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Islamkritik als Ablenkungsmanöver
VON FRITZ EDLINGER -  29.01.2007

Replik auf die Kommentare von Thomas Schmidinger (9. und 23. Jan.).

Der junge Wiener Politikwissenschafter und Aktivist verschiedener Basis- und Solidaritätsgruppen Thomas Schmidinger hat sich zuletzt in einigen Kommentaren und Stellungnahmen zum Islam in Österreich zu Worte gemeldet. Ein derartiges Engagement ist grundsätzlich zu begrüßen. Ich halte es tatsächlich für äußerst wichtig, falsche und verzerrte Auffassungen über die weltweit größte Religionsgemeinschaft zu korrigieren und auch konstruktive Anstöße zu deren zweifellos dringend nötiger Reform und Weiterentwicklung zu geben. Leider ist aus meiner Sicht die Herangehensweise dieses selbst ernannten "Islamexperten" absolut nicht geeignet, diese Ziele zu erreichen. Vielmehr kann ich mich des Eindruckes nicht erwehren, dass da eine aktuelle Debatte ausgenützt werden soll, ideologische Positionen von studentischen Sektierergruppen einem breiteren Publikum "unterzujubeln".

Da ich persönlich sowie die seit 25 Jahren bestehende "Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen" (GÖAB) in den Veröffentlichungen des Herrn Schmidinger regelmäßig mit immer denselben Un- bzw. Halbwahrheiten diffamiert werden, möchte ich zunächst dazu Stellung nehmen:

Weder ich noch die GÖAB sind "Lobbyisten autoritärer Regime in der Arabischen Welt", wir versuchen, neben vielen anderen Aktivitäten, vielmehr benachteiligte und unterdrückte Menschen im Nahen Osten zu unterstützen. So haben wir beispielsweise im Rahmen des Projektes "Aladins Wunderlampe. Hilfe für krebskranke Kinder im Irak" im Laufe der letzten sechs Jahre tausenden schwer kranken Kindern das Leben gerettet. Im Vorjahr haben unsere Medikamentenlieferungen nach Basra einen Wert von rund 550.000 Euro erreicht, darüber hinaus haben wir fünf Schwerkranke zu medizinischen Behandlungen nach Österreich gebracht. Derzeit befinden sich vier Kinder zu lebensrettenden Operationen hier, darunter übrigens auch ein kurdisches Mädchen. Für dieses Projekt wurden auch jene Gelder verwendet, welche in der Schura-Moschee gesammelt worden sind. Übrigens kann man genaueste Berichte unserer Projektleiterin Dr. Eva-Maria Hobiger auf unserer Webseite www.saar.at/aladin abrufen.

Auch mein angeblicher Solidaritätsbesuch beim sudanesischen Staatspräsidenten stellt sich bei genauer Betrachtung als von der GÖAB organisierte Fact-Finding in den Sudan heraus, der österreichische Parlamentsabgeordnete und Journalisten angehört haben. Im Gegensatz zu manchen "Solidaritätsgruppen" betrachten wir es nämlich als unabdingbar, Informationen aus erster Hand, d. h. vor Ort und aufgrund von direkten Gesprächen, natürlich auch mit Menschenrechts- und Oppositionsgruppen, einzuholen.

Damit komme ich zu meinem Resümee: Für mich ist es kein Zufall, dass seit einiger Zeit immer wieder dieselben unsachlichen und diffamierenden Argumente in Umlauf gebracht werden. Angesichts der katastrophalen Situation in den meisten Staaten des Nahen Ostens sollen schlicht und einfach in einer konzertierten Verschleierungsaktion die Verantwortlichkeiten auf den Kopf gestellt werden.

Jene, welche die seit 40 Jahren andauernde israelische Besatzungs- und Vertreibungspolitik in Palästina verurteilen, den jüngsten Libanonfeldzug Israels als Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder gar die gesamte neokonservativ-fundamentalistische Nahostpolitik der USA kritisieren, sollen diffamiert und mundtot gemacht werden. Den Vorwurf, sich als "nützliche Idioten" der US-amerikanischen imperialistischen Machtpolitik herzugeben, kann man Herrn Schmidinger und Konsorten leider nicht ersparen.

Fritz Edlinger ist Generalsekretär der "Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen" und Herausgeber der Zeitschrift "International".

 

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