Palästinenser in Deutschland erleben Wochen der Einsamkeit
Während sie sich um ihre Familien in Gaza und im Westjordanland sorgen, fühlen sich viele Palästinenserinnen und Palästinenser in Deutschland von Politik und Medien im Stich gelassen.
Jules El-Khatib - 22. 11. 2023
Der schreckliche Angriff der Hamas am 7. Oktober, der mehr als 1.200 Menschen das Leben kostete, und bei dem mehr als 250 Israelis entführt wurden, hat vieles verändert.
Seitdem herrscht in Israel und Palästina ein weiterer blutiger Krieg.
Jeden Tag sterben in Gaza Babys und Rentner nebeneinander, denn die israelischen Bomben töten vor allem die Zivilbevölkerung. Und auch die israelische Bevölkerung hat Angst – vor einer Wiederholung der Gewalt, wie auch vor den Raketen der Hamas.
In Gaza mangelt es aufgrund der Blockade Israels inzwischen an allem: Wasser, Lebensmittel, Medizin und Treibstoff, um die Generatoren zu betreiben, mit denen auch die Krankenhäuser am Laufen gehalten wurden. Inzwischen sind die meisten Generatoren aus und mit ihrem Ende stirbt die Hoffnung vieler Menschen auf ein Überleben noch weiter.
Die Sorge um das Überleben der Menschen in Gaza, im Westjordanland, wo die Siedler immer brutaler agieren, und in Israel ist für mich keine abstrakte Sorge um Menschen, die ich nicht kenne, es ist die Sorge eines Menschen mit palästinensischen Wurzeln und israelischem Pass.
Es ist die Sorge um Familie und Freunde, eine Sorge, die sich leider immer wieder bestätigt. Für viele Palästinenserinnen und Palästinenser bedeutet ein Blick in die Nachrichten aktuell traurige Gewissheit darüber zu erhalten, wieder ein Mitglied der eigenen Familie verloren zu haben – in einem Krieg, gegen den man in Deutschland viel zu wenig tun kann.
Und mehr noch: in einem Krieg, der von der Regierung unterstützt wird, während meine und unsere Sorgen als Palästinenserinnen und Palästinenser in diesem Land ignoriert und beiseite gewischt werden.
Deutschland ist meine Heimat, das Land, in dem ich geboren bin, in dem ich mein ganzes Leben verbracht habe, in dem ich aufwuchs, zur Schule ging, studierte und arbeite.
Während die Politik, vollkommen richtigerweise, ihr Mitgefühl und ihre Trauer für die am 7. Oktober getöteten Israelis offenbarte, kommen den meisten Politikerinnen und Politikern keine Worte der Empathie für die leidenden Menschen in Gaza über die Lippen.
Deutlich zeigen das die Reden des Bundeskanzlers Olaf Scholz, der voller Empathie über die Getöteten in Israel spricht, bei Gaza aber darauf beharrt, dass Israel im Sinne des Völkerrechts agiert. Für getötete Palästinenser hat er wenig Worte übrig.
Feuerpause zwischen Israel und Hamas: Austausch von Geiseln gegen palästinensische Gefangene und Hilfslieferungen vereinbart
Gerrit Hoekman - 23.11.2023
Waffenstillstand ermöglicht die Einfuhr von humanitärer Hilfe und Treibstoff in die belagerte Enklave (Rafah, 22.11.2023)
Die Waffenruhe soll an diesem Donnerstag um zehn Uhr Ortszeit in Kraft treten: Am Dienstag abend hatten sich Israel und die Hamas auf eine viertägige Feuerpause in Gaza geeinigt. In dieser Zeit wird die islamistische Organisation mindestens 50 der 239 Geiseln im Austausch gegen mindestens 150 Palästinenser, die Israel ohne Gerichtsprozess in seinen Haftanstalten gefangen hält, freilassen. Bei beiden Gruppen soll es sich um Frauen und Kinder beziehungsweise Minderjährige handeln. Israel bestätigte den Beginn der Waffenruhe bis jW-Redaktionsschluss nicht.
In einem Interview mit dem TV-Sender Al-Dschasira erklärte das hohe Hamas-Mitglied Musa Abu Marsuk, die meisten der Gefangenen, die seine Organisation freilasse, seien ausländische Staatsbürger. Ob sie auch israelische Pässe besitzen, ließ Abu Marsuk offen. Laut der israelischen Regierung soll es sich um Israelis handeln oder um Personen, die in Israel leben, berichtete der Sender Channel 12. Zum Abkommen gehört auch, dass mehrere Hundert Lastwagen mit dringend benötigten humanitären und medizinischen Hilfsgütern sowie Treibstoff über die ägyptische Grenze in den Gazastreifen fahren dürfen, hieß es Reuters zufolge in einer Erklärung der Hamas. Das israelische Justizministerium veröffentlichte unterdessen eine Liste mit 300 Namen palästinensischer Gefangener, die aus der Haft entlassen werden könnten.
Der Waffenstillstand ist mit Hilfe der USA und Ägypten vom Emirat Katar vermittelt worden. Katars Chefunterhändler Mohammed Al-Khulaifi betonte mehr >>>
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"Es ist kein Spaß, Palästinenser in Deutschland zu sein"
Das Bild von Palästinensern in Deutschland – zuletzt war es geprägt von Demonstrationen mit teils antisemitischen und islamistischen Parolen. Viele können sich damit aber nicht identifizieren. Ein Blick in die palästinensische Gemeinschaft.
Ferdinand Meyen - 21.11.2023
Über dieses Thema berichtet: BR24 am 22.11.2023 um 06:00 Uhr.
Für Joana Osman ist es immer wieder aufwühlend, sich mit ihrer palästinensischen Identität auseinanderzusetzen, vor allem zurzeit. Und doch führt für die Münchner Autorin kein Weg daran vorbei. Sie sagt: "Ich glaube, das Thema Identität ist das zentrale Thema von Palästinenserinnen und Palästinensern." Die palästinensische Identität zeichne sich laut Osman durch Widersprüche, durch biografische Brüche aus.
Osmans Familie muss 1948 aus ihrer Heimatstadt Jaffa fliehen. Zunächst in den Libanon, später nach Deutschland. Diese für Osman konfliktbehaftete Geschichte hat sie in ihrem neuen Buch "Wo die Geister tanzen" aufgearbeitet. "Für mich fühlt es sich ein bisschen zerrissen an. Ich bin einerseits deutsche, andererseits habe ich palästinensische Wurzeln", erzählt Osman. Eigentlich wolle sie beide Seiten leben, auch weil die palästinensische Identität anders sei als die von anderen arabischen Völkern. Das Problem sei nur, sagt Osman: "Ohne einen Staat und mit einem Volk, das in der Diaspora steht, ist das sehr schwierig zu leben."
Mehrere Hunderttausend Palästinenserinnen und Palästinenser leben in Deutschland. Einige mit israelischem, andere mit libanesischem oder jordanischem Pass. Einige sind auch staatenlos, haben gar keinen Pass. Das bedeutet, dass sie oft nicht arbeiten können, ihnen Bildung verwehrt bleibt und das Reisen in andere Länder schwerer ist.
"Es ist kein Spaß, Palästinenser in Deutschland zu sein", sagt der Soziologe Imad Mustafa. An der Universität Bamberg hat er zu antimuslimischem Rassismus und davor zu Palästinensern in Deutschland geforscht. Die ersten Palästinenser seien in den 60er Jahren nach Deutschland gekommen, als Arbeitsmigranten, erklärt Mustafa, der selbst palästinensische Wurzeln hat. In den 70er Jahren kam dann eine zweite Welle, hauptsächlich durch Studentenvisa. Damals traten viele Migranten der "Generalunion Palästinensischer Studenten", kurz GUPS, bei. Nach dem Olympia-Attentat 1972 wurden viele der GUPS-Palästinenser allerdings wieder aus Westdeutschland abgeschoben. Viele gingen dann in die DDR, weil die ihre Beziehungen mit den Palästinensern in dieser Zeit ausweitet. Auch deshalb, erklärt Mustafa, gelte Berlin heute als Palästinenser-Hauptstadt Europas.
