Crazy Country
Der Gestank der Besatzung
Adam Keller und Roy Wagner
http://adam-Keller2.blogspot.com/
Ich war letzten Freitag selbst dort
in Bilin, aber ich will beim Berichten nicht mit Roy Wagner in
Wettstreit treten:
Eine komplexe logistische Operation
brachte über 300 Leute aus Israel nach Bilin zum 5. Jahrestag
der ( gewaltfreien) Demonstrationen. Trotz mehrerer Versuche
gelang es der Armee, nur eine kleinen Anzahl von Autos daran
zu hindern, ins Dorf zu fahren. Die Demonstranten schlossen sich
radikalen Clowns, einem palästinensischen Ministerpräsidenten,
den Ka/ya-Samba-Schlagzeugern, Vertretern verschiedener
palästinensischer Parteien an
Die palästinensische
Kampfmarsch-Band der Jugend, ein Bürgermeister aus Genf,
Dutzende von Journalisten und Unterstützer aus ganz Palästina
und anderen Teilen der Welt kamen , um ihre Solidarität mit der
einheimischen Bevölkerung von Bilin in ihrem Kampf gegen die
Übel der israelischen Besatzung zu zeigen.
Nach einer Reihe von Reden in
verschiedenen Sprachen und einer gedrängten Sitzung der
palästinensischen Band und der Schlagzeuger, die zwischen Mauer
und Meer wohnen – marschierten über 1000 auf die Mauer zu. Die
Soldaten standen auf ihrem üblichen Posten. Die Demonstranten
gingen voran, durchliefen das Tor, bogen den Zaun nieder,
überquerten ihn und marschierten hinüber zum Frontposten der
Soldaten.
Nach ein paar Minuten Ekstase-
während einige Würdenträger ihren Weg still weiter gingen,
überraschte die Armeekanone „Stinktier“ mit dem Stinkwasser und
brachte es fertig, die Demonstranten wieder hinter den Zaun zu
jagen. Nachdem die Demonstranten vom widerlich stinkenden Wasser
vertrieben worden waren, kam der typische Ausdruck von
Unterdrückung: die Armee benützte ihre speziellen
Tränengaskanonen und feuerte gleichzeitig Dutzende von
Gaskanistern nicht zu den wenigen in der vordersten Linie ab,
sondern zu den Hunderten weiter hinten, die friedlich im
Hintergrund standen.
Der Wind, der voller Tränengas mit
den in Panik geratenen, unerfahrenen Demonstranten den Pfad
herunter kam, brachte viele Verletzte mit, die das Gas
eingeatmet hatten oder gestürzt waren. Nach der anfänglichen
Auflösung blieben einige Demonstranten und absorbierten ??? um
des Kampfes willen große Mengen an Gas. Als die letzten
Demonstranten auf dem Heimweg waren, überfielen – wie es in
letzter Zeit üblich war – ein paar Soldaten das Dorf. Aber
wegen der Präsenz so vieler Unterstützer gab es noch eine Runde
Tränengas, sodass die Soldaten in ihrem eigenen Gestank den
Rückweg antreten mussten. (So weit Wagner)
Gestern hatte die israelische
Regierung ein Spezialtreffen in Tel Hai, um über eine Reihe von
nationalen Stätten zu entscheiden, die für Erhaltung und Pflege
besondere Regierungsgelder erhalten sollen. Nach
Ministerpräsident Nethanyahu sei es wichtig, dass die Bürger
Israels diese Stätten besuchen, um besser die Verbindung zum
Land zu verstehen.
Vielleicht wäre es auch sinnvoll
das Stinktier mit in die Liste des Erbes zu nehmen, damit alle
Bürger mit eigenen Augen sehen und mit der eigenen Nase
riechen, wie die Art der Beziehung des Staates Israel zu den
besetzen Gebieten ist und wie die Menschen dort unter ihrer
Kontrolle leben.
Als ein Auge – oder besser
Nasenzeuge kann ich tatsächlich bestätigen, dass das Stinktier
einen Gestank verbreitet, der an ein Feld erinnert, das mit
organischem Dünger gedüngt wurde. Diejenigen, die direkt
getroffen wurden, müssen ihre Kleidung mehrfach sehr, sehr
gründlich waschen – und selbst dann ist der Gestank der
Besatzung noch nicht vorüber.
(dt. Ellen Rohlfs)
|