Palestine
Update Nr. 107 – 27.1.2018 - Meinung - Ranjan Solomon,
Redakteur - Auch Israelis leisten Widerstand
– aber nur eine weltweite Allianz kann Israels faschistische
Strukturen überwinden. - Für israelische Friedensgruppen
ist es bis jetzt sehr schwierig, ihre Seriosität für die Wahrnehmungen
der israelischen Öffentlichkeit glaubhaft zu machen. Israels
Propaganda-maschine und eine willfährige, sogar rassistische
Medienlandschaft haben sich verbunden, um den Palästinenser
als den „Anderen“ zu beschreiben. Noch schlimmer, die Wahrnehmung
dieses „Anderen“ wird befleckt von der Vorstellung als einer
gefährlichen Nation von Terroristen, deren einziges Ziel es
ist, die Juden auf den Grund des tiefen blauen Meeres zu wünschen.
Die zionistische Narrative passt genau in diese Vorstellung.
Aber
mittlerweile beharren Friedensbewegungen - getrieben von dem
Ruf nach Gerechtigkeit – darauf, Meinungen, Vorurteilen und
politischem Druck entgegen zu treten. Es ist nicht einfach,
in Israel zu einer Friedensbewegung zu gehören. Diese Menschen
riskieren, als „selbsthassende“ Juden und Verräter an der jüdischen
Sache abgeurteilt zu werden. Und so sehr Palästinenser sie respektieren,
darf man sich doch nicht gemeinsam unterwegs zeigen; man hält
sie sonst für Leute, „die um der Harmonie willen“ die Forderungen
der Palästinenser für nicht bedeutend genug halten.
Einer der schwersten Rückschläge bei der Suche nach Frieden
in Palästina/Israel ist der Mangel an politischem Willen und
öffentlicher Bereitschaft für einen wirklichen Frieden. Ein
Realist – Israelis würden diese Person einen Zyniker nennen
– sagte kürzlich: „Der einzige Frieden, der lebensfähig ist,
ist der Friedhofsfrieden“. Die öffentliche Wahrnehmung hat sich
zu wenig verändert und wann immer eine Veränderung stattfindet,
kommt sie nur im Schneckentempo voran; das macht die Hoffnung
auf einen ernsthaften politischen Umschwung winzig klein.
Beobachter spielen auf sechs Gründe an, warum Israelis fühlen,
was sie tun.
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So zweifelhaft diese auch sein mögen, fasse ich zusammen:
+ Die Israelis teilen die kollektive Erfahrung von ständiger
Bedrohung trotz ihres hohen Maßes an Sicherheit, ironischerweise
durch Israelis. Die Narrativen von Exil, dem Holocaust, Antisemitismus,
Kriegen, tausenden terroristischen Angriffen und Feinden, die
die Zerstörung des Staates Israel fordern, halten alle den mentalen
Opferstatus, Verfolgung und Angst vor Vernichtung aufrecht.
Israel spielt das hoch, um die Hassmaschine am Laufen zu halten.
+ Die israelische Gesellschaft empfindet keinen Vorteil im moralischen,
spirituellen und materiellen Nutzen des Friedens. Sie hält ihre
militärischen Verteidigungssysteme für entsprechend, um die
Konsequenzen eines Konflikts tragen zu können, und für einen
tolerierbaren Preis.
+ Sicherheit und Frieden werden als Konzept mit zwei Gesichtern
wahrgenommen. Die Israelis ziehen eine vertraute Wirklichkeit
einer riskanten Zukunft vor.
+ Der Militärdienst ist in die Identität von Millionen integriert,
und auch wenn er verpflichtend ist, nimmt man ihn als privilegierte
Eintrittskarte zur vollen Bürgerschaft wahr. Jüdische Israelis
misstrauen Arabern und der arabischen Welt.
+ Misstrauen gegenüber Arabern herrscht auf politischem,
kulturellen, sozialen und individuellen Gebiet vor. Es wird
in die öffentliche Wahrnehmung durch den öffentlichen
Diskurs eingepflanzt. Hass und Rassismus sind seine Nebenprodukte.