Aktuelle Debatten über Palästinenser zeigen verzerrtes Bild
Imad Mustafa hat auch aktuelle Diskurse analysiert. Diese würden nicht unbedingt die Lebensrealität vieler Palästinenser in Deutschland spiegeln, erklärt der Soziologe: "Wenn man sich die Palästina-Debatte anguckt, dann muss man konstatieren, dass hier eine Schwerpunktsetzung erfolgt, die Palästinenser islamisiert." Dies sei ungewöhnlich, da viele Palästinenser in Deutschland laut Mustafa eher säkular geprägt sind. Und in Palästina gebe es neben Muslimen auch viele Christen. Auf der anderen Seite kritisiert Mustafa, "dass immer wieder die Rede davon ist, dass Palästinenser eben antisemitisch seien."
Palästinenser und Antisemitismus
Um das Video (facebook) zu sehen, auf das Bild klicken
Noch eine Jüdin, die nicht ins Deutschlands stereotypische Judenbild passt:
Iris Hefets Amsalem - 20. November
US-Philosophin Nancy Fraser nimmt Stellung zum umstrittenen Palästina-Manifest
22. November 2023 - Harald Neuber
Fraser kontert Kritik einer langjährigen Freundin. Es geht um den Nahostkonflikt und die Grenzen der Philosophie. Lässt sich der Streit unter Intellektuellen entschärfen?
Inmitten einer polarisierten Debatte über die Eskalation im Nahen Osten hat die US-Philosophin Nancy Fraser ihre Unterstützung für einen israelkritischen Aufruf verteidigt. Die 76-Jährige sieht sich zum Teil heftiger Kritik ausgesetzt, seit sie das Manifest "Philosophie für Palästina" unterzeichnet hat.
Das Manifest, das von Fraser, Judith Butler und rund 200 weiteren Unterzeichnern unterstützt wird, kritisiert die israelische Intervention in Gaza als "sich anbahnenden Genozid" und ruft zu einem kulturellen und akademischen Boykott Israels auf.
Gegenüber der österreichischen Tageszeitung Der Standard nahm Fraser zu dem Dokument Stellung und erläuterte ihre Haltung zu dem Terrorangriff bewaffneter islamistischer Milizen auf Israel am 7. Oktober, bei dem mindestens 1.200 Zivilisten und Sicherheitskräfte ermordet oder im Kampf getötet und mehr als 5.400 Menschen verletzt wurden. mehr >>>
US-Philosophin Nancy Fraser nimmt Stellung zum umstrittenen Palästina-Manifest
Fraser kontert Kritik einer langjährigen Freundin. Es geht um den Nahostkonflikt und die Grenzen der Philosophie. Lässt sich der Streit unter Intellektuellen entschärfen?
Inmitten einer polarisierten Debatte über die Eskalation im Nahen Osten hat die US-Philosophin Nancy Fraser ihre Unterstützung für einen israelkritischen Aufruf verteidigt. Die 76-Jährige sieht sich zum Teil heftiger Kritik ausgesetzt, seit sie das Manifest "Philosophie für Palästina" unterzeichnet hat.
Das Manifest, das von Fraser, Judith Butler und rund 200 weiteren Unterzeichnern unterstützt wird, kritisiert die israelische Intervention in Gaza als "sich anbahnenden Genozid" und ruft zu einem kulturellen und akademischen Boykott Israels auf.
Gegenüber der österreichischen Tageszeitung Der Standard nahm Fraser zu dem Dokument Stellung und erläuterte ihre Haltung zu dem Terrorangriff bewaffneter islamistischer Milizen auf Israel am 7. Oktober, bei dem mindestens 1.200 Zivilisten und Sicherheitskräfte ermordet oder im Kampf getötet und mehr als 5.400 Menschen verletzt wurden. mehr >>>
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Gaza in Trümmern:
Satellitenbild-Forscher sagen, Israel habe 56.000 Gebäude zerstört oder beschädigt
22.11.2023
Wir sprechen mit zwei Forschern, die die Decentralized Damage Mapping Group leiten, ein Netzwerk von Wissenschaftlern, die Fernerkundung einsetzen, um die Schäden und Zerstörungen im Gazastreifen seit Beginn der israelischen Angriffe am 7. Oktober zu analysieren und zu kartieren. Die Radartechnologie zeigt, dass durch die israelischen Bombardierungen seit dem 7. Oktober etwa die Hälfte aller Gebäude im nördlichen Gazastreifen beschädigt oder zerstört wurden. Insgesamt wurden mindestens 56.000 Gebäude im Gazastreifen beschädigt. Der Doktorand Corey Scher erklärt, wie Forscher offene Daten nutzen, um konsistente, transparente Einschätzungen der sich rasch ausbreitenden Schäden in Gaza zu erstellen. "Wir sind alle von der Geschwindigkeit dieser Entwicklung überrascht", sagt Jamon Van Den Hoek, Leiter des Conflict Ecology Lab. Quelle
Stephan Kaufmann zur politischen Ökonomie in Nahost
Israelische Truppen im Gazasteifen: Der IWF warnt, dass der Krieg internationale Investoren aus dem Nahen Osten vertreiben wird. Bemerkenswert stabil steht dagegen aus der Sicht internationaler Kreditgeber Israel da.
Stephan Kaufmann - 06.11.2023
Laut Medienberichten will sich die Regierung Israels bei der Weltbank dafür einsetzen, Teile von Ägyptens internationalen Schulden zu erlassen, wenn das Land palästinensische Flüchtlinge ins Land lässt. Für Ägypten ist das ein reizvolles Angebot. Das Land steckt in einer Krise, es ist nach Argentinien – und vor der Ukraine – der zweitgrößte Schuldner des Internationalen Währungsfonds (IWF), die Hälfte seines Haushalts geht derzeit für Zinszahlungen drauf.
Das Westjordanland ist die unsichtbare zweite Front in Israels Krieg gegen Gaza
Fathi Nimer - November 10, 2023
Ermutigt durch das Schweigen der Welt, arbeiten israelische Siedler Hand in Hand mit dem Militär, um die Palästinenser im gesamten Westjordanland zu terrorisieren.
Es besteht die Tendenz, Palästina in Einzelteile zu zerlegen und die verschiedenen Formen der Segmentierung der palästinensischen Bevölkerung und ihre Trennung voneinander als etwas Angeborenes und Natürliches zu betrachten und nicht als Ausdruck kolonialer Teilungs- und Herrschaftstaktiken. Infolgedessen geht das Gesamtbild oft verloren, was zu einer Analyse führt, die eng miteinander verbundene Ereignisse als grundsätzlich unzusammenhängend darstellt.
Während die Augen der Welt verständlicherweise auf die Gräueltaten Israels im Gazastreifen gerichtet sind, hat das israelische Militär seine Angriffe auf die im Westjordanland lebenden Palästinenser intensiviert. Israel hat palästinensische Gemeinden abgeriegelt, die Eingänge blockiert und die Bewegungsfreiheit eingeschränkt, während Siedler in ländlichen Gebieten frei umherstreifen und eifrig auf Palästinenser schießen dürfen, die ihren Weg kreuzen. ....
Geschlossene Fenster zur Welt: Die toten Journalisten Hassouna Sleem and Sary Mansour (19.11.2023)
Zeugen unerwünscht
Gazakrieg: Zahl getöteter Journalisten steigt auf über 50. Drohungen und Angriffe sollen Berichterstattung verhindern
Karin Leukefeld - 23.11.2023
Die Zahl der getöteten Journalisten im Gazakrieg steigt. Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) meldete am Mittwoch den Tod von mindestens 53 Journalisten und Medienmitarbeitern in Gaza, Libanon und Israel seit dem 7. Oktober. 46 der Getöteten sind Palästinenser, vier Israelis und drei Libanesen. Die vier israelischen Journalisten wurden am 7. Oktober getötet, als die palästinensischen Al-Kassam-Brigaden israelische Kibbutzim und Ortschaften östlich des Gazastreifens überfielen. Alle palästinensischen Journalisten wurden bei Luft- und Artillerieangriffen der israelischen Armee im Gazastreifen getötet. Die drei libanesischen Journalisten wurden getötet, während sie aus dem Südlibanon von der Waffenstillstandslinie berichteten.
