REAKTIONEN
29. 6. 2017
Ingrid Rumpf - 1.
Vors. des Vereins Flüchtlingskinder im Libanon e.V.
- Der Film ist
propagandistisch, historisch einseitig, in Teilen
historisch falsch, chaotisch in manchen
Bildsequenzen, dadurch teilweise unverständlich und
ermüdend.
Es ist in meinen Augen schlicht und einfach ein
schlechter Film. Aber leider nicht nur das. Denn
durch seine ausgeprägt propagandistische
Herangehensweise und seine historisch falschen
Behauptungen erzeugt er den Eindruck, als ließe sich
ein pro-israelischer Standpunkt nur auf dieses Weise
vertreten. Damit schadet er vor allem dem Ansehen
von Israelis und durch seine bewusste Vermischung
von Antisemitismus, Antizionismus und Israel-Kritik
auch dem Ansehen von Juden. Dass er das Ansehen von
Arabern und Muslimen im Allgemeinen und das von
Palästinensern im Besonderen beschädigt, kommt noch
hinzu, ist schließlich ja seine erklärte Absicht.
Der Film fördert damit Antisemitismus genauso wie
Araber- und Islamfeindlichkeit. Außerdem vergiftet
der Film auf gefährliche Weise die ohnehin schon
sehr belastete politische Diskussion über den
Nahostkonflikt und versucht, eine sachgerechte
öffentliche Meinungsbildung zu verhindern. So etwas
hat im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nichts zu
suchen.
Als Autorin der Wanderausstellung „Die Nakba –
Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“ kenne
ich seit Jahren die Versuche der „Freunde Israels“,
die Ausstellung, wo immer möglich, zu verleumden,
vor allem aber zu verhindern, weil sie wahlweise
antisemitisch, anti-zionistisch oder anti-israelisch
sei. Auch der Film verleumdet die Ausstellung. Nun
sind es paradoxerweise dieselben Personen und
Organisationen, die regelmäßig und z.T. erfolgreich,
versuchen, die Ausstellung und andere
Israel-kritische Veranstaltungen zu verhindern, also
„Zensur“ fordern, die sich jetzt lautstark über
vermeintliche „Zensur“ ereifern, obwohl ARTE und der
WDR vollkommen sachliche Argumente für das
berechtigte Zurückweisen des Films vorgetragen
haben.
Eine besonders fragwürdige Rolle spielt in dem
Zusammenhang der Historiker Michael Wolffsohn, der
den Film die klügste, historisch tiefste und wahre
Doku zum Thema Antisemitismus nennt. Michael
Wolffsohn hat zusammen mit Friedrich Schreiber noch
im Jahr 1993 das Buch „Nahost – Geschichte und
Struktur des Konflikts“ herausgegeben, aus dem ich
mehrfach in der Nakba-Ausstellung zitiere. Auf
insgesamt 10 Seiten widmet sich das Buch unter dem
Titel „Flucht und Vertreibung“ einer historischen
Tatsache, die der Film in Gänze abstreitet.
Historisch völlig abwegig behauptet der Film, die
Palästinenser seien 1948 alle freiwillig gegangen,
die israelische Armee habe ihnen sogar noch
Lastwagen für ihre Ausreise nach Gaza zur Verfügung
gestellt. Stattdessen beschreiben
Wolffsohn/Schreiber die terroristischen Übergriffe
der zionistischen Milizen Etzel (Führer: Menachem
Begin) und Lechi (Führer: Jitzhak Schamir) am
Beispiel des palästinensischen Dorfes Deir Yassin,
bei dem mehr als 100 Zivilisten ermordet wurden. Sie
machen auch deutlich, dass alle größeren für den
jüdischen Staat vorgesehenen palästinensischen
Städte, darunter auch Jaffa, das für den arabischen
Staat vorgesehen war, bereits vor der Staatsgründung
Israels und damit vor(!) Beginn des
israelisch-arabischen Krieges Mitte Mai 1948 von
jüdischen Milizen erobert und entvölkert waren.
Zitat: „ Insgesamt verschwanden durch den Krieg von
1948/1949 etwa 365 arabische Dörfer von der
israelischen Landkarte“. Anstatt die zahlreichen
kursierenden, oft politisch motivierten Legenden in
Bezug auf den Nahen Osten richtigzustellen, wie die
Autoren im Vorwort zur ersten Auflage ihre Absicht
beschreiben, strickt Wolffsohn jetzt unsäglich an
deren Wiederbelebung. Welche politische Motivation
mag dahinter stecken?
Ingrid Rumpf
1. Vors. des Vereins Flüchtlingskinder im Libanon
e.V.
Flüchtlingskinder
im Libanon e.V. >>>
Ausstellung „Die Nakba
– Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“ >>>
Die
Verhinderungsaktionen der falschen Freunde Israels
Nakba-Ausstellung in Göttingen 2016
Nakba- Ausstellung Bremen - 2015
Nakba-Ausstellung in Überlingen - 2013
Nakba Ausstellung - München - 2013
Nakba Ausstellung Köln - 2012
Nakba-Ausstellung Düsseldorf - 2011
Nakba Ausstellung Freiburg - 2010
»Es werden
Pseudoprobleme diskutiert« - Über den Film
»Auserwählt und ausgegrenzt« sowie den
konstruierten Zusammenhang zwischen
Israel-Kritik und Antisemitismus.
- Gespräch mit Rolf Verleger - Interview: Stefan
HuthAm vergangenen Mittwoch strahlte die ARD
nach einer Kontroverse die Arte-WDR-Koproduktion
»Auserwählt und ausgegrenzt« aus, in der es, so
der Untertitel, um den »Hass auf Juden in
Europa« gehen soll. Wie bewerten Sie diese
Dokumentation, die trotz zahlreicher teils
gravierender Mängel im öffentlich-rechtlichen
Rundfunk gesendet wurde?
Der Film will Werbung für eine politische Sicht
machen und legt überhaupt keinen Wert darauf,
ein Problem ausgewogen darzustellen. Es ging den
Machern offensichtlich von Anfang an darum zu
zeigen, dass Antisemitismus eine Konstante in
der deutschen Bevölkerung sei. Der Teil zu
Frankreich läuft ja völlig separat nebenher. Vor
allem sollte gezeigt werden, dass Kritik an
Israel per se antisemitisch sei. Insofern ist
der Film in sich stimmig, wenn die Autoren sich
rasch nach Israel begeben und fragen: Gibt es
denn berechtigte Vorwürfe gegen diesen Staat?
Und die Antwort dann unumwunden lautet, nein,
die gibt es nicht. Daraus folgt, dass jeder, der
hierzulande irgend etwas gegen Israel sagt,
unsachlich ist. Dafür gebe es dann ja nur eine
Erklärung, nämlich Antisemitismus.
Kritik an Israels Politik kann aber nicht mit
Kritik am Judentum gleichgesetzt werden. Das
wäre so, als wenn man Kritik an Erdogans Türkei
mit Kritik am Islam gleichsetzt. Das eine ist
Politik, das andere sind Vorurteile gegen eine
Gruppe von Menschen als Menschen. Es müsste
eigentlich jedem einleuchten, dass das etwas
anderes ist.
Nichtsdestoweniger spricht etwa die FAZ im
Zusammenhang mit diesem Film von einer
»notwendigen Provokation«. Würden Sie sich
diesem Urteil anschließen?
In keiner Weise. Es geht vor allem darum, dass
Proteste gegen 50 Jahre israelische Besatzung
infolge des Sechstagekrieges in der
Öffentlichkeit möglichst wenig Aufmerksamkeit
bekommen und dass statt dessen über solche
Pseudoprobleme diskutiert wird.
Sie sprachen eben von der Einseitigkeit und
Voreingenommenheit der Filmemacher. Was genau
fehlt Ihnen in deren Darstellung? >>>
27. 6. 2017
„Auserwählt
und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa“:
Ein Machwerk
- Veröffentlicht
am 26. Juni 2017 von Gastbeitrag - Ludwig
Watzal - Bereits nach den ersten Sekunden war
klar, dass hier keine „Dokumentation“ sondern
ein zionistischer Propagandastreifen gesendet
wurde. Ich konnte es zu Beginn nicht fassen,
dass solch eine wüste und einseitige Propaganda
in der ARD überhaupt gesendet würde. Dies hatte
nichts, aber auch gar nichts mit Journalismus zu
tun, geschweige denn mit seriösem. Die Macher
dieser desinformierenden Propaganda-Doku folgten
einer Agenda, zu der sie sich die passenden
Statements, und zwar zum Teil von
rechtsnationalistischen Zionisten eingeholt
haben.
In bester Stürmer-Manier ging es weiter: Die
Rede von Mahmoud Abbas, dem Präsidenten der mit
Israel kollaborierenden Palästinensischen
Behörde wurde eine direkte Verbindung zum Mufti
von Jerusalem, al-Husseini, unterstellt, der
sich seit 1941 in Berlin aufhielt und angeblich
die Vernichtung der Juden in Palästina
organisieren sollte. Als „Krönung“ dieser
Manipulation wurde dann noch Julius Streicher
eingeblendet: „Ohne eine Lösung der Judenfrage,
keine Erlösung der Menschheit.“ Hatte nicht
Abbas so etwas Ähnliches über das Ende der
Besatzung für die Lösung des Nahostkonfliktes in
seiner Rede gesagt?
