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TEXTE 8 |
Israel wird ein
faschistischer Staat – die US kann ihn
nicht retten
-
Joy Bernard - 24.6. 17 - Der
Oppositionsführer Isaak Herzog denkt nicht ,
dass die amerikanischen Bemühungen, die
Friedensgespräche wieder beleben und dass
sie Frucht bringen. Er warnt Israel, dass
es langsam in den Faschismus gleitet.
Der Oppositionsführer und Vorsitzender der
Zionistischen Union Isaak Herzog warnte am
Samstag, dass Israel den Faschismus
ansteuert und dass sein Schicksal als
Demokratie auf dem Spiel steht.
„ Wir machen einen Prozess der Faschisierung
der israelischen Politik durch , warnte
Herzog, während er bei einem kulturellen
Ereignis in Mittelisrael teilnimmt. „ Wer
immer mit dem Schicksal des Landes
vorsichtig ist und die Faschisierung des
Landes gern verhindern möchte, muss den
Übergang in einen großen und moderaten
politischen Block unterstützen, um diesen
Trend zu verändern,“ sagte er.
„Wir müssen das Regime ändern, um die
israelische Demokratie vor dem Faschismus zu
retten, der sie bedroht“, fuhr Herzog fort.
Der Oppositionsführer erklärte, dass die
augenblickliche Regierung die Künstler, die
Juristen des Obersten Gerichtes bedroht und
Journalisten kündigen will. “Er bemerkte
auch, dass Medien-Programme gestrichen
werden und dass jetzt die Akademiker und die
Professoren auch bedroht werden und Angst
haben, ihren Mund zu öffnen.“
Herzog beschuldigt die jetzige Regierung,
die der Likud-Partei vorsitzt, dass sie
langsam bei den Kunst- und Kulturszenen des
Landes durchgreift und über grundlegende
demokratische Rechte wie die Redefreiheit
herum trampelt. So wird das Land zu Grunde
gerichtet“, fügte er hinzu.
Der Vorsitzende der Zionistischen Union war
auch pessimistisch über die Zukunft des
Landes neben seinen Nachbarn. (??) Er
sprach auch über die kürzlichen
US-Bemühungen, die Friedensverhandlungen mit
den Palästinensern neu zu beleben, sagte
Herzog und dass es da echte Sorge gibt,
dass die amerikanische Bemühung fehlschlägt.
Das bedeutet, dass wir in einen regionalen
Konflikt gezogen werden können.“
Herzog wiederholte seine eigene alternative
Lösung des Konfliktes: „Ich schlage als
mittleres Stadium vor, einen
palästinensischen Staat entlang den
vorläufigen Grenzen zu errichten mit Teilen
aus Zone C, die den Gazastreifen
einschließen, der unter die Verantwortung
der palästinensischen Behörde gestellt wird,
ohne sich mit den Hauptproblemen abzugeben.
„Dies würde fünf bis zehn Jahre dauern und
in der Zwischenzeit würden wir für
wirtschaftliches Wachstum sorgen und gegen
Aufhetzung zu Terror kämpfen.
Während er weiter über seine Vision spricht,
sagte Herzog, dass solch ein Plan die
Realität eines Staates schaffen würde, einen
Horizont der Hoffnung für die jüngere
Generation der beiden Völker – anstelle
eines Staates der Stagnation.
Herzog schloss seine Rede damit, dass
gewisse Stimmen innerhalb der Koalition
Ministerpräsident Netanjahu unter Druck
setzen, den augenblicklichen Stand der
Dinge zu bewahren. „Bennett und Shaked
lähmen Netanjahu. Er lügt. Dies sind
politische Interessen, die das Land
ruinieren, die sich mit Kräften verbinden,
die wir verändern können.“
Herzog unternahm einen Versuch gegen
Justizminister Ayelet Shaked und
Bildungsminister Naftali Bennett. Letztere
kam Anfang dieser Woche unter Druck, als er
erfolgreich über einen Entwurf eines
Akademie-Ethik-Code sprach, der Professoren
verbieten soll, ihre politische Meinung vor
Studenten zu äußern.
Er schlägt auch vor, dass auf den Campus
Einheiten aufgestellt werden sollen, damit
das Verbot eingehalten wird und damit
Studenten sich beklagen können … Der Code
würde auch akademischen Instituten
verbieten, mit NGOs zusammen zu arbeiten,
die sich politisch betätigen.
Quelle
Udi Shaham hat sich an diesem Bericht
beteiligt. ( dt. E. Rohlfs) |
Jewish Voice for
Peace appelliert an die US-Regierung Druck
auf Israel auszuüben, damit die
'katastrophale humanitäre Krise' in Gaza
beendet wird
-
29.06.2017 -
Jewish Voice
for Peace Health Advisory Council
Erklärung von
JVP zu den "Auswirkungen der 10 Jahre
andauernden Belagerung und der
Elektrizitätskrise auf die
Gesundheitssituation in Gaza":
Jewish Voice
for Peace Health Advisory Council gibt diese
Erklärung heraus, um Bewußtsein und
Besorgtheit über die lebensbedrohende und
katastrophale humanitäre Krise in Gaza zu
wecken. Die Situation ist in den letzten
Tagen wegen der 40%igen Kürzung der ohnehin
stark eingeschränkten Stromversorgung durch
Israel noch kritischer geworden. Die
katastrophale Situation ist weitgehend das
Resultat der lang- und kurzfristigen
Politiken Israels, die durch den zynischen
Machtkampf zwischen der Führung der Hamas
und der Palästinensischen Autonomiebehörde
manipuliert und verschärft werden.
Im Juni 2017
sind es 10 Jahre Belagerung, die die
Israelis über Gaza verhängt haben, und 50
Jahre Besatzung der palästinensischen
Gebiete. Die zwei Millionen Menschen Gazas
haben am meisten unter dieser politischen
Situation gelitten. Israels totale Kontrolle
von Luft, See und Land ist für die zugrunde
gerichtete Wirtschaft, die Zerstörung des
Netzwerks der Gesundheits-, Umwelt-
Bildungs- und sozialen Dienstleistungen in
Gaza verantwortlich. In einem Land am
Mittelmeer mit fruchtbarem Boden
(Anm.d.Ü.: nur
1/3 des Bodens ist fruchtbar, und da er an
der Grenze zu Israel liegt, wird den
Gazanern davon noch ein breiter Streifen als
sogen. No Go-Area weggenommen. Felder in
diesem Streifen werden regelmäßig von der
israelischen Armee niedergewalzt oder mit
giftigen Chemikalien besprüht)
und einer sehr gebildeten Bevölkerung hat
die politische Situation Gaza ohne
hinreichende Wasser, Elektrizität und
Gesundheitsversorgung gelassen. Mehr als 80%
der Bevölkerung ist für die Versorgung mit
Grundnahrungsmitteln von humanitärer Hilfe
abhängig. Gaza hat eine der höchsten
Arbeitslosenraten der Welt – insgesamt 44%
und bei den jungen Menschen, die aus der
Universität kommen, 60%.
Die jüngste
Kürzung von Strom und Treibstoff, der für
den Betrieb des einzigen Kraftwerks und für
Notgeneratoren (back-up Generatoren) nötig
ist, vertieft die bereits existierende
Verschlechterung der Lebensqualität und
Gesundheit weiter.
Die
Stromkürzung bedroht alle Aspekte des
öffentlichen Gesundheitswesens. Wegen der
Stromkürzungen arbeiten die
Wasserentsalzungsanlagen nur mit 15% ihrer
Kapazität, eine normale Familie in Gaza
bekommt Leitungswasser durchschnittlich 12
Stunden pro Woche. Laut der
Weltgesundheitsorganisation sind 90% des
Wassers nicht sauber genug zum Trinken oder
Kochen. Wegen der mangelnden Energie für
Abwasserbehandlungsanlagen werden täglich
mehr als 108 Millionen Liter unbehandeltes
Abwasser in das Mittelmeer geleitet, und es
besteht die große Gefahr, dass sich
unbehandeltes Abwasser in Wohnbereiche
rückstaut.
Mit den
derzeitigen Strom- und Treibstoffkürzungen
haben die Menschen in Gaza etwa 3 bis 6
Stunden Strom pro Tag – und das zu
unvorhersehbaren Zeiten. Das beeinträchtigt
jeden Aspekt von Leben und Gesundheit.
Krankenhäuser
und medizinische Einrichtungen, die
weitgehend mit Notgeneratoren arbeiten,
stehen vor einem unmittelbar drohenden
Fehlen von Treibstoff, mit dem diese
Maschinen weiter kunktionieren können.
Wichtige Gesundheitsdienstleistungen wie
lebensrettende Chirurgie und Notdienste sind
eingestellt worden. Sanitäre Einrichtungen
(Hygiene) und Sterilisierung von Geräten
sind eingeschränkt worden, Patienten werden
vorzeitig aus den Krankenhäusern entlassen,
wichtige Apparate wie Inkubatoren für
Neugeborene, Beatmungsmaschinen, bildgebende
Apparate und Dialysemaschinen, die von einem
konstanten Stromfluß abhängen, brechen wegen
der häufigen, intermittierenden
Stromausfälle zusammen.
Diese
derzeitige Situation verschlechtert das
Gesundheitswesen Gazas weiter und ist das
Ergebnis der vielen Jahre aktiver Politik
der Ent-Entwicklung und der Blockade, die
den Import lebenswichtiger Medikamente (wie
z.B. für Chemotherapie und andere
Krebsbehandlungen) sowie von Ausrüstung und
Ersatzteilen für die Reparatur medizinischer
und Krankenhausapparate eingeschränkt hat.
In jedem der größeren Kriege gegen Gaza
zielte die israelische Armee auf
medizinische Einrichtungen. Die Blockade
beschränkt auch in erheblichen Maß Reisen
von Patienten zur Lebensrettung und zu
Spezialbehandlungen, die es in Gaza nicht
gibt. Die Reisebeschränkungen für Gazas
Gesundheitsfachkräfte führt zu ihrer
Isolierung und zu Lücken in Ausbildung und
Konsilien.
Die Situation
ist jetzt kritisch. Am 1. Juni 2017
berichtete Al-Jazeera Folgendes:
"Im
al-Shifa-Krankenhaus, dem größten
Krankenhaus in Gaza liegen in der
Neugeborenen-Intensivstation 50 Babies
gedrängt in 30 Betten. Der Hof draußen
erinnert wegen der dröhnenden und brummenden
Generatoren an eine Fabrik, sie bereiten aus
Treibstoff Strom für die Beatmungsgeräte zur
Sauerstoffversorgung der Babys.
Wegen der
Stromkürzungen in Gaza sind die Generatoren
die einzige Lebensader für diese
Neugeborenen, aber auch die kann bald
gekappt werden, da damit gerechnet wird,
dass Gazas Treibstoffreserven in einem Monat
aufgebraucht sind, und die Patienten somit
in Lebensgefahr geraten.
Die meisten
Babys sind an mechanische Beatmungsgeräte
angeschlossen. Fällt der Strom aus, sterben
die meisten dieser Babys in wenigen
Sekunden; und wir können ihnen nicht
helfen", sagte Dr. Allam Abu Hamida,
Direktor der Neugeborenen-Intensivstation am
al-Shifa-Krankenhaus."
Als
medizinische Fachkräfte motivieren uns
unsere Berufsethik und die zentralen
menschlichen Werte zu handeln und die
US-Regierung aufzufordern, ihren Einfluss
auf Israel zu nutzen, um die Blockade Gazas
zu beenden und sicherzustellen, dass Strom,
Wasser und Gesundheitsdienste ausreichend
und angemessen zur Verfügung gestellt
werden.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Die
Antisemitismus-Debatte und der Film
„Der Hass auf Juden in Europa"
Von Raif Hussein - politischer Analyst
Vor einigen Wochen flammte die Debatte über
Antisemitismus in Deutschland und in Europa
erneut auf. Zündstoff für diese Debatte
lieferte dieses Mal ein nicht ausgestrahlter
Film über Antisemitismus in Europa, der von
WDR und ARTE in Auftrag gegeben wurde.
Der Programmdirektor vom WDR, Jörg
Schönenborn, begründete die
Nicht-Ausstrahlung unter anderem mit
erheblichen fachlichen und journalistischen
Mängeln des Filmes. Dazu kritisierte er die
Einseitigkeit der Filmemacher hinsichtlich
der Fokussierung des Themas und nicht
zuletzt die falsche Darstellung einiger
historischen Gegebenheiten und Tatsachen.
Die Antisemitismus-Debatte ist wichtig und
notwendig – das steht nicht zu Diskussion.
Sie ist notwendig, weil der Antisemitismus
in den vergangenen Jahren wieder verstärkt
auftritt und sich dabei nicht auf eine
kleinere gesellschaftliche Schichten
beschränkt. Das gilt nicht nur für
Deutschland, sondern ganz Europa.
Der Antisemitismus ist längst nicht mehr am
extremen rechten Rand der Gesellschaften in
Europa zu finden, er ist schon lange in der
Mitte der Gesellschaft angekommen. Die
Debatte ist auch deshalb wichtig, weil der
Antisemitismus kein Phänomen der
europäischen Gesellschaften ist, sondern
auch in der Community der Einwanderer und
insbesondere unter Muslimen.
Das sind Tatsachen, die die Demoskopen immer
wieder mit Zahlen belegen. Das sind
Tatsachen, die der Beobachter Tag für Tag
auf deutschen und europäischen Straßen und
in deutschen und europäischen Schulen
beobachten kann.
Der Film „Der Hass auf Juden in Europa", der
diese Debatte mit Sachlichkeit, Tatsachen
und einem breiteren Focus bereichern sollte,
der die Augen der europäischen
Öffentlichkeit und der europäischen Politik
auf dieses Phänomen
öffnen sollte, hat sein Ziel und seine
Aufgabe weit verfehlt. Denn der Film hat das
Phänomen des Antisemitismus mit der Palästina-Solidaritätsbewegung
in einer Art und Weise zusammengebracht, die
dämonisierend und propagandistisch ist, die
jede journalistische und fachliche Kompetenz
vermissen lässt. Es war nicht schwer zu
ahnen, dass die Filmemacher allein die
Verteufelung der Palästina-Solidaritätsbewegung
im Sinn gehabt haben.
Von der ersten Minute an versuchten die
Filmemacher mit aus dem Zusammenhang
gerissenen Halbwahrheiten aus Zitaten und
Sätzen und mit willkürlich ausgewählten
Bildern den Zuschauern zu implizieren, dass
jede Kritik an der israelischen Regierung
und jede Kritik an den
Menschenrechtsverletzungen der
Besatzungsmacht in Palästina lediglich ein
versteckter Antisemitismus sei. Sie wollten
den Zuschauern vermitteln, dass die
eigentlichen „neuen Antisemiten" die
Palästinenser weltweit sind, dazu die
Muslime in Europa und jeder der mit ihnen
sympathisiert. Diese Gruppen wollten die
Filmemacher als die zu bekämpfenden neuen
Antisemiten ausgemacht haben.
Die Filmemacher scheuten sich nicht,
namhafte deutsche Politiker und angesehene
kirchliche Institutionen sowie deutsche und
europäische Nichtregierungsorganisationen zu
verunglimpfen. Sie wollten ihrem Ruf bewusst
schaden, um die eigenen Halbwahrheiten über
den Antisemitismus zu untermauern. Die
Filmemacher beschränkten Europa auf
Deutschland und Frankreich. So aber könnte
der Zuschauer den Eindruck bekommen, dass
Deutschland und Frankreich die einzigen
Länden mit antisemitischen Tendenzen
innerhalb ihrer Gesellschaften sind. Das ist
nicht nur sachlich und politisch falsch,
sondern auch eine Verharmlosung des
Antisemitismus in anderen europäischen
Ländern.
Die absichtliche Vermengung der Begriffe
„Jude“, „Israeli“
und „Zionist“
im Film ist eine wissenschaftliche Dummheit
und eine journalistische Schande, denn genau
diese Vermengung benutzen die Propagandisten
des Antisemitismus.
Was also läuft
schief in der Antisemitismus-Debatte?
Die Debatte entgleist nicht nur in der
Politik und in der Presse, sondern auch in
den Kirchen, in der Wissenschaft und nicht
zuletzt in den aktiven politischen Gruppen
jeglicher Couleur. Diese Entgleisung sieht
man nicht nur an der Diskussion die vor
einigen Tagen im ARD-Fernsehen stattgefunden
hat, sondern auch an den Diskussionen im
Vorfeld und im Anschluss - ein Phänomen, das
seit Jahren zu beobachten ist. Der Begriff
Antisemitismus wird verharmlost,
instrumentalisiert und missbraucht.
Jahrelang versuchte die politische Elite in
Deutschland, den Menschen einzureden, dass
Antisemitismus lediglich unter den radikalen
rechten Gruppen zu finden sei. Alles andere
wurde schlichtweg ausgeblendet, bis sich die
neue radikale Rechte in Gestalt des
Sammelbeckens AFD formierte. Bis mit
antisemitischen Parolen wieder Massen hinter
sich geschart wurden. Bis Sympathisanten und
Unterstützer aus allen politischen
Gruppierungen und Parteien - von ganz links
bis ganz rechts - gewonnen wurden.
Aber anstatt dieser neuen Rechten, die sich
die „Neuen Patrioten" nennt, mit Argumenten
zu begegnen, reagierten die politischen
Parteien, insbesondere das konservative
Lager, mit einem Rechtsruck und Populismus.
Die Politik hat jahrzehntelang die Augen
geschlossen vor dem, was in der muslimischen
Community und insbesondere innerhalb der
sich in Deutschland ausbreitenden Moscheen
und Koranschulen passierte. Man schaute
lieber weg, als eine sachliche Umgangsweise
mit dieser neuen Herausforderungen zu
präsentieren.
Aus den Augen aus dem Sinn – tatsächlich
könnte man die Politik gegenüber der
muslimischen Community in Deutschland in den
vergangenen 50 Jahren mit diesem schlichten
Sprichwort beschreiben. Man hat die
muslimischen Gemeinden in Hinterhöfen und
Gewerbegebieten ihre sogenannten „Moscheen“
und „Koranschulen" errichten lassen. Und
überdies hat die Politik zugelassen und
sogar durch staatliche Abkommen unterstützt,
Imame hauptsächlich aus Saudi-Arabien und
aus der Türkei zu holen, die in den
Gemeinden unbeaufsichtigt und ohne jegliche
Kontrolle agierten.
Was in diesen „Moscheen"
– natürlich nicht in allen - an Gedankengut
gesät wurde, sehen wir an der Bereitschaft
vieler Jugendlicher, sich den Salafisten und
Islamisten anzuschließen. Die Prediger in
diesen Moscheen haben immer wieder die
Palästinafrage ausgenutzt, um ihre
antisemitischen Gedanken und ihren
Israelhass nachhaltig zu verbreiten.
Die Islamkonferenz und die daraus
resultierende Einführung des
Islamunterrichtes in einigen Bundesländern,
zeigt, wie unfähig die Politik auf solche
aktuellen Herausforderungen reagiert. Es
kommt zu merkwürdigen Allianzen zwischen
zwiespältigen muslimischen Verbänden und der
Politik, es gibt keine ausreichende
pädagogische Ausbildung der Lehrkräfte und
kein geeignetes pädagogisches Konzept.
Dem unterschwelligen Antisemitismus in der
deutschen Gesellschaft dagegen, den die
Demoskopen seit jeher zwischen 10 - 15 % der
Bevölkerung ausgemacht haben, schenkte die
Politik kaum nennenswerte Aufmerksamkeit.
Ende der Achtziger Anfang der Neunziger
Jahre, kurz nach der Wiedervereinigung, kam
es zu einem Erstarken des Antisemitismus und
Fremdenhass in Deutschland. Schon damals
instrumentalisierten die Neonazis die
Palästinafrage, um ihren Juden- und
Fremdenhass unter dem Palituch zu
verstecken. Des Öfteren haben rechte
Parteien und Bewegungen Palästinaflaggen in
ihren Demonstrationen gezeigt. Die Palästina-
Solidaritätsbewegung
reagierte damals mit Empörung auf diese
Instrumentalisierung.
Die Israel-Lobby dagegen freute sich
heimlich über das, was man auf den
Bildschirmen in Deutschland und auf der
gesamten Welt zu sehen bekam. Für sie war es
eine Steilvorlage, um ihre böswillige
Strategie, Antisemitismus und Palästinasolidarität
in einen Zusammenhang zu bringen. Die
Instrumentalisierung des Phänomens
Antisemitismus wurde ab sofort salonfähig
und mehrere Bücher und Essays über den
vermeintlichen Zusammenhang zwischen
Antisemitismus, Palästinafrage und Islam
wurden veröffentlicht.
Diese Versuche die Palästina-
Solidaritätsbewegung
in eine rechte Ecke zu drängen, beeindruckte
die Bewegung kaum. Sie ließ sich nicht
irritieren und wuchs weiter. Ihre eindeutige
und unmissverständliche Verachtung für
Rassismus, Hass und Unterdrückung hat vielen
Menschen in Deutschland und in Europa
imponiert. Der Rechtsruck in der
israelischen Politik und der zunehmende
Einfluss radikaler Kräfte auf die
israelische Politik hat den Menschen in
Europa die Augen geöffnet und die Palästinasolidarität
bekam mehr Zuspruch. Sich der historischen
Verantwortung bewusst zu sein und dennoch
zeitgleich mit den Palästinensern zu
solidarisieren, war für die meisten
Deutschen kein Widerspruch. Im Gegenteil,
viele sahen die Solidarität mit den
Palästinensern als Teil der historischen
Verantwortung der Deutschen.
Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung steht
für die Wiedergutmachung für das deutsche
Verbrechen im Nationalsozialismus an den
Juden. Sie steht für die historische
Verantwortung Deutschlands gegenüber den
Juden und gegenüber anderer Völker und
Minderheiten, die unter dem
Nationalsozialismus und seinen Verbrechen
gelitten haben.
Diese Tatsache hindert die Mehrheit der
deutschen Bevölkerung aber nicht daran,
differenziert - anders als ihre politische
Elite - wahrzunehmen und zu unterscheiden
zwischen Israel als Staat und politischem
Gebilde sowie dem Judentum als Religion. Sie
stehen mehrheitlich, wie eine Umfrage 2012
gezeigt hat, gegen die israelische Besatzung
und für das Selbstbestimmungsrecht der
Palästinenser.
Die israelischen Regierungen behaupteten und
behaupten nach wie vor, im Namen aller Juden
auf der Welt zu sprechen. Dagegen wehren
sich immer mehr Menschen jüdischen Glaubens
weltweit. Sie distanzieren sich von der
Politik der israelischen Regierung,
insbesondere der Politik im Besetzten
Palästina,
Die Haltung der Mehrheit der deutschen
Bevölkerung zum Israel-Palästina-Konflikt
und die Haltung immer breiterer Schichten
der Menschen jüdischen Glaubens auf der Welt
gegenüber der israelischen Regierungen und
dem Rechtsruck in Israel, haben die
Bundesregierung leider nicht veranlasst,
eine differenziertere Politik gegenüber
Israel einzuleiten. Im Gegenteil, die
Bundeskanzlerin erklärte Israel ohne
jegliche Differenzierung zur deutschen
Staatsräson. Diese befremdliche Haltung der
Bundesregierung ist Wasser auf den Mühlen
der Antisemiten und ein willkommener Anlass
für die rechte Regierung in Israel, die
Antisemitismuskeule aus dem Sack zu holen.
Die Filmemacher platzieren ihre Polemik
genau in dieser offenen Flanke zwischen
Instrumentalisierung des Antisemitismus
seitens der israelischen Regierung und der
nicht vorhandenen Differenzierung der
politischen Wahrnehmung bezüglich Israel und
der jüdischen Gemeinschaft in der deutschen
politischen Elite.
Die Antisemitismuskeule schlägt willkürlich
und wahllos auf jeden ein. Sei es
Wissenschaftler, Journalist, Aktivist und
Politiker – sie trifft alle, die sich
erlauben, Kritik an der israelischen Politik
auszuüben. Der inflationäre Einsatz der
Antisemitismuskeule hat zur Verwässerung des
Begriffes und seiner Wahrnehmung in der
Öffentlichkeit geführt. Inzwischen werden
nicht nur Deutsche und Araber als
Antisemiten bezeichnet. Auch namhafte
jüdische Wissenschaftler und
Persönlichkeiten aus Deutschland, Israel und
der restlichen Welt werden als Antisemiten
gebrandmarkt.
Die Angst von der Antisemitismuskeule hat
längst die Kirche und die Medien erreicht.
Kirchliche Institutionen und zum Teil auch
Gemeinden vermeiden Palästina-Solidaritätsveranstaltungen
wie der Teufel das Weihwasser. Der
evangelische Kirchentag hat sich von dem
Thema Palästina und von dem Land, in dem das
Christentum entstanden ist, verabschiedet
und kirchliche Akademien machen ihre Tore
vor Wissenschaftlern und Aktivisten, die
sich kritisch mit der Besatzung und die
Politik in Israel beschäftigen, dicht.
Es ist mehr als alarmierend, zu beobachten,
dass die Kirchenoberhäupter in Deutschland
ihre Glaubensbrüder – die Christen in
Palästina – opfern, um die Gunst der
israelischen Politik zu erlangen und sich
vor der Antisemitismuskeule zu schützen. Die
beschämende Haltung der beiden großen
Kirchen zu dem Hilferuf der Christen in
Palästina der mit dem Namen "Kairos Papier"
bekannt wurde, ist ein Indiz dafür, dass die
Kirchen in Deutschland ihre Glaubensbrüder
im Stich lassen.
Die Medien in Deutschland beschäftigen sich
immer mehr kritischer und sachlicher mit dem
Thema des Israel-Palästina-Konfliktes.
Allerdings sind noch zahlreiche Verlage und
Anstalten, die als Sprachrohr der
offiziellen israelischen Politik dienen.
Dies wurde deutlich bei der Bewertung der
Kritik an dem Film und den Kommentaren, die
dazu gedruckt oder gesendet wurden.
Kritisch bleibt noch zu bemerken, dass sich
einige – allerdings wenige - Personen aus
der Palästina-Solidaritätsbewegung,
zu falschen Vergleichen verleiten lassen.
Ihre blinde Solidarität mit Palästina lässt
sie schädliche und historisch wie politisch
falsche Vergleiche zwischen den Schandtaten
und den Verbrechen des Nationalsozialismus
und den Schandtaten und
Menschenrechtsverletzungen der israelischen
Politik im Besetzten Palästina ziehen.
Diese Vergleiche sind historisch
wissenschaftlich und politisch falsch und
überdies dumm. Sie schaden dem Anliegen der
Palästinenser. Das Unrecht, dass der Staat
Israel seit über 70 Jahren an dem
palästinensischen Volk ausübt, braucht
keinen Vergleich, um sein hässliches Gesicht
und sein Ausmaß zu verdeutlichen. Die Daten
und die Bilder vor Ort, nämlich im Besetzten
Palästina, sind Beweis genug für das
Verbrechen, was Israel an dem
palästinensischen Volk ausübt.
Kritisch zu bemerken ist auch die Haltung
mancher arabischer und palästinensischer
Vereine und Gruppierungen in Deutschland,
die antisemitische Aussagen und
Äußerungen,
in ihren Reihen nicht entschieden genug
bekämpfen. Sie wissen nicht, dass solche
Personen dem Anliegen der Palästinenser mehr
schadet, als alles andere. Einige aus der
palästinensischen und arabischen Community
gehen nach dem Motto vor „Der Feind meines
Feindes ist mein Freund“. Diese kranken
Figuren, die man auch in dem Film zu sehen
bekam, sind zwar Einzelfälle, aber ihr
Schaden für die Palästinafrage ist enorm.
Sowohl die arabische als auch die
palästinensische Community ist gut beraten,
solche Personen aus ihren Reihen
auszuschließen.
Einige arabische, muslimische und
palästinensische Communities sitzen mit der
deutschen politischen Elite bei der
Bewertung der Rolle der Menschen jüdischen
Glaubens und ihren Gemeinden in Deutschland
in einem Boot. Beide, die deutsche
politische Elite und Teil der
palästinensischen arabischen und
muslimischen Communities, betrachten die
jüdischen Gemeinden in Deutschland als
Repräsentanten des Staates Israel hier in
Deutschland. Das aber ist der eigentliche
Antisemitismus.
Der Film hat gezeigt, dass eine sachliche
konstruktive Beschäftigung mit dem Thema
Antisemitismus mehr als notwendig ist. Er
hat gezeigt, dass eine Diskussion ohne
Korrektur der politischen Linie und eine
differenzierte Umgangsweise mit dem Staat
Israel und seiner Politik auf der einen
Seite sowie der jüdische Gemeinschaft auf
der anderen Seite nicht möglich ist. |
Polizei befragt Breaking the Silence
nach Beschwerde der Justizministerin
-
Revital Hovel - 26.06.2017 - Breaking the
Silence - Ayelet Shaked, warum haben Sie
sich für Ermittlungen nur eines Mitglieds
von Breaking the Silence entschieden? Kommen
Sie und verhören Sie auch uns, hunderte
andere Soldaten, Männer und Frauen, die ihr
Schweigen öffentlich gebrochen haben. Wir
werden Ihnen erzählen, was wir in in den
besetzten Gebieten gemacht haben und über
die tägliche Gewalt, die wir gegen die
Palästinenser angewandt haben.
Vor zwei
Wochen hat Justizministerin Ayelet Shaked
den Generalstaatsanwalt ersucht,
Ermittlungen zu den Handlungen eines
Mitglieds von Breaking the Silence zu
eröffnen, nachdem er eine Zeugenaussage über
die Gewalt abgegeben hat, die er als
Offizier in Hebron gegen Palästinenser
angewandt hat. Vergangenen Donnerstag wurde
er von der israelischen Polizei in Hebron
für eine Befragung vorgeladen.
Aber ernst:
Das letzte, worum sich Ayelet Shaked
kümmert, sind die Menschenrechte der
Palästinenser. Die Demütigung, Unterdrückung
und Gewalt, die die Palästinenser in den
letzten 50 Jahren täglich erlitten haben,
ist nichts, was Ayelet Shaked oder der
Regierung Sorgen bereitet, noch kümmert es
sie, dass die, die geschickt werden, um
diese schmutzige Arbeit zu tun, Soldaten der
israelischen Armee sind. All das geschieht
seit Jahrzehnten, damit sie mit der
Besatzung und dem Siedlungsausbau fortfahren
können.
Was wirklich
auf Shakeds Agenda steht, ist, jeden, der
sich gegen die Besatzung stellt und ihr und
ihren Freunde am Vorantreiben ihrer
gefährlichen Politik entgegenwirkt,
einzuschüchtern und zum Schweigen zu
bringen. Das ist der einzige Grund dafür,
dass sie Breaking the Silence durchleuchten
und versuchen uns zu schaden. Das ist auch
der Grund, warum Shaked, Bennett, Regev und
andere ihre Regierungsbehörden zu
Instrumenten der politischen Verfolgung von
Bürgern machen, die an Menschenrechte und
Demokratie glauben und sich gegen die
Besatzung stellen.
Hier die
Fakten:
Seit der Gründung von Breaking the Silence
2004 haben wir Zeugenaussagen über tausende
Gewalttaten gegen Palästinenser
veröffentlicht. Jeder der meint, Besatzung
könne ohne Gewaltanwendung durchgeführt
werden, ist in einem Wahn befangen.
Shaked und Co.
wollen nicht, dass Sie die Wahrheit über die
Besatzung kennen, weil sie Angst haben.
Aber zu ihrem Entsetzen ist es genau das,
was wir tun – sie und uns alle daran
erinnern, dass es keine Besatzung ohne
Gewaltanwendung gibt, und dass Besatzung
nicht "moralisch" betrieben werden kann.
Seit zwei
Jahren versuchen Minister ohne Hemmungen
Breaking the Slence zum Schweigen zu bringen
und scheitern immer wieder. Jetzt brüten sie
ein neues System aus: einen einzigen, der
eine Zeugenaussage gemacht hat, zu einer
einzigen Zeugenaussage zu verhören. Sie
denken, dass sie auf Kosten eines Soldaten
in der Lage sind 50 Jahre Ungerechtigkeit,
Zerstörung, Töten, Gewalt, Rassismus usw. zu
vertuschen.
Ayelet,
verzeihen Sie, dass wir Ihre Spielverderber
sind – aber es geht diesmal nicht anders.
(Was Sie wollen) wird nicht funktionieren,
weil unser Schweigen brechen genau das
beabsichtigt: die Realität der Besatzung zu
beenden. Unser Schweigen zu brechen bedeutet
eine moralische Position zu beziehen und
persönliche Verantwortung für die Handlungen
zu übernehmen, zu deren Ausführung wir
entsprechend Ihrer Politik gesandt wurden.
Ermittlungen machen uns nicht nervös, das
macht die moralische Korruption und die
Besatzung.
Vielleicht
haben Sie es vergessen, deshalb wollen wir
Sie erinnern: Besatzung wird mit Gewalt
betrieben.
Wir werden
weiterhin unser Schweigen brechen, bis die
Besatzung endet. Sie können den
Generalstaatsanwalt bitten uns alle zum
Verhör vorzuladen. Wir haben eine Menge zu
sagen, und es ist genau das, wovon Sie nicht
wollen, dass es die Öffentlichkeit hört.
Wir
versprechen Ihnen nicht still zu bleiben.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Angriff
der Justizministerin auf Breaking the
Silence könnte ins Auge gehen
-
Orly Noy -
24.06.2017 -
Der letzte Kreuzzug von Justizministerin
Aylet Shaked hat dazu geführt, dass ein
Sprecher von Breaking the Silence verhört
wird. Wenn Sie wegen der Übergriffe der
Armee auf die Palästinenser besorgt wäre,
warum ordnet sie dann nicht eine Ermittlung
zu der Serie rechtswidriger Tötungen an, die
von Soldaten ausgeführt wurden?
Zuletz hat
Shaked die Befragung eines Sprechers von
Breaking the Silence, von Dean Issacharoff,
veranlasst, nachdem er bei einer
Gruppenführung gesagt hatte, dass er während
seines Armeedienstes einen Palästinenser
tätlich angegriffen hat.
Es hat keinen
Sinn zu versuchen daran herumzudrehen: Das,
was die Mitglieder von Breaking the Silence
tun, ist genau das: Sie bezeugen vor der
israelischen Publikum – in dem Maße sie das
angesichts der Methoden, sie zum Schweigen
zu bringen, können - über die tägliche
Realität der Besatzung und darüber, was
passiert, wenn Soldaten, die geschickt
werden, um dem Streben nach Überlegenheit
nachzukommen, auf die Palästinenser treffen,
die dann den Preis zahlen müssen.
Bleiben wir
kurz bei Shakeds Argumentation in ihrem
Appell an den Generalstaatsanwalt:
"Angesichts der großen Bedeutung, die ich
auf die Bewahrung des guten Namens des
Staates Israel und der Soldaten der
israelischen Armee lege, dachte ich, dass es
richtig ist Sie zu ersuchen, sich diesen
Vorfall näher anzuschauen. Sollte sich
herausstellen, dass die Berichte stimmen,
müsste die Justiz unverzüglich tätig
werden."
Der gute Name
der Staates Israel und der Armee, das ist
erhaltenswert. Das Leben von Millionen
wehrloser Palästinenser unter einer
gewalttätigen Besatzung ist für die
Justizministerin ohne Interesse, wie wir
seit einiger Zeit wissen. Es wird auch nicht
überraschen, dass die Ministerin, die
sofortige gerichtliche Schritte gegen einen
linken Aktivisten fordert, dieselbe ist, die
für Elor Azaria, einen Soldaten, der
jemanden erschossen hat, der sterbend auf
dem Boden lag, Gnade verlangte.
Vielleicht
sollten Sie, Frau Justizministerin, neben
Ihrer obsessiven Hetzjagd gegen Linke die
Anwendung derselben ethischen Standard in
den dutzenden Fallakten gegen Soldaten der
IDF in Betracht ziehen, die in das Töten
unbewaffneter Palästinenser involviert sind.
Diese Akte sind schnell zugedeckt und
geschlossen worden, weit weg von den Augen
der Öffentlichkeit. Auch sie tun wenig für
den guten Namen des Landes und der Armee.
Vielleicht
könnten Sie zum Beispiel anordnen, dass die
Ermittlung im Fall der beiden Zwillinge
Maram Abu Ismail und Salim Taha
wiederaufzunehmen, die letztes Jahr am
Qalandia-Checkpoint von einem zivilen
Sicherheitsdienst erschossen wurden. Oder
die Akte über Useid und Muhammad Qadus, die
von einem Offizier der Armee erschossen
wurden, um deren Namen Sie sich so sorgen.
Sie könnten sich auch den Fall von Firas
Qasqas näher ansehen, der in der Nähe von
Ramallah mit Schüssen in den Rücken getötet
wurde. Sie könnten eine ernsthafte
Untersuchung der Involvierung des
IDF-Generals Roni Noma in die Tötung von
Abdullah Jarushi verlangen, der von
Heckenschützen erschossen wurde, als er das
Haus seiner Schwester in Tulkarem verließ.
Und vielleicht
könnten Sie auch einen Blick auf den Tod von
Ibrahim Sarhan werfen, der von Mitgliedern
der besten Eliteeinheit der Armee erschossen
wurde, als er floh, nachdem er Schüsse
gehört hatte, die mit ihm nichts zu tun
hatten.
Oder
ordnungsgemäß untersuchen, warum ein Soldat
29 Schüsse auf die Körper der beiden Cousins
Saleh und Muhammad Qawarik abgegeben hat,
zwei Bauern, die am Morgen zur Arbeit auf
ihrem Stück Land gegangen sind. Vielleicht
wird die israelische Öffentlichkeit
erfahren, warum ein Oberst der IDF befohlen
hat auf den 17-j. Ihab Islim zu schiessen,
der auf dem Balkon seines Hauses in Nablus
stand und mit Angehörigen redete.
Sie könnten
auch eine Untersuchung darüber wünschen,
wohin ein Soldat verschwunden ist, nachdem
der 37-j. Taxifahrer Zakaria Daragma aus
Tubas 2006 mit Schüssen in den Rücken
erschossen wurde. Da ist auch der Fall von
Yasser al-Tmeizi, der festgenommen wurde,
weil er keine ID-Karte bei sich hatte,
gefesselt und auf einer Militärbasis
gefangen gehalten und später während seiner
Haft erschossen wurde.
Das sind nur
einige wenige Vorfälle, Frau
Justizministerin. Es gibt stapelweise
Vorfälle wie diese. Sie könnten zum Beispiel
die Wiederaufnahme der Ermittlungen gegen
Uzi Dayan anordnen, der stolz ausgesagt hat,
dass er die Tötung von fünf unschuldigen
Palästinensern vertuscht hat.
Wenn Sie nach
all dem beschließen mit Ihrer Farce
weiterzumachen, dann könnten Sie selbst
gebeten werden, neben Dean Issacharoff
weitere hundert Mitglieder von Breaking the
Silence vor Gericht zu stellen. Sie werden
dazu beitragen, ihre Stimmen vom
Zeugnisstand im Gericht in jedes Heim in
Israel zu bringen. Und bis dahin werden die
mutigen Mitglieder von Breaking the Silence
weiterhin aussagen.
Quelle
Übersetzung. K. Nebauer |
Qaraqe: 'Israel mag
imstande sein uns unser Geld wegzunehmen,
aber es kann uns nicht unsere Würde nehmen'
-
24.06.2017 - Es scheint, dass Israel nach
Abschluss seines rassistischen
Kolonialprojekts begonnen hat das tägliche
Leben der Palästinenser entlang eines Pfades
der Zerstörung zu gestalten – der Zerstörung
der palästinensischen Identität und des
palästinensischen Befreiungsprojekts.
Das
israelische Ministerialkomitee hat vor
kurzem einen Gesetzesentwurf genehmigt, der
erlauben wird palästinensische Steuergelder
unter dem Vorwand zurückzuhalten, sie würden
benützt, um Unterstützungen für die Familien
von Gefangenen, Märtyrer und Verwundeten zu
finanzieren: erschreckender und
unmoralischer als ein Krieg.
Israel
versucht das palästinische Volk zu bestrafen
und eine Strafgesetzgebung festzuschreiben,
die ausgelegt ist, um das palästinensische
Volk unter dem Deckmantel des Gesetzes
niederzuwerfen (zu zerstören).
Das Ziel
Israels, Amerikas und Europas mit dieser
Erpressung und dem Druck auf die PA ist kein
finanzielles. Es ist der Versuch die ganze
palästinensische nationale Identität als
Terrorismus und Verbrechen einzustufen.
Der
palästinensische Widerstand gegen die
Besatzung – repräsentiert durch die
Gefangenen, Märtyrer und Verwundeten – wird
so zu etwas Illegitimem gemacht und von
seinen rechtlichen und humanitären
Grundlagen gelöst, insbesondere den im
Völkerrecht verankerten, die jedem Volk
unter Besatzung erlauben Widerstand zu
leisten, um ihre Freiheit und Würde zu
erhalten.
Israel begeht
ein Verbrechen an den Familien dieser
Gefangenen, Märtyrer und Verwundeten; es
möchte rein, unschuldig und sauber
erscheinen – sauber von unserem Blut und
Leiden und den dauernden Katastrophen, die
die israelischen Besatzung verursacht.
Wenn Israel
mit dem Verkaufen dieses Narrativs Erfolg
hat und wir gezwungen sind, uns unter den
israelisch-amerikanischen Druck zu beugen,
wird der Gang zum Internationalen
Strafgerichtshof ein lächerliches
Unterfangen, weil wir bereits zugegeben und
akzeptiert haben, dass alle Formen unseres
Widerstands gegen die Besatzung
gleichbedeutend mit Verbrechen und
Terrorismus sind.
Israel möchte
einen Coup gegen die palästinensische
Geschichte und alle internationale
Resolutionen, die Palästina betreffen,
ausführen.
Es möchte den
Charakter und den rechtlichen Status des
Staates Palästina und seiner Gefangenen und
Märtyrer vernichten – obwohl die Vereinten
Nationen und viele Länder den
palästinensischen Staat anerkannt haben –
und gleichzeitig seine humanitären und
legalen Verantwortungen als Besatzungsmacht
Palästinas von sich weisen.
Israel sucht
seine Politik des "legalen"
Siedlungsausbaus, der Annektierung von
palästinensischem Territorium und der
Vertreibung de palästinensischen Volkes aus
der politischen Sphäre fortzuführen.
Diese
Intervention hat sich offen gezeigt in der
Forderung Israels die UNRWA aufzulösen und
das Flüchtlingsthema zu begraben. Die
Intervention hat den palästinensischen
Lehrplan erreicht und zeigt sich auch in der
israelischen Politik der Plünderung, des
Diebstahls und offenen Piraterie von allem
im Leben der Palästinenser – dem Wassers,
der Bewegung, der Luft, der Meinungs- und
Redefreiheit, von Land und Bäumen, vom Geld
der Gefangenen in den israelischen
Militärgerichten, und jetzt von den
Ausgangszahlungen für die Märtyrer.
Im besetzten
Palästina zahlt das Opfer dem Mörder und
Vollstrecker des Todesurteiles
Entschädigung.
Es ist
unbedingt notwendig, sich der israelischen
Aggression gegen den rechtlichen Status der
palästinensischen Märtyrer, Gefangenen, den
Widerstand und den Kampf entgegen zu
stellen. Diese israelischen Aktionen
verstossen grundsätzlich gegen das
Oslo-Abkommen, das alle humanitären und
sozialen Dienstleistungen der PA zugeordnet
hat, nachdem die israelische Besatzung Elend
und Tragödien über jedes palästinensische
Heim gebracht hat. 1994 übergab Israel der
PA eine katastrophal zerstörte Gesellschaft.
Wir, die
Palästinenser, hätten in der Zwischenzeit
die Fakten zum organisierten, staatlich
unterstützten jüdisch-israelischen
Terrorismus herausstellen sollen. Dazu
gehört die finanzielle, soziale und
rechtliche Unterstützung, die die
israelische Regierung den jüdischen Mördern
und Terroristen, ihren Familien und den
terroristischen Organisationen gibt, die
Palästinenser ermorden, verbrennen und
kidnappen.
Wir hätten den
offiziellen israelischen Diskurs
herausstellen sollen, der Mörder und
jüdische Terroristen verteidigt, die
dutzende unserer Kinder und Jugendlichen
exekutiert haben. Die israelische Regierung
hat sich hingestellt und diese Mörder bei
den Militärgerichten verteidigt und ihnen
Amnestie gewährt.
Wir hätten zum
Internationalen Strafgerichtshof gehen
sollen und um ein Gutachten über den
rechtlichen Status unserer Gefangenen gemäß
dem Völkerrecht und dem internationalen
humanitäen Recht bitten sollen.
Das hätte uns
geholfen den rechtlichen Status der
Gefangenen zu verbessern, wenn er nach der
Dritten und Vierten Genfer Konvention
geschützt wäre, und den rechtlichen Status
der besetzten palästinensischen Gebiete
deutlich zu machen. Das hätte uns auch die
Möglichkeit gegeben die Gefangenen zu
verteidigen und zu schützen und den
politischen Status des Staates Palästina zu
stärken.
Wir hätten
unsere Position durch den Beitritt des
Staates Palästina zur Internationalen
Konvention über wirtschaftliche, soziale und
kulturelle Rechte gestärkt. [...] [...]
Beobachtern
ist klar, dass die eigenmächtige
rassistische Gesetzgebung durch die
israelische Knesset – die seit 2014
sechsundsechzig Gesetze und Gesetzesentwürfe
vorangebracht hat – gegen die Normen des
internationalen und humanitären Rechts
verstösst und die Kontrolle über das
palästinensische Volk für Annexion und
weitere Kontrolle bezweckt.
Die Besatzung
ist nicht mehr bloß eine militärische,
sondern greift derart in das tägliche Leben
der Palästinenser ein, dass alle während
ihres ganzen Lebens zu Gefangenen werden.
[...] [...]
Israel
versucht die palästinensische
Staatsbürgerschaft und seine Bürgerrechte zu
vernichten. Wenn wir uns um unsere
eindeutigen Rechte aufgrund des Drucks und
aus Angst nicht kümmern, können wir nicht
erwarten, dass andere uns respektieren
[...].
Israels Ziel
[...] ist es eine willfährige
palästinensische Gesellschaft zu schaffen
und die Werte und Prinzipien der
Palästinenser zu deformieren, um sicher zu
stellen, dass sie voll und dauerhaft bei der
Besatzung bleiben.
Wir müssen uns
standhaft gegen die Dämonisierung unseres
Volkes und unserer Kämpfer stellen sowie
gegen die zionistische koloniale Theorie,
dass sie [...] menschliche Wesen zu fügsamen
und duldenden Wesen, die ihres freien
Willens beraubt sind, umformen kann.
Israel kann
mittels Macht und Piraterie unser Geld
zurückhalten, aber nicht unsere menschliche
und nationale Würde, noch kann es unsere
Identität als Freiheitskämpfer zu der
verachtenswerter würdeloser Untertanen
ändern.
Quelle:
www.maannews.com/Content.aspx?id=777781
Übersetzung
und Kürzung: K. Nebauer
(Der wegen
seiner Länge gekürzte Artikel zählt
verschiedenes internationale und
palästinensische Recht auf, das die Stellung
der Palästinenser stützt, aber nicht
durchgesetzt bzw. von Israel – und der
internationalen Gemeinschaft – ignoriert
wird.
Issa Qaraqe
leitet das Palästinensische Komitee für
Angelegenheiten der Gefangenen.)
|
Israels „Ethik-Code“
um die akademische Freiheit formell zu
unterdrücken
Israels Bildungsminister hat einen
Universitäts„ethik code“ vorgeschlagen, der
würde eine bestehende nicht genannte
Politik erstickender akademischer Freiheit
institutionalisieren.
Israels sehr weit Rechter
pro-Siedler-Bildungsminister Naftali
Bennett schlägt einen neuen „Ethik-Code“
vor, der Israels Universitätsprofessoren
verbietet,
Die „politische Meinungen“ auszudrücken.
Der neue Code würde den Professoren
verbieten, zu einem akademischen Boykott
Israels aufzurufen oder daran teilzunehmen
oder sogar mit seinen Siedlungs-Kollegen und
Universitäts-Abteilungen mit „politischen
Organisationen“ zu kollaborieren.
