal und vermischt wie Europa und Deutschland
heute sind, kann man sich nicht vorstellen, dass
der Nationalismus wieder erwacht und gefährlich
wird, und schon gar nicht für die Juden. Die Juden
stehen auch nicht im Mittelpunkt der Debatten, obwohl
sie immer wieder versuchen, an die Spitze zu drängen
und so zu tun, als ob es in der Welt nur ein Problem
gibt, nämlich den Antisemitismus.
Wir sind heute umgeben von unzähligen innenpolitischen
und außenpolitischen Problemen, für die es keine
oder sehr schwierige Lösungen gibt. Da ist der Nahost-Konflikt
nicht der einzige, wenn auch vielleicht der Gefährlichste.
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Heldin des Widerstands - Eine palästinensische
Teenagerin ist ein Ikone des Kampfs gegen die israelische
Besatzung
- Gerrit Hoekman - Ahed Al-Tamimi ist ein arabischer
Internetstar. Millionen Nutzer schauen sich auf
Youtube ihre Videos an. Die Palästinenserin ist
populär, weil sie israelische Soldaten anbrüllt,
schubst und tritt. Am 19. Dezember war sie zum letzten
Mal im Einsatz. Sie zeigte einem Soldaten die Faust,
beleidigte ihn und verpasste ihm eine Ohrfeige.
Die Soldaten reagierten nicht, aber am nächsten
Tag wurde Ahed verhaftet und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Am Montag veröffentlichte die israelische Staatsanwaltschaft
die Anklageschrift. Der 16jährigen werden ganze
zwölf Vergehen vorgeworfen, die teilweise bereits
länger zurückliegen, wie die palästinensische Nachrichtenagentur
Ma’an Dienstag berichtete. So soll die junge Frau
mehrfach Steine auf Soldaten geworfen und Gefangene
befreit haben. Ihr droht jahrelange Haft.
Die arabischen Medien berichten ausführlich über
den Fall. Kinder, die sich gegen die Besatzungstruppen
wehren, machen Quote, weil das die erwachsenen Zuschauer
besonders rührt. Seit ihrer Verhaftung ist Ahed
nun erst recht eine Volksheldin. »Palästinensische
Teenager sehen die Fotos und denken: Ich will so
sein wie sie«, schrieb der bekannte Friedensaktivist
Uri Avnery am Dienstag in einem Kommentar für die
israelische Tageszeitung Haaretz. »Jeanne d’Arc«
nennt er sie.
Ahed ist inzwischen ein Profi. Schon als Elfjährige
ging sie unerschrocken auf Soldaten los. Von einem
kleinen Mädchen angegriffen zu werden, bereitete
den Israelis sichtbar Kopfschmerzen. Auf den Videos
ist die Überraschung in ihren verdutzten Gesichtern
zu sehen. Manche grinsen verlegen. Ein Ziel ist
damit schon erreicht: Die Besatzungsarmee wird vorgeführt.
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Was geschah als eine jüdische Siedlerin
einen Soldaten ohrfeigte
- Noa Osterreicher
- Diese Ohrfeige schaffte es nicht in die Abendnachrichten.
Diese Ohrfeige, die auf der Wange eines Nahal-Soldaten
in Hebron landete, führte auch nicht zu einer Anklage.
Die Angreiferin, die
einen Soldaten schlug, der versuchte, sie daran
zu hindern, Steine zu werfen, wurde zur Befragung
festgenommen, aber noch am selben Tag gegen Kaution
wieder freigelassen und durfte nach Hause gehen.
Zuvor war sie bereits fünf mal verurteilt worden
– für das Werfen von Steinen, für Angriffe auf Polizisten
und für andere Ordnungwidrigkeiten, doch sie musste
kein einziges mal ins Gefängnis. In einem Fall wurde
sie verurteilt und auf Bewährung freigelassen, in
den anderen Fällen zu einem Monat Sozialdienst verurteilt
und zu einer symbolischen Geldstrafe als Entschädigung
für die Opfer.
