Palaestina V - Eskalation in Azzun
von 13.08.2005 19:21
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Der Freedom Summer 2005 der International Solidarity Movement (ISM) in Palaestina hat begonnen. ISM ist eine von Palaestinensern geleitete Organisation, die mit der Unterstuetzung internationaler AktivistInnen mit gewaltfreien, direkten Aktionen Widerstand gegen die israelische Besatzung leistet. Eine Reihe von Aktionen sind fuer die Zeit von Anfang Juli bis Ende August geplant, eine Uebersicht zu den Aktivitaeten gibt es hier: http://www.palsolidarity.org/main/fs2005/
Eindruecke aus Palaestina V -
Eskalation in Azzun
Azzun, Region Qalqilya, 12.August
2005
Als die Gruppe von rund einem
dutzend ISM-AktivistInnen in Azzun,
einer 8.500 EinwohnerInnen
zaehlenden Ortschaft in der Naehe
der von der Mauer vollkommen
eingeschlossen Stadt Qalqilya, wegen
Checkpoints und Strassensperren
verspaetet ankommt, ist die
Eskalation zwischen ca. 400 bis 500
DemonstrantInnen und Einsatzkraeften
des israelischen Militaers in vollem
Gange.
Der von der Gemeinde und dem Popular
Committee Against the Wall
organisierte Protest sollte auf
einem von Israel fuer die
Erweiterung der Siedlung Ma'ale
Shomron annektierten Huegel
stattfinden. Durchgefuehrt wurde ein
Massengebet und eine Demonstration
die auf die Anhoehe fuehren sollte.
Der Ort verliert durch die Ausrufung
einer "Sicherheitszone" 120 Hektar
fruchtbaren Landes, nach Abschlusse
einer zweiten Phase sollen weitere
Flaechen beschlagnahmt werden.
Ein den BewohnerInnen vorliegender
Plan der israelischen Regierung
besagt, dass die Beschlagnahmung des
Landes dem Ausbau der auf den
Huegeln ueber der Stadt liegenden
Siedlungen dient und dem Bau einer
Siedlerstrasse, die eine Verbindung
zwischen den Siedlungen Itsofin und
Ma'ale Shomron schaffen soll.
Zusaetzlich soll die Hauptstrasse,
die von Azzun nach Nablus fuehrt,
geschlossen werden. Die
EinwohnerInnen werden dadurch
gezwungen sein, einen weiten Umweg
in Kauf zu nehmen um nach Nablus zu
gelangen. Protest gibt es aber auch
von Seiten der Siedler, die gegen
den Bau eines Grenzwalls an dieser
Stelle sind, da dieser die Grenzen
fixieren wuerde und sie weiteres
palaestinensisches Land fuer sich
beanspruchen. Palaestinenser setzten
Teile ihres konfiszierten
Olivenhaines in Brand, um ihn fuer
die Siedler unbrauchbar zu machen
und als Zeichen fuer die
Bereitschaft um ihre Freiheit zu
kaempfen.
Oft wird von palaestinensischer
Seite der Vergleich zu einer
Belagerung gezogen. Die Mauer und
der Ausbau der Siedlungen trennt
landwirtschaftliche Flaechen ab und
zerstoert damit die wichtigste
Einnahmequelle. Jean Ziegler, der
UN-Sonderberichterstatter fuer das
Recht auf Nahrung, berichtet im
November 2003 in New York von einem
"politstrategischen Apartheidsystem"
das Israel ausuebe. 61% der
Palaestinenser in den besetzten
Gebieten seien chronisch
unterernaehert, 85% total von
humanitaerer Hilfe abhaengig. Der
Anbau und Transport von
Nahrungsmitteln werde durch
Strassenkontrollen und
Ausgangssperren behindert, die
Landwirtschaft durch die andauernde
Beschlagnahme und Zerstörung von
palästinensischem Land und
Wasserquellen geschädigt. Mehr als
die Hälfte der Haushalte könnten
sich nur eine Mahlzeit am Tag
leisten. Der Hauptgrund dafür seien
die von Israel als Reaktion auf
palästinensische Selbstmordanschläge
und Raketenangriffe verhängten
Sicherheitsmassnahmen. (1)
Dass das israelische
Besatzungsregime zu keinerlei
Konzessionen bereit ist, wurde klar,
als dutzende Soldaten mit
Gummigeschossen und Traenengas
massiv gegen die Demonstration
vorgingen. Waehrend der mehrere
Stunden dauernden Konfrontation,
wurden Traenengas und Gummigeschosse
massenhaft eingesetzt, Steine flogen
von palaestinensischer Seite. Das
israelische Militaer verwendet mit
Gummi ummantelte Stahlgeschosse, die
oft toedliche Verwundungen zur Folge
haben. 9 palaestinensische
Jugendliche wurden verletzt. Der
16-jaehrige Siad Sayel Ali Swedan
wurde durch ein Geschoss im Nacken
getroffen und befindet sich in
kritischem Zustand auf der
Intensivstation in Nablus.
(1) swissinfo, 12. November 2003
http://www.swissinfo.org/sde/swissinfo.html?siteSect=41&sid=4443102
Fotos:
Indymedia Austria
http://www.palsolidarity.org
http://at.indymedia.org
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