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Todesopfer

15.207 Tote*, darunter 6.150 Kinder, und 40.752 Verletzte im Gaza-Streifen.
247+ getötete Palästinenser im besetzten Westjordanland und Ostjerusalem

*Diese Zahl wurde am 2. Dezember vom Gesundheitsministerium in Gaza bestätigt. Aufgrund des Zusammenbruchs der Kommunikationsnetze im Gazastreifen (insbesondere im nördlichen Gazastreifen) war das Gesundheitsministerium jedoch seit Mitte November nicht mehr in der Lage, die Zahlen regelmäßig und genau zu aktualisieren.

Einige Menschenrechtsgruppen gehen davon aus, dass die Zahl der Todesopfer eher bei 20.000 liegt.
 

 


 

Israelische Armee meldet massive Angriffe auf südlichen Gazastreifen

Israel intensiviert nach eigenen Angaben seine Angriffe im südlichen Gazastreifen, unter anderem an einem Hafen. Auch an der Grenze zum Libanon werden Kämpfe gemeldet.

02.12.2023

Das israelische Militär hat sein Bombardement im südlichen Gazastreifen am zweiten Tag nach Auslaufen der Feuerpause verstärkt. Kampfflugzeuge hätten in der Nacht in der Gegend der Stadt Chan Junis mehr als 50 Ziele bombardiert, teilte die Armee mit. Mitglieder und Infrastruktur der Terrororganisation Hamas seien zudem in der Gegend von Beit Lahia mit Panzern und gezielten Luftschlägen attackiert worden. Dabei seien auch Kämpfer der Hamas getötet worden. Eine Zahl nannte das Militär nicht.

Israelische Marineeinheiten hätten zudem in der Nacht militärische Ziele der Hamas im Hafen von Chan Junis sowie in Deir al-Balah mit Präzisionsmunition angegriffen, hieß es. Dabei sei Infrastruktur und Ausrüstung der Marinestreitkräfte der Hamas getroffen worden.

Angeblich bereits Dutzende Tote in Gaza seit Ende der Feuerpause

Israels Armee veröffentlichte zwar am Freitag eine Karte für die Zivilbevölkerung, die das Gebiet in nummerierte Zonen einteilt – »in Vorbereitung auf die nächste Phase des Krieges«. Dies solle Bewohnern ermöglichen, »sich zu orientieren, die Anweisungen zu verstehen und sich bei Bedarf von bestimmten Orten aus in Sicherheit zu bringen«.

Die Angriffe des israelischen Militärs am Samstag lassen jedoch die Sorge über Opfer in der Zivilbevölkerung wachsen. »Die Hölle auf Erden ist nach Gaza zurückgekehrt«, sagte etwa Jens Laerke, Sprecher des humanitären Büros der Vereinten Nationen in Genf.

US-Außenminister Antony Blinken hatte vergangene Woche Israels Führung mit deutlichen Worten aufgefordert, die Zivilisten im Gazastreifen zu schützen.
Die zahlreichen Todesopfer in der Zivilbevölkerung und die Vertreibung in dem Ausmaß, wie man sie im nördlichen Gaza gesehen habe, dürfe sich im Süden nicht wiederholen,  mehr >>>



 

Israel plant eine Pufferzone um den Gazastreifen

Sicherheitsberater: „Es wird keine Situation mehr geben, in der sich Hamas-Leute an der Grenze aufhalten, die sie überqueren und unsere Zivilisten töten können.“

2. Dezember 2023

Israel will nach dem Gaza-Krieg eine Pufferzone im Grenzgebiet zum Gazastreifen einrichten. „Israel wird eine Sicherheitshülle brauchen“, sagte der Sicherheitsberater der israelischen Regierung, Mark Regev, am Samstag vor Journalisten in Tel Aviv. „Es wird keine Situation mehr geben, in der sich Hamas-Leute an der Grenze aufhalten, die sie überqueren und unsere Zivilisten töten können.“

Er nannte keine genaueren Details zu der geplanten Sicherheitszone. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass diese auf Kosten des Gazastreifens gehen dürfte.  mehr >>>

 

Die so genannte "Sicherheitszone" wird den Menschen in Gaza nicht mehr Sicherheit bringen. Noch mehr Land wird geraubt, das größte Freiluftgefängnis der Welt bekommt noch dickere Mauern. E. Arendt


Recherche des »Guardian« Israel für Einsatz von künstlicher Intelligenz bei Auswahl von Angriffszielen in der Kritik


Das KI-System »The Gospel« schlägt Angriffsziele zur Bombardierung im Gazastreifen vor. Israels Militär behauptet, zivile Kollateralschäden damit zu begrenzen. Doch Experten zweifeln an der Darstellung.

Spiegel online - 02.12.2023

Israel hat laut Militärangaben in den ersten 35 Tagen des Krieges 15.000 Ziele im Gazastreifen angegriffen – eine Zahl, die deutlich höher ist als bei früheren Militäroperationen in dem dicht besiedelten Küstengebiet. Zum Vergleich: Im Krieg von 2014, der 51 Tage dauerte, griffen die israelischen Streitkräfte (IDF) zwischen 5.000 und 6.000 Zielen an. Ein aktueller Bericht des »Guardian«

legt nun nahe, welch große Rolle künstlicher Intelligenz bei der Auswahl der Ziele zukommt – und welche Risiken womöglich damit einhergehen.

Experten sehen den KI-Einsatz im Krieg demnach als militärisch wegweisend, aber auch äußerst gefährlich an. Und mit den neuerlichen Angriffen im Gazastreifen wächst die Sorge über zivile Opfer. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums sind seit dem 7. Oktober bereits mehr als 15.000 Menschen im Gazastreifen ums Leben gekommen.
Von 50 Angriffszielen im Jahr zu 100 am Tag

Wie das IDF die Ziele im Gazastreifen auswählt, die bombardiert werden, versucht die »Guardian«-Recherche zu beleuchten. Demnach nutzt die Armee ein KI-System namens »The Gospel« zur Lokalisierung von Zielen.     mehr >>>

Um das Video zu sehen, auf das Bild klicken

ARTE Reportage Westjordanland: Im Schatten des Krieges / Jordanien / USA

Sendung vom 02/12/2023

Westjordanland: Während die Welt auf den Krieg Israel gegen Hamas schaut, vertrieben radikale Siedler*innen immer mehr Palästinenser*innen aus ihren Dörfern./ Jordanien: Der Krieg in Gaza zwingt König Abdullah zu einem Balanceakt zwischen seinen politischen Überzeugungen und seinen Verbindungen zu Washington./ USA: Noch immer dürfen in 40 Bundesstaaten Minderjährige verheiratet werden. (Das wirfst man doch eher muslimischen Staaten vor. Das in den UDS Minderjährige verheiratet werden können wurde bisher nicht hinzugefügt.  Quelle

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BIP-Aktuell #283:

Deutschland liefert Munition für Haubitzen an Israel

Deutschland ist mitschuldig an schweren Verstößen gegen internationale Verträge
 

  1. Deutschland liefert Munition für Haubitzen an Israel

  2. Das Böse ist in der Mitte der israelischen Gesellschaft angekommen

 
Bei ihrer fortgesetzten Bombardierung des Gazastreifens setzen die israelischen Streitkräfte völkerrechtswidrig Artillerie ein, die auf dicht besiedeltes Gebiet abgefeuert wird. Es gibt Hinweise darauf, dass das israelische Militär dabei 155-mm-Haubitzen verwendet. Die Munition für diese Geschütze wird von der amerikanischen Firma General Dynamics und von der deutschen Firma Rheinmetall hergestellt. Wenn Deutschland das israelische Militär mit Waffen beliefert, von denen es weiß, dass sie für Kriegsverbrechen verwendet werden, verstößt es gegen drei internationale Verträge, die es unterzeichnet hat.
 
Die 155-mm-Panzerhaubitze wurde zur Hauptwaffe des Krieges in der Ukraine. Die NATO-Länder, insbesondere die USA und Deutschland, bauten neue Produktionslinien auf, um das ukrainische Militär mit großen Mengen an Granaten für Panzerhaubitzen im Kampf gegen das russische Militär zu versorgen. Bei der Artillerie handelt es sich um eine konventionelle Waffe, die nach internationalen Übereinkommen wie der Allgemeinen Genfer Konvention unter bestimmten Umständen eingesetzt werden darf.
 
Dieses Bild von 155-mm-Haubitzengranaten wurde, wie der hebräische Text auf ihnen verdeutlicht, von einem israelischen Soldaten aufgenommen und auf Facebook veröffentlicht. Der hebräische Text auf den Granaten sind die Namen von israelischen Soldaten und Zivilisten, die am 7. Oktober getötet wurden. Daraus kann man schließen, dass die Granaten als Racheakt abgefeuert werden sollen. Noch wichtiger ist, dass die Namen der getöteten Soldaten auf den Granaten beweisen, dass das Foto neu ist und dass die 155-mm-Granaten in den Gazastreifen abgefeuert werden sollen. Quelle: Facebook, 2023.
 
