Zerstörungen
in Silwan - Gebiet Al - Bustan - Ostjerusalem
Texte - Karten - Fotos
25.09.2010 -
Nach der Ermordung von zwei Palästinensern am vergangenen
Mittwoch im Ostjerusalemer Stadtteil Silwan blieben befürchtete
Ausschreitungen bei zwei Freitagsdemonstrationen aus.
- P. R. aus Silwan - Israelisches Miltiär hatte in Silwan,
Ostjerusalem die vollständige Kontrolle übernommen. Im Stadtteil
Sheik Sharrah, wo israelische Siedler einige Familien aus ihren
Häusern geworfen haben, fand wie immer eine friedliche
Demonstration statt unter Beteilung vor allem iraelischen und
internationaler Friedensaktivisten. In Al Masara/Bethlehen wurde
die gewaltfreie Demonstration schon nach wenigen Minuten von den
israelischen Soldaten mittels Soundbombs und Tränengas
auseinander gesprengt. Der Protest richtete sich dieses Mal
gegen den Landraub und gegen Produkte aus israelischen
Siedlungen. Dazu wurden Kartons mit der Aufschrift von
Siedlungsprodukten verbrannt. Bevor jedoch die Teilnehmer des
Protestes den Stapel Kartons in Brand stecken konnten, wurde er
vom Militär mit einem Brandsatz entzündet.
JERUSALEM, 28. Juni 2005 (WAFA)
– Die Stop-the-Wall-Kampagne machte darauf
aufmerksam, dass Silwan als eine der Jerusalemer
Wohngegenden am stärksten von Judaisierung bedroht sei, sei
es durch fortwährende Siedlerangriffe oder
Häuserbesetzungen.
Stop the Wall
berichtete, dass die israelischen Siedlungen in Silwan
mitten zwischen den Häusern der Leute lägen – nur jeweils
ein kleiner Abstand trenne die einen von den anderen –
dadurch würde deren Aufgabe, nämlich letztendlich das ganze
Wohnviertel in eine Siedlung zu verwandeln, offensichtlich.
Im April 2005 verkündeten
die israelischen Besatzungskräfte (IOF) und die Jerusalemer
Stadtverwaltung ihren Plan, 122 Häuser in den
beiden Gebieten Al Bustan und Wadi Hilwa abzureißen.
Diese Häuserzerstörung ist
Teil eines Besetzungsplanes, der vorsieht, alle Grundstücke,
welche die Altstadt umgeben, zu „evakuieren“ und zu
enteignen – dort, wo sich auf den die Altstadt umgebenden
Hügeln und Bergen Tur Silwan, Abu Tur sowie weitere
Bezirke befinden. Die geplanten Siedlungen sollen
auch Autoparkplätze, Freizeitanlagen und Gewerbegebiete
einschließen.
In Al Bustan sind
88 Häuser unmittelbar vom Abriss bedroht, vier Häuser
sind bereits zerstört worden. Die fortgesetzte
Politik der IOF, Jerusalemiten ins Visier zu nehmen, war
darauf ausgerichtet, es für die Menschen unmöglich zu
machen, eine Unterkunft zu finden und zu bauen. Als Teil des
schleichenden Besatzungsplanes sollten die in der Stadt in
Ghettos lebenden Palästinenser konsequent verarmen,
unterjocht und hinausgedrängt werden.
Fast 1.000 Menschen
werden durch die Besatzungspläne aus ihren Häusern
vertrieben, um die gesamte Anwesenheit der Palästinenser in
diesem Gebiet zu eliminieren und den Weg für die
Siedlungserweiterung frei zu machen.
Siedler werden wie schon
früher weiterhin zahlreiche palästinensische Häuser und
Grundstücke an der westlichen Zufahrt zu Silwan, angrenzend
zur Altstadt, übernehmen.
Die Besatzungskräfte IOF ( = Israel Occupation Forces) bauen
gegenwärtig einen Tunnel unter dem Gebiet von Silwan und haben auch
schon mit dem Aufbau einer Siedlung begonnen, wie man im Hintergrund
des Fotos erkennen kann. (Palestine News Agency, 28.06.2005)
Im März 2004 besetzten
jüdische Siedler zwei Gebäude, die zusammen zwölf
Wohnungen hatten, zusätzlich zu den Häusern und
Grundstücken, die in den vergangenen Jahren bereits durch
Siedler übernommen worden waren. Ein großer Teil von ihnen
liegt inWadi Hilwa, das auf Al
Bustan blickt und an die Altstadt grenzt.