Direkte Angriffe auf Medienmitarbeiter und ihre Familien haben in den vergangenen Tagen deutlich zugenommen. Am Sonnabend wurden sechs Journalisten verschiedener Medien in Gaza getötet. Am Sonntag wurde der Leiter des Press House Palestine getötet, eine Einrichtung für junge Medien und Journalisten. Zu den internationalen Unterstützern gehören auch die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Bundesregierung.
Am Montag wurden die beiden Journalistinnen Ajat Al-Khadura und Alaa Taher Al-Hassanat getötet. Al-Hassanat, die für das Mediennetzwerk Al-Majedat arbeitete, wurde mit vielen Familienangehörigen zusammen bei einem Luftangriff der israelischen Armee auf das Familienhaus getötet. Al-Khadura, eine freie Journalistin, hinterließ ein 35 Sekunden langes Video, das sie vor ihrem Tod noch verschicken konnte. Darin beschreibt sie mit deutlicher Angst in der Stimme die schreckliche Lage. Die israelische Luftwaffe habe weißen Phosphor und thermobarische Bomben auf die Wohnsiedlung bei Beit Lahia gefeuert, wo sie wohne. Mit Flugblättern sei die
Roger Waters, Pink Floyd,
Uruguay Konzert, zur Unterstützung der Menschen in Palästina 2023
“Vor dem Krieg war mein Traum, Ärztin zu werden, damit ich Menschen behandeln kann.“ Am Weltkindertag wiederholte die Humanitäre Koordinatorin Lynn Hastings ihren Appell: „Palästinensische und israelische Kinder und ihre Rechte zu schützen.“ Foto aus einem UNICEF-Video
OCHA - Feindseligkeiten im Gazastreifen und Israel
Flash Update #45 - 20. Nov. 2023
KERNPUNKTE
Am 20. November geriet das Indonesische Krankenhaus in Beit Lahiya (Nord-Gaza) unter Beschuss, was Berichten zufolge zu mindestens 12 Todesopfern, darunter Patienten und ihre Begleitungen, führte, außer vielen Verletzungen. Das ist das fünfte Mal, dass das Krankenhaus seit Beginn der Feindseligkeiten getroffen wird. Es wird offensichtlich belagert, und die Patienten und Mitarbeiter können es nicht verlassen. Diese Gesundheitseinrichtung hat einen totalen Stromausfall aufgrund des Treibstoffmangels und hat kaum mehr Wasser, lebenswichtige Medikamente und Hilfsgüter. In diesem Zusammenhang erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erneut am 20. November: “Mitarbeiter aus dem Gesundheitswesen und Zivilpersonen sollten niemals solchem Horror ausgesetzt werden, und vor allem nicht im Innern eines Krankenhauses.”
Krankenhäuser und medizinische Mitarbeiter sind nach dem humanitären Völkerrecht (IHL) besonders geschützt werden und alle Konfliktparteien müssen ihren Schutz sicherstellen. Krankenhäuser dürfen nicht als Schutzschild für militärische Ziele bei Angriffen diesen. Jede Militäroperation um Krankenhäuser herum oder in deren Innern muss Maßnahmen treffen, um Patienten, medizinische Mitarbeiter und andere Zivilpersonen zu schonen und zu schützen. Alle machbaren Vorkehrungen müssen getroffen werden, darunter effektive Warnungen, die die Fähigkeit von Patienten, medizinischen Mitarbeitern und anderen Zivilpersonen berücksichtigen, um sie sicher zu evakuieren.
Die Angriffe und der Mangel an Treibstoff, Medikamenten, sauberem Wasser und anderen wichtigen Ressourcen haben dazu geführt, dass die Kapazität von Krankenbetten in ganz Gaza von 3.500 Betten vor dem 7. Oktober auf aktuell 1.400 Betten zurückgegangen ist und wird durch die exponentielle Zunahme der Menschen verstärkt, die seit Kriegsbeginn eine Behandlung suchen, wodurch kritische Lücken für Patienten mit Verletzungen und anderen Erkrankungen entstehen, die einen stationären Aufenthalt erfordern, wie die WHO erklärt.
Am 20. November trafen circa 40 LKWs mit medizinischen Geräten und außerdem 180 Ärzte und Schwestern, die über Ägypten nach Gaza einreisten. Diese Geräte und die ärztlichen Mitarbeiter sollen ein zweites Feldkrankenhaus in Khan Younis, im südlichen Gaza, mit einer Kapazität von 150 Betten errichten.
Anlässlich des Welt-Kinder-Tages wiederholte die Humanitäre Koordinatorin, Lynn Hastings ihren Appell, „an alle Konfliktparteien, palästinensische und israelische Kinder und ihre Rechte zu schützen. Bis zum 10. November wurden 4.506 palästinensische Kinder getötet und circa 1.500 wurden als vermisst gemeldet und sind wahrscheinlich unter den Trümmern gefangen oder tot und warten auf ihre Rettung oder Bergung, laut dem Gesundheitsministerium in Gaza (MoH). Die Anzahl der bisher getöteten Kinder übersteigen bei weitem die jährlichen Zahlen aller Kriegszonen seit 2019, wie Save the Children besagt. Mindestens 33 israelische Kinder wurden am 7. Oktober getötet und dem israelischen Militärsprecher zufolge werden 40 Kinder als Geiseln in Gaza gefangen gehalten.
Am 20. November flohen schätzungsweise 25.000 zusätzliche Menschen aus dem Norden über den Salah Ad Deen- “Korridor.” Aufgrund des Platzmangels in vorhandenen Unterkünften im Süden, übernachten Tausende von Binnenvertriebenen (IDPs) unter freiem Himmel, an den Wänden der Unterkünfte auf der Suche nach Nahrung und Wasser sowie Schutz. Ihre Situation hat sich in den letzten 24 Stunden erheblich verschlimmert, weil sie heftigen Regenfällen ausgesetzt wurden.
Am 19. November bombardierten israelische Streitkräfte um circa 11:30 ein Wohngebäude in Gaza Stadt. Der Angriff geschah, als die Menschen Schlange standen, um Wasser von einer benachbarten Entsalzungsstation aufzufüllen. Das Ergebnis war, dass sechs Palästinenser getötet und zehn verletzt wurden.
Dieser Bericht schließt eine aktualisierten Abschnitt über den humanitären Bedarf und Reaktionen darauf ein für die Zeit vom 13. - 19. November.
Kämpfe und Opfer (Gazastreifen)
Intensive Bodenkämpfe zwischen den israelischen Streitkräften und bewaffneten palästinensischen Gruppen gingen in und um Gaza Stadt weiter, als auch in mehreren Gebieten im Gouvernement Nord-Gaza, in Khan Younis und im Osten von Rafah (im Süden). Luftangriffe und Beschuss durch israelische Streitkräfte wird in zahlreichen Gebieten im gesamten Gazastreifen fortgesetzt. Israelische Bodentruppen haben die effektive Trennung des Norden vom Süden entlang von Wadi Gaza, mit Ausnahme des „Korridors“ zum Süden, aufrecht erhalten.
In zwei verschiedenen Angriffen am 19. November wurden Berichten zufolge Wohngebäude in Jabalia und Gaza Stadt getroffen und töteten 18 und 40 Palästinenser jeweils. Ein weiterer Angriff, am 20. November, um circa 04:20, traf Berichten zufolge zwei Wohngebäude, in der Nähe des An Najjar-Krankenhauses, im Osten von Rafah, im Süden von Gaza, und tötete 17 Palästinenser und verletzte 15 weitere.