Folgen die Macher hier nicht einem Muster, das
ein bekannter Propagandist so formuliert hat:
„Wenn man eine große Lüge erzählt und sie oft
genug wiederholt, dann werden die Leute sie am
Ende glauben. Man kann die Lüge so lange
behaupten, wie es dem Staat gelingt, die
Menschen von den politischen, wirtschaftlichen
und militärischen Konsequenzen der Lüge
abzuschirmen. Deshalb ist es von lebenswichtiger
Bedeutung für den Staat, seine gesamte Macht für
die Unterdrückung abweichender Meinungen
einzusetzen. Die Wahrheit ist der Todfeind der
Lüge, und daher ist die Wahrheit der größte
Feind des Staates.“
Angeblich
war man dem Antisemitismus in Europa auf der
Spur. Zu diesem Zweck trieb sich das Team lange
in Israel und dem Gaza-Streifen herum, um Israel
von seiner Vertreibungspolitik während der
Staatsgründung freizusprechen. Treuherzig
erzählte Rafael „Rafi“ Eitan wie hilfsbereit die
Zionisten doch mit den Palästinensern umgegangen
seien. Seine Statements waren herzerweichend,
wenn sie nicht so zynisch geklungen hätten. Bis
auf den Fehler, der im King-David-Hotel gemacht
worden sei, „gab es keine Opfer“. Angeblich
haben die Zionisten in dieser Zeit nichts gegen
die Araber unternommen.
„In Haifa und Jaffa sind die Araber freiwillig
gegangen. Sie gingen, niemand hat sie
gezwungen.“ Ihre Anführer hätten sie
aufgefordert zu gehen. Eitan kennt bestimmt das
Buch von Simcha Flapan, der die Legenden um den
Gründungsmythos Israels alle zurückgewiesen hat.
Dass die Propagandafilmer das Buch nicht
unbedingt kennen müssen, sei ihnen nachgesehen.
Anscheinend hatte Eitan von den Massakern, die
die zionistischen Terrororganisationen
begangenen hatten, nie etwas gehört. Oder war es
ihm ob seinen hohen Alters einfach nur
entfallen? Ganz harmlos wurde dann kommentiert:
„Im Zuge des Krieges verlassen ungefähr 700 000
Araber die Gebiete. Die Araber, die in ihren
Dörfer blieben, sind heute längst israelische
Staatsbürger.“ Damit wird den Flüchtlingen und
den mit Gewalt Vertriebenen noch nachträglich
Dummheit attestiert und die israelischen
Verbrechen verniedlicht.
Vielleicht lesen die Macher einmal bei David
Ben-Gurion nach: „Wir müssen alles tun, um
sicher zu gehen, dass sie (Palästinenser) nie
wieder in ihre Häuser zurückkehren“, versicherte
Ben Gurion gegenüber seinen zionistischen
Kollegen. „Die Alten werden sterben, und die
Jungen werden es vergessen.“ Die systematischen
Vertreibungen waren von ihm angeordnet.
Bevor man sich auf antisemitische Spurensuche
nach Nahost begeben hatte, um den Muslimen
Antisemitismus anzuhängen, mussten noch
kirchliche Gruppen, >>>
Auch hier
>>>
Dieser Feind
steht rechts - Die Dokumentation über Judenhass
in Europa verwechselt Israelkritik und
Judenfeindlichkeit. Damit verfehlt sie das
eigentliche Problem: den klassischen
Antisemitismus.
- Ein Gastbeitrag von Shimon Stein - 26.
Juni 2017 - Der Auftrag, einen Dokumentarfilm
über den Antisemitismus in Deutschland zu
produzieren, endete mit einer Entgleisung, ja
mit einem Etikettenschwindel. Im Mittelpunkt der
umstrittenen Dokumentation Auserwählt und
ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa steht
nicht der deutsche oder europäische
Antisemitismus, sondern der Streit um Zionismus,
Israel, Palästina, den muslimischen Terror.
Damit positionierten sich die Filmemacher als
Vertreter einer dubiösen Botschaft: Der
Antisemitismus ist den Autoren zufolge eher bei
Arabern, Muslimen und Linken (in Europa wie auch
in Israel) zu finden, Israelkritik resultiert
allein aus Antisemitismus.
Mehr noch: Weil das Endprodukt nicht dem Auftrag
entsprach und der Auftraggeber den Film deshalb
nicht zeigen wollte, entgleiste die öffentliche
Aufregung. Die Diskussion kreiste nun um den
Begriff Zensur und um den Verdacht, die Medien
wollten mal wieder die Wahrheit unterdrücken.
Die zentrale Frage wurde marginalisiert: Was hat
der Film eigentlich mit dem deutschen
Antisemitismus zu tun?
Die Dokumentation beginnt gleich mit einem
Totschlagargument: Der Palästinenserpräsident
Mahmud Abbas wird mit Julius Streicher
gleichgesetzt. Gesucht wurden also von Beginn an
nicht die Deutschen, die die alte
Stürmer-Tradition des Antisemitismus fortsetzen,
sondern Nichtdeutsche, die von den Deutschen die
Rolle der Verkünder antisemitischer Botschaften
übernommen haben.
Ohne Zweifel benutzte Abbas ein eindeutig
antisemitisches Klischee, das er später aufgrund
der immensen und berechtigten Kritik
zurücknehmen musste. Hätte er auf die
abscheuliche Schrift israelischer Rabbiner
hingewiesen, die das israelische oberste Gericht
als rassistische Hetze gegen Nicht-Juden
bezeichnete, anstatt sich dem Vorurteil über
Juden als Brunnenvergifter zu bedienen, wäre
gegen seine Rede nichts einzuwenden gewesen. >>>
24. 6. 2017
Judenhass Die
Angst vor dem A-Wort - Zum Thema Nahost-Konflikt
entbrennt in Deutschland ein Meinungskampf.
Nicht jede Kritik am israelischen Staat hat
dabei einen judenfeindlichen Hintergrund. Doch
die Furcht, als Antisemit bezeichnet zu werden,
schadet der Meinungsfreiheit.
- 23.06.2017 - Patrick Bahners
Jüngst hat der Aufbau-Verlag die Briefe von
Victor Klemperer veröffentlicht, dem Professor
der Romanistik, der die Hitler-Zeit in Dresden
überlebte und mit seinem Tagebuch eine Chronik
des Alltags der Judenverfolgung schrieb. 1953
gratulierte Klemperer seinem Neffen Peter und
dessen Frau Inge zur Geburt ihres Sohns David.
Der Großonkel machte sich Gedanken darüber, ob
David wegen seines Namens später Anfeindungen
erleben werde. Es war für den
Einundsiebzigjährigen aber nicht nur eine Frage
der Klugheit, ob ein Kind einen Namen erhalten
sollte, der als Hinweis auf Zugehörigkeit zum
Judentum verstanden wurde. Klemperer legte seine
„eigene Position“ dar: „Ich habe einen
furchtbaren Hass auf allen Rassenhochmut.“
Diesen Hochmut sah er nicht nur im 1945
untergegangenen Staat der Judenfeinde, sondern
auch in dem Staat der Juden, der drei Jahre
später in Palästina proklamiert worden war.
„Antisemitismus und Zionismus sind mir
gleichermaßen widerwärtig und scheinen mir
gleichermaßen vorsintflutlich.“
Würde Klemperer diese These heute in einem
Artikel in einer deutschen Zeitung oder in einem
Vortrag an einer deutschen Universität
vertreten, wäre der Skandal programmiert. Und
nähme er an einer Demonstration unter dieser
Losung teil, träten ihm Gegendemonstranten in
den Weg, an der Spitze vermutlich Volker Beck,
der Vorsitzende der deutsch-israelischen
Parlamentariergruppe des Bundestages. Als
nämlich vor zwei Wochen in Frankfurt eine
Konferenz zum fünfzigsten Jahrestag der
israelischen Besetzung der Palästinensergebiete
stattfand, reiste der Grünen-Abgeordnete an, um
dagegen zu protestieren, dass die Tagung nicht
abgesagt worden war. Beck sagte: „Wer gegen
Zionismus ist, der ist gegen den Staat Israel,
und dem werden wir nicht widerspruchslos unsere
Straßen zur Verfügung stellen.“ >>>
25. 6. 2017
Judenhass Die
Angst vor dem A-Wort - Zum Thema Nahost-Konflikt
entbrennt in Deutschland ein Meinungskampf.
Nicht jede Kritik am israelischen Staat hat
dabei einen judenfeindlichen Hintergrund. Doch
die Furcht, als Antisemit bezeichnet zu werden,
schadet der Meinungsfreiheit.
- 23.06.2017 - Patrick Bahners
Jüngst hat der Aufbau-Verlag die Briefe von
Victor Klemperer veröffentlicht, dem Professor
der Romanistik, der die Hitler-Zeit in Dresden
überlebte und mit seinem Tagebuch eine Chronik
des Alltags der Judenverfolgung schrieb. 1953
gratulierte Klemperer seinem Neffen Peter und
dessen Frau Inge zur Geburt ihres Sohns David.
Der Großonkel machte sich Gedanken darüber, ob
David wegen seines Namens später Anfeindungen
erleben werde. Es war für den
Einundsiebzigjährigen aber nicht nur eine Frage
der Klugheit, ob ein Kind einen Namen erhalten
sollte, der als Hinweis auf Zugehörigkeit zum
Judentum verstanden wurde. Klemperer legte seine
„eigene Position“ dar: „Ich habe einen
furchtbaren Hass auf allen Rassenhochmut.“
Diesen Hochmut sah er nicht nur im 1945
untergegangenen Staat der Judenfeinde, sondern
auch in dem Staat der Juden, der drei Jahre
später in Palästina proklamiert worden war.