Die IOF baut
aktuell in Silwan einen Tunnel (siehe rechts)und hat schon mit dem Aufbau einer Siedlung
begonnen. Der Fußgängertunnel soll sowohl die
Siedlungserweiterung in dem Gebiet gewährleisten als auch
die Fremdenverkehrsindustrie der Besatzung ankurbeln, indem
er diesen Bezirk näher an die Altstadt heranbringt.
Vorzugsweise in und um die Altstadt herum hat die Besatzung
wiederholt das Graben von Tunneln veranlasst, mit dem Ziel,
zu kontrollieren und zu beschlagnahmen.
Ein Großteil der Zufahrt zu
Silwan wird schon durch die Siedler und deren Siedlung
„City of David“ (= Davidstadt) kontrolliert. Der
Parkplatz als Teil der Siedlung wurde eingerichtet, um den
Siedlern die Anfahrt und das Herumreisen in dem Gebiet und
speziell in Silwan zu erleichtern.
Den Wohnungen in Al Bustan
droht gewaltige Zerstörung. Die Zerstörung der 88 Häuser
würde die größte Abrissaktion in Jerusalem seit der
Besetzung im Jahre 1967 bedeuten.
JERUSALEM, 29. Juni 2005 (WAFA)
– Jeff Harper, Koordinator des israelischen Komitees
gegen Hauszerstörungen (ICAHD = Israel
Committee
Against House Demolitions) wird
einen Rundgang in Ostjerusalem, der auch Silwan
einschließt, leiten.
In
einer e-mail an WAFA (Palestine News Agency) schrieb
ICAHD, dass Halpers Aktion die Lebensfähigkeit
eines künftigen palästinensischen Staates, die
Schaffung von Arbeitsplätzen in Gaza, die dortige
Evakuierung und die gegenwärtige politische
Situation fokussiere.
„Wir sind besonders erfreut, jene Diplomaten
begrüßen zu dürfen, die erst kürzlich angekommen
sind und von niemandem im israelischen Friedenslager
darüber unterrichtet wurden, wie kritisch Israelis
die gegenwärtige politische Karte lesen und den Weg
nach vorne einschätzen“, schloss ICAHD. - WAFA, Palestine News Agency
30.06.2005, Übers. v. Gabriele Al Dahouk
16. Juni 2005 - Al-Haq:
Zerstörung von Häusern in
Silwan muss verhindert werden
Blau sind die Siedlungsgebiete.
Braun die Palästinensischen Gebiete
Zum Vergrößern bitte die Karte anklicken
Diese Karte zeigt das
Gebiet von Silwan (orange), das von Zerstörung und
Siedlungserweiterung bedroht ist. Die Gebiete, in
denen Siedlungen bereits bestehen, sind ebenfalls
ausgewiesen.
Die Menschenrechtsorganisation Al-Haq hat
sich in einem offenen Brief an die ausländischen Generalkonsuln
in Jerusalem gewandt und sie aufgefordert, ihren Einfluss
geltend zu machen und die Zerstörung von 88 Häusern in Silwan zu
verhindern. In dem Brief heißt es, dass die Behauptungen der
israelischen Behörden, dass die Häuser ohne Genehmigung gebaut
worden seien, nicht der Wahrheit entsprechen. "Jerusalem ist
eine besetzte Stadt und die Zerstörung und Vernichtung von in
dieser Stadt vorhandenem Privateigentum ist verboten. Die
Zerstörung von solchem Besitz stellt nach Artikel 147 der
Vierten Genfer Konvention eine flagrante Verletzung
internationalen Rechts dar," heißt es wörtlich in dem Brief.
Al-Haq ruft die internationale Gemeinschaft
auf, ihren Verpflichtungen nachzukommen und Israel dringend
aufzufordern, die Menschenrechtsverletzungen durch die Armee zu
beenden. Die internationale Gemeinschaft müsse Maßnahmen
ergreifen um die Häuserzerstörungen zu verhindern, da sonst ca.