+ Israel hat sich Naturschätze wie Wasserquellen und Bauernland
angeeignet und es verschafft sich rapid mehr davon. Die meisten
Juden glauben wirklich, dass es ein Wert ist, alle Teile des
„Heiligen Landes“ zu besetzen, und dass dieser Wert jeden Preis
und jedes Opfer rechtfertigt.
Wenn jemand eine sanfte kritische Einschätzung der israelischen
Friedensbewegung anwenden möchte, könnte man hingegen behaupten,
es sei ein Lager, das sich im Zustand der Verzweiflung befindet.
Die Friedensbewegung in Israel mag schon im Zustand der Verzweiflung
sein. Sie steht mit dem Rücken zur Wand und kämpft darum, als
der Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit anerkannt
zu werden. Netanyahu hat den rechten Flügel mit einer
täglichen Dosis hochgradig faschistischer und eklatant rassistischer
Gesetze gefestigt, eines mehr rassistisch als das Vorhergehende.
Die Arten, wie diese Gesetzgebungen durch die Knesset gehen,
sagt uns, dass Likud und Labour von der gleichen Sorte sind;
sie haben nur verschiedene Namen. Das Friedenslager stöhnt unter
dem Gewicht einer Lähmung, die dahergebracht wurde durch ein
faschistisches Regime, das Toleranz gegenüber jeder
Form von abweichender Meinung nicht zulässt.
Die von innen her kämpfen, sind waghalsig zu wissen, dass sie
sich nicht ergeben können. Ihre Überzeugungen treiben sie sich
zu bemühen, auch wenn es den Anschein hat, sie seien auf der
Seite der Verlierer. Ihr Anliegen hält sie im Ring. Während
sie den Druck von außen begrüßen, wissen sie, dass sie
und die Palästinenser separate aber komplementäre Funktionen
haben in der Suche nach einem Ende der Okkupation. Internationales
Gewicht ist Mehrwert; aber nicht das Herz des Kampfes. Aber
es ist noch ein Wert und es ist lebendig.
Obwohl sie wie eine enorme Kraft erscheint, glaubt die Regierung
an eine Allianz von palästinensischem Widerstand, israelischen
Friedensgruppen und ihren Anhängern und internationaler Solidarität.
Sie fürchtet sich, weil sie gesehen hat, was diese tödliche
Kombination in Südafrika zur Beendigung der Apartheid beigetragen
hat. Kein Wunder also die massiven Gesetze und Maßnahmen, um
den Widerstand zu ersticken, sei es von den Palästinensern,
den Israelis oder den internationalen Aktivisten.
Der Kampf wird nicht enden, nur, weil der Faschist sich wünscht,
er möge enden. Er wird enden, wenn die Gerechtigkeit kommt.
„Wenn du bei jeder Ungerechtigkeit vor Entrüstung zitterst,
dann bist du mein Kamerad“
(Ernesto
Che Guevara).
In dieser Nummer der Palestine Updates teilen wir mit unseren
Lesern eine Liste von israelischen, palästinensischen und gemeinsamen
Friedensbewegungen und Zeugnissen israelischer Veteranen (Breaking
the Silence), die seit der Zweiten Intifada beim israelischen
Militär gedient hatten.
Friedensgruppen in Palästina und Israel
Bitterlemons international ist ein Internetforum
für eine große Menge an Weltperspektiven zum Mittleren Osten
und seinen spezifischen Themen.
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Bat Shalom - Feministisches Zentrum für Frieden und soziale
Gerechtigkeit für die Arbeit in Richtung auf eine demokratische
und pluralistische Gesellschaft in Israel hin.
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B’tselem – Israelisches Informationszentrum für
Menschenrechte in den besetzten Gebieten
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Dar Annadwa – das Internationale Zentrum von Bethlehem
arbeitet, um der ganzen Gemeinde zu dienen „ Mutterleib bis
zum Grab“.
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Gisha – In Tel Aviv angesiedelte NGO, gegründet 2005;
Schwerpunkt: Bewegungsfreiheit für Palästinenser.