Israels größter Rüstungskonzern Elbit Systems (siehe BIP-Aktuell #235) entwickelte bereits 2001 eine fahrzeugmontierte 155-mm-Haubitze namens ATMOS (Autonomous Truck Mounted Howitzer System) und sorgte als größter Lieferant der israelischen Landstreitkräfte dafür, dass das israelische Militär über genügend 155-mm-Geschütze verfügt. Als der Krieg in der Ukraine begann, steigerte Rheinmetall die Produktion von 155-mm-Granaten, um das ukrainische Militär zu beliefern, ebenso wie das US-Unternehmen General Dynamics. Im Mai dieses Jahres kündigte Rheinmetall eine Zusammenarbeit mit Elbit Systems an, um gemeinsam Haubitzen für 155mm-Granaten zu produzieren, wobei die Munition allein von Rheinmetall hergestellt wird. Andere Länder wie Thailand begannen, die Kanonen von Elbit Systems zu kaufen, in der Erwartung, dass die aus dem Krieg in der Ukraine übrig gebliebene Munition in großen Mengen zur Versorgung ihrer Artillerie zur Verfügung stehen würde.
 
Es ist jedoch strengstens verboten, Artillerie gegen ein ziviles Gebiet einzusetzen. Israelische Soldaten sind sich dessen bewusst, wie ein Bericht von Breaking the Silence aus dem Jahr 2009 zeigt. Der Soldat sagte: "Ich konnte nicht glauben, dass der Gazastreifen mit Artillerie beschossen wird" (Quelle auf Hebräisch). Artillerie ist eine relativ ungenaue Waffe, und die Explosion der Granaten richtet in einem großen Radius Schäden an. Moderne Artillerie ist für den Einsatz gegen befestigte militärische Stellungen, gegen große Kolonnen gepanzerter Bataillone konzipiert. Wenn sie in städtischem Gebiet eingesetzt wird, verursacht sie umfangreiche Kollateralschäden - ein Euphemismus für die Tötung unbeteiligter, wehrloser Zivilisten - und zerstört Häuser und Infrastruktur.
 
Als der israelische Militärsprecher Daniel Hagari sagte, der Schwerpunkt liege auf "Schaden und nicht auf Genauigkeit" (siehe BIP-Aktuell #277), kündigte er Israels Absicht an, ungenaue Artillerie gegen den dicht besiedelten Gaza-Streifen einzusetzen. „Intelligente“ Bomben sind genauer, aber auch teurer. Die 155-mm-Granaten werden in Massenproduktion hergestellt. In der ersten Woche der Bombardierung des Gazastreifens warf Israel 6.000 Bomben mit einem Gesamtgewicht von 4.000 Tonnen auf den kleinen Gazastreifen ab, was der Menge an Munition entspricht, die die USA während eines ganzen Kriegsjahres über Afghanistan abgeworfen haben. Die New York Times berichtete, dass der derzeitige Angriff auf Gaza mehr zivile Todesopfer gefordert hat als jeder andere Konflikt in diesem Jahrhundert. In einer Pressekonferenz, die durch die kurze Waffenruhe für den Gefangenenaustausch ermöglicht wurde, sagte Prof. Dr. med. Ghassan Abu-Sitta, dass die häufigsten Verletzungen, die er in den Krankenhäusern in Gaza sah, bis sie vom israelischen Militär angegriffen und geschlossen wurden (siehe BIP-Aktuell #281), Explosionsverletzungen waren, die Weichteilschäden verursachten und ihn und andere Ärzte zwangen, zahlreiche Amputationen durchzuführen.
 
Am 25. November führte die israelische Zeitung Jerusalem Post Interviews mit israelischen Artilleriesoldaten, die bestätigten, dass sie im Gazastreifen in großem Umfang 155-mm-Artilleriegranaten einsetzen. Jede Panzerhaubitze M109 feuerte etwa 500 Granaten ab, und die gesamte Brigade verschoss 10.000 Granaten mit einem Gesamtgewicht von 500 Tonnen. Die Soldaten gaben zu, dass die Granaten "nicht zu 100 % genau" sind.    mehr >>>



Quelle




Nahost-Konflikt: Demonstranten halten ein Schild mit der Aufschrift: «Stoppt den Genozid in Gaza».

Propalästinensische Demos in NRW

Zeit online - 2. Dezember 2023

In Nordrhein-Westfalen sind am Samstag wieder Menschen bei mehreren vergleichsweise kleineren propalästinensischen Demonstrationen auf die Straße gegangen. In Düsseldorf nahmen um die 200 Menschen an einer Demo teil, wie ein dpa-Reporter vor Ort berichtete. Auch in Köln, Bielefeld und Dortmund waren Kundgebungen geplant.

Die Düsseldorfer Demo hatte im Vorfeld für juristischen Streit gesorgt: Die Polizei hatte in den Auflagen unter anderem verboten, «Stoppt den Genozid» oder «Stoppt den Völkermord» zu skandieren oder auf Plakaten zu zeigen. Das Düsseldorfer Verwaltungsgericht sah das noch als zulässig an, das Oberverwaltungsgericht Münster kippte das Verbot am Samstag aber.

Es sei rechtswidrig, die Formulierung zu untersagen, teilte eine OVG-Sprecherin zur Begründung mit. Sie verwirkliche keinen Straftatbestand. Unter Berücksichtigung der Meinungsfreiheit sei nicht ersichtlich, dass die Parole gegen Straftatbestände der Volksverhetzung oder des Billigens bestimmter Straftaten verstoße. Auch sei nicht ersichtlich, inwiefern die Parole als «Billigung» der Straftaten der Hamas, insbesondere des Terroranschlags vom 7. Oktober, zu verstehen sein solle.   mehr >>>

Bombardements im Süden Gazas: Wo sollen die Menschen hin?

2.12.2023 - Quelle Vodafon live


Israel setzt sein schweres Bombardement im Gazastreifen fort. Im südlichen Teil, wohin die meisten Zivilisten geflohen sind, herrschen Angst und Aussichtslosigkeit. Hilfsorganisationen sind entsetzt.

«Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, sind immer wieder in Tränen ausgebrochen», sagt UNRWA-Chef Philippe Lazzarini. «Sie haben gesagt, sie fühlten sich vollkommen machtlos, verarmt, gedemütigt. Sie haben den Eindruck, dass man ihnen ihre Würde genommen hat.»

Dramatische humanitäre Lage

Philippe Lazzarini - Generalkommissar UNRWA: «Die Bevölkerung von Gaza wurde ihrer Würde beraubt»


SRF - Mittwoch, 29.11.2023

Kinder, die nach Wasser oder einem Stück Brot betteln – die Schilderungen aus dem Gazastreifen sind schwer zu ertragen. Seit Kriegsbeginn mussten über 1.7 Millionen Menschen – fast 80 Prozent der Bevölkerung – ihr Zuhause verlassen. Das schreibt das UNO-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge UNRWA. 14'000 Menschen seien getötet worden. Im Gespräch beschreibt UNRWA-Chef Philippe Lazzarini das humanitäre Elend im Gazastreifen.

SRF News: Hat sich die Situation der Bevölkerung des Gazastreifens während der Waffenruhe verbessert?

Philippe Lazzarini: Die Bedingungen haben sich nicht grundsätzlich verbessert. Die Bewohner des Gazastreifens freuen sich darüber, dass erstmals seit Kriegsbeginn keine Bomben mehr fallen. Am Montag waren offenbar viele Kinder auf den Strassen. Und wir hatten während der Waffenruhe die Gelegenheit, Hilfsgüter in die verschiedenen UNRWA-Unterkünfte zu bringen. Als UNO-Organisation versorgen wir im Moment eine Million Menschen. Die Situation ist verzweifelt.

Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, haben gesagt, sie fühlten sich vollkommen machtlos, verarmt, gedemütigt

Ich war vergangene Woche selber im Gazastreifen und habe dort eine Schule besucht, in der wir zurzeit 35'000 Personen beherbergen. Es fehlt den Menschen an allem, sie haben alles verloren, mussten alles zurücklassen. Sie haben ihre Häuser und Wohnungen verloren, haben Verwandte verloren. Sie besitzen nicht einmal mehr eine Decke oder eine Matratze. Seit Kriegsbeginn tragen sie dieselben Kleider. Die hygienischen Bedingungen sind absolut bemitleidenswert. Sie müssen stundenlang warten, um auf die Toilette gehen zu können.

Vertriebene Menschen im südlichen Gazastreifen

«Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, sind immer wieder in Tränen ausgebrochen», sagt UNRWA-Chef Philippe Lazzarini. «Sie haben gesagt, sie fühlten sich vollkommen machtlos, verarmt, gedemütigt. Sie haben den Eindruck, dass man ihnen ihre Würde genommen hat.»

Das heisst, die Hilfe, die während des Waffenstillstands verteilt werden kann, ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein?

