Zerstörung palästinensischer
Schulen ein 'stiller Bevölkerungstransfer'
- Orly
Noy - 24.01.2018 - Mit der Zerstörung von
Schulen in palästinensischen Dörfern in der Zone
C und an anderen Orten zwingt Israel die
Palästinenser eine grausame Wahl auf – zwischen
ihrem Land und der Zukunft ihrer Kinder.
Als die Kinder von
Beit Ta'mar, einem Dorf südöstlich von
Bethlehem, vor etwa zwei Wochen ihr
improvisiertes Schulhaus für die Winterferien
verließen, wußten sie nicht, ob das Gebäude noch
stehen würde, wenn sie wiederkommen.
Die Schule ein
Gebäude zu nennen ist eine Übertreibung. Es
besteht auf fünf Räumen aus Beton auf einem
Hügel, die von Einwohnern des Dorfes errichtet
wurden und die auch die Strasse zur Schule
gebaut haben.
"Letzten August
baten wir die Armee um die Genehmigung eine
Schule für die Kinder im Dorf zu bauen", sagt
Hassan Brigiah auf dem Weg zu dem Ort. "Wir
bekamen keine Antwort, und nachdem wir mit einem
Anwalt gesprochen hatten, haben wir beschlossen
sechs Caravans als Schule aufzustellen. Die
Armee kam und demontierte die Caravans. Als sie
das machten, sagte ich zu ihnen: "Aber ihr habt
uns gar keine Antwort gegeben." Es half nichts.
Wir beschlossen ein paar Klassenräume aus Beton
zu errichten, und in der Zwischenzeit schaffte
es der Anwalt eine Anordnung zur Verhinderung
der Zerstörung zu bekommen, bis die Regierung
uns eine Antwort gibt."
Die Armee hat dann
eine Antwort gegeben – negativ, wie erwartet.
Die Gründe sind wie immer rein formal und
bürokratisch. Seither hing die Abrissdrohung
über den improvisierten Räumen der dritten
Klasse. Die Palästinensische Autonomiebehörde
sorgte für Tische und Stühle, was auf einer
Gedenktafel vermerkt ist. "Wir werden die Heimat
aufbauen mit der Macht des Wissens", ist auf
eine der Wände gesprayt.
Die Schule liegt
in Zone C der Westbank, aber nahe an Zone B, die
unter palästinensischer ziviler Kontrolle ist,
und vollständig auf privatem Boden, sagt Brigiah,
und fügt hinzu, dass der Bau von den Dörflern
selbst finanziert wurde.
"Wir liegen ganz
nahe an Tekoa und Nokdim, wo
(Verteidigungsminister) Avigdor Lieberman lebt",
sagt Brigiah. "Sie haben viel Einfluß auf die
Regierung. Fast jeden Tag stehen die Siedler auf
dem Hügel und beobachten unsere Kinder mit
Feldstechern. Die Armee ist auch die ganze Zeit
hier, läuft herum, fotografiert und geht wieder.
Sie wollen uns zeigen, dass sie da sind, damit
wir weiterhin in Angst leben."
Allgemein nimmt
man wahr, dass es die Armee ganz scharf auf
Schulen und Bildungseinrichtungen quer durch die
Westbank abgesehen hat.
Vor etwa einem
Monat erließ die Armee eine Abrißanordnung für
den Raum der vierten Klasse einer Schule in der
Gemeinde A-Nawer nahe der Siedlung Ma'aleh
Adumim. Am 7. Oktober hat die Armee die Türen
von zwei Schulhäusern dort konfisziert. Laut der
israelischen Menschenrechtsgruppe B'Tselem
erklärten die israelischen Truppen vergangenen
Sommer die Schule zum militärischen Übungsgebiet
und konfiszierte die Sonnenkollektoren, die den
Strom für die Schule lieferten.