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Gush Shalom – Israelische Friedensgruppe; klicken Sie
Englisch an für den Start. Ausgezeichnete Artikel und Links.
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Human Supporters Association – Eine Graswurzel-Organisation,
die Jugendlichen von Nablus und Umgebung eine gewaltlose, pro-aktive
Alternative für den Umgang mit den gegebenen politischen Realitäten
anbietet und versucht, ein Treffpunkt für Aktivisten zu sein,
die sich für Gerechtigkeit und soziale Veränderung innerhalb
der palästinensischen Gesellschaft einsetzen.
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Internationale Solidaritätsbewegung – Eine von Palästinensern
geführte Bewegung mit der Verpflichtung, Widerstand gegen die
israelische Besetzung von palästinensischem Land mit gewaltlosen
Methoden und Prinzipien der direkten Aktion zu leisten
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Israelisches Komitee gegen Hauszerstörungen (ICAHD)
– Gründer Jeff Halper, Bürger von Minnesota und Israel; organisiert
gewaltlosen Widerstand gegen Hauszerstörungen, Landenteignungen
und Siedlungen und tritt ein für das Ende der israelischen Besetzung
der Westbank.
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Machsom Watch – Die in Israel aufgebaute (Frauen-)Gruppe
(Gründungsmitglied Roni Hamerman) beobachtet und verteilt Berichte
über israelische Soldaten an Checkpoints mit dem ultimativen
Endziel „die Besetzung zu beenden“.
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Mifta – Kommentare der PLO-Sprecherin Dr. Hanan
Ashrawi und anderer, Presseaussendungen, Faktenblätter über
die Auswirkungen der Besetzung, Wahl-Arbeit…
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Neve Shalom – Ein Dorf, gemeinsam von jüdischen
und palästinensisch-arabischen Bürgern von Israel erfunden und
eingerichtet, engagiert sich gemeinsam in Bildungsarbeit für
Frieden, Gleichheit und gegenseitigem Verstehen zwischen den
beiden Völkern.
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Palestine Center for Human Rights – Diese Non-Profit
Gruppe mit Zentrum in Gaza berichtet über Menschenrechtsverletzungen.
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Palestine Monitor – Palästinenser schreiben über
Leben unter Besetzung – Fakten, Artikel und Analysen
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Palestinian Mothers – Iqbal Tamimi gründete dieses
soziale Netzwerk für palästinensische Mütter.
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Palestine Remembered – Eine Website, die sich mit zerstörten
Städten und Dörfern befasst.
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Parents Circle – Beraubte palästinensische und
israelische Familien unterstützen Frieden, Versöhnung und Toleranz.
Die Mitglieder des Forums haben alle nahe Familienmitglieder
durch die Gewalt in der Region verloren. Sie gehen nach Möglichkeit
gemeinsam (Israeli und Palästinenser) in Gruppen, um dort für
friedliches Zusammenleben zu werben.
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Rabbis for Human Rights – Rabbiner für Menschenrechte
– Eine Rabbinerstimme für das Gewissen: Rabbis for Human Rights
geben dem zionistischen Ideal und der religiösen jüdischen Tradition
der Menschenrechte ihre Stimme.
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Rafah Today – Bilder und Artikel des täglichen
Lebens in Rafah
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Sabeel – Eine ökumenische befreiungstheologische
Bewegung von unten unter palästinensischen Christen
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Tent of Nations – „Daher’s Weinberg“, nahe Bethlehem;
im Westen bekanntester Vertreter: Daoud Nassar, Mitbesitzer;
versucht Jugendliche verschiedener Kulturen zusammen zu bringen,
um Brücken des Verstehens, der Versöhnung und des Friedens zu
bauen.