Es war ein wichtiges Zeichen, weil wir auch Treibstoff liefern konnten. Dieser Treibstoff wird derzeit an Wasserpumpwerke, Bäckereien und Spitäler verteilt, aber auch an die Notunterkünfte, wo die Menschen jetzt wieder Generatoren betreiben und Wasser brauchen können.

Diese Hilfe hatte also durchaus eine Auswirkung, aber die Bedürfnisse sind so gross, dass es mehr als drei, vier Tage Feuerpause braucht, um eine tatsächliche Verbesserung der Situation im Gazastreifen erwirken zu können.

Schon vor dem Krieg haben Sie gesagt, die UNRWA sei unterfinanziert. Der Krieg hat die Situation noch verschlimmert. Unlängst haben Sie die Befürchtung geäussert, dass die Welt die palästinensischen Flüchtlinge im Stich lässt. Was erwarten Sie nun von der internationalen Gemeinschaft?

Es stimmt, dass die UNRWA bereits in einer nie dagewesenen finanziellen Krise steckte. Das begann vor zehn Jahren, als die Bedeutung des israelisch-palästinensischen Konflikts von der internationalen Gemeinschaft zurückgestuft wurde. Bei Kriegsbeginn haben wir als Erstes die Massaker der Hamas in Israel vom 7. Oktober mit Nachdruck verurteilt. Die Massaker haben zur Ermordung von 1200 Personen und der Entführung von gegen 250 Personen geführt

Innerhalb von 45 Tagen wurden gegen 14'000 Personen getötet, unter ihnen sind 10'000 Frauen und Kinder. Das ist mehr als die Zahl getöteter Zivilisten im Ukrainekrieg in fast zwei Jahren.

Danach habe ich meine Befürchtung geäussert, dass die Empathie der internationalen Gemeinschaft das Schicksal der palästinensischen Flüchtlinge in Gaza nicht mit einschliesst. mehr >>>



Drei palästinensische Jungen sitzen nach einem Luftangriff in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens verzweifelt und weinend auf Stühlen in einem Krankenhaus.

Operation Al-Aqsa-Flut" Tag 57:
Kein Zentimeter des Gazastreifens bleibt von israelischen Angriffen verschont, nachdem der Waffenstillstand endet


Die israelischen Streitkräfte haben seit Freitag mehr als 250 Palästinenser getötet, darunter verheerende tödliche Angriffe in Khan Younis und Jabalia, während humanitäre Organisationen die Wiederaufnahme der Massentötungen verurteilten.

MONDOWEISS PALÄSTINA BÜRO - 2. DEZEMBER 2023  - Übersetzt mit DeepL


Todesopfer
15.207 Tote*, darunter 6.150 Kinder, und 40.752 Verletzte im Gaza-Streifen.
247+ getötete Palästinenser im besetzten Westjordanland und Ostjerusalem
*Diese Zahl wurde am 2. Dezember vom Gesundheitsministerium in Gaza bestätigt. Aufgrund des Zusammenbruchs der Kommunikationsnetze im Gazastreifen (insbesondere im nördlichen Gazastreifen) war das Gesundheitsministerium jedoch seit Mitte November nicht mehr in der Lage, die Zahlen regelmäßig und genau zu aktualisieren. Einige Menschenrechtsgruppen gehen davon aus, dass die Zahl der Todesopfer eher bei 20.000 liegt.


Wichtige Entwicklungen

Bei israelischen Luftangriffen wurden seit dem Zusammenbruch der Waffenruhe am Freitagmorgen im Gazastreifen fast 300 Palästinenser getötet und Hunderte verletzt, wobei der Schwerpunkt auf Khan Younis lag, wohin Tausende von Bewohnern aus dem nördlichen und zentralen Gazastreifen in den letzten zwei Monaten geflüchtet sind.

Unter den Getöteten sind drei Journalisten, womit sich die Zahl der seit dem 7. Oktober getöteten palästinensischen Journalisten auf 67 erhöht hat.

Bei einem Luftangriff im Flüchtlingslager Jabalia am Samstag wurden vermutlich mehr als 100 Menschen getötet.

Ein UN-Berichterstatter kritisiert, dass die israelische Strategie im Gazastreifen "vom wahllosen Töten von Zivilisten zum organisierten Töten" übergegangen sei.

Das Wall Street Journal berichtet, dass die Vereinigten Staaten Israel seit dem 7. Oktober etwa 15.000 Bomben und 57.000 Artilleriegranaten geschickt haben, darunter Ein-Tonnen-Bunkerbomben".

Euro-Mediterranean Human Rights Monitor fordert eine internationale Untersuchung des Schicksals von fünf palästinensischen Babys, die tot in einem Krankenhaus gefunden wurden, das von israelischen Streitkräften zwangsevakuiert wurde.

Ärzte ohne Grenzen (MSF) sagt, "alles deutet darauf hin, dass die israelische Armee für den tödlichen Angriff auf den Evakuierungskonvoi am 18. November verantwortlich ist".


Eine Untersuchung des Magazins +972 enthüllt, dass die israelische Armee künstliche Intelligenz einsetzt, um militärische Ziele zu "generieren", in einer "Massenmordfabrik", die auf "Quantität und nicht auf Qualität" ausgerichtet ist. Der Guardian veröffentlicht einen Bericht mit ähnlichen Erkenntnissen.


Die israelische Armee verletzt eine Reihe von Palästinensern im Westjordanland, und Siedler verüben Angriffe auf palästinensische Gemeinden, Eigentum und Viehbestand.

Bei israelischen Luftangriffen auf den Südlibanon werden mindestens zwei Zivilisten und drei Hisbollah-Kämpfer getötet.
Für Samstag sind in Tel Aviv und anderen Teilen Israels Demonstrationen geplant, bei denen die Freilassung der Geiseln gefordert wird.
Der Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Karim Khan, wird voraussichtlich den Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, treffen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan macht "Israels kompromissloses Vorgehen" für das Scheitern des Waffenstillstands verantwortlich und fügt hinzu: "Der Ausschluss der Hamas oder die Zerstörung der Hamas ist kein realistisches Szenario."

Der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Eli Cohen, schwört daraufhin, den Gazastreifen von der Hamas zu befreien", und fordert die Türkei auf, in ihrem Land Hamas-Terroristen aufzunehmen, die nicht eliminiert werden und aus dem Gazastreifen fliehen".
Der brasilianische Präsident Luiz Lula da Silva sagt gegenüber Al Jazeera, dass US-Präsident Joe Biden kein "Feingefühl" habe, um den Gaza-Krieg zu beenden.

Der belgische Premierminister Alexander De Croo sagt, er habe dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog gesagt: "Keine weiteren Tötungen von Zivilisten."

Ein pro-palästinensischer Demonstrant befindet sich in kritischem Zustand, nachdem er sich vor dem israelischen Konsulat in Atlanta, Georgia, selbst verbrannt hat.

Tödliche israelische Luftangriffe töten Hunderte von Menschen im Gazastreifen seit dem Ende des Waffenstillstands

Bei der Wiederaufnahme der israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen am Freitag nach einer einwöchigen Waffenruhe wurden in den ersten 24 Stunden mindestens 193 Palästinenser getötet und 652 verwundet, wie das Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte.

Obwohl das Ministerium seit Mitte November Schwierigkeiten hatte, die Zahl der Todesopfer im Auge zu behalten, was zum Teil auf die Unterbrechung der Kommunikation mit dem nördlichen Gazastreifen zurückzuführen ist, gab es am Samstag bekannt, dass die letzten Schätzungen bei 15.207 getöteten und 40.752 verwundeten Palästinensern in der belagerten Enklave liegen. 70 Prozent von ihnen waren Frauen und Kinder, 280 waren medizinisches Personal.

Das Ministerium teilte außerdem mit, dass die israelischen Streitkräfte mindestens 31 Angestellte des Gesundheitswesens festgenommen haben, darunter den Direktor des Al-Shifa-Krankenhauses, Mohammad Abu Salmiya.

Die israelischen Bomben trafen den gesamten Gazastreifen, so wie es seit Beginn des Angriffs der Fall war - aber zu diesem Zeitpunkt wurde der Anschein, dass der südliche Gazastreifen eine sichere Zone für die Zivilbevölkerung sei, fallen gelassen, wobei die Stadt Khan Younis besonders betroffen war.

Die offizielle Nachrichtenagentur der Palästinensischen Autonomiebehörde WAFA meldete Angriffe im nördlichen Gazastreifen in Beit Lahia und im Flüchtlingslager Jabalia, in verschiedenen Vierteln von Gaza-Stadt, Deir al-Balah, im Flüchtlingslager Nuseirat und in al-Mughraqa im zentralen Gazastreifen sowie in den südlichen Gebieten des Gazastreifens in Rafah, Khan Younis und Bani Suheila.

Am Samstagmittag meldete WAFA, dass bei einem Luftangriff auf ein Wohngebäude in Jabalia mindestens 100 Menschen getötet worden seien. Diese Opfer waren in der Zahl von 193 des Gesundheitsministeriums vom Vortag noch nicht enthalten.

