TEXTE 11
Werden
Israel und Qatar kooperieren, um Gaza zu
retten? - 16.02. 2018 -
Shlomi Eldar - Die letzten Tweets des
Nahostgesandten der USA, Jason Greenblatt, haben
sehr überrascht. Am 9. Februar zum Beispiel
twitterte er über das Leiden der Bewohner des
Gazastreifens und die Sorge wegen der Last, die
sie unter der Hamasregierung zu tragen haben,
und dankte Ägypten für seine Einwilligung den
Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen zu
öffnen, um Menschen und Güter hinein und hinaus
zu lassen. Greenblatt behauptete zum ersten Mal
– und man kann die Tatsache, dass er für die
Trump-Administration spricht, nicht ignorieren -
, dass nur Zusammenarbeit von Israel und Qatar
Gaza retten werde.
Greenblatt verlinkte eines seiner Tweets mit
einem Interview mit Mohammed al-Emadi, dem
Leiter des Gaza Wiederaufbau-Komitees von Qatar,
der der Associated Press erklärte, "Wenn Ihr in
Gaza arbeiten wollt, müsst Ihr es über die
Israelis tun". Emadi besuchte den Gazastreifen
mehrere Male seit dem Krieg von 2014 zwischen
Gaza und Israel. Im März 2015 traf er sich mit
Israels Koordinator für die Aktivitäten in den
besetzten Gebieten, Generalmajor Yoav Mordechai,
um die Durchführung größerer Projekte in Gaza
mit Geldern aus Qatar zu erörtern.
Die Idee einer israelisch-qatarischen
Zusammenarbeit kam in den letzten Wochen in
Washington auf, nachdem Präsident Donald Trump
am 15. Januar mit dem Emir von Qatar, Tamim bin
Hamad al-Thani gesprochen hatte. Wenige Tage vor
diesem Telefongespräch, am 9. Februar, schrieb
Trumps Freund und vertrauter Anwalt Alan
Dershowitz in einem Artikel vom 12. Februar, der
auf der politischen Webseite "The Hill"
erschien, er sei gerade von einem Besuch im
Emirat zurückgekehrt, bei dem der Emir
felsenfest jegliche Unterstützung Qatars für die
Hamas abstritten habe. Dershowitz, der Israel
seit langem unterstützt, meinte deshalb,
Investitionen Qatars in den Wiederaufbau der
Infrastruktur in Gaza müsste in Koordination mit
Israel durchgeführt werden. Der Artikel lobte
Qatar und gab seine Zustimmung trotz der
Sanktionen, die die zwei größten Verbündeten der
USA in der Region, Saudi Arabien und Ägypten,
über den kleinen arabischen Staat verhängt
haben.
Die Verbindungen zwischen Qatar und der Hamas
waren nie ein Geheimnis. Das Emirat hat das Büro
der politischen Bewegung und seinen früheren
Führer Khalel Meshal willkommen geheissen und
ihm ein freundliches Zuhause geboten; das
derzeitige Oberhaupt, Ismail Haniyeh, bezieht
sich auf das Emirat als einen eingeschworenen
Freund. Der frühere Emir, Hamad bin Khalifa
al-Thani, Tamims Vater, besuchte Gaza nach den
militärischen Auseinandersetzunmgen zwischen
Hamas und Israel 2012 und fuhr in einem
schwarzen, von Haniyeh gelenkten Mercedes durch
den Gazastreifen und gelobte hunderte Millionen
Dollar in Wiederaufbauprojekte zu investieren.
In den letzten Jahren hat Qatar in die
Befestigung von Straßen und Wohnungen für junge
Paare investiert und andere
Infrastrukturprojekte finanziell gefördert. Bei
den häufigen Stromunterbrechungen, die den
Gazastreifen in den letzten Jahren ins Dunkel
gehüllt haben, half Qatar, indem es für
Dieseltreibstoff für den Betrieb des einzigen
Elekrtizitätswerks Gazas zahlte.
Seit die Araber im Juli 2017 Sanktionen über
Qatar verhängten, ist es für es viel schwieriger
und komplizierter geworden, Gaza zu helfen.
Ägypten lehnt es ab, Güter oder Rohmaterial mit
dem Fingerabdruck Qatars in den Gazastreifen
durch sein Territorium und durch den
Grenzübergang passieren zu lassen. So gesehen
hält Ägypten den Schlüssel zur Rettung Gazas aus
der humanitären Krise in der Hand, ebenso sehr
wie Israel, das seit Hamas an die Macht kam,
eine Blockade über den Gazastreifen verhängt.
Wenn Ägypten es will, kann es den Gazastreifen
zur Welt öffnen. Wenn nicht, schließt es die
Tore und lässt Gaza im festen Würgegriff.
Bis vor wenigen Wochen schien es, dass die
Rettung ds Gazastreifens von Kairo kommen würde,
das auf die rivalisierenden Organisationen Hamas
und Fatah starken Druck ausübte sich zu
versöhnen. Allerdings deuten jetzt alle Zeichen
darauf, dass Ägypten an der versprochenen
Versöhnung verzweifelt ist, die die Kontrolle
über Gaza wieder der Palästinensischen
Autonomiebehörde gegeben hätte, und damit die
Aufhebung oder die Lockerung der Blockade
ermöglicht hätte. Ägypten hat aufgegeben, und
sein Rafah-Grenzübergang, die Lebensader, von
der die Gazaner gehofft hatten, sie würde sie
mit der Welt draußen verbinden, wird geschlossen
bleiben.
Obwohl Greenblatt Ägypten letzte Woche für seine
geplante Öffnung des Grenzübergangs gratulierte,
scheint es, dass Ägypten den Übergang nur für
wenige Stunden offen gehalten hat. Infolge
seiner neuerlichen Schließung sind etwa 400
Gazaner in Ägypten getrandet, und hunderte
andere, die geplant hatten nach Ägypten zu
passieren, sind gezwungen zurückzubleiben, bis
Ägypten geruht seine Tore wieder zu öffnen, wenn
auch nur für wenige Stunden. Ägypten, das die
Kampagne der arabischen Welt gegen das
"eigensinnige" Qatar angeführt hat, wird die
Durchfahrt humanitärer Hilfe für Gaza durch sein
Territorium wahrscheinlich nicht erlauben, und
daher ist die einzige Option für die Rettung
Gazas die über israelisch-qatarische
Kooperation, wie Trumps Gesandter richtig sagte.
Doch wie kann man sich eine israelische
Kooperation mit einem Staat vorstellen, der von
seinen arabischen Brüdern beschuldigt wird Iran
zu unterstützen und Hamas zu helfen? In seinem
Artikel wollte Dershowitz dieses Problem
erörtern und die dunkle Wolke vertreiben, die
über Qatar hängt.
"Das ist eine Heirat als letztes Mittel", sagte
ein Fatah-Beamter in Gaza, der mit dem früheren
Fatahchef Mohammad Dahlan in Verbindung gebracht
wird, gegenüber Al-Monitor und nicht genannt
werden möchte. Nach dieser Quelle mobilisiert
Dahlan Spenden zur Rettung der Gazaner
Bevölkerung, und Qatar ist einer dieser Spender.
Die Quelle bestätigte, dass Ägypten nichts von
einer Erlaubnis für die Einreise nach Gaza von
Qatar-finanzierten Hilfslastern hören möchte,
und deshalb bleibt nur die Passage durch den
israelischen Grenzübergang Kerem Shalom, mit dem
Wissen, dass das allen involvierten Seiten
dient.
Vieles über das Dreieck USA-Qatar-Israel ist
unklar. Zum Beispiel, was die
Trump-Administration dazu motiviert Qatar von
seiner Verantwortung für seine Unterstützung der
Hamas und des Iran freizusprechen und den von
ihren regionalen Verbündeten Saudi-Arabien und
Ägypten angeführten Boykott zu unterlaufen.
Qatar seinerseits benützt Washington im Versuch
sich von den arabischen Sanktionen zu befreien.
Hilfe für Gaza über Israel mit der Unterstützung
der Trump-Administration soll Qatar ein paar
Pluspunkte bringen, die es so dringend benötigt
– sogar um den Preis einer öffentlichen
Verbindung mit Israel.
Al-Monitor hat in den letzten Monaten
ausführlich über die sich verstärkende Krise im
Gazastreifen berichtet. Militärgeneralstabschef
Gadi Eisenkot hat am 4. Februar die Regierung
gewarnt, Gaza befinde sich am Rand einer
humanitären Katastrophe. Trotz dieses
Katastrophenszenario ist seither nicht viel
unternommen worden. Da Hamas Israel weiterhin
droht und seine militärischen Fähigkeiten
verstärkt, bleibt Israel nur ein kleiner
Spielraum zum Manövrieren. Auch haben sich die
Geberstaaten, die letzten Monat zu einer
Dringlichkeitssitzung in Brüssel
zusammengekommen sind, noch zu nichts
durchgerungen, sodaß nur Qatar übrig bleibt, das
bereit ist sofort zu helfen. Paradoxerweise ist
der US-Präsident, der letzten Monat mehrere zehn
Millionen Dollar von US-Geldern für die UNRWA –
die UN-Hilfsagentur für palästinensische
Flüchtlinge, die die meisten Bewohner von Gaza
unterstützt – gesperrt hat und die Dinge nur
schlimmer gemacht hat, jetzt der führende
Sponsor des Plans zur Rettung des Gazastreifens.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Lieberman hat Recht: es
gibt keine Krise in Gaza – dies ist eine
Katastrophe - Amira Hass - 12.2. 18
- In der Meinungsverschiedenheit zwischen dem
Militär-Stabschef und dem Verteidigungsminister,
ob es in Gaza eine humanitäre Krise gäbe, hat
der Verteidigungsminister Lieberman Recht. Da
gibt es keine Krise. Eine Krise schließt einen
Punkt mit ein, der über Routine hinweggeht und
wie ein Meteor zuschlägt. Solch eine Situation
ist nicht in Gaza, wo es eine ständige und
vorauszusehende Verschlechterung gibt. Jedes
Argument im Niedergang ist eine humanitäre
Katastrophe.
Der vorausgehende Paragraph und jeder folgende
Satz könnte das Thema eines ganzen Artikels
sein, aber ich hab nicht die Zeit. In der
Kolumne „sage nicht, du habest nichts gewusst“
werden Themen ausgedrückt und gesammelt – und im
Norden ist Kriegsgefahr. Wir werden uns also mit
den Hauptargumenten befassen.
Alle paar Monate warnt eine internationale oder
palästinensische Organisation, dass Gaza am
Rande eines Kollapses sei. Sie lügen nicht. Die
Warnungen scharren ein bisschen Nothilfe
zusammen, die sich nicht mit den Ursachen
befassen und nur die Rate der Verschlechterung
abbremst. Man kann sicher vermuten, dass ein
paar Schiffsladungen mit Medikamenten und
Spenden für Notbrennstoff jetzt unterwegs sind.
Die Palästinenser von Gaza sind eine
Gemeinschaft von Bettlern geworden. Es ist eine
Schande und die Schande ist nicht ihre eigene.
Die Israelis und die Amerikaner haben Recht mit
ihrer abscheulichen Scheinheiligkeit, als sie
die Hamas fragten, warum sie Geld für Waffen
hätten, aber nicht, um den vollen Lohn ihres
medizinischen Personals zu bezahlen oder für die
Krankenhäuser und die medizinische Behandlung.
Hamas imitiert Israel. Wie Israel schiebt es die
Bürde, nach Gazas Zivilisten zu schauen, der
palästinensischen Autorität und den
Spenderländern zu. Wie Israel möchte es beide
Wege: den Gazastreifen praktisch kontrollieren,
während es die Verantwortung für die Bevölkerung
vermeidet – mit einem grundlegenden Unterschied.
Israel ist ein schlauer, boshafter Besatzer, der
dahin zielt, die wirtschaftlichen und
humanitären Katastrophen dazu zu verwenden, die
Palästinenser zu zwingen, sich zu ergeben und
auszuwandern. Hamas ist das Fleisch und Blut der
speziellen palästinensischen Gemeinde, die im
Streifen wohnt. Die Verantwortung auf andere
schiebt. Während man wie ein Pfau mit seinen
Waffen stolziert und nur sein Volk geschwächt
hat, von dem 40% zu emigrieren wünscht.
Als führende Offizielle der palästinensischen
Behörde, speziell Mahmoud Abbas, über den Staat
Palästina spricht, der von den UN anerkannt
worden ist und der den Gazastreifen einschließt.
Gaza benötigt ihr politisches Narrativ, aber
praktisch zeigen diese Offiziellen
Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal von
Gazas Bewohnern.
Eine Kürzung der Medikamente um 40 % in Gazas
öffentlichem Gesundheitssystem ist kein
göttlicher Erlass. Hamas und Gazas Bewohner
haben Recht, die Palästinensische Behörde
anzuklagen, absichtlich Schiffsladungen von
Medikamenten zu verzögern, um Hamas zu
erpressen. Das ist politisch nicht weise. Die
Gazaer kritisieren offen die palästinensische
Behörde, nicht die Hamas. Die Verzögerung von
Schiffsladungen voller Medikamenten ist
wirtschaftlich nicht weise. Statt Patienten im
Gazastreifen zu behandeln. Die Palästinensische
Behörde zahlt und die Kosten sind ein Dutzend
mal größer als der Preis für das Medikament. Was
für eine Torheit.
Es ist vernünftig, anzunehmen, dass die Rate der
Krankheiten in Gaza zum Himmel schreit dank des
Wasserverbrauchs, da dieses nicht für den
Verbrauch bestimmt ist. Die palästinensische
Behörde zahlt, ein schwindender Untergrund –Aquifer,
unbehandelte Abwässer, die direkt ins Meer
geleitet werden, Land, das von Israel mit Chemie
von unzähligen, unbarmherzigen
Luft-Bombardements gelassen wird; der Müll, der
so schwer zu entsorgen ist; der ständige
Angstzustand; die Anzahl der verletzten,
behinderten Leute und die vielen, die an
post-traumatischen Effekten leiden, nachdem sie
bei israelischen Angriffen Geliebte verloren
haben.
Die Bewohner von Gaza haben eine Elastizität und
Ausdauer, wie wir sie uns kaum vorstellen
können. Mediziner aus dem Ausland, die
freiwillig im Gazastreifen arbeiten, sind
erstaunt, wie die Kinder zwei Tage nach der
Operation auf den Füßen sind. Kinder in Madrid
benötigen eine Woche, wurde mir von Steve
Sosebee, Direktor des Palästinensischen Kinder
–Hilfsfond, gesagt, der Hunderte von
freiwilligen Ärzten in die besetzten Gebiete
bringt. Erklärt es die Fähigkeit der Gazaner,
sich mit der Sammlung von Krankheiten zu
befassen, die im vorausgehenden Paragraphen
aufgelistet waren?
Statt im Wettbewerb zu sein, wer ist der erste,
der medizinisches Personal burn out) und ihren
Lohn kürzt – vielleicht engagiert sich die
Führung der beiden palästinensischen Fraktionen
in der entgegen gesetzten Art eines Wettbewerbs;
wer vermehrt als erster den Lohn des
medizinischen Teams, auf Grund der Anerkennung
der Bedeutung ihrer Arbeit und ihrer Sorgfalt
und Hingabe während all der Jahre, für die sie
nicht belohnt worden sind?
Sosebee sagte, ein französischer freiwilliger
Arzt hatte den Eindruck, dass alle Ärzte im
Gazastreifen deprimiert seien. Sosebee nannte es
eine Depressions-Epidemie. Die Ärzte wissen
genau, wie sie ihre Patienten behandeln müssen,
doch fehlen ihnen die Mittel. Es ist eine
Depression, die nicht an den teilweisen Lohn
gebunden ist, den sie bekommen, und er geht über
die Depression von zwei Millionen gefangenen
Bewohnern hinaus, die nicht aus dem Streifen in
die Freiheit kommen und gehen können.
Mit seiner Politik der Massen-Einkerkerung, die
1991 begann und in den 2000 er Jahren gesteigert
wurde, hoffte Israel, Ägypten unter Druck zu
setzen, Gaza zu annektieren. Dies gelang nicht.
Es ist Zeit für Europa, etwas für sein
Finanzieren zurück zu fordern. Die Europäer
sollten sagen, dass für jede $1000, die sie
geben, um den Streifen zu retten, Israel 1000
Gazanern für Studienzwecke, für die Fortsetzung
der Ausbildung von Ärzten und Lehrern und für
Reisen und Besuchen von Freunden und Verwandten
ausreisen lassen muss.
Dies sollte immer wieder gesagt werden. Der
reguläre Kreis von beinahe-Kollapsen wird nur
angehalten, wenn die Bewegungsfreiheit für
Menschen und Waren wieder hergestellt wird.
Lasst sie arbeiten, auch in Israel – wie vorher.
Sie verdienen sich einen ehrlichen
Lebensunterhalt. Sie werden Waren verkaufen und
exportieren; das palästinensische
Finanzministerium wird nicht Vergünstigungen aus
aller Welt sammeln müssen und die Leute wollen
heim nach Gaza kommen, weil niemand sie daran
hindern wird, es zu verlassen.
(dt. Ellen Rohlfs)
Die Histadrut
ihre Geschichte und Rolle in
Besatzung, Kolonisierung und Apartheid
Gewerkschaft der Freunde Palästinas
Solidaritätskampagne mit dem palästinensischen
Volk
Die
Histadrut - der allgemeine Gewerkschaftsbund in
Israel
Zusammenfassung:
Die
Histadrut wurde im Dezember 1920 in Palästina
unter dem britischen Mandat gegründet. Von
Anfang an war ihr Ziel nicht darauf gerichtet,
Solidarität unter den Arbeitern zu schaffen oder
sie zu repräsentieren, noch sich für die Rechte
der Arbeiter einzusetzen; sie wurde als exklusiv
jüdische Organisation gegründet, um die
Besiedlung Palästina zu fördern. Als solche
arbeitete sie mit der Jewish Agency zusammen, um
den Ausschluss palästinensischer Arbeit
voranzutreiben und zu bewirken und stand an der
Spitze der Bewegung, Palästina von einem
arabischen Land zu einem zionistischen zu
machen. Heute arbeitet sie weiter Hand in Hand
mit der israelischen Regierung und fördert und
verteidigt Politiken, die die grundlegenden
zivilen, politischen und Menschenrechte der
Palästinenser verletzen.
Die
frühe Geschichte der Histadrut
Die
Hauptrolle der Histadrut während der Zeit des
Britischen Mandats (1920-1948) war es, die
jüdische Arbeitskraft unter seine Kontrolle zu
bringen, um sicherzustellen, dass keine
Solidarität oder Integration zwischen
palästinensischen und jüdischen Arbeitern
entsteht – eine Strategie, die man
"Arbeitszionismus" nannte. Geführt von David Ben
Gurion, dem späteren Premierminister und
Verantwortlichen für die Vertreibung der
Palästinenser 1948-49 forderte sie aktiv
rassische Diskriminierung und Boykotte. Als
Organisation duldete sie Palästinenser und Juden
nicht gemeinsam in derselben Gewerkschaft, wobei
Ben Gurion gegen das "Übel der gemischten
Arbeit" (1) wetterte. Zu diesem Zweck trennte
sie sich aktiv von Gewerkschaften wie der
Gewerkschaft der Eisenbahn-, Post- und
Telegraphenarbeiter, die eine gemischte jüdisch
– arabisch-palästinensische Mitgliedschaft (2)
hatte, und ebenso lehnte sie, als sie ihre
eigenen Unternehmen gründete und irgendwann der
zweitgrößte Arbeitgeber im Land wurde, es ab
nicht-Juden zu beschäftigen.
In
ähnlicher Weise beeinflusste sie die britischen
Behörden unterschiedliche Löhne für Juden und
Araber (3) zu zahlen, und obwohl sie
Palästinenser selbst ausschloss, tat sie alles,
was sie konnte, um palästinensische
Gewerkschaften zu schwächen, ironischerweise
indem sie sich mit der Begründung politisch
gegen sie engagierte, sie wären Separatisten,
würden ausgrenzen und gegen den Geist
der Arbeitersolidarität verstoßen. (4)
Angehenden jüdischen Einwanderern wurde
erzählt: "Palästina ist ein Land ohne
Volk für ein Volk ohne Land."
Mit
westlicher Technologie würden die
Einwanderer "das Land erlösen" und "die
Wüste zum Blühen bringen".
Abbildung 1: Zionistisches Plakat aus den 1920er
Jahren, das osteuropäische Juden
ermutigte zu kommen und das Land zu "erlösen".
In
ähnlicher Weise nutzten, als die Palästinenser
Kampfmaßnahmen zur Unterstützung einer
repräsentativen nationalen Regierung ergriffen,
die Jewish Agency und die Histadrut die
Gelegenheit und besetzten ihre Plätze, am
bekanntesten während des Streiks der
Hafenarbeiter von Jaffa 1936, als sie Tel
Aviv als
alternativen Hafen neben Jaffa einrichteten.
Tatsächlich waren die Aktionen der Histadrut von
einer geplanten und strukturierten
Diskriminierung durchdrungen, ähnlich der einer
Apartheid. Ein führender Arbeitszionist, Haim
Arlosoroff, empfahl 1927, der Zionismus sollte
die südafrikanischen Rassenschranken nachahmen,
die schwarze Arbeiter von qualifizierter,
gewerkschaftlich organisierter Beschäftigung
ausschlossen. (5)
Zusätzlich
war ein Boykott der palästinensischen Arbeit mit
einem Boykott palästinensischer Waren gekoppelt;
David HaCohen, ehemaliger Geschäftsführer des
Histadrut-Bauunternehmens Solel Boneh beschrieb,
was da bedeutete:
Bezüglich
des jüdischen Sozialismus musste ich mit meinen
Freunden streiten, um die Tatsache zu
verteidigen, dass ich in meiner Gewerkschaft,
der Histadrut, keine Araber akzeptieren würde;
um zu rechtfertigen, dass ich Hausfrauen
predigte nicht in arabischen Geschäften zu
kaufen; um zu rechtfertigen, dass wir in den
Obstplantagen Wache standen, um zu verhindern,
dass arabische Arbeiter dort Jobs bekämen... um
Kerosin auf arabische Tomaten zu gießen; um auf
dem Markt jüdische Hausfrauen anzugreifen und
arabische Eier, die sie gekauft hatten, zu
zerschmettern... dutzende Dunum Land von einem
Araber zu kaufen ist erlaubt, aber einen
jüdischen Dunum, Gott bewahre, an einen Araber
zu verkaufen, ist verboten;
Rothschild,
die Inkarnation des Kapitalismus, als
Sozialisten zu akzeptieren und ihn 'Wohltäter'
zu nennen – all das zu tun, war nicht
einfach.(6)
Ähnlich
dokumentiert der französische Historiker Nathan
Weinstock, dass das "bloße Gerücht, dass ein
Café in der exklusiv jüdischen Stadt Tel Aviv
einige arabische Arbeiter eingestellt hätte,
eine wütende Ansammlung von tausenden
Demonstranten zur Folge hatte". Ebenso: "Jedes
Mitglied der Histadrut hat zwei Pflichtabgaben
zu leisten: (1) 'Für jüdische Arbeit' – Geld, um
gegen die Beschäftigung arabischer Arbeiter
Wachposten etc. organisieren zu können, und (2)
'Für jüdische Produkte' - , um den Boykott
arabischer Produkte organisieren zu können. (7)
"um
Kerosin auf arabische
Tomaten zu gießen; um auf dem
Markt
jüdische Hausfrauen
anzugreifen und arabische Eier,
die
sie gekauft hatten, zu zerschmettern..."
David
HaCohen
Abb. 2:
Zionistisches Poster aus den 1930er-Jahren
ermuntert Einwanderer nur jüdische
Produkte zu kaufen (Israel MFA).
Alle diese
Aktivitäten waren darauf gerichtet, einen
exklusiv jüdischen Staat zu schaffen, und die
Histadrut stimmte sich eng mit der Jewish
Agency, dem Jewish National Fund und der Jewish
Colonial Agency ab. Über die Histadrut wurde
Mapai, die von Ben Gurion angeführte israelische
Arbeitspartei gegründet, und tatsächlich auch
die Hagana, die jüdische paramilitärische
Organisation, die später die Israelische Armee
wurde. In der Tat wirkte die Histadrut in
Zusammenarbeit mit der Jewish Agency während der
gesamten Mandatszeit heimlich aktiv mit den
Briten zusammen, um den Palästinensern ihr Recht
auf Selbstbestimmung zu verweigern; ihr
Bauunternehmen Solel Boneh baute viele von den
Forts und Grenzzäunen, die die britische
Kolonialherrschaft zementierten. (8)
Abb. 3:
Britische Polizeikaserne in Latrun, errichtet
von der Histadrut während der Arabischen Revolte
für Selbstbestimmung 1936-39.
Es besteht
kein Zweifel, dass sich alle diese zionistischen
Organisationen die ethnische Säuberung
Palästinas als eine Lösung für ihr
"Araber-Problem" vorstellten; sowohl in ihrer
Praxis als auch in ihren Erklärungen war ihr
Ziel immer ein Palästina mit so wenig
Palästinensern wie möglich, wie Joseph Weitz,
Freund von Ben Gurion und Leiter der Jewish
Colonial Agency, 1940 erläuterte:
Unter uns
muss es klar sein, dass im Land kein Platz für
beide Völker ist... Es gibt keinen anderen Weg
als den Transfer der Araber von hier in die
Nachbarländer. Sie alle zu transferieren, nicht
ein Dorf oder Stamm darf bleiben. (9)
Es
überrascht dann wenig, dass Jahre später die
israelische Premierministerin Golda Meir, als
sie 1928 in das Exekutivkomitee der Histadrut
kam, in einer Rede bemerkte, dass "es nicht bloß
eine gewerkschaftliche Organisation war. Es war
ein großes Kolonialunternehmen." (10). Ähnlich
zollte Ben Gurion ihrer Bedeutung Anerkennung,
als er erklärte: "Ich zweifle, ob wir (ohne die
Histadrut) einen Staat haben würden" (11). Was
das für die Palästinenser bedeutete, war
Vertreibung, Enteignung und Exil, etwas wofür
die Histadrut noch ihre Verantwortung anerkennen
muss.
Abb. 4:
David Ben Gurion, Generalsekretär der Histadrut,
und Golda Meir, politischer Offizier, beide
wurden später israelische Premierminister. Unter
Ben Gurions Führung wurden Palästinenser
systematisch aus dem Land vertrieben. Yitzhak
Rabin zum Beispiel erinnerte daran, dass Ben
Gurion nach der Eroberung von Lydda und Ramle
anordnete, die 50.000 Einwohner zu verjagen
(12). 1949 sagte Ben Gurion in einer Rede von
den Palästinensern: "Die Alten werden sterben
und die Jungen werden vergessen." Golda Meir war
da noch unverblümter, sie lehnte es ab die
Palästinenser als Volk anzuerkennen, in einem
Interview von 1949 stellte sie einfach fest:
"Sie existierten nicht."
Die
Histadrut nach 1948
Als Israel
schließlich unabhängig wurde, wurde die
Histadrut ungeheuer mächtig. Im Besitz einiger
der größten Unternehmen in Israel wurde sie zum
größten Arbeitgeber des Landes; 1983 waren etwa
85% der israelischen Lohnempfänger ihre
Mitglieder. (13) Trotz dieses Erfolgs blieb die
Diskriminierung der arabischen Bürger Israels
sowohl in der Histadrut als auch innerhalb der
Regierung endemisch. Die israelischen Araber
wurden, obwohl ihnen in der israelischen
Unabhängigkeitserklärung volle
Gleichberechtigung versprochen worden war, bis
1966 unter ein martialisches Militärrecht
gestellt; erst 1959 wurde ihnen erlaubt in die
Histadrut einzutreten. Aber sogar nach der
Zulassung arabischer Israelis zeigte die
Histadrut oft mangelnde Bereitschaft sich für
gleiche Rechte am Arbeitsplatz einzusetzen;
2009 zum
Beispiel fand ein parlamentarisches Komitee für
faire Arbeitsbedingungen, dass nur 6% der im
öffentlichen Sektor Beschäftigten Araber waren,
obwohl sie mehr als 20% der Bevölkerung
ausmachten, und dass die, die beschäftigt waren,
stets niedrige Stellen besetzten. Was dies für
Regierungsform und Demokratie bedeutet, wurde
von dem israelischen Politiker Ahmed Tibi gut
zusammengefasst: "Das Fehlen von Arabern in
(leitenden) Positionen bedeutet, dass sie in
Entscheidungsprozessen der
(Regierungs-)Ministerien nichts zu sagen
haben."(14) Laut der Organisation für
Zivilrechte in Israel litten arabische Bürger
Israels nach der Gründung des Staates
tatsächlich unter "einer tief verwurzelten
Diskriminierung" (15), eine Tatsache, die sogar
der frühere israelische Ministerpräsident Ehud
Olmert im Dezember 2008 anerkannte: "Es ist
schrecklich, dass es bei der Bank von Israel
(bei 900 Angestellten) keinen einzigen
arabischen Angestellten gibt." (16)
Traurigerweise ist das eine Diskriminierung, die
die Histadrut nicht nur nie infrage gestellt,
sondern in vielen Fällen noch gefördert hat. Ein
Bericht von 1989 fand, dass die Unternehmen der
Histadrut die schlechteste Bilanz bezüglich des
systematischen Ausschlusses arabischen Arbeitern
hatten. (17)
Arabische Bürger Israels
"haben seit der Gründung
des
Staates unter einer tief
verwurzelten
Diskriminierung gelitten"
Die
Organisation für
Zivilrechte in Israel
(The
Association of Civil Rights in Israel)
Abb. 5.
Histadrut Plakat von 1954 spornt jüdische
Arbeiter an den Staat aufzubauen. Damals war es
arabischen Bürgern nicht erlaubt, der Histadrut
beizutreten.
Trotz
einer weitgehenden Umstrukturierung in den
1990er Jahren, die dazu führte, dass die
Histadrut viele Unternehmen verkaufte und sich
in Neue Histadrut umbenannte, gab es keine
Änderung in ihrer Einstellung zur Verteidigung
arabischer Arbeiter. Kürzlich hat die Histadrut
sich nicht dazu geäußert, als ein arabischer
Hotelmanager entlassen wurde, weil er es
ablehnte, seinen arabischen Mitarbeitern zu
verbieten arabisch zu sprechen (2003), oder zu
intervenieren, als McDonalds Israel seinen
Angestellten untersagte arabisch zu sprechen
(2004), oder als Araber, die auf einer Baustelle
beschäftigt waren, ihre Helme mit einem roten X
markiert hatten, um im Ernstfall (ihre)
Ermordung zu erleichtern (2004). (18)
Als die
Israelischen Eisenbahnen 2009 150 arabische
Arbeiter entließen, weil sie nicht in der Armee
gedient hatten, hüllte sich die Histadrut
wiederum in Schweigen und überließ es Wahbe
Badarne, dem Direktor der Arbeiterstimme, einen
Kommentar abzugeben: "Unüblich für eine
Gewerkschaft stehen arme Arbeiter, das heißt
durchweg arabische Arbeiter, nicht auf der
Agenda der Histadrut. Sie ist da, um in den
großen staatlichen Unternehmen und an
staatlichen Stellen Jobs und gute Löhne für
Arbeiter zu verteidigen." (19)
Es
überrascht nicht, dass, als die israelische NGO
Adva Center for Information on Equality and
Social Justice 14 Organisationen auflistete, die
sich für die Arbeitsrechte israelischer Araber
einsetzen, die Histadrut nicht darunter war.
(20)
Allerdings
geht die Diskriminierung der arabischen Bürger
Israels durch die Histadrut bezeichnenderweise
über den wirtschaftlichen Bereich hinaus; es ist
eindeutig erwiesen, dass sie mit dem Staat unter
einer Decke steckte, um ihnen ihre politischen
Rechte zu verweigern.
Als zum
Beispiel 1976 palästinensische Bürger zum ersten
Mal gegen die Enteignung ihres Landes
protestierten, indem sie einen Streik (den Land
Day) ausriefen - übrigens einen Tag, an dem die
israelische Polizei sechs Demonstranten erschoss
-, agitierte die Histadrut aktiv gegen den
Streik.
Die
örtlichen Medien berichteten, sie habe
Repressalien und Entlassungen der Arbeiter
geplant, die an dem Streik teilgenommen hatten
und einen Flyer unter den Arbeitern verteilt,
der sie davor warnte am Streiktag am
Arbeitsplatz zu fehlen und erklärte, abwesenden
Arbeitern würde kein gewerkschaftlicher Schutz
durch die Histadrut gewährt. (21)
In
ähnlicher Weise fiel die Histadrut durch ihr
Schweigen auf, nachdem eine Reihe neuer
rassistischer Gesetze, die die arabischen Bürger
Israels diskriminierten, in der Knesset
verabschiedet wurden:
(The
Reception Committee Law
(das
Gemeinden in Galiläa und im Negev erlaubte,
zukünftige Einwohner auszuwählen, d.h. keine
arabische Israelis zu akzeptieren, Ü.), das Citizen Law
(definiert die Kriterien für Staatsbürgerschaft
eines Israeli, wobei in erster Linie
das Jus Sanguinis gilt; daneben gibt es den
permanent residency status für
Palästinenser in Ost-Jerusalem und Syrer auf den
Golanhöhen sowie für Nicht-Bürger, Ü.)
Die
Histadrut und die besetzten palästinensischen
Gebiete
Seit 1967
hält Israel die Palästinensischen Gebiete
Westjordanland, Gazastreifen und Ost-Jerusalem
besetzt. Während dieser Zeit haben
hunderttausende Palästinenser für israelische
Arbeitgeber sowohl im Kernland Israel als auch
in den Industriezonen und Siedlungen in den
Gebieten unter unerträglichen Bedingungen ohne
Rechtssicherheit mit fehlendem Schutz von
Gesundheit und Sicherheit und für einen
minimalen Lohn gearbeitet (23); symbolisch für
ihren Status in der israelischen Gesellschaft
ist, dass die Plätze, an denen sich
palästinensiche Tagelöhner versammeln, um
angeheuert zu werden, ganz offen als
"Sklavenmärkte" bezeichnet werden (24).
Abb. 6.
Glückliche palästinensische Arbeiter mit
Arbeitsgenehmigungen stehen Schlange
am Checkpoint Bethlehem, um in ihre Hauptstadt
zu gelangen. Die Menschen
stellen sich schon um 2 Uhr frühmorgens an,
obwohl der Checkpoint nicht vor 5
Uhr öffnet. Über 90% der Palästinenser ist
rechtswidrig der Zugang zu ihrer
Hauptstadt Ost-Jerusalem untersagt.
2008 war
die Histadrut bereit einen Prozentsatz des
Geldes, das sie rechtswidrig als
Organisationsgebühr genommen hatte, an die PGFTU
zurückzuzahlen, sehr wahrscheinlich, um die
wachsende Boykott, Investitionsentzug und
Sanktions-Kampagne zu schwächen. Etwas, was
heute von der Histadrut und den
Gewerkschaftsfreunden von Israel laut verkündet
wird, obwohl der Verbleib von etwa 30 Millionen
Dollar nicht geklärt ist.
Zusätzlich
hat die israelische Regierung seit den 1990er
Jahren von den Bauarbeitern eine weitere 2%-ige
Abgabe zur Förderung der Ausbildung von vor
kurzem eingewanderten Russen verlangt; eine
Situation, von der der
Wirtschaftswissenschaftler Shir Hever aus
Jerusalem sagt, sie bedeute praktisch, dass von
den palästinensischen Arbeitern verlangt wird,
"die Ausbildung von Arbeitern zu unterstützen,
die sie ersetzen sollen." (29) Hever bemerkt
weiter, dass die Histadrut diese Diskriminierung
nicht nur nicht in Frage gestellt, sondern sie
tatsächlich unterstützt hat. (30)
Schlimmer
noch, Hevers Bericht von 2009, "Staatlicher
Raub", stellt fest, dass die Histadrut an der
israelischen Politik beteiligt war, etwa 1
Fünftel der Löhne der palästinensischen Arbeiter
als angeblichen Sozialversicherungsbeitrag
abzuziehen; Leistungen aus der
Sozialversicherung wurde aber den meisten
palästinensischen Arbeitern verweigert.
Der Bericht
ergab, dass nur rund 8% des abgezogenen Geldes
tatsächlich Palästinensern zugute kam, während
rund 90% an den israelischen Finanzminister
ging, der es zur Finanzierung von
Infrastruktur-Projekten verwendete,
einschließlich illegaler israelischer Siedlungen
im Westjordanland. (31) Shir Hever stellt fest:
"Es ist ein eindeutiger Fall von Diebstahl in
großem Maßstab an den Palästinensern... Es gibt
keinen Grund, weshalb Israel die Rückzahlung
dieser Gelder entweder an die Arbeiter oder an
deren Erben verschleppt." (32) Jedenfalls ist es
ein Diebstahl, an dem die Histadrut aus eigener
Entscheidung beteiligt war.
Abb. 7.
Palästinenser bei Arbeiten am Bau der illegalen
israelischen Siedlung Har Homa, die Jerusalem
von Bethlehem trennt. Unglücklicherweise sind
diese Jobs wegen der israelischen Besatzung
häufig die einzigen, die diese Arbeiter finden
können; um das Ganze noch schlimmer zu machen,
wurde ihnen die gewerkschaftliche Vertretung
verweigert, obwohl sie der Histadrut eine
"Organisations-Gebühr" zahlen mussten.
Politisch
und praktisch hat die Histadrut immer die
Besatzung unterstützt. Ihr ehemaliges
Bauunternehmen Solel Boneh hat viele der frühen
Siedlungen gebaut (33); die Yashav-Bank, an der
sie Anteile von 25% besitzt, operiert in
Ost-Jerusalem (34); und Israelis, die in
illegalen Siedlungen leben, sind zur
Mitgliedschaft in der Histadrut berechtigt,
während Palästinenser in ihrer Nachbarschaft das
natürlich nicht sind.
Was die
Politik betrifft, behauptet die Histadrut für
eine Zwei-Saaten-Lösung zu sein, anerkennt aber
die Annexion der Golan-Höhen und von
Ost-Jerusalem, und trotz des wachsenden
internationalen Konsenses, dass Israel für den
Kollaps des Friedensprozesses voll
verantwortlich ist, hat sich die Histadrut
entschieden, die Schuld stattdessen den
Palästinensern zu geben. In jeder Hinsicht
vertritt die Histadrut laut die Sichtweisen und
Positionen der israelischen Regierung, was bei
den engen Beziehungen zu den politischen
Parteien Israels und speziell der israelischen
Arbeitspartei nur natürlich ist. (35) Der
Vorsitzende der Histadrut, Ofer Eini, erklärte
im März 2011: "Ich werde unseren Premierminister
niemals angreifen, wenn ich in einem anderen
Land bin. Das habe ich mir zur Regel gemacht.
Ich kann ihn nur unterstützen." (36)
Die
Histadrut befürwortete auch den rechtswidrigen
Krieg gegen Gaza 2008/09 (37), einen Krieg, in
dem 1.385 Palästinenser getötet wurden, darunter
318 Kinder (38), und in dem die UN-Kommission
Kriegsverbrechen und mögliche Verbrechen gegen
die Menschlichkeit sah.
(39) Ebenso
unterstützt die Histadrut die Blockade von Gaza
und hält nur humanitäre Hilfe für angebracht
(40), obwohl es eine Blockade ist, die laut der
Palestinian Medical Relief Society zur Mangel-
und Unterernährung von 52% der palästinensische
Kinder geführt hat (41).
December
2010,
"Hussein al-Foqaa, der Präsident des Verbundes
Öffentliche Dienste der PGFTU, sagte bei unserem
Treffen mit ihm, dass die Histadrut kein
maßgebliches Statement zum Friedensprozess
abgegeben hätte. Er kritisierte die Histadrut
dafür, dass sie nur über
Gewerkschaftsangelegenheiten sprechen will und
keine führende Rolle bei der Unterstützung des
Friedensprozesses einnimmt. Eine solche
Einstellung war im Kontext mit der israelischen
Besatzung unvertretbar. Auch Shaher Sa'ed
kritisierte die Haltung der Histadrut. Er fragte
sich, weshalb die Histadrut keine andere
Position als die israelische Regierung einnehmen
konnte, und wünschte sich, dass die Histadrut
eine klare Position zur Besatzung und den
Siedlungen einnähme."
http://www.unison.org.uk/file/reportDelegation02010.pdf
und die das
Internationale Komitee des Roten Kreuzes als
rechtswidrige Kollektivbestrafung kritisiert hat
(42).
Eine
Erklärung der Histadrut zum israelischen Angriff
auf die Gaza Freedom Flotilla erwähnt nicht,
dass Israel den rechtswidrigen Angriff initiiert
hat, sondern gibt den Menschenrechtsaktivisten
an Bord die Schuld an ihrer eigenen Tötung: "Das
Verhalten der Organisatoren der Flotilla, die
den israelischen Vorschlag ablehnten, sollte
provozieren, um die Hamas zu stärken, die
wirklichen Friedensbemühungen in der Region zu
stören und einen Zwischenfall zu schaffen, der
jetzt die heikle Diplomatie zunichte zu machen
droht..."(43)
Obwohl die Histadrut
israelischen Angriff auf
Gaza und die laufende
Blockade unterstützt,
behauptet sie, dass "sie von
ihren Bemühungen zur
Förderung von
Frieden und
gegenseitigem Verständnis nicht
ablassen".
Abb.
8: Frauen sitzen nach dem israelischen Angriff
von 2008/09 in den Trümmern ihrer
zerstörten Häuser in Gaza, einem Angriff, den
die Histadrut unterstützt hat, so wie sie
auch noch immer die illegale Blockade des
Territoriums unterstützt.
Schließlich
steht die Histadrut an vorderster Front, wenn es
darum geht die wachsende
Boykott-Investitionsentzugs-Sanktions-Bewegung
zu schwächen.
Während die
Histadrut versucht sich selbst als
Unterstützerin des Friedensprozesses, von
Koexistenz und Kooperation zu präsentieren,
anerkennt sie nicht, dass es keine Anerkennung
und Versöhnung geben kann, wenn ein Volk ein
anderes dominiert, über es herrscht und es
ausbeutet.
Unglückseligerweise ist die Histadrut nicht nur
Teil des Prozesses der Besatzung, sondern hat
ihre angeblich linken Referenzen benützt, um
sich als akzeptables Gesicht der israelischen
Besatzung darzustellen. Zu diesem Zweck hat sie
die Position des Palästinensischen
Gewerkschaftsbundes falsch dargestellt und
behauptet, er hätte die Boykottbewegung nicht
unterstützt (44), während er tatsächlich immer
wieder seinen Aufruf zu einem Boykott
wiederholt, bis sich Israel an das
internationale Recht und die
Menschenrechtsstandards hält (45). Der PGFTU hat
vielmehr speziell den Versuch der Histadrut
seinen Namen zu benutzen, um die israelischen
Verbrechen schönzureden, scharf kritisiert und
in Bezug auf die Blockade Gazas und die Tötungen
der Aktivisten von der Freedom Flotilla klar
festgestellt:
Statt die
Tötung der Zivilisten auf der Flotilla zu
verurteilen und ein Ende der vor mehr als drei
Jahren über Gaza verhängten militärischen
Blockade zu fordern, nutzt die Histadrut eine
(Vereinbarung über die) Kooperation der
Gewerkschaften, um mit Beschwerden der Industrie
über palästinensische Arbeiter auf eine Weise
umzugehen, die verschleiert, dass sie sich der
ethischen Verantwortung einer freien,
unabhängigen Gewerkschaft der Verurteilung eines
Verbrechens entzieht, das von allen
freiheitsliebenden Menschen in der Welt scharf
verurteilt worden ist. (46)
Schlussfolgerung
2009
stellte der Direktor der Internationalen
Arbeitsorganisation (ILO), Juan Somavia, fest:
Trotz der schwierigen wirtschaftlichen und
sozialen Situation hegen die Palästinenser edle
Bestrebungen, wie meine Repräsentanten wieder
einmal festgestellt haben. Die überwiegende
Mehrheit möchte weiterkommen, in Frieden, mit
Plänen für ihre eigene Zukunft, ihre Kinder und
ihre souveräne Staatlichkeit. Diese Bestrebungen
sind ständig durch düstere Perspektiven infrage
gestellt worden, die für Hoffnung wenig Raum
gelassen haben.
Dennoch ist
Hoffnung unentbehrlich, um extremen
Alternativen, die keine Zukunft haben,
entgegenzuwirken.(47)Die Frage ist demnach für
Gewerkschafter, ob ein weiteres Engagement mit
der Histadrut als ein positiver Dialog angesehen
werden kann, der zum Erfolg legitimer
palästinensischer Bestrebungen beitragen kann,
oder ob ein solcher Dialog in Wahrheit nur die
israelische koloniale Besatzung stärkt.
Eine
Antwort wurde vielleicht vom schottischen
Regionaldelegierten der UNISON, Mike Kirby,
vorgeschlagen, der 2009 schweren Herzens die
Notwendigkeit
sah
die Beziehung seiner Gewerkschaft mit der
Histadrut zu überprüfen:
Konferenz,
ich glaube an den Dialog mit allen Parteien. Die
Geschichte Nord-Irlands illustriert die
Notwendigkeit. Das Potential für den Aufbau von
Kapazitäten und gemeinsame Berufsausbildung mit
der PGFTU und der Histadrut ist beeindruckend.
Wenn jedoch die Histadrut den Exzess der
"Operation Gegossenes Blei" in Gaza
stillschweigend duldet, wenn die Histadrut
beschuldigt wird in den illegalen Siedlungen zu
organisieren, müssen wir unsere Beziehungen und
Verträge überdenken (48).
Angesichts
der Geschichte der Komplizenschaft der Histadrut
mit der Besatzung des palästinensischen
Territoriums und ihrer Vorteile daraus,
einschließlich ihrer Förderung rassischer
Diskriminierung und Kolonialisierung, ihrer
Weigerung sich für die Rechte der
palästinensischen Arbeiter einzusetzen und sich
der andauernden alltäglichen Unterdrückung des
palästinensischen Volkes entgegenzustellen, ist
es nicht überraschend, dass
Sektionen
der Internationalen Gewerkschaftsbewegung
einschließlich des Britischen und des
Schottischen Gewerkschaftskomitees ihre
Beziehung mit dieser Organisation entweder
abbrechen oder neu überdenken.
Mit den Worten einer palästinensischen Arbeitskoalition 2007: Seit ihren
Anfängen hat die Histadrut die Besatzung
unterstützt und rassistische Richtlinien gegen
unsere Arbeiter beschlossen und ihnen ihre
Rechte verweigert. Sie hat zu den Verbrechen
Israels an unserem Volk durch die Jahrzehnte der
Besatzung hindurch geschwiegen. Wir fordern
deshalb die internationalen Gewerkschaften auf
die Histadrut zu boykottieren, um Druck auf sie
auszuüben, damit sie die Rechte unserer Arbeiter
gewährleistet, und Druck auf die Regierung
auszuüben, damit sie die Besatzung beendet und
die vollen Rechte des palästinensischen Volkes
anerkennt (49).
Palestinian Trade Union Coalition for BDS
(PTUC-BDS) - Statement of Principles & Call for
International Trade Union -
Support
for BDS
(
Palästinensischer Gewerkschaftsbund, Koalition
für BDS Erklärung der Prinzipien und Aufruf an
den Internationalen Gewerkschaftsbund –
Unterstützung von BDS)
Auszug
Besetztes
Palästina, 4. Mai 2011:
Anlässlich des 1. Mai, dem Tag des
Arbeiterkampfes und der internationalen
Solidarität, fand am 30. April die erste
palästinensische Gewerkschaftskonferenz
für Boykott, Investitionsentzug und Sanktionen
gegen Israel (BDS) in Ramallah statt, die fast
von der gesamten palästinensischen
Gewerkschaftsbewegung, einschließlich Verbänden,
Berufsverbänden und Gewerkschaftsblöcken
organisiert wurde, die das gesamte Spektrum der
palästinensischen politischen Parteien
repräsentieren. Die Konferenz war ein
historisches Ereignis: die Bildung der
Palestinian Trade Union Coalition for BDS
(PTUC-BDS) als die größte Koalition der
palästinensischen Gewerkschaftsbewegung.
PTUC-BDS
wird für internationale Gewerkschaften die
repräsentativste palästinensische Referenz sein,
für ihre Unterstützung und Befürwortung des
BDS-Aufrufs werben, der 2005 von der
palästinensischen Zivilgesellschaft lanciert
wurde, geleitet von den Richtlinien und
Prinzipien des Nationalen BDS-Komitees (BNC),
von dem PTUC-BDS ein wichtiger Teil geworden
ist.
Die globale
Gewerkschaftsbewegung hatte immer eine
Schlüsselrolle und war inspirierend in ihrem
mutigen Engagement für Menschenrechte und der
Übernahme konkreter, bahnbrechender und von der
Arbeit geleiteten Sanktionen gegen repressive
Regime in ihrer Solidarität mit unterdrückten
Völkern weltweit. Der Gewerkschaftsboykott des
Apartheid-Südafrika ist ein leuchtendes Beispiel
dieser Tradition effektiver Solidarität.
Gewerkschaften haben heute eine führende Rolle
bei der Verteidigung des Rechts des
palästinensischen Volkes auf Selbstbestimmung,
Gerechtigkeit, Freiheit, Gleichberechtigung
sowie des Rückkehrrechts, wie von der Resolution
194 des UN-Generalversammlung gefordert. Viele
von ihnen haben dem Ruf aus der
palästinensischen Zivilgesellschaft und ihrer
Arbeiterbewegung im Besonderen Beachtung
geschenkt, BDS als die effektivste Form der
Solidarität mit den Palästinensern in unserem
Kampf für ein Ende der israelischen Besatzung
und Apartheid.
Die
Konferenz kritisierte die Histadrut entschieden
und rief die internationalen Gewerkschaften auf
alle Verbindungen mit ihr abzubrechen wegen
ihrer historischen und aktuellen Komplizenschaft
mit den Verstößen Israels gegen das Völkerrecht
und die palästinensischen Rechte. Die Histadrut
hat immer eine Schlüsselrolle bei der
Weiterführung der israelischen Besatzung,
Kolonisierung und des Systems der rassischen
Diskriminierung eingenommen durch:
1.
Öffentliche Unterstützung der Verstöße Israels
gegen die Vierte Genfer Konvention sowie anderer
Grundsätze des Völkerrechts,
2. Pflegen
aktiver kommerzieller Interessen in Israels
illegalem Siedlungsunternehmen
3. Indem
sie jüdischen Siedler in der Westbank erlaubt
der Organisation beizutreten
4. Durch
die Unterstützung des israelischen Krieges gegen
den belagerten Gazastreifen 2008/09; später hat
sie das israelische Massaker an humanitären
Hilfskräften und Aktivisten am 31. Mai 2010 an
Bord der Freedom Flotilla
5. Durch
das Zurückhalten von mehr als 8,3 Mrd. NIS (etwa
2,43 Mrd. Dollar) Lohnabzügen über Jahrzehnte
der Besatzung, die sie von palästinensischen
Arbeitern aus dem besetzten palästinensischen
Territorium eingenommen hat, und die sie für
"Sozial- und Gewerkschaftsleistungen" abgezogen
hat, die die palästinensischen Arbeiter aus den
besetzten palästinensischen Gebieten nie
erhalten haben.
In
Erinnerung an die Gewerkschaftsmaxime "eine
Ungerechtigkeit einem gegenüber ist eine
Ungerechtigkeit an allen" und angesichts
historischen Rolle der internationalen
Gewerkschaftsbewegung bei einer effektiven
internationalen Solidarität mit unterdrückten
Völker weltweit
ruft
PTUC-BDS
Gewerkschaften weltweit auf alle ihre
Beziehungen zur Histadrut zu überprüfen und
abzubrechen.
Solche
gewaltlosen Maßnahmen, mit denen Israel zur
Verantwortung gezogen wird, müssen fortgesetzt
werden, bis Israel seinen Verpflichtungen nach
dem Völkerrecht in Anerkennung des
unveräußerlichen Rechts des palästinensischen
Volkes auf Selbstbestimmung gerecht wird und das
Völkerrecht vollständig einhält.
(1) David Ben Gurion, Rebirth and the Destiny of
Israel, Philosophical Library, 1954, p. 74.
(2) Sawt al-Ameln citing Zachary
Lockman, Comrades and Enemies: Arab and Jewish
Workers in Palestine, 1906-1948, University of
California Press, 1996.
(3) Gabriel Piterberg, The
Returns of Zionism, Verso, 2008, p. 77
(4) und (5) Sawt el-Amel citing
Zachary Lockman, Comrades and Enemies: Arab and
Jewish Workers in Palestine,
1906-1948, University of California Press, 1996
(6) David Hirst, The Gun and the
Olive Branch, Nation Books, 2003, second
edition, p.185,
citing
Haaretz,
15. November 1969.
(7) Nathan Weinstock, Zionism:
False Messiah, Ink Links Ltd, 1979, p. 184.
(8) Tom Segev, One Palestine
Complete: Jews and Arabs under the British
Mandate, 2000, p.417
(9) Uri Davis, Apartheid Israel:
Possibilities for the Struggle Within, London,
Zed-Books,
2004,
p. 20.
(10)
The
Observer, 24.
Januar 1971, zitiert von Uri
Davis, Utopia Incorporated, Zed Press, p. 142.
(11)
Moed,
Histadrut Department of Culture and Education,
1962, p.3, zit. von Arie Bober
(ed.) , The Other Israel: The
Radical Case Against Zionism, 9.
125.
(12) Zitiert in Martin Gilbert,
Israel: A History (1998), p. 218
(13) The Jerusalem Post,
http://newstopics.jpost/topic/Histadrut7.
April 2011
(14) Ahmed Tibi quoted by
Jonathan Cook,
Arab Israeli Barred from Public
Sector Employment,
http://www.globalresearch.ca//index.php?context=va&aid=19277,
30.
Dezember 2010
(15)
http://www.acri.org.il/eng/story.aspx?id=695,
30.
Dezember 2010
(16) Ha'aretz, "Olmert decries
'deliberate and insufferable discrimination'
against Arabs, 11.
Dezember 2008,
http://www.haaretz.com/news/olmert-decries-deliberate-and-insufferablediscrimination-against-arabs-1.257103
(17) Ahmad H. Sa'di,
"Incorporation without integration: Palestinian
citizens in Israel's labour market", History of
Human Sciences, August 1995.
(18)
Sawt el-Amel, Comrades and Enemies: Arab and
Jewish Workers in Palestine, 1906 -
1948, University of California
Press, 1996, p. 21.
(19) Wahbe Badarne quoted in
Jonathan Cook,
Israel Railways accused of Racism
over sacked Arab Workers,
http://www.gobalresearch.ca/index.php?context=wa&aid=13074,
30. Dezember 2010.
(20) Adva Center for Information
on Equality and Social Justice in Israel,
Non-Discriminatory Hiring
Practices in Israel towards Arab Citizens,
Ethiopian Israelis and new immigrants from
Bukhara and the Caucasus,
November 2008.
(21) "Position Paper: Sawt el-Amel's
Assessment of the Histadrut",
http://www.socialistproject.ca/inthenews/Histadrut_English.pdf,
8.
April 2011.
(22) For Information on the
Histadrut's support for South Africa Apartheid
see "Briefing: Labour Zionism and the Histadrut",
the International Jewish anti-Zionist Network
and Labor for Palestine (US), 13. April 2010,
http://www.laborforpalestine.net/wp/wpcontent/
uploads/2010/06/Histadrut-Briefing.pdf
(23) Für Information über
Arbeitsbedingungen in den Siedlungen siehe:
International
Labour Office, The situation of
workers in the Occupied Arab Territories, 2009,
http://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---ed_norm/---
relconf/documents/meetingdocument/wcms_106367.pdf
(24) David Hirst, The Gun and the
Olive Branch, Nation Books, 2003, second
edition, p.146
(25)
Palestinian Workers Rights: A
Report commissioned by the Palestinian Human
Rights Monitoring Group, Mai 2010, p. 26,
http://www.phrmg.org/Palestinian%20worker%20rights.pdf
(26) Arab American Union Members
Council,
http://aaumc.org/drupal/node/26,
7. April 2011.
(27)
ibid.
(28) Jonathan Cook, "Israel Stole
$2 Billion from Palestinian Workers", The
Electronic
Intifada, 4. Februar 2010,
http://electronicintifada.net/content/report-israel-stole-2-billionpalestinian-workers/8664
(29)
ibid.
(30)
ibid.
(31)
ibid.
(32)
ibid.
(33)
http://www.whoprofits.org/Company%20Info.php?id=545
and Tony Greenstein, "Histadrut:
Israel's Racist 'Trade Union', published
Electronic Intifada, 9.
März
2009, http://electronicintifada.net/content/histadrut-israels-racist-trade-union/8121
(34)
http://www.whoprofits.org/Company%20Info.php?id=889
(35) siehe
Report on UNISON delegation to
Palestine and Israel, 27 November – 3
December 2010,
"Hussein al-Foqaa, der Präsident des Verbundes
Öffentliche Dienste
(36) "Histadrut Head tells US
Jewish Leaders: Don't Underestimate BDS-Movement",
Jerusalem Post, 10. März 2011,
http://www.jpostcom/International/Article.aspx?id=211524,8.
April 2011.
(37) Histadrut
Statement on the situation in
Southern Israel and Gaza
13.
Januar 2009.http://www.palestinecampaign.org/files/Histadrut%20Statement%20on%20Gaza.pdf
(38) Figures from B'Tselem, The
Israeli Human Rights Center for Information in
the Occupied Territories,
http://www.btselem.org/English/Gaza_Strip/200912207_A_year_to_Castlead_Operation.asp
(39) Report of the United Nations
Fact Finding Mission on the Gaza Conflict:
Executive Summary,
http://www.2.ohchr.org/english/bodies/hrcouncil/docs/12session/A-HRC-12-
48_ADVANCE1.pdf,
31. Dezember 2010.
(40)
Histadrut Statement on Gaza, 10.
Juni 2010
(41) PMRS: "52% of Gaza Children
Suffer from Malnutrition",
http://www.imemc.org/article/59031,
30. Dezember 2010
(42) The International Committee
of the Red Cross, Gaza Closure: Not Another
Year!, 14.
Juni
2010, http://www.icrc.org/eng/resources/documents/update/palestine-update-140610.htm,
31. Dezember 2010
(43) Histadrut Statement
Regarding Flotilla Attacks,
http://www.tufi.org.uk/news/Flotilla_attacks_Histadrut_Statement.html,
31. Dez. 2010
(44)
Histadrut Resolution: Peace and
Co-operation, September 2009.
http://www.tufi.org/uk/news/Histadrut%20Resolution%20%20Peace%20and%20Cooperation-Sept%2009.pdf
(45) PGFTU Statement, 25.
November 2009,
http://www.bdsmovement.net/2009/astatement-by-the-palestine-general-federationof-trade-unions-pgftu-and-the-palestiniantrade-union-blocks-and-frameworks-596.
(46) PGFTU Statement, 3.
Juni 2010,
http://bandannie.wordpress.com/2010/06/07/pgftunablus-vs-histadrut,
31. Dezember 2010.
(47) International Labour Office,
The Situation of Workers of the
Occupied Arab Territories, 2009,
http://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/--ed_norm/--relconf/documents/meeting/document/wcms_106367.pdf
(48)
http://www.unison-scotland.org.uk/conf2009/story15.htm
(49)
Statement in Occasion of The
Workers' Boycott Call, 11. Februar, 2007,
General Union of Palestinian Workers,
Palestinian General Federation of Trade Unions,
Coalition of Independent Democratic Trade
Unions, General Union of Palestinian of Labour
Vocational Associations, Palestinian Farmers
Union, 11. Februar 2007,
http://www.stopthewall.org/downloads/pdf/S-F2.pdf
Quelle: Richard Irvine/Belfast
Übersetzung: K. Nebauer
Wie den Kampf für
Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit gewinnen
- Nadia Hijab - 31.01.2018 - Rede von Nadia
Hijab, Exekutivdirektorin des Palestina Policy
Network, auf der Jahrestagung der Palestine
Solidarity Campaign in London am 27. Januar.
In meiner Rede
heute möchte ich den Fokus auf drei Dinge legen:
1) Wie kommen wir
zu dem Rahmen mit dem richtigen Begriff für das,
wogegen wir kämpfen?
2) Wie kommen wir
zu einer überzeugenden Vision von dem, wofür wir
kämpfen?
3) Wie bauenn wir
strategisch unsere Quellen der Power aus, damit
wir unsere Ziele erreichen?
Das mag sehr
grundlegend klingen, aber es gibt sowohl unter
Palästinensern als auch bei Aktivisten der
Palästinasolidarität viel Verwirrung. Und der
Grund für die Verwirrung liegt darin, dass wir
keine repräsentative Führung haben, die eine
klare Richtung vorgibt – vorsichtig ausgedrückt.
Zuerst also die
Frage, wogegen wir kämpfen. Da wird viel, vor
allem in akademischen Kreisen über den Rahmen
der Analyse diskutiert, den wir für die
Palästinenser anwenden. Ist es
Siedlerkolonialismus? Oder ethnische Säuberung?
Oder Rassendiskriminierung? Oder Apartheid?
Tatsächlich kann man Argumente für das alles und
mehr finden.
Aber was wir
brauchen ist ein gemeinsamer Rahmen, um
kristallklar darzulegen nicht nur wogegen wir
sind, sondern auch wofür wir kämpfen. Und wir
brauchen diesen Rahmen, damit wir uns über die
notwendigen Strategien klar werden, um
erfolgreich zu sein. Meine Kollegin von
Al-Shabaka, Ingrid Jaradat, und ich haben alle
diese Rahmen in einem neuen Strategie-Papier
diskutiert. Wir haben festgestellt, dass
Apartheid der beste strategische Rahmen ist –
mit anderen Worten, für unseren Kampf am
brauchbarsten.
Zum Beispiel,
obwohl der Rahmen Siedlerkolonialismus in vieler
Hinsicht strategisch ist, war er zur Zeit der
Gründung Israels im internationalen Recht nicht
ausdrücklich verboten. Das bedeutet, dass er nur
für das siedlerkoloniale Unternehmen in den
besetzten palästinensischen Gebieten anwendbar
wäre. Und deshalb könnte er nicht verwendet
werden, wenn es um die Rechte der Flüchtlinge
oder Gleichberechtigung der palästinensischen
Bürger Israels geht. Außerdem wurde er zwar
verboten, aber nicht kriminalisiert.
Dagegen wurde
Apartheid zumindest seit dem Ende des Zweiten
Weltkriegs im Gewohnheitsrecht als
schwerwiegende Verletzung behandelt. Sie wurde
in der Anti-Apartheid-Konvention von 1973
verboten und kriminalisiert und wurde in das
Rom-Statut des Internationalen Strafgerichtshofs
(2002) als eines der schwerwiegendsten
Verbrechen gegen die Menschlichkeit nach dem
Völkermord aufgenommen.
Im Fall von
Palästina begann Apartheid, als sich die
zionistische siedlerkoloniale Gesellschaft zum
Staat Israel transformierte. Als die Ideologie
der jüdischen Überlegenheit und die Politik der
ethnischen Säuberung in die Gesetze und
Institutionen des Staates integriert wurden.
Demnach trägt Israel die rechtliche
Verantwortung für Apartheidgesetze gegen alle
Palästinenser einschließlich der Flüchtlinge,
der palästinensischen Bürger Israels und der
Palästinenser unter der Besatzung.
Es sollte darauf
hingewiesen werden, dass individuelle
strafrechtliche Verantwortlichkeit auch für die
gilt, die das Verbrechen der Apartheid
ausführen, dazu helfen oder Vorschub leisten.
Alle Staaten sowie die Vereinten Nationen sind
verpflichtet dafür zu sorgen, dass die
Schuldigen vor Gericht gebracht werden. Sie
haben die rechtliche Verpflichtung
zusammenzuarbeiten und Maßnahmen einschließlich
Sanktionen zu ergreifen, um Apartheid zu einem
Ende zu bringen und dafür für Entschädigungen zu
sorgen. Dazu gibt es noch viel mehr in dem
UN-Bericht von Richard Falk und Virginia Tilley,
der unter Druck zurückgezogen wurde. Auch in
unserem Papier von Al-Shabaka gibt es dazu
weitere Diskussion.
Wenn wir auf der
Grundlage des oben Gesagten Apartheid als
unseren gemeinsamen Rahmen aufstellen, wird das
eine größere Quelle der Power für unsere
Bewegung sein.
Wenn es nun das
ist, wogegen wir kämpfen, wofür kämpfen wir
also. An diesem Punkt gleitet die Diskussion oft
in eine Auseinandersetzung über ein versus zwei
Staaten ab. Denken wir einen Augenblick darüber
nach. Was würde, wenn es um das Erlangen der
Rechte der Palästinenser geht, ein politisches
Ergebnis von einem Staat erreichen, was zwei
Staaten nicht erreichten?
