Replik auf die Kommentare von Thomas
Schmidinger (9. und 23. Jan.).
Der
junge Wiener Politikwissenschafter und Aktivist verschiedener Basis- und
Solidaritätsgruppen Thomas Schmidinger hat sich zuletzt in einigen
Kommentaren und Stellungnahmen zum Islam in Österreich zu Worte
gemeldet. Ein derartiges Engagement ist grundsätzlich zu begrüßen. Ich
halte es tatsächlich für äußerst wichtig, falsche und verzerrte
Auffassungen über die weltweit größte Religionsgemeinschaft zu
korrigieren und auch konstruktive Anstöße zu deren zweifellos dringend
nötiger Reform und Weiterentwicklung zu geben. Leider ist aus meiner
Sicht die Herangehensweise dieses selbst ernannten "Islamexperten"
absolut nicht geeignet, diese Ziele zu erreichen. Vielmehr kann ich mich
des Eindruckes nicht erwehren, dass da eine aktuelle Debatte ausgenützt
werden soll, ideologische Positionen von studentischen Sektierergruppen
einem breiteren Publikum "unterzujubeln".
Da
ich persönlich sowie die seit 25 Jahren bestehende "Gesellschaft für
Österreichisch-Arabische Beziehungen" (GÖAB) in den Veröffentlichungen
des Herrn Schmidinger regelmäßig mit immer denselben Un- bzw.
Halbwahrheiten diffamiert werden, möchte ich zunächst dazu Stellung
nehmen:
Weder
ich noch die GÖAB sind "Lobbyisten autoritärer Regime in der Arabischen
Welt", wir versuchen, neben vielen anderen Aktivitäten, vielmehr
benachteiligte und unterdrückte Menschen im Nahen Osten zu unterstützen.
So haben wir beispielsweise im Rahmen des Projektes "Aladins
Wunderlampe. Hilfe für krebskranke Kinder im Irak" im Laufe der letzten
sechs Jahre tausenden schwer kranken Kindern das Leben gerettet. Im
Vorjahr haben unsere Medikamentenlieferungen nach Basra einen Wert von
rund 550.000 Euro erreicht, darüber hinaus haben wir fünf Schwerkranke
zu medizinischen Behandlungen nach Österreich gebracht. Derzeit befinden
sich vier Kinder zu lebensrettenden Operationen hier, darunter übrigens
auch ein kurdisches Mädchen. Für dieses Projekt wurden auch jene Gelder
verwendet, welche in der Schura-Moschee gesammelt worden sind. Übrigens
kann man genaueste Berichte unserer Projektleiterin Dr. Eva-Maria
Hobiger auf unserer Webseite www.saar.at/aladin abrufen.
Auch
mein angeblicher Solidaritätsbesuch beim sudanesischen Staatspräsidenten
stellt sich bei genauer Betrachtung als von der GÖAB organisierte
Fact-Finding in den Sudan heraus, der österreichische
Parlamentsabgeordnete und Journalisten angehört haben. Im Gegensatz zu
manchen "Solidaritätsgruppen" betrachten wir es nämlich als unabdingbar,
Informationen aus erster Hand, d. h. vor Ort und aufgrund von direkten
Gesprächen, natürlich auch mit Menschenrechts- und Oppositionsgruppen,
einzuholen.
Damit
komme ich zu meinem Resümee: Für mich ist es kein Zufall, dass seit
einiger Zeit immer wieder dieselben unsachlichen und diffamierenden
Argumente in Umlauf gebracht werden. Angesichts der katastrophalen
Situation in den meisten Staaten des Nahen Ostens sollen schlicht und
einfach in einer konzertierten Verschleierungsaktion die
Verantwortlichkeiten auf den Kopf gestellt werden.
Jene,
welche die seit 40 Jahren andauernde israelische Besatzungs- und
Vertreibungspolitik in Palästina verurteilen, den jüngsten
Libanonfeldzug Israels als Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder gar
die gesamte neokonservativ-fundamentalistische Nahostpolitik der USA
kritisieren, sollen diffamiert und mundtot gemacht werden. Den Vorwurf,
sich als "nützliche Idioten" der US-amerikanischen imperialistischen
Machtpolitik herzugeben, kann man Herrn Schmidinger und Konsorten leider
nicht ersparen.
Fritz
Edlinger ist Generalsekretär der "Gesellschaft für
Österreichisch-Arabische Beziehungen" und Herausgeber der Zeitschrift
"International".
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