„Antisemitismus und Zionismus sind mir
gleichermaßen widerwärtig und scheinen mir
gleichermaßen vorsintflutlich.“
Würde Klemperer diese These heute in einem
Artikel in einer deutschen Zeitung oder in einem
Vortrag an einer deutschen Universität
vertreten, wäre der Skandal programmiert. Und
nähme er an einer Demonstration unter dieser
Losung teil, träten ihm Gegendemonstranten in
den Weg, an der Spitze vermutlich Volker Beck,
der Vorsitzende der deutsch-israelischen
Parlamentariergruppe des Bundestages. Als
nämlich vor zwei Wochen in Frankfurt eine
Konferenz zum fünfzigsten Jahrestag der
israelischen Besetzung der Palästinensergebiete
stattfand, reiste der Grünen-Abgeordnete an, um
dagegen zu protestieren, dass die Tagung nicht
abgesagt worden war. Beck sagte: „Wer gegen
Zionismus ist, der ist gegen den Staat Israel,
und dem werden wir nicht widerspruchslos unsere
Straßen zur Verfügung stellen.“ >>>
Umstrittene TV-Doku - Diskussion über
Antisemitismus - 22.06.2017 -
Das Grimme-Institut greift die
Kontroverse über den Film auf und hat mit einer
Runde Journalisten und Beteiligten nicht nur
über den Film, sondern auch über den Umgang mit
diesem diskutiert. Dazu diskutierten unter
anderem Grimme-Direktorin Frauke Gerlach,
WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn, die
Journalisten Fitz Wolf, René Martens und Mirna
Funk.
Es gibt eine große
Debatte um die umstrittene
Arte/WDR-Dokumentation „Auserwählt und
ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa“. Der
Film hat Fragen auf vielen Ebenen aufgeworfen –
inhaltlich, aber vor allem in Bezug auf die
journalistische Sorgfaltspflicht. Macht sich
tatsächlich ein neuer Antisemitismus in
Deutschland und Europa breit? Kann der Film
seine Thesen belegen oder gibt es handwerkliche
Mängel? Das Grimme-Institut greift die
Kontroverse über den Film auf und wird mit einer
Runde Journalisten und Beteiligten nicht nur
über den Film, sondern auch über den Umgang mit
diesem diskutieren. Es geht in der Debatte um
das Verhalten der Senderverantwortlichen, die
kritische Bewertung des Inhalts der
Dokumentation sowie ihre Vorab-Veröffentlichung
auf der Internetseite der Bild-Zeitung. In der
Volkshochschule Bonn soll es um zentrale Fragen
der Verantwortung der Medien gehen, die im
Spannungsfeld zwischen Programmauftrag,
redaktioneller Freiheit und gesellschaftlicher
Verpflichtung agieren. Dazu diskutieren unter
anderem Grimme-Direktorin Frauke Gerlach,
WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn, die
Journalisten Fitz Wolf, René Martens und Mirna
Funk. >>>
Ein Brief von Inga Gelsdorf -
Sehr geehrte Frau
Maischberger, sehr geehrter Herr Schönenborn,
zunächst einmal herzlichen Dank an Sie, Herr
Schönenborn, dass Sie es gewagt haben, sich als
Programmdirektor gegen die Propaganda der
Pro-Israel-Lobby zu stellen und den Film auf
seinen Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
Dass Sie bei Ihrem Standpunkt geblieben sind,
trotz der Einschüchterungsversuche von Herrn
Wolffson, Chapeau! Bisher hat das niemand
gewagt. Jeder fürchtet den immensen Einfluss der
Lobby. Einige ihrer Kollegen bekamen ihn mehr
oder weniger "sanft" zu spüren. - Frau
Maischberger, Ihnen gebürt ebenfalls mein Dank,
weil sie sich der großen Herausforderung dieser
Diskussion gestellt haben. Leider hatte Herr
Wolffson die meiste Sendezeit, auch aufgrund der
vorherigen Diskussion mit Herrn
Schönenborn...Herr Mansour, ein Palästinenser
mit einem israelischen Pass, der jedoch nicht
das Leid seiner Landsleute beklagte, sondern
sehr einseitig das "arme, kleine" Israel
verteidigte gemäß dem Tenor der Lobby,
unterstützte ihn. - Ich habe in Israel ein Jahr
mit meiner Familie als Gast des
Weizmann-Institutes gewohnt. Wir hatten viele
israel. Freunde, aber ich diskutierte mit ihnen
über die Ungerechtigkeit gegenüber
Palästinensern, die mir - völlig unpolitisch u.
unbedarft damals - als Mensch missfiel.
Zurück in D nahm ich Kontakt zu deutschen und
intern. Friedensgruppen auf, man müsse dagegen
protestieren, nicht schweigend zusehen wie
unsere Vorfahren bei den Nazis. Das ist meine
Lehre aus dem Holocaust: Die Toten macht niemand
mehr lebendig, aber die Lebenden, vor allem das
Leben der Palästinenser, kann man erhalten,
indem man nicht schweigt! Täglich werden sie
gedemütigt, schikaniert, sogar verletzt und
getötet. Sie sind vom Wohl und Wehe Israels in
jeder Beziehung abhängig, durch die Mauer von
Freunden u. Familie getrennt. Die
internationalen Gremien haben bisher versagt,
keine UN-Resolution wurde erfüllt, kein
Gutachten des Intern. Gerichtshofes umgesetzt:
Israel baut weiter Siedlungen, die Mauer und
hält das "Freiluftgefängnis" in Gaza aufrecht.
Die Araber sehen machtlos zu, wie Israel
anscheinend als einziger Staat der Welt einen
Freibrief für alles hat. Geld und Militär
bedeuten Macht, nicht nur in Israel, sondern
weltweit. Die intern. Gremien sind auf Gelder
angewiesen. Es ist ein Leichtes, sie dadurch zu
erpressen, handlungsunfähig zu machen. Jedes
Land, vor allem arabische Länder, würden
zumindest mit Wirtschaftssanktionen bestraft,
wenn nicht sogar Militäreingriffen. - Nicht so
Israel.
DAS ist der wahre Grund für das, was Sie als
"Antisemitismus" bezeichnen. Ich habe keine
Verwandten in Palästina, trotzdem steigt mein
Blutdruck bedrohlich, wenn ich lese, sehe und
höre von seriösen Historikern, Journalisten, vor
allem jüdischen, unter welch unmenschlichen
Bedingungen und Schikanen die Palästinenser
leben. Wie würden Sie sich als
Araber/Palästinenser fühlen, wenn Sie das
täglich mitbekämen? Ohnmacht erzeugt Wut, Wut
erzeugt Hass, Hass erzeugt Terror! So einfach
ist das! - In meinen Augen sind die
Palästinenser sehr friedlich, ansonsten würden
sie ihre Wut auf uns alle, die wir tatenlos
zusehen, viel mehr spüren lassen. >>>
23. 6. 2017
Umstrittene TV-Doku - Diskussion über
Antisemitismus - 22.06.2017 - Es gibt eine große
Debatte um die umstrittene
Arte/WDR-Dokumentation „Auserwählt und
ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa“. Der
Film hat Fragen auf vielen Ebenen aufgeworfen –
inhaltlich, aber vor allem in Bezug auf die
journalistische Sorgfaltspflicht. Macht sich
tatsächlich ein neuer Antisemitismus in
Deutschland und Europa breit? Kann der Film
seine Thesen belegen oder gibt es handwerkliche
Mängel? Das Grimme-Institut greift die
Kontroverse über den Film auf und wird mit einer
Runde Journalisten und Beteiligten nicht nur
über den Film, sondern auch über den Umgang mit
diesem diskutieren. Es geht in der Debatte um
das Verhalten der Senderverantwortlichen, die
kritische Bewertung des Inhalts der
Dokumentation sowie ihre Vorab-Veröffentlichung
auf der Internetseite der Bild-Zeitung. In der
Volkshochschule Bonn soll es um zentrale Fragen
der Verantwortung der Medien gehen, die im
Spannungsfeld zwischen Programmauftrag,
redaktioneller Freiheit und gesellschaftlicher
Verpflichtung agieren. Dazu diskutieren unter
anderem Grimme-Direktorin Frauke Gerlach,
WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn, die
Journalisten Fitz Wolf, René Martens und Mirna
Funk. >>>
Aref Hajjaj - Liebe Mitglieder und Freunde des
Palästina-Forums, sehr geehrte Damen und Herren,
offensichtlich sah sich die ARD unter massivem
Druck seitens der Israel-Lobby gezwungen, ihren
Beschluss zu revidieren und den Dokumentarfilm
„Auserwählt und Ausgegrenzt. Der Hass auf Juden
in Europa“ doch auszustrahlen (am 21. Juni). Im
Anschluss daran wurde bei Maischberger über den
Film und die Thematik des Antisemitismus in
Europa diskutiert. -
Anmerkungen zum Film und zur TV-Diskussion:
Der Dokumentarfilm. Man muss nicht
voreingenommen sein, um zu konstatieren, dass
diese Doku, die den Anspruch erhebt, ein
wichtiges und komplexes Thema umfassend zu
behandeln, erhebliche handwerkliche und, was
wichtiger ist, inhaltliche Defizite aufweist.