Die Vision eines
säkularen demokratischen Staates in ganz
Palästina, wie sie die PLO 1988 dargelegt hat,
war für die Palästinenser immer anziehender als
die von zwei Staaten. Durch einen einzigen Staat
würden die Palästinenser ihr Recht auf
Selbstbestimmung ausüben, indem sie in das Land,
das Palästina gewesen ist, zurückkehren und im
ganzen Land neben den dort lebenden Juden und
mit gleich Rechten leben.
Was die Vision von
zwei Staaten betrifft, ist es wichtig zwischen
der einen von 1988, als der Palästinensische
Nationalrat sie annahm, und dem Desaster der
Oslo-Abkommen zu unterscheiden. Als sie 1988
angenommen wurde, wurde die Zwei-Staaten-Lösung
als eine pragmatische und praktikable
Anerkennung der Realität gesehen. Die
Palästinenser würden ihr Recht auf
Selbstbestimmung durch einen souveränen Staat
ausüben, der die Gleichberechtigung seiner
Bürger garantieren würde.
Ein solcher Staat
würde es Palästina ermöglichen sich der
Staatengemeinschaft anzuschließen. Außerdem
behält die Resolution des Palästinensischen
Nationalrats von 1988 die UN-Resolutionen
bezüglich der Rechte der palästinensischen
Flüchtlinge bei. Und der Kampf für zwei Staaten
bedeutet nicht die Aufgabe des wichtigen Kampfes
für die Gleichberechtigung der palästinensischen
Bürger Israels. Mit Oslo war das Projekt eines
auf Rechten begründeten Staates von Anfang an
erledigt. Die palästinensische Führung war
bereit die Rechte der Flüchtlinge zu opfern. Was
die Israelis betrifft, so machte sogar der
sogenannte große Friedensstifter Yitzhak Rabin
klar, dass die Palästinenser ein Gebilde haben
würden, das "weniger als ein Staat" wäre mit
Israels Sicherheitsgrenze im Jordantal.
Dennoch hatten wir
genügend Power aufgebaut, um sicherzustellen,
dass die Zwei-Staaten-Lösung ihrem
ursprünglichen Rahmen treu bleibt, so dass sie
den palästinensischen Rechten auf
Selbstbestimmung und Rückkehr gerecht wird, so
wie es auch die Ein-Staat-Lösung getan hätte.
Tatsächlich muss ein Ende der Apartheid nicht
notwendigerweise eine "Ein-Staat-Lösung" in dem
gesamten Territorium bedeuten, das von einem
Apartheid-System kontrolliert wird. Es kann auch
eine Zwei-Staaten-Lösung sein. In Namibia
erlangte das Volk mit seinem Kampf gegen das
südafrikanische Apartheidsystem Selbstbestimmung
durch die Unabhängigkeit.
Ich möchte
behaupten, dass jede Staaten-Lösung so gestaltet
werden kann, dass die palästinensischen Rechte
erreicht werden – wenn wir die Power haben, das
zu tun. Daneben – und das ist sehr wichtig –
braucht die Gewährleistung palästinensischer
Rechte einige Quellen der Power, die mit dem
staatlichen System verbunden sind.
Zum Beispiel ist
die Tatsache, dass nach internationalem Recht
die israelische Souveränität weder im besetzten
Ost-Jerusalem - noch in der Tat in
West-Jerusalem – anerkannt ist, eine Quelle der
Power, die wir nicht so leicht aufgeben sollten.
Die Tatsache, dass die Siedlungen nach diesem
Recht und von der überwiegenden Mehrheit der
Staaten als illegal angesehen werden, ist eine
Quelle der Power, die wir nicht aufgeben
sollten, bevor wir unsere Ziele erreichen.
Stellen Sie sich
vor, wie anders die Situation heute wäre, wenn
die PLO bereits 2004 das Gutachten des
Internationalen Gerichtshofs zur illegalen Mauer
Israels "aktiviert" hätte. Auch wenn es ein
Gutachten war, appellierte es eindeutig an alle
Staaten, "die illegale Situation, die sich aus
dem Bau der Mauer ergibt, nicht anzuerkennen"
und keinerlei Hilfe zu leisten, die die
Situation aufrecht erhalten könnte. Die PLO
hätte sie nutzen können, um zu bewirken, dass
die Regel bewußten europäischen Staaten viel
entschiedener sicherstellten, dass ihre
Beziehungen zu Israel die illegalen israelischen
Siedlungen nicht abstützten. Die PLO hat das
nicht gemacht.
Diese und andere
sind wichtige Quellen der Power, wenn wir sie
nutzen – wenn wir wirklich über unsere Bewegung
darauf drängen, und wenn wir die
palästinensische Führung drängen dazu zu
drängen.
Realität ist, dass
das palästinensische Volk heue nur sehr wenig
Power hat, in absehbarer Zukunft die Ein- oder
Zweistaaten(lösung) zu erreichen oder das Recht
der Palästinenser bei Israel oder der
internationalen Gemeinschaft durchzusetzen.
Niemand wird uns etwas geben, warum lassen wir
dann auch nur eine unserer Powerquellen los?
Wenn wir entschlossen sind, die Apartheid zu
beenden, dürfen wir keine dieser Powerquellen
loslassen.
Man kann so lange
für das Ergebnis eines Einstaates oder von
Zweistaaten arbeiten, bis sie die
palästinensischen Rechte verwirklicht sind. Das
war das kluge strategische Konzept der
BDS-Bewegung. Bei der Unklarheit der nationalen
Bewegung und dem fehlenden Konsens bezüglich der
politischen Ziele, richteten sie ihren Fokus
stattdessen auf Rechte. Der Aufruf von BDS gilt
der Realisierung der Selbstbestimmung über
Freiheit von der Besatzung, Gleichberechtigung
für die palästinensischen Bürger in Israel und
Gerechtigkeit für die palästinensischen
Flüchtlinge, indem ihr Rechtsanspruch auf
Rückkehr eingelöst wird. Freiheit, Gerechtigkeit
und Gleichheit. Damit haben sie das weiteste
Spektrum der palästinensischen Gesellschaft und
der internationalen Solidaritätsaktivisten
erreicht – und eine beachtliche Quelle der Power
aufgebaut. Und diese Rechte können in einem
Staat oder in zwei Staaten erlangt werden.
Jetzt gibt es noch
eine Quelle der Power, die wir uns nicht
erschlossen haben: die des Narrativs. Israel
dominiert weiterhin das Narrativ im Westen,
trotz aller Eingriffe, die wir gemacht haben.
Wir müssen uns diese Quelle der Power rasch
erschließen – wir stehen vor einer Zeit großer
Gefahr und massiver Angriffe sowohl in Palästina
als auch gegen alle Bemühungen um echte
Solidarität.
Wir brauchen
dringend ein positives, zukunftsorientiertes
Narrativ über das, wofür wir sind, ein Narrativ,
das uns eint und die Power unserer Vision
übermittelt. Ein Narrativ, das für die Bewegung
eine Richtung bietet bis die Zeit für ein
politisches Ergebnis kommt. Ein Narrativ, das
die Barrieren überwindet, die Israels physische
Fragmentierung des palästinensischen Volkes
geschaffen hat. Ein Narrativ, das Israel
herausfordert und es daran hindert uns als
anti-irgendetwas darzustellen.
Dieses einende
palästinensische Narrativ gibt es schon: Es ist
Freiheit. Es ist Gerechtigkeit. Es ist
Gleichheit. Das sind die von der BDS-Bewegung
festgelegten Ziele. Es sind auch Ziele, die alle
Menschen anstreben können, und sie sprechen die
Realität jedes Segments des palästinensischen
Volkes an, unter Besatzung, in Israel und in
Flüchtlingslagern und Exil.
Wir haben dieses
Narrativ, aber wir nutzen es nicht. Wir sagen,
wir seien gegen Apartheid, und dass wir BDS
gegen Israel unterstützen. Was wir sehr deutlich
machen müssen, ist, dass wir BDS unterstützen,
weil wir Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit
erlangen wollen. Und wir sind gegen Apartheid,
weil wir Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit
erreichen wollen.
Diese Ziele müssen
wir so rasch wie möglich in den Vordergrund und
in das Zentrum unserer Bewegung stellen: es ist
eine beflügelnde und positive Vision, die
schnell den überlegenen Platz besetzen kann. Und
sie kann in einem Staat oder in zwei Staaten
verwirklicht werden.
Quelle Übersetzung: K. Nebauer
Der Kampf
gegen die Vertreibung der afrikanischen
Flüchtlinge ist ein entscheidender Moment in
Israels Geschichte - Gideon Levy, 28.1.18 - Wenn es der Regierung
erfolgreich gelingt, tausende von Asylsuchenden
zu deportieren, wird sie ermutigt, noch mehr
heimtückische Flugzeuge folgen zu lassen.
Egal ob die
Deportation von afrikanischen Asylsuchenden
geschieht, so sieht Israel dies mindestens als
Testfall an, der seine Zukunft mitgestaltet.
Es ist
unmöglich, nicht von der Bosheit und dem
Rassismus hinter dieser ethnischen Säuberung
geschockt zu sein - die Vertreibung von nicht
jüdischen schwarzen Leuten auf Grund ihrer
Hautfarbe. Das Schicksal von 35 000 Menschen
sollte das Herz jedes einzelnen vernünftigen
Israeli berühren, doch das Problem liegt viel
tiefer und viel bedeutender. Auf der Agenda sind
weitreichende Pläne verborgen, dass bis jetzt
nicht nur die extreme Rechte darüber spricht,
sondern dass sich ein Aktionsplan entwickeln
könnte. Die Vertreibung der afrikanischen
Flüchtlinge ist für die Regierung und ihre
Opponenten ein Pilot-Programm von großer
Bedeutung.
Falls diese
Minivertreibung gelingt, erwarte mehr, dass ein
Bevölkerungstransfer vorbereitet wird. Falls die
erste Operation erfolgreich ist, wird es
Hoffnung wecken für weitere Vertreibungen.
Israel wird lernen, dass es dies kann, dass
keiner es stoppen wird und wenn Israel in der
Lage sein wird, zu handeln, wird es dies ohne
Zurückhaltung tun. Zweimal verwüstete es brutal
den Gazastreifen, weil es dies konnte und es
wird dies noch einmal tun, bis es von jemandem
gestoppt wird.
Andrerseits wenn
die Deportation der Asylsuchenden fehl schlägt,
zeigt dies, dass der Teil Israels mit einem
Gewissen mehr Macht und Einfluss hat, als es
aussieht, dass wo ein Wille ist, da ist auch ein
Weg. Sein Test wird sein, mit dem Kampf mit
denselben Mitteln und derselben
Entschlossenheit gegen andere Verbrechen
fortzufahren. Es wird auch Hoffnung aus dem
Erfolg schöpfen.
Darum ist der
afrikanische Präzedenzfall so wichtig, weil die
Vertreibungspläne und die Schlacht, sie zu
stoppen, nicht unterschätzt werden kann. Der
Kampf hat sich schon selbst bewiesen. Der
Kommandeur der Vertreibung Dr. Shlomo Mor-Josef,
der Generaldirektor des Innenministerium, für
Bevölkerung, Einwanderung und Grenzbehörde,
verkündigte, er wolle nur nicht verheirate
Männer im Arbeitsalter deportieren. Es ist die
erste Preisgabe gegenüber eines breiten
öffentlichen Druckes – der breiter als erwartet
ist. Aber er ist bedeutsam. Es ist nicht mehr
legitim, Männer zu misshandeln (beschimpfen),
wie man auch Frauen oder ältere Leute nicht
beschimpft. Vertreibung ist Vertreibung - ob
Männer oder Frauen. Mor-Yosef versuchte plump,
eine Sünde zu bewilligen, die er hinter „wir
deportieren nur Männer – also machen wir nichts
falsch“ verbergen musste. Das ist ein Erfolg. Es
kann vermutet werden, dass wenn er in
Verlegenheit gebracht wird, er von seinem
beschämenden Posten bald zurücktreten wird.
Aber das genügt
nicht. Falls der Anti-Deportation-Kampf
andauert - einschließlich der Widerstandakte,
die so vital sind – wird die
Netanjahu-Regierung gezwungen sein, einen
Rückzieher zu machen. Ohne Piloten kann es
keine Vertreibungs-Flüge geben und Flüchtlinge
können nicht gejagt werden gegenüber Leuten von
zivilem Ungehorsam. Falls dieser
Vertreibungsplan zunichte gemacht wird, wird
die Linke erfahren, dass der einzige Weg, sich
durchzusetzen, das Opfer und der Ungehorsam
ist; Rallies sind ineffektiv. Das
Anti-Deportationslager wird dahin kommen zu
realisieren, dass es Verbrechen verhindern kann,
aber nur wenn es bereit ist, zuzugeben, dass
nicht alles vom Himmel oder vom Recht bestimmt
ist- Und die Regierung wird lernen, dass sie
nicht allmächtig ist und dass sie einen aktiven
Gegner mit einem Gewissen hat. Es lohnt sich,
daran zu erinnern, dass es eine andere ethnische
Säuberungsoperation gegeben hat – im Jordantal
und in den südlichen Hebroner Bergen, wo es
keinen bedeutenden zivilen Widerstand gab.
Der nächste
Vertreibungsversuch könnte der der arabischen
Abgeordneten aus der Knesset sein. Jeder wird es
leugnen. Aber den Unterton gibt es. Es kann über
Nacht geschehen unter verschiedenen Vorwänden,
um sie illegal zu machen. Wer würde das
schließlich nicht wünschen. Die Masse würde es
sicherlich begünstigen und die Regierung auch.
Wer würde dagegen sein? Was nötig ist, ist nur
die passende Gelegenheit. Die Gefahr ist näher
als es aussieht. Wer glaubt schon, dass es nur
40 Jahre her ist, dass Israel stolz war und
Dutzende von sog. Boatpeople, Flüchtlinge aus
Vietnam, aufnahm.
Danach, zu einem
bestimmten Zeitpunkt wird der wirkliche Plan
hoch kommen: die Vertreibung der Palästinenser
aus den besetzten Gebieten oder wenigstens aus
Teilen davon . Unter dem Deckmantel eines
Krieges oder eines Aufstandes mit sehr vielen
Sicherheits-Entschuldigungs-Ausreden kann es
geschehen. Es klingt jetzt wie eine Fiktion.
Aber die gelungene Vertreibung der afrikanischen
Flüchtlinge wird die Idee unterstützen, dass
Vertreibung eine durchführbare Option ist.
Klingt dies verrückt? Sicherlich . Vor ein paar
Jahren war es verrückt, daran zu denken, dass
ein Land von Flüchtlingen zwangsweise mit
Handschellen gefesselte Flüchtlinge - in
Flugzeuge setzt und sie ihrem Schicksal an
elendiglichen Orten überlässt --- und weiter
plant, dies in nächster Zukunft zu tun.
Deshalb ist es
so wichtig, jetzt dafür zu kämpfen. ( El-Al
Piloten sagen, sie werden keine deportierten
Asylbewerber nach Afrika fliegen)
Quelle
(dt. E. Rohlfs)
So lange wie die
Besatzung besteht, werden Soldaten bereit sein,
auszusprechen - Avner Gvaryahu, 26.
Januar 2018 - Wie viele, die neben mir den
Militärdienst machten, zog ich es vor, zu
schweigen. Ich zog es vor, zu vergessen, nicht
darüber zu sprechen, wie ich mitten in der Nacht
in eine palästinensische Wohnung einbrach, die
Gewalt vergaß, die ich an den Checkpoints
ausübte und die Passivität, die von mir
gefordert wurde, wenn Siedler das Recht
überschritten. Als ich aus der Armee entlassen
wurde, zog ich es vor, diese drei Jahre zu
unterdrücken, sie hinter mir zu lassen.
Erst nachdem ich
eine Tour in die südlichen Hebroner Berge mit
Breaking the Silence mitgemacht hatte, öffneten
sich meine Augen. Erst dann wagte ich zu
sprechen. So erfuhr ich, dass ich nicht allein
bin. Ich erfuhr, dass es noch andere wie mich
gibt – Soldaten, die die Situation auf dieselbe
Weise und Verantwortung übernehmen und die Art
und Weise ihre Gesellschaft – unsere
Gesellschaft - verändern und über die Besatzung
reden.
In dieser Art
klingt Besatzung: „Mach sicher, dass das Dorf
nicht schläft“, „ein Mann wird gefesselt und
bekommt einen Stoß in den Magen und auf den
Kopf,“ „ eine Todesstrafe für einen
unbewaffneten Mann,“ „jedes Kind, das man mit
einem Stein sieht – erschieße es“. „ Du kannst
machen, was du willst, keiner wird dich etwas
fragen.“ In der Praxis misshandelst du einfach
die Bevölkerung. All dies sind zufällige
Schlagzeilen von Breaking the Silence-
Zeugenaussagen. Kleine Momente in einer
jahrelangen Besatzung.
Dann gibt es noch
jene, die vorziehen, andere zum Schweigen zu
bringen. Die letzten beiden Jahre wurden von
ständigen Versuchen der israelischen Regierung
gesehen, wie sie jedem, der gegen die Besatzung
ist, eine eindeutige Botschaft sendet: du
sollst nicht über das reden, was drüben
geschieht“. Jeder, der wagt auszusprechen, wird
gebrandmarkt und kommt auf eine Schwarze Liste,
während die Delegitimierungskampagne der
Regierung immer unverschämter wird. Aber ich bin
nicht bereit, still zu bleiben. Zusammen mit den
1100 Soldaten – Männer und Frauen, die das
Schweigen gebrochen haben - bestehen wir
darauf, dass unsere Stimme gehört wird. wir
müssen unsere Stimme sehr deutlich und klar
zum Hören bringen, sodass jede Person, die in
den besetzten Gebieten dient, wissen wird, dass
das Aussprechen nicht nur eine Option, sondern
eine moralische Pflicht ist.
In der letzten
Woche veröffentlichte Breaking the Silence
seine neue Broschüre über Zeugenaussagen:
„Warum ich das Schweigen breche.“. In ihm
entscheiden sich Soldaten, über die Gründe zu
reden…Es gibt viele Gründe, dies zu tun und die
Wahrheit ist, dass die Organisation die
Broschüre schon in jedem Augenblick der letzten
Jahre hätte herausgeben können. Aber jetzt, wo
viele versuchen, uns zum Schweigen zu bringen
und gegen uns hetzen, war es wichtig, die
israelische Öffentlichkeit daran zu erinnern,
warum Soldaten weiter ihr Schweigen brechen.
Schließlich ist der Hauptgrund für das
Schweigen-brechen, die Besatzung. Solange, wie
es eine Besatzung gibt, gibt es auch jene , die
wählen das aufzudecken, was die Regierung zu
verbergen sich bemüht.
So klingt ein
Besatzer: „Zurück, mir war nicht klar, dass es
Straßen nur für Juden gibt, die sie eine
„sterile Route“ nennen.“ „Ich schäme mich für
das, was ich dort tat.“ „Ich bin nur eine
Spielfigur in dem System.“ „Wir gelangen in die
Arterien der Bevölkerung.“ „Sie sagten uns,
trocknet sie aus.“ „ die politische Führung ist
nah am Siedlungsunternehmen“.
Das folgende
Zeugnis wurde Breaking the Silence von einem
Soldaten gegeben, der 2009 im Haruv –Bataillon
diente, obwohl es auch 2002 oder 2007 gewesen
sein könnte oder an jedem beliebigen Freitag,
wenn die meisten von uns beim Mittagessen
sitzen, umgeben von Familie und Freunden. Das
Haruv-Bataillon, nahe der Westbank- Stadt Salfit.
Israelisches Militär kam im Dorf von Hares an ,
als Palästinenser in dem Gebiet Steine warfen.
Was mich am meisten
schockierte , waren die Durchsuchungen, die wir
in Hares durchführten – dies war der Strohhalm,
der dem Kamel den Rücken brach. Sie sagten, dort
seien 60 Häuser, die durchsucht werden sollten.
Ich sagte, dass es da Warnungen vom Geheimdienst
gegeben hätte. Ich versuchte, mich selbst zu
rechtfertigen. Wir – die ganze Division - kam
nachts an. Es war eine Bataillon-Operation. Man
verteilte sich über das ganze Dorf,
kontrollierte die Schule, zertrümmerte die
Türschlösser, die Klassenzimmer. Ein Raum wurde
als Verhörraum vom Shin Bet benützt, einer für
die Verhafteten, einer für die Soldaten zum
Ausruhen. Ich erinnere mich besonders daran,
dass es mich ärgerte, dass sie eine Schule
auswählten. Wir gingen von Haus zu Haus,
klopften um zwei am Morgen an die Tür der
Familie. Sie war zu Tode erschrocken, die
Mädchen pinkelten aus Angst in ihren
Schlafanzug. Wir klopften an die Türen mit einem
Gefühl „wir werden es ihnen zeigen, es ist
fanatisch. Wir gehen durch das Haus und stellen
alles auf den Kopf.
Die Familie wurde
in einem Raum mit einem Wächter versammelt.
Diesem wurde gesagt, er solle seine Waffe auf
sie richten und dann durchsucht das ganze Haus.
Wir bekamen noch einen Befehl, dass jeder
zwischen 16 und 29 – egal wer - mit
Handschellen und verbundenen Augen gebracht
werden soll.
(:::) Was mich am
meisten schockierte, war, dass dort auch
gestohlen wurde. Eine Person nahm 20 Schekel.
Die Leute gingen in die Häuser und schauten nach
Dingen, die gestohlen werden konnten. Es war
aber ein sehr armes Dorf. Irgendwann sagten
Kerle: „Wie schade, hier gibt es nichts zu
stehlen. „Ich nahm ein paar Filzstifte, einfach
so. So konnte ich sagen, dass ich auch etwas
gestohlen hatte. Man sah Leute, die wirklich arm
waren.
Unter den Soldaten
gab es nach der Aktion eine Menge Freude über
das Elend der Leute, über das sie vergnügt
redeten. Es gab einen Augenblick, in dem jemand,
den sie kannten und der geistig behindert war
und der die Soldaten anschrie. Einer der
Soldaten entschied, dass er ihn schlagen würde.
Die andern schlugen ihn auch mit dem
Gewehrkolben auf den Kopf. Er blutete und sie
brachten ihn mit anderen zur Schule. Dort gab
es einen Haufen von Verhaftungsordern, die vom
Bataillons-Kommandeur unterzeichnet und mit
einer blanko-Seite versehen war. Sie füllten die
Order aus, dass die verhaftete Person unter dem
Verdacht verhaftet wurde, den Frieden zu stören
… Ich erinnere mich daran, dass es dort Leute
mit Handschellen gab, die wirklich sehr fest
geschlossen waren. Ich öffnete sie und schloss
sie lockerer. Ich kam mit Leuten
(Palästinensern) ins Gespräch. Da war einer, der
arbeitete 13 Stunden am Tag und ein anderer, den
ein Siedler nach Israel brachte, um für ihn zu
arbeiten. Nach zwei Monaten zahlte er ihn nicht
und gab ihn bei der Polizei ab.
Eine andere Sache,
die mich sehr beschäftigt, ja geärgert hat, war
ein Haus, das sie nur zerstörten (Die Mutter
beobachtete von der Seite und weinte. Die
Kinder saßen neben ihr und streichelten sie. Da
dachte ich an meine Mutter, wie sie jede Ecke
des Hauses sauber hielt und plötzlich kamen
Soldaten und zerstörten es.
Die Art und Weise,
wie sie uns anschauten. Was mag durch ihren Kopf
gegangen sein … Wie kann man den Sohn einer
Frau mitten in der Nacht nehmen, seine Hände
fesseln, ihm die Augenverbinden? ….
Dieses vergangene
Jahr, das 50 Jahre israelische Herrschaft über
die besetzten Gebiete markiert, forderte die
Gegner der Besatzung heraus. Angesichts des
Bangemachens und Schweigens standen tapfere
Leute auf, die sich entschieden, sich nicht
einfach zurückzuhalten, sondern wählten , ihre
Stimme gegen die Besatzung zu erheben. Ich bin
stolz, teil einer Bewegung zu sein, die hinter
ihren Prinzipien steht und nicht aufhören wird,
bis wir aufhören werden, über ein anderes Volk
zu herrschen.
Quelle
(dt. und gekürzt Ellen Rohlfs)
Why I Broke the Silence - 21 Seiten >>>
Israel hat einfach einen
neuen Typ von
Terrorismus erfunden
Amira Hass -
30.01.2018 -
Israelische
Abgeordnete diskutieren über "Bau-Terrorismus"
von Palästinensern in der Westbank.
Die israelische
Armee befiehlt 300 Beduinen ihr Dorf in der Nähe
einer Siedlung zu umzusiedeln.
Die Konsequenz
verlangt, dass die israelischen Gesandten auf
ihrem Tripp nach Brüssel diese Woche der
EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini eine
Vorladung zur Vernehmung auf der Polizeistation
von Ma'aleh Adumim wegen Verdachts auf
terroristische Aktivität überbringen.
Auf der einen Hand
werden die israelischen Repräsentanten über
ihren palästinensischen Subunternehmer von der
EU einen fetten Scheck als Entschädigung für
Trumps radikale Kürzung der Gelder für die
Palästinensische Autonomiebehörde und die UNRWA
erhalten (siehe: "The cut to PA funding
undermines security coordniation"). Mit der
anderen werden sie die Vorladung zur Vernehmung
wegen Verdachts des Terrorismus und der Beihilfe
zum Terrorismus übergeben.
Wegen Auschwitz
oder wegen den Verbindungen in der
wissenschaftlichen Verteidigung werden die
europäischen Repräsentanten die Vorladung mit
einem Lächeln annehmen. "Wir haben immer gewußt,
dass Juden einen hochentwickelten Sinn für Humor
haben", werden sie sagen.
Aber sie irren
sich. Das ist kein Witz. Es ist die Vorbereitung
einer weiteren Vertreibung. Auf der Webseite der
Knesset erscheint eine neue Kategorie von
Terrorismus, der "Bau-Terror". Zu den im
vorhinein Schuldigen gehören die PA, die
Beduinen und die Europäische Union.
Staatsanwalt, Richter und Vollstrecker ist das
Knessetmitglied Moti Yogev vom Jüdischen Heim,
der auch der Vorsitzende des Subkomitees für die
Vertreibung von Palästinensern vom Komitee der
Knesset für Außenpolitik und Verteidigung, das
auch als Subkomitee für zivile- und
Sicherheitsangelegenheiten in Judäa und Samaria
bekannt ist.
Er hat erklärt,
dass Bautätigkeit von Palästinensern in der
Westbank "Terrorismus" ist, wenn es in dem
Gebiet stattfindet, das israelische List zu
einem weiteren Fels unserer Existenz gemacht hat
– Zone C, in der jedes Zelt, jeder Unterstand
für Tiere, jede Wasserleitung eine israelische
Baugenehmigung erfordert, die nie erteilt wird.
Jeder, der ein junges Paar in seinem Haus
unterbringen oder ein ausgedientes undichtes
Zelt ersetzen oder einen Vorschul-Klassenraum
bauen möchte, ist gezwungen das Herrenrecht zu
übertreten.
Vergangenen
Donnerstag hat das Vertreibungs-Subkomitee vor
Freude getanzt: 2017 hat es Fortschritte bei der
Zerstörung palästinensischer 'Strukturen' in der
Zone C gegeben, von denen einige mit Geldern der
EU errichtet worden waren.
In den Hearings
des Komitees sind Knessetmitglieder nie müde
geworden auf die Chutzpe (Dreistigkeit) der EU,
die 'Strukturen' zu finanzieren, hinzuweisen.
Sie haben mit
ihrer Phantasie eine Realität erschaffen, die
sie "caravillas" (anspruchvolle Campingzelte)
nennen. Palästinensische Dörfer werden
"Außenposten" und ihre Existenz – seit
Jahrzehnten an diesem Ort – "Übernahme" genannt.
Das besetzte Territorium wird "Staatsland"
genannt.
Wir haben den
Begriff "popular terrorism" erfunden, um
Demonstrationen von Zivilisten gegen unsere
gewaffneten Soldaten zu beschreiben. Wir haben
BDS als Terrorismus kriminalisiert, obwohl
Boykott das älteste Instrument im Buch des
gewaltfreien Kampfes gegen unterdrückerische
Regime ist. Wir haben "lawfare" geschrieen, als
die Palästinenser es wagten, ihren Fall vor
internationale Gerichtshöfe zu bringen. (Kampf
mit Rechtsmitteln statt mit Waffen, Ü.) Und
jetzt erklären wir jeden für schuldig, der eine
Schule oder eine Latrine baut. Bald werden wir
sie wegen Terorismus schuldig erklären, weil sie
darauf bestehen zu atmen.
Das Meeting
vergangenen Donnerstag befasste sich mit der
Gemeinschaft der Jahalin, die eine Schule aus
alten Autoreifen in einem Gebiet errichtet
haben, in dem sie seit Jahrzehnten leben, das
aber die Siedlung Ma'aleh Adumim begehrt.
Die
Zivilverwaltung ist entschlossen, die
Gemeinschaft zwangsweise auf einen Platz
umzusiedeln, der ihnen in Abu Dis zugeteilt
wurde, gegen den Willen von Abu Dis.
Der dreisteste
Redner bei dem Meeting war zweifellos der
stellvertretende Bürgermeister von Ma'aleh
Adumim, Guy Yifrah. Zugunsten des Ausbaus seiner
Siedlung haben 1999, mitten während der
Oslo-Verhandlungen, unsere Soldaten und
Bürokraten hunderte Mitglieder des Stammes der
Jahalin von Land, auf dem sie seit ihrer
Vertreibung aus dem Negev 1948 gelebt haben,
vertrieben.
Sie wurden neben
einem Müllplatz bei Abu Dis abgeladen. Jetzt
sagte der stellvertretende Bürgermeister, es
wäre ein Fehler, jetzt einem anderen Clan
desselben Stammes mehr Land zu geben. "Es könnte
die Jahalin in der Nähe von Ma'aleh Adumim
denken lassen, der Staat habe sich mit ihrem
Dasein dort ausgesöhnt."
Was hat er genau
gesagt? Das sich der Staat in Wirklichkeit nicht
einmal mit ihrer Existenz in Abu Dis ausgesöhnt
hat. Mr. Yifrah erzählt uns, dass die geplante
zwangsweise Vertreibung nur ein Schritt auf dem
Weg zu ihrer endgültigen Vetreibung an einen
unbekannten Ort sein darf.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Zerstörung palästinensischer
Schulen ein 'stiller
Bevölkerungstransfer'
- Orly Noy -
24.01.2018 - Mit der Zerstörung von Schulen in
palästinensischen Dörfern in der Zone C und an
anderen Orten zwingt Israel die Palästinenser
eine grausame Wahl auf – zwischen ihrem Land und
der Zukunft ihrer Kinder.
Als die Kinder von
Beit Ta'mar, einem Dorf südöstlich von
Bethlehem, vor etwa zwei Wochen ihr
improvisiertes Schulhaus für die Winterferien
verließen, wußten sie nicht, ob das Gebäude noch
stehen würde, wenn sie wiederkommen.
Die Schule ein
Gebäude zu nennen ist eine Übertreibung. Es
besteht auf fünf Räumen aus Beton auf einem
Hügel, die von Einwohnern des Dorfes errichtet
wurden und die auch die Strasse zur Schule
gebaut haben.
"Letzten August
baten wir die Armee um die Genehmigung eine
Schule für die Kinder im Dorf zu bauen", sagt
Hassan Brigiah auf dem Weg zu dem Ort. "Wir
bekamen keine Antwort, und nachdem wir mit einem
Anwalt gesprochen hatten, haben wir beschlossen
sechs Caravans als Schule aufzustellen. Die
Armee kam und demontierte die Caravans. Als sie
das machten, sagte ich zu ihnen: "Aber ihr habt
uns gar keine Antwort gegeben." Es half nichts.
Wir beschlossen ein paar Klassenräume aus Beton
zu errichten, und in der Zwischenzeit schaffte
es der Anwalt eine Anordnung zur Verhinderung
der Zerstörung zu bekommen, bis die Regierung
uns eine Antwort gibt."
Die Armee hat dann
eine Antwort gegeben – negativ, wie erwartet.
Die Gründe sind wie immer rein formal und
bürokratisch. Seither hing die Abrissdrohung
über den improvisierten Räumen der dritten
Klasse. Die Palästinensische Autonomiebehörde
sorgte für Tische und Stühle, was auf einer
Gedenktafel vermerkt ist. "Wir werden die Heimat
aufbauen mit der Macht des Wissens", ist auf
eine der Wände gesprayt.
Die Schule liegt
in Zone C der Westbank, aber nahe an Zone B, die
unter palästinensischer ziviler Kontrolle ist,
und vollständig auf privatem Boden, sagt Brigiah,
und fügt hinzu, dass der Bau von den Dörflern
selbst finanziert wurde.
"Wir liegen ganz
nahe an Tekoa und Nokdim, wo
(Verteidigungsminister) Avigdor Lieberman lebt",
sagt Brigiah. "Sie haben viel Einfluß auf die
Regierung. Fast jeden Tag stehen die Siedler auf
dem Hügel und beobachten unsere Kinder mit
Feldstechern. Die Armee ist auch die ganze Zeit
hier, läuft herum, fotografiert und geht wieder.
Sie wollen uns zeigen, dass sie da sind, damit
wir weiterhin in Angst leben."
Allgemein nimmt
man wahr, dass es die Armee ganz scharf auf
Schulen und Bildungseinrichtungen quer durch die
Westbank abgesehen hat.
Vor etwa einem
Monat erließ die Armee eine Abrißanordnung für
den Raum der vierten Klasse einer Schule in der
Gemeinde A-Nawer nahe der Siedlung Ma'aleh
Adumim. Am 7. Oktober hat die Armee die Türen
von zwei Schulhäusern dort konfisziert. Laut der
israelischen Menschenrechtsgruppe B'Tselem
erklärten die israelischen Truppen vergangenen
Sommer die Schule zum militärischen Übungsgebiet
und konfiszierte die Sonnenkollektoren, die den
Strom für die Schule lieferten.
Einen Tag vor
Beginn des laufenden Schuljahres haben Soldaten
in der Westbank die Schule im Dorf Job a-Dib
zerstört und die 80 Schüler ohne einen Ort für
den Unterricht gelassen. Die Schule bestand aus
6 Caravans, die die Armee ausräumte und
konfiszierte. Wie Eli Bitan berichtete, setzte
die Armee während der Zerstörung Schockgranaten
gegen die Einwohner ein.
Einen Tag zuvor
zerstörten etwa 50 Soldaten und Polizisten einen
Caravan, der als Kindergarten in Du Al-Baba bei
Al-Azriah dienen sollte. Die 25 Kinder der
Gemeinde zwischen 4 und 6 Jahren haben keinen
anderen Platz für eine solche pädagogische
Einrichtung. Die Armee konfiszierte außerdem 10
Tische, 30 Stühle, zwei Toiletten und eine Tafel
im Wert von zehntausenden Schekel. Zwei Wochen
zuvor hatte die Armee die Sonnenkollektoren
konfisziert, die den Strom für die Schule und
den Kindergarten in Abu A-Nawar liefern sollten
und das Geschenk einer Hilfsorganisation waren.
Am 22. Dezember
wies der Oberste Gerichtshof eine Petition der
Einwohner von Al-Muntar, einer Beduinengemeinde
in der Nähe der Siedlung Ma'aleh Adumim gegen
den Plan der Armee ab, einen Kindergarten und
eine Schule in der Gemeinde zu zerstören. Ab 1.
Februar können die Gebäude jeden Moment wieder
zu Staub werden – Gebäude, die eine Alternative
für den langen und gefährlichen Weg der Schüler
in die Schulen in benachbarten Städten sein
sollte.
Ein stiller
Transfer
Zwischen 1988 und
April 2017 hat die Armee 16.789 Abrißanordnungen
in der Zone C erlassen, wovon laut Daten der
Planungsorganisation Bimkom etwa 40 für Schulen
und andere pädagogische Einrichtungen bestimmt
waren. "Für dieses ganze Gbeiet gab es zum
ersten Mal während des (britischen) Mandats eine
Planung", sagt Architekt Alon Cohen-Lipshitz,
der Programmkoordinator von Bimkom für die
Westbank. "Die wurde in einem Rahmen(plan) für
sechs Distrike gemacht: Haifa, Galiläa, Samaria
(die nördliche Westbank), Jerusalem, Lod und
Gaza." Er fügte hinzu: "Obwohl in dem Plan das
meiste Land als landwirtschaftliches Gebiet
ausgewiesen war, war das Bauen erlaubt –
landwirtschaftliche Gebäude, Schulen usw."
"Nach der
Besetzung gab es in den 70er Jahren 2.500
Anträge auf Baugenehmigungen pro Jahr, wovon 97%
bewilligt wurden", erlärt Cohen-Lipshitz. Anfang
der 80er Jahre sank die Zahl auf 33%, und ging
nach den Osloverträgen dramatisch zurück:
Zwischen 2000 und 2008 wurden gerade einmal 5%
der Anträge auf Baugenehmigung bewilligt. Jetzt
liegt der Prozentsatz nahe bei Null.
Entsprechend ging auch die Zahl der von
Palästinensern eingereichten Anträge zurück."
Man braucht nur
einen Blick auf der Landkarte auf die Orte zu
tun, für die die Abrißanordnungen ausgestellt
wurden, um die israelischen Pläne für dieses
Gebiet zu verstehen."Die Gebiete, in denen
Palästinener legal bauen können, besteht aus
weniger als einem Prozent der Zone C", sagt
Cohen-Lipshitz. Das Gebiet, auf dem Siedlungen
liegen, ist etwa 50 Mal größer. Praktisch ist
das ein stiller Bevölkerungstransfer: unter dem
Vorwand von Rechtsvorschriften werden die
Palästinenser still gedrängt in die Zonen A und
B zu ziehen."
Ungeachtet der
Absichten Israels ist die Besatzungsmacht nach
dem Völkerrecht verpflichtet, sich um den Zugang
palästinensischer Kinder zu Bildung zu kümmern.
Das gilt erst recht für Zone C, für die Israel
nach den Osloabkommen sowohl zivil als auch
militärisch verantwortlich ist. Die
Palästinensische Autonomiebehörde hat, obwohl
sie manche Dinge für die Schulen in dieser Zone
da und dort liefert, keine Befugnis, Möglichkeit
oder Verpflichtung (hier) Schulen zu errichten:
die Verpflichtung dazu hat Israel. Israel hat
sich dieser Verpflichtung entzogen und
stattdessen ein drakonisches System von
Baugenehmigungen und Abrissen angenommen, das in
der Praxis bedeutet, dass dem Bildungsbedarf für
palästinensische Kinder, die in diesem Gebiet
leben, nicht entsprochen wird.
Laut dem UN-Büro
für die Koordinierung humanitärer
Angelegenheiten OCHA haben 36% der Gemeinden in
Zone C (189 von 532) keine eigenen Grundschulen.
OCHA hat 31 Gemeinden dokumentiert, wo Kinder
militärische Checkpoints passieren müssen, um
ihre Schulen zu erreichen. In 29 Gemeinden waren
die Schüler auf ihrem Schulweg mit dauernden
Belästigungen durch Siedler konfrontiert.
Nehmen wir zum
Beispiel vier Gemeinden mit Schafhaltung im
nördlichen Jordantal: Makhhoul, Al-Hadidiah,
Kirbet Samrah und Kirbet Humsa mit insgesamt 500
Menschen, in der Zone C. Die militärischen
Planungsbehörden Israels erlauben nicht den Bau
einer Schule in diesem Gebiet. Im Schuljahr
2010-2011 waren 166 Kinder aus diesen vier
Dörfern gezwungen 27 bis 45 km zu fahren, um
ihre Grundschulen zu erreichen. Die Hälfte von
ihnen musste einen oder zwei Checkpoints in dem
Gebiet passieren. Sowohl die Dorfbewohner als
auch der Busfahrer, der die Schüler zur Schule
fährt, berichteten von Fällen von Misshandlung
und Demütigung durch die Soldaten, die
verlangten, dass die Schüler aus dem Bus
stiegen, um durchsucht und abgetastet zu werden.
Man kann die
zukünftigen Konsequenzen der Politik Israels
gegenüber den palästinensischen Schulkindern in
dem von ihm besetzten Gebiet schwer vorhersagen,
aber man erkennt schnell ihr Ziel. Die
israelische Armee zwingt Palästinenser eine
grausame Wahl zu treffen – zwischen ihrem Land
und der Zukunft ihrer Kinder,
Wir baten einen
Sprecher der israelischen Armee folgende Fragen
zu beantworten:
Für wieviele
palästinensische Schulen in Zone C gibt es
Abrißanordnungen? Arbeitet die Armee daran den
Bau geplanter oder genehmigter Schulen zu
erlauben, um den Bedarf der Gemeinden in dieser
Zone zu decken? Geht die Armee der Zahl von
Palästinensern nach, die keine
Bildungseinrichtungen besuchen? Sorgt die Armee
in Fällen, in denen es keine Schulen gibt und
die Armee den Bau einer Schule nicht genehmigt,
für Transportdienste, damit die Schüler Schulen
erreichen, so wie es die Gesetze im Kernland
Israel verlangen?
Der Armeesprecher
verspach eine Antwort auf diese Fragen, die Tage
lang auf sich warten ließ. Schließlich sandte
die Zivilverwaltung der IDF, die
Militärregierung, die für jeden Lebensbereich
der Palästinenser in der Zone C verantwortlich
ist, nur Folgendes, ohne die einzelnen Fragen zu
beantworten: "Die Zivilverwaltung beurteilt
Baupläne für Bildungseinrichtungen nach dem
Bauplanungsrecht. In jedem Fall nicht
genehmigten Bauens oder Planens, handelt die
Zivilverwaltung entsprechend ihrer Legitimation,
um in jedem Fall nicht berechtigten Bauens die
Rechtsstaatlichkeit aufrecht zu erhalten."
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Ungeschützt_Inhaftierungen
palästinensischer Teenager in Ost-Jerusalem.
Zusammenfassung
-
B'Tselem_Oktober 2017 -
B'Tselem und
HaMoked
Palästinensische
Teenager werden mitten in der Nacht aus dem
Bett gerissen, ohne Notwendigkeit werden ihnen
Handschellen angelegt und müssen sie dann lange
Zeit auf den Beginn ihres Verhörs warten. Erst
dann, wenn sie müde und gebrochen sind, werden
sie zu langen Verhörsitzungen geholt, ohne dass
ihnen Gelegenheit gegeben würde mit einem Anwalt
oder den Eltern vor Beginn des Verhörs zu
sprechen und ohne zu wissen, dass sie das Recht
haben zu schweigen. Dann werden sie für Tage und
Wochen in einer Hafteinrichtung unter harten
Bedingungen festgehalten, selbst wenn das Verhör
bereits beendet ist. All das wird von Drohungen
und verbalen und physischen Mißhandlungen
begleitet – vor oder während des Verhörs. Sind
die Jungen dann einmal offiziell in Haft, sind
die Eltern von allen Verfahren ausgeschlossen.
Zu keinem Zeitpunkt betrachten die
Strafverfolgungsbehörden die Eltern oder die,
die berechtigt sind, das Kind zu schützen, als
relevant für den Prozess. Sie erhalten nicht die
mimimalste Information darüber, was mit ihrem
Sohn geschehen ist oder welche Rechte er hat.
Nur sehr selten wird ihnen erlaubt ihr Kind zu
sehen. Das lässt die Eltern machtlos, unfähig
ihrem eigenen Kind zu helfen. Ohne den Schutz
ihrer Eltern oder eines Erwachsenen, dem sie
vertrauen können, und ohne jede Berücksichtigung
ihres Alters müssen diese Jungen den ganzen
Prozess allein durchstehen, fern von ihren
Familien, ihrem Alltag und allem Vertrauten. Die
Jungen finden sich selbst in einer bedrohlichen
und verwirrenden Situation wieder, ohne dass
einer der Erwachsenen um sie herum sich die Mühe
macht ihnen zu erklären, was gerade geschieht.
Niemand erklärt ihnen, wohin sie gebracht
werden, wessen sie verdächtigt werden, welches
ihre Rechte sind, niemand, mit dem sie sich
beraten könnten, wie lange der Prozess dauern
wird, und wann sie zu ihren Familien und ihr
Zuhause zurückkehren werden. Noch schlimmer, die
Berichte der Jungen zeigen, dass die Erwachsenen
um sie herum – Polizeioffiziere, Agenten der
israelischen Sicherheitsbehörde ISA,
Gefängniswärter und Richter – sie behandeln, als
hätten sie keinerlei Rechte. Wann immer die
Jungen um etwas bitten, was ihnen bewilligt wird
– sei es Essen oder Trinken, ein Handtuch, der
Gang zur Toilette, ein Gespräch mit den Eltern –
wird als eine Geste des guten Wilens gesehen,
ganz nach dem Gutdünken des Diensthabenden.
Infolge dieser Praktiken wird den
Strafverfolgungsbehören die Freiheit gelassen
Druck auszuüben, um sie zu Geständnissen zu
zwingen. Und tatsächlich unterschreiben viele
minderjährige Häftlinge unfreiwillig
Geständnisse (manchmal sind die Geständnisse
falsch und manchmal in einer Sprache
geschrieben, die sie nicht verstehen), die dann
als Grundlage für die Anklage gegen sie
verwendet werden.
Diese Realität
spiegelt sich in 60 eidesstattlichen Erklärungen
wieder, die B'Tselem und HaMoked von Teenagern
aus Ost-Jerusalem gesammelt haben, die im
Zeitraum von Mai 2015 bis Oktober 2016 verhaftet
und verhört worden waren. Einige der Jungen
wurden nach dem Verhör freigelassen, während
andere angeklagt wurden. Die Erkenntnisse aus
diesen eidesstattlichen Erklärungen zeigen in
Verbindung mit sehr vielen von HaMoked, B'Tselem
und anderen Menschenrechtsorganisationen
gesammelten Informationen, dass die Situation
wie in diesem Bericht beschrieben die vorrangige
Verhaltensweise des Staates Israel für den
Umgang mit Jungen ist, die verdächtigt werden
Steine geworfen zu haben. Wir haben dabei nicht
nur mit ein paar bösen Verhörenden oder
Gefängniswärtern zu tun, die sich über die
Regeln hinwegsetzen. Vielmehr ist es der Fall
einer klaren und eindeutigen Politik, die von
den verschiedenen Behörden verfolgt wird: der
Polizei, die die Verhaftungen durchführt; dem
israelischen Gefängnisdienst (ISP), der die
Jungen unter harten Bedingungen gefangen hält;
und schließlich den Gerichten, wo Richter
praktisch automatisch die Untersuchungshaft der
Jungen verlängern, auch in Fällen, wo die
Inhaftierung von Anfang an nicht gerechtfertigt
ist, auch wenn das Verhör bereits vorüber ist,
und sogar in Fällen, in denen die Jungen sich
beschweren, dass sie körperlich mißhandelt
worden seien. Die Behörden sorgen dafür, dass
diese Politik technisch und dem Namen nach
innerhalb von Rechtsvorschriften bleibt: sie
stellen Haftbefehle aus (zumindest manchmal):
die Verhörsitzungen finden (für gewöhnlich)
während in den rechtlich erlaubten Stunden
statt; die Gerichte verlängern die
Untersuchungshaft um Zeitspannen, die in
Rechtsvorschriften festgelegt sind; und die
Jungen unterschreiben schriftliche Geständnisse.
Zusätzlich gehört zu dem System ein
Kontrollmechanismus, der befugt ist Beschwerden
von Minderjährigen über das Verhalten von
Polizeioffizieren, Gefängniswärtern und
Verhörenden zu prüfen. Aber nichts davon schafft
mehr als einen Anschein einer rechtskonformen
Handlungsweise in der Absicht den Verfahren
Legitimität zu verleihen. In der Praxis basiert
das Vorgehen auf einer wörtlichen, technischen
Interpretation der rechtlichen
Schutzbestimmungen für Minderjährige und der
Berufung auf Ausnahmen, die diese vorsehen. Wenn
es um palästinensische Minderjährige aus
Ost-Jerusalem geht, werden die
Schutzbestimmungen des Jugendgesetzes bei
Polizeioffizieren, Gefängniswärtern und Richtern
hohl und sinnentleert, die der Meinung sind,
dass die technische Beachtung der
Schutzbestimmungen dem Namen nach sie ins Recht
setzt.
Ein paar markante
Beispiele: die Inhaftierung: Nach israelischem
Recht dürfen Minderjährige nur in seltenen
Ausnahmen inhaftiert werden, und sogar wenn,
dann nur für die kürzestmögliche Dauer. Die für
den vorliegenden Bericht gesammelten
eidesstattlichen Erklärungen zeigen jedoch, dass
die Inhaftierung tatsächlich die bevorzugte
Vorgehensweise der Polizei ist: Nur in 13% der
Fälle sah die Polizei von der Verhaftung der
Jungen anstelle einer Vorladung zur Befragung
ab. In allen anderen Fällen wurden die Jungen
entweder in ihrem Zuhause oder auf der Strasse
festgenommen und zum Verhör gebracht.
Haftbefehle werden in einigen Fällen im voraus
ausgestellt, aber alle Inhaftierungen werden von
den Gerichten rückwirkend genehmigt, die ebenso
die Untersuchungshaft nach einer
(ungerechtfertigen) Verhaftung immer wieder
genehmigen, auch wenn die Verhöre abgeschlossen
sind.
Physische
Zwangsmaßnahmen: Zwangsmaßnahmen sollen bei
Minderjährigen nur in Ausnahmefällen und für die
kürzest mögliche Dauer angewandt werden. Die für
den vorliegenden Bericht gesammelten
eidesstattlichen Erklärungen zeigen, dass
Zwangsmaßnahmen für Minderjährige eher die Regel
als die Ausnahme ist: In 81% der Fälle wurden
den Minderjährigen Handschellen angelegt, bevor
sie in das Fahrzeug verbracht wurden, das sie
zum Verhör brachte. Bei 70% der Jungen wurden
die Zwangsmaßnahmen während der Verhörsitzungen
beibehalten, manchmal sowohl in Handschellen als
auch in Fußfesseln.
Nächtliches
Verhör: Das israelische Recht verbietet
Minderjährige nachts zu verhören, mit bestimmten
Ausnahmen. Trotzdem sagte ein Viertel der
Jungen, sie wären nachts verhört worden. Darüber
hinaus wurden 91% der Minderjährigen nachts
zuhause festgenommen, als sie bereits im ihrem
Bett geschlafen haben. Auch wenn zumindest in
einigen Fällen die Verhörenden mit dem Beginn
des Verhörs bis zum Morgen gewartet haben, kamen
die Jungen nach einer schlaflosen Nacht müde und
verängstigt zum Verhör.
Rechtsverstöße:
Die den Minderjährigen eingeräumten Rechte sind
gesetzlich verankert, um ihnen zu helfen sich
selbst zu schützen, und um das riesige
Machtungleichgewicht zu mildern. Diese Rechte
werden in einer technischen Art und Weise
gewahrt, die sie bedeutungslos macht:
Das Recht zu
schweigen: Die Verhörenden informierten die
Jungen nur in 71% der Fälle über ihr Recht zu
schweigen, aber in 70% dieser Fälle verstanden
die Jungen nicht, was dieses Recht bedeutet, und
befürchteten, dass sie Nachteile haben könnten,
wenn sie tatsächlich schweigen würden.
Das Recht auf
Rechtsberatung: In 70% der Fälle erlaubten die
Verhörenden den Jungen vor dem Verhör mit einem
Anwalt zu sprechen, aber diese Gespräche waren
unzulänglich und halfen den Jungen nicht ihre
Rechte zu verstehen, oder wofür sie sein sollten
– insbesondere wenn die Verhörenden den Kontakt
zum Anwalt auf ihren eigenen Handys herstellten,
so dass die Jungen auf dem Mobiltelefon der
Verhörenden mit dem Anwalt sprachen.
Das Recht auf die
Anwesenheit eines Elternteils während dem
Verhör: Das Gesetz räumt dieses Recht
Minderjährigen ein, die eines Vergehens
verdächtigt werden, mit Ausnahmen. Sobald sie
allerdings einmal in Haft sind, ist die
elterliche Anwesenheit kein Recht mehr, obwohl
es im Ermessen der Polizei liegt sie zu
erlauben. In 95% der Fälle waren die Jungen im
Verhörraum allein auf sich gestellt, ohne
Elternteil oder andere Angehörige.
Im Verhörraum: Der
Mangel an Schutz für die Rechte des
Minderjährigen und die Tatsache, dass sie im
Verhörraum auf sich allein gestellt sind,
bedeutet, dass der Verhörende sie physisch und
emotional verletzen kann, indem er die Löcher im
israelischen Recht nutzt, das die Anwendung von
Gewalt (violence) während des Verhörs erlaubt,
und dass der Mechanismus zur Prüfung von Klagen
über Mißhandlungen oder Folter wirkungslos und
nicht abschreckend ist, wie auch die meisten
Beschwerdeverfahren eingestellt werden, ohne
dass Maßnahmen ergriffen werden. Da sie sicher
wissen, dass ihre Vorgesetzten nichts in ihrem
Verhalten als verboten ansehen, dass sie sie
vielmehr unterstützen, und dass nichts gegen sie
unternommen wird, können Polizeioffiziere,
Gefängniswärter und Verhörende weiterhin frei
den Minderjährigen etwas antun (harm).
Verhörende nutzen diese Situation. 70% der
Jungen werden nur ein- oder zweimal verhört; 25%
der Jungen, die für diesen Bericht eine
eidesstattliche Erklärung abgaben, sagten, die
Verhörenden hätten in einem gewissen Grad ei
ihnen Gewalt ausgeübt; 55% berichteten von
Schreien, Drohungen und verbalen Angriffen durch
den Verhörenden; 23% sagten, sie hätten nicht
auf die Toilette gehen dürfen, und 26% sagten,
ihre Bitte um Essen oder Trinken wäre abgelehnt
wurden. 43% der Jungen erhielten ihre erste
Mahlzeit mehr als zehn Stunden nach ihrer
Inhaftierung.
Diese
Verhörmethoden führen zum Teil dazu, dass 83%
der Jungen Geständnisse unterschreiben, von
denen 80% in Hebräisch geschrieben waren, sodass
sie die Erklärungen nicht verstanden, die sie
unterschrieben.
Haftbedingungen:
Das Gesetz legt zwar fest, dass Minderjährige
unter ihrem Alter entsprechenden Bedingungen
festgehalten werden sollen, wozu entsprechendes
Essen, Gesundheitsdienste, Zugang zu Bildung,
Besuchen von Sozialarbeitern und
Familienmitgliedern sowie Zugang zu Telefonaten
mit ihren Familien gehört. Auch hier gibt es
Ausnahmen, die es erlauben, dass einige Rechte
vorenthalten werden.
Die
Haftbedingungen in der Polizeistation des
Russian Compound in Jerusalem, wohin die meisten
der Teenager gebracht wurden, die für diesen
Bericht eidesstattliche Erklärungen abgegeben
haben, sind von diesen Bestimmungen meilenweit
entfernt und erlauben den Häftlingen nicht ihre
Würde zu bewahren. Die Versorgung mit
Toilettenartikeln war unvollständig und
unregelmäßig. Keiner der Jugen erhielt Kleidung
zum Wechseln. Dazu bekam keiner der Jungen
während ihrer Haft im Russian Compound die
Gelegenheit sich sinnvoll zu beschäftigen; sie
blieben für die meisten Tages- und Nachtstunden
in ihren Zellen eingesperrt. Die Informationen,
die die Jungen gaben, zeigen, dass ihnen nur in
seltenen Fbart eine israelische Politik, die
darauf abzielt den Amtspersonen zu erlauben, mit
dieser schlechten Behandlung (Mißhandlung) von
palästinensischen Minderjährigen fortzufahren,
indem unter dem Deckmantel der Legalität Jahr
für Jahr, Jahrzehnte lang ein extensiver,
systematischer und gut dokumentierter Mißbrauch
der grundlegenden Menschenrechte von hunderten
von Minderjährigen verschleiert wird. Es
leuchtet ein, dass ein Strafverfolgungssystem
diese Teenager auf eine altersgemäße Art
behandelt, die ihre körperliche und geistige
Reife berücksichtigt und anerkennt, dass jede
Aktion langfristige Nachwirkungen sowohl für die
Jungen selbst als auch für ihre Familien haben
kann. Es leuchtet ein, dass das System die
Jungen human und fair behandeln und ihnen
grundlegende Schutzmaßnahmen bieten soll. Aber
das ist nicht der Fall. Stattdessen behandelt
sie das Strafverfolgungssystem als Mitglieder
einer feindlichen Bevölkerung, von der alle,
Minderjährige wie Erwachsene, als schuldig
gelten, bis ihre Unschuld bewiesen ist, und
wendet bei ihnen extreme Maßnahmen an, deren
Anwendung es bei anderen Bevölkerungsteilen
wagen wagen würde. Das israelische Justizsystem
befindet sich per Definition auf der einen Seite
des Zauns (isr. Bezeichnung der Trennungsmauer,
Ü.), die Palästinenser auf der anderen: Die
Polizeioffiziere, die Gefängniswärter, die
Staatanwälte und die Richter sind immer
israelische Bürger, die palästinensische
Teenager verhaften, verhören, richten und
einsperren, die sie als Feinde ansehen, die den
Interessen der israelischen Gesellschaft
schaden. Dieser Aspekt des Lebens in
Ost-Jerusalem kann nicht von der allgemeinen
Politik Israels in der Stadt getrennt werden.
1967 annektierte
Israel rechtswidrig 7.000 ha Land – nämlich etwa
die 600 ha des jordanischen Teils von Jerusalem
und zusätzlich einen Teil oder das ganze Land,
das 28 benachbarten Dörfern und Städten gehörte.
Gleichzeitig hat es die Menschen, die auf diesem
Land lebten, immer als unerwünscht behandelt,
und staatliche Behörden und ihre Vertreter haben
sie nie als Menschen angesehen, die gleiche
Rechte haben. Alle israelische Behörden, die in
Ost-Jerusalem tätig sind, verfolgen eine
Politik, die die palästinensischen Einwohner
darin bestärken soll die Stadt zu verlassen. Das
ist der Grund für die strikten Verbote für den
Wohnungsbau und dafür, dass die Einwohner von
Ost-Jerusalem auf engstem Raum leben müssen,
oder – da es keine andere Möglichkeit gibt – sie
riskieren ohne Genehmigung zu bauen und müssen
mit der Angst vor der Zerstörung des Hauses
leben. Das ist der Grund für die strikte Politik
hinsichtlich der Familienzusammenführung, die
Einwohnern von Ost-Jerusalem, die jemanden von
anderswo, von der Westbank oder dem Gazastreifen
geheiratet haben, tatsächlich verbieten, mit
ihrem Ehepartner in der Stadt zu leben. Aus
diesem Grund wird eine institutionelle,
systemische Diskriminierung in der kommunalen
und staatlichen Budgetierung praktiziert, als
deren Ergebnis die Einwohner von Ost-Jerusalem
unter einer unter der Norm liegenden
Infrastruktur und einer chronischen
Unterversorgung mit öffentlichen
Dienstleistungen leiden. Für die bei
palästinensischen Minderjährigen angewandten
extremen Maßnahmen des Strafverfolgungssystems
gibt es keine Rechtfertigung.
Die in diesem
Bericht beschriebene Realität gehört zu den
Grundlagen der israelischen Kontrolle über die
palästinensische Bevölkerung von Ost-Jerusalem.
Solange diese Kontrolle fortbesteht, werden die
israelischen Behörden die Palästinenser in
Ost-Jerusalem höchstwahrscheinlich weiterhin als
unerwünscht behandeln, als nicht
gleichberechtigte Menschen, mit allen
Konsequenzen. Eine wirkliche Veränderung wird
nur kommen, wenn die Realität in Jerusalem
komplett überholt wird.
Diese Publikation
erfolgte mit Unterstützung durch die Europäische
Union. Die alleinige Verantwortung für die
Publikation liegt bei B'Tselem und HaMoked und
gibt nicht die Meinung der Europäischen Union
wieder.
Quelle
Übersetzung: K.
Nebauer
Abbas'Verbrechen
war, dass er den Zionismus ein koloniales
Projekt genannt hat
- 21.01.2018 -
Jonathan Ofir - Die Verurteilung der Rede des
palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas vor
dem Palästinensischen Zentralrat letzten Montag
durch israelische Führer hatte kein Ende.
Die Washington
Post titelte ihre Berichterstattung "Israel
putzt den palästinensischen Führer wegen seiner
anti-Trump-Rede herunter" und zitiert den
israelischen Verteidigungsminister, Abbas habe
den "Verstand verloren", den Bildungsminister
Naftali Bennet, dies sei Abbas' Schwanengesang
gewesen, und Premierminister Benjamin Netanyahu,
Abbas habe "die Maske (von seinem Gesicht)
heruntergezogen".
Die Schlagzeile in
der Jerusalem Post: "Abbas Rede hat das gesamte
politische Spektrum verurteilt".
Bennet wurde noch
einmal zitiert, Abbas habe "Macht und seine
Verbindung zur Realität verloren"; der frühere
Verteidigungsminister Moshe Yaalon sagte, "Abbas
hat in seiner Rede den Verdacht bestätigt, dass
sein Ziel nicht der territoriale Kompromiss ist,
sondern er distanziert sich vom Recht des
jüdischen Volkes auf einen Staat im Land
Israel"; Minister für regionale Kooperarion
Tzachi Hanegbi sagte, "Abbas Rede war durchsetzt
von üblen antisemitischen Verschwörungstheorien
und war eines Führers unwürdig"; der frühere
Minister Gidon Saar sagte, Abbas "hat nicht
alle Tassen im Schrank".
Und es geht
weiter. Vizeminister Michael Oren verurteilte
Abbas' "schändliche Lügen"; Vize-Außenministerin
Tzipi Hotoveli prangerte Abbas' "lächerliche
Beschuldigung, Israel sei ein europäisches
Kolonialprojekt" an; sogar der linke Politiker
Avi Gabbay verurteilte die Rede wegen ihrer
"massiven Lügen, voller Antisemitismus".
Das scheint also
ein weiter Konsens zu sein. Abbas' Rede, die
über zwei Stunden dauerte, wird in Israel
weitgehend als eine niederträchtige Rede
gesehen, und die generelle Botschaft ist, wir
sollten nicht einmal zuhören, was er sagt.
Bleibt weg.
Glücklicherweise
ist der Haaretz-Journalist Gideon Levy vor zwei
Tagen in das Thema eingestiegen und hat gesagt:
"Abbas hat Recht. Warum bleibt Israel dabei zu
sagen, er hätte Unrecht? Abbas sagt die
Wahrheit. Israels Äußerungen über ihn haben mit
der Realität nichts zu tun. Sie sind nur
nationalistisches Zähnefletschen."
Bevor ich mich mit
einigen Inhalten befasse, denken wir nur einmal
darüber nach: Wenn extreme Aussagen der Maßstab
sind, was würde das über diese angeblich
vernünftigen Führer wiedergeben, die vorhin
erwähnt wurden? Nehmen wir uns eins nach dem
andern vor:
Verteidigungsminister Avigdor Lieberman hat
gefordert, "illoyale" Palästinensern mit einer
Axt zu enthaupten und sie im Toten Meer zu
versenken; der frühere Verteidigungsminister
Yaalon verglich die palästinensischen
"Bedrohung" mit einem "Krebsgeschwür" und sagte,
er würde "Chemotherapie anwenden";
Bildungsminister Bennet betrachtet Palästinenser
als "Granatsplitter im Hintern" und prahlt, er
habe "viele Araber getötet, und es gebe kein
Problem damit"; Premierminister Benjamin
Netanyahu ging zu einem richtigen
Holocaust-Revisionismus, als er die Endlösung
nicht an Hitler festmachte – sondern am
palästinensischen Groß-Mufti; der frühere
Minister Saar hat gesagt, ein palästinensischer
Staat sei einfach "nicht akzeptabel";
Vizeminister Oren hat kürzlich behauptet, die
Familie von Ahed Tamimi sei bloß eine
fake-Familie; Vize-Außenministerin Tzipi
Hotoveli wedelt den Palästinensern mit
nichtssagenden Büchern und Bibeln und nennt sie
"Geschichtsdiebe" und spuckt sogar
antisemitische Behauptungen gegen amerikanische
Juden aus; und zum Schluss der linke Politiker
Avi Gabbay, der die Linke warnte, sie hätte
"vergessen, was es heißt jüdisch zu sein", und
"wir haben nichts gemeinsam" mit den arabischen
Parteien, womit er dem Rat seines Vorgängers
folgte nicht als "Araber Liebhaber" gesehen zu
werden.