Nach eigenen Angaben führten die israelischen Streitkräfte über Nacht mindestens 400 Angriffe im Gazastreifen durch, davon allein 50 im Gebiet von Khan Younis. In einem Gebiet mit einer Fläche von 365 Quadratkilometern bedeutet dies mehr als einen Angriff pro Quadratkilometer innerhalb eines Tages.

"Die israelische Besatzung weitet ihre Angriffe auf die Zivilbevölkerung nach dem Ende des Waffenstillstands weiter aus und hat keinen Zentimeter des Gazastreifens ohne Bombardierung gelassen", sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums von Gaza, Ashraf al-Qudra, am Samstag in einer Erklärung.

Zu den Opfern der israelischen Luftangriffe im Gazastreifen gehören drei palästinensische Journalisten: der Anadolu-Kameramann Montaser al-Sawaf, der Kameramann Abdullah Darwish und der Journalistenprofessor Adham Hassoneh. Nach Angaben des palästinensischen Journalistenverbands erhöht sich die Zahl der seit dem 7. Oktober getöteten palästinensischen Journalisten und Medienmitarbeiter damit auf 67.


Humanitäre Organisationen haben weiterhin Alarm geschlagen. "Die Situation ist über den Krisenpunkt hinaus", sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, am Freitag.

"Seit fast zwei Monaten dauern die Kämpfe an, und die Kinder, Frauen und Männer in Gaza sind verängstigt. Sie können nirgendwo sicher hingehen und haben nur sehr wenig zum Überleben. Sie leben inmitten von Krankheit, Zerstörung und Tod", sagte Martin Griffiths, Untergeneralsekretär für humanitäre Angelegenheiten und Koordinator der Nothilfe. "Das ist inakzeptabel."

Balakrishnan Rajagopal, der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf angemessenen Wohnraum, bezeichnete unterdessen auf X (ehemals Twitter) den Plan der israelischen Armee, den Gazastreifen in mehr als 2.200 Zonen aufzuteilen, als "grausames Spiel mit dem Truthahn" und "einen Übergang vom wahllosen Töten von Zivilisten zum organisierten Töten".

Während es am Freitag Berichte gab, dass die Einreise von Hilfsgütern in den Gazastreifen blockiert wurde, teilte der Palästinensische Rote Halbmond am Samstag mit, dass eine ungezählte Anzahl von Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten gelangt sei. Humanitäre Gruppen haben wiederholt darauf hingewiesen, dass die von Israel seit dem 7. Oktober nach Gaza gelieferten Hilfsgüter bei weitem nicht ausreichen, um den extremen Bedarf an medizinischer Versorgung, Lebensmitteln, Wasser und Treibstoff zu decken, auch nicht während des Waffenstillstands.

Unterdessen meldeten palästinensische Widerstandsgruppen, dass sie in Beit Hanoun, Deir Balah und mehreren Stadtvierteln von Gaza-Stadt in Kämpfe mit israelischen Bodentruppen verwickelt seien und Raketen in Richtung des Gaza-Umschlags und Tel Aviv abgefeuert hätten.

Berichten zufolge vermittelte Katar am Freitag noch immer Verhandlungen über die Rückkehr zu einem Waffenstillstand. Reuters berichtete, Israel habe Beamte aus Jordanien, Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten über seinen Wunsch informiert, eine Pufferzone im Gazastreifen einzurichten. Die israelischen Streitkräfte hatten bereits vor dem 7. Oktober eine De-facto-Pufferzone in den Gebieten des Gazastreifens entlang des Zauns, der ihn von Israel trennt, eingerichtet, indem sie Bauern daran hinderten, ihr Land zu erreichen, Pestizide versprühten und während des Großen Marsches der Rückkehr auf friedliche Demonstranten in dem Gebiet schossen.

Am Samstag jedoch berichtete Barak Ravid von Axios, dass der israelische Mossad sein Team aus Katar zurückgerufen habe, weil die Geiselverhandlungen gescheitert seien und die Hamas nicht alle weiblichen Geiseln in Gaza freigelassen habe. Bereits wenige Stunden nach dem ersten Tag der Waffenruhe in der vergangenen Woche brachen die israelischen Streitkräfte den Waffenstillstand, indem sie auf mehrere Palästinenser schossen und sie töteten, die versuchten, ihre Häuser im nördlichen Gazastreifen zu erreichen.

Israelische Gefangene schüren Spannungen für die Regierung Netanjahu
Für viele in Israel war nicht die Tötung weiterer Palästinenser der Hauptgrund für das Ende des Waffenstillstands, sondern das Schicksal der 136 Gefangenen, die noch immer im Gazastreifen festgehalten werden.

"Die Bevorzugung von Militäraktionen gegenüber der weiteren Freilassung von Geiseln bedeutet, dass wir unsere Angehörigen im Stich lassen", sagte der Verwandte einer gefangenen Person gegenüber Ynet.

Al Jazeera zitierte ungenannte israelische Medienberichte, wonach sechs Personen am Samstag von der israelischen Polizei festgenommen wurden, als sie vor dem Haus von Premierminister Benjamin Netanjahu in Caesarea demonstrierten und ihn wegen seines Versagens im Umgang mit dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober zum Rücktritt aufforderten.

Berichten zufolge sollen am Samstag mehrere Proteste stattfinden, bei denen die Freilassung der Geiseln gefordert wird.


Israel behauptet, der Waffenstillstand sei wegen des Schicksals einer israelischen Frau und ihrer beiden kleinen Kinder, die am 7. Oktober entführt wurden, gescheitert. Während die Hamas behauptete, die 32-jährige Schiri Bibas, der 10 Monate alte Kfir und der 4-jährige Ariel seien bei einem israelischen Luftangriff ums Leben gekommen, und anbot, ihre Leichen zurückzugeben, wies die israelische Armee diese Möglichkeit als "grausam und unmenschlich" zurück und behauptete, es handele sich um "psychologischen Terrorismus" der Hamas. Die Hamas veröffentlichte ein Video von Yarden Bibas, der ebenfalls als Geisel festgehalten wird, in dem er darum bittet, dass seine Frau und seine Kinder zur Beerdigung nach Israel zurückgebracht werden. Die israelische Armee hat noch nicht mitgeteilt, ob sie über konkrete Beweise verfügt, um die von der Hamas vorgetragene Version der Ereignisse zu widerlegen oder zu untermauern.

Sara Khairat, Reporterin bei Al Jazeera, sagte: "Israel wollte, dass die 10 Personen, die für einen zusätzlichen Tag der Waffenruhe freigelassen werden sollten, lebendig und nicht tot sind. Sie wollen, dass das eine separate Sache ist."

Die israelischen Streitkräfte teilten mit, dass sie am Freitag die Leiche eines weiteren Gefangenen, des israelischen Soldaten Ofir Tzarfati, im Gazastreifen geborgen hätten, ohne die Umstände zu nennen.

Unterdessen erklärte der extremistische Siedler und israelische Finanzminister Bezalel Smotrich am Freitag, dass Israel seiner Meinung nach keine Verhandlungen oder Gespräche mit der Hamas aufnehmen sollte, die er als "Nazi-Feind" bezeichnete.

Im Westjordanland, im Libanon und anderswo wütet die Gewalt weiter

Israelische Streitkräfte haben in der Nacht zum Freitag mindestens 12 Palästinenser im besetzten Westjordanland festgenommen, während die Razzien der Armee und die Angriffe von Siedlern in den palästinensischen Gebieten unvermindert anhielten.

Israelische Soldaten erschossen und verletzten mindestens fünf Palästinenser in Beita, Sa'ir und Kafr Qaddum, während die Truppen Straßen in der Gegend von Sur Baher und Aqraba sperrten.


Palästinensische Widerstandsgruppen meldeten in der Nacht Zusammenstöße zwischen israelischen Streitkräften und bewaffneten Palästinensern in Jenin, im Flüchtlingslager al-Arrub und in Beit Ummar.

Zwei palästinensische Brüder, Murad und Ibrahim Nimr, die am Donnerstag nach einem Anschlag in Jerusalem getötet wurden, stammen aus Sur Baher. WAFA berichtete, dass die israelischen Streitkräfte ihre Häuser versiegelt hatten, um deren Abriss vorzubereiten - eine übliche israelische Politik, die als kollektive Bestrafung angeprangert wurde.

WAFA berichtete auch, dass israelische Siedler Angriffe auf palästinensische Gemeinden, Eigentum, Olivenbäume und Schafe in Masafer Yatta, al-Sawiyah, Qasra, Qarawat Bani Hassan, Deir Ballout und Ka'abneh verübten.

Unterdessen erlag ein 16-jähriger Palästinenser am Samstag seinen vor fast zwei Monaten erlittenen Wunden. Sharif Ahmad al-Shaer aus der Stadt al-Jalameh im nördlichen Westjordanland war am 9. Oktober von israelischen Streitkräften in den Oberschenkel und den Unterleib geschossen worden.