Akademische Institutionen würden
aufgefordert, Komitees zu bilden, die die
Aufgabe hätten, politische Aktivitäten der
Professoren mitzuhören, auf Klagen von
Studenten zu reagieren und mit
disziplinären Aktionen gegen Übertreter
vorzugehen.
Die vorgeschlagene Reihe von Regeln, die
zur Genehmigung dem Rat für höhere
Bildung beantragt werden, wurde von Asa
Kasher formuliert, einem Professor an der
Tel Aviver Universität, der seit Mitte der
90erJahre den Ethic Code für das israelische
Militär heraus gegeben hat.
Kasher ist berühmt-berüchtigt, die
„ethischen“ Argumente zu liefern, um
Israels Kriegsverbrechen und die
Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Gaza
zu rechtfertigen.
Indem er die Führung/Haltung des
israelischen Militärs während des
2014-Massakers in Gaza kommentierte, bei dem
mehr als 2200 Palästinenser , einschließlich
500 Kinder getötet wurden, sagte Kasher,
„die Zahl der Todesfälle ist irrelevant -
dies spricht nicht von Unterlassung oder
irgendeinem falschen Handeln.
Die neuen Regeln sind Teil von Israels
gefährlichem und anhaltendem Angriff auf die
akademische Freiheit. Falls er erfüllt wird
, wird der Code ein neues Element der
Komplizenschaft von Israels akademischen
Institutionen in der politischen Agenda des
Staates erhalten, die als erstes und vor
allem palästinensische Akademiker und
Studenten zum Ziel hat.
Die palästinensischen Bürger Israels sahen
sich seit langem Einschränkungen ihrer
politischen Aktivitäten an Universitäten
gegenüber. Die palästinensischen Studenten
und Fakultät sind auch weiter
Diskriminierung an israelischen
Institutionen von höherer Bildung
ausgesetzt, was die Finanzierung
palästinensischer und jüdisch israelischer
Schulen betrifft. Es besteht eine große
Diskrepanz.
In den besetzten palästinensischen Gebieten
sind Israels Einschränkungen von Bewegung,
von den Checkpoints bis zu den kafkaesken
Reise-Genehmigungen -System innerhalb und
zwischen der Westbank einschließlich
Ost-Jerusalem und Gaza, als auch ins
Ausland abhängig – eine schwierige bis
unmögliche Aussicht. Eingeladene Gäste an
palästinensische Universitäten,
einschließlich und besonders
palästinensische Flüchtlinge hängen von der
Gnade Israels ab.
Israelische Militärüberfälle, scharfes
Schießen und Tränengas sind keine
ungewöhnlichen Ereignisse auf
palästinensischem Universitätsgelände.
Während des Militärangriffs 2014 auf Gaza
zielte Israel wenigstens auf 153
palästinensische Schulen einschließlich 90
die von den UN geführt werden, als auch auf
Gazas größte Universität.
Im Ausland werden palästinensische
Wissenschaftler und Studenten mit ihren
Unterstützern aktiv gezielt angegriffen und
von Israels einflussreichen Lobby-Gruppen
und Universitäts-Verwaltungen unterdrückt ,
die mit ihrer Einschüchterung und Schikane
gegenüber den Studenten verletzlich sind.
Während einzelne israelische
Universitätsrektoren an dem vorgeschlagenen
Führungscod Kritik geäußert haben, sind sie
selbst dafür bekannt geworden, ähnliche
Methoden informell durchgeführt zu haben.
Die von ihnen geführten Institutionen, sind
nicht nur angesichts der extensiven
Verweigerung palästinensischer Grundrechte,
einschließlich akademischer Freiheit still
geblieben, sondern in manchen Fällen haben
sie Israels anhaltende Unterdrückung von
palästinensischer Bildung unterstützt oder
gar gerechtfertigt und Aktionen , gegen
Akademiker und Studenten, die gegenüber
Israelischer Staatspolitik kritisch sind,
zum Schweigen gebracht.
Der neue „Ethische Code“, der von der
israelischen Regierung vorgeschlagen wird,
wird institutionalisiert, was schon oft
unerklärte Methode war. Jene, die wirklich
die akademische Freiheit für alle
verteidigen , sollten den Boykott
israelischer akademischer Institutionen
unterstützen, bis diese die vollen Rechte
des palästinensischen Volkes anerkennen, die
im internationalen Recht enthalten sind und
alle Formen der Komplizenschaft an Israels
Verletzungen jener Rechte beenden.
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs) |
Die grausamen
Experimente von
Israels Rüstungsindustrie
- Matt Kennard, 27. Dez. 2016; Ramallah -
Direkt hinter dem Hauptkrankenhaus in
Ramallah liegt das Haus von Iyad Haddad,
einem 52 jährigen Menschenrechtsarbeiter.
Sein Büro liegt in der Ladenfront eines
baufälligen Gebäudes und sieht auf den
ersten Blick wie ein Schnick-Schnack-Laden
aus. Aber die dort auf den Tischen liegenden
Objekte sind kein Haushaltplunder. An der
Oberfläche liegen tatsächlich Reste von
Munition, Tränengas-Kanister, Schwammkugeln
und Shell-Hüllen.
Haddad verbrachte die letzten drei
Jahrzehnte damit, die Gewalt des
israelischen Militärs, das das Land seines
Volkes besetzt hält, zu dokumentieren.
Diese hässlichen kleinen Stücke der
Erinnerung sind ein Zeugnis dieses
Prozesses.
Vieles dieser Munition ist auf friedliche
Demonstranten abgefeuert worden, die gegen
Israels Mauer und Siedlungen in der
besetzten Westbank protestierten. Die
Dörfer Nilin und Nabi Saleh haben seit
Jahren regelmäßig Proteste organisiert. Zu
meiner Überraschung hat Haddad diese
Demonstrationen nicht gut geheißen.
„Manchmal benützen sie uns so, um zu
erfahren, wie jede Art von Waffen gebraucht
werden kann“, sagte er. „Für mich wird
diese Art von Aktivität durch Palästinenser
für die Israelis hilfreich, weil es dieses
Gebiet in eine Art Laboratorium zum Testen
ihrer Waffen macht, um sie
weiterzuentwickeln und sie zu einer
Handelsindustrie macht, um sie in andere
Länder zu verkaufen.
Der Gedanke, dass die israelische
Rüstungsindustrie von der Besatzung
profitiert, indem sie eine gefangene
Bevölkerung hat, um neue Munition zu testen,
wird jetzt weithin akzeptiert.
Israel testet Waffen in der Westbank und im
Gazastreifen und bietet sie dann „schlachten-erprobt“
auf dem internationalen Markt an.
Die Tränengaskanister in Hochgeschwindigkeit
hat es vielfach in Bilin getestet. 2009
tötete solch eine Waffe Bassem Abu Rahmah,
einen unbewaffneten, lokalen Aktivisten, der
gegen die Mauer protestierte, die weit ins
Dorf hineinging. Ende 2011 wurde ein
anderer Demonstrant in Nabi Saleh von einem
Tränengaskanister, der seinen Kopf traf,
getötet.
Haddads Stimme klingt traurig. „Ich habe
gesehen, wie sie ihre Instrumente und ihre
Waffenindustrie entwickelten und wie sie
diese mit der Gemeinschaft geteilt haben“,
sagte er. „Und in 30 Jahren hörte in kein
mal, dass es für Soldaten eine Art
Verantwortlichkeit gibt“ Aber er macht
weiter. Er muss weitergehen.
Getestet und noch einmal getestet
„Das Laboratorium der besetzten Gebiete
ist dafür da, dass sie feineingestellt und
dann getestet und wieder getestet werden
können,“ sagte Neve Gordon, ein
Politik-Professor der Ben-Gurion Universität
im Negev. „Sie können sagen ‚hey, dies
wurde von der IDF verwendet, das muss gut
sein‘, Das hilft dem Marketing der Waren.“
Später saß ich mit Abdallah Abu Rahmah
zusammen. Er ist Koordinator des Komitee
des populären Kampfes gegen die Mauer und
die Siedlungen in Bilin. Jeden Freitag –
seit über 10 Jahren – waren er und seine
Nachbarn zu den Mauerdemos gegangen .
Dafür sind sie nachts vom israelischen
Militär überfallen worden. Abu Rahmah
selbst ist verhaftet worden und mehrfach
von Israel ins Gefängnis gebracht worden.
„Es gibt viele Berichte darüber, als sie
versuchten, militärische Produkte zu
verkaufen. Sie erzählten den Käufern über
ihre Verwendung in Bilin.“ Sagte Abu
Rahmah. „Dinge wie Stinkwasser verwendeten
sie in unserm Dorg das erste Mal.“
Stinkwasser ist eine überriechende
Flüssigkeit, die auf Demonstranten gesprüht
wird, um sie zu zerstreuen. „ Weil Bilin
berühmt ist; manchmal kommen sie zu unseren
Aktivitäten und nehmen Videos und Fotos
auf, was zeigt, wie wirksam die Waffen sind
und die Aktionen zum Halten bringen,“ sagte
Abu Rahmah.
Jeff Halper, Autor von Krieg gegen das
Volk, ein Buch über Israels
Waffen und
Überwachungstechnologie-Industrie. Er sagte:
„ Israel hat die Besatzung behalten, weil
diese ein Labor für Waffen ist“.
„Jetzt ist dort immer eine Spannung gewesen“
, fügte Halper hinzu, der auch ein Gründer
von ICAHD, dem Komitee gegen
Hauszerstörungen. „weil man den rechten
Flügel hat, der die Westbank als Judäa und
Samaria und Gaza als Gush Kativ ansah und
natürlich Ost-Jerusalem wünschte dieser
dies alles als einen Teil von Israel. Doch
dann gab es - in der Bevölkerung - noch
einen speziellen Teil: ich würde sagen, das
militärishe und das wirtschaftliche Volk.
Sie sagen.“ Hey, die ist ein Labor, dies ist
wirklich eine Ressource für uns. Wie
sollten sie wirklich nicht aufgeben.“
Eitay Mack, ein Anwalt, der sich auf die
Menschenrechte gründet und ein Aktivist ist
hat die Vorstellung, dass Israel die
Palästinenser als Testpersonen für
ausländische Waffengesellschaften
verwendet..
Das Testen Amerikanischer Kugeln
„In Ost-Jerusalem geben die Amerikaner
Israel Schwamm-Kugeln“, sagte Mack „Zuerst
begannen sie mit blauen Schwamm-Kugeln, dann
entschieden sie - so ihre Erklärung – dass
Palästinenser sehr viel Kleidung tragen,
dies sei nicht sehr wirksam, also
veränderten sie dies ( zu einer
wirksameren) schwarzen Schwammkugel, die
viel größeren Schaden anrichtet. Inzwischen
gibt es Dutzende von Palästinensern, die
ihre Augen verloren haben und andere Organe.
Die schwarzem Schwamm-Kugeln werden im
Combined Tactical System in einer
Pensylvanischen Firma hergestellt , die
Israel auch mit Tränengas versorgt.
Die Broschüre der Gesellschaft für diese
Kugeln enthält eine Bemerkung „VORSICHT!“.
In den Kopf, den Hals, den Brustkorb, Herz
oder Wirbelsäule geschossen, kann tödliche
oder ernste Verletzungen verursachen.
Israelische Soldaten begannen 2014 mit der
Benützung der schwarzen Kugeln.
Die israelische Waffenindustrie wird von
vier Firmen beherrscht: Israel
Aerospace-Industrie, Elbit, Rafael und
Israel Militär Industries.
Mehr als 75% aller Waffen, die von Israel
hergestellt werden, werden von den ersten
drei Firmen hergestellt. 2015 war der
totale Wert von Israels Waffen-exporten 5,7
Milliarden.
Der Angriff auf Gaza 2014 befähigte Israel
einige der neuesten Waffen der
Öffentlichkeit zu präsentieren, z.B. dass
die Hermes-900, eine von Elbits Dronen bei
diesem Angriff ihren betriebsbedingten
Anfang nahm.
Israel teilt mehr als 5% des
Brutto-Haushaltes dem Militär zu. Das
bedeutet, dass Israel einen höheren Anteil
seines nationalen Einkommens dem Militär
zuweist als selbst die US – die einzige
Weltmacht.
„Kriege verkaufen Waffen“
Einige Veteranen des israelischen Militärs
haben Karrieren als Experten in der
Rüstungsindustrie entwickelt.
Shlomo Brom ist einer von ihnen. Ein im
Ruhestand befindlicher Brigadegeneral, der
jetzt im Institut für nationale
Sicherheits-Studien in Tel Aviv arbeitet.
Ich fragte Brom, ob es wahr sei, dass
israelische Waffen-Gesellschaften die
Tatsache nützen, dass ihre Produkte auf
Palästinensern getestet worden sind, um
internationale Geschäfte zu machen,
„Natürlich“, erwiderte er. „warum nicht?“
das Das Vermarkten versucht jeden Vorteil zu
nützen und wenn sie den Vorteil nützen, den
dieses System betrieblich getestet hat und
dies wirkt, dann werden sie natürlich dies
zum Vermarkten anwenden.
Uzi Rubin, ein Gründer von Arrow, ein
israelisches anti-ballistic
Missiles-Programm, ist jetzt ein Entwickler
am Begin-Sadat –Zentrum für Strategiestudien
in der Bar-Ilan Universität, nahe Tel Aviv.
Er verteidigte die Art und Weise, mit der
Israel seine Waffen als „schlachterprobt“
vermarktet.
„Es ist legitim, weil der Vietnam-Krieg
eine Menge Waffen verkaufte,“ sagte er.
„Kriege verkaufen gewöhnlich Waffen. Das
heißt nicht, dass Israel einen Krieg sucht,
um Waffen zu verkaufen.“
Barbara Opall-Rome hat ein paar Jahrzehnte
Israels Handelsmagazin für
Waffenherstellung beobachtet. Sie schlägt
vor , dass Israel größere Ressourcen den
nicht tödlichen Technologien bereitstellen
sollte.
Ihrer Ansicht nach sollte die israelische
Waffenindustrie über Waffen wie Tränengas
und Stinkwasserhinaus denken, was in der
Westbank schon benützt wurde.
„Ich rede über die Anwendung des
elektromagnetischen Spektrum oder
Hochleisungs –Mikrowellen, um die Leute
schwindelig zu machen,“ sagte sie. Wenn man
schwindelig ist verliert man sein
Gleichgewicht. Man weiß von Leuten , die
einen verrückten Magen hatten und die
Durchfall miiten während einer Demo
bekamen oder erbrachen, als getötet zu
werden.
Ihre Kommentare enthüllten viel der
sadistischen Mentalität von Israels
Waffenschmiede und deren Fürsprechern. Für
sie sind die Palästinenser keine
menschlichen Wesen, denen man mit Würde
begegnet, sondern Subjekte für ein
Experiment nach dem Anderen.
Matt Kennard ist Direktor des Zentrums für
Investigativen Journalismus in London. Er
ist Autor von: Irregular Army: How the
US-Military Recruited Neo-Nazis,
Gang-Members and Criminals to Fight the War
on Terror” Sein Trip nach Gaza wurde
teilweise vom Pulitzer-Zentrum über
Krisisberichte finanziert.
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs) |
15.Juni 17, Haaretz enthüllt:
Wie viele Siedler
leben wirklich in der Westbank?
Während der letzten 30 Jahre sind 8 neue
Siedlungen gebaut worden und die
israelische Bevölkerung in der Westbank
wuchs um 330 000. Die Siedlungen von 1967
bis heute – eine detaillierte Analyse von
Yotam Berger-
Die jüdische Bevölkerung in der Westbank ist
um mehr als 330 000 Menschen gewachsen, und
8 Siedlungen sind während der letzten drei
Jahrzehnten gebaut worden . Mehr als 380
000 Siedler leben augenblicklich in der
Westbank, 40 % von ihnen außerhalb der
Siedlungsblocks, stellte Haaretz fest.
In den letzten Jahren haben sich mehrere
Politiker dem Reden der Siedler
angeschlossen, wobei es um das Ziel geht,
dass eine Million Israelis in der Westbank
als realistische Option gilt. Wenn dies
geschieht – so glauben sie, wird es nicht
mehr möglich sein, das Gebiet zu teilen und
eine Karte von zwei Staaten zu zeichnen,
einen israelischen und einen
palästinensischen. Solch eine aufwendige
Evakuierung würde unmöglich werden – selbst
wenn die Linken an der Macht wären, sagen
sie.
Tatsächlich würde es hart sein, schon heute
solch eine Karte zu zeichnen, weil in den
vergangenen 50 Jahren sich die Siedlungen
in den besetzten Gebieten so sehr
ausgebreitet haben, dass fast 170 000
Siedler außerhalb der Siedlungsblock leben.
Die Zahlen des Zentralen Statistikbüros
zeigen, dass 44 Prozent der etwa 380 000
Westbank-Siedler – Ost-Jerusalem nicht
eingeschlossen – außerhalb der Blöcke
wohnen.
Ein Blick auf die Karte von 1968 zeigt fünf
gering bevölkerte Siedlungen jenseits der
grünen Linie. Ihr Aufbau wurde von der
Labor-Partei gesponsert, die entschieden
hatte, die Westbank zu besiedeln – einige
sagten aus Sicherheitsgründen. In der einen
oder der anderen Weise glaubt Pinchas
Wallerstein, der frühere Chef des MATEH
Binyamin Regional-Rates und einer der Führer
der Gush Emunim-Siedlerbewegung, dass die
Siedler der Labor-Partei gegenüber eine
beträchtliche Schuld haben und zwar aus den
Jahren vor dem politischen Umsturz von
1977.
„Alle Stadien von Ariels Entwicklung wurden
von der Labor gebilligt“ sagte er. „ Die
Trans-Samaria Straße, Givat Zeev, Ma’aleh
Adumim, Beit Horon – das geht alles auf
Labor zurück.
Laborr mag mit dem Bau in der Westbank und
im Gazastreifen angefangen haben, aber das
dramatische Anwachsen der Siedler-Zahl
begann erst nach Likud, der von Menachem
Begin angeführt wurde und dann zur Macht
kam. Unmittelbar nach der 1977 –Wahl gab es
38 Siedlungen in der Westbank mit einer
Gesamtzahl von 1900 Bewohnern. Zehnjahre
später näherte sich die Siedlerzahl den 50
000 in mehr als 100 Siedlungen.
Die Größe und ihr Charakter veränderten sich
unter der rechten Regierung. Bevor Likud an
die Macht kam, gab es nur eine städtische
Siedlung – Kiryat Arba,“ sagt Prof. Hillel
Cohen, Chef des Cherrik-Zentrums für das
Studium des Zionismus an der Hebräischen
Universität. In den nächsten Jahren, sagt
er, wurden überall in der Westbank Städte
gebaut.
Es war Regierungspolizei, die Anzahl der
Juden in den (besetzten) Gebieten zu
vermehren. Sie machten 5-Jahrespläne,
10-Jahrespläne und sprachen darüber, wie
100 000 (Siedler) und 300 000 und eine halbe
Million dorthin gebracht werden können,“
sagte er.
Cohen sagt, Ariel Sharon spielte bei der
Ausdehnung der Westbank-Siedlungen eine
große Rolle . „Für ihn waren die Gründe
hinter der Ausdehnung der Siedlungen, die
Möglichkeit der Errichtung eines
palästinensischen Staates zu verhindern.“
In den Jahren 1977 – 1984 tat die Regierung
alles in ihrer Macht stehende, um die
Siedlungen auszudehnen, schrieb Prof. Miriam
Billig von der Ariel-Universität in einem
Artikel : „Ideologie und die Gestaltung der
Siedlungen in Judäa und Samaria ( 2008).
Sie sagte: „Der Bau-Impuls ließ nach, als
die Einheitsregierung Mitte der 80er Jahre
gebildet wurde. Als Yitzhak Rabin seine
Regierung 1992 gebildet hat, hielt der
Staat das Bauen der neuen Siedlungen an.
Aber ein paar Siedlungen waren schon
errichtet worden, und viele Israelis zogen
dorthin“, sagt sie.
1997, ein Jahr, indem Benjamin Netanjahus
erstes Regierungsjahr war, waren es etwa 150
000 in der Westbank. Zwei Jahrzehnte später
ist die Anzahl nahe 400 000, die
Ost-Jerusalemer Vororte jenseits der grünen
Linie nicht eingeschlossen.
Diese Zahlen schließen nicht die Siedler
ein, die in illegalen Außenposen leben. Nach
Peace Now gibt es in der ganzen Westbank
etwa 97 illegale Außenposten. Hagit Ofran,
Leiter des Siedlungs-Watch-Projektes, sie
sind mit einigen Tausend Siedlern bewohnt.
Die Ultra-Orthodoxen sind die am schnellsten
wachsende Gruppe
Im Unterschied zum Eindruck, dass die
Siedler und Hügeljugend alle aus dem
gleichen national-religiösen Stoff sind,
ist die Bevölkerung in der Westbank
anders. Nur 100 000 Siedler lebten 2015
vorherrschend in national-religiösen
Gemeinschaften, während 164 000 in säkularen
oder gemischten Gemeinschaften lebten.
Aber die Siedler verdanken ihren
Hauptwachstum der ultra-orthodoxen
Bevölkerung, die gewöhnlich aus
ideologischen Gründen die Grüne Linie nicht
überquert.
Es gibt eine Verbindung von Notwendigkeit
und der Entscheidung der Gemeinde-Führer“,
sagt Cohen. „ Der Mangel an Wohnungen, in
Bnei Brak und in Jerusalem ebnete den Weg
für das Aufbauen von Chassidischen
Gemeinden (in der Westbank.)
Zunächst siedelten nur wenige der
Ultra-Orthodoxen in Immanuel,“ sagt
Wallerstein.“ Aber diese Stadt löste das
Wohnungsproblem allein nicht. Die Ansicht
der Ultra-Orthodoxen Gemeinde, sich zu
entscheiden, wo man leben soll, hängt von
der Stadt ab, aus der sie kommen. Über die
Jahre wurden also Ultra-Orthodoxe
Siedlungen errichtet wie Beitar Illit für
Siedler von Jerusalem und Modiin- Illit für
die Siedler von Bnei Brak. Zusammen leben
2015 etwa 118 000 Siedler in
Ultra-Orthodoxen Siedlungen.
Bis jetzt wohnen etwa 65 Prozent der
Siedler in städtischen Siedlungen. Die
Bevölkerung dieser Städte wuchs vor allem
in den 90er und den frühen Jahren von
2000.
Zusätzlich zur Regierungspolitik, die
Westbank-Städte zu erweitern, wirken hier
vor allem neue Immigranten, besonders aus
der früheren Sowjet-Union mit.
„Neue Immigranten aus der früheren
Sowjet-Union siedelten in Ariel und Maaleh
Adumim und einige Russen siedelten in
Kiryat Arba,“ sagt Cohen. „Einige kamen
später in die Westbank, nachdem sie sich in
die Mittelklasse vorgearbeitet hatten .“
Viele der Siedler ziehen aus ideologischen
Gründen nicht in die Westbank, aber um ihre
Lebensbedingungen zu verbessern und um der
niedrigeren Mieten willen, ziehen sie um.
Die Historikerin Idith Zertal, die mit
Akiva das Buch schrieb „Die Herren des
Landes“ glaubt, diese Beschreibung gilt
besonders für die Jahre 87-97.
„Es ist eine Periode, in der viele aus
wirtschaftlichen Gründen, weniger aus
ideologischen Gründen in die Siedlungen
zogen. Dies erklärt auch das Anwachsen der
Bevölkerung in den Städten – die Leute, die
nach Wohnungen schauen, kommen in die
Städte.“
Sie sagt, die Städte in der Westbank wurden
auf Land in die Nähe städtischer Zentren
innerhalb der Grünen Linie gebaut. „Z.B.
Maaleh Adumim ist eine Erweiterung von
Jerusalem. Ein Mann, der eine 50-60 qm
Wohnung in Jerusalem hat, kann eine kaufen,
die fast dreimal so groß ist und weniger
kostet als er beim Verkaufen der kleineren
bekommt. Ich denke, das ist der Hauptgrund
für solch intensives Wachstum.
Billig andrerseits denkt, dass diese
Erklärung zu einfach ist. Ich weiß, da gibt
es eine Neigung zu sagen, dass viele Siedler
ihre Wohnbedingungen verbessern wollen – es
ist wahrscheinlich beides. Einige, die in
kleinen Häusern wohnten, ziehen um in
größere. Aber ein großer Teil von ihnen tat
das Gegenteil,“ sagt sie
Heute ist der Bau der Siedlungen anders,
sagte sie, heute werden kleinere Wohnungen
gebaut und es ist eine große Nachfrage nach
ihnen.
„ Die ideologischen Veteranen- Siedler, die
zum harten Kern gehören, sind heute wenig;
ich denke , es sind nicht mehr als 5%,“ sagt
Zertal. Im Gegensatz dazu ist eine andere
ideologische Gruppe herangewachsen, die aus
den Kindern der Alten Gruppe besteht . Sie
sind heute die Speerspitze und von denen
gibt es sehr viele.“
Sie sagt, „Die Veteranen sprachen niemals in
der Sprache der Hügeljugend, die jedes Wort
ernst meinen: Die Veteranen wussten, wie
man das politische Spiel spielt und
manipulierte das politische System. Die
Hügeljugend hat keine Beziehung zum System,
noch haben sie irgendeine politische
Argumentation. Sie leben in ihrer eigenen
messianischen Seifenblase.“
Eine der bedeutendsten Veränderungen in der
Westbank während der letzten 15 Jahre war
das Bauen der Mauer. Billig sagt, bevor sie
gebaut wurde, fürchteten die Siedler, sie
würde neue Siedler davon abhalten, zu
kommen. Aber tatsächlich hat der Zaun nicht
viele davon abgehalten zu kommen. Der Zaun
hatte einen sehr marginalen Einfluss,“
sagte sie, „ er hat in einer gewissen Zeit
die Preise reduziert, aber dann stiegen sie
wieder. Auf die Dauer sehe ich nichts
Bedeutendes.
Ofran stimmt darin überein. „Die Zahl der
Siedler jenseits des Zaunes wuchs, nachdem
der Zaun gebaut war, aber dies hat nichts
mit dem Zaun zu tun. Die Ruhe ließ die Leute
wieder an diese Plätze zurückkommen – so gut
wie Netanyahus Politik dem neuen Bau von
Siedlungen zustimmte.
2015 lebten 214 000 Siedler in den
Siedlungsblocks, während 170 000 Siedler in
106 Siedlungen außerhalb der Blocks lebten.
Modiin, eine Stadt, die völlig innerhalb der
Grünen Linie liegt, ist eine Art von „Zentralblock“für
Westbank-Siedlungen wie Nili und
Hashmona’im.
„In den letzten Jahren ist Modiin ihr
städtisches Zentrum geworden“, sagt Cohen.
Das Zentralbüro für Statistiken hat niemals
eine detaillierte Liste der Anzahl von
Siedlern gemacht, die in jeder Siedlung
leben. In den 60ern und 70er Jahren werden
einige Siedlungen als zu klein bezeichnet,
um in ihnen eine Volkszählung zu
veranstalten. Es wurde vermutet, dass in
ihnen weniger als 50 Bewohner waren.
Illegale oder nicht autorisierte Siedlungen
erschienen bis zu ihrer Legalisierung auch
nicht im Büro der Volkszählung.
(dt. Ellen Rohlfs) |
EU wäscht sich hinsichtlich
Gaza die Hände in Unschuld
- Ali Abunimah - 22.06.2017 - Nach zehn
Jahren Blockade sind die Lebensbedingungen
für die zwei Millionen im Gazastreifen
eingesperrten Palästinenser allem Anschein
nach schlechter denn je. Die israelische
Blockade hat laut der israelischen
Menschenrechtsgruppe B'Tselem die Einwohner
von Gaza "einem Leben in bitterer Armut
unter praktisch unmenschlichen Bedingungen,
die in der modernen Welt nicht ihresgleich
haben", überantwortet.
Trotzdem hat
die Europäische Union, die sich selbst als
Champion in Freiheit, Demokratie und
Menschenrechten vermarktet, ihre Hände in
Unschuld gewaschen, was die Menschen dort
betrifft.
Nach vier
aufeinanderfolgenden Tagen der Stromkürzung
hat Israel jetzt seine Stromlieferung für
Gaza um 60% gekürzt. Und das obendrein zu
den chronischen Kürzungen, wegen denen die
meisten Haushalte nur 4 Stunden täglich
Strom haben.
Nachdem
zahlreiche internationale Organisationen
gewarnt hatten, befindet sich das
Territorium jetzt mitten in einer sich
ausbreitenden Krise. Mitte Mai sagte das
Internationale Komitee des Roten Kreuzes,
Gaza stünde vor einem "systembedingten
Kollaps", da Operationsräume, Wasser- und
Abwasseranlagen nicht mehr funktionierten.
Inzwischen hat
das Schwerpunktkrankenhaus von Gaza City
Operationen auf ein Drittel gekürzt, und als
eine Folge der Blockade, die durch die
Elektrizitätskrise verschärft wird, schwimmt
das Territorium in Abwasser.
Grausamkeit
der Palästinensischen Autonomiebehörde
- Israel versteckt sich hinter der PA, die
Israel als Teil von Abbas' Bemühungen, die
im Gazastreifen herrschende Hamas zu
schwächen, gebeten hat die Stromlieferung zu
reduzieren.
Treibstofflieferungen für Gazas einziges
Elektrizitätswerk sind im April ausgelaufen,
was aus einem extremen Mangel an Strom eine
drohende Katastrophe gemacht hat. Die
Behörden von Gaza haben es jetzt geschafft,
die Lieferung von Treibstoff für ein paar
Tage aus Ägypten zu sichern – trotz der
Bemühungen der PA Ägypten davon abzuhalten
für diese kurze Atempause zu sorgen.
Zur grausamen
Kampagne der PA gegen die Menschen von Gaza
gehört auch die Einschränkung der
Arzneimittelversorgung für das Territorium.
In der Folge schweben mehr als 300
Mukoviszidose-Patienten in Lebensgefahr und
90% der Krebspatienten erhalten keine
vollständige Behandlung, dazu kommen laut
den Ärzten für Menschenrechte – Israel noch
weitere Gefahren für Leben und Gesundheit.
EU macht es
möglich
- Aber zahlreiche
Menschenrechtsorganisationen haben klar
gemacht, dass Israel sich seiner
Verantwortung nicht entziehen kann.
Israel bleibt
Besatzungsmacht in Gaza, Israel allein hat
die Macht das Leiden unverzüglich zu
beenden, und es ist dazu nach der Vierten
Genfer Konvention verpflichtet. Israel
handelt jedoch straflos, weil es von
Weltmächten, insbesondere der Europäischen
Union, seinem größten Handelspartner,
unterstützt und ihm das ermöglicht wird.
Tagelang hat
Electronic Intifada den European Union
External Action Service – im Endeffekt sein
Außenministerium – gebeten zur Situation in
Gaza einen Kommentar abzugeben und zu
erklären, was es tut (wenn es überhaupt
etwas tut), um Druck auf Israel auszuüben,
damit es die Stromkürzungen zurücknimmt.
Am Dienstag
bestätigte Maja Kocijancic, die Sprecherin
der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini,
dass sie die Anfrage von Electronic Intifada
bekommen habe, und versprach, "zu schauen,
was der letzte Stand ist" und "so schnell
wie möglich auf Sie zurückzukommen".
Aber es sind
zwei weitere Tage und der Donnerstag
Nachmittag vergangen, und da ist nur ein
totales Schweigen der EU trotz wiederholter
Anfragen an Kocijancic und ihre Kollegen.
Schweigen
ist Konsens
- Die EU
gewährt Israel alle möglichen
Handelszugeständnisse sowie finanzielle
Förderung nach ihrem sogenannten
Assoziationsabkommen. Das Abkommen bestimmt,
dass die Beziehungen zwischen der EU und
Israel "auf der Beachtung der Menschenrechte
und demokratischen Prinzipien basieren",
eine Bestimmung, die als "ein wesentliches
Element" des Abkommens erachtet wird.
Dutzende
Mitglieder des Europäischen Parlaments haben
Mogherini dringend gebeten angesichts der
wiederholten und flagranten Verletzungen der
palästinensischen Rechte durch Israel das
Abkommen auszusetzen. Stattdessen scheint
die EU Israel nur weiterhin zu belohnen.
Ein
zuverlässiger Indikator dafür ist das Büro
der EU-Vertretung in Tel Aviv, das auf
seinem offiziellen Account einen ständigen
Strom von Tweets produziert, die die
"Partnerschaft" der EU mit Israel
einschließlich der "Forschungs"-Programme
feiern, die die israelische
Rüstungsindustrie finanziell fördern.
Erst diese
Woche, da sich die Lebensbedingungen in Gaza
verschlechtert haben, hat die EU ihre
militärische Zusammenarbeit mit Israel über
sogenannte "geteilte Herausforderungen"
angepriesen (dafür geworben). Indessen hat
das EU External Action Service seit 2015 gar
nichts zu Gaza getwittert.
Die jüngste
Krise in Gaza entfaltet sich seit April und
war Anlass zu Warnungen, dass sie zu einem
weiteren Krieg führen könnte. Das Schweigen
der EU kann deshalb kein Versehen sein.
Es sollte als
Billigung der Verschärfung der Blockade des
Gazastreifens und des Leidens, das Israel
einem erschöpften und traumatisierten Volk
vorsätzlich zufügt, gesehen werden.
Die
Europäische Union hat in der Tat die
gepriesene Partnerschaft mit Israel
vertieft. Es ist eine Partnerschaft im
Verbrechen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Ein Brief von
Inga Gelsdorf -
Sehr geehrte Frau
Maischberger, sehr geehrter Herr
Schönenborn, zunächst einmal herzlichen Dank
an Sie, Herr Schönenborn, dass Sie es gewagt
haben, sich als Programmdirektor gegen die
Propaganda der Pro-Israel-Lobby zu stellen
und den Film auf seinen Wahrheitsgehalt zu
überprüfen.
Dass Sie bei Ihrem Standpunkt geblieben
sind, trotz der Einschüchterungsversuche von
Herrn Wolffson, Chapeau! Bisher hat das
niemand gewagt. Jeder fürchtet den immensen
Einfluss der Lobby. Einige ihrer Kollegen
bekamen ihn mehr oder weniger "sanft" zu
spüren. - Frau Maischberger, Ihnen gebürt
ebenfalls mein Dank, weil sie sich der
großen Herausforderung dieser Diskussion
gestellt haben. Leider hatte Herr Wolffson
die meiste Sendezeit, auch aufgrund der
vorherigen Diskussion mit Herrn
Schönenborn...Herr Mansour, ein
Palästinenser mit einem israelischen Pass,
der jedoch nicht das Leid seiner Landsleute
beklagte, sondern sehr einseitig das "arme,
kleine" Israel verteidigte gemäß dem Tenor
der Lobby, unterstützte ihn. - Ich habe in
Israel ein Jahr mit meiner Familie als Gast
des Weizmann-Institutes gewohnt. Wir hatten
viele israel. Freunde, aber ich diskutierte
mit ihnen über die Ungerechtigkeit gegenüber
Palästinensern, die mir - völlig unpolitisch
u. unbedarft damals - als Mensch missfiel.
Zurück in D
nahm ich Kontakt zu deutschen und intern.
Friedensgruppen auf, man müsse dagegen
protestieren, nicht schweigend zusehen wie
unsere Vorfahren bei den Nazis. Das ist
meine Lehre aus dem Holocaust: Die Toten
macht niemand mehr lebendig, aber die
Lebenden, vor allem das Leben der
Palästinenser, kann man erhalten, indem man
nicht schweigt! Täglich werden sie
gedemütigt, schikaniert, sogar verletzt und
getötet. Sie sind vom Wohl und Wehe Israels
in jeder Beziehung abhängig, durch die Mauer
von Freunden u. Familie getrennt. Die
internationalen Gremien haben bisher
versagt, keine UN-Resolution wurde erfüllt,
kein Gutachten des Intern. Gerichtshofes
umgesetzt: Israel baut weiter Siedlungen,
die Mauer und hält das "Freiluftgefängnis"
in Gaza aufrecht. Die Araber sehen machtlos
zu, wie Israel anscheinend als einziger
Staat der Welt einen Freibrief für alles
hat. Geld und Militär bedeuten Macht, nicht
nur in Israel, sondern weltweit. Die intern.
Gremien sind auf Gelder angewiesen. Es ist
ein Leichtes, sie dadurch zu erpressen,
handlungsunfähig zu machen. Jedes Land, vor
allem arabische Länder, würden zumindest mit
Wirtschaftssanktionen bestraft, wenn nicht
sogar Militäreingriffen. - Nicht so Israel.
DAS ist der
wahre Grund für das, was Sie als
"Antisemitismus" bezeichnen. Ich habe keine
Verwandten in Palästina, trotzdem steigt
mein Blutdruck bedrohlich, wenn ich lese,
sehe und höre von seriösen Historikern,
Journalisten, vor allem jüdischen, unter
welch unmenschlichen Bedingungen und
Schikanen die Palästinenser leben. Wie
würden Sie sich als Araber/Palästinenser
fühlen, wenn Sie das täglich mitbekämen?
Ohnmacht erzeugt Wut, Wut erzeugt Hass, Hass
erzeugt Terror! So einfach ist das! - In
meinen Augen sind die Palästinenser sehr
friedlich, ansonsten würden sie ihre Wut auf
uns alle, die wir tatenlos zusehen, viel
mehr spüren lassen.
SO wird
Antisemitismus geschürt. Vor allem dadurch,
dass keiner wagt, Israel zu kritisieren,
geschweige denn, etwas gegen den Freibrief
für Alles zu unternehmen. Bisher waren es
immer nur Worte, denen keine Taten folgten.
Zuletzt von der EU, bes. in Bezug auf
Jerusalem, die erneut betonte, dass
Ostjerusalem und die besetzten Gebiete nicht
zu Israel gehöre.n. Umso unglaublicher
erscheint mir dann, dass zwei
Oberbürgermeister (München und Frankfurt)
die Schirmherrschaft für ein
"Wiedervereintes Jerusalem" übernehmen, ohne
dass irgendeine öffentliche Zurechtweisung
oder dergleichen geschieht. Stellen Sie sich
vor, es sei von Palästinensern
ausgegangen..., mit Sicherheit hätten sie
zurücktreten müssen auf Druck der
Pro-Israel-Lobby hin. So haben nur wir,
Friedensaktivisten, protestiert. Die
läpidarische Antwort: "Herr OB Reiter kannte
zum Zeitpunkt seiner Zusage das Motto
nicht"... (kein Kommentar nötig, oder?)
Wenn sich all
das nicht bald ändert, werden der Hass und
die Wut auf Israel noch mehr ansteigen und
somit der Antisemitismus.
Gestern die
Sendung ließ uns zum ersten Mal öffentlich
Kritik an Israel hören, von Frau Prözgen,
Herrn Blüm, aber vor allem von Rolf
Verleger, einem Juden. Zum ersten Mal hörten
die meisten von uns, dass ein Jude Kritik
ausübt. Das zeigt, dass es auch
andersdenkende Juden gibt, die Israel wegen
der Menschenrchtsverletzungen und Verstöße
gegen intern. Recht kritisieren und
versuchen, das Unrecht und das Leid der
Palästinenser zu beenden, bes. die Blockade
von Gaza.
Ich kenne
viele Juden, die verzweifelt seit Jahren
versuchen, an uns, bzw. alle weltweit, zu
appellieren, damit wir unseren Freund,
Israel, zur Vernunft bringen, weg von der
Militärherrschaft, die sogar das
Zivilgericht dominiert. Felicia Langer, jüd.
RA, die in D lebt, sagt: "Israel ist im
Begriff, seine Seele zu verlieren."
Laden Sie
andersdenkende Juden doch einmal ein, zur
Diskussion oder zum Interview. Seit Jahren
schreibe ich an alle, auch an Sie, dass sie
ihnen zu einer lauteren Stimme verhelfen.
Wenn, hörten wir bis jetzt immer nur vom
Zentralrat der Juden in D, dass alle Juden
bedingungslos zu Israel stünden. Er erstickt
jede Kritik im Keim, nicht immer auf die
feine Art. Viele meiner jüdischen Freunde,
allen voran Rolf Verleger, der deshalb aus
dem Direktorium herauskomplimentiert wurde,
können ein "Lied davon singen"...Auch mich
hat man als Antisemit beschimpft, weil ich
mich für Palästina einsetzte und an Demos
teilnahm, Zunächst zog ich mich erschrocken
zurück, aber dann sagte ich mir:"Jetzt erst
recht, ich werde nicht schweigen!" und malte
mir ein größeres Schild: "Kritik an Israel
ist KEIN Antisemitismus, sondern SCHWEIGEN
macht zum MITTÄTER." Damit gehe ich zu allen
Demos seitdem (mit 73), hinten steht: "JA zu
Juden und Israel, aber NEIN zu Siedlungen,
Mauer u. Blockade." - damit kein Irrtum
aufkommt...
Von 1948 bis
heute hat Israel versucht, Kritiker mundtot
zu machen - mit dem Holocaust und dem
Antisemitismus-Vorwurf. (Ben-Gurion nutzte
es für seinen Waffenstillstandsbruch)
Aber -zum
Glück - dank der modernen Technik, dank des
TVs, dank Ihnen, gelangen Bilder und
Augenzeugenberichte in Minuten in unsere
Wohnzimmer und lassen sich dadurch weder
verleugnen, noch vertuschen.
Immer mehr
junge jüdische Israelis fliehen vor ihrem
verhärteten Staat und kommen zu uns nach D.
Wenn hier alles so antisemitisch wäre, wie
Hr. Wolffson und besonders der psychol.
Experte, Herr Mansour, uns weismachen
wollte, dann wäre D. wohl das Letzte, wo sie
leben wollten, freiwillig.
Zu dem Film
über die Demo: Ich war dabei, in BN oder
Köln. Kurz zuvor waren Frauen, vor allem
aber Kinder im Libanonkrieg getötet worden,
als Sharon einen Luftangriff auf eine
UN-Schule befahl. Chris Gunness, der
Generalkommissar der UNRW sagte, sie hätten
extra die genauen Koordinaten der
UN-Einrichtung dem israel. Militär
angegeben. (Ich sah es - natürlich auf Al
Jazeera. Deutsche Sender schwiegen oder
erwähnten es nur kurz) In dem Zusammenhang
ergibt der Sprechchor: "Kindermörder,
Sharon", einen Sinn. Das heißt nicht, dass
ich es gut finde. Schon damals bei der Demo
diskutierte ich mit Palästinensern, die
endlich ihrer Ohnmacht, ihrer Wut freien
Lauf lassen konnten. Sie fragten mich: "
Wenn jeder Mann in Ihrer Familie schon
verhaftet wurde, bzw. noch im Gefängnis ist,
wenn deren Häuser zerstört und Brüder
erschossen wurden - wie jetzt diese
unschuldigen Kinder - wie nennen Sie das? -
Das ist Mord! Und der Befehlshaber ist ein
Mörder, ein Kindermörder!" Ohne diese
Erklärung zu erwähnen, ergibt es ein viel
extremischteres Bild. - Mittlerweile sieht
man nur noch höchst selten ein solches
Plakat, Sprechchöre haben andere Parolen,
wofür sie sind, anstatt wogegen.
Die Wurzel
allen Übels ist die himmelschreiende
Ungerechtigkeit, das Zweierlei-Maß. Es kommt
nicht darauf an, WAS man tut, sondern WER es
tut! - Da ist die Wut doch berechtigt, warum
werden immer nur Muslime unter der Lupe
betrachtet, wohingegen die Juden
"Narrenfreiheit" haben? Das muss
zwangsläufig Ohnmacht, Wut, Hass erzeugen
und wenn man keine jüdischen Gegenstimmen
hört, die dieses Unrecht anprangern, meint
man, alle Juden wären dafür und der Zorn
trifft alle Juden = Antisemitismus.
Ich bitte Sie,
laden Sie öfters Juden für einen gerechten
Frieden zu Diskussionen oder Interviews ein.
Sie werden feststellen, dass der sog.
Antisemitismus zurückgehen wird, je mehr
öffentlich Kritik an Israel geübt und
darüber öffentlich diskutiert wird. Bisher
schwiegen die meisten Medien - Sie nun
nicht! Sie durchbrachen das Tabu. Das
bedeutet, dass von der Lobby ein strenger
Wind auf sie zukommt, wenn nicht sogar ein
Orkan...
Vielen Dank,
dass Sie sich für eine faire und ausgewogene
Sendung beim Film und bei der Diskussion
eingesetzt haben und hoffentlich weiterhin
einsetzen werden.
Ihnen, liebe
Frau Maischberger, und Ihnen, lieber Herr
Schönenborn, meine größte Hochachtung und
mein herzlichstes Dankeschön. Sie haben
gezeigt, dass Sie sich der hohen
Verantwortung, die Medien haben, bewusst
sind, und ich vertraue darauf, dass Sie auch
weiterhin alles tun, was in Ihrer Macht
steht, um über dieses sensible und heikle
Thema fair und ausgewogen zu berichten und
zu diskutieren. DANKE!
|
Chef
des israelischen Elektrizitätsunternehmens (electric
chief) zur Kürzung des Stroms für Gazas
Krankenhäuser: 'Es ist unser Job...'
-
Nir Gontarz -
21.06.2017
Hallo, Yiftah
Ron Tal, Vorstand des
Elektrizitätsunternehmens! Nir Gontarz von
Haaretz am Apparat.
Wer?
Nir Gontarz,
ein Journalist von Haaretz. Guten Morgen.
Guten Morgen.
Wie geht es
Ihnen?
Exzellent.
Wunderbar. Wir
haben schon einmal miteinander gesprochen.
Sie sind von
den Entscheidungen der Regierung abhängig,
nicht wahr?
Wir arbeiten
nach den Entscheidungen des
Sicherheitskabinetts.
Wie fühlt man
sich, wenn man die Stromversorgung einer
Bevölkerung, die ohnehin miserabel lebt,
kürzt? Fühlen Sie irgend etwas dabei oder
ist es so: die Regierung hat es angeordnet,
und das ist es dann.
Es ist von
einem starken Gefühl begleitet, und wir
machen das so weit wie möglich in
Zusammenarbeit mit dem Unternehmen, dem
Versorgungungsunternehmen in Gaza. Wir
koordinieren diese Sache mit ihnen, sodass
sie in der Lage sind, damit fertig zu
werden. Mit der Krise.
Hier eine
leicht subversive Frage: Haben Sie in
Erwägung gezogen der Forderung der Regierung
nicht nachzukommen?
Wir können
nicht anders arbeiten als nach
unternehmerischen Erwägungen.
In dieser
Hinsicht stärkt die Entscheidung des
Sicherheitskabinetts unsere
unternehmerischen Erwägungen. Wäre es die
Entscheidung des Sicherheitskabinetts
gewesen, dass wir nicht nach
unternehmerischen Überlegungen arbeiten,
dann hätten wir abwägen müssen.
Erstaunlich.
In diesem Fall
ist es genau das Gegenteil. Es ist eine
Entscheidung, die im Einklang mit unserer
Verpflichtung steht.
Schauen Sie,
Strom (zu haben) bedeutet zum Teil
Privilegien zu genießen wie wir sie hier in
Israel haben – Klimaanlagen,
Kaffeemaschinen. Aber Strom ist auch (für)
Beatmungsgeräte und Inkubatoren für
frühgeborene Babys, und für Operationsräume.
Und auch für Wasseraufbereitungsanlagen.
Schon ohne (die Kürzungen) steht Gaza kurz
vor dem Kollaps. Daraus eine finanzielle
Überlegung zu machen ist ein bißchen
problematisch. Nicht?
Uh, es ist auf
keinen Fall einfach, aber uh, das ist unser
Job. Wir machen das mit so viel Sensibilität
wir möglich.
Wie in der
Welt.
Auf jeden Fall
sollte der Strom, den Israel liefert, nicht
der einzige Strom in Gaza sein. Ich weiß
nicht, ob Sie wissen, Gaza hat ein
Elektrizitätswerk, das nicht arbeitet. Es
arbeitet nicht deshalb nicht, weil das
israelische Elektrizitätsunternehmen es
nicht bedient. Es arbeitet nicht, weil die
Reihenfolge der Prioritäten so ist, dass sie
keinen Treibstoff kaufen. Und wenn sie einen
kaufen, dann ist es nicht für das E-Werk. Es
gibt auch Strom aus Ägypten, der über Rafah
geliefert werden soll. Das sind
(Hochspannungs-) Leitungen, die mehr als 10%
des Bedarfs von Gaza liefern sollen.