Es gibt eine
Geschichte im Neuen Testament (Joh. 8), in der
jüdische Gelehrte und Pharisäer eine Frau vor
Jesus bringen, die des Ehebruchs beschuldigt
wurde. Sie empfahlen, sie sollte gesteinigt
werden, fragten aber Jesus, was mit ihr gemacht
werden sollte. Jesus antwortete"Wer von euch
ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie".
Sie gingen alle weg.
Aber diese
israelischen Führer, alle voller Sünden, werfen
unablässig Steine auf Abbas. Und weshalb?
Offensichtlich ist
das, was sie zur Weißglut bringt, die Tatsache,
dass er Zionismus und Kolonialismus gleichsetzt.
Gideon Levy:
"Aber der größte
Schock passierte, als Abbas die wunden
israelischen Nerven berührte und und den
Zionismus als Teil eines kolonialen Projekt
klassifizierte. Was ist da unkorrekt? Wenn eine
sinkende Kolonialmacht einer Nation ein Land
verspricht, über das es nicht entscheidet,
(einer Nation) deren absolute Mehrheit nicht
dort lebt, während sie die Nation, die dort
lebt, ignoriert – was ist das, wenn nicht
Kolonialismus? Wenn mehr als das halbe Land
weniger als einem Zehntel seiner Einwohner
versprochen wird, was ist das, wenn nicht eine
schreckliche Ungerechtigkeit?"
Wenn wir die
Diskussion weiter aufrollen, werden die Dinge in
der Tat sehr schwierig für die israelischen
Führer. Sie werden sich auch mit
Wissenschaftlern wie Avi Shlaim und Ilan Pappe
auseinandersetzen müssen. Die Beweise für die
kolonialistischen Pläne des Zionismus und
Israels sind masssiv. Lasst uns stattdessen
lieber Steine auf Abbas werfen. Auf diese Weise
wird die Taktik etwas sozusagen Schmutziges
finden. Oh mein Gott, er hat gegen den
amerikanischen Präsidenten gewettert!! Ja,
angeblich hat er über Trump gesagt "Yeqrab
Beitaq" auf Arabisch, das bedeutet "möge dein
Haus eine Ruine werden". Hier ist der Kontext:
Abbas bezog sich auf Trump und sagte:
"Ich sehe auf
Twitter, 'wir werden den Palästinensern Geld
geben, weil sie sich weigern zu verhandeln'.
Möge dein Haus eine Ruine werden! Wo hast Du das
mir angeboten? Am Telefon? Im Fernsehen?!"
"Yeqrab Beitaq"
heißt im Grunde "Scher dich zum Teufel". Und das
genügt schon denen, die alles über Abbas'
Charakter sagen und die tatsächlichen Probleme
umgehen möchten. Dr. Mordechai Kedar machte, als
er in der Siedlerzeitung Israel National News
schrieb, dieses Wort zum Zentrum seines Artikels
über die Rede von Abbas: "die Rede, in der Abbas
sein eigenes Grab schaufelte". Kedar, ein
leitender Dozent in der Abteilung für Arabisch
an der Bar Ilan Universität, Kedar verdeutlicht
für uns die schwere Bedeutung von Abbas' Fluch:
" Dieser Fluch
bezieht sich nicht nur auf das gegenwärtige Haus
von jemandem, sondern auf alle Mitglieder der
Familie, die auf die Strasse geworfen werden, um
ein Leben in Armut, Erniedrigung und Schande zu
führen. Nur wer mit der Kultur des Nahen Ostens
vertraut ist, versteht die tatsächliche
Bedeutung dieses Fluchs."
In diesem
Zusammenhang scheint es ihm als komplett
irrelevant zu entgehen, dass Israel die
Palästinenser nicht nur wörtlich mit diesem
Fluch belegt hat, sondern einen solchen Ruin
tatsächlich über Millionen von ihnen gebracht
hat, vom Augenblick seiner Gründung bis heute.
Kedar gratuliert Trump für die Kürzung der
US-Gelder für die UNRWA, der Organisation, die
für die Palästinenser, die in "Armut,
Erniedrigung und Schande" leben, Hilfe anbietet.
Aber die Analyse des Artikels von Kedar ist
Zeitvergeudung. Es genügt, auf seine
ursprüngliche Behauptung hinzuweisen, dass "kein
einziger (palästinensischer) Flüchtling von all
denen, die in den 1940er Jahren existierten,
mehr da ist", neben der Aussage ein paar Absätze
weiter, dass Abbas "selbst ein Flüchtling ist,
der 1935 in Safed geboren wurde". Ich wies auf
meiner Facebook Seite auf diesen Widerspruch
hin, und jetzt sehe ich, dass die Zeitung das
frühere Zitat weggelassen hat. Jedenfalls
bezieht sich Kedar ständig auf das
palästinensische "Flüchtlingsproblem" in
Anführungszeichen, als würde es nicht wirklich
bestehen und wäre nur eine Erfindung – sozusagen
palästinensische Propaganda.
Aber wir müssen
über Abbas und seine Verwünschungen sprechen! So
wie wir über Ahed Tamimis Ohrfeige sprechen
mussten, und wie schrecklich das für die
zionistische Psyche war. Egal, dass Ahed zuerst
geschlagen wurde, egal, dass die Palästinenser
permanent und institutionell zuerst geschlagen
werden – wenn sie mit irgendeiner Art Aggression
reagieren, dann wird ihnen alles angelastet.
Trump hat die Palästinenser defintiv geschlagen,
und hart.
Abbas bezeichnete
Trumps Schritt als einen "Schlag ins Gesicht".
Aber israelische Führer machen kein Aufhebens
von Trumps Ohrfeige. Schließlich ist er der
große Freund. Trump lügt systematisch und
täglich, aber das ist kein großes Thema, wenn er
unser Freund ist.
Aber wenn sich
Abbas nicht präzise ausdrückt oder ein bißchen
aufgeregt ist, ist das wochenlang Thema. Und
wenn er die Zionisten mit Wahrheiten (ins
Gesicht) schlägt, die unbequem sind, dann
bettelt er geradezu um Schläge.
Quelle:
http://mondoweiss.net/2018/01/zionism-colonial-project/
Übersetzung: K.
Nebauer
Meinung: Die
Zwei-Staaten-Lösung hat immer nur ein
Groß-Israel bedeutet, das über ein
palästinensisches Bantustan herrscht. Lasst sie
los.
-
18.01.2018 -
Jeff Halper -
In
seinem op-ed Artikel in Haaretz ('Was die "Ein
Staat-Lösung" wirklich bedeutet: Von Israel
genehmigte Apartheid oder ewiger, blutiger
Bürgerkrieg") fragt Eric Yoffie: "Gibt es keine
'vernünftigen' Israelis – linke, rechte und vor
allem Mitte -, die die Gefahren (einer
Ein-Staat-Lösung) verstehen?"
Diese Frage könnte
man ebensogut anders herum stellen: Was muss
noch passieren, bis die Israelis, linke, rechte,
von der Mitte, endlich begreifen, dass ihre
Regierung die Zwei-Staaten-Lösung absichtlich,
systematisch und effektiv bereits beseitigt hat.
Yoffie schlägt
eine falsche Symmetrie vor: beide, eine radikale
Linke und eine radikale Rechte unterstützten de
facto oder ausdrücklich einen einzigen
bi-nationalen Staat, während eine angebliche
zukünftige israelische Regierung wieder einmal
eine "stolze, liberale und demokratische
jüdische Heimat" verkörpern wird, die friedlich
neben einem palästinensischen Nachbarn in einer
Zwei-Staaten-Lösung lebt.
Das ist gelinde
gesagt eine zugespitzte Sicht. Tatsächlich hat
es jede israelische Regierung seit 1967
versäumt, diese stolzen liberalen Werte zu
leben, indem sie ein erweitertes Israel
verfolgten, das über ein entwurzeltes
palästinensischen Bantustan herrscht und hat das
sogar unter dem Deckmantel einer
"Zwei-Staaten-Lösung" getan.
Binnen Wochen nach
Beginn der Besatzung 1967 empfahl der Allon-Plan
(unter Premier Levi Eshkol von der
Arbeitspartei) bereits Territorium rund um die
palästinensischen Zentren zu annektieren und sie
zu isolieren.
Dieser Plan hat
die israelische Siedlungspolitik in diesen 50
Jahren geleitet und ist heute ein irreversibles
fait accompli. Als der "Oslo-Prozess" begann,
gab es 200.000 Siedler (und ich beziehe
Ost-Jerusalem mit ein, das besetzt ist,
gleichgültig, was Israel und die Trump
Administration behaupten).
Zu Oslos Ende 2000
gab es 400.000 Siedler in massiven
"Siedlungsblöcken", die das palästinensische
Territorium in 70 winzige Enklaven in den Zonen
A und B fragmentierten, plus das Gefängnis, das
Gaza ist. Heute nähert sich die
Siedlerbevölkerung den 800.000.
Wenn die
Zwei-Staaten-Lösung tot ist, dann wegen der
aufeinander folgenden "vernünftigen" Israelis an
der Regierung, vor allem der von Golda Meir und
Ehud Barak, ebenso wie von Likud und Kadima und
der religiösen Rechten und der zionistischen
Linken, der radikalen Rechten und der immer
geschmeidigen Mitte, die sie ins Amt gebracht
hat.
Netanyahu und die
religiöse Rechte verkünden das Ende der
Zwei-Staaten-Lösung von den Dächern, während die
beiden Parteien der zionistischen Linken,
Arbeitspartei und Meretz, den Kampf für den
Frieden effektiv aufgegeben und sich selbst zu
"sozialdemokratischen" Parteien erklärt haben
und sich in erster Linie um innere
Angelegenheiten Israels kümmern. Besonders
Führer der Arbeitspartei stimmten mehrere Jahre
lang ausdrücklich mit Likud überein, dass "die
Zeit nicht reif für eine Zwei-Staaten-Lösung"
sei.
Wenn irgendein
Sektor der israelischen Gesellschaft je die
Zwei-Staaten-Lösung aufrichtig unterstützt hat,
war es die radikale Linke – links von Meretz –,
die außerhalb jeder Regierung unermüdlich dafür
gekämpft hat (und seien wir ehrlich, die
palästinensische Autonomiebehörde unter Arafat
und Abbas haben sie ebenfalls unterstützt, auch
wenn israelische Regierungen sie – die Zwei
Staaten-Lösung - massiv auf ihre Kosten
aufgefressen haben).
Wer, wenn nicht
die außerparlamentarische Linke, hat
kontinuierlich gegen den Siedlungsbau
demonstriert, ein Unternehmen, das sowohl von
der Arbeitspartei als auch von Likud energisch
verfolgt wurde.
Als
Premierminister Ehud Barak 1999 nach dem Kollaps
der Camp David-Verhandlungen erklärte "Es gab
keinen (palästinensischen) Partner für den
Frieden", gab die jüdisch-israelische
Öffentlichkeit, einschließlich Meretz, Peace Now
und der übrigen "zionistischen Linke" die Suche
nach einem gerechten Frieden auf – jedoch nicht
die radikale Linke, die engagiert blieb, auch
als die Zwei Staaten-Lösung aus unseren Augen
verschwand.
[...] Linke
Gruppen, die den Tod der Zwei Staaten-Lösung
zugeben, haben sich nicht zu einer Ein
Staat-Lösung bewegt – jedenfalls noch nicht.
Jewish Voice for Peace [...] setzt sich nicht
aktiv für eine solche Lösung ein. Und der Rest
der radikalen Linken ringt noch darum, wohin sie
gehen sollen.
Auch wenn viele
von uns noch immer die Zwei-Staaten-Lösung als
praktikabel, wenn auch nicht gerecht,
unterstützen, kann das nicht Apartheid bedeuten.
Wenn sich die radikale Linke tatsächlich zu
einer Ein Staat-Lösung hin bewegt hat, dann
einfach, weil wir den Mut hatten die politische
Realität und die "Tatsachen vor Ort"
anzuerkennen: Die Zwei Staaten-Lösung starb, als
das Siedlungsunternehmen eine kritische Masse
erreicht hat, und die Fragmentierung des
palästinensischen Territoriums einen
lebensfähigen und souveränen palästinensischen
Staat nicht mehr möglich gemacht hatte.
Jetzt ist uns nur
noch ein Ausweg geblieben. Wir müssen den einen
Apartheidstaat, den Israel geschaffen hat, in
einen demokratischen Staat mit gleichen Rechten
für alle seine Bürger umgestalten. Eine
Demokratie, die kein schreckliches fremdes
Konzept [...] für Israelis sein sollte, die
behaupten, ihr Land sei die einzige Demokratie
im Nahen Osten.
Die radikale Linke
muss jetzt den Kampf für einen einzigen,
demokratischen, bi-nationalen Staat
Israel/Palästina (an)führen, nicht weil wir das
gewollt hätten, sondern weil die "vernünftigen"
Zionisten uns diese einzige mögliche Alternative
zur Apartheid gelassen haben. Es ist die einzige
Möglichkeit zu verhindern, dass Juden die
Afrikaander des Nahen Ostens werden, oder etwas
noch Schlimmeres.
Wir möchten einen
Weg aus der politischen Sackgasse der Zionisten
und eine Rückkehr zu dem kulturellen Zionismus
von Ben Yehuda, Henrietta Szold, Achad Ha-Am,
Judah Magnes und Martin Buber, die die Vision
eines hebräischen Volkes hatten, das gemeinsam
mit seinen palästinensischen Nachbarn lebt.
Diese
Herausforderung wird beide Völker wirklich
befreien, ein positives Projekt für eine neue
Generation von Kultur-Zionisten. Wir brauchen
einen Staat, der allen seinen Bürgern gleiche
Rechte bietet – eine Staatsangehörigkeit, eine
Stimme, ein Parlament -, der aber
verfassungsmäßig beiden, den israelischen Juden
und der palästinensischen Arabern das Recht auf
ihre Identitäten, Narrative und Institutionen
garantiert.
Es besteht kein
Grund zu glauben, dies führe zu einem "endlosen
und blutigen Bürgerkrieg", wie Yoffie behauptet.
Israelische Juden hätten das Recht überall zu
leben, auch in den Siedlungen; palästinensische
Flüchtlinge können heimkehren; eine gemeinsame
Zivilgesellschaft würde entstehen; das Land
würde wirtschaftlich blühen, mit der
Unterstützung zweier paralleler wohlhabender und
gebildeter Diasporen, der jüdischen und der
palästinensischen.
Das ist die
Herausforderung, für deren Realisierung die
radikale Linke arbeiten muss. Ob es einem
gefällt oder nicht, das ist alles, was uns die
[...] "vernünftigen" Zionisten gemeinsam mit der
radikalen Rechten, die uns beherrscht, gelassen
haben.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Auswirkung und Chance des
BDS-Einreiseverbots Israels
-
11.01.2018 -
Nada
Elia -
Als Israel seine Liste von 20 pro-BDS-Gruppen
weltweit veröffentlichte, deren Mitgliedern die
Einreise in das Land verboten werden sollte, war
die Reaktion eine, die ich ehrlich gesagt
vorhergesehen hatte. Ich werde mich darauf als
kleiner "Angeberaktivist" in der
selbstzufriedenen "wir müsssen etwas Richtiges
tun"-Haltung beziehen. Yusef Munayyer von der
US-Kampagne für palästinensische Rechte (USCPR),
eine der ausgesperrten Organisationen, beschrieb
es als ein "Ehrenzeichen". Es ist wirklich
eines.
Wenn diese Liste
auch in manchen Kreisen als folgenschwer
angesehen wird, glaube ich, dass sie wenig oder
keine Auswirkungen auf die ausgesperrten Gruppen
haben wird. Und das, weil die meisten Aktivisten
für Gerechtigkeit in Palästina schon seit langen
wissen, dass die Einreise in den 'Bauch des
Ungeheuers' keineswegs selbstverständlich ist.
Es gibt zahlreiche Geschichten, die diese Liste
Jahre vorausdatiert haben, von Menschen, die am
Flughafen Ben Gurion zurückgewiesen wurden,
denen die Einreise verweigert wurde, und die
sogar Jahre lang nicht mehr einreisen dürfen.
Wenn überhaupt etwas, so macht die Liste die
Tatsache offiziell, dass Israel an allen
Besuchern einen Lackmustest vornimmt: wenn du
dafür bekannt bist, dass du die
palästinensischen Rechte unterstützt und in der
Solidarität mit Palästinensern tätig bist, bist
du nicht willkommen. Die peniblen
Vorsichtsmaßnahmen von Aktivisten vor dem Flug
nach Israel – Namen auf Facebook ändern,
Kontakte auf dem Handy löschen, Konten auf
bestimmten sozialen Medien löschen, nicht den
Laptop mitnehmen – sind alle Beweis dafür, dass
das Einreiseverbot schon seit vielen Jahren in
Kraft ist, und dass es Aktivisten bewußt ist.
Trotz aller
Aufmerksamkeit, die diese Facette der Liste
erhielt, wird auch Juden die Einreise nicht zum
ersten Mal verweigert. Rabbinerin Alisa Wise zum
Beispiel, die stellvertretende Direktorin von
Jewish Voice for Peace, wurde im Juli 2017 daran
gehindert ein Flugzeug nach Israel zu besteigen,
gemeinsam mit den übrigen Mitgliedern einer
interreligiösen Delegation. Adam Shapiro, der
mit Huwaida Arraf die International Solidarity
Movement gegründet hat, wurde 2009 für zehn
Jahre die Einreise nach Israel untersagt. Viele
andere haben es einfach nie versucht, weil sie
wissen, dass ihnen die Einreise wegen ihres
Aktivismus verwehrt würde, auch wenn sie Juden
sind.
Dazu kommt dass,
sobald die Liste öffentlich gemacht wurde,
mehrere Mitglieder der jetzt offiziell
ausgesperrten Gruppen ihren Willen äußerten,
organisiert zu bleiben und erklärten, sie wären
nicht eingeschüchtert worden.
"Unser Engagement
für die Rechte der Palästinenser und unsere
Forderung Israel für die Verweigerung dieser
Rechte zur Verantwortung zu ziehen, bleibt
unerschütterlich", erklärte Munayyer von USCPR.
"In einer Zeit, in
der die israelische Regierung sich darauf
verlegt hat den Siedlungsbau auszuweiten,
Jerusalem neu zu definieren und Teile der
Westbank zu annektieren, ist die Unterstützung
des gewaltlosen Aktivismus, der Freiheit,
Gleichheit und Gerechtigkeit anstrebt, sehr
wichtig. Daher werden wir, solange diese und
andere Menschenrechtsverletzungen bestehen,
fortfahren die von Palästinensern angeführten
Bemühungen um Boykott, Investitionsentzug und
Sanktionen zu unterstützen als wirksame
gewaltlose Instrumente für die Verwirklichung
eines politischen und sozialen Wechsels",
schrieb das AFSC (American Friends Service
Committee) in Reaktion auf das Einreiseverbot.
American Muslims
for Palestine bezeichneten ihre Aufnahme in die
schwarze Liste ebenfalls als Ehrenzeichen und
erklärten: "Wir bleiben standhaft und engagieren
uns weiter im Einsatz für die Rechte der
Palästinenser und weisen die Einschüchterung
(Schikanen) durch solche drakonischen Maßnahmen
zurück."
Ähnlich erklärte
Rebecca Vilkomersen, Geschäftsführerin von
Jewish Voice for Peace (JVP), dass der Bann
schon lange in Kraft ist, wenn auch nicht formal
als solcher bekannt, und dass er sie und andere,
die für die Gerechtigkeit arbeiten, nicht zum
Schweigen bringen wird. Ben Lorber,
JVP-Koordinator für Hochschulgelände, fügte
hinzu, dass "Israel mit diesem Einreiseverbot
keinen Erfolg haben wird bei der Einschüchterung
amerikanischer Juden, damit sie sich nicht mehr
JVP anschließen und die BDS-Bewegung für
Gerechtigkeit und Gleichheit nicht mehr
unterstützen. Es wird auch keinen Erfolg dabei
haben die palästinensische Forderung nach
Gerechtigkeit zu ersticken oder Menschen auf der
ganzen Welt, die nach ihrem Gewissen handeln,
von der Unterstützung dieser Forderung
wegzudrängen".
Was wird die
Auswirkung dieser Liste dann sein?
Israel hat lange
daran gearbeitet seine Verbündeten davon zu
überzeugen, dass die BDS-Bewegung antisemitisch
ist. Vieles von der anti-BDS-Gesetzgebung und
dass die Förderung solcher antidemokratischen
Gesetzgebung unter amerikanischen Politikern
sichergestellt ist, kommt konret daher, dass die
zionistische Lobby, die über Gruppen wie die
Anti-Defamation League und StandWithUs arbeitet,
diese trägen oder opportunistischen Politiker
überredet und überzeugt hat, dass BDS nichts
weniger ist als ein klug verschleierter
Juden-Hass.
Dies erklärt zum
Teil, weshalb die Reaktion auf diese Liste
gleich null gewesen zu sein scheint bezüglich
der Tatsache, dass Mitarbeitern und Mitgliedern
von Jewish Voice for Peace jetzt die Einreise
untersagt ist. Die Liste macht deutlich, dass
jetzt Juden von der selbsternannten "jüdischen
Demokratie" ausgesperrt sind, wenn sie für die
palästinensischen Rechte eintreten. Durch die
Aufnahme von JVP auf die schwarze Liste, wird
diese Liste die in ihrem Herzen treffen, die
(die Vorstellung) beibehalten habe, dass Israel
eine "Demokratie für Juden" ist, um nur die
ansonsten exzellente israelische Journalistin
Amira Hass zu nennen. Hass es kritisch gesagt,
dass (Israel) "eine Demokratie nur für Juden"
ist, aber Israel ist nicht einmal das, nämlich
insofern es seinen politischen Lackmustest an
nicht israelischen Juden vornimmt und sogar den
internen Dissenz bei seinen eigenen jüdischen
Bürgern, kriminalisiert.
Die schwarze Liste
verrät auch, dass bekannte Mitglieder von
Nazi-Gruppen, die ihren Antisemitismus nicht
einmal verschleiern, nicht auf ihr stehen. So
ist, wie Haaretz aufgezeigt hat, Sebastian Gorka,
prominentes Mitglied einer ungarischen
Nazi-Gruppe, willkommen. Und ebenso Heinz
Christian Strache, Parteiobmann der
rechtsextremen "Freiheitlichen" Österreichs und
Nicolas Bay von der offen antisemitischen Front
National in Frankreich.
Munayyer von USCPR
weist zutreffend darauf hin, dass die Liste ins
Auge gehen wird. "Wenn Israel, das sich der Welt
gegenüber als liberal und demokratisch
darzustellen bestrebt ist, Aktivisten auf die
schwarze Liste setzt, die sich in gewaltlosem
Organisieren und Dissenz engagieren, entlarvt es
sich nur noch einmal als Täuschung. Uns ist
klar, wie effektiv der Aufbau der Bewegung für
die palästinensischen Rechte in der ganzen Welt
geworden ist", schrieb Munayyer.
Unterstützer von
BDS können alle unseren Aktivismus als
Ehrenzeichen tragen, auch wenn wir unsere
Botschaft an die anti-BDS-Gesetzgebung
verbessern: Israel ist nicht wegen
Antisemitismus besorgt, denn wenn es das wäre,
würde es Mitgliedern von Nazigruppen und
Verfechtern der weißen Vorherrschaft die
Einreise verbieten.
Schließlich geht
es bei der befremdlich selektiven schwarze Liste
nicht darum Israel vor antisemitischen Attacken
zu schützen, es will sich vielmehr gegen die
einzige Strategie, BDS, die tätig zu sein
scheint, verteidigen. Indem es die Scharade von
"Gesprächen" und "Prozess" übergeht, hat BDS die
rassistische Ideologie im Kern des Zionismus
herausgestellt, der Palästinensischen
Solidaritätsbewegung ermöglicht global Bündnisse
mit anderen fortschrittlichen Gruppen rund um
Themen wie Dekolonialisierung, Inhaftierung und
indigene Souveränität zu schmieden und
Einzelpersonen unterstützt ihre Solidarität auf
konkrete Weise, die viele Siege, große und
kleine, gewährleistet hat, auszuüben. Keine
schwarze Liste für Einreiseverbote nach Israel
kann das stoppen.
Quelle: http://mondoweiss.net/2018/01/impact-opportunity-israels/
Übersetzung: K.
Nebauer
Terrorisierung von
Kindern wohlüberlegte Politik Israels
- Kamel
Hawwash - 04.01.2018 - Ben Gurion, der
Gründungsvater Israels, sagte einmal über die
Palästinenser: "Die Alten werden sterben, und
die Jungen werden vergessen." Wie sehr hat er
sich über das palästinensische Volk geirrt.
Zu Beginn der Zweiten Intifada, 2000, tauchte
ein symbollträchtiges Bild von Muhammad al-Durra,
einem 12-jährigen Jungen auf, wie er sein Vater
ihn vor den israelischen Schüssen schützte, und
der die Soldaten anflehte mit dem Schießen
aufzuhören. Aber die Kugeln (flogen) weiter und
al-Durra starb an den Verletzungen.
Fares Odeh, 14, wurde fotografiert, als er im
Gazastreifen furchtlos Steine auf einen
israelischen Panzer warf. Odeh wurde von den
israelischen Streitkräften am 8. November
desselben Jahes getötet.
Blanker Hass - Am Dienstag tötete die
israelische Armee den 17-j. Musab Firas
al-Tamimi aus dem Dorf Deir Nitham in der
Westbank; er war der erste Palästinenser, der
2018 von israelischen Streitkräften erschossen
wurde.
Israels Grausamkeit, und was Palästinenser als
blanken Hass auf ihre Kinder sehen, wurde
versinnbildlicht durch den Mord an der 13-j.
Iman Darweesh al-Hams. 2004 schossen Soldaten
der israelischen Armee von einem
Beobachtungsosten aus in dem von Israel
beanspruchten "Niemandsland" nahe der
Phildadelfi-Strasse in Rafah auf sie. Als ob das
nicht genug wäre, feuerte der Kommandeur der
Soldaten das ganze Magazin seines automatischen
Gewehrs in Hams Körper. Ein Jahr später, während
dem Gerichtsprozess, äußerte der Kommandeur kein
Bedauern über seine Handlung und sagte, er hätte
das gleiche "getan, wenn das Mädchen drei Jahre
alt gewesen wäre".
Er wurde in allen Anklagepunkten freigesprochen.
Laut Defence for Children International
Palestine (DCIP) wurden 595 Kinder während der
zweiten Intifada getötet, in dieser Zeit fanden
auch die oben erwähnten Morde statt.
In den vergangenen Jahren haben Gazas Kinder
immer wieder unter der Armee gelitten, vor allem
in den letzten drei größeren Kriegen. Im Krieg
von 2008/09 kamen 280 Kinder zu Tode, im Krieg
von 2012 waren es 33 und 2014 490 Kinder, die
durch israelische Schüsse getötet wurden.
DCIP berichtet, das zwischen 2000 und 2017 2.022
palästinensische Kinder ihr Leben durch die
israelischen Streitkräfte verloren, ein
Durchschnitt von 25 pro Monat. Während derselben
Periode wurden 137 israelische Kinder von
Palästinensern getötet.
Natürlich geht es nicht um Zahlen, aber es gibt
einen Hinweis auf die schrecklichen Auswirkungen
der israelischen Besatzung und der wiederholten
(israelischen) Kriege gegen die Palästinenser,
speziell gegen die Kinder.
Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass anders
als israelische Kinder, die in dem Konflikt
getötet werden, die meisten von Israel getöteten
Kinder namenlos bleiben und nur in einer
Todesbilanz erscheinen. Israelische Medien
stellen sicher, dass Namen und Fotos toter
israelischer Kinder so weit wie möglich
verbreitet werden. Palästinenser haben diese
Reichweite nicht.
Kinder vor Militärgerichten - Derzeit werden
keine israelischen Kinder von Palästinensern
festgehalten. Aber es gibt etwa 450
palästinensische Kinder, die von Israel ins
Gefängnis gesteckt wurden. Ihnen wird der
Prozess vor Militärgerichten gemacht, sie werden
in Fesseln vor die Militärrichter gebracht – wie
die Welt gesehen hat, nachdem die 16-j. Ahed
Tamimi in den frühen Morgenstunden des
vergangenen 20. Dezember abgeführt wurde.
Laut DCIP werden jedes Jahr 500 bis 700
palästinensische Kinder von Israel inhaftiert.
Die häufigste Beschuldigung ist Steinewerfen.
DCIP sagt jedenfalls, dass seit 2000 mindestens
8.000 palästinensische Kinder von Israel
festgenommen und im israelischen
Militärgerichtssystem strafrechtlich verfolgt
wurden. DCIP berichtet, dass in den zwischen
2012 und 2016 dokumentierten Fällen 72% der
palästinensischen Kinderhäftlinge von
körperlicher und 66% von verbaler Gewalt und
Demütigungen berichteten.
Laut Khaled Quzmar, dem Generaldirektor von DCIP,
"fahren trotz des laufenden Engagements von
UN-Organistionen und wiederholter Appelle sich
an das internationale Recht zu halten, das
israelische Militär und die Polizei mit
nächtlichen Festnahmen, körperlicher Gewalt,
Zwang und Drohungen gegen palästinensische
Kinder fort".
Sind sie einmal in ein israelisches
Militärfahrzeug verfrachtet, werden sie
mißhandelt und in manchen Fällen nach Israel
gebracht, was gegen das Völkerrecht verstößt.
Oft werden sie ohne Anwesenheit eines
Elternteils oder Anwalts verhört und sollen
Geständnisse in Hebräisch unterschreiben, das
sie nicht lesen können.
Unverhältnismäßig oft angegriffen - Kinder
in Jerusalem und Hebron werden scheinbar
unverhältnismäßig oft angegriffen. Ein Video von
der Festnahme eines 5-jährigen Jungen durch die
israelische Armee in Hebron machte weltweit
Schlagzeilen. Ein anderes sechs Jahre altes Kind
wurde im Flüchtlingslager Jalazoun in der
Westbank fünf Stunden lang festgehalten.
Tarel Abukhdeir, ein
palästinensisch-amerikanischer Teenaager, der
von der israelischen Polizei brutal
zusammengeschlagen wurde, erhielt keinen
Beistand vom amerikanischen Konsulat in
Ost-Jerusalem. Sein Cousin Mohammed war früher
im selben Jahr von jüdischen Terroristen bei
lebendigem Leib verbrannt worden.
Es scheint, dass Israel eine gezielte Politik
der Terrorisierung palästinensischer Kinder
betreibt, um sie davon abzubringen sich im
palästinensischen Widerstand zu engagieren, wenn
sie erwachsen werden.
Der Prozess der Verhaftung beginnt mit der
ersten Entführung in den frühen Morgenstunden,
wenn sie aus dem Bett gerissen werden.
Das Bett eines Kindes und sein Zuhause sind die
Orte, an denen sich Kinder sicher fühlen
sollten, das trifft aber nicht für
palästinensische Kinder zu. Ein Schlagen an die
Tür, das Rufen eines Namens, das erzwungene
Eindringen in ein Schlafzimmer kann jedem
palästinensischen Kind ohne Vorwarnung
passieren. Es wird keine Rücksicht auf das Alter
oder die Umstände gemacht.
Viele palästinensische Kinder stehen jetzt in
"israelischen Büchern". Das macht es für Israel
leichter, jederzeit zu ihnen zu kommen, sei es
wegen dem Verdacht auf Beteiligung am
Steinewerfen, oder um von ihnen Beweise gegen
andere herauszuholen.
Eine lange Liste
Der palästinensische Teenager Ahed Tamimi gehört
jetzt zu einer langen Reihe von Gefangenen.
Anstatt zu verstehen versuchen, warum Ahed den
Soldaten geschlagen hat, der uneingeladen in ihr
illegal besetztes Dorf gekommen ist, empfahl der
israelische Bindungsminister sie und andere
palästinensische Mädchen sollten "den Rest ihrer
Tage im Gefängnis verbringen".
Und der prominente israelische Journalist Ben
Caspit schrieb, dass "wir in dem Fall der
Mädchen bei irgendeiner anderen Gelegenheit, im
Dunkeln und ohne Zeugen und Kameras einen Preis
einfordern sollten".
Israel beschuldigt die Palästinenser oft der
Aufhetzung, die Kinder und junge Erwachsene
ermutige Widerstand gegen die Besatzung zu
leisten, auch mittels Gewalt. Die Beendigung von
Hetze wurde auf die immer weiter anwachsende
Liste von israelischen Forderungen an die
Palästinenser gesetzt.
Aber Kinder müssen von niemandem aufgehetzt
werden, wenn sie die Besatzung und die täglichen
Demütigungen erleben. Während viele
palästinensische Kinder andere durch ihre
Standfestigkeit und ihren Widerstand
inspirieren, sind andere ein Leuchtturm der
Hoffnung, da sie an verschiedenen Fronten
kämpfen und internationale Wettbewerbe gewinnen.
Der 17-jährige Afaf Sharif gewann von 7,4
Millionen Teilnehmern den Meistertitel am
diesjährigen Wettbewerb im Arabisch Lesen.
Die 15-jährige Dania Husni al-Jabari und der
8-jährige Ahmad Ayman Nashwieh kamen 2015 auf
den ersten bzw. den zweiten Platz beim
Wettbewerb für Intelligentes Kopfrechnen in
Singapur und schlugen 3.000 andere Kinder. Zwei
Jahre zuvor siegte der 14-jährige Areej
al-Madhoon im gleichen Wettbewerb.
Auch palästinensische Kinder, die in der
Diaspora geboren sind, haben andere inspiriert.
Die 15-jährige britische Palästinenserin Leanne
Mohammad gewann einen regionalen 2015/16
Redewettbewerb in London, bei dem sie über die
Nakba der Palästinenser sprach. Wir werden nie
wissen, ob sie (auch) den Hauptwettbewerb
gewonnen hat, da ihr Preis unter dem Druck
pro-israelischer Gruppen von den Organisatoren
zurückgezogen wurde.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Gazas Flughafen,
einst Symbol für die Staatlichkeit, ist jetzt
Ödland
- Ahmad Kabariti - 4.01.2018 - Um 8 Uhr 50
stoppte ich ein Taxi in Gaza City und bat den
Fahrer, zum Flughafen zu fahren. Der Fahrer
starrte mich an: "Welchen Flughafen? Meinen Sie
den Kairoer?" Ich antwortete: "Zum Gaza Airport.
Fahren Sie bitte nach Rafah." Muhsin al-Balawi,
der 23-j. Fahrer mag zu Recht sehr erstaunt über
meinen Wunsch gewesen sein. Er hatte noch nie
einen Fluggast. Er ist drei Jahre vor der
Eröffnung des Flughafens 1998 geboren.
Nach 40 Minuten Fahrt auf der Salah al-Din
Strasse, der Hauptverkehrsstrasse im
Gazastreifen, erreichten wir das Ende der
Asphaltstraße. Ein par hundert Meter weiter
stand der Abflugterminal, der von Hügeln von
Haushaltsmüll umgeben war.
Alles auf diesen etwa 2,8 Quadratkilometern
Halbwüste war ohne Leben. Der Gestank eines
gerissenen Esels erfüllte die Luft. Ich wußte,
dass ich diesen Ort nie nach Dunkelheit besuchen
würde.
Dieser aride Bereich war einmal der erste
Flughafen für Palästinenser in Gaza, ein Schritt
in Richtung des Traums von einem unabhängigen
Staat. 2000, während der zweiten Intifada
bombardierte Istrael den Kontrolltower, dann die
Rollbahn, und schließlich die eleganten
marrokanisch-inspirierten Terminals. 2001
ebneten die Bulldozer der israelischen Armee
ein, was noch übrig geblieben war.
Nur wenige Menschen wagen sich in dieses Gebiet,
dessen Landschaft voll von dutzenden großen
Bombenkratern ist. Vielleicht ein oder zwei
Leute jede Woche, die das Feld auf der Suche
nach etwas Brauchbarem durchwühlen. Hierher
kommt man nervös wegen der Nähe israelischer
Militärbasen, die jederzeit bereit sind, bei
jedem Verdacht auf eine Bewegung in der Umgebung
der Flughafenruinen zu schiessen.
In der Nähe einer umgestürzten Betonsäule
sammelte der 29-j. Abdullah al-Qarra rostige
Eisenstäbe aus den Ruinen der Ankunftshalle, um
sie auf dem lokalen Schrottmarkt zu verlaufen.
"Obwohl ich damals erst 11 Jahr alt war, spürte
ich während der Eröffnungszeremonie des
Flughafens, dass sich etwas Monumentales
ereignete, und als ich nach seiner Zerstörung
wieder hierher kam, weinte ich richtig" sagte
Abdullah.
Abdullah, der einmal mit seinem Vater von diesem
Flughafen nach Riad flog, als er 14 war,
erinnert sich an ihren drei-stündigen Flug.
"Wenn ich heute Glück habe, dauert der gleiche
Flug einen ganzen Tag wegen der
Routineprozeduren auf der ägyptischen Seite von
Rafah und der Fahrt zum Kairoer Flughafen, aber
auch das ist nur möglich, wenn der Grenzübergang
offen ist."
2017 war der Grenzübergang von Rafah insgesamt
an 20 Tagen geöffnet. Die israelische Blockade
geht in voller Kooperation mit Ägypten in ihr 11
Jahr.
Der Grenzübergang von Rafah ist Gazas einziges
Tor zur Welt und wurde vor neun Monaten
geschlossen. Er war zwischendurch wieder
geöffnet worden, nachdem Kairo seit dem Sommer
2013 eine Reisesperre verhängt hatte.
Abdullah, der in Kairo Management studiert und
letztes Jahr die Prüfungen nicht bestanden
hatte, sagt, die ägyptischen Behörden würden
Reisenden aus Gaza eine Menge Beschränkungen
auferlegen. "Reisende aus Gaza müssen für
mehrere Stunden an Militärcheckpoints im Sinai
halten, bevor es dann zu unzähligen weiteren
Checkpoints auf der fast 450 km langen Fahrt
nach Kairo weitergeht."
"Einmal beschlagnahmte ägyptische Militärs am
Checkpoint Raysa mein Samsung Handy und 200
US-Dollar und sagten: 'Du Hurensohn, gib mir
das', sagte Abdullah. Raysa ist ein
Militärcheckpoint in el Arish im nördlichen
Sinai und Reisenden aus Gaza bekannt, die oft
von den langen Autoschlangen wegen der langsamen
Gepäckkontrolle durch die ägyptische Armee
berichten.
Während ich mit Abdullah spreche, kommt ein von
einem Pferd gezogener Karren in die Gegend, um
verwendete Bausteine zu sammeln.
"Ich denke, dieser Flughafen hat uns ein Gefühl
von Freiheit und Unabhängigkeit gegeben, denn
wir konnten ohne Demütigung von Arabern oder
Israelis überall hin reisen. Patienten mit Visa
für die Einreise nach Israel werden von den
israelischen Offizieren am Erez Grenzübergang
oft willkürlich zurückgeschickt. Manche stehen
auf einer schwarzen Liste, andere werden
aufgefordert als Spione zu arbeiten", berichtet
Abdullah Mondoweiss.
B'Tselem, eine israelische
Menschenrechtsorganisation, berichtete
vergangenen Dezember, dass die Zahl von
Patienten, die für Befragungen an den Ertez
Checkpoint vorgeladen wurden, mit 601 zur
Befragung geschickten Inhabern von medizinischen
Permits im Vergleich zu 146 2015 und 179 2014
dramatisch gestiegen ist.
Zurück zum zerstörten Flughafen, es dauerte
nicht lange, bis die Stille vom Geräusch zweier
israelischer F16 im Schwebeflug, wie auch von
einer Handvoll Drohnen durchbrochen wurde, die
die Gegend absuchten.
Etwa 300 m nördlich des Abflugterminals traf ich
Mohammed Salah, einen 70-jährigen pensionierten
öffentlichen Angestellten. Er wurde von
Bauarbeitern begleitet, die in der Nähe sein
neues Haus bauten.
Er war einmal Passagier auf einem Flug in den
Badeort Larnaka auf Zypern. "Es war wie ein
alter Bus, hatte wackelnde Flügel. Wir hatten
ein bißchen Bedenken, ob der Pilot wirklich
qualifiziert wäre", erinnert er sich.
Der Flug von weniger als eine Stunde war
interessant, in der kurzen Zeit zwischen Abflug
und Landung servierte die Crew Kaffee und Kekse.
"1999 war ich zum ersten Mal auf einem
palästinensischen Flugzeug aus Gaza hinaus
geflogen", sagte Salah. "Niemand hält dich mit
langen Warteschlangen auf, wie man es im
ägyptischen Rafah und in Erez sieht."
Salah sagte, mit dem Flughafen hätte der Traum
von einem Staat Palästina begonnen, "aber es ist
ein Geisterlandeplatz geworden".
Ich fragte Salah, was ihn zwinge, in dieser
Halbwüste zu bauen. "Für Israel bedeutet das
Bombardieren der Betongebäude des Flughafens die
Auslöschung der palästinensischen Existenz, aber
hier ein Haus zu bauen, beweist die Idee, dass
ein Palästinenser in der Lage ist zu leben und
wieder aufzubauen. Die Idee kann nicht sterben,
aber die Steine werden aufgebaut und leicht
zerstört", sagte Salah gegenüber Mondoweiss.
Flugingenieur Ahmed al-Khairi erzählte mir, dass
der Flughafenbetrieb mit einem Flug pro Woche
begann und auf vier Routen pro Tag anwuchs. An
Samstagen hatten wir 16 Rundflüge nach Kairo,
Amman, Riad, Dubai und Ankara. Die Palästinenser
waren ihre eigenen Herren (held their humanity)
und reisten damals ohne Beschränkungen", sagte
er.
Laut Khairi reisten 1998 20.000 Passiere über
den Gaza Flughafen, etwa 61.000 1999 und etwa
59.000 im Jahr 2000.
Er fügte hinzu, dass die Besatzungen während der
Bombardements alles, was sie von der Einrichtung
tragen konnten, wegbrachten. Bevor ich den Ort
verließ, versuchte ich Abdullah zu finden, aber
er war bereits gegangen. Vielleicht war er mit
den Eisenstäben, die er gesammelt hatte,
zufrieden, oder er machte sich wegen der
Flugzeuge Sorgen.
Die Palästinenser brauchen dringend einen
Flughafen. Wir werden gedemütigt, wenn wir
versuchen für medizinische Behandlung,
Ausbildung oder andere humanitäre Zwecke ins
Ausland zu reisen, sowohl über den Grenzübergang
Rafah, der außer an wenigen Tagen dauernd
geschlossen ist, oder über Erez.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Israels Krieg an Weihnachten geht weiter
trotz Netanjahus Rede über Toleranz
- Ali Abunima - 25.12.17 - In seiner
Weihnachtsrede rühmte sich Israels
Ministerpräsident Netanjahu über Israels
angebliche religiöse Toleranz.
„Heute schrumpfen die christlichen Gemeinden im
Nahen Osten und sind in Gefahr. Das trifft
natürlich nicht für Israel zu. Hier ist eine
starke, wachsende christliche Gemeinde, die voll
am Leben in unserm Land teil nimmt“, sagte
Netanjahu. Er schwor, die Freiheit der Religion
und der Gedanken weiter zu schützen“. Er
versprach auch, die christlichen Orte der
Gottesdienste im ganzen Land zu schützen und
„Akte der Gewalt oder Diskriminierung gegen
Gottesdienst-Orte nicht zu tolerieren.
Während er sich grüßend gegenüber den
christlichen Zionisten und ihrem Tourismus
neigte, drängte er die Zuhörer: „kommt und seht
unser altes Land mit euren eigenen Augen.
Besucht Nazareth und Bethlehem, durchwatet den
Jordan, steht am Strand des Sees Genezareth und
kommt nächstes Jahr und besucht unsere ewige
Hauptstadt Jerusalem.“
Dass er auch Bethlehem – in der besetzten
Westbank und die Ufer des Jordan - nennt, könnte
als noch eine Bestätigung genommen werden, dass
Israel trotz seiner Rhetorik kein Interesse an
einer „Zwei-Staaten-Lösung“ hat und
beabsichtigt, das ganze historische Palästina zu
übernehmen als einen exklusiv „Jüdischen Staat“
Die Weihnachtsbäume verschwinden -
Netanjahus Bekenntnis der Toleranz war für die
palästinensischen christlichen Studenten des
Safed – Akademiekollegs in Galiläa eine neue
Nachricht. Die Studenten, die über die Feiertage
nicht nach Hause fahren konnten, kauften einen
Weihnachtsbaum und stellten ihn draußen vor
ihren Schlafsaal auf.
Aber als sie am Abend von ihrem Unterricht
kamen, war der Weihnachtsbaum nicht mehr da.
Berichtete Israels Walla!News.
Dies ist das traurigste Weihnachten,“ sagte
Gabriel Mansour,24, ein Student der politischen
Wissenschaften, ein Vertreter der arabischen
Studenten. Wir wollten den Studenten, die allein
hier blieben nur ein bisschen Freude bereiten.“
Als Mansour nachforschte, wurde ihm von
Offiziellen des Kollegs gesagt, dass der Baum
versteckt worden sei, weil er unter den
jüdischen Studenten einen Aufruhr ausgelöst
hätte.
„Ich wurde wütend, als ich das hörte“, sagte
Mansour bei der Behauptung, der Baum würde unter
den jüdischen Studenten und Bewohnern von Safed
einen Aufruhr auslösen. „Leider respektieren sie
unsere Feiertage nicht. Wogegen wir alle ihre
israelischen Feiertage respektieren. Warum kann
keiner unsere Tradition respektieren? Warum
können wir keinen Weihnachtsbaum aufstellen?
„Ich denke, Weihnachten sollte nicht mit so viel
Zurschaustellung gekennzeichnet werden, sagte
ein nicht mit Namen genannter jüdischer Student.
„Das Kolleg hat einen ausgesprochen jüdischen
Charakter. Es ist für keinen gut, wenn jeder
macht, was er will.“
Fotografiert
mit einem Weihnachtsbaum - Da gab es
einen Mini-Skandal, als die Freundin von Yair
Netanjahu, der Sohn vom israelischen
Ministerpräsident, ein Foto der Jugendlichen
bekannt machte, die einen Nikolaushut trug und
sich in Facebook neben einem Weihnachtsbaum
fotografierte. Unter dem Foto stand „Mein
christlicher Freund“.
Das Büro des Ministerpräsidenten war gezwungen,
eine Erklärung abzugeben, dass das Foto ein
Scherz war und dass Yair bei einer Partie war,
die von „christlichen Zionisten“ , die Israel
lieben und deren Kinder in der IDF dienen,“
berichtete Israels TV-Kanal2. Trotzdem wurde das
Foto von Facebook gelöscht.
Anordnung der Staats-Rabbiner verbietet
Weihnachten - Das Verbot an Weihnachten am
Safad-Kolleg ist ein isolierter Vorfall. Seit
mehreren Jahren hat Shimon Gapso, der
berüchtigte rassistische Bürgermeister der
israelischen Siedlung Obernazareth in Galiläa,
Weihnachtsbäume, die er eine Provokation nennt,
verboten . Obernazareth ist eine jüdische Stadt
und dies wird nicht geschehen – nicht in diesem
Jahr und nicht im nächsten Jahr – nicht solange
ich Bürgermeister bin“, sagte Gapso.
Nach dem Journalisten Jonathan Cook in Nazareth
werden weiter solche Verbote in diesem Jahr weit
verbreitet und zwar mit Israel vom Staat
finanzierten Rabbinern werden Hotels und
Restaurants gewarnt, dass sie ihre koshere
Zulassung verlieren, wenn sie Weihnachtsbäume
oder andere christliche Dekoration benützen oder
Weihnachten feiern.
„Mit andern Worten,“ sagt Cook, „das Rabbinat
hat still Israels Hotel-Besitzer terrorisiert,
Weihnachten zu ignorieren und drohten, ihre
Macht zu gebrauchen und ihnen das Geschäft zu
nehmen. Wenn einem Hotel die koschere Zulassung
genommen wird, verliert es die meisten seiner
israelischen und ausländischen jüdischen
Kunden“.
Öffentlich sichtbare Weihnachtsbäume können die
Seelen der Juden verletzen - Als die
israelische Besatzungs-Stadtverwaltung in
Jerusalem dieses Jahr einen kleinen
Weihnachtsbaum in der Nähe des Jaffa-Tores
aufstellte, gab es starken Protest von Seiten
der Rabbiner. Das Stadtratsmitglied der
Besatzungs-Stadtverwaltung Rabbiner Shmuel
Yitzhaki sagte der Siedler –News—Website Arutz,
dass die Aufstellung eine „Entheiligung“ wäre
und eine ernste Beleidigung des jüdischen
Volkes“ und dass es unfassbar wäre, dass es
erlaubt sei, einen Weihnachtsbaum auf einen
öffentlichen Platz zu stellen, wo er von Juden
auf ihrem Weg zum Gebet an der Westmauer im
östlichen besetzten Jerusalem gesehen wird.
Mina Fenton, ein früheres Stadtratsmitglied
sagte „ Es gibt ein christliches Viertel. Sie
können ihn dort hinstellen, wo er die Seelen der
Juden nicht verletzt.“
Weihnachtsbäume als Propaganda für ethnische
Säuberungsgruppe JNF - Während Israels
offizielle Rabbiner, Kollegen Stadtverwalter
entmutigen oder Weihnachtsbäume verbieten,
unterstützt der Jüdische Nationalfond die vom
rassistischen Staat unterstützte Agentur, die
aktiv mit der ethnischen Säuberung der
Palästinenser und dem Diebstahl ihres Landes –
für ausschließend Benützung durch Juden -
beschäftigt sind. Die Agentur hat einen Weg
gefunden, um mit den Weihnachtsbäumen ein
falsches Image von sich selbst als einem
Förderer der multikulturellen Harmonie zu malen.
Der JNF , der sich selbst fälschlicherweise als
Umweltschützer darstellt, gibt jetzt einige
Bäume und abgeholzte Zweige besonders an
ausländische Botschaften, um sie als
Weihnachtsbäume in privaten Wohnungen
aufzustellen und verkauft die Initiative als
freundlichen Kontakt, um „gute Beziehungen
zwischen den Religionen zu unterhalten.“ Mit dem
Hintergrund von JNF’s wahren Aktivitäten sollte
solch zynische Propaganda keinen überzeugen. Es
könnte aber nützlich sein, wenn Spenden von
christlichen Zionisten zunehmen.
Diskriminierung des Christentums ist in Israels
„Gesetz der Rückkehr“ vorgegeben - Die
Bemühungen von Netanjahu und dem JNF, Israel als
toleranten und den Christen gegenüber freundlich
gesinnter Staat hinzustellen, sind bedeutsam, um
die externe , speziell christliche zionistische
Unterstützung aufrecht zu erhalten und um eine
viel hässlichere Realität zu verbergen.
Israel behauptet ein „jüdischer Staat“ zu sein.
Sein offensichtlich diskriminierendes „Gesetz
der Rückkehr“ gewährt das automatische Recht nur
jenen, die es als Juden – egal von wo in der
Welt-zur Einwanderung anerkennt . Diese erhalten
auch die Staatsbürgerschaft , auch dann, wenn
sie keinerlei Verbindungen zum Land haben.
Gleichzeitig verhindert Israel einheimischen
palästinensischen Flüchtlingen, einschließlich
denen, die hier geboren wurden, die Rückkehr,
nur weil sie keine Juden sind.
Aber nach dem US-Außenministerium in seinem
Bericht von 2011 über religiöse Freiheit in
aller Welt wendet Israel speziell einen
offensichtlich anti-christlichen Test an, indem
es dieses heuchlerische Gesetz anwendet:
Die Frage, ob man glaubt, Jesus sei der jüdische
Messias, ist verwendet worden, um zu bestimmen,
ob ein Jude für die Einwanderung qualifiziert
ist. Das (israelische Oberste Gericht hat das
Recht wiederholt aufrecht erhalten, doch von
israelischen Juden, die glauben, dass Jesus der
Messias ist, wurde die Staatsbürgerschaft
zurückgezogen. Der Einwanderungs-Ausschluss
wurde routinemäßig nur gegen Messianische Juden
angewandt, wogegen Juden, die Atheisten sind,
akzeptiert wurden und Juden, die an andere
Religionen glauben, einschließlich Hindus und
Buddhisten wurden nicht ausgeschlossen.
Mit anderen Worten ein „Jude“ kann ein Atheist,
Hindu oder Buddhist sein - ihm wird die
Staatsbürgerschaft von israelischen Behörden
gewährt. Es ist nur ein Glaube an Jesus, der sie
disqualifiziert.
Angriffe auf christliche Heilige Stätten -
Was Netanjahus Versprechen betrifft, dass die
christlichen heiligen Stätten beschützt würden,
versäumte er zu erwähnen, dass in den letzten
Monaten israelische Siedler, die mit geheimen
israelischen Behörden die sog. „Preisschild“-Angriffe
auf christliche Heilige Stätten durchgeführt
haben..
Währenddessen fanden Weihnachtsgottesdienste in
diesem Jahr in Gaza und im Iran statt, wo
kommunale Behörden in Teheran in den letzten
Jahren Banner aufgestellt, um die Geburt Jesu
auf vielen Hauptstraßen zu feiern. Im Iran wie
in Gaza sind Muslim-Mehrheits-Plätze, die
israelische Propaganda liebt, um eine besonders
intolerant der religiösen Minderheit zu malen.
Wenige Länder leben nach ihren eigenen
Behauptungen in religiöser Freiheit und Toleranz
und viele müssen besser leben, um die besonders
intoleranten religiösen Minderheit zu malen.
Wenige Länder leben nach ihren eigenen
Behauptungen mit religiöser Freiheit und
Toleranz und viele müssten hier noch
vieles/manches verbessern. Aber indem Israel
sich im Besonderen als ein Vorbild von Toleranz
und Pluralismus verkauft, ist offensichtlich
absurd. Israels Daseinszweck ist, Juden ein
Sonderrecht über die einheimische
palästinensische Bevölkerung – egal welcher
Religion – zu geben
Frohe Weihnachten!
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs)
Facebook
sagt, es lösche auf Anweisung der
US-amerikanischen und der israelischen Regierung
Konten
- Glenn Greenwald - 30.12.2017 - Im September
letzten Jahres haben wir festgestellt, dass
Vertreter von Facebook sich mit der israelischen
Regierung trafen, um festzulegen, welche
Facebookkonten von Palästinensern wegen dem
Tatbestand der "Hetze" gelöscht werden sollten.
Die Treffen – für das eine der extremischsten
und autoritärsten israelischen Amtsträger, die
Siedlungsfreundliche Justizministerin Ayelet
Shaked einberufen und bei dem sie den Vorsitz
inne hatte – kamen zustande, nachdem Israel
Facebook gedroht hatte, wenn es den israelischen
Anweisungen zum Löschen nicht nachkäme, würde es
Gesetze erlassen, die von Facebook bei hohen
Geldstrafen oder sogar Sperrung im Land
verlangen, das zu tun.
Die vorhersagbaren
Ergebnisse dieser Treffen sind jetzt klar und
gut dokumentiert. Seither ist Facebook auf einem
Zensur-Amoklauf gegen palästinensische
Aktivisten, die gegen die Jahrzehnte lange,
illegale Besatzung protestieren, geleitet und
bestimmt von israelischen Amtspersonen. Ja,
israelische Amtspersonen haben öffentlich damit
geprahlt, wie folgsam Facebook ist, wenn es um
israelischen Zensuranweisungen geht:
Kurz nachdem
Anfang dieses Monates die Nachricht von dem
Abkommen zwischen der israelischen Regierung und
Facebook bekannt wurde, sagte die israelische
Justizministerin Ayelet Shaked, Tel Aviv hätte
an den social media-Giganten 158 Ansuchen über
die vorhergegangenen vier Moante gerichtet,
Inhalte zu entfernen, die für "Hetze" gehalten
wurden. Sie sagte, Facebook hätte 95% der
Ansuchen stattgegeben.
Es stimmt. Die
Unterwerfung unter israelische Diktate lässt
sich schwerlich übertrieben darstellen: Wie die
New York Times im Dezember letzten Jahres
berichtet hat, "beobachten israelische
Geheimdienste Facebook und schicken dem
Unternehmen posts, die sie als "Hetze"
betrachten. Facebook hat geantwortet, es würde
die meisten davon entfernen."
Was diese Zensur
besonders folgeschwer macht, ist dass "96% der
Palästinenser sagen, ihre hauptsächliche Nutzung
von Facebook sei das Verfolgen von Nachrichten".
Das bedeutet, dass israelische Amtsträger
praktisch uneingeschränkte Kontrolle über ein
wichtiges Kommunikationsforum der Palästinenser
hat.
In den Wochen nach
diesen Treffen zwischen Facebook und Israel
berichtete der Independent, "das
Aktivistenkollektiv Palestinian Information
Center berichtete, dass mindestens 10
Administratorenkonten für ihre arabischen und
englischen Facebook-Seiten – die von mehr als 2
Millionen Menschen verfolgt werden – gesperrt
wurden, sieben davon auf Dauer, was, wie sie
sagen, ein Ergebnis der neuen, nach dem Treffen
von Facebook aufgestellten Maßnahmen ist." Im
vergangenen März hat Facebook kurz die Seite der
politischen Partei Fatah gesperrt, die von
Millionen verfolgt wird, "wegen einem geposteten
alten Foto von Arafat mit einem Gewehr in der
Hand".
Ein Bericht des
palästinensischen Zentrums für Entwicklung und
Medienfreiheiten von 2016 beschreibt
detailliert, wie umfangreich die Zensur bei
Facebook war:
Seiten oder
persönliche Konten, die gefiltert und blockiert
wurden: Palestinian Dialogue Network (PALDF.net)
Gaza now, Jerusalem News Network, Shihab Agency,
Radio Bethlehem 2000, Orient Radio Network, page
Mesh Heck, Ramallah news, Journalist Huzaifa
Jamous aus Abu Dis, Aktivist Qassam Bedier,
Journalist Kamel Jbeil, Verwaltungskonten für Al
Quds Page, Verwaltungskonten Shihab Agency,
Aktivist Abdel-Kader al-Titi, Jungaktivist
Hussein Shajaeih, Ramah Mubarak (Konto ist
aktiviert), Ahmed Abdel Aal (Konto ist
aktiviert), Mohammad Za'anin (noch gesperrt),
Amer Abu Arafa (noch gesperrt), Abdulrahman
al-Kahlot (noch gesperrt).
Unnötig zu sagen,
dass Israelis praktisch freie Hand haben über
Palästinenser zu posten, was immer sie wollen.
Aufrufe von Israelis Palästinenser zu töten sind
auf Facebook alltäglich und bleiben weitgehend
unberührt.
Wie Al Jazeera
letztes Jahr berichtete, haben "gepostete
Hetzreden in hebräischer Sprache ... von
israelischen Behörden und Facebook viel weniger
Beachtung gefunden". Eine Studie fand heraus,
dass "122.000 Nutzer mit Worten wie 'morden',
'töten' oder 'verbrennen' zu Gewalt aufgerufen
haben. Araber sind die Adressaten Nummer 1 der
hasserfüllten Kommentare. Dennoch scheint
Facebook wenig bestrebt zu sein eines davon zu
zensieren."
Obwohl einige der
hetzerischen ausdrücklichen Aufrufe zum Mord
manchmal entfernt werden, erlaubt Facebook
weiterhin die extremistischsten Hetzreden gegen
die Palästinenser.
Tatsächlich hat
das Oberhaupt Israels, Benjamin Netanyahu, oft
social media für posts genutzt, die eindeutig
Aufstachelung zur Gewalt gegen Palästinenser
allgemein sind. Im Gegensatz zur aktiven
Unterbindung bei Palästinensern, ist die bloße
Idee, dass Facebook jemals seine Macht zur
Zensur bei Netanyahu und anderen prominenten
Israelis, die zu Gewalt aufrufen und zu
Angriffen anstacheln, undenkbar. Wie es Al
Jazeera auf den Punkt gebracht hat: "Facebook
hat sich nicht mit palästinensischen Führern
getroffen, um über deren Anlegen zu
diskutieren."
Es scheint, dass
Facebook eindeutig einräumt, dass es
beabsichtigt den Zensuranweisungen der
US-Regierung zu folgen. Anfang dieser Woche
löschte das Unternehmen das Facebook- und
Instagram-Konto von Ramzan Kadyrow, dem
unterdrückerischen, brutalen und autoritären
Führer der Tschetschenischen Republik, der auf
diesen Konten zusammen 4 Millionen Followers
hat. Gelinde gesagt, Kadyrow - dem im Tausch
gegen absolute Loyalität gegenüber Moskau freie
Hand in der Herrschaft über die Provinz gegeben
wurde – ist das Gegenteil eines sympathischen
Person: Er ist einer großen Serie von
grauenvollen Menschenrechtsverletzungen, von
Inhaftierung und Folterung von Schwulen bis zur
Entführung und Ermordung von Dissidenten,
glaubwürdig beschuldigt worden ist.
Aber nichts
schwächt die beunruhigende und gefährliche
Begründung von Facebook für die Löschung seiner
Konten ab. Ein Facebook-Sprecher sagte der New
York Times, das Unternehmen hätte diese Konten
nicht gelöscht, weil Kadyrow ein Massenmörder
und Tyrann ist, sondern dass "Mr. Kayrows Konten
deaktiviert wurden, weil er gerade einer
Sanktionsliste der Vereinigten Staaten zugefügt
wurde, und dass das Unternehmen rechtlich
verpflichtet war zu handeln."
Die Times bemerkt, dass diese Begründung suspekt
und zumindest widersprüchlich erscheint: Andere,
die auf derselben Sanktionsliste stehen, wie der
venezolanische Präsident Nicolas Maduro bleiben
aktiv auf Facebook und Instagram. Aber man
betrachte nur die unglaublich drohende Bedeutung
der Aussagen von Facebook.
Was es bedeutet,
ist klar: dass die US-Regierung – d.h. im
Augenblick die Trump Administration – die
einseitige und unkontrollierte Macht hat, von
allen, von denen sie es möchte, die Entfernung
von Facebook und Instagram zu erzwingen, indem
sie sie bloß auf die Sanktionsliste setzt. Denkt
irgendjemand, dass das ein Erfolg ist? Traut
irgendjemand der Trump Administration – oder
einer anderen Regierung – , wenn sie Social
Media-Plattformen zwingt jeden Beliebigen zu
löschen oder zu sperren, von dem sie möchte,
dass er zum Schweigen gebracht wird? So wie
Jennifer Granich von der American Civil
Liberties Union gegenüber der Times sagte:
Es ist kein
Gesetz, das geschrieben oder konzipiert wurde,
mit den besonderen Situationen umzugehen, in
denen es rechtmäßig oder angemessen ist,
Äußerungen (speech) zu unterdrücken... Diese
Sanktionsregel wird benutzt, Äußerungen zu
unterdrücken ohne große Beachtung der Werte der
freien Meinungsäußerung und des besonderen
Risikos bei der Blockierung von Äußerungen, im
Gegensatz zur Sperrung von Unternehmen oder
Fonds, wofür die Sanktionen konzipiert wurden.
Das ist wirklich problematisch.
Bezieht sich die
Politik von Facebook, Leute, über die Sanktionen
verhängt sind, auf seiner Plattform zu sperren,
auf alle Regierungen? Offensichtlich nicht. Es
liegt auf der Hand, dass wenn zum Beispiel der
Iran Sanktionen über Chuck Shumer verhängt wegen
seiner Unterstützung für Trumps Politik
Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen,
würde Facebook niemals seine Konten [...]
löschen – so wie Facebook niemals die Konten
israelischer Amtsträger löschen würde, die zu
Gewalt gegen Palästinenser aufhetzen oder über
die von palästinensischen Amtsträgern Sanktionen
verhängt wurden. Als letzten Monat Russland
Vergeltungssanktionen gegen mehrere kanadische
Amtsträger und Geschäftsleitungen verhängt hat,
ist Facebook natürlich nicht tätig geworden, um
ihre Konten zu zensieren oder zu sperren.
Ähnlich würde
Facebook jemals wagen, amerikanische Politiker
oder Journalisten zu zensieren, wenn sie soziale
Netzwerke benutzen, um zu Gewalt gegen Feinde
Amerikas aufrufen?
Bei Zensur stimmt
es immer, dass es ein und nur ein treibendes
Prinzip für all das gibt: die Macht. Facebook
wird sich den Forderungen von Regierungen und
Amtsträgern, die gegenwärtig Macht ausüben,
fügen und gehorchen, aber (die Forderungen) von
denen, die diese Macht nicht haben, ignorieren.
