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Wie
Hass gelehrt wird
Mike Odetalla, 2.07 (
www.hanini.org)
Es vergeht kein Tag, an dem man
nicht von jemandem aus dem Israellager Märchen
erzählen hört oder liest, wie Palästinenser ihre
Kinder zu hassen lehren. Von solchen, die ehrgeizig
nach einem höheren Amt streben wie z.B. Hillary
Clinton bis zum aufhetzenden Irren wie Pat Robertson
oder Daniel Pipes. Sie versäumen keine Gelegenheit,
diese Lüge zu verbreiten, in der Hoffnung, die
palästinensischen Eltern und die pal, Gesellschaft
als Ganzes als un- menschlich darzustellen, da sie
nicht in der Lage seien, ihre Kinder richtig zu
erziehen.
Obwohl dieser Mythos über
palästinensische Eltern und Kinder schon unzählige
Male von vielen Fachleuten, einschließlich
israelischer Akademiker und Journalisten in der
israelischen Presse entlarvt wurde, hat es die
nicht zum Schweigen gebracht, die die Palästinenser
bei jeder Runde ihrer endlosen Kampagnen
dämonisieren wollen und die amerikanische
Öffentlichkeit einer Gehirnwäsche unterziehen will,
damit Israels schändliche Taten und Politik
gegenüber dem schwer verleumdeten und brutal
behandelten palästinensischen Volk beiseite gewischt
und entschuldigt werden können, weil die
Palästinenser und ihre Kinder irgendwie nicht als
gleichwertige Menschen angesehen werden können.
Als Kind, das in Palästina
aufgewachsen ist, wo es noch kein Fernsehen, auch
keinen Strom dafür gab, sah ich das erste mal den
Davidstern auf einem glänzend metallischen Körper
eines Phantomjägers, der im Tiefflug über unsere
Köpfe flog, als er unser Dorf bombardierte und uns
beinahe massakrierte, als wir uns mit etwa 20 Leuten
in einer Höhle zusammenkauerten, aus dieser dann
aber schnell flohen – wenige Minuten bevor sie von
einer Rakete getroffen wurde.
Der erste Jude, den ich je in
meinem Leben sah, war eine seltsam aussehende Figur,
die oben auf einem Panzer stand, auf dem auch der
Davidstern gemalt war. Diese Figur richtete ihr
Gewehr gegen meine Mutter und schrie sie in einer
Sprache an, die ich bis dahin nicht gehört hatte.
Der erste Jude, den ich aus der Nähe sah, richtete
auch sein Gewehr auf mich, obwohl ich erst ein
sechsjähriges Kind war.
Während der frühen Periode der
israelischen Besatzung meiner Heimat waren die
einzigen Juden, denen wir begegneten, israelische
Soldaten, die durch unser Dorf liefen und alle
Jungen ab 12 und alle Männer bis 75 zwangen, sich
stundenlang außerhalb des Dorfes aufs offene Feld
in die brutale Sommersonne zu setzen - ohne
Rücksicht auf ihre Sicherheit oder ihr Wohlbefinden.
Es waren diese Soldaten, die täglich Ausgangssperren
über unser Dorf verhängten und eines Nachts, als wir
alle in unsern Häusern waren, ins Dorf kamen und
jeden Hund, den sie im Dorf finden konnten, töteten.
Noch tagelang lag nach dieser gemeinen Tat der
Gestank von verwesendem Fleisch über dem Dorf.
Bei mehr als einer Gelegenheit
sah ich wie jüdische Soldaten physisch und verbal
palästinensische Männer, Frauen und Kinder beleidigt
und misshandelt haben. Einige dieser Soldaten
schienen die Macht, die ihnen die Waffe und die
Uniform über andere verlieh, zu genießen – ja, sie
zeigten bei ihrer „Arbeit“ sadistischen Eifer.
Eigentlich ist es unnötig zu
sagen, dass unzählige palästinensische Kinder ihre
ersten Begegnungen mit Juden auf diese Weise hatten
– ob das nun in Palästina oder in den
Flüchtlingslagern im Libanon oder sonst wo war. Das
jüdische Gesicht Israels manifestierte sich uns
gegenüber in der Person des israelischen Soldaten.
Im Gegensatz dazu sah der erste
Christ, dem ich jemals begegnete, genau so aus wie
wir und er sprach wie wir und hatte dieselben Sitten
und Gebräuche. Er war auch ein einheimischer
Palästinenser, der für mich und meine Familie keine
Bedrohung darstellte.
So war die Vorstellung von Juden
stark von den Erfahrungen und Begegnungen mit
israelischen Soldaten beeinflusst. Und ich war noch
eines der glücklichen Kinder, weil Tausende anderer
palästinensischer Kinde für ihr Leben gezeichnet
wurden, weil sie Zeugen vom Töten, Schlagen, von
mitternächtlichen Überfällen, Demütigungen, der
Festnahme ihrer Väter, Geschwister und anderer
Familienangehöriger durch die Israelis waren.
Der Davidstern war für mich und
andere Palästinenser kein religiöses Symbol. Es war
ein Symbol der Unterdrückung und der Furcht; denn es
war ja auf den Tod bringenden Maschinen der
israelischen Armee gemalt.
Es war erst in Amerika, dass ich
Juden traf, die mich nicht zu bedrohen schienen und
die so normal aussahen wie alle anderen rund herum.
Seitdem bin ich vielen begegnet und habe mich mit
vielen Juden in Amerika und anderswo angefreundet .
Sie zeigten mir eine völlig andere Seite der Juden,
von der ich nicht wusste, dass es sie überhaupt
gibt.
Meine Kinder dagegen wurden in
den USA geboren und sind hier groß geworden. Sie
haben hier viele meiner jüdischen Freunde kennen
gelernt. Obgleich sie vieles davon wissen, was
Israelis unserm Volk antun, schauen sie Juden nicht
anders an als jeden anderen Amerikaner.
Erst im Sommer 2003 begannen sie
Juden in einem anderen Lichte zu sehen. In der
heißen Sommersonne am israelischen Checkpoint zu
stehen, wurden sie aus erster Hand Zeugen der
israelischen Unterdrückung und Grausamkeit und
erstarrten wie im Schock, als sie sahen, wie man
über einen jungen palästinensischen Vater herfiel,
wie er von israelischen Soldaten geschlagen wurde,
weil er die „Kühnheit“ besaß, sich zu beklagen, weil
seine schwangere Frau und zwei kleine Kinder
stundenlang in der brütenden Hitze am
Qalandia-Checkpoint auf dem Weg nach Hause warten
mussten. Ich werde nie den Schock auf dem Gesicht
meiner Kinder vergessen, als ich versuchte, dem
jungen Vater aufzuhelfen, nachdem er vor seiner Frau
und den Kindern bewusstlos geschlagen worden war.
Mehr als alles andere sind es die
Israelis selbst, die den größten Einfluss auf die
Jugend Palästinas hat. Durch ihre Worte und ihre
Taten sind sie es, die den palästinensischen Kindern
das Hassen beibringen; denn – wie wir alle wissen –
ist die eigene Erfahrung die größte Lehrmeisterin
für sie alle und die Israelis machen mit ihrer
„Lehre“ einen Höllenjob.
Der amerikanische Dichter - ich
glaube ,es ist - Auden sagte es am besten_
Die Öffentlichkeit und ich
wissen, was Schulkinder lernen: diejenigen, denen
man Böses antut, werden Böses zurückgeben.
(dt. Ellen Rohlfs) |