Im Südlibanon wurden bei einem israelischen Angriff eine Mutter und ihr erwachsener Sohn, der von libanesischen Medien als Hisbollah-Kämpfer identifiziert wurde, im Dorf Houla getötet, während in Jibbayn eine weitere Person getötet und drei verletzt wurden.

Die Hisbollah-Bewegung gab unterdessen den Tod von drei ihrer Kämpfer seit Freitag bekannt.

Das Kreuzfeuer entlang der Blauen Linie, die den Libanon von Israel trennt, ist seit Freitag wieder aufgeflammt, und den Bewohnern Nordisraels wurde geraten, sich wegen des Beschusses nur eingeschränkt zu bewegen. Quelle


Londoner Polizei fordert Opfer auf,
"Terrorismus und Kriegsverbrechen" in Palästina zu melden

Die britische Polizei sammelt Beweise für angebliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die in Israel und den palästinensischen Gebieten begangen wurden


MEE-Mitarbeiter -  2. Dezember 2023 - Übersetzt mit DeepL

Die Londoner Metropolitan Police hat Zeugen und Opfer aufgefordert, "Kriegsverbrechen" zu melden, die in den palästinensischen Gebieten begangen wurden, wie ein britisches Rechtszentrum mitteilte.

Die Polizei war zuvor kritisiert worden, weil sie einen ähnlichen Aufruf an Reisende aus Israel gerichtet hatte, die möglicherweise "terroristischen Handlungen" ausgesetzt waren, nicht aber an Reisende aus dem Gazastreifen.

Die aktualisierte Bekanntmachung wurde nun um diejenigen erweitert, die sich in den palästinensischen Gebieten aufgehalten haben und möglicherweise "Zeuge oder Opfer von Terrorismus, Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit" geworden sind.

Das Internationale Zentrum für Gerechtigkeit für Palästinenser (ICJP), das im Rahmen seiner Bemühungen um die Vorbereitung einer Anklage wegen Kriegsverbrechen gegen Israel Beweise sammelt, bot an, die Öffentlichkeit bei der Übergabe solcher Beweise an die Polizei zu unterstützen.

Die britische Polizei teilte mit, dass alle Beweise, die seit Juni 2014 im Zusammenhang mit Kriegsverbrechen in der Region gesammelt wurden, an den Internationalen Strafgerichtshof weitergeleitet werden, der derartige Vorwürfe untersucht.

Die Abteilung für Verbrechen der Metropolitan Police hat bisher mindestens 20 Hinweise auf Kriegsverbrechen im Gazastreifen erhalten, wie der Independent berichtet.

Ghassan Abu-Sittah, ein britisch-palästinensischer Chirurg, der vor kurzem aus dem Gazastreifen zurückgekehrt ist, hat Anfang dieser Woche bei der Polizei über angebliche Kriegsverbrechen ausgesagt, die er in dem belagerten Palästinensergebiet beobachtet haben will.

Der Arzt, der seit Ausbruch des Krieges am 7. Oktober wochenlang in zwei der wichtigsten Krankenhäuser des Gazastreifens gearbeitet hat, beschuldigte Israel, Zivilisten, die vor der Bombardierung des belagerten Gebietes fliehen, mit weißem Phosphor und Scharfschützen zu beschießen.


In einem Gespräch mit Middle East Eye in London sagte Abu-Sittah am Montag, die "kolossale Zahl von 7.000 bis 8.000 Verwundeten und etwa 7.000 getöteten Kindern in nur 40 Tagen sei einfach atemberaubend".

"Die Wunden, die viele meiner Patienten erlitten haben, weisen ähnliche Merkmale auf wie die, die durch den Einsatz von weißem Phosphor und anderen Brandwaffen verursacht wurden", so Abu-Sittah.

"Nach der israelischen Bodeninvasion sahen wir zum ersten Mal, seit ich im Gazastreifen war, Patienten mit Verletzungen durch Scharfschützen, die auf Zivilisten zielten, die das Krankenhaus besuchten oder zu besuchen versuchten."

Amnesty International und Human Rights Watch haben Israel bereits früher beschuldigt, bei seinen Militäroperationen im Gazastreifen und im Südlibanon weißen Phosphor eingesetzt zu haben.

Das israelische Militär hat den Einsatz von weißem Phosphor bestritten und erklärt, die gegen die IDF [israelische Armee] erhobene Behauptung über den Einsatz von weißem Phosphor in Gaza sei eindeutig falsch".

Tayyab Ali, der das ICJP leitet und Abu-Sittah bei seinem Treffen mit der Polizei begleitete, sagte, das Zentrum nehme Augenzeugenberichte von Ermittlern im Gazastreifen entgegen und stelle Listen mit angeblichen Verstößen Israels während seines Krieges gegen das Gebiet zusammen.

Die Rechtsgruppe fügte hinzu, dass sie auch Beweise gegen britische Staatsbürger sammeln wird, die nach Israel gegangen sind, um in Gaza zu kämpfen.

Während einer Pressekonferenz mit Abu-Sittah am Montag in London zeigte die ICJP Journalisten eine Zusammenstellung von Filmmaterial aus verschiedenen Krankenhäusern in Gaza über seine Zeit dort.

Das Filmmaterial enthielt Bilder von Kindern, die Gliedmaßen verloren hatten, und von Wunden, die Palästinenser erlitten hatten und die auf den Einsatz von weißem Phosphor schließen ließen.  Quelle

 

"Ausdünnung" Gaza 2023

 

Netanjahu-Plan zur "Ausdünnung" der Gaza-Bevölkerung auf ein "absolutes Minimum"

Israel behauptet, es handele sich nicht um eine ethnische Säuberung, sondern um eine humanitäre Geste


Richard Silverstein  - 1. Dezember 2023 - Übersetzt mit DeepL

Israel Hayom berichtet, dass Bibi Netanjahu seinen engsten politischen Vertrauten, Ron Dermer, damit beauftragt hat, einen Plan zu entwerfen, der "die Bevölkerung von Gaza auf ein Minimum ausdünnt".

Die israelischen Sicherheitsminister und das Militärkommando debattieren derzeit über den "Tag danach" in Gaza. Es gibt keinen klaren Konsens unter ihnen. Die Regierung Biden hat sich klar dafür ausgesprochen, dass es keine ethnische Säuberung und keine Vertreibung der Bevölkerung im nördlichen Gazastreifen geben darf, um die Pufferzone zu erweitern. Sie drängt auch auf einen freien Fluss der humanitären Hilfe. Netanjahu ist jedoch aufgrund der Zwänge seiner rechtsextremen Koalitionspartner, die ihn in solchen Fragen als Geisel halten, resistent. Er könnte versuchen, die amerikanischen Forderungen mit "wir werden es versuchen" abzulenken. Dies bedeutet jedoch nichts.

Der Autor des Artikels behauptet, das israelische Sicherheitskabinett sei sich einig, dass Israel den Gazastreifen am Ende des Krieges nicht verwalten werde. Das steht im Widerspruch zu einer Erklärung Netanjahus, dass Israel dies tun würde. Dem Artikel zufolge könnte er diesen Ansatz weiterhin unterstützen. Oder er hat es aufgrund des amerikanischen Widerstands aufgegeben.

Wenn Israel sich jedoch weigert, den Gazastreifen physisch zu besetzen und zu regieren, wäre die einzige andere Alternative die Rückkehr der Hamas in diese Rolle. Netanjahu lehnt dies vehement ab. Dies könnte Israel dazu zwingen, den Gazastreifen wieder in seine frühere Rolle als Besatzer zurückzuführen. Die USA lehnen diese Option entschieden ab. Dies könnte zu einem Konflikt zwischen den beiden Seiten führen, auch wenn Biden und Blinken jedes Mal zu blinzeln scheinen, wenn sie sich mit den Israelis an einen Tisch setzen.

Um die israelische Kontrolle zu erleichtern und den Widerstand zu verringern, ist Netanjahu der Ansicht, dass Israel die Bevölkerung so weit wie möglich ethnisch säubern sollte, um damit durchzukommen. Die Militärführung, die einen eher pragmatischen Standpunkt zu vertreten scheint, hält dies für ein höchst unwahrscheinliches Ziel, ja sogar für ein Hirngespinst. Der Plan müsste irgendwie den erbitterten Widerstand der Amerikaner und Ägypter umgehen. Letztere könnten, so warnen die Sicherheitsminister, ihren Widerstand zum Ausdruck bringen, indem sie auf alle Flüchtlinge schießen, die versuchen, von Gaza nach Ägypten zu gelangen. Es gäbe auch weltweiten Widerstand gegen 2,5 Millionen Flüchtlinge aus dem Gazastreifen, die auf der Suche nach einem sicheren Zufluchtsort durch die Welt ziehen. Es gibt genug Spannungen in der Welt in Bezug auf Flüchtlinge, ohne dass dies eine weitere Belastung darstellt.