Seit dem 11. November hat das Gesundheitsministerium in Gaza (MoH) die Opferzahlen nach dem Zusammenbruch der Dienste und Kommunikationen in den Krankenhäusern im Norden. nicht mehr aktualisiert. Am 10. November um 14:00 Uhr (letztes verfügbares Update) war der Stand der Todesopferrate bei 11.078, unter ihnen sollen 4.506 Kinder und 3.027 Frauen sein. Mehr als 2.700 weitere, darunter etwa 1.500 Kinder, wurden als vermisst gemeldet und könnten unter den Trümmern eingeschlossen oder tot sein und auf ihre Rettung oder Bergung warten. Weitere 27.490 Palästinenser sind Berichten nach verletzt.
Bis 11. November wurden mindestens 3.117 Schüler und 183 pädagogische Fachkräfte getötet in Gaza und mehr als 4.613 Studenten und 403 Lehrer verletzt, wie das Gesundheitsministerium in Ramallah angibt. Außerdem sollen am 13. November circa 300 Schulgebäude (61 Prozent all dieser Gebäude in Gaza) Schäden erlitten haben.
Seit dem 7.Oktober hat das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) den Tod von 50 Journalisten und Mitarbeiter von Medien, darunter 45 Palästinenser, 4 Israeli und 1 Libanese dokumentiert, was diese Zeit zur tödlichsten für Journalisten macht, seitdem CPJ mit der Aufzeichnung der Daten in 1992 begann.
In den 24 Stunden vor 18 Uhr am 20. November, wurden zwei israelische Soldaten in Gaza getötet, was die Gesamtzahl der seit Beginn der Bodenoperationen getöteten israelischen Soldaten auf 71 steigen lässt, laut offiziellen israelischen Quellen.
Vertreibung (Gazastreifen)
Am 20. November befahl das israelische Militär und übte weiterhin Druck auf die Bewohner im Norden aus, in den Süden über einen „Korridor“ zwischen 9:00 und 16:00 Uhr , entlang der Hauptverkehrsader, der Salah Ad Deen-Straße, zu evakuieren. OCHAs Beobachtungsteam schätzt, dass circa 25.000 Menschen während des Tages flohen, die meisten von ihnen kamen in Wadi Gaza mit Eselskarren oder Bussen an, einige zu Fuß.
Die israelischen Streitkräfte haben einige der Menschen, die durch den „Korridor“ gingen, verhaftet. Die IDPs, die von OCHA befragt wurden, berichteten, israelische Streitkräfte hätten einen unbemannten Kontrollpunkt errichtet, wo Menschen aus der Ferne angewiesen werden, durch zwei Strukturen zu gehen, wo die Installation eines Überwachungssystems vermutet wird. Den IDPs wird befohlen, ihre Ausweise vorzuzeigen, und werden dann anscheinend einem Gesichtswiedererkennungsscan unterzogen. Immer mehr Kinder ohne Begleitung ihrer Eltern und getrennte Familien wurden bei den flüchtenden Menschen beobachtet, darunter Frauen, denen befohlen wurde, ihre Kinder zu verlassen.
Intensive Bombardierungen waren oftmals in der Gegend des Korridors zu hören.
Das Beobachterteam von OCHA bemerkte eine wachsende Anzahl verletzter Menschen, die am 20. November über den „Korridor“ gingen. Eine Frau, die wir befragten, berichtete, sie sei aus Tal Az Za'tar in Jabalia gekommen, wo ihr Haus zerbombt worden sei und sie Schrapnell-Verletzungen im Magen erlitten habe. Beim Gehen hatte sie ein Handtuch auf ihre Wunde gedrückt. Zuerst hatte sie versucht, im Indonesischen Krankenhaus eine Behandlung zu bekommen, aber sie wurde aufgrund des Ausfalls sämtlicher Dienste nicht aufgenommen.
Mehr als 1,7 Millionen Menschen in Gaza wurden schätzungsweise binnenvertrieben, darunter circa 900.000 IDPs, die in mindestens 154 UNRWA-Unterkünften bleiben. Die UNRWA-Unterkünfte nehmen weit mehr Menschen auf als ihrer Kapazität entspricht und können keine Neuankömmlinge mehr beherbergen.
Die Überfüllung trägt zur Ausbreitung von Krankheiten bei, darunter Atemwegserkrankungen, Diarrhoe, was Sorgen um die Gesundheit und Umwelt aufkommen lässt. Im Durchschnitt gibt es eine Duscheinheit für 700 Menschen und eine einzige Toilette für 150 Menschen. Aufgrund dieser Überfüllung ist die UNRWA nicht in der Lage, effektiv und rechtzeitig Dienste zu leisten.
Schätzungen zufolge sind bis 1. November mehr als 15 Prozent der IDPs sind behindert. Jedoch die meisten Unterkünften sind nicht behindertengerecht ausgestattet. Den Unterkünften mangelt es an erforderlichen medizinischen Matratzen und Betten, was bei Personen, die sich nicht bewegen können, Geschwüre und andere medizinische Probleme verursachen, die nicht unter nicht sterilen Bedingungen behandelt werden können. Der UN-Sonderbeauftragte für die Rechte von Personen mit Behinderungen verlangt einen bedingungslosen und uneingeschränkten Zugang für die medizinische Hilfe und Unterstützung für behinderte Menschen im Gazastreifen.
In den letzten Tagen hat die UNRWA in Kooperation mit der NRO ‘Humanity and Inclusion’ 3.830 Personen mit Behinderungen, Verletzte, Kinder und die Älteren mit Hygienesets, Hilfsmitteln, Brillengläsern, Erste-Hilfe-Kästen und Babysets versorgt
Humanitärer Zugang (Gazastreifen)
Am 20. November trafen zwei LKWs mit über 67.000 Litern Treibstoff aus Ägypten in Gaza ein, im Rahmen von Israels Entscheidung am 18. November, die tägliche Einfuhr kleiner Mengen Treibstoff für die lebenswichtigen humanitären Maßnahmen zu erlauben. Der Treibstoff wird eingesetzt zur Unterstützung der Verteilung von Lebensmitteln und für den Betrieb der Generatoren in Krankenhäusern, Wasser- und Sanitäreinrichtungen, Unterkünften und für andere lebenswichtige Dienste.
Zusätzlich trafen 51 LKWs mit humanitären Gütern am 20. November bis 18:00 in Gaza ein, 70 kaman am 19. November an. Insgesamt kamen zwischen dem 21. Oktober und 20. November, 18:00, mindestens 1.320 LKWs mit humanitären Gütern über Ägypten nach Gaza (mit Ausnahme von Treibstoff).
Am 19. November öffnete die ägyptische Grenze für die Evakuierung von 723 Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft und Ausländer sowie für 67 Verletzte und Kranke. Zwischen dem 2. und 19. November verließen fast 7.877 Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft und Ausländer Gaza über Ägypten.
Der Kerem Shalom-Übergang nach Israel, der vor den Kämpfen der Haupteingangspunkt für Güter war, bleibt weiterhin geschlossen. Medienberichten zufolge haben die israelischen Behörden Forderungen der Mitgliedsstaaten, diesen Übergang in Betrieb zu nehmen, um mehr Mengen humanitärer Hilfsgüter in Gaza einführen zu können, abgelehnt.
Elektrizität
Seit dem 11. Oktober herrschte im Gazastreifen ein totaler Stromausfall, nachdem die israelischen Behörden die Stromzufuhr gesperrt hatten und die Treibstoffreserven für Gazas einziges Kraftwerk erschöpft waren.
Gesundheitsversorgung, einschließlich Angriffen (Gazastreifen)
Am 20. November wurden 28 der 31 Frühchen, die aus dem Shifa-Krankenhaus tags zuvor evakuiert worden waren, sicher nach Ägypten zur medizinischen Behandlung gebracht. Die übrigen drei Babys werden im Emarati-Krankenhaus im Süden Gazas behandelt. Fünf Neugeborene waren vor der Evakuierung im Shifa-Krankenhaus aufgrund des Zusammenbruches aller medizinischer Dienste gestorben. Alle Babys kämpfen gegen lebensgefährliche Infektionen und andere Probleme und benötigen medizinische Versorgung durch Spezialisten.