Einen Tag vor
Beginn des laufenden Schuljahres haben Soldaten
in der Westbank die Schule im Dorf Job a-Dib
zerstört und die 80 Schüler ohne einen Ort für
den Unterricht gelassen. Die Schule bestand aus
6 Caravans, die die Armee ausräumte und
konfiszierte. Wie Eli Bitan berichtete, setzte
die Armee während der Zerstörung Schockgranaten
gegen die Einwohner ein.
Einen Tag zuvor
zerstörten etwa 50 Soldaten und Polizisten einen
Caravan, der als Kindergarten in Du Al-Baba bei
Al-Azriah dienen sollte. Die 25 Kinder der
Gemeinde zwischen 4 und 6 Jahren haben keinen
anderen Platz für eine solche pädagogische
Einrichtung. Die Armee konfiszierte außerdem 10
Tische, 30 Stühle, zwei Toiletten und eine Tafel
im Wert von zehntausenden Schekel. Zwei Wochen
zuvor hatte die Armee die Sonnenkollektoren
konfisziert, die den Strom für die Schule und
den Kindergarten in Abu A-Nawar liefern sollten
und das Geschenk einer Hilfsorganisation waren.
>>>
Im
Dschungel des Menschlichen/ Unmenschlichen
Peter
Bingel über Arn Strohmeyers neues Buch über die
israelisch-jüdische Tragödie
Je mehr jemand vom konkreten „Israel“ weiß, vom
Wesen und Unwesen dieses jüdischen Staates,
desto schwerer kann ihm die Begegnung mit diesem
Inbegriff von Zwiespältigkeit werden. Insofern
könnte man von der Lektüre dieses Buches
abraten. Wir hängen doch so gerne unseren
Träumen nach. Aber was ist, wenn diese Träume
das Elend von Millionen Menschen vertiefen und
zementieren?
Arn Strohmeyer hat rasch hintereinander mehrere
Bücher zu diesem nahöstlichen Israel und zu den
Zusammenhängen mit Deutschland und der übrigen
Welt geschrieben. Immer mehr spürt man das
Ringen des Autors um Klarheit in einem
Problemkreis, bei dem es nicht bloß um einen
einzelnen Staat und um eine einzelne Religion
geht. Vielmehr treten Menschheitsprobleme
zutage, vor denen man eigentlich nur
kapitulieren und sagen kann: Es ist eine
Tragödie. Schuld ist auf vielen Seiten. Aber das
kann nicht beruhigen.
Strohmeyer zeigt eine enorme Kenntnis der
politischen Nahostliteratur, vor allem der
Schriften jüdischer Autoren, die sich - zur
minimalen Ehrenrettung der israelischen Seite –
kritisch mit der Entwicklung Israels befassen:
Die Ideologie dieses Staates heißt Zionismus.
Die Krankheit dieses Staates ist jener
Nationalismus, der mit seiner Menschenverachtung
anderer Ethnien in Europa sattsam bekannt ist,
einschließlich seiner Folgen. Strohmeyer
verschont den Leser nicht vor dem Anblick
vielfältiger Brutalitäten, zu denen ein
barbarischer Nationalismus, also Rassismus,
führt.
Das ethische Ringen, in das der Autor den Leser
mit hineinnimmt, ist das um die Vorherrschaft
des Universalistischen oder des Partikularen im
jüdischen Denken: Setzt sich grundlegende
Menschlichkeit oder der nationalistische
Gruppenegoismus durch? Tragisch ist, dass im
nahöstlichen Israel die Gewalttätigkeit einer
superverspäteten Nation nicht zu bremsen ist:
Vertreibung, Landraub und Unterdrückung
schreiten unvermindert fort, gestützt auch von
evangelikalen „christlichen Zionisten“. Der
Herzl-Zionismus ist zum Herrschafts-Zionismus
geworden. Die landlosen Juden sind zu
Landräuber-Juden geworden, nur dass das viele
noch nicht gemerkt haben bzw. nicht wahrhaben
wollen. Strohmeyer macht das anschaulich am
Beispiel einer bedeutenden jüdischen Familie,
die eine typische Umkehr erlebte durch bloße
Öffnung der Augen. Jede Ideologie verschließt
vor der Realität.