Deshalb sind Feinde der US- und der israelischen
Regierung für Zensurmaßnahmen von Facebook
gefährdet, während US- und israelische
Amtsträger (und ihre tyrannischsten und
unterdrückerischsten Verbündeten) es nicht sind:
Das alles erklärt,
dass dieselben großen Gefahren von staatlicher
Zensur mindestens ebenso von Bitten an Giganten
von Silicon Valley ausgehen, aktiver "bad speech"
zu zensieren. Rufe nach staatlicher Zensur mögen
oft gut gemeint sein – ein Wunsch
marginalisierte Gruppen vor schädigenden
Hasstiraden zu schützen - , aber man kann
voraussagen, dass sie viel öfter gegen
marginalisierte Gruppen angewendet wird: um sie
eher zu zensieren als zu schützen. Man braucht
nur zu schauen, wie Gesetze über Hassreden in
Europa oder auf US College-Campussen angewendet
werden, um zu erkennen, dass die Zensuropfer oft
Kritiker von europäischen Kriegen sind oder
Aktivisten gegen die israelische Besatzung oder
von Menschen, die sich für Minderheitenrechte
einsetzen.
Man kann sich eine
Fantasiewelt im Kopf schaffen, in der die
Geschäftsführer von Silicon Valley ihre Macht
nutzen, um marginalisierte Menschen auf der
ganzen Welt zu schützen, in dem sie Zensur bei
denen ausüben, die ihnen schaden wollen. Aber in
der realen Welt ist das nur ein trauriges
Hirngespinst. Gerade so, wie es Regierungen
wollen, werden diese Unternehmen ihre Macht der
Zensur ausüben, um den mächtigsten Gruppen in
der Welt zu dienen, nicht um sie zu schwächen.
[...]
Es ist schwer zu
glauben, dass unsere ideale Vorstellung vom
Internet zur Folge hat, dass der US-und der
israelischen Regierung sowie anderen Weltmächten
Macht übertragen wird, darüber zu entscheiden,
wer gehört werden darf und wer unterdrückt
werden muss. Aber zunehmend ist es im Namen der
Bitten an die Internetunternehmen uns zu
schützen, genau das, was geschieht.
Quelle Übersetzung: K. Nebauer
Stellungnahme
zur EKD-Schrift - „Antisemitismus. Vorurteile,
Ausgrenzungen, Projektionen und was wir dagegen
tun können“
(2017) - Dr. Martin Breidert - Nicht nur die
Kirche, alle gesellschaftlichen Kräfte müssen
gegen Antisemitismus vorgehen. Die Frage ist
allerdings, wie Antisemitismus zu definieren
ist. Die EKD-Schrift berücksichtigt nicht die
empirische Studie von Wilhelm Kempf
„Israelkritik zwischen Antisemitismus und
Menschenrechtsidee“ (2015), die zu dem
frappierenden Ergebnis kommt, dass
antisemitische Klischees unter den Freunden
Israels häufiger sind als unter denen, die sich
für die Menschenrechte der Palästinenser
einsetzen. Es fehlen auch einige wichtige
Aussagen des Antisemitismusberichts der
Bundesregierung (2017). Alle verfügbaren Daten
zeigen, dass die Häufigkeit antisemitischer
Einstellungen in Deutschland kontinuierlich
sinkt - sowohl über die vergangenen Jahrzehnte
als auch über die vergangenen 15 Jahre
(Antisemitismusbericht 2017, Seite 62). Zum
Beispiel wollen keine Juden als Nachbarn haben:
5 Prozent der Bevölkerung - praktisch ebenso
viele wie keine schwarzen Nachbarn (4 Prozent)
oder keine Italiener (3 Prozent). Dagegen keine
Osteuropäer 14 Prozent, keine Muslime 21 Prozent
(!), keine Sinti und Roma 31 Prozent (AS-Bericht
2017, Seite 69).
Letztlich steht
es weder der Bundesregierung noch den Kirchen
noch irgendwelchen Kommissionen zu, darüber zu
befinden, was als Antisemitismus zu werten
ist. Allein die Gerichte sind befugt zu
entscheiden, was im Sinne des § 130 StGB als
antisemitische Volksverhetzung zu verstehen ist.
In der EKD-Schrift
wird behauptet, Juden könnten in der
Öffentlichkeit nicht mit Kippa erscheinen. Ein
Jude, der zwei Jahre mit Kippa durch München
ging, berichtet in der SZ das Gegenteil:
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/selbstversuch-mit-kippa-durch-muenchen-1.2355644
Jüdische Freunde, die in Neukölln leben bzw.
dort Verwandte haben, bestreiten energisch, dass
dieser Berliner Bezirk eine No go area für Juden
sei, wie in den Medien behauptet und von Stellen
wie RIAS begierig aufgegriffen.
Auf S. 10 macht
sich die EKD-Schrift die vom israelischen
Minister Nathan Sharansky erfundene 3-D-Methode
zu Eigen, die in keiner Weise
wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Denn was
ist als Delegitimierung und Dämonisierung und
als doppelte Standards zu verstehen?
Wahr ist, dass sich der Staat Israel selbst
delegitimiert, wenn er Dutzende völkerrechtlich
verbindliche Resolutionen des
UN-Sicherheitsrates missachtet. Wahr ist, dass
der Staat Israel die Palästinenser dämonisiert,
wenn er sie in toto zu potentiellen
Terroristen abstempelt. Doppelte Standards
wendet Israel an, wenn es für die Palästinenser
in dem seit 50 Jahren besetzten Palästina
Militärrecht anwendet, für die jüdischen
Siedler dagegen israelisches Zivilrecht.
Der
jüdisch-israelische Philosoph Omri Boehm, der
öfter in der New York Times Beiträge
veröffentlicht, schrieb in der ZEIT am 20.8.
2015 unter der Überschrift „Eine aufgeklärte
Besetzung?“, Israel praktiziere „Apartheid“ und
„Staatsterrorismus“:
http://www.zeit.de/2015/32/israel-terror-westjordanland-justiz-willkuer
Dass es in
Israel selbst einen massiven Rassismus gegen
Palästinenser („Araber“) gibt, hat die
jüdisch-israelische Soziologin Nurit
Peled-Elhanan, Sacharow-Preisträgerin mit ihrer
Studie „Palestine in Israeli School Books.
Ideology and Propaganda in Education“
nachgewiesen. Darüber berichten deutsche Medien
nicht, sondern nur darüber, dass sich das
Umgekehrte in palästinensischen Schulbüchern
findet.
Jedes Jahr laufen
mehrere tausend jüdische Israelis am sog.
Jerusalem Day durch die palästinensische
Altstadt von Jerusalem mit der Parole „Death
to the Arabs!“
Der jetzige
israelische Verteidigungsminister Avigdor
Lieberman sagte im letzten Wahlkampf, man solle
„Arabern“, die sich nicht loyal verhielten, die
Köpfe abhacken:
http://www.sueddeutsche.de/politik/wahlkampf-in-israel-lieberman-will-arabischen-gegnern-den-kopf-abhacken-1.2386143
Die jetzige
israelische Justizministerin fordert, man solle
arabische Frauen töten, damit sei keine
Schlangen gebären können:https://en.wikipedia.org/wiki/Ayelet_Shaked
In Deutschland
wären beide Aussagen wegen Aufruf zum Mord und
wegen Volksverhetzung strafbewehrt.
Stattdessen eröffnete am 5.12. 2015 der
deutsche Justizminister zusammen mit seiner
israelischen Kollegin in Berlin eine Konferenz
mit dem Titel: „Rechtsstaat und Demokratie“.
Wenn man derartige
Parolen bedenkt und dabei berücksichtigt, dass
Israel seit Jahrzehnten Dutzende von
UN-Resolutionen, die IV. Genfer Konvention und
die Menschenrechte missachtet, dann ist es
verständlich, dass Muslime weltweit Wut auf
Juden in Israel und in der Diaspora haben. Etwas
verstehen bedeutet allerdings nicht, es zu
billigen.
Da sich die
offiziellen Vertreter des deutschen Judentums
vorbehaltlos hinter Israels
menschenrechtswidrige und völkerrechtswidrige
Politik stellen, ist es nicht verwunderlich,
dass sie deshalb in die Kritik geraten (S. 9).
Es ist schon
erstaunlich, dass bei Pegida-Demonstrationen
auch israelische Fahnen geschwenkt wurden.
Statt gegen Islamfeindschaft vorzugehen, ist
die EKD -Schrift geeignet, Vorurteile gegen
Zuwanderer aus muslimischen Ländern zu
befördern. Man erinnere sich, nicht Juden,
sondern Muslime starben durch die NSU-Morde.
Vor zwei Jahren brannten Moscheen in Berlin und
im Saarland und nicht Synagogen. Es brannten
mehrere hundert Flüchtlingsheime. Nicht Juden
sind bedroht, sondern vornehmlich muslimische
Flüchtlinge. Es wäre zu begrüßen, wenn die EKD
zu menschenfeindlichen Einstellungen dieses
Personenkreises etwas veröffentlicht hätte.
Staat dessen heißt es in der Einleitung (s. 2):
„Antijüdische Ressentiments und Parolen ...
mischen sich häufig in die Beurteilung der
Politik des Staates Israel und prägen die
Haltung vieler Zuwanderer, die nach Deutschland
kommen.“
Ich begleite seit
zwei Jahren Flüchtlinge aus Syrien, Irak, Iran
und Afghanistan und kann diese
Verallgemeinerungen nicht bestätigen. Sie
berichten mir immer wieder, dass sie von
deutschen Passanten verbal angegriffen und ihre
Kinder auf dem Schulhof gemobbt werden. Ich
habe es bei der Wohnungssuche für Flüchtlinge
wiederholt erlebt, dass potentielle Vermieter
mir sagten: „Wir vermieten nicht an Araber.“ – „
Wir vermieten nicht an Moslems.“ Gruppenbezogene
Menschenfeindlichkeit ist kein antisemitisches
Phänomen, sondern Teil eines alltäglichen
Rassismus in Deutschland. In den deutschen
Medien wird offen darüber diskutiert, was alles
am Islam anders werden müsste. Eine
entsprechende Diskussion gibt es -
glücklicherweise - nicht zum Judentum. Indem die
EKD- Schrift unterstellt, Antisemitismus sei
unter Zuwanderern weit verbreitet, trägt sie
im Gewand eines Anti-Antisemitismus zum
Klischee eines Anti-Islamismus bei.
Der
Antisemitismusforscher Wolfgang Benz erklärte
zutreffend, was früher die Juden waren, sind
heute die Muslime in ihrer Funktion als
Sündenböcke. Nicht nur Antisemitismus (S. 15),
jede Form von Rassismus ist Gotteslästerung.
Antisemitismus
ist kein arabisches/muslimisches Phänomen und
wurde nicht von Zuwanderern importiert, wie S.
10 behauptet, sondern ist eine europäische
geschichtliche Erscheinung und Schuld (vgl. den
Aufsatz des jüdischen Befreiungstheologen Marc
Ellis „Büßer als Machtmenschen“ in: Religionen
für Gerechtigkeit in Palästina-Israel, hg. U.
Duchrow, Hans G. Ulrich, 2017, S. 128ff).
Zu Recht wird
daran erinnert, dass Juden und Jüdinnen nicht
als homogene Gruppe verstanden werden dürfen (S.
11). Das aber tut die Schrift (S. 9), wenn
Kritik an der Politik des Staates Israel als
Antizionismus und damit als Antisemitismus
denunziert wird („israelbezogener
Antisemitismus“). Ungeachtet der üblichen
salvatorischen Formel, natürlich sei Kritik an
Israel erlaubt (S. 9 - Wer hat etwas zu
erlauben? Gibt es wieder eine Inquisition?),
stellt sich die Schrift vorbehaltlos vor den
Staat Israel, ohne ein Wort über die Leiden der
Palästinenser zu verlieren.
Hajo Meyer,
deutscher Jude, der in den Niederlanden die
Nazi-Verfolgung überlebte, stand dem
Internationalen Antizionistischen Netzwerk vor.
Es wäre absurd, ihn als Antisemiten zu
bezeichnen. Geradezu pervers wird es, wenn
deutsche Nichtjuden jüdischen Personen
Antisemitismus unterstellen. Dieses Vorgehen
ist zwar keine tödliche Selektion, bewirkt
jedoch Rufmord.
Es gibt - Gott
sei Dank! - jüdische
Menschenrechtsorganisationen innerhalb und
außerhalb Israels, die sich für die
Menschenrechte der Palästinenser einsetzen und
ein Ende der völkerrechtswidrigen israelischen
Besatzung fordern, z.B. Gush Shalom (Israel),
Breaking the Silence, deren Ausstellung auf
Intervention des israelischen Botschafters in
Köln verboten wurde, in der Diaspora Jewish
Voice for Peace (USA), Jews for Justice for
Palestinians (UK), Jüdische Stimme für einen
gerechten Frieden in Nahost e.V. (DE). Teilweise
schließen sie sich der BDS-Kampagne an, außerdem
die israelische Organisation Boycott from
Within, der frühere Knesset-Sprecher Avraham
Burg, der israelische Historiker Ilan Pappe und
viele andere. Judentum darf nicht mit dem Staat
Israel gleichgesetzt werden. Darum ist Kritik
am staatlichen Handeln Israels kein „israelbezogener
Antisemitismus“.
Die EKD- Schrift
bezieht sich auf die Menschenrechte (S. 7). Ich
war selbst Dozent für Sozialethik an der
Kirchlichen Hochschule Wuppertal mit dem
Schwerpunkt Menschenrechte. Was ich bei zwei
Studienreisen im besetzten Palästina erlebte,
widersprach krass dem, was ich den Studierenden
zu vermitteln versucht hatte.
Das ist nicht nur
meine persönliche Erfahrung. Internationale
Menschenrechts-organisationen haben immer wieder
massive Menschenrechtsverletzungen durch die
israelische Regierung angeprangert: Amnesty
International, UN-Menschenrechtsrat, Unicef,
UN-Organisation OCHA OPT, und sogar das sonst
diplomatisch zurückhaltende Internationale
Komitee vom Roten Kreuz.
Auch israelische
Menschenrechtsorganisationen kämpfen gegen die
massiven Menschenrechtsverletzungen, die mit der
israelischen Besatzung seit 50 Jahren
einhergehen: Amnesty International – Israel,
Women in Black, Machsom Watch, Coalition of
Women for Peace: Who Profits?, B’Tselem, Rabbis
for Human Rights, Physicians for Human Rights,
Human Rights Defenders Fund, Israeli Committee
Against House Demolitions (ICAHD), The Jahalin
Association (“Nowhere left to go”), Negev
Coexistence Forum (NCF).
Gisha
– Legal Center for Freedom of Movement, HaMoked
Center for the Defence of the Individual,
Zochrot (Erinnerung an die Vertreibung der
Palästinenser 1947/48),The Other Voice (Friedensorganisation
von Nomika Zion/Sderot), Jesh Din (“Es gibt ein
Recht”), Public Committee Against Torture in
Israel.
Es fällt auf, dass
in dieser EKD-Schrift ebenso wie bereits früher
in der EMOK-Stellungnahme zur palästinensischen
Kairos-Erklärung oder in den Beschlüssen der
Rheinischen Kirche von 1980 oder 2016 jeglicher
Bezug zu den Leiden der Palästinenser fehlt:
Nakba, Annexion palästinensischen Landes,
Hauszerstörungen, Beschränkung der
Bewegungsfreiheit durch Checkpoints,
Administrativhaft, Mauer/Sperranlage, Blockade
des Gazastreifens, sog. Siedlungsbau,
Zwei-Klassenrecht (Zivilrecht für jüdische
Siedler, Militärrecht für Palästinenser). Was
ist das für ein jüdisch-christlicher Dialog,
der die Palästinenser ausblendet und das real
existierende Judentum der Siedler verschweigt?
Die EKD-Schrift
bringt viele Bibelzitate, wird aber damit kaum
muslimische Zuwanderer erreichen und gar
überzeugen. Die auf S. 14 genannten Gebote
gelten nicht nur für Christen und Juden,
sondern ebenso auch für Muslime. Es finden sich
im Koran ebenso viele positive Bezüge zum
Christentum, wie es positive Bezüge zwischen
Christentum und Judentum gibt.
Mit ihrer Schrift
„Klarheit und gute Nachbarschaft. Christen und
Muslime in Deutschland“ hat die EKD nicht
gerade zu einem besseren Miteinander von
Christen und Muslimen beigetragen, sondern
Vorurteile und Klischees verstärkt.
Zu all den
biblischen Bezügen, die zwischen Judentum und
Christentum hergestellt werden, ist zu sagen,
dass Jesus und Paulus nicht das Land in den
Mittelpunkt der Verheißungen stellen, während
das real existierende Judentum der Siedler
glaubt, durch die gewaltsame Eroberung von
Erez Jisrael zur „Erlösung“ beizutragen.
Diese Auffassung widerspricht sowohl dem
christlichen Erlösungsverständnis als auch dem
Völkerrecht. Daher war es peinlich, als der
israelische UN-Botschafter bei der Verhandlung
zur Resolution 2334 des UN-Sicherheitsrates am
23.12. 2016 die Bibel schwang, um die
völkerrechtswidrige israelische Okkupation zu
rechtfertigen.
Auf S. 16 wird auf
eine judenfeindliche Auslegung des ius
talionis hingewiesen. Leider hält sich die
israelische Regierung und Armee in keiner Weise
an dieses völkerrechtlich verankerte
Mäßigungsgebot, wie die Libanonkriege und die
Gazakriege gezeigt haben. Bei angeblichen oder
tatsächlichen Selbstmordattentätern zerstört
die israelische Armee regelmäßig und
völkerrechtswidrig die Häuser ganzer Familien,
wie das Israeli Committee Against House
Demolitions immer wieder anklagt.
Die EKD- Schrift
erweist sich als eine Gefälligkeitsschrift für
den Zentralrat der Juden in Deutschland, die in
ihrer Einseitigkeit und Einäugigkeit unangenehm
auffällt.
Dazu muss man
beachten, dass die israelische Propaganda (Hasbara)
zur Zeit mit großem finanziellen Aufwand erneut
versucht, jegliche Kritik am Staat Israel im
Keim zu ersticken, wie ein israelisches Medium
meldet:
https://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-5063599,00.html
Deutsche Kommunen
fassen Beschlüsse, keine israelkritischen
Veranstaltungen zuzulassen (München, Frankfurt,
Berlin). Dabei gerät die in Art. 5 GG
garantierte Meinungsfreiheit unter die Räder.
Leider beteiligt sich auch die evangelische
Kirche daran. Man denke nur daran, wie die
Tagung der Ev. Akademie in Tutzing im Mai 2017
unter mysteriösen Umständen kurzfristig abgesagt
wurde. Zuvor war nach einem Protestschreiben
der jüdischen Kultusgemeinde (Gabriella Meros)
ein Benefizkonzert in der Schwabinger Kirche
zugunsten von medico international in Gaza
abgesagt worden. Die Palästinensische Gemeinde
Bonn darf nicht mehr die Räume der ESG
benutzen. Eine Konferenz sollte vom 1. – 3 12.
2017 in den Räumen der Ev. Stadtakademie
Aachen stattfinden. Das Plazet des
Akademieleiters und des Superintendenten war
gegeben. Doch nach einer Intervention der
Gesellschaft für Christlich- jüdische
Zusammenarbeit wurde die Tagung gestoppt.
Dr. Martin
Breidert
EKD-Schrift - „Antisemitismus.
Vorurteile, Ausgrenzungen, Projektionen und was
wir dagegen tun können“
- pdf -
>>>
Integration, nicht
Distanzierung der israelischen Araber, ist für
die Staats-Sicherheit unerlässlich
- Ayman Odeh, Haaretz 21.12.17 - Es gibt nur
eine mögliche Erklärung für die Wahlen in den
letzten zwei Wochen : die Irrsinnigkeit von
Verteidigungsminister Avigdor Liebermans. Das
Gefühl nahender Wahlen macht jeden verrückt,
besonders Lieberman, der seit langer Zeit
versucht, ein Image eines verantwortlichen
Erwachsenen darzustellen.
Vielleicht sollte
der letzte Angriff als ein Anzeichen der
Mäßigung oder ein böses Omen für das kommende
Schlimme sein. Immerhin rief Lieberman vor der
letzten Wahl vor dem Enthaupten von israelischen
Arabern – vermutlich beeinflusst von der
-islamischen Staats-Atmosphäre - den
gewöhnlichen Tenor von Ministerpräsident
Benjamin Netanjahus sehr rechter Regierung
und eine allgemeine Stimmung, die direkt zu
solchen Ideen führt.
Transfer und
Vertreibung hat immer schon mit der Plattform
von Liebermans schwächer werdender Partei zu
tun. Aber jeder, der Augen im Kopf hat, weiß,
dass das Vertreiben von Bewohnern aus Wadi Ara
und der Transfer seiner Gemeinden auf das
Gebiet des zukünftigen palästinensischen
Staates eine Fantasie ist, um es vorsichtig
auszudrücken. Nicht nur weil wir arabischen
Bürger dagegen sind und weil es die zwangsweise
Aufkündigung der Bürgerschaft von Hundert
Tausenden von Leuten zur Folge hat, aber auch
weil es undurchführbar ist. Israel wäre nie mit
seinen Grenzen in der Nähe von Hadera
einverstanden und um nach Afula zu reisen,
müsste man einen weiten Umweg durch Palästina
machen. Der Vertreibungsplan, wie seine Kolumne
am Donnerstag in Haaretz, ist Teil einer breiten
Strategie, um Gewalt zwischen Juden und Arabern
auszulösen, indem Israels arabische Bürger
entmenschlicht und delegitimiert werden, indem
man sie als erschreckend, gefährlich und
mörderisch darstellt.
Für Lieberman wird
israelische Identität dadurch aufgebaut, dass
man den Arabern die Staatsbürgerschaft nimmt.
Die Araber leben so auf geborgte Zeit in
Israel, ihre Existenz hier nicht etwas
Selbstverständliches ist. Das Ziel ist, der
arabischen Öffentlichkeit ihre politische
Legitimität zu verweigern. Ihre
Staatsbürgerschaft in Zweifel zu ziehen.
Immerhin bin ich ein Araber aus Haifa anders als
ein Araber aus Nazareth oder Rahat oder in Wadi
Ara?
Lieberman will uns
allen sagen, dass unsere Staatsbürgerschaft
zweifelhaft ist und uns in jedem Augenblick
genommen werden kann, unabhängig von unserm
Verhalten, nur einfach weil wir Araber sind.
Falls dies der Fall ist, haben wir natürlich
kein Recht, die Entscheidungen des Staates mit
zu beeinflussen. Schließlich sind wir nur
vorübergehende Gäste in unserer Heimat.
Während wir
Liebermans Angriffe, seine Hetze, hören, ist es
unmöglich, nicht an die dunkelsten Regime des
20. Jahrhunderts erinnert zu werden. In Haaretz
schrieb letzte Woche Daniel Blatman Worte, die
bei allen Juden nachklingen sollten:
„Hass-Propaganda mit zerstörerischen Botschaften
ist dafür bestimmt, in Zeiten der Krisen zu
Gewalt zu führen … Lieberman benützt genau
diese Methode. Er predigt ständig
anti-arabische Hass-Propaganda und schürt die
Feindschaft und den Verdacht gegen die arabische
Bevölkerung, die in breiten Sektoren der
jüdischen Öffentlichkeit existiert. Das Ende
eines Prozesses wird an die Wand der Geschichte
in Buchstaben aus Blut und Gewalt geschrieben.“
Wir dürfen Lieberman und seinen Mitarbeitern in
der Regierung nicht erlauben, uns dahin zu
führen.
Es ist wichtig auf
Liebermans Worte in einem breiteren Kontext zu
schauen. Der Verteidigungsminister vertritt
anti-demokratische Ansichten. Dies sind
klassische faschistische Ansichten, in denen es
keine Berücksichtigung für eine demokratische
Regierung eines Staates gibt, der von Gesetzen
regiert wird und in dem nur Gesetzesbrecher
bestraft werden. Nach Liebermans Position wird
eine ganze Gemeinde nur wegen ihrer nationalen
Identität angeklagt und bestraft.
Lieberman
veröffentlichte seinen Hass-Kommentar in Haaretz
als Antwort auf einen Kommentar von Moshe
Arens. Wie wir wissen, klafft da ein
politischer Riss zwischen Arens und mir; aber
selbst er, von seiner politischen Position auf
der harten Rechten, war von Liebermans Hetze
erschrocken, Arens deutete auf den Kampf für
Gleichheit mit der Vereinten Liste und
erwähnte sogar die Einbeziehung unserer
(arabischer) MKs in echten Schritten, um die
Diskriminierung bei der Regierungsfinanzierung
zu reduzieren. Darüber wurde bei unserm
Erfolg nachgedacht, als es darum ging, dass
arabische Gemeinden mit Mitteln von der
Cabinet-Resolution 922 finanziert werden
sollen, dem Fünf-Jahresplan für wirtschaftliche
Entwicklung für Israels arabische Gesellschaft.
Israels
arabisch-palästinensische Öffentlichkeit
schreibt eindrucksvolle Errungenschaften trotz
institutionalisierter Diskriminierung und
ständiger Hindernisse und Schwierigkeiten. In
diesem Jahr belegten Araber das erste Mal 18
Prozent aller Studenten höhere Bildung, die das
akademische Jahr begannen und mehr als die
Hälfte der arabischen Studenten waren Frauen.
Unsere jungen
Leute kämpfen, um Erfolg zu haben und um Erfolge
auf dem Gebiet der High-Tech, der
Naturwissenschaften und der Medizin zu machen.
Auf dem Gebiet der Kunst und Kultur ebnen junge
Männer und Frauen auch einen einzigartigen und
bewegenden Weg, der die Verflechtung unserer
stolzen Identität darstellt und unser aktives
Leben im Land, das die andere Hälfte unseres
Volkes besetzt hält.
Lieberman kann
fortfahren zu drohen, Doch dies ist unsere
Heimat. Wir haben keine andere. Wir lieben die
Landschaft unseres geliebten Landes. Wir bleiben
hier auf immer und wir werden weiter mehr
jüdische Partner suchen, die ein Leben in
Partnerschaft mit uns aufbauen wollen, die sich
auf Gleichheit und gegenseitigen Respekt
gründet.
Knesset-Mitglied
Ayman Odeh ist der Vorsitzende der „Vereinten
Liste“ (in der Knesset) (dt. Ellen Rohlfs)
Israelisches Gericht
verurteilt 68-j. Beduinen – weil er sein eigenes
Grundstück betreten hat
- Jonathan Ofir - 27.12.2017 - Das Beduinendorf
Al-Araqib im südlichen Negev ist mehr als 100
Mal zerstört worden. Seine ethnische Säuberung
folgt einem ähnlichen Muster und ähnlicher Logik
wie es der Fall bei anderen Beduinendörfern wie
Umm Al-Hiran ist, das in diesem Jahr eine
gewaltsame ethnische Säuberung erlebt hat, wobei
auch ein beduinischer israelischer Staatsbürger
außergerichtlich getötet wurde.
Jetzt erreicht der Staat neue Höhen eines
kafkaesken Irrsinns: Sheikh Saih Abu Madiam, 68,
wurde zu 10 Monaten Gefängnis, weiteren 5
Monaten bedingter Haft und einer Geldstrafe von
36.000 NIS (mehr als $ 10.000), wie Haaretz
berichtete.
Das Vergehen: Abu Madiam hat angeblich
Staatsland betreten – von dem er behauptet, es
sei sein Land (Grundstück).
Al Araqib ist eines von fast 40 "nicht
anerkannten" Beduinen-Dörfern im Negev. Sie sind
nicht anerkannt, weil der Staat das Land
enteignet und sich geweigert hat, die Wohnorte
von Menschen anzuerkennen, die schon lange vor
der Grüdnung des Staates hier gewesen sind. Der
Staat ist seit 1998 gegen Abu Madiam juristisch
vorgegangen. 2006 hat Abu Madiam beim Beer Sheva
Disrikt Gericht eine Klage eingereicht, damit
das Land seiner Vorfahren anerkannt wird. Zu
diesem Fall gehören Anhörungen von mehreren
Geschichtsexperten; er wird wahrscheinlich erst
in mehreren Jahren abgeschlossen sein. In der
letzten Sache Staat gegen Abu Madiam von 2013,
behauptete der Staat, dass seine Anwesenheit auf
dem Stück Land, das er als sein eigenes
reklamiert, unerlaubtes Betreten
(Hausfriedensbruch) darstelle. Der Staat
behauptete, dass er als Eindringling betrachtet
werde, bis etwas anderes bewiesen sei.
In einer Beratung im Gericht über das mögliche
Urteil räumte sogar der Polizei-Staatsanwalt,
Anwalt Gil Assaf, ein, dass "es das erste Mal
ist, dass in Israel ein Angeklagter wegen
solcher Vergehen belangt wird", er könnte
deshalb nicht auf einen Präzedenzfall verweisen,
der eine angemessene Strafe nahe legen würde...
Er verlangte 15 Monate Haft und eine Geldstrafe
von 90.000 NIS. Richter Yoav Attar erwähnte in
seinem Urteil, dass er mit Abu Madiam trotz
seines Alters hart sein müsse, da er "die
Verantwortung nicht übernommen hat" und "erklärt
hat, dass er weiterhin beabsichtigt an dem Ort
zu leben". Weiters verwarnte der Richter Abu
Madiam "weil er darauf beharre, tatsächlich an
dem Ort zu leben"... "nur um vollendete
Tatsachen zu schaffen".
Lasst uns hier innehalten. Dieser letzte Satz
mit "vollendete Tatsachen" sollte viele (Alarm)Glocken
läuten lassen, denn es ist der Begriff, der über
Israels illegale Siedlungen informiert. Auf
Menschen, die ethnisch gesäubert werden, wird
diese Taktik des "Schaffens vollendeter
Tatsachen" projiziert, während der Staat selbst
weiterhin "diese Tatsachen schafft",
schrittweise und erdrückend zugunsten des
Jüdischen Staates. Der erwähnte Fall von Umm Al
Hiran (wo eine Ortschaft nur für Juden mit dem
Namen Hiran am selben Ort errichtet wird) ist
ein klassischer Fall dieser 'Überlappung' – der
ethnische Säuberungen durchführende Staat
betrachtet die einheimische Bevölkerung als
"Besetzer" und "Eindringlinge", während er
selbst neue "vollendete Tatsachen" an ihren
Wohnorten schafft. Das war israelische Politik
von Anfang an. So wie Moshe Dayan 1969 sagte:
"Jüdische Dörder wurden an der Stelle arabischer
Dörfer gebaut. Ihr wisst nicht einmal die Namen
dieser arabischen Dörfer, und ich gebe euch
nicht die Schuld dafür, weil die Geografiebücher
nicht mehr existieren, und nicht nur die Bücher
existieren nicht mehr, auch die arabischen
Dörfer nicht. Nahal entstand an der Stelle von
Mahlul; Kibbutz Gvat an der Stelle von Jibta;
Kibbutz Sarid an der Stelle von Huneifis; und
Kfar Yehushu'a an der Stelle von Tal al-Shuman.
Es gibt keinen einzigen Ort in diesem Land, wo
früher nicht eine arabische Bevölkerung war."
Zurück zu unserem Fall – Richter Attar hält Abu
Madiam für einen "Eindringling".
Hunderte Menschen aus den Beduinendörfern
begleiteten Abu Madiam zur Anhörung bei Gericht,
auch der palästinensisch-israelische Abgeordnete
Ayman Odeh war dort – Odeh war Anfang des Jahres
in Umm al Hiran von der Polizei während der
ewähnten Operation der ethnischen Säuberung mit
einer Gummi ummantelten Stahlkugel angeschossen
worden.
Das Anwaltsbüro Smadar Ben Natan & Pomerantz,
das Abu Madiam in einem parallelen Fall
vertritt, gab ein schockierendes Statement
heraus (dank Ofer Neiman auf Facebook):
"Wir teilen den
Schock hinsichtlich des ungeheuerlichen Urteils
in der
Angelegenheit Sheikh Saih (Abu Madiam). Unser
Büro vertritt Sheikh Saih
und seine Familie in einem parallelen Fall, in
dem sie ebenfalls angeklagt
werden ihr eigenes Land besetzt (unbefugt
betreten) zu haben, worüber sie
einen Rechtsprozess bezüglich ihres
Eigentumsrechtes gegen den Staat
führen, (und zwar) schon seit den 1970er-Jahren.
Obwohl der Staat vor dem
Gericht eingeräumt hat, dass in den letzten
Jahren keine solchen Anklagen erhoben worden
sind, sieht das Gericht nicht, dass wir von
politischer Verfolgung sprechen, von
schändlichem Gebrauch der Regierungsmacht und
einem Versuch einen legitimen Kampf von
Menschen, die für das Recht auf
ihr Land kämpfen, zu konterkarieren. Kann man
sich eine ähnliche Situation
vorstellen, in der zwei Privatpersonen um Land
streiten, wo einer von ihnen
die Macht hat, den anderen deswegen ins
Gefängnis zu werfen?"
Bingo. Das war von jeher das Problem. Der
israelisch-palästinensische "Konflikt" ist kein
Rechtsstreit zwischen zwei gleichgestellten
Parteien. Es ist der Fall von
Siedler-Kolonialismus, bei dem die Enteigneten
und Unterdrückten, die für ihre Rechte
aufstehen, vom Staat bestraft werden. Wie bei
der 16-jährigen Ahead Tamimi. Und das geschieht
nicht nur in den 1967 besetzten Gebieten. Es
geschieht auch dort, wo (das Land) oft als
"Israel selbst" (Israel proper) angesehen wird.
Aber es scheint, dass es da nichts wirklich
"Einwandfreies" (proper) bezüglich Israel gibt.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Warum
sind unzählige palästinensische Fotos und Filme
in israelischen Archiven begraben?
- Ofer Aderet - Palästinensische Fotos und
Filme, die von israelischen Truppen gesammelt
wurden, haben in den Archiven der Armee- und im
Verteidigungsministerium viel Staub auf sich
gesammelt bis Dr. Rona Sela, Kuratorin und
Historikerin sie freigelegt hat. Das Material
stellt eine Alternative zur zionistischen
Geschichte dar, die die palästinensische
Existenz hier leugnet, sagt sie.
Die erste Reaktion
ist Ungläubigkeit: warum wird dieses Material im
Archiv der IDF und im Archiv des
Verteidigungsministerium gelagert? Der erste
Posten ist auf Hebräisch gekennzeichnet: „Die
Geschichte Palästinas von 1919“ der 2. Posten::
„Kinderzeichnungen, die zur Schule gehen und in
einem Flüchtlingslager leben und hoffen, nach
Palästina zurückzukehren“. Das dritte :
„Beschreibung der harten Behandlung der
Palästinenser in den Gebieten durch die IDF“.
Diese drei
Entwicklungsspulen von 16mm-Filmen sind im
Zentralen Archiv, untergebracht, das Israels
Militär-Sicherheits-Aktivitäten dokumentiert. Es
liegt in Tel Hashomer, nahe am Nationalen
Induktionszentrum der Armee, außerhalb von Tel
Aviv.
Die drei Posten
sind kaum ein Tropfen im Ozean von etwa 38 000
Filmen, 2,7 Millionen Fotografien, 96 000
Audio-Berichten und 46 000 Karten und
Luftaufnahmen, die im IDF-Archiv seit 1948
auf Befehl von Israels erstem
Ministerpräsidenten und Verteidigungsminister
David Ben Gurion gesammelt wurden . Doch bei
genauerer Prüfung zeigt dies, dass dieser
„Tropfen im Ozean“ subversiv, außergewöhnlich
und äußerst wichtig ist.
Das in Frage
kommende Filmmaterial ist Teil einer Sammlung,
deren genaue Größe und voller Inhalt unbekannt
bleibt –„ Kriegsbeute-Filme“ von der IDF aus
palästinensischen Archiven bei Überfällen
während vieler Jahren geraubt, wenn auch vor
allem 1982 im Libanonkrieg.
Vor kurzem jedoch
sind nach einer hartnäckigen, langwierigen
juristischen Schlacht die im Libanon
konfiszierten Filme, die auch den Staub von
Jahrzehnten gesammelt haben - statt auf
Bildschirmen in Cinematheken oder anderen Orten
in Israel – vor dem Vergessen gerettet worden –
zusammen mit unzähligen Fotos. Die individuell
Verantwortliche für diese Entwicklung ist Dr
Rona Sela, Kuratorin und Forscherin der
visuellen Geschichte an der Tel-Aviver
Universität.
Seit fast 20
Jahren ist zionistisches und
palästinensisches visuelles Gedächtnis von Sela
erforscht worden . Sie hat – dank ihrer Arbeit -
eine Anzahl wichtiger Enthüllungen und
Entdeckungen gemacht und diese in Form von
Büchern, Katalogen, Artikeln veröffentlicht.
Unter den Hebräisch-sprachigen Titeln sind „
„Fotografien in Palästina/Erez Israel aus den
30er und 40erJahren (2000) und „Öffentlich
gemacht: palästinensische Fotografien in
militärischen Archiven in Israel“ (2009). Im
März veröffentlichte sie einen Artikel im
englisch-sprachigen Magazin „Social Semiotics“
über „ die Genealogie der kolonialen Plünderung
und Auslöschung – Israels Kontrolle von
palästinensischen Archiven.“
Nun hat Sela ihren
ersten Film gemacht: „ Geraubt und versteckt:
palästinensische Archive in Israel.“, ein
englisch-sprachiges Dokument, das das
Schicksal der palästinensischen Fotografien und
Filme untersucht, die in Palästina „erbeutet“
und in israelischen Archiven hinterlegt wurden.
Es schließt deshalb unbesehene Segmente von
Filmen ein, die von der IDF aus
palästinensischen Archiven in Beirut stammen.
Diese dokumentarischen Berichte wurden aus dem
Bewusstsein und der Geschichte Jahrzehntelang
gelöscht, sagte Sela.
An die Filme heran
zu kommen, war nicht leicht, erklärt Sela. Ihre
Reise durch die Archive begann 1998, als sie
zionistische Propagandafilme und Fotos
untersuchte, die versuchten den „neuen Juden“
zu porträtieren – muskulös, stolz den Boden
pflügend - im Widerspruch, entsprechend der
zionistischen Vorstellung zum angeblich
degenerierten und plumpen palästinensischen
Araber.
„Nachdem ich ein
paar Jahre im zentralen zionistischen Archiv
in Jerusalem und anderen zionistischen Archiven
verbrachte, und die Geschichte der zionistischen
Fotografie und den Aufbau eines visuellen
Propaganda-Apparates, der die zionistische Idee
unterstützte, untersuchte, begann ich auch
die palästinensische visuelle Darstellung
anzuschauen, um das palästinensische Narrativ
kennen zu lernen und seine Ursprünge und
seinen Einfluss zu verfolgen“, sagte sie.
Diese Aufgabe war
viel komplizierter als sich jemand hätte
vorstellen können. In einigen der zionistischen
Filme und Fotos war Sela in der Lage, oft rein
zufällig, Episoden aus der palästinensischen
Geschichte zu erkennen, die in sie eingesickert
waren, wie sie es ausdrückte. Zum Beispiel in
Carmel Newsreels (wöchentliche
Nachrichten-Filmmaterial in lokalen Kinos) von
1951, das die Siedlung von Juden in Jaffa
zeigt, demolierte und verlassene arabische
Häuser sind deutlich sichtbar.
Anschließend
erkennt Sela Spuren und Überreste eines
ursprünglich palästinensischen visuellen
Archivs, das gelegentlich in israelischen
Archiven auftauchte. Diese Spuren waren nicht
sofort zu erkennen, eher wie ein schwer zu
fassender Schatz, der hier und dort unter
Schichten von Einschränkungen, Gelöschtem und
Neubearbeitungen verborgen liegen.
Eines Tages
bemerkte sie im Archiv der vorstaatlichen
Haganah-Miliz, die noch den Stempel „Foto-Rissas“
trug. Als sie tiefer grub, entdeckte sie die
Geschichte der Chalil Rissas ( Khalil Rassas
1926 -1974) einen der Väter des
palästinensischen Foto-Journalismus‘. Er ist
der allgemeinen Öffentlichkeit unbekannt, der
palästinensischen wie auch der israelischen,
aber nach Sela war er ein „mutiger,
bahnbrechender Fotograf“, der motiviert von
nationalem Bewusstsein den palästinensischen
Kampf von vor 1948 dokumentierte. Anschließend
fand sie hunderte seiner Fotos, begleitet von
Soldaten oder israelischem
Archiv-Mitarbeitern beschriftet, die versucht
hatten, ihnen ein zionistisches Narrativ
anzuhängen und sie von ihrem ursprünglichen
Kontext zu trennen. Die Quelle der Fotos war ein
jüdischer Jugendlicher, der sie von seinem
Vater empfing, einem IDF-Offizier, der sie mit
sich vom Unabhängigkeitskrieg als Beute
mitgebracht hatte.
Vergessene
Arbeiten
Die Entdeckung war
ohne Präzedens. Im Gegensatz zu zionistischen
Propaganda-Fotos hat dieser den Heroismus der
jüdischen Truppen betont und kaum den der
Palästinenser erwähnt. RIssas Fotos waren in
erster Linie von palästinensischen Kämpfern.
Indem er eine stolze palästinensische Haltung
verkörperte, betonte er den nationalen und
militärischen Kampf und seine Folgen,
einschließlich des palästinensischen
Militär-Training und Aufmarsches zur Schlacht.
http://www.tlaxcala-int.org/imp.asp?lg=&reference=22310
(dt. Ellen Rohlfs)
'Verheerend':
Auswirkungen von israelischem Tränengas auf
Palästinenser
-
Ibrahim
Husseini & Liam O'Hare - 27.12.2017 -
Flüchtlingslager Aida, Westbank-Zone A:
Nach dem Autor
einer neuen Unersuchung könnte das
Flüchtlingslager Aida der am meisten Tränengas
ausgesetzte Ort der Welt sein.
Das
Menschenrechtszentrum der Universität von
Californien in Berkeley hat kürzlich berichtet,
dass israelische Sicherheitskräfte "ausgedehnt",
"häufig" und "wahllos" Tränengas gegen
palästinenssche Flüchtlinge im Flüchtlingslager
Aida bei Bethlehem einsetzen.
Der Bericht -
angeblich der erste, der die Auswirkungen von
Tränengas in der Westbank untersucht – fand
heraus, dass 100% der mehr als 200
palästinensischen Bewohner, die vom
Flüchtlingslager Aida begutachtet wurden, im
Lauf des letzten Jahres Tränengas ausgesetzt
waren.
Der Bericht, 'No
Safe Space: Gesundheitliche Folgen der
Tränengasexposition bei palästinensischen
Flüchtlingen' , (hat) im letzten Sommer in Aida
und dem benachbarten Flüchtlingslager Dheisheh
gesammelte Zeugenaussagen.
"Wir haben
gefunden, dass der konstante und nicht
vorhersagbare Einsatz von Tränengas in
palästinensischen Flüchtlingslagern verheerende
Auswirkungen auf die psychische und physische
Gesundheit der Bewohner hat", sagt Co-Autor des
Berichts Dr. Rohini Haar, Wissenschaftler an der
kalifornischen Universität in Berkely und Arzt
bei Ärzten für Menschenrechte.
Die Auswirkungen
sind besonders schädlich für die
"Verletzlichsten, für schwangere Frauen, Kinder,
ältere Menschen und Menschen, die bereits krank
sind".
Die (für den
Bericht) begutachteten 236 Bewohner von Aida
sagte alle, sie seien im vergangenen Jahr
Tränengas ausgesetzt gewesen.
84% von ihnen
sagte, sie seien (Tränengas) ausgesetzt gewesen,
während sie in ihrer Wohnung waren.
Wie der Name
andeutet, soll Tränengas Tränen der Augen und
Brennen der Haut auslösen.
Die Bewohner
sagten den Autoren des Berichts auch, der
Einsatz von Tränengas durch das israelische
Militär wäre "vor allem unprovoziert".
Die israelische
Armee reagierte nicht auf die Bitte von Al
Jazeera um eine Stellungnahme zu den Ergebnissen
der Studie.
Dicht
bevölkerte Lager
Flüchtlingslager
gehören zu den Verletzlichsten für eine
Exposition mit Tränengas in den besetzten
palästinensischen Gebieten, stellt der Bericht
fest.
Von über 6.400
palästinensischen Flüchtlingen bewohnt, liegt
Aida auf gerade einmal 0.017 Quadratkilometer,
was es zu einem der am dichtest bevölkerten
Orten der Welt macht.
Es gibt häufig
Zusammenstöße zwischen israelischen
Sicherheitskräften und Bewohnern des Aida
Flüchtlingslagers; die UNRWA (UN-Agentur für
palästinensische Flüchtlinge) schätzt, dass es
von Januar 2014 bis 15. Dezember diesen Jahres
mindestens 376 Zusammenstöße gab, sagt der
Bericht.
"Unser Leben hier
im Lager ist voll von Tränengas, voll von
Lärmgranaten, voll von Stinkwasser", sagt die
30-jährige Bewohnerin Sabreen, Mutter eines
palästinensischen Gefangenen, und bezieht sich
auf eine faulig riechende Flüssigkeit, die von
der israelischen Armee häufig auf
palästinensische Demonstranten und Häuser in der
ganzen Westbank versprüht wird.
"Es ist das Leben
eines Flüchtlings. Was können wir machen?", fügt
Sabreen hinzu, die Al Jazeera ihren Nachnamen
nicht nennen will.
Vor zwei Jahren
ist ein israelischer Soldat gefilmt worden, als
er die Lagerbewohner warnte: "Leute vom Aida
Flüchtlingslager, wir sind die Besatzungskräfte.
Ihr werft Steine, und wir werden euch alle mit
Tränengas treffen, bis ihr alle sterbt. Die
Kinder, die Jungen, die alten Menschen – ihr
werdet alle sterben."
Tränengas nahe
Wohnungen zu verschiessen, verstößt gegen den
UN-Verhaltenskodex und die UN-Grundprinzipien
für die Anwendung von Gewalt und Feuerwaffen
durch offizielle Personen, die das Recht
durchsetzen (sollen), sagt der Bericht.
Er erklärt auch,
dass Wohnungen und Schulen nicht dafür
eingerichtet sind, gegen Tränengas abzuschirmen,
was Bewohnern nur wenige Möglichkeiten lässt
seine Auswirkungen zu vermeiden oder zu
reduzieren.
Letzten Freitag
sah Al Jazeera, wie die israelische Armee
hunderte Tränengaskanister in eine kleine Menge
Demonstranten in einem Gebiet am Rand des
Aida-Lagers feuerte. Begrenzte Zusammenstöße
dehnen sich auch in das Lager aus, wo
israelische Soldaten mit Tränengas antworten.
"Ich bin von einer
Hochzeit nach Hause zurückgekommen und habe
neben meinem Haus 25 Gaskanister gefunden",
sagte Sana, eine Bewohnerin des Lagers, die Al
Jazeera ebenfalls ihren Namen nicht nannte.
Viele
Lagerbewohner sind dazu übergegangen Gasmasken
zu tragen, um sich zu schützen, aber sie sind
schwer zu bekommen und teuer.
Verheerende
Auswirkungen
Laut Dr. Haar kann
regelmäßige Exposition mit Tränengas "alle
Körpersysteme" schädigen.
Im Bericht
beschrieben Bewohner verschiedene körperliche
Auswirkungen einer so häufigen Exposition mit
Tränengas wie Bewußtlosigkeit, Fehlgeburten,
Atembeschwerden, Asthma, Husten, Schwindel,
Hautausschläge, starke Schmerzen, allergische
Dermatitis, Kopfschmerzen, nervöse Reizbarkeit
und sogar stumpfes Trauma, wenn sie von
Tränengaskanistern getroffen werden.
"Jedes System des
Körpers ist davon betroffen", sagte Dr. Haar.
Der häufige
Einsatz von Tränengas durch die israelische
Armee hat bei den Bewohnern auch psychische
Narben hinterlassen.
Da die
israelischen Razzien willkürlich stattfinden,
finden sich die Aida-Bewohner laut Bericht
"ständig nervös, in Angst vor dem nächsten
Angriff".
Manal Manasra, 26,
eine Bewohnerin von Aida, erzählte Al Jazeera,
dass ihr Baby kürzlich Tränengas ausgesetzt war,
nachdem ein von der israelischen Armee
abgefeuerter Kanister nahe einer Tür zu ihrer
Wohnung landete.
"Der
Sauerstoffgehalt (der Luft) war gleich null...
sie (das Baby) war am Ersticken... wir trugen
sie ins Krankenhaus... sie war sieben Tage
dort", sagte Amal.
"Wir sind in einem
Bereich, wo wir täglichen Schiessereien und
Tränengas ausgesetzt sind. Ich habe Kinder. Das
Gas dringt durch die Fenster und unter der Tür
ins Haus", sagte sie.
Dr. Haar sagte Al
Jazeera: "Niemand sonst wird in diesem Ausmaß
Tränengas ausgesetzt."
'Es ist Gift'
Die Untersuchung
fand, dass infolge der Proteste gegen die
kürzliche Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt
Israels durch US-Präsident Donald Trump die
Exposition der Palästinenser mit Tränengas
zugenommen hat.
Inzwischen
behaupten die Palästinenser auch, dass das
Tränengas stärker geworden ist.
"Das ist kein
Tränengas; es ist Gift", sagte Taer, ein anderer
Bewohner von Aida, Al Jazeera.
Während Tränengas
gewöhnlich aus einer Mischung von synthetischen
und natürlich auftretenden Gasen einschließlich
Pfefferspray besteht, " ist die spezifische,
(von den israelischen Sicherheitskräften) in den
letzten Jahren verwendete Chemikalie unbekannt",
stellt der Bericht fest.
Laut Dr. Haar "ist
die israelische Regierung verpflichtet, die
Zusammensetzung des Tränengases bekannt zu
geben", das sie verwendet, damit die
medizinischen Fachkräfte die Symptome behandeln
können, die die Chemikalie verursacht.
Inzwischen hat
Chris Gunnes, Sprecher der UNRWA, gesagt, dass
"der Bericht Besorgnisse wegen der Anwendung von
Tränengas in dicht bebauten Bereichen wie den
Flüchtlingslagern in Bethlehem aufwirft".
Gunnes zu Al
Jazeera: "Der ausgedehnte, wahllose und häufige
Einsatz von Tränengas setzt Flüchtlinge und
unser eigenes Personal Gesundheitsrisiken aus,
aber in diesem Stadium ist es für medizinische
Fachkräfte unmöglich diese Risiken und die
Langzeitfolgen einer fortgesetzten und
regelmäßigen Exposition einzuschätzen."
"Es ist eindeutig,
dass die psychologischen Auswirkungen bei den
begutachteten jungen Menschen erheblich ist und
die Entwicklung und die Bildungsperspektiven der
Kinder beeinträchtigt."
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Israelische
Soldaten nahmen 6-jährigen palästinensischen
Buben für fünf Stunden fest, nachdem er Steine
geworfen hatte
- Amira
Hass -
23.12.2017 - Am Samstag vor einer Woche
kochten die palästinensischen Nachrichten über.
Soldaten der israelische Verteidigungskräfte
haben einen 6-jährigen Buben aus dem
Flüchtlingslager Jalazoun in der Westbank,
festgenommen, berichteten sie. Es gibt keine
Grenzen für ihre Übeltaten, erregten sich die
Websurfer.
Der
IDF-Koordinator für Regierungsaktivitäten in den
besetzten Gebieten, Generalmajor Yoav Mordechai
mischte sich über seine Facebook-Seite schnell
ein. Er schrieb in Arabisch, das Kind hätte an
gewaltsamen Konfrontationen teilgenommen und
sogar Steine geworfen.
"Im Gegensatz zu
dem, was palästinensische Medien geschrieben
haben, wurde das Kind nicht verhaftet, sondern
Offizieren im Distrikt Koordinationsbüro in
Ramallah überstellt, die seine Eltern riefen und
sie mit dem gefährlichen und gewalttätigen
Verhalten ihres Sohnes konfrontierten, neben
anderen Kindern", schrieb Mordechai.
Mordechai öffnete
ein schwarz-weisses Video, das ziemlich
verschwommen zwei Kinder zeigt – eines auf einer
hohen Terrasse. Das Kind auf der niedrigeren
Terrasse ist rot eingekreist, es hält die beiden
Enden einer Schleuder und bewegt sie hin und
her. Das andere Kind bewegt eine ähnliche
Schleuder, die vermutlich einen Stein hält,
geschickter. Das Ziel der Steine war nicht
aufgenommen, aber man kann annehmen, dass es der
reguläre Militärposten etwa 200 Meter weiter
unten ist, am Rand der Siedlung Bet El.
Wenn die
Konfrontation, um die Terminologie von Mordechai
zu benutzen, wirklich stürmischer war als dass
zwei Kinder gewagt haben Steine zu schleudern,
dann kann der Beweis dafür nirgends in der
veröffentlichten Videoaufnahme gefunden werden.
Die Siedlung Beit
El ist in all ihrem Glanz von der Schule des
Flüchtlingslagers Jalazoun aus, die an der
Hauptstrasse liegt, zu sehen.
Eine hohe Mauer
ist kürzlich entlang des Teils der Hauptstrasse
errichtet worden, die die jüdische Gemeinde von
der palästinensischen trennt. Aber die, die das
übervölkerte Flüchtlingslager und seine engen
Alleen verlassen, kommen in südlicher Richtung
auf jeden Fall an dem üppigen Grün vorbei, das
die geräumigen Häuser und ordentlichen Strassen
der Siedlung umgibt.
Schmale
Obstgärten, Felder und nicht bewirtschaftetes
Land trennen den Militärposten von den
Schulkindern von Jalazoun. Eines von ihnen ist
Ashraf, der nächsten Monat erst 6 Jahre alt
wird.
Letzten Montag war
es schwer Einzelheiten von dem Zwischenfall von
Samstag herauszubekommen. Wir trafen ihn in der
Wohnung seiner Großmutter, im Herzen des
Flüchtlingslagers. Ashrafs Augen mit den langen
Wimpern zeigten seine Neugier, aber in den
ersten 30 Minuten brachte er kein Wort heraus.
Er hüpfte vom Stuhl auf das Sofa und dann auf
einen anderen Lehnstuhl, kroch unter einen
niedrigen Tisch und bedeckte sein Gesicht mit
seinen kleinen Händen, während er dem Gespräch
der Erwachsenen zuhörte (oder nicht zuhörte).
Er ist noch immer
verängstigt, erklärte sein Vater. Er schreckt in
der Nacht auf, weigert sich in die Schule zu
gehen, wo er Erstklässler ist, und spricht sehr
wenig. Seine Nicht-Verhaftung hat ihn ganz schön
verschreckt.
Sein Vater, der
erzählt, dass seine Familie aus al-Abbasiyya
stammt, berichtet: Am Samstag war keine Schule
und Ashraf kam in sein kleines Geschäft an der
Hauptstrasse, die das Flüchtlingslager von der
Siedlung trennt. Plötzlich gegen Mittag bemerkte
er, dass sein Sohn verschwunden war. Er hatte
noch nicht einmal Zeit gehabt sich Sorgen zu
machen, als ein paar Kinder gerannt kamen und
ihm sagten, dass Soldaten Ashraf mitgenommen
hätten.
Nachdem er sein
Geschäft verlassen hatte, gelang es ihm einen
bewaffneten Soldaten zu sehen, der seinen Sohn
am Rücken trug, "wie einen Sack Mehl", wie es
später in sozialen Medien beschrieben wurde. Die
älteren Kinder hatten es geschafft vor den
bewaffneten Soldaten, die sie verfolgten,
wegzulaufen; nur Ashraf hatte es nicht geschafft
wegzukommen und wurde geschnappt.
Anfangs erzählte
sein Vater mir, dass sein Sohn unmöglich Steine
geworfen haben könne – er wäre zu klein. Aber
dann zeigte er mir selbst das Video auf
Mordechais Facebookseite mit einer Gestalt in
einem leichten Kapuzenpulli, der eine Schleuder
schwingt. Er identifizierte die unscharfe
Gestalt als seinen Sohn.
Laut Ashraf
schlugen ihm die Soldaten, die ihn geschnappt
hatte, erst in den Nacken und gaben ihm auch
Fußtritt(e), aber danach wurde er nicht mehr
geschlagen.
Der Vater rief
sofort seine Frau und gemeinsam gingen sie die
Terrassen hinunter zum Militärposten am Rand von
Beit El. Die Soldaten warfen Lärmgranaten auf
sie, aber das Paar blieb nicht stehen und ging
weiter auf sie zu. "Wie hätten wir nicht können?
Es ist unser Sohn", erklärte der Vater.
"Wir möchten
unseren Sohn", sagten sie den vier Soldaten, die
sie am Posten vorfanden. Seine Frau sprach
englisch mit ihnen.
"Bekommt erst die
Steinewerfer oben weg", sagten die Soldaten.
"Dann werden wir mit euch sprechen." Sie
sprachen alle einen Mix von Englisch, Hebräisch
und Arabisch.
Der Vater schrie
den Kindern, sie sollten verschwinden, dann
bestätigten die immer so freundlichen Soldaten,
dass sich ihr Junge im Jeep befinde.
Die Eltern sahen
Siedlerkinder, die sich um den Jeep
versammelten, und fürchteten sie würden Ashraf
angreifen. Aber die Soldaten erlaubten ihnen
nicht sich ihm zu nähern. Der kleine Junge wußte
nicht einmal, dass seine Eltern ganz in seiner
Nähe waren.
Die Soldaten
weigerten sich den Jungen laufen zu lassen. "Sie
bekommen ihn vom palästinensischen
Verbindungsbüro zurück", sagten sie. Die Eltern
kletterten wieder den Hügel zur Strasse hinauf.
Von dort fuhr der Vater zum Distrikt
Koordinationsbüro und wartete auf die Rückgabe
seines Sohnes.
Etwas später kam
ein Wagen des palästinensischen Komitees.
Israelische Offiziere vom Distrikt
Koordinationsbüro übergaben den Jungen
palästinensischen Offizieren, und diese gaben
ihn dem Vater zurück. "Als Asharf mich sah,
begann er zu weinen", erzählte sein Vater. Ein
israelischer Offizier kam zum Vater und sagte
ihm, er solle seinem Sohn sagen, er solle
aufhören Steine zu werfen. "Er ist klein, er
wirft keine Steine", antwortete der Vater, aber
der Offizier sagte, sie hätten Fotos, die
zeigten, dass sein Sohn das mache.
Der Sprecher der
israelischen Armee-Einheit erzählte Haaretz,
dass "die in diesem Artikel aufgestellten
Behauptungen nicht mit der Realität
übereinstimmten. Das ist ein sechs-jähriger
Junge, der letzten Samstag in Jalazoun an einem
gewaltsamen Tumult teilgenommen hat. Außerdem
ist bei ihm entgegen den Behauptungen niemals
Gewalt angewendet worden, und er wurde auch
nicht von einem Soldaten der IDF festgenommen.
Die Soldaten schafften ihn von dem Tumult weg
und riefen seine Eltern, die kamen und ihr Kind
noch in derselben Stunde abholten."
Der Vater war
überrascht, als er die Armee-Version des
Vorfalls hörte. Die Armee habe nicht "die Eltern
gerufen", und er wurde ihnen auch nicht in
derselben Stunde zurückgegeben. Er erinnerte
sich, dass es bereits dämmrig war, als sein Sohn
zurückgegeben wurde, und dass mindestens fünf
Stunden vergangen waren, bis sein Sohn aus dem
Nicht-Arrest zurückgegeben wurde.
Der Vater
berichtet, dass sein Sohn zwei oder drei Stunden
im Militärjeep (fest)gehalten wurde und etwa
ebenso lange vor dem Distrikt Koordinationsbüro
wartete. Wenn Palästinenser besorgt sind, wenn
bewaffnete Soldaten ihr Kind schnappen und für
mehrere Stunden festhalten, ist es ein Arrest,
auch wenn es nicht zu einer Anklage führt.
Die letzte Zeile
des Facebook-posts von COGAT nimmt einen
super-pädagogischen Ton an: "Wir appellieren an
die Eltern, die ihre Kinder der Gefahr aussetzen
und zum Provozieren der Soldaten schicken – der
Platz eurer Kinder sollte auf Spielwiesen und in
der Schule sein, nicht bei gewaltsamen
Protesten."
Aber es schwer, im
Flüchtlingslager Jalazoun Platz für eine
Spielweise zu finden. Das Flüchtlingslager liegt
auf 25,3 ha und beherbergt 13.000 Bewohner aus
36 zerstörten Dörfern, vor allem aus der
Umgebung von Lydda und Ramle, aber auch von
Haifa und West-Hebron. Die Bevölkerungsdichte
beträgt schätzungsweise 51.000 Menschen pro
Quadratkilometer. In der benachbarten Siedlungs
Beit El beträgt die Bevölkerungsdichte 4.023
Menschen pro Quadratkilometer. Sie verteilt sich
auf 14,8 ha, auf denen etwa 6.500 Einwohner
leben.
Das zerstörte Dorf
al-Abbasiyya, aus dem die Familie des Vaters
stammt, hatte etwa 2.050 ha, wovon 1.750 ha
Arabern und 113,5 ha Juden gehörten. Der Rest
war Staatsland. 1944 lebten dort 5.650 Araber
und 150 Juden. Heute heißt es Yehud.
Quelle:
https://www.haaretz.com/middle-east-news/palestinians/.premium-1.830752
Übersetzung: K.
Nebauer
Ahead
Tamimi ist das Symbol
für eine neue Generation des palästinensischen
Widerstands geworden
- Ben Ehrenreich -
23.12.2017 - Ahead
war 11, als ich sie traf, ein kleines blondes
Mädchen, ihr Haar beinahe größer als sie
selbst. Ich erinnere mich an das Gesicht, das
sie machte, wenn ihre Mutter ihr morgens im
Wohnzimmer die Knoten in ihrem Haar
auskämmte.Das zweite Mal kam ich zu einer
Demonstration nach Nabi Saleh, dem Dorf in der
Westbank, wo sie lebt, Ahead und ihre Cousine
Marah führten den Demonstrationszug an. Nicht
weil sie das wollten, aber die israelische
Grenzpolizei machte Jagd auf jeden, schrie und
warf Lärmgranaten, und Ahead und Marah rannten
an der Spitze der Menge. So war es immer
gewesen. Das israelische Militär drängt immer
weiter – ins Dorf, in den Hof, ins Haus, in das
Fleisch, in die Schädel, das Gewebe, die Knochen
ihrer Familie und ihrer Freunde – und Ahead ist
schließlich draußen an der Front, wo jeder sie
sehen kann. Letzte Woche war sie wieder dort,
nachem ein Video von ihr, wie sie einen
israelischen Soldaten ohrfeigt, herumgegangen
ist. Ich kann euch versichern, dieser Ort, war
nicht der, an dem sie unbedingt sein wollte. Sie
wäre lieber bei ihren Freunden, an ihren Handys,
Dinge tun, die Teenager eben tun. Sie wäre
lieber ein Kind als eine Heldin.
Aheads Bild flog
zum ersten Mal um die Welt, nicht lange nachdem
ich sie getroffen hatte. Auf diesem Foto hebt
sie ihren mageren Arm, um mit ihrer leeren Hand
in das Gesicht eines israelischen Soldaten zu
schlagen, der doppelt so groß ist wie sie. Seine
Kameraden hatten gerade ihren Bruder
festgenommen. Über Nacht wurde sie zu etwas, was
ein Kind nie sein sollte: ein Symbol.
Die
Demonstrationen waren jetzt in ihrem dritten
Jahr. Israelische Siedler hatten eine Quelle im
Tal zwischen ihrem Dorf und der Siedlung
Halamish beschlagnahmt, und Nabu Saleh hatte
sich mit einer Handvoll Menschen aus anderen
Dörfern zusammengetan, die den Weg gewaltlosen
Widerstands wählten, jeden Freitag mit einem
Demonstrationszug gegen die Besatzung zu
demonstrieren, Woche um Woche. Aheads Cousin
Mustafa Tamimi ist bereits getötet worden, eine
Tränengaskartusche wurde ihm hinten aus einem
israelischen Armeejeep ins Gesicht gefeuert. Dem
Bruder ihrer Mutter, Rushdie Tamimi [...] wurde
im November 2012 von einem israelischen Soldaten
in den Rücken geschossen, gleich unterhalb des
Hügels, auf dem ihr Haus steht. Nichts davon ist
wirklich ungewöhnlich, nur dass das kleine Dorf
nicht aufhörte. Sie hatten weiterhin Verluste
und marschierten weiterhin jeden Freitag zur
Quelle. Meistens kamen sie nicht nahe ran. An
den meisten Freitagen stoppten die Soldaten sie
mit Tränengas und verschiedenen anderen
Projektilen, bevor sie die Biegung der Strasse
erreichten. Die Armee kam auch während der
Woche, gewöhnlich vor Tagesanbruch, führte
Festnahmen durch, durchsuchte Häuser,
verbreitete Angst und übermittelte eine
Botschaft, die immer deutlicher wurde: euer
Leben, eure Häuser, euer Land, sogar euer Körper
und der eurer Kinder – nichts davon gehört euch.