Die Beschuldigte missachtete systematisch die Vorladungen
zu Vernehmungen oder Gerichtsverfahren, aber es
kamen dennoch keine Soldaten, um sie mitten in der
Nacht aus dem Bett zu zerren, und es wurden auch
keine ihrer Verwandten verhaftet. Abgesehen von
einem kurzen Bericht von Chaim Levinson über den
Vorfall, am 2. Juli 2010, gab es kaum Folgen für
die Ohrfeige und die Kratzer, die Yifat Alkobi dem
Soldaten zufügte, der sie beim Steinewerfen auf
Palästinenser erwischt hatte.
Der Sprecher der Einheit der israelischen Streitkräfte
sagte damals, dass die Armee „jeden Vorfall von
Gewalt gegen die Sicherheitskräfte sehr ernst nehme“,
dennoch lebte die Angreiferin weiterhin friedlich
zu Hause. Der Bildungsminister verlangte nicht,
dass sie ins Gefängnis käme, die sozialen Medien
explodierten nicht mit Aufforderungen zu Vergewaltigung
und Mord und der Kolumnist Ben Caspit empfahl nicht,
dass sie „in einem dunklen Raum ohne Kameras“ bestraft
werden solle.
Wie Ahed Tamimi ist auch Alkobi den Militär- und
Polizeikräften, die um ihren Wohnort herum stationiert
sind, seit Jahren bekannt, und beide werden für
Nervensägen gehalten und sogar als gefährlich betrachtet.
Der Hauptunterschied zwischen ihnen besteht darin,
dass Tamimi einen Soldaten angegriffen hat, der
von einer feindlichen Regierung geschickt wurde,
die ihre Existenz nicht anerkennt, ihr Land stiehlt
und ihre Verwandten tötet und verwundet, während
Alkobi, eine Serienverbrecherin, einen Soldaten
ihres eigenen Volkes und ihrer Religion angegriffen
hat, der von ihrer Nation geschickt wurde, um sie
zu beschützen, eine Nation, in der sie eine Bürgerin
mit besonderen Privilegien ist. (pdf)
>>>
Mehr über Ahed Tamimi
>>>
Warum ich wütend bin.
- Uri Avnery, 6. Januar 2018 - ICH BIN wütend über
die Misrachi-Elite. Tatsächlich sehr zornig. Misrach
ist das hebräische Wort für Osten. Östliche Juden
sind jene. die viele Jahrhunderte in der islamischen
Welt lebten. Westliche Juden sind jene, die im christlichen
Europa lebten
Die Wörter als solche sind natürlich falsche Bezeichnungen.
Die russischen Juden sind „Westliche“, die Marokkanischen
sind „Östliche“. Ein Blick auf die Landkarte zeigt,
dass Russland weit östlich von Marokko liegt. Es
würde genauer sein, sie „Nördliche“ und „Südliche“
zu nennen. Nun ist es zu spät.
Die Westlichen werden gewöhnlich „Aschkenazim“ genannt
nach dem alten hebräischen Ausdruck für Deutschland.
Die Östlichen wurden gewöhnlich „Sephardim“ genannt
nach dem alten hebräischen Ausdruck für Spanien.
Aber nur ein kleiner Teil der Östlichen ist tatsächlich
aus der blühenden jüdischen Gemeinde im mittelalterlichen
Spanien gekommen.
IM HEUTIGEN Israel wird der Widerspruch zwischen
diesen beiden Gemeinden von Jahr zu Jahr stärker
mit großen politischen und sozialen Auswirkungen.
Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass dies
jetzt das entscheidende Phänomen der derzeitigen
israelischen Gesellschaft ist. (...)
Bevor ich fortfahre,
erlaube man mir (noch einmal, fürchte ich) meinen
persönlichen Teil davon festzuhalten.
Heute, viele Jahre
später, hat eine neue Generation das Problem übernommen
… Der interne Konflikt beherrscht viele Aspekte
unseres Lebens, Die Misrachim machen etwa die Hälfte
der jüdischen Bevölkerung von Israel aus, die Aschkenasim
sind die andere Hälfte. Die Teilung hat viele Erscheinungsformen,
aber man spricht nicht offen über sie.
