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Amnon Kapeliuk:
Yassir Arafat – Die Biographie
Vorwort
von Nelson Mandela
Wenn sich spätere Generationen einmal mit dem
20. Jahrhundert befassen, werden sie den Kampf der
Unterdrückten und Kolonisierten für Freiheit und
Selbstbestimmung sicherlich als eines der herausragenden
Kennzeichen dieser Zeit betrachten. Dieser Kampf wurde
weltweit geführt, was bereits das Ausmaß erahnen lässt, das
Unterwerfung und Entrechtung im vergangenen Jahrhundert
angenommen haben.
Das Ende der Apartheid in Südafrika war ein Meilenstein im
langen Kampf für die Befreiung der unterdrückten Völker. Die
ganze Welt freute sich mit uns, denn schließlich ging es bei
unserem Einsatz für Gerechtigkeit und Freiheit um die
Interessen der gesamten Menschheit. Doch unsere Freude war
durch das Bewusstsein getrübt, dass die Abschaffung der
Apartheid nicht die letzte Etappe auf dem Weg zur
Selbstbestimmung der Völker darstellte. Unsere Gedanken
waren damals besonders bei den Palästinensern und bei jenem
Mann, der sich an die Spitze ihres Kampfes gestellt hatte,
Yassir Arafat.
Vom Gefängnis aus verfolgten wir Arafats Lebensweg. Seine
Beharrlichkeit beeindruckte uns. Sein Volk glaubte an ihn
und vertraute ihm in guten wie in schlechten Zeiten. Bei
unserem ersten Gespräch in Südafrika machte er mir deutlich,
dass – auch wenn die Umstände, unter denen er arbeitete,
alles andere als günstig waren – die zu bewältigenden
Probleme und Hindernisse ihn nicht entmutigen konnten. Im
Gegenteil: Sie spornten ihn an, sich noch stärker für die
Freiheit seines Volkes einzusetzen.
Ihm gelang es, die Palästinafrage, die ursprünglich von
vielen nur als Flüchtlingsproblem angesehen wurde, auf die
Tagesordnung der internationalen Politik zu bringen und
seinem Volk die volle Anerkennung als eigenständige Nation
zu verschaffen. Wir identifizierten uns mit seinem
unbeirrbaren Kampf, und wir freuten uns über seine Erfolge.
Unsere Aufmunterungen erreichten und stärkten ihn. Wir
hörten von ihm über die große räumliche Entfernung hinweg
und feierten unsere Solidarität, auch wenn uns Gitterstäbe
trennten.
Als sich Arafat für den Friedensprozess entschied – und
hierin Erfolge davon zutragen war noch schwieriger als im
bewaffneten Kampf –, drückten wir ihm die Daumen. In jedem
Konflikt muss dieser Schritt früher oder später vollzogen
werden, und nach den ersten positiven Ergebnissen hofften
wir auf ein gutes Gelingen. Bei unserem ersten Treffen in
Südafrika sagte ich ihm, wie sehr wir seinen Mut
bewunderten, und wünschte ihm viel Erfolg in diesem
Friedensprozess, der für das Wohl beider in den Konflikt
involvierten Völker von entscheidender Bedeutung ist.
Arafats Entschlossenheit, seine unerschütterliche Zuversicht
und sein Einsatz für die Schaffung eines palästinensischen
Staates waren für viele Menschen weltweit ein Symbol. Es
steht außer Frage, dass ihm der Friedensnobelpreis, den er
zusammen mit dem später ermordeten Yitzhak Rabin und Shimon
Peres entgegennahm, zu Recht verliehen wurde.
Als der Friedensprozess zum Erliegen kam, bedauerten wir das
alle. Wir wissen, wie stark sich Präsident Arafat für
Friedensverhandlungen eingesetzt hat, um eine gegenseitige
Anerkennung Israels und des palästinensischen Staates zu
erreichen. Er hat mir gegenüber seine feste Entschlossenheit
betont, eine friedliche Regelung herbeizuführen, und die
Hoffnung geäußert, dass – ähnlich wie in Südafrika – eine
„Kommission für Wahrheit und Versöhnung“ eingerichtet würde,
um die Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts
aufzuarbeiten. Er befragte mich auch zu unseren Erfahrungen
auf diesem Gebiet.
Die schwierigen Bedingungen, unter denen er die letzten
Jahre in Ramallah verbringen musste, waren weniger eine
Demütigung für ihn als vielmehr eine Schande für diejenigen,
die sie ihm bereiteten. In solchen schweren Stunden waren
wir in Gedanken genauso bei ihm wie in den Zeiten der
Erfolge und des Glücks. Er war uns ein geschätzter Freund,
und wir wünschen uns von ganzem Herzen, dass sein Lebensziel
– die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates
– bald erreicht wird.
Für alle Menschen, die für Freiheit und Gerechtigkeit
kämpfen, wird Präsident Yassir Arafat stets ein leuchtendes
Vorbild bleiben, und ich bin überzeugt, dass dieses Buch
helfen wird zu verstehen, warum er bei allen
Freiheitsliebenden ein besonderes Ansehen genießt.
Januar 2004
Yassir
Arafat. Die Biografie
Vorw. von
Nelson Mandela
Aus dem
Franz. von Angelika
Hildebrandt und
Maximilien Vogel
Heidelberg : Palmyra,
2005.
ISBN
9783930378593
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