Strukturell besteht der Film aus einer
chaotischen Gemengelage. Kleines Beispiel: Das
Thema heißt wohl „Der Hass auf Juden in Europa“.
Aber große Teile des Films wurden im Nahen
Osten, in Palästina und Israel, gedreht, wobei
die Filmemacher mit Hilfe oberflächlicher
Recherche belegen wollten, dass das Grundübel
des Antisemitismus eben in diesem Teil der Welt
liege.
Schlecht konzipiert und ohne ein
stichhaltiges, nachvollziehbares
Argumentationsmuster hüpfen die Autoren der Doku
zusammenhanglos von einem Thema zum anderen.
Journalistische Sorgfalt sieht bestimmt anders
aus.
Man kann daher mit Bestimmtheit sagen, der
Film ist nicht nur extrem einseitig
pro-israelisch und antipalästinensisch, er hat
darüber hinaus das Genre eines nach Propaganda
orientierten Pamphlets.
Schon die Darstellung
der zeitgeschichtlichen Entstehung des Staates
Israel ist voller Zynismus und Manipulation.
Dort gewinnt der Zuschauer den Eindruck, die
jüdischen Militärverbände hätten keinen Druck
auf die palästinensische Bevölkerungsmehrheit
ausgeübt. Vielmehr seien die Palästinenser
„freiwillig“ weggezogen. In der anschließenden
Debatte verwiesen immerhin der Rundfunkdirektor
des WDR, Jörg Schönenborn, und der frühere
Bundesminister Blüm auf vielfache Massaker
jüdischer Terroristen bereits seit 1937 >>>
Antisemitismus
- Von Mauern und Rissen - Israel spaltet die
Gesellschaft.
Für viele Juden in Deutschland ist das Land so
wichtig wie selten zuvor. Für die
Mehrheitsgesellschaft gilt Israel inzwischen als
Hauptproblem im Nahostkonflikt. Und beide Seiten
finden immer schwerer zusammen. - Matthias
Drobinski
Skandale bringen Ärger und Verdruss; das Gute an
ihnen aber ist, dass ans Licht kommt, woran da
Anstoß genommen wird. So hat auch die erst
abgesetzte und nun doch gezeigte Arte-Sendung
über den Antisemitismus in Europa bei allen
handwerklichen Mängeln ihr Gutes: Die Frage nach
dem linken und auch dem muslimischen
Antisemitismus wird offen und breit diskutiert;
auch, worin sich dieser von der legitimen, gar
notwendigen Kritik an der Politik der
israelischen Regierung unterscheidet. Und noch
etwas ist sichtbar geworden: Wie sehr sich der
Blick der jüdischen Minderheit in Deutschland
mittlerweile von der Mehrheit im Land
unterscheidet; wie groß die Sorge dort geworden
ist, das im Zweifel liberale und linke Bürgertum
im Kampf gegen den Antisemitismus als
Verbündeten zu verlieren.
Der Riss, der sich da auftut, ist 50 Jahre alt;
er entstand nach dem Sechstagekrieg von 1967,
als Israel zur Besatzungsmacht wurde und die
Sympathie für ein bedrohtes Land verlor. >>>
22. 6. 2017
Die Filmfassung, die von der
ARD gesendet wurde
"Die Filmfassung die von der Bild "Zeitung"
veröffentlicht wurde
der Film ist online immer schwerer
aufzufinden - der link oben
funktioniert noch?
FAKTENCHEK DES
WDR
- Die
öffentlich kontrovers diskutierte Dokumentation
"Auserwählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden
in Europa" ist nun nach sorgfältiger Prüfung und
Nachbearbeitung in Zusammenarbeit mit dem
Autoren im Ersten ausgestrahlt worden. >>>
Der gesamte
Faktencheck im Überblick
>>>
Neben der „Maischberger“-Sendung veranstaltet
das Grimme-Institut ebenfalls eine Debatte zu
der Doku, und zwar am morgigen Donnerstag, 22.
Juni, in der Volkshochschule Bonn.
Beginn dieser Debatte ist um 19 Uhr, sie wird
live bei WDR.de im Internet übertragen und am
Sonntag, 25. Juni, um 11.25 Uhr noch einmal im
WDR Fernsehen gezeigt. Vor der Debatte am
Donnerstag wird vor Ort um 17.30 Uhr der Film
nochmals aufgeführt.
Bei der Grimme-Veranstaltung diskutieren:
Fritz Wolf und René Martens, beide freie
Journalisten, Medienkritiker und erfahrende
Grimme-Preis-Juroren
Frauke Gerlach, Direktorin des Grimme-Instituts
die Schriftstellerin und Journalistin Mirna Funk
und noch einmal Jörg Schönenborn als Vertreter
des WDR.
Die Grimme-Diskussion wird moderiert von
Radiomoderator Volker Wieprecht.
Umstrittene
Dokumentation über Antisemitismus
-
Bibi-TV - Selten ist so falsch von einer wahren
Sache gesprochen worden wie in der
ARD-Dokumentation über Antisemitismus. Bisher
ging es in der Debatte um Zensur im
öffentlich-rechtlichen Fernsehen, schlechte
Kommunikation und den Einsatz der BILD-Zeitung
für Wahrheit und Aufklärung. Die Sache selbst
wurde bislang kaum beachtet: der Film und seine
Schwächen. Ein Kommentar von Stefan Buchen
Der Antisemitismus ist ein altes Phänomen,
deutlich älter als der Begriff, der es
bezeichnet. Die gleichen stereotypen
Darstellungen vom "Juden" kehren an
verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten
wieder. Die Mehrheitsgesellschaft schiebt den
Juden gern die Schuld zu an allen möglichen
Unliebsamkeiten, von vergifteten Brunnen bis zu
überhöhten Preisen. Die Juden sind der
klassische politisch und sozial verwundbare
"Andere", der sich zum Sündenbock eignet. Heute
ist die antisemitische, also judenfeindliche
Geisteshaltung weltweit anzutreffen.
Begründet wird der Antisemitismus mal religiös,
mal ästhetisch, mal rassisch, mal anders.
Wichtig ist zu beachten, dass er sich je nach
historischem Kontext in unterschiedlich starken
Nuancen artikuliert und folglich
unterschiedliche Grade der Wirkmächtigkeit
entfaltet. Nie waren die Folgen des
Antisemitismus furchtbarer als unter der kurzen
Herrschaft des Dritten Reiches. Sie waren so
furchtbar, dass es schwerfällt, die Judenpolitik
Hitler-Deutschlands mit anderen historischen
Äußerungen des Antisemitismus zu vergleichen.
Genau das tun aber die Autoren der
Fernsehdokumentation "Auserwählt und
ausgegrenzt". Sie ziehen eine direkte Linie von
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zu Julius
Streicher, Hitlers Gauleiter in Franken und
Verleger des nationalsozialistischen Hetzblattes
"Der Stürmer" (Streicher wurde bei den
Nürnberger Prozessen zum Tode verurteilt und
gehenkt).
Palästinenser als Erben des Nationalsozialismus?
Gleich zu Beginn ihres Films machen Joachim
Schroeder und Sophie Hafner klar, worum es ihnen
im Kern geht: Sie wollen die Palästinenser als
die Erben des nationalsozialistischen
Antisemitismus darstellen. Mahmud Abbas und die
Hamas haben den Stab des Hasses von Hitler und
seiner Partei übernommen! Und andere muslimische
Kräfte nehmen sich an den Palästinensern ein
Beispiel, von Khomeini bis zu den heutigen
radikalen Vorstadtmuslimen in Paris und Berlin!
>>>
Ich
bin der Ermutigung des BIB gefolgt, hier meinen
Leserbrief an Arte, ARD sowie Maischberger. Was
die Diskussion bringen wird, wird sich zeigen. -
Franziska Schaffner
- Sehr geehrte Arte Redaktion - Ich habe mir den
Film „Auserwählt und ausgegrenzt- Der Hass auf
Juden in Europa“ auf dem Internet angesehen und
bin schockiert, dass er nun doch auf ARD und
Arte ausgestrahlt wird.
Ich selbst bin seit 2011 insgesamt 6 mal nach
Gaza gereist um einen Film zu drehen, der im
Februar auf SRF1 ausgestrahlt wurde (Filmlink).
Vorab möchte ich klar stellen, dass ich
folgenden Brief als unabhängige Filmemacherin in
eigener Sache schreibe, und er in keinste
Verbindung mit SRF1 zu bringen ist.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der
Film „Auserwählt und ausgegrenzt“ die Situation
in Gaza in vielerlei Hinsicht auf geradezu
zynische Weise verharmlost. Angefangen bei der
Einreise, die sich keineswegs so einfach
gestaltet wie im Film dargestellt. Obwohl ich
mit zwei Psychotherapeutinnen reiste, welche
seit 15 Jahren wichtige Traumaarbeit leisten in
Gaza, war jedes mal bis zum Einreisetag nicht
sicher, ob wir die Einreisebewilligung von
Israel erhalten würden. Für NGO’s sind solche
Ungewissheiten ein riesiges Problem. Nicht jedes
mal hatten die Therapeutinnen die
Einreisebewilligung erhalten. Nach dem mein Film
auf SRF1 ausgestrahlt wurde, habe auch ich sie
nicht mehr erhalten.