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Women in Black – Frauen in Schwarz; Netzwerk von Frauen,
deren Anliegen Frieden mit Gerechtigkeit ist; regelmäßige Mahnwachen
z.B. in Jerusalem, aber auch in Wien
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Zochrot – Eine Gruppe israelischer Bürger, die daran
arbeiten, die Erinnerung an die Nakba lebendig zu halten (z.B.
durch Kartographieren zerstörter Dörfer und Städte)
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Breaking the Silence - ist eine Organisation von Kriegsveteranen,
die im israelischen Militär seit dem Beginn der Zweiten Intifada
gedient hatten und es auf sich genommen haben, die israelische
Öffentlichkeit mit der Realität des täglichen Lebens in den
besetzten Gebieten („Territorien“) zu konfrontieren… SoldatInnen,
die in den Territorien dienen, sind Zeugen und nehmen teil an
militärischen Aktionen, die sie immens verändern. Fälle von
Misshandlungen von Palästinensern, Plünderungen und Zerstörung
von Eigentum sind jahrelang die Norm gewesen und werden immer
noch als extreme und einmalige Fälle erklärt. Zeugnisse von
Breaking the Silence malen ein anderes und viel schrecklicheres
Bild, in welchem der Niedergang der moralischen Standards seinen
Ausdruck in dem Charakter der Befehle und Regeln für deren Durchführung
findet, die im Namen der Sicherheit Israels gerechtfertigt werden.
Während die Realität den israelischen SoldatInnen und Offizieren
bestens bekannt ist, verschließt die israelische Gesellschaft
immer noch ihre Augen, und sie leugnen, was in ihrem Namen getan
wird. Abgerüstete Soldaten, die ins Zivilleben zurückkehren,
entdecken den Abgrund zwischen der Wirklichkeit, die sie in
den Territorien angetroffen haben, und dem Stillschweigen über
diese Wirklichkeit, mit dem sie zuhause konfrontiert werden.
Um wieder zu Zivilisten werden zu können, sind die SoldatInnen
gezwungen zu ignorieren, was sie gesehen und getan haben. Breaking
the Silence bemüht sich, die Stimmen dieser SoldatInnen zu Gehör
zu bringen und die israelische Gesellschaft hinzustoßen auf
diese Wirklichkeit, deren Schaffung sie ermöglicht hat.
Arbeitsmethoden
von Breaking the Silence – Zeugenaussagen bekannt machen. -
Breaking the Silence sammelt Zeugnisse von SoldatInnen, die
in der Westbank, in Gaza und in Ostjerusalem seit September
2000 gedient haben, und hält Vorträge, Gruppentreffen und andere
öffentliche Auftritte, die Licht in die Wirklichkeit in den
Territorien durch die Stimme früherer Kämpfer bringt. Breaking
the Silence führt auch Touren nach Hebron und in die Bergregion
südlich von Hebron (South Hebron Hills) mit dem Ziel, der Öffentlichkeit
Israels Zugang zu einer Wirklichkeit zu geben, die nur Minuten
entfernt von ihren eigenen Häusern liegt, in den Medien jedoch
kaum vorkommt.
Geschichte
von Breaking the Silence - Alles begann im März 2004 durch eine
Gruppe von Soldaten, die in Hebron gedient hatten. Inzwischen
hat Breaking the Silence in den Augen der israelischen Öffentlichkeit
und in den Medien einen Sonderstatus erzielt, weil es einzigartig
ist, der Erfahrung von Soldaten Stimme zu verleihen. Bis heute
hat die Organisation Zeugnisse von mehr als 1000 Soldaten gesammelt,
die alle Schichten der israelischen Gesellschaft abdecken, die
in den Territorien im Einsatz waren. Alle diese Zeugnisse sind
genau recherchiert, und alle Fakten wurden mit zusätzlichen
Augenzeugnissen oder mit den Archiven anderer Menschenrechts-Organisationen,
die in diesem Feld arbeiten, quer verglichen. Jeder Soldat,
der ein Zeugnis an Breaking the Silence abgibt, kennt die Ziele
der Organisation und den Sinn der Interviews. Die meisten Soldaten
wollen anonym bleiben, weil Druck offizieller Militärs und der
Gesellschaft als Ganzes auf sie ausgeübt werden würde. Breaking
the Silence gehört den Soldaten, die der Öffentlichkeit ein
Zeugnis über ihren Dienst abzugeben bereit sind.