Schließlich geht es in diesem Buch dann doch
noch um die nichtisraelische Welt, um
Deutschland. Wer nicht achtet auf das, was sich
in und mit Israel geändert hat, wer mehr seinen
Träumen nachhängt, als sich der Wirklichkeit zu
stellen, kann selbst – unter Umständen wieder –
zum Verbrecher werden. Arn Strohmeyer macht
deutlich, wie ein zwanghaft positives
deutsch-israelisches Verhältnis zur
Korrumpierung der deutschen Politik führt: Die
deutsche „Staatsraison“ sichert maßloses Unrecht
ab. Noch eine Tragödie!
Arn Strohmeyer: Die
israelisch-jüdische Tragödie. Von Auschwitz zum
Besatzungs- und Apartheidstaat. Das Ende der
Verklärung,
Gabriele Schäfer-Verlag Herne, ISBN
978-3-944487-57-1, 19,80 Euro
Palästina – Vertreibung,
Krieg und Besatzung. Wie der Konflikt die
Demokratie untergräbt
Berliner
Buchpremiere mit
Annette Groth und
Norman Paech
Seit Israel die
palästinensischen
Gebiete und
Ost-Jerusalem
besetzt hält, werden
Palästinenser/innen
aus ihren
Heimatorten
vertrieben, ihrer
Rechte und ihres
Besitzes beraubt. In
diesem Buch werden
der Siedlungsbau,
die Situation von
Kindern in
israelischen
Gefängnissen, die
massive
Einschränkung der
Bewegungsfreiheit
durch Checkpoints
und Mauer, die Lage
in Gaza, die Rolle
der UNO und der
Abbau demokratischer
Rechte in Israel und
Palästina erörtert.
Um die öffentliche
Debatte der
israelischen
Menschen- und
Völkerrechtsverstöße
zu verhindern,
werden in Europa mit
haltlosen
Antisemitismusvorwürfen
Kampagnen gegen
Veranstaltungen,
Publikationen und
Personen geführt.
Insofern geht es
auch um
Meinungsfreiheit und
Demokratie bei uns
selbst.
Moderation: Stefan
Huth (jW)
VIDEO Eine
Veranstaltung am
Dienstag, den 23.
Januar 2018
Palästina –
Vertreibung, Krieg
und Besatzung
>>>
Abraham Melzer
Die Antisemiten-Macher.
Deutschland, Israel und
die neue Rechte
Westend Verlag Frankfurt/ Main
ISBN 978-3-86489-183-0
18 Euro
Die Antisemiten-Macher
- Dr. Ludwig
Watzal - Das Buch des deutsch-jüdischen
Publizisten und Verlegers kommt nicht nur zum
rechten Zeitpunkt, sondern dieser hat mit dem
Titel in ein Wespennest gestochen. Melzer hatte
bereits Räumlichkeiten im Saalbau Gallus
ordnungsgemäß gemietet, um sein Buch
vorzustellen. Die Stadt Frankfurt, die über die
Räume wacht, hatte kurzerhand den Mietvertrag
wieder gekündigt. Diese Kündigung wurde vom
Amtsgericht Frankfurt für rechtswidrig erklärt.