Ein weiterer Fall betrifft die schwerwiegenden
Anschuldigungen gegenüber der israelischen
Menschenrechtsorganisation B’Tselem, dass sich
unter ihren Mitgliedern Holocoust-Leugner
befänden. Die Mitglieder stehen gem. eigenen
Angaben manchen Holocoust Überlebenden sehr
nahe. Dennoch wird im Film als einziges ihrer
Mitglieder ein Holocoust Leugner erwähnt. NICHT
erwähnt wurde, dass B'tselem das Mitglied sofort
entliess nach dem dessen Aussage bekannt wurde,
dies suggerierte, die Organisation identifiziere
sich mit solchen Aussagen. Dass B'Tselem keine
Gelegenheit erhielt, dazu Stellung zu beziehen,
ist journalistisch unter jedem Niveau und lässt
den Verdacht aufkommen, eine Richtigstellung sei
im Film auch gar nicht erwünscht gewesen.
Im selben Atemzug werden sämtliche andere NGO’s
mit Namen erwähnt, inklusive Angaben über die
Höhe ihrer Spendengelder, und von welchen
Ländern sie diese bekommen. Die private
israelische Organisation "NGO Monitor", welche
diese Zahlen erfasst und im Film als Experte
auftreten darf, muss ihrerseits hingegen
keinerlei Angaben darüber machen, weshalb und
von wem sie für just diese Arbeit Beiträge in
Millionenhöhe von Spendern aus den USA erhält.
Stattdessen wird die Schlussfolgerung >>>
Botschafterin
Palästinas zur Filmausstrahlung der ARD
- Botschafterin Palästinas, Dr. Khouloud Daibes
erklärt zur heutigen (21. 6. 2017) Ausstrahlung
des Films in der ARD über Antisemitismus in
Europa: Botschafterin Dr. Khouloud Daibes
„Heute wird die ARD einen Film, der angeblich
Antisemitismus in Europa thematisiert, im
Programm zeigen. Im Vorfeld dieser Ausstrahlung
wurden bereits der Inhalt und Konflikt von
Antisemitismus und Kritik an der israelischen
Regierung kontrovers diskutiert. Anstatt dem
Antisemitismus in Europa nachzuspüren, lenkt der
Film die Aufmerksamkeit auf den
palästinensisch-israelischen Konflikt, was
irreführend und inakzeptabel ist. Sowohl Arte
als auch WDR und ARD stellten
journalistisch-handwerkliche Mängel des Films
fest. Im Zusammenhang mit der heutigen
Ausstrahlung des Films und den Debatten ist es
sehr wichtig, einige Punkte zu Antisemitismus
und dem israelisch-palästinensischen Konflikt
klarzustellen:
Die in ihrer Dimension heute einzigartige
50-jährige israelische Besatzung seit 1967 hat
zu schwersten Menschenrechtsverletzungen und
Verstößen gegen das Völkerrecht geführt. Auch
die palästinensische Bevölkerung in Israel ist
einer zunehmend diskriminierenden Politik
ausgesetzt. Ich begrüße es daher
außerordentlich, dass immer mehr mutige Stimmen
laut werden, die völlig zurecht das Festhalten
an dieser Besatzungspolitik kritisieren und ein
sofortiges Ende der israelischen Besatzung im
Interesse beider, Palästinenser und Israelis,
fordern.
Antisemitismus mit der Kritik an der
israelischen Regierungspolitik in Einklang zu
bringen dient nicht nur als Instrument
denjenigen, die Kritiker der Besatzungspolitik
zum Schweigen bringen wollen, sondern ist
darüber hinaus sehr gefährlich. Denn die
wirkliche Gefahr des >>>
21. 6. 2017
About
B'Tselem
- 20 June 2017 -
Although only one minute out of the 90 in the
documentary “Auserwählt und ausgegrenzt – Der
Hass auf Juden in Europa” is devoted to
B’Tselem, that one minute is so packed with lies
that we feel compelled to respond and reject
these falsehoods. First of all, the dedication
to human rights by many B’Tselem staffers and
supporters is bound up in their having relatives
who survived – or perished in - the Holocaust.
To impart false information (easily disproved by
a quick Google search) and not follow the
fundamental journalistic practice of asking
B’Tselem to respond to such severe - albeit
untrue - accusations seriously calls into
question the filmmakers’ professionalism and
motives.
The film, therefore, must be understood in
context. Israel’s desire to endlessly perpetuate
the occupation has led over the past decade to
increasing attacks against groups and
individuals in Israeli civil society who oppose
it. These attacks employ smear tactics and
manufacture imagined “traitors” from within,
endeavoring to advance a nationalistic political
agenda and to delegitimize human rights
organizations by false portrayals. The charges
made in the film, along with the
misrepresentation of B’Tselem as a “political
advocacy organization”, rather than as a Human
Rights organization, are based entirely on such
propaganda efforts by Israeli government
affiliated pro-occupation organizations.
B’Tselem has never accused Israel of using Nazi
methods. This is a despicable and slanderous
lie, which even the film’s creators could not
back up with any evidence. Moreover, the
interview by Tuvia Tenenbom is presented in such
a way as to keep viewers in the dark about the
fact that the three year old entrapment effort
has long been resolved. Nowhere does the film
state that B’Tselem immediately and
categorically condemned the sentiments
expressed, or that B’Tselem terminated the
employment of the field researcher in question
back in October 2014, following the incident. At
best, this is sloppy, unethical journalism; at
worst, a deliberate omission of relevant
information designed to mislead viewers.
B’Tselem – The Israeli Information Center for
Human Rights in the Occupied Territories opposes
the Israeli occupation which has been denying
basic rights to millions of Palestinians for
more than fifty years. The work of human rights
organizations such as B’Tselem is deeply
grounded in principles formulated following the
horrors of the Holocaust and WWII. Conflating
our work with antisemitism is as outrageous as
it is dangerous: it undermines the very real
threat of antisemitism and other forms of
racism, and it cannot be tolerated. >>>
19. 6. 2017
18. 6. 2017
Ein kaum zu
überbietendes Zerrbild vom Nahostkonflikt
- Peter
Ullrich - 15.06.2017 - Peter Ullrich hat
Verständnis für die Entscheidung von Arte, die
Dokumentation »Auserwählt und ausgegrenzt« über
Antisemitismus nicht zu zeigen
Ich weiß nicht, was Arte bewogen hat, die
Dokumentation »Auserwählt und ausgegrenzt« nicht
zu zeigen. Ich weiß auch nicht, wie Sender
solche Entscheidungen üblicherweise treffen.
Aber eins weiß ich: Dürfte ich mitreden, dann
hätte ich ähnlich entschieden. Denn die
Dokumentation ist trotz aller spannenden Details
schlecht gemacht und irreführend, aber auch
symptomatisch und deswegen der Analyse wert. >>>
17. 6. 2017
Eine
äußerst einseitige und fragwürdige Dokumentation
über Antisemitismus: "Auserwählt und ausgegrenzt
- Kaveh
Ahangar - Der Hass auf Juden in Europa,"
die ARTE nicht ausstrahlen will und die der WDR
immer noch prüft, wurde vorgestern von BILD für
24 Stunden ins Netz gestellt und auch noch
ausgiebig promotet. 200.000 Menschen sollen
ebenjene Doku laut turi2 schon gesehen haben.
Dabei wurde ein Bild von Erko, Qazid und mir
benutzt, um für den Film zu werben.1 Außerdem
zeigt die Doku Ausschnitte aus unserem Clip, um
uns des Judenhasses zu bezichtigen. BILD
betitelt den Abschnitt auf ihrer Seite mit
‚‚Antisemitismus unter Rappern‘‘. Das Ganze ist
eine auf Dekontextualisierung und Diffamierung
aufbauende Verleumdungsaktion. Der
Antisemitismusvorwurf der beiden Filmemacher
Joachim Schröder und Sophie Hafner sowie BILD
ist an einigen Stellen schlichtweg falsch, da
manche der in der Doku vorkommenden Personen,
wie z.B. Ahmad Shah und ich, sich seit Jahren
für eine rassismus- und antisemitismuskritische
Bildungs- und Jugendarbeit stark machen.
Aber nun zum Inhalt des Films. Natürlich werden
auch in einem Propagandawerk wie diesem, einige
richtige Tatsachen und Probleme angesprochen wie
die Korruption und Diskriminierung auf Seiten
der Fatah und Hamas sowie die Unterdrückung von
JüdInnen und PalästinenserInnen durch arabische
Staaten. Der Film ist allerdings abgesehen von
‚‚handwerklichen Mängeln‘‘ (WDR) so dermaßen
propagandistisch produziert, dass ich nur einige
wenige Aspekte ansprechen kann. Was die Doku zur
Propaganda macht ist der zielgerichtete Versuch
die Sichtweise des Zuschauers mit selektiv
ausgewählten Fakten zu beeinflussen und zu
manipulieren, indem Tatsachen unerwähnt oder
verdreht werden, um auf demagogische Art und
Weise eine konkrete politische Agenda zu
verfolgen. Der gröbste Fehler, der den Film wie
ein roter Faden durchzieht ist dabei
bezeichnenderweise die Gleichsetzung von
Antizionismus und Antisemitismus. Das war von
vornherein das erklärte Ziel des Produzenten
(siehe unten).