Zum Beispiel: die
große Mehrheit der Likud-Wähler sind Misrachim,
obwohl die Parteiführung vor allem Aschkenasim sind.
Die Opposition – die Labor-Partei besteht fast vollkommen
aus Aschkenasim, obwohl sie gerade einen Misrachim-als
Führer wählten, in der vergeblichen Hoffnung, dass
dies ihnen helfen wird, den tiefsitzenden Hass der
Misrachim zu überwinden.
MEINE OPPOSITION gegenüber
der Behandlung der Misrachim war hauptsächlich eine
moralische. Dies kam vom Wunsch nach Gerechtigkeit.
Es hing auch von meinem Traum ab, dass wir alle,
Aschkenasim und Misrachim schließlich in eine allgemeine
hebräische Nation eintauchen. Doch muss ich bekennen,
dass ich auch noch ein anderes Motiv habe.
Ich habe immer geglaubt
- wie ich auch jetzt glaube, dass es für Israel
keine Zukunft als fremde Insel im orientalischen
Meer gibt. Meine Hoffnungen gehen viel weiter als
bis zum Frieden. Ich hoffe, dass Israel ein integraler
Teil der „semitischen Region“ wird (ein Ausdruck,
den ich vor langer Zeit erfand).
>>>
Ultraorthodoxe
in Israel - Der verklebte Blick
- Mit befremdlichem
Verhalten versuchen Anhänger der Charedim in Israel
die Liberalisierung in den eigenen Reihen aufzuhalten.
- Lissy Kaufmann - Gerade, als die Zuschauerinnen
unterhalb der Bühne zu tanzen beginnen, schnappt
sich Musiker Yonatan Razel schwarzes Klebeband und
drückt es sich über die Augen. Dann spielt er blind
weiter auf dem Keyboard und singt. Die Menschen
im Publikum singen mit, klatschen. Die bunten Lichter
wippen im Takt – genauso wie die Frauen vor der
Bühne. Die aber will der Musiker bei seinem Konzert
in Jerusalem auf gar keinen Fall sehen. Denn Yonatan
Razel ist einer der Charedim, also der Gottesfürchtigen,
ein Mann mit Kippa und Bart, der die 613 strengen
jüdischen Gesetze einhält, die Mitzwot, der also
am Shabbat nicht arbeitet oder elektrische Geräte
bedient, der koscher isst und der es vermeidet,
fremde Frauen anzublicken – erst recht, wenn diese
tanzen.
Das kurze Video des Auftritts machte in den sozialen
Netzwerken die Runde, israelische Medien berichteten
darüber – denn wieder einmal, so schien es, waren
die Ultraorthodoxen auf der Extremismus-Leiter eine
Stufe weiter nach oben geklettert. Die Säkularen
schüttelten den Kopf. Ihnen können im Sommer die
Jeanshosen nicht kurz genug sein, am Strand flirten
sie hemmungslos. Für so viel Züchtigkeit haben sie
kein Verständnis.
Frauenbilder auf Geldscheinen übermalt - Doch
immer wieder machen die Charedim damit auf sich
aufmerksam. So tauchten vor wenigen Wochen Geldscheine
auf, die mit schwarzen Stiften übermalt wurden.
Und das, obwohl die Scheine gerade erst in Umlauf
gebracht wurden. Auch hier waren die Gottesfürchtigen
am Werk: Die neuen 20- und 100-Schekel-Scheine zeigen
Abbilder der beiden Schriftstellerinnen Leah Goldberg
und Rachel Blustein. Für die Streng-Religiösen ein
Skandal: Unzüchtig wäre es, die beiden Frauen beim
Bezahlen anblicken zu müssen.
Das Fatale: Lediglich eine kleine radikale Gruppe
unter den Charedim sorgt für
>>>
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Die
aktuelle INAMO
»Antisemitismus-Diskurse«
Heft Nr. 92
Jahrgang 23, Winter 2017, 70 Seiten
Dezember 2017
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