Die israelischen Operationen am/im Shifa-Krankenhaus wurden am 20. November den fünften Tag in Folge fortgesetzt. 19 Mitarbeiter des Gesundheitsdienstes und 259 Patienten sind laut dem MoH in Gaza vom 19. Novemeber in Shifa geblieben und sind mit lebensbedrohlichem Mangel an Strom, Wasser und medizinischen Hilfsmitteln konfrontiert. Unter ihnen sind zwei Menschen in Intensivversorgung, 22 Dialysepatienten, 32 Patienten auf Bahren und 27 Patienten mit Wirbelsäulenschäden, die bei der nächsten Evakuierung bevorzugt werden. Das Krankenhaus ist nicht länger in Betrieb und nimmt keine neuen Patienten auf.
Am 20. November wurde eine Klinik, die von den Ärzten ohne Grenzen (MSF) in Gaza Stadt geführt wird, getroffen und erlitt Schäden am Gebäude. Außerdem wurden fünf Fahrzeuge der MSF durch Panzerbeschuss verbrannt und zerquetscht. Insgesamt 21 Personen befinden sich in der Klinik und könnten in äußerster Gefahr sein. Ihr Status ist nicht bekannt, die Organisation hat Warnungen ausgesprochen.
In den letzten sechs Wochen gab es zahlreiche und anhaltende Angriffe gegen Gesundheitseinrichtungen im gesamten Gazastreifen. Das Ergebnis war, dass viele getötet und verletzt waren, von Patienten, Begleitungen und IDPs, die sich in den Gesundheitseinrichtungen aufhielten und eine Massenvertreibung stattfand, wie bereits erwähnt. Die WHO hat 164 Angriffe auf das Gesundheitsversorgungswesen im Gazastreifen seit dem 7. Oktober verzeichnet.
Wasser und Sanitär (Gazastreifen)
Am 19. November verteilten die UNRWA und UNICEF 19.500 Liter Treibstoff an Wasser- und Sanitäreinrichtungen im gesamten Süden und gab ihnen die Möglichkeit, Generatoren zu betreiben und den Betrieb, den sie zwangsweise seit mehr als einer Woche einstellen mussten, nun wieder aufzunehmen. Der am Tag gelieferte Treibstoff wird vermutlich circa 24 Stunden reichen. Die belieferten Einrichtungen sind unter anderen eine Meerwasser-Entsalzungsanlage in Khan Younis, die zur Zeit 2.500 Kubikmeter Trinkwasser pro Tag erzeugt, 50 Gemeindebrunnen, die Wasser für den täglichen Gebrauch, jedoch kein Trinkwasser, erzeugen, sowie 17 Abwasserpumpstationen. Die letzteren sind wesentlich zur Vermeidung der Überflutungsgefahr. Die Versorgung von Trinkwasser im Süden über zwei Pipelines aus Israel wird fortgesetzt.
Im Norden ist die Lage sogar noch schlimmer. Man befürchtet Dehydrierung und durch Wasser bedingte Krankheiten aufgrund der Wasserkonsumierung aus unreinen Quellen. Die Wasserentsalzungsanlage und die israelische Pipeline funktionieren nicht. Seit einer Woche wurden keine Flaschen mit abgefülltem Wasser unter den IDPs in den Unterkünften verteilt, was große Befürchtungen in Bezug auf Dehydrierung und durch Wasser bedingte Krankheiten aufgrund der Wasserkonsumierung aus unreinen Quellen aufkommen lässt.
Ernährungssicherheit
Seit dem 7. November waren die Mitglieder des Ernährungssicherheitssektors nicht in der Lage, im Norden Hilfe zu leisten, da der Zugang weitgehend abgeschnitten wurde. Aufgrund des Mangels an Kocheinrichtungen und Treibstoff greifen die Menschen auf das wenige rohe Gemüse oder unreife Früchte zurück, die verblieben. Keine Bäckereien sind aktiv aufgrund des Mangels an Treibstoff, Wasser und Weizenmehl, sowie wegen strukturellen Schäden. Weizenmehl ist Berichten zufolge nicht länger auf dem Markt verfügbar ist. Ernährungssicherheit-Cluster-Mitglieder haben ernste Besorgnisse über den Ernährungsstatus von Menschen, besonders von stillenden Mütter und Kindern geäußert.
Auch im Norden ist das Vieh durch Hunger und Tod gefährdet, weil es kein Futter und Wasser gibt. Ernten werden verstärkt aufgegeben und verderben, da Treibstoff fehlt, der für das Pumpen zur Bewässerung erforderlich ist.
Im gesamten Gazastreifen haben die Bauern mit dem Schlachten ihrer Tiere begonnen, da sie sofort Nahrung benötigten und kein Futter vorhanden ist. Diese Praxis stellt eine zusätzliche Gefahr für die Ernährungssicherheit dar, da sie zur Erschöpfung von Produktionsmitteln führt.
Feindseligkeiten und Opfer (Israel)
Das willkürliche Abfeuern von Raketen durch bewaffnete palästinensische Gruppen auf israelische Ballungszentren ging in den letzten 24 Stunden weiter, keine Todesopfer wurden verzeichnet. Insgesamt wurden mehr als 1.200 Israelis und Ausländer in Israel getötet. Wie die Medien die israelischen Behörden zitieren, die meisten von ihnen am 7. Oktober. Am 15. November wurden die Namen von 1.162 Todesopfern in Israel veröffentlicht, darunter 859 Zivilpersonen und Polizeibeamte. Unter denen, deren Alter bekannt ist, sind 33 Kinder.
Den israelischen Behörden zufolge werden 237 Menschen in Gaza gefangen gehalten, darunter Israelis und Ausländer. Der Militärsprecher sagte am 20. November, dass 40 der Geiseln Kinder sind. Bis jetzt wurden von der Hamas vier zivile Geiseln freigelassen, ein israelischer Soldat wurde von israelischen Streitkräften befreit und drei Leichen von Geiseln wurden laut Berichten von israelischen Streitkräften aufgefunden. Am 17. November wiederholte der UN-Notfallkoordinator, Martin Griffiths, seine Forderung nach sofortiger und bedingungsloser Freilassung aller Geiseln.
Gewalt und Opfer (Westbank)
Am 20. November erlag ein Palästinenser seinen Verletzungen, die er, als israelische Streitkräfte auf ihn bei einer Durchsuchungs- und Verhaftungsoperation im Jenin-Flüchlingslager schossen am 9. November, erlitten hatte, was die Todesrate bei dieser Operation auf 15 steigen lässt, darunter vier Kinder.
Seit dem 7. Oktober wurden 201 Palästinenser, darunter 52 Kinder von israelischen Streitkräften getötet; weitere 8, darunter ein Kind, wurden von israelischen Siedlern in der Westbank, einschließlich Ostjerusalem, getötet. Vier Israelis wurden bei Angriffen von Palästinensern getötet.
Die Zahl der in der Westbank seit dem 7. Oktober getöteten Palästinenser macht 47 Prozent aller palästinensischer Todesopfer in der Westbank im Jahr 2023 aus (441). Circa 66 Prozent der Todesfälle geschahen seit dem 7. Oktober bei Konfrontationen, die auf israelische Durchsuchungs- und Verhaftungsoperationen folgten, vor allem in den Gouvernements Jenin und Tulkarm; 24 Prozent standen im Zusammenhang mit Demonstrationen in Solidarität mit Gaza; sieben Prozent wurden getötet, während sie tatsächlich oder angeblich israelische Streitkräfte oder Siedler angriffen; zwei Prozent wurden bei Siedlerangriffen gegen Palästinenser getötet, und ein Prozent im Rahmen strafrechtlicher Zerstörungen.