>>>
Rezension
- Wider die Hysterie um die Kritik
an Israels Politik - Abi Melzer
klagt in seinem neuen Buch die
Zionisten und ihre Anhänger als
Erfinder des „neuen Antisemitismus“
an
- Arn Strohmeyer
„Abraham Melzer aber hat sich um die geistige
Kultur in diesem Lande verdient gemacht, indem
er einen Akt der Zensur unterlief. Kein
wirklicher Antisemitismus könnte dieser Kultur
so nachhaltig schaden wie ein hysterischer
Verdächtigungseifer, der hinter jedem
israelkritischen Wort einen verkappten
Antisemiten wittert. Wir brauchen kritische
Wachsamkeit, und an ihr fehlt es nicht. Den
Korrektheitsfanatismus von Großinquisitoren
brauchen wir nicht und feigen Gehorsam
ebenso wenig.“ Hans Krieger, Bayerischer Rundfunk
Felicia
Langer
Bis zum letzen Atemzug
•160Seiten
•ISBN
978-3-9817922-9-1
•Homepage der
Autorin:
www.felicia-langer.de
Rezension von Dr.
Ludwig Watzal -
Felicia Langer, Bis
zum letzten Atemzug
-
Es gibt weltweit
keine andere
Persönlichkeit, die
ihr Leben und ihre
Profession als
Anwältin so in den
Dienst der
palästinensischen
Sache gestellt hat,
wie die
Deutsch-Israelin
Felicia Langer.
Unmittelbar nach
ihrer Zulassung als
Anwältin in Israel
stellte sie ihr
Wissen und Können in
den Dienst der
unterdrückten
Palästinenser. Sie
trat als deren
Advokat vor
israelischen
Gerichten und
Militärgerichten,
den Pseudogerichten
(Cangaroo Courts),
auf. Damit war ihre
zivile Kariere als
Anwältin in Israel
beendet. Viele
erfolgreiche
Verfahren waren ihr
nicht beschieden,
hinzu kam noch das
öffentlich-gesellschaftliche
Mobbing und
Spießrutenlaufen.
Als sie einsah, dass
es aussichtslos war,
vor diesen
Pseudogerichten auch
nur ein Fitzelchen
von „Gerechtigkeit“
für ihre Mandanten
erringen zu können,
kehrte Felicia
Langer Israel den
Rücken und wanderte
nach Deutschland
aus; seither lebt
sie in Tübingen als
gesellschaftlich
hochgeachtete
Persönlichkeit.
Kaum in Deutschland
angekommen, begannen
Elemente der
zionistischen
Israellobby Felicia
Langer zu
diffamieren. Dabei
taten sich die
jüdischen Gemeinden,
die
Deutsch-Israelischen
Gesellschaften, die
Israelische
Botschaft und
zahlreiche
jüdisch-zionistische
Wasserträger und
ihre deutschen
Helfershelfer auf
besonders widerliche
Art hervor. Den
Höhepunkt dieser
Verleumdungs- und
Diffamierungskampagne
musste Frau Langer
justament dann
erleben, als ihr
Bundespräsident
Horst Köhler das
Bundesverdienstkreuz
1. Klasse verlieh.
>>>
Bücher von Felicia
Felicia Langer
>>>
Weitere Bücher zum Nahostkonflikt
>>>
Bulldozing the Peace Process in Israel
- David Shulman - On December 6, while President
Trump was announcing his recognition of
Jerusalem as Israel’s capital, several
Palestinian communities on the occupied West
Bank and in the Jordan Valley were awaiting the
army bulldozers coming to destroy their villages.
There is an intimate and sinister link between
these two concurrent events.
For many years, house demolitions have been
routine in what is known, since the Oslo
agreements, as Area C—that is, over 60 percent
of the West Bank, where nearly all Israeli
settlements in the territories are located.
Palestinians living there have virtually no
chance of getting a building permit from the
committee, dominated by Israeli settlers, that
reviews applications; families tend to be large
and, in desperation, they end up building
illegally. The Civil Administration—that is, the
army unit that constitutes the occupation
authority—then comes and demolishes these
buildings. It’s a cruel thing to see, even more
so in the winter. Similar acts of wanton
destruction take place regularly in Palestinian
East Jerusalem, with the same legal excuse. Thus,
on November 22, the Israeli army destroyed the
house (and with it, the lifetime savings) of the
Abu Khdeir family, home to twenty-seven people,
including many children, in the Shuafat
neighborhood. In Sheikh Jarrah, also in East
Jerusalem, over sixty Palestinian families await
eviction from their homes by order of the
Israeli courts, together with another
sixty-seven families in Silwan. This is
happening in the city that Trump was referring
to in his announcement.