Abgesehen davon, hält Israel noch eine Art
Belagerung des Gazastreifens aufrecht. Eine
Belagerung zu See, Land und Luftraum. Es ist
kein souveräner Staat, dass wir ihm einen
Gefallen täten und ihm Strom lieferten. Wie
heißen Sie, erinnern Sie mich. Nir, stimmts?
Ja.
Ich bin kein
Politiker. Ich bin der Direktor eines
Elektrizitätsunternehmens. Ich mache das
Bestmögliche. Wir machen das mit der größten
Sensibilität.
Wie kürzen Sie
Krankenhäusern den Strom mit Sensibilität?
Ich hoffe, die
Dinge werden sich lösen. Dass für den Strom
bezahlt wird, und wir werden so viel
liefern, wie wir können.Auch wenn wir die
größtmögliche Menge liefern, können wir Gaza
nur etwas mehr als 50% liefern.
Ich verstehe.
Aber nur zu kürzen, weil Mahmud Abbas das
aus politischen Bedürfnissen heraus
gefordert hat? Und lassen Sie mich fragen:
Wenn das Sicherheitskabinett fordern würde
die Stromversorgung des
Ilichov-Krankenhauses (in Tel Aviv) zu
kürzen – sagen wir mal, das Krankenhaus hat
seine Rechnungen nicht bezahlt – würden Sie
das machen?
Uh, mein
Freund Nir. Ich habe Ihnen des Langen und
Breiten geantwortet.
Stimmt.
Ziehen Sie
mich in Sachen hinein, die mir nicht
unterstehen und nicht zu meinem Job gehören.
Bei einer Tasse Kaffe kann ich mit ihnen
über alles, was Sie wollen, sprechen. Aber
nicht in einem Gespräch, das aufgenommen
wird. Und es wird nicht nur aufgenommen –
ich nehme an, Sie haben vergessen, mich zu
informieren, dass es aufgenommen wird.
Ich höre Sie
lachen. Das ist nett.
Ich bin gerade
mitten in etwas. Das Wichtigste für einen
Journalisten, wenn er anruft – natürlich
wenn es ein Amtsträger ist und sicher noch
andere Sachen zu tun hat – ist ihn zu
fragen: "Sir, hätten Sie ein paar Minuten
Zeit?" Sie haben nicht gefragt, und das hat
nichts mit Strom, sondern mit den
zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun.
Auch wenn ich jetzt keine Zeit habe, habe
ich Ihnen geantwortet. Ich habe Ihnen offen
geantwortet, weil ich Sie sehr schätze. Wenn
Sie weitermachen wollen, würde ich gerne ein
Interview mit Ihnen über mein
Sprecherreferat führen.
Sie haben
wegen der Stromkürzung für Ilichov nicht
geantwortet. Gut. Ich lasse das sein. Letzte
Frage: Warum stellt sich niemand aus den
höchsten Rängen der Beamtenschaft, zu der
Sie gehören, gegen die Regierung und sagt
ihnen: "Nein. Gibt es denn da rote Linien?"
Warum sagt Yiftah Ron Tal nicht zur
Regierung: "Ich kürze den Strom für Gaza
nicht. Es gibt dort Krankenhäuser. Es gibt
die Pumpen der Wasseraufbereitungsanlagen.
Menschen werden sterben?" Das haben Sie
nicht geschafft, stimmts?
Mein lieber
Kollege, uh, ich tue mein Bestes, und ich
tue es recht gut. Ich denke, Sie sollten ein
nettes Wort sagen.
Ich sage ein
nettes Wort über die Art, wie Sie mir
geantwortet haben. Aber zur Kürzung der
Stromversorgung für Gaza – tut mir leid, da
habe ich kein nettes Wort.
O.k. Dann
guten Tag,
Guten Tag.
Quelle
Übersetzung:
K. Nebauer |
Leserbrief von
Franziska
Schaffner
- Ich bin der Ermutigung des BIB
gefolgt, hier meinen Leserbrief an Arte,
ARD sowie Maischberger. Was die
Diskussion bringen wird, wird sich
zeigen.
Sehr geehrte Arte Redaktion
Ich habe mir den Film „Auserwählt und
ausgegrenzt- Der Hass auf Juden in
Europa“ auf dem Internet angesehen und
bin schockiert, dass er nun doch auf ARD
und Arte ausgestrahlt wird.
Ich selbst bin seit 2011 insgesamt 6 mal
nach Gaza gereist um einen Film zu
drehen, der im Februar auf SRF1
ausgestrahlt wurde (Filmlink).
Vorab möchte ich klar stellen, dass ich
folgenden Brief als unabhängige
Filmemacherin in eigener Sache schreibe,
und er in keinste Verbindung mit SRF1 zu
bringen ist.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen,
dass der Film „Auserwählt und
ausgegrenzt“ die Situation in Gaza in
vielerlei Hinsicht auf geradezu zynische
Weise verharmlost.
Angefangen bei der Einreise, die sich
keineswegs so einfach gestaltet wie im
Film dargestellt. Obwohl ich mit zwei
Psychotherapeutinnen reiste, welche seit
15 Jahren wichtige Traumaarbeit leisten
in Gaza, war jedes mal bis zum
Einreisetag nicht sicher, ob wir die
Einreisebewilligung von Israel erhalten
würden. Für NGO’s sind solche
Ungewissheiten ein riesiges Problem.
Nicht jedes mal hatten die
Therapeutinnen die Einreisebewilligung
erhalten. Nach dem mein Film auf SRF1
ausgestrahlt wurde, habe auch ich sie
nicht mehr erhalten.
Ein weiterer Fall betrifft die
schwerwiegenden Anschuldigungen
gegenüber der israelischen
Menschenrechtsorganisation B’Tselem,
dass sich unter ihren Mitgliedern
Holocoust-Leugner befänden. Die
Mitglieder stehen gem. eigenen Angaben
manchen Holocoust Überlebenden sehr
nahe. Dennoch wird im Film als einziges
ihrer Mitglieder ein Holocoust Leugner
erwähnt. NICHT erwähnt wurde, dass
B'tselem das Mitglied sofort entliess
nach dem dessen Aussage bekannt wurde,
dies suggerierte, die Organisation
identifiziere sich mit solchen Aussagen.
Dass B'Tselem keine Gelegenheit erhielt,
dazu Stellung zu beziehen, ist
journalistisch unter jedem Niveau und
lässt den Verdacht aufkommen, eine
Richtigstellung sei im Film auch gar
nicht erwünscht gewesen.
Im selben Atemzug werden sämtliche
andere NGO’s mit Namen erwähnt,
inklusive Angaben über die Höhe ihrer
Spendengelder, und von welchen Ländern
sie diese bekommen. Die private
israelische Organisation "NGO Monitor",
welche diese Zahlen erfasst und im Film
als Experte auftreten darf, muss
ihrerseits hingegen keinerlei Angaben
darüber machen, weshalb und von wem sie
für just diese Arbeit Beiträge in
Millionenhöhe von Spendern aus den USA
erhält. Stattdessen wird die
Schlussfolgerung präsentiert, kein
anderes Land erhalte so viel Hilfsgelder
wie Palästina. Im Vergleich zu den 38
Milliarden, welches Israel in den
nächsten 10 Jahren allein an
Militärhilfe von den USA erhalten wird,
klingt diese Aussage wie ein Hohn.
Diese Beispiele stehen eher für die
Agenda der Filmemacher, Antisemitismus
mit Israelkritik gleichzusetzen, als
tatsächlich über Antisemitismus als eine
Form von Rassismus zu berichten, was der
Sache letztendlich mehr schadet.
Auch wenn nun im Anschluss an den Film
eine Diskussion stattfinden wird, finde
ich es besorgniserregend, wie viele
verfälschte Informationen - wenn auch
nicht alle falsch sind - an ein Publikum
gehen werden, welches sich die
Diskussion nicht ansehen- und sich auch
nicht eingehender über die tatsächlichen
Umstände informieren wird. Von daher bin
ich der Meinung, haben Sie ihre
Verantwortung für die Ausstrahlung eines
solchen Filmes nicht wahrgenommen. Es
bleibt zu hoffen, dass die Diskussion
einiges richtig stellen wird. >>>
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Der
Canada-Park, ein beliebter
Picknick-Platz, wurde auf dem Schutt
palästinensischer Häuser angelegt
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Mersiha Gadzo
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19.06.2017 -
Der 12-jährige Ahmad Ali Zaid wachte am 6.
Juni 1967 um 5 Uhr morgens von dem
dröhnenden Lautsprecher auf, der die
schlafenden Einwohner von Beit Nuba
aufforderte, ihre Häuser sofort zu
verlassen.
"Verlasst eure
Häuser, verlasst euer Dorf. Geht nach
Jordanien, das hier ist militärisches
Sperrgebiet", befahl die Stimme, während
israelische Panzer durch (das Dorf) fuhren.
"Jedem, der das Haus nicht verlässt, wird es
über ihm zerstört."
In ihren
Pyjamas, ohne Zeit gehabt zu haben sich
Schuhe anzuziehen, liefen die Einwohner
hektisch nach draußen.
"Wir gingen,
weil wir Angst hatten umgebracht zu werden",
sagte Zaid zu Mondoweiss. "Wir hatten Angst,
weil wir uns an die Massaker von 1948
erinnerten."
Andere in den benachbarten Dörfern Imwas und
Yalu nordwestlich von Jerusalem wachten
davon auf, dass israelische Soldaten an ihre
Türen hämmerten und ihnen befahlen sich auf
dem Dorfplatz zu versammeln.
"Als alle auf
dem Platz versammelt waren, sagte der
Offizier: 'Geht! Marschiert, bis ihr nach
Dschidda (Saudi-Arabien) kommt. Das hier ist
unser Land, von hier bis Dschidda!", sagte
Ahmad Abu Gosh, der Leiter des Vereins von
Imwas in Ramallah.
Zehntausend
Einwohner von Imwas, Yalu und Beit Nuba
marschierten tagelang durch die Berge nach
Ramallah, ließen ihr Hab und Gut hinter
sich. Vier alte Menschen und ein einjähriges
Baby starben auf dem Weg.
Über den alten
und behinderten Einwohnern, die nicht in der
Lage waren, ihr Haus zu verlassen, wurden
ihre Häuser zerstört: 18 wurden getötet,
unter dem Schutt begraben.
Nachdem sie
die besetzten Dörfer dem Erdboden
gleichgemacht hatten, verweigerte die
israelische Armee den Flüchtlingen "aus
Sicherheitsgründen" die Rückkehr in ihre
Häuser. Nach der Vierten Genfer Konvention
ist Israel verpflichtet ihnen die Rückkehr
zu erlauben, aber die Dorfbewohner sind bis
heute Flüchtlinge, vor allem in der Westbank
und in Jordanien.
Die Dörfer
Yalu, Imwas und Beit Nuba on Latrun wurden
speziell wegen ihrer strategischen Lage an
der Strasse zwischen Tel Aviv und Jeursalem
ausgesucht und geräumt", sagte der frühere
Premierminister und Generalstabschef der
israelischen Armee, Yitzhak Rabin gegenüber
dem Journalisten Trish Woods 1991 in einem
Interview für CBC, den öffentlichen Rundfunk
Kanadas.
Das
israelische Militär hatte bereits 1948 das
benachbarte Dorf Deir Ayyoub geräumt und
zerstört, aber nicht die Kontrolle über die
anderen drei Dörfer übernommen. Ein
israelischer General, Uzi Narkiss, beschrieb
Woods die Operation so, als sei sie eine
Vergeltungsmaßnahme gewesen.
"Ich denke, es
war eine Operation, die auf den schwierigen
Erinnerungen von 1948 basierte. Sie kann wie
eine Art Vergeltung aussehen", sagte er.
Was geschah,
kommt einem Kriegsverbrechen gleich, da nach
der Vierten Genfer Konvention die Zerstörung
von Häusern nur gestattet ist, wenn es dort
eine direkte Verbindung zwischen dem Besítz
und dem Niederkämpfen feindlicher Kräfte
gibt.
Diese Dörfer
jedenfalls wurden zerstört, nachdem der
Krieg bereits zu Ende war. Die jordanischer
Armee hatte sich in der Nacht vor der
Vertreibung der Dorfbewohner zurückgezogen,
und die israelische Armee besetzte das
Gebiet ohne jeglichen Widerstand. Die
Dorfbewohner hielten weiße Fahnen als
Zeichen ihrer Gewaltlosigkeit hoch.
Nur wenige
Spuren blieben von ihren schönen
Steinhäusern, die mitten in Obstgärten mit
Weinstöcken, Oliven und Mandelbäumen
standen. Quellwasser lief durch die Dörfer.
"Wir lebten
glücklich in unserem Dorf", sagte Zaid. "Wir
hatten Obst, Ackerflächen, Pflanzen, alle
möglichen Bäume, ein bergiges Gebiet; wir
tranken Süßwasser."
Heute sind (die Spuren) ihre(r) Dörfer kaum
noch erkennbar zwischen den 5 Millionen
Bäumen, die im Lauf der Jahre als Teil des
Ayalon Canada Parks gepflanzt wurden, einem
bei Israelis beliebten Picknickplatz, der
einschließlich der Anlage eines
Wildblumenpfades 2015 von kanadischen
Steuerzahlern finanziert wurde.
Der Jüdische
Nationalfond (JNF) wurde 1901 für die
Schaffung eines jüdischen Staates in
Palästina gegründet. Er kaufte und
entwickelte in der osmanischen Zeit Land
exklusiv für Juden, und nachdem er sein Ziel
1948 erreicht hatte, expandierte er mit
seinen Niederlassungen weltweit. Er hat
jetzt in 50 Ländern, einschließlich Kanadas
gemeinnützigen Status. Er präsentiert sich
als "Israels größte grüne Organisation".
1972 brachte der kanadische Zweig, JNF
Canada, 15 Millionen Dollar (heute $90 Mio)
für die Schaffung des Canada-Parks auf, der
auf den zerstörten Dörfern im besetzten
Palästina angelegt wurde. Seither wird das
Gebiet so behandelt, als befände es sich im
eigentlichen Israel und nicht in der
besetzten Westbank. Die Trennungsmauer
hindert Palästinenser aus der Westbank und
Familien, die früher hier gelebt haben,
daran das Gebiet zu betreten.
1986
berichtete ein UN-Sonderkomitee dem
UN-Generalsekretär, dass es "von großer
Sorge erfülle", dass den Dorfbewohnern wegen
der Errichtung des Canadaparks durch JNF
Canada ihr Rückkehrrecht verweigert wird.
Israels
Besetzung der Westbank ist nach dem
Völkerrecht illegal. Auch die kanadische
Regierung anerkennt nicht die permanente
israelische Kontrolle der 1967 besetzten
Gebiete, zu denen der Canada-Park gehört.
JNF Canada hat
jedoch immer Werbung für den Park gemacht,
der in Israel liege. In einem Spendenaufruf
von September 1984 schrieb JNF Canada laut
einem Bericht der kanadischen
Menschenrechtsgruppe Independent Jewish
Voices (IJV): "Einkommenssteuererklärungen
werden für alle Ihre Spenden ausgestellt,
Ihre Spenden kommen zur Gänze dem Wald im
Canada Park in Israel zugute...".
IJV sagt, die
Schaffung des Canada Parks verstoße gegen
das Völkerrecht und die kanadische Politik.
Nach den Resolutionen 465 und 446 des
UN-Sicherheitsrates darf Israel weder die
physische und geografische Natur des
besetzten palästinensischen Territoriums
noch seine demografische Zusammensetzung
verändern.
"JNF Canada
reklamiert für sich für alle Juden zu
handeln, aber als jüdische Kanadier möchten
wir damit nichts zu tun haben", sagte Tyler
Leviatan, nationaler Koordinator von IJC.
"Es ist
eindeutig, dass die Ziele der Organisation
die jüdische Besiedlung über das Wohlergehen
und die Rechte der Palästinenser, die noch
hier leben, stellen"; sagte Leviatan
gegenüber Mondoweiss. "Dass das unter dem
Deckmantel der Wohltätigkeit getan wird, ist
eine Beleidigung für andere
Hilfsorganisationen, die eine wichtige
Arbeit machen, und ein Mittel, die wahre
Natur der Organisation zu verschleiern, die
oft ein freundliches Umweltimage verwendet.
"Woran sie
wirklich interessiert sind, das ist die
Aneignung von Land und Ressourcen der
Palästinenser zur jüdischen Kontrolle und
für den Siedlungsbau im historischen
Palästina", sagte Leviatan und bemerkt, dass
JNF Canada auch exklusiv jüdische Dörfer in
Galiläa gegründet hat, wo vor ihrer
Vertreibung Palästinenser lebten.
Im Lauf der
letzten 40 Jahre wurden formelle Beschwerden
an die kanadische Regierung gerichtet.
JNF Canada hat
mindestens drei weitere Parks gegründet, die
sich über die Grüne Linie hinaus in die
Westbank erstrecken: den Begin Park, den
Yatir Wald und den Gilo Wald und Park.
JNF Canada
wurde wegen einer Stellungnahme kontaktiert,
antwortete aber nicht.
Trotzdem sagte
in Woods Feature von 1991 für den CBC der
frühere Informationsdirektor von JNF Benny
Mushkin, das Dorf Yalu habe nicht innerhalb
der Grenzen den Parks gelegen, und das Geld
der kanadischen Steuerzahler sei nicht auf
(für) besetztem palästinensischem
Territorium ausgegeben worden. "Alles, was
wir gemacht haben, war, das Gebiet, das hier
war, zu übernehmen, es wieder herzustellen,
es zu verbessern und zu verschönern... Das
Gebiet ist jetzt viel, viel schöner als es
vorher war", sagte Mushkin.
Laut dem
israelischen Schriftsteller und
Friedensaktivisten Uri Davis sind alle
Kanadier in ein Kriegsverbrechen involviert,
da der Status der Gemeinnützigkeit und
Steuervergünstigung von JNF Canada bedeutet,
dass ein Steuerabzug für Spenden "dem Staat
und jedem Steuerzahler in Kanada aus der
Tasche gezogen wird". Kanadas Steuerzahler
kommen für 25% des Budgets des JNF Canada
auf.
Die Canada
Revenue Agency (CRA)
(Einkommenssteuerbehörde, Ü.) bestätigte in
einem E-Mail, dass Zwecke und Aktivitäten
von Wohltätigkeitsorganisationen nicht gegen
die Politik Kanadas verstoßen, konnte aber
wegen Verschwiegenheitspflicht keinen
Kommentar zu JNF Canada abgeben.
Jedenfalls
wies 2010 ein internes Dokument von CRA
darauf hin, dass es keine klare öffentliche
Politik gibt, die Wohltätigkeitsaktivitäten
in den besetzten Gebieten verbietet:
"Mangels einer gesetzlichen Regelung oder
einer verpflichtenden öffentlichen Erklärung
kann die CRA mit der Tatsache nicht so
umgehen, als seien
Wohltätigkeitsaktivitäten, die in den
besetzten Gebieten stattfinden, ein
Hindernis für Gemeinnützigkeitsstatus."
Jetzt bedecken
Kiefern etwa 7.900 Morgen Land (etwa 3.200
ha) und machen das Rückkehrrecht der
Flüchtlinge unmöglich, etwas, das sie bis
heute fordern. Laut dem israelischen
Historiker Ilan Pappe hat nur ein Zehntel
der lokalen einheimischen Baumarten die
Wiederaufforstung durch den JNF überlebt.
Die Kiefern wachsen schnell und
gewährleisten, dass die vertriebenen
Palästinenser nicht zu den unter den
Baumkronen versteckten Ruinen ihrer Häuser
zurückkehren können.
Laut der
israelischen NGO Zochrot liegen mehr als
zwei Drittel der Wälder und Plätze des JNF
auf den Ruinen palästinensischer Dörfer. 86
palästinensische Dörfer liegen unter ihren
Parks begraben und weitere 400
palästinensische Dörfer wurden zerstört und
an ihrer Stelle jüdische Gemeinden
errichtet.
Heider Abu
Gosh, ein ehemaliger Einwohner von Imwas,
der seit seiner Vertreibung in Ramallah
lebt, starrt auf eine kleine Lichtung
zwischen den Bäumen, wo sein Haus stand. Nur
ein paar Steine sind geblieben; der einzige
Beweis dafür, dass dies die Stelle ist, ist
dass das Haus seiner Kindheit direkt
gegenüber der Emmaus Nicopolis
Ausgrabungsstätte liegt, die sich bis heute
dort befindet.
Rabins Vision
einer Strasse, die Tel Aviv mit Jerusalem
verbindet – heute Israels verkehrsreichste
Autostrasse – liegt nur ein paar Meter
daneben.
"Für uns alle
ist dein Geburtsort deine Wurzeln, deine
Erinnerungen. Wenn du von diesem Ort
herausgerissen, entwurzelt wirst, verlierst
du liebe Erinnerungen und Fotografien. Es
ist sehr traurig, wenn ich hierher
zurückkomme", sagte Heider.
Im Büro des
Vereins von Imwas in Ramallah liegt ein
Miniaturmodell von Imwas auf dem Tisch in
einer Vitrine. Flüchtlinge aus Imwas haben
vier Jahre lang ihr Dorf aus der Erinnerung
wiederaufgebaut, sorgfältig jedes Haus, die
Schule, Strasse und Bäume platziert, die vor
dem Canada Park hier standen. Die
Erinnerungen an ihre Dörfer ist alles, was
ihnen geblieben ist. Ahmad Abu Gosh sagte,
ein militärischer Führer habe sich nach
ihrer Vertreibung mit dem Komitee der drei
Dörfer getroffen und angeboten ihnen Häuser
an anderen Orten zu errichten. Wir werden
kein Stückchen Land im Himmel akzeptieren
anstelle unseres Stückchens Land in Imwas",
habe die Gruppe geantwortet, sagte Abu Gosh.
"Wir wollen zurückkehren."
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Palästinensische
Autonomiebehörde
blockiert Zugang zu neuen, mit Rivalen
von Abbas verlinkten Webseiten
-
Sheren Khalel - 17.06.2017 - Die
Palästinensische Autonomiebehörde hat
mindestens 11 neue Webseiten blockiert, so
dass sie nicht mehr in der besetzten
Westbank zugänglich sind; sie waren alle
angeblich mit der Hamas-Bewegung oder dem
Rivalen des palästinensischen Präsidenten
Mahmud Abbas, Mohammad Dahlan verbunden.
Ein
Angestellter eines Internetanbieters (ISP)
mit Sitz in Ramallah sagte der türkischen
Agentur Anadolu, der palästinensische
Staatsanwalt Ahmed Barak habe den ISP
beauftragt die 11 Webseiten, die alle
außerhalb der von der PA verwalteten
Westbank lokalisiert sind, zu blockieren.
Hussam Zayegh,
Nachrichtendirektor der Shehab
Nachrichtenagentur in Gaza, sagte, er habe
in Erfahrung gebracht, dass seine Webseite
nach Klagen ihrer Leser blockiert wurde.
"Wir waren
wirklich überrascht, wir sind nicht
offiziell benachrichtigt worden, dass unsere
Webseite in der Westbank wegen irgendwelcher
rechtlichen Problemen oder sonst etwas
blockiert wurde", sagte Zayegh. "Shehab ist
eine legal funktionierende
Nachrichtenagentur und ist beim
Informationsministerium der PA registriert;
wenn sie unsere Webseite blockieren wollen,
dann gibt es offizielle und rechtliche
Vorgangsweisen, die der Staatsanwalt der PA
einhalten muss; Ahmed Barak hat es aber
selbst übernommen zu entscheiden unsere und
andere Webseiten mit einer einseitigen
Anordnung zu bockieren, was nach den
Gesetzen der PA illegal ist. Wenn sie uns
blockieren wollen, müssen sie zu der
Angelegenheit eine Rechtssache eröffnen und
Klage gegen uns erheben, bevor sie die
Möglichkeit haben uns rechtmäßig zu
blockieren."
Die
Palästinensische Journalistengewerkschaft
kritisierte die PA in einem Statement und
nannte die Blockierungen "einen klaren
Verstoß gegen das Grundgesetz (in Palästina)
und das gesamte Medienrecht".
Die PA
leugnete, dass die Webseiten aus politischen
Gründen blockiert worden seien, Zayegh
bestand aber darauf, dass die Motivationen
für die Blockierung der Webseiten
offensichtlich ein Versuch seien Kritik zum
Schweigen zu bringen.
"Diese von der
PA gegen die Medien ergriffenen Maßnahmen
geschehen während einer Zeit des Streits mit
Gaza. Gaza leidet an vielen verschiedenen
Ecken und Enden, die PA versucht die
Gehälter zu kürzen, es gibt kein Wasser,
dazu die kürzlichen Stromkürzungen", sagte
Zayegh und bezog sich auf die Entscheidung
der PA den Strom für Gaza um 40% zu kürzen.
""Jetzt versucht die PA die Situation für
das palästinensische Volk noch zu
verschlimmern, indem sie die Medien aus dem
Gazastreifen blockiert. In Gaza werden wir
von der PA und von Israel angegriffen, beide
benutzen jeden möglichen Sektor, um auf Gaza
dreinzuschlagen, und jetzt wollen sie noch
die Medien, die darüber berichten, zum
Schweigen bringen."
Auf die Unterstellungen einer politisch
motivierten Zensur sagte ein Beamter der PA
der palästinensischen Nachrichtenagentur
Ma'an, die Webseiten seien "wegen mehreren
anhängigen Rechtssachen gegen sie wegen
Falschinformationen und unethischem
Verhalten" blockiert worden.
Zayegh sagte,
er wisse nichts von anhängigen Rechtssachen,
die gegen seine Agentur eröffnet worden
wären.
"Wir haben
mehrmals und immer wieder versucht den
Staatsanwalt für eine Antwort zu
kontaktieren, aber jedes Mal, wenn er
erfährt, dass er mit Shehab verbunden ist,
legt er das Telefon auf und blockiert unsere
Nummer", sagte er.
Ammar Dwaik,
der Vorsitzende der Unabhängigen
Palästinensischen Kommission für
Menschenrechte, verurteilte ebenfalls die
Entscheidung die Webseiten zu blockieren.
"Webseiten,
vor allem Nachrichtenseiten zu blockieren,
ist gegen die Prinzipien der Menschenrechte,
speziell gegen das Recht auf Meinungs- und
Redefreiheit sowie das Recht auf Zugang zu
Information, dafür gibt es keine rechtliche
Grundlage, und es ist schlecht für unser
Volk", schrieb Dwaik auf Facebook.
Der
Herausgeber von 'Palestine', einer der
online-Zeitungen, die blockiert wurden,
verurteilte am Donnerstag ebenfalls die
Aktionen der PA auf Facebook.
"Als Teil der
derzeitigen (laufenden) Unterdrückung der
palästinensischen Medienfreiheit, wurde
kürzlich die Nachrichtenwebseite blockiert",
schrieb Iyad al-Qarra. "Leider reagierte der
lokale Internetanbieter (auf die Direktive
des Staatsanwalts) rasch mit dem Blockieren
der anvisierten Webseiten."
"Unsere
technisch versierten Kollen versuchen gerade
die Maßnahme rückgängig zu machen, da unsere
Zeitung - über ihre Webseite – zehntausende
Leser in der Westbank hat", fügte er hinzu.
Zusätzlich zu
Shehab Nachrichtenagentur, 'Palestine' und
dem Palästinensischen Informationszentrum,
die alle Verbindungen zur Bewegung der Hamas
haben, wurden auch zwei Webseiten des
exilierten Fatahführers Mohammed Dahlan
blockiert: Amad und "Die Stimme der Fatah".
Mit 6,8
Millionen Mitgliedern von Facebook hat die
Shehab Nachrichten
Agentur die
meisten social media Mitglieder von allen
Nachrichtenagenturen mit Sitz in Palästina.
Zayegh sagte, die Agentur würde hart daran
arbeiten, das Problem zu lösen und die Dinge
wieder so zurückzubringen "wie sie zuvor
funktioniert haben".
"Sie
beschuldigen uns hohe Regierungsbeamte zu
beleidigen, zu hetzen, und zahlreiche andere
Dinge, aber sie haben keine rechtsgültigen
Beweise dafür gebracht, wir haben einen
Rechtsanspruch darauf zu wissen, weshalb sie
unsere Webseiten geschlossen haben", sagte
Zayegh. "Inzwischen arbeiten wir hart daran,
die Angelegenheit technisch zu lösen, und
unsere Leser haben berichtet, dass es ihnen
gelungen sei die Blockierung zu umgehen,
indem sie Web-Proxys oder andere Wege
benutzen, um unsere Seite anzuschauen."
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Die Israelis
-
Philip Weiss am 13. 6. 2017 -
Gewöhnlich
verbringe ich, wenn ich nach Israel und
Palästina fahre, meine gesamte Zeit in
Palästina, um die Bedingungen dort zu
beobachten. Letzten Monat tat ich es
umgekehrt: Ich verbrachte meine gesamte Zeit
in Israel. Ich wollte sehen, wie sich
extremer Nationalismus 50 Jahre nach dem
Krieg von 1967 auf das Verhalten der
Menschen auswirkt.Und ich wollte mir
vorstellen, was ich an ihrer Stelle tun
würde. So blieb ich in vier
israelisch-jüdischen Häusern (Airbnb) und
sprach mit vielen jüdischen Israelis auf der
Straße.
Die allgemeine
politische Bedingung der Israelis kann man
in zwei Bildern sehen, die ich
fotografierte. Das erste ist das eines
Bürgers an der Stadtbahnlinie mit seiner
halbautomatischen Gewehr, das aus der Masse
der Fahrgäste herausragte.
Das andere
zeigt ein Schild in einem Bus-Terminal im
besetzten Ostjerusalem. Achten Sie auf den
Zielort:
Bus-Haltestelle am Damascus Gate, zum
Bethlehem-Checkpoint.
Diese Bilder
fassen die unausweichlichen Fakten von
Israels Existenz zusammen: die Hälfte der
Bevölkerung unter seiner souveränen
Autorität lebt ohne Rechte oder als Bürger
zweiter Klasse, sie sind darüber verärgert,
manchmal widersetzen sie sich; und deshalb
sind die Israelis bis an die Zähne bewaffnet
und leben in Angst; und das ständig: Die
Israelis haben keine Ahnung, wie sie die
Situation ändern können. Gewehre sind
überall in Jerusalem, und die Menschen sind
nervös. So ist es nicht verwunderlich, dass
so viele außergerichtliche Exekutionen durch
israelische Soldaten und Grenzpolizisten
ausgeführt wurden. Sie haben den Finger am
Abzug. Als ich die Gewehre sah, machte ich,
dass ich fortkam und das möglichst bald. Ich
habe keine Kinder, aber ich kann mir nicht
vorstellen, in solch einer Umgebung Kinder
aufzuziehen.
Die Furcht vor
den Palästinensern ist das, was das
israelische Verhalten im Hinblick auf den
Konflikt antreibt; Furcht ist, was 11 Jahre
lang Benjamin Netanyahus Amtszeit produziert
hat, mit seinen endlosen Forderungen nach
mehr Sicherheit; Furcht ist es, was die
politische Linke von ihnen zerstört hat.
“Wir wollen keine anderen Menschen hier
haben. Wir wollen einen jüdischen Staat,”
sagte Doron, vom Hörfunksender MOR. Dahlia,
eine nach links tendierende Frau sagte:
“Wir liegen falsch. Aber ich will sie nicht
in meinem Staat haben. Ich fürchte mich vor
ihnen.”
Fast überall,
wo ich ging, stieß ich auf eine Vorliebe für
Donald Trump. Sogar bei einer Frau, in deren
Apartment ich wohnte, die ein Mitglied der
linken zionistischen Organisation Hashomer
Hatzair ist. “Ich mag seine Kommentare über
Frauen nicht“, sagte Anat, „ aber ich mag
ihn, er ist viel besser als Obama.” Sie wies
auf den Block des Journalisten Amit Segal
hin, der den Unterschied zwischen Trump and
Obama zusammenfasste: Obama kam und hielt
Netanyahu einen Vortrag über Siedlungen und
Jerusalem; Trump hingegen kam und hielt
Mahmoud Abbas einen über Terror und
Unruhe-Stiftung.
Anat erkannte
an, dass sie immer gefühlloser wird. “Israel
wird immer rassistischer und ich bemerke es
in mir selbst.” Sie hat Angst, in das
muslimische Viertel der Altstadt zu gehen,
weil sie wie eine Israelin aussieht und mit
dem Messer angegriffen werden könnte. “Ich
war gewohnt, besorgt zu sein, wenn ich
hörte, dass Araber getötet wurden. Aber
jetzt bin ich es nicht mehr so sehr.”
Sie sagte
auch, sie sei erfreut, dass Trump zur
Klagemauer gegangen sei. Virtuell sagte
jeder jüdische Israeli, den ich traf, –
bevor ich zu der Peace Now-Demonstration am
27. Mai ging – er meine, Jerusalem solle
niemals geteilt werden. Der Gedanke ist tief
indoktriniert worden, mit religiösen und
historischen „Fallen“. Michael Oren sagt,
dass der Sieg von 1967 aus Israel einen
jüdischeren Staat gemacht habe: eine
sozialistische säkuläre politische Kultur
wich einer, die auf biblischen Ansprüchen in
der Westbank erbaut wurde. Den Gedanken,
Jerusalem zu annektieren, brachten während
des Krieges von 1967 zwei Kabinet-Minister
auf, einer aus der Labor-Partei, der andere
war Menachem Begin (Uzi Benzamin berichtete
darüber in Haaretz). Sogar Uri Avnery,
damals ein Knessetmitglied, stimmte für die
Annektierung Jerusalems.
Einer meiner
Gastgeber, David, arbeitete als politischer
Berater für die Labor-Partei. Als ich ihn
fragte, wo die Palästinenser ihre Hauptstadt
haben sollten, antwortete er: “Warum nicht
in Ramallah?”
Diese
politische Kultur kann erschreckend sein. Am
Jerusalem-Tag war ich unter der Masse der
Juden, die durch das Damaskus-Tor die
Altstadt betraten und obwohl ich religiöse
Freude sah, so sah ich andererseits auch
Intoleranz und Ethnozentrismus. Eine Gruppe
religiöser Männer verhöhnten im Sprechchor
die Palästinenser und umringten sie: “Das
Volk der Ewigkeit fürchtet nicht den langen
Weg.” Ein Australier, der eine Flasche
Tequila schwenkte, sagte mir: “Jerusalem ist
die Seele des jüdischen Volkes und unsere
Hauptstadt auf ewig.”
Also wirklich,
was hat Jerusalem mit seinem Leben in
Australien zu tun? Anders gesagt, welcher
Rüpel würde eine Likörflasche in einem vom
Militär besetzten muslimischen Viertels
eines Landes, das nicht sein eigenes ist,
schwenken? Und sehen Sie sich die illegalen
Siedler dort an. Sie haben ein Heim
geschaffen in dem muslimischen Viertel und
verteilen Wasser.
Amerikanische
Juden pflegten zu sagen, Israelis wären
taff. Das war ein Kompliment; Wir dachten,
dass sie wüssten, wie man in der realen,
globalen Welt lebt, im Gegensatz zu uns,
weil wir weich wären. Die meisten der
Israelis, die ich trat, waren nicht taff,
sondern abgebrüht. Sie verachten die
Nicht-Juden in ihrer Mitte.
In einem
Junggesellenapartement in einem Hochhaus in
Ramat Gan, sah ich mit ein paar
Mitbewohnern „13 Stunden“ ,einen
Thriller, der auf der Ermordung von
US-Diplomaten-Mitarbeitern durch Bengasis
beruht. Als der Mob aus gesichtslosen,
brutalen Arabern das Konsulat stürmte, sagte
ich: „In Amerika fragen wir uns immer,
weshalb hassen sie uns? “
Itamar lachte.
“Na, weil ihr Liberale seid. Hier fragen wir
uns das nicht. Wir hassen uns gegenseitig.”
Er und seine
Mitbewohner waren amüsiert, dass ich nach
Sonnenuntergang zur Peace Now-Demonstration
ging. Für sie war das Extremismus und
Naivität. „Es gibt keine Besatzung“, sagte
Itamar. “Weil Gott euch das Land gab?”,
ergänzte ich. Nein. Er hatte sein orthodoxes
Leben 10 Jahre zuvor aufgegeben. Er war
Rechtsanwalt und sagte, es gäbe eine völlig
legale Basis für Israels Recht auf das Land.
„Du solltest die internationalen Dokumente
sorgfältig lesen“, sagte er.
Ich konnte
ahnen, dass mir ein Vortrag über das San
Remo-Abkommen und die Liga der Nationen
bevorstünde, und ich stand auf und ging zu
der Demonstration.
Dort sprach
ich mit
Galia Golan, einem Gründer von Peace Now
und Politik-Wissenschaftler, über die
Einstellung der Mehrheit. “Die Menge am
Jerusalem-Tag ist historisch
charakteristisch,” sagte sie. “Es ist das,
was du in Deutschland in den 1930-gern
gesehen hast.”
Golan sagte,
sie lehnte das Wort „Faschismus"ab, bis
2009, als Netanyahu wieder Premierminister
wurde infolge des Gaza-Krieges und das Land
umkrempelte. Bei der Peace Now-Demonstration
gegen den 2014 Gaza-Krieg in Tel Aviv musste
die Polizei die Masse zurückhalten, die
schrie: „Tod den Arabern!“
Israelische
Behörden überwachen nun die Beiträge der
sozialen Medien der Palästinenser, so dass
sie genau voraussagen können, wer Gewalt
anwenden wird, und bringen diesen „Beweis“
einem Richter, der einen
Untersuchungshaftbefehl ausstellen wird.
„Verstehst du den Grad der Kontrolle der
Bevölkerung, den das bedeutet?“, sagt Yossi
Gurvitz, der Schriftsteller. “Das ist 1984.
Und du kannst erwarten, dass das in einigen
Jahren auch in deinen Lebensraum kommt.”
Ich hatte
meinen sehr nachdenklichen Gastgeber im
Hinblick auf diese Einstellung befragt.
Allon ist ein ultra-orthodoxer
Intellektueller, der in einem
Art-Deco-Apartment in Jerusalem lebt. “Ich
verstehe, dass der Talmud sagt, dass es
nichts Schlimmeres gibt, als eine andere
Person zu in Verlegenheit zu bringen oder
zu beschämen“, sagte ich. “Wie rechtfertigt
die Religion die grausame Behandlung der
Palästinenser?”
Allon sprach
vorsichtig.
“Das mit dem
Talmud entspricht der Wahrheit. Das ist, wie
ein Amerikaner ein Jordanier, ein Türke
behandelt werden sollte. Aber ein religiöser
Mensch würde sagen, dass Gott uns dieses
Land gegeben hat, also was tust du hier? Und
deshalb wäre die Beziehung anders. Der
Talmud sagt, es gibt Situationen, in denen
du andere beschämst, zum Beispiel: ein Kind
sollte sich schämen, wenn es etwas Unrechtes
tut. Ich meine, dass ist es, was sie über
die Palästinenser sagen würden.”
Es war
rührend, dass Allon sich selbst von dieser
Einstellung distanzieren musste; und dennoch
war das Verhalten überall. Er und ich, wir
trafen uns in einem Café, weil seine Eltern
gekommen waren, um in dem Apartment an
diesem Tag zu wohnen, und befürchtete sich,
seine Eltern einem liberalen Amerikaner
auszusetzen.
Der
Geschichtenerzähler in mir warf einen
flüchtigen Blick auf das Zeichen des
Schicksals (des Verderbens) in Israel. In
Vorbereitung des Kommens von Allons Eltern
stellte eine Reinigungsfrau die Wohnung auf
den Kopf. Sie kam aus Südafrika und
durchlief eine religiöse Konvertierung, um
hier zu bleiben. Ihr gefiel es hier. Anat
erzählte mir von einem Freund, der seinen
Wohnplatz auf einer Internetseite für
Couchsurfing auflistet, sie jedoch auf
deutsche Mädels als Gäste beschränkt. So
gewinnt er Freundinnen. Südafrika,
Deutschland und Israel, historische
Doppelgänger.
Ich will
glauben, dass diese Situation untragbar ist,
wie John Kerry und Condoleezza Rice zu sagen
pflegten. Du kannst eine Besatzung nicht für
immer aufrechterhalten. Und dennoch lehnten
die meisten Israelis, die ich traf, diese
Gespräche ab und argumentierten, dass es
keinen Grund gebe, nicht eine sehr lange
Zeit noch so weiterzumachen. Sie wollen von
der Idee abweichen, dass das Land geteilt
werden muss und deshalb ist der
palästinensische Teil besetzt. Anscheinend
wollen sie, dass die Palästinenser die
Position der amerikanischen Indianer
einnehmen und deshalb die Tatsache eines
jüdischen Staates akzeptieren und sich damit
abfinden.
“Es mag keinen
Frieden geben,” sagte David, der
Labor-Berater, achselzuckend. “Ich sehe
nicht, wofür sie kämpfen; sie haben ein
gutes Leben mit uns“, sagte Oded, 32.
Die Peace
Now-Demonstration war groß, meiner Schätzung
nach 8 000 — aber als ich fortging, drückte
eine Mutter, die zu ihren Kindern nach Hause
zurückkehrte ihre Enttäuschung aus: die
Menge war nicht groß genug, um eine
politische Reaktion hervorzurufen. Ich sah
nicht einen Jarmulke auf der Peace
Now-Demonstration. Viele der Demonstranten
schienen Akademiker zu sein. Allon, mein
ultra-orthodoxer Gastgeber sagte mir, die
säkulare Linke sei erschüttert, weil sie
westlich und europäisch sei und Israel folge
seinem Schicksal, eine östliche
undemokratische Gesellschaft zu sein. Ayelet
Shaked, der Justizminister, sei zur Zeit
enger mit den Muslimen als die Labor, weil
diese religiös sei, sagte er.
Even Anat, der
Hashomer Hatzair Zionist, schien die
politische Kultur zu akzeptieren. Ihre
Arbeit brachte sie nach Bethlehem, an dem
Tag unseres Gespräches; und sie ärgerte
sich, dass die Palästinenser das Wort
„Ghetto“ auf die Trennmauer geschrieben
hatten. „Das entstellt die Geschichte des
jüdischen Volkes und des Holocaust, wenn du
mit Wörtern um dich wirfst, wie Ghetto und
Apartheit“, sagte sie. „Sie haben große
Häuser und genügend zu essen. Ihr Leben ist
nicht perfekt, aber sie kommen zurecht.”
Ihre Ansichten
unterschieden sich nicht von denen mehrerer
Israelis, die mir sagten, die Palästinenser
müssten ihren Status akzeptieren und hätten
einen „ökonomischen“Frieden, außer dass sie
ein Poster von Martin Luther King Jr über
ihrem Bett hängen hatte und ich kann mir
nicht vorstellen, dass sie das hatten.
MLK Jr. An der
Wand einer liberalen Zionistenmauer in
Jerusalem.
„All diese
Menschen verschließen die Augen vor der
Wahrheit“, sagt Yossi Gurvitz. Das ist
Apartheid. David Ben Gurion hat vor 50
Jahren vor Apartheid gewarnt und sie ist
eingetreten. “Ich sag jedem unter 25 Jahren,
der hier lebt: „Fliehe,” sagt Gurvitz.
Während der
Parade zum Jerusalem-Tag gab es
Demonstrationen am Damascus-Tor. Scott Roth,
the Verleger dieser Internetseite war auf
der anderen Seite des Eingangs und
beobachtete eine israelische
Polizeioffizierin, die die Kontrolle bei
palästinensischen Frauen verlor. Offenbar
war diese Offizierin beauftragt, mit den
palästinensischen Frauen fertig zu werden.
Sie ohrfeigte eine der Frauen, als sie nicht
sofort ihrem Befehl folgte, zwei andere
misshandelte sie ebenfalls. Wenn es so etwas
wie eine professionelle Besatzungsarmee
gegeben hätte, hätte ein kommandierender
Offizier ihr gesagt, sie solle eine Pause
einlegen und sich von dort entfernen“, sagte
Roth. Aber nein; das Verhalten wird
absichtlich übersehen. Ganz Israel
unterstützt das, mehr oder weniger bewusst.
Und natürlich gibt es einen legalen
doppelten Standard: die Polizisten
unternehmen nichts, um zu unterbinden, dass
die Siedler: „Tod den Arabern!“ sagen.
Die Israelis
wissen von den Ungerechtigkeiten bis zu
einem gewissen Grad, weshalb sie defensiver
denn je sind. Haben wir jemals Führer eines
Landes so unaufhörlich von ihrem
Existenzrecht sprechen hören?, weil sie
wissen, dass so viele weltweit diese
Abkommen als rechtswidrig ansehen. Vor zwei
Jahren wurde der Journalist (Matti
Friedman got angry at American critics )
Matti Friedmann wütend auf Kritiker Israels
und sagte, wir sind wie ein Dorf auf den
Hängen eines Vulkans. Er hat sicherlich in
geistigem Sinn Recht. Israelis wissen, dass
sie hier nicht erwünscht sind. Deshalb haben
sie so viele Gewehre und deshalb ziehen sich
so viele in die Seifenblase von Tel Aviv
zurück, um dem muslimischen Umfeld zu
entkommen und deshalb bezeichnen viele von
ihnen dies als einen Jahrhundertkrieg:
Irland, nicht Südafrika (wie Gurvitz sagt).
Das Fehlen
jeglicher politischer Perspektive und der
lange Zeitraum des Konfliktes verlieh
Israels Existenz eine trostlose Struktur.
Die Politik dreht sich nur um Terroropfer
und darum, den nächsten Angriff zu
verhindern. Sarah, eine israelische
Amerikanerin, sagte bei einer
Anti-Trump-Demonstration, an der ich
teilnahm, ihre Israel liebende Familie und
Freunde seien wütend auf sie aufgrund ihrer
Teilnahme an der Demonstration. „Der
Unterschied zwischen mir und ihnen, sagte
sie, „ ist, dass während alle von uns die
Sicherheit Israels in den Mittelpunkt der
Politik stellen, ich mich auch für andere
Dinge, wie für Frauenrechte einsetzen kann.
“Ich glaube,
dass in 300 Jahren dort Frieden herrschen
wird und sie glauben, dass dort niemals
Frieden sein wird“, sagte sie.
Sogar die
Labor-Partei spricht nicht von einen
palästinensischen Staat oder von der
Auflösung der Siedlungen. Allon sagte, die
Labor-Partei könne bald von der israelischen
Version eines Emmanuel Macrons verdrängt
werden,von Yair Lapid, der sich nie um die
Besatzung Sorgen macht. Und, was den
israelischen Martin Luther King—Ayman Odeh,
Führer der Gemeinsamen Liste angeht, so war
mein Labor-Gastgeber David ablehnend: “Odeh
ist ein Fehler!”
Warum? “Weil
er sich weigert, Terror zu verurteilen und
weil er nicht an der Beerdigung von Shimon
Peres teilgenommen hat.”
Keiner meiner
Gastgeber bestätigte auch nur eine
heldenhafte Aktion des palästinensischen
Widerstands während meines Besuchs, den
Hungerstreik der Gefangenen für bessere
Bedingungen. Sie blenden einfach komplett
die wahren Konditionen unzähliger Themen
ihrer Regierung aus.
Selbstverständlich gibt es Ausnahmen,
israelische Dissidenten. Am Damascus-Tor,
als israelische Offiziere bei einer
Demonstration amerikanische Juden im
Polizeigriff wegzogen – dabei einer Frau den
Arm brachen—war ein stattlicher, bärtiger
Mann, der vertraut mit den Soldaten
schimpfte und sie zur Zurückhaltung drängte.
Dieser war Yehuda Shaul von Breaking the
Silence. Gideon Levy benötigte
Personenschützer, aber er verschweigt nicht,
was Israel den Palästinensern antut. Yossi
Gurvitz verlor Familie und Freunde, als er
zum Dissidenten wurde.
Ich erlebte
etwas von diesem Leid und der Isolation, als
ich nur eine Woche mit den Israelis zusammen
war. Bei der Anti-Trump-Demonstration fragte
ich eine Frau, die ein Poster hielt, das
Trump als „Schmuck“ bezeichnete, wie ihr
Name sei und sie fragte nach meiner Politik.
Progressiv, jüdischer Anti-Zionist.“
„Anti-Zionist!“ Sie wandte sich ärgerlich
ab.