Die Doku verbreitet also Lügen und Unwahrheiten
und relativiert sogar den Holocaust, indem z.B.
die problematischen Aussagen von Mahmud Abbas
über das vermeintliche Ende jeglichen Terrors
nach der Befreiung Palästinas sowie die
Brunnenvergiftung mit Nazipropaganda verglichen
werden. Im Allgemeinen sind Pauschalisierungen
und Schwarz-Weiß-Malerei das Markenzeichen des
Films. Es wird beispielsweise in
essentialistischer Manier von einer
„christlichen Kultur“ gesprochen, die per se als
‚‚die Mutter allen Judenhasses‘‘ bezeichnet
wird, ohne zwischen unterschiedlichen Strömungen
zu unterscheiden. Die Neue Rechte wird als
anti-zionistisch dargestellt, ohne die vielen
rechten und rechtsradikalen Strömungen von
Medienplattformen wie Pi News bis zu bedeutenden
Teilen von AfD und Pegida zu erwähnen, die
eindeutig pro-zionistisch gesinnt sind,
pro-israelischen SprecherInnen öffentlich ein
Podium gaben sowie die israelische Flagge auf
Demonstrationen hissen.
Es wird nicht nur linker und rechter
Antizionismus gleichgestellt und dadurch der
Antisemitismus von Rechts verharmlost. Der zum
Boykott Irans aufrufende Politikwissenschaftler
Stephan Grigat darf sogar behaupten, dass das
Bedürfnis den Nationalsozialismus zu
relativieren bei Linken teilweise noch
ausgeprägter sei als bei Rechten. >>>
16. 6. 2017
Es ist schon
toll, was im deutschen Fernsehen alles
möglich sein sollte, wenn die
Verantwortlichen im WDR und bei ARTE nicht
die Notbremse gezogen und den Beitrag
„Auserwählt und ausgegrenzt. Der Hass auf
Juden in Europa“ aus dem Programm genommen
hätten. Um die Juden in Europa geht es in
diesem Film aber kaum und nur am Rande,
sondern hauptsächlich um den Konflikt
zwischen Israelis und Palästinensern, und da
werden die ganzen höchst peinlichen
Stereotypen aufgetischt, die die israelische
Propaganda (für die Hasbara gibt es sogar
ein eigenes Ministerium) seit Jahrzehnten
benutzt, um die Unrechtmäßigkeit ihrer
siedlerkolonialistischen Herrschaft in
Palästina zu verschleiern. Beispiel: Im Film
werden die Palästinenser als die „neuen
Nazis“ dargestellt. Der Bildschnitt von
Palästinenserpräsident Abbas zum
NS-Ideologen Julius Streicher sagt da allein
alles. Schon im Jahr 1983 hat der
deutsch-jüdische Historiker Dan Diner, der
jetzt an der Universität von Jerusalem
lehrt, zu diesem Thema einen wegweisenden
Aufsatz geschrieben.
Diner argumentiert: Für das offizielle
Israel und die meisten Israel-Verteidiger
ist einzig der islamische Antisemitismus für
den Konflikt Israels mit den Palästinensern
verantwortlich. Die Tatsache, dass eine
koloniale Staatenbildung durch zugewanderte
Fremde in einem voll bewohnten Land
automatisch Gewalt herbeiführen muss (wovor
ja auch viele vorausschauende Zionisten
gewarnt haben), und es Hass auf den
Zionismus im Nahen Osten erst seit der
Ankunft der ersten jüdischen Siedler in
Palästina gibt, sind sie nicht bereit
einzugestehen.
Die Auseinandersetzung zwischen Israel und
den Palästinensern ist so gesehen in den
Augen der Israel-Verteidiger auch kein
kolonialer Konflikt – mit allen Folgen, die
dieser Siedlerkolonialismus mit sich bringt:
Landraub, Vertreibung, Entrechtung,
Unterdrückung, Besatzung usw. Die
Israel-Verteidiger argumentieren rein
zionistisch: Die Palästinenser sind
Antisemiten, sie wollen keinen Frieden. Das
Problem, das allem zu Grunde liegt, ist für
sie also der Antisemitismus und in seinem
Gefolge der „Terrorismus“. Nun gibt es auch
im Völkerrecht für unterdrückte oder
besetzte Völker ein Widerstandsrecht gegen
das feindliche Militär, aber das ist für sie
kein Argument. Israel ist und bleibt das
Opfer und ist so auch von jeder
Verantwortung befreit.“
Indem die jüdischen Israelis den Konflikt
mit den Palästinensern und den Arabern
insgesamt unter das Vorzeichen des
Antisemitismus stellen, bringen sie den
Konflikt auch direkt mit dem Holocaust in
Zusammenhang. Sie vermengen also den
kolonialen Konflikt in Palästina mit der
Vernichtung der europäischen Juden durch die
Nazis. Das heißt aber, dass die Israelis das
wahre Geschehen in Palästina, also die
wirklichen Ursachen des Konflikts und seine
Austragungsformen nicht zur Kenntnis nehmen
und verleugnen. Denn die Palästinenser haben
mit der Vernichtung der europäischen Juden
nichts zu tun. In Palästina handelt es sich
aber um eine koloniale Auseinandersetzung,
bei der jüdische Einwanderer ein anderes
Volk – eben die Palästinenser – mit Gewalt
aus ihrer Heimat vertrieben und ihre
Gesellschaft zerstört haben, um in diesem
Land ihre staatliche Existenz aufzubauen.
Die jüdischen Israelis deuten den Konflikt
mit den Palästinensern also als Fortsetzung
ihrer Verfolgungsgeschichte außerhalb
Palästinas. Wobei es natürlich völlig klar
und ganz selbstverständlich war und ist,
dass die Angegriffenen – die Palästinenser –
sich gegen ihre Vertreibung und
Kolonialisierung wehrten und auch heute noch
wehren, was aber zu einer paradoxen und
absurden Situation führte. Denn die
zionistischen Neueinwanderer stellten und
stellen sich entsprechend ihrer langen
Verfolgungsgeschichte – gipfelnd im
Holocaust – als die Angegriffenen und als
die Hassobjekte dar, also als die
eigentlichen Opfer. Die wirklich
Angegriffenen – die Palästinenser – wurden
und werden zu den eigentlichen Tätern
gemacht. Die Rollen von Tätern und Opfern
wurden also völlig umgekehrt. Diese
Verkehrung machte es auch möglich, dass die
Israelis ihre Schuld, die Palästinenser im
Verlauf des zionistischen
Kolonisierungsprozesses verdrängt und
vertrieben zu haben, leugnen konnten. Israel
verdrängt die Fakten seines Vorgehens gegen
die Palästinenser bis heute. Eine
Aufarbeitung des gewaltsamen Vorgehens gegen
die Palästinenser – etwa der Nakba – ist für
die israelischen Juden deshalb so schwierig,
weil damit die Grundlagen des zionistischen
Projekts insgesamt in Frage gestellt würden.
Dieses Deutungsmuster – also die Vermischung
des Traumas der nationalsozialistischen
Judenvernichtung mit der kolonialen, von
Gewalt geprägten Situation, die die
zionistischen Zuwanderer mit ihrem Projekt
auf palästinensischem Land geschaffen haben
– besagt anders formuliert, dass sich die
Wahrnehmung der europäischen Geschichte in
den Palästina-Konflikt hineingeschoben hat.
Nicht zuletzt dadurch >>>
Antisemitismus-Film - "Er hat eine sehr
klare propagandistische Linie"
- Der von WDR und arte in Auftrag gegebene,
aber nicht ausgestrahlte
Antisemitismus-Film, zeige die Problematik
des Nahost-Konflikts sehr einseitig, sagte
die Journalistin Gemma Pörzgen im Dlf. Er
lenke damit vom dem eigentlichen Thema ab,
"mit dem wir uns auch vor allem in Europa
beschäftigen sollten".
Gemma Pörzgen im Gespräch mit Peter Kapern -
Kapern: Was fällt einer erfahrenen
Journalistin und früheren
Nahostkorrespondentin ganz besonders an
diesem Film auf?
Pörzgen: Ich habe mir natürlich auch
neugierig diesen Film angeguckt nach der
ganzen Debatte und war dann doch sehr
erschreckt, dass er noch viel schlechter
ist, als ich es ursprünglich gedacht hatte.
Er hat einfach eine sehr klare
propagandistische Linie und zeigt aus meiner
Sicht eben diese ganze Thematik sehr
einseitig, indem er sehr gezielt bestimmte
Gesprächspartner auswählt, andere weglässt
und eben eine ganz klare Zielrichtung hat.
Wenn man mit Kollegen spricht, die vor Ort
ein bisschen mitbekommen haben, wie diese
Dreharbeiten gelaufen sind, bestätigt sich
dieser Eindruck. Da kamen Leute, die hatten
ganz Festes vor, und das haben sie eben
umgesetzt.
Kapern: Was hatten sie denn vor?