So far, there is nothing new in this unhappy
litany. But in the last few weeks, we have seen
a dramatic deterioration at a local level. What
is now happening is not a series of isolated
demolitions, but an effort to eradicate entire
communities. At Ein Hilweh and Umm Jamal in the
northern Jordan Valley, Palestinian shepherds
were notified by
>>>
28 1. 2018
Ungeschützt: Die
Inhaftierung palästinensischer Teenager in
Ost-Jerusalem.
Zusammenfassung
- B'Tselem_Oktober 2017 -
B'Tselem und
HaMoked
Palästinensische
Teenager werden mitten in der Nacht aus dem
Bett gerissen, ohne Notwendigkeit werden ihnen
Handschellen angelegt und müssen sie dann lange
Zeit auf den Beginn ihres Verhörs warten. Erst
dann, wenn sie müde und gebrochen sind, werden
sie zu langen Verhörsitzungen geholt, ohne dass
ihnen Gelegenheit gegeben würde mit einem Anwalt
oder den Eltern vor Beginn des Verhörs zu
sprechen und ohne zu wissen, dass sie das Recht
haben zu schweigen.
Dann werden sie für Tage und Wochen in einer
Hafteinrichtung unter harten Bedingungen
festgehalten, selbst wenn das Verhör bereits
beendet ist. All das wird von Drohungen und
verbalen und physischen Mißhandlungen begleitet
– vor oder während des Verhörs.
Sind die Jungen dann einmal offiziell in Haft,
sind die Eltern von allen Verfahren
ausgeschlossen. Zu keinem Zeitpunkt betrachten
die Strafverfolgungsbehörden die Eltern oder
die, die berechtigt sind, das Kind zu schützen,
als relevant für den Prozess. Sie erhalten nicht
die mimimalste Information darüber, was mit
ihrem Sohn geschehen ist oder welche Rechte er
hat. Nur sehr selten wird ihnen erlaubt ihr Kind
zu sehen. Das lässt die Eltern machtlos, unfähig
ihrem eigenen Kind zu helfen. Ohne den Schutz
ihrer Eltern oder eines Erwachsenen, dem sie
vertrauen können, und ohne jede Berücksichtigung
ihres Alters müssen diese Jungen den ganzen
Prozess allein durchstehen, fern von ihren
Familien, ihrem Alltag und allem Vertrauten.
Die Jungen finden sich selbst in einer
bedrohlichen und verwirrenden Situation wieder,
ohne dass einer der Erwachsenen um sie herum
sich die Mühe macht ihnen zu erklären, was
gerade geschieht. Niemand erklärt ihnen, wohin
sie gebracht werden, wessen sie verdächtigt
werden, welches ihre Rechte sind, niemand, mit
dem sie sich beraten könnten, wie lange der
Prozess dauern wird, und wann sie zu ihren
Familien und ihr Zuhause zurückkehren werden.
Noch schlimmer, die Berichte der Jungen zeigen,
dass die Erwachsenen um sie herum –
Polizeioffiziere, Agenten der israelischen
Sicherheitsbehörde ISA, Gefängniswärter und
Richter – sie behandeln, als hätten sie
keinerlei Rechte. Wann immer die Jungen um etwas
bitten, was ihnen bewilligt wird – sei es Essen
oder Trinken, ein Handtuch, der Gang zur
Toilette, ein Gespräch mit den Eltern – wird als
eine Geste des guten Willens gesehen, ganz nach
dem Gutdünken des Diensthabenden.