Eine
potentielle Airbnb-Gastgeberin in Tel Aviv,
eine selbsternannte Hippie-Frau, zog eine
Buchung zurück, nachdem ich ihr sagte, ich
sei von Mondoweiss. Es stellte sich heraus,
dass sie die Wohnung letztendlich benötigte.
“Vielleicht zu einer anderen Zeit...Ich
kenne [deine Website]. Ich hoffe, du
findest inneren Frieden und in deiner
Eigenidentität, das ist der einzige Weg, um
Frieden in der Welt zu manifestieren.”
Ich fühlte
mich als sehr schlechte Person, dass ich
Menschen diesem Risiko an diesem unsicheren
Ort aussetzte, indem sie dumme Dinge sagten.
Ich rief meine Frau zur Unterstützung an.
Wenn ich in
dieser Gesellschaft lebte, wüsste ich nicht,
wie ich meinen Weg spirituell aufrecht
halten würde. In den USA habe ich Jobs
verloren und wurde von meiner eigenen Mutter
aufgrund meiner Einstellungen als
niederträchtig bezeichnet, aber wenn der
Pro-Israel-Block in den USA monolithisch
ist, ist es nicht ozeanisch: es hat immer
Menschen gegeben, von denen ich
Unterstützung bekommen konnte. In Israel ist
es ozeanisch: dort gibt es eine Stimmung
einer riesigen vereinigten abgeflachten
Masse, die dich als Verräter ansieht, der
zum Terrorismus fähig ist.
Was wäre, wenn
meine Eltern entschieden hätten, in den
68-gern ihren Freunden hierher zu folgen?
Wäre ich dann gerecht? Wäre ich ein
Dissident? Letztlich, ja; aber ich stelle
mir vor, es wäre ein qualvoller Weg gewesen,
den ich in meinen 40-gern or 50-gern hätte
durchbrechen müssen. Ich identifizierte mich
am meisten auf meiner Reise mit den drei
Junggesellen in Ramat Gan.
Ein wenig
„in“, ein wenig ernst, professionellen
Ambitionen folgend, Itamar, der ernsteste,
der „Entourage“ anschaut und Bitcoin-Handel
am Sabbath betreibt (ein langer Weg vom
ultra-orthodoxen Teenager, als er sich in
Jerusalem davonschlich, um im Internet zu
surfen, und „OTD“ ging (?), “off the derech”
und den orthodoxen Weg verlassen hat. Hätte
ich eine Eliteausbildung in Israel gehabt,
hätte ich mich angepasst, genau so wie ich
mich meiner Harvard Umgebung angepasst habe
und versucht, mich an Israels Konditionen zu
halten.
Die
israelische Polizei entfernt linke
Protestierer, die auftraten und sich setzten
und den Weg der Jerusalem-Tag-Parade
schwärzten, und den jährlichen Marsch durch
die Altstadt, der die Einnahme von
Ostjerusalem durch Israel symbolisiert.
(Photo: IfNotNow/Twitter)
Natürlich ist
die wichtigste Frage: „Was werden die
amerikanischen Juden tun? Ich sah hunderte
von Geburtsrechts-Kindern auf meinen
Reisen, aber ich sah auch ein Dutzend oder
mehr junge Juden, die gegen die Besatzung am
Damascus-Tor demonstrierten. Scott Roth,
der selten optimistisch ist, wandte sich zu
mir um und nickte bewundernd. “Das sind die
guten Kerle.”
“Es gibt nicht
so viele von ihnen,” sagte ich.
“Nein. Aber
letztes Jahr waren sie noch nicht hier.
Nächstes Jahr werden mehr von ihnen hier
sein.”
Nur
amerikanische Juden können Israel vor der
Ideologie retten, die es einhüllt. Der
Wandel wird nicht von den Israelis kommen.
*Ich
benutzte Pseudonyme für meine Gastgeber,
Anat, Allon, David, und Itamar, um ihre
Privatsphäre zu schützen.
Über Philip
Weiss
Philip Weiss
ist der Gründer und Co-Verleger von
Mondoweiss.net.
Übersetzt
aus dem Englischen von Inga Gelsdorf mit
freundschaftlicher Unterstützung von Doris
Pumphrey. |
Israels neuer
aggressiver
Kulturkampf
-
Richard Falk* - 8. 5. 2017 - Vor einigen
Wochen erschien mein Buch „Palestine‘s
Horizon: Toward a Just Peace“ [etwa:
„Palästinas Horizont: Auf dem Weg zu einem
gerechten Frieden“) bei Pluto in
Großbritannien. Ich war gerade in London und
Schottland für eine universitäre
Vortragsreihe, um mein Buch vorzustellen.
Sein Erscheinen fiel zufällig zusammen mit
der Veröffentlichung eines Berichts, der von
der UN- Social and Economic Commission of
West Asia [Sozial-ökonomische Kommission für
Westasien] in Auftrag gegeben worden war,
was meiner Anwesenheit eine Bedeutung
verlieh, die sie ansonsten nicht bekommen
hätte. Der Bericht war zu dem Schluss
gekommen, dass die israelische Behandlung
des palästinensischen Volks nachweislich auf
„Apartheid“ hinausläuft, wie sie im
Völkerrecht definiert ist.
Es gab
erhebliche Widerstände seitens zionistischer
Militanter, die Störungen [meiner Auftritte]
androhten. Diese Drohungen reichten hin, um
die akademischen Verantwortlichen derartig
einzuschüchtern, dass meine Vorträge an der
University of East London und an der
Universität von Middlesex aus „Gesundheits-
und Sicherheitsgründen“ abgesagt wurden.
Möglicherweise
waren diese administrativen Entscheidungen
zum Teil auch zurückzuführen auf die
Tatsache, dass ein früherer Vortrag von mir
an der LSE [London School of Economics and
Political Science] in der Tat so gestört
wurde, dass das Sicherheitspersonal der
Universität sich gezwungen sah, zwei
Personen aus dem Publikum zu entfernen, die
herumpöbelten, eine israelische Flagge
entrollten, aufstanden und sich - auf die
höfliche Bitte des Moderators hin -
weigerten, sich wieder hinzusetzen.
In all den
Jahren meiner weltweiten Vorträge zu den
verschiedensten Themen waren niemals
Veranstaltungen abgesagt worden, obwohl
ziemlich häufig entsprechender Druck auf die
Universitätsverwaltungen ausgeübt wurde,
wobei aber gewöhnlich finanzielle
Repressalien angedroht wurden, falls ich
sprechen sollte. Was in Großbritannien
passierte, ist Teil zunehmend übler
Bemühungen pro-israelischer Aktivisten, jede
Debatte zu verhindern - durch störendes
Verhalten, Sicherheitsbedrohungen und durch
Diffamierung von Personen, die für Kritiker
Israels gehalten werden, als Antisemiten und
in meinem Fall als „selbsthassender“, ja
sogar als sich „vor sich selbst ekelnder“
Jude [self-loathing Jew].
Zurück in den
USA erlebte ich eine neue Vorgehensweise.
Genau die Personen, die in London gestört
hatten, verfassten – offensichtlich im
Verein mit gleichgesinnten Kameraden –
bösartig herabwürdigende Besprechungen
meines Buches bei Amazon in den USA und dem
Vereinigten Königreich und gaben dem Buch
die niedrigstmögliche Bewertung.
Dies
beunruhigte meinen Verleger, der darauf
hinwies, dass die Beurteilung eines Buches
bei Amazon sehr direkte Auswirkungen auf den
Verkauf hat. Ich schrieb eine Nachricht in
meiner Facebook-Chronik, dass mein Buch in
dieser Weise angegriffen wurde und ermutigte
Facebook-Freunde, Besprechungen
einzustellen, was zu einer zeitweiligen
Verbesserung der Bewertung führte. Die
Ultra-Zionisten wiederum reagierten mit ein-
oder zweizeiligen Schmähungen, die sich
nicht im Mindesten auf den Inhalt des Buches
einließen. In diesem Sinne gab es eine
qualitative Differenz, da die positiven
Kritiken gedankenreicher und substanzieller
waren. Dies alles war eine durchaus neue,
negative Erfahrung für mich.
Obwohl ich in
diesem digitalen Zeitalter im Laufe der Zeit
etliche Bücher herausgebracht hatte, war ich
„online“ nie zuvor derartig angegriffen
worden, offensichtlich in der Absicht,
potentielle Käufer abzuschrecken und mich
als Autor herabzuwürdigen. Diese Kampagne
ist in der Tat eine neuartige Version
digitaler Bücherverbrennung, und obzwar sie
nicht so ins Auge sticht wie ein offenes
Feuer, sind ihre destruktiven Absichten die
gleichen.
Diese beiden
Erfahrungen, die Londoner Absagen und die
Amazon-Schikanen, veranlassten mich,
umfassender zu reflektieren, was hier vor
sich geht. Bei weitem bedeutsamer als meine
persönlichen Erfahrungen sind entschlossene,
üppig finanzierte Bemühungen, die UNO dafür
zu bestrafen, dass sie aufmerksam macht auf
israelische Menschen- und
Völkerrechtsverletzungen, die Teilnahme an
der BDS-Kampagne zu kriminalisieren und den
Antisemitismus auf eine Weise umzudeuten und
zu instrumentalisieren, dass seine Ablehnung
und Abwehr den Antizionismus, ja sogar die
akademische und analytische Kritik
israelischer Politik und Praktiken mit
einschließt, was auch auf meine Lage in
diesem Bereich übelster Schmähkritik
zutrifft.
Israel ist
gegen Menschenrechtsorganisationen innerhalb
seiner eigenen Grenzen vorgegangen,
verweigert BDS-Unterstützern die Einreise
und verbietet ausländischen Touristen
praktisch den Besuch des Westjordanlandes
oder des Gazastreifens. Mit einer
bemerkenswerten Demonstration der
Geschlossenheit überwanden sämtliche 100
US-Senatoren jüngst die polarisierte
Atmosphäre in Washington und schickten dem
neuen UNO-Generalsekretär, Antonio Guterres,
einen arroganten Brief, in dem sie eine
freundlichere, „blau“-waschende** Haltung
gegenüber Israel in der UNO einforderten und
finanzielle Konsequenzen androhten, falls
ihre empörenden Ansichten nicht beachtet
würden.
Israels
glühendste und mächtigste Unterstützer
verwandeln die Debatte um Israel/Palästina
in einen aggressiven Kulturkampf. Diese neue
Art des Krieges wurde mit der Ermunterung
und Unterstützung durch die israelische
Regierung begonnen und bekam ideologischen
Rückhalt von solch extremistischen
Interessengruppen wie UN Watch, GO Monitor,
AIPAC und etlichen anderen. Dieser
Kulturkampf wird auf den Straßen von
zündelnden Militanten geführt, die auf
symbolische Mittel der Gewalt zurückgreifen.
Die für die
akademische und die Gedankenfreiheit in
einer demokratischen Gesellschaft
nachteiligen Konsequenzen sollten nicht
unterschätzt werden. In etlichen westlichen
Ländern lässt sich ein sehr negativer
Präzedenzfall beobachten. Führende
Regierungen kollaborieren mit Extremisten,
um eine konstruktive Auseinandersetzung über
ein sensibles Thema abzuwürgen, das Leben
und Wohlbefinden eines seit langem
unterdrückten Volkes betrifft.
Es gibt zwei
weitere Dimensionen dieser Entwicklungen,
die es zu bedenken gilt:
1. In den
letzten Jahren verliert Israel den
Legitimitätskrieg mit den Palästinensern,
den israelische Denkfabriken „das
Delegitimierungsprojekt“ nennen. Im
Verhältnis zu den moralischen und legalen
Dimensionen des Kampfes der Palästinenser um
ihre Rechte sind das Eindreschen auf die UNO
und persönliche Verunglimpfungen
verzweifelte Manöver eines bereits
geschlagenen Gegners.
2. Während
dieses abstoßende Spektakel selbstgerechter
Empörung einem den Atem verschlägt, wird die
Aufmerksamkeit abgelenkt vom anhaltenden
Leid, das dem palästinensischen Volk seit
langem zugefügt wird als Ergebnis von
Israels ungesetzlichen Praktiken und
Strategien, sowie seiner Verbrechen gegen
die Menschlichkeit in Form von Apartheid,
kollektiven Bestrafungen, ethnischer
Säuberung und vielem mehr.
Der wirkliche
institutionelle Skandal ist nicht, dass die
UNO von Israel „besessen“ ist, sondern eher
dass sie daran gehindert wird, Maßnahmen zu
ergreifen, die ausreichenden Druck auf
Israel ausüben könnten, um es zu einem Abbau
von Apartheidstrukturen zu bewegen, auf die
es sich stützt, um die Palästinenser seit
mehr als 70 Jahren zu unterdrücken, zu
vertreiben und zu enteignen, ohne dass ein
Ende in Sicht wäre.
*Richard Falk
ist „Albertz G. Milbank Professor des
Völkerrechts an der Princeton Universität
und Gastprofessor für Globale und
Internationale Studien an der Universität
von Kalifornien, Santa Barbara.
** 2001 wurde
auf Initiative des damaligen
UNO-Generalsekretärs Kofi Annan der "Gobal
Compact" ins Leben gerufen. Der Vertrag soll
die Umsetzung von Menschenrechten durch
Unternehmen in der Globalisierung fördern.
Die meisten NGOs kritisieren heute, dass
viele der weltweit über 7000 Unternehmen,
die inzwischen Mitglieder des "Global
Compact" sind, die Partnerschaft mit den
Vereinten Nationen lediglich zum "Bluewashing"
nutzen. Das eigene Image wird mit Hilfe der
blauen UN-Plakette
reingewaschen.
(Übersetzung: Jürgen Jung) -
Quelle |
Letzter Hürdenlauf der
UNO, bevor sich
Israel von den Palästinensern befreien kann
-
Jonathan Ofir -
16.06.2017 -
Israelische und US-Beamte sind dabei,
gemeinsam Donald Trumps angeblichem "ultimate
deal" für eine Beendigung des
israelisch-palästinensischen Konflikts
zuvorzukommen. Sie hoffen, die
palästinensische Sache zu einer Fußnote in
der internationalen Diplomatie zurückstufen
zu können.
Die
Konspiration – es ist wirklich eine – wurde
letzte Woche während des Besuchs von Nikki
Haley, Washingtons Gesandter bei der
Vereinten Nationen, in der Region sehr
sichtbar. Ihr Begleiter war Danny Danon, ihr
israelischer Amtskollege und ein glühender
Gegner einer palästinensischen
Staatlichkeit.
Danon lässt
den israelischen Premierminister Benjamin
Netanyahu moderat aussehen. Er hat die
israelische Annexion der Westbank
unterstützt sowie die israelische Herrschaft
über die Palästinenser im Apartheid-Stil.
Und Haley scheint unbeirrt. Während eines
Treffens mit Netanyahu sagte sie ihm, die
UNO würde "Israel tyrannisieren". Sie hat
den mächtigen Sicherheitsrat gewarnt, er
solle sich auf Iran, Syrien, Hamas und
Hizbollah konzentrieren anstatt auf Israel.
Um seinen
kleinen Verbündeten zu schützen, droht
Washington den US-Beitrag zu der
Weltorganisation um Milliarden zu kürzen,
sie in eine Krise zu stürzen und ihre
Frieden sichernden und humanitären
Operationen in Gefahr zu bringen.
Auf dem Weg
nach Israel machte Haley beim
UN-Menschenrechtsrat in Genf Halt und
forderte ihn auf, seine "pathologische"
Opposition gegen die israelische Jahrzehnte
andauernde Besatzung sowie die
Menschenrechtsverletzungen aufzugeben – oder
die USA würden die Organisation verlassen.
Washington hat
Israel lange verhätschelt, indem es ihm
jedes Jahr Millionen Dollar zum Kauf von
Waffen zur Unterdrückung der Palästinenser
gegeben und von seinem Veto zur Blockierung
von UN-Resolutionen zur Durchsetzung des
Völkerrechts Gebrauch gemacht hat.
UN-Expertenberichte wie der letzte über die
Apartheid-Herrschaft Israels über die
Palästinenser sind begraben worden.
Aber schlimmer
noch. Jetzt ist das Rahmenwerk des
internationalen Rechts und der
internationalen Institutionen, die nach dem
Zweiten Weltkrieg geschaffen wurden, in
Gefahr zerpflückt (zerlegt) zu werden.
Diese Gefahr
wurde noch deutlicher am Sonntag, als
herauskam, dass Netanyahu Haley dringend
aufgefordert hat eine andere, Israel sehr
verhasste UN-Agentur zu demontieren. UNRWA
kümmert sich um mehr als 5 Millionen
palästinensischer Flüchtlinge in der Region.
Seit dem Krieg
von 1948 hat sich Israel geweigert diesen
Flüchtlingen die Rückkehr in ihr Land zu
erlauben; jetzt zwingt es (die
Palästinenser) in Israel (bzw. in den
besetzten Gebieten, Ü.) in Erwartung eines
Friedensvertrags, der nie kommt, in
miserablen, überfüllten Camps zu leben.
Diese enteigneten Palästinenser sind für
Bildung, Gesundheits- und soziale
Dienstleistungen noch immer von der UNRWA
abhängig.
Netanyahu
sagt, die UNRWA "verewige" ihre Probleme
eher als sie zu lösen. Er hätte lieber, dass
der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge (UNHCR)
für sie zuständig wird, das sich um alle
Flüchtlingspopulationen kümmert.
Seine
Forderung ist eine riesige Kehrtwende nach
70 Jahren. Tatsächlich war es Israel, das
1948 auf einer eigenen UN-Flüchtlingsagentur
für die Palästinenser bestand.
UNRWA wurde
geschaffen, um zu verhindern, dass die
Palästinenser in die Verantwortung des
Vorläufers des UNHCR fällt, der
Internationalen Flüchtlingsorganisation (IRO).
Israel fürchtete, dass die IRO, die
unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg
aufgebaut worden war, den palästinensischen
Flüchtlingen dieselbe Wichtigkeit geben
könnte wie den europäischen Juden, die vor
den Nazigräueln geflüchtet waren.
Israel wollte
nicht, dass man diese beiden Fälle
miteinander verglich, besonders weil sie so
eng miteinander verbunden waren. Es war der
Aufstieg des Nazismus, der das zionistische
Anliegen eines jüdischen Staates in
Palästina sowie die Ansiedlung von jüdischen
Flüchtlingen auf Land abstützte, von dem die
Palästinenser gerade erst von Israel
vertrieben worden waren.
Außerdem war
Israel besorgt, die IRO könnte, nachdem sie
dem Prinzip der Repatriierung verpflichtet
war, Israel zwingen die Rückkehr der
palästinensischen Flüchtlinge zu
akzeptieren.
Israel hat
damals eindeutig gehofft, dass die UNO das
Problem der palästinensischen Flüchtlinge
nicht lösen würde; es sollte sich eher
selbst lösen. Die Idee war in einer
zionistischen Redensart verborgen: "Die
Alten werden sterben und die Jungen
vergessen."
Aber Millionen
palästinensischer Nachkommen rufen noch
immer nach ihrem Recht auf Rückkehr. Wenn
sie nicht vergessen können, dann möchte
Netanyahu lieber, dass die Welt sie
vergisst.
Nachdem
blutige Kriege den Nahen Osten erfasst
haben, wäre der beste Weg zum Erreichen
dieses Ziels, dass die Palästinenser unter
die 65 Millionen anderer Flüchtlinge der
Welt eintauchten. Warum sich um die
palästinensische Sache sorgen, wenn es
Millionen Syrer gibt, die erst durch den
Krieg vertrieben worden sind?
Aber UNRWA
stellt eine Herausforderung dar, weil es in
der Region tief verwurzelt ist und auf einer
gerechten Lösung für die palästinensischen
Flüchtlinge besteht.
Zum großen
Stab der UNRWA gehören 32.000
palästinensische Sachbearbeiter, Lehrer und
Ärzte, von denen viele in Flüchtlingslagern
in der Westbank leben – dem
palästinensischem Territorium, nach dem
Netanyahu und Danon dürsten. Die Präsenz der
UNO dort ist ein Hindernis für die Annexion.
Am Montag
kündigte Netanyahu seine Entschlossenheit
an, Europa an der Finanzierung israelischer
Menschenrechtsorganisationen zu hindern, die
die größten Aufpasser in der Westbank und
eine wichtige Datenquelle für UN-Agenturen
sind. Er lehnt es jetzt ab, irgendeinen
Weltpolitiker zu treffen, der mit diesen
Menschenrechtsgruppen spricht.
Mit Trump im
Weissen Haus, einem krisengeplagten, immer
zahnlosen Europa und einer arabischen Welt
im Chaos möchte Netanyahu diese Chance
ergreifen und auch die UNO aus dem Weg zu
räumen.
Globale
Institutionen wie die UNO und das
Völkerrecht, das sie hochhält, wurden nach
dem Zwieten Weltkrieg geschaffen, um die
Schwächsten zu schützen und ein
Wiederauftreten des Holocaust-Terrors zu
verhindern.
Heute ist
Netanyahu bereit alles zu riskieren und die
internationale Nachkriegsordnung
niederzureissen, wenn dieser kolossale
Vandalismus ihn endlich von den
Palästinensern befreien würde.
Quelle
Übersetzung:
K. Nebauer |
Palestine
Update Nr. 50 – 13. Juni
2017 - Palästinensische Christen fordern
Weltkirchenrat und die ökumenische Bewegung
auf zu „kostbarer Solidarität“ in diesem
anscheinend „unmöglichen Moment“.
„Wir haben allenthalben Trübsal, aber wir
ängstigen uns nicht, uns ist bange, aber wir
verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber
wir werden nicht verlassen. Wir werden
unterdrückt, aber wir kommen nicht um“
(2.Kor 4, 8-9)
Offener
Brief der Nationalen Koalition christlicher
Organisationen in Palästina (NCCOP) an den
Weltkirchenrat und die ökumenische Bewegung
Lernet, das Rechte zu tun; sucht die
Gerechtigkeit. Verteidigt die Unterdrückten
(Jes. 1,17)
Hintergrund - Wenn wir in diesem
Monat in Bethlehem im besetzten Palästina
zusammenkommen, leiden wir immer noch an 100
Jahren Ungerechtigkeit und Unterdrückung,
die dem palästinensischen Volk mit dem
Anfang der ungerechten und gesetzeswidrigen
Balfour-Deklaration aufgebürdet wurde,
intensiviert durch die Nakba und das
Hereinströmen von Flüchtlingen und gefolgt
durch die israelische Besetzung der
Westbank, von Ostjerusalem und Gaza und der
Zerstückelung unseres Volkes und unseres
Landes durch die Politik der Isolation und
Konfiskation von Land durch die Errichtung
von Siedlungen „nur für Juden“ und die
Apartheid-Mauer.
Wir leiden auch noch an der politischen
Erklärung eines westlichen Imperiums, das
sich auf eine verdrehte theologische
Prämisse gründet. Sogar einige Kirchen und
etliche christliche Führer haben die
Einrichtung eines Kolonialstaates in unserem
Land unterstützt, und die Nation total
ignoriert, sogar entmenschlicht - unser
Volk, das bereits seit Jahrhunderten hier
lebt und den Preis für die in Europa
begangenen Abscheulichkeiten bezahlt.
Hundert Jahre später und mit tausenden
verlorenen Menschenleben, Städten und
Dörfern, die vom Gesicht der Erde wegrasiert
wurden – aber nicht aus unserem Gedächtnis;
mit Millionen Flüchtlingen, tausenden
zerstörten Wohnungen und der laufenden
Einkerkerung von Gefangenen geht unsere
Nakba weiter.
Hundert Jahre später und es gibt immer noch
keine Gerechtigkeit in unserem Land.
Diskriminierung und Ungleichheit,
militärische Besetzung und systematische
Unterdrückung sind an der Tagesordnung.
Heute stehen wir vor einem toten Punkt und
wir haben einen Stillstand erreicht.
Trotz aller Versprechungen, endloser
Gipfelgespräche, UN-Resolutionen, Aufrufen
von religiösen Anführern und Laien sehnen
sich die Palästinenser immer noch nach
Freiheit und Unabhängigkeit und suchen
Gerechtigkeit und Gleichheit. Menschlich
gesprochen haben wir den „Moment des
Unmöglichen“ erreicht, wie der emeritierte
Lateinische Patriarch Sabbah kürzlich sagte.
Könnte es sein, dass wir diesen „Moment des
Unmöglichen“ erreicht haben, weil die Dinge
von vornherein – vor 100 Jahren – auf eine
ungerechte Prämisse aufgebaut waren? Sollten
wir erwarten, dass eine solche ungerechte
Deklaration anderes schaffen wird als Hader
und Zerstörung?
Heute ist auch eine Gelegenheit, sich an den
Amman Call zu erinnern, der vor zehn Jahren
proklamiert wurde. Wir sind denen dankbar,
die uns damals in kostbarer Solidarität den
Rücken gestärkt haben, denen, die sich der
Wahrheit und Gerechtigkeit verpflichtet
haben. Wir sind auch betroffen, dass sich
die Situation nach zehn Jahren am Boden
verschlechtert hat und immer noch
verschlechtert. Wie andere Initiativen, die
für die Beendigung der Besetzung eingetreten
sind, hat der Amman Call seine Ziele, einen
gerechten Frieden zu bauen und zu erreichen,
nicht erreicht; wir müssen uns fragen:
warum?
Wir sind auch betroffen über Israels
systemischen Angriff auf den kreativen
Widerstand Palästinas und auf den auf unsere
Partner in aller Welt, die diese Methode
gebrauchen, um Israel unter Druck zu setzen,
die Besetzung zu beenden. In Israel und
weltweit wurden neue Gesetze erlassen, um
gegen diesen kreativen gewaltlosen
Widerstand gesetzwidrig zu opponieren und
alle Bemühungen in Richtung auf Frieden zu
stoppen. Nicht nur ist dies ein Angriff auf
Gewissens- und Redefreiheit, es ist auch ein
Angriff auf unser Recht und unsere Pflicht,
Bösem mit Gutem zu widerstehen. Israel
versucht jetzt gerade, Pilger am Besuch von
Bethlehem – der Stadt des Immanuel – zu
hindern!
Während wir dankbar sind für die „kostbare
Solidarität“, die im Amman Aufruf
artikuliert ist und von vielen Kirchen rund
um die Erde exekutiert wird, sind wir
betroffen, dass einige Kirchen in ihrer
Einstellung während der letzten zehn Jahre
als Ergebnis dieses manipulierenden Drucks
schwächer geworden sind. Viele verbergen
sich hinter der Decke der politischen
Neutralität, weil sie ihre religiösen
Dialogpartner nicht verletzen wollen.
Zuletzt: Wir treffen in unserer Region auf
ein Umfeld von religiösen Kriegen und
Verfolgung.
Religiöser Extremismus ist im Aufwind,
religiöse Minoritäten haben einen schweren
und leidvollen Preis bezahlt. Wir danken
Ihnen für Ihr Bemühen um die Flüchtlinge und
um die Beendigung der Konflikte in unserer
Region. Wir danken Ihnen auch für Ihre
Unterstützung von verfolgten Christen an
Plätzen wie dem Irak und Syrien.
Unser Aufruf
„Selig
sind, die hungert und dürstet nach der
Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden“
(Matth 5/6)
„Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen
verfolgt werden, denn das Himmelreich ist
ihrer. Selig seid ihr, wenn euch die
Menschen um meinetwillen beschimpfen und
verfolgen und reden Übles wider euch, wenn
sie damit lügen. (Matth. 5, 10-11)
Wenn wir vor diesem „Moment des Unmöglichen“
stehen, macht es uns keine Freude zu sagen.
dass wir Euch „dieses schon vor acht Jahren
gesagt haben“ als wir den Moment als einen
Kairos-Moment erklärten. Wir stehen im
Anblick des Unmöglichen, aber wir haben die
Hoffnung nicht verloren, denn als die
Nachfolger des Auferstandenen sind wir das
Volk der Hoffnung. Jedoch brauchen wir Euch
und wir brauchen Euch jetzt mehr als je
zuvor. Wir brauchen Eure kostbare
Solidarität. Wir brauchen mutige Frauen und
Männer, die willens sind, voranzugehen. Das
ist nicht die Zeit für oberflächliche
Diplomatenchristen. Wir bitten Euch dringend
darum, unseren Aufruf zu hören und Euch das
Folgende zu eigen zu machen.
1. Die Dinge beim Namen nennen: Erkenne
Israel als Apartheid-Staat nach der
Definition des internationalen Gesetzes und
in Übereinstimmung mit den Worten von
Desmond Tutu und dem Bericht von UN ESCWA:
„Israel ist schuldig, dem palästinensischen
Volk ein Apartheidregime aufzuzwingen“. Wir
sind beunruhigt über die Tatsache, dass
Staaten und Kirchen mit Israel verhandeln,
als wäre die Situation normal, wobei sie die
Realität der Besetzung, der Diskriminierung
und des täglichen Sterbens im Land außer
Acht lassen. Ebenso, wie Kirchen sich
zusammengetan haben, um die Apartheid in
Südafrika zu beenden, und wie der
Weltkirchenrat eine mutige und mitreißend
prophetische Führungsrolle eingenommen hat,
erwarten wir von Euch das Gleiche!
2. Dass ihr einstimmig die
Balfour-Deklaration als ungerecht
verurteilt, und dass ihr vom Vereinigten
Königreich (UK) Vergebung vom
palästinensischen Volk und Ersatz für die
Verluste fordert. Wir ersuchen die Kirchen
und Christen, die Palästinenser in ihrer
Forderung nach Gerechtigkeit zu
unterstützen. Letzten Endes war es seine
infame Deklaration, die den Grund bereitete
für das Konzept eines ethnisch-religiösen
Staates – genau das, worunter unsere Region
heute leidet.
3. Dass Ihr einen klaren und den stärksten
theologischen Stand gegen jedwede Theologie
oder christliche Gruppe einnehmt, die die
Besetzung rechtfertigt und eine Nation vor
einer anderen aufgrund ihrer Ethnizität oder
eines Vertrages privilegiert. Wir ersuchen
Euch, die von Kairos Palestine
vorgeschlagene Theologie anzunehmen und zu
leben und wir bitten Euch, Konferenzen zu
organisieren, um das Bewusstsein in dieser
Hinsicht zu schärfen.
4. Dass Ihr Stellung nehmt gegen religiösen
Extremismus und gegen jeden Versuch, einen
religiösen Staat in unserem Land und in
unserer Region zu schaffen. Wir bitten Euch,
uns im Kampf gegen die Gründungen von
Extremismen zu unterstützen, und dass Ihr
unseren Rat sucht, ehe Ihr etwas gegen
religiösen Extremismus unternehmt, damit Ihr
unseren Stand hier nicht gefährdet und
beschädigt.
5. Dass ihr Eure Partner für religiösen
Dialog wieder besucht und herausfordert und
dass Ihr sogar bereit seid, die
Partnerschaft aufzugeben, wenn es nötig sein
sollte – wenn Partner Besetzung und
Ungerechtigkeiten in Palästina nicht in
Frage stellen wollen.
6. Dass Ihr Kampagnen für KirchenleiterInnen
und Pilger durchführt: Besuch von Bethlehem
und anderen palästinensischen Städte auf
dieser Seite der Trennmauer in
Zusammenarbeit mit palästinensischen
Touristen- und Pilgeragenturen sei die
Antwort auf die derzeitigen Versuche
Israels. Wir ersuchen Euch, jeden Versuch
Israels oder anderer Christen öffentlich
anzuprangern, die PilgerInnen entmutigen,
palästinensische Orte zu besuchen.
7. Dass Ihr unser Recht und unsere Pflicht
verteidigt, der Besetzung kreativ und
gewaltlos Widerstand zu leisten. Wir
fordern Euch auf, zustimmend über die
Unterstützung wirtschaftlicher Maßnahmen zu
sprechen, die Israel zwingen, die Besetzung
zu beenden, und auch sportliche, kulturelle
und akademische Maßnahmen zu unterstützen,
die sich gegen den Staat Israel wenden, bis
dieser dem internationalen Gesetz und den
UN-Resolutionen entspricht, welcher zu einem
Ende der Okkupation, der Apartheid und der
Diskriminierungen drängt und akzeptiert,
dass Flüchtlinge in ihre Heimat und in ihr
Eigentum zurückkehren. Ihr seid unsere
letzte friedliche Zuflucht. Wir bitten Euch,
als Antwort auf Israels Krieg gegen BDS
diese Maßnahmen zu intensivieren.
8. Dass Ihr Lobby-Gruppen zur Verteidigung
der palästinensischen Christen gründet: Wir
fordern Euch auf, öffentlich und legal
christliche Organisationen rügen, die unsere
Arbeit und Rechtmäßigkeit diskreditieren
9. Darum schlagen wir als Sache größter
Dringlichkeit vor, dass Ihr innerhalb des
WCC ein strategisches Programm ähnlich dem
„Antirassismus-Programm“ aufstellt, um das
Bemühen um Lobbyarbeit und zur Anwaltschaft
anzuleiten und aktive Programme in Richtung
auf Gerechtigkeit und Frieden in Palästina
und Israel zu entwickeln; arbeitet daran,
die Gegenwart der palästinensischen Christen
durch Unterstützung ihrer Organisationen,
der kirchlichen Arbeit und der Bemühungen
zum Frieden zu erhalten.
Als Zeugen für den Glauben halten wir uns an
die lang existierende prophetische
Tradition, die wir bezeugen und
weiterführen, besonders jener Forderungen,
die wir im Amman Call niedergeschrieben und
im Kairos Palestine Dokument ausgedrückt
haben. Wir unterstützen alle Kirchenleiter
hier und in Übersee beim Abwehren des
Druckes, mit dem sie gedrängt werden, nicht
die Wahrheit zu sagen; deswegen haben wir
diesen Anruf formuliert.
Die Situation entwickelt sich immer
dringender! Wir stehen am Abgrund vor einem
katastrophalen Kollaps. Der derzeitige
status quo ist nicht auszuhalten. Dieser
Ruf könnte die letzte Chance sein, um einen
gerechten Frieden zu erhalten. Als
palästinensische christliche Gemeinde könnte
dies die letzte Chance sein, die Präsenz der
Christen in diesem Land zu erhalten. Unsere
einzige Hoffnung als Christen kommt von der
Tatsache, dass in Jerusalem, der Stadt
Gottes und unserer Stadt ein leeres Grab
vorhanden ist, und dass Jesus Christus, der
über den Tod und die Sünde triumphiert hat,
uns und der ganzen Menschheit neues Leben
gebracht hat.
Wir sind von allen Seiten unterdrückt, aber
nicht zermalmt; verwirrt, aber nicht in
Verzweiflung; verfolgt, aber nicht
aufgegeben, niedergestreckt, aber nicht
zerstört.
(2. Kor. 4,8-9)
Gegeben am 12.
Juni 2017 -
Unterzeichnet
in Jerusalem von:
Arab Catholic Scouts Group
Arab Orthodox Society, Jerusalem
Caritas Jerusalem
Abteilung für
Dienst an palästinensischen Flüchtlingen im
Middle East Council of Churches
Greek Catholic Sayedat AlBishara Association
International Christian Committee
Laity Committee in the Holy Land
National Christian Association
Pontifical Mission Palestine
SABEEL –
Ecumenical Liberation Theology Center
Seeds of Better Life
Union of Arab Orthodox Club - Jerusalem
Young Men’s Christian Association (YMCA)
Young Women’s Christian Association (YWCA)
Unterzeichnet in Gaza – NECC Office:
Bethlehem
(NCOB)Network of Christian Organization in
Bethlehem
The East Jerusalem YMCA /Beit Sahour Branch
The Arab Educational Institute (AEI)
Holy Land Trust, Bethlehem
Wi’am Center,
Bethlehem
Saint Afram Assyrian Society
Holy Land Christians Ecumenical Foundation,
Bethlehem
Joint Advocacy Initiative JAI)
Arab Orthodox
Club, Beit Sahour
Arab Orthodox Club, Beit Jala
Arab Orthodox Club, Bethlehem
The Arab
Orthodox Charitable Society, Beit Sahour
Bethlehem Bible College
Siraj Center
for Holy Land Studies
Alternative Tourism Group, ATG Beit Sahour
Senior Citizen Charitable Society
Environmental educational Center, Beit Jala
Saint Vincent Charitable Society, Beit Jala
Shepherd’s
Children Society, Beit Sahour
KAIROS
PALESTINE |
B'Tselem:
Israelische
Soldaten mißhandeln Palästinenser,
zwingen ihn zu sagen: "Mohammad ist ein
Schwein"
- 13.06.2017 - Bethlehem: Israelische
Soldaten mißhandelten und demütigten einen
19-jährigen Palästinenser stundenlang, als
er letzten Monat bei einem Demonstrationszug
in Nabi Saleh bei Ramallah in der besetzten
Westbank festgenommen wurde. Der Jugendliche
berichtete, er habe um sein Leben gefürchtet
und sei von den israelischen Soldaten schwer
erniedrigt worden, wie die israelische
Menschenrechtsorganisation B'Tselem am
Montag in einem Bericht veröffentlichte.
Israelische
Soldaten nahmen Baraa Kanan aus Beit Rima
fest; auf dem selben Demonstrationszug
schossen israelische Soldaten und töteten
den 22-j. Saba Abu Ubeid und verletzten
mindestens zwei andere.
Kanan fuhr mit
einem Verwandten und Mitdemonstrierenden,
der vom Stein eines anderen Demonstrierenden
am Kopf getroffen worden war, in einer
Ambulanz, die von mindestens 10 israelischen
Soldaten gestoppt wurde.
Laut B'Tselem
durchsuchten die Soldaten Kanan und fanden
in seiner Tasche eine Schleuder, daraufhin
nahmen sie ihn fest, fesselten seine Hände
mit Plastikkabelbinder auf dem Rücken,
führten ihn etwa 100 m weiter an einen
Wachturm heran, verbanden ihm die Augen und
steckten ihn in einen Militärjeep".
Etwa 10
Minuten später wurde er aus dem Jeep geholt
und an einem unbekannten Ort in einen Raum
gebracht. Dort wurde er laut B'Tselem
während sieben Stunden geschlagen und
erniedrigt und hatte währenddessen die Augen
weiterhin verbunden.
Laut Kanans
Zeugenaussage vor B'Tselem "schlugen ihm
(die israelischen Soldaten während des
Gewahrsams) ins Gesicht, verspotteten ihn
und spuckten ihn an". Man ließ ihn auch auf
einem Stuhl ohne Rückenlehne sitzen, und die
Soldaten erlaubten ihm nicht den Kopf fallen
zu lassen, jedes Mal, wenn er das aus
Müdigkeit tat, schrien die Soldaten ihn an
und gaben dem Stuhl einen Fußtritt.
B'Tselem
berichtete auch, dass, als Kanan um einen
Schluck Wasser bat, ein Soldat ihm eine
Wasserflsache in den Mund stieß und ihm das
Wasser hineinschüttete, sodass er das Gefühl
hatte zu ersticken.
Als er darum
bat, auf die Toilette zu gehen, ließ ihn
eine Gruppe Soldaten zum Wasserlassen
hinaus. Eine der Soldaten stieß Kanan dabei,
sodass der Urin auf seine Kleidung spritzte.
Dann wurde er
wieder, noch immer mit verbundenen Augen,
von einer Gruppe Soldaten hinausgeführt.
"Während sie mich (hinaus) führten,
verfluchten sie mich und den Namen meiner
Mutter", erinnerte sich Kanan vor B'Tselem.
"Einer von ihnen zog die Binde über meinen
Augen straffer und befahl mir zu sagen: 'Ich
bin Freund mit den Soldaten.' Ich
wiederholte, was er sagte. Immer wenn ich
aufhörte, befahl er mir wieder zu sagen:
'Ich bin Freund mit den Soldaten.'
"Sie stiessen
mich zu Boden und zogen mich wieder hoch.
Sie prügelten und verfluchten mich", fuhr
Kanan fort. "Sie hörten nicht auf. Ich hatte
schreckliche Angst, sie könnten mich an
einen einsamen Ort bringen und ermorden und
niemand würde mich finden."
Kanan sagte
weiter, die Soldaten hätten schließlich
aufgehört, und einer hätte zu Kanan gesagt:
"Du bist ein großer Terrorist. Ich werde
dich jetzt erschiessen." Kanan sagte, er
habe gehört, wie der Soldat sein Gewehr lud
und gespürt, wie das Gewehr an seinen Kopf
gedrückt (placed) wurde. "Ich war sicher, er
würde mich töten", sagte er.
Kanan sagte,
die Soldaten hätten ihn dann wieder
geprügelt und "seine Beine mit Erde bedeckt
und sie dann wieder beseitigt".
Laut B'Tselem
wurde er auch in ein Zelt gebracht und
musste sich auf den Boden setzen. Die
Soldaten nahmen ihm die Augenbinde ab und
"zwangen ihn zu sagen: 'Mohammad ist ein
Schwein' und 'Mohammad ist ein Hund' und
schnippelten Teile von seinen Haaren mit
einer Schere ab".
Schließlich
gaben ihm die Soldaten seine ID-Karte
zurück, nahmen ihm die Plastikfesseln ab und
liessen Kanan in einer ihm ganz unbekannten
Gegend frei; Kanan sagte den Soldaten, dass
er nicht wüsste, wie er zurück nach Nabi
Saleh käme.
"Geh, geh nach
Hause! Aber da draussen sind Juden", sagten
die Soldaten dem Bericht zufolge zu Kanan.
"Wenn du ihnen über den Weg läufst, werden
sie dich noch mehr prügeln. Aber geh nach
Nabi Saleh und erzähl ihnen, was dir
passiert ist."
Kanan war dann
gezwungen per Anhalter nach Nabi Saleh
zurückzufahren.
Kanas Vater
durfte nur wenige Sekunden mit seinem Sohn
während dessen Festnahme sprechen und wurde
von den Soldaten nicht informiert, wo er
festgehalten wurde.
Als Kanas
Vater ihn ins Krankenhaus von Salfit
brachte, wurden "bei ihm Verletzungen am
Oberkörper, Kopf, Rücken, dem rechten Knie
und den oberen Extremitäten diagnostiziert",
er wurde 1 1/2 Tage zur Behandlung seiner
Verletzungen im Krankenhaus behalten.
"Diese
Mißhandlungen fanden nicht in einem Vakuum
statt, sie sind Teil eines größeren
Kontexts", folgerte B'Tselem in seinem
Bericht. "Im Lauf der Jahre hat B'Tselem
viele solcher Vorfälle von Gewalt und
Mißhandlung dokumentiert, die nicht
stattfinden hätten können, wenn die Soldaten
nicht gewußt hätten, dass sie die
Unterstützung von hochrangigen Militärs und
Staatsbeamten hatten und für ihre Handlungen
nicht zur Rechenschaft gezogen würden."
Israelische
und palästinensische
Menschenrechtsorganisatonen veröffentlichten
diese Woche Erklärungen, in denen sie die
exzessive Anwendung von Gewalt durch
israelisches Militär gegen Palästinenser,
besonders gegen Demonstranten, verurteilten,
die in vielen Fällen zum Tod führte.
Eine davon war
die Erklärung von B'Tselem, in der die
Tötung von Saba Abu Ubeid bei derselben
Demonstration in Nabi Saleh als
"rechtswidriges, ungerechtfertigtes
Erschiessen" beschrieben wird.
Laut der
Rechtsgruppe Yesh Din (es gibt ein Gesetz)
führten von 189 Strafermittlungen wegen
Verdachts auf Straftaten gegen
Palästinenser, die die israelische Armee
eröffnet hatte, nur vier zu einer
Anklageerhebung.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Vollbesetzter Saal
auf dem Kapitolhügel hört palästinensischem
Studenten zu, der erzählt, er habe gedacht,
drei ID-Karten und eine Trennungsmauer seien
für Kinder überall normal
- Jesse
Rubin -
14.06.2017
Yazan Meqbil
wuchs in Beit Ummar in der besetzten
Westbank auf, in einem Haus, für das es 10
Abrißbefehle gab, und einem Vater in einem
israelischen Gefängnis. Das war die Realität
für ihn während einer großen Zeit seiner
Jugend, und sie ist ihm bis heute ganz nah,
auch noch als Erwachsener. Während seiner
Teenagerjahre verlor Meqbil zwei gute
Freunde – Youssef und Mohammed.
2011 wurde
Youssef von einem israelischen Siedler
erschossen, als er auf seinem Feld in Beit
Ummar arbeitete, und Mohammed wurde 2014 von
einem israelischen Heckenschützen
erschossen, als er aus seinem Fenster im
zweiten Stock schaute.
"Ich wuchs mit
der Vorstellung auf, alle Kinder in der Welt
hätten ein ähnliches Leben", sagte Meqbil,
"für sie alle gäbe Tränengas, Kugeln und
Checkpoints; sie bräuchten 3 ID-Karten und
ich weiß nicht wie viele Pässe, um umher zu
gehen; sie müssten die Trennungsmauer sehen,
wann immer sie von einem Ort zum andern
gingen; sie müssten Freunde verlieren oder
verhaftet werden; oder mit einem Vater im
Gefängnis aufwachsen."
Meqbil
erzählte diese und andere schmerzliche
Geschichten auf einer Konferenz des
Congresses in D.C., die im dritten Jahr in
Folge von den Menschenrechtsorganisationen
American Friends Service Committee (AFSC)
und Defense for Children International –
Palestine (DCIP) abgehalten wurde.
Neben Meqbil
waren Omar Shakir von Human Rights Watch,
Brad Parker von DCIP und Nadia Ben-Youssef,
Direktorin des Adalah Justice Project.
Jennifer Bing vom AFSC führte in die
Diskussion ein und moderierte.
Die
Menschenrechtsorganisationen baten
Abgeordnete sich über den pro-Israel-Konsens
hinwegzusetzen und für die 4,68 Millionen
Palästinenser unter Besatzung zu
einzutreten; speziell für die
palästinensischen Kinder, die täglichen
Übergriffen und Repression von allen Seiten
des israelischen Staates ausgesetzt sind.
No Way to
Treat a Child, ein gemeinsames Projekt von
AFSC und DCIP will die israelische
Militärbesatzung beleuchten, indem es die
Aufmerksamkeit auf die exzessiven und
routinemäßigen Rechtsverletzungen an
palästinensischen Kindern lenkt.
Nur leben,
weil man nicht gestorben ist
Meqbil, der
jetzt Biochemie studiert, erzählte von
seiner Angst während der Woche der
Schlussexamen an der Highschool, wie sie
jeder Teenager haben kann – aber als
palästinensischer Teenager beschreibt er den
zusätzlichen Stress wegen dem Risiko einer
nächtlichen Razzia durch die israelische
Armee, während er lange aufblieb, um zu
lernen. Nach den von DCIP gesammelten
Beweisen wurden 2013 56% der
palästinensischen Kinder in der Westbank
mitten in der Nacht in ihrem Zuhause
festgenommen.
Obgleich er in
der Lage war, 2015 Palästina für eine Schule
in den USA zu verlassen, war es für ihn
schweirig das Trauma seiner Kindheit hinter
sich zu lassen.
"Ich nahm
meinen Pas überall hin mit, und wenn ich
einen Polizisten sah, flippte ich aus. Ich
sah ihnen nie in die Augen, versuchte ihnen
aus dem Weg zu gehen und wechselte auch die
Strassenseite, wenn es notwendig war", sagte
Meqbil.
Über sein
Leben in der Westbank nachdenkend, begreift
er seine persönliche Wahrheit in der
palästinensischen Redewendung "wir leben,
weil wir nicht gestorben sind" (we are
living because of the lack of death).
Dilemma im
Congress
[...] Laut dem
Internationalen Komitee des Roten Kreuzes
ist die israelische Bsatzung "die weltweit
längste dauerhafte Militärbesatzung der
neueren Geschichte".
Als Direktor
von Israel and Palestine Human Rights Watch
– einer Organisation, die seit 3 Jahrzehnten
die israelischen Rechtsverletzungen
dokumentiert – sagte Omar Shakir, dass die
schiere Dauer der israelischen Besatzung die
meisten seiner rassistischen Politiken, die
ursprünglich nur vorübergehend sein sollten,
grundlegend in das israelische Recht
einzementiert hat.
"Die meiste
Zeit haben wir im
israelisch-palästinensischen Kontext
dieselben Arten von Verstößen dokumentiert",
sagte Shakir.
Die
50-Jahres-Besatzung wird heute durch ein,
wie Shakir es nennt, "fest verankertes
System institutioneller Diskriminierung der
Palästinenser in den besetzten Gebieten"
aufrechterhalten.