Pörzgen: Sie hatten meiner Ansicht nach vor,
Dinge sehr stark zu vermischen. Der Auftrag
war ja eigentlich gewesen, die
Arte-Redaktion hatte ihnen aufgetragen, dass
sie eben sich in Europa umsehen sollten in
verschiedenen Ländern und der wichtigen
Frage nachgehen, warum gibt es dort
Antisemitismus, wie zeigt der sich? Und
stattdessen sind sie eben mitten hinein in
den Nahostkonflikt gefahren, irgendwie auch
noch nach Gaza, wo natürlich der Hass
hochkocht und wo man natürlich sich sehr
leichttut als Journalist, Antisemitismus zu
finden, weil er ist natürlich da, er ist
Teil sozusagen auch des palästinensischen
Narrativs in diesem sehr aufgeheizten
Konflikt. Aber wenn man auf der israelischen
Seite gefragt hätte, hätte man auch dort
sehr viel Hass gegen Palästinenser geerntet.
Und aus meiner Sicht lenkt das eben sehr ab
von dem eigentlichen Thema, mit dem wir uns
auch vor allem in Europa beschäftigen
sollten.
Kapern: Nun haben ja, wenn ich es richtig
erinnere, 200.000 Leute diesen Film sich im
Internet angeschaut, aber eben bei Weitem
nicht alle, auch nicht alle, die uns heute
Morgen zuhören. Wenn Sie also jetzt hergehen
und den Autoren sozusagen eine Agenda und
eine Einseitigkeit vorhalten, schwebt Ihnen
eine besondere Szene vor Augen, die Sie mal
schildern könnten, damit das klar wird, was
Sie da meinen?
Pörzgen: Es gibt zum Beispiel eine Szene, wo
die Autoren nach Gaza einreisen, das ist ein
Gebiet, in dem ich auch gewesen bin während
meiner Tätigkeit im Nahostkonflikt. Ich bin
noch nie so einfach da reingekommen >>>
Journalismus oder Propaganda?
- 15. 6. 2017 - Reiner Bernstein - Ein
Rauschen geht durch den deutschen
Blätterwald und die sozialen Medien. Welche
politischen Qualitätsmerkmale kennzeichnen
den Dokumentationsfilm „Auserwählt und
ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa“
von Joachim Schroeder und Sophie Hafner, der
bei ARTE durchfiel, während sich der WDR
zierte, bis sie bei BILD 24 Stunden lang
aufgerufen werden konnte?
Sind Organisationen wie „B’tselem“ („Im
Angesicht Gottes“: Gen. 1,27), Oxfam, Brot
für die Welt, amnesty international, Medico
international und das „Kairos“-Papier der
antisemitischen Propaganda aufgesessen? Was
ist von dem Hinweis von Machmud Abbas zu
halten, dass israelische Rabbiner zur
Vergiftung palästinensischer Brunnen
aufgerufen haben (wofür es Belege gibt) mit
Julius Streichers Aufruf zum Genozid an den
Juden in den direkten Zusammenhang gebracht
wird?
Da kommt es den Autoren gerade recht, dass
sie junge Palästinenser im Gazastreifen
finden, die ihnen den Verdruss über das
Hamas-Regime und die der Korruption
verdächtige Verteilung internationaler
Finanzhilfen schildern. Dagegen kein Wort
über die systematische Unterdrückung der
palästinensischen Bevölkerung in der
Westbank durch israelisches Militär und
Siedlerterror. Gerade einmal wird
zugestanden, dass es an den Checkpoints
„manchmal“ zu unschönen Spannungen komme –
weil das Wachpersonal Attentate befürchte.
Derweil macht in Israel die Meldung die
Runde, dass die Regierung öffentliche
Zuschüsse in Höhe von 70 Millionen US-Dollar
an orthodoxe Einrichtungen mit Verbindungen
zur „Bewegung für das ganze Lande Israel“
verteilen will.
Dass das Bayrische Fernsehen der
misslungenen Dokumentation noch die Ehre
einer eigenen Produktion nachwerfen will,
droht den Sender in die Reihe jener Kräfte
einzuordnen, die jeder Kritik an der
israelischen Politik die antisemitische
Grundstimmung nachweisen wollen. Wie wäre
es, wenn die Redaktion dem Befund von
Botschafter a.D. Shimon Stein und Professor
em. Moshe Zimmermann nachgehen würde, dass
ein differenzierter Umgang mit dem Begriff
„Antisemitismus“ deshalb so wichtig ist,
weil seine klassische Variante „nur“ unter
sechs Prozent der Deutschen Verbreitung
findet, während der israelbezogene
Antisemitismus bei 40 Prozent Zustimmung
anschlägt?
Bis dahin bleibt der Verdacht im Raum, es
komme gerade recht, dass zwischen Hamburg
und München alle Hebel in Bewegung gesetzt
werden, um offene Diskussionen über die
israelisch-palästinensischen Beziehungen im
Keim zu ersticken. >>>
15. 6. 2017
VIDEO -
Auserwählt und ausgegrenzt Der Hass
auf Juden in Europa (arte Doku 2017)
Antisemitismus-Doku
oder antipalästinensische Propaganda?
- Jens
Berger - Es ist schon seltsam, dass sich fast
alle Medien für ein journalistisch mehr als
fragwürdiges Werk starkmachen - Aus einem
Filmprojekt wurde eine peinliche Posse.
Eigentlich sollte in diesem Sommer auf Arte der
Dokumentationsfilm „Auserwählt und ausgegrenzt –
Der Hass auf Juden in Europa“ ausgestrahlt
werden, der von den Filmemachern Joachim
Schroeder und Sophie Hafner gedreht und vom WDR
produziert wurde. Es sollte dabei um den
wiedererstarkten Antisemitismus in Europa gehen
– ein zweifelsohne interessantes Thema. Das
fertige Produkt wurde diesem Anspruch jedoch
nicht gerecht. Nicht der aktuelle
Antisemitismus, sondern der
palästinensisch-israelische Konflikt steht im
Mittelpunkt des Films und dabei lassen die
Filmemacher jede Ausgewogenheit bereits im
Ansatz vermissen. Es ist richtig, dass Arte den
Film nicht ausstrahlt und es bleibt ein offenes
Geheimnis, wie ein solches Machwerk die
Qualitätskontrolle des WDR durchlaufen konnte.
Der nun vor allem im rechten Lager lautwerdende
„Protest“ ist peinlich und es ist ein
Armutszeugnis, dass so viele Medien kritiklos
mit in das Protestgeschrei einstimmen. Von Jens
Berger.
Die rote Linie des Dokumentarfilms „Auserwählt
und ausgegrenzt“ wird bereits in den ersten
Minuten deutlich. Zunächst zeigt man
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas mit einem
sorgfältig ausgewählten und inhaltlich
fragwürdigen Zitat vor dem Europäischen
Parlament, dann Schnitt auf die ihm
zuapplaudierenden Politiker und dann folgt ein
harter Schnitt auf eine Archivaufnahme des
Nazi-Ideologen Julius Streicher. Die Botschaft
ist klar: Zwischen den Palästinensern und den
Nazis gibt es Gemeinsamkeiten >>>
VIDEO -
Auserwählt und ausgegrenzt Der Hass
auf Juden in Europa (arte Doku 2017)
Offener Brief an
ARTE und WDR zur richtigen Entscheidung, den
Film "Auserwählt und ausgegrenzt" nicht zu
zeigen
- Nirit Sommerfeld - Sehr geehrte
ARTE-Redaktion, sehr geehrte WDR-Redaktion! -
Zunächst möchte ich Ihnen dafür danken, dass Sie
Ihrer Verpflichtung als öffentlich-rechtliche
Sender nachkommen und reiflich prüfen, ob ein in
Auftrag gegebenes Werk den Anforderungen
entspricht, die mit dem Auftrag erteilt wurden.
Nach qualvollen 90 Minuten sehr aufmerksamen
Zuschauens des Filmes "Auserwählt und
ausgegrenzt“ von Joachim Schröder und Sophie
Hafner bin ich mir ganz sicher, dass Sie eine
richtige Entscheidung getroffen haben, diesen
Film nicht auszustrahlen. Vieles ist inhaltlich
falsch, tendenziös, polemisch, propagandistisch,
einseitig und entspricht keinen journalistischen
Standards, ist also vollkommen unbefriedigend,
streckenweise sogar skandalös. Zudem
verschleiert der Film das wirklich wichtige
Thema - nämlich die Frage nach dem aktuellen
Antisemitismus in Europa - und missbraucht es,
indem er den Nahostkonflikt ins Zentrum stellt,
dabei den Boden der Tatsachen verlässt, ihn
unter Missachtung der Besatzungsrealität
manipulativ verwendet und ihn (bzw. ‘die
Araber’) als Ursache des europäischen
Antisemitismus ausmacht.
Vermutlich werden Sie massiv in eine vollkommen
falsche Ecke gedrängt, in der man Ihnen
Verschleierung von Antisemitismus, Selbstzensur
und Ähnliches vorwerfen wird. Ich kenne das
persönlich sehr gut: Selbst in Israel geboren
und aufgewachsen, habe ich die meiste Zeit
meines Lebens in Deutschland verbracht. Nach
zwei Jahren mit meiner Familie in Tel Aviv bin
ich 2009 mit einem vollkommen anderen Bild aus
Israel und Palästina zurück gekommen. Seither
setze ich mich u.a. mit dem Bündnis zur
Beendigung der israelischen Besatzung BIB e.V.
für gleiche Rechte für Israelis und
Palästinenser ein. Diese werden in dem Film von
Joachim Schröder zwar suggeriert, doch die
Realität ist weit davon entfernt. Dies zu
benennen, bringt einem sofort den Vorwurf des
Antisemitismus ein - selbst mir und anderen
Juden und Israelis, selbst wenn sie die zweite
Generation von Holocaust-Opfern sind, wie das
bei mir oder dem Vorsitzenden unseres Bündnisses
Prof. Rolf Verleger der Fall ist.
