SCHIFF NACH GAZA, Meine
Erfahrungen vor der Abreise in Zypern
Frau Waltraud Schauer, Frauen in Schwarz (Wien)
Nach und nach trafen am
22.6.09 alle Teilnehmer der Überfahrt nach Gaza
im Hotel Sunflower in Larnaca ein. Nächsten Tag
gab es von der Früh an "Einschulung", Verhalten
an Bord bei Seenot, bei Kontakt oder Verhaftung
durch israelische Kriegsmarine (keiner glaubte
wirklich daran) etc.
Am 24.6.09 sollten zwei Schiffe auslaufen, die
"Spirit of Humanity" und die "Free Gaza". Wir
waren mit Kapitäne, Crew und Passagieren
insgesamt 36 Personen. Es sollte die achte
derartige Aktion sein.
Am 30.Dezember 2008 wurde das
Schiff "Dignity" drei Mal von der israelischen
Kriegsmarine gerammt und schwer beschädigt, beim
nächsten Versuch im Jänner 2009 gab es einen
Schuss vor den Bug und die Umzingelung mittels
sechs Kriegsschiffen, das Schiff wurde zur
Umkehr gezwungen. Auch jetzt wurde dieses kleine
zivile Boot von sechs Kriegsschiffen umzingelt,
geentert und alle an Bord verhaftet und nach
Israel verschleppt.
Ich war von Anfang an als Crew-Mitglied auf der
"Free Gaza" eingeteilt, das Schiff das 300 Säcke
Zement für Gaza geladen hatte. Die "Spirit"
hatte 1,5 Tonnen Medikamente , Spielzeug,
Malbücher und Stifte, Olivensetzlinge und
Taschen mit verschiedenem Werkzeug zum
Reparieren an Bord
Nichts schien gegen ein Auslaufen der beiden
Boote zu sprechen, unzählige Sicherheitschecks
waren absolviert, alle notwendigen
Unterschriften und Stempel vorhanden, dann spät
am Vorabend der Abreise die Mitteilung es fehlt
noch eine Unterschrift, es müssen nochmals
Experten aus Limassol kommen und nochmals
prüfen, die Abfahrt muß verschoben werden.
Die Gerüchteküche brodelte, jede halbe Stunde
neue Meldungen. Die Anwälte machten Überstunden.
Als Crewmitglied konnte ich die endlose Warterei
im Hafengelände verbringen und in der
Hafenkneipe auch unter vorgehaltener Hand
Informationen sammeln. Es gab Berichte über den
enormen Druck seitens Israel, die Schiffe unter
allen Umständen am Auslaufen zu hindern.
Griechenland und Zypern werden für eventuelle
Schäden an Menschen und Schiffen verantwortlich
gemacht.
Alle mit denen ich gesprochen habe, waren auf
unserer Seite, Hafenbehörden und Presse sehr
unterstützend und wohlwollend. Es gab täglich
Meldungen in den Medien.
Die Anwälte verhandelten ununterbrochen.
Letztendlich wurde ein Kopromiß vereinbart, Die
" Spirit of Humanity" kann wie vorgesehen
abfahren die "Free Gaza" kann nur ohne Fracht ,
ohne Zement und ohne Passagiere auslaufen. Das
heißt nur Kapitän, Maat und zwei
Crewmitglieder..Also war ich dabei. Die "Free
Gaza" sollte in Gaza bleiben, ein Geschenk an
die Bevölkerung.
Am 29.6 um 5.30 waren alle im Hafen, Behörden,
Polizei, Zoll, Crew, Passagiere, Presse etc. In
letzter Minute ein Anruf die "Free Gaza " darf
nicht auslaufen.
Meine Enttäuschung und die der anderen
Crewmitglieder samt Kapitän und Maat war
dementsprechend groß.
Die "Spirit of Humanity" ist um 7:30 vom Hafen
in Larnaca ausgelaufen mit insgesamt 21 Menschen
an Bord. Außer den "Promis" auch die Sponsoren
aus Bahrein und Kuweit.
Eine einzige Überfahrt nach Gaza beläuft sich
auf etwa Euro 20.000. Es war geplant ein großes
Frachtschiff zu kaufen, ob das realisiert werden
kann, nachdem die Geldgeber in israelischen
Gefängnissen sitzen?
Meine Gedanken sind bei diesen großartigen
Menschen, wir sind einander erstaunlich nahe
gekommen in der kurzen Zeit.
Waltraud Schauer
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