Presseaussendung des Exekutivkomitees der
Europäischen Juden für einen gerechten Frieden *
Der Selbstmordanschlag am
19.August 2003
in Jerusalem ist eine brutale, irrationale,
politisch und moralisch nicht annehmbare – aber
leider voraussehbare – Reaktion auf die tägliche
(isr.) Gewalt in den besetzten palästinensischen
Gebieten.
Während der letzten Monate
hat Israel trotz des zwischen beiden Seiten
erklärten Waffenstillstandes nicht gezögert, von
Anfang an den neuen Friedensprozesses zu
blockieren. In Realität geschah nichts, um den
Siedlungsbau in den besetzten Gebieten zu
stoppen oder der Gewalt und der fortwährenden
Belästigung der palästinensischen Bevölkerung
durch die Siedler Einhalt zu gebieten. Wir sind
Zeugen der Liquidierung palästinensischer Führer
und Militanter und von Opfern unter der
Zivilbevölkerung geworden, von leeren
Versprechen, Gefangene zu entlassen, von
andauernden Absperrungen und Ausgangssperren,
Überfällen in Flüchtlingslagern, Städten und
Dörfern, Hauszerstörungen, Landenteignungen für
den Bau der „Trennungsmauer“, die dahin
hinauslaufen, die palästinensische Bevölkerung
in befestigten Ghettos einzusperren. Kurz
gesagt: die tägliche Grausamkeit der Besatzung
geht weiter.
Trotz der ungleichen
Möglichkeiten der israelischen und
palästinensischen Seite, die Gewaltspirale zu
brechen, und der verzweifelten Lage, in der sich
die Palästinenser selbst befinden, verurteilen
wir diese Angriffe. Sie helfen der
palästinensischen Sache in keiner Weise. Im
Gegenteil, sie liefern der israelischen
Regierung den Vorwand für die Rechtfertigung,
die Unterdrückungspolitik fortzuführen, die
nicht zu Sicherheit führt sondern weitere Gewalt
erzeugt. Sie vereiteln ferner die Versuche
vieler Palästinenser, Israelis und
internationaler Organisationen, die öffentliche
Meinung in Israel und in der internationalen
Gemeinschaft für die berechtigte
palästinensische Forderung nach einem eigenen
Staat zu gewinnen.
Die Brutalität dieses letzten
Angriffes bestärkt das Image Israels, das
einzige wirkliche Opfer dieses Konfliktes zu
sein, während es in Wirklichkeit die Besatzung
ist, die den Konflikt und die Gewalt verursacht,
deren Opfer beide Völker sind.
„Die europäischen Juden für
einen gerechten Frieden“(EJJP) sind davon
überzeugt, dass das Quartett Mitverantwortung an
der augenblicklichen Situation trägt, da es
versäumt hat, die zahlreichen Verletzungen des
Waffenstillstands und des Friedensfahrplanes
(Road Map) als solchem zu verurteilen und die
israelische Regierung nicht gedrängt hat, ihren
Verpflichtungen nachzukommen.
Wir fordern das Quartett auf,
sich zu bemühen, jede gewalttätige Reaktion zu
verhindern, die diese tragische Eskalation nur
neu ausbrechen ließe.
Außerdem rufen wir all jene
auf, die davon überzeugt sind, dass eine Lösung
in diesem Konflikt und ein gerechter Friede in
der Region nur dann erreicht werden kann, wenn
ein unabhängiger und lebensfähiger
palästinensischer Staat neben Israel geschaffen
wird. Erheben Sie Ihre Stimme und fordern Sie
eine stärkere und effektivere internationale
Intervention!
Wenn der Abbruch der
Verhandlungen nicht verhindert wird, wird der
Gewaltakt vom 19.August
noch ein weiteres Opfer fordern: die berechtigte
Hoffnung beider Völker für eine bessere und
friedliche Zukunft.
*EJJP ist ein Netzwerk von
18
europäischen jüdischen Gruppen aus neun
verschiedenen Ländern Europas
(dt. Ellen
Rohlfs)
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