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Der große
israelische Bücherraub
Max Ajl
1. Sept. 2010 über Adib S. Kawar erhalten
Ich sah mich nach mehr Information
über den Bücherraub um, der während der Nakbah stattfand und
fand schnell einen Aufsatz, der ursprünglich in Yitzhak Laors
hebräischer antizionistischer Vierteljahreszeitschrift Mitaam
war: eine Zeitschrift für radikale Gedanken. Gish Amit schrieb
darin, und Rebecca Gilis übersetzte es aus dem Hebräischen.
Ideologie mag den Konflikt nicht lösen, und die Palästinenser
können oder können nicht bereit sein, den historischen
Kompromiss von 1987 vergelten. Aber ohne die Nakba in den
Mittelpunkt der Analyse zu setzen , als Anfang für die
Beurteilung so sind es die Israelis, die aussehen, als hätten
sie Land für Frieden gegeben, wobei es 1987 tatsächlich die
Palästinenser waren, die damit einverstanden waren, Land für
Frieden zu geben.
Auf Wiedersehen meine Bücher! Lebt
wohl im Haus der Weisheit, im Tempel der Philosophie, im
wissenschaftlichen Institut, in der literarischen Akademie. Wie
viel Öl verbrannte ich mit euch um Mitternacht, während ich in
der Stille der Nacht las und schrieb, während die anderen
schliefen … lebt wohl meine Bücher .. Ich weiß nicht, was aus
euch geworden ist, nachdem wir das Haus verlassen haben: wurdet
ihr geplündert? Verbrannt? Wurdet ihr mit entsprechender
Achtung in eine öffentliche oder private Bibliothek gebracht?
Oder seid ihr beim Kaufmann gelandet, der Zwiebeln in eure
Seiten einpackt?
Als Khalil al-Sakakini, ein
berühmter Pädagoge und christlich arabischer Autor am 30. April
1948 aus seinem Haus in Jerusalem- Katamon floh, einen Tag nach
der Besetzung des Stadtteils durch die Hagana, ließ er nicht nur
sein Haus mit Möbeln, einem Flügel, den elektrischen
Kühlschrank, einen Schrank mit alkoholischen Getränken und die
Nargila (Wasserpfeife) , sondern auch seine Bücher zurück. Wie
andere dachte er, er käme bald wieder zurück. 19 Jahre später –
im Sommer 1967 besuchte Sakakinis Tochter mit ihrer Schwester
die jüdische National- und Universitätsbibliothek und entdeckte
dort die Bücher ihres Vaters mit seinen Randnotizen. Was wurde
aus Sakakinis Büchern, die für Ärzte und Regierungsbeamte von
Nutzen waren? Wie kamen sie von seinem Haus westlich der
Altstadt, nicht weit von ihren Stadtmauern in die Regale der
zionistischen Nationalbibliothek? Was geschah mit den Büchern
von Hunderttausenden palästinensischer Flüchtlinge, die während
des Krieges von 1948 flohen? Was wurde aus der palästinensischen
Kultur?
Verschiedenes ging mir durch den
Kopf, als ich mit diesem Forschungsprojekt begann, als ich die
ersten zögerlichen Schritte auf einer Reise tat, deren Wege mir
noch unbekannt waren. Besatzung ist nicht begrenzt auf die
Souveränität über einen Raum. Sie erreicht ihr volles Potential
mit der Herrschaft über die Kultur, ihr Auslöschen und ihre
Übernahme. Die militärischen Kräfte operieren nie isoliert. Das
ist es, was mich interessiert. Dies ist das Bild, das mich
interessiert, das wenigstens im Augenblick meine Schritte lenkt.
Es ist ein Bild das ich mir nicht einbilde: Soldaten marschieren
darüber. Die Bibliothekare der Nationalbibliothek treten in ihre
Fußstapfen und sammeln Bücher aus den Häusern, deren Bewohner
geflohen sind – in allen Vororten Westjerusalems: Katamon,
Musrara, Talbiya, Baka’a und in der Deutschen Kolonie. Die
Soldaten besetzen die Häuser, säubern die Gegend von
Widerstandnestern und offenen Straßen, Während die Bibliothekare
– einige von diesen dienen selbst in der Armee, andere sind aus
Altergründen entlassen worden oder weil sie lebenswichtige
Arbeiten verrichten müssen – eine Kultur und ein geistiges Erbe
plündern. Eine Aufgabe größter Bedeutsamkeit: die Bibliothekare
aus den von der Geschichte zugewiesenen angeblichen
Randfunktionen zu befreien, um ihren Teil bei der Schaffung des
Narrativs des Staates beizutragen: den Bau diesen kollektiven
Bewusstseins, ihren Teil der Brutalität ( später - so erfuhr
ich danach – kamen die Dankesbriefe von den
Bibliotheksangestellten an das militärische Personal und die
Leute, die den Besitz konfiszierten, ohne die all dies nicht
hätte stattfinden können.)
Zur selben Zeit und mitten bei der
Arbeit, kommen Unschlüssigkeit auf Gewissensprüfung auf: sind
dies tatsächlich unsere Bücher und was sollte mit ihnen gemacht
werden, sind wir - die Leute der Nationalbibliothek -
diejenigen, die Bücher geplündert haben oder sollen wir uns nur
vorübergehend um sie kümmern? Werden wir sie den Besitzern
wieder zurückgeben und was sollen wir für unsere Bemühungen
dafür verlangen? All dies geschah – wie ich schon sagte --
mitten im Krieg, ohne diese Vorbehalte, die unsere Begeisterung
beeinflusste, die Entschlossenheit und Bemühung, die mit dieser
Operation verbunden war und der Glaube, dass dies ein echter Akt
der Rettung und Freundlichkeit war. Dies könnte teilweise sogar
wahr sein: Schließlich, wäre etwas von diesen Büchern übrig
geblieben, wenn nicht für die
großen Bemühungen der Angestellten,
von denen die meisten erst wenige Jahre vorher aus Europa
angekommen waren?
( dt. Ellen Rohlfs)
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