Die Belagerung des Gazastreifen
ist gebrochen worden
Mitglieder des Europäischen
Parlaments in Solidarität mit der zivilen Bevölkerung
Luisa Morgantini –
EU-Parlament – Vizepräsidentin, Jerusalem, 7. Februar 2008-02-08
Eine Delegation, die aus
10 Mitgliedern des EU-Parlamentes (MEP) aus verschiedenen politischen Gruppen
und Ländern bestand, wurde von der Vizepräsidentin Luisa Morgantini geleitet.
Sie durchbrach die israelische Belagerung und reiste am 5.2.2008 in den
Gazastreifen.
Während einer
Pressekonferenz bestätigten die MEPs die Notwendigkeit und Dringlichkeit, die
Blockade aufzuheben, die eine „illegale kollektive Strafe für die zivile
Bevölkerung“ darstellt.
Während die Delegation
das Al Shifa-Krankenhaus besuchte, drückte sie ihre große Sorge über die
extremen Schwierigkeiten aus, unter denen das Hauptkrankenhaus im Gazastreifen
zu arbeiten gezwungen ist: Krebskranke und andere Kranke erhalten nicht die für
sie nötigen medizinischen Behandlungen und Medikamente und mindestens 30
Frühgeborene leben noch in den Brutkästen – doch sie würden sterben, falls die
Stromlieferung von Israel noch mehr eingeschränkt und die Generatoren keinen
Strom mehr liefern würden…
Bei ihrer Mission im
Gazastreifen traf die Delegation auch palästinensische Geschäftsleute, die noch
einmal die Unmöglichkeit bestätigten, wegen der israelischen Blockade ihre
Handelsbeziehungen auszuführen und welche verheerenden Folgen dies für die
Wirtschaft und das tägliche Leben der zivilen Bevölkerung hat: 80% der
Arbeitnehmer sind im Augenblick arbeitslos ohne irgend eine Entschädigung.
Während sie den Ausweg
über Schmuggel von sich weisen, obwohl dies im Augenblick der einzig offene Weg
ist, um Waren in den Gazastreifen zu bekommen, haben die palästinensischen
Geschäftsleute im Gegenteil den MEPs wiederholt ihren Willen und ihr Recht auf
freien und ehrlichen Handel zum Ausdruck gebracht. Die palästinensischen
Geschäftsleute wiederholten auch, dass die Belagerung die politische und
religiöse Bewegung der Hamas nicht beeinträchtige, sondern dass im Gegenteil die
zivile Bevölkerung den höchsten Preis zahlen muss, wie das palästinensische
Intellektuelle und Aktivisten schon vor langer Zeit behauptet haben, und wie sie
es auch bei einem Treffen mit MEPs im Büro der Kampagne„Beendet die
Belagerung!“ gesagt haben. (
www.end-gaza-siege.ps) . An diesem Treffen beteiligte sich u.a. der
Psychologe und Menschenrechtsaktivist Eyad El-Sarraj, einer der Initiatoren der
Demonstration des Internationalen Tages für das Ende der Besatzung des
Gazastreifens am 26.Januar 2008. Diese Demonstration wurde gleichzeitig im
Gazastreifen, an der Erez-Kreuzung von israelischen Friedensaktivisten und in
vielen Städten der Welt durchgeführt.
Die verschiedenen
Organisationen, die die Kampagne unterstützten – auch viele Frauen aus dem
Gazastreifen – bestätigten der Delegation gegenüber die Notwendigkeit der
Unabhängigkeit, der Freiheit und des Frieden für die Palästinenser. Sie
appellierten für die Beendigung der Blockade und auch für das Recht auf
Sicherheit für alle Zivilisten, Israelis und Palästinenser. Gleichzeitig trugen
sie erneut vor, dass „Qassam-Raketen nicht von den Menschen im Gazastreifen
abgefeuert werden, sondern nur von einigen Gruppen extremistischer Palästinenser
und dass dies genau so verurteilt werden müsste wie das Blutvergießen von
Zivilisten, das durch die israelischen Überfälle der Besatzungsarmee ständig
geschehen.
