o

Das Palästina Portal

Täglich neu - Nachrichten aus dem, über das besetzte Palästina - Information statt Propaganda

 Kurznachrichten  -  Archiv  -  Themen  -  Linksammlung  -  Facebook  -  Veranstaltungen  - Sponsern Sie  - Suchen

 

 

TRANSLATE

 

 

Das muss ja mal gesagt werden

 Gerhard Meerpohl
 

 

Iran hat seit mehreren Jahrhunderten keinen Angriffskrieg geführt. Es hat sich allerdings gegen den von Amerika unterstützten Angriff des Iraq erfolgreich gewehrt.

Israel führte in den letzten siebzig Jahren acht Kriege, die es selbst auslöste bzw. nicht abzuwenden versucht hat. Israel hält seit 45 Jahren Palästina besetzt, hat Teile Palästinas und Syriens völkerrechtswidrig annektiert, setzt seine Eroberung durch permanente Siedlungstätigkeit fort. Israel hat bereits nukleare Produktionsstätten in fremden Ländern angegriffen und zerstört.

 

Iran ist von Alliierten und Stützpunkten der U.S.A. umzingelt, die schon Mossadegh stürzten, den Schah installierten, die möglicherweise besonderes Interesse an der Kontrolle iranischer und turkmenischer Ölquellen haben....

Israel ist Verbündeter / Speerspitze und gleichzeitig Dirigent Amerikas.

 

Iran ist eine der großen Mächte in der Region, ist aber als schiitisches Land unter sunnitischen Staaten isoliert. Es besitzt große Ölreservern und strebt danach, seinen Einfluss auf seine Nachbarn zu vergrösseren.

Israel ist die dritt grösste Militärmacht weltweit, hat auch die unbestrittene Vormachtstellung in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik der Region, hat eine Dominanz, die es zu verteidigen gewillt ist. Auch gegen heranwachsende Konkurrenten. Es hat die besten Beziehungen zur Weltmacht U.S.A., genießt deren Protektion.

 

Iran hat sein Programm zur Nutzung von Atomenergie zu militärischen Zwecken 2003 gestoppt und nicht wieder aufgenommen, weil diese Nutzung mit religiösen Forderungen nicht vereinbar sei. Iran forscht und arbeitet an einem Atomprogramm, das - so wird versichert – der friedlichen Nutzung dient. Iran ist dem Vertrag gegen die Weiterverbreitung von Atomwaffen beigetreten, es wird entsprechend kontrolliert. Heimliche militärische Ambitionen werden unterstellt, Hinweise darauf / Beweise dafür wurden nicht gefunden.

Israel besitzt Atombomben seit Langem und in grosser Zahl. Es ist dem Atomwaffensperrvertrag nicht beigetreten, lässt keine Kontrollen zu.

 

Iran hat (noch) keine Träger (Raketen oder Flugzeuge), die eine Atombombe, wenn es sie gäbe, in ein Ziel in Israel bringen könnten.

Israel hat U-Boote, Flugzeuge und Raketen, die Atombomben in iranische Ziele tragen können. Entsprechende Pläne sind ausgearbeitet. Die Unterstützung durch die U.S.A. bei einer solchen Aktion wird erwartet.

 

Iran hat eine grosse Fläche, das iranische Volk auszulöschen, ist auch mit einer grossen Anzahl von Atombomben kaum möglich.

Israel hat eine kleine Fläche. Wenige Bomben würden genügen, grossen Schaden anzurichten. Die arabische Bevölkerung Israels und der Nachbarländer, deren Schutz Iran vorgeblich im Sinne hat, wäre durch iranische Bomben in gleichem Masse betroffen.

 

Iran könnte eine Atombombe (wenn es eine hätte) nicht einsetzen, ohne das Risiko, nicht nur von der israelischen Übermacht, sondern auch von der amerikanischen und internationalen Militärmaschinerie zermalmt zu werden.

Israel kann einen Angriff mit Atombomben wagen, mit oder ohne Unterstützung der U.S.A., ohne Gegenmassnahmen (von einem Tadel abgesehen) der übrigen Staaten fürchten zu müssen.

 

Iran wird als Bedrohung Israels gebrandmarkt aufgrund einer einzigen, nachweislich falsch und sinnentstellend übersetzten Äusserung des iranischen Präsidenten Mahmud Amadineyad (http://www.sueddeutsche.de/kultur/umstrittenes-zitat-von-ahmadinedschad-der-iranische-schluesselsatz-1.287333 ), der nur geringe Befugnisse hat und nur noch etwa ein Jahr im Amt sein wird. Die iranische Bevölkerung ist bereits gravierenden Sanktionen unterworfen, diese aussenpolitische Bedrohung stärkt das Regime gegenüber seinen innenpolitischen Gegnern..

Israel droht seit Langem und andauernd mit präventiven Angriffen gegen die Atomforschungs-, Anreicherungs- und Produktionsanlagen, konkrete Pläne sind ausgearbeitet, entsprechende Übungen durchgeführt worden. Die israelische Regierung wird durch grosse Teile der israelisch-jüdischen und der amerikanisch-jüdischen Bevölkerung gestützt.