1000 Bürgerinnen und Bürger ihr Obdach verlieren würden.
ICAHD: Jerusalemer Stadtverwaltung
beabsichtigt die Zerstörung von 88
Häusern in Ostjerusalem
WAFA Palestine News Agency
JERUSALEM, 24. Mai
2005 (WAFA): Das israelische Komitee
gegen Hauszerstörungen (Israeli
Committee Against House
Demolitions = ICAHD)
berichtete, dass die israelische
Stadtverwaltung von Jerusalem
beabsichtige, im Gebiet el-Bustan
des Dorfes Silwan – Ostjerusalem –
88 Häuser zu zerstören.
In einer
Presseerklärung teilte das ICAHD am
Dienstag mit, dass die
Stadtverwaltung die
Zerstörungsaktion mit dem Codename
„The Cherry in the Crown“ (= Die
Kirsche* in der Krone) belegt
habe.
Einige der Häuser in diesem Gebiet
wurden vor 1967 gebaut, ein anderer
Teil wurde in den Siebzigerjahren
errichtet. Die ersten vier Häuser
haben bereits Abrissbefehle
erhalten.
„Es gab nie ein Amtsgericht, das
entschieden hätte, dass irgendeines
dieser Gebäude illegal oder ohne
Genehmigung gebaut worden wäre.
Demnach werden diese Zerstörungen
gemäß der Bauvorschrift (5) 212 des
israelischen Bau- und Planungsrechts
ausgeführt, die einen Abriss von
Häusern, die von den Gerichten nie
als illegal befunden wurden,
erlaubt."
Das ICAHD forderte
die internationale Gemeinschaft auf,
gegenüber der israelischen Regierung
sowie der Jerusalemer
Stadtverwaltung ihrem Missfallen
über solche Abrisse Ausdruck zu
verleihen, die den Geist, wenn auch
nicht die Buchstaben der Roadmap
verletzten.
ICAHD-Bereichskoordinator Meir
Margalit wird Führungen für
Journalisten und Diplomaten nach
Silwan am Samstag, den 28. Mai, um
16.00 Uhr und am Donnerstag, den 2.
Juni, um 17.00 Uhr abhalten.
*Cherry hat zwei Bedeutungen ... der
Übersetzer hat sich für das Wort
"Kirsche" entschieden.
25.05.2005, Übers. v. Gabriele Al
Dahouk
Sent: Tuesday, June 21, 2005 4:39 PM
"Our
lives begin to end the day we become silent about things that
matter" M.L.King
Von
meinem Kurztrip nach AlQuds habe ich wie immer nicht nur
schöne Eindrücke mitgenommen. Der Weg durch das besetzte
Palästina führte mich von Nablus nach Ramallah, die
Strassen rechts und links mit Israelfahnen
geschmückt...-Wo sind wir eigentlich???- Nicht nur mit
Israelfahnen, an jedem zweiten Laternenmast eine
leuchtend orangene Fahne mit dem Emblem der
Siedlerbewegung. Muss das denn wirklich sein, es tut
schon weh, im arabischen Teil von AlQuds die ganzen
blau-weissen Fahnen auf den von Juden widerrechtlich
besetzen Häusern zu sehen. Genauso schmerzt es, wenn man
sich gerade aus Nablus, dem tiefsten Palästina
herausbewegt hat und dann einem ueberall der Davidstern
entgegenstrahlt. Jeder Bewohner Nablus', der auf seinem
Hausdach eine palästinensische Flagge hissen würde! -
voll im Recht - riskiert einen nächtlichen
Einmarsch israelischer Soldaten in sein Haus, alles oft
genug vorgekommen.
Diese Siedlungscontainer
sowie das besetzte Haus liegen auf der
Hauptzufahrtsstraße nach Silwan, die das Tal
hinunterführt.
(Palestine News Agency,
28.06.2005)
Die Flaggen waren neu gehisst worden anlässlich eines der
zahlreichen Feiertage auf israelischer Seite...Hoffentlich ist es
nur eine Frage der Zeit, wann die Strassen in Palästina wieder von
diesem aufdringlichen Besatzungssymbol befreit sind.