Einen Monat
vor der Konferenz haben DCIP und AFSC ihre
Unterstützer gebeten, ihre Abgeordneten zur
Teilnahme aufzufordern, um sich zu
"informieren, was es heißt als
palästinensisches Kind unter
Militärbesatzung zu leben".
2.969 Wähler
sandten solche E-Mails an ihre Vertreter im
Congress.
Die
Organisatoren bestätigen, dass interne und
sonst repräsentative Mitarbeiter von 36
Congressbüros zum Kongress kamen. [...]
Mitarbeiter
und Praktikanten, die bei dem Kongress
anwesend waren, lehnten es ab zu sprechen,
wenn es aufgenommen würde. Kein einziges
Congress-Büro habe trotz wiederholter
Versuche auf Bitten von Mondoweiss um
Stellungnahmen geantwortet.
Ein
Mitarbeiter, der anonym bleiben wollte,
sagte Mondoweiss, Congressmitglieder fühlten
sich wegen der allgegenwärtigen
pro-Israel-Lobby oft gehindert über
Palästina zu sprechen.
Ein Mitglied
des Büros von Betty McCollum war ebenfalls
bei der Konferenz. McCollum ist eine
Abgeordnete für den vierten Kongressdistrikt
von Minnesota und eine der sich zu den
Rechten der palästinensischen Kinder klar
äußernden Kongressmitglieder. In den letzten
zwei Jahren hat sie Briefe an das
US-Außenministerium in die Wege geleitet und
aufgefordert zu handeln, um die israelische
Politik Kinder ohne Anklage oder
Rechtsbeistand zu verhaften zu stoppen.
2015
unterschrieben 19 Congressmitglieder den
Brief, 2016 waren es 20.
Angesichts des
weitreichenden Einflusses der
pro-Israel-Lobby auf dem Kapitol hügel
blieben diese Bitten weitgehend unbeachtet.
Allein 2016 spendeten pro-Israel
Interessengruppen 7.487.287 Dollar an
Mitglieder des Repräsentantenhauses und
weitere 5.240.113 Dollar an
Senatsmitglieder. Eine andere Israel eng
verbundene Lobby ist die US Defense and
Aerospace Industry, die 2016 insgesamt
12.359.768 Dollar zu Congress-Kampagnen
beisteuerte.
Sogar die
Abgeordnete McCollum hat, bei all ihrem
Eintreten für die palästinensischen Kinder,
von der Rüstungsindustrie 33.500 Dollar
sowie weitere 40.500 von einem verwandten
Wirtschaftszweig einschließlich der
pro-Israel-Lobby erhalten, alles laut der
watch dog-Spendenwebseite Open Secrets.
Während
unverminderte Wahlspenden eine eindeutiges
Hindernis für die Fairness von US-Wahlen
ist, bleibt die Tatsache, dass Unternehmen
wie Lockheed Martin – das F-35
Kampfflugzeuge herstellt, die Israel während
dem Gazakrieg von 2014 eingesetzt hat, bei
dem etwa 2.200 Palästinenser ihr Leben
verloren – der Abgeordneten McCollum in
demselben Jahr, in dem sie sich öffentlich
für die Rechte der palästinensischen Kinder
einsetzte, zehntausende Dollar spendete.
Besatzung
ist ein Symptom
Im vergangenen
Jahr töteten israelische (Streit- und
Polizei)Kräfte sowie Siedlungswächter 32
Minderjährige – laut Brad Parker war es für
palästinensische Kinder das tödlichste Jahr
innerhalb eines Jahrzehnts. Brad Parker,
Anwalt und International Advocacy Officer
bei DCIP, schreibt die Zahlen von 2016 einer
Kombination von eskalierenden Spannungen,
lockeren Regeln für den (israelischen)
lebensgefährdenden Waffengebrauch und die
nahezu Straflosigkeit, unter der die
israelischen Autoritäten operieren.
In diesem Jahr
wurden bisher in der Westbank und in
Ost-Jerusalem neun palästinensische Kinder
mit scharfer Munition getötet – scheinbar
hält dieser Trend an.
"Wenn ich
spreche, denken Sie daran, dass wir über das
Leben von Menschen sprechen", begann die
Anwältin und Menschenrechtsaktivistin Nadia
Ben-Youssef.
Israels
Rechtssystem hat eine Verurteilungsrate von
99% für Palästinenser, und mehr als 90% der
Ermittlungen von polizeilichem Fehlverhalten
werden eingestellt. In diesem Komtext
beschrieb Ben-Youssef die Absurdität als
Rechtsbeistand für angeklagte Palästinenser
zu handeln, die im Grund schon schuldig
gelten noch bevor es irgendein
Gerichtsverfahren gegeben hat.
Und weil das
israelische Rechtssystem – wie der Staat –
auf der jüdischen Überlegenheit beruht, wird
das Leben von Palästinensern nicht
wertgeschätzt, fügte sie hinzu. "Wenn dein
Leben nichts wert ist, kann es dir genommen
werden. Wenn die Gesetze deine Rechts nicht
schützen und du nicht als gleichberechtigt
giltst", dann kann es keine
Gleichberechtigung geben.
"Die Besatzung
ist das Symptom dieses Problems", fuhr sie
fort. "Es gibt in Israel kein Recht auf
Gleichheit – es ist nicht gesetzlich
verankert, weil (Israel) nicht Gleichheit
(vor dem Gesetz) und gleichzeitig
(jüdisches) Privileg schützen kann."
Ben-Youssef
erinnerte an den Fall von Umm al-Hiran,
einem Beduinendorf in Israel, gegen dessen
Zerstörung das Adalah Justice Center 13
Jahre lang gekämpft hat. Obwohl es am Ende
dieses Jahr von Israel zerstört worden ist,
hat Adalah den Fall vor den Obersten
Israelischen Gerichtshof gebracht und 13
Jahre lang die Zerstörung verhindert.
In diesem
Klima, sagte Ben-Youssef, arbeiten
Menschenrechtsaktivisten wie sie selbst
"innerhalb eines Systems, (um) aufzuzeigen
und sich für eine Änderung des Systems
einzusetzen".
"Du
übernimmst einen Fall, den du, wenn du
gewinnst, gewinnst. Aber wenn du verlierst,
gewinnst du auch, weil du das System
aufdeckst."
Quelle Übersetzung:
K. Nebauer |
|
Analysten: Qatar unterstützt Gaza, nicht
Hamas -
Der
kürzliche Bruch zwischen Qatar und dem
Golfkooperationsrat (GCC) hat mit einem
Versuch zu tun, eine neue Führung für die
Palästinenser durchzusetzen, sagen
Analysten.
Am Dienstag
(6.6.) hat der saudische Außenminister Adel
al-Jubeir Qatar aufgerufen, seine
Unterstützung für die Islamische
Widerstandsbewegung (Hamas) in Gaza zu
beenden. Aber der Kern des kürzlichen Bruchs
zwischen einigen GCC-Ländern und Qatar ist
eher Qatars Stärke als regionaler Akteur als
seine Unterstützung für Hamas, sagten
Analysten gegenüber Al Jazeera.
"Der Druck auf
Qatar hat nichts mit Hamas zu tun, es ist
die Tatsache, dass es ein erfolgreicher
Staat ist, der versucht in Dialog
einzutreten und sehr erfolgreich war bei der
Lösung von Problemen in der Region", sagt
Waleed al-Modallah, Leiter der
Politikwissenschaften an der islamischen
Universität von Gaza. "Qatar ist ein kleines
Land, das eine große Rolle in der Region
spielt. Das scheint es zu sein, was die
größeren benachbarten Staaten geärgert hat",
sagte Modallah gegenüber Al-Jazeera per
Telefon aus Gaza.
Jubeirs
Erklärungen kamen kurz nach Bahrain, Saudi
Arabien, den Vereinten Arabischen Emiraten
und Ägypten, lösten am Montag diplomatische
Beziehungen sowie Transportverbindungen mit
Qatar auf, Luft-, See- und Landgrenzen
wurden geschlossen und qatarische Diplomaten
und Bürger aus den Nachbarstaaten
ausgewiesen. Jemen, Lybien, Malediven,
Mauretanien folgten später und brachen
ebenfalls alle diplomatischen Beziehungen
ab.
Jordanien
kündigte an seine diplomatische Vertretung
in Qatar herabzustufen und bat den
katarischen Botschafter das Land zu
verlassen.
Der Bruch ist
der schlimmste Schlag der Golfstaaten seit
Jahrzehnten.
Al-Jubeir
sagte Reportern am Dienstag in Paris, Qatar
unterminiere die Palästinensische
Autonomiebehörde und Ägypten mit seiner
Unterstützung für Hamas und die
Muslimbruderschaft in Ägypten.
Hamas
antwortete auf Jubeirs Erklärungen mit einer
Presseerklärung: "Wir drücken unser tiefes
Bedauern und unsere Empörung über die vom
saudischen Außenminister Adel al-Jubeir
gemachten Erklärungen gegen Hamas, von denen
wir meinen, dass sie den Positionen des
Königreichs fremd sind."
Die Bewegung
sagte, die Bemerkungen des Ministers seien
"ein Schock für unser palästinensisches Volk
und unsere arabische und islamische Nation,
die die palästinensische Sache als ihre
zentrale Sache betrachtet". "Wir in Hamas
appellieren an die Brüder in Saudi Arabien
diese Erklärungen zu stoppen, die das
Königreich und seine Positionen gegenüber
der Sache unseres Volkes und (unserer)
legitimen Rechte beschädigen."
Qatar hat
lange Zeit politische Führer der Hamas in
Doha aufgenommen und große Summen an
humanitärer Hilfe dem Gazastreifen zukommen
lassen, der eine zehnjährige israelische
Blockade und drei israelische Angriffe
durchgemacht hat, die seine Infrastruktur
massiv beschädigt haben.
Einige
Analysten interpretierten Qatars
Vorgehensweise als Unterstützung für Hamas,
obwohl Qatar wiederholt erklärt hat, seine
Politik sei ein Engagement mit allen Seiten
für einen Friedensvorstoß.
Analysten
sagen, Qatars Rolle sei es gewesen den
palästinensischen politischen Akteuren,
namentlich Hamas und der Palästinensischen
Autorität (eine halbstaatliche Körperschaft,
die die von Israel besetzte Westbank
verwaltet), eher entgegenzukommen und sie zu
unterstützen als einen mehr zu unterstützen
als den andern.
"Wir können
nicht von finanzieller Unterstützung
sprechen. Qatar ist lediglich Gastgeber für
Hamas und steht ihr und ihren Positionen bei
(standing by)", sagt Modallah. "Qatars
Position war es zwischen allen Seiten
auszugleichen – es hat die PA und Hamas
unterstützt." Qatar hat mehrfach seine
Unterstützung der Zwei-Staaten-Lösung des
palästinensisch-israelischen Konflikts zum
Ausdruck gebracht.
Obwohl Qatar
politische Führer der Hamas aufgenommen hat,
stand seine Friedensmission in direktem
Gegensatz zu Hamas, bis Hamas vor kurzem
ihre lange vertretene Position zur
Zwei-Staaten-Lösung in einem neuen
politischen Dokument änderte.
2006 versuchte
Qatar die Kluft zwischen Fatah, der
herrschenden Partei der PA, und Hamas zu
überbrücken und bat die Bewegung (Hamas) den
Staat Israel anzuerkennen und auf Gewalt als
Form des Widerstands zu verzichten, was
Hamas ablehnte. Ein Jahr später beherbergte
Qatar den früheren stellvertretenden
Premierminister Israels, Shimon Peres, wo es
versuchte Israel zu ermutigen direkt mit
Hamas zu verhandeln.
Und 2017 auf
der Gipfelkonferenz der Arabischen Liga in
Jordanien gehörte Qatar zu den 22
Mitgliedern, die die von Saudi Arabien
ausgehandelte Arabische Friedensinitiative
unterstützten, die für eine
Zwei-Staaten-Lösung im Tausch gegen eine
Normalisierung der Beziehungen mit Israel
eintritt.
"Qatar
unterstützt Gaza, nicht Hamas, und es hat
die Palästinensische Autorität in Gaza mehr
als einmal unterstützt und weist dehalb
Behauptungen zurück, dass Dohas
Unterstützung für Gaza eine politische
Unterstützung für Hamas ist", sagte der in
Hebron ansässige politische Analyst Belal
Shobaki gegenüber Al Jazeera.
Und indem die
humanitäre Hilfe für Gaza indirekt Hamas
nützen konnte, sagt Shobaki, hat sie mehr
als einmal die Autorität (Macht) von Mahmud
Abbas, des Präsidenten der PA, vor dem
Zusammenbruch gerettet, wenn das Budget der
PA durch das Defizit blockiert war.
Auch die
Verbindungen der Hamas zur
Muslimbruderschaft stehen im Kern der
Erklärungen des saudischen Außenministers,
sagen Analysten.
Die mit den
USA verbündeten arabischen Staaten Ägypten,
Saudi Arabien und die Vereinten Arabischen
Emirate bezeichneten die Muslimbruderschaft
als "terroristische Organisation". Hamas hat
sich zwar in ihrer Gründungscharta als
Ableger der Muslimbruderschaft bezeichnet,
die Bewegung hat aber ihre Position in dem
neuen Dokument klar gestellt und sich als
rein palästinensische Bewegung beschrieben.
Ein anderer
Gesichtspunkt, sagt Shobaki, ist das
Interesse der Vereinten Arabische Emirate
und Ägypten "dem palästinensischen Volk eine
neue Führung vorzusetzen (impose)" und
bezieht sich dabei auf Mohammed Dahlan, eine
umstrittene Persönlichkeit, der die
Mitgliedschaft im Zentralkomitee der Fatah
nach einem Austausch von
Korruptionsbehauptungen zwischen ihm und
Mahmud Abbas entzogen wurde.
Im Exil hat
Dahlan die Beziehungen zu Ägypten und
Emiratsführern intensiviert, die angeblich
einen Plan für seine Übernahme der
Präsidentschaft nach Abbas unterstützen.
"Dieser Drucks
aus den Golfstaaten und Ägypten richtet sich
nicht nur gegen Qatar, Hamas und die
Muslimbruderschaft, sondern sogar gegen die
Palästinensische Autorität in Ramallah",
sagte Shobaki.
"Was jetzt
geschieht, ist ein Versuch dem
palästinensischen Volk eine neue Führung
vorzusetzen, aus Dubai exportiert und von
Mohammed Dahlan repräsentiert, um den Weg
für neue Konzessionen in Bezug auf die
israelische Besatzung zu ebnen."
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Warum die
israelische Besatzung schon so lange
andauert? Sie ist gut fürs Geschäft.
- Michael Friedman - 06.06.2017
Jeff
Halper, "War against the People: Israel, the
Palestinians and Global Pacification"
London: Pluto Press, 2015
In ihren
letzten Tagen hat die Obama-Administration
mit einer nutzlosen, last-minute Geste den
unverminderten israelischen Drang getadelt,
in den besetzten Gebieten (besonders in
Ost-Jerusalem) noch mehr Siedlungen zu
bauen. Sie enthielt sich im
UN-Sicherheitsrat bei der Abstimmung über
die Verurteilung von Israels illegalem,
herausforderndem und feindseligem Bekenntnis
und Bereitschaft zur
Fortführung dieser Expansion.
Das macht die Frage, die Jeff Halper in der
Einführung zu "War against the People"
stellt, noch relevanter: "Wie kommt Israel
damit durch?"
Der
Anthropolge Halper stammt aus Hibbing,
Minnesota, und lebt seit 1974 in Israel. Zu
seinen früheren Büchern gehören die
Erinnerungen eines Aktivisten: "Ein Israeli
in Palestina" (engl. Orig. 2008). 1997 war
er Mitgründer und Leiter des Israelischen
Komitees gegen Häuserzerstörungen (ICAHD)
und handelte direkt, indem er
palästinensische Häuser wieder aufbaute, die
die Besatzungsbehörden zerstört hatten.
Außerdem hat
er eine eingehende Untersuchung der
systematischen israelischen Expansion von
"Groß-Jerusalem" und "Metropolitan
Jerusalem"veröffentlicht, mit dersich
Israel riesige Teile des verbleibenden
palästinensischen Territoriums
einzuverleiben sucht.
Um das Rätsel
zu lösen, wie Israel "damit durchkommen"
kann, schreibt Halper, "begann ich mich
außerhalb der Box der eigentlichen Besatzung
umzuschauen". Das führte ihn zu
Forschungsbereichen außerhalb seiner
früheren Ausbildung und derer der meisten
Aktivisten in "eine Welt von
Militärsystemen, von der ich nichts gewußt
hatte". Er fand, dass Israel eine zentrale
Rolle in einer "globalen
Befriedungsindustrie, wie ich es nenne,
(spielt, die) uns - nicht unmittelbar
offensichtlich - grundlegend bedroht".
Halper weist
einige häufig angebotene Formeln zurück,
z.B. dass die Unterstützung in der
internationalen Gemeinschaft mit "normalen
internationalen Beziehungen" erklärt werden
kann. Viele Länder, die mit Israel aktiv
Handel treiben, sind gegen seine
Besatzungspolitik, und die israelische
Zurückweisung der international
unterstützten Zwei-Staaten-Lösung steht im
Widerspruch zu deren Unterstützung durch die
USA und viele arabische Staaten.
Halper
akzeptiert auch nicht, dass die Macht der
israelischen Lobby in den Vereinigten
Staaten eine adäquate Erklärung bietet,
ungeachtet der Tatsache, dass er den
amerikanischen Kongress den "besten Freund"
Israels nennt. Schließlich weist Halper auch
das Argument zurück, dass die
ununterbrochene Zusammenarbeit und
Unterstützung, die Israel von vielen aus der
internationalen Gemeinschaft trotz der weit
verbreiteten Gegnerschaft zu seiner
Besatzungspolitik und seinem miserablen Ruf
hinsichtllich der Menschenrechte
erhält, mit Israels beharrlichen
Bemühungen um das Image des tragischsten
Opfers des Nazi Holocausts in der Welt
erklärt werden kann.
Stattdessen
entdeckte Halper, dass von den 157 Ländern,
mit denen Israel diplomatische Beziehungen
unterhält, "praktisch alle Abkommen und
Protokolle, die Israel mit ihnen
unterzeichnet hat, militärische und
sicherheitsrelevante Komponenten
enthielten". Das führt ihn zu (folgender)
Schlußfolgerung:
"Israel scheint aus seiner militärischen und
sicherheitsrelevanten Kompetenz erfolgreich
politisches Gewicht zu schlagen, indem es
das verfolgt, was ich Sicherheitspolitiken
nenne. Die besetzten palästinensischen
Gebiete stellten für Israel, wie ich jetzt
verstand, keine finanzielle Last oder eine
unerwünschte Quelle von Unsicherheit und
Konflikt dar. Wie könnte Israel seine starke
internationale Position ohne die Besatzung
und den endlosen Konflikt beibehalten? Die
Besatzung stellt für Israel in zweierlei
Hinsicht eine Quelle dar: wirtschaftlich -
sie bietet ein Testgelände für die
Entwicklung von Waffen, Sicherheitssystemen,
Modellen zur Kontrolle einer Bevölkerung und
Taktiken, ohne die sich Israel auf den
internationalen Waffen und
Sicherheitsmärkten nicht behaupten könnte,
und, nicht weniger wichtig, indem es als
größere Militärmacht anderen Militär- und
Sicherheitsdiensten in der ganzen Welt dient
– beides verleiht Israel einen
internationalen Status unter den globalen
Hegemonen, den es sonst nicht haben könnte.
Israel ist ein kleines Land, das darum ringt
sich eine Nische im transnationalen
militärisch-industriellen Komplex zu
erarbeiten. Wo wäre es ohne die Besatzung
und den regionalen Konflikt, den es
erzeugt?"
War against
the People ist nicht nur ein Zeugnis dafür,
wie tief Halper in die Forschungsarbeit
eingetaucht ist, um den globalen
Rüstungsmarkt und sein Funktionieren zu
verstehen, sondern auch für seine
analytischen Fähigkeiten beim Zusammenfügen
der Rolle Israels in der Entwicklung von
Nischenwaffensystemen, Techniken zur
Kontrolle und Lagerhaltung der Bevölkerung
sowie Strategien zur Überwachung von
Dissidenten oder scheinbar potentiell
Dissidenten Gruppen.
Weitere
Kapitel:
Sicherheitspolitik und neoliberale Ordnung
Halper
behauptet, Israel habe "Palästina
globalisiert", indem es die Besatzung zu
einem Aktivposten für den wichtigen
israelischen Export, die
"Sicherheitspolitik", macht. Diese
Behauptung fußt auf dem theoretischen
Rahmenwerk, das aus der Theorie des
Anthropologen David Harvey, "Accumulation
and dispossession" (Vermögensansammlung und
Enteignung) sowie der Dreiteilung der
kapitalistischen Weltordnung in Kern-,
periphere und semi-periphere Staaten durch
den Soziologen Immanuel Wallerstein
entwickelt wurde.
Halpers
Analyse richtet sich auf den derzeitigen
Stand der Weltordnung und dokumentiert, wie
Israel in der Lage war, seine
"Nischenstärken" als politisches Druckmittel
zu kapitalisieren. Nach dem britischen
General Rupert Smith behauptet er, dass sich
das Paradigma der Kriegsführung von einer
zwischen Staatsakteuren zu einer "im Volk"
oder wie Halper sagt "gegen das Volk"
verschoben hat.
Halper richtet
seinen Fokus auf den Schlüsselunterschied in
dieser Verschiebung des Paradigmas. In der
ersteren (Krieg zwischen Staatsakteuren)
kann es einen Gewinner und ein Ende des
Krieges geben, aber im Krieg "gegen das
Volk" (auf den sich Halper auch als auf
einen "hybriden Krieg" bezieht) ist ein
solcher Endsieg nicht möglich, und die
Feindseligkeiten bleiben in einem
Dauerzustand der Spannung und des Konflikts
für einen längeren Zeitraum. ("Sieg wird
ersetzt durch ein anhaltendes militärisches
Engagement niedriger Intensität, begleitet
von einer permanenten, repressiven
Securitisation (Versicherheitlichung)".
Dazu wird der
Kriegsschauplatz in diesem neuen Krieg von
abgelegenen Gegenden, in denen nur staatlich
unterstützte Armeen kämpfen, auf die gesamte
Gesellschaft ausgedehnt, da die Mächtigen
nie sicher sein können, von wo ihrer
Kontrolle der Kampf angesagt werden kann.
Zweitens
behauptet Halper, dass globale
kapitalistische Herrschaft einen
Neoliberalismus hervorgebracht hat, der eine
"totalisierende" Form des transnationalen
Kapitals geschaffen hat, die unter anderem
Land zur Handelsware macht, Bauern
enteignet, Eigentum und öffentliche
Dienstleistungen privatisiert,
Gewerkschaften und andere Formen sozialer
Solidarität schwächt sowie Wohlfahrts- und
andere soziale Dienstleistungen schwächt
oder eliminiert.
Soziale und
wirtschaftliche Beziehungen werden zu Geld
gemacht; die Menschen werden von jeder
wirklichen demokratischen Kontrolle
abgeschnitten, während der Begriff
Demokratie zu einem abstrakten Bekenntnis
wird; kulturelle Identitäten, Geschichte und
Gemeinschaften werden zerstört. Kurz, die
Logik der kapitalistischen Expansion hat
auch den Bereich der "Enteigneten"
ausgeweitet und das Potential für viel mehr
und vielfältigere Herausforderungen der
Kontrolle schafft, die notwendig ist, um die
hegemoniale Macht aufrechtzuerhalten.
Die
Kontrollmatrix
Im Kontext
dieser globalen Entwicklungen bietet Israel
von der israelischen Siedlererfahrung von
1948 bis heute – in der Bekämpfung und
Kontrolle der palästinensischen Bevölkerung
"in dem Land, das (im zionistischen
Narrativ) ohne Volk war", wertvolle
Lektionen und Fähigkeiten, die reif für den
Export in andere Staatsmächte sind, die mit
Herausforderungen ihrer Kontrolle
konfrontiert sind.
Unter den
wichtigsten der israelischen Kompetenzen ist
die "Kontrollmatrix", wie er es in einer
früheren Broschüre erläutert hat. ("The
Matrix of Control: An Introduction", ICAHD).
Indem er diese Idee in seinem Buch ausbaut,
sieht er sie als "ein Labyrinth von
Gesetzen, Militärbefehlen,
Planungsverfahren, Bewegungseinschränkungen,
kafkaesker Bürokratie, Siedlungen und
Infrastruktur", "erweitert durch
fortgesetzten und unaufhörlichen Krieg
niedriger Intensität", was dazu dient die
Besatzung zu verewigen, sie mit einem
Minimum an militärischer Präsenz zu managen
und sie schließlich hinter massiven
israelischen "Fakten vor Ort und der
nichtssagenden Fassade einer korrekten
Verwaltung" zu verbergen.
Die Matrix
wird durch das Zerstückeln des
palästinensischen Territoriums in
verschiedene Enklaven und Inseln
unterstützt, die voneinander abgeschnitten
und getrennt sind, die Enteignung von Land
in der Westbank für Siedlungen,
Autostrassen, Checkpoints,
Entlastungsstrassen, militärischen
Einrichtungen, Naturreservaten, und andere
Infrastrukturelemente sowie die fortgesetzte
Expansion der Siedlungen.
In War Against
the People erklärt Halper, wie Israels
Erfahrung in der Entwicklung einer
Kontrollmatrix in den besetzten Gebieten und
Gaza es befähigt hat, sie für die
Hegemoniebedürfnisse eines globalen Partners
zu kapitalisieren. Er behauptet, dass zwei
Länder – die USA und Israel – "globale
Doktrinen für eine militarisierte
Sicherheitspolitik (Versicherheitlichung)
verbreiten".
Die
Vereinigten Staaten verfolgen dies mittels
ihrem globalen Netzwerk von Militärbasen,
einem extrem großen Militär und der
Bereitschaft sich (wenn auch während der
Obama Administration etwas verringert)
weltweit militärisch zu engagieren. Israel
macht das dadurch, dass es operationelle
Strategien, Taktiken und Waffensysteme
entwickelt, die die Befriedung unterstützen.
Halpers
mittlere Kapitel erklären die vielfältigen
Strategien einer solchen Befriedung:
dominierende Truppenübungen, entscheidende
Vorteile, zielgerichtete Logistik,
mehrdimensionale Schutztruppen. Sie sind
alle von Variablen wie den K4 (Kommando,
Kontrolle, Kommunikation, Computer),
Information und Logistik abhängig – Nischen,
in denen sich Israel spezialisiert.
Halper
beschränkt aber die israelischen Exporte in
die globale Befriedungsbemühung nicht auf
strategische und taktische Planungskonzepte
oder Software-Anwendungen. Er erklärt genau
und in verwirrenden Details die Entwicklung
der israelischen Rüstungsindustrie und die
vielfältigen Nischenprodukte, die von der
israelischen Regierung durch die Armee
(IDF), die Recherchen des Shin Bet und die
Arbeit privater israelischer Unternehmen
entwickelt worden sind.
Wenn auch
Israels Größe es davor gehindert haben mag,
größere Verteidigungsplattformen zu
entwickeln, ist es für erfolgreichen
Wettbewerb in der Entwicklung in
Schlüsselaspekten der militärischen hardware
und software bekannt geworden. Dazu gehören
kleinere konventionelle Waffen (z.B. ein
Gewehr, das um die Ecke schiessen kann),
Raketen, Elektronik, Optronik,
Luftfahrtelektronik, Cyberwaffen,
Frühwarnsysteme. Steigerung der menschlichen
Leistungsfähigkeit (wie Instrumente, Waffen
oder andere Ausrüstung, die normale Soldaten
befähigen effektiver zu sein), unbemannte
Bodenfahrzeuge u.a.
Israel hat
seine militärische Exportindustrie so weit
entwickelt, dass es 2012 von zwei führenden
Organisationen, Janes und SIPRI, unter die
top ten Länder für Rüstungsexporte
eingereiht wurde.
Halper weist
auch auf die direkte Hand der USA hin, die
Israel bei der Entwicklung dieser
Kapazitäten hilft – 1970 unterzeichneten sie
das Master Defense Development Data
ExchangeAgreement mit Israel. Halper
beschreibt es als den "größten Transfer von
US-Technologie, der jemals zu einem anderen
Land unternommen wurde".
Unter diesem
Abkommen gab Washington Israel mehr als 120
Bündel technischer Daten, die Blaupausen,
Pläne und Materialtypen enthielten, die für
die Waffenkonstruktion nötig sind. Die USA
haben seither vielfältige Technologien mit
Israel geteilt.
Halper stellt
aber nicht viele detaillierte Angaben zur
Verfügung, wie welche US-Rüstungsunternehmen
mit Israel an spezifischen Waffensystemen
arbeiten, eine Information, die am
hilfreichsten wäre, um die Stärke der
Unterstützung Israels im
militärisch-industriellen Komplex der USA zu
verstehen.
Ist
Widerstand möglich?
Halpers
detaillierte Auseinandersetzung im Bereich
der israelischen Forschung und Waffensysteme
und seine generellen Beziehungen zur
US-Rüstungsindustrie wird etwas
beängstigend, teils weil die meisten seiner
Leser, wie Halper selbst, bevor er mit den
Recherchen für sein Buch begann, wenig über
die Welt der Kriegsstrategien,
Rüstungsentwicklung und Waffenverkäufe
wissen.
Halper hat
einen wertvollen Dienst geleistet, indem er
den Deckel vom Topf dieses oft vorsätzlich
verschleierten Bereichs der internationalen
Politik gehoben hat. Er verfolgt in
ausgearbeiteten Details nicht nur Israels
Export von Waffen und operationellen
Strategien an Kernstaaten wie die
Vereinigten Staaten, Kanada und Europa,
sondern auch an periphere und semi-periphere
Staaten im Nahen Osten, in Afrika,
Lateinamerika und Asien.
Allerdings
sind die Auswirkungen etwas beängstigend,
weil sich die kapitalistischen
Führungsmächte so eindeutig dem Krieg gegen
das Volk verpflichten (widmen) und so
ausgefeilte Taktiken, Strategien und Waffen
zur Bekämpfung und Kontrolle aller
dissidenten Elemente entwickelt haben, dass
ein Erfolg im Kampf gegen die hegemoniale
Kontrolle nur eine schwache Hoffnung zu sein
scheint.
Klar, Halper
teilt diesen Pessimismus nicht, aber er ist
ein unerwarteter Nebeneffekt des Berges an
Beweisen, die er bringt (und die man
aushalten muss).
Zentral für
Halpers These ist, dass, weil sich das
Paradigma der Kriegsführung von
inter-staatlichen Kämpfen zu "Kriegen gegen
das Volk" verschoben hat, sich die primäre
Anwendung von Gewalt nicht gegen andere
Staaten richtet, sondern intern oder extern
gegen Bevölkerungen richtet, die gegen die
etablierte politische und ökonomische
Ordnung mobilisieren.
Daher ist der
wichtigste Auftrag des Tages für die, die
hegemoniale Macht bewahren wollen, die
heimische Sicherheitspolitik (Versicherheitlichung).
Daher wird die "homeland security" ein
integraler Bestandteil des Krieges gegen den
"Terror". Eine Folge dieser Gewichtung der
heimischen Sicherheit ist, dass die Polizei
zur Bekämpfung dieses neuen Staatsfeindes –
der eigenen Bevölkerung - militarisiert
wird, nicht um sie zu vernichten, sondern um
sie niederzuhalten, denn dieser Krieg hat
kein klares Ende.
Deshalb ist
eine militärische Lösung allein keine
gangbare Strategie. Eher müsssen viele
Schichten von Sicherheitsmaßnahmen ergriffen
werden, vom Mauerbau, um Unerwünschte
draußen zu halten, zur Dauerüberwachung, der
Schaffung von Spaltungen innerhalb der zu
kontrollierenden Bevölkerung, periodischen
Episoden gewaltsamer Unterdrückung,
proaktiver Geheimdienstarbeit, um Kreise
potentiellen Widerstands aufzuspüren und zu
unterlaufen.
Wie oben
bemerkt, basiert diese Strategie auf der
Auffassung, dass Sieg kein praktikables und
nicht einmal erwünschtes Ergebnis ist;
erwünscht ist ein System permanenter
Kontrolle, die auf einem Mix aus
psychologischen und Zwangsinstrumenten und
Taktiken beruht.
Aus Halpers
Sicht ist Israel ein wichtiger Partner in
dieser gobalen Bemühung um Befriedung, weil
es ein solches Modell entwickelt hat und 50
Jahre lang erfolgreich gegen die
Palästinenser eingesetzt hat. Regierungen
kaufen, was Israel verkauft, weil es nicht
nur ausgefeilt und umfangreich ist, sondern
auch im praktischen Einsatz erprobt und das
Funktionieren demonstriert ist.
"Israel bietet
ein kohärentes, durchdachtes und im
praktischen Einsatz erprobtes Modell der
Kontrolle an, das es sehr aktiv als
integralen Teil seiner Sicherheitspolitiken
zusammen mit entsprechenden Waffensystemen
propagiert... Das israelische Modell befasst
sich erfolgreich mit dem endemischen Problem
der "Sicherstellung der Unsicherheiten"
eines inhärenten polarisierten
kapitalistischen Systems und aus diesem
Grund sucht die Rechtsdurchsetzung (und
Strafverfolgung) weltweit das israelische
Knowhow."
Daher sollte
es nicht überraschen zu hören, dass Israel
mit der Hilfe von US-amerikanischen
jüdischen Organisationen aktiv beim Training
und Beratung hunderter US-Polizeieinheiten
und tausender Beamter der Polizei und
Strafverfolgungsbehörden seit 9/11
kooperiert hat, oder dass das US-Militär
Programme hat, mit deren Hilfe
'überschüssige' militärische Ausrüstung
lokalen Polizeikräften zu niedrigen Kosten
oder kostenlos zugänglich gemacht wird.
In Anbetracht
dieser Fakten ist es nicht überraschend,
dass in den Vereinigten der "Krieg gegen
Drogen" ein Krieg gegen die schwarze
Community geworden ist. Hebron und Ferguson
sind nicht so weit voneinander entfernt.
Am Ende stellt
Halper nicht formal die bekannte historische
Frage "Was ist zu tun?" Er versucht aber
eine progressive Antwort auf das globale
Befriedungsprojekt, wie er es in allen
Einzelheiten dargelegt hat. Vielleicht
unvermeidlich, erscheint seine Antwort, die
nicht auf dem basiert, was existiert,
sondern was entwickelt werden muss,
sinnvoll, aber etwas unzulänglich.
Halper ist
sich dieses Problems bewußt. Er versteht,
dass ein Fokus auf Aktion der Schlüssel ist
und betont, dass es das unmittelbare Ziel
des Buches ist, die Menschen zum Handeln zu
bewegen. Er realisiert völlig, dass ein
solches Aktionsprogramm zum Widerstand gegen
die globalen Befriedungsbemühungen der
Hegemonialmächte proportional mächtig sein
sollte, um die Mächte, denen es sich
entgegenstellt, herauszufordern.
Mit diesem
Verständnis wendet sich Halper einem anderen
Aspekt des Kampfes zu. "Selbstverständlich
kann keine Kampagne der Gegenhegemonie
erfolgreich sein ohne eine informierte
Vision rund um das, wozu mobilisiert wird."
Dann wendet er sich an Intellektuelle und
Akademiker, die in Thinktanks organisiert
sind, die auf Gemeinschaften basieren, und
die "organische Intellektuelle" aus den
Graswurzeln heranziehen werden.
Halper selbst
ist gerade im Begriff ein Institut für
Strategischen Aktivismus aufzubauen. Er
sieht es als integralen Teil einer Bewegung,
die die Infrastruktur für eine
Gegenhegemonie bereitstellen soll. Halper
hat auch eine Organisation gegründet mit dem
Namen The People Yes! Network, die
wie er hofft, eine wichtige Rolle beim
Aufbau einer solchen Bewegung spielen wird.
Diese
Bemühungen sind zu begrüßen, sind aber eher
eine laue Reaktion nach einer so gut
durchdachten, unglaublich detaillierten und
prägnanten Analyse der Strategien, Taktiken
und Modalitäten der israelischen Konzepte
von Kontrollmatrix und Waffensystemen, die
dazu dienen, diese Kontrolle im globalen
Maßstab aufrecht zu erhalten.
Andererseits
bringt Halpers klare Sicht des gegenwärtigen
"war against the people" und Israels
führender Rolle in diesem gobalen
Befriedungsbemühen ihn dazu, unrealistisch
aggressive Reaktionen zu vermeiden.
Vielleicht
werden sich Bemühungen für gegenhegemonialen
Widerstand von gemeinschaftlichen
Aktivisten-Thinktanks mit der Zeit in eine
stärkere Bewegung entwickeln, die eine echte
Herausforderung der Macht bieten kann. Die
Frage ist, ob genügend Zeit bleibt, eine
solche Bewegung aufzubauen. [..]
Quelle
Übersetzung:
K. Nebauer |
Deutschland zahlt seine
Nach-Holocaust-Schulden an Israel zurück
– aber nicht an die Palästinenser
Daniel Barenboim, 7.6 2017
Der israelisch-palästinensische Konflikt ist
zunehmend aus den Medien und aus den
Köpfen der Leute verschwunden wie die
Flüchtlingskrise, die Bedrohung der
amerikanischen Isolierung unter Präsident
Trump, der Krieg in Syrien, Brexit und der
Kampf gegen den islamischen Extremismus.
Dies beherrscht unsere Schlagzeilen. Seine
Resolution pflegt eine amerikanische und
europäische politische Priorität zu sein.
Nach vielen fehlgeschlagenen Versuchen einer
Lösung, scheint sich ein Status Quo
festgelegt zu haben. Der Konflikt geht
weiter und wird mit Unbehagen angesehen,
aber auch mit Hilflosigkeit und mit gewisser
Desillusionierung als unlösbar.
Dies ist umso tragischer, da das
opponierende Lager ihre Isolierung bestärkt.
Die Situation der Palästinenser
verschlechtert sich ständig und selbst
Optimisten können kaum vermuten, dass die
augenblickliche US-Regierung eine spürbare
Veränderung des Konflikts erreicht.
Aber es ist besonders tragisch, dass wir in
diesem und im nächsten Jahr zweier
trauriger Jahrestage besonders der
Palästinenser gedenken.
2018 werden wir uns an den 70. Jahrestag
der Al-Nakba (die Katastrophe) erinnern,
dann folgte am 14. Mai 1948 die Teilung und
die Gründung des Staates Israel, die zu
der Vertreibung von mehr als 700 000
Palästinensern aus dem früheren britischen
Mandatsgebiet führte. Mehr als 5Millionen
direkter Abkommen von vertriebenen
Palästinensern leben noch im erzwungenen
Exil.
Und am 10. Juni 2017 werden wir der 50
Jahre der israelischen Besatzung des
palästinensischen Landes gedenken - eine
tatsächliche und moralisch unerträgliche
Angelegenheit.
Selbst jene . die zugeben, dass der 1967
er-Krieg notwendig war, um Israel zu
verteidigen, kann nicht leugnen, dass die
Besatzung eine absolute Katastrophe
geworden ist – nicht nur für die
Palästinenser sondern auch für die
Israelis, strategisch wie moralisch.
Ein Kind mit einer auf seinem Gesicht
gemalten palästinensischen Fahne, nimmt mit
palästinensischen Unterstützern am Samstag
den 9. August 2014 an einer Rally gegen die
israelische Besatzung der
palästinensischen Gebiete in Kapstadt,
Südafrika, teil. Tausende von
Anti-israelischen Demonstranten gingen auf
die Straße und marschierten auf das
südafrikanische Parlamentsgebäude zu , um
gegen die israelische Besatzung und die
Angriffe auf Gaza in letzter Zeit zu
demonstrieren. Pro-palästinensische
Unterstützer nahmen in Kapstadt am 9. August
2014 an der Rally gegen die israelische
Besatzung des palästinensischen Gebietes
teil (Schalk van Zuydam) .
Ein halbes Jahrhundert ist vergangen und
eine Resolution des Konfliktes scheint
entfernter denn je zu sein. Keiner kann
heute erwarten, dass ein junger
Palästinenser oder ein junger Israeli dem
andern seine Hand reicht. Aber trotz der
Tatsache, dass es nicht in die allgemeine
Kultur und die Medien tendiert, ist der
Konflikt noch immer bedeutend, tatsächlich
ist er von vitaler Bedeutung, nicht nur
für Menschen in Palästina und Israel,
sondern für den ganzen Nahen Osten und für
die Welt.
Deshalb ruf ich am 50. Jahrestag der
Besatzung speziell Deutschland und Europa im
Allgemeinen dazu auf, die Resolution
dieses Konfliktes noch einmal zur Priorität
zu machen. Dies ist kein politischer,
sondern eher ein Konflikt zwischen zwei
Nationen, die beide absolut davon überzeugt
sind, dass sie das Recht auf den kleinen
schmalen Streifen Land haben. Wenn heute
mehr als jemals Europa mit einer lauten
Stimme erklärt, dass es stärker sein muss
und unabhängiger, dann wird diese Stärke
und Unabhängigkeit die klare Forderung
nach dem Ende der Besatzung und die
Anerkennung des palästinensischen Staates
zur Folge haben .
Als Jude, der seit mehr als 25 Jahren in
Berlin lebt, habe ich eine besondere
Perspektive über Deutschlands historische
Verantwortlichkeiten in diesem Konflikt. Ich
kann nur frei und glücklich in Deutschland
leben, weil die Deutschen sich mit ihrer
Vergangenheit auseinandergesetzt haben.
Natürlich gibt es auch im heutigen
Deutschland weit rechts Besorgnis erregende
Trends, gegen die wir alle kämpfen müssen.
Aber im Großen und Ganzen ist die deutsche
Gesellschaft eine tolerante und freie
Gesellschaft geworden und ist sich ihrer
humanitären Verantwortlichkeit bewusst.
Natürlich haben Deutschland und Israel
immer eine besonders stabile Beziehung.
Deutschland hat sich gegenüber Israel immer
besonders verpflichtet gefühlt.
Ohne den Holocaust würde es niemals eine
Teilung Palästinas gegeben haben, da hätte
es keine Naqba, keinen 67er-Krieg und keine
Besatzung gegeben. Das ist nicht nur eine
Verantwortung gegenüber den Palästinensern,
sondern eine aller Europäer: Der
Antisemitismus war ein pan-europäisches
Phänomen und die Palästinenser leiden
noch heute unter diesen direkten
Konsequenzen, obwohl sie selbst in keinster
Weise daran schuld sind.
Es ist absolut notwendig, dass Deutschland
und Europa ihre Verantwortung gegenüber
dem palästinensischen Volk wahrnehmen. Die
anhaltende Besatzung ist unannehmbar,
moralisch und strategisch, und muss
aufhören. Das bedeutet nicht, dass gegen
Israel Schritte unternommen werden müssen ,
aber für die Palästinenser.
Deutschland und Europa müssen das Ende der
Besatzung und die Einhaltung der vor
1967-Grenzen fordern. Die Einhaltung einer
Zwei-Staaten-Lösung mit schließlich einer
Anerkennung eines unabhängigen Staates.
Eine gerechte Lösung für das
Flüchtlingsproblem muss gefunden werden. Das
Recht der Palästinenser zurückzukehren, muss
in Zusammenarbeit mit Israel anerkannt und
erfüllt werden. Die faire Verteilung der
Ressourcen und die Garantie für
fundamentale menschliche und zivile Rechte
müssen für die Palästinenser durchgesetzt
werden. Dieses abzusichern, ist Europas
Aufgabe, besonders jetzt im Lichte der sich
veränderten transatlantischen
inner-europäischen Weltorder.
Nach 50 Jahren mögen wir weit davon entfernt
sein, den israelisch-palästinensischen
Konflikt zu lösen. Doch nur wenn
Deutschland und Europa anfangen, ihre
historische Verantwortung jetzt und
Maßnahmen für die Palästinenser zu
übernehmen, dann können wir vielleicht den
hundertsten Jahrestag der israelischen
Besatzung des palästinensischen Landes –
ohne dass sich etwas verändert hat -
verhindern.
Daniel
Barenboim ist Generalmusikdirektor der
Scala, der Berliner Staatsoper und der
Staatskapelle in Berlin. Zusammen mit dem
verstorbenen Edward Said gründete er das
West-Östliche Divan-Orchester, ein in
Sevilla beheimatetes Orchester junger
arabischer und israelischer Musiker.
(dt. Ellen Rohlfs)
Quelle |
„Sterbe, leide du
Kahba1!“
Gideon Levy, 4.Juni 2017
Dies ist die
Lektion, die von Soldaten der israelischen
IDF vom Azaria- Prozess gelernt werden
kann: Statt auf „Terroristen“ , lasst die
Person zu Tode bluten, während man sie
verflucht.
Ein
schrecklicher Unfall ereignete sich am
letzten Donnerstag in den besetzten
Gebieten. Er war nicht weniger
verabscheuungswürdig als das Schießen auf
einen unfähig gemachten Terrorist Elor
Azaria. Während ich das Video-clip
anschaue, das den Vorfall dokumentiert,
dreht sich einem der Magen um. Es ist
abscheulich und zum Verzweifeln – doch
keine Fernsehsendung in Israel schenkte ihr
Aufmerksamkeit, die die Tiefen der Apathie
reflektiert, in die wir gesunken sind.
An jenem Tag
stand eine Gruppe Soldaten rund um ein
sterbendes palästinensisches Mädchen, das
sich vor Schmerzen wandte und blutend auf
der Straße lag. Die Soldaten wetteiferten
mit einander, wer sie am besten verfluchen
kann. Dies sind unsere Soldaten, Israel,
dies ist ihre Sprache, dies sind ihre Werte
und Standard. Keiner denkt daran, ihr
medizinische Hilfe zu leisten, keiner denkt
daran, den Ausbruch der abscheulichen
Obszönitäten, die rund um das Mädchen, das
zu Tode blutet, fliegen, zum Schweigen zu
bringen. Dies war eine angemessene Gabe für
die Jubiläumsfeierlichkeiten - von den gut
aussehenden Fallschirmspringern an der
Klagemauer bis zu, diesem brutalen Akt am
Mevo Dotan- Checkpoint. 50 Jahre Besatzung
haben uns dahin gebracht.
Das Video
zeigt ein palästinensisches Mädchen, das
langsam auf den Kontrollpunkt zugeht.
Vielleicht hat jemand Stopp gerufen, aber
das konnte auf dem Tonband nicht gehört
werden. Es kann auch kein Messer oder
Ähnliches bei ihr gesehen werden. Dann
sieht man, wie das Mädchen wegläuft und zwei
Israelis, offensichtlich Soldaten schnell
hinterherlaufen. Dies ist nur der Anfang.
„Neutralisieren ( d.h. töten auf Hebräisch)
männliche und weibliche Jugendliche, die
versuchen, Soldaten zu verletzten, kommen
gewöhnlich selbst zu Tode – das ist zur
Routine geworden. In den meisten Fällen sind
das gewöhnliche Exekutionen. Es ist fast
immer möglich, diese Angreifer, ohne sie zu
töten, gefangen zu nehmen. Doch die Armee
benimmt sich heroisch, wenn es sich um ein
junges Mädchen handelt und ihre Soldaten
wissen jetzt, wie man tötet. Sie schossen
sie zu Tode, wie man es von ihnen erwartet.
Und dann
geschah folgendes: Das Mädchen liegt auf
der Straße, die bewaffneten Soldaten stehen
um sie herum, wie bei einem heidnischen
Ritus und schreien eine Menge
Schimpfwörter. Das Video zeigt nur ihre
Körper, nicht ihr Gesicht. Ein Bewaffneter
unter ihnen trägt kurze Hosen und
Sandalen, wahrscheinlich ein Siedler. Das
Mädchen stöhnt vor Schmerzen, dreht und
wendet sich und jammert, während die
Soldaten sagen: „Ich hoffe du stirbst,
Tochter einer Hure, „f..ck you“, „stirb, du
Kahbah (marrokanisch Hure). Sie würden sich
nicht anders benehmen , wenn sie um einen
sterbenden Hund stehen würden.