Prof. Verleger hat an einer Studie von Prof.
Kempf* zu Antisemitismus mitgearbeitet, die
bisher leider nur in Fachkreisen Beachtung
gefunden, aber Erstaunliches zutage gebracht
hat, vor allem über den Zusammenhang von
Israelkritik und Antisemitismus. Nichts in dem
genannten Film deckt sich mit den Erkenntnissen
dieser Studie.
In der Anlage habe ich zu einer ganzen Reihe von
Filmsequenzen Kommentare geschrieben, die
Sie gerne in die interne oder öffentliche
Diskussion einbringen können - allerdings ohne
jeden Anspruch auf Vollständigkeit. Ich biete
Ihnen zusätzlich gerne an, mich mit einigen
Experten von BIB noch differenzierter mit dem
Inhalt Filmes (der die Bezeichnung
‘Dokumentation’ nicht verdient) auseinander zu
setzen und Ihnen weitere fundierte
Argumentationshilfen für die Nicht-Ausstrahlung
dieses Filmes an die Hand zu geben.
Gerne stehen wir für Gespräche oder Treffen
bereit. Mit besten Grüßen, Nirit Sommerfeld -
deutsch-israelische Künstlerin - BIB
Geschäftsführerin
Anmerkungen
zur Antisemitismus-Debatte um den Film
„Auserwählt und ausgegrenzt"
- Nirit
Sommerfeld, BIB e.V. - ANMERKUNGEN ZUR ARTE-DOKU
der Filmemacher Joachim Schroeder und Sophie
Hafner ,,Auserwählt und ausgegrenzt"
1. Statt sich auf den Antisemitismus in Europa
zu konzentrieren, verwendet der Film den größten
Teil seiner Zeit auf eine einseitige und
verfälschende Darstellung des
Israel-Palästina-Konflikts. Stilmittel sind
Polemik, verfälschende Aussagen zur Geschichte
und tendenziöse Auswahl der Interviewpartner
ohne jede Gegendarstellung der anderen Seite.
2. Es wird suggeriert, Begriffe wie
,Finanzkapital' und ,Wall Street' seien per se
antisemitisch -warum?
3. Die Aussage „Hitler will Al Husseini die
Endlösung der Judenfrage in Palästina
übertragen" ist höchst fragwürdig und historisch
nicht belegt.
4. ,,Der palästinensische Freiheitskampf durch
Terror wird von der Mehrheit der europäischen
Linken unterstützt." ist als Aussage im
Kommentar nicht belegt und eine unhaltbare
Behauptung.
5. Die Linken werden mit Antisemiten
gleichgesetzt.
6. Palästina wird auf einer Landkarte als
„halbiertes Mandatsgebiet" dargestellt, als
Hälfte eines imaginierten Ganzen inklusive
Transjordanien, ohne Grenze zwischen den beiden
Ländern. So entsteht der Eindruck: Eine Hälfte
bekamen die Araber (Jordanien), die andere
(Palästina) war für die Juden vorgesehen (und
impliziert:
,, ... und das bisschen haben die Araber ihnen
auch nicht gegönnt und wollten alles haben)
7. Rafael Eitan, Hagana- & Palmach-Mitglied
(Terror-Untergrund-Organisationen) wiederholt
unwidersprochen den alten Mythos, die
Palästinenser hätten mehr oder weniger
freiwillig ihr Land verlassen. Besonders erwähnt
er, sie seien freiwillig aus Haifa gegangen,
obwohl es Bildmaterial gibt, wie sie ins Meer
getrieben wurden. „1946 und 1947 gab es nur 10
Operationen, rein symbolische Maßnahmen, ...
außer beim King David Hotel - das war ein
Fehler- gab es keine Opfer, und wir haben in
dieser Zeit nichts gegen die Araber unternommen.
In Jaffa und Haifa sind die Araber freiwillig
gegangen, im Februar und März '48. Niemand hat
sie gezwungen. Wir haben sie nicht umgebracht."
Dem widersprechen historische Dokumente über die
Angriffe zionistischer Milizen auf
palästinensische Dörfer und Städte. Eitan
weiter: „Wir haben ihnen gesagt: ,Geht nach
Gaza!' und haben ihnen noch geholfen, ihre
Sachen auf unseren Lastwagen zu transportieren.
Sie kamen nie zurück." Warum sie das nicht
taten, wird nicht erwähnt.
Das nennt man normalerweise ,Deportation' ohne
Rückkehrrecht.
Mit Rafael Eitan wird also ein Ex-Terrorist (so
bezeichneten sich später viele Kämpfer der
Palmach!) als Zeitzeuge und „lebende Legende"
interviewt >>>
14. 6. 2017
TV-Dokumentation
zu Antisemitismus - Mit Elan ins Minenfeld
- Übten Arte und
WDR Zensur, als sie entschieden, eine Dokumentation
über Antisemitismus nicht auszustrahlen? Kaum - der
Film hat schlicht handwerkliche Mängel. Die Lösung
von Bild.de, ihn unfertig doch zu zeigen, ist keine.
- Arno Frank - (...) Inhaltliche
Schwächen, handwerkliche Fehler, redaktionelle
Bedenken aller Art - wenn öffentlich-rechtliche
Sender eine bestellte und gebührenfinanzierte
Dokumentation nicht ausstrahlen, kann das viele
Gründe haben, gute wie schlechte.
Die durchtriebenste Annahme aber ist jene, mit der
Bild.de für 24 Stunden einen Leak von "Auserwählt
und ausgegrenzt - Der Hass auf die Juden in Europa"
präsentiert: "Der Verdacht liegt nahe", heißt es da,
"dass die Dokumentation deshalb nicht gezeigt wird,
weil sie ein antisemitisches Weltbild in Teilen der
Gesellschaft belegt, das erschütternd ist".
Womit unterstellt wäre, Arte und WDR hätten der
Öffentlichkeit willentlich die sensationelle
Selbsterkenntnis vorenthalten, dass die
Öffentlichkeit antisemitisch ist. Auch hatten die
betreffenden Sender, wie für Behörden dieser Größe
üblich, auf kritische Fragen denkbar täppisch
reagiert. Und je länger der ohnehin schon brisante
Film im Giftschrank lagerte, umso brisanter wurde
er. Tatsächlich wirkte, was nun zu sehen war, wie
ein unfertiges Produkt. >>>
Der Film wurde von Arte wegen
gravierender Abweichungen vom Konzept nicht gezeigt
-
Dem Vorwurf, der Film passe aus politischen Gründen
nicht ins Programm, hat Arte widersprochen. Das sei
"schlichtweg absurd". Der ursprünglich von der
Programmkonferenz genehmigte Programmvorschlag habe
ausdrücklich das Thema des unter dem Deckmantel der
Israel-Kritik versteckten Antisemitismus vorgesehen.
Im Fokus sollte entsprechend der editorialen Linie
von Arte als europäischem Sender aber nicht der Nahe
Osten, sondern Europa sein. Der Sender könne und
wolle den Film nicht durch eine eigene Ausstrahlung
nachträglich legitimieren. Denn Schröder soll dem
Sender zufolge, ohne "dass Arte darüber informiert
wurde, gravierend vom verabredeten Sendungskonzept"
abgewichen sein. Eine solche Vorgehensweise könne
Arte in diesem wie in jedem anderen Fall nicht
akzeptieren.
Der WDR ließ vor einigen Tagen mitteilen, er habe
handwerklich Bedenken gegen den Film und prüfe
derzeit intensiv, ob er den journalistischen
Standards entspreche. Dabei gehe Sorgfalt vor
Schnelligkeit.
Abraham Melzer
schreibt dazu:
Sehr geehrter Herr
Savin (Arte) , wenn Sie es waren, der die
Ausstrahlung dieses Films verhindert hat, dann
möchte ich Ihnen gratulieren.
Ein solcher Film, der eine hässliche zionistische
Propaganda ist, darf nicht ausgestrahlt werden. Er
ist voller Fakenews, voller Hetze und politischer
Einseitigkeit, immer zugunsten Israel, dass mir
schlecht geworden ist, als ich es heute ansah.
Nur ein einiges
Beispiel von Propaganda, ausgewählt unter vielen:
Wie kann man behaupten, dass die Palästinenser mit
ihren 3,6 Millionen Bewohner, pro Kopf am meisten
Geld von der Völkergemeinschaft bekommen? Bekommt
denn Israel mit seinen 6 Millionen Juden, also kaum
doppelt soviel Einwohner, nicht das zehnfache an
Geld? Allein aus den USA kommen doch jährlich 3
Milliarden Dollar von der amerikanischen Regierung
und weitere hunderte Millionen von Spenden der
jüdischen Organisationen und der fundamental
christlichen Gemeinden.
Das ist nur ein
Beispiel, aber es ist symptomatisch. Der Blick der
Filmemacher richtete sich gegen Kritiker der
israelischen Politik. Und wenn jemand wie ich, der
auch für den Film interviewt wurde, leider so redet,
dass man ihn nicht gleich als einen Antisemiten
abstempeln kann, dann wird das Interview gar nicht
in den Film integriert.
Nein, dieser Film kann
nur mit Kommentar ausgestrahlt werden. - MfG -
Abraham Melzer - Publizist und Verleger
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