Ethnische Säuberung als humanitäre Geste


Netanjahu betrachtet diesen Plan nicht als ethnische Säuberung, da es sich nicht um eine Zwangsumsiedlung handeln wird. Vielmehr würde er die Bevölkerung aus dem Würgegriff der Blockade befreien. In der Tat wäre es eine humanitäre Geste. In dem Artikel wird in diesem Zusammenhang sogar der Begriff "Auswanderung" verwendet. Als ob die Bewohner des Gazastreifens einfach von einem Haus in ein anderes umziehen würden.

Nach Netanjahus Vorstellung gäbe es zahlreiche Möglichkeiten, den Gazastreifen zu verlassen, darunter der Grenzübergang Rafah, das unterirdische "Metro"-Tunnelsystem und sogar das Meer! In diesem Fall würde die israelische Marine ihre Seeblockade aufheben und den Flüchtlingen erlauben, in einem Massenexodus nach Europa oder Afrika zu gehen. Die Selbsttäuschung, die in all dem steckt, ist außergewöhnlich. Ja, Israel glaubt, dass die Flüchtlinge aus dem Gazastreifen irgendwie an Bord eines Skiffs gehen, auf einem Floß treiben, in ein U-Boot kriechen oder irgendwo in Sicherheit schwimmen werden - irgendwo anders als in Gaza.

Man weiß gar nicht, wo man mit der Analyse dieses Irrsinns anfangen soll. Aber in der Welt, in der wir leben, wird das Undenkbare nicht nur denkbar, sondern real. Könnte Israel damit durchkommen? Würde die Welt etwas tun, um dies zu verhindern? Eine rhetorische Frage, denn wir kennen die Antwort bereits.

Netanjahu schlägt dies vielleicht vor, um die messianistischen Völkermörder in seinem Kabinett, Smotrich und Ben Gvir, zu besänftigen. Aber die Minister, die in Führungspositionen in den IDF gedient haben, glauben, dass diese Idee irgendwo zwischen Fantasie und Unmoral liegt.

Lassen wir einmal beiseite, dass die tatsächlichen Bewohner des Gazastreifens weder mit Gewalt noch freiwillig umgesiedelt werden wollen. Und dass sie sich einem solchen Plan auf jede erdenkliche Weise widersetzen werden, auch mit bewaffnetem Widerstand. Ganz zu schweigen von der weltweiten Verurteilung. Dennoch ist Bibi so verliebt, dass er diesen Plan weiterverfolgen wird, bis er auf eine Mauer stößt.

Laut Israel Hayom hat Israel den Waffenstillstand aufgegeben und den Angriff wieder aufgenommen, weil Smotrich und Ben Gvir vor der Kabinettsabstimmung über das Geiselabkommen Netanjahu mitgeteilt haben, dass sie mit Nein stimmen und die Regierung verlassen würden, wenn er sich nicht zur Wiederaufnahme des Krieges verpflichten würde. Stellen Sie sich also vor, wie sich die Hinterbliebenen von IDF-Soldaten fühlen werden, die von jetzt an bis zum Ende des Krieges sterben, wenn sie erfahren, dass Bibi ihren Jungen oder ihr Mädchen heute oder morgen hätte nach Hause bringen können, wenn der Waffenstillstand nur länger gedauert hätte. Dies ist ein Krieg um der politischen Notwendigkeit willen. Soldaten kämpfen und sterben, während ihre Anführer über persönliche Interessen und Ambitionen streiten.   Quelle
 


 

Israel befiehlt die Evakuierung von Menschen und verhaftet sie dann

Aseel Mousa - 2. Dezember 2023 - Übersetzt mit DeepL


Samira sitzt im Kerzenlicht eines Hauses im Flüchtlingslager Maghazi im Zentrum des Gazastreifens.

Die Mutter von fünf Söhnen und zwei Töchtern hatte mit ihrer Familie im nördlichen Gazastreifen in Jabaliya gelebt. Als Jabaliya in den letzten Wochen von Israel stark angegriffen wurde, war die Familie gezwungen, ihr Haus zu verlassen.

"Die Bombardierung war sowohl erschreckend als auch chaotisch", sagte Samira. "Die israelische Besatzung bombardierte wahllos Häuser, in denen sich noch Menschen befanden. Wir hatten nie die Absicht, unsere Häuser zu verlassen. Aber als die Besatzung das Haus unserer Nachbarn bombardierte und unser Haus schwer beschädigt wurde, hatten wir keine andere Wahl, als umzuziehen."

"Die Situation in Jabaliya war katastrophal", fügte sie hinzu. "Wir hatten keinen Strom, kein Wasser und kein Gas zum Kochen. Und wir waren völlig von der Kommunikation und dem Internet abgeschnitten."

Samira verließ Jabaliya zusammen mit ihrem Mann, zwei Söhnen, einer Schwiegertochter und ihrem 3-jährigen Enkel Adam.

Sie reisten zunächst mit dem Auto, dann mit Esel und Karren und schließlich zu Fuß, bis sie Netzarim erreichten, eine ehemalige israelische Siedlung im Gazastreifen. Die israelischen Streitkräfte, die jetzt einen völkermörderischen Krieg führen, haben dort einen Kontrollpunkt eingerichtet.

"Es gab viele Menschen, die in Panik waren", sagte Samira. "Die Besatzungstruppen hatten uns mit Panzern umzingelt, und die Soldaten richteten ihre Gewehre auf uns. Die Soldaten beschimpften uns. Die Sprache, die sie benutzten, war beleidigend.

Die Szene war äußerst erschütternd.

"Ich sah Leichen auf der Straße", sagte Wissam, Samiras Schwiegertochter. "Der Geruch war sehr schlimm."

"Wir sahen die Habseligkeiten der Vertriebenen - Taschen, Matratzen und Decken - auf die Straße geworfen. Die Besatzung hatte die Menschen gezwungen, ihr Hab und Gut zurückzulassen.

"Überwältigt von Terror

Bevor sie sich auf den Weg machten, hatte Wissams Ehemann Muhammad ihr gesagt, sie solle immer an seiner Seite bleiben, weil er glaubte, dass dies eine gewisse Sicherheit bieten würde.

"Unglücklicherweise haben die Soldaten der Besatzer Muhammad verhaftet", so Wissam.

Als ein Soldat Muhammad in Gewahrsam nahm, "überkam mich der Schrecken", sagte Wissam. "Ich habe fast das Bewusstsein verloren."

Als Muhammad von den israelischen Streitkräften abgeführt wurde, hielt Wissam ihren Sohn Adam in ihren Armen.

"Muhammad drängte mich, nicht zu weinen, auch wenn der Drang dazu überwältigend war", sagte Wissam. "Ich konnte nicht ausdrücken, wie ich mich fühlte, weil ich Angst hatte, dass der israelische Soldat mich oder meinen Sohn erschießen könnte."

Wissam erzählte, wie "ich sah, wie junge Palästinenser von den Besatzungstruppen ohne ersichtlichen Grund verhaftet wurden. Sie wurden gezwungen, sich auszuziehen."

Die Inhaftierung von Muhammad verschärft die Probleme der Familie.

"Ich finde keine Worte, um zu beschreiben, wie ich mich fühlte, als ich hörte, dass mein Sohn verhaftet wurde", sagte Samira. "Ich stelle mir ständig Fragen über ihn? Hat er Angst? Findet er jetzt, wo es so kalt ist, überhaupt noch Wärme?

Viele andere Männer wurden von den Israelis verhaftet, als sie mit ihren Familien nach Süden zogen

Samira versuchte, einer Frau zu helfen, deren Mann verhaftet worden war. Die Frau hatte zwei Kleinkinder.

"Ich habe ihren jüngsten Sohn und ihren Rucksack getragen", sagt Samira. "Die Frau brach einfach zusammen. Sie weinte bitterlich."

"Die Besatzer haben uns ständig schikaniert. Sie befahlen uns, uns hinzuknien, und nach einer Minute mussten wir aufstehen. Später sagten sie uns, wir sollten gehen. Und darauf folgte ein weiterer Befehl, uns hinzuknien. So ging es immer weiter."

Als Samira und ihre Familie schließlich den Kontrollpunkt passieren konnten, gingen sie in ein Gebiet südlich von Wadi Gaza. Von dort aus wurden sie mit einem Esel und einem Karren zum Haus eines Verwandten im Flüchtlingslager Maghazi gebracht.

Samira wurde nicht nur mit Mohammed inhaftiert, sondern konnte auch keinen regelmäßigen Kontakt zu einem anderen Sohn namens Kamal halten. Er arbeitet als Krankenpfleger in einem indonesischen Krankenhaus im Norden des Gazastreifens.

"Dies sind die schwierigsten Tage in meinem Leben", sagt Samira.

Jedes Mal, wenn Wissam ein Klopfen an der Tür des Hauses hört, in dem sie jetzt in Maghazi wohnt, "hoffe ich, dass es mein Mann Muhammad ist, der zu uns zurückkehrt, nachdem er von der Besatzung freigelassen wurde."