Dann erfuhr ich in Alquds von einem neuen israelischen Projekt,
welches ich hier gern einmal kurz skizzieren moechte:
Im Süden der Stadt, direkt an die Altstadt angrenzend liegt ein
palästinensisches Wohnviertel, Silwan-Bustan genannt. Den rund 1000
Bewohnern, die zum Teil seit den 40ern, 50ern in ihren Häusern dort
leben, zum Teil seit den 80ern, 90ern, kam und kommt dieser Tage
eine "demolition-order" ins Haus, eine Aufforderung, ihre Häuser
abzureißen, im Fall einer Weigerung würde dies per Gewalt von Israel
durchgeführt werden, selbstverständlich auf Rechn! und der dann
ehemaligen Bewohner. Der fadenscheinig vorgeschobene Gründe dieser "
ethnischen Säuberung und groß angelegten Deportation" ( O-Ton Roman
Bronfman, israelisches Knessetmitglied) lautet, dass sich an eben
diesem Ort wertvolle archäologische Güter befinden, welche es nun zu
bewahren gilt. Traurig, wer diesem Argument Glauben schenkt und der
ganzen Aktion zustimmt.
Es existiert nämlich in Israel ein nicht wirklich verheimlichter so
genannter masterplan 2020, eine detaillierte Darstellung, wie
Jerusalem in eben jenem Jahr einmal aussehen soll ( wird?). Und auf
genau diesem masterplan befindet sich in Silwan-Bustan eine jüdische
Wohnsiedlung...
Ein Ziel Sharons, auf den die ganze Aktion zurückgeht, ist es, die
wegen des Gazarückzugsplan so aufgebrachten Gemueter ein wenig zu
besänftigen, ein Zugeständniss an die Siedler und all die, die den
Rückzugsplan verurteilen. Des weiteren ist die Motivation der
israelischen Regierung dahingehend, eine durchgehenden Siedlungsring
um Ostjerusalem aufzubauen. Dieser wuerde - un! d tut es jetzt schon
- in dramatischer Weise die geographische und politische
Landschaft in der Region verändern. Er schneidet nicht nur die
palästinensischen Bewohner Jerusalems von ihren Verwandten und
Bekannten im besetzten Palaestina ab, sondern erschwert/verwehrt
gleichzeitig den Zugang der Palästinenser zu ihrer rechtmäßigen
Hauptstadt.
Die geplante Zerstörung ist die grösste ihrer Art seit 1967. Ihr
werden 88 Häuser zum Opfer fallen, ca. 1000 Menschen werden ihre
Heimat verlieren. Natürlich hat sich unter den Bewohnern eine
Widerstandsbewegung gebildet, doch jeder weiss, es ist nur
eine Frage der Zeit, wann die ersten Bulldozer anrücken werden. Ein
weitere Tragödie im Puzzlespiel um die Manifestierung eines
zionistischen israelischen Staates nimmt ihren Lauf.
Mitten in Silwan
liegt ein Haus in
Trümmern. Nachbarn gehen
achtlos daran vorbei.
Sie sehen weg, wie wenn
ihnen der Anblick des
Haufens aus gerissenem
Beton, Fensterrahmen und
losen Steinen zuviel
wäre. Ein Mann kommt aus
der Toreinfahrt einer
Baustoffhandlung auf der
anderen Straßenseite.
"Das war meins", sagt
er. "Bis vor einem Monat
habe ich hier mit meinen
vier Kindern gewohnt."
Muhammad Odeh (28)
konnte vorerst bei
Verwandten unterkommen,
ein paar Straßen weiter.
Aber das sei keine
Lösung auf Dauer, weil
auch deren Haus von der
Zerstörung betroffen
sei. "Sieh her", erklärt
er in seinem kleinen
Büro am Rande des mit
Zementsäcken und anderen
Baumaterialien
vollgestellten Hofs,
"hier ist die
Zerstörungsanordnung für
mein Haus." Die wurde
ihm überbracht, und
eines Morgens kam eine
große Planierraupe,
begleitet von ein paar
Dutzend israelischen
Polizisten, und riss
sein Haus ein. Nach
fünfzehn Minuten war der
Spuk vorbei. Die
umgerechnet 3.000 Euro
Kreditrückzahlung
jährlich waren umsonst.
Der Besitz der jungen
Familie löste sich in
Nichts auf.. ..... mehr >>>