Letzte Woche kamen die Soldaten für Ahead. Ich
kann das jetzt schwer verstehen, ich dachte, es
würde ihr nicht passieren. Ich dachte, das würde
ihr erspart bleiben, dass es ihr erlaubt würde
die Schule abzuschließen und zur Universität zu
gehen und ohne diese Unterbrechung die mutige
und brillante Frau zu werden, die sie sicher
eines Tages sein wird. Ich nahm an, dass ihre
Brüder und die Cousins zu einem bestimmten
Zeitpunkt alle ins Gefängnis gehen würden – die
meisten sind schon ins Gefängnis gegangen – und
dass einige von ihnen verletzt würden oder noch
schlimmer. Jedes Mal, wenn ich Nabi Saleh
besuche und in die Gesichter der Kinder schaue,
wage ich nicht mich zu fragen, wer es sein wird
und wie schlimm. Zwei Freitage zuvor, eine Woche
nachdem Ahead die Soldaten aus ihrem Hof
vertrieben hatte, war es ihr Cousin Mohammad,
einer der engsten Freunde ihres kleinen Bruders.
Ein Soldat schoss ihm ins Gesicht. Die Kugel –
Gummi ummantelt, aber doch eine Kugel – blieb in
seinem Schädel stecken. Eine Woche später liegt
er immer noch in einem künstlichen Koma.
Wenn ihr das Video
gesehen habt, das zu ihrer Verhaftung geführt
hat, mögt ihr euch fragen, weshalb Ahead so
wütend auf die Soldaten war, die in ihren Hof
eingedrungen waren, weshalb sie sie anschrie,
sie sollten (den Hof) verlassen, weshalb sie ihn
geschlagen hat. Das ist der Grund. Und tausend
andere Gründe. Ihr Onkel und ihr Cousin getötet.
Ihrer Mutter ins Bein geschossen, mehr als ein
Jahr auf Krücken. Ihre Eltern und ihr Bruder ihr
gleichzeitig für Monate weggenommen. Und nie
Ruhe in der Nacht, immer ist es möglich, dass
sie aufgeweckt würde, wie am Dienstag
frühmorgens, wie schon viele Male zuvor,
Soldaten an der Tür, in ihrem Haus, in ihrem
Zimmer, um irgend etwas mitzunehmen.
Ich habe nicht mit
der erstaunlichen Furchtsamkeit der israelischen
Öffentlichkeit gerechnet, oder damit, dass ein
Video von Ahead, wie sie unerschrocken einen
Soldaten ohrfeigt, um ihn aus ihrem Hof zu
treiben, einen so empfindlichen Nerv treffen
würde. Ahead Tamimi kam nicht ins Gefängnis,
weil sie ein Gesetz übertreten hätte – Israel
kümmert sich bei seiner Herrschaft über das
Land, das es besetzt, wenig um Rechtsmäßigkeit.
Sie ist verhaftet worden, weil sie in allen
Nachrichten war und die Öffentlichkeit und die
Politiker ihre Bestrafung verlangten. Sie
verwendeten Worte wie "kastriert" und
"impotent", um ihre Gefühle zu beschreiben, als
sie diesen Soldaten mit seinem Helm, seiner
Rüstung und seinem Gewehr und das Kind im rosa
T-Shirt und der blauen Windjacke sahen, das ihn
beschämte. Mit all ihrer Stärke, Macht,
Wohlstand und Arroganz – sie hat sie beschämt.
Die Kluft zwischen
den beiden entgegengesetzten Phantasien, die
Israels Selbstbild kennzeichnen, ist mit den
Jahren nur größer geworden: ein Land, das sich
noch immer einbildet, ein David gegenüber dem
arabischen Goliath zu sein – edel, unterlegen
und mutig – und gleichzeitig stolz ist auf das
konkurrenzlose Todbringen und den hohen
Entwicklungsstand seines Militärs. Ahead hat
diese beiden Überzeugungen zerbröseln lassen.
Sie hat wieder einmal gezeigt, dass Israel der
Brutale ist. Beim Anschauen des Videos erkannten
sie, dass ihre Gewehre wertlos sind, ihre Stärke
eine Täuschung. Dafür, dass sie diese
Geheimnisse offen gelegt und der Welt gezeigt
hat, wie schwach und furchtsam sie sind (was sie
selbst wissen), musste Ahead bestraft werden.
Und der Verteidigungsminister des Landes mit dem
technologisch höchst entwickelten Militär der
Welt lässt sich dazu herab, persönlich zu
versprechen, dass nicht nur Ahead und ihre
Eltern, "sondern alle um sie herum" bekommen
werden, "was sie verdienen". Der
Bildungsminister war genauer: Ahead solle
lebenslang eingesperrt sein, sagte er, so schwer
war ihr Verbrechen.
Bis jetzt sind
Ahead, ihre Mutter Nariman und ihr Cousin Nour
verhaftet worden, sie waren auch in dem Video
(zu sehen). [...] Die Propagandisten haben
schwer an der Verbreitung von Lügen gearbeitet –
dass Ahead kein Kind und keine Palästinenserin
ist, dass die Tamimis überhaupt nicht eine
Familie sind, oder dass jeder einzelne von ihnen
ein Terrorist ist, dass nichts davon real ist,
dass die Besatzung keine Besatzung ist, und
dass, was ihr im Video zu sehen meint, ein von
Ausländern inszeniertes Theater ist, um Israel
schlecht dastehen zu lassen. Alles ist leichter
zu akzeptieren als die Wahrheit, dass Ahead
ihnen gezeigt hat, wer sie sind, wie 50 Jahre
Besatzung sie als Nation ausgehölt haben, und
wie sie sie täglich schwächer und furchtsamer
macht.
Bitte, macht aus
Ahead keine Heldin. Helden enden, wenn sie
Palästinenser sind, tot oder hinter Gittern.
Lasst sie ein Kind sein. Kämpft dafür sie frei
zu sehen, damit sie eines Tages eine normale
Frau in einem normalen Land sein kann.
Quelle
Übersetzung: K.
Nebauer
Anmerkung der
Ü.: Ben Ehrenreich, ein mit dem National
Magazine Award ausgezeichneter US-amerikanischer
Journalist und Schriftsteller, hat nach mehreren
längeren Aufenthalten in der Westbank das Buch
"Der Weg zur Quelle" (Hanser-Vlg. 2016)
geschrieben, unbestechlich und literarisch
hervorragend.(Originalausgabe 2016 "The way to
the spring. Life and Death in Palestine",
Penguin Press, New York).
Gesichter der
ersten unter der Besatzung geborenen
Palästinenser
- 23.12.2017
- Debra
Nussbaum Cohen -
Es sieht aus wie
eine einfache Fotoausstellung. 50 Fotos von 50
verschiedenen 50-Jährigen, die an den Wänden
einer Lagerhalle in Jaffa hängen, aus der eine
Galerie geworden ist. Aber es sind Fotos von
Palästinensern, alle 1967 geboren, in dem Jahr,
in dem nach dem wundersamen Sieg im Sechs
Tage-Krieg die Besatzung begann. So ist die
Ausstellung naturgemäß nicht so einfach gewesen.
Die von B'Tselem
organisierte Ausstellung im Jaffa Art Salon mit
dem Titel "50 Jahre" war während ihrer ganzen
Laufzeit von Streitigkeiten verfolgt. (B'Tselem
ist eine non-profit anti-Besatzungsorganisation
mit Sitz in Jerusalem, die sich mit Verletzungen
der Zivilrechte der Palästinenser in der
Westbank und im Gazastreifen befasst.)
Ursprünglich sollte die Ausstellung drei Wochen
dauern, aber der Eigentümer der Galerie
verlängerte sie, als er sah, wie groß das
Interesse an ihr war, sagte Roy Yellin, Direktor
von B'Tselem für Öffentlichkeitsarbeit.
Einige israelische
Führungspersonen, die B'Tselems Einstellung
gegenüber der Besatzung und der israelischen
Armee für unangemessen aggressiv halten, haben
die Organisation anti-israelisch genannt.
B'Tselems Geschick
Kontroversen anzuziehen war zu Beginn des Monat
zu sehen, als Repräsentanten der EU in Israel
den Internationalen Tag der Menschenrechte mit
einem Empfang in der Ausstellung begehen
wollten. Die Ausstellungsbilder von Menschen aus
Gaza sind zwangsläufig von Fotografen aus Gaza
aufgenommen worden, von denen keiner nach Israel
einreisen durfte; die israelische Regierung
lehnte es bislang auch ab, Palästinensern und
Fotografen aus der Westbank
Einreisegenehmigungen für den Event zu
erteilen. Sie lehnte die Genehmigungen auch für
die Eröffnung der Ausstellung und noch einmal
für einen Vortrag mit Diskussion ab. "Als Grund
sagten sie, es sei ein sensibles Event", sagte
Yellin. "In gewisser Weise unterstreicht das die
Bedeutung der Ausstellung. Aber wenn du schon
die Leute nicht herbringen kannst, kannst du
zumindest die Bilder herbringen."
Laut Haaretz
machte der Sprecher des israelischen
Außenministeriums Emmanuel Nahshon die EU
herunter, weil sie einen Empfang in der
Ausstellung haben wollte. "Die Leute von der EU
meinen, der Weg zu den Herzen der Israelis sei
ihnen ins Gesicht zu spucken. Wir sehen wieder
einmal das selbe bevormundende Vorgehen mit
scheinheiligen Predigten und herablassendem
Moralisieren, das mehr zurückstößt als näher
bringt." Und weiters nannte Nahshon die
Ausstellung "betrüblich und überflüssig".
Über die Kritik
der Regierung wurde in den israelischen Medien
breitflächig berichtet, wodurch die Ausstellung
bekannter wurde, sagte Yellin. "Die Leute wurden
mit der Botschaft konfrontiert, die wir
überbringen wollten. Die Wirkung war größer als
wir erhoffen konnten."
Es ist die erste
Fotoausstellung, die B'Tselem organisiert hat,
sagte Yellin. "Die Idee kam bei Diskussionen im
engen Kreis darüber auf, "wie man den unhappy
birthday der Besatzung begehen könnte".
B'Tselem wollte
etwas tun, was sowohl "die Fragmentierung des
Landes" als auch "die Besatzung ist dauerhaft"
widerspiegeln sollte, sagte Yellin. In erster
Linie wollte B'Tselem Gesichter und
Persönlichkeiten von Palästinensern zeigen. Es
sind frontale Fotos, so deutlich, dass es
beinahe Konfrontationen sind. Zu jedem gehört
ein kleiner Begleittext mit dem Namen des
Fotografen und der Person, mit etwas
persönlicher Information über den
Fotografierten, etwa über seinen/ihren Job und
die Anzahl seiner/ihrer Kinder. Oft werden acht
oder zehn Kinder aufgeführt.
Manche der
Fotografierten sind Bauern, manche werden als
"Witwe und Mutter" aufgeführt. Es gibt da
Lehrer, einen Elektriker, Busunternehmer und
einen Gynäkologen, der in seinem weißen
Berufskittel aufgenommen worden ist. Ein Mann
lehnt sich auf dem Divan in seinem Wohnzimmer
zurück. Aber alle Portraits zeigen Personen, die
direkt auf den Fotografen schauen. Die Fotos
wurden von 42 verschiedenen israelischen und
palästinensischen Fotografen aufgenommen, 15
davon in Gaza. Die Fotografierten leben in
verschiedenen Orten; manche in Ost-Jerusalem und
arabischen Ortschaften in Israel, manche in
Flüchtlingslagern, die meisten in Gaza und der
Westbank.
Ihre
Gewöhnlichkeit ist die Pointe, sagte Yellin.
"Wenn Israels
Palästineser sehen, dann immer durch die Linse
irgend eines gewaltsamen Vorfalls, denn sie sind
nur dann in den Medien, wenn es einen speziellen
Gewaltausbruch gibt", sagte Yellin. In den
Fotos "siehst du Menschen in einem anderen
Zusammenhang, einfach als andere Menschen".
Die Ausstellung
ist nur Schritte vom Hafenrestaurant Jaffa
entfernt, in dem kürzlich drei Araberinnen im
Hijab ganz cool zu Abend gegessen haben, wenige
Tische entfernt von drei jüdisch-israelischen
Freunden, die dort zusammensaßen, in einer der
israelischen Städte, wo es eine freundliche
Koexistenz gibt. Trotzdem gibt es Spannungen in
der charmanten Hafenstadt, die Teil der größeren
Stadtgemeinde Tel Aviv ist, vor allem bezüglich
Gentrifizierung; manche Palästinenser fühlen
sich von den steigenden Mieten und
Wohnungspreisen hinausgedrängt.
Und eine
israelisch-palästinensische Spannung ist den
Fotos der Ausstellung eigen. Es gab eine gewisse
Dimension von zivilem Ungehorsam, damit dass wir
Fotografen von dort genommen haben, wo Israelis
nicht sein dürfen, von Zone A "der Westbank, die
unter palästinensischer Kontrolle ist", sagte
Yellin. "Wir mussten uns manchmal heimlich
hineinschleichen", vorbei an Strassenblockaden
des israelischen Militärrs. "Wir haben gelernt,
wann die Straßenblockaden unbenannt sind und du
hineinfahren kannst", sagte er.
Eine Hälfte der
Finanzierung der Ausstellung kam vom New Israel
Fund, sagte Yellin, und die andere von privaten
Spendern.
Es gibt Kritik,
dass die Ausstellung am 23. Dezember endet, aber
sie wird wahrscheinlich außerhalb Israels wieder
gezeigt werden. Leute in Europa und Nordamerika
haben Interesse gezeigt, sie ihn ihr Land zu
bringen, sagte Yellin, obwohl die Pläne noch
nicht ganz fest stehen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Meinung: Die Chutzpe eines Mädchens: Drei
Gründe, weshalb ein palästinensischer Teenager
Israel in den Wahnsinn treibt
- Gideon Levy - 21.12.2017 -
Letzten Dienstag schossen Soldaten der
israelischen Verteidigungskräfte Hamed al-Masri,
15, in den Kopf und verletzten den unbewaffneten
Jungen aus Salfit schwer. Am Freitag schossen
Soldaten dem unbewaffneten Mohammed Tamimi aus
Nabi Saleh, ebenfalls 15, in den Kopf und
verletzten ihn schwer. Am selben Tag stand Ahead
Tamimi, 16, mit einer Freundin im Hof ihres
Hauses, und ohrfeigte einen Offizier der IDF,
der in ihr Haus eingedrungen war.
Israel wachte
wütend aus seinem Schlaf auf: Wie wagt sie es.
Die drei Opfer der barbarischen Schiesserei
interessierten die Israelis nicht, und die
Medien haben gar nicht über sie berichtet. Aber
die Ohrfeige (und der Tritt) von Tamimi löste
Wut aus. Einen Soldaten, dessen Freunde
Palästinenser fast täglich ohrfeigen, schlagen,
verschleppen und natürlich auf sie schiessen.
Sie hatte wirklich
Chutzpe. Sie brach die Regeln. Ohrfeigen sind
nur erlaubt, wenn Soldaten es tun. Sie ist die
wirkliche Provokation, nicht der Soldat, der in
ihr Haus eindrang. Sie, der drei nahe Angehörige
von der Besatzung getötet wurden, deren Eltern
unzählige Male inhaftiert waren, und deren Vater
zu vier Monaten Haft verurteilt worden ist, weil
er am Eingang eines Lebensmittelladens
demonstriert hatte – sie wagte es, gegen einen
Soldaten Widerstand zu leisten. Palästinensische
Chutzpe. Tamimi sollte sich wahrscheinlich in
den Soldaten, der in ihr Haus eingedrungen war,
verlieben, Reis über ihn werfen, aber undankbar,
wie sie ist, belohnte sie ihn mit einer
Ohrfeige. Das kommt alles von der "Hetze". Sonst
würde sie ihren Besatzer nicht hassen.
Aber es gibt
andere Quellen für die unbezähmbare Lust sich an
den Tamimi zu rächen. (Bildungsminister Naftali
Bennet: "Sie sollte ihr Leben im Gefängnis
beenden.") Das Mädchen aus Nabi Saleh macht
mehrere Mythen der Israelis zunichte. Am
schlimmsten von allem: sie wagte es, den
israelischen Mythos der israelischen
Männlichkeit zu beschädigen. Plötzlich stellt
sich heraus, dass ein Mädchen mit leeren Händen
gegen einen heroischen Soldaten, der Tag und
Nacht kühn und mutig über uns wacht, antritt.
Was geschieht denn mit unserem Machismo, den
Tamimi so einfach erschüttert, mit unserem
Testosteron?
Plötzlich sehen
die Israelis den grausamen, gefährlichen Feind,
dem sie gegenüber stehen: ein 16-jähriges
Mädchen mit gelockten Haaren. Die ganze
Dämonisierung und Entmenschlichung in den
kriecherischen Medien werden auf einen Schlag in
der Konfrontation mit einem Mädchen in einem
blauen Sweater erschüttert.
Die Israelis
drehen durch. Das ist nicht das, was man ihnen
erzählt hat. Sie sind es gewohnt, von
Terroristen, Terror und mörderischem Verhalten
zu hören. Es ist schwer, Ahead Tamimi all dessen
zu beschuldigen; sie hatte nicht einmal eine
Schere in der Hand. Wo ist die Grausamkeit der
Palästinenser? Wo ist die Gefahr? Wo ist das
Böse? Du könntest verrückt werden. Plötzlich
sind die Karten neu gemischt: Für einen
Augenblick schaute der Feind so menschlich aus.
Natürlich kannst du sich auf die israelische
Maschinerie der Propaganda und Gehirnwäsche
verlassen, die so effizient ist, dass Tamimis
Charakter ihr bald zum Opfer fallen wird. Auch
sie wird bald das Etikett einer grausamen
Terroristin erhalten, die zum Töten geboren ist;
es wird heißen, sie hätte keine entschuldbaren
Motive, und es gäbe keinen Zusammenhang, der ihr
Verhalten erklärt.
Ahead Tamimi ist
eine Heldin, eine palästinensische Heldin. Sie
hat es geschafft, dass die Israelis durchdrehen.
Was werden die Militärkorrespondenten, die
rechten Hetzer und Sicherheitsexperten sagen?
Wie gut sind 8200, Oketz, Duvdevan, Kfir und all
die anderen Spezialeinheiten, wenn die IDF am
Ende des Tages mit einer hilflosen
Zivilbevölkerung konfrontiert ist, die von der
Besatzung genug hat, konfrontiert in Gestalt
eines Mädchens mit einer Keffiyeh über den
Schultern?
Wenn es nur mehr
von ihnen gäbe. Vielleicht sind Mädchen wie sie
imstande die Israelis aufzurütteln. Vielleicht
wird die Intifada der Ohrfeigen Erfolg haben, wo
alle anderen Methoden des Widerstands,
gewaltsame und gewaltlose, gescheitert sind.
Inzwischen hat
Israel auf die einzige Weise reagiert, die es
kennt: nächtliches Abführen und Verhaftung mit
ihrer Mutter. Aber in seinem Innersten weiß
wahrscheinlich jeder anständige Israeli, wer
Recht hat und wer nicht, und auch wer stark ist
und wer schwach. Der Soldat, der vom Kopf biszu
den Zehenspitzen bewaffnet in ein Haus
eindringt, das nicht ihn gehört, oder ein
unbewaffnetes Mädchen, das sein Zuhause und
seine verlorene Ehre mit bloßen Händen mit einer
Ohrfeige verteidigt?
Quelle:
https://www.haaretz.com/opinion/.premium-1.830229
Übersetzung: K.
Nebauer
Der hohe
Preis der Freiheit – israelische Armee hat es
auf Kinder abgesehen
- ISM Nablus-Team -
18.12.2017 - In
den letzten Wochen ist in der gesamten Westbank
eine zunehmende Zahl von Kindern verhaftet und
verletzt worden. ISM traf Iyad Burnat aus Bil'in,
der miterlebt, wie gegen die zweite Generation
von Aktivisten, und dazu gehören seine eigenen
Kinder, gezielt mittels fingierten
Beschuldigungen und Folter-ähnlichen Methoden
vorgegangen wird. Gerade jetzt werden fünf
Jugendliche aus Bil'in im Ofer-Gefängnis
festgehalten: Aber Ofer füllt sich, und mehr
Kinder werden nach Megiddo außerhalb des
besetzten Territoriums verlegt.
Abdul Khalik,
Iyads zweiter Sohn, war mit zwei Freunden,
Hamzah al-Khatib und Malik Radhi, in Bil'in mit
dem Auto unterwegs, um Pizza zu holen, als
Soldaten das Auto stoppten. Jetzt sind sie in
Haft und werden beschuldigt in den
Apartheid-Zaun geschnitten zu haben. Weder
Videos noch Zeugen können das beweisen. Aber das
ist für die israelische Armee kein Problem; es
ist Soldaten nachgewiesen worden, dass sie bei
Gericht lügen, wenn sie als Zeugen aufgerufen
werden.
Es ist nicht das
erste Mal, dass Abduls die Repression des
israelischen Militärs direkt erlebt, er ist
schon einmal mit einer Gummi ummantelten
Stahlkugel am Kopf verletzt worden. Jetzt hat es
die israelische Armee auf ihn angesehen, seit
sie ihn als eine Führerpersönlichkeit ausgemacht
haben, der junge Leute anregt an Protesten
teilzunehmen. Iyad Burnat berichtet ISM, dass
der israelische Geheimdienst seinen Sohn im Lauf
der letzten Tage verhört hat. Der Richter in
Ofer ordnete zwar an die Jungs gegen eine
Kaution von tausenden Shekel freizulassen, aber
die Verfolgung ist nicht vorüber: Während des
Verhörs behauptete ein Soldat, sie hätten viele
geheime Akten, die bisher nicht bei Gericht
verwendet worden seien.
Diese letzten
Vorkommnisse zeigen die derzeitige allgemeine
Situation in Bil'in, seit die Ansiedlung von
(jüdischen) Siedlern 2005 begonnen hat. Die
Errichtung der Siedlung Modi'in Illit brachte
die bekannten Übergriffe des Militärs mit sich,
unter denen Palästinenser in ähnlichen
Situationen immer leiden. Die tägliche
Konfrontation mit der massiven israelischen
Militärpräsenz hat die Menschen von dem kleinen
Dorf Bil'in gezwungen, eine Strategie zur
Antwort zu erarbeiten. Im Lauf der letzten zehn
Jahre ist der gewaltfreie Protest,
einschließlich des Schneidens in den Zaun und
das Blockieren der Straße zu den Siedlungen zum
Hauptaspekt des Widerstands gegen die Siedlungen
geworden. Das israelische Gericht klagt Leute,
die Zäune um die Siedlungen zerschneiden oder
beschädigen als Kriminelle an; der israelische
Staat erwähnt jedoch nie, dass alle Siedlungen
nach dem Völkerrecht und manche sogar nach
israelischem Recht illegal sind.
Die gewaltfreie
Methode des Widerstands hat die brutalen
israelischen Repressionsmethoden nicht
verändert. Seit vielen Jahren sind Iyad und
seine Familie eine besondere Zielgruppe. 2015
erhielt er, wie bereits außerhalb von Palästina
durch seinen in Cannes preisgekrönten Film "Five
Broken Kameras" bekannt ist, den James
Lawson-Preis für Leistung in Praxis,
Beobachtung und Berichterstattung über den
gewaltfreien Konflikt, der jedes Jahr beim
International Center on Nonviolent Conflict
vergeben wird. Iyad ist ständig mit der
Berichterstattung und Verbreitung (der Berichte)
über Aktivitäten des palästinensischen Kampfes
in der ganzen Welt beschäftigt.
Dieses Jahr hatte
er ein Treffen mit der englischen Labourparty
und lud sie ein, Palästina zu besuchen. Er
versucht auch sich mit jüdischen Vereinigungen
außerhalb Israels zu treffen und mit ihnen zu
sprechen; gemeinsam heben sie hervor, dass
Anti-Zionismus und der Kampf gegen die Besatzung
keine religiösen Angelegenheiten sind. Dieses
Jahr war Iyad eingeladen worden, auf der
UN-Konferenz "50 Jahre Besatzung" zu sprechen.
Er erzählt ISM, dass die erste Nachricht, die er
nach seiner Landung in den USA las, war, dass
Soldaten in sein Haus gekommen sind und seinen
dritten Sohn Mohammed verhaftet haben.
Auch auf seinen
ältesten Sohn Majd hatten sie es angesehen. 2014
wurde er während einer Demonstration
angeschossen. Damals stand er neben seinem
Vater, als sich ihnen ein israelischer Soldat
näherte, auf ihn schoss und sich zurückzog. Ein
Szenario, das mehr an eine Strafaktion erinnert
als an eine Sicherheitsaktion, wie die
israelische Armee gewöhnlich behauptet. Majd
befand sich 10 Tage im Krankenhaus in Ramallah,
wo die Ärzte auf die Notwendigkeit einer
neurochirurgischen Behandlung in Jordanien
hinwiesen. Die israelische Grenzpolizei stoppte
und verhörte in drei Stunen lang an der Grenze.
In Jordanien wurde er zurück in das
al-Quds-Krankenhaus geschickt. Die israelische
Behörde erteilte keine Genehmigung über die
Grüne Grenze zu fahren, aber er schaffte es
dorthin zu gelangen, da zwei israelische
Aktivisten ihn im Kofferraum ihres Autos
versteckten.
Was ein einfacher
Bericht über isolierte Vorfälle sein könnte,
verdeutlicht die derzeitige Strategie, die sich
Israel zu eigen gemacht hat. Die Entscheidung
auf Kinder abzuzielen, offenbart zwei Ziele:
Einerseits erkennt man leicht, dass die infrage
kommenden Kinder gewöhnlich Kinder von
Aktivisten sind. Das ist eine Möglichkeit, den
menschlichsten und verletzlichsten Bereich zu
treffen. "Die israelischen Behörden haben
gesagt, wir würden unsere Kindern lehren zu
hassen", sagt Iyad, "Aber wer lehrt wen zu
hassen? Bei meiner Rückkehr aus den USA war es
mein drei-jähriger Sohn, der mir erklärte, was
passierte, als der Soldat in der Nacht kam, um
seinen Bruder zu verhaften. Ein drei Jahre altes
Kind ist gezwungen Fesselung und Schläge in
seinem eigenen Haus mitzuerleben." Andererseits
ist das Abzielen auf die junge Generation ein
Versuch, das 'Problem' des palästinensischen
Widerstands von der Wurzel auszurotten, und den
Menschen, die in der Zukunft den Kampf anführen
werden, Angst zu machen und sie zu warnen.
Die meisten der
430 Palästinenser, die seit der Erklärung Trumps
am 6. Dezember verhaftet worden sind, sind unter
18 Jahren. "Sie möchten, dass die Jugend es
hasst in diesem Land zu leben", sagt Iyad. Als
ISM ihn fragt, ob er glaubt, dass sein Sohn
Abdul, der jetzt im Gefängnis ist, Angst hat,
antwortet er, dass Abdul das gewöhnt ist, weil
er in dieser Umgebung aufgewachsen ist: "Er
erinnert mich an mich selbst, als ich in seinem
Alter war." Und fügt hinzu: "Ich leiste
Widerstand und habe mit diesem Kampf angefangen,
um meinen Kindern eine bessere Zukunft zu geben.
Aber jetzt wiederholt sich die Geschichte.
Freiheit hat einen hohen Preis."
Quelle:
https://palsolidarity.org/2017/12/the-high-cost-of-freedom-israeli-army-targets-kids
Übersetzung: K.
Nebauer
Mehr juristische Kriegsführung : Wie
Israelkritiker aggressiven gerichtlichen Klagen
ausgesetzt werden
- Bill Mullen, David Palumbo-Lui und Heike
Schotten/Truth Out – Op-Ed -
18.12.2017 -
Nachdem die Trump-Administration ihre Absicht
bekannt gegeben hat, die US-Botschaft nach
Ost-Jerusalem zu verlegen (in eklatanter
Missachtung der UN-Resolution 181 und der
Resolution 303 der UN-Generalversammlung), und
die Regierung Netanyahu immer weiter nach rechts
rückt und mit ihrer Zerstörung palästinensischer
Häuser zugunsten des Siedlungsbaus fortfährt,
wird die Unterstützung der USA für Israel nur
stärker. Kenneth Marcus, von Trump als Chef der
Abteilung für Zivilrecht des
Bildungsministeriums benannt, ist bekannt dafür,
dass er pro-Israel-Agenden voranbringt und gegen
den Aktivismus der Palästina Solidarität auf
Hochschulgelände scharf vorgeht. Alle diese
Aktionen haben zu einer Zunahme an Protesten
geführt, vor allem im Hochschulbereich.
Universitäten sind
jetzt zum Schlüsselfeld für den Kampf um die
öffentliche Meinung und Bildung über Palästina
geworden, kein Wunder, dass pro Israel-Kräfte es
auf sie abgesehen haben. Eine der
folgenschwersten Hochschulaktionen in Bezug auf
Israel-Palästina war die Unterstützung des
akademischen Boykotts von Israel durch die
American Studies Association (ASA) im Dezember
2013. Die Mitglieder stimmten mit
ausschlaggebenden 2:1 für den Boykott
israelischer Universitäten. Zu den
Hauptargumenten für den Boykott gehörte die
eigene lange Tradition von ASA in der Kritik an
Siedlerkolonialismus, Rassismus und
US-Imperialismus. Unterstützer des Boykotts
argumentierten auch damit, dass israelische
Universitäten Waffensysteme entwickeln und für
die illegale israelische Besatzung Forschung
betreiben, außerdem seien israelische
Universitäten keine Bastion der freien
Meinungsäußerung, sondern folgten überwiegend
der Linie der Regierung, Dissidenten würden
verfolgt. Seit damals wird ASA ständig
angegriffen und bedrängt.
Kürzlich hat das
Wall Street Journal einen Leitartikel von
Rechtsanwälten veröffentlicht, die als Berater
für eine gerichtliche Klage gegen ASA wegen der
Abstimmung ihrer Mitglieder fungieren: "Anti-Israel
Aktivisten unterwandern Akademikergruppe". Die
Anwälte behaupten, die Abstimmung für den
Boykott sei das Ergebnis eines "kleinen Kaders
von Akademikern" gewesen, der die Organisation
"unterwandert" hätte. Sie versuchten eine
eindeutig freie und demokratische Wahl von 800
Mitgliedern als Ergebnis einer feindlichen
Übernahme darzustellen. Tatsächtlich war die
gerichtliche Klage gegen ASA nichts anderes als
politische 'saure Trauben' (die zu hoch hängen,
Ü.). Sie wurde im April 2016 vom Brandeis Center
eingereicht, das seit langem Anwalt für Israel
ist. Seine Motivation ist rein politisch und
seine Verbindungen zur Trump Administration und
deren Verbündeten eindeutig: der oben erwähnte
Kenneth Marcus ist Gründer und Präsident des
Zentrums.
Allerdings hat im
April dieses Jahres ein Distrikt-Gericht in
Washington D.C. größere Behauptungen in der
Klage verworfen, einschließlich der Behauptung,
die Abstimmung für den Boykott israelischer
Universitäten hätte den Rahmen der
Vereinssatzung gesprengt.
Unbeirrt versuchte
das Brandeis Center Mitglieder und
Führungskräfte des Vereins, die die
Boykottresolution unterstützten zu verleumden
und zu diskreditieren. Mit Mc Carthy-Methoden
und Sprachgebrauch beschuldigten sie
Führungskräfte von ASA "widerwärtige" Methoden
zu benutzen und die Mitglieder zu betrügen. Ein
Anwalt der Kläger sagte:
"In diesem Fall
geht es um die rechtswidrige und feindliche
Übernahme einer akademischen
non-profit-Vereinigung durch die Leiter einer
anti-Israel-Gruppe... Mit einer Serie von
Falschdarstellungen und Pflichtverletzungen
hätten die Aktivisten [der US-Kampagne für den
akademischen und kulturellen Boykott Israels]
Vertrauenspositionen in der ASA erhalten und
dann diese Positionen missbraucht, um die
Vermögenswerte der ASA an sich zu reissen und zu
benutzen, um die Agenda der BDS-Bewegung
voranzutreiben.
Ihre schikanöse
Klage, ein Paradebeispiel für "lawfare" (Krieg
mit juristischen Mitteln), ist eine politische
Antwort auf den wachsenden Trend in
Universitäten weltweit Israels rechtswidrige
Besatzung zu kritisieren, indem sie israelische
Universitäten boykottieren und damit
signalisieren, dass es kein business as usual
geben kann, solange israelische Universitäten
die Besatzung weiterhin intellektuell und
materiell unterstützen. Nach der Abstimmung von
ASA haben zum Beispiel die National Women's
Studies Association, die Critical Ethnic Studies
Association und die National Association of
Chicano and Chicana Studies ebenfalls für den
Boykott israelischer Universitäten gestimmt. Vor
der Abstimmung bei ASA war die Association for
Asian American Studies die erste akademische
Organisation, die den Boykott unterstützte – und
auch sie wurde Ziel von Angriffen. Die
Brandeis-Klage ist das letzte juristische
Aufbäumen, um einen entstehenden Konsens im
Hochschulbereich darüber zu stoppen, dass die
israelische Apartheid schlecht ist.
Die juristische
Verleumdungskampagne sucht auch überall
Wissenschaftler einzuschüchtern, die den Boykott
israelischer Universitäten unterstützen. Ihre
Behauptungen sind jedoch offensichtlich falsch.
Das Votum von ASA
war nicht überstürzt erfolgt, im Dunkeln, mit
Machenschaften und missbräuchlich
untergeschummelt. Es war die Krönung jahrelanger
öffentlicher Diskussion und akademisch
geduldiger Überlegung innerhalb der Vereinigung
für oder gegen den Boykott. Von 2009 bis 2013
gab es bei den jährlichen Tagungen der
Vereinigung öffentliche Redner, darunter auch
Palästinenser, die darüber diskutierten, warum
US-Universitäten israelische Hochschulen
boykottieren sollten. 2012 widmete das American
Quarterly, das Aushängeschild der Vereinigung,
eine ganze Ausgabe der Diskussion über Mauern
und Grenzen, einschließlich der israelischen
Apartheid-Mauer.
Von Dezember 2012,
als eine Boykottresolution eingebracht wurde,
bis Dezember 2013 stellte die Vereinigung auf
Seiten ihres newsletters sowie auf ihrer
Webseite für Debatte und Diskussion über den
Boykott Raum zu Verfügung. Die Leitung der
Vereinigung hielt auch bei ihrer jährlichen
nationalen Konferenz im November 2013 ein
offenes "Rathaus" (Bürgerversammlung, Ü.), wo
fast 100 Mitglieder der Vereinigung sprachen.
Die überwältigende Mehrheit der Redner sprachen
sich für den Boykott aus. Dass weniger Redner
gegen den Boykott auftraten, kann nicht ASA
angelastet werden – die Schuld dafür sollte der
Schwäche des Arguments gegen den Boykott gegeben
werden, und dass die Boykottgegner kein
organisiertes, kohärentes und überzeugendes
Gegenargument vorbrachten.
Was ASA bei diesen
finanziell gut abgesicherten jetzt klagenden
pro-Israel Lobbyisten und Anwälten nicht
versteht, ist dass immer mehr Menschen in den
Vereinigten Staaten, im Hochschulbreich und
außerhalb Israel als das erkennen, was es ist:
ein Apartheid-Staat, der eine illegale und
mörderische Besatzung betreibt. Sie wollen etwas
tun, damit das erkannt wird, und engagieren sich
deshalb im gewaltfreien zivilen Ungehorsam –
oder Boykott. Boykott ist eine bewährte Methode
von Bewegungen für soziale Gerechtigkeit. [...]
Schließlich bringt
das Gerichtsverfahren des Brandeis Center nicht
nur Bewegungen für soziale Gerechtigkeit zum
Schweigen, sie zielen auch auf Frauen, Farbige
und Palästinenser. Obwohl dutzende Personen in
ASA am Organisieren für die Boykottresolution
beteiligt waren und mehr als 800 dafür gestimmt
hatten, benennt die Klage in erster Linie
farbige Wissenschaftler – und Frauen – und
einige Schwule als Beklagte.
Die Kampagne zum
Boykott israelischer Universitäten wird
weitergehen – und weiter wachsen – unbeirrt von
solchen lächerlichen und schäbigen juristischen
Anfechtungen, die nur die Verzweiflung und
intellektuelle und moralische Armut der Kläger
beweisen. Das ist das direkte Ergebnis von ASA's
mutiger und ganz demokratischer Abstimmung.
Quelle
Übersetzung: K.
Nebaue
Das israelische Militär nahm ihm erst seine Beine, dann sein Leben - Gideon Levy - 17.12.2017 - Am Freitag schoss ein Scharfschütze und tötete
Ibrahim Abu Thuraya, einen Gazaner, dessen beide Beine amputiert waren, und der nahe der israelischen Grenze von seinem Rollstuhl aus demonstrierte.
Der an einen Rollstuhl gefesselte palästinensische Demonstrant Ibrahim Abu Thuraya wurde laut Sanitätern am später Freitagnachmittag während Zusammenstößen mit israelischen Truppen hinter der Grenze zu Gaza getötet, 15.12.2017, REUTERS/Mohammed Salem.
Tausende nahmen am Begräbnis des doppelt Amputierten, der von israelischen Streitkräften erschossen worden ist, in Gaza teil. Drei Palästinenser getötet, Dutzende bei Zusammenstößen mit israelischen Streitkräften in Gaza und der Westbank verletzt.
Der Scharfschütze der israelischen Armee konnte nicht auf den unteren Teil des Körpers seines Opfers zielen – Ibrahim Abu Thuarya hatte keinen. Der 29-Jährige, der als Autowäscher arbeitete und im Flüchtlingslager Shati in Gaza City lebte, verlor bei einem israelischen Luftangriff während
der Operation Gegossenes Blei 2008 beide Beine von den Hüften abwärts. Er benutzte zur Fortbewegung einen Rollstuhl. Am Freitag vollendete die Armee den Job: Ein Scharfschütze zielte auf seinen Kopf und tötete ihn.
Die Bilder sind entsetzlich: Abu Thuraya in seinem Rollstuhl, von Freunden geschoben, ruft zu Protesten gegen die US-Erklärung, mit der Jerusalem als Israels Hauptstadt anerkannt wurde, auf; Abu Thuraya auf dem Boden, in Richtung des Zauns kriechend, hinter dem der Gazastreifen
eingeschlossen ist; Abu Thuraya hält beide Arme zum Victory-Zeichen hoch; Abu Thuraya von seinen Freunden getragen, verblutet; Abu Thurayas Leiche auf einer Trage aufgebahrt: das Ende.
Der Scharfschütze der Armee konnte nicht auf den unteren Teil des Körpers seines Opfers zielen, also schoss er ihm in den Kopf und tötete ihn.
Es kann angenommen werden, dass der Scharfschütze realisierte, dass er auf eine Person in einem Rollstuhl schoss, es sei denn, dass er wahllos in die Menge der Demonstranten schoss.
Abu Thuraya stellte für niemanden eine Gefahr dar: Wie viel Gefahr könnte ein doppelt Amputierter in einem Rollstuhl, eingesperrt hinter einem Zaun, darstellen? Wie schlecht und gefühllos muss man sein, um auf einen Behinderten in einem Rollstuhl zu schießen? Abu Thuraya war nicht der erste
und wird nicht der letzte Palästinenser mit Behinderungen sein, der von Soldaten der israelischen Verteidigungskräfte getötet wurde – den moralischsten Soldaten der Welt, oder auch nicht.
Die Ermordung des jungen Behinderten wurde in Israel kaum erwähnt. Er war einer von drei Demonstranten, die am Freitag getötet wurden, einem Tag wie alle andern. Man kann sich leicht vorstellen, was geschehen könnte, wenn Palästinenser einen Israeli getötet hätten, der einen Rollstuhl
benutzte. Was für eine Wut wäre entbrannt, endlos wäre die Tinte übergelaufen über ihre Grausamkeit und ihr Barbarentum. Wie viele Festnahmen hätte es in der Folge gegeben, wie viel Blut wäre zur Vergeltung geflossen. Aber wenn sich Soldaten barbarisch verhalten, schweigt Israel und zeigt kein Interesse. Kein Schock, keine Scham, kein Mitleid. Eine Entschuldigung,
ein Ausdruck des Bedauerns oder der Reue gehören ins Reich der Phantasie. Auch die Idee, die für diesen kriminellen Mord Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, ist eine Fata Morgana. Sobald Abu Thuraya gewagt hatte, an diesem Volksprotest teilzunehmen, war er ein toter Mann, und sein Mord interessiert niemanden, weil er ein Palästinenser war.
Der Gazastreifen ist seit 11 Jahren für Journalisten gesperrt, so dass man sich das Leben das Autowäschers im Gazastreifen vor seinem Tod nur in der Phantasie ausmalen kann – wie er sich ohne passende Rehabilitationsdienste im belagerten Gazastreifen von seinen Verletzungen wieder erholt
hat; ohne die Chance Beinprothesen zu bekommen; wie er mit seinem alten Rollstuhl, keinem elektrischen, in den sandigen Alleen seines Lagers herumgerumpelt ist; wie er weiter Autos gewaschen hat trotz seiner Behinderung, weil es in Shati keine anderen Möglichkeiten gab, auch nicht für Leute mit Behinderungen; wie er sich mit seinen Freunden durchgekämpft hat trotz
seiner Behinderung.
Kein Israeli kann sich ein Leben in diesem Käfig vorstellen, dem größten der Welt, den man Gazastreifen nennt. Er ist Teil eines nie endenden Massenexperiments an Menschen.
Man sollte die verzweifelten jungen Leute sehen, die sich bei der Freitagsdemo dem Zaun genähert haben, bewaffnet mit Steinen, die nirgendwo hin reichen können, die sie durch die Löcher der Barriere werfen, hinter der sie gefangen sind.
Diese jungen Leute haben keine Hoffnung in ihrem Leben, auch nicht wenn sie zwei Beine zum Laufen haben. Und Abu Thuraya hatte noch weniger Hoffnung.
Trotzdem liegt etwas Pathetisches, Würdevolles in dem Foto von ihm, wie er die palästinensche Fahne hebt, wenn man sein zweifaches Eingesperrtsein bedenkt – in seinem Rollstuhl und in seinem belagerten Land.
Die Geschichte von Abu Thuraya ist eine genaue Reflexion der Lebensbedingungen seines Volkes. Kurz nachdem er fotografiert worden war, kam sein gequältes Leben an sein Ende. Wenn Leute jede Woche schreien: "Netanyahu nach Maasiyahu (Gefängnis)", sollte endlich jemand auch über Den Haag
sprechen.
Quelle Übersetzung: K. Nebauer
„Steht auf“ … „nehmt das Kind und seine Mutter und flieht nach Ägypten“
(Matt2, 13) - Jamal Khader, Kairos Palestine Christmas Alert 2017
„Ich zweifle nicht länger daran, dass Gott, den wir in Palästina kannten, der auch von dort kommt, dass er ein Flüchtling ist, woher … weiß ich nicht“ (Ghassan Kanafani in: „Das Land der traurigen Orangen“)
Nachdem Jesus in Bethlehem geboren wurde, konnte die Familie kein normales Leben führen, um das junge Kind in einer Atmosphäre von Sicherheit und Frieden aufzuziehen. „Denn Herodes suchte das Kind, um es zu töten“ Dies ist es, was der Engel Joseph sagte und ihn
aufforderte, sein Land und sein Zuhause zu verlassen, um seine Familie zu retten und einen sicheren Ort zu finden. Nicht einmal die Heilige Familie wird vor Vertreibung und Heimatlosigkeit verschont, weil Herodes seinen Thron bewahren will und darum die Kinder von Bethlehem tötet.
Herodes ging es um Macht und er wollte seine Herrschaft mit Gewalt fortsetzen. Seine Vorliebe für den Thron führte ihn dahin, die Kinder von Bethlehem zu opfern, als er davon hörte, dass dort ein „König“ geboren worden sei. Herodes starb, doch sein Geist blieb. Es
gibt einige, die davon überzeugt sind, dass sie mit Gewalt das Schicksal von Menschen kontrollieren und sie auf dem Altar ihrer Macht opfern können. Einen „Herodes“ gibt es immer, der das Massaker an Kindern befiehlt und noch immer fliehen Kinder oder werden vertrieben.
Christus kam nicht, um ein König wie andere Könige zu werden. Sein Königreich ist nicht von dieser Welt und ER ist nicht wie die Menschen dieser Welt. Er kam, um sich mit uns in unserer Zuflucht zu vereinen und selbst ein Flüchtling zu werden. Er wird wie einer von uns.
Da das Asyl des Kindes vorübergehend war, sind wir zuversichtlich, dass auch unsere Vertreibung – ganz gleich wie lang - auch nur vorübergehend ist. Unser HERR ist ein gerechter, liebender Gott. Er will nicht, dass seine Kinder weiter in Ungerechtigkeit leben; ER erlaubt nicht, dass die Tragödie für seine geliebten Kinder andauert.
Himmlischer Vater, Schöpfer der Menschheit und unser Erlöser, DU wolltest, dass Dein Sohn an unserm menschlichen Leben mit all seiner Flüchtigkeit und all seinem Kummer teilnimmt, ein Flüchtling wird und Vertreibung leidet, auch Kälte und große Entfernung von der Heimat.
Sieh auf Deine Kinder, die Flüchtlinge, die an Vertreibung und Entfremdung leiden. Sie leiden an der Mühsal, die auch das Kind Jesus mit seiner Familie erlitten hat, als er nach Ägypten floh. Herodes wollte das Kind töten, deshalb zog Joseph es vor , mit ihm und seiner Mutter an einen Ort zu ziehen, wo seine Familie ein sicheres und besseres Leben führen
konnten. Das ist es, was viele Leute in diesem Land erlitten haben. Sie sind vertrieben worden, verließen ihre Wohnungen, nicht um vor den Mühen und Schwierigkeiten zu entfliehen, sondern um zu überleben und für ihre Kinder ein sicheres Leben aufzusuchen.
Wir legen in Deine Hände das Leben unserer Brüder und Schwestern, den Flüchtlingen, um ihnen Deine Zärtlichkeit und väterliche Liebe zu zeigen. Wir legen ihren Schmerz der Heimatlosigkeit in Deine Hände, auch ihre Hoffnungen und Träume von Rückkehr und Sicherheit.
Sende Deinen Engel, wie Du ihn dem Joseph gesandt hast, um ihm zu sagen: „Steh auf … und nimm das Kind und seine Mutter und geht in Euer Land“. Steht auf und geht zurück in euer Land, dem Land eurer Vorfahren. Ich möchte, dass ihr dort seid, nicht um zu kämpfen, sondern dass ihr euer Land besät und eure Kinder dort groß zieht. Wir wollen Euch im Geist und
Gerechtigkeit anbeten, sodass das Land wieder ein Ort wird, an dem wir Dich anbeten, nicht wie ein Idol, sondern Dich in Deinem Namen verehren. Weil das Land und alles, was es enthält, für Dich ist und wir sind nur damit beauftragt, es zu bepflanzen und uns darum zu kümmern.
Oh Gott der Gnade, sei gnädig mit unsern Mit-Flüchtlingen, sei mit ihnen, damit auch sie sicher in ihre Heimat zurückkehren und sich am Frieden-schließen beteiligen können, dem Frieden, den Du gibst und der nicht ohne Dich geschehen kann. Ein Frieden, der auf
Gerechtigkeit für all jene gründet, die unter Ungerechtigkeit leiden. Frieden als die Frucht der Gerechtigkeit und die Basis der Versöhnung. Amen.
Professor der Theologie beim Lateinischen Patriarchal. Seminar ( 1998 – 2017 und an der Bethlehemer Universität (2000-2017), Vorsitzender der Abteilung für religiöse Studien an der Bethlehemer Universität (2003-2013), Dekan der Fakultät für Künste an
der Bethlehemer Universität ( 2008- 2013), Rektor des Seminars am Römisch-katholischen Seminar, (2013-2017), Pastor der Holy Family-Kirche in Ramallah. Mit-Autor am Kairos-Palästina-Dokument)
(dt. Ellen Rohlfs)
Christmas Alert 2017 von Kairos Palastine Bethlehem
Epilog (im englischen Text S.48-51)
Indem wir uns auf Weihnachten einstellen ... bitte, gedenkt der Palästinenser
von Rifat Odeh Kassis
Gott, Schöpfergott, wir sehnen uns nach deiner Gerechtigkeit, wir dürsten nach dem Wasser der Hoffnung und deiner Liebe. Gib uns Kraft zur Buße, auf dass wir deine treuen und mutigen Diener seien und segne uns, auf dass wir dem Bösen fest widerstehen.
Gib uns Kraft, mit dir zu gehen, neu geboren deinen Namen zu ehren. Mögen unsere Augen sich öffnen, das Leiden Deines Volkes zu sehen, und mögen wir in unserem Glauben gefestigt treu zu ihm stehen in Solidarität, Hoffnung und Liebe.
Die Not des palästinensischen Volkes ist heute das Ausmaß einer ernsten Krise erreicht von ungewöhnlicher Dringlichkeit. Wir durchleben einen Tiefpunkt der palästinensischen Wirklichkeit, eine Phase, die sich sogar von den vielen zurückliegenden
dunklen Jahrzehnten unserer Geschichte abhebt. Die palästinensischen Menschen haben Enteignung, Vertreibung, Apartheid erlebt. Sie sind seit sieben Jahrzehnten von Fremdherrschaft manipuliert und kontrolliert worden. Seit fünf Jahrzehnten ertragen sie direkte militärische Besetzung und Apartheid. Die endlosen politischen Verhandlungen haben zu nichts geführt, und
nichts spricht dafür, dass der "Friedensprozess" Fortschritt machen würde.
Unser Land wurde 1948 zweigeteilt, als Israel gewaltsam auf 48 % palästinensischen Territoriums geschaffen wurde. Über 78 % der Palästinenser, mehr als Dreiviertel unserer Bevölkerung wurden vertrieben und als Flüchtlinge in alle Welt verstreut, ohne
dass ihr Recht auf Rückkehr international einklagbar anerkannt wurde.
Nach der militärischen Besetzung des restlichen Palästina im Jahr 1967 hält die Unterdrückung unvermindert an. Das Töten und Verstümmeln hält geht weiter. Täglich wird Land, das uns gehört, beschlagtnahmt, um darauf illegale Siedlungen ausschließlich
für Juden zu errichten. Straßen, nur für Siedler, werden angelegt. Für den Bau der Trenn-Mauer wurden 40 % des uns verbliebenen Bodens beschlagnahmt. Gaza wird fortgesetzt belagert. Häuser von Palästinensern werden ständig zerstört. Palästinenern werden die Ausweise abgenommen und das Wohnrecht in Jerusalem wird ihnen entzogen. Palästinenser werden ständigen mit
Rassismus konfrontiert, sie sind Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, des Zugang zu Gesundheitseinrichtungen, Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten unterworfen, sowie willkürlichen Verhaftungen und täglichen Demütigungen ausgesetzt. Palästinensische Häftlinge, darunter Frauen und Kinder, müssen harte Bedingungen, Gesetzesverletzungen und Misshandlungen ertragen.
Über sechs Millionen Flüchtlinge warten auf ihre Rückkehr, viele unter schwierigen Bedingungen in Flüchtlingslagern. Palästinenser innerhalb Israels sind permanenter Diskriminierung und Apartheid ausgesetzt ohne Chance auf Wiedergutmachung für die in
der Vergangenheit an ihnen begangenen Verbrechen.
Die Lage verbessert sich nicht, sondern wird nur schlimmer. Die 'National Coalition of Christian Organizations in Palestine (NCCOP)' schrieb in einem offenen Brief an den Ökumenischen Rat und die ökumenische Bewegung vom 12. Juni 2017: "Die Lage ist
mehr als dringend. Wir befinden uns am Rande eines katastrophale Zusammenbruchs. Der gegenwärtige status quo ist unhaltbar. Es könnte das die letzte Chance sein, einen gerechten Frieden zu erreichen. Für uns als palästinensische christliche Gemeinschaft könnte es die letzte Gelegenheit sein, eine christliche Präsenz in diesem Lande aufrecht zu erhalten.
Es reicht nicht, über die gegenwärtige kritische Lage der Palästinenser informiert zu sein - wir müssen für Veränderung arbeiten und hart kämpfen. Nur so können wir eine friedliche Lösung der langanhaltenden militärische Besetzung, Enteignungen,
Diskriminierung und Apartheid finden. Mehr als irgendwann zuvor habt ihr, unsere Schwestern und Brüder auf der ganzen Welt, die Möglichkeit und die Pflicht, Gerechtigkeit einzufordern,
indem ihr euch weigert, die Straflosigkeit Israels weiterhin hinzunehmen,
indem ihr euch klar und deutlich einer Theologie oder christlichen Gruppierungen widersetzt, die die Besetzung rechtfertigt,
indem ihr das Recht und die Pflicht der Palästinenser, gegen die Besatzung Widerstand zu leisten, verteidigt,
indem ihr euch in Wirtschaft, Sport, im kulturellen und akademischen Bereich für Maßnahmen aussprecht, die Druck auf Israel ausüben, sich an das Völkerrecht und
UN-Resolutionen zu halten und den Palästinensern die ihnen zustehenden Rechte zu gewähren.
In dieser Adventszeit beteuern wir, dass wir als Menschen voll Hoffnung nicht verzweifeln werden. Unsere Hoffnung auf den auferstandenen Gott ist fest und unbeirrt, aber wir brauchen eure Solidarität, die das Risiko nicht scheut. Wir bitten Euch
dringend: Hört auf unseren Ruf.
Es ist nicht mehr viel Zeit. Aber mit eurer Kraft, Solidarität, eurem Engagement und Mitgefühl, mit eurem mutigen, öffentlichen und gemeinsamen Nein zu allem, was nicht zur Beendigung der Unterdrückung führt - damit können wir zusammen die Flut
aufhalten. Letztendlich werden wir in Frieden und Gerechtigkeit leben können, im Frieden, nach dem alle Völker trachten, Frieden, wie er in Bethlehem verkündigt worden ist.
Wie wir im Kairos-Dokument (Kap 6,1) geschrieben haben: "Wir fragen heute unsere Brüder und Schwestern in den Kirchen: Wollt und könnt ihr mit uns für die Wiedererlangung unserer Freiheit arbeiten? Unsere Freiheit allein ist die verlässliche Grundlage
dafür, dass Palästinenser wie auch Israelis in Liebe, Gerechtigkeit, Frieden und Sicherheit leben werden."
Aus Bethlehem, wo Frieden verkündigt wurde, wünsche ich euch allen gesegnete Weihnacht.
Rifat Odeh Kassis hat sich in seinem gesamten Berufsleben in verschiedenen Funktionen und Ehrenämtern, aktiv für die Verwirklichung der Menschenrechte und der Geltung des Völkerrechts in Palästina eingesetzt. 1988 begann er im YMCA
in Ost-Jerusalem als Leiter des Rehabilitationsprogramms für die Westbank zu arbeiten. 1995 war er Mitbegründer der 'Alternative Tourism Group (ATG)'. 1991 gründete er die erste unabhängige NGO für die Rechte von Kindern, die nationale Sektion der weltweiten Kinderrecht-Organisation mit Sitz in Genf, 'Defence for Children International (DCI)', und er wurde der
Leiter von DCI-PALESTINE, später Präsident der weltweiten Organisation DCI.
EU-Forschungszusammenarbeit mit israelischer Polizei nach Rückzug einer belgischen Universität in Brüchen - 12. 12. 2017 -
Die renommierte katholische Universität von Leuven/Belgien hat ihren Rückzug aus einem umstrittenen von der EU geförderten Projekt der Forschungszusammenarbeit mit der israelischen Polizei und dem israelischen Ministerium für öffentliche Sicherheit angekündigt. Die Entscheidung folgte auf das gestrige Treffen der EU-Außenminister mit dem israelischen
Premierminister Benjamin Netanyahu, der sich bemüht die wachsende internationale Isolierung Israels in Grenzen zu halten, die ein Ergebnis der BDS-Bewegung (Boykott, Inverstitionsentzug und Sanktionen) ist. Monatelang haben Anwälte für die Menschenrechte – palästinensische und europäische Zivilgesellschaft, Künstler und Parlamentsmitglieder – das Forschungsprojekt für gemeinsame Verhörtechniken an Gefangenen mit zwei israelischen Körperschaften hinterfragt, die an der Folterung
palästinensischer Gefangener einschließlich Kinder in Verletzung des internationalen Rechts beteiligt sind. LAW TRAIN, wie das Projekt bekannt ist, wird von der Europäischen Union bzw. dem Forschungsfond der EU, im Rahmen von Horizon 2020 gefördert.
Professor Lieven de Cauter, Mitglied von Leuvener Akademiker gegen Law Train, begrüßte die Entscheidung mit den Worten: Wir sind glücklich, dass der Rektor unserer Universität beschlossen hat, diese Forschungs-Zusammenarbeit mit der israelischen Polizei nicht zu verlängern.
Wir hatten auf einen sofortigen Rückzug gehofft, aber das ist zugegebenermaßen nicht einfach. Wir unterstützen voll den Vorschlag des Rektors eine Menschenrechtscharta zu entwerfen, die unsere Forschung überwachen und hoffentlich ähnliche Fehltritte vermeiden wird.
Der Rückzug der katholischen Universität von Leuven aus LAW TRAIN folgt nach dem Rückzug des portugiesischen Justizministeriums aus der Unterstützung, das damit auf Druck im Juli 2016 mit einem Schritt reagierte, der als starker Impuls für die Kampagne zur Beendigung des Projekts
angesehen wurde. Diese letzte Entscheidung stellt die Fortsetzung des umstrittenen Projekts infrage. Jamal Juma', Generalkoordinator der palästinensischen Kampagne Stop the Wall und Mitglied des palästinensischen nationalen BDS-Komitee (BNC) sagte:
Ein weiterer wichtiger Partner im LAW TRAIN hat die einzig mögliche ethische Entscheidung getroffen und hat das Projekt für so lange verlassen, als israelische Institutionen, die an Israels Verletzungen der palästinensischen Rechte beteiligt sind, darin involviert sind. LAW TRAIN
missachtet nicht nur die Menschenrechte der Palästinenser, es normalisiert sie und gibt Israel grünes Licht mit seinen Foltermethoden fortzufahren. Noch schlimmer, LAW TRAIN präsentiert sie als Beispiel, dem Europa folgen (sollte). Dieser zweite Rückzug aus LAW TRAIN könnte das Ende des Projekts bedeuten. Bis dahin appellieren wir weiter an die Europäische Union und alle verbleibenden Teilnehmer, dem Bespiel Portugals und der Katholischen Universität von Leuven zu folgen und diesem ethisch und rechtlich
verwerflichen Projekt ihre Unterstützung zu entziehen. Der Dekan der Katholischen Universität von Leuven, Luc Sels, bestätigte in einer am 6. Dezember veröffentlichten Erklärung, dass die Institution ihre Teilnahme an LAW TRAIN ab April 2018, mit dem Ende des derzeitigen Förderungszyklus, einstellen wird. Er argumentierte, dass das Projekt
"hinsichtlich der Rolle, die von diesem starken Arm der israelischen Regierung bei der Durchsetzung einer illegalen Besetzung der palästinensischen Gebiete und der Unterdrückung, die sie für die palästinensische Bevölkerung zur Folge hat, ethisch problematisch ist".
Die belgische 'Stop LAW TRAIN Coalition' verlangt nun, dass die belgische Regierung nachzieht und sich ebenfalls aus dem Projekt zurückzieht. Die Kampagne geht Europa weit weiter, angeführt von der europäischen Koordination der Komitees und Vereinigungen für Palästina (ECCP), indem sie
an die EU appelliert ihre eigenen Gesetze einzuhalten und das israelische Militär und (israelische) Sicherheitsunternehmen von der Teilnahme an EU-Forschung und dem Bezug von EU-Geldern auszuschließen. Anmerkung für Herausgeber:
. Das israelische Ministerium für öffentliche Sicherheit, zu dem die israelische Polizei gehört, ist verantwortlich für illegale Verhaftungspraktiken, Routinefolter und Gewalt gegen palästinensische Demonstranten, Methoden, die von der UNO und Menschenrechtsorganisationen verurteilt
worden sind. Das Ministerium spielt eine aktive Rolle bei der illegalen Inhaftierung von tausenden politischen palästinensischen Gefangenen in israelischen Gefängnissen. Die Präsenz von Hauptquartieren der nationalen israelischen Polizei im besetzten palästinensischen Territorium von Ost-Jerusalem stellt eine ernste Verletzung des Völkerrechts dar.
. Mehr als 650 belgische Akademiker und Künstler haben an die Mitglieder des Projekts appelliert sich aus dem Projekt zurückzuziehen, während die EU-Komission den Mitgliedern des Europäischen Parlaments noch auf ein von 25 renommierten Juristen unterzeichnetes Rechtsgutachten antworten
muss, das die Legalität ihrer Förderung von israelischen Körperschaften infrage stellt. Quelle Übersetzung: K. Nebauer
Palestine
Update Nr. 94 – Spezialausgabe - Von den
Nachwirkungen von Trump‘s politisch
chaotischer Entscheidung
- Dieses ist eine Spezialausgabe der
Palestine Updates nur mit einer Reflexion
von Mitri Raheb. Dr. Mitri Raheb ist der
Gründer und Präsident des Dar al-Kalima
Universitäts-Kollegs für Kunst und Kultur in
Bethlehem. Der zurzeit heute weit
publizierte palästinensische Theologe Dr.
Mitri Raheb hat 16 Bücher veröffentlicht.
Seine Bücher und zahlreiche Artikel wurden
bisher in 11 Sprachen übersetzt. Als
sozialer Unternehmer hat Rev. Raheb
verschiedene NGOs gegründet, darunter das
Dar annadwa Kultur- und Konferenzzentrum,
das Dar al-Kalima Universitätskolleg für
Kunst und Kultur, sowie verschiedene
zivilgesellschaftliche Initiativen auf
nationaler, regionaler und internationaler
Ebene. Meine
theologische Reflexion zu Trump‘s Rede“ von
Rev. Dr. Mitri Raheb
- Die Weihnachtsgeschichte beginnt mit einem
von Cäsar Augustus unterschriebenen
kaiserlichen Dekret. Als ich gestern abends die Rede von
Präsident Trump im Fernsehen anhörte, konnte
ich nicht umhin, an die sogenannte Balfour
Deklaration zu denken, die vor 100 Jahren
unterschrieben wurde und durch welche das
Britische Imperium den europäischen Juden
Palästina als ihre nationale Heimat
versprach. Trump‘s Rede gestern war in der
Tat wieder ein solches imperiales Dekret,
mit dem er Jerusalem als die Hauptstadt von
Israel anerkannte. Wieder und wieder werden
wir, das Palästinensische Volk, auf dem
Altar für imperiale Politik geopfert. In
diesem Sinn ist für uns Palästinenser nichts
neu. Neu allerdings ist zu sehen, dass eine
Regierung der USA das Völkerrecht
beiseiteschiebt und sich selbst von der
größeren internationalen Gemeinschaft
isoliert. Das ist nicht nur eine
Enttäuschung für mehr als eine Milliarde
Muslime, für die Jerusalem heilig ist,
sondern auch ein Schlag ins Gesicht für eine
sogar noch größere christliche Gemeinde, die
sich an die Vision eines inklusiven
Jerusalem halten, geteilt von zwei Völkern
und drei Religionen. Die Situation ist eine sehr flüchtige. Heute
sind die ganze Westbank und Gaza im Streik.