"Mein Sohn Adam fragt ständig nach seinem Vater", sagt sie. "Mir fehlen die Worte."  Quelle

Ich habe meinen Sohn durch den Krieg mit der Hamas verloren. Zwang und Gewalt sind nicht die Lösung

Die Vorstellung, dass sieben Millionen Juden Millionen von Palästinensern mit Gewalt für immer beherrschen können, ohne einen hohen Preis in Form des Verlustes von Demokratie zu zahlen - oder, was mich betrifft, in Form des Verlustes meines geliebten erstgeborenen Kindes - ist eine Illusion. Eine Illusion, die am 7. Oktober zerbrochen ist.


Elana Kaminka - 1. Dezember 2023 - Übersetzt mit DeepL

Wir glauben nicht an Heldengeschichten. Es ist nicht gut, für sein Land zu sterben (es ist gut, für sein Land zu leben!). Der israelische Kult um Tod und Heldentum führt uns nicht an gute Orte. Aber trotzdem möchte ich ein wenig über Yannais Kampfgeschichte erzählen.
Yannai war der Kommandeur eines Zuges neuer Rekruten, die in der Such- und Rettungsbrigade des Heimatfrontkommandos der israelischen Streitkräfte dienten. Am 7. Oktober blieb Yannais Kompanie zur Bewachung des Brigade-Stützpunkts Zikim nördlich des Gazastreifens im Einsatz. Die Kompanie umfasste 90 Rekruten, die ihren Dienst im August, also weniger als zwei Monate zuvor, angetreten hatten, sowie etwa 20 Offiziere und Stabsunteroffiziere. Diese neuen Rekruten waren für die Bewachung einer so sensiblen und gefährlichen Position in der Nähe des Gazastreifens verantwortlich.

Um 6:30 Uhr morgens geriet der Stützpunkt unter massiven Artilleriebeschuss durch Hamas-Terroristen. Etwa 30 Mörsergranaten schlugen im Umkreis des Stützpunkts ein, und Yannai und die anderen Offiziere, die ebenfalls Schüsse hörten, beschlossen schnell, dass die neuen Rekruten einer solch komplexen Situation nicht gewachsen sein würden. Die Offiziere und Kommandeure beeilten sich, die Stellungen entlang der Umzäunung zu übernehmen, und schickten die neuen Rekruten zu ihren nicht im Dienst befindlichen Kollegen, um in zwei Luftschutzbunkern Zuflucht zu suchen, einem für Männer und einem für Frauen.

Yannai lief zunächst zu einem Posten gegenüber dem Strand, wo er auf 20 verängstigte, panische Zivilisten traf, die dort gefeiert hatten, als das Sperrfeuer begann. Sie hörten Schüsse aus dem Gebüsch und waren sich sicher, dass sie gleich sterben würden. Yannai beruhigte sie mit den Worten: "Die IDF ist hier, wir sind gekommen, um euch zu beschützen, macht euch keine Sorgen." Er und ein anderer Soldat gaben den Zivilisten Feuerschutz, damit sie sich in einen nahe gelegenen Luftschutzkeller retten konnten. Aber Yannai blieb nicht lange dort. Wenige Minuten später erhielt er eine WhatsApp-Nachricht, dass eine andere Position auf dem Stützpunkt unter schwerem Beschuss stand und dass eine der weiblichen Kommandanten, die unter ihm dienten, verwundet worden war. Unter Beschuss rannte Yannai los, um sie zu retten, zu evakuieren und ihren Posten zu übernehmen.

Dort lieferte sich Yannai zusammen mit zwei Kommandanten und einem weiteren weiblichen Offizier ein heftiges Gefecht mit einer Hamas-Gruppe. Während der Kämpfe schickten sie zahlreiche WhatsApp-Nachrichten an ihre Kollegen, in denen sie berichteten, dass ihnen die Munition ausgehe und sie unter Granatenbeschuss stünden, und baten um Verstärkung. Doch es kam ihnen niemand zu Hilfe. Am Ende wurden alle vier getötet, als eine Panzerfaust in ihren Posten einschlug. Zwei weitere Offiziere und ein neuer Rekrut verloren ebenfalls ihr Leben bei den Kämpfen an einem anderen Posten.

Doch dank ihrer Bemühungen wurde der Stützpunkt Zikim nicht eingenommen. Es gelang ihnen, die Terroristen abzuwehren, bis Verstärkung eintraf - und so überlebten etwa 100 Soldaten auf dem Stützpunkt sowie die über 20 Zivilisten, die dort Schutz suchten. Der benachbarte Kibbuz Zikim wurde ebenfalls verschont und hatte keine Verluste zu beklagen, da Yannai und die anderen Kommandeure den Angriff eindämmen konnten.

Doch das waren die letzten anderthalb Stunden von Yannais Leben. Er lebte noch fast 21 Jahre vor dem 7. Oktober, und ich möchte Ihnen erzählen, wer er war.

Yannai war ein junger Mann mit einem starken persönlichen Ethos. Er glaubte zutiefst an die Menschlichkeit und handelte dementsprechend - das war für ihn nicht nur ein Slogan. Nachts auf dem Stützpunkt, wenn alle anderen Mitarbeiter nach einem anstrengenden Tag vor Erschöpfung zusammengebrochen waren, saß er stundenlang mit seinen Soldaten auf deren Wachposten. Er fragte sie nach ihrem Leben, ihren Familien, ihren Zielen. Er versuchte, die Denkweise jedes einzelnen von ihnen, ihre Schmerzen und ihre Träume zu verstehen und auf diese Weise eine Verbindung zu ihnen herzustellen.

Einer der Soldaten, der während der Schiwa sein Beileid bekundete, erzählte, dass er, ein Mitglied der drusischen Gemeinschaft, bei seiner Ankunft zur Grundausbildung in Zikim weder viel Hebräisch noch viel von dem, was um ihn herum geschah, verstand. Als er einer anderen Kompanie zugewiesen wurde als seine Freunde, verweigerte er den Befehl. Die Offiziere drohten ihm, ihn wegen Ungehorsams vor ein Kriegsgericht zu stellen, aber er weigerte sich weiterhin. Dann, so erzählte er uns, rief ihn ein Mitarbeiter zu sich und sagte: "Komm, setz dich. Mein Name ist Yannai Kaminka, nicht Hamefaked [Kommandant]. Sag mir, Aymar, was geht in deinem Kopf vor? Worüber machst du dir Sorgen?" Er erzählte uns, dass er nach einem kurzen Gespräch beschloss, Yannai zu folgen, weil endlich jemand ihn als Person gesehen hatte. Und jetzt ist dieser Soldat in der Ausbildung zum Offizier.

Yannai hat die Konventionen der Armee nicht blindlings akzeptiert. So ist es beispielsweise üblich, dass Zug- und Truppenkommandeure einem herausragenden Soldaten etwas Eigenes verleihen: eine Baskenmütze, eine Anstecknadel, einen persönlichen Gegenstand. Yannai weigerte sich, diesem Brauch zu folgen. "Es stimmt zwar, dass ich einen Soldaten aufwerten würde, indem ich ihm oder ihr etwas gebe, aber das würde allen anderen Soldaten das Herz brechen, denn sie hätten das Gefühl, dass ihre Bemühungen unbemerkt blieben, dass niemand all das beachtete, was sie investiert hatten", erklärte er. Sowohl als Kommandeur als auch als Offizier bestand er darauf, jedem seiner Soldaten etwas zu schenken, ein Abzeichen oder eine Baskenmütze, jeweils mit einer persönlichen Notiz. Er sorgte dafür, dass jeder seiner Soldaten das Gefühl hatte, seiner Wertschätzung würdig zu sein.

An den Wochenenden, wenn Yannai Urlaub hatte, reiste er durch das Land und besuchte die Häuser seiner Soldaten, um ihr Leben besser zu verstehen und um zu sehen, ob sie Unterstützung brauchten. Er schickte uns Nachrichten über einsame Soldaten oder Soldaten in schwierigen sozioökonomischen Situationen: Dieser braucht einen Kühlschrank, jener ein Sofa, der andere Kleidung - und er bat uns, ihnen zu helfen, die besten Dinge zu besorgen, denn aus seiner Sicht waren sie seine Kinder. Er sah sie als menschliche Wesen, nicht als Objekte; nicht als Soldaten, sondern als Individuen.

Am 7. Oktober wurde Yannai getötet, als er seine Kinder, seine Freunde, Zivilisten, die Menschen im Kibbuz und den Staat verteidigte. Ich möchte noch ein paar Worte über den Staat sagen.

Ich vergebe keinem Hamas-Terroristen, der Kinder, Frauen und unschuldige Menschen ermordet hat. Aber am einfachsten ist es, in eine Eskalation der Feindseligkeiten abzugleiten, wenn jede Seite nur ihren eigenen Schmerz sieht und einen unkontrollierbaren Flächenbrand entfacht.

