Israels Führung bringt Hunderttausende im Norden und
im Zentrum ihres Landes in Gefahr: Die Hisbollah hat
Raketen, die bis Tel Aviv und Jerusalem reichen. Und
das dumme "Volk" unterstützt die Regierung und die
Armee, während es derartig reingelegt wird. Ein
Raketenschlag der Hisbollah auf die Raffinerien zum
Beispiel, oder auf die petrochemischen Anlagen bei
Haifa, würde wahrscheinlich den Tod Hunderttausender
Menschen bedeuten. Und die "Party" würde noch weit
schrecklichere Dimensionen annehmen, denn das wäre
nicht das Ende der Blutorgie.
„Der Messias
kommt nicht, er ruft nicht mal an (er schickt auch
keine Mails) … und die
Regierung sagt: Das Publikum ist dumm, und deshalb
muss es zahlen.“
Aus dem
berühmten und beliebten Schlager „Warten auf Messias
" von Shalom Chanoch
Der israelischen Führung sind die Leiden arabischer
Menschen gleichgültig. Das überrascht nicht, denn
diese Haltung findet von alters her breite
Unterstützung in der israelischen Bevölkerung.
Überraschend ist, dass viele anständige Leute immer
wieder in die grausige und verführerische Falle der
alten israelischen Militärmaxime tappen: „Wenn
Gewalt nicht hilft, dann greif’ zu mehr Gewalt.“
Wieso fehlt jedes Bewußtsein dafür, dass Politik,
die auf Gewalt gründet, auch alle Israelis ernsthaft
gefährdet?
Wieso gelingt es den Experten,
sogar Leuten eine Gehirnwäsche zu verpassen, die
nicht dumm sind?
Haben wir uns nicht diese und ähnlichen Fragen über
Deutschen während der Nazizeit gestellt?
Wieso verstehen meine libanesischen
Schwarmah-Verkäufer
Dinge, die ein Großteil der israelischen Bevölkerung
– das „Volk des Buches“ – nicht versteht oder nicht
verstehen will?
Obgleich ihre Familien südlich von
Tyrus schwer unter den
israelischen Angriffen leiden – zum Beispiel ist die
Versorgung mit Brot unterbrochen, weil die
Hauptstraßen getroffen wurden - und obwohl sie in
ständiger Angst leben, glauben sie, dass eine Lösung
nur mit friedlichen Mitteln gefunden werden kann und
dass eine Eskalation nur das Leid vergrößert.
Doch weder sie, noch andere
LibanesInnen, das ist klar, sind alleine in
der Lage, mehr Weisheit und Menschlichkeit in die
explosive Region zu bringen, in der ein Feuer
brennt, dass sich über die ganze Welt verbreiten
kann.
Zweifellos ist die israelische Führung - mit
Unterstützung der US-Regierung - schon lange an der
Eskalation des Konflikts interessiert und vereitelt
die Suche nach friedlichen und gewaltfreien
Lösungen. Dieses perverse Ziel der israelischen
Herrschaftselite ist seit dem Wahlsieg der Hamas im
Januar 2006 näher gerückt. Während der folgenden
Monate haben mehrere israelische Generäle öffentlich
Maßnahmen diskutiert, die eindeutig Hunderttausende
von Menschen aus ihren Häusern vertreiben würden.
Die Durchführung dieser Maßnahmen schien nur eine
Frage der Zeit zu sein.
Es überrascht, dass dafür ein so fadenscheiniger
Vorwand wie die Gefangennahme eines israelischen
Soldaten während einer raffinierten militärischen
Operation genügt, ein Vorwand, der die Blöße und
Gier der israelischen Führung nicht zu verdecken
vermag.
Der Vorwand genügte jedoch, um einen Generalangriff
anzustoßen, der fast nichts mit der Entführung oder
der Befreiung des gefangenen Soldaten zu tun hat.
Das Potential für eine Eskalation im Gazastreifen
ist noch keineswegs erschöpft, und es sieht so aus,
als wäre das Ziel der Zusammenbruch der
palästinensischen Behörde und die „Befreiung“,
das heißt die Vertreibung von so vielen
Palästinensern wie möglich. All dies im Einklang mit
dem Armee-Masterplan „Operation Dornenfeld“.
Einer Veröffentlichung des bekannten US-Experten
Anthony Cordesman zufolge
sieht dieser Plan, der 1996 entworfen wurde,
verschiedene Maßnahmen vor, von denen die meisten
schon ergriffen wurden. Ein Beispiel ist die
Evakuierung angreifbarer Siedlungen.
Cordesman erwähnt in
diesem Zusammenhang ausgerechnet die eventuelle
Evakuierung der Siedlung in Hebron. Aber wie bekannt
ist, wurde solch ein taktischer Rückzug im letzten
Jahr im Gazastreifen vollzogen.
Die „Operation Dornenfeld“ schließt die Eliminierung
der Palästinensischen Behörde ein, ebenso wie die
„Evakuierung“ der Palästinenser aus „empfindlichen
Gebieten“ - ein sehr dehnbarer Terminus.
Nach der Ausschaltung der Palästinensischen Behörde,
das ist klar, besteht keine israelische Absicht
mehr, zu einer direkte Herrschaft über die
palästinensische Bevölkerung zurückzukehren. Das
wäre wirtschaftlich und politisch zu teuer. Deshalb
ist die Massenvertreibung, der „Transfer“, der
feuchte Traum von Generationen israelischer Führer,
jetzt anscheinend in Reichweite. Doch sind dafür
bestimmte politische Bedingungen notwendig - eine
massive Eskalation, zum Beispiel nach einem
Mega-Terrorakt oder einem Großangriff.
Es ist deutlich geworden, dass die israelische
Führung erwartet und vielleicht gehofft hat, dass
nicht alle arabischen Staaten wie gewöhnlich mit
verschränkten Armen daneben stehen und mehr oder
weniger gleichgültig zusehen, wie die israelische
Armee ihre Kriegsverbrechen gegen die
palästinensische Bevölkerung fortsetzt. Aus dieser
Sicht kann man vermuten, dass die Regierung Israels
und der israelische Generalstab damit gerechnet
haben, dass die Hisbollah sich früher oder später
dem bewaffneten Kampf anschließt, um den Druck auf
die Palästinenser zu vermindern.
Ohne Zweifel ist die Hisbollah, ebenso wie die
palästinensischen Militanten, völlig in die Irre
gegangen mit ihrer Entscheidung, Israel militärisch
anzugreifen. Sie hat der arroganten israelischen
Führung weitgehend in die Hände gespielt, die sich
nicht davon abhalten ließ, unnötigerweise sogar jene
zu gefährden, die für sie gestimmt haben.
Die sehr schnelle israelische massive Reaktion auf
den Hisbollah-Angriff deutet darauf hin, dass Israel
aus den USA im Voraus grünes Licht für solche
Aktionen bekommen hat.
Nun ist eine wirksame Strategie des gewaltfreien
Widerstands gegen die gefährliche und zerstörerische
Logik des Krieges erforderlich. Ein bedeutsamer
erster Schritt in diese Richtung ist die
Veröffentlichung und Verteilung eines Aufrufes an
die SoldatInnen der
israelischen Armee, Kriegsverbrechen zu verhindern;
ein Appell der auf der folgenden deutschen
Internetwebsite veröffentlich wurde:
http://.arendt-art.de/deutsch/palaestina/texte/aufruf_israelische_soldaten_kriegsverbrechen_stoppen.htm