Auch unser Dar al-Kalima Universitätskolleg
ist im Streik und wir mussten unsere für
heute angesetzte Konferenz absagen. Die
Palästinenser sind im Trauerzustand; sie
betrauern die Gerechtigkeit, die zwischen
den Verbindungen der Macht verloren gegangen
ist. Und dennoch glauben wir nicht an Macht
Cäsars sondern an die Macht Christi, der in
Bethlehem unter Besatzung geboren und in
Jerusalem von römischen Autoritäten
gekreuzigt wurde. Die meisten Cäsaren haben
nur Blutvergießen, Zerstörung und
Feindseligkeit nach Jerusalem gebracht, weil
sie nicht in der Lage waren zu realisieren,
„was dem Frieden hilft“. Kein Dekret wird
uns von der Arbeit für einen gerechten
Frieden in Jerusalem trennen. Wir werden
fortfahren, die nächste Generation von
kreativen Führungskräften für Jerusalem
heranzuziehen und Hoffnung für ganz
Palästina zu säen. Das ist das Vermächtnis
Christi in diesem Land und wir sind dazu
bestimmt, es am Leben zu erhalten. Wir fordern unsere FreundInnen auf für uns
zu beten, unsere MitarbeiterInnen, unsere
LehrerInnen, StudentInnen und deren
Familien. Wir fordern unsere PartnerInnen
auf, ihre prophetische Stimme für politische
Anwaltschaft zu erheben. Wir fordern unsere
UnterstützerInnen auf, weiterhin an die
„kleine Stadt“ zu denken, nicht nur wegen
Weihnachten, sondern speziell in Zeiten wie
diesen.“ Wir haben auch ein sehr kräftiges Wort
von Erzbischof em. Desmond Tutu
hinzugefügt, dessen Reden immer mit Kraft
und Überzeugung vollgepackt sind, und die
uns als Christen und Christinnen
herausfordern, mehr zu tun. „Jene, die göttliche Rechte für sich aus dem
physischen Eigentum auf Erden für sich
fordern, sind falsche Propheten. Gott
unterscheidet nicht zwischen Christen,
Muslimen, Juden, Hindus, Buddhisten,
Taoisten, Atheisten – oder irgendwelchen
anderen Menschen. Wenn Gottes Kinder Fehler
machen, schreitet Gott nicht direkt ein,
weil Gott uns vorprogrammiert hat mit den
kostbaren Geschenken zu lieben, zu
realisieren und richtig und falsch zu
unterscheiden. Es ist unsere Verantwortung,
diese Geschenke zu nutzen. Gott weint über Präsident Donald Trumps
hetzerische und diskriminierende Anerkennung
von Jerusalem als Hauptstadt von Israel. Es
ist unsere Verantwortung, Mr. Trump zu
sagen, dass er falsch liegt. Ich fordere Sie daher auf, im Hinblick auf
einen gerechten Frieden den jetzigen Status
von Jerusalem nicht verändern zu wollen.“
(...) Zehn
Kommentare und Analysen als Nachwirkung der
Entscheidung von Donald Trump, Jerusalem als
Hauptstadt Israels anzuerkennen.
Trump and
Jerusalem: The end of the Mideast
“peace” charade http://www.wsws.org/en/articles/2017/12/08/pers-d08.html
Violence
erupts in West Bank after Donald Trump
recognizes Jerusalem as Israel’s capital;
protesters in Gaza burn US flags http://www.firstpost.com/india/violence-erupts-in-west-bank-after-donald-trump-recognises-jerusalem-as-israels-capital-protesters-in-gaza-burn-us-flags-4247675.html
Mustafa
Barghouti: Unlike US Embassy,
Palestinians Will Not Be Moved http://imemc.org/article/mustafa-barghouti-unlike-us-embassy-palestinians-will-not-be-moved/
Egypt's
Cinema Syndicate Calls for Boycott of US
Films
https://www.albawaba.com/news/egypts-cinema-syndicate-calls-boycott-us-films-1058278
Belgium
Urges EU to Take a 'More Active Role' in
Jerusalem Issue https://www.albawaba.com/news/belgium-urges-eu-take-more-active-role-jerusalem-issue-1058258
Israeli
Activists, Ex-Diplomats Warn Against US
Jerusalem Decision https://www.albawaba.com/news/israeli-activists-ex-diplomats-warn-against-us-jerusalem-decision-1057572
David
Pratt: Donald Trump has lit a match over
the Israel-Palestine powder keg with his
decision to recognize Jerusalem as
Israel's capital
A Poisoned
Gift https://www.haaretz.com/opinion/editorial/1.827619
Jordan 'humiliated'
by Trump's decision on Jerusalem http://www.aljazeera.com/news/2017/12/jordan-humiliated-trump-decision-jerusalem-171206142619670.html
Mikdad:
Gulf States’ collusion with Israeli
entity and attempts to weaken Syria
helped Trump take his decision on
Jerusalem http://sana.sy/en/?p=120391
Übersetzungen: Gerhilde
Merz Basel Jubran ...
ein Araber, der mich repräsentiert
- Nadia Harhash - 10.12.2017 -
Mitten in der abstoßenden Realität um uns
herum, besonders für uns Palästinenser, ist
Basel Jubran, der Außenminister des Libanon,
ein stolzer Repräsentant dessen, was ein
Araber, ein Palästinenser sein sollte. Anders als die
schwache, unwürdige, blamable PA...
angefangen vom Präsidenten und weiter zu
seinem Außenminister, die am ehesten ein
Echo Israels und der USA repräsentieren. Teile aus
seiner Rede: "Jerusalem ist nicht da für einen jüdischen
Gott, der einen christlichen Gott vertreibt.
Und es ist kein Ort für den Kampf der
Götter. Unser Gott ist einer und für alle.
Jerusalem kann kein Staat (nur) für eine
Seite sein. Unter uns gibt es keinen Platz
für Einseitigkeit. Jerusalem ist für Juden,
Christen und Muslime. Und wir, die
Söhne von Abraham, Jesus und Mohammad werden
alle in Jerusalem beten. Deshalb bin ich
heute nicht hier, um im Namen des Libanon
eine Diebstahlsoperation zu verurteilen, und
nicht, um an eine arabische Identität zu
erinnern, die wir aufgebaut haben, und nicht
um an einer Zugehörigkeit etwas zu
verändern, auf die angespielt wird, als
befänden wir uns in einem Streit, der uns in
Religionen und Sekten, in Stämme und
Familien spalten soll, um uns zu einer
zerbrochenen Nation zu machen, die leicht
gedemütigt und verletzt werden kann, anstatt
teilzuhaben an seinen Vereinbarungen und
seinen geteilten Ressourcen und Lehren. Ich
bin nicht hier, um eine symbolische
Verurteilung zu halten, über die gespottet
und die weggewischt wird... wir sind hier,
weil unser Araber-Sein Jerusalem nicht
aufgibt... und wir im Libanon laufen vor
unserem Schicksal in Konfrontation und
Widerstand nicht weg... wir tragen die
Jerusalem-Identität, wir werden nur als
freies Volk leben. Und wir werden
revoltieren vor jedem Besatzer und jedem
Eroberer. Golda Meir wollte uns als besiegte
Nation; manche wollten, dass wir als Folge
unserer gescheiterten geteilten Visionen und
des Fehlens einer offenen Ideologie, die uns
alle vereint, eine abwesende und nicht
existente Nation sind. Ein
Nickerchen, das wir nicht akzeptieren, aber
wir bestehen darauf, sie (die Nation, Ü.) in
einem einzigen Libanon zu erwecken und sie
mit einem erweiterten Orient zu verbinden.
Und wir sehen freudig einem vereinten
Arabismus entgegen. Wir sind von
Jerusalem-Identität. Unser Araber-Sein kann
nicht angetastet und unser Status nicht
verändert werden... Wir sind hier,
um unser zwischen Schiiten und Sunniten
verlorenes Araber-Sein wieder zu gewinnen,
verloren zwischen West und Ost und abgelenkt
in einem arabisch-persischen Streit, von
einem Wahn in Richtung einer gemeinsamen
muslimisch-christlichen Angst getrieben,
während der Pope Shenuda, Mutran George
Khider, Vater Wakeem Mubarak (und andere)
den Arabismus als das Leiden ihres Lebens
getragen haben ... der arabischen Patriarch
hat das in diesen Kriegen erkannt. All das
geschieht und ist eine Ablenkung von der
Palästinensischen Sache, vom Arabischen
Frühling bis zu den schiitisch-sunnitischen
Kämpfen, und der Exkommunikarion und der
Bezeichnung als Ungläubige (takfir) und der
Ausbeutung von Minderheiten, wo wir doch
alle in der einen oder anderen Weise
Minderheiten sind. Kriege werden gemacht,
und Vergeltung nach dieser Niederlage lag im
Transfer einer Botschaft und der
Judaisierung von Jerusalem. ..... Wir sind nicht
hierher gekommen, um einander zu
bemitleiden... wir sind hier, um uns
wiederzufinden anstatt zu verlieren, und um
unsere wichtigste Sache, die
Palästinensische Sache, zu erneuern. Die
Palästinensische Sache mit Jerusalem als
ihre Hauptstadt, wir sollten nicht einmal
die Anerkennung Palästinas als Staat
akzeptieren, oder die diplomatischen
Schritte um weitere Aufmerksamkeit, und
nicht nur für ein Palästina mit voller
Mitgliedschaft in der UNO arbeiten. Wir
müssen unverzüglich Beschwerde beim
UN-Sicherheitsrat einreichen, und jedes Land
von uns sollte tun, was nötig ist, um
Jerusalem als Hauptstadt Palästina zu
widmen. Ich werde im Namen des Libanon [...]
... wir müssen eine geeinte arabische
Entscheidung haben gegen die Verlegung der
Botschaft dieses Landes sowie (gegen)
andere, die das anerkennen. Beginnend mit
strategischen Aktionen und endend mit
Sanktionen. Wenn jemand
nach der Effektivität eines solchen
Schrittes fragt, genügt es die Welt an die
saudisch-irakische Erklärung von 1981
erinnern, um den Öldeal mit den USA zu
beenden, was sie zwingt, alle Schritte zur
Verlegung der Botschaft nach Jerusalem zu
stoppen. Um den
arabischen Stolz und den revolutionären Atem
gegen die Unterdrückung zurückzugewinnen und
einen Aufstand in allen arabischen Ländern
zu haben. Ich kann mir keine einzige
arabische Nation vorstellen, die auf diesen
Ruf hin nicht kommen wird. Unsere
Regierungen sind vorgegangen, und wir sind
arabische Systeme geworden, die so
degradiert sind, dass unsere Länder uns
nicht respektieren. Dieser Aufstand sollte
nicht enden ohne die volle Umsetzung der
arabischen Friedensinitiative. Brüder, Ich bin heute
hier, als Christ dem Glauben nach, Libanese
der Identität nach, Orientale meiner
Zugehörigkeit nach, Araber nach meiner
Identität und Zugehörigkeit. Ich stehe hier
und rufe auf zur Versöhnung von Arabern mit
Arabern, um unsere Würde und unsere Kraft
wieder zu gewinnen. Ich rufe
(fordere) ohne Jerusalem gibt es
keinen Araber und keinen Arabismus... lasst
uns den Lauf der Geschichte vermeiden und
Fragen unserer Enkel vermeiden. Quelle:
newprofile message:8791: [New Post:] Basel
Jubran ... an Arab represents me Übersetzung:
K. Nebauer
Warum Jerusalem nicht die Hauptstadt von
Israel ist
- Zena Tahhan und Farah Najjar - 10.12.2017 - US-Präsident Donald Trump
nannte am 6. Dezember Jerusalem die
Hauptstadt von Israel und eröffnete den
Prozess der Verlegung der Botschaft seines
Landes in die Stadt. Der Schritt
wurde global von den Führern der Welt
verurteilt. Israel
besetzte Ost-Jerusalem am Ende des Krieges
von 1967 mit Syrien, Ägypten und Jordanien;
die Westhälfte der Heiligen Stadt war im
arabisch-iraelischen Krieg von 1948 erobert
worden. Die Besetzung
von Ost-Jerusalem durch Israel stellte die
gesamte Stadt effektiv unter die de
factoKontrolle Israels. Israels Jurisdiktion
und Eigentum an Jerusalem wird jedoch von
der internationalen Gemeinschaft
einschließlich der Vereinigten Staaten nicht
anerkannt. Der Status von
Jerusalem bleibt eine der Hauptstreitfragen
bei den Bemühungen für eine Lösung des
palästinensisch-israelischen Konflikts.
Position
der internationalen Gemeinschaft Nach dem
UN-Teilungsplan von 1947 zur Teilung des
historischen Palästina in einen jüdischen
und einen arabischen Staat, wurde Jerusalem
ein besonderer Status eingeräumt und sollte
unter internationale Souveränität und
Kontrolle stehen. Der besondere Status
gründete auf der religiösen Bedeutung
Jerusalems für die drei abrahamitischen
Religionen. Im Krieg von
1948, der auf die Empfehlung der UN zur
Teilung Palästinas folgte, übernahmen
zionistische Truppen die Westhälfte der
Stadt und erklärten das Territorium zu einem
Teil ihres Staates. Während dem
Krieg von 1967 eroberte Israel die Osthälfte
von Jerusalem, die zu dieser Zeit unter der
Kontrolle von Jordanien stand, und schritt
zu seiner tatsächlichen Annektierung fort,
indem es in Verletzung des Völkerrechts das
israelische Recht (auf die Osthälfte
Jerusalems) ausweitete und sie direkt unter
seine Jurisdiktion brachte. 1980
verabschiedete Israel das
"Jerusalem-Gesetz", das festsetzte, dass
"Jerusalem, ganz und vereinigt, die
Hauptstadt Israels" ist, und damit seine
Annektierung Ost-Jerusalems formell
festschrieb. Darauf
reagierte der UN-Sicherheitsrat mit der
Verabschiedung der Resolution 478 von 1980,
mit der es das Gesetz für "null und nichtig"
erklärte. Die israelische Annektierung
Ost-Jerusalems verletzt mehrere Prinzipien
des Völkerrechts, das erläutert, dass eine
Besatzungsmacht in den besetzten Gebieten
keine Souveränität hat. Die
internationale Gemeinschaft betrachtet
Ost-Jerusalem offiziell als besetztes
Territorium. Zudem
anerkennt kein Land der Welt außer den USA
und Russland Jerusalem als Hauptstad
Israels, wobei Russland West-Jerusalem als
Hauptstadt Israels und "Ost-Jerusalem als
Hauptstadt des zukünftigen Staates
Palästina" anerkannte. Seit damals
haben Botschaften in Israel ihren Sitz in
der Handelsstadt Tel Aviv, wenn auch einige
Länder ihr Konsulatsbüro in Jerusalem haben: Palästinenser in Jerusalem Trotz der de
facto-Annektierung Ost-Jerusalems durch
Israel wurde den Palästinensern, die dort
leben, nicht die israelische
Staatsbürgerschaft gewährt. Heute haben
etwa 420.000 Palästinenser in Ost-Jerusalem
"Daueraufenthalts"-ID-Karten. Sie haben
außerdem vorläufige jordanische Pässe ohne
nationale Identizierungsnummer. Das
bedeutet, dass sie keine vollen jordanischen
Staatsbürger sind – um in Jordanien zu
arbeiten, brauchen sie eine jordanische
Arbeitserlaubnis, und haben keinen Zugang
zu Dienstlesitungen und Vergünstigungen der
Regierung wie reduzierte Schulgebühren. Palästinensische Jerusalemiten sind im
Grunde staatenlos und stecken in einem
Rechtsvakuum fest – sie sind nicht Bürger
Israels, aber auch nicht Bürger Jordaniens
oder Palästinas. Israel
behandelt Palästinenser in Ost-Jerusalem als
fremde Immigranten, die aufgrund des
Wohlwollens des Staates, aber nicht von
Rechts wegen dort leben, auch wenn sie dort
geboren sind. Sie müssen eine Reihe von
Anforderungen erfüllen, um ihren
Aufenthaltsstatus zu behalten und leben in
ständiger Angst, dass der Aufenthaltsstatus
widerrufen wird. Jeder
Palästinenser, der eine Zeitlang außerhalb
der Grenzen Jerusalems lebt, sei es im
Ausland oder selbst in der Westbank,
riskiert sein Recht dort zu leben. Wer nicht
beweisen kann, dass der "Mittelpunkt seines
Lebens" in Jerusalem ist, und dass er dort
ununterbrochen gelebt hat, verliert sein
Recht in der Stadt seiner Geburt zu leben.
Er muss dutzende Dokumente einschließlich
Besitzurkunden, Mietverträge und
Lohnabrechnungen vorlegen. Auch der Erwerb
der Staatsbürgerschaft eines fremden Landes
führt zum Widerruf seines Status. Gleichzeitig
hat jeder Jude auf der ganzen Welt das Recht
in Israel zu leben und nach dem israelischen
"Rückkehrrecht" die israelische
Staatsangehörigkeit zu erhalten. Seit 1967 hat
Israel laut der israelischen
Menschenrechtsorganisation B'Tselem 14.000
Palästinensern ihr Aufenthaltsrecht
widerrufen. Siedlungen Auch das
israelische Siedlungsprojekt in
Ost-Jerusalem, das die Konsolidierung der
israelischen Kontrolle über die Stadt zum
Ziel hat, gilt nach dem Völkerrecht als
illegal. Die UNO hat in
mehreren Resolutionen bekräftigt, dass das
Siedlungsprojekt ein direkter Verstoß gegen
die Vierte Genfer Konvention ist, die es
einem Besatzerstaat verbietet, seine
Bevölkerung in Gebiete zu transferieren, die
er besetzt. Dahinter
stehen mehrere Gründe: es soll
sichergestellt werden, dass die Besatzung
vorübergehend ist, und verhindert werden,
dass der Besatzerstaat dort mittels
Militärherrschaft seine langfristige Präsenz
etabliert; die besetzte Bevölkerung soll vor
dem Raub ihrer Ressourcen geschützt werden;
der Apartheid und einer Änderung der
Demographie soll vorgebeugt werden. Seit 1967 hat
Israel jedoch mehr als ein dutzend
Häuserkomplexe für jüdische Israelis, als
Siedlungen bekannt, in Ost-Jerusalem
errichtet, einige davon mitten in
palästinensischen Vierteln. Etwa 200.000
Israelis leben in Ost-Jerusalem, geschützt
von Armee und Polizei, wobei der größte
Siedlungskomplex 44.000 Israelis beherbergt. Solche
gesicherten Siedlungen, oft zwischen
palästinensischen Häusern verstreut,
beeinträchtigen Bewegungsfreiheit,
Privatsphäre und Sicherheit der
Palästinenser. Obwohl Israel
Jerusalem als seine ungeteilte Hauptstadt
reklamiert, kann für die, die dort leben,
die Realität nicht unterschiedlicher sein. Während
Palästinenser dort unter Apartheid-ähnlichen
Bedingungen leben, leben die Israelis in
einer Normalität, die ihnen von ihrem Staat
garantiert wird. Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Wir haben
eure Proteste
satt Gideon Levy, 7. Dez.2017 Noch ein historischer Samstagabend zeichnet
sich ab; Zehntausende werden noch einmal
auf Tel Avivs Rothshild-Boulevard
demonstrieren. Wenn man nach den Reaktionen
des historischen Shabbat der letzten Woche
urteilt, befinden wir uns bei einem
weiteren tollen Erfolg.. Selbstgefälligkeit
erreicht neue Höhen im wirklichen Leben und
in den sozialen Medien. Es ist das
israelische Gefühl für Gerechtigkeit, das
auflodert“ verkündet Isaac Herzog. Wie schön, du Volk Israel, wie schön, dass
das Gefühl für Gerechtigkeit in dir lodert,
so aufmerksam kannst du aufschreien. Es ist
ermutigend zu sehen, wie die Leute ihre
Apathie abschütteln; sie haben sogar einen
entschiedenen, wunderbaren, volkstümlichen
Führer, aber die Ziele sind ausweichend,
gemein, banal und sie laufen von dem fort,
was am wichtigsten wäre. „Der Vorzugs-Gesetzesentwurf“ -- für diesen
geht Israel auf die Straße. Der Hass gegen
den Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu
rüttelt ein Drittel eines Prozentes von
Israelis aus seiner Gleichgültigkeit auf.
Als dies das letzte Mal geschah, wurde der
Hüttenkäse billiger. Jetzt wollen sie die
Veröffentlichung von Polizei-Empfehlungen,
den Erhalt einer Gesetzesregel und natürlich
den Sturz von Netanjahu . Äußerst ehrenwerte
Ziele. Doch die Leute haben noch immer
Angst, das anzufassen, was wirklich von
Bedeutung ist. Der Vorzugs-Gesetzentwurf
wird durchfallen und Netanjahus Ende wird
kommen. Was also noch? Es gibt tausend Gründe für diese guten
Israelis, auf die Straße zu gehen - sie
wählen den Kleinsten. Was sie tun sollten,
ist, am Samstagabend in Massen zu kommen
und zwar gegen den unvernünftigen Plan von
US-Präsident Trump - die US-Botschaft nach
Jerusalem zu verlege - zu demonstrieren.
Millionen, die halbe Nation, sollte dort
sein und aufschreien, keinen Dank an
Amerika. Wir sind nicht bereit, noch mehr
Blut für deine hohlen Gesten zu vergießen.
Wir wollen nicht noch einen Preis für den
Besatzer, noch eine Karotte für den
Kriminellen zahlen. Wir wollen keine
Botschaft in Jerusalem. Wir wünschen
Gerechtigkeit und Gleichheit in Jerusalem. Man stelle sich nur Millionen von Israelis
vor, Juden und Araber, die zusammen gegen
Trumps Entscheidung marschieren. Was das für
eine Wirkung haben würde – hier in Israel
und in aller Welt. Was für eine Verwirrung
würde das für Trump bedeuten, der davon
überzeugt ist, dass er Israel etwas Gutes
erweist, tatsächlich aber es sogar mehr
korrumpiert und betäubt. Was für ein
Erfolg würde das gewesen sein? Doch besteht keine Chance, dass dies
geschieht. Die Anzahl der Israelis, die
daran interessiert wären, passen in eine
Telefonzelle. Deshalb werden Massen noch
einmal auf dem Rothschild-Boulevard
schreien: „Wir haben eure Korruption satt“
und werden sich noch einmal über sich
selbst und ihr Gewissen wundern. Sie sollten am Samstagabend in Massen
gegen den Gesetzentwurf demonstrieren, der
die Unterstützung eines Boykotts von Israel
zum strafbaren Verbrechen macht, das eine
sieben Jahre lange Gefängnisstrafe mit sich
bringt. Dieser Gesetzentwurf bedroht
Israels Demokratie unendlich mehr als der
Vorzugs-Gesetzentwurf. Wenn hier jemand ins
Gefängnis geworfen wird, weil er glaubt ,
ein Boykott wird die Besatzung beenden, wird
das beenden, was von Israels Demokratie und
Freiheit des Ausdrucks übrig geblieben ist.
Türkei in Israel. . Gegen das müssen wir
demonstrieren. Oder gegen die Belagerung des
Gazastreifens. Man stelle sich nur vor,
Millionen Leute marschieren Woche um Woche
auf dem Rothschild-Boulevard in Solidarität
mit den Millionen Bewohnern, die im
Gazastreifen gefangen sind. Doch dafür gibt es keine Gelegenheit.
Während sie den Rothschild-Boulevard gegen
den Vorzugs-Gesetzentwurf marschieren, wird
noch ein Krebspatient in Gaza sterben, weil
er den Gazastreifen nicht verlassen kann, um
medizinische Behandlung zu bekommen. Was
hat der Rothschild Boulevard damit zu tun? Es würde auch angemessen sein, Samstagabend
gegen den Plan zu demonstrieren, der zehn
Tausende von afrikanischen Asylsuchenden in
den Tod schickt. Gegen das Übel derjenigen,
die sie wegschicken. Wir haben den
Vorzugs-Gesetzentwurf, gegen den wir
protestieren. Der Vorzugs-Gesetzentwurf ist ein
schreckliches Stück Gesetzgebung. Es würde
die Gesetzes-Vollstreckung untergraben und
Netanjahus Beseitigung von einem Prozess,
der schneller voran geht, verzögern. Doch
zu welchem Ende? Damit Gideon Sa’ar an
seiner Stelle ernannt werden kann? Damit
Avi Gadday gewählt werden kann oder Yair
Lapid? 2017 ist es unmoralisch gegen den
Vorzugs-Gesetzentwurf zu demonstrieren. Als
der US-Präsident die Palästinenser an den
Rand der Verzweiflung stößt, als in Israel
der Staat die Leute wegen ihrer
Meinungsäußerung mit Gefängnis droht und
Asylsuchende in ihren Tod deportiert, wenn
es in Gaza kein Leben gibt, sind die
Demonstrationen auf dem Rothschild-Boulevard
noch eine charakteristische Art und Weise,
sich gut zu fühlen, indem man davon
überzeugt ist, etwas zu tun …. (dt. E. Rohlfs)
Analyse:
Vereintes Jerusalem? Trumps Anerkennung der
Israelischen Hauptstadt könnte einen
ungeahnten Preis haben -
Nir Hasson - 06.12.2017 - Über 300.000
Palästonenser leben derzeit ohne
Staatsbürgerrecht in der Stadt, eine
Situation, auf die zu reagieren der Vorstoss
der USA Israel unbeabsichtigt zwingen kann. Eine
vergessene Klausel gewährt zehntausenden
Palästinensern die israelische
Staatsbürgerschaft. Meinung //
Palästinensische Wut über Trumps Vorstoss
bezüglich Jerusalem wird nicht in eine
Dritte Intifada münden. Palästinensischer Gesandter warnt: Trumps
Vorstoss bezüglich Jerusalem ist eine
"Kriegserklärung" Da ist
natürlich eine große Portion Chuzpe in der
israelischen Forderung, die Welt solle
Jerusalem als seine Hauptstadt anerkennen:
nahezu 40% der Einwohner der Stadt haben
nicht die israelische Staatsbürgerschaft,
sondern lediglich Aufenthaltsstatus. Israel bemüht
sich sehr diesen Status zu erhalten und
verweigert Palästinensern das Wahlrecht für
das Parlament, das seinen stolzen Sitz in
der Stadt hat. Israel fordert
von der Welt Jerusalem anzuerkennen, da es
nicht gewillt ist den wahren Preis für die
Stadt zu schultern. International
ist Jerusalem eine Art lebendes Fossil – das
letzte Überbleibsel des Plans von 1948 zur
Teilung des Landes. Die Stadt ist nicht der
einzige Ort, wo die internationale
Gemeinschaft nicht nur die Annexion von Juni
1967 zurückweist, sondern auch die vom
vorhergehenden Unabhängigkeitskrieg von
1948. Nach dem UN-Teilungsplan sollte
Jerusalem unter internationaler Kontrolle
stehen. Aber sowohl Israel als auch
Jordanien haben gegen diesen Plan verstoßen,
indem sie die beiden Hälften der Stadt 1948
besetzten. Bis heute
lehnt es die Welt ab die alte Besetzung von
1948 anzuerkennen, und es besteht kaum ein
Zweifel, dass die israelische Entscheidung
die Ost-Hälfte der Stadt 1967 (nach dem
Sechs-Tage-Krieg) zu annektieren, zur
weltweiten Weigerung, auch nur
West-Jerusalem anzuerkennen, beigetragen
hat. Dennoch ist
die von US-Präsident Donald Trump für
Mittwoch erwartete Ankündigung, in der er
Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen
will, nicht mehr als symbolisch. Sie hat
keine praktische Bedeutung. Tatsächlich
hat Jerusalem seit 1949 als Hauptstadt
Israels funktioniert. Ausländische
Botschafter und Führunsgpersönlichkeiten,
die anfangs die Stadt für offizielle
Konferenzen gescheut haben, haben das seit
langem aufgegeben. Jetzt sorgen sie dafür,
dass ihre Treffen in der Westhälfte der
Stadt stattfinden. Aber eine
andere zentrale Komponente der
internationalen Politik gegenüber Israel ist
Wechselseitigkeit: West-Jerusalem als
Hauptstadt Israels anzuerkennen verpflichtet
sie Ost-Jerusalem als palästinensische
Hauptstadt anzuerkennen. Tatsächlich
basiert der Mainstream der palästinensischen
Politik – der der Palästinensischen
Autonomiebehörde – selbst auf diesem
Verständnis. "Abbas kann
seinem Volk keinen palästinensischen Staat
ohne Hauptstadt in Al-Quds verkaufen", sagt
Ofer Zalzberg, führender Analyst der Crisis
Group für Israel/Palästina, unter Bezugnahme
auf den arabischen Namen von Jerusalem. "Das
grundlegende Abkommen zum
Zwei-Staaten-Modell ist, soweit die PLO
betroffen ist, dass sie Al-Quds bekommen im
Tausch gegen den Verzicht auf das
Rückkehrrecht. Die amerikanische Anerkennung
Ost-Jerusalems auch als Hauptstadt Israels
bedeutet, dass es aus der Perspektive der
PLO keine Hoffnung für eine Strategie
politischer Verhandlungen gibt, um einen
palästinensischen Staat mit seiner
Hauptstadt Jerusalem zu erlangen – sie haben
nichts, was sie ihrem Volk vorweisen können.
Sie spüren, dass sie eine neue Basis für
ihre Politik finden müssen. Bisher haben sie
zahlreiche Alternativen vorgeschlagen
inklusive Staatsbürgerrecht, bewaffnetem
Widerstand, gewaltfreiem Volkswiderstand und
Klagen in Den Haag", stellt er fest. "Die Explosion
steht vor der Tür – wenn nicht heute, dann
morgen, und wenn nicht morgen, dann am Tag
danach", sagt Ali Jida, ein bekannter
palästinensischer Aktivist in der Altstadt
von Jerusalem. Dabei geht es nicht nur um
Trumps Position. Da ist ein Zusammentreffen
aller möglichen Dinge: das Verhalten der
israelischen Soldaten, die Demütigungen. Es
wird eine Explosion geben und sie wird sich
auf Jerusalem zentrieren", sagt er voraus. Selbst dann
wird der Himmel über Jerusalem nicht über
Nacht einstürzen. Die US-Erklärung ist ein
schwerer Schlag für die Vision eines
zukünftigen palästinensischen Staates. Aber
für die Palästinenser von Jerusalem war
dieser Staat immer ein blasses und nicht
greifbares Gerücht. Im Gegensatz zu den
Metalldetektoren, die diesen Sommer am
Eingang zum Al-Aqsa-Gelände kurz installiert
wurden, ist schwer zu sehen, dass die
US-Erklärung die Massen auf die Strassen
schickt. Natürlich
werden wir gewaltsame Auseinandersetzungen
und eine zunehmende Zahl von
Terroranschlägen sehen. Freitagsgebete in
der Al-Aqsa-Moschee am Tempelberg werden
wahrscheinlich eine Gewaltwelle auslösen,
aber man kann in diesem Stadium kaum einen
generellen Ausbruch sehen. Man sollte
aber trotzdem daran zu erinnern, dass diese
Dinge eine Art "Inkubationszeit" haben. Die
zweite Intifada brach zwei Monate nach dem
Zusammenbruch der Camp David-Gespräche im
Juli 2000 aus. Der Gewaltausbruch im Sommer
2014 kam drei Monate nach dem Zusammenbruch
der Gespräche zwischen Israel und den
Palästinensern. Jedenfalls
verfehlen alle Gespräche über die
unmittelbaren Auswirkungen von Trumps
Entscheidung, worum es geht. Auch wenn
deshalb keine weitere Intifada ausbricht,
und sogar wenn Netanyahu über die düsteren
Prophezeiungen der Linken hämisch spottet,
die Erklärung wird sich in Wirklichkeit
dahingehend auswirken, dass die
Palästinenser keine Hoffnung mehr auf einen
zukünftigen Staat haben. Diese
Hoffnungslosigkeit wird einerseits die Rufe
nach dem Dschihad verstärken, die Al-Aqsa zu
retten, und andererseits eine zunehmende
Integration in die israelische Gesellschaft,
da es keinen Sinn mehr hat auf den Messias
in Form eines unabhängigen Staates zu
warten. Das soziale
Tabu für die (palästinensischen, Ü.)
Bewohner Ost-Jerusalems die israelische
Staatsbürgerschaft zu beantragen, ist schon
lange erschüttert. Was uns zum Anfangspunkt
zurückbringt: Ist Israel darauf vorbereitet
den tatsächlichen Preis für die Vereinigung
Jerusalems zu zahlen? Dieser Preis besteht
nicht in leeren Erklärungen oder verstärkter
Polizeipräsenz in der Altstadt. Der Preis
besteht darin den 320.000 Palästinensern,
die in der vereinten Stadt leben, die
Staatsbürgerschaft zu geben. So lange sie
nicht die Staatsbürgerschaft haben und nicht
wählen können, sind Erklärungen
bedeutungslos und hat die Reklamation der
Palästinenser und der internationalen
Gemeinschaft (außer Trump), dass Israel
nicht der Souverän von Jerusalem ist, keine
Gültigkeit. Ihnen die
Staatsbürgerschaft zu geben, wird zur
vollständigen und wirklichen Vereinigung des
ewigen Jerusalem führen und gleichzeitig mit
der Zwei-Staaten-Lösung ein für alle Mal
Schluss machen. Die nächste Phase für Israel
wird sein, dass es mit weiteren Fragen von
gleichem Gewicht konfrontiert ist: ob es den
hunderttausenden Palästinensern, die in der
Westbank-Zone C leben, die
Staatsbürgerschaft gibt, und nach ihnen den
Millionen Palästinensern anderswo in der
Westbank und im Gazastreifen.
Vielleicht ist die Ankündigung der USA
letzten Endes eine gute Nachricht, da sie
den Tag näher bringt, an dem die israelische
Regierung etwas tun muss, was sie mehr als
alles andere hasst: eine Entscheidung
treffen. Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Trumps
Jerusalem-Entscheidung: Palästinenser
kündigen "drei Tage der Wut" in der Westbank
an. Arabische Welt empört. -
05.12.2017 - Yaniv Kubovich/Jack Khoury (mit
Beitrag von Reuters) - Israel erhöht
Sicherheitsmaßnahmen, nachdem Trump am
Dienstag Palästinenser Präsident Mahmud
Abbas und dem jordanischen König Abdullah II
mitgeteilt hat, dass er beabsichtige die
amerikanische Botschaft von Tel Aviv nach
Jerusalem zu verlegen. Trump
informiert Abbas und (den König von)
Jordanien Abdullah von seiner Absicht die
US-Botschaft nach Jerusalem zu verlegen. .
Palästinensische Gruppierungen en in der
Westbank kündigten am Dienstag an,
sie würden wegen der voraussichtlichen
Entscheidung von US-Präsident Donald
Trump bezüglich der amerikanischen Politik
in Jerusalem drei Protesttage in der
Westbank durchführen. Trump sagte am
Dienstag dem Palästinenser-Präsidenten
Mahmud Abbas und dem jordanischen König
Abdullah II, er beabsichtige die
amerikanische Botschaft in Israel von Tel
Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Die
palästinensischen Parteien sagten, am
Mittwoch würden Proteste starten und
mindestens bis Freitag dauern. Laut
palästinensischen Führungskräften
unterstützt die Palästinensische
Autonomiebehörde die Demonstrationszüge. Jamal Mahisan,
Mitglied des Zentralkomitees der Fatah,
sagte gegenüber Haaretz, Trumps Entscheidung
sei ein Zündstoff, der die Palästinenser
anfeuern würde, in Wut auf die Strassen zu
gehen. "Das palästinensische Volk weiß, wie
es seine Rechte schützt; auch beraten wir
noch über unser Vorgehen in den nächsten
Tagen." Das
israelische Verteidigungsestablishment
bereitet sich für Demonstrationen vor,
entsprechend der Einschätzung der
Geheimdienste, die auf den Entscheidungen
der PA und verschiedener Gruppierungen in
der palästinensischen Gesellschaft basieren.
Es wird angenommen, dass die meisten
Aktionen in Stadtzentren in der Nähe
amerikanischer Botschaften und Konsulate
stattfinden werden. Der größte
Aufmarsch ist für Donnerstag Mittag am
al-Manara-Platz in Ramallah geplant. Es wird
erwartet, dass Menschen aus der ganzen
Westbank sich dem Marsch anschließen werden.
Am Mittwoch ist eine große Demonstration in
Jenin vorgesehen. Das
israelische Militär hat beschlossen seine
Streitkräfte zu verstärken, hauptsächlich an
bekannten Reibungspunkten, wo Soldaten in
Kontakt mit Palästinensern kommen. Weitere
Aufstockungen werden nach operativen
Notwendigkeiten und entsprechend den
Entwicklungen durchgeführt werden. Die Polizei
bereitet sich ebenfalls vor, mit für
Jerusalem und die Umgebung der
amerikanischen Botschaft in Tel Aviv
geplanten Verstärkungen. Tausende
Polizisten sollen am Freitag in Jerusalem
Dienst tun. Die größte Sorge ist, dass es
in der Stadt Anschläge von Einzelkämpfern
geben könnte. Jordanien
bemüht sich um eine Dringlichkeitssitzung
der Arabischen Liga. Abbas sagte
Trump, eine Verlegung der Botschaft würde
"gefährliche Konsequenzen" haben, sein
Sprecher Nabil Abu Rudeineh sagte
zusätzlich, dass Abbas "nach dem
Telefongespräch mit Trump eine
Dringlichkeitssitzung in seinem Büro"
abhält. Auch Jordanien
reagierte mit Bestürzung auf Trumps
Entscheidung; (König) Abdullah warnte vor
nachteiligen Folgen für Stabilität und
Sicherheit des Nahen Ostens. Laut
jordanischen Medien versprach Abdullah jeder
amerikanischen Initiative zur Wiederaufnahme
des Friedensprozesses entgegenzuwirken und
die Wut und den Widerstand sowohl unter
Muslimen als auch unter Christen zu
unterstützen. Außerdem plant
Jordanien eine Dringlichkeitssitzung der
Arabischen Liga und der Organisation der
Islamischen Zusammenarbeit für nächsten
Samstag und Sonntag einzuberufen, um über
die Vorstösse Trumps zu diskutieren. Abdullah
sprach am Dienstag mit Abbas; beide
beschlossen im Anschluss an Trumps
Entscheidung in voller Abstimmung
miteinander zu handeln. Abbas sprach auch
mit dem russischen Präsidenten Wladimir
Putin. Während des Telefonats sagte Putin
Abbas, Moskau unterstütze nach einer, wie er
sagte, vom Kreml veröffentlichten Erklärung
die Wiederaufnahme der Gespräche zwischen
Israel und der Palästinensischen
Autonomiebehörde, auch über den Status von
Jerusalem. Trump hatte
auch Ägyptens al-Sisi kontaktiert, um ihm
seine Entscheidung mitzuteilen. Ägypten
hatte zuvor gesagt, es würde einen solchen
Schritt nicht begrüßen, und Trump vor
"möglichen gefährlichen Folgen" gewarnt. Hochrangige
US-Beamte sagten, Trump werde wahrscheinlich
am Mittwoch Jerusalem als Israels Hauptstadt
anerkennen und die Verlegung der Botschaft
von Tel Aviv
um weitere sechs Monate verzögern; es wird
jedoch angenommen, dass er seine Berater
anweisen wird, mit der Planung eines solchen
Schrittes unverzüglich zu beginnen. Die
Beamten sagten, eine endgültige Entscheidung
sei aber noch nicht getroffen worden. Saudi Arabien,
Vertreter der Arabischen Liga und Irak haben
sich alle der Verurteilung von Trumps
Vorstoss angeschlossen. Arabische
Amtsträger in Israel reagierten ebenfalls
mit Empörung. Der arabische Politiker Ayman
Odeh, Vorsitzender der Gemeinsamen
Arabischen Liste, nannte Trump "einen
Pyromanen, der mit seiner Tollheit die ganze
Reion in Brand setzen könnte". Odeh fuhr in
einer schriftlichen Erklärung fort, dass
"die letzten Tage endgültig beweisen, dass
die Vereinigten Staaten nicht länger
Schirmherr oder Vermittler in Verhandlungen
zwischen Israelis und Palästinensern sein
könne. Wenn die israelische Regierung
möchte, dass die Welt Jerusalem als
Hauptstadt Israels anerkennt, muss er nur
Ost-Jerusalem als Hauptstadt Palästinas
anerkennen." Ahmed Tibi,
arabisches Knessetmitglied, griff Odehs
leidenschaftliches Statement auf und nannte
Trumps angebliche Entscheidung die Botschaft
nach Jerusalem zu verlegen "einen
politischen Terroranschlag". "Die
amerikanische Regierung", sagte Tibi,
"stellt derzeit unter Beweis, dass sie Teil
des Problems und nicht Teil der Lösung ist." Quelle
- Übersetzung: K. Nebauer
Was eine
US-Boschaft in
Jerusalem für die Palästinenser bedeutet
- Farah Najjar - 04.12.2017 - "Wenn Präsident Donald Trump seine
Entscheidung verwirklicht, wird er die ganze
Region in Brand setzen und die US-Interessen
dort gefährden". (Reuters) Die Arabische
Liga hat eine Dringlichkeitssitzung für
Dienstag angekündigt, nachdem die USA eine
Entscheidung überdenkt und ihre Botschaft
von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen will. Vize-Generalsekretär Hussam Zaki sagte, die
Sitzung sei nach einer Bitte
palästinensischer Amtsträger einberufen
worden, um die Entwicklungen des Status von
Jerusalem zu diskutieren. Über Telefon
rief Hamasführer Ismail Haniyeh und
PA-Führer Mahmud Abbas zu einem
Massenprotest am Dienstag auf: sie
diskutierten darüber, wie die Bemühungen des
palästinensischen Volkes zusammenzuführen
seien, um sich der Bedrohung Jerusalems zu
stellen. Die PA
appellierte auch an die Organisation für
Islamische Zusammenarbeit und den
Kooperationsrat des Golfes Sitzungen zu
diesem Thema abzuhalten. "Wenn
US-Präsident Donald Trump seine Entscheidung
verwirklicht, wird er die ganze Region in
Brand setzen und die US-Interessen dort
gefährden", sagte Nabil Shaat, ein Berater
von Abbas gegenüber Palestine TV. Letzte Woche
sagten Palästinenser, dass Kommentare von
US-Amtsträgern, die die Zusicherung
Präsident Donald Trumps wiederholten die
Botschaft zu verlegen, die Sinnlosigkeit der
Friedensverhandlungen widerspiegelten. US-Vize-Präsident Mike Pence sagte letzten
Dienstag Trump lote "aktiv" aus, "wann und
wie" die Botschaft zu verlegen sei. Er machte
diese Bemerkung während der Teilnahme an
einer Veranstaltung der Vereinten Nationen
zum 70. Jahrestag der Abstimmung für die
Teilung Palästinas, was Israel half einen
jüdischen Staat zu etablieren. "Ein sehr
gefährlicher Schritt"
- Trump hatte letztes Jahr während seines
Wahlkampfs wiederholt versprochen die
Botschaft zu verlegen und Jerusalem als die
Hauptstadt Israels anzuerkennen. Im Juni
unterzeichnete er jedoch wie seine Vorgänger
eine Verzichtserklärung, die die Verlegung
um sechs Monate verzögern sollte, da sie die
US-Bemühungen um die Wiederaufnahme der seit
langem ins Stocken geratenen
israelisch-palästinensischen
Friedensverhandlungen erschwert hätten. Das Weiße Haus
sagte damals, die Frage sei nicht, "ob der
Umzug stattfinde, sondern nur wann". Die Erklärung
lief am 1. Dezember aus, aber die Trump
Administration hat noch nicht bekannt
gegeben, ob sie plane, sie für weitere sechs
Monate zu erneuern. Sollte die
brisante Zusage umgesetzt werden, wären die
USA das erste Land, das seine Botschaft in
Jerusalem hätte – derzeit haben alle
diplomatischen Missionen ihren Sitz in Tel
Aviv. "Es würde auch
den seit Jahrzehntenbestehenden
internationalen Konsens über Jerusalem,
einer höchst umkämpften Stadt, deren eine
Hälfte nach dem Krieg von 1967 von Israel
besetzt und annektiert worden ist, umstoßen. Wenn die
Verlegung durchgeführt wird, wäre es die
erste dieser Art und würde Israel
bestätigen, dass Jerusalem "eines und
vereint" sei, sagte Zakaria Odeh, Direktor
des Zivilen Bündnisse für Palästinensische
Rechte in Jerusalem gegenüber Al Jazeera. "Es wäre ein
sehr gefährlicher Schritt", fügte er hinzu.
Es würde alle Pläne für zukünftige
Verhandlungen (über den Konflikt) zunichte
machen." Israel
beansprucht das gesamte Jerusalem als seine
"vereinte" Hauptstadt; seine Annexion von
Ost-Jerusalem stellt die ganze Stadt unter
seine de facto-Kontrolle. Die Palästinenser
betrachten Ost-Jerusalem aber als Hauptstadt
ihres zukünftigen Staates. Die
internationale Gemeinschaft einschließlich
der USA erkennen die Zuständigkeit und das
Besitzrecht Israels auf die Stadt nicht an. Palästinenser
sagen, die Verlegung der Botschaft nach
Jerusalem würde über die sensibelsten Fragen
im Konflikt – den Status von Jerusalem - im
Voraus urteilen und den Status der USA als
ehrlicher Vermittler untergraben. Anfang des
Jahres hatte Abbas in einem offiziellen
Brief an Trump vor einer Verlegung der
Botschaft gewarnt. Sie hätte eine
"verheerende Auswirkung auf den
Friedensprozess, die Zwei-Staaten-Lösung
sowie die Stabiltät und Sicherheit der
ganzen Region", hieß es in dem Brief. Nach dem 1947
vorgeschlagenen UN-Teilungsplan sollte die
Stadt wegen ihrer Bedeutung für die drei
abrahamitischen Religionen unter
internationaler Verwaltung stehen. 1948
eroberten jedoch zionistische Kräfte die
Westhälfte der Stadt und erklärten sie zum
Teil des späteren Israel. 'Erpressungskampagne' - Khalil
Shaheen, ein Analyst aus Ramallah, beschrieb
Pence's Bemerkungen als Teil einer
"Erpressungskampagne", mit der die USA die
Botschaft benütze, um Druck auf die
Palästinenser auszuüben. "Wenn die USA
die Botschaft verlegen, wird das das
Schicksal der Stadt festlegen, indem sie sie
als Hauptstadt des Besatzerstaates
anerkennen; bevor es in den
Friedensverhandlungen überhaupt darum geht,
versuchen sie das durchzusetzen", sagte
Shaheen gegenüber Al Jazeera. "Es wird
jegliches Potential für die Errichtung eines
unabhängigen palästinensischen Staates über
US-Verhandlungen zerstören– was sehr
gefährlich ist." Shaheen sagte
auch, die US-Regierung versuche einen Weg
für die Region zu lasten der Palästinenser
vorzuzeichnen und neue Bedingungen über ihre
Führerschaft zu erzwingen, bevor sie noch
ihren eigenen Plan für den Friedensprozess
bekannt gebe. "Wir erleben,
dass die israelischen Positionen durch den
Mund der Amerikaner artikuliert werden",
sagte Shaheen und bezog sich auf die
zionistische "Sichtweise" des
US-Botschafters in Israel, David Friedman,
sowie Trumps Schwiegersohn Jared Kushner. "Sie sind Teil
der extrem rechten Ausrichtung in Israel",
fügte er hinzu. Amani Khalifa,
eine in Jerusalem lebende Aktivistin, der
Umzug könnte für die Diplomaten der PA ein
kritischer politischer Schritt sein, aber
nicht für normale Palästinenser in
Jerusalem. [...] "Aber dieser
Umzug würde dem Rest der Welt klar machen,
dass es keine wirkliche Souveränität gibt,
und dass die Palästinenser nichts darüber zu
sagen haben, was in Jerusalem geschieht",
fügte Kahlifa hinzu. "Dies ist die Situation
seit 1967 gewesen – so dass das für die
Palästinenser eine gute Sache ist, und der
Tatsache, dass die Besatzung real ist, zum
Durchbruch verholfen wird - der Umzug würde
der Beweis sein." In Bezug auf
die Expansion des illegalen
Siedlungsprojekts Israels und seine Politik
der Hauszerstörungen in Ost-Jerusalem
bezeichnete Khalifa den Umzug als lediglich
weiteren "Schritt", den Israel machen würde,
um sein Ziel, Jerusalem zu seiner
"ungeteilten" Hauptstadt zu machen, zu
erreichen. "Das ist also
wirklich Teil eines weiteren Kontextes, der
mit der Annektierung begann", sagte sie. Quelle
-
Übersetzung: K. Nebauer
Israel verhaftet Palästinenser wegen
Volkszählung
- 22.11.2017 - Ibrahim Husseini - Die
israelische Polizei hat mehrere
Palästinenser, darunter auch Mitglieder der
Fatah, der politischen Partei des
palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas,
verhaftet und beschuldigt im besetzten
Ost-Jerusalem eine Volkszählung
durchzuführen. Muhammad
Mahmoud, ein Rechtsanwalt, der einige der
Gefangenen vertritt, sagte Al Jazeera, dass
fünf Mitglieder Fatah inhaftiert worden
seien, darunter Hatem Abdel Qader, ein
Mitglied des palästinensischen
Legislativrates für den Distrikt Jerusalem.
Ihre Haft wurde anschließend wegen ihrer
"illegalen Arbeit mit der Palästinensischen
Autonomiebehörde" verlängert. Ein
israelischer Richter verlängerte laut
Mahmoud die Haft von Aseel Hasoneh, Issam
Khatib und Musab Abbas, bis 27. November.
Hatem Abdel Qader und Arafat Musa erhielten
Hausarrest für fünf Tage und müssen $570
Kaution bezahlen. Abdel Qader
war im Juli von der israelischen Polizei
wegen Aufhetzung für fünf Tage lang
inhaftiert worden. In einer am
Dienstag (21.11.) veröffentlichten Erklärung
sagte die israelische Polizei, sie hätte "17
Verdächtige festgenommen und inhaftiert
wegen des Verdachts der Arbeit mit" der PA
"nach eingehenden und geheimen Ermittlungen,
die in den letzten Wochen durchgeführt
wurden und Jerusalemiten betreffen, die
verdächtigt werden das Interim Agreement
verletzt und an Aktivitäten im Zusammenhang
mit einer Volkszählung durch die PA
teilgenommen zu haben". Das Interim
Agreement zwischen der israelischen
Regierung und der PLO (als Oslo II Abkommen
bekannt) schuf die Westbankzonen A, B und C. Die PA erhielt
begrenzte Befugnisse und Pflichten in den
Zonen A und B und die Aussicht auf
Verhandlungen über eine Siedlungs-Endrunde,
basierend auf den Resolutionen 242 und 338
des UN-Sicherheitsrates. Oslo II folgte
auf die Oslo I – Abkommen von 1993, die eine
palästinensische Interims Autonomie in den
palästinensischen Gebieten vorsahen, die
aber dem Versprechen auf einen unabhängigen
palästinensischen Staat nicht entsprachen. Aktivitäten
verweigert
- Das Palästinensische Zentralbüro für
Statistik (PCBS) führt derzeit eine
Volkszählung durch, und es wird vermutet,
dass es Ost-Jerusalem in die Zählung
miteinbezogen hat. Laut Berichten
wurden in Ost-Jerusalem einige Personen mit
Fragebögen in Bezug auf die Volkszählung
gesehen. Das PCBS
leugnete durch einen Sprecher in
Ost-Jerusalem zu operieren und widersprach
damit der Erklärung der israelischen
Polizei. Louay Shehadeh
sagte zu Al Jazeera: "Wir bereiten seit Juni
die Durchführung einer Volkszählung in der
Westbank und dem Gazastreifen vor und waren
nur in den Vororten (von Ost-Jerusalem, Ü.)
Abu Dis, al-Ram und Ezariya tätig." Er sagte: "Die
israelischen Verhaftungen zielten auf
Fatah-Mitglieder und haben nicht mit der
Volkszählung zu tun." Shehadeh
sagte, die nächste Phase der Volkszählung
würde am 1. Dezember beginnen und bis 24.
Dez. dauern. Amjad Abu Asab,
ein palästinensischer Aktivist, der die
Angelegenheiten der Gefangenen verfolgt,
sagte gegenüber Al Jazeere, die Verhaftungen
seien eine "Botschaft (Israels) an das PCBS
nicht in Ost-Jerusalem tätig zu werden und
eine Botschaft an die PA, dass sie sie genau
beobachten". Zusammenhang mit Al-Aqsa
- Adnan Gheith, ein Fatah-Mitglied, sagte,
die Verhaftungen seien Teil einer Kampagne
zur Begrenzung der Aktivitäten der PA in
Ost-Jerusalem. "Bis jetzt
haben wir keine Information über den Grund
ihrer Verhaftung, aber die israelische
Besatzung arbeitet daran, Präsenz und
Aktivitäten der PLO und der PA in Jerusalem
einzuschränken", sagte er gegenüber Al
Jazeera. "Die
israelische Besatzung arbeitet daran mehr
Kontrolle über die al-Aqsa-Moschee
auszuüben." Israel hat
Ost-Jerusalem 1967 besetzt und schritt unter
Verletzung des Völkerrechts zu seiner
Annektierung weiter. Die
Palästinenser reklamieren Ost-Jerusalem als
Hauptstadt in ihrem erhofften Staat; es
beherbert jüdische, christliche und
muslimische heilige Stätten. Mehr als eine
halbe Million jüdischer Siedler (laut Jeff
Halper derzeit 800.000, Ü.) leben in den
illegalen Siedlungen in der Westbank und dem
besetzten Ost-Jerusalem. Israel sieht
die jüdischen Siedlungsviertel in
Ost-Jerusalem wie andere Viertel in der
Stadt, aber die internationale Gemeinschaft
anerkennt die Annektion durch Israel nicht
und lehnt die dortigen Siedlungen als
illegal ab. Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Warum ein Kinderbuch
die Zionisten den Kopf verlieren lässt
- Steven Salaita - In dieser Zeit der
nuklearen Proliferation, der
Polizeibrutalität, des wieder erstehenden
Nazismus und einer sprachlos machenden
Ungleichheit haben es die Zionisten
geschafft, den wahren Feind zu entdecken:
ein Kinderbuch. Der erzürnende Titel: P
steht für Palästina, kürzlich von Goldbarg
Bashi und Golrokh Nafisi nach einer langen
Crowfunding-Kampagne veröffentlicht. Die
Zionisten haben reagiert als handle es sich
um die Hamas Charta. Meine Frau und ich haben das Buch für
unseren 5-Jahre alten Sohn gekauft. Es war
eine logische Anschaffung. Zwei seiner
Großeltern sind schließlich Palästinenser.
Das Kind war nicht besonders begeistert von
dem Buch, aber er liebt es. Ich denke
ebenso. Der Text ist eine Bestandsaufnahme
kultureller und geografischer Objekte in
Alphabetform, eingebettet in (oft schöne)
Illustrationen. Es ist voll mit einer
romantisierten kulturellen Bildwelt, man
braucht etwa 5 Minuten, um es zu lesen.
Mit anderen Worten, es ist ein typisches
Kinderbuch. Der einzige Unterschied zu den
zahlreichen Kinderbüchern auf dem Markt der
"Vielfalt" ist, dass das fremde Land, das es
verzaubert darstellt, Palästina ist. Daher
ist es eo ipso für professionelle
zionistische Organisationen nicht
tolerierbar. Wir können die letzte
Wiederauftauchen der zionistischen Angst nur
einer erhöhten Unruhe wegen der deutlichen
Verschlechterung des globalen Prestiges von
Israel zuschreiben, die durch die wachsende
BDS-Bewegung befördert wird. Es hilft die
überreizte Reaktion auf ein politisches
Dokument, das in Pastellfarben verfasst ist,
zu erklären.
Aber da ist mehr dahinter. Etwas von P steht
für Palästina hat einen Nerv getroffen. Wann
wird über ein Kinderbuch in der New York
Post (sogar auf "Seite sechs"), im Forward,
in Haaretz, in den New York Daily News und
bei Breitbart berichtet? Immer, wenn sich
die Unterstützer Israels aufregen, sind eine
Menge Publikationen glücklich ihre Klagen
ausbreiten zu können. Dass die Empörung
unmittelbar nach der Veröffentlichung des
Buches begann, illustriert, wie schlagartig
Palästina einen Nachrichtenzyklus in den
Vereinigten Staaten schaffen oder verändern
kann.
Aber etwas an diesem Schachzug scheint ein
bißchen extremer, vor allem wenn ein Cartoon
zu Palästina eine todernste Auswirkung
hervorrufen kann. Das hat wahrscheinlich mit
der Natur der Sache zu tun. Kinderbücher
sind nicht nur wertvolle Unterhaltung; wir
stellen uns vor, dass sie Kanäle für die
Vermittlung bestimmter Werte sind. Seit der
dramatisch irrigen Vorhersage von David Ben
Gurion, dass künftige Generationen
palästinensischer Kinder die Nakba vergessen
würden, ist Unterrichten und Lernen über
Palästina für Zioniatsen ein wunder Punkt
geworden (man schaue nur, wie es dem Thema
in höheren Schulen und Universitäten
ergeht).
Mit einfachen Worten: nichts bedroht Israel
mehr als das Überleben der palästinensischen
Identität über Generationen, und das ist
genau das, was P steht für Palästina
erreichen möchte. Zionisten lehnen nicht den
Inhalt ab; sie kämpfen gegen seine bloße
Existenz als Dokument des historischen
Gedächtnisses an. Zionisten drücken
beständig ihre Verachtung für Palästinenser
aus, die sich weigern Israel als
rechtsgültig anzuerkennen. Sogar Kuffiyehs
und Falafel in Karikaturen werden zur
existenziellen Bedrohung.
P steht für Palästina offenbart etwas, was
Zionisten fürchten, aber nicht kontrollieren
können: von Santiage bis Toronto, Athen bis
Oslo, Abu Dhabi bis Aleppo fahren
Palästinenser fort, den Anspruch auf ihr
angestammtes Land zu behaupten und es zu
ehren. Zionisten wissen, dass das geschieht,
und können nichts tun, um das zu stoppen.
Das Buch bietet augenscheinlich ein
Angriffsziel für ihre existenziellen
Bedrohungsängste.
Israel erfreut sich eines zerstörerischen
Militärs, einer immer weiter wachsenden
Land-Basis und einer hochentwickelten
Wirtschaft, ist aber von einer erstaunlich
fragilen Psyche geplagt. Es gibt keinen
anderen Grund dafür, dass seine Anhänger
wegen eines Kinderbuchs im Selbstverlag
durchdrehen. Umfragen zeigen immer wieder,
dass die Verbundenheit der amerikanischen
Juden, besonders der jungen Leute, mit
Israel im Abnehmen begriffen ist. Indessen
sind die Palästinenser vereint in ihrem
Wunsch ihr Heimatland zurückzugewinnen.
Auch sollten wir nicht die Zielgruppe
übersehen, für die P steht für Palästina
bestimmt ist. 70 Jahre lang hat sich Israel
das unermessliche Elend der
palästinensischen Kinder angesehen. Der
Wunsch des Staates nach ethnischer Reinheit
hat den Begriff der Kindheit in der
Vorstellung der Mehrheit politisiert. Das
Buch hat vermutlich palästinensische Kids zu
einem Typ politischer Geschöpfe gemacht, die
Zionisten verpflichtet sind zu hassen.
Nationalstaaten sind dünnhäutig. Der Status
von Indigenen nicht. Er meldet sich ständig
selbst bei den Kräften, die seine Zerstörung
suchen und verleiht sich selbst unaufhörlich
die Macht zu zerstören – und zwar ohne
Waffen und ohne Irreführung, sondern mit der
einfachen Zeitlosigkeit des Da Seins.
P steht auch für Paranoia. Insoweit der
politische Fetisch von jemandem verlangt,
dass die Palästinenser kapitulieren oder
verschwinden, ist die Voraussetzung dafür
perfekt begründet.
Quelle Übersetzung: K. Nebauer
Palästinensische Natur-Bodenschätze werden von Israel geplündert - Es war
zwischen 1981 und 1982 als israelische Behörden mehrere Landgebiete westlich der Stadt al-Zawiha, westlich von Salfit in der besetzten Westbank an sich rissen und das illegal konfiszierte Land ausnützten, um Steinbrüche daraus zu entwickeln.
Azmi Shukair, ein palästinensischer Journalist und auch einer der Besitzer des von Israel an sich gerissenen Landes, sagte zu WAFA, dass israelische Behörden während der letzten Jahre immer mehr Land an sich gerissen hat, um Steinbrüche herzustellen.
„Anfangs riss Israel mehr als 500 Dunum Land an sich, um Steinbrüche zu machen. Jetzt wurden mehr als 1500 Dunum für den Steinbruch-Bau geplündert,“ sagte Shuqair.
„300 weitere Dunum wurden konfisziert, so dass Israel ein Militär –Trainingslager für das israelische Militär errichten kann. Shuqair sagte, solche Fälle sollten vor internationale Gerichte gebracht werden, um israelische Behörden und die Gesellschaften zu verklagen, die am Steinbruchbau beteiligt sind.
Auf Grund des Baus der Apartheidmauer haben es palästinensische Bauern sehr schwer, auf ihr Land in al-Zawiha zu gelangen, was es für Israel leicht macht, einen Steinbruch mit Namen „Pionier“ zu bauen. Die Erweiterung und der Bau von mehr Steinbrüchen geschah nach
2002, als Israel das Gebiet mit der Apartheidmauer umgab. Die Folge davon war, die palästinensischen Bodenschätze – Felsgestein – zu plündern. 2013 schätzte die Weltbank, dass die israelische Abgrenzung der Zone C die palästinensische Wirtschaft pro Jahr um $ 3,4 Milliarden entzieht; das entspricht 33% des palästinensischen Bruttoinlandproduktes.
Nach dem Land-Untersuchungszentrum haben die israelischen Steinbrüche 3522 Dunum Land konfisziert (2015). Ein Bericht veröffentlichte in der israelischen Haaretz-Zeitung, dass 2014 die Steinbrüche sich mehr ausgedehnt haben, als es in den Genehmigungen von der
„Zivilen Verwaltung“ und den israelischen Behörden gegeben war. 2015 hat die norwegische Versicherungsgesellschaft „KLP“ angekündigt, dass sie sich entschieden hat, ihre Investments aus den beiden großen internationalen Baumaterial-Gesellschaften , Heidelberg-Zement und Simex, die in israelischen Gesellschaften operieren,
herauszuziehen. Auf Grund ihrer Aktivitäten in der besetzten Westbank verletzten sie die Genfer Konvention. Der dänische Pension-Fond zieht auch sein Investment aus einer globalen Baumaterial-Firma heraus, die in einem Steinbruch in der Westbank arbeitet. Marwan Abu Yacoub, Direktor der Umweltqualitätsbehörde im Salfit-Regierungsbezirk sagte zu WAFA, dass Heidelberg-Zement
eine größere Gesellschaft für die israelischen Steinbrüche ist, die im westlichen Gebiet von Salfit liegen und u.a.ein Steinbruch ist, der nur 2,5km von der Stadt entfernt liegt,“ sagte Abu Yacoub. Es gibt noch einen anderen Steinbruch, der auf dem Land der Stadt Kafr al-Dik liegt und zur illegalen israelischen Siedlung Eli Zahaf gehört. Er liegt nahe an einer historisch-archäologischen Stelle, die Deir Samaan genannt wird,“ sagte er.
Anfang 2016 gab es nahezu 10 Steinbrüche, die israelischen Siedlern auf palästinensischem Land gehörte, und die 2939 Tonnen Schotter, 1400 t Basecourse und 3030 t gute Erde produzierten. 80% davon gehen für den Bau von israelischen Siedlungen in der besetzten
Westbank und nach Israel. Nach Human Rights Watch hat Israel seit 1994 palästinensischen Steinbrüchen, die Zulassung zu erteilen, zurückgewiesen. Gegen Überlassung von großen Landflächen in der Westbank an israelische Steinbrüche und genehmigte 11 Zulassungen für von Israelis geleiteten
Steinbrüchen, die 25% von Steinbruchmaterial der israelischen Wirtschaft und den Siedlungen liefern. Ende März 2016 schlossen israelische Militärbehörden etwa 35 palästinensische Steinfabriken in der Westbank und konfiszierten die Maschinen, die Millionen Dollar wert sind. Als Folge davon wurden 3500 palästinensische Arbeiter arbeitslos.
Das Völkerrecht verbietet das Plündern und die Zerstörung natürlicher Ressourcen. Israels Plünderung von palästinensischen natürlichen Ressourcen ist keine Ausnahme. Konventionen verbieten Israels Verwendung der natürlichen Ressourcen in den palästinensischen
besetzten Gebieten und verlangen, dass sie unberührt bleiben. George Karzam vom Umwelt- und Entwicklungszentrum, sagte, dass sich auf Analysen von Luftaufnahmen des israelischen Aktivisten Dror Etkes, der israelische Siedlungspolitik überwacht, israelische Steinbrüche ihre Aktivitäten um mehr als 500 Dunum Land während der
Zeit von 2009 – 2014 ausgeweitet haben. In vielen Fällen erreichte die Erweiterung der Steinbrüche privates Land palästinensischer Familien. Eine Forschungsunterlage mit dem Titel „Gesteinsindustrie in der Westbank“ zeigte, dass die Steinbruch-Industrie in der Westbank jährlich $ 160 Millionen beträgt. Sie informiert darüber dass 64% der Steinbrüche, die in Zone C liegen, von Israelis geführt werden,
während nur 36% von Palästinensern in Zone A und B und C geführt werden; die weisen daraufhin, dass israelische Betreiber ($105 Millionen) fünfmal mehr an Wert erzeugen als Palästinenser ($21 Millionen).