Ich bin mit 18 Jahren aus den Vereinigten Staaten ausgewandert und habe als einsamer Soldat in den IDF gedient. Ich habe mich bewusst und mit Bedacht dafür entschieden, hier zu sein und Yannai und seine drei Geschwister in Israel aufzuziehen - es war keine automatische Entscheidung. Mein Mann Eyal und ich haben neun Monate lang jeden Samstagabend mit der Organisation "Safeguarding Our Shared Home" für ein demokratisches Israel und gegen den geplanten Justizputsch der Regierung demonstriert, weil wir unser Land lieben, trotz all seiner Komplexität und Widersprüche. Wir lieben unser Land, auch wenn wir sehr, sehr wütend auf es sind. Und wenn man etwas liebt, hört man nicht auf, dafür zu kämpfen, auch wenn alles dunkel und hoffnungslos erscheint.
Wir sind verletzt. Wir alle. Und wenn wir verletzt sind - vor allem, wenn wir verletzt sind - gibt es die Illusion, dass Zwang und Gewalt jemandem etwas Gutes bringen, uns aus dem Schlamassel helfen werden. Das ist aber nicht wahr. Glauben Sie mir, ich weiß nur zu gut, wie furchtbar der 7. Oktober war - ich habe meinen geliebten erstgeborenen Sohn verloren. Es gibt nichts Schmerzhafteres als das. Sagen Sie nicht, ich würde das nicht verstehen - ich verstehe es sehr gut. Ich vergebe keinem Hamas-Terroristen, der Kinder, Frauen und unschuldige Menschen ermordet hat. Aber am einfachsten ist es, in eine Eskalation der Feindseligkeiten abzugleiten, wenn jede Seite nur ihren eigenen Schmerz sieht und einen unkontrollierbaren Flächenbrand entfacht. Denn am Ende sind wir alle die Verlierer, wenn das passiert, leiden wir alle.

Die Vorstellung, dass sieben Millionen Juden Millionen von Palästinensern mit Gewalt für immer beherrschen können, ohne einen hohen Preis in Form von Demokratieverlusten oder dem Blut unserer Kinder zu zahlen, ist eine Illusion. Eine Illusion, die am 7. Oktober zerbrochen ist. Es gibt einige, die glauben, dass alles, was nötig ist, mehr Gewalt, besserer Schutz ist. Doch wir haben gesehen, dass es keine Mauer gibt, die hoch genug ist, um den Hass aufzuhalten.


Es ist kein Idealismus, der mich antreibt - ich habe noch drei weitere Kinder, und ich möchte, dass sie die Aussicht auf eine bessere Zukunft haben. Ich glaube nicht, dass es einen anderen Weg gibt, dies zu erreichen, als sich auf die harte, sisyphusartige Arbeit einzulassen, die Menschlichkeit des Anderen zu sehen, den Anderen zu verstehen und zu versuchen, sich in seine Geschichte hineinzuversetzen, so wie Yannai es getan hat.

Aus dieser Überzeugung heraus schloss ich mich 2017 der Nichtregierungsorganisation Tag Meir - United Against Racism an und besuchte jüdische Familien, die Opfer von Terrorismus wurden - für den es keine Rechtfertigung auf der Welt gibt - und auch palästinensische Familien wie die von Aisha Raabi, die vor fünf Jahren vor den Augen ihrer 10-jährigen Tochter durch einen von Siedlern auf sie geworfenen Stein getötet wurde. Wir saßen mit der Familie zusammen, weinten gemeinsam und knüpften eine persönliche Verbindung.

Derselbe Glaube veranlasste mich, während der Schiwa für Yannai einen Brief an die Nachbarn unserer Gemeinde Tzur Hadassah in den palästinensischen Dörfern Wadi Fukin, Hussan und Battir zu schreiben, um meinen Schmerz mit ihnen zu teilen und ihre Ängste anzuerkennen. Ich schloss mit den folgenden Worten: "Liebe Nachbarn, es tut weh, es tut so sehr weh, aber ich wollte euch sagen, dass ich, während ich diesen Schmerz erlebe, auch euch sehe. Mein Herz ist offen für Sie. Ich mache Sie nicht für die Taten der Hamas verantwortlich, und ich hoffe, dass diese schreckliche Situation irgendwie dazu führt, dass unsere Völker endlich lernen, in gegenseitigem Respekt zusammenzuleben, so dass es keine Eltern mehr gibt - weder Israelis noch Palästinenser - die um ihre Kinder trauern. Es gibt keinen anderen Weg.

Aber wir müssen daran arbeiten. Es gibt keine Abkürzungen, keine magischen Lösungen. Yannai hat daran gearbeitet. Es ist nicht etwas, das aus heiterem Himmel und von selbst geschieht. Wir müssen uns anstrengen, denn wenn wir das nicht tun, gibt es keine Hoffnung. Ich habe noch drei weitere Kinder, von denen eines diese Woche eingezogen wurde, und ich bin es ihnen schuldig.

Israelis und Palästinenser, ich bitte Sie, sich von Yannai inspirieren zu lassen, um die innere Kraft für diese wichtige Arbeit zu finden. Das ist eine Arbeit, die jeder Einzelne leisten muss, um seine Denkmuster zu ändern - eine Arbeit, die Tag und Nacht weitergehen muss. Es gibt keinen anderen Weg, den endlosen Kreislauf des Blutvergießens zu stoppen.

Zum Schluss möchte ich noch einmal auf Yannai zurückkommen. Yannai hat nicht viel geschlafen, denn wie ich schon sagte, ist es harte Arbeit, die Menschlichkeit des Anderen wahrhaftig zu sehen, und es bleibt nicht viel Zeit für Ruhe. Yannai ersetzte den Schlaf durch türkischen Kaffee und hinterließ überall Tassen mit Kaffeeschlamm - in der "Kommune", in der er während seines Freiwilligen Sozialen Jahres lebte, bevor er in die Armee eintrat, zu Hause und vor allem in der Armee - was alle verrückt machte. Als wir anlässlich des 30. Tages nach seiner Beerdigung sein Grab besuchten, verteilten wir nach den Lesungen Tassen mit türkischem Kaffee und forderten die Menge auf, zu trinken und Yannai die Tassen mit dem Schlamm auf seinem Grab zu hinterlassen. Um es ihm heimzuzahlen.

Ich lade Sie ein, eine Tasse türkischen Kaffee zu kochen und sich die Zeit zu nehmen, ein tiefes Gespräch mit einem anderen Menschen zu führen, mit jemandem, der anders ist als Sie, mit jemandem, den Sie nicht ganz verstehen oder mit dem Sie nicht einverstanden sind. Man trinkt Kaffee mit ihm, hört zu und versucht, den Schmerz des anderen zu verstehen. Das ist das Vermächtnis von Yannai.

Und jetzt, während ich eine virtuelle Tasse Kaffee erhebe, möchte ich mit einem Gedicht schließen, das mein geliebter Partner Eyal vor drei Jahren für Yannai geschrieben hat, als Yannai eine schwierige Phase in seinem Leben durchmachte - als er für andere ein guter Freund war, für sich selbst aber weniger. Eyal wollte Yannai ermutigen, nicht mehr gegen die Dunkelheit zu kämpfen, sondern zu lernen, sich mit ihr anzufreunden. Nach dem Tod unseres Sohnes erfuhren wir, dass dieses Gedicht für ihn zu einer Art Hymne wurde. Er las es seinen Freunden im Zivildienst und seinen Soldaten in der Armee vor und machte den letzten Satz zu seinem Lebensmotto:

Wir kommen in die Dunkelheit
Horch, du Dunkelheit, wir kommen mit einer Liebkosung,
Wir kommen, um dich zu berühren, um deine Stimme zu hören.
Wir kommen, damit ihr euch auf uns stützen könnt
wenn nichts mehr Sinn macht. Um euch in eurer Welt zu treffen.
Wir leihen dir ein Ohr, wenn dein Bild sich verdunkelt,
sich zu uns neigt, eingehüllt in die Nacht.
Wir werden es nicht verjagen. Mit einem unerschrockenen Auge
werden wir es neu untersuchen, um das Licht zu finden.
Unsere Herzen sind anders, wie die Dunkelheit bezeugen wird -
Unser Blut fließt durch die Annalen unserer Nation.
Doch jedes Wesen hat sowohl Tag als auch Nacht,
Zeigt die Achse der Rotation unserer Welt.
Wir strecken unsere Hand aus, wir nehmen eure in unsere,
Wir werden uns den Klängen stellen, die in den Takten unseres Liedes widerhallen,
Die Kälte wird uns einhüllen, und wir werden uns eng aneinander kuscheln, erinnert:
Nur nachts sieht man die Sterne.

Elana Kaminka ist die Mutter des 2. Leutnants Yannai Kaminka, der am 7. Oktober bei der Schlacht um den Stützpunkt Zikim getötet wurde. Dies sind ihre Worte bei einer Mahnwache, die von der Gruppe "Safeguarding Our Shared Home" am 25. November in Jerusalem organisiert wurde.     Quelle

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