Nur
Stunden, bevor Condoleeza Rice in Israel ankam,
veröffentlichte der Guardian (vom 18. Juni), dass Israel den
Bau einer weiteren Apartheidmauer plane. Dieses Mal ist es
eine
meerraubende Apartheidmauer. Das erklärte Ziel
unterscheidet sich natürlich von dem verborgenen. Ersteres
soll palästinensische Widerstandskämpfer davon abhalten,
sich Israels Küste zu nähern. Israel tanzt noch – wie jeder
andere auch – nach Amerikas Pfeife
à Terrorismus! Das verborgene
Ziel ist jedoch, einen weiteren palästinensischen
Lebensunterhalt zu kappen – das Meer und insbesondere die
Fischerei.
Seit April
2003 lanciert Israel das riesige Projekt, die landraubende
Apartheidmauer. Obwohl Israel seit 1967 die Palästinenser
bestiehlt, gelang es mit Hilfe der Apartheidmauer, noch mehr
palästinensischen Lebensunterhalt zu rauben. Fruchtbares
Ackerland, Wasser und Olivenbäume. Diese sich schlängelnde
Mauer schlingt und schlingt immer noch – ohne Unterlass.
Israel hat eine derartige Kompetenz, die Palästinenser auf
dem Land auszurauben, dass es aus diesem Fachwissen Kapital
zu schlagen beginnt, indem es sie demnächst auf dem Meer
bestiehlt.
Diese
ganzen Verbrechen und andere Völkermorde geschehen unbemerkt
durch die „demokratische Welt“. Ironischerweise erdreistete
sich Rice am Samstag in Israel zu der Aussage, dass sie über
all diese israelischen Rechtsverletzungen nichts wisse.
Wahrscheinlich hat Dr. Rice keine Zeit, sich weltweite
TV-Programme anzusehen. Stattdessen bezieht sie sich
offensichtlich auf die Beratungsangebote der AIPAC (American Israel
Public Affairs Committee).
Die ganze Welt, „die paar Demokratischen“ natürlich
ausgenommen, hatte erwartet, dass die Außenministerin diese
unglaublichen Verbrechen, die von Israel begangen werden,
verurteilt. Stattdessen erklärte sie den Palästinensern,
dass diese am Waffenstillstand festhalten sollten.
Dr. Rice drückte die von Israel bereits unterdrückten
Palästinenser nochmals nieder. Die Besetzten sind hier die
Bösewichte. Ist das nicht urkomisch? Deren Häuser täglich
zerstört werden! Deren Landbesitz laufend gestohlen wird –
das alles durch die landraubende Apartheidmauer! Und sehr
bald wird auch ihr Meer gestohlen werden! Deren tausende
alter Olivenbäume – geklaut und an reiche Leute in Israel zu
5.000 $ pro Stück verkauft! Deren fruchtbares Ackerland nun
auf der israelischen Seite der Apartheidmauer liegt! Nur
Gott weiß, wie viele palästinensische Fischereien dann auf
der israelischen Seite der meerraubenden Mauer liegen
werden! Deren 90 Häuser in Ostjerusalem zerstört und deren
Grundbesitzbescheinigungen für ungültig erklärt werden
(siehe auch: The Scotsman, 2003; Halper, 2003; Jordan Times,
2003; Yavin, 2005; Nawfal, 2005; Al-Bargoothi, 2005; HaCohen,
2003).
Dr. Rice hat den Tatsachen bestimmt nicht ins Auge geschaut.
Sie hat definitiv ihre Hausaufgaben nicht ordentlich
gemacht. Zweifellos hat Dr. Rice die ihr zur Verfügung
stehenden Daten nicht auf die gegenwärtige Lage hin
überprüft. Dr. Rice hat es wahrlich darauf ankommen lassen.
Wenn sie nur eine Sekunde lang inne gehalten hätte, hätte
sie bemerkt, dass Israel sie ganz bewusst auf der ersten
Etappe ihrer Nahostreise, die in Israel begann, in
Verlegenheit bringen wollte. Die Peinlichkeit lag in der
kleinen Nachricht des Guardian: ISRAEL plant Bau einer
meerraubenden Apartheidmauer.
Referenzen:
-
„Bau
einer Grenze zum Frieden“, The Scotsman 31.01.2003.
-
„Zwischen Mauern und Scharfschützen“, The Jordan Times
05.12.2002.
-
Ran
HaCohen „Brief aus Israel: Die Apartheidmauer“,
21.05.2003.
Siehe auch
www.antiwar.com
-
Jeff
Halper in „Bau einer Grenze zum Frieden“, The Scotsman
31.01.2003.
-
Mustafa Al-Bargoothi,
Interview für Al-Jazeerah-TV, 05.06.2005.
-
Hussein Nawfal, Interview für Al-Jazeerah-TV,
05.06.2005.
-
BBC World Service TV,
Interview mit Haiem Yavin, 06.06.2005.
Professor Dr. Ali Al-Hail ist Professor für
Massenkommunikation, Vorstandsmitglied der AUSACE, Mitglied
des ASC, IAVBD, NEBAA, BEA, IMDA, EAJMC American
Associations und Fulbright Visiting Scholar.
Anmerkung von Al-Jazeerah:
Die in mehreren Abschnitten geäußerten Ansichten liegen in
der Verantwortung des Autors und stellen nicht die Meinung
von Al-Jazzerah dar. editor(at)aljazeerah.info
20.06.2005,
Übers. v. Gabriele Al Dahouk