MEPs (Mitglieder des
Europaparlaments) im Gazastreifen in Solidarität mit der Zivilbevölkerung (Luise
Morgantini)
In der Pressekonferenz,
die von den wichtigsten arabischen TV-Sendern wiedergegeben wurde, erklärten die
MEPs, indem sie ihre Solidarität ausdrückten, sie „seien tief beeindruckt von
der Würde und dem Widerstand des palästinensischen Volkes und wünschten, dass
die palästinensischen politischen Parteien zur Einheit finden könnten, sodass
der Gazastreifen und die Westbank nicht getrennt sein würden.“
Die MEPs sprachen sich
auch dringend aus für eine Intervention, um die Katastrophe im Gebiet von
Beitlaya zu stoppen; dass die Rafah-Grenze und alle Grenzübergänge nach Gaza
geöffnet werden, um die freie Bewegung der Menschen und Güter zu erlauben; dass
die Gewaltspirale von Aktion und Reaktion sofort eingestellt werde; Sie
verlangten auch nach konkreten Taten für die Wiederaufnahme von
Friedensverhandlungen, basierend auf dem Einfrieren aller illegalen israelischen
Siedlungsbauten in der Westbank und in Ostjerusalem, der Beendigung der
Besetzung durch das Militär und der Errichtung eines freien und souveränen
palästinensischen Staates, basierend auf den Grenzen von 1967 in Koexistenz mit
Israel.
Die Delegation drängte
auch auf wirksame Aktionen durch die Internationale Gemeinschaft: um Freiheit
für alle politischen Gefangenen und palästinensischen Parlamentarier, die
inhaftiert worden sind, um die Verbesserung der Lebensbedingungen in allen
besetzten palästinensischen Gebieten und insbesondere im Gazastreifen, um die
Ermutigung Israels, einen konkreten Friedenswillen zu zeigen, der bis jetzt noch
nicht existiert hat und der jeden Tag durch die Überfälle, Checkpoints,
Straßenblockaden, die Mauer und Absperrungen nicht nur im Gazastreifen, sondern
auch in der gesamten Westbank, wie z.B. in Hebron – das am 4. Februar von den
MEPs besucht wurde – einer Geisterstadt, in der Hunderte israelischer Soldaten
400 fanatische Siedler verteidigen.
Während ihrer
Fact-finding-Mission vom 2. bis 7 Februar besuchten die Mitglieder des
Europaparlaments mit 8 Offiziellen, Assistenten und einigen Journalisten auch
die Stadt Sderot in Israel, die täglich mit Qassam-Raketen beschossen wird, als
Zeichen der Solidarität mit der Zivilbevölkerung, und sie trafen dort unter
anderen Zvi Shuldiner, den Direktor des Safir-College und Friedensaktivisten.
Die Delegation traf auch
den palästinensischen Premierminister Salam Fayyad, den für die Angelegenheiten
der Gefangenen zuständigen Minister Ashraf al-Ajami, Mitglieder des
palästinensischen legislativen Rates aus verschiedenen Parteien – Fatah, Al
Mubadarah, Dritter Weg, People’s Party (Volkspartei), Popular Front
(Volksfront), unabhängige und Change and Reform List (Liste für Veränderung und
Reform –Hamas), einige Mitglieder der Knesset : Kadima Partei und Arbeitspartei;
General Pietro Pistoiese, Vorsitzender der EUBAM Mission in Rafah, EU und UNRWA
Repräsentanten, aber auch Friedens- und Menschenrechtsorganisationen aus der
Zivilgesellschaft in Israel und Palästina.
Für alle Informationen,
eine Stellungnahme oder einen Bericht kontaktieren Sie bitte
Luisa Morgantini, +972
547271742 (Handy in Palästina) oder 0039 348 39 21 465 (Handy in Italien) oder
0039 06 69 95 02 17 (Büro in Rom)
Luisa.morgantini@europarl.europa.eu
https:
webmail.europarl.eu.int/exchweb/bin/redir.asp?URL=http://www.luisamorgantini.net/
Die Mitglieder der
Delegation kamen aus folgenden Gruppierungen und Ländern:
Die Gruppe der
Grünen/Europäische freie Allianz setzte sich zusammen aus zwei Delegierten aus
Großbritannien.
Die Sozialistische
Gruppe im Europäischen Parlament setzte sich zusammen aus je einem Delegierten
aus der Tschechische Republik, Ungarn, Großbritannien, der Slowakei,
Portugal.
Je ein/e Delegierte/r
kamen aus folgenden Gruppen:
Union für Europa aus der
Nationengruppe; Litauen
Gruppe der Europäischen
Vereinigten Linken – Nordischen Linken Grünen; L.Morgantini, Italien
Gruppe der Allianz der
Liberalen und Demokraten für Europa; Frankreich
Ein früherer Grüner im
MEP aus Spanien
Unabhängig – Gruppe der
Demokraten; Tschechische Republik.
2. Teil
übersetzt von Gerhilde Merz |