Infolge dieser
Praktiken wird den Strafverfolgungsbehören die
Freiheit gelassen Druck auszuüben, um sie zu
Geständnissen zu zwingen. Und tatsächlich
unterschreiben viele minderjährige Häftlinge
unfreiwillig Geständnisse (manchmal sind die
Geständnisse falsch und manchmal in einer
Sprache geschrieben, die sie nicht verstehen),
die dann als Grundlage für die Anklage gegen sie
verwendet werden.
Diese Realität
spiegelt sich in 60 eidesstattlichen Erklärungen
wieder, die B'Tselem und HaMoked von Teenagern
aus Ost-Jerusalem gesammelt haben, die im
Zeitraum von Mai 2015 bis Oktober 2016 verhaftet
und verhört worden waren. Einige der Jungen
wurden nach dem Verhör freigelassen, während
andere angeklagt wurden.
Die Erkenntnisse
aus diesen eidesstattlichen Erklärungen zeigen
in Verbindung mit sehr vielen von HaMoked,
B'Tselem und anderen
Menschenrechtsorganisationen gesammelten
Informationen, dass die Situation wie in diesem
Bericht beschrieben die vorrangige
Verhaltensweise des Staates Israel für den
Umgang mit Jungen ist, die verdächtigt werden
Steine geworfen zu haben.
Wir haben dabei
nicht nur mit ein paar bösen Verhörenden oder
Gefängniswärtern zu tun, die sich über die
Regeln hinwegsetzen. Vielmehr ist es der Fall
einer klaren und eindeutigen Politik, die von
den verschiedenen Behörden verfolgt wird: der
Polizei, die die Verhaftungen durchführt; dem
israelischen Gefängnisdienst (ISP), der die
Jungen unter harten Bedingungen gefangen hält;
und schließlich den Gerichten, wo Richter
praktisch automatisch die Untersuchungshaft der
Jungen verlängern, auch in Fällen, wo die
Inhaftierung von Anfang an nicht gerechtfertigt
ist, auch wenn das Verhör bereits vorüber ist,
und sogar in Fällen, in denen die Jungen sich
beschweren, dass sie körperlich mißhandelt
worden seien.
>>>
Palestine
Update Nr. 106 – 22. Jan. 2018 - -
Gedanken und Ansichten über die sich
abzeichnende Zukunft
-
Meinung - Ranjan Solomon
In
dieser Ausgabe von Palestine Updates bringen wir
Ihnen eine Sammlung aus einer Analyse von innen
zu Themen, die 2017 Ramzy Baroud gesammelt hat.
Ramzy Baroud schreibt seit mehr als 20 Jahren
über den Mittleren Osten. Er ist ein
international vernetzter Kolumnist, ein
Medienberater, Autor von einigen Büchern und der
Gründer von PalestineChronicle.com. Sein
jüngstes Buch hat den Titel „Mein Vater war ein
Freiheitskämpfer: Gazas nicht berichtete
Geschichte“ (Pluto Press, London).
Jeder
dieser Artikel beschreibt nicht einfach eine
einzelne Situation. Stattdessen zeigen sie die
weitgefächerten Optionen auf, die die
Palästinenser wählen müssen, wenn sie eine
glaubwürdige und tragbare Formel für ihre
Selbstbefreiung aus den Fängen eines Regimes
schmieden wollen, das nicht leicht zustimmen
wird, sich zu verabschieden von der Asymmetrie,
die es durch seine kolonialistisch-rassistischen
Praktiken und Politik erworben hat.
In
der Folge der „Nakba“ haben die Palästinenser
ständig Grund verloren. Angespornt durch seinen
militärischen Triumph 1967 schreibt Israel
täglich die Konturen seiner Geschichte um, indem
es „Fakten am Boden“
mit einer Geschwindigkeit schafft, die auf der
Einführung illegaler Gesetze, Landraub und einer
ganzen Menge brutaler Taktiken basiert. Wie
Baroud es ausdrückt, hat Israel diese Art von
politischer Stellung durch die Anwendung von
Methoden angenommen, die seine „neu gefundene
Macht“ reflektieren.