Quelle (dt. Ellen Rohlfs)
Abed Schokry - Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Freundinnen und Liebe Freunde, Gaza
Nov. 2017 - Die Gesamtsituation im Nahen Osten wird immer unübersichtlicher. Leider sind wir von den neuesten Entwicklungen sowohl direkt als auch indirekt betroffen. Ich beziehe mich auf die Ereignisse in Saudi Arabien, im Libanon, im Irak, in Syrien, in Ägypten (Sinai-Halbinsel) und im jemen.
Zwar ist dies nur meine persönliche Meinung und ich möchte auch nicht mehr dazu schreiben, aber ich denke, dass die kommenden Tage und Wochen meine Befürchtungen bestätigen werden.
Aber zurück nach Gaza. Fast sechs Wochen sind nun vergangen, nachdem Fatah und Hamas ihr Versöhnungsabkommen unterzeichnet haben.
Die Palästinensische Behörde hat die Kontrollen über alle Grenzübergänge zwischen dem Gazastreifen und seiner Umgebung übernommen. Dennoch hat
sich NICHTS für uns, die Bevölkerung in dem Gazastreifen, geändert. Die Stromversorgung ist dieselbe, die Gehaltskürzungen der PA-Angestellten sind dieselben usw. Es gibt sogar einen sehr kritischen Engpass von vielen Medikamenten, die für die Durchführung von Notfalloperationen dringend erforderlich sind. Wenn alles stimmt, dann müssten diese Medikamente heute
in Gaza eintreffen. Die Frage ist, warum wird solange mit der Versorgung gewartet? Es kamen einige dieser Medikamente, ABER das reicht weder vorne noch hinten. Eine zentrale und sehr wichtige Frage ist hier immer noch nicht so richtig klar: was wird mit den Angestellten, die zwischen 2007 und 2017 die ganze Zeit gearbeitet haben? Werden sie alle übernommen?
Werden sie alle ihre Stellen weiterhin innehaben? Oder werden sie versetzt?
Und was wird mit den Angestellten im Nicht-Zivilen-Bereich? Das sind sehr heikle Fragen und ich hoffe so sehr, dass unsere Gruppen sich da irgendwie einigen, dass diese Beamten weiterhin beschäftigt bleiben, denn der private Sektor ist immer noch sehr schwach und nicht in der Lage, allen Arbeitsplätze anzubieten. Der Staat ist LEIDER der größte Arbeitgeber, wie
es in den meisten Entwicklungsländern der Fall ist. Es handelt sich in Gaza immerhin um ca. 40.00'0 Angestellte.
Zurzeit finden Halbsemesterprüfungen statt, sowohl an den Universitäten als auch an den Schulen, von der ersten bis zur 11ten Klasse. Nur Abiturienten und Abiturientinnen sind da ausgeschlossen. Ich lese und höre aber, dass Prüfungen von der ersten bis vierten Klasse neu geregelt werden. Ich werde Ihnen und Euch davon erzählen, wenn ich mehr darüber weiß.
Am 11. November in diesem Jahr wurde in Gaza öffentlich an den Todestag von Präsident Arafat erinnert. Hunderttausende Palästinenserinnen und Palästinenser folgten dem Aufruf der Fatah und gingen auf die Straße, um ihren Respekt gegenüber Arafat zu bekunden, denn er war, ist und bleibt für uns ein Symbol. Mit ihm verbinden wir bis heute die Hoffnung auf Freiheit
und Gerechtigkeit, d.h. auf einen eigenen Staat.
Seinen Einsatz für einen Staat Palästina werden wir nicht vergessen. Am 11. November 2004 ist jassir Arafat gestorben. Seit Februar 1969 war er dritter Vorsitzender der Palästinensischen Befreiungsorganisation sowie von Februar 1996 bis zu seinem Tod 2004 war er erster Präsident der palästinensischen Autonomiegebiete. 1957 wurde er Mitbegründer und später Anführer der palästinensischen Fatah. In diesem Jahr nun war es das erste Mal in Gaza, dass eine solche Veranstaltung zu seinen Ehren an seinem Todestag stattgefunden hat. Nebenbei bemerkt verbindet mich mit Arafat noch etwas ganz persönlich, denn Arafat war wie ich Ingenieur. Er war als Bauingenieur tätig. Sein Vater stammte aus Gaza
City und seine Mutter aus einer angesehenen Jerusalemer Familie.
Seit 1988 feiern wir am 15. November den Tag der Unabhängigkeit Palästinas. Damals hat die PLO von Algerien aus unter Führung von Präsident Arafat den Staat Palästina ausgerufen. Nach der Vereinbarung zwischen der PLO und Israel an diesem Tag ist das nun unser Nationaler Feiertag geworden.
Ein Ereignis beschäftigt sowohl unsere Medien als auch die der Besatzung, und das ist die Zerstörung des Tunnels im Süden des Gazastreifens durch Israel. Infolgedessen starben 13 Personen. Den Medienberichten entsprechend gehörten die meisten von ihnen dem Islamischen jihad an und zwei der Hamas. Ich berichte Ihnen und Euch davon, weil dieses Ereignis womöglich,
zu einem erneuten Krieg gegen den Gazastreifen und seine schutzlose Bevölkerung führen könnte. Ich hoffe so sehr, dass es nicht dazu kommt. ABER seitdem die Tunnel zerstört wurden, hören wir permanent die Geräusche der Drohnen über unseren Köpfen. Und je nachdem wo man im Gazastreifen wohnt, kann dieses Geräusch extrem störend und Angst machend sein.
Es
vergeht kaum ein Tag, an dem nicht von beiden Seiten, d.h. von Israel und Gaza, Drohungen gegen die jeweils andere Seite in den Medien bzw. Nachrichten laut werden. Diese Situation ist sehr unerträglich für die Bevölkerung. Ich denke, dass dies für beide Seiten zutrifft, jedenfalls auch für einige friedliebende Israelis, die ebenfalls keinen Krieg wollen, die
sich aber meinem Eindruck nach, nicht laut genug zu Wort melden. Das Leid der Besetzten durch die Besatzer ist niemals mit dem Leben der Besatzer zu vergleichen.
Am 20. November wurde die Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten unter der Regierung von Dr. Rami Hamdallah geöffnet. Das war das erste Mal seit 2007, dass der Grenzübergang Rafah von der neuen Führung verwaltet wurde. Allerdings hat sich sonst kaum etwas geändert, denn nur sehr wenigen Personen war es möglich, den Gazastreifen Richtung Ägypten zu
verlassen, z.B. aus humanitären (medizinischen) oder persönlichen Gründen. Am 21. November 2017 werden sich die Palästinensischen Gruppen wieder in Kairo treffen und über den Fortgang des Versöhnungsprozesses beraten und sich über die nächsten Schritte austauschen. Fragen wie das Verhältnis zwischen Hamas und PLO geregelt werden soll, wann und wie die kommenden Wahlen und die Erneuerung des Palästinensischen Nationalrates stattfinden
sollen werden da unter anderem diskutiert werden. Wichtiges Thema ist natürlich die Bildung einer Einheitsregierung. Auch wird es Thema sein, wie die ehemals Hamas-Angestellten in das vorhandene Beamtensystem der Palästinensischen Autonomiebehörde eingebunden und integriert werden können.
Am 27. November 2017 ist eine Ägyptische Delegation in den Gazastreifen über Grenzübergang Erez-get-Hanoun eingetroffen, mit dem Ziel die Umsetzung der Vereinbarungen zwischen Fatah und Hamas zu beaufsichtigen und gegebenenfalls einzugreifen, damit die Umsetzung auch tatsächlich vollzogen wird. Ich hoffe so sehr, dass diese Delegation nun ihr Ziel erreicht, so
dass wir konkrete Verbesserungen unserer Alltagsprobleme erfahren.
Heute am 28. November, d.h. eine Woche nach dem Treffen der Palästinensischen Gruppen in Kairo, sind wir leider mit der innerpalästinensischen Versöhnung nicht viel weiter gekommen Das Treffen hat lediglich einen Zeitplan im Visier, dass alle Wahlen vor Ende des Jahres 2018 stattfinden sollen. Allerdings muss der Präsident diesen Prozess auch tatsächlich in Gang
setzen.
Bis heute hat sich NICHTS für die Bevölkerung in Gaza geändert. Die Stromversorgung ist immer noch katastrophal. Diese Woche hatten wir an einem Tag für über 18 Stunden keinen Strom. Die Behandlung von Patienten aus Gaza in der Westbank oder in Israel ist bei weitem nicht wie vor April 2017, d.h. nur sehr wenige schwerkranke Menschen erfahren die notwendige
medizinische Hilfe, die bei bestimmten Krankheiten in Gaza wegen der entweder nicht vorhandenen oder veralteten Geräte nicht geleistet werden kann. Außerdem fehlen viele wichtige Medikamente, so dass die medizinische Versorgung nicht ausreichend gewährleistet ist.
Ich habe gehofft, Ihnen und Euch positivere Meldung schicken zu können, ABER ich kann die momentane Lage leider nicht schöner darstellen als sie ist. Anfang Dezember wollen sich nun die Palästinensischen Gruppen wieder in Kairo treffen. Was dabei rauskommen wird, steht in den Sternen.
Zum Schluss möchte ich Ihnen zwei Bücher nennen, in denen Berichte von mir zu finden sind. Johannes Zang: Gaza - Ganz nah, ganz fern. Mit Augenzeugenberichten von Abed Schokry aus Gaza, AphorismA Verlag Berlin 2013.
Im Oktober 2017 ist erschienen: Palästina - Vertreibung, Krieg und Besatzung von Annette Groth I Norman Paech I Richard Falk (Hg.) PapyRossa 2017. Darin habe ich auch einen Aufsatz geschrieben.
Auch wenn kein Honorar gezahlt werden konnte, so war die Mitarbeit an diesen Büchern für mich wichtig. Ich hoffe, dass die Publikationen dazu beitragen, dass eine möglichst breite Leserschaft über unsere Situation als Palästinenserinnen und Palästinenser etwas erfährt und wir nicht vergessen werden. Übrigens, das zuletzt erschienene Buch kann ich selbst
nicht einmal in Händen halten, da ein Versand nach Gaza nicht möglich ist. Aber Sie können es bestellen und sich schicken lassen oder in jeder Buchhandlung kaufen. Ich würde mich freuen. ln der Hoffnung Ihnen bald bessere Nachrichten melden zu können, verbleibe ich für heute
Mit freundlichen Grüßen Ihr/Euer Abed Schokry
Beduinengemeinde leistet Widerstand gegen bevorstehende Häuserzestörungen und Israels E1-Projekt (mit Video)
- 27.11.2017 - Die Einwohner der Beduinengemeinde Jabal Al-Baba im Osten des besetzten Jerusalem hielten eine Woche, nachdem sie den Räumungsbefehl von den israelischen Behörden erhalten haben, eine Kundgebung ab. In Kooperation mit der Organisation Avazz und internationalen Aktivisten sollte der
Protest die Botschaft übermitteln, dass sie die israelischen Anordnungen zurückweisen und entschlossen sind, auf ihrem Land zu bleiben. Der Räumungsbefehl war am 16. November von israelischen Streitkräften und Mitarbeitern der Abteilung Organisation und Bau der Israelischen Zivilverwaltung überbracht worden. Laut dem Palästinensischen Zentrum für Menschenrechte ist die Anordnung Teil des sogenannten E1-Pojekts, das die
an Jabal Al-Baba angrenzende Siedlung Ma'aleh Adumim mit der Stadt Jerusalem verbinden soll und damit die Westbank in zwei Teile spaltet und die Kommunikation zwischen Nord und Süd beschneidet. Fadi Quran, der Organisator von Avazz Community, sagte, der jüngste Räumungsbefehl sei mit konkreten Drohungen gekommen. "Wenn sie ihre Gemeinde nicht verlassen, würden sie alles niederwalzen, die Kinder obdachlos machen und alle Männer verhaften", sagte Quran.
Quran nimmt an, dass das Land, auf dem Jabal Al-Baba errichtet ist, für Israel strategisch von Bedeutung ist, da es eines der wenigen Hügel in der Nähe von Jerusalem ist, auf denen sie bereits Siedlungen bauen. "Israel möchte dieses Gebiet von Palästinensern säubern und Jerusalem mit
einem Ring von Siedlungen umschließen, so dass dort kein Palästinensischer Staat mehr sein wird", sagte Quran. Er sagte weiter, diese Häuserzerstörungen "sind Teil der systematischen Politik Israels". In Jabal Al-Baba leben 57 Familien, insgesamt 320 Menschen, von denen die Hälfte Kinder sind. Die Strukturen, die zerstört werden sollen, bestehen aus 100 Gebäuden einschließlich der Tierunterständen und 58 Wohnhäusern.
Wie in einem Bericht des UN-Büros für die Koordination humanitärer Angelegenheiten (OCHA) dokumentiert, wurden (früher) 14 Abrissverfügungen für Jabal Al-Baba ausgestellt, von denen seit 1988 vier ausgeführt worden sind.
Der 29-jährige Hassan Mazarah lebt mit seiner Frau und drei Kindern in der Gemeinde. Sein Haus wurde von der israelischen Armee von 1 1/2 Jahren zerstört. "Mit der Angst (dass unser Haus zerstört wird) leben wir jeden einzelnen Tag", sagte Mazarah vor seinem Haus. "Kürzlich ist es noch
realer geworden, jeden Augenblick können die Israelis kommen und es zerstören." Der letzte ausgestellte Militärbefehl setzt fest, dass jeder Hauseigentümer angehalten ist, sein Haus innerhalb acht Tagen nach der Bekanntgabe zu räumen. Nach dieser Rechnung müssten die Bulldozer am 24. November kommen. Mazarah steht fest in seiner Position. "Meine Botschaft an die
Welt ist, dass wir hier sind, um zu bleiben... wenn ihr (unser) Land zerstört, werden wir wiederaufbauen." Die Palästinenser, die in Jabal Al-Baba leben, wurden erst in der Nakba 1948 von ihrem Dorf Arab al-Jahalin in der Negevwüste vertrieben, das jetzt innerhalb der Grenzen Israels liegt. "Das ist eine Schande für die Menschheit, wenn Menschen ein zweites Mal vertrieben werden, unter
Drohungen, mit Gewehren und der Macht Israels. Unser einziger Traum ist es unsere Schafe zu weiden und auf diesem Land zu leben", sagte Mazarah. OCHA erklärte, Israel hätte den E1-Siedlungsplan damit gerechtfertigt, dass die Einwohner von Jabal Al-Baba keine Landrechte hätten, und dass sich die Lebensbedingungen der Einwohner verbessern würden, wenn sie umziehen. Mazarah sagte, die Gemeinde bereite sich auf die bevorstehenden
Zerstörungen vor, indem sie zusammenkommen und sich in ihrer Entschlossenheit, ihre Häuser wieraufzubauen, bestärken. "Das Leben der Beduinen ist einfach, es ist nicht schwierig ihre Habe zu ersetzen. Das größere Problem ist, dass die Soldaten, wenn sie kommen und unsere Häuser zerstören, unsere Träume zerstören", sagte Mazarah traurig. "Im letzten Haus, das sie
zerstört haben, sind meine Kinder geboren. Wenn du jetzt in dem (neuen) Haus sitzt und nachdenkst, kannst du gar nicht alle Erinnerungen wachrufen. Sie haben unsere Erinnerungen getötet." Mohammed ist der älteste Sohn von Mazarah, jetzt erst 3 1/2 Jahre alt. Mazarah sagte, "er war die ganze Zeit sehr klein", seit der letzten Zerstörung (unseres Hauses), als er 2 Jahre alt war. "Als die Soldaten unser Haus zerstörten, verstand er gar nicht, was geschah, aber jetzt sagt er
immer zu mir: "Ich werde gegen Israel kämpfen", sagte Mazarah mit einem Lächeln im Gesicht. Mazarahs Sohn weiss bereits, dass die einzige Art zu kämpfen darin besteht, nicht von ihrem Land wegzuziehen und fortzufahren ihre Häuser wiederaufzubauen. "Wenn du hier bleibt, ist das der größte Widerstand", erklärte Mazarah den Standpunkt seiner Familie.
Jedes Mal, wenn die Häuser der Jabal Al-Baba-Gemeinde zerstört wurden, versuchen sie sie am gleichen Tag wiederaufzubauen. Im Winter dauert es aber oft länger, manchmal eine Woche, aber nie länger als zehn Tage. In der Zwischenzeit werden die Familien, die ihre Häuser verloren haben,
von ihren Tanten und Onkeln aufgenommen und beherbergt. Mazarah denkt, dass Israel aus der derzeit wachsenden politischen Spannung im Nahen Osten einen Vorteil zieht, und auch von der Rückendeckung durch Donald Trump, "der Israel erlaubt mit seinen Übergriffen fortzufahren. Quran stimmt damit überein. "(Israel) hat diese Zerstörungen bereits
seit langer Zeit geplant. Jetzt, in dem Chaos im Nahen Osten sehen sie eine Gelegenheit, sie haben das Gefühl, dass jezt ein Fenster offen ist", sagte Quran. Das Schweigen der internationalen Gemeinschaft ist für die in Palästina, die gegen die Expansion der israelischen Siedlungen kämpfen, frustrierend. "2014 sagte die EU (Israel), die Expansion der Siedlungen ist eine rote Linie, und wenn sie die überschritten, drohten ihnen Sanktionen",
erklärte Quran. Aber diese Konsequenzen hat es nicht gegeben. Die Siedlungen sind nicht nur nach dem Völkerrecht illegal, auch die Umsiedlung ganzer Beduinengemeinden stellt Zwangsvertreibung und -transfer dar, was nach dem internationalen humanitären Recht und den Menschenrechten nicht erlaubt (illegal) ist. Quran sagt, die internationale
Gemeinschaft müsse dieser roten Linie Geltung verschaffen und Israel unter Druck setzen, damit es seine rechtswidrigen Politiken beendet. Quelle Übersetzung: K. Nebauer
Anmerkung der Übersetzerin: die Winter in Palästina sind bitter kalt, Häuserzerstörungen, durch die Menschen und immer auch Babys und Kleinkinder obdachlos werden, sind in dieser Jahreszeit besonders brutal, abgesehen von der Rechtswidrigkeit (auch wenn Israel seine nach dem
Völkerrecht, der Genfer Konvention, dem internationalen humanitären Recht und den Menschenrechten illegalen Praktiken durch eigene Gesetze "rechtfertigt".)
Schwarze Liste der UN: Weshalb Israel 'alles tut, was es kann', um dem UN-Menschenrechtsrat entgegenzuwirken -
26.11.2017 - 'Die
Voreingenommenheit des Rates gegenüber Israel ist so extrem, dass er seine Bedeutung in der Welt verloren hat', schrieb eine israelische Geschäftsführerin, die in der Schwarzen Liste der UN angeführt wurde. Wochen vor der erwarteten Vervollständigung einer UN-Datei mit Unternehmen, die in den israelischen Siedlungen in der Westbank operieren, arbeiten Israel und die Trump-Administration fieberhaft daran, ihre Veröffentlichung zu verhindern.
'Wir werden alles tun, was wir können, um sicherzustellen, dass diese Liste nicht das Licht der Welt erblickt', sagte der israelische Botschafter bei den UN, Danny Danon gegenüber der Presse. Während Israel für gewöhnlich schnell dabei ist, Kritik der UNO von sich zu weisen, sagen Amtsträger, sie würden die sogenannte "Scharze Liste" ernstnehmen und fürchten, ihre Veröffentlichung könnte verheerende Folgen haben, indem sie Unternehmen vertreiben, andere davon abhalten zu
kommen und das Dumping von Aktien israelischer Firmen veranlassen. Man nimmt an, dass dutzende größere israelische und multinationale Unternehmen in der Liste auftauchen. Das höchste Menschenrechtsgremium der UN, der Menschenrechtsrat, hat im März 2016 den Auftrag zur Zusammenstellung der Datei erteilt und den Direktor (des Menschenrechtsrates), Ra'ad al Hussein, aufgefordert, "die Auswirkungen der israelischen Siedlungen auf die Palästinenser zu
untersuchen". Die internationale Gemeinschaft betrachtet die Siedlungen, die auf besetztem Land errichtet wurden, das von den Palästinensern für einen zukünftigen Staat beansprucht wird, durchweg als illegal. Israel weist solche Ansprüche zurück, indem es auf die strategische und religiöse Bedeutung
des Landes verweist und sagt, die Angelegenheit müsse in Verhandlungen geklärt werden. Israelische Amtsträger sagen, etwa 100 örtliche Unternehmen, die in der Westbank und in Ost-Jerusalem tätig sind, hätten Briefe mit der Warnung erhalten, sie würden auf der Liste stehen. Außerdem seien auch etwa 50 internationale, meist amerikanische und europäische Unternehmen gewarnt
worden. Die Unternehmen sind nicht öffentlich genannt worden, ein Beamter sagte jedoch, dazu gehörten israelische Banken, Supermärkte, Restaurantketten, Buslinien und Sicherheitsfirmen so wie auch internationale Riesen, die das Equipment und die Dienstleistungen zur Verfügung stellen, die für
die Errichtung und Erhaltung der Siedlungen gebraucht werden. Da er nicht autorisiert war mit den Medien über die Angelegenheit zu sprechen, wollte er nicht namentlich genannt werden. Das einzige Unternehmen, das bestätigt, ein Warnschreiben erhalten zu haben, war Bezeq, die nationale Telefongesellschaft Israels. Die Geschäftsführerin von Bezeq, Stella Handler, stellte eine Kopie des Briefes vom Büro Zeid im September auf ihre Facebook-Seite. Er warf Bezeq vor, das
Westbank-Territorium zu benutzen, um Infrastruktur sowie Telefon- und Internetdienste für die Siedlungen zur Verfügung zu stellen und Vertriebsbüros in der Westbank und in Ost-Jerusalem zu betreiben. Handler schrieb verärgert, Bezeq stelle seine Dienste allen Kunden zur Verfügung, ungeachtet ihrer Rasse oder ihres Wohnortes.
"Die Voreingenommenheit des (Menschenrechts-) Rates gegenüber Israel ist so extrem, dass er seine Bedeutung in der Welt verloren hat", schrieb sie. "Wir werden mit einer solchen Maßnahme, die alles in Allem anti-israelische Propaganda ist, nicht kooperieren."
Stunden später entfernte Handler aber den Post und sagte, sie hätte das auf Verlangen der Regierung gemacht. Der israelische Amtsträger bestätigte, die Regierung habe Unternehmen gebeten, nicht über die Angelegenheit zu sprechen. Bezeq lehnte eine Stellungnahme ab.
Israel beschuldigt die Vereinten Nationen und insbesondere den Menschenrechtsrat schon lange, gegen es voreingenommen zu sein. Israel ist das einzige Land, das sich auf jeder der drei jährlichen Ratssitzungen der Prüfung seiner (Menschen-)Rechtssituation stellen muss. Etwa 70 Resolutionen bzw. ein Viertel der länderspezifischen Resolutionen bezieht sich auf Israel. Das ist fast das Dreifache der Anzahl für das
Land auf dem zweiten Platz: Syrien, wo Hunderttausende in einem sechs Jahre andauernden Krieg getötet worden sind. Israelische Führer und viele NGOs beklagen auch, dass die schlimmsten Menschenrechtsverletzer der Welt, wozu Venezuela, Saudi Arabien, der Kongo und Kuba gehörten, im Rat vertreten sind.
Einige westliche Diplomaten haben gesagt, die Datei könnte einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen, indem sie die Grenze zwischen Geschäft und Menschenrechten in Angelegenheiten verwischt, die man besser der Handelspolitik als dem Rat in Genf überlässt.
Israel scheint wenig Einfluss auf den Rat zu haben. Aber seine Kampagne ist von den USA stark unterstützt worden. Die Trump-Administration verfolgt eine harte Linie gegenüber den Vereinten Nationen, indem sie Reformen verlangt und sich im Oktober aus der UN-Kulturbehörde, der UNESCO
wegen angeblicher Voreingenommenheit gegen Israel zurückgezogen hat. Im vergangenen Juni wetterte die US-Botschafterin Nikki Haley in einer Rede vor dem Rat gegen dessen wiederholte Prüfungen und verlangte, Israel müsse als permanenter fester Punkt von der Agenda entfernt werden. Außerdem gab sie zu verstehen, dass die USA den Rat verlassen könnten.
Die bevorstehende Veröffentlichung der Datei könnte ein Test für diese Bereitschaft sein. Sie hat zu einer stillen, aber mit hohem Einsatz erfolgenden Anstrengung seitens Israels und der USA mit dem Versuch geführt, die Veröffentlichung zu verhindern.
"Wir sehen diese Art von Schwarzer Liste nur als kontraproduktiv", sagte Heather Nauert, Sprecherin des State Departement, kürzlich. Danon, der israelische Botschafter, warf dem Rat vor, es in einer Zeit von Konflikten weltweit in unfairer Weise auf Israel abgesehen zu haben, und sagte, es laufe auf eine "Schwarze Liste" jüdischer Unternehmen hinaus, die Geschäfte mit dem jüdischen Staat betreiben.
Auch sagte er, das würde den Menschenrechtsrat zum "weltgrößten Befürworter von BDS", einer internationalen Graswurzel-Boykottbewegung gegen Israel machen. Viele der Unternehmen auf der Schwarzen Liste seien häufig Ziel der BDS-Bewegung.
"Welche Art Botschaft sendet das?", sagte Dannon. Aber Nabil Shaat, ein hochrangiger palästinensischer Amtsträger, sagte, die Liste sei ein "wichtiger Schritt" weg von der verbalen Verurteilung der Siedlungen zur praktischen Aktion. Er drückte die Hoffnung aus, sie würde Unternehmen dazu bringen keine Geschäfte mehr mit den Siedlungen
zu machen und die bestrafen, die sie weiter betrieben. Die ursprüngliche Resolution, die den Auftrag zu der Liste gegeben hat, sieht lediglich vor, dass der Hochkommissar des Rates ersucht wird, "die darin enthaltenen Daten in die Form eines Berichts" für den Rat "zu übertragen".
Zu diesem Zweck haben Israel und seine Verbündeten den Rat dazu angehalten die Liste wegzulassen und nur einen grundsätzlichen, in groben Zügen abgefassten Bericht vorzulegen, der in Übereinstimmung mit einigen UN-Diplomaten, die mit der Diskussion vertraut sind, keine Namen nennt. Die
Diplomaten waren nicht autorisiert öffentlich Stellung zu nehmen und baten nicht genannt zu werden. Der Druck, den die Kampagne ausgeübt hat, hat bereits Anzeichen eines Erfolgs gezeigt. Nach einer anfänglichen Verzögerung sagte das Büro von Zeid, der Bericht sei noch einmal zurückgestellt worden, von Dezember auf Anfang nächsten Jahres.
Derzeit sieht es nicht so aus, als ob die Veröffentlichung der Liste der direkte Auslöser für den Austritt der USA aus dem Menschenrechtsrat sein würde. Haleys Büro sagte, es konzentriere sich auf die Durchsetzung von Reformen im Rat, die Veröffentlichung der Liste könnte aber die
Teilnahme der USA "weniger wahrscheinlich" machen. Eugene Kontorovich, Direktor für internationales Recht am Kohelet Politik- Forum, einem konservativen Think Tank in Jerusalem, sagte, er sei "äußerst skeptisch", ob der Bericht veröffentlicht werde, und sagte, die israelische Regierung würde besser daran tun, den Bericht frühzeitig zu
diskreditieren. "Ich denke, es ist wichtig für die Menschen zu verstehen, wie schlecht das ist", sagte er. Die Resolution, sagte er, würde für die Unternehmen eine "Rufschädigung" zur Folge haben und "eine dunkle Wolke über Geschäfte in Israel" legen. Wenn (sie) auch unverbindlich (sei), könnte sie als Basis für eine spätere rechtliche Aktion verwendet werden. "Der Zweck davon ist es Israel
Probleme zu machen", sagte er. Quelle Übersetzung: K. Nebauer
Die Balfour-Erklärung
treibt einen Keil in den britischen Konsens
über Israel
- Robert Cohen, 24.Oktober 2017 - In der
letzten Woche brüskierte der Führer der
Labor-Partei Jeremy Corbyn eine -Einladung
des Jüdischen Führungsrates (JLC), während
Jonatan Arkush, Präsident des Vorstandes der
Vertretung der britischen Juden eine zornige
Email an den britischen Botschafter der UN
sandte. Arthur Balfour und seine berüchtigte
Erklärung sind für beide Vorfälle schuld.
Es klingt nicht so, als ob hier viel
aufgearbeitet werden müsste. Aber man
sollte es tun. Da der hundertste-Jahrestag
der Balfour-Erklärung am 2. November seinen
Höhepunkt hat, sind wir in England Zeugen
des Aufbrechens des jahrzehntelangen
Konsenses der politischen Mitte über Israel
und der allmählichen Isolierung der
jüdischen Gemeinde, wie sie immer
intoleranter gegenüber der palästinensischen
Solidarität wird. Bei der jährlichen Labor-Partei-Konferenz
vor drei Wochen erhielt Corbin den größten
Applaus nicht wegen Brexit oder wegen
Sparpolitik sondern für Folgendes: „Lasst uns das Ende der Unterdrückung des
palästinensischen Volkes wirklich
unterstützen. Es ist das 50. Jahr der
Besatzung und Siedlungserweiterung.
Unterstützen wir den Schritt zu einer echten
Zwei-Staatenlösung des
Israel-Palästina-Konflikts.“ Es war nicht nur wegen der 4000
Partei-Mitglieder in der Halle, dass so
lange applaudiert wurde. Es war deshalb,
weil sie von der Einschüchterung der
israelischen Lobby in Großbritannieneinfach
die Nase voll hatten. Diese versuchte jeden
Ausdruck palästinensischer Solidarität als
Antisemitismus zu deuten. Ja man versuchte,
der Labour-Partei in dieser Richtung eine
politisch giftige Neigung zuzuschreiben. Kaum überraschend Corbyn ist viele Jahre ein Schirmherr der
palästinensischen Solidaritäts-Kampagne
gewesen. Deshalb war es kaum überraschend,
dass er die Einladung des JLC zur
Balfour-Feier ablehnte, da für die
Palästinenser dieses Dokument ein Betrug
ihrer Rechte war. Man würde sich sehr
gewundert haben, wenn der Führer der
Labor-Partei ja gesagt hätte. Und die JLC
würde dies gewusst haben. Das würde den Chef des JLC Jonatan Goldstein
nicht daran gehindert haben, Corbyns
Ablehnung der Einladung zum
Balfour-Jubiläumfest als anti-jüdisches
Gefühl zu interpretieren. Aber dies war
wahrscheinlich auch der Plan. … Man kann sicher sein, dass Tony Blair oder
Gordon Brown die Einladung angenommen
hätten, wenn sie heute noch die Labor-Partei
geführt hätten. Die Zeiten haben sich gewiss
ändert. Während dessen hat es im Ausschuss der
Abgeordneten während der letzten Tage viel
scheinbares Kritisieren und auch sinnloses
aufgeregtes Treiben gegeben. Die ganze Geschichte dreht sich um einen
Twitter, der von einem Mitglied des
britischen Vertreters bei der UN-Mission in
New York kam und der sagte: „… erinnern wir uns daran , dass die
Balfour-Erklärung 2 Teile hat. Der 2. Teil
ist nicht erfüllt worden. Da gibt es ein
nicht beendetes Geschäft“. Wer immer den Twitter geschrieben und
gesandt hat, er bezog sich auf die 2.Hälfte
der Balfour-Erklärung, die „eine jüdische
Heimstätte“ verspricht, mit der
Versicherung: „…wobei wohlverstanden nichts geschehen
soll, was die bürgerlichen und religiösen
Rechte der bestehenden, nichtjüdischen
Gemeinschaften in Palästina … in Frage
stellen könnte“. „Die bestehenden nichtjüdischen
Gemeinschaften“ waren natürlich die mehr als
90% der einheimischen Araber, die in
Palästina leben, die als nicht wert geachtet
wurden, über die Sache wenigstens gefragt zu
werden. Es lohnt sich auch zu fragen, dass dieser
anonymen Mehrheit von Nichtjuden nur
„zivile und religiöse Rechte“ versprochen
wurde, während den Juden auch nationale und
politische Rechte versprochen wurden. Präsident Arkush war allerdings wütend. Er
verschwendete keine Zeit und schickte eine
tadelnde Mail an den britischen Botschafter
bei der UN, Matthew Rycroft und teilte ihm
seine große Enttäuschung mit. Arkush
beschrieb den Twitter als „unwürdig,
feindselig, einseitig, negativ und
offensichtlich als Kritik am Staat Israel
beabsichtigt“. Es lohnt sich, einen Moment Arkush s
Twitter-Kritik zu prüfen, weil es sich
herausstellt, dass „ unwürdig, feindselig,
einseitig, negativ“ eine bessere
Beschreibung des Präsidenten ist als des
britischen Vertreters bei der UN in New York. Die übliche zionistische Geschichtslektion
Arkush ist heftig dabei , dem Botschafter
Rykroft die übliche zionistische
Geschichtslektion zu erteilen, in der alle
Schuld des Konfliktes der letzten 100 Jahre
voll und ganz und ausschließlich auf den
unversöhnlichen und zurückweisenden
Palästinensern liegt. …“ Die zivilen und religiösen Rechte aller
existierenden nichtjüdischen Gemeinden in
Palästina (wie sie in der Balfour-Erklärung
stehen) werden geschützt.“ Nun gelten diese auf den 60% der Westbank,
die seit 50 Jahren unter totaler israelscher
Kontrolle sind, nicht. Das Leben der
Palästinenser wird von einem Apartheidsystem
verwaltet. Es stimmt auch nicht für die
1,8Millionen Gazaner, die von Israel zu
Land, zu Wasser und aus der Luft von Israel
belagert ist.. Und während die
palästinensischen Bürger Israels selbst (20%
der Bevölkerung) Bewegungsfreiheit haben und
das Recht an den demokratischen Wahlen
teilzunehmen, auf vielfache Weise
diskriminiert werden. Arkush versucht auf andere Weise
anzugreifen. „…zweitens boten die UN die Teilung
Palästinas zwischen den jüdischen und
arabischen Gemeinschaften mehr als einmal
an. Die jüdische Gemeinschaft akzeptierte
dies. Die Araber haben es auf der Stelle
abgelehnt..“ Aber warum sollten die Palästinenser
freiwillig die Teilung ihres Landes
anbieten, als sie noch die Mehrheit an Zahl
und Besitztum waren, ihnen aber nur die
Hälfte des Landes angeboten wurde? Arkush versucht noch einmal: „… Drittens, die Balfour-Erklärung war mehr
oder weniger ein Ausdruck der Sympathie
einer britischen Regierung. Sie kam 30 Jahre
bevor die UN für die Errichtung eines
jüdischen „Homeland“ stimmte. Falls kein
arabisches oder palästinensisches „Homeland“
errichtet wurde, kann das nicht Israels
Schuld sein, das nicht existierte; sondern
würde entweder ein Vorwurf der
internationalen Gemeinschaft oder eher der
arabischen Gemeinschaft sein, die wiederholt
die Idee, die Errichtung eines eigenen
Staates/Landes zurückgewiesen hat. Aber das originale Twitter ( falls man sich
so weit zurück erinnern kann), erwähnte
Israel gar nicht. Im ihm steht nur etwas von
einem „ nicht beendeten Geschäft“. Die
Verantwortung liegt nicht allein an Israel
oder den Palästinensern. Das Problem – so
gibt Arkush zu - wurde international
geschaffen. Es wird auch international
gelöst werden müssen. Und wenn die
Balfour-Erklärung nichts anderes als ein
„Ausdruck der Sympathie“ war, warum ist die
Abhaltung eines Festes (ihretwegen) zum
Prüfstein der Unterstützung Israels geworden
und die Kritik derselben mit Antisemitismus
bezeichnet worden? Arkush beschuldigt die Palästinenser für
alle anhaltende Zurückweisung und Gewalt.
„….In Camp David wurde der PLO die
Anerkennung eines palästinensischen Staates
auf 95% der Westbank angeboten. Yasser
Arafat hat dies zurückgewiesen und mit
einer Gewaltrunde geantwortet, die bis heute
andauert.“ Viel wurde über das sog. „großzügige
Angebot“ geschrieben, das man Arafat in Camp
David 2000 machte. Es war kein solches.
Prüfe es, wenn du es wissen willst, wie man
diese ständige Verdrehung der jetzigen
Geschichte herausfordert. Heuchelei oder Genauigkeit? Schließlich zeigte Arkush, worum es ihm
wirklich ging. Es ist die Diskrepanz der
Haltung zwischen der britischen
konservativen Regierung, auf die er sich
verlassen bei der Unterstützung Israels
verlassen kann und den Karrierediplomaten
in New York, die tatsächlich verstehen, was
vor sich geht und die ein wenig Geschichte
studiert und das entsprechende Buch über das
Problem gelesen haben. „der Twitter steht vollkommen im
Widerspruch zur erklärten Politik
Großbritanniens, aus Anlass des Erinnern und
Feierns der Balfour-Erklärung (auch alle in
den letzten Wochen gebrauchten Ausdrücke vom
Ministerpräsident und den andern Ministern.
Innerhalb von 14 Tagen findet ein
Gedächtnismahl statt, um die
Balfour-Erklärung zu feiern. Dazu erwartet
man den Ministerpräsidenten und den
Ministerpräsident Netanjahu. Dies ist
äußerst uninteressant für die UK-Botschaft
bei der UN, eine kritische Bemerkung zu
machen und die britische Regierung der
Heuchelei anzuklagen.“ Das Problem für unsere jüdischen Führer in
England ist, dass sie all ihre israelischen
Eier in einen konservativ gestalteten Korb
gelegt haben. Und das augenblickliche Chaos
um die Brexit-Verhandlungen die Tories kaum
zu einer natürlichen Partei der Regierung
macht. Doch in Wahrheit geht der Fehler unserer
jüdischen Führung viel weiter zurück. Mit
dem Unterzeichnen ist man eine Marionette
des Außenministeriums des Staates Israels.
Und hier lief alles falsch. Das JLC, das Gremium und tatsächlich der
Oberrabbiner sieht jetzt eher wie ein
lokaler Gehilfe der israelischen Botschaft
aus. Vor Jahren sollten und konnten sie die
Rolle eines kritischen Freundes Israels
übernommen und eine nuancierte jüdische
Diaspora-Stellung entwickelt haben, die
Israel für seine Maßlosigkeit verantwortlich
hält und eine Kampagne für eine echte
Zwei-Staaten-Lösung führt. Doch stattdessen
entschieden sie lokale Subunternehmer für
Israels Propaganda zu sein. Und jetzt ist es
zu spät, umzukehren. Ein historisches Jahr Es stellte sich heraus, dass das
Balfour-Jubiläumsjahr mehr enthüllte und
bedeutender war, als ich mir vor 12 Monaten
vorstellen konnte. Auf einer national politischen Ebene gibt
es jetzt in Westminster kein Abkommen über
Israel. Unterdessen malt sich die formelle jüdische
Führung in England in eine blau-weiße Ecke
und sieht sich in immer weniger Kontakt mit
der allgemeinen Öffentlichkeit, die zu
verstehen beginnt, dass es beim
Israel-Palästina-Konflikt um Menschenrechte
geht und nicht um Terrorismus. Was das
Mobbing nationaler Politiker und
Karriere-Diplomaten über Israel betrifft, so
sieht dies nicht wie kluge Kommunalpolitik
aus und gewiss nicht nach jüdischer
Tradition, die sich für Gerechtigkeit und
Mitgefühl einsetzt. Die letzten beiden Wochen des
Balfour-Jubiläums werden weitere Spaltungen
über Israel im britischen öffentlichen Leben
zeigen. Es wird zahlreiche Reden, Rallyes,
Demonstrationen, Feiern und geplante
Proteste im ganzen Land geben. Sie werden
beweisen, dass England nicht mehr mit Israel
übereinstimmt.
Quelle (dt. und geringfügig gekürzt E. Rohlfs)
Hoffnungslose Kriminalisierung der
BDS-Bewegung steigert nur ihre Auswirkung -
Gideon Levy - Übersetzt von Ellen Rohlfs -
Dickinsons 20 000 Einwohner, die
wahrscheinlich nie etwas von Israel gehört
hatten, sind jetzt neue und eifrige
Unterstützer der BDS-Bewegung.
Man stelle sich nur eine Naturkatastrophe in
Israel vor, nach der Stadtangestellte
fordern, dass Opfer ein Formular
unterschreiben, in dem sie unterschreiben,
niemals Island zu boykottieren, sonst würden
sie keine Hilfe bekommen. Menschen in Not,
die nie davon träumten, Island zu
boykottieren unterschreiben alles. Nun
hassen sie die nordische Insel-Nation.
Dieses lächerliche Szenarium ist genau das,
was sich in Dickinson, Texas, nach dem
Hurrikan Harvey tut. Indem sie
unterschreiben, Israel nicht zu
boykottieren, erfüllen sie eine
Vorbedingung, um Hilfe zu erhalten.
Dickinsons 20 000 Einwohner, die
wahrscheinlich nie etwas von Israel gehört
haben und mit noch größerer Sicherheit nie
daran dachten, es zu boykottieren, sind
jetzt neue und eifrige Unterstützer der
BDS-Bewegung. So wurde „Hurrikan Israel“ in
den Worten der Bürgermeisterin Julie Masters
geboren.
Gierig nach Macht und Kontrolle und mit
grenzenloser Begeisterung versuchen
„Freunde“ Israels, diese Bewegung auf
jegliche Weise zu bekämpfen. Tatsächlich
vermehren sie nur ihre Wirkung. Jeder, der
versucht zu verstehen, wie Antisemitismus
entsteht und wie die Saat seiner Gewalt
verbreitet wird, wird eingeladen, Dickinson
zu besuchen. Die Verpflichtung, Israel nicht
zu boykottieren, ist die Essenz jeder
antisemitischen Behauptung: Juden
kontrollieren überall das Geld, die Macht
und den Einfluss. Wir brauchen die
„Protokolle der Weisen von Zion“ nicht. Wir
haben Dickinson.
Der Prozess der Kriminalisierung der
BDS-Bewegung wird in den USA und Europa
intensiviert. Gesetze, die nie gegen andere
Protestbewegungen verabschiedet wurden, sind
dagegen erlassen worden. Jeder, der Israel
boykottiert ist ein Krimineller. Jeder der
seinem Gewissen gehorcht, ist ein
Missetäter. Israels Propagandisten, falsche
Freunde und Diplomaten verbuchen einen
Erfolg nach dem anderen, doch das sind
falsche Gewinne. Diese aggressive Kampagne
wird sich gegen sie wenden. Dickinson
verkörpert den Höhepunkt einer Farce, aber
solch eine Rechtsprechung ist ein Skandal,
egal wo. Es ist schwer zu ergründen, wie
Demokraten in aller Welt angesichts solch
drakonischer und anti-demokratischer
Kriminalisierung, die in ihren Ländern
stattfindet, schweigen. Man muss einen
Boykott Israels nicht unterstützen, um gegen
seine Kriminalisierung zu sein. Jeder
Demokrat weiß, dass Boykott ein legitimes
Mittel ist, für die zivile Gesellschaft eine
gewaltfreie und demokratische Art, Protest
auszudrücken. Was könnte für Bürger
inspirierender sein, als ihrem Gewissen zu
folgen? Tierschutzaktivisten boykottieren
Metzgerläden, religiöse Juden boykottieren
nicht koschere Läden, Verfechter von
sozialer Gerechtigkeit boykottieren
Ausbeuterbetriebe, Strafverfolgungsbehörden
beschlagnahmen gestohlene Güter und
Unterstützer des Völkerrechts boykottieren
den israelischen Besatzer. Könnte noch etwas
anderes großartiger sein?
Nicht in der Welt, die Israel und seine
Vertreter zu errichten versuchen.
Am Mittwoch berichteten Chaim Levinson und
Barak Ravid in Haaretz von einer geheimen
rechtlichen Einheit, die der israelische
Staat im Ausland gegen die BDS-Bewegung
einsetzt. Dieser lächerliche geheime Apparat
ist damit beauftragt, zu „ermitteln und
anzugreifen“, nicht weniger, mit Millionen
Schekel in dieses Unternehmen investiert.
Auf diese Weise wird Israel immer mehr wie
sein Vorgänger Südafrika. Jetzt ist es nicht
nur ein Apartheidregime in den besetzten
Gebieten, es ist ein Krieg, der von jenen
geführt wird, die dafür verantwortlich sind,
gegen jegliche Kritik dieses Regimes
weltweit. Israel ist schon dort und wirbelt
den Staub im Ausland auf, als ob es dort das
Sagen hätte. Vielleicht ist es indirekt für
den Wahnsinn von Dickinson verantwortlich.
Gesetzgebung, Ermittlung, Angriffe,
Propaganda, Anwälte, Überwachung – eine
verzweifelte und hoffnungslose Schlacht.
Dieser furchtlosen Kampagne fehlt nur ein
Bestandteil: Gerechtigkeit. Glaubt Jerusalem
wirklich, dass durch Drohungen und
gewaltsame Taktiken Israel die Meinung der
Welt ändern wird? Denkt der Führer dieser
Kampagne, Israels Minister für Information,
öffentliche Sicherheit und strategische
Angelegenheiten Gilad Erdan, dass Israel
durch juristische Aktionen Freunde gewinnen
wird? Anstelle all dieser
Propaganda-Brigaden und Horden juristischer
Experten würde es vielleicht einfacher sein,
über einen Wandel der Politik nachzudenken,
die am Ursprung all dieser Attacken liegt.
Schließlich haben wir von Südafrika gelernt,
dass ohne einen Regime-Wechsel diese
Schlacht verloren ist. Vielleicht sollten
wir stattdessen versuchen, das Regime in den
(besetzten) Gebieten zu ändern. Ups, niemand
in Jerusalem hat daran gedacht. Israel
verweigert sieben
europäischen Beamten Einreise wegen
'Unterstützung des Israel-Boykotts' 14.11.2017 -
Ilan Lior, Jonathan Lis und Josh Breiner -
Israel gab am Montag bekannt, es würde
sieben Mitgliedern einer Delegation
europäischer Beamter die Einreise verweigern
und zog dafür ein kürzlich verabschiedetes
Gesetz heran, das Besuche von Aktivisten des
anti-Israel-Boykotts untersagt. Zur 20
Mitglieder starken Delegation, die nächste
Woche in Israel ankommen soll, sollten
Mitglieder des Europäischen Parlaments und
französische Bürgermeister gehören. Die
Stelle für Bevölkerung, Immigration und
Grenzen im Innenministerium sagte, sieben
der 20 Delegationsmitglieder würde die
Einreise nach Israel untersagt und fügte
hinzu, sie sei davon informiert worden,
dass sie zum Boykott von Israel aufgerufen
hätten. Laut
Innenminister Arye Dery und dem Minister für
Öffentliche Sicherheit Gilad Erdan war es
Zweck des Besuches den verurteilten
palästinensischen Führer Marwan Barghouti im
Gefängnis von Hadarim zu treffen, "als Teil
ihrer Unterstützung für Barghouti und
palästinensische Gefangene". Erdan sagte,
sie seien "hochrangige Politiker, die den
Boykott gegen Israel engagiert unterstützen
und sich für ihn einsetzen". Er fügte hinzu:
"Wir werden denen, die engagiert dazu
aufrufen, den Staat Israel zu schädigen, die
Einreise nicht erlauben, insbesondere
angesichts ihres Wunsches den
Architerroristen Marwan Barghouti zu treffen
und ihm Unterstützung anzubieten." Ein
offizielles Dokument des Ministeriums für
Strategische Angelegenheiten, das Haaretz
erhielt, schlägt vor, Mitglieder einer
europäischen Delegation, der die Einreise
erlaubt worden war, daran zu hindern
Barghouti zu besuchen. "Die Frage der
Gefangenenbesuche liegt nicht in der
Zuständigkeit des Ministeriums für
Strategische Angelegenheiten", stellte das
Dokument fest. "Jedoch greifen die Frage der
palästinensischen Gefangenen und der
Bemühungen Israel zu delegitimieren
ineinander. Position des Ministeriums ist
es, keinem Delegationsmitglied zu erlauben,
Marwan Barghouti zu besuchen, da ihm dieser
Besuch den Rücken stärken könnte." Der Beamte
merkte an, dass man nach einem Brief, den
einer der Leiter der Delegation an die
israelische Botschaft in Frankreich gesandt
hatte, die Information vo Außenministerium
erhalten hätte. Der Bürgermeister von
Gennevilliers, Patrice Leclerc, informierte
die Botschaft, dass die Delegation aus 20
Mitgliedern bestehe – französischen
Parlamentariern, EU-Parlamentariern und
französischen Bürgermeistern, die zum
"Netzwerk Barghouti" gehören. Das Dokument
sagt, dass diese "Bürgermeister Teil der
extremen Linken in Frankreich sind, die sich
für eine Kampagne zur Unterstützung von
Barghouti und palästinensischen Gefangenen
einsetzt". Es hob hervor: "Die Delegation
hat erklärt, das Hauptziel sei es Barghouti
zu besuchen". Er merkte an, dass die
Initiative vor über einem Jahre auf einer
ähnlichen Reise entstanden sei, die
Bürgermeister des Barghouti-Netzwerks
unternommen hätten, sie am Ende Barghouti
aber nicht treffen konnten. Es wurde auch
erwähnt, dass das Außenministerium erfahren
hätte, dass die Delegation versuchen würde
einen weiteren palästinensischen Gefangenen
zu besuchen, Salah Hamouri. Hamouri "hat
sich selbst in Frankreich zu einem Symbol
des Kampfes der palästinensischen Gefangenen
gemacht". Laut dem Dokument "ist es die
Position des Ministeriums für Strategische
Angelegenheiten, auch diesen Besuch nicht zu
erlauben, der einen extremistischen,
delegitimierenden Aktivisten "feiern"
könnte. Salah Hamouri, ein palästinensischer
Franzose, der für Addameer recherchiert, war
Ende August von der israelischen Armee
festgenommen." Addameer ist die Vereinigung
für die Unterstützung und die Menschenrechte
der Gefangenen mit Sitz in Ramallah. Das
Ministerium für Strategische Angelegenheiten
empfahl sieben Mitgliedern der französischen
Delegation die Einreise nach Israel zu
untersagen: den Mitgliedern des Europäischen
Parlaments Pascal Durand und Patrick Le
Hyaric; der französischen Parlamentarierin
Clementine Autain; den Bürgermeistern
Azzedine Taibi, Erich Roulot und Leclerc
sowie Pierre Lautant, dem Vorsitzenden der
Kommunistischen Partei. Das Dokument gab an,
dass das Außenministerium keinen Einwand
gegen die Einreise der sieben in Frage
stehenden Delegationsmitlgieder erhoben hat. Das Dokument
sagt, die israelische Botschaft in Paris sei
darauf vorbereitet, mit dem negativen
Niederschlag in den Medien, den das Verbot
ihrer Einreise bewirken könnte, umzugehen,
und "nannte die Delegationsmitglieder
Provokateure". Das Dokument empfiehlt die
sieben vor ihrer Abreise aus Frankreich zu
informieren, dass Israel beabsichtige ihnen
die Einreise nicht zu erlauben. Das Dokument
schildert die speziellen Einwände gegen
jeden einzelnen der sieben. Es sagt von
Leclerc, der die israelische Botschaft von
der Existenz der Delegation informierte,
dass er Mitglied der vorhergehenden
Delegation zur Unterstützung von Barghouti
gewesen sei, dass er an Aktivitäten
teilgenommen hätte, die den Boykott Israels
unterstützten, und dass er Salah Hamouri zum
Ehrenbürger gemacht hätte. MEP Pascal Durand
teilte im März auf Facebook Nachrichten über
einen Bericht französischer Organisationen
mit dem Titel "Die gefährlichen Verbindungen
französischer Banken mit der israelischen
Kolonisation". Er war auch im Januar 2016
der erste Unterzeichner einer Petition an
den französischen Präsidenten, die
eindeutige Botschaften über den Boykott
Israels enthielt. Auch unterzeichnete er
2015 einen Brief, in dem die EU aufgefordert
wurde, ihre Handels- und
Wirtschaftsverbindungen in Israel zu
begrenzen, und setzte auf einer Konferenz
über Wasser in diesem Jahr die Situation in
Israel mit Apartheid gleich, wobei er den
Boykott israelischer Produkte rechtfertigte.
Auch unterzeichnete er einen öffentlichen
Auftruf zur Freilassung von Salah Hamouri. Auch andere
Mitglieder dieser Delegation unterzeichneten
diese Petitionen, Briefe und Dokumente, sagt
der Regierungsbeamte. Laut dem Brief des
Ministeriums nahm Azzedine Taibi, der
Bürgermeister von Stains, an einer
Veranstaltung teil, bei der "in einem
wichtigen Teil für Boykotte Israels
geworben" wurde. Das Dokument erwähnte: "Er
wurde auf dieser Veranstaltung im
Hintergrund mit einer Tafel "Boykottiert
Israel" fotografiert." Ebenso erschien er in
einem Video, das den Boykott israelischer
Produkte unterstützte, und 2013 auf Youtube
eingestellt wurde. Bezüglich Eric Roulot,
Bürgermeister von Limay, erklärte das
Dokument, dass er an der vorhergehenden
Delegation zur Unterstützung von Barghouti
teilgenommen hat, und dass er auf einer
Demonstration für Palästina im April gesagt
habe, "Boykott ist Freiheit" und daran
erinnert habe, dass "der Boykott geholfen
habe die Apartheid in Südafrika zu
beseitigen". Auch veröffentlichte er auf
Facebook Petitionen, die zum Boykott von
Siedlungsprodukten aufriefen. Laut dem
Dokument bekundete die französische
Parlamentarierin Clementine Autain
Unterstützung für den Boykott Israels. Sie
unterzeichnete 2010 einen Artikel in Le
Monde mit dem Titel "Israel boykottieren ist
Kampf für einen gerechten Frieden". Über den
Vorsitzenden der Kommunistischen Partei,
Pierre Laurant, sagt das Dokument, dass er
an den UN-Generalsekretär appelliert habe,
ein Handelsabkommen zwischen der EU und
Israel zu suspendieren und auch
Unterstützung für BDS-Aktivisten bekundet
habe, die in Frankreich vor Gericht gestellt
worden waren. Das
Außenministerium sagte anfänglich, dass die
Maßnahme nicht mit ihm koordiniert worden
sei und hob die möglichen Auswirkungen auf
Außenbeziehungen hervor, außerdem wies es
auf den Umstand hin, dass
Delegationsmitglieder Parlamentarier und
Regierungsbeamte waren, die Diplomatenpässe
haben. Eine Stunde später korrigierte das
Ministerium seine Antwort und sagte, die
Maßnahme sei tatsächlich mit der
Europäischen Abteilung und der israelischen
Botschaft in Paris abgestimmt worden. Im Lauf des
letzten Jahres hat Israel auf Instruktion
von Dery und Erdan ein paar Personen, die
für die Unterstützung der Boykottbewegung
bekannt waren, die Einreise verweigert. Die
Vereinigung für Zivilrechte in Israel (ACRI)
gab eine Erklärung heraus, in der sie gegen
die Entscheidung, Mitgliedern der Delegation
die Einreise ins Land zu untersagen,
protestierte. Sie nannten das israelische
Gesetz, das den Behörden erlaubt,
Boykottbefürwortern die Einreise zu
untersagen, eine Verletzung grundlegender
demokratischer Prinzipien, indem politische
Meinungen ausländischer Bürger für die
Erlaubnis zu einem Besuch in Israel und der
(besetzten) Gebiete in Betracht gezogen
werden. "Jeder, der nach Israel einreisen
möchte, sollte sich nicht der Linie der
derzeitigen Regierungsposition bezüglich der
Besatzung unterwerfen müssen", sagte ACRI. Sharon
Abraham-Weiss, Geschäftsführerin von ACRI,
sagte ihrerseits: "Der Innenminister ist
nicht befugt als Kommissar am Tor zu
fungieren und für die Bürger des Landes und
die Einwohner der betzten Gebiete zu
entscheiden, wer darauf angewiesen ist, die
israelische Grenze zu überschreiten und bei
welchen Positionen es angebracht ist, sie zu
hören. Freie Meinungsäußerung ist nicht nur
das Recht sich selbst zu äußern, sondern
auch das Recht Meinungen ausgesetzt zu sein,
sogar Meinungen, die in Israel die Mehrheit
empören oder wütend machen (das Recht auf
Informationsfreiheit, Ü.)." Quelle
Übersetzung: K. Nebauer Israelische
(Polizei- und Streit)Kräfte gehen gegen
palästinensische Lehrer und Schule in
Ost-Jerusalem und Hebron vor
- Sheren Khalel - 8.11.2017 -
Laut der palästinensischen offiziellen
Medienagenur WAFA drangen am Montag
israelische Polizeikräfte in die Zahwat
al-Quds-Schule im besetzten Ost-Jerusalem
ein und nahmen den Rektor der Schule und
drei Lehrkräfte vor den Schülern fest, bevor
sie die Schule schlossen und die Eltern
anwiesen, alternative Möglichkeiten für ihre
Kinder zu finden. Dies geschah
einen Tag nachdem die israelische Armee in
den Südhügeln von Hebron mehrere Lehrkräfte
auf ihrem Weg zur Schule vor ihren Schülern
festnahmen. Mondoweiss
versuchte die israelische Armee wegen dem
Vorfall in Hebron und den Sprecher der
israelischen Polizei, Micky Rosenfeld, wegen
dem Vorfall in Ost-Jerusalem zu erreichen,
aber keiner antwortete gleich mit einer
Stellungnahme. Es ist unklar,
aus welchem Grund die israelische Polizei
entschied die Schule in Ost-Jerusalem zu
schließen, aber am Donnerstag demonstrierten
Eltern, Lehrer und Schüler vor dem
Schulgelände und verlangten die
Wiedereröffnung der Schule. Obwohl die
Schule ursprünglich von den israelischen
Behörden registriert und genehmigt worden
war, wurde die Genehmigung letztes Jahr
widerrufen, nachdem es die Schulverwaltung
abgelehnt hatte, das israelische Curriculum
zu übernehmen, das zum Beispiel verbietet
die Schüler über die Nakba von 1948 zu
unterrichten. Das Statement von WAFA
besagte, dass die israelische
Stadtverwaltung von Westjerusalem lange
"finanzielle Anreize und Nötigung eingesetzt
hat", um "das israelische Curriculum an
palästinensischen Schulen in Ost-Jerusalem
durchzusetzen", was die (Schul-)Verwaltungen
abgelehnt hätten und dann dazu geführt habe,
dass Israel sich weigerte die Schule
offiziell anzuerkennen. Die Schule war
stattdessen von der islamischen
Waqf-Stiftung verwaltet worden, einer
jordanischen Behörde, die hauptsächlich die
religiösen Stätten der Muslime in
Ost-Jerusalem überwacht, aber auch Schulen
für etwa ein Viertel der Schüler von
Ost-Jerusalem verwaltet. Die Schule
befindet sich in dergleichen Situation wie
viele andere palästinensische
Bildungseinrichtungen; weshalb speziell
gegen die Zahwat al-Quds-Schule vorgegangen
wurde, ist noch nicht bekannt. Physiologische Auswirkungen der Gewalt Ein
Sozialarbeiter aus der besetzten Westbank,
der mit Kindern arbeitet, die von
israelischen Kräften traumatisiert wurden,
sprach mit Mondoweiss über das jüngste
Vorgehen gegen Lehrkräfte, bat aber zu
seinem und seiner Schüler Schutz anonym zu
bleiben. Der
Sozialarbeiter sagte, er sei über die
Nachrichten von der Schließung von Schulen
betroffen, aber besonders beunruhigt
darüber, wie sich diese Vorfälle auf die
Schüler und ihre psychische Gesundheit
auswirken können. Er erklärte,
dass besonders palästinensische Kinder ganz
dringend "sichere Räume" bräuchten. Da
palästinensische Wohnungen und Wohnviertel
von häufigen nächtlichen Razzien heimgesucht
werden, sind die Schulen normalerweise die
einzigen Orte, wo die Kinder darauf
vertrauen können, dass sie in Sicherheit
sind, sagte er. Die Festnahme
von Lehrern vor ihren Schülern ist auch
Besorgnis erregend, weil die Lehrer als
"gute Vorbilder" gesehen werden, erklärte
er. Bedenkt man, dass 40% der männlichen
Bevölkerung in der Westbank eine Zeitlang in
israelischen Gefängnissen verbracht haben,
so wissen die palästinensischen Kinder sehr
wohl, dass Eltern, Geschwister und andere
Familienmitglieder rasch in Gefahr sind
festgenommen zu werden, aber Lehrer werden
von Kinder oft eine Quelle der Stabilität in
ihrem Leben gesehen. "Wenn wir mit
Kindern über sichere Räume sprechen,
erwähnen sie immer, dass die Schule und der
Klassenraum sichere Orte für sie sind,
stellen Sie sich also vor, dass diese Kinder
in ihrem Alltag so voller Unruhe sind und
mit so großen Ängsten fertig werden müssen,
und der einzige Platz, von dem sie dachten,
er sei sicher, wird angegriffen", sagte er.
"So hat man schließlich eine Situation, wo
sie die ganze Zeit voll Angst sind, sie
spüren keine Sicherheit mehr, sie spüren im
Gegenteil, dass sie immer in Gefahr sind
angegriffen zu werden." Wegen des
Tabus der psychischen Gesundheitsfürsorge im
ganzen Nahen Osten und der Normalisierung
der Gewalt nach Jahrzehnten der Besatzung
haben palästinensische Kinder möglicherweise
keine gute Möglichkeit diese Angst zu Hause
auszudrücken. Für gewöhnlich achten die
Schulen auf stärkere Symptome einer
Traumatisierung, aber wenn sie in der Schule
nicht das Gefühl von Sicherheit umgibt,
öffnen sie sich wahrscheinlich weniger,
erklärte er. "Kinder
sollten das Gefühl haben können, dass ihre
Eltern sie schützen können – besonders
Eltern sollten eine Quelle der Kraft und der
Sicherheit sein, aber das ist nicht der
Fall, weil Kinder sehen und hören und
verstehen, dass ihre Eltern machtlos dagegen
sind, grundlos verhaftet zu werden, und
jetzt können auch die Lehrer und die Schule
sie nicht schützen – so ein Gefühl werden
sie haben", sagte er. "Ich denke man kann
mit Sicherheit sagen, dass die Kinder, die
zu allem anderen erlebt haben, dass Soldaten
und Polizei ihre Lehrer wegbringen, anfangen
können Symptome einer posttraumatischen
Belastungsstörung zeigen." "Kinder haben
eine wunderbare Vorstellungskraft, und diese
Bilder der Gewalt verschwinden nicht
einfach, sie kommen in Albträumen wieder, in
extremen Reaktionen auf kleinere Dinge, sie
leben es aus, verhalten sich auffällig, sind
aggressiv, haben Angst vor allem, und solche
Sachen", sagte er. Selbst wenn
ein Schüler unter unwahrscheinlichen
Umständen vorher noch keine Gewalt durch die
Besatzung erlebt hätte, ist er immer noch
verletzlich", erklärte der Sozialarbeiter. "Man kann
sagen, dass diese Vorfälle an der Schule der
erste psychologische Druck sind, mit dem sie
befasst sind, was aber nicht heißt, dass sie
damit fertig werden. Es kann ihr
Gleichgewicht ins Schwanken bringen, aber
ehrlich gesagt, mit aller Wahrscheinlichkeit
ist es nicht der erste Fall von Gewalt, den
sie erlebt haben, palästinensische Kinder
sehen in ihrer Gesellschaft solche Dinge
ständig, durch die Übergriffe, durch
nächtliche Razzien usw., aber eigentlich
nicht in der Schule. Es genügt ein Mal zu
sehen, dass ihre Lehrer festgenommen werden
und die Polizei die Schule schließt, dann
kann das ein großer Schock sein, der lang
andauernde Auswirkungen hat." Quelle Übersetzung: K. Nebauer
Aufwachen aus dem
Horror der israelischen Militarisierung - Dr.