 

 

Also: Eine Bedrohung Israels durch iranische Atom- oder sonstige Waffen ist – nüchtern betrachtet - zur Zeit und in absehbarer Zukunft kein realistisches Scenario, auch eine Vergeltung durch Verbündete in der Region nach einen israelischen Erstschlag kann angesichts der installierten Abwehrsysteme nur schwach und unwirksam ausfallen.

Israel ist durch den Iran nicht bedroht, im Gegenteil: Iran muss sich für durch Israel und Amerika bedroht halten.

 

 

Allerdings: wenn Iran in den Besitz von Atomwaffen gelangte oder der Fähigkeit, Atomwaffen zu bauen / zu erwerben oder nur die begründete Vermutung weckte, Atomwaffen und geeignete Träger bauen oder kaufen zu können, auch dann ist nicht mit einem Angriff Irans auf Israel zu rechnen, aber dann wäre seine Reaktion auf einen Angriff nicht leicht zu kalkulieren, ein Vergeltungsschlag vielleicht nicht aus zu schliessen. Irans Drohungen mit einer fürchterlichen Revanche nach einem Angriff sind zur Zeit nichts als Grossmäuligkeit und das Pfeifen im dunklen Keller.

 

Der (auch nur vermutete) Besitz von Atomwaffen ist die einzige Versicherung gegen einen Angriff (siehe Nordkorea) oder einen Erpressungsversuch mit solcher Drohung.

Israels gefühlte, behauptete Bedrohung ist so irreal, dass entweder Krankheit, Hysterie, oder Taktik vermutet werden kann, jeweils einzeln für sich oder in bunter Kombination.

 

Krankheit:

Es ist nachvollziehbar, dass Israels (aschkenasische ?) Bevölkerung durch die in der Geschichte erlebten Verfolgungen (und die Art ihrer Bearbeitung) in einem Masse traumatisiert ist, dass sein Verfolgungswahn und das daraus erwachsende Sicherheitsbedürfnis so gross und die Wahrnehmung der Wirklichkeit so verzerrt sind, dass auch freundlich gemeinte, neutral gestimmte Worte und Taten stets als feindlich, bedrohlich interpretiert werden.

Die unterstellten Anfeindungen werden erlitten und beklagt, „beweisen“ andererseits die Sonderstellung des jüdischen Volkes.

Der gefühlten Bedrohung entspricht möglicherweise ein „messianische Sendungsbewusstsein“ bestimmter Politiker, die als „neuer Moses“ ihr Volk aus der vermeintlichen Gefahr zu retten sich beauftragt glauben.

 

Hysterie:

Es ist auch möglich, dass die Beschwörung einer angeblichen Bedrohung durch die gesamte Umwelt, besonders durch die „irrsinnigen Ayatollahs“, dazu dient, die auseinander strebenden Bevölkerungsteile, die auseinander klaffenden Schichten Israels zusammen zu binden, den schwindenden Zusammenhalt zwischen Israel und der Diaspora zu kitten, und deshalb die Angst künstlich immer neu und immer stärker erzeugt werden muss.

 

Taktik:

Israel wird von vielen Seiten getadelt und ausgegrenzt wegen seiner Siedlungspolitik, die nichts anders ist als die Fortsetzung der seit 1947/48 betriebenen scheibchenweisen Eroberung Palästinas und Vertreibung der einheimischen Bewohner. Der Wirbel um die angebliche Bedrohung Israels durch die unterstellte iranische Atombombe und die ständige Ankündigung eines Erstschlags mit allen befürchteten Folgen für den Weltfrieden ist hervorragend geeignet, die rechtswidrige Siedlungstätigkeit und die anderen Massnahmen zur Verdrängung der Palästnenser zu verschleiern und vergessen zu machen. (Tatsächlich sind im Lamento über Irans Rüstung und im Wirbel um Grass's Gedicht die unrechtmässige Besiedlung der Westbank, die zahlreichen Schikanen gegenüber der arabisch-palästinensischen Bevölkerung, die Gesetzgebung im sich zum Apartheidstaat entwickelnden Israel völlig übersehen worden.)

 

Ob eine und welche der Diagnosen in welchem Masse zutreffend, in welchem Masse ergänzungsbedürftig ist, wäre zu diskutieren. Wer aber möchte sich anmaßen, den Therapeuten zu spielen? Jeder Ratschlag von aussen, jeder Druck würde als neue Böswilligkeit gewertet werden. Der Anstoss zu jeder Besserung müsste vom Innern der israelischen Gesellschaft kommen, aus einer Gesellschaft heraus, die sich indoktriniert seiner Überzeugung von der Feindseligkeit der übrigen Welt ständig neu versichert und die sich selbst erfüllenden Prophezeiungen stets neu erschafft.

Wer könnte auf diesen Anstoss hoffen?

 

 
 

 

Start | oben

Impressum         KONTAKT            Datenschutzerklärung           Haftungsausschluss          arendt art