Mittendrin
steht einer – man hört ihn fragen: „Wo ist
das Messer?“, „berühr sie nicht!“ „Ihr seid
phantastisch“ und über ein Handy“ wo seid
ihr? Zu Hause?“
Ein paar
Stunden später starb sie an ihren
Verletzungen. Sie war 16 Jahre alt und hieß
Nouf Iqab Enfeat aus dem Westbank-Dorf von
Yabad bei Jenin. Ein Soldat war leicht
verletzt. Nur feige Soldaten töten ein
Schulmädchen auf diese Weise.
Doch in diesem
Fall wurde die Routine-Exekution von einer
Requiem-Feier begleitet. Man muss es sehen,
um es zu glauben. Da gab es keinen einzigen
Soldaten, der ein ganz klein wenig Mitleid
oder Menschlichkeit besaß. Man musste die
von den Soldaten der besetzten Armee
empfundene Menge an Hass gegen die Nation,
die sie beherrschen, sehen. Man muss sehen,
bis zu welchem Ausmaß sie ihre
Menschlichkeit verloren haben. Wie kann sich
jemand über ein sterbendes Schulmädchen
freuen? Jemanden zu verfluchen, der wie
dieses Mädchen leidet, das ist nicht weniger
schlimm als sie zu erschießen.
Das ist die
Lektion, dass die Soldaten von der IDF und
dem Prozess Azaria lernten: statt zu
schießen, lasst den „Terroristen zu Tode
verbluten, während man sie verflucht. Das
taten sie nicht nur aus dem Wunsch von
Rache für ihren Versuch, einen Soldaten zu
stechen. Sie taten dies vor allem, weil sie
Palästinenserin war. Sie hätten
offensichtlich nie so gehandelt, wenn es
ein Siedlermädchen gewesen wäre, das
versucht hatte sie zu verletzten.
Das war nicht
die Tat eines einzelnen. Sie waren viele. Es
war auch kein ungewöhnliches Ereignis. Dies
sind eure Soldaten, Israel. Man sollte
dies dem Stabschef nennen, Gadi Eisenkot,
der aus irgend einem Grund für jemand
gehalten wurde, der sich um das moralische
Image der IDF kümmert. Er hat fünf Kinder.
Was würdest Du denken, wenn sich jemand in
dieser Weise gegenüber Deinen Kindern
benehmen würde?. Was würde irgendein Vater
oder Mutter in Israel denken?
Rechtfertigt
ein Messer in der Hand eines verzweifelten
Schulmädchens diese Art des Verhaltens? Ist
es nicht schon klar, dass wenn man seine
Kinder als Soldaten in die besetzten
Gebiete sendet, dass dies dann so endet?
Falls die
Soldaten an diesem Checkpoint nicht
strafrechtlich verfolgt werden, dann wird
eines klar sein: Barbarentum ist der wahre
Moralkode, der in der IDF herrscht.
(dt. Ellen
Rohlfs),
|
Die Ärzte für
Menschenrechte:
Chronik der Besatzung - Erinnerung an
Vorfälle, bei denen PHRI mit der
zerstörerischen Besatzungs-Kraft
konfrontiert war und helfen sollte.
Liebe Freunde,
Chronik der
Besatzung 50 bis 67 berichtet über
Vorfälle der israelischen Besatzung der
palästinensischen Gebiete, bei denen PHRI
die zerstörerische Kraft gegen das Leben
von so vielen – von der täglichen Routine,
einem Patienten zu helfen: während einer
Ausgangssperre , ins Krankenhaus zu
kommen, während einer akuten Krise
Verletzte aus den Trümmern mitten im
Kampf zu holen.
Während der
ersten Jahre der Besatzung betonte Israel
die öffentlichen Gesundheitsprobleme, die
Mutter und Kind-Pflege, hauptsächlich durch
das Immunsystem und die Verminderung der
Kindersterblichkeit. Selbst in diesem
Stadium wurde die Gesundheit als ein
disziplinäres Werkzeug benützt, das oft „
die Karotte und Stock-Politik“ genannt
wurde. Die Entwicklung des lokalen
Gesundheitssystem, das Problem der
Genehmigungen, um die besetzten Gebiete zu
verlassen, um Medizin zu studieren,
Patienten zu fortschrittlicheren
Krankenhäusern zu überweisen – alles lag in
den Händen der israelischen Behörden, die
ihre Macht benützte, um ihre Kontrolle zu
festigen.
Als sich der
Kampf gegen Israels Besatzung
intensivierte, wurde die Art der Kontrolle
immer drakonischer. Mit dem Oslo-Abkommen in
den 90erJahren glaubten viele, dass das Ende
der Besatzung nahe war und in seinem ersten
Stadium erfreute sich der Prozess großer
öffentlicher Unterstützung von beiden
Seiten. Doch selbst in jenen euphorischen
Zeiten benützte Israel den Transfer der
Behörde dazu , möglichst keine Verantwortung
für die Gesundheit der Palästinenser zu
haben. Während sie noch fast über alle
grundsätzlichen Probleme der Gesundheit,
Bewegungsfreiheit, Zugang zu Wasser,
Beschäftigung, Wohnen etc. die Situation die
Kontrolle hat , die angeblich nur
vorübergehend gedacht war – so wurde sie
zur Routine-Realität, auch heute, wo ein
Ende der Besatzung nicht in Sicht ist.
Nach der
Ermordung von Ministerpräsident Rabin: Mit
dem Wachsen der Macht der politischen
Rechten und mit den Terrorangriffen auf
Israels Bürger wurde die Zeit reif, gegen
die Palästinenser und die israelische Linke
zu hetzen. In einem ständigen Prozess wurden
wir Zeugen einer Verleugnung oder sogar
einer Rechtfertigung der Besatzung durch die
israelische Gesellschaft.
In dieser
Realität der Gewalt und Verhärtung der
Haltung gibt es eine Polarisation
zwischen „ihnen“ und „uns“ und einen
Unterschied zwischen denen, deren Leben
geschützt und in Ehren gehalten werden und
denen, die vernachlässigt und ignoriert
werden. In verdrehten Geschichten sind
die Israelis und Palästinenser in ihren
Positionen verwurzelt und verwickelt.
Die
berichteten Vorfälle bestimmen das Leben und
das Schicksal, die darin verwickelt sind,
sie legen die verborgenen Mechanismen frei
, die jetzt sichtbar sind, aber nicht
widerlegt werden. Diese Vorfälle sind unsere
Geschichte von 50 Jahre Besatzung. ( Ich
hab die PHRI mehrfach am Samstag in
palästinensische Dörfer begleiten dürfen und
erlebt, wie sich diese Ärzte vor allem um
Kinder und ihre Mütter eingesetzt haben und
gleichzeitig eine Apotheke mit hatten. In
den Dörfern wurden die Ärzte mit
unglaublicher Gastfreundschaft empfangen.
Diese Ärzte kümmerten sich auch um
Flüchtlinge jeder Art. Ich hab ihr
Engagement vielfach erlebt und darum auch
die Gründerin Ruchama Marton für den
Alternativen Nobelpreis vorgeschlagen, den
sie auch 2003 erhielt.) (dt- Ellen Rohlfs)
|
B’tselem :
50 Jahre
Besatzung
Im Auftrag von B’tselem, 5. Juni 2017 (mail@btselem.org)
Liebe Ellen, der Meilenstein von einem
halben Jahrhundert ist angekommen, heute
markieren wir 50 Jahre, seit die Besatzung
begann. In vieler Weise ist es ein ganz
normaler Tag, es gibt keinen Unterschied zu
anderen Tagen. Doch der symbolische Wert
dieses besonderen Tages verpflichtet uns,
anzuhalten und einen harten Blick auf die
Realität zu nehmen .
Es ist eine Realität, in der eine dritte und
vierte Generation von Palästinensern
heranwächst, die nicht weiß, was es heißt,
frei zu leben und eine dritte und vierte
Generation von Israelis, die nicht wissen,
was es bedeutet, kein Besatzer zu sein . Es
ist eine Realität, in der Israel 13
Millionen Menschen im Land zwischen dem
Mittelmeer und dem Jordan kontrolliert, aber
nur 8 Millionen von ihnen zählen oder
können die Zukunft hier entscheiden. Es ist
eine Realität, die. egal wie man den Kopf
wendet, bedeutet, dass Israel keine
Demokratie genannt werden kann.
Wie hat die Besatzung es gemanagt, diese
50-Jahr-Marke zu erreichen?
Vielleicht weil wir es schaffen, uns selbst
zu überzeugen, dass alles vorübergehend
ist. Es ist nur eine andre Runde des
Kampfes, nur eine neue Wahlkampagne, nur
bis es einen palästinensischen Partner
gibt, und außerdem das Unterzeichnen eines
End-Status-Abkommen ist nur um die Ecke
herum, also sehr bald. Aber Israels
Regierungen haben die Besatzung nie als
vorübergehend angesehen. Jahrelang hat
Israel so gehandelt, als ob das Land – ohne
Palästinenser - für immer unseres wäre und
da wäre, es zu gebrauchen, wie es uns
gefällt.
Vielleicht ist es deshalb, weil uns als
israelische Bürger die Besatzung nie
wirklich in unserem täglichen Leben
berührt hat. Wir schufen ein Gesetz-, ein
Ermächtigungssystem, das absicherte, dass
keiner der für die anhaltende Besatzung
Verantwortlichen und ihrer begleitenden
Menschenrechtsverletzungen dafür
verantwortlich gemacht wurde. Wir haben es
auch geschafft, das Gesetz zu verändern, so
dass wir fast nie einem Palästinenser für
einen Schaden bezahlen müssen, den wir
angerichtet haben. So können wir auch
glauben, dass wir völlig im Recht sind; wir
bekommen einen rechtlichen Stempel der
Bewilligung, meistens vom Obersten Gericht,
und ein grünes Licht für alles, das unter
der Besatzung geschieht: der Landdiebstahl,
die Straßensperren, die Hauszerstörungen,
eine zehnjährige Blockade des Gazastreifens
– um nur ein paar zu nennen.
Vielleicht ist es auch deshalb, weil niemand
im Weg der fortgesetzten, weit verbreiteten
internationalen Unterstützung für Israel
steht. Dieser internationale Kontext spielt
auch eine Rolle, da wir nicht für die Kosten
der Besatzung aufkommen müssen. Die
Tatsache, dass wir keinen Preis dafür zahlen
müssen, ist die Basis, auf der die letzten
50 Jahre beruhen.
Die Besatzung muss enden. Diese Realität –
in der wir Millionen von Menschen
kontrollieren, deren Leben auf unsern
Wünschen und Bedürfnissen beruht . ist
nicht gerechtfertigt und unakzeptabel,
nicht einmal, wenn wir Sicherheits-Ansichten
zitieren, die jetzt nur hohl klingen. Eine
Fortsetzung der Situation, die
fälschlicherweise „Status Quo“ genannt
wird, garantiert eines, und zwar nur eines,
wer auf diesem Stück Land zwischen dem
Jordan und dem Mittelmeer lebt: eine
fortgesetzte abwärtsgehende Spirale in eine
von Natur aus gewalttätige, ungerechte und
hoffnungslose Realität.
Die Menschenrechte sind nicht irgendein
obskurer Rechtsterminus: der Kampf, sie
aufrecht zu erhalten, muss in der Realität
wurzeln. Die gegenwärtige Realität vom Juni
2017 ist nicht dieselbe wie vor ein oder
zwei Generationen oder vor 50 Jahren. Wir
von B’tselem haben deshalb unsere
Einstellung verändert. Die Veränderungen,
die wir gemacht haben, sind nicht die Folge
von Verzweiflung, sondern eher ein Ausdruck
von Hoffnung , die sich auf ein sachliches
und realistisches Verstehen der Situation
beruht. Unserer Ansicht nach indem die
Wahrheit mit internationaler Aktion
verbunden ist, die lokal ihren Nachhall
findet, kann der gegenwärtigen Realität
eine gewaltfreie Resolution bringen: dies
ist das Ziel, dem gegenüber wir engagiert
sind und auf das wir hinarbeiten.
Andrerseits kann die Gewalt der letzten 50
Jahre - organisiert oder spontan – nur
eine Vorschau von etwas sein, das viel
stärker auf uns zu kommt.
Die Bemühung, hier eine andere Zukunft zu
erreichen, ist nicht nur eine bedrückende
moralische Aufgabe – das Leben hängt davon
ab. Indem wir zusammenarbeiten, vertrauen
wir darauf, dass wir die Realisierung einer
anderen Zukunft sehen, die sich auf
Freiheit, Gleichheit und Menschenrechte
gründet.
Mit freundlichen Grüßen
Das B’tselem-Team.
(dt. E. Rohlfs)
|
Ein
halbes Jahrhundert Besatzung bedroht
unsere internationale Rechtsordnung
Gerard Horton - 04.06.2017
Die
israelische Politik, sich aus den
rechtlichen Verpflichtungen gegenüber den
Palästinensern die Rosinen herauszupicken,
unterhöhlt die Glaubwürdigkeit unserer
Rechtsordnung, die nach dem zweiten
Weltkrieg etabliert wurde. Das könnte
gefährliche Auswirkungen für die
Rechtsstaatlichkeit über die Region hinaus
haben.
Am 7. Juni vor
50 Jahren besetzte das israelische Militär
das Westjordanland und verhängte über die
palästinensische Bevölkerung in dem Gebiet
Militärrecht. Damals war diese Maßnahme nach
der Vierten Genfer Konvention legal, die die
Anwendung des Militärrechts unter bestimmten
Umständen für einen vorübergehenden Zeitraum
erlaubt. Bis heute beziehen sich die
Militärbehörden auf die Konvention als
Rechtsgrundlage und Rechtfertigung für die
(strafrechtliche) Verfolgung
palästinensischer Zivilisten nach dem
Militärrecht.
Sobald das
Militärrecht eingeführt war, begann
Generalmajor Haim Herzog, der damalige
Militärkommandeur im Westjordanland,
Militärorder (Befehle) zu erlassen, die das
Leben der Palästinenser in dem Territorium
regelten. Nach fünfzig Jahren sind das 1.800
Order, von denen anfangs viele nur in
hebräischer Sprache vorlagen. Die
Militärorder decken ein breites Spektrum von
Tatbeständen (subjects) ab, wie Mord,
Waffenbesitz, Mitgliedschaft in einer
verbotenen Organisation, Werfen von
Gegenständen einschl. Steinen, Teilnahme an
politischen Versammlungen, Betreten
des israelischen Staatsgebietes ohne
Genehmigung, Order zur Verkehrskontrolle,
Landnutzung, Flächennutzung und zum Bauen.
Zur gleichen
Zeit [...] wurden Militärgerichte zur
Verfolgung aller Übertretungen eingerichtet.
Man findet die rechtliche Grundlage für die
Einrichtung von Militärgerichtshöfen ebenso
wie für die Verhängung des Militärrechts in
der Kovention – ein Position, die die
Militärbehörden bis heute anerkennen.
Schätzungen zufolge sind in den 50 Jahren
zwischen 775.000 und 850.000 Palästinenser
einschließlich bis zu 45.000 Kindern (12-17
Jahre) von den Militärbehörden festgenommen
worden. Die verfügbaren Daten zeigen, dass
etwa die Hälfte von ihnen angeklagt und vor
den Militärgerichten verfolgt wurde, obwohl
es schwierig ist, zuverlässige Daten zu
bekommen, die die ganzen 50 Jahre abdecken.
Seit seinem
Inkrafttreten wird das Militärhaftsystem von
Vorwürfen systematischer Mißhandlungen
(Übergriffe) und der Verweigerung
gesetzlicher Rechte, die nach geltendem
Recht garantiert sind, verfolgt. Bedenken
wurden geäußert von UN-Generalsekretären,
UN-Agenturen, dem US Außenministerium,
Mitgliedern des US-Kongresses, der EU, den
Regierungen von England, Norwegen,
Niederlanden und Australien, unabhängigen
Gruppen von Juristen sowie palästinensischen
und israelischen Organisationen. 2013
veröffentlichte UNICEF einen Report, der zum
Ergebnis kam, dass die "Mißhandlung von
Kindern, die in Kontakt mit dem
Militärhaftsystem geraten, weitverbreitet,
systematisch und institutionalisiert zu sein
scheint". Obwohl einige Änderungen
eingeführt wurden, ist das Ausmaß der Klagen
weitgehend unverändert geblieben.
Im Gegensatz
zu Israels zivilem Rechtssystem bieten die
Militärbehörden den vor den Militärgerichten
Angeklagten keine Rechtshilfedienste.
Angeklagte sind in den Militärgerichten
weitgehend abhängig von Anwälten, die ihnen
die Palästinensische Autonomiebehörde oder
nicht-Regierungorganisationen stellen bzw.
von privaten Anwälten. Diese
Rechtsdienstleistungen werden meistens von
der Familie des Angeklagten, europäischen
oder US-amerikanischen Spendern oder
Steuerzahlern bezahlt, die damit die
israelische Öffentlichkeit von diesen
Ausgaben entlasten und mithelfen die
finanzielle Tragfähigkeit des Systems zu
sichern. Ein weiteres Mittel zur Sicherung
seiner Tragfähigkeit ist die Verhängung von
Geldstrafen über jeden Palästinenser, der in
den Militärgerichten schuldig gesprochen
wird, wodurch 2011 mehr als 3,6 Millionen
Dollar zur Militärbilanz beigetragen wurden.
Einmal
schuldig gesprochen und inhaftiert, verbüßt
die überwiegende Mehrzahl der Palästinenser
ihre Strafe in Gefängnissen innerhalb von
Israel in Verletzung von Artikel 76 der
Konvention, der verfügt, dass
Militärgerichte und Gefängnisse im besetzten
Territorium liegen müssen. Diese Anforderung
gilt als so wichtig, dass ihre Übertretung
als Kriegsverbrechen eingestuft wird; wie
dem auch sei, das Israeli Prison Service
berichtet, dass 84% der palästinensischen
Gefangenen ihre Strafen weiterhin außerhalb
des Westjordanlandes verbüßen.
Seit der
Errichtung der ersten israelischen Siedlung
im Westjordanland im September 1967 hat sich
Israel bemüht die Politik vor Ort damit zu
rechtfertigen, dass die Konvention de jure
nicht gilt, weil vor 1967 eine eindeutige
Souveränität (Eigenstaatlichkeit) über das
Gebiet fehlte. Während dieser Versuch den
Siedlungsbau zu rechtfertigen, weltweit
zurückgewiesen wird, widerspricht (die
Konvention) auch den Argumenten, mit denen
das Militär die Verhängung des Militärrechts
und die Verfolgung palästinensischer
Zivilisten vor Militärgerichten
rechtfertigt. Es besteht die Gefahr, dass
diese Rosinenpickerei die Glaubwürdigkeit
der internationalen Rechtsordnung, die nach
dem 2. Weltkrieg aufgestellt wurde,
unterhöhlt – mit möglicherweise gefährlichen
Auswirkungen für die Rechtsnorm weit über
die Region hinaus.
Nachdem es
keine offizielle rechtlich verbindliche
Aussage dazu gibt, ob die Besatzung nach 50
Jahren noch legal ist, deuten ihre Dauer,
der Siedlungsbau und die Aneignung der
natürlichen Ressourcen durch Israel darauf
hin, dass die Situation an einem bestimmten
Punkt in Verletzung des Artikel 2 der
UN-Charta zu einer Annexion mit
weitreichenden und unvorhersehbaren Folgen
mutiert ist.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Gerard
Horton ist Jurist und Gründer des Military
Court Watch. Er arbeitete in den letzten 8
Jahren vor allem zum Thema der vom
israelischen Militär festgenommenen und vor
Militärgerichten verfolgten
palästinensischen Kinder. |
Helft
"We Are Not Numbers", durchbrecht die
Isolation Gazas
- Pam
Bailey -
05.06.2017 -
Heute ist der 50. Jahrestag der israelischen
Besetzung der, wie sie heute genannt werden,
palästinensischen Gebiete. Dieser skandalöse
Meilenstein wird von einer Unmenge
Expertenkommentaren über Trumps mögliche
Rolle, die fortdauernde Spaltung der
palästinensischen Führerschaft und – im
Hintergrund – die ständig expandierenden
israelischen Siedlungen hervorgehoben.
Aber
zusätzlich dazu, dass selten von Gaza
gesprochen wird, fehlen zwei grundlegende,
alarmierende Wahrheiten:
1) trotz der kämpferischen Fassade, die sie
typischerweise der Welt zeigen, greift in
Gaza eine kollektive Depression so sehr um
sich, dass der Widerstandsgeist ein Kampf
ums Überleben geworden ist;
2) auch wenn (zur Zeit) kein Krieg herrscht
oder Kriegsgefahr besteht (die uns sonst auf
die Strasse bringen), sollte uns die
strukturelle Gewalt auf die Strasse bringen.
Hoffnungslosigkeit in Gaza bekämpfen
- Es gibt eine Reihe von stereotypen Bildern
von Palästinensern in den besetzten
Gebieten, die ich regelmäßig in den Medien
und anderswo im Dienst der einen oder
anderen Agenda sehe. Eines fand ich kürzlich
auf der 6. Internationalen Konferenz zur
Unterstützung der Palästinensischen Intifada
im Februar in Teheran. Die meisten der 600
Teilnehmer waren Mitglieder von Parlamenten
(von westlichen Regierungen allerdings nur
von Irland und Kreta), von "radikalen" NGOs
und Medien und (im Fall von Palästina)
politischen Parteien. Ich war dankbar für
die Bemühung die palästinensische Sache
wieder ins Blickfeld zu bringen, von wo es
im Moment von Syien, IS und anderen Krisen
verdrängt wird. Aber zusätzlich zum Fehlen
einer konkreten Aktion in den Monaten
seither, beunruhigt es mich, dass nicht
erkannt wird, wie sehr "durchschnittliche"
Palästinenser unter der Besatzung –
besonders die Jugend in Gaza - depressiv und
sogar apathisch bezüglich des Lebens und
ihrer Fähigkeit etwas zu ändern, geworden
sind. Die Leidenschaftlichkeit und die
"kämpferische Rhetorik", die ich von den
palästinensischen Parteien im großen
Versammlungsraum gehört habe, fehlt es
weitgehend an Boden unter den Füßen (lacking
on the ground) – zumindest unter der Jugend
in Gaza, die mehr als die Hälfte der 2
Millionen-Bevölkerung ausmacht.
Als ich die
jungen Menschen, die an meinem Projekt
teilnehmen oder auf der Warteliste stehen,
anonym befragte, fand ich 55%, die nach der
Bewertung des Nationalen Gesundheitsdienstes
wahrscheinlich eine klinische Depression
hatten. Die Hälfte hatte ein oder mehrere
Familienmitglieder oder enge Freunde bei
einem der letzten israelischen Angriffe
verloren. Ein Drittel sagte, sie sie hätten
an manchen Tagen das Gefühl gescheitert zu
sein oder ihre Familien enttäuscht zu haben.
Einer von fünf denkt, es wäre besser, wenn
er tot wäre, oder denkt jeden Tag oder mehr
als die Hälfte der Zeit daran sich selbst zu
verletzen.
Diese Gefühle
spiegeln sich in Arbeiten wider, die die
Schreibenden vervollständigt haben. Als sie
gebeten wurden, eine Geschichte mit 6 Worten
zu schreiben, waren diese darunter:
Zu
verkaufen: Gaza Passport, nie benutzt.
Sie
haben sie umgebracht; etwas hat sich
verändert: Nummern (Zahlen).
"Lasst
uns studieren". Die Kraft ist verloren
gegangen.
Sie
beschließt im Bett zu verrotten.
Wie Sie
bemerken werden, sind die israelischen
Kriege nicht die einzige und nicht einmal
die wichtigste Ursache ihrer
Hoffnungslosigkeit. Auf die Frage, was sie
am meisten deprimierte, gaben sie folgende
Antworten:
Nicht
aus Gaza ausreisen zu können (77%), 69% der
Antwortenden sagen,
die
meisten ihrer Freunde sehnten sich danach
außerhalb des Gazastreifens
zu
leben.
Stromausfälle (65%).
Unmöglichkeit irgend einen Job zu bekommen
oder einen, der fair bezahlt
wird
(61).
Israelische Angriffe/Überwachung (55%).
In einem Essay
schreibt einer unserer Schreiber, der "der
wandelnde Tod" genannt wird, Wesam al-Naouq:
"Die Jugend hat das Gefühl festzustecken und
außerstande zu sein sich zu bewegen, was sie
dazu bringt statt diesem Nichts, dieser
Nichtigkeit einen neuen Krieg zu wünschen."
Die
israelischen Angriffe sind nicht die einzige
Gewalt
Und das führt
mich zu einer anderen Frustration.
Amerikanische und westliche Aktivisten gehen
in Scharen auf die Strassen, wenn Israel
einen neuen Krieg gegen Gaza beginnt. Aber
sobald ein Waffenstillstand vereinbart ist,
schwindet die Aufmerksamkeit der Massen,
außer in einer Periode des Händeringens über
den mangelnden Wiederaufbau etc. (Aber
Regierungen, internationale NGOs und sogar
Aktivisten heulen und klagen, wenn
Palästinenser selbst Gewalt anwenden. Welche
Botschaft senden wir, wenn das die einzigen
Male zu sein scheinen, in der wir Gaza
ernsthaft Beachtung schenken?)
Krieg ist
tatsächlich nicht das Destruktivste für die
Seelen der jungen Menschen in Gaza. Es ist
die Isolation, das Fehlen von Perspektiven,
die (Notwendigkeit, der) Bewältigung des
Alltagstrotts, das Fehlen eines Grundes zur
Hoffnung – das Nichts.
Die
Isolation mit "We are not Numbers"
durchbrechen
Der Wille zum
Widerstand (einschließlich gegen die
Despoten in der eigenen Regierung) ist in
Gaza der Kampf ums Überleben. Die Menschen
sind aber auch nicht der Lähmung des
Opferseins erlegen. In den letzten zwei
Jahren habe ich auf meine bescheidene Weise
daran gearbeitet, den "Überlebensgeist"
unter der Jugend von Gaza mit einem von mir
2015 gegründeten Projekt, "We Are Not
Numbers" zu unterstützen und zu pflegen. Wir
bringen englisch Schreibende mit
professionellen Autoren und Journalisten aus
aller Welt zusammen, um ihnen zu helfen, die
menschlichen Geschichten hinter den Nummern
in den Nachrichten zu erzählen.
In nur zwei
Jahren haben wir uns auf mehr als 150
teilnehmende palästinensische Schreiber
vergrößert, dazu kommt eine wachsende Zahl
aus dem Westjordanland, dem Libanon und
jetzt auch aus der Türkei. (Sie möchten mit
palästinensischen Partnern aus der Diaspora
in Verbindung treten und mit ihnen
zusammenarbeiten.) Wir haben mehr als 350
Geschichten veröffentlicht, die mit dem
Coaching durch die vermittelten
professionellen Mentoren geschrieben worden
sind. Wir arbeiten an einem Buch und haben
eine Partnerschaft mit der Fakultät von drei
Universitäten in den USA gestartet sowie mit
dem Black Lives Matters Movement. Und jetzt
planen wir mit einer gestarteten
Spendenaktion – mit Ihrer Hilfe, hoffe ich –
ein paar unserer besten Schreiber und
Hochschulabsolventen in Gazas erster
Nachrichtenagentur für Jugendliche
anzustellen. Nicht nur werden einige
Schreiber jedes Jahr eine bezahlte
Beschäftigung bekommen, sondern es werden
auch alle eine Ausbildung (training) in
einer Art von Schreiben und Recherchieren
erhalten, mit der sie vielleicht anderswo
Jobs bekommen und ihre Chancen auf
Stipendien verbessern können.
Mondoweiss ist
unterstützender Medienpartner seit der
Gründung von We Are Not Numbers [...] Wir
hoffen, Sie [...] helfen uns nicht nur
weiter zu existieren, sondern noch zu
expandieren.
Wollen Sie
spenden und den Link (www.launchgood.com/project/Gazas_first_allyouth_news_agency#/)
zu unserem Netzwerk teilen?
Quelle
Übersetzung (leicht gekürzt): K.
Nebauer
|
Israel
nimmt den
Schriftsteller Ahmas Qatamesh ohne Anklage
gefangen
- Er ist einer von 500, die ohne Anklagte
verhaftet wurden. - Patrik Strickland, 21.
Mai 19017 - Als Israels Militär letzte
Woche kam, um den 66 Jährigen Ahmad Qatamesh
in seiner Wohnung in der besetzten
Westbank zu inhaftieren, sagte seine Frau,
er sei schockiert und verwirrt gewesen.
Qataneh ist eine bekannte intellektuelle
Persönlichkeit, die wegen ihres Schreibens
und ihrer Vorlesungen in der Morgendämmerung
des 14. Mai festgenommen wurde, nachdem das
Haus seines Bruders in der Nähe überfallen
wurde.
Von Israel wurde er unter Verwaltungshaft
gesetzt, eine Praxis, die keine Anklage, bzw
. aus „geheimen Gründen“ über ihn verhängt
wurde. Er hat nicht einmal Verbindungen zu
politischen Organisationen . Er glaubt, er
sei wegen seiner Ideen festgenommen
worden.
„Sie sollten nicht verhaften, weil er zu
den Leuten spricht und schreibt … es muss
persönliche Gründe haben.
Der israelische Geheimdienst hat Qatamesh
schon mehrere Male während des letzten
Jahres zu Verhören geholt, sagte Bargouti
und ihn gewarnt , er solle nicht provokativ
über die Rechte und andere Kämpfe der
Gefangenen reden. Das israelische
Militärgericht hat eine drei Monate lange
Administrativ-Haft über ihn verhängt.
In der Zeit der Veröffentlichung hat der
Sprecher vom Shin Bet, der israelische
Geheimdienst, nicht auf Al-Jazeeras Fragen
geantwortet. Nach der Times of Israel wurde
Qatamesh wegen der Mitgliedschaft in der
Popular Front zur Befreiung Palästinas, eine
linke politische Partei, angeklagt.
Während des letzten Monats hat Qatamesh den
Hungerstreik in Israels Gefängnissen mit
Reden unterstützt.
Addameer, eine in Ramallah sitzende
Gefangenen-Rechtsgruppe verurteilte in einer
Erklärung Israels Verhaftung von Qattamesh;
sie sagt, dass die Verhaftung darauf
hinweist, dass er noch immer wegen seines
Schreibens und seiner Aktivitäten verhaftet
wurde. Von den 6300 palästinensischen
Gefangenen in Israels Gefängnissen sind
1300 Gefangene augenblicklich im
Hungerstreik .
Farah Bayadsi, ein Rechtsanwalt von Adameer
erklärte, dass Qattamesh‘s Verhaftung in
einem entscheidenden Augenblick des
Hungerstreiks kam: Die israelischen
Behörden haben die Besuche von Familien
und Anwälten verweigert, sagte Al.Jazeera.
Sie wollen nicht, dass die Familien und
Anwälte sehen, in welchem Gesundheitszustand
sich die Gefangenen befinden.
„ Es scheint, dass sie auf Intellektuelle
über Mord, Vertreibung und Gefangenschaft
zielen. Dies ist eine zentrale Strategie
gegen den palästinensischen Widerstand.“
Sagt Tarik Dana, Polizeiberater vom
Palästinensischen Polizei-Netzwerk.
Zusammen hat Qatamesh schon mehr als 13
Jahre im Gefängnis verbracht mit
verschiedenen Einschränkungen - das erste
Mal wurde er 1970 verhaftet (4 Jahre)
1976 wurde er entlassen und versteckte sich
bei seinem Bruder.
1992 verhafteten sie ihn noch einmal und
verhängten über ihn Administrativhaft.
Der palästinensische Schriftsteller Ghassan
Kanafani wurde mit einer Autobombe vom
Mossad in Beirut ermordet. 1972 wurde der
Übersetzer Wael Zwaiter in Rom und der
Dichter Kamal Nasser in West-Beirut getötet.
Seine Frau sagte, dass er in keine
politische Organisation verwickelt sei. Doch
versteckt er seine Meinungen nicht. Das ist
sein Charakter. Er ist politisch und er ist
ein Intellektueller, aber er hat nichts mit
einer Organisation zu tun Er spricht mit
der Jugend.
Qatamesh’s Verhaftung bewegt seine Familie
sehr, die sich vorstellte, ihn nie wieder
zu sen. „Unsere Tochter ist damit groß
geworden, ihn regelmäßig im Gefängnis zu
besuchen – und nun ist er wieder dort. Seine
Tochter weinte, als sie diese Nachricht
hört.
Quelle (dt. Ellen
Rohlfs) |
Israel hat den Sechs-Tage-Krieg 1967
provoziert, es hat nicht um sein Überleben
gekämpft
- James North (nach einem Interview
mit Norman Finkelstein) - 02.06.2017
Ich bin alt
genug, um mich deutlich zu erinnern, wie
damals über den Sechs-Tage-Krieg berichtet
wurde. Alles, was man uns damals erzählt
hat, war falsch, wie alle bedeutenden
Historiker dieser Periode heute anerkennen.
Beginnen wir damit, wie über die Krise vor
50 Jahren berichtet wurde:
* Gamal Abdel
Nasser, der Regierungschef von Ägypten,
wurde als gefährlicher Demagoge dargestellt,
der in der arabischen Welt sehr beliebt war
und Israel vernichten wollte. Die westliche
Presse dämonisierte ihn ständig, bis Sadam
Hussein war er einfach der anerkannteste
arabische Führer.
* Im Mai 1967
machte er seinen Schachzug. Er verlangte den
Abzug der UN-Friedenstruppen von der
Sinaihalbinsel, wo einen Krieg zwischen
Ägypten und Israel verhindern solten.
* Als Nächstes
eskalierte Nasser, indem er die Strasse von
Tiran für den internationalen Schiffsverkehr
schloss und Israels südlichen Hafen von
Eilat blockierte, was das Land zu
strangulieren begann.
* Inzwischen
plante Nasser eine Verschwörung mit anderen
arabischen Staaten, hauptsächlich mit Syrien
und Jordanien, um eine gemeinsame Invasion
zu starten und Israel ins Meer zu treiben.
* Israels
Existenz war in Gefahr. Deshalb startete
Israel am 5. Juni 1967 einen
"Präventivangriff", weil es fürchtete, es
hätte keine andere Wahl, wenn es überleben
wollte.
*
Glücklicherweise gewann Israel in sechs
Tagen trotz der Übermacht der anderen.
* Um sich
selbst gegen einen weiteren Angriff zu
schützen, besetzte Israel den Sinai, die
Golanhöhen und das Westjordanland. Die
Besetzung war nur eine zufällige Folge eines
Kampfes um das Überleben Israels.
Dieses
Mainstream-Narrativ findet 50 Jahre später
noch immer in der Volksmeinung. Erst neulich
brachte eine New York Times als Fakt vor,
dass 1967 "Israel der Vernichtung durch
seine arabischen Nachbarn trotzte".
Norman
Finkelstein, ein angesehener
Wissenschaftler, hat so viel getan wie kaum
ein anderer, um die Wahrheit über den
Sechs-Tage-Krieg aufzudecken. In einem breit
angelegten Interview in seinem Büro in
Brooklyn widerlegte er das
Mainstream-Narrativ Punkt um Punkt. Sie
finden seinen detaillierten
revisionistischen Bericht von einem Kapitel
seines jetzt schon klassischen "Image and
Reality of the Israel-Palestine-Conflict",
das durch ein weiteres Werk ergänzt wird: "Knowing
to Much: Why the American Jewish Romance
with Israel is coming to an End".
Finkelstein
ist als streitbar bekannt, als Mensch, der
sich nicht gefürchtet hat für die Wahrheit
zu kämpfen, obwohl er damit seiner Karriere
schadete. Aber man muss auch anerkennen,
dass er ein seriöser Wissenschaftler ist und
noch niemand seine Forschungsarbeit jemals
erfolgreich infrage gestellt hat.
Hier das
Interwiew mit Norman Finkelstein an diesem
Wochenende:
Finkelstein
betont, dass kein seriöser Wissenschaftler
heute, gleichgültig wo er politisch steht,
hinter dem Mainstream Narrativ stehe. Er
beginnt mit der Identifizierung der, wie er
es nennt, "beiden größten Lügen":
* Wahrheit
ist, dass Nasser und die anderen arabischen
Führer keine Absicht hatten im Juni 1967 in
Israel einzumarschieren.
* Und an
Israels Existenz bestand niemals der
geringste Zweifel, da sowohl die
israelischen als auch die amerikanischen
Politiker wußten, dass Israel jede
Auseinandersetzung leicht gewinnen konnte,
sogar gegen eine Koalition arabischer
Staaten.
Finkelstein
insistiert, dass wir den Sechs-Tage-Krieg
nicht verstehen können, ohne zur Suez-Krise
von 1956 zurückzugehen. In diesem Jahr
verstaatlichte der ägyptische Führer Nasser
den Suez-Kanal, und Israel, England und
Frankreich starteten einen nicht
provozierten Angriff auf Ägypten, um sich
der Wasserstrasse wieder zu bemächtigen.
Aber die Vereinigten Staaten widersetzten
sich unter Präsident Dwight Eisenhower
diesem Angriff und zwang die trilaterale
Invasion sich zurückzuziehen und den Kanal
Ägypten zu lassen. Suez war für alle drei
einmarschierenden Nationen eine Katastrophe,
und der britische Premierminister musste
zurücktreten. Indessen stieg das Ansehen
Nassers in der arabischen Welt sowie in
Afrika, Asien und Lateinamerika zu neuen
Höhen.
Norman
Finkelstein sagt, dass die historischen
Aufzeichnungen zeigen, dass Israel 1967
danach verlangte seine gescheiterte Mission
zum Abschluss zu bringen. Zuerst sagt er,
Israels "vorrangiges Ziel war es Nasser zu
neutralisieren (kastrieren), diesen
dreisten Arabern einen empfindlichen Schlag
zu versetzen und den sogenannten radikalen
arabischen Nationalismus zu erledigen".
Weiter sagt er, die israelische Regierung
hätte ein "zweites Ziel" gehabt, nämlich
"die Gebiete zu erobern, die sie 1948 hatten
haben wollen, aber nicht einnehmen konnten:
Ost-Jerusalem, das Westjordanland, Gaza und
die Golan Höhen".
Die
israelischen Führer hatten nur eine Sorge:
was würde Amerika tun? Wenn Israel angriffe,
würden die USA einen weiteren demütigenden
Rückzieher wie 1956 erzwingen? Oder würde
Washington wegschauen?
Finkelstein
bestreitet die spezifischen Geschehnisse in
den Monaten vor dem Krieg, wie sie im
Mainstream-Narrativ berichtet werden. Seine
Analyse ist in keiner Weise ausgefallen,
sondern wird von sehr vielen
Wissenschaftlern geteilt. Er argumentiert,
die Fakten würden zeigen, dass Israel sich
nicht friedlich um seine eigenen Sache
kümmerte (vor der eigenen Tür kehrte),
sondern seine arabischen Nachbarn regelmäßig
und gewalttätig provozierte. Im November
1966 griff Israel in seiner größten
militärischen Aktion seit dem Angriff auf
Suez die Westbankstadt Samu an, die damals
unter jordanischer Herrschaft stand, tötete
18 jordanische Soldaten und zerstörte 125
Häuser. Israel fuhr fort im April 1967
entlang der syrischen Grenze zu provozieren
und löste damit eine Luftschlacht aus, bei
der sechs syrische Flugzeuge abgeschossen
wurden, eines sogar über Damaskus. Stimmen
in der arabischen Welt begannen Gamal Abdel
Nasser, den Führer der Araber, zu
beschuldigen, er stehe daneben und tue
nichts.
Also sagte
Nasser den Vereinten Nationen, sie sollten
ihre Friedenstruppen aus dem ägyptischen
Sinai abziehen, hauptsächlich damit man
sehen konnte, dass er etwas unternahm.
Finkelstein weist darauf hin, dass Israel
darum bitten hätte können, die
UN-Friedenstruppen auf seiner Seite der
Grenze zu stationieren, was einen Schutz
(zwischen beiden Staaten) aufrechterhalten
hätte. Aber Israel tat nichts dergleichen.
Die Sperrung
der Strasse von Tiran durch Nasser ist im
Mainstream Narrativ ähnlich verzerrt
dargestellt worden. Finkelstein erklärt,
Nassser hätte damals tatsächlich das Recht
gehabt die Strasse zu schließen, und dass er
vermutlich nicht beabsichtigt hätte die
Schließung aufrecht zu erhalten, und dass er
anbot, den Streit vor den internationalen
Gerichtshof zu bringen, Israel aber
ablehnte. Und Israel sei nicht über Nacht
abgewürgt worden, da es 95% seiner Importe
über andere Häfen bekam und über Ölreserven
für mehrere Monate verfügte.
Finkelstein
sagt, dass israelische Diplomaten
unterdessen nach Washington D.C. gingen, um
herauszufinden, ob die Vereinten Staaten
ihnen grünes oder zumindest ein gelbes (Ampel)Licht
geben würden. Finkelstein hat die
historischen Berichte durchgesehen, und hier
ist die Zusammenfassung dessen, was er
gefunden hat:
* Die USA
stimmten mit Israel überein, dass Nasser
keinen Angriff plante.
* Die USA
waren sich mit Israel einig, dass Israel
Ägypten auf dem Schlachtfeld leicht besiegen
konnte, entweder (Ägypten) allein oder in
jeglichem Verbund mit anderen arabischen
Nationen.
* Und die USA
gaben Israel stillschweigend die Erlaubnis
den Krieg zu beginnen oder signalisierten
zumindest, sie würden Eisenhowers
Zurückweisung nach der Suezinvasion 1956
nicht wiederholen.
Als Israel
erst einmal angegriffen hatte, sollte der
Konflikt, wie Finkelstein sagt, passender
ein Spaziergang (leichtes Spiel) genannt
werden. "Tatsächlich", sagt er, "dauerte der
Krieg nicht sechs Tage; seine Dauer lag
näher an sechs Minuten. Nachdem israelische
Fluzeuge erst einmal in einem überraschenden
Blitzkrieg die auf dem Boden geparkte
ägyptische Luftwaffe ausgeschaltet hatte,
war der Krieg vorbei... Wenn der Krieg
länger dauerte, dann nur, weil Israel den
ägyptischen Sinai, die jordanische Westbank
und die syrischen Golan Höhen erobern
wollte. "
Finkelstein anerkennt, dass die israelische
Öffentlichkeit das Mainstream-Narrativ
glaubte, sich die Lügen und Verdrehungen
ihrer Regierung, mit denen diese die Welt
fütterte, zu Herzen nahm und wirklich
fürchtete, die arabischen Staaten wollten
sie ins Meer treiben. Er erklärt, dass die
israelische Regierung "schätzte, das
israelische Volk würde alles geben, wenn
es fürchtete mit dem Rücken an der Wand zu
stehen. Die Führer hatten doppelt Schuld
daran; sie provozierten die Krise und
starteten dann einen nicht provozierten
Angriff.”
Als der Krieg zu Ende war, wurde er in den
USA als Streich und als spannendes Abenteuer
behandelt. Nachdem Israel den Sinai besetzt
hatte, kursierte ein Witz: “Besichtigen Sie
die Pyramiden. Besuchen Sie Israel.”
Aber es war kein Spaß für die mindestens
18.000 Menschen, die in den Kämpfen starben:
10-15.000 Ägypter; 6.000 Jordanier; 1.000
bis 2.500 Syrer; und fast 1.000 Israelis.
Israel hatte seine unmittelbaren Kriegsziele
erreicht; Nassers Image war ernsthaft
beschädigt, er starb drei Jahre später, und
sein Markenzeichen des arabischen
Nationalismus massiv diskreditiert.
Israelische Soldaten besetzten die Westbank,
den Sinai und die Golan Höhen.
Ob die Besetzung, die jetzt in ihr 51. Jahr
schaudert, für Israel gut war, wird die
Geschichte entscheiden.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Jerusalem: Die Hauptstadt der Täuschung
( 1, Teil
Avraham Burg,
25. Mai 2017
Verführerisch
und abstoßend, spirituelle und zynisch –
Jerusalem ist eine Stadt des Friedens ohne
einen Winkel, der frei von Streitereien
ist. Niemals ist eine Stadt so vereinigt und
so zerrissen gewesen.
Nachtschwärmer
/ Zecher feierten in dieser Woche. den
Jerusalemtag außerhalb der Altstadt; Nie ist
eine Stadt so vereinigt gewesen -- und so
auseinandergerissen.
Kollisionen
brachen aus als jüdische Israelis den 50.
Geburtstag von Jerusalems Vereinigung
feierten.
Netanyahu sagt
am Jerusalemstag: Der Tempelberg wird für
immer unter israelischer Kontrolle sein.
Eine simplizistischer, machtgetriebener
religiöser Zionismus entfernt sich von
jüdischen Werten.
Die letzten
50 israelisch-palästinensischen Jahre sind
eines der längsten Kapitel in der Geschichte
der Zeitweiligkeit gewesen.
Zwei Völker
getrennt, doch gemischt, ein Staat –und ein
halber, der bis zu einem Punkt eingezäunt
und abgewürgt ist , aber noch immer ohne
einzige Grenze, eine Hauptstadt, die eine
unglaubliche Kluft zwischen den Erklärungen
hat , die über sie und ihre Realität
gemacht wurde. Verführerisch und abstoßend,
wunderschön und dreckig, spirituell und
zynisch – eine Stadt des Friedens ohne eine
winzige Ecke, die frei von Kampf und
Streit ist. Nie war eine Stadt so vereinigt,
wenige Städte sind so aus einander
gerissen. Es ist alles, weil Jerusalem so
paradox ist.
Jerusalem ist
die Hauptstadt der jüdischen Täuschung.
Falls dies nicht so tragisch wäre und so
fatal, würde es möglich sein, sie zu der
Sammlung von Witzen über die Toren von Chelm
hinzuzufügen. . Die Stadt ist genau der
Brennpunkt, an dem all die diplomatischen
Formeln, die einander total widersprechen
und gegenseitig kollidieren -- und Israel
ziemlich sicher in eine politische
Zerstörung führen.
Zwei von
Israels Formeln zum Handeln sind ein
peinlicher Widerspruch: „Zwei Staaten für
zwei Völker“ und „Jerusalem wird nie geteilt
werden“ Angeblich scheint dies fein – ein
positiver Wunsch für Frieden mit großer
Liebe und Patriotismus gegenüber der
Heiligen Stadt, unserer ewigen Stadt zu
sein. Was ist also falsch daran? Was ist
falsch daran: dass diese beiden Züge in
entgegengesetzte Richtungen fahren und doch
kollidieren und die zwei Hauptopfer -- der
Frieden und die Stadt – vor unsern Augen
sterben. Und wir? Wir feiern-
Wer auch
immer mit der zwei-Staatenformel
verpflichtet ist und tatsächlich ihre
praktische Anwendung akzeptiert , kann
das Verständnis, dass die Hauptstadt des
zweiten Staates – Palästina – auch in
Jerusalem sein will kaum akzeptieren. Weil
die Juden leider kein Monopol auf den
Symbolismus der Stadt haben. Und von da, ist
es klar, dass das Teilen des Landes zwischen
den beiden Völkern Hand in Hand mit der
Formel des Teilens von Jerusalem in zwei
Hauptstädte funktioniert. Ein
Friedensabkommen über das Teilen des
Gebietes wird auch beim Teilen von
Jerusalem als ein geteiltes Gebiet
angewendet.
Andrerseits,
die sehnliche, leidenschaftliche Formel der
vereinigten Stadt, die nie komplett
geteilt werden wird , verneint das Prinzip
der anderen Hauptstadt innerhalb seiner
Jurisdiktion. Die unmittelbare Bedeutung
der „Einen Stadt“ ist „ein Staat“: das ist
ein klares Veto gegen jeden Plan , der das
Land in zwei Staaten teilt. Weil dieselben,
politischen, psychologischen Quellen, die
die Teilung dieses urbanem Monsters
verhindern, dieselben sind, die aus
demselben Grund die Teilung des übrigen
Landes zurückweisen.
Während der
letzten 50 Jahre hat das offizielle Israel
alles getan, was es kann, um zu vermeiden ,
dass es zwischen den zwei Formeln wählt.