Seit dem 7. Oktober haben die israelischen Streitkräfte 2.811 Palästinenser, darunter mindestens 355 Kinder, verletzt, über die Hälfte von ihnen im Zusammenhang mit Demonstrationen. Weitere 74 Palästinenser wurden von Siedlern verletzt. Etwa 33 Prozent jener Verletzungen wurden durch scharfe Munition verursacht.
Am 19. November verübten israelische Siedler Vandalismus an zwei Solarkollektorensystemen und stahl weitere landwirtschaftliche Geräte, die einer palästinensischen Familie aus dem Dorf Kisan (Bethlehem) gehörten. In einem anderen Fall verübte palästinensischen Augenzeugen zufolge eine Gruppe israelischer Siedler Vandalismus an 650 Olivenbäumen in dem Außenbezirk der Khashem ad Daraj-Hirtengemeinde (Hebron).
Seit dem 7. Oktober hat OCHA 256 Siedlerangriffe gegen Palästinenser verzeichnet, die zu palästinensischen Opfern (31 Fälle), Schäden an palästinensischem Eigentum oder sowohl Opfern als auch Schäden am Eigentum (36 Fälle). Das spiegelt einen täglichen Durchschnitt von fast 6 Fällen wider, im Vergleich zu dreien seit Jahresbeginn. Mehr als ein Drittel dieser Zwischenfälle beinhaltete Bedrohungen mit Waffen, darunter auch Schießereien. Bei fast der Hälfte aller Zwischenfälle haben israelische Streitkräfte die Angreifer begleitet oder sogar aktiv unterstützt.
Vertreibung (Westbank)
Keine neuen Vertreibungen wurden in den letzten 24 Stunden verzeichnet. Seit dem 7. Oktober wurden mindestens 143 palästinensische Haushalte, die aus 1.014 Menschen bestanden, darunter 388 Kinder, inmitten von Siedlergewalt und Zugangsbeschränkungen vertrieben. Die vertriebenen Haushalte stammen aus 15 Hirten-/Beduinengemeinden.
Des Weiteren wurden 143 Palästinenser, darunter 72 Kinder seit dem 7. Oktober infolge von Zerstörungen aufgrund fehlender Genehmigungen in Zone C und Ostjerusalem vertrieben, und 48 Palästinenser, darunter 24 Kinder, wurden im Rahmen strafrechtlicher Zerstörungen vertrieben.
Finanzierung
Bis 17. November haben die Mitgliedsstaaten auf den aktualisierten Blitzaufruf der UN und ihren Partnern 147,1 Millionen US-Dollar gespendet, um deren Reaktionsplan zur Unterstützung der 2,2 Millionen Menschen im Gazastreifen und 500.000 in der Westbank umzusetzen. Das sind lediglich circa 12 Prozent der geforderten 1,2 Milliarden US-Dollar. Zusätzliche 250 Millionen US-Dollar wurden zugesagt, die, wenn sie ausgezahlt würden, den Finanzierungslevel des Blitzaufrufs auf 32 Prozent erhöhen würden.
Private Spenden werden durch den Humanitären Fonds gesammelt. Quelle (übersetzt von Inga Gelsdorf)
Die Evakuierung von gefährdeten frühgeborenen Babys aus dem Shifa-Krankenhaus im Süden des Gazastreifens. Foto von UNICEF/El Baba, 19. November 2023
OCHA - Feindseligkeiten im Gazastreifen und Israel
Flash Update #44 - 19. Nov. 2023
KERNPUNKTE
Am 19. November wurden 31 der 36 Frühgeborenen mit 16 Mitarbeitern und Familienmitgliedern aus dem Shifa-Krankenhaus in Gaza Stadt zu der neonatalen Intensivmedizinstation einer Geburtsklinik in Rafah, im südlichen Gazastreifen evakuiert. Die restlichen fünf Babys waren in vorherigen Tagen verstorben aufgrund des Stromausfalls durch fehlenden Treibstoff. Weitere 259 Patienten, die nicht evakuiert werden konnten, bleiben in Shifa dem Gesundheitsministerium (MoH) in Gaza zufolge.
In den letzten 24 Stunden wurden mindestens sechs palästinensische Journalisten in Gaza getötet, wie die Medien berichteten. Das Komitee zum Schutz der Journalisten (CPJ) hat den Tod von 48 Journalisten seit 7. Oktober bestätigt, darunter 43 Palästinenser, 4 Israelis und 1 Libanese, was diesen Monat zum tödlichsten für Journalisten machte, seitdem das CPJ in 1992 mit dem Sammeln von Daten begonnen hat.
Die Zahl der Todesopfer bei dem Angriff, der die gezielt die Al Fakhouri-Schule in Jabalia am 18. November getroffen hat, sind mindestens 24 Menschen, wie von der UNRWA berichtet; andere wurden verletzt. Zur Zeit des Vorfalls waren circa 7.000 Binnenvrtriebene (IDPs) Ein vorheriger Angriff am 4. November tötete mindestens 12 Personen und verletzte 54. Seit Beginn der Feindseligkeiten wurden mindestens 176 IDPs in UNRWA-Räumlichkeiten getötet und 778 wurden verletzt, wie die Agentur berichtet.
Am 19. November äußerte sich der UN-Generalsekretär schockiert über die Angriffe auf UNRWA-Schulen und bekräftigte nochmals, UN-Räumlichkeiten seien unantastbar. Er wiederholte seine Forderung nach einem sofortigen humanitären Waffenstillstand und erklärte: „Dieser Krieg hat eine schwindelerregende, nicht hinnehmbare Anzahl ziviler Opfer, darunter Frauen und Kinder, tagtäglich. Das muss aufhören!“
In der Westbank töteten israelische Streitkräfte einen behinderten Palästinenser bei einer Operation, bei der es zu bewaffneten Auseinandersetzungen im Jenin-Flüchtlingslager kam. Dadurch steigt die Gesamtzahl der von den israelischen Streitkräften in der Westbank und Ostjerusalem getöteten Palästinensern seit dem 7. Oktober auf 200, darunter 52 Kinder. Von diesen Todesopfern wurden 70 in Flüchtlingslagern verzeichnet, die Mehrzahl jedoch bei Operationen, die israelische Streitkräfte durchführten und bei denen es zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit Palästinensern kam.
Am 19. November trafen 69.000 Liter Treibstoff aus Ägypten in Gaza ein. Die israelischen Behörden bestätigten, dass sie die tägliche Einfuhr an Treibstoff aus Ägypten von circa 70.000 Litern erlauben würden, was jedoch weit unter dem Minimum der Menge liegt, die für lebenswichtige humanitäre Maßnahmen erforderlich ist. Der Treibstoff wird von der UNRWA zur Unterstützung der Lebensmittelverteilung, für den Betrieb von Generatoren in Krankenhäusern und von Wasser- und Sanitäreinrichtungen, für Unterkünfte und weitere lebenswichtigen Dienste eingesetzt.
Am 19. November verteilten die UNRWA und UNICEF 19.500 Liter Treibstoff an Wasser- und Sanitäreinrichtungen im Süden von Wadi Gaza (im Folgenden: der Süden), wodurch diese Generatoren betreiben konnten, um ihre Funktion wieder aufzunehmen. Dieser Treibstoff wird voraussichtlich circa 24 Stunden reichen. Im Norden von Wadi Gaza (im Folgenden: der Norden) sind vermutlich alle Wasser- und Sanitäreinrichtungen außer Betrieb, und es wurde kein in Flaschen abgefülltes Wasser verteilt seit Beginn der israelischen Bodenoperationen am 28. Oktober, was große Sorgen in Bezug auf Dehydrierung und durch Wasser bedingte Erkrankungen aufkommen lässt.