Israel hat diese Linie überschritten und
unterwirft nun Millionen seiner Bewohner und
hält sie für eigentlich „kein Volk“. Baroud
erinnert uns, wie die frühere israelische
Premierministerin Golda Meir unentwegt erklärte,
dass Palästinenser „nicht existieren“ und dass
es ein „Ding wie ein palästinensisches Volk“
überhaupt nicht gäbe. Baroud beobachtet, dass
dieses Kommentar offenkundig „viel gefährlicher
war als ein einfacher rassistischer Kommentar …“
Wenn
Palästinenser in der Vorstellung Israels
„existiert“ hätten, hätte es niemals eine
moralische Rechtfertigung für die Schaffung von
Israel geben können; keine Drehung wäre kräftig
genug gewesen, um bei der Geburt des
israelischen „Wunders“ zu jubeln, das „die Wüste
zum Blühen gebracht habe“.
Schnell weiter: 2018! Zwei Intifadas und einige
Angriffskriege auf den Gazastreifen durch
Israel, die Mauer, unverantwortliche
Siedlungsaktivitäten und monumentaler
Landdiebstahl, um mit dem Expansionsdrang
Israels zurechtzukommen, Aneignung von Erbe und
Kultur, koloniale Schemata markieren die Spur.
Israel ist jetzt zur Gänze ein faschistisches
Regime. Es versklavt ganze Völker, nimmt ihnen
die Freiheit des Wahlrechts weg und geht weiter
… nicht nur in Palästina. Es versucht, die ganze
Region zu destabilisieren, indem es jedes Land
und jeden Herrscher entmachtet, das/der es wagen
sollte, Israels überheblichen Vorstellungen
entgegen zu treten. Die Aggression in Israels
Intensionen führt in die Richtung von sichtbaren
Zeichen von ethnischer Säuberung. Sein Modell
der Besetzung wird durch militärische Domination
und plumpe Propaganda hochgehalten.
Kürzliche Geschehnisse haben die Hoffnungen der
Menschen in Palästina gedämpft und selbst die
radikalsten Denker und Aktivisten erwägen
Kapitulation. Die UNO war ein solcher Ort
gewesen mit kraftvollen Resolutionen, die von
dieser erhabenen Körperschaft gekommen waren. In
ihrer Verzweiflung beziehen sich Palästinenser
oft auf diese Resolutionen als tapfere Worte –
die leider weder Zähne noch Biss haben. Aber das
ist ein Pessimismus, der sich nicht festsetzen
kann und sollte bei denen, die Freiheit von der
Besatzung suchen. Das ist im scharfen Kontrast
zu dem wachsenden internationalen Widerstand.
Das selbst muss zu Formen von zivilem Ungehorsam
führen, die Israels böse Entwürfe frustrieren.
Israels Gebiet und besonders das besetzte Gebiet
müssen unregierbar gemacht werden. Man kann die
Schultern nicht hängen lassen und eine nahe
Übergabe andeuten, wenn der Feind lautstarke
Maßnahmen setzt, wissend, dass seine
Einschüchterungstaktik funktioniert. Freiheit
wurde nie durch gütige Missbilligung gewonnen.
Die herrschenden Klassen und die privilegierte
herrschende Clique haben oft Militanz vermieden
unter der irgendwie dubiosen Idee, dass
Gewaltlosigkeit schlecht sei. Zurückzuschlagen
ist legitim, besonders, weil die Konsequenzen
einer solchen Aktion sind, ein noch größeres
Übel auszuschalten. Außenstehende von dieser
Situation, westliche Medien und religiöse
Institutionen würden eher den leichten Weg
hinaus wählen und Gewalt auf eine Weise
romantischer Politisierung hineinwerfen. Das
ist krasse Feigheit. Israel hat von
Hamas-Kämpfern gelernt, dass sogar eine
unendlich weniger bewaffnete Gruppe von Kämpfern
mit primitiven Waffen Israel zwingen kann, nach
einem Waffenstillstand zu rufen. Und nur wegen
der feigen internationalen Gemeinschaft findet
Israel seine barbarischen militärischen und
politischen Führer noch nicht vom ICC
(International Criminal Court) abgeurteilt und
eingesperrt.