Jeder – und zwar beide : die Labor und der
Likud – hat die notwendige verbale und
diplomatische Akrobatik vervollkommnet: und
zwar in einem vergeblichen Versuch, die
Realität zu vertuschen und das Paradoxe in
Logik und Akzeptables zu verwandeln. Und
wir haben uns so daran gewöhnt, dass wir
nicht einmal die verschlüsselte,
widersprüchliche Sprache unserer Führer
verstehen. An der Bar-Ilan-Universität bei
den UN und auf Englisch, wickeln sie sich in
saubere diplomatische Nuancen:
Friedenssucher legen sich auf die
Zwei-Staaten-Vision. Aber im Hebräischen
an der West/Klagemauer im
Partei-Zentral-Komitee, auf dem
Munitionshügel (??) und auf dem lokalen
Twitter feed – schwören sie beim Namen des
vereinigten Jerusalem, das in alle Ewigkeit
vereinigt bleibt. Während der Jahre ist der
Widerspruch gewachsen und lässt uns alle
zunehmend lächerlich aussehen.
Die
wechselseitige Beziehung zwischen den
beiden Formeln, den Risiken und den Chancen
sind der Schlüssel zu unserem eigenen und
dem miserablen Zustand der Stadt zu
verstehen. Es ist genau in diesen Tagen –
in denen wir die fünf Dekaden von
Verschwendung und versäumten
Gelegenheiten, Beschränktheit und Lügen
kennzeichnen - die uns erlauben, den
deutlichsten Weg der kranken Verbindung
zwischen dem Wahnsinn der Stadt und der
diplomatischen Verzweiflung zu verstehen ,
als auch die Gelegenheiten, die warten
Die Lähmung
und die Angst vor der Entscheidung könnte zu
einer Lösung führen, die gar nicht so
schlecht sein würde: eine urbane
Konföderation, eine Stadt all seiner
Gemeinschaften. Es würde eine Stadt sein mit
einer gesamten gemeindlichen Behörde und
verschiedenen Unter-Behörden. Da gäb es
keinen Verkehr am Sabbat innerhalb der
ultra-orthodoxen Gemeinde; in der
muslimischen Gemeinde würde der Muezzin die
Gläubigen fünfmal zum Gebet rufen;
christliche Kirchenglocken würden in der
christlichen Gemeinde läuten; und innerhalb
der Gemeinde für die Säkularen würden
Handelsunternehmen auch am Sabbat offen sein
und persönlicher und öffentlicher
Transport würde für jeden erreichbar sein.
Und ganz besonders wichtig, die letztere
Körperschaft wird (wenigstens an Shabbat)
für ein Fahren in Richtung Tel Aviv
verantwortlich sein.
( dt. E.
Rohlfs)
|
Israel
praktiziert aggressiven Boykott,
Desinvestition und Sanktionen – gegen Gaza
Jonathan
Ofir -
30-05-2017 -
Anfangs dieses Monats warnte das ICRC, Gaza
stünde am Rand eines 'systemischen
Kollapses'.
Fast sieben
Jahre sind vergangen, seit das ICRC
feststellte: "Die gesamte Zivilbevölkerung
von Gaza wird für Handlungen bestraft, für
die sie nicht verantwortlich ist."; und:
"Die Absperrung stellt deshalb eine
Kollektivstrafe dar, die in eindeutiger
Verletzung von Israels Verpflichtungen nach
dem internationalen humanitären Recht
verhängt wurde."; und: "Die katastrophale
Lage in Gaza kann nicht durch humanitäre
Hilfe gelöst werden."
Vor fast 10
Jahren hat das ICRC gewarnt, dass "die
stetig zunehmende chronische Mangelernährung
und der Mangel an Spurenelementen sind von
großer Besorgnis".
Vor zwei
Jahren kam ein UN-Report zu dem Schluss,
dass Gaza 2020 "unbewohnbar" werden könnte,
und dass das, was eine wirtschaftliche
Entwicklung von Gaza behindere, "nur die
israelische Politik ist, die Abriegelung
(Blockade) und andere über Gaza verhängte
Restriktionen".
Es ist fast
ein Jahrzehnt her, dass Yoav Galant, der
derzeit Knessetmitglied (der
sozial-konservativen Partei Kulanu) und
Bauminister ist und damals Chef des
Südkommandos (der israelischen Armee) war,
gelobte, Gaza "Jahrzehnte zurück in die
Vergangenheit" zu schicken, wozu er
Gegossenes Blei einsetzte (Israels
Angriffskrieg auf Gaza 2008/09); und dass
Matan Vilnai, der damalige stellvertretende
Verteidigungsminister, warnte, Israel würde
den Palästinensern im Gazastreifen eine "Shoa"
(Holocaust) zufügen. Vilnai war ein
Politiker der Mitte links und hatte ab 1999
wiederholt Ministerposten inne, derzeit ist
er Botschafter in China.
Insbesondere
ist es mehr als ein Jahrzehnt her, dass Dov Weisglass, damals Berater von
Premierminister Ehud Olmert, nach der 2006
demokratisch gewählten Hamas (eine Wahl, die
Jimmy Carter als "fair and square" - fair
und ehrlich – bezeichnete) sagte, dass es
"die Idee ist,
die Palästinenser auf Diät zu setzen, sie
aber nicht verhungern zu lassen".
Israel hat
demnach eine aggressive Politik von Boykott,
Desinvestition und Sanktionen praktiziert,
die weit über das hinausgeht, was (die
Ausübung) eines gewaltlosen Drucks genannt
werden kann. Dazu gehören saisonale Massaker
und was Historiker und Intellektuelle mit
Autorität wie Ilan Pappé "zunehmenden
Genozid" (incremental genozide) nennen.
Pappè hat bereits 2006 daruf hingewiesen.
Vor zwei
Jahren sagte Amira Hass, Journalistin bei
Ha'aretz:
"Lassen Sie
es mich offen sagen: Gaza ist ein riesiges
Konzentrationslager."
An der Duke
University sagte Hass Folgendes:
"Das begann
nicht, wie viele denken, mit dem Aufstieg
der Hamas, als Hamas 2006 gewählt wurde bzw.
nach einem kurzen Bürgerkrieg 2007 den
Sicherheitsapparat übernahm. Wir können es
beinahe bis zu dem Moment zurückverfolgen,
als es begann, das war der 15. Januar 1991 –
lange vor Oslo, lange vor Madrid, und
selbstverständlich lange vor den
Selbstmordanschlägen in israelischen Städten
und auf israelische Zivilisten.
Diese
Politik der Abriegelung von Gaza, die
Gazaner zu Gefangenen, de-facto Gefangenen
zu machen, begann damals. Ich habe
ausführlich darüber geschrieben, aber ich
weiss, dass es noch immer überrascht."
All dies einen
"Wirtschaftskrieg" zu nennen, ist viel, viel
zu wohlwollend. In diesem Licht sollten wir
uns anschauen, wie Israel BDS (Boykott,
Investitionsentzug und Sanktionen) als
"moralisches Verbrechen" verunglimpft, eine
Kampagne, die von Netanyahu zuverlässig
angeführt wird und deren Sprecher er ist.
Die Ironie ist
erstaunlich. Ein Staat, der eine Politik
praktiziert, die BDS regelrecht blass
erscheinen lässt, schreit "Antisemitismus"
und "moralisches Verbrechen", wenn eine
gewaltfreie Graswurzelbewegung versucht, ihn
wegen seiner systematischen Verletzungen des
Völkerrechts zur Verantwortung zu ziehen.
Israel kann
wegen dieser Sache einfach nicht die
Moralkeule schwingen. Wer so weit gekommen
ist, dass er hinter die israelische Proganda,
die Hasbara, schaut, kommt unausweichlich
dazu, die Heuchelei dieses 'Moralisierens'
zu erkennen.
Die
Behauptung, es handle sich um
'Antisemitismus' soll jede 'moderate'
Person davon abhalten BDS zu unterstützen.
Es war die späte Shulamit Aloni, die
feststellte, dass die Behauptung, es handle
sich um Antisemitismus, ein
"Trick" ist,
den "wir immer benutzen", um Kritik an der
israelischen Regierung abblitzen zu lassen,
wie sie in einem Interview mit Amy Goodman
bei Democracy Now sagte.
Die Behauptung
Israels, BDS sei ein "moralisches
Verbrechen", kann sich nicht auf die
gewaltfreien Mittel beziehen, die auch als
von der US-Verfassung geschützte freie
Meinungsäußerung angesehen werden. Die
einzige Möglichkeit, (BDS) als "moralisches
Verbrechen" zu betrachten, besteht darin,
seine angeblich "antisemitische" Tendenz (vein)
zu betonen. Und das vermutlich, weil BDS den
jüdischen Staat bedroht. Dieser jüdische
Staat ist angeblich eine heilige Sache, die
nur von Extremisten infrage gestellt werden
kann. Wenn andererseits die Politik im
Endeffekt die Auslöschung der Palästinenser
bedeutet, dann soll das als "gerechtfertigt"
(reasonable) gelten.
Wie bereits
erwähnt muss man Israels Politik gegenüber
Gaza über das Paradigma Hamas hinaus
betrachten. Dennoch ist es interessant
festzustellen, wie die Weigerung der Hamas
Israel anzuerkennen (obwohl sie eine
Zwei-Staaten-Lösung zugesteht) als
extremistisch angesehen wird, während die
Weigerung des Likud Palästina anzuerkennen
(die Likud-Partei hat 1999 erklärt, und nie
zurückgenommen, dass die israelische
Regierung kategorisch die Errichtung eines
palästinensisch-arabischen Staates westlich
des Jordan ablehnt) einfach als etwas
gesehen wird, über das zu 'verhandeln' ist.
Aber lasst uns
den Vergleich Likud-Hamas nicht zu sehr
ausschöpfen. Die Vorstellung, dass die
Zwei-Staatenlösung jemals im israelischen
Establishment von irgend jemandem wirklich
beabsichtigt gewesen ist, ist ein Mythos.
Gideon Levy, Journalist bei Ha'aretz, sagte
vor langer Zeit: "Die Wahrheit ist die: die
Zwei-Staaten-Lösung ist tot (sie wurde
niemals geboren)".
Hier geht es
aber nicht um die Zwei-Staaten- oder die
Ein-Staat-Lösung (und BDS lenkt ohnehin von
der Ein-Staat versus die Zwei-Staaten-Lösung
ab).
Es geht um
Israel, und was es unternimmt, um den
jüdischen Staat zu wahren. Israel möchte
dies offensichtlich über alles Mögliche
andere machen. Terrorismus. Hamas. Und noch
einmal Hamas. Solange wir uns mehr auf die
Reaktion des Volkes fokussieren, die in
einem Konzentrationslager und unter einem
zunehmenden Genozid lebt, als auf die
Ursache ihres Leidens, werden wir sicher
irregeführt. Werden wir sicher besiegt.
Werden wir sicher 'gemäßigt und vernünftig'
sein. Aber das bedeutet auch zu
kapitulieren. Vor Israels Konzeption eines
Friedens – von einem jüdischen
Apartheid-Staat mit palästinensischen
Bantustans. Das ist nicht gemäßigt. Das ist
extrem.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
|
Nein,
Israel ist keine Demokratie
Ilan Pappé - 26.05.2017
Israel ist
nicht nur nicht die einzige Demokratie im
Nahen Osten. Es ist Tatsache, dass es gar
keine Demokratie ist.
In den Augen
vieler Israelis und seiner Verteidiger in
der ganzen Welt (einschließlich derer, die
einige seiner Politiken kritisieren mögen)
ist Israel letzten Endes ein gutartiger
demokratischer Staat, der Frieden mit seinen
Nachbarn sucht und die Gleichstellung aller
seiner Bürger garantiert.
Jene, die
Israel doch kritisieren, nehmen an, dass in
der Folge des Sechs-Tage-Krieges 1967 etwas
falsch gemacht wurde. In dieser Perspektive
korrumpierte der Krieg eine redliche und
arbeitsame Gesellschaft, indem in den
besetzten Gebieten leichtes Geld angeboten
und messianischen Gruppen erlaubt wurde in
die israelische Politik einzutreten, und vor
allem Israel zu einem Unternehmen der
Besatzung und Unterdrückung in den neuen
Territorien wurde. Der Mythos, dass ein demokratisches Israel
1967 in Probleme geraten, aber noch immer
eine Demokratie ist, wird sogar von einigen
anerkannten Akademikern, Palästinensern und
pro-Palästinensern verbreitet, auch wenn
(diesem Mythos) eine historische Basis
fehlt.
Israel war
vor 1967 keine Demokratie
Vor 1967
konnte Israel definitiv nicht als Demokratie
dargestellt werden. [...] Der Staat
unterwarf ein Fünftel seiner Bevölkerung
einer Militärherrschaft, die auf
drakonischen Notstandsgesetzen des
Britischen Mandats basierte, die den
Palästinensern alle elementaren Rechte, ob
Menschenrechte oder Zivilrechte,
vorenthielt. Die lokalen Militärgouverneure
waren die absoluten Herren über das Leben
dieser Bürger: sie konnten Sondergesetze für
sie entwerfen, Häuser und Mittel zu
Lebensunterhalt zerstören und sie ins
Gefängnis zu stecken, wenn sie es für nötig
hielten. Erst Ende der 1950er Jahre bildete
sich eine starke jüdische Opposition gegen
diese Mißstände, die möglicherweise den
Druck auf die palästinensischen Bürger
milderte.
Für die
Palästinenser, die vor dem Krieg in Israel
lebten und jene, die seit 1967 im
Westjordanland und im Gazastreifen leben,
erlaubte dieses Regime sogar Soldaten von
niedrigem Rang in der israelischen Armee
(IDF) ihr Leben zu dirigieren (und zu
zerstören). Sie blieben mittel- und
obdachlos, wenn besagte Soldaten oder
Einheiten oder Kommandos entschieden, ihre
Häuser zu zerstören oder sie stundenlang an
einem Kontrollposten festzuhalten oder sie
ohne Gerichtsurteil ins Gefängnis zu
stecken. Es gab nichts, was sie (dagegen)
hätten tun können.
Immer, von
1948 bis heute, gab es Gruppen von
Palästinensern, die solche Erfahrungen
gemacht haben.
Die erste
Gruppe, die unter einer solchen
Unterdrückung gelitten hat, war die
palästinensische Minderheit in Israel. Es
begann in den ersten beiden Monaten nach der
Staatsgründung, als sie wie die
palästinensische Gesellschaft von Haifa, die
auf dem Berg Karmel lebte, in Gettos
gedrängt oder aus Orten wie Safed
vertrieben wurden, in denen sie Jahrzehnte
lang gelebt hatten. Im Fall von Isdud wurde
alle Bewohner in den Gazastreifen
vertrieben.
Im (Flüchtlings)Lager
war die Situation noch schlechter.
Verschiedene Kibbutzbewegungen begehrten das
fruchtbare Land unter den palästinensischen
Ortschaften. Dazu gehörte auch die
sozialistische Kibbutzbewegung (HaShomer
haZair), die sich zu einer binationalen
Solidarität verpflichtet hatten.
Nachdem die
Kämpfe von 1948 nachgelassen hatten, wurden
die Bewohner von Ghabsiyyeh, Iqrit, Birim,
Qaitda, Zaytun und viele andere getäuscht:
sie sollten ihre Häuser für einen Zeitraum
von 2 Wochen verlassen (die Armee
behauptete, sie würde diese Gebiete für
Trainingszwecke benötigen), nur um bei ihrer
Rückkehr ihre Dörfer zerstört oder anderen
übergeben vorzufinden.
Dieser Zustand
des militärischen Terrors wird am Massaker
von Kafr Qassim im Oktober 1956
veranschaulicht, als am Vorabend des
Sinaifeldzuges 49 palästinensische Bewohner
von der israelischen Armee ermordet wurden.
Die Behörden argumentierten, sie seien von
ihrer Arbeit spät nach Hause zurückgekehrt,
als über den Ort bereits die Ausgangssperre
verhängt worden war. Aber das war nicht der
wahre Grund.
Neuere Beweise
zeigen, dass Israel bereits ernsthaft die
Vertreibung der Palästinenser aus dem
gesamten Gebiet von Wadi Ara und dem
Dreieck, in dem das Dorf lag, erwog. Diese
beiden Gebiete (das erste ein Tal, das im
Osten Afula im Osten und Hadera an der
Mittelmeerküste verbindet; das zweite in der
östlichen Periferie von Jerusalem) wurde von
Israel nach dem Waffenstillstands-Abkommen
mit Jordanien 1949 annektiert.
Wie wir
gesehen haben, war Israel immer bereit sich
Territorium hinzuzufügen, nicht aber einen
Zuwachs an palästinensischer Bevölkerung.
Bei jeder Gelegenheit, in der der
israelische Staat expandierte, achtete er
darauf die palästinensische Bevölkerung in
den gerade annektierten Gebieten zu
reduzieren.
Operation 'Hafarfert'
(Maulwurf) war das Codeword für ein Bündel
von Vorschlägen (Plänen) für die Vertreibung
von Palästinensern für den Fall, dass ein
neuer Krieg in der arabischen Welt
ausbrach. Viele Wissenschaftler denken
heute, dass das Massaker von 1956 ein Test
war, um zu sehen, ob man die Bevölerung des
Gebietes so einschüchtern konnte, dass sie
es verliessen.
Die, die
dieses Massaker verübt hatten, wurden dank
der Gewissenhaftigkeit und der
Hartnäckigkeit von zwei Knessetmitgliedern,
Tawaq Tubi von kommunistischen Partei und
Latif Dori von der linken zionistischen
Partei Mapam vor Gericht gestellt. Jedoch
erhielten die für das Gebiet
verantwortlichen Kommandanten nur geringe
Strafen. Das war ein weiterer Beweis dafür,
dass man der Armee erlaubte für in den
besetzten Gebieten verübte Morde straflos zu
bleiben.
Diese
systematische Grausamkeit zeigt ihr Gesicht
nicht nur in einem gravierenden Vorfall. Die
schlimmsten Grausamkeiten können in der
täglichen banalen Präsenz des Regimes
gefunden werden.
Die
Palästinenser in Israel sprechen nicht viel
über die Zeit vor 1967, und die Dokumente
aus dieser Zeit geben nicht das vollständige
Bild preis. Überraschenderweise finden wir
in der Poesie Hinweise darauf, wie das Leben
unter Militärherrschaft war.
Natan Alterman
war einer der berühmtesten und wichtigsten
Dichter seiner Generation. Er hatte eine
wöchentliche Kolumne, "die siebente Kolume",
in der er das Geschehen kommentierte, von
dem er gelesen oder gehört hatte. Manchmal
ließ er Details wie Zeitpunkt und sogar den
Ort des Geschehens weg, gab dem Leser aber
genügend Information, dass er verstehen
konnte, worauf er sich bezog. Im Allgemeinen
drückte er seine (Verbal)Attacken in
Gedichtform aus:
"Die
Nachrichten erschienen kurz für zwei Tage
und verschwanden. Und niemandem schien es
wichtig zu sein, niemand schien etwas zu
wissen. Im fernen Dorf Um al-Fahem spielten
die Kinder (man sollte sagen Staatsbürger)
im Schlamm.
Und eines
von ihnen schien bei einem unserer Soldaten
einen Verdacht zu schöpfen, der ihm zurief:
Stehen bleiben!
Ein Befehl ist ein Befehl.
Ein Befehl
ist ein Befehl. Aber das dumme Kind blieb
nicht stehen. Es lief weg.
Also hat
unser tapferer Soldat geschossen, kein
Wunder, er traf das Kind und tötete es.
Und niemand
sprach davon."
Bei einer
anderen Gelegenheit schrieb er ein Gedicht
über zwei palästinensische Staatsbürger, die
in Wadi Ara erschossen wurden. Ein anderes
Mal erzählte er die Geschichte eine schwer
kranken palästinensischen Frau, die
zusammen mit ihren beiden Kindern, 3 und 6
Jahre alt, ohne eine Erklärung vertrieben
und auf die andere Seite des Jordan
geschickt wurde. Als sie versuchte
zurückzukehren, wurden sie und ihre Kinder
verhaftet und in das Gefängnis in Nazareth
gesteckt.
Alterman
wünschte, sein Gedicht über die Mutter würde
die Herzen und Gemüter der Menschen
erschüttern oder wenigstens irgendeine
offizielle Reaktion hervorrufen. Aber eine
Woche später schrieb er: "Und dieser Schriftsteller nahm
irrtümlicherweise an,
dass die
Geschichte geleugnet oder erklärt würde.
Aber nichts,kein einziges Wort."
Es gibt mehr
Beweise dafür, dass Israel vor 1967 keine
Demokratie war. Dieser Staat verfolgte
gegenüber den Flüchtlingen, die versuchten
ihr Land, ihre Pflanzungen und Äcker wieder
zu erreichen, eine Politik des Schiessens um
zu töten, und inszenierte einen
Kolonialkrieg, um die Regierung Nasser in
Ägypten zu stürzen. Seine Sicherheitskräfte
waren schnell am Abzug und töten zwischen
1948 und 1967 mindestens 50 palästinensische
Staatsbürger.
Unterdrückung der Minderheiten in Israel ist
nicht demokratisch
Die Feuerprobe
jeder Demokratie ist der Grad an Toleranz,
zu dem sie ihren Minderheiten gegenüber
bereit ist. In dieser Hinsicht ist Israel
sehr weit davon entfernt, eine echte
Demokratie zu sein.
Zum Beispiel
wurden nach den neuen Gebietserwerbungen
viele Gesetz erlassen, die der Mehrheit eine
übergeordnete Stellung garantierten: die
Gesetze zur Regierung der Bürger, die
Gesetze, die sich mit dem Eigentum an Boden
befassen, und das wichtigste von allen, das
Rückkehrgesetz.
Dieses
letztere garantiert jedem Juden in der Welt
automatisch die Staatsangehörigkeit,
unabhängig von seinem Geburtsort. Dieses
Gesetz ist speziell undemokratisch, da es
mit einer totalen Verweigerung des
Rückkehrrechts der Palästinenser einhergeht,
das in der Resolution 194 der
UN-Generalversammlung von 1948 international
anerkannt ist. Diese Verweigerung erlaubt
den palästinensischen Bürgern Israels nicht,
sich mit ihren derzeitigen Familien oder
denen, die 1948 vertrieben worden sind, zu
vereinen.
Menschen das
Recht in ihren Heimat zurückzukehren zu
verweigern und gleichzeitig dieses Recht
anderen anzubieten, die keine Verbindung zu
dem Land haben, ist ein Muster
undemokratischer Praxis.
Darüber hinaus
gab es eine weitere Schicht verwehrter
Rechte des palästinensischen Volkes. Beinahe
jede Diskriminierung der palästinensischen
Bürger Israels wird mit der Tatsache
gerechtfertigt, dass sie nicht in der Armee
dienen. Die Verbindung von demokratischen
Rechten mit militärischen Pflichten lässt
sich besser verstehen, wenn wir uns die
formativen Jahre näher anschauen, in denen
die, die die Politik Israels entwickelten,
versucht haben eine Entscheidung darüber zu
treffen, wie ein Fünftel der Bevölkerung
behandelt werden sollte.
Sie nahmen an,
dass die palästinensischen Bürger
keinesfalls in die Armee eintreten wollten.
Das wurde 1954 getestet, als das israelische
Verteidigungsministerium die
palästinensischen Bürger, die das passive
Wahlrecht hatten, aufrief sich für eine
Teilnahme an der Armee einzuschreiben. Der
Geheimdienst versicherte der Regierung, es
habe eine allgemeine Weigerung gegeben.
Zu ihrer
großen Überraschung kamen alle Aufgerufenen
mit der Zustimmung der kommunistischen
Partei, die damals die größte und wichtigste
politische Kraft war, in das
Rekrutierungsbüro. Der Geheimdienst erklärte
daraufhin, der Hauptgrund sei die Langeweile
der jungen Menschen in den (Flüchtlings)Lagern
und ihre Sehnsucht nach etwas Aktion und
Abenteuer gewesen.
Trotzdem
verbreitete das Verteidigungsministerium
weiterhin ein Narrativ, das die
palästinensische Community als unwillig in
der Armee zu dienen beschrieb.
Es war nicht
zu vermeiden, dass sich die Palästinenser
tatsächlich gegen die israelische Armee, die
sich zu ihrem ständigen Unterdrücker
entwickelt hatte, wandten, aber die Art, wie
die Regierung das als Vorwand für die
Diskriminierung benutzte, wirft große
Zweifel an der Behauptung dieses Staates,
eine Demokratie zu sein.
Wenn du ein
palästinensischer Bürger bist und nicht in
der Armee dienst, sind deine Rechte als
Arbeiter, Studierender, Elternteil oder Teil
einer (nicht-ehelichen) Partnerschaft auf
staatliche Unterstützung äußerst
eingeschränkt. Das betrifft im Besonderen
die Wohnung als auch die Beschäftigung (70%
der israelischen Industriezweige gelten als
sensibler Bereich bezüglich der Sicherheit
und sind folglich für alle diese Bürger bei
der Arbeitssuche verschlossen).
Die zugrunde
liegende Annahme des
Verteidigungsministeriums war nicht nur,
dass die Palästinenser nicht dienen wollen,
sondern dass sie potentiell ein innerer
Feind sind, dem man nicht trauen kann. Das
Problem mit diesem Argument ist, dass sich
in jedem wichtigen Krieg zwischen Israel und
der arabischen Welt die palästinensische
Minderheit nicht so verhält, wie man es
erwartet. Sie bilden keine fünfte Kolonne
und erheben sich nicht gegen die Regierung.
Das hilft
ihnen aber nicht: sie werden als
'demografisches' Problem gesehen, das gelöst
werden muss. Der einzige Trost ist, dass
viele israelische Politiker noch heute nicht
glauben, dass (zuminest in Zeiten des
Friedens) der Weg zur Lösung des 'Problems'
der Transfer oder die Vertreibung der
Palästinenser ist.
Die
Bodenpolitik Israels ist nicht demokratisch
Die Behauptung
eine Demokratie zu sein, wird auch
fragwürdig, wenn man die Budgetpolitik rund
um die Bodenfrage untersucht. Seit 1948
haben die palästinensischen Gemeinderäte und
Stadtverwaltungen sehr viel weniger
Finanzmittel erhalten als ihre jüdischen
Gegenparts. Der Mangel an Land neben dem
Mangel an Beschäftigungsmöglichkeiten
schafft eine anomale sozioökonomische
Realität.
Zum Beispiel
geht es der wohlhabendsten palästinensischen
Gemeinde (Me'ilya im oberen Galiläa)
schlechter als der ärmsten jüdischen
Ortschaft im Negev. 2011 berichtete die
Jerusalem Post, dass "das durchschnittliche
jüdische Einkommen zwischen 1997 und 2009 um
40 bis 60% höher war als das
durchschnittliche arabische Einkommen".
Heute sind
mehr als 90% des Bodens im Besitz des Jewish
National Fund (JNF). Grundbesitzer können
sich nicht mehr an Transaktionen mit
nicht-jüdischen Bürgern beteiligen, und
staatlicher Boden wird vorrangig für
nationale Projekte genutzt, was bedeutet,
dass neue jüdische Siedlungen gebaut werden,
während es schwerlich irgendeine neue
palästinensische Ansiedlung gibt.
Auf diese
Weise hat sich die größte palästinensische
Stadt (Nazaret) um keinen einzigen
Quadratkilometer ausgedehnt, obwohl sich
ihre Bevölkerung seit 1948 verdreifacht hat,
während die oberhalb gebaute Ortschaft,
Ober-Nazaret, sich mit Land, das den
palästinensischen Eigentümern zwangsweise
enteignet wurde, vergrößert hat.
Weitere
Beispiele kann man an palästinensischen
Ortschaften in ganz Galiläa finden, die die
gleiche Geschichte offenbaren. Wie sie seit
1948 um 40% und manchmal sogar um 60%
kleiner geworden und neue jüdische
Siedlungen auf dem enteigneten Boden
errichtet worden sind.
An anderen
Orten war das der Beginn von regelrechten
Versuchen einer "Judaisierung". Seit 1967
macht sich die israelische Regierung Sorgen,
weil zu wenige Juden im Norden und im Süden
des Staates leben und plante deshalb die
(jüdische) Bevölkerung in diesen Gebieten zu
vermehren. Für diesen demografischen Wandel
war die Enteignung von palästinensischem
Land für den Bau jüdischer Siedlungen nötig.
Noch schlimmer
war der Ausschluß palästinensischer Bürger
aus diesen Siedlungen. Diese eklatante
Verletzung der Rechte eines Bürgers zu
leben, wo er oder sie es will, dauert bis
heute an, und alle Bemühungen von
Menschenrechtsorganisationen in Israel diese
Apartheid infrage zu stellen, ist bis jetzt
völlig gescheitert.
Der Oberste
israelische Gerichtshof konnte nur in
einigen wenigen Fällen die Legalität dieser
Politik infrage stellen, aber nicht
prinzipiell. Stellen Sie sich vor, dass in
Großbritannien oder den USA jüdische (oder
katholische) Bürger per Gesetz daran
gehindert würden, in bestimmten Ortschaften,
Ortsteilen oder vielleicht ganzen Städten zu
leben... Wie kann sich eine solche Situation
mit dem Konzept einer Demokratie vertragen?
Die Besatzung ist nicht demokratisch
Angesichts
seiner Haltung gegenüber zwei Gruppen von
Palästinensern – den Flüchtlingen und der
Community in Israel – kann der jüdische
Staat, wie weit auch die Vorstellungskraft
gehen mag, nicht behaupten eine Demokratie
zu sein.
Aber die
offensichtlichste Infragestellung dieser
Behauptung ist das erbarmungslose Verhalten
Israel gegenüber einer dritten Gruppe von
Palästinensern: jener, die seit 1967 unter
seiner direkten oder indirekten Herrschaft
in Ostjerusalem, dem Westjordanland oder
dem Gazastreifen leben.
Angefangen von
der zu Beginn des Krieges errichteten
illegalen Infrastruktur über die absolute
und nicht hinterfragte Macht des Militärs im
Westjordanland und außen um den Gazastreifen
bis zur alltäglichen, routinemäßigen
Demütigung von Millionen von Palästinensern
verhält sich die "einzige Demokratie" im
Nahen Osten wie eine Diktatur schlimmster
Art.
Die
hauptsächlichste diplomatische und
akademische Antwort Israels auf diese
Beschuldigung ist, dass alle diese Maßnahmen
vorübergehende sind: sie würden sich ändern,
wenn sich die Palästinenser, wo sie auch
immer sind, "besser" verhalten. Aber wenn
man über die besetzten Gebiete forscht (ohne
auch nur das Leben dort zu erwähnen),
versteht man, wie lächerlich diese Argumente
sind.
Wie wir
gesehen haben, sind die israelischen
Politiker entschlossen die Besatzung solange
aufrecht zu halten wie der jüdische Staat
intakt erhalten bleibt. Sie ist Teil dessen,
was das politische System Israels als status
quo betrachtet, der immer noch besser sei
als jede Veränderung. Wenn Israel den
größten Teil Palästinas kontrolliert, soweit
es eine substanzielle palästinensische
Bevölkerung hat, kann das nur mit
nicht-demokratischen Mitteln durchgeführt
werden.
Darüber hinaus
behauptet der israelische Staat trotz aller
Gegenbeweise die Besatzung sei eine
"aufgeklärte" Besatzung. Der diesbezügliche
Mythos ist, dass Israel mit guten Absichten
für eine wohlwollende Besatzung kam, aber
wegen der palästinensischen Gewalt gezwungen
war eine härtere Haltung einzunehmen.
1967
behandelte Israel das Westjordanland und den
Gazastreifen als natürlichen Teil von "Eretz
Israel", des Landes Israel, und diese
Einstellung dauert bis heute an. Wenn man
die Diskussion in dieser Materie unter den
linken und rechten Parteien Israels
beobachtet, beziehen sich ihre
Meinungsverschiedenheiten nur darauf, wie
das Ziel zu erreichen ist, nicht auf ihre
Rechtsgültigkeit.
Trotzdem gab
es in der breiten Öffentlichkeit eine
wirkliche Debatte zwischen denen, die man
"Erlöser" (Befreier) und denen, die man
Wächter nennen kann. Die "Erlöser" glauben,
dss Israel sein uraltes Herz zurückerobert
hat und in Zukunft nicht mehr ohne es leben
könnte. Die "Wächter" diskutieren dagegen
den Tausch der (besetzten) Gebiete gegen
Frieden, im Fall vom Westjordanland mit
Jordanien und im Fall vom Gazastreifen mit
Ägypten. Diese Debatte in der Öffentlichkeit
hatte aber wenig Auswirkungen auf die Art
und Weise, wie die wichtigsten Politiker
eine Lösung für die Beherrschung der
besetzten Gebiete fanden.
Der schlimmste
Teil dieser angeblich "aufgeklärten
Besatzung" war die Methode, wie die
Regierung die Gebiete verwaltete. Zuerst
wurde das Territorium in "arabische" und
potentiell "jüdische" Bereiche unterteilt.
Die Gebiete mit einer hohen
palästinensischen Bevölkerung wurden autonom
und von lokalen Kollaborateuren unter
Militärherrschaft betreut. Erst 1981 wurde
dieses Regime von einer Zivilverwaltung
abgelöst.
Die anderen
Gebiete, die "jüdischen" Bereiche, wurden
mit jüdischen Siedlungen und Militärbasen
besiedelt. Diese Politik war daran
orientiert die Bevölkerung des
Westjordanlandes und des Gazastreifens in
nicht zusammenhängenden Enklaven ohne
Grünflächen und ohne jegliche Möglichkeit
der Erweiterung der Ortschaften zu lassen.
Die Dinge
wurden schlimmer, als kurz nach der
Besetzung Gush Emunim (außerparlamentarische
rechte, religiöse und ultranationalistische
Bewegung, die die israelische Souveränität
über das ganze Land reklamiert, Felipe Lagos
R., Übersetzung des engl. Textes ins
Spanische) begann im Westjordanland und im
Gazastreifen zu siedeln und erklärte, sie
würden eher der biblischen Landkarte der
Besiedlung folgen als der der Regierung. Es
gelang ihnen ein wenig in dicht bewohnte
palästinensische Ortschaften einzudringen,
sodass der Raum, der deren Bewohnern
geblieben war, noch mehr schrumpfte.
Jedes
Siedlungsprojekt braucht zuallererst Grund
und Boden; in den besetzten Gebieten kann
dies nur durch massive Enteignung von Land,
die Vertreibung der Menschen, die seit
Generationen dort gelebt haben, und ihre
Einschließung in schwierige Lebensräume
erreicht werden. Wenn man über das
Westjordanland fliegt, kann man die
kartografischen Folgen dieser Polititk klar
beobachten: Siedlungsgürtel, die das Land
teilen und palästinensische Gemeinden in
kleine isolierte und nicht miteinander
zusammen hängende Gemeinden zerschneiden.
[...]
So etwas
nennen Geografen eine Katastrophengeografie,
die nicht weniger Bedeutung hat als die
ökologische Katastrophe, bei der Brunnen
(Quellen) ausgetrocknet und einige der
schönsten palästinensischen Landschaften
zerstört werden.
Noch weiter:
die Siedlungen werden zu einer Brutstätte,
damit der jüdische Extremismus
unkontrolliert wächst: und die Hauptopfer
(dieser Politik) sind die Palästinenser. So
hat die Siedlung Efrat das Weltkulturerbe
des Wallaja-Tals bei Bethlehem zerstört, und
die Ortschaft Jafna bei Ramallah (die für
ihre Frischwasserkanäle berühmt war)
verliert ihre Identität als touristische
Attraktion. Das sind nur zwei kleine
Beispiele für hunderte ähnliche Fälle.
Die
Zerstörung palästinensischer Häuser ist
nicht demokratisch
Die
Häuserzerstörung ist ein neues Phänomen in
Palästina. Wie es mit vielen der
barbarischsten Methoden der Kollektivstrafe
ist, die Israel seit 1948 einsetzt, wurde
sie ursprünglich von der britischen
Mandatsregierung während des großen
arabischen Aufstands zwischen 1936 und 1939
konzipiert und durchgeführt.
Dieser war die
erste palästinensische Erhebung gegen die
pro-zionistische Politik der britischen
Mandatsregierung, dessen Armee drei Jahre
brauchte, um sie zu ersticken. In diesem
Prozess wurden über die lokale Bevölkerung
vielfältige Kollektivstrafen verhängt und
etwa zwei tausend Häuser zerstört.
Israel riss
praktisch ab dem ersten Tag seiner
militärischen Besatzung des Westjordanlands
und des Gazastreifens Häuser ab. Die Armee
sprengte jedes Jahr als Reaktion auf
verschiedene Aktionen von Mitgliedern
einzelner Familien hunderte Häuser.
Angefangen von
kleinen Übertretungen militärischer
Anordnungen bis zur Teilnahme an
gewalttätigen Akten gegen die Besatzung –
die Israelis schickten sehr schnell ihre
Bulldozer zur Zerstörung nicht nur von
Gebäuden, sondern auch von Lebensräumen und
Orten der Existenz. Auf der großen Fläche
von Jerusalem (innerhalb Israels) war die
Zerstörung auch eine Strafe für den Ausbau
bereits bestehender Häuser oder auch für
nicht bezahlte Rechnungen.
Eine andere
Form der Kollektivstrafe, die seit kurzem
wieder zum israelischen Repertoire gehört,
ist das Zumauern von Häusern. Stellen Sie
sich vor, vor alle Türen und Häuser Ihres
Hauses sind mit Zement, Beton und Steinen
verschlossen, sodass Sie nicht in das Haus
zurückkehren können, um etwas zu holen, was
Sie nicht rechtzeitig herausgenommen haben.
Ich habe in meinen Geschichtsbüchern
gesucht, habe aber keinen Beweis dafür
gefunden, dass diese erbarmungslose Methode
irgendwo anders praktiziert würde.
Den
palästinensischen Widerstand zu zerschlagen
ist nicht demokratisch
Schließlich
wurde unter der "aufgeklärten" Besatzung den
Siedlern erlaubt Wächterbanden zu bilden, um
die Menschen zu belästigen und ihren Besitz
zu zerstören. Diese Banden haben mit der
Zeit ihre Methoden geändert.
In den 1980er
Jahren setzten sie realen Terror ein: vom
Verletzen palästinensischer Führer (einer
verlor bei einer solchen Attacke seine
Beine) bis zum Erwägen der Sprengung der
Moscheen auf dem Tempelberg in Jerusalem.
In diesem
Jahrhundert sind sie an täglichen Schikanen
der Palästinenser beteiligt, reissen ihre
Bäume aus, zerstören ihre Grundstücke und
schießen riskant über ihre Häuser und
Fahrzeuge. Seit 2000 wurde von mindestens
100 solcher Angriffe pro Monat im Gebiet von
Hebron berichtet, wo 500 Siedler mit der
stillschweigenden Kollaboration der
israelischen Armee auf noch brutalere Weise
die Menschen in ihrer Nachbarschaft
schikanieren.
Seit Beginn
der Besatzung haben sich den Palästinensern
zwei Optionen eröffnet: die Realität einer
permanenten Gefangenschaft in einem
Mega-Gefängnis für einen langen Zeitraum zu
akzeptieren oder sich der Macht der
stärksten Armee des Nahen Ostens
entgegenzustellen. Wenn die Palästinenser
Widerstand leisteten (wie 1987, 2000, 2006,
2012, 2014 und 2016), wurde auf sie
gezielt, als wären sie Soldaten oder
Einheiten einer konventionellen Armee.
So wurden
Dörfer und Ortschaften bombardiert, als
handelte es sich um Milittärbasen,
unbewaffnete Zivilisten wurden erschossen,
als wären sie ein Heer auf einem
Schlachtfeld.
Heute wissen
wir zu viel über das Leben unter Besatzung
vor und nach Oslo, um die Behauptung ernst
nehmen zu können, dass kein Widerstand
weniger Repression garantieren würde. Die
Inhaftierungen ohne Gerichtsurteil, wie sie
sie im Lauf vieler Jahre praktiziert wurden;
die Zerstörung tausender Häuser; die Tötung
und Verletzung von Unschuldigen; die
Trockenlegung von Brunnen/Zisternen; das
alles sind Zeugnisse eines der brutalsten
Regime unserer Zeit.
Amnesty
International dokumentiert jedes Jahr die
Art der Besatzung. Der folgende Abschnitt
stammt aus dem Bericht von 2015:
"Im
Westjordanland einschließlich Ost-Jerusalem
führen die israelischen Streitkräfte
illegale Tötungen von palästinensischen
Zivilisten, auch von Kindern durch, und
verhaften tausende Palästinenser, die gegen
die permanente israelische Militärbesatzung
protestieren oder sich in einer anderen
Weise gegen sie stellen, und nehmen hunderte
in Administrativhaft. Folter und andere
Mißhandlungen sind noch immer verbreitet und
werden straflos begangen.
Die
Behörden treiben weiterhin (den Bau)
illegaler Siedlungen im Westjordanland voran
und schränken die Bewegungsfreiheit der
Palästinenser ernsthaft ein und verschärfen
(passen an) die Einschränkungen mitten in
der Eskalation der Gewalt seit Oktober, zu
der Angriffe von Palästinensern auf
israelische Zivilisten gehörten sowie die
offensichtliche außergerichtliche Exekution
(von Palästinensern) durch das israelische
Militär. Israelische Siedler im
Westjordanland griffen Palästinenser und
deren Eigentum straflos an. Der Gazastreifen
ist weiterhin unter israelischer
militärischer Blockade, die als
Kollektivstrafe über seine Bewohner verhängt
wurde. Die Behörden fuhren fort,
palästinensische Häuser im Westjordanland
und in Israel zu zerstören, ganz besonders
in Ortschaften von Beduinen im Negev, um
ihre Bewohner mit Gewalt zu vertreiben (zwangszuräumen)."
Schauen wir
uns das etappenweise an: zuerst Tötungen,
die Amnesty International 'illegale
Tötungen' nennt: seit 1967 wurden etwa
15.000 Palästinenser 'illegal' von Israel
getötet, darunter waren 2000 Kinder.
Palästinenser ohne Gerichtsurteil zu
inhaftieren ist nicht demokratisch
Ein anderes
Charakteristikum der 'aufgeklärten' Besatung
ist die Inhaftierung ohne Gerichtsurteil.
Einer von fünf Palästinensern im
Westjordanland und im Gazastreifen hat
bereits diese Erfahrung gemacht.
Es ist
interessant, diese israelische Praxis mit
ähnlichen Politiken in den USA in der
Vergangenheit und der Gegenwart zu
vergleichen, wobei Kritiker der
Boykottbewegung (BDS) behaupten, dass die
Praktiken in diesem Land noch schlimmer
seien. Tatsächlich war das schlimmste
Beispiel, dass die USA im Zweiten Weltkrieg
hunderttausend japanische Bürger oder 30.000
Menschen im sogen. 'Krieg gegen den Terror'
ohne Gerichtsurteil einsperrten.
Keine dieser
Zahlen lässt sich aber annähernd mit der
Zahl der Palästinenser vergleichen, die
diesen Prozess durchgemacht haben, und dazu
gehören sowohl junge als auch alte Menschen
und Haft über lange Zeit.
Ohne
Gerichtsurteil inhaftiert zu werden ist eine
traumatische Erfahrung. Nicht zu wissen, was
einem zur Last gelegt wird, keinen Kontakt
zu einem Anwalt und kaum einen Kontakt zu
deiner Familie zu haben, sind einige der
Sorgen, die du als Gefangener hast. Noch
brutaler werden viele dieser Gefangenen
benützt, um Menschen unter Druck zu setzen,
damit sie kollaborieren. Gerüchte zu
verbreiten und Menschen wegen ihrer (realen
oder angeblichen) sexuellen Orientierung zu
beschämen sind ebenfalls oft benützte
Methoden, um jemanden zur Kollaboration zu
bewegen.
Hinsichtlich
der Folter hat die vertrauenswürdige
Webseite Middle East Monitor einen
erschreckenden Artikel veröffentlicht, in
dem die 200 von den Israelis angewandten
Methoden zur Folterung von Palästinensern
beschrieben werden. Die Liste basiert auf
einem Bericht der UNO und einem anderen von
B'Tselem, einer israelischen
Menschenrechtsorganisation. Dazu gehören
unter anderem Schläge, stundenlange
Fesselung von Gefangenen an Türe oder
Stühle, Übergießen mit heißem oder kaltem
Wasser, Zerstückelung von Fingern und das
Verdrehen der Hoden.
Israel ist
keine Demokratie
Was wir hier
infrage stellen, ist nicht nur die
Behauptung Israels eine 'aufgeklärte'
Besatzung zu unterhalten, sondern auch ihr
Anspruch eine Demokratie zu sein. Das
geschilderte Verhalten gegenüber Millionen
Menschen unter seiner Herrschaft entlarvt
diese politischen Tricks als Lüge.
Trotzdem
behandeln politische Eliten Israel (aus
verschiedenen Gründen) als Mitglied im
exklusiven Klub demokratischer Staaten,
obwohl große Teile der Zivilgesellschaften
in der ganzen Welt die Behauptung, Israel
sei eine Demokratie, zurückweisen. In
vielerlei Hinsicht spiegelt die Popularität
der BDS-Bewegung die Frustration dieser
Gesellschaften wegen der Politik ihrer
Regierungen gegenüber Israel wieder. Für viele Israelis sind diese Gegenargumente
im besten Fall irrlevant, im schlechtesten
Fall bösartig. Der Staat Israel klammert
sich an das Bild einer wohlwollenden
Besatzungsmacht. Das Argument einer
'aufgeklärten' Besatzung behauptet, wie es
auch der durchschnittliche jüdische Israeli
meint, dass es den Palästinensern unter der
Besatzung viel besser gehe und kein Grund
der Welt bestehe gegen sie Widerstand zu
leisten – ganz zu schweigen von Widerstand
mit Gewalt. Wenn du ein unkritischer
Verteidiger Israels im Ausland bist,
akzeptierst auch du diese Hypothesen.
Trotzdem gibt
es Teile der israelischen Gesellschaft, die
die Richtigkeit von einigen der hier
gemachten Behauptungen anerkennen. In den
1990er Jahren äußerten zahlreiche jüdische
Akademiker, Journalisten und Künstler ihre
Zweifel an der Definition Israels als
Demokratie.
Es verlangt
schon etwas Mut, die grundlegenden Mythen
der eigenen Gesellschaft und des eigenen
Staates infrage zu stellen. Deshalb zogen
sich einige wenige von ihnen später von
dieser mutigen Position zurück und hielten
sich wieder an die generelle Linie.
Während des
letzten Jahrzehnts des vergangenen
Jahrhunderts produzierten sie Arbeiten, die
die Annahme eines demokratischen Israel
infrage stellten. Sie schilderten Israel als
Teil einer anderen Gemeinschaft: der der
nicht-demokratischen Nationen. Einer von
ihnen, der Geograf Oren Yiftachel von der
Ben Gurion-Universität beschrieb Israel als
Ethnokratie, als ein Regime, das einen
ethnisch gemischten Staat regiert, mit der
rechtlichen und formalen Begünstigung einer
ethnischen Gruppe vor allen anderen. Andere
gingen viel weiter und bezeichneten Israel
als einen Apartheidstaat oder einen
Kolonialstaat. Kurz gesagt, welche Beschreibung diese
kritischen Akademiker auch boten, darunter
war keine einer 'Demokratie'.
Quelle
Übersetzung
aus dem Spanischen: K. Nebauer
|
Baby Aya ist erst 2
Monate alt und schon Opfer einer
Hauszerstörung
Nora Lester Murad - 25.05.2017
Die Zerstörung
jedes einzelnen Hauses ist für die Familie
verheerend. Jede einzelne Familie, deren
Haus zerstört wird, erzählt eine
einzigartige und surreale Geschichte von dem
Tag, an dem Bulldozer über die Schulbücher
ihrer Kinder rollten, über die Arztrezepte
ihrer Großmutter und die Briefe ihrer Onkel
aus Übersee.
Häuserzerstörung ist eine der bevorzugten
Methoden Israels Palästinenser von dem Grund
und Boden zu vertreiben, den sie haben
wollen, gewöhnlich um - in Verletzung des
Völkerrechts - Häuser für jüdische
Siedlungen zu bauen.
Ich möchte nur
eine Geschichte erzählen – eine
einzigartige, surreale und völlig
inakzeptable Geschichte von Ashraf und Islam
Fawaqa und ihren vier Töchtern – Ritaj (9),
Rimas (7), Saba (4) und der neugeborenen Aya.
Am 4. Mai
brachten die Fawaqas Baby Aya zum
Neugeborenen-Check. Während sie in der
Klinik waren, erhielten sie einen Anruf von
einem Nachbarn, dass israelische Autoritäten
begonnen hätten ihr Haus in Sur Baher in
Jerusalem zu zerstören. Laut Sharaf hatten
sie 25.000 Shekel bezahlt, um die erwartete
Zerstörung zu verschieben.