Kämpfe und Opfer (Gazastreifen)
Intensive Bodenkämpfe zwischen israelischen Streitkräften und bewaffneten palästinensischen Gruppen wurden in und um Gaza Stadt, sowie in mehreren Gebieten im Gouvernement Nord-Gaza, und auch in Khan Younis und im Osten von Rafah (im Süden) fortgesetzt. Luftangriffe und Granatenbeschuss der israelischen Streitkräfte gingen auch in zahlreichen Gebieten in ganz Gaza weiter. Die israelischen Bodentruppen hielten die effektive Trennung des Nordens vom Süden entlang Wadi Gaza aufrecht, mit Ausnahme des “Korridors” zum Süden hin.
Bei zwei verschiedenen Angriffen wurden Berichten zufolge am Nachmittag des 18. Novembers im Jabilia-Flüchtlingslager zwei Wohngebäude getroffen, die 50 und 32 Menschen jeweils töteten .
Seit dem 11. November hat das Gesundheitsministerium in Gaza (MoH) die Opferzahlen nach dem Zusammenbruch der Dienste und Kommunikationen in den Krankenhäusern im Norden. nicht mehr aktualisiert. Am 10. November um 14:00 Uhr (letztes verfügbares Update) war der Stand der Todesopferrate bei 11.078, unter ihnen sollen 4.506 Kinder und 3.027 Frauen sein. Mehr als 2.700 weitere, darunter etwa 1.500 Kinder, wurden als vermisst gemeldet und könnten unter den Trümmern eingeschlossen oder tot sein und auf ihre Rettung oder Bergung warten. Weitere 27.490 Palästinenser sind Berichten nach verletzt.
Innerhalb von 24 Stunden vor 18:00 am 19. November wurden Berichten zufolge sieben israelische Soldaten in Gaza getötet, wodurch die Gesamtzahl der seit Beginn der Bodenoperationen getöteten israelischen Soldaten laut offiziellen israelischen Quellen auf 69 steigen lässt.
Vertreibung (Gazastreifen)
Am 19. November befahl das israelische Militär weiterhin den Bewohnern im Norden, in den Süden über einen „Korridor“ zwischen 7:00 und 16:00 Uhr , entlang der Hauptverkehrsader, der Salah Ad Deen-Straße, zu evakuieren. OCHAs Beobachtungsteam schätzt, dass circa 20.000 Menschen während des Tages fortzogen, die meisten von ihnen kamen in Wadi Gaza mit Eselskarren oder Bussen an, einige zu Fuß.
Die israelischen Streitkräfte haben einige der Menschen, die durch den „Korridor“ gingen, verhaftet. Die IDPs, die von OCHA befragt wurden, berichteten, israelische Streitkräfte hätten einen unbemannten Kontrollpunkt errichtet, wo Menschen aus der Ferne angewiesen werden, durch zwei Strukturen zu gehen, wo die Installation eines Überwachungssystems vermutet wird. Den IDPs wird befohlen, ihre Ausweise vorzuzeigen, und werden dann anscheinend einem Gesichtswiedererkennungsscan unterzogen. Unter den Flüchtlingen wurden immer mehr unbegleitete Kinder sowie getrennte Familien beobachtet.
Mehr als 1,7 Millionen Menschen in Gaza wurden schätzungsweise binnenvertrieben, darunter circa 900.000 IDPs, die in mindestens 154 UNRWA-Unterkünften bleiben. Die UNRWA-Unterkünfte nehmen weit mehr Menschen auf als ihrer Kapazität entspricht und können keine Neuankömmlinge mehr beherbergen. Ersten Berichten zufolge sind Tausende von IDPs auf der Suche nach Schutz und Sicherheit, indem sie an den Wänden der Unterkünfte im Süden unter freiem Himmel schlafen.
Die Überfüllung trägt zur Ausbreitung von Krankheiten bei, darunter Atemwegserkrankungen, Diarrhoe, was Sorgen um die Gesundheit und Umwelt aufkommen lässt. Im Durchschnitt gibt es eine Duscheinheit für 700 Menschen und eine einzige Toilette für 150 Menschen. Aufgrund dieser Überfüllung ist die UNRWA nicht in der Lage, effektiv und rechtzeitig Dienste zu leisten.
Humanitärer Zugang (Gazastreifen)
Abgesehen von Treibstoff-LKWs, trafen 30 LKWs mit humanitärer Ladung aus Ägypten am 18. November (alle nach 18:00) ein, und weitere 69 LKWs am 19. November (vor 18:00). Insgesamt trafen vom 21. Oktober bis 19. November, 18:00 Uhr, 1.268 LKWs mit humanitären Gütern aus Ägypten in Gaza ein.
Am 17. November wurde die ägyptische Grenze zur Evakuierung von 689 Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft und Ausländern sowie 41 Verletzten geöffnet. Zwischen dem 2. und 17. November verließen fast 6.500 Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft und Ausländer Gaza über Ägypten.
Der Kerem Shalom-Übergang nach Israel, der vor den Kämpfen der Haupteingangspunkt für Güter war, bleibt weiterhin geschlossen. Medienberichten zufolge haben die israelischen Behörden Forderungen der Mitgliedsstaaten, diesen Übergang in Betrieb zu nehmen, um mehr Mengen humanitärer Hilfsgüter in Gaza einführen zu können, abgelehnt.
Elektrizität
Seit dem 11. Oktober herrschte im Gazastreifen ein totaler Stromausfall, nachdem die israelischen Behörden die Stromzufuhr gesperrt hatten und die Treibstoffreserven für Gazas einziges Kraftwerk erschöpft waren.
31 der 36 Frühgeborenen im Shifa-Krankenhaus wurden in temperierten Inkubatoren in das Al Helal Al Emarati-Krankenhaus in Rafah evakuiert, wo ihr Gesundheitszustand sich nun normalisiert hat und sie auf der neonatalen Intensivstation versorgt werden. Der Zustand der Neugeborenen hatte sich schnell erheblich verschlechtert, während die fünf anderen Babys aufgrund des Ausfalls der medizinischen Dienste gestorben sind. Die UNICEF und ihre Partner unterstützen die Identifizierung und Registrierung der Babys, um ihre Herkunft zu ermitteln und sie ihren Eltern und Familienmitgliedern, wo es möglich ist, zu übergeben. OCHA hat den Zugang zum Krankenhaus und zurück koordiniert, um die Sicherheit der ärztlichen Evakuierungsmaßnahmen zu garantieren.
Am 19. November wurden die israelischen Razzien im Shifa-Krankenhaus fortgesetzt, wobei mindestens ein Patient bei der Durchsuchung und nach dem Verhör durch israelische Streitkräfte verhaftet wurde.
Bis zum 17. November dokumentierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 44.000 Fälle von Diarrhoe and 70.000 akute Atemwegsinfektionen in den Unterkünften von Gaza, aber die aktuellen Zahlen dürften bedeutend höher liegen. Außerdem stellte sie fest, dass Regen und Überflutungen in der nun bevorstehenden Winterzeit eine bereits unerträgliche Situation noch bedeutend schlimmer machen könnten.
Wasser und Sanitär (Gazastreifen)
Am 19. November verteilten die UNRWA und UNICEF 19.500 Liter Treibstoff an Wasser- und Sanitäreinrichtungen im gesamten Süden und gab ihnen die Möglichkeit, Generatoren zu betreiben und den Betrieb, den sie zwangsweise seit mehr als einer Woche einstellen mussten, nun wieder aufzunehmen. Der am Tag gelieferte Treibstoff wird vermutlich circa 24 Stunden reichen. Die belieferten Einrichtungen sind unter anderen eine Meerwasser-Entsalzungsanlage in Khan Younis, die zur Zeit 2.500 Kubikmeter Trinkwasser pro Tag erzeugt, 50 Gemeindebrunnen, die Wasser für den täglichen Gebrauch, jedoch kein Trinkwasser, erzeugen, sowie 17 Abwasserpumpstationen. Die letzteren sind wesentlich zur Vermeidung der Überflutungsgefahr. Die Versorgung von Trinkwasser im Süden über zwei Pipelines aus Israel wird fortgesetzt.