Für
eine friedliche Vision zum Ersatz für den
derzeitigen Zustand der Eroberung braucht es
eine wohlüberlegte Strategie, die sorgfältig und
strategisch aufgebaut werden muss. Die
Bodenständigen werden immer im Mittelpunkt einer
solchen Strategie stehen – die Palästinenser
müssen das Ziel definieren. Solidarität von der
internationalen Gemeinschaft und deren
Bereitschaft hängen davon ab, auf welcher Höhe,
in welchem Land, welcher Region und welchem
Sektor die Aktion vor sich geht. Dort ist es, wo
die Hoffnung liegt. Heute schließen sich mehr
jüdische Stimmen palästinensischen
Intellektuellen an, um die Wurzeln des Kampfes
der Palästinenser zu skizzieren.
Israel ist verärgert, dass eine zunehmende
Bewegung unter Palästinensern, Israelis und
anderen weltweit einen Paradigmen-Wechsel
fordern, um die Wurzeln des Konflikts in
Palästina zu verstehen. Sie haben das Ableben
der „Zweistaatenlösung“ erklärt. Israel ist
wütend. Es hat die schlimmste Form von
Grausamkeiten aufgebracht, sowohl was
legislative Begriffe betrifft wie auch
militärische Methoden. Seine legislativen Normen
können internationaler Rechtsprechung nicht
standhalten. Israel hat herausgefunden, was für
den zionistischen Clan „selbsthassende Juden“
bedeuten, um damit auf langen Strecken zu
bestrafen. Ungeachtet dessen werden jene Juden,
die die offizielle israelische Narrative
herausfordern, immer mehr. Israels
Zwangsmethoden haben es in einen Zustand von
„Selbst-Belagerung“ getrieben. Jede
unterdrückerische Maßnahme trifft auf Hohn und
offene Verstimmung. Und das sind Elemente, die
den Grund legen für den ultimativen Angriff auf
die zionistische barbarische Eskapade. (Es macht
Sinn, hier nach dem Webster Dictionary
„barbarisch“ zu definieren als: sich beziehend
auf – oder charakteristisch für eine Gruppe von
Menschen, die Fremde sind in einem anderen Land,
einer anderen Kultur, einem anderen Volk …)
Sieben Jahrzehnte nach der Nakba findet sich
Israel als im Schlamm durch seine schmutzige
Vergangenheit wühlend.
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verteilen Sie sie. In Solidarität Ranjan
Solomon
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18. Jänner 2018 – 14
palästinensische Intellektuelle
erzählen uns über den Weg vorwärts
für Palästina (Aljazeera)
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„Kinder der Steine“ -
8. Dezember 2017 – Heute vor 30
Jahren machten Palästinenser den
ersten Schritt, um ihre Identität zu
reklamieren und gegen ihre
Unterdrücker aufzustehen
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Wie ein fehlendes „the“
die israelische Besetzung
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- 21. November 2017 – Die Wortwahl
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Nakba für immer –
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Grenzen von Erinnerung, Geographie
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Brennpunkt in der weitergehenden
Tragödie der Palästinenser.
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Wie Israels
gewalttätige Geburt Palästina
zerstörte
- Al Nakba, 1. Mai 2017 – Fast 70
Jahre nach der Gründung von Israel
ist die Vergangenheit noch immer
von großer Bedeutung.
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Übersetzt: Gerhilde Merz |
018, is only the latest
display of his evangelical Christian worldview
as it relates to Israel.
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