"Ist das nicht
ein besonders erschütternder Fall?" fragte
ich einen Freund.
"Ich weiß.
Aber als Ashraf nach Hause eilte und der
Abrisscrew die Anordnung des Richters
zeigte, weißt du, was sie taten? Sie
notierten den Namen des Richters, verließen
den Ort und kamen eine Stunde später mit
einer neuen Abrißorder von demselben Richter
zurück. Ashraf sagt, eine eilig einberufene
Gerichtssitzung habe ihnen die juristische
Absicherung für ihre unmoralische Aktion
gegeben. Ist das nicht übel?"
"Alle
Häuserzerstörungen sind übel." "Ich weiß. Aber sollten wir für diesen Fall
nicht mehr internationale Berichterstattung
haben? Natürlich, die Welt wird schockiert
sein, dass vier Kinder und darunter ein
Neugeborenes an einem Abrißplatz unter einer
Plane hausen, die über die paar Sofas
gespannt ist, die sie gerettet haben."
"An dem Tag
gab es zwölf Häuserzerstörungen in
Jerusalem."
"Was?"
"Neun Häuser
von palästinensischen Familien wurden an
demselben Tag in Jerusalem zerstört plus
drei Geschäfte."
Mir fehlten
die Worte.
"Das ist
ethnische Säuberung", sagte mein Freund.
"Und traurigerweise ist es so alltäglich,
dass es keine Nachricht abgibt."
Ich besuchte
Ashraf und Islam am 15. Mai, am Gedenktag
der palästinensischen Nakba, der
kontinuierlichen historischen Vertreibung
der Palästinenser von ihrem Land und des
Versuchs, ihren Besitz, ihre Geschichte und
Identität zu zerstören. Ich saß auf dem Sofa
mitten in Schutt und Trümmern, meine Füße
auf dem harten Erdboden.
Ihre kleine
Tochter Saba servierte mir Aprikosen.
"Ich sehe,
dass sie Ihre Hühner gelassen haben", sagte
ich, als ein Huhn an meinen Füßen
vorbeilief.
"Und den
Hühnerstall", betonte Ashraf.
Ich schaute
mich um und wirklich, der Hühnerstall war
stehen geblieben. "Warum haben sie den
Hühnerstall gelassen", fragte ich.
"Ich nehme an,
damit die Hühner ein Dach über dem Kopf
haben", sagte Ashraf ironisch.
Ashraf hat
sechs Jahre in dem Haus gelebt. Er hat es
mit den eigenen Händen auf dem Grund gebaut,
der der Familie Ashraf schon länger gehörte
als der Staat Israel existierte.
"Dieses Haus
wurde ohne Genehmigung gebaut", Ashraf zeigt
auf einen der Nachbarn. "Sie haben mir
erzählt, dass sie nach der Fertigstellung
eine Menge Geld bezahlt und jetzt eine
Genehmigung haben. Und diese Familie", er
zeigt auf einen anderen Nachbarn, "hat
jahrelang versucht eine Genehmigung zu
bekommen, und die wurde ihnen verweigert.
Sie bauten ohne Genehmigung und zahlten nach
der Fertigstellung, und ich habe gehört,
dass es jetzt als legal gilt."
Familie Fawaqa
hat schon hunderttausende Schekel
ausgegeben, erst beim Versuch eine legale
Baugenehmigung zu bekommen, dann für die
Geldstrafe für das schließlich ohne
Baugenehmigung gebaute Haus, und dann für
den Aufschub der Zerstörung nach der Geburt
des Babys. Jetzt müssen sie auch noch für
die Zerstörung bezahlen (90.000 Schekel nach
Ashrafs Schätzung) und für den Abtransport
des Bauschutts (60.000 Schekel plus eine
Geldstrafe, wenn der Bauschutt nicht
umgehend weggeschafft wird), dazu kommen die
Kosten für die vorübergehende Unterkunft.
Ironischerweise hat Ashraf das Geld, das er
für ein Heim bezahlt hat, am Bau verdient.
Er arbeitet für die Jerusalemer
Stadtverwaltung.
Um eine Küche,
Badezimmer und einen Schlafplatz zu haben,
haben die Fawaqas ein Fertigteil-Caravan
bestellt, nicht unähnlich denen, die die
Gazaner, deren Häuser von israelischen
Kampfflugzeugen zerstört wurden, Todesfallen
nennen, weil sie im Sommer glühend heiß und
im Winter kalt sind. Und letztlich stehen
sie vor den Kosten für den Wiederaufbau, und
wenn sie wieder bauen, wird das neue Heim
wieder abgerissen werden.
Es scheint,
dass mit der Verweigerung von
Baugenehmigungen für Palästinenser in
Jerusalem ein großer Profit gemacht wird.
Ich habe
mehrere Familien in Jerusalem besucht, deren
Häuser zertstört worden sind, seit mein
Freund Nureddin mit seiner Frau und den
Kindern in einen Raum gesperrt wurden,
während die Israelis das Haus um sie herum
zerstörten.
Diese
Erfahrung, und die Familien, die ich seither
besucht habe, haben mir das Herz gebrochen
und mich wütend gemacht.
Für
Palästinenser ist der Besitz eines Hauses
alles. Jeden Penny geben sie für ihr Heim
aus und verzichten auf anderes Notwendige
und auf Luxus, nur um ein Haus zu bauen und
ihren Familien Sicherheit zu bieten. Aber
natürlich, nachdem die internationale
Gemeinschaft für Israels Recht auf
Sicherheit alles tut, wird das Recht der
kleinen Aya auf Sicherheit verletzt, ohne
dass diese Regierungen, die verpflichtet
sind, für die Einhaltung der Menschenrechte
der Palästinenser unter Besatzung zu sorgen,
effektiv etwas tun. Glücklicherwiese hat
Human Right Watch über diesen Fall
berichtet.
Die
Legitimierung eines Staates kommt von dem
Schutz und den Diensten, den er den Menschen
unter seiner Jurisdiktion bietet. Welche Art
von Staat hat eine Politik der Zerstörung
der Häuser seiner Menschen? Welche Art von
Staat hat eine Infrastruktur ausgearbeitet,
um Menschen obdachlos, arm und hoffnungslos
zu machen? Genau das hat Israel getan – aus
der Zerstörung palästinensischer Leben eine
nationale Priorität gemacht.
Quelle
Übersetzung:
K. Nebauer |
Kein Ende in Sicht:
UN-nimmt Stellung zu …
-
Ein UN-Sonderbeauftragter für den
Friedensprozess im Nahen Osten Nikolay
Mlade now hat das gestrige Töten eines
Palästinensers durch einen Siedler und das
Verletzen eines Foto-Journalisten
verurteilt.
Er sagte: Ich verurteile das Töten eines
Palästinensers durch einen Siedler und das
Verletzen eines Fotojournalisten in der
besetzten Westbank.
Er fügte hinzu: nach PNN muss dieser
beklagenswerte Vorfall sofort und
gründlich untersucht werden und alle
Verdächtigen, die darein verwickelt sind,
müssen bestraft werden.
Über den weitergehenden Hungerstreik der
palästinensischen Gefangenen: Ich verfolge
dies mit großer Sorge , der weitergehende
Hungerstreik der palästinensischen
Gefangenen protestieren gegen ihre Lage in
den Gefängnissen.
Der Streik geht jetzt in den zweiten Monat.
Es muss sobald als möglich eie Lösung
gefunden werden und zwar in
Übereinstimmung mit dem Internationalen
Gesetz und Israels
Menschenrechts-Verpflichtungen.
Mit wachsenden Spannungen auf den
palästinensischen Straßen hoffe ich dass die
gegenwärtigen Bemühungen in unmittelbarer
Resolution der Angelegenheit münden wird,
die im Interesses des Friedens und
weiterführender Initiativen geht , um einen
politischen Prozess zu erneuern.
Ich rufe alle Täter auf , größte
Zurückhaltung zu üben, Verantwortung zu
zeigen und alle notwendigen Schritte zu
unternehmen, um eskalierende gespannte
Verhältnisse zu vermeiden, sagte Mladenov.
In einer ähnlichen Äußerung des UN
Sonderbeauftragten über die Menschenrechte
in den palästinensischen seit 1967 besetzten
Gebieten drückt Michael Lynk seine Sorge
über die immer schlechter währende Situation
in den OPT am Vorabend des 50 Jahres der
israelischen Besatzung.
Besatzungen sind schon an sich vorübergehend
und nur kurze Zeit nach dem Internationalen
Gesetz- doch diese Besatzung – nach 5
Dekaden – hat noch kein Ende in Sicht. In
der Tat ist sie tief eingegraben und Israel,
die besetzende Macht zeigt viele
Anzeichen, diese Besatzung auf dauernd
einzurichten.
„Die systematischen
Menschenrechtsverletzungen, die diese
Besatzung begleiten – kollektive Strafe
Konfiszierung von Besitz, excessive
anwendung von Gewalt, ungesetzliches Töten,
Mangel an Bewegungsfreiheit und ständige
Siedlungsausdehnung u.a. intensivieren eine
schon gefährliche Situation, warnt er.
Der Menschenrechts-Experte sprach nach
einer 5-Tage-Mission in Amman, wo er sich
mit Menschenrechtsgruppen, UN-Offiziellen
und palästinensischen
Senior-Regierungsleuten traf, um die
HR-Situation zu diskutieren.
Israel hat dem Sonderbeauftragten nicht
erlaubt die OPT zu besuchen, da er sein
Mandat im Mai 2016 annahm.
„ es ist mit großer Sorge , dass ich auf die
Zukunft von Gaza blicke – mit all den
Berichten, die ich in dieser Woche
erhielt: Die Situation dort ist äußerst
schlimm, „ betonte Lynk. „ die anhaltende
Strom-Krise hat eine unerträgliche
Situation geschaffen, mit Voraussagen, dass
Mitte Juni ein bedeutender Anteil von
wesentlicher Gesundheit, sanitäre Anlagen
und Wasser-Dienst mögen inoperabel sein.
Ich bin von der Tiefe der Hoffnungslosigkeit
und Frustration in Gaza berührt, die mir in
dieser Woche berichtet wurde,“ sagt der
Beauftragte, „Nach zehn Jahren der
Abgeschlossenheit rufe ich Israel und die
internationale Gemeinschaft auf auf, ihre
Aufmerksamkeit dringend auf diese
Situation zu lenken, die nicht länger
ignoriert werden darf. Die Menschenrechte
der Bewohner von Gaza müssen respektiert
werden – das ist der einzige Weg nach vorne.
Er drückte auch seine tiefe Sorge über die
Situation in der besetzten Westbank aus und
bemerkt, dass Israel die ganze Zone C
kontrolliert, die 60% der Westbank
ausmachen und die von Palästinensern
kontrollierten Gebiete völlig umgeben.
Bedeutsamer Siedlungsbau ist kürzlich
angekündigt worden, und dass die Siedler
viermal mehr Wasser aus der Westbank
verbrauchen als die Palästinenser. Die
Umweltzerstörung breitet sich aus und
Hauszerstörungen nehmen zu . Es geht auf
eine Situation zu, in der viele den Weg des
Friedens für immer schwieriger halten.,
sagte er.
„Ganz besonders beunruhigt mich die Lage
der Beduinen-Gemeinschaften in der Umgebung
von Jerusalem. Sie sehen sich der
ständigen Drohung der Vertreibung
gegenüber und der Zerstörung ihrer
(primitiven) Hütten und der
Lebensunterhaltung von den israelischen
Behörden,“ sagte der Experte. Jede
Vertreibung, geschieht als Folge dieser
zwangsweisen Lebensumwelt. Die zwangsweise
Vertreibung bemerkte ich schon in meinem
ersten Bericht: es ist eine Verletzung des
Internationalen Gesetzes.
Der Sonderberichterstatter lenkte auch seine
Aufmerksamkeit auf die jetzige Situation
von Ostjerusalem, wo palästinensische
Bewohner auf 13% des Gebietes eingeschränkt
werden, während sie sich einer ständigen
Bedrohung, ihre Wohnrechte zu verlieren,
und beträchtliche Hindernisse überwinden
müssen um eine Baugenehmigung zu erhalten.
„Israel hat nie diesen Teil der Stadt als
besetztes Gebiet anerkannt und die
Jerusalemer Stadtverwaltung behandelt seine
palästinensischen Bewohner in einer
äußerst diskriminierenden Weise , was die
Dienstleistungen betrifft,“ betont er.
„Langwierige Besatzungen sind eine
Anormalität und ein Anachronismus in
unserer modernen Welt,“ sagt H. Lynk. „ In
einer Zeit, in der fast die ganze Welt
als Bürger eines eigenen souveränen Staates
lebt, ist es nicht zeitgemäß, dass die
internationale Gemeinschaft den
Palästinensern ein feierliches Versprechen
der Selbstbestimmung gibt.
Quelle
( dt. Ellen Rohlfs)
|
Die
Palästinenser in Gaza versuchen mit der
Stromkrise fertig
zu werden
-
Achmed Kabariti - 16.5.17 - Eine graue
Rauch-Wolke kommt nicht mehr aus den Kaminen
des einzigen Elektrizitätswerks im
Nuseirats-Flüchtlingslager. Gewöhnlich
produziert es ständigen Rauch und Lärm.
Wenn die Fabrik leise geht und der Himmel
klar ist, wissen die in der Nähe lebenden
Bauern, dass es wieder keinen Strom gibt.
Das Brennmaterial war Mitte April
vollständig verbraucht, nachdem es einen
Streit zwischen der PA-Behörde und der Hamas
in Gaza gab. Während der letzten 10 Jahre
kaufte Gaza das Brennmaterial für das
E-Werk von der PA. Aber die
Westbank-Regierung erhöhte die Steuer um
$82 pro Liter für das Brennmaterial und
machte es so unerschwinglich für die
Anlage. Der Preis ging hoch als Teil von
PA –Sanktionen gegen die Hamas, nachdem die
in Gaza herrschende Gruppe ein lokales
Regierungskomitee den nationalen
Konsens-Regierung ersetzte, ein geteiltes
Macht-Abkommen mit der PA. Dieser Schritt
löste die in der Westbank sitzende
Regierung ab von jedem verbliebenen
Einfluss innerhalb des Gazastreifens.
Wenn das Werk In der Vergangenheit nicht
arbeitete, dann war es , weil Israel
darauf abzielte. Das Werk war von
israelischem Militär 2006 getroffen, sodass
zwei der vier Generatoren zerstört waren.
als Folge davon wurden die Bewohner von
Gaza gezwungen in einem 8 Stunden-Rhythmus
zu leben . Doch seit letztem April war das
Werk gezwungen völlig abzuschalten, da es
kein Brennmaterial mehr gab.
Die Beziehungen zwischen der PA und der
Hamas verschlechterte sich seit April,
nachdem die Löhne ihrer 60 000 Beschäftigten
in Gaza um 70% reduziert wurde. Zur selben
Zeit wurden die Lohnkürzungen verkündet.
Ministerpräsident Rami Hamdallah in Ramallah
sagte seinem Kabinett, dass Pläne schon
aufgesetzt sind, wie die Regierung wieder
die Kontrolle über den Gazastreifen
übernehmen kann, so lange Hamas
einverstanden ist ihre Rolle aufzu geben.
Die PA behauptete auch, die Hamas hätte die
Steuergelder für den Zweck, dass Strom
geliefert wird. Bis vor kurzem
unterstützten Internationale Hilfe die
Gaza-Kraftwerke. Mitte April, als die
Spannungen zwischen der Hamas und der PA
zunahmen, kamen die letzten Geldspenden aus
der Türkei und Qatar.
Die Hamas ertrank in einer Finanzkrise und
ist ohne Strom, als sie Rechnungen für
Brennstoffe bekam. So werden die
Gaza-Bewohner nur mit ein paar Stunden
Strom gelassen, im Durchschnitt drei und
eine halbe Stunde am Tag
Unter Palästinensern, die in Gaza leben,
herrscht die Ansicht, dass die Krise mit der
Elektrizität etwas mit der PA-Kontrolle zu
tun hat, die PA benützt die Energie, um
eine Botschaft an die Hamas zu schicken: sie
soll die Kontrolle von Gaza aufgeben oder
sie wird die Kosten des Chaos zahlen.
Die Palästinenser in dem belagerten
Streifen versuchen jetzt herauszufinden, wie
sie leben können.
Mohammed Abu Kamil,28, der im
Strand-Flüchtlingslager lebt, sagte, er
könne nicht länger die Batterien seines
Rollstuhles aufladen, den er benützt, um
Schulen zu besuchen, wo er den Kindern
beibringt, wie man mit Behinderten umgeht.
Alles ist gestoppt worden, sagte Abu Kamil;
Ich machte früher drei Besuche in Schule
und gab dort Unterricht, . Aber jetzt kann
ich meinen Rollstuhl nicht mehr aufladen,
da er 8 Stunden braucht. Nun ist sogar mein
Rollstuhl behindert. In dieser Woche
besuchte ich nur eine Schule, weil ich
fürchtete, dass meine Batterie aus geht. Ich
fürchte , dass ich mich plötzlich allein
auf der Straße befinde. Es scheint, ich muss
den Preis für meine Behinderung zahlen,
weil mein Rollstuhl nun auch behindert ist.
Ich fühl mich nicht wohl, wenn mich ein
Freund schieben muss, sagte er zu
Mondoweiss.
Der berühmte Metzger, Fadi al Helu, 33, in
der Sheikh Radwan Straße in der Innenstadt
auf dem Gemüsemarkt zahlt $60 pro Tag für
Diesel, damit der Generator für seine
Gefriertruhe läuft. Auf Grund fehlender
Elektrizität wollen einige nur für 1$
Hühnerleber haben, sagte Al-Helu.
Ein Besitzer von einer
Wasserentsalzungsanlage plant, Haitan Matar
sagte, dass die anhaltende Kürzung von
Strom Auswirkungen hat: Es gibt kein
Wasservorrat für die Häuser.Heute hat einer
meiner Kunden sauberes Wasser zum Baden
verlangt. Das ist ein zusätzlicher Verlust
für die Familie. Ein 5000 Liter Wassertank
kostet$ 55.
Der Stromausfall hat auch die Handwerker in
Gaza getroffen. Im Osten von Gaza-City
arbeiten Dutzende von Schreinern. Jetzt sind
ihre Werkstätten geschlossen. Tausende von
Holzpanelen müssen warten, bis das Holz
weiter bearbeiten können.
Ali Shakra, 28 benützt einen Hammer und
eine Handsäge, um ein Schlafzimmer für einen
Bräutigam zu arbeiten. Er wartet schon 20
Tage auf sein Projekt. Es gibt keine
Möglichkeit einen elektrischen Bohrer oder
eine elektrische Säge. Alles ist wie
gelähmt. Wir leben wie in der Bronzezeit
(warum nicht Steinzeit?)
Die Kunden mögen nicht warten, sie denken,
ich sei ein Verlierer. Ich kann mir große
Generatoren leisten, damit die Motoren
laufen. Aber ich muss zahlen für die
vergeudete Zeit. Meine Arbeiter haben
immer eine Tasse Kaffee bekommen , während
sie auf den Strom warteten.
Was für Kraft haben die Palästinenser vom
Stromnetz aus Israel und Ägypten bekommen,
das zusammen drei bis vier Stunden täglich
an Strom war, nach Ahmed Abu al Amreen,
dem Direktor der Gaza-Energy-Behörde. Von
dieser Menge lieferte Israel 120 Megawatt,
während Ägypten 20-30 Megawatt liefert.
Gazas elektrische Forderungen wären 400
Megawatt pro Tag plus weitere 600 000 Liter
Brennstoff, um das Kraftwerk für weitere 8
Stunden zu aktivieren
Mit einer Maßnahme, die ausdauert, die
Gaza’s fast 2 Millionen Bewohner in
komplette Finsternis antreibt, sagte, die
PA kürzöich Israel will nicht länger mehr
die Rechnung für den Strom der
Elektrizität-Leitungen zahlen. Abbas Zaki,
ein Mitglied des Fatah-Zentral-Komitee.
Talai Okal, ein unabhängiger politischer
Analytiker in Gaza glaubt, dass die
Aussicht bedrohlich abzeichnet, dass Israel
seit der neuen amerikanischen Regierung
geführt wird, der Schlüssel ist, das Timing
der PA/Hamas politischen Disput ist und die
Strom-Krisis folgt.
Abbas hatte kürzlich ein Treffen mit Donald
Trump über eien potentiellen Friedens-Deal
mit Israel. Doch Abbas gewährt keinen Strom
innerhalb Gaza, erklärte Okal. Mit keiner
Einheits-Regierung an Ort und Stelle kann
Abbas nicht ein Vertreter der Palästinenser
in Gaza sein, deshalb muss Hamas die
PA-Behörde- im Austausch für Gazas
Stromrechnung anerkennen. Das ist für Abbas
noch einmal sehr wichtig.
Abbas betrachtet Hamas als ein Hindernis,
das einen Schatten auf seine 12jährige
Präsidentschaft wirft sagt Okal zu
Mondoweiss.
Als Bild : Die Ärzte protestieren vor dem
Hohen Kommissions-Komitee, weil sie
dringend für ihre Patienten z. B. kranke
Kinder Strom brauchen.
Quelle
(dt.
Ellen Rohlfs) |
Rechte und Verantwortlichkeit
- 16. März 2017 - Ali Abunimah - Gaza ist am
Rand eines „systematischen Kollaps“, da die
elektrische Krisis immer schlimmer wird,
warnt das Internationale Komitee des Roten
Kreuzes.
Schwere Strom- und Brennstoff-Kürzung hat
einen kritischen Punkt in Gaza erreicht und
gefährdet wesentliche Dienste einschließlich
Gesundheitsfürsorge, Abwässer beseitigung
und Behandlung der Wasser-Vorräte.“ sagte
ICRC am Dienstag.
„ICRC veröffentlicht nicht oft einen
Bericht“ sagt Omar Shakir der
Menschenrechts- Direktor für Human Rights
von Israel und Palästina. ICRC fügt hinzu,
dass ohne unmittelbare Intervention eine
öffentliche Gesundheits- und Umwelt-Krise
lauert.
Die Bewohner von Gaza haben jetzt täglich
nur 6 Stunden Strom, da das einzige
funktionierende Elektrizitätswerk keinen
sicheren Brennstoffmaterial als Vorrat hat.
Im letzten Monat sagte die UN, dass Gazas
Krankenhäuser schon mit minimaler Kapazität
arbeiten und die Weltgesundheitsorganisation
warnt, dass alle öffentlichen Krankenhäuser
gezwungen werden könnten . wichtige Dienste
zu suspendieren, was für tausende Leben ein
Risiko darstellt.
Jetzt sagt das ICRC, dass ein
systematischer Kollaps einer schon schwer
geschlagenen Infrastruktur und Wirtschaft
bevorsteht.
Die Belagerung wird immer enger
- Gaza hat seit Jahren mit einem sehr
ernsten Energie-Defizit funktioniert. sein
Vorrat von Strom aus Israel, Ägypten und
sein einziges nur teilweise
funktionierendes Kraftwerk genügt nur zur
Hälfte seiner zwei Millionen Bewohnern.
Die Krise hat sich im Letzten Monat
verschärft, als die PA in Ramallah
entschied, Israel die Stromrechnung für
Gaza zu bezahlen.
Der Schritt ist wahrscheinlich Teil einer
PA-Jahrzehnten Bemühung, die Hamas zu
zwingen, die Kontrolle über den Gazastreifen
aufzugeben. Die PA , von Mahmoud Abbas
arbeitet eng mit Israels Besatzungsmächten
zusammen, während Hamas sich weiter mit
bewaffneten Widerstand befasst – ein
fundamentaler Unterschied, der mitten in
ihrer weitergehenden Teilung liegt.
Gazas Infrastruktur und Gesellschaft ist
von der jahrzehntelangen israelischen
Besatzung ramponiert und bei drei
militärischen Angriffen – der letzte 2014
sind große Teile zerstört worden, mit 1400
Toten und Tausenden von Verletzten.
Während des April 17 ist die Zahl der aus
Gaza durch den von Israel kontrollierten
Erez-Ausgangs so gering wie seit Juni
2014 nie mehr.
Nach der israelischen
Menschenrechtsorganisation Gisha ist der
scharfe Rückgang Teil eines Trends einer
gradweisen Verschärfung der Absperrung und
weiteren Reduktion in den schon begrenzten
Möglichkeiten für Palästinenser-Reisen in
und aus dem Gazastreifen.
Keinen „Humanitären“ Standpunkt.
-
Vor Jahren erklärte der ICRC, dass Israels
Blockade von Gaza illegal sei.
Die ganze zivile Bevölkerung von Gaza wird
für Akte bestraft, für die sie keine
Verantwortung trägt,“ bestätigt der ICRC
2010. Die Einschließung stellt deshalb
eine Kollektivschuld dar, die in klarer
Verletzung der israelischen Verpflichtungen
nach internationalem humanitären Gesetz ist.
„Die ernste Situation in Gaza kann nicht
durch humanitäre Hilfe gelöst werden“
Doch in der totalen Abwesenheit von
Verantwortung für Israels Verletzungen ist
humanitäre Hilfe wiederholt angewendet
worden und hält Gaza am Rand des
Existenzminimum und außerhalb der
Schlagzeilen.
Die UN istsogar noch weitergegangen und
wurde so direkt zum Komplizen, in dem sie
der illegalen Blockade geholfen hat durch
sog. Gaza-Rekonstruktion-Mechanismen.
Die kürzlich begonnene Gaza-Entriegelte
Kampagne bemerkt, dass wenn die Medien über
Gaza berichten, sind es in erster Linie
Geschichten über Gewalt und Politik,
während die Geschichten, wie die Blockade
das tägliche Leben beeinflusst unerzählt/
ungeschrieben bleiben.
Die Kampagne zielt dahin, den öffentlichen
Druck auf Politiker zu mobilisieren , um die
Blockade Israels zu beenden.
Quelle
|
Hungerstreik der palästinensischen
Gefangenen -
22 5. 17 - Tamara Nassar, 20.5.17 - Als
sich Präsident Trump auf seinen Besuch in
Israel – nächste Woche – vorbereitete,
waren zig der palästinensischen Gefangene
im Krankenhaus, weil sie ernste
Gesundheitsprobleme hatten. Es war
inzwischen der 34. Tag des „Freiheit- und
Würde“-Hungerstreiks.
Um dies in einen historischen Zusammenhang
zu setzen: Mahatma Ghandi’s Hungerstreik
dauerte21 Tage.
Als jemand, der die ersten israelischen
Antworten zum Beginn des Streiks äußerten,
erinnere ich mich an die Macht, die in dem
zerbrechlichen menschlichen Körper liegt, um
die Welt an ihren Schultern zu rütteln.
Heute am 34. Tag dieses historischen
Massen-Widerstandes gegen koloniale
Siedlermaschine, würde ich gerne diese Macht
feiern, soweit man sie feiern kann.
Die erste öffentliche Reaktion der
israelischen Regierung auf den Hungerstreik
kam von seinem Außenministerium. Es
veröffentlichte eine Erklärung: „Die
palästinensischen Gefangenen sind keine
politischen Gefangenen. Sie sind
verurteilte Terroristen und Mörder. Sie
wurden vor Gericht gebracht und genau nach
dem Internationalen Recht verurteilt. Die
Taktik war von Anfang an klar. Die
Forderungen der Gefangene n durch
delegitimieren des Widerstands durch
umfassendes Verteilen aller Gefangenen als
Terroristen und Mörder …
In Wirklichkeit ist jeder palästinensische
Gefangene ein Palästinenser, ein politisches
Wesen.
Die in der Westbank lebenden Palästinenser
sind Subjekte der vollen Wucht der Macht
des Apartheidsystems: eines, das schon
Produkt einer politischen
Macht--Verschiedenheit ist, die von Israel
durch Kriminalisieren und Marginalisieren
der Palästinenser in eine
Zwangsvollstreckung setzt. Die Westbank
selbst ist ein Gefängnis mit der
Apartheidmauer, die die Zellenwände
darstellt. Und dann ist da der Gazastreifen:
belagert, ghettoisiert und bombardiert,
kontrolliert von der einen Seite der Grenze
von Israel und seinem ägyptischen
Verbündeten – ein open Air-Gefängnis.
Ob im Exil, in den besetzten Gebieten, oder
auf ethnisch gereinigtem Land – der
Palästinenser ist ein Gefangener von Israels
politischer Maschine. Da gibt es kein
Entfliehen von einer Seite der Zelle und
da gibt es keinen Ort, wo ein Palästinenser
als eine nicht politische Person
existieren kann - außer im israelischen
Gefängnis.
Innerhalb der Zelle hat der palästinensische
Gefangen wenig bis keine Vertretung. Die
Entscheidung mit dem unbegrenzten
Hungerstreik bis seine Rechte wieder
hergestellt werden, ist die Entscheidung die
kleine Kontrolle, die man über seinen
Körper hat, jene Rechte zu verlangen . Dies
ist besonders wahr, wenn kein anderer
Ausdruck der Verzweiflung und
Ungerechtigkeit den Unterdrücker bewegt.
Die Wahl, hungrig zu sein, ist die Wahl
unter der Folter seines eigenen
Widerstandes dieser universalen
biologischen Notwendigkeit zu sein. Es ist
wie Elaine Scarry in ihrem Buch „Der
Körper in Schmerzen“ beschreibt, noch ein
Akt von Selbstbetrug, den der Gefangene
gezwungen ist, zu Hoffnung zu machen.
Es ist ein Akt der Selbstfolterung mehr,
die man opfert um der Gewinnung von
Freiheit und Würde willen.
Der Hungerstreik ist dann die Reklamation
des Körpers, der von Israel gestohlen
worden ist und in eine Zelle gesperrt wurde;
Die Wieder-Annahme einer vorübergehenden
Subjektivität, die durch militärische Macht
genommen wurde; ist ein Wiederbeleben der
Menschlichkeit. Der Hungerstreik mag eine
friedliche Reklamation sein. Aber sie ist
nicht gewaltlos. Die Gewalt ist einfach
gedämpft, umgewandelt in einen
unbefristeten Kampf zwischen dem Gefangenen
und dem Körber des Gefangenen; es ist eine
Schlacht: eine Art Folter, die der
Gefangene sich selbst auferlegt in einer
symbolischen, aber auch buchstäblichen
Erlösung von Agency. Es ist tatsächlich der
Körper, mit dem der palästinensische
Gefangene Freiheit findet - innerhalb der
Begrenzung der Zelle im größeren Kontext der
Besatzung, aus der er das eine
wiedergewinnt, das der Besatzer ihm nie
zugesteht: die Würde.
Saed Omar schrieb in der siebten Ausgabe
des Outpost –Magazins über seine eigene
Gefangenschaft: „der wahre Gefangene ist
der, der den Stock und die Schlüssel hält,
der nicht schlafen kann, weil er Angst hat,
dass man wegrennt“. Eine komische Karikatur
kommt mir in den Sinn: ein voll bewaffneter
Kader israelischer Soldaten, Wächter und
Analytiker, Kalaschnikovs in einem Arm,
Drohnen –Technologie im anderen, der höchst
entwickeltste militärische Fortschritt in
der Umsicht der Fingerspitzen, alles
zusammengepresst in einem
Computer-Bildschirm, aufmerksam einen
pixeligen bewachenden Filmmeter
beobachtend. Von Marwan Barghouti
Einzelhaft in seiner Zelle, bei dem
Gedanken an ihn ihre Lippen leckend, der
ihrer perversen Versuchung unterliegt.
Barghoutis Gedanken hallen mehr als sonst
wieder: was ist es mit der Arroganz der
Besatzer und der Unterdrücker und ihren
Unterstützern, die sie taub macht
gegenüber der einfachen Wahrheit: Unsere
Ketten werden zerbrechen, bevor wir sind,
weil es die menschliche Natur ist, den
Ruf der Freiheit zu beachten, ganz gleich,
was er kostet.
Dies ist die Macht des Hungerstreiks --die
Siedler werden die Gefangenen. Der
Palästinenser wird das Subjekt. Und die
entwickeltste Waffentechnik wird sofort
ersetzt durch einen Schokoriegel.
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs) |
Trump lässt während seiner
kurzen Visite
in Bethlehem den Besuch der
Geburtskirche ausfallen, weil Palästinenser
(dort) gegen die potentielle Wiederaufnahme
eines von den USA geführten
'Friedensprozesses' protestierten
-
Sheren Khalel - 23.05.2017
In ganz
Bethlehem wurden Stunden vor dem ersten
Besuch des US-Präsidenten Donald Trump in
der Westbank Geschäfte gezwungen zu
schließen und Strassen verbarrikadiert. Auf
der Hauptstrasse der Stadt, die vor dem Bau
der israelischen Trennungsmauer Bethlehem
mit Jerusalem verband, gab es größte
Sicherheitsvorkehrungen. Autos war der
Zugang zu Hauptstrassen untersagt, die
Hauptstrassen waren kilometerweit von
palästinensischen Spezialeinheiten gesäumt.
Mindestens 2.000 Mitglieder der
palästinensischen Spezialkräfte waren
überall in der Stadt postiert, die meisten
von ihnen auf der 2 Meilen-Strecke der
Strasse, die Trumps Konvoy vom
Bethlehem-Jerusalem-Checkpoint zum
Sicherheitskomplex der Palästinensischen
Autonomiebehörde überquerte, der einen der
Präsidentenpaläste von Abbas beherbergt.
Trump und
Abbas hielten im Palast eine
Pressekonferenz, bei der beide ihre
Bereitschaft zu einer Wiederaufnahme des
Friedensprozesses bekräftigten. "Ich glaube
fest, dass, wenn Israel und die
Palästinenser Frieden machen können, das der
Beginn eines Friedensprozesses für den Nahen
Osten sein wird", sagte Trump während der
Konferenz. "Abbas versichert mir, dass er
bereit ist, in Treu und Glauben auf dieses
Ziel hin zu arbeiten, und Netanyahu hat
dasselbe versprochen. Ich freue mich mit
diesen Führungskräften für einen dauerhaften
Frieden zu arbeiten."
Während die PA
ihr Bestes tat, um den US-Präsidenten zu
beeindrucken, indem sie Strassen neu strich
und reinigte, und entlang des für Trump
vorgesehenen Weges US-Flaggen anbrachte,
schwankten die Meinungen der Palästinenser
von kritisch bis aufgebracht über den Besuch
des US-Präsidenten und die Möglichkeit der
Wiederaufnahme von Friedensgesprächen unter
US-Führung.
Dienstag war
der 37. Tag eines Hungerstreiks, den
palästinensische Gefangene in israelischen
Gefängnissen im vergangenen Monat begonnen
hatten - das zentrale Thema des Aktivismus
unter den Palästinensern. Die Streikführung
rief für Dienstag einen "Tag des Zorns" aus,
in Solidarität mit dem Streik und zum
Protest gegen den Besuch von Trump.
Bei der
Geburtskirche von Bethlehem, wo angeblich
Jesus geboren wurde, versammelten sich auf
den Aufruf hin dutzende Palästinenser zu
einer Kundgebung, wo sie eine Statue
geschaffen hatten, die einen
palästinensischen Gefangenen in der Uniform
des israelischen Prison Service und in einem
Metallkäfig symbolisierte, in der Hoffnung,
Trump eine starke Botschaft über den
Hungerstreik zu senden.
Aktivisten
erwarteten, dass Trump die Kirche besucht,
da frühere US-Präsidenten traditioneller
Weise diese Stätte während ihrer Fahrt nach
Bethlehem besucht hatten. Jedoch wurden die
Sicherheitsvorkehrungen gegen 10 Uhr 30,
kurz nachdem Trump den Palast von Abbas
erreicht hatte, laxer, und es wurde klar,
dass Trump nicht erscheinen würde.
Stattdessen
verbrachte Trump etwa 45 Minuten im
Präsidentenkomplex von Abbas, bevor er
wieder die 2 Meilen-Strecke auf derselben
Strasse aus Bethlehem hinaus und durch einen
israelischen Militärcheckpoint zurück nach
Jerusalem nahm.
Etwa ein
Dutzend Frauen hatten die Nacht von Montag
vor der Geburtskirche verbracht, in
Erwartung von Trumps Besuch der Stätte am
Dienstag. Die Mütter, alles Verwandte von
Palästinensern, die zur Zeit in israelischen
Gefängnissen im Hungerstreik sind, schliefen
draußen in einem Solidaritätszelt, das
letzten Monat aufgestellt worden war, da man
fürchtete, das Zelt könnte abgebaut werden,
um den gerüchteweise angekündigten Besuch
der Kirche zu entpolitisieren.
Obwohl die
Mütter enttäuscht darüber waren, dass Trump
die Geburtskirche nicht besuchen und den
vielen Schildern und Posters nicht
ausgesetzt sein würde, die Fakten und
Slogans zum Hungerstreik zeigten, hofften
sie, dass ihre Botschaft über die dutzenden
Kameras von Journalisten auf dem Platz, die
ebenfalls auf Trumps Besuch der Kirche
warteten, an die internationale Gemeinschaft
ausgestrahlt würde.
Sajida Allan,
eine Volontärin des Solidaritätszeltes, ging
unter den Wartenden herum und blieb ab und
zu stehen, um mit Touristen über ihr
Anliegen zu sprechen. "Diese Frauen sind
seit 37 Tagen jeden Tag gekommen, um hier zu
sitzen", erklärte Allan. "Sie sind hier, um
ihre Söhne zu unterstützen, die alle diese
37 Tage im Hungerstreik sind. Es ist ihre
Art Solidarität mit ihren Söhnen zu zeigen,
und ihre Art der Welt zu erklären, dass ihre
Söhne nur faire Rechte – Menschenrechte –
fordern."
Maha Zaoul,
die Mutter des 19-jährigen Muntasir Zaoul,
sagte Mondoweiss, sie habe gehofft, mit
ihrer Anwesenheit während Trumps Visite der
Welt eine Botschaft zu übermitteln. "Wir
sind hier, weil wir die Unterstützung der
internationalen Gemeinschaft brauchen, weil
unsere Söhne in diesem Streik, der sie
umbringt, im Gefängnis feststecken; mein
Sohn hat 110 Pfund gewogen, als sie ihn
verhaftet haben, seit Beginn des Streiks hat
er 27 Pfung verloren, er wiegt jetzt 83
Pfung, er wird immer schwächer", sagte sie.
Mahas Sohn
wurde mit 16 Jahren von der israelischen
Armee wegen angeblichen Steinewerfens
während Zusammenstößen verhaftet, erklärte
seine Mutter.
"Was unsere
Söhne fordern, sind einfache Dinge,
hunmanitäre Forderungen, die alle Gefangenen
der Welt verdienen. Die palästinensische
Regierung ist reichlich spät zu dieser
Angelegenheit gekommen", sagte sie und bezog
sich damit vermutlich auf die Tatsache, dass
Abbas den Streik, der damals 17 Tage
dauerte, während seinem kürzlichen Besuch in
Washington DC und dem Treffen mit Trump
nicht erwähnt hat. "Aber jetzt denken wir,
dass sie mit uns sind. Die palästinensische
Regierung hat keine Macht, letzten Endes
liegt die Entscheidung über das Leben
unserer Söhne in den Händen der Amerikaner
und der Israelis."
Unterdessen
kritisierten andere Aktivisten die Idee von
den Vereinigten Staaten Hilfe zu erwarten.
"Wir sind gekommen, um euch zu sagen, dass
die einzigen, die über das Schicksal des
palästinensischen Volkes entscheiden, die
palästinensischen Flüchtlingslager sind und
nicht die Amerikaner", verkündete ein
Sprecher bei der Kundgebung laut einer
Übersetzung von Ma'an News. "Das Schicksal
von Jerusalem kann nicht von Trump
entschieden werden, weil Jerusalem arabisch
ist, Jerusalem ist palästinensisch, und wir
entscheiden über sein Schicksal, nicht die
Amerikaner. Die einzigen, die sich für das
palästinensische Volk eingesetzt haben, sind
unsere heroischen Gefangenen, sie sind die
Kämpfer, die ihren eigenen Körper im Kampf
einsetzen."
Am Montag
überbrachte die Mutter eines
hungerstreikenden Gefangenen Abbas einen
Brief, den sie und andere Mütter
unterzeichnet hatten und bat Abbas, den
Brief Trump zu übergeben.
"Wir glauben,
dass Sie die Möglichkeit und den nötigen
Einfluss auf die Regierung der
Besatzungsmacht haben, um das Leiden unserer
Kinder in den israelischen Gefängnissen zu
beenden", heißt es in dem Brief. "Sie haben
erklärt, Sie wünschten Frieden zu erreichen,
und Friede beginnt mit dem Ende des
israelischen Krieges gegen unsere Kinder,
unsere Häuser, unser Land, unsere Existenz
und unsere Rechte. Die Weigerung Israels die
grundlegendsten Rechte unserer Gefangenen
anzuerkennen und sein unmenschliches
Vorgehen gegen sie und gegen uns sowie seine
Bedrohung ihres Lebens sind die besten
Indikatoren für seine Absichten. Wir
appellieren an Sie, rasch zu intervenieren,
um das Leben unserer Gefangenen vor der
drohenden Todesgefahr zu retten und zu
helfen, dass ihre gerechten Forderungen
erfüllt werden."
Dienstag Nachmittag war es noch unklar, ob
Abbas den Brief übergeben hat.
Anti-Trump-Kundgebungen gab es am Dienstag
in der ganzen besetzten Westbank und in
Gaza. Im Gazastreifen sind laufende Proteste
gegen Trump ausgebrochen, seit Trump in
seiner Rede bei seinem ersten Besuch in
Saudi-Arabien Hamas, die in Gaza regierende
Partei, als Terroristen mit IS und Hezbollah
in einen Topf geworfen hat.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Palästinenser
in
Jerusalem stehen vor größter Vertreibung
durch Siedler
Charlotte
Silver - 17.05.2017
Eine private
Siedlerorganisation plant "das
umfangreichste Vertreibungsprogramm der
letzten Jahre" im Ortsteil Batan al-Hawa von
Silwan im besetzten Ostjerusalem, warnt die
israelische Menschenrechtsgruppe B'Tselem.
Die
Siedlergruppe, Ateret Cohanim, behauptet in
dem dicht bewohnten Ortsteil in der Nähe der
Al Aqsa-Moschee etwa einen Morgen Land zu
besitzen.
Die Gruppe hat
gegen 81 palästinsensische Familien, die
dort leben, Räumungsklagen eingereicht.
B'Tselem sagt,
diese Konzentration von Zwangsräumungen
entspreche 45% aller Palästinenser, die mit
"Enteignungen auf Grund ethnischer
Zugehörigkeit" in Ostjerusalem konfrontiert
sind.
"Wohin
sollen wir gehen?"
Die Familien
kämpfen gegen die Räumungsklagen vor
Gericht, aber der Einwohner Zuheir al-Rajabi
sagte B'Tselem, Ateret Cohanim befände sich
in einer "starken Offensive".
Sechs Gebäude
sind bereits von der Organisation übernommen
worden und von den Palästinensern, die dort
gelebt haben, frei gemacht worden. Die
israelischen Siedler, die eingezogen sind,
werden von privaten und städtischen
Wachmännern geschützt, die regelmäßig
Palästinenser, vor allem Jugendliche
belästigen.
Najah
al-Rajabi lebt seit 12 Jahren in Angst, seit
die Nachbargebäude übernommen worden sind.
"Jetzt fürchte
ich mich abends zum Gebet hinaus zu gehen",
sagt sie zu B'Tselem in dem Video (das im
engl. Originalartikel aufgerufen werden
kann, Ü.). B'Tselem hat eine interaktive Webseite
eingerichtet und eine Reihe neuer Videos
gedreht, um die Lebensbedingungen der
Palästinenser in Batan al-Hawa aufzuzeigen.
Najahs Wohnung
ist klein und hat nur einen Schlafraum. Sie
bewahrt ihre Sachen in einer Veranda mit
Blick auf das Kidrontal auf. (Die Wohnung)
schaut auch auf die schwer bewachten
Nachbarn.
"Wo sollen wir
hingehen? Sie werfen uns hinaus. Es ist eine
Vertreibung. Schlicht und einfach."
"Als ob wir unter Hausarrest wären"
Nicht alle
Bewohner sehen ihrer Räumung mit so großer
Angst entgegen. Zuheir al-Rajabi, der mit
seiner Frau und vier Kindern in Batan
al-Hawa lebt, sagt voll Zuversicht, dass
Ateret Cohanim nicht erfolgreich sein werde.
"Ich bin in
diesem Haus geboren. Ich werde weiter in
diesem Haus leben und werde in diesem Haus
sterben. Und ich werde es meinen Kindern
lassen, die auch so lange darin bleiben
werden wie sie leben", sagt Rajabi zu
B'Tselem in einem Video.
Er sagt, er
besitze die Urkunden, die beweisen, dass
seine Familie das Haus 1966 gekauft habe.
Dennoch leben die, die geblieben sind, in
schrecklicher Angst vor den Siedlern und
ihren Wachmännern.
Al-Rajabi
sagt, Eltern seien sehr auf der Hut, ihre
Kinder hinaus zu lassen.
"Wir sind
gezwungen zu Hause zu bleiben, als wären wir
unter Hausarrest", sagt er.
Gewalt
gegen Kinder
Auf einer der
interaktiven Webseiten von B'Tselem erinnert
sich ein 10-jähriger Junge, der nur mit
seinen Initialen identifiziert wird, dass er
mit seinen Freunden mit Murmeln spielte, als
sich ihnen 10 Polizeioffiziere näherten.
Verschreckt habe er die Murmeln versteckt.
"Einer der
Offiziere kam her und wollte sehen, was ich
versteckt hatte und stieß mich in die Brust.
Beinahe wäre ich hingefallen, aber mein
Cousin hat mich aufgefangen", erzählt das
Kind. "Dann kam ein anderer Offizier und
griff nach meinem Bein, um mir Angst zu
machen."
"Sie haben
meine Murmeln mitgenommen."
Ein anderes
Kind, ein13-Jähriger, erzählt B'Tselem, dass
ein Polizeioffizier ihn und seine Freunde
gezwungen habe sich zur Wand zu drehen und,
dann "trat er hart gegen unsere Beine, bis
wir sie auseinander spreizten." "Dann hat er uns geschlagen und sehr ordinär
zu uns gesprochen. Er sagte: 'Soll ich dich
ficken?' Als ich nein sagte, fragte er:
'Bist du schon einmal gefickt worden?' Ich
sagte nein und er fragte weiter: 'Soll ich
dich ein anderes Mal ficken?' Ich drehte
mich rum und sagte: 'Wenn Sie wollen
(ficken) Sie sich selbst.' Er sagte: 'Ich
mach dir jetzt mit der Faust dein Gesicht
platt!'
Unterstützt
von Israel
B'Tselem
betont, dass Ateret Cohanim mit der vollen
Unterstützung der israelischen
Stadtverwaltung von Jerusalem und der
Gerichte agiere, die durchgehend zu ihren
Gunsten geurteilt haben.
Die
Organisation hat sich seit 2001 Batan
al-Hawa zum Ziel gesetzt, und nutzt dafür
verschiedene von Israel verabschiedete
Gesetze, die Juden exklusive Bodenrechte
geben.
Die 81
Familien in Batan al-Hawa, die jetzt mit der
Räumung konfrontiert sind, leben auf
Bodenparzellen, die die israelischen
Besatzungsbehörden 2002 Ateret Cohanim
übertragen haben, eine Maßnahme, die von
israelischen Gerichten bestätigt worden ist.
Im Dezember
hat der UN-Sicherheitsrat eine Resolution
verabschiedet, die "alle Maßnahmen, die auf
eine Veränderung der demografischen
Zusammensetzung, des Charakters und des
Status des seit 1967 besetzten
palästinensischen Territoriums
einschließlich Ostjerusalems abzielen" als
Verletzungen des internationalen Rechts
(Völkerrechts) verurteilt.
Dazu gehören
"Bau und Ausbau von Siedlungen, Transfer
israelischer Siedler, Enteignung von Grund
und Boden, Häuserzerstörungen und
Vertreibung palästinensischer Zivilisten".
Da Israel aber
nicht damit rechnen muss zur Rechenschaft
gezogen zu werden, ignoriert es in Batan
al-Hawa weiterhin das internationale Recht,
so wie es das auch im Westjordanland macht.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
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