Im Norden ist die Lage sogar noch schlimmer. Man befürchtet Dehydrierung und durch Wasser bedingte Krankheiten aufgrund der Wasserkonsumierung aus unreinen Quellen. Die Wasserentsalzungsanlage und die israelische Pipeline funktionieren nicht. Seit einer Woche wurden keine Flaschen mit abgefülltem Wasser unter den IDPs in den Unterkünften verteilt, was große Befürchtungen in Bezug auf Dehydrierung und durch Wasser bedingte Krankheiten aufgrund der Wasserkonsumierung aus unreinen Quellen aufkommen lässt.
Ernährungssicherheit
Seit dem 7. November waren die Mitglieder des Ernährungssicherheitssektors nicht in der Lage, im Norden Hilfe zu leisten, da der Zugang weitgehend abgeschnitten wurde. Aufgrund des Mangels an Kocheinrichtungen und Treibstoff greifen die Menschen auf das wenige rohe Gemüse oder unreife Früchte zurück, die verblieben. Keine Bäckereien sind aktiv aufgrund des Mangels an Treibstoff, Wasser und Weizenmehl, sowie wegen strukturellen Schäden. Weizenmehl ist Berichten zufolge nicht länger auf dem Markt verfügbar ist. Ernährungssicherheit-Cluster-Mitglieder haben ernste Besorgnisse über den Ernährungsstatus von Menschen, besonders von stillenden Mütter und Kindern geäußert.
Auch im Norden ist das Vieh durch Hunger und Tod gefährdet, weil es kein Futter und Wasser gibt. Ernten werden verstärkt aufgegeben und verderben, da Treibstoff fehlt, der für das Pumpen zur Bewässerung erforderlich ist.
Im gesamten Gazastreifen haben die Bauern mit dem Schlachten ihrer Tiere begonnen, da sie sofort Nahrung benötigten und kein Futter vorhanden ist. Diese Praxis stellt eine zusätzliche Gefahr für die Ernährungssicherheit dar, da sie zur Erschöpfung von Produktionsmitteln führt.
Feindseligkeiten und Opfer (Israel)
Das willkürliche Abfeuern von Raketen durch bewaffnete palästinensische Gruppen auf israelische Ballungszentren ging in den letzten 24 Stunden weiter, keine Todesopfer wurden verzeichnet. Insgesamt wurden mehr als 1.200 Israelis und Ausländer in Israel getötet. Wie die Medien die israelischen Behörden zitieren, die meisten von ihnen am 7. Oktober. Am 15. November wurden die Namen von 1.162 Todesopfern in Israel veröffentlicht, darunter 859 Zivilpersonen und Polizeibeamte. Unter denen, deren Alter bekannt ist, sind 33 Kinder.
Den israelischen Behörden zufolge werden 237 Menschen in Gaza gefangen gehalten, darunter Israelis und Ausländer. Medienberichte besagen, dass 30 der Geiseln Kinder sind. Bis jetzt wurden von der Hamas vier zivile Geiseln freigelassen, ein israelischer Soldat wurde von israelischen Streitkräften befreit und drei Leichen von Geiseln wurden laut Berichten von israelischen Streitkräften aufgefunden. Am 17. November wiederholte der UN-Notfallkoordinator, Martin Griffiths, seine Forderung nach sofortiger und bedingungsloser Freilassung aller Geiseln.
Gewalt und Opfer (Westbank)
Am 19. November töteten israelische Streitkräfte zwei Palästinenser bei Konfrontationen, die während Durchsuchungs- und Verhaftungsoperationen in zwei Flüchtlingslagern, Jenin und Ad Duhaisha (Bethlehem), entstanden. Die Jenin-Operation dauerte fast 12 Stunden und enthielt bewaffnete Auseinandersetzungen mit Palästinensern sowie israelische Luftangriffe, die auch zu extensiven Schäden an Häusern und Infrastruktur führten.
Seit dem 7. Oktober wurden 200 Palästinenser, darunter 52 Kinder, von israelischen Streitkräften getötet; und weitere acht, darunter ein Kind wurde von israelischen Siedlern in der Westbank, darunter Ostjerusalem, getötet. Vier Israelis wurden bei Angriffen durch Palästinenser getötet.
Die Zahl der in der Westbank seit dem 7. Oktober getöteten Palästinenser macht 47 Prozent aller palästinensischer Todesopfer in der Westbank im Jahr 2023 aus (441). Circa 66 Prozent der Todesfälle geschahen seit dem 7. Oktober bei Konfrontationen, die auf israelische Durchsuchungs- und Verhaftungsoperationen folgten, vor allem in den Gouvernements Jenin und Tulkarm; 24 Prozent standen im Zusammenhang mit Demonstrationen in Solidarität mit Gaza; sieben Prozent wurden getötet, während sie tatsächlich oder angeblich israelische Streitkräfte oder Siedler angriffen; zwei Prozent wurden bei Siedlerangriffen gegen Palästinenser getötet, und ein Prozent im Rahmen strafrechtlicher Zerstörungen.
Seit dem 7. Oktober haben die israelischen Streitkräfte 2.803 Palästinenser, darunter mindestens 355 Kinder, verletzt, über die Hälfte von ihnen im Zusammenhang mit Demonstrationen. Weitere 74 Palästinenser wurden von Siedlern verletzt. Etwa 33 Prozent jener Verletzungen wurden durch scharfe Munition verursacht.
In den letzten 24 Stunden benutzten bewaffnete Täter, die, obwohl sie bei den palästinensischen Bewohnern als Siedler bekannt waren, israelische Militäruniformen trugen, ein privates Kraftfahrzeug, um auf die palästinensischen Ländereien in den südöstlichen Außenbezirken des Dorfes Burin (Nablus) vorzudringen. Sie griffen Palästinenser an, die ihre Ernte einholten, verübten Vandalismus an landwirtschaftlicher Ausrüstung und stahlen einen Beutel geernteter Oliven.
Seit dem 7. Oktober hat OCHA 254 Siedlerangriffe gegen Palästinenser verzeichnet, die zu palästinensischen Opfern führten (31 Fälle), Schäden an palästinensischem Eigentum (187 Fälle), oder sowohl Opfern, als auch Schäden am Eigentum (36 Fälle). Das spiegelt einen Durchschnitt von sechs Fällen pro Tag wider, im Vergleich zu dreien seit Jahresbeginn. Mehr als ein Drittel dieser Fälle schloss Bedrohungen mit Waffen ein, einschließlich Schießereien. Bei der Hälfte aller Fälle haben die israelischen Streitkräfte die Angreifer entweder begleitet oder aktiv unterstützt.
Vertreibung (Westbank)
Keine neuen Vertreibungen wurden in den letzten 24 Stunden verzeichnet. Seit dem 7. Oktober wurden mindestens 143 palästinensische Haushalte, die aus 1.014 Menschen bestanden, darunter 388 Kinder, inmitten von Siedlergewalt und Zugangsbeschränkungen vertrieben. Die vertriebenen Haushalte stammen aus 15 Hirten-/Beduinengemeinden.
Des Weiteren wurden 143 Palästinenser, darunter 72 Kinder seit dem 7. Oktober infolge von Zerstörungen aufgrund fehlender Genehmigungen in Zone C und Ostjerusalem vertrieben, und 48 Palästinenser, darunter 24 Kinder, wurden im Rahmen strafrechtlicher Zerstörungen vertrieben.
Finanzierung
Bis 17. November haben die Mitgliedsstaaten auf den aktualisierten Blitzaufruf der UN und ihren Partnern 146,6 Millionen US-Dollar gespendet, um deren Reaktionsplan zur Unterstützung der 2,2 Millionen Menschen im Gazastreifen und 500.000 in der Westbank umzusetzen. Das sind lediglich circa 12 Prozent der geforderten 1,2 Milliarden US-Dollar. Zusätzliche 250 Millionen US-Dollar wurden zugesagt, die, wenn sie ausgezahlt würden, den Finanzierungslevel des Blitzaufrufs auf 32 Prozent erhöhen würden.
Private Spenden werden über den Humanitären Fonds gesammelt. Quelle (übersetzt von Inga Gelsdorf)
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