Ilise Benshushan Cohen, Dr. Jordy
Silverstein, Dahar Vardi - 06.11.2017 -
Am Montag, den 30. Okober, fand vor der
Knesset, dem israelischen Parlament, eine
historische Protestaktion statt. Etwa 100
Menschen versammelten sich dort, um gegen
Waffenverkauf und Militärtraining für
Myanmar zu protestieren, wo diese Waffen und
Taktiken bei der ethnischen Säuberung des
Volkes der Rohingya im Westen des Landes
eingesetzt werden. Der Protest war von
Aktivisten der extremen Rechten und der
radikalen Linken in Israel organisiert
worden, teilgenommen haben (u.a.) die
Knessetmitglieder Tamar Zandberg und Mossi
Raz von der linken Meretz-Partei sowie
Yehuda Glick vom rechten Flügel der
Likud-Partei und Moshe Faygleen, früheres
(und zukünftiges?) Mitglied von Likud, vom
weitest rechts stehenden Flügel dieser
Partei. Dieser Protest
erfolgte einen Monat nach einem Protest
israelischer Muslime vor der Botschaft von
Myanmar in Tel Aviv, nach der der
israelische Oberste Gerichtshof über eine
Petition entschied, die das Ende der
israelischen Waffenverkäufe an Myanmar
verlangte. Während mit der Entscheidung ein
Maulkorberlass verbunden war – eine seltene
und erschreckende Entscheidung an sich -,
erfahren wir, dass eine Woche später der
Verkauf von israelischen Kriegschiffen an
Myanmar bekannt gegeben wurde. Die letzten
Rüstungsgüter müssen zu dem laufenden
Verkauf von Panzern, Sturmgewehren, Training
(Fortbildung) und andere israelische
militärische Unterstützung für Myanmar dazu
gezählt werden. Während es in
erster Linie linke israelische Aktivisten
waren, die über diese Gerichtssache die
Angelegenheit an die Öffentlichkeit gebracht
haben, durch den Aktivisten und Anwalt Eitay
Mack, und über Zandbergs Gesetzesvorschlag
zur Beschränkung der Rüstungsverkäufe in
Fällen schwerer Menschenrechtsverletzungen,
gehören jetzt zur Protestbewegung engagierte
rechte Aktivisten, eine wachsende Zahl von
Rabbinern in Israel und im Ausland sowie
mehr und mehr Politiker quer durch die
politische Landschaft. Beim Protest
kamen Sprecher und Sprecher, sowohl von der
Rechten als auch der Linken, auf zwei
Hauptpunkte zurück: Erstens die Frage, wie
wir als Juden, die als Volk durch den
Holocaust gingen, nicht nur tatenlos
zusehen, wenn ethnische Säuberungen und
Genozide durchgeführt werden, sondern dafür
sogar noch bewaffnen? Denn das geschieht
nicht nur in Myanmar, sondern war auch der
Fall in Ruanda, Angola, Bosnien, bei den
Militärregimen in Chile und Argentinien und
dutzenden anderen historischen Fällen. Und
zweitens: uns als Juden hat man gesagt, wir
wären ein Licht unter den Nationen,
stattdessen haben wir, wie der Abgeordnete
Mossi Raz es ausdrückt, wir es durch Uzis
unter den Nationen ersetzt. Beide
Argumente starten mit derselben
grundlegenden Idee: "Als Juden". Wir
sollten, möchte es scheinen, als Juden einen
anderen moralischen Standard haben. Haben
wir das? Und was macht diesen speziellen
Rüstungsverkauf so anders? Weil sich nicht
nur in Israel Menschen aus dem gesamten
politischen Spektrum zusammentun und
kollektiv handeln, um zu sagen Israel müsse
aufhören Waffen an Myanmar zu verkaufen.
Sowohl in den USA wie auch in Australien zum
Beispiel kommen Organisationen in den
jüdischen Gemeinden von der Linken über den
Mainstream bis zu Mitte Rechts zusammen –
Organisationen, die es sonst verabscheuen,
Israels Ideen über das Militär zu
kritisieren –, um zu sagen, dass die Gewalt
zu groß ist. Das sind,
müssen wir zur Kenntnis nehmen, manchmal
Personen und Organisationen, die nicht die
gleichen Standards für Menschenrechte
beibehalten, wenn es um die Behandlung von
Palästinensern geht. Ihr Hauptaugenmerk
richtet sich normalerweise darauf, wie
sogen. 'Schutz' und 'Sicherheit' für Juden
erreicht werden kann, zumindest für einige
Juden, aber hier bei diesem Protest in
Jerusalem hat es sich anders angefühlt. Ich spürte,
wie diese Politiker bereit waren zu
riskieren, mit Opfern aktiv zu werden, die
Muslime, keine Juden sind, und eine
Entscheidung des Sicherheitsestablishments
und des Verteidigungsministeriums zu
problematisieren. Die Leute schienen
wirklich aus einem tiefen Gefühl der
Verpflichtung und aus ihrem Gewissen heraus
in dieser Sache zu handeln. Wir können nicht
leben mit dem Wissen, dass es "unsere"
israelischen Waffen sind, die diese
Grausamkeiten begehen, ohne etwas dagegen
tun. Es scheint, dass dieses Gefühl in allen
jüdischen Gemeinden weltweit wieder z
finden ist. Diese
Gräueltaten könnten eine Entdeckung für
einenTeil der israelischen Linken und jetzt
auch der Rechten sein; und das Bedürfnis
laut ihre Meinung zu sagen ist wegen des
Risikos, das sie vermeintlich auf sich
nehmen, ehrenwert. Diese Erfahrungen sind
aber denen gut bekannt, die von der
israelischen Militarisierung und der
rassistischen Politik am meisten betroffen
sind, von der Nakba über die Besatzung und
die Kontrolle von Gemeinschaften zur
rassistischen Überwachung, die
Palästinenser, Äthiopier, Sepharden und
Mizrahi-Juden, afrikanische Asylsuchende und
'ausländische Arbeiter' einbezieht.
Motivierung zu diesen Kämpfen für
Gerechtigkeit, gegen Militarisierung,
Überwachung und Rassismus sollte auch ein
Schwerpunkt für die israelische Linke und
Rechte sein, von denen viele Teil der
europäisch-ashkenasischen Führungsschicht
und Elite sind und imstande sind zu sehen,
wie befleckt Israels Image von außen ist,
aber noch nicht die innere Arbeit sehen, die
nötig ist, um mit diesem Gebaren intern
aufzuhören. Die Herausforderung bleibt – wie kann man
diese Veränderung verwirklichen? Wie die
israelische Regierung zwingen auf die
Menschen zu hören, in Israel und außerhalb,
und mit der Beihilfe in diesem Genozid
aufzuhören? Und wie kann man diese Bewegung
gegen die Anwendung militärischer Gewalt,
gegen den Profit durch das Betreiben von Tod
und Zerstörung, gegen die Industrie und die
Gefühle, die rund um die Militarisierung
aufgebaut wurden, zum Durchbruch bezüglich
aller israelischen Rüstungsverkäufe bringen?
Die Aufgabe, vor der wir stehen, ist Israel
zu zwingen den Verkauf dieser Waffen zu
stoppen, indem wir auch fortfahren
sicherzustellen, dass die Waffen an den
Palästinensern getestet und gegen sie auf
eine immer kreativere, brutalere und
perfidere Art gerichtetvwerden, aufhört. Eine
Möglichkeit, wie wir das tun können, ist
durch kollektive internationale Aktion. Wir
müssen die grenzüberschreitenden, von
Gerechtigkeit geleiteten Bewegungen, die wir
anstreben, (mit)gestalten. Sedq, ein
internationales jüdisches Netzwerk für
Gerechtigkeit, von der wir ein Teil sind,
hat kürzlich eine Kampagne auf Facebook
gestartet, in der es Menschen in aller Welt
und speziell in den jüdischen Gemeinden
bittet, israelische Botschaften
anzuschreiben oder zu telefonieren und zu
verlangen, dass Israel seine Waffenverkäufe
nach Myanmar beendet. Das ist nur ein
Beispiel. Es gibt derzeit weltweit
zahlreiche andere Kampagnen: es ist unser
aller Pflicht, einen Weg zu finden, um
Einfluss zu nehmen, einen Weg zu finden,
Druck auf Israel auszuüben, damit es aufhört
zur Zerstörung, die ihre Waffen verursachen,
beizutragen. Wenn Israel
einen Führungsanspruch (Legitimität) in der
Familie der Nationen behaupten möchte, dann
hat die Regierung eine Pflicht, seine
Teilnahme an der globalen Rüstungsproduktion
und dem Verkauf zu beenden, da es dazu
führt, dass Waffen an Staaten geliefert
werden, die sie dann gegen marginalisierte
Bevölkerungen einsetzt. Israel muss damit
aufhören, Waffen gegen die Palästinenser zu
richten und global islamophobe Gefühle und
Verhaltensweisen zu schüren. Und Israel muss
auch mit dem Einsatz seiner militarisierten
und rassistischen Methoden und der
Überwachung bei Äthiopiern, Sepharden und
Mizrahi-Juden, Asylsuchenden und
ausländischen Arbeitern mit und ohne Papiere
aufhören. Wie Eitay Mack sagt: "Man kann
Antisemitismus nicht ernsthaft bekämpfen,
ohne den Rassismus in Israel und außerhalb
zu bekämpfen, und ohne die israelische
Unterstützung für rassistische Regime
weltweit zu beenden." Und alle, die in
diesem Augenblick zusammenstanden, müssen
weiterhin zusammenstehen. Um die Lektion aus
diesem Protest zu lernen, dass wir nicht die
Uzis unter den Nationen sein sollen, müssen
wir einen Weg finden neu zu überdenken, was
es bedeutet, in der Welt sicher zu sein,
indem man eher für Gerechtigkeit und Frieden
arbeitet als für die Beibehaltung von
Waffen, Militarisierung und Gewalt. Quelle
Übersetzung: K. Nebauer Wird Netanyahu riskieren, das häßlichste
Geheimnis Israels offenzulegen? - Jonathan
Cook - 27.10.2017 -
Ein
neues Gesetz würde Israel als zugehörig zu
einer globalen jüdischen Nation definieren
und weniger als Staat seiner Bürger, womit
jede Vorspiegelung einer liberalen
Demokratie beendet ist, sagen Experten. Als die
israelischen Gesetzgeber nach der langen
Sommerpause diese Woche ins Parlament
zurückkehrten, kündigte Benjamin Netanyahus
Regierung eine mit Reformen vollgepackte
Agenda an, die Israel noch weiter nach
rechts treiben werden. Zu den
Gesetzesentwürfen gehört die Schwächung der
Macht des Obersten Gerichtshof zur
rechtlichen Überprüfung, ein hartes
Durchgreifen bei linken Organisationen der
Zivilgesellschaft, die Ausweitung der
Grenzen von Jerusalem, um weitere jüdische
Siedlungen anzugliedern sowie die
Genehmigung der zwangsweisen Deportation der
meist afrikanischen Asylsuchenden. Aber keiner
wird sich wahrscheinlich als so brisant
erweisen – oder so viel Aufmerksamkeit auf
sich ziehen – wie eine Maßnahme, die Israel
als jüdischen Staat betrifft. Dieser lang
ausgebrütete Gesetzesentwurf
soll als Israels Äquivalent einer Verfassung
die 11 existierenden grundlegende Gesetze
vereinen. Netanyahu
scheint seinen Angriff auf die Gesetzgebung
auf den Erfolg des vorgeschlagenen Basic
Laws zu gründen: Israel als Nationalstaat
des jüdischen Volkes. Die Absicht
dahinter ist der Definition Israels als
Staat einen Verfassungs ähnlichen Rang zu
geben, einem Staat, der nicht allen seinen
Bürgern gehört – wie es der Fall in einer
liberalen Demokratie ist – sondern allen
Juden weltweit, auch denen, die keine
Verbindung zu Israel haben. Darüber hinaus
wird der Gesetzesentwurf voraussichtlich den
Rang des Arabischen, der Muttersprache eines
Fünftels der israelischen Bevölkerung,
niedriger einstufen. Auch wird es von den
israelischen Gerichten verlangen, in ihren
Entscheidungen das jüdische Religionsgesetz
und die jüdische Tradition gebührend zu
berücksichtigen. Die Gegner
der Gesetzgebung Grundgesetze
sind viel schwerer rückgängig zu machen als
eine gewöhnliche Gesetzgebung. Seit der
ersten Vorlage durch Avi Dichter 2011, einem
früheren Chef des Shin Bet, der israelischen
Geheimpolizei, standen verschiedene
Versionen eines Gesetzesentwurfs für einen
jüdischen Nationalstaat zur Diskussion. Netanyahu
scheint nach acht Jahren als Premierminister
ungeduldig auf einen Fortschritt zu warten.
Im Mai bestand er darauf, dass das Gesetz so
bald wie möglich verabschiedet werden müsse.
Ein eigenes Komitee legte in den letzten
Wochen hastig eine endgültige Version vor.
Widerstand
gegen das Gesetz kommt von drei Vierteln im
Parlament, jedes mit sehr unterschiedlichen
Bedenken. Das erste ist
die Gemeinsame Liste, eine Koalition von
Gruppen, die die große israelische
Minderheit der palästinensischen Bürger (ein
Fünftel der israelischen Bevölkerung)
vertreten, die die Zielgrupe des
Gesetzesentwurfs sind. Allerdings hat ihre
Stimme weder im Parlament noch in der
Regierung Gewicht. Die zweite
Gruppe sind die kleinen kompromisslosen
religiösen Parteien in der
Regierungskoalition, die immer eine
ambivalente, wenn nicht feindselige Haltung
gegenüber dem Staat Israel hatten. Sie
glauben, dass Juden erst dann einen
souveränen Staat haben können, wenn sich der
Messias offenbart. Wenn das Gesetz sogfältig
formuliert wird, werden diese Parteilen
nicht viel Widerstand leisten. Am
unangenehmsten für Netanyahu wird
wahrscheinlich die Abneigung von den
Mitte-Links-Parteien auf den
Oppositionsbänken sein, besonders von der
ehemaligen Arbeitspartei, jetzt in
Zionistische Union umbenannt. Die meisten
ihrer Parlamentarier lehnen das
vorgeschlagene Basic Law ab – allerdings
nicht unbedingt, weil sie mit seinen
Bestimmungen nicht einverstanden sind. Eine lang
bestehende Täuschung aufgedeckt
Die
Positionierungen der
Zionistischen Union zum Gesetzesentwurf
jüdischer Nationalstaat sind komplex. Sie
haben ihre Wurzeln in der Rolle der Partei
bei der Gründung Israels als einem jüdischem
Staat 1948 auf den Ruinen der Heimat der
Palästinenser. Laut Mohammed
Zeidan, dem Direktor des
Menschenrechtsvereins in Nazareth, einer
Interessensvertretung für palästinensische
Bürger Israels, haben Führer der
Arbeitspartei, vor allem der Vater der
Nation, David Ben Gurion, sorgfältig am
Image Israels in einer Weise gefeilt, die
außenstehende Beobachter täuschen sollte,
damit sie glaubten, es sei eine liberale
Demokratie nach westlichem Vorbild. "Das Ziel der
Staatsgründer war es die strukturelle
Diskriminierung zu verbergen", sagte er
gegenüber Middle East Eye. "Es war ein
Irrtum zu glauben, ein jüdischer Staat
könnte ein demokratischer sein, und dass er
universelle Werte und Rechte wahren könnte." Nach Ansicht
von Mitte-Links riskiert es Netanyahus Basic
Law den Schleier von dieser immens
erfolgreichen Täuschung wegzuziehen. Bezeichnenderweise sind die Einwände von
Mitte-Links gegen Netanyahus Basic Law
nicht, dass diese Maßnahme unmoralisch sei
oder die Gleichstellung der 1,7 Millionen
Palästinenser mit den jüdischen Bürgern
verweigert, sondern dass es "unnötig",
"überflüssig" oder "grundlos" ist. Zu wem
gehört Israel? 2014, als ein
Gesetzesentwurf im Parlament eingebracht
wurde, beobachtete Isaac Herzog, der
damalige Führer der Zionistischen Union:
"Nur ein Premierminister, dem es an
Selbstbewusstsein fehlt, ohne eine Vision
und ohne einen Plan, braucht Gesetze, bei
denen es um Offensichtliches geht, das das
Leben keines Israelis verbessert." Ähnlich nannte
die liberale israelische Zeitung Haaretz den
Gesetzesentwurf "komplett überflüssig".
Abraham Foxman bezeichnete ihn als Chef der
israelischen Lobbygruppe Antidefamation
League mit Sitz in New York, als "gut
gemeint, aber nicht notwendig". Mit anderen
Worten, die ideologischen Nachfolger der
Generation der Gründer Israels lehnen das
Basic Law ab, nicht weil es den Charakter
Israels grundlegend verändern würde, sondern
weil es riskiert sein häßlichstes Geheimnis,
das sieben Jahrzehnte hindurch gut verborgen
war, an Tageslicht zu zerren. Sie fürchten,
dass die israelische extreme Rechte
eindeutig Israels Handschrift zeigen wird,
wenn es seinen Status klar als den eines
Staates kodifiziert, der mehr als seinen
eigenen Bürgern, zu denen ein großer Teil
der Palästinenser gehört, Juden in aller
Welt gehört und diese privilegiert. Ein Recht für Juden, ein anderes für Araber Es ist wichtig
zu verstehen, wie Israels Gründer die von
ihnen geschaffenen Apartheid-ähnlichen
Rechts- und Verwaltungsstrukturen
absichtlich verschleierten, um zu verstehen,
warum für die heutige Mitte-Links so viel
auf dem Spiel steht. Israels
Unabhängigkeitserklärung, zur Staatsgründung
im Mai 1948 veröffentlicht, war tatsächlich
eine ausgefeilte Übung in Public Relations.
Sie versprach bekanntlich "die vollständige
Gleichheit sozialer und politischer Rechte
für alle seine Einwohner ungeachtet der
Religion, Rasse oder des Geschlechts zu
gewährleisten". Israel hat es
jedoch, wie Zeidan sagt, viele Jahrzehnte
vermieden, das Gleichheitsprinzip in einem
der Basic Laws festzuschreiben. Stattdessen
hat es die Ungleichheit auf einer
grundlegenden Ebene im
Staatsbürgerschaftsrecht verankert. Am meisten
fällt auf, dass Israel zweierlei
Staatsangehörigkeitsrecht hat. Diese
verleihen verschiedene Rechte, je nachdem ob
ein Staatsbürger jüdisch ist oder nicht. In
den Vereinigten Staaten entschied der
Oberste Gerichtshof in der Mitte der
1950er-Jahre, mitten im Kampf um die
Bürgerrechte, in einer
Grundsatzentscheidung, dass "getrennt
inhärent ungleich ist" – und so hat es sich
auch in Israel erwiesen. Das
Rückkehrgesetz Israels von 1950 öffnete
allen Juden weltweit die Tür und erlaubte
eine jüdische Massenimmigration. Jeder Jude,
der in Israel landete, konnte sofort die
Staatsangehörigkeit erhalten, so wie
hunderttausende Juden während der folgenden
sieben Jahrzehnte. Immerwährende jüdische Mehrheit Aber Israel
wollte für Palästinenser das Gegenteil. Das
Resultat? Es schuf ein separates Recht, das
Staatsbürgerschaftsrecht von 1952 für
Nicht-Juden. Seine vordringliche Intention
war es, 750.000 Palästinensern, die vier
Jahre zuvor während der Nakba (arab. für
'Katastrophe') von Israel vertrieben worden
waren, das Rückkehrrecht nach Hause zu
nehmen. Auf längere
Sicht war das Staatsbürgerschaftsrecht für
die Sicherstellung einer großen,
immerwährenden jüdischen Mehrheit
konzipiert, indem der Zugang zur
Staatsbürgerschaft für Nicht-Juden blockiert
wurde. Heute gibt es
für Nicht-Juden nur eine Möglichkeit die
israelische Staatsangehörigkeit zu erwerben
– durch Heirat mit einem Juden. Diese
Ausnahme wurde genehmigt, weil es nur wenige
Dutzend Nicht-Juden jedes Jahr sind, und die
dadurch keine Bedrohung des israelischen
Judentums darstellen. Nach einer
rechtlichen Anfechtung verabschiedete Israel
2003 eine Novellierung des
Staatsbürgerschaftsgesetzes, um
sicherzustellen, dass die große Mehrheit der
Palästinenser in den besetzten Gebieten
sowie Araber aus den Nachbarstaaten keinen
Anspruch auf Aufenthalt oder
Staatsangehörigkeit über die Heiratsregelung
erheben kann. Das
Rückkehrrecht und das
Staatsbürgerschaftsrecht sind zwei von etwa
70 israelischen Gesetzen – bei wachsender
Anzahl – die danach, ob ein Staatsbürger
Jude oder Palästinenser ist, explizit
diskriminieren. Die Rechtsgruppe Adalah, die
die palästinensischen Bürger Israels
repräsentiert, hat eine Datenbank für
derartige Maßnahmen zusammengestellt. Staatlich
genehmigter Rassismus Aber
Netanyahus Basic Law droht die tiefere
Bedeutung der zweigeteilten
Staatsbürgerschaftsstruktur aufzudecken. Die 1,7
Millionen Palästinenser sind in einer Weise
diskriminiert, die über die hinausgeht, die
gegen Minderheiten in demokratischen Staaten
praktiziert wird: durch die willkürlichen,
informellen oder ungeregelten
Entscheidungen von Beamten oder staatlichen
Einrichtungen. In solchen Demokratien
brechen Beamte gewöhnlich das Recht, wenn
sie Minderheitsgruppen diskriminieren.
Aber in
Israel, hob Zeidan hervor, "übertreten
Beamte oft das Gesetz, wenn sie nicht
diskrimnieren. Es ist ihr Job zu
diskriminieren." Dieser
staatlich genehmigte Rassismus wird durch
die Etablierung von "Nationalitäten"
getrennt von der Staatsbürgerschaft
erreicht. Die hauptsächlichen Nationalitäten
in Israel sind "Jude" und "Araber". Der
Staat hat es abgelehnt eine "Israelische
Nationalität" anzuerkennen, eine Position,
die der Oberste Gerichtshof Israels
unterstützte, um konkret eine Hierarchie von
Rechten zu genehmigen. Individuelle
Rechte haben alle Bürger kraft ihrer
Staatsbürgerschaft, ob sie jetzt Juden oder
Palästinenser sind. In dieser Hinsicht sieht
Israel wie eine liberale Demokratie aus.
Aber Israel berücksichtigt auch "nationale
Rechte" und reserviert sie meist exklusiv
für die jüdische Bevölkerung. Nationale
Rechte werden als den individuellen
Bürgerrechten übergeordnet betrachtet. Wenn
es also einen Konflikt zwischen beiden gibt,
wird von Beamten und Gerichten grundsätzlich
dem jüdischen nationalen Recht der Vorzug
gegeben. Nationales
Recht sticht Staatsbürgerschaft Wie diese
Hierarchie der Rechte in der Praxis
funktioniert, wird von der
Staatsbürgerschaftsstruktur akkurat
illustriert. Das Rückkehrrecht etabliert ein
nationales Recht für Juden, sofort die
Staatsangehörigkeit zu erwerben – so wie
viele andere Rechte, die sich von der
Staatsangehörigkeit ableiten. Andererseits
schafft das Staaatsbürgerschaftsgesetz für
Nicht-Juden nur ein individuelles
Staatsangehörigkeitsrecht. Die
palästinensische Minderheit Israels kann
ihre Staatsangehörigkeit nur "nach unten" an
ihre Nachkommen weitergeben, sie aber nicht
wie Juden auf die Mitglieder ihrer großen
Familien ausweiten – in diesem Fall auf die
Millionen Palästinenser, die 1948 von Israel
zu Flüchtlingen gemacht wurden, und ihre
Nachkommen. Diese
Privilegierung jüdisch nationaler Rechte ist
ebenso eindeutig in der Art, wie Israel mit
seinen kostbarsten materiellen Ressourcen
umgeht: Land und Wasser. Die
wirtschaftliche Nutzung dieser
Schlüsselressourcen wird tatsächlich als ein
nationales Recht gehandelt, aussschließlich
für Juden reserviert. In der Praxis, merkte
Sawsan Zaher, Anwalt bei Adalah, an, ist der
Zugang zu diesen Ressourcen auf Juden in den
hunderten ländlichen Gemeinden in Israel
beschränkt, einschließlich der am besten
bekannten, den Kibbutzim. Diese
ländlichen Gemeinden sind die Orte, an denen
Israel große Landstriche und
subventioniertes Wasser zur Verfügung
gestellt hat. Im Ergebnis liegt fast die
gesamte kommerzielle Landwirtschaft und
vieles an Industrie in diesen Gemeinden. Araber sind
gesellschaftlich unpassend Aber diese
Ressourcen können nur von der jüdischen
Bevölkerung genutzt werden, weil jede
Gemeinde von einem Zulassungskomitee gelenkt
wird, die den Zuzug von israelisch
palästinensischen Bürgern verhindert, mit
der Begründung, dass sie "sozial unpassend"
seien. "Die Komitees
regeln den Zuzug zu 550 Gemeinden in Israel
und stellen damit sicher, dass die
Ressourcen, die sie kontrollieren, nur ihrer
jüdischen Bevölkerung zur Verfügung stehen",
sagte Zaher gegenüber Middle East Eye.
"Diese Komitees sind ein Glied in einer
Kette rassistischer Regelungen, Segregation
und Ausschluss von palästinensischen Bürgern
durch den Staat." Der Hauptzweck
dieser ländlichen Gemeinden ist die
Durchsetzung der "Nationalisierung" von 93%
des Territoriums Israels. Dieses Land ist
nationalisiert, nicht für israelische
Staatsbürger – da keine israelische
Staatsangehörigkeit anerkannt ist -, sondern
für eine globale jüdische Nation. Inzwischen ist
das Fünftel der Bevölkerung, die
Palästinenser sind, auf weniger als 3% des
israelischen Territoriums beschränkt,
nachdem der größte Teil ihres Landes vom
Staat konfisziert worden ist und für Juden
in der ganzen Welt treuhänderisch verwaltet
wird.
Seit der Gründung Israels vor 70 Jahren
wurde keine einzige neue palästinensische
Gemeinde errichtet, während dutzende
palästinensische Dörfer von einem Planungs-
und Baugesetz von 1965 "nicht anerkannt"
wurden. Die 120.000 Bewohner dieser Dörfer
werden durch dieses Planungsgesetz
kriminalisiert, sie können kein Haus legal
bauen, ihnen werden öffentliche
Dienstleistungen verwehrt. 'Landlords', die Grundherren von Israel Beobachter
sagen, dass Netanyahus Basic Law riskiert,
dass ein sieben Jahrzehnte langer Mythus
über Israel explodiert: dass es eine
liberale Demokratie ist, in der israelische
Staatsbürger, Juden wie Palästinenser,
gleiche Rechte haben. Die
Kombination des Rückkehrgesetzes, das alle
Juden in der ganzen Welt zu einer sofortigen
israelischen Staatsangehörigkeit berechtigt,
mit den israelischen Bodengesetzen, die das
endgültige Eigentumsrecht Juden als einer
globalen Nation vorbehält, hat die
Staatsbürgerschaft von ihrer anerkannten
Bedeutung entleert. Stattdessen
gehört der Staat nach der existierenden
rechtlichen Struktur Israels Juden aus aller
Welt kollektiv statt den Bürgern des Landes.
Der jüdische Staat "gehört" dem
Weltjudentum, auch wenn viele einzelne Juden
ihre Staatsbürgerschaft nicht aktualisiert
haben und nicht gekommen sind, um in Israel
zu leben. Wie
israelische Wissenschafter bemerkt haben,
sollte Israel nicht als liberale Demokratie
bezeichnet werden, sondern als ein
grundlegend nicht-demokratischer Staat,
genannt Ethnokratie. Ariel Sharon,
ein bekannter General und späterer
Premierminister, beschrieb einmal das
Weltjudentum als die "Landlords"
(Grundherren) von Israel. Damit bleiben die
palästinensischen Bürger, ein Fünftel der
Bevölkerung, wenig mehr als ansässige Fremde
oder temporäre Gastarbeiter, mit
Genehmigung, solange sie keine Gefahr für
die jüdische Natur (jewishness) des Staates
darstellen. Reale
Gefahr des Basic Law Israels
moderne Mitte-Links, Ben Gurions Erben,
fürchten zu Recht, dass Netanyahu und die
extreme Rechte dabei sind Israels
schmutzigstes Geheimnis öffentlich zu
lüften. Ihr Basic Law wird ein komplexes und
undurchsichtiges System von Gesetzen und
Praktiken zu einem einfachen, leicht
verständlichen Basic Law reduzieren, das
Vergleiche mit der Apartheid-Ära Südafrikas
heraufbeschwört. Oder
Netanyahus Basic Law wird, wie Zaher
bemerkt, wenn es verabschiedet ist, den
palästinensischen Bürgern Israels "eine
klare und gefährliche politische Botschaft
senden: dass sie nicht erwünscht sind, dass
sie keine gleichberechtigten Bürger sind,
dass der Staat, in der Tat, nicht eurer
ist". Die heutige
extreme Rechte kümmert sich weniger um die
Meinung der Welt als es die Gründer Israels
taten. In ihrem Fanatismus möchten sie die
letzten Bastionen im liberalen jüdischen
Establishments ausrotten – wie den Obersten
Gerichtshof, die Zivilgesellschaft und Teile
der Medien, sodass sie ihre aggressivere
Marke des Zionismus, eine neue Welle
anti-demokratischer Gesetzgebung in Gang
setzen und das Siedlungsprojekt
intensivieren werden. Die wirkliche
Gefahr von Netanyahus Basic Law ist nicht,
dass es das, was Israel ist, ändern würde,
warnte Zeidan. "Aber es wird eine viel
solidere Plattform für das bieten, was sie
extreme Rechte in Israel als Nächstes
beabsichtigt." Quelle
Übersetzung: K. Nebauer Israel
verweigert Mitarbeiter von Amnesty
International Einreise wegen angeblicher
"BDS-Aktivitäten" -
Sheren Khalel - 01.11.2017 - Israelische
Grenzbeamte verweigerten am Montag Raed
Jarrar, einem amerikanischen Staatsbürger
und Direktor für den Nahen Osten und
Nordafrika bei Amnesty Interntional USA,
die Einreise. Jarrar war auf dem Weg zu
seiner Familie, um seinen kürzlich
verstorbenen Vater zu betrauern, wurde aber
nach Jordanien zurückgeschickt, da die
israelischen Beamten ihm die
Einreiseerlaubnis verweigerten. In einer von
Amnesty herausgegebenen Erklärung, die die
Einreiseverweigerung verurteilte, sagte die
Gruppe, die Zurückweisung Jarrars sei eine
"Vergeltung für ihre Menschenrechtsarbeit
gewesen". Inzwischen
erzählte der israelische Außenminister
lokalen Medien, dass Jarrar, dessen Familie
der Herkunft nach palästinensisch ist, aus
persönlichen Gründen, wegen seiner
angeblichen "BDS-Aktivitäten" zurückgewiesen
worden sei, womit er sich auf die Boykott,
Investitionsentzugs- und Sanktionen-Bewegung
bezog. Amnesty war
die erste Organisation, der Israel im
September sagte, es werde ihr den
Gemeinnützigkeitsstatus bzw. die
Möglichkeit, Spenden von der Steuer
abzuziehen, nehmen, weil die Gruppe den
Boykott von Siedlungsprodukten unterstütze.
Philip Luther,
Direktor für Recherche und Anwaltschaft für
den Nahen Osten und Nordafrika bei Amnesty
International sagte, die Tatsache, dass
Jarrar keine Reiseerlaubnis erhalten habe,
nachdem er über seine Arbeit bei Amnesty
befragt worden war, "scheint darauf
hinzuweisen, dass diese Maßnahme als
Vergeltung für die Arbeit der Organisation
zu Menschenrechtsverletzungen" in den
besetzten palästinensischen Gebieten
ergriffen worden sei. "Das scheint
ein weiteres unheilvolles Zeichen für die
Entschlossenheit der israelischen Behörden
zu sein, Menschenrechtsorganisationen und
Aktivisten, die die israelische Regierung
kritiseren, zum Schweigen zu bringen. Das
widerspricht den wiederholten Behauptungen
der Regierung, Israel sei ein toleranter
Staat, der die Menschenrechte beachtet",
sagte Luther. Jarrar stellte
ein Dokument auf Twitter ein, das ihm von
israelischen Beamten zur Begründung der
Verweigerung (seiner Einreise) an der
Allenby-Brücke, dem Grenzübergang zwischen
Jordanien und der von Israel besetzten
Westbank, gegeben wurde. Unter "Grund
für die Verweigerung" erfassten die
israelischen Beamten bei zwei
Aufzählungspunkten: "Verhinderung einer
illegalen Immigration" und "öffentliche
Sicherheit oder öffentlicher Schutz oder
Aspekte der öffentlichen Ordnung"." Dieser
Zeitpunkt ist, wenn man für etamnestyusa
arbeitet, eine Gefahr für die öffentliche
Sicherheit. Auch die Ironie, einem
Palästinenser die Einreise als illegale
Immigration zu verweigern", postete Jarrar
auf Twitter mit einem Teilfoto des
Dokumente. Jarrars Vater war in Palästina
geboren und aufgewachsen. Der neben
Jarrar auch befragte Alli Mc Cracken,
zuständig für Kampagnen von Amnesty
International in Nordamerika, postete auf
Twitter Folgendes zu dem Vorfall: "Heute
verweigerten israelische Beamte etraedjarrar
die Einreise nach #Palästina. Wir waren auf
dem Weg, um seine große Familie zu besuchen,
um den Verlust seines Vaters zu betrauern.
Nach einer eingehenden Befragung Raeds über
das Projekt von Amnesty, das zum Verbot
israelischer Siedlungsprodukte aufruft, und
aufdringlicher Fragen über den gespeicherten
Inhalt meines Handys (ja, sie haben es mir
weggenommen), deportierten sie uns abrupt
nach Jordanien. Es ist ein sehr trauriger
Tag, wenn ein Mitarbeiter von Amnesty
International nicht nach #Palästina
einreisen darf, um während einer
persönlichen Trauerzeit mit seiner Familie
zu sein", sagte Mc Cracken in einer Reihe
von Posts. Mc Cracken war
die Einreise nicht verweigert worden, aber
er entschied sich aus Solidarität mit Jarrar
nach Jordanien zurückzukehren. Laut Amnesty
ist Mc Cracken, der keine palästinensischen
Wurzeln hat, früher sechs Mal in der
besetzten Westbank gewesen und "hat an
Solidaritätsevents wie der Olivenernte
teilgenommen". Im März hatte
Israel sein Einreisegesetz ergänzt und
israelischen Beamten erlaubt, jedem
Ausländer, der für en Boykott israelischer
Produkte eintritt, die Einreise zu
verweigern. Es war nicht
das erste Mal, dass die israelische
Gesetzgebung forderte, diejenigen zu
bestrafen, die zu BDS aufrufen. 2011 hat
Israel ein Anti-Boykott-Gesetz
verabschiedet, das den Aufruf zum Boykott
israelischer Institutionen und Unternehmen
als Kritik an der israelischen Besatzung von
Palästina oder an Aktivitäten der illegalen
Siedlungen für israelische Einzelpersonen
und Institutionen verbietet. In seiner
Erklärung sprach sich Amnesty gegen beide
Gesetze aus und sagte, sie stünden "im
Widerspruch zu Israels Pflicht, das Recht
auf freie Meinungsäußerung und das Recht auf
Nicht-Diskriminierung zu wahren, wenn es um
politische Meinung geht". Die Gruppe
betonte auch, dass sie "keine Position zu
Boykotten bezieht", aber stattdessen "für
das Recht auf Boykott als eine Form der
Fürsprache, die vom Recht auf freie
Meinungsäußerung geschützt ist, eintritt." Es war nicht
sofort klar, ob Jarrar plant gegen seine
Einreiseverweigerung gerichtlich vorzugehen.
Jarrar konnte für einen Kommentar gleich
erreicht werden. Menschen
palästinensischer Herkunft, die nicht die
palästinensische oder israelische
Nationalität oder die (israelische)
Residenzerlaubnis haben, sind oft das Ziel
für Visa- oder Einreiseverweigerung durch
die israelische Regierung, die jede Einreise
in die besetzte Westbank kontrolliert und
genehmigen oder verweigern kann. Quelle
Übersetzung: K. Nebauer Balfour Erklärung:
Wie
Großbritannien sein liebloses
Versprechen den Palästinensern gegenüber
brach
Jonathan Cook - Block - 30. Oktober 2017 -
The National – 29. Oktober 2017 Es liegt mehr
als ein wenig Ironie in der Entscheidung des
israelischen Premierministers Netanyahu,
diese Woche in London an einem „Fest“-Essen
mit seiner britischen Amtskollegin, Theresa
May, teilzunehmen, um das Jahrhundert der
Balfour Erklärung zu zelebrieren. Palestinensische Einwände gegen das Dokument
von 1917 sind wohlbekannt. Großbritanniens
Lord Balfour hatte kein Recht, eine
nationale Heimat für das jüdische Volk” in
Palästina, dem Land eines anderen Volkes, zu
versprechen. Aber die
Israelis wurde eine andere Geschichte
gelehrt, wonach nicht die Palästinenser,
sondern sie hintergangen wurden. In 1939 hatte
es den Anschein, dass Großbritannien seine
Zusicherung widerrief, indem es
“unmissverständlich” bekannt gab, dass es
keinen jüdischen Staat in Palästina
errichten werde. Grenzen wurden der
jüdischen Einwanderung auferlegt, zu einer
Zeit, wo Europas Juden vor dem
Nazi-Holocaust flohen. Das war der
Grund, dass Herr Netanyahu Großbritannien
vor einem Vierteljahrhundert in seinem Buch,
„A Place Among the Nations“ (Ein Platz unter
den Nationen), des Treuebruchs anklagte.
Man kann den
Widerwillen der Israelis heute verstehen,
Großbritannien die zentrale Rolle
einzuräumen. Die Balfour Erklärung ist eine
peinliche Erinnerung daran, dass ein
Jüdischer Staat die Frucht eines
transparenten Kolonialisierungsprojektes
war. Angesichts der
Notwendigkeit, seine imperialen Interessen
abzuwägen, unterstützte Großbritannien die
Zionisten. so gut es konnte.
Einwanderungsbeschränkungen wurden
eingeführt aufgrund der starken Belastung
eines dreijährigen bewaffneten Aufstands der
Palästinenser, die entschlossen waren, zu
verhindern, dass ihr Land vergeben wurde.
Der Historiker
Rashid Khalidi schrieb, dass die
palästinensische Revolte der späten 1930er
wahrscheinlich den längsten Generalstreik
beinhaltete, den es je gegeben hat. Sie
stellte eine solche Bedrohung dar, dass
Großbritannien tausende zusätzliche Soldaten
verpflichtete, um den Aufstand zu
unterdrücken, sogar als der Krieg sich in
Europa abzeichnete. Als die Briten
Palästina in 1948 verließen, hatten sie es
drei Jahrzehnte geleitet, in denen den
Zionisten erlaubt wurde, die Institutionen
für eine Eigenstaatlichkeit zu entwickeln:
eine zukünftige Regierung , die Jewish
Agency (Jüdische Agentur), eine Proto-Armee
in der Haganah und eine Land und
Siedlungsabteilung, bekannt als der Jüdische
Nationalfond. Im Gegensatz
dazu wurden alle Zeichen eines
palästinensischen Nationalismus rücksichtlos
vernichtet, ganz zu schweigen von der
Errichtung einer Nation. Am Ende der
arabischen Revolte, kaum ein Jahrzehnt,
bevor die Palästinenser mit der
zionistischen Kampagne einer ethnischen
Säuberung konfrontiert wurden, lag die
palästinensische Gesellschaft in Scherben. Israel lernte
zwei Lektionen von Großbritannien, das
seinen Kampf führte, um palästinensische
Versuche zur Befreiung zu unterdrücken. Die erste:
Israel setzte die drakonischen Maßnahmen von
Großbritanniens Kolonialherrschaft fort. In
den frühen 1950ern, hatte Menachem Begin,
Anführer der vorstaatlichen Irgun-Milizen
und zukünftiger israelischer
Premierminister, Großbritanniens bekannte
Notverordnungen als “Nazi-Gesetze”
bezeichnet. Nichtsdestotrotz wurden diese in die
Militärbefehle integriert, die Israel gegen
die Palästinenser unter Besatzung anwendet.
Bedeutenderweise sind diese Regelungen auch
noch in Israel selbst in Kraft gegen die
größte Minderheit des Landes, die
palästinensischen Bürger, nur jeder Fünfte
der Bevölkerung. Israel muss noch seine
sieben Jahrzehnte des Notstands beenden. Die andere
Lektion stammt aus dem Wortlaut der Balfour
Erklärung. Dieser bezieht sich auf die
einheimischen Palästinenser – damals 90
Prozent der Einwohner Palästinas – als
“vorhandene nicht-jüdische Gemeinschaften“.
Er versprach nur, „ihre zivilen und
religiösen Rechte“ zu schützen, verneinte
jedoch, sie als Nation anzuerkennen, die
politische und soziale Rechte verdiente. Israel folgte
dem Beispiel. Die Palästinenser in Israel
wurden, anstatt als Palästinenser, als “die
Minderheiten”, oder allgemein als
“Israelische Araber”, bezeichnet. Israels
perverse Nationalitätsgesetze ordnen sie
weitgehend religiösen Klassifizierungen zu:
als Drusen, Aramäer (Christen) und Araber
(zunehmendes Synonym von Muslimen). Im besetzten
Ostjerusalem wird den Palästinensern jede
nationale and institutionelle Vertretung
verboten. Und in der Westbank, erstreckt
sich die Macht der Palästinensischen
Autorität – angebliche Regierung der
Palästinenser – nicht weiter als auf das
Agieren als Sicherheitsbeauftragter für
Israel und auf das Ausüben kommunaler
Dienstleistungen, wie z.B. Müllabfuhr. In
der Praxis ist die stark eingeschränkte
Autorität der PA auf einen kleinen Teil der
Westbank beschränkt. Als Ergebnis
sind die palästinensischen nationalen
Ambitionen erheblich geschrumpft: von Yasser
Arafats Kampf für einen säkularen
demokratischen Staat in ganz Palästina, auf
die heutigen Enklaven in Gaza und in Flecken
der Westbank. Israel hat den
Palästinensern konsequent das
Selbstbestimmungsrecht verweigert, das es
einst von den Briten verlangte. Die Regierung
von Herrn Netanyahu bereitet sich diese
Woche darauf vor, alle verbleibenden
Hoffnungen auf einen palästinensischen Staat
mit dem bedeutendsten Schritt in Richtung
Annektierung des palästinensischen Gebietes
in den 40 Jahren, seit Jerusalem annektiert
wurde, zunichte zu machen. Der Plan ist,
Jerusalems Grenzen weit auszudehnen, um
große jüdische Siedlungen in der Westbank,
wie Maale Adumim, einzubeziehen. Zusätzlich hat
Herr Netanyahu angeblich $230 Millionen
versprochen, um fünf Autobahnen in der
Westbank zu bauen, um die Verbindung
zwischen Israel und den Siedlungen zu
fördern. Gibt es eine
Opposition? Avi Gabbay, der neue Führer des
linken Zentrums der Zionistischen Union,
klingt nicht viel anders als die ganz
Rechten. Diesen Monat verkündete er: “Ich
glaube, dass das gesamte Land Israels (das
historische Palästina) unser Land ist.” Er
fügte hinzu, keine Westbank-Siedlung werde
aufgelöst, auch nicht um des Friedens
willen. Großbritannien
erfüllt sein Versprechen gegenüber den
Zionisten voll und ganz, aber gegenüber den
Palästinensern brach es sein liebloses
Versprechen, ihre zivilen und religiösen
Rechte zu schützen. Eine Entschuldigung von
Großbritannien ist lange überfällig, ebenso
wie Bemühungen, den vor 100 Jahren
verursachten Schaden wieder zu reparieren. diplomacy,
Zionism
(übersetzt von Inga Gelsdorf)
Israel unterhält robusten
Waffenhandel mit
Schurkenregimen
- Jonathan Cook - 23.10.2017 -
Menschenrechtsaktivisten intensivieren ihre
Bemühungen, die lange und verdeckte
Geschichte Israels der Waffenlieferung und
des Militärtrainings für Schurkenstaaten zu
Zeiten, in denen diese aktiv Massaker,
ethnische Säuberung und Genozid betreiben,
aufzudecken. Der
israelische Waffenhandel mit Schurkenregimen
ist nach der Entdeckung, dass Israel trotz
eines Waffenembargos der USA und der EU nach
Myanmar liefert, ins Scheinwerferlicht
geraten. Das früher als
Burma bekannte Myanmar wurde erst letzten
Monat von der UNO wegen Betreiben einer
"Bilderbuch mäßigen ethnischen Säuberung" an
den Rohingya, einer muslimischen Minderheit
verurteilt. Wie berichtet wurde, mussten in
den letzten Wochen hunderttausende Rohingya
in das benachbarte Bangladesh fliehen,
nachdem nachgewiesenermaßen ganze Dörfer
abgebrannt, Massaker und systematische
Vergewaltigungen verübt worden waren. Israel hat
keine Details über seine Beziehungen mit der
Militärregierung von Myanmar veröffentlicht,
aber öffentliche Dokumente zeigen, dass es
dem dortigen Militär bewaffnete
Patrouillenboote, Schusswaffen und
Überwachungsausrüstung verkauft hat. Auch
wurden Spezialeinheiten von Myanmar von
Israelis trainiert. Protest vor
dem Parlament Menschenrechtsgruppen wollen am 30. Oktober
vor der Knesset protestieren und den
sofortigen Stopp der Waffenlieferungen an
Myanmar fordern. Auch mit der
Lieferung von Waffen und
Überwachungsausrüstung an Milizen im Südsuan,
wo seit 2013 ein Bürgerkrieg tobt, haben
israelische Unternehmen mit den USA und
Europa gebrochen. Man schätzt, dass etwa
300.000 Sudanesen in den Kämpfen getötet
worden sind. Eitay Mack,
ein Menschenrechtsanwalt, hat eine Menge
Petitionen bei israelischen Gerichten
eingereicht im Versuch Licht in Details des
israelischen Handels mit solchen Regimen zu
bringen. Er sagte, die Schriftsätze seien
abgefaßt worden, um Ermittlungen in
Kriegsverbrechen der involvierten Beamten
und Unternehmer zu beschleunigen. "Viele
westliche Staaten verkaufen Waffen, aber bei
Israel ist es einzigartig, dass es überall,
wo Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit verübt werden, auftaucht",
sagte Mack gegenüber Al Jazeera. "Die
Unternehmen verkaufen Waffen, und die
Beamten, die den Handel in Seelenruhe
genehmigen, müssen zur Rechenschaft gezogen
werden. Warum würde dies sonst jemals ein
Ende haben?" Geheime
Praxis Mack sagte,
die Komplizenschaft Israels mit dem Militär
von Myanmar gehöre zu einem Muster der Hilfe
für Schurkenregime, das Jahrzehnte
zurückreicht und ein Licht auf die Bedeutung
des Rüstungshandels für die israelische
Wirtschaft wirft. Im Sommer
wurde bekannt, dass die Beamten im
Verteidigungsministerium 99,8% aller Anträge
auf Lizenzen für Rüstungsexporte
genehmigen. Außer zur
derzeitigen Gewalt in Myanmar und im
Südsudan beizutragen, wird Israel auch
beschuldigt, heimlich Waffen geliefert zu
haben, die in den Zeiten von Genozid und
ethnischer Säuberung wie in Ruanda, auf dem
Balkan, in Chile, Argentinien, Sri Lanka, El
Salvador und Nicaragua benutzt wurden.
Israel pflegte auch enge Beziehungen zum
Apartheid-Südafrika, bemerkte Mack. Yair Auron,
ein Wissenschaftler an der Offenen
Universität in Israel, der sich mit Genozid
befasst, sagte, dass die israelischen
Waffenlieferungen an Regime wie Myanmar mit
Waffenlieferungen an Nazi-Deutschland
während dem Holocaust verglichen werden
sollten. "Diese
Verkäufe machen mich und alle Israelis zu
Verbrechern, weil in unserem Namen geliefert
wird", sagte er gegenüber Al Jazeera. "Wir
leisten Beihilfe zu Genozid." Verteidigungsminister hat gelogen Bemühungen von
Menschenrechtsgruppen Licht in die
Komplizenschaft Israels mit Myanmar zu
bringen sind bisher von israelischen
Behörden und Gerichten vereitelt worden.
Die
israelische Tageszeitung Haaretz warf dem
Verteidigungsminister Avigdor Liberman vor
zu lügen, als er im Parlament behauptete,
das israelische Vorgehen in Myanmar stimme
mit dem der "aufgeklärten Welt" überein.
Beamte lehnten
es bei einem Hearing vor dem Obersten
Gerichtshof letzten Monat zu einer Petition
für den Stopp der Rüstungsexporte ab,
Informationen über Rüstungsexporte an die
Militärregierung offenzulegen. Anwälte des
Staates bestanden auf geschlossenen
Sitzungen, wenn über die Beziehungen mit
Myanmar diskutiert wird. Die drei
Richter im Hearing gaben einen
Maulkorberlass heraus, um die
Veröffentlichung ihrer Entscheidung zu
verhindern, von der weitgehend vermutet
wird, dass sie die Fortsetzung der
Waffenverkäufe genehmigt haben. Sie
rechtfertigten die Informationssperre damit,
dass eine Veröffentlichung Schaden für die
Auslandsbeziehungen Israels (nach sich
ziehen) könnte. Letztes Jahr
wies dasselbe Gericht eine Petition zurück,
die von Amtsträgern die Freigabe von
Dokumenten über die Rolle Israels bei der
Bewaffnung serbischer Truppen beantragte,
die 1998 Massaker an Bosniern verübt haben.
Aktivisten warten auf Hearings zu vielen
anderen Fällen, die Südsudan, Ruanda, Chile,
Haiti und Argentinien betreffen. Im August
behaupteten israelische Amtsträger vor dem
Obersten Gerichtshof, ihre Exporte an
Milizen in Südsudan seien "gesetzeskonform"
gewesen. Anhaltspunkte
lassen darauf schließen, dass Israel Gewehre
und Überwachungsausrüstung an Milizen und
die Armee in Südsudan verkauft hat. Ein
UN-Report fand, dass in Israel hergestellte
Ace und Galil Gewehre dort verbreitet im
Einsatz sind. Keine
Kontrolle der Genehmigungen Für nächste
Woche steht ein Hearing beim Obersten
Gericht zu einer Petition zur Involvierung
Israels in Ruanda, wo es Berichten zufolge
Hutus bewaffnete, die genozidale Angriffe
auf Tutsis verübten, auf der Tagesordnung.
Mack stellte
fest, dass es eine Handvoll Beamte im
Verteidigungsministerium gibt, die etwa
400.000 jährlich ausgestellte Genehmigungen
für Waffenverkäufe kontrollieren. "Das
bedeutet in der Praxis, dass es gar keine
Kontrolle gibt", sagte er. Israelischen
Unternehmen ist es allerdings erlaubt, an
etwa 130 Staaten Waffen zu verkaufen,
Aktivisten sagen jedoch, dass es noch
weitere Staaten gibt, mit denen Israel
verdeckt Handel treibt. Israel ist der
einzige große Waffenexporteur, der ständig
gegen den globalen Abwärtstrend bei den
Waffenverkäufen gesteuert hat. Im März war
berichtet worden, dass der israelische
Waffenhandel 2016 einen Wert von etwa 6,5
Milliarden Dollar hatte, mehr als ein Jahr
zuvor mit $5,7 Mrd. Dazu gehörte eine 70%ige
Steigerung an Afrika. Größter
Exporteur pro Kopf Es wird
angenommen, dass Israel trotz seiner
geringen Größe der sechst größte
Rüstungsexporteur der Welt ist – und der
größte pro Kopf. Dadurch wurden
die Rüstungsverkäufe für die israelische
Wirtschaft sehr wichtig; sie machen 8% des
Bruttoinlandsprodukts aus, 100.000
israelische Haushalte hängen Berichten
zufolge von der Rüstungsindustrie ab. John Brown,
ein Investigativjournalist bei Ha'aretz, der
unter einem Pseudonym schreibt, sagte, es
gebe eine lange Geschichte der, wie er es
nannte, "Uzi-Diplomatie" – wobei er sich auf
die israelischen Maschinenpistolen bezog,
die ab den 1960er Jahren ein Favorit von
Streitkräften weltweit geworden sind. "Wenn Länder
die besten Waffen wollen, dann gehen sie
wahrscheinlich zu den USA oder Europa. Aber
wenn Ihnen niemand verkauft, dann wenden Sie
sich an Israel", sagte er gegenüber Al
Jazeera. "Die Gewinne
für Israel werden nicht nur in Geld
gemessen. Oft sind die diplomatischen und
strategischen Bündnisse, die Israel von
diesem Waffenhandel gewinnen kann, noch
wichtiger." Rüffel aus den USA Mack sagte,
dass die zunehmende Empörung über das Elend
der muslimischen Minderheit in Myanmar eine
Gelegenheit geboten hat, die lange Rolle
Israels in der Unterstützung von Regimen
mitten in ethnischer Säuberung und Genozid
zu beleuchten. Nikki Haley,
die Botschafterin der USA bei den Vereinten
Nationen, sagte letzten Monat etwas, was wie
ein seltener Rüffel klang: "Jedes Land, das
derzeit Waffen an das burmesische Militär
liefert, sollte diese Aktivitäten
einstellen, bis genügend aufsichtsrechtliche
Maßnahmen bestehen." Auch wenn die
israelischen Gerichte den Zugang zu
Dokumenten blockiert haben, die ein Licht
darauf werfen könnten, welche Waffen nach
Myanmar gegangen sind, konnten Aktivisten
einige Geschäfte aus offenen Quelle
identifizieren. Im September
postete Min Aung Hlaing, ein Kommandeur der
Armee von Myanmar, auf social media Details
von einem "Einkaufstrip" nach Israel, zu dem
Besuche bei führenden israelischen
Waffenproduzenten und ein Treffen mit dem
Generalstabschef des israelischen Militärs,
Gadi Eisenkott, gehörten. Ein Jahr
später besuchte Michael Ben Baruch, ein für
Exporte zuständiger Beamter des israelischen
Verteidigungsministeriums, Myanmar, um die
Armeeführung zu treffen und einen Deal für
Patrouillenboote zu unterzeichnen. Kurze Zeit
danach postete die Webseite TAR Ideal
Concepts, ein israelisches Unternehmen,
Bilder von seinen Mitarbeitern beim Training
von Sondereinheiten von Myanmar und der
Schulung in der Handhabung von Gewehren aus
israelischer Produktion, die um die Ecke
schiessen können. Ein Kanal
für Drohnen Andere
Analysten haben vermutet, dass Israel auch
als Kanal für chinesische Waffen
einschließlich Drohnen für Myanmar agiert
und damit Beijing erlaubt hat, das Embargo
zu umgehen. "Es gibt keine
Verjährungsfrist für Kriegsverbrechen und
Verbrechen gegen die Menschlichkeit, also
werden wir israelische Amtsträger weiterhin
unter Druck setzen, bis der Handel gestoppt
wird", sagte Mack. "Sie werden ein
regelrechtes Spießrutenlaufen in den
Gerichten ertragen müssen, das sie zwingt
ihre Strategien zu erklären und weshalb die
Dokumente geheim bleiben." Er wies darauf
hin, dass der Erfolg Israels im Waffenhandel
eng mit den fünf Jahrzehnten seiner
Kontrolle über die besetzten
palästinensischen Gebiete verknüpft ist.
"Israelische
Unternehmen vermarkten die lange Erfahrung
Israels dort, um Waffen zu verkaufen, indem
sie argumentieren, dass die Waffen und das
Training unter realen Bedigungen getestet
wurden." Brown sagte,
Israel erschien gegenüber den Opfern der
Gewalt, die es geschürt hatte, gleichgültig.
Das war besonders offensichtlich während dem
sogenannten "Schmutzigen Krieg" in
Argentinien in den 1970er Jahren, als 30.000
linke Aktivisten "verschwanden", sagte er.
Man nimmt an, dass Israel der
Militärregierung Waffen für etwa $700
Millionen geliefert hat. "Von den
Getöteten waren etwa 2.000 argentinische
Juden," sagte er. "Israel wußte, dass sich
die Waffen, die sie verkauften, gegen Juden
richteten. Aber das stoppte den
Waffenverkauf nicht. Es kümmerte sie einfach
nicht. Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
_______________________________________________________________
(1) David
Ben Gurion, Rebirth and the Destiny of Israel,
Philosophical Library, 1954, p. 74.
(2) Sawt
al-Ameln citing Zachary Lockman, Comrades and
Enemies: Arab and Jewish Workers in Palestine,
1906-1948, University of California Press, 1996.
(3) Gabriel
Piterberg, The Returns of Zionism, Verso, 2008,
p. 77
(4) und (5)
Sawt el-Amel citing Zachary Lockman, Comrades
and Enemies: Arab and Jewish
Workers in Palestine, 1906-1948, University of
California Press, 1996
(6) David
Hirst, The Gun and the Olive Branch, Nation
Books, 2003, second edition, p.185, citing
Haaretz,
15. November 1969.
(7) Nathan
Weinstock, Zionism: False Messiah, Ink Links
Ltd, 1979, p. 184.
(8) Tom
Segev, One Palestine Complete: Jews and Arabs
under the British Mandate, 2000, p.417
(9) Uri
Davis, Apartheid Israel: Possibilities for the
Struggle Within, London, Zed-Books, 2004, p.
20.
(10)
The
Observer,
24. Januar 1971, zitiert von Uri Davis, Utopia
Incorporated, Zed Press, p. 142.
(11)
Moed,
Histadrut Department of Culture and Education,
1962, p.3, zit. von Arie Bober (ed.) , The
Other Israel: The Radical Case Against Zionism,
9. 125.
(12)
Zitiert in Martin Gilbert, Israel: A History
(1998), p. 218
(13) The Jerusalem Post,
http://newstopics.jpost/topic/Histadrut7.
April 2011
(14) Ahmed Tibi quoted by Jonathan Cook,
Arab Israeli Barred from Public
Sector Employment,
http://www.globalresearch.ca//index.php?context=va&aid=19277,
30. Dezember 2010
(15)
http://www.acri.org.il/eng/story.aspx?id=695,
30. Dezember 2010
(16) Ha'aretz, "Olmert decries 'deliberate and
insufferable discrimination' against Arabs, 11.
Dezember 2008,
http://www.haaretz.com/news/olmert-decries-deliberate-and-insufferablediscrimination-against-arabs-1.257103
(17) Ahmad H. Sa'di,
"Incorporation without integration: Palestinian
citizens in Israel's labour market", History of
Human Sciences, August 1995.
(18) Sawt
el-Amel, Comrades and Enemies: Arab and Jewish
Workers in Palestine, 1906-1948,
University of California Press, 1996, p. 21.
(19) Wahbe
Badarne quoted in Jonathan Cook,
Israel
Railways accused of Racism over sacked
Arab Workers,
http://www.gobalresearch.ca/index.php?context=wa&aid=13074,
30. Dezember
2010.
(20) Adva
Center for Information on Equality and Social
Justice in Israel,
Non-Discriminatory Hiring Practices in Israel
towards Arab Citizens, Ethiopian Israelis and new
immigrants from Bukhara and the Caucasus,
November 2008.
(21)
"Position Paper: Sawt el-Amel's Assessment of
the Histadrut",
http://www.socialistproject.ca/inthenews/Histadrut_English.pdf,
8. April 2011. und das
Nakba Law
(erlaubt
dem Finanzminister, die staatliche
Untertstützung von
Institutionen zu reduzieren, die die Existenz
des Staates Israel als "jüdischen und
demokratischen Staat" ablehnen, oder den
israelischen Unabhängigkeitstag als Trauertag begehen,
Ü.),
alle 2011; allerdings war nichts anderes zu
erwarten, so wie die Histadrut
zu den Rechten der Palästinenser eingestellt war
und früher das
südafrikanische Apartheid-Regime unterstützt
hat.(22)
(22) For
Information on the Histadrut's support for South
Africa Apartheid see "Briefing: Labour
Zionism and the Histadrut", the International
Jewish anti-Zionist Network and Labor for
Palestine (US), 13. April 2010,
http://www.laborforpalestine.net/wp/wpcontent/
uploads/2010/06/Histadrut-Briefing.pdf
_________________________________________________________________________
(23) Für
Information über Arbeitsbedingungen in den
Siedlungen siehe:
International Labour
Office, The situation of workers in the Occupied
Arab Territories,
2009,
http://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---ed_norm/---relconf/documents/meetingdocument/wcms_106367.pdf
(24) David
Hirst, The Gun and the Olive Branch, Nation
Books, 2003, second edition, p.146
Palästinensische Arbeiter haben nicht das Recht,
von palästinensischen
Gewerkschaften vertreten zu werden und hatten
nie den Schutz durch die Histadrut,
obwohl eine Bedingung für ihre Beschäftigung die
Zahlung von 1% ihres Lohnes als
"Organisationsgebühr" an die Histadrut war (26).
In seiner Beschreibung der Situation stellt
Manawel Issa Abdellal vom palästinensischen
Gewerkschaftsbund (PGFTU) fest: "Die Histadrut
hat palästinensische Arbeiter in Israel nicht
vertreten und der PGFTU ist es verboten, sich
für arabische Arbeiter in diesen Gebieten
einzusetzen. Es ist sehr hart. Wir können die
brutale Ausbeutung der arabischen Arbeiter
sehen, sie miterleben und von ihr hören, aber
wir können nichts tun... Es kann uns nur an die
Kantone des südafrikanischen Apartheid Staates
erinnern." (27)
(25)
Palestinian Workers Rights: A
Report commissioned by the Palestinian Human
Rights Monitoring Group,
Mai 2010,
p. 26,
http://www.phrmg.org/Palestinian%20worker
%20rights.pdf
(26) Arab American Union Members
Council,
http://aaumc.org/drupal/node/26,
7. April 2011.
(27)
ibid.
(28) Jonathan Cook, "Israel Stole
$2 Billion from Palestinian Workers", The
Electronic Intifada, 4. Februar 2010,
http://electronicintifada.net/content/report-israel-stole-2-billionpalestinian-workers/8664
(29)
ibid.
(30)
ibid.
(31)
ibid.
(32)
ibid.
(33)
http://www.whoprofits.org/Company%20Info.php?id=545
and
Tony Greenstein, "Histadrut:
Israel's Racist 'Trade Union', published
Electronic Intifada, 9. März 2009,
http://electronicintifada.net/content/histadrut-israels-racist-trade-union/8121
(34)
http://www.whoprofits.org/Company%20Info.php?id=889
(35) siehe
Report on UNISON delegation to Palestine and
Israel, 27 November – 3
(36)
"Histadrut Head tells US Jewish Leaders: Don't
Underestimate BDS-Movement", Jerusalem
Post, 10. März 2011,
http://www.jpostcom/International/Article.aspx? id=211524,8.
April 2011.
(37)
Histadrut
Statement
on the situation in Southern Israel and Gaza
13.
Januar 2009.http://www.palestinecampaign.org/files/Histadrut%20Statement%20on%20Gaza.pdf
(38)
Figures from B'Tselem, The Israeli Human Rights
Center for Information in the Occupied
Territories,
http://www.btselem.org/English/Gaza_Strip/200912207_A_year_to_Castlead_Operation.asp
(39) Report
of the United Nations Fact Finding Mission on
the Gaza Conflict: Executive Summary,
http://www.2.ohchr.org/english/bodies/hrcouncil/docs/12session/A-HRC-12-48_ADVANCE1.pdf,
31. Dezember 2010.
(40)
Histadrut Statement on Gaza,
10. Juni 2010
(41) PMRS:
"52% of Gaza Children Suffer from Malnutrition",
http://www.imemc.org/article/59031,
30. Dezember 2010
(42) The
International Committee of the Red Cross, Gaza
Closure: Not Another Year!, 14. Juni 2010,
http://www.icrc.org/eng/resources/documents/update/palestine-update-140610.htm ,
31. Dezember 2010
(43)
Histadrut Statement Regarding Flotilla Attacks,
http://www.tufi.org.uk/news/Flotilla_attacks_Histadrut_Statement.html,
31. Dez. 2010
(44)
Histadrut Resolution: Peace and Co-operation,
September 2009.
http://www.tufi.org/uk/news/Histadrut%20Resolution%20%20Peace%20and%20Cooperation-Sept%2009.pdf
(45) PGFTU
Statement, 25. November 2009,
http://www.bdsmovement.net/2009/astatement-by-the-palestine-general-federationof-trade-unions-pgftu-and-the-palestiniantrade-union-blocks-and-frameworks-596.
(46) PGFTU
Statement, 3. Juni 2010,
http://bandannie.wordpress.com/2010/06/07/pgftunablus-vs-histadrut,
31. Dezember 2010.
(47) International Labour Office,
The Situation of Workers of the
Occupied Arab Territories,
2009,
http://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/--ed_norm/---relconf/documents/meeting/document/wcms_106367.pdf
(48)
http://www.unison-scotland.org.uk/conf2009/story15.htm
(49)
Statement
in Occasion of The Workers' Boycott Call,
11. Februar, 2007, eneral Union of Palestinian
Workers, Palestinian General Federation of Trade
Unions,
Coalition of Independent
Democratic Trade Unions, General Union of
Palestinian of Labour Vocational Associations,
Palestinian Farmers Union, 11. Februar 2007,
http://www.stopthewall.org/downloads/pdf/S-F2.pdf
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