Geführte
Touren - Breaking the Silence bietet geführte Touren nach Hebron
und in die South Hebron Hills an, das ein freies Zusammentreffen
mit der Realität der militärischen Okkupation ermöglicht. Die
Guides der Touren sind alle frühere Militärangehörige, die in
diesen Gegenden gedient haben; sie teilen ihre Erfahrungen mit,
um die von den IDF (Israelische Verteidigungskräfte) durchgeführten
Praktiken der israelischen Regierung illustrieren zu helfen.
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Israelische Soldaten sprechen über ihren Einsatz
in den besetzten Gebieten (zwei Zeugnisse) - „Alles,
was noch da ist, ist so gut wie tot“- Zeugnis eines Ersten Sergeanten
in der Deir al-Balah Area - Wir betraten
einen Ortsteil mit Obstgärten; das fürchteten wir am meisten.
So viele Geschichten gingen herum von Überraschungen durch Tunnels
und Explosionskörpern in diesen Obstgärten. Wenn du da hineingehst,
schießt du auf alles Verdächtige. Du schießt ins Gebüsch, auf
Bäume, auf alle Arten von Gebäuden. Dann rennst du in irgendeine
Hütte hinein, und dann zielst du wieder auf Bäume. Du feuerst
einfach eine Salve ab und denkst nicht zweimal darüber nach…
Als wir zum ersten Mal (in den Gazastreifen) hineingingen, gab
es Schauergeschichten über Hamas – wir waren sicher, dass im
Augenblick, wenn wir in unsere Tanks kletterten, alles in Flammen
aufgehen würde. Aber nach 48 Stunden und keinem einzigen Schuss
während des ganzen Tages, waren sie wie Geister für uns -- unsichtbar,
von ihrer Gegenwart nichts zu bemerken – Doch: einmal hat es
geknallt – ein einzigen Knall während des ganzen Tages – Endlich
realisierst du: die Situation ist unter Kontrolle.
Da haben meine Schwierigkeiten angefangen, weil die Regel für
das Eingreifen lautet – ich weiß nicht, ob für alle Soldaten
– „Alles, was da ist, ist so gut wie tot. Wenn sich etwas bewegt
in der Nachbarschaft, wo du bist, hat das dort nicht zu sein.
Die (palästinensischen) Zivilisten wissen, dass sie nicht dort
zu sein haben. Daher, wann immer du Bewegung merkst, schieße
um zu töten“.
„Dann gingen wir die Straße hinunter, und
die Häuser, die wir stürmen sollten, existierten nicht mehr“.
- Zeugnis eines anderen First Sergeant aus der Einheit Nördlicher
Gazastreifen: Ich erinnere mich: einmal detonierten
Sprengkörper, um die Durchgangswege frei zu machen. Sie haben
uns gesagt: „Stürmt sie, sie werden gewöhnlich so um die 100
bis 150 Meter weg sein“. Dann eine Explosion – Ich habe niemals
so etwas gehört. Lampen zerbrachen; es war verrückt. Ein närrischer
Feuerpilz, wirklich verrückt. Dann sind wir die Straße hinuntergegangen;
Was wir stürmen sollten, existierte nicht mehr. Kaputt! Du willst
die Stiege hinauf, und du gehst zwei Stufen hoch – und dann
gibt es keine Stufen mehr: Zerstörung auf ganz hohem Niveau.
Als wir abrückten (vom Gazastreifen), schlurften wir durch all
die Trümmer, die früher Beit Hanoun gewesen waren. Ich kann
mich an den Ort noch so gut erinnern - vor den Luftangriffen
auf das Viertel. Wir konnten einfach nicht glauben, was wir
sahen. – Immer wieder fragten wir uns: wie soll man anfangen,
das aufzuräumen? Wir versuchten nachzuvollziehen, was die Familien
wohl durchmachen mussten, wenn sie nach Hause kämen … oder bestenfalls
zu dem, was von ihrem Haus übrig geblieben ist, ein bisschen
Fußboden und zwei Mauern. Wie wird man alle diese Trümmer wegräumen
können? Wer soll das alles wegräumen, und wie wollen sie das
tun? … Übersetzung: Gerhilde
Merz
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