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TEXTE 1 |
Bahnbrechende
PEW-Umfrage// - Fast die
Hälfte der israelischen
Juden decken die Umsiedlung
oder Vertreibung der Araber
Eine Studie des in
Washington ansässigen „Think-Tanks“,
die aufgrund der unpräzise
formulierten Frage
hinsichtlich der Vertreibung
kritisiert wurde, zeigt,
dass auch der Anteil an
israelischen Juden und
Arabern, die den Frieden
zwischen Israel und einem
zukünftigen Palästina für
machbar halten,
zurückgegangen ist. - Ofer
Adere 8. März 2016
Mehr als die Hälfte der
israelischen Juden
unterstützen den Transfer
der Araber in andere Länder.
Dies besagt eine Studie des
American Pew Research
Center, die Dienstag
veröffentlicht wurde. Die
Umfrage wurde von Ende 2014
bis Mitte 2015, vor der
letzten Terrorwelle, bei
jüdischen und nicht
jüdischen Israelis
durchgeführt.
Eine der Fragen der Studie,
die auf der persönlichen
Befragung von 5.601 Personen
basiert, lautete, in wieweit
sie der folgenden Aussage
zustimmten: “Araber sollten
aus Israel ausgewiesen oder
umgesiedelt werden.” Das
Ergebnis bei den jüdischen
Beantwortern: 21 Prozent
“stimmen stark zu” und 27
Prozent “stimmen
größtenteils zu.” Wenn man
diese beiden Gruppen
miteinander verbindet, so
unterstützt ungefähr die
Hälfte der befragten
israelischen Juden – 48% -
den Transfer arabischer
Bürger. Andererseits sagt
ein fast gleicher
Prozentsatz – 46 % - sie
seien gegen diese Maßnahme,
29 % von ihnen sagen, dass
sie „nicht gänzlich
zustimmen“ und 17 %
antworten, sie „stimmten
keinesfalls“ der Vertreibung
der Araber zu.
Bei den religiösen Bürgern,
ist der Prozentsatz, der der
Vertreibung zustimmt, laut
Umfrage höher als bei den
jüdischen Israelis
insgesamt:
71 % bei der religiösen
Gemeinschaft, 69 % bei den
Ultra-Orthodoxen und 54 %
der traditionellen Juden
unterstützen den Transfer.
In der säkularen Gemeinde
ist das Gegenteil der Fall:
die Mehrheit, 58 % , sind
gegen die Vertreibung,
während mehr als ein Drittel
(37%) dafür sind.
Wie zu erwarten war, war der
Anteil der Unterstützung für
solch eine Aktion bei den
Beantwortern, die sich den
Rechten verbunden fühlten,
höher als bei den Wählern
der Mitte und der Linken: 72
% rechts, 37 % , Mitte 10 %
links, unterstützen die
Vertreibung der Araber aus
Israel.
Die Unterstützung für den
Transfer ist höher unter den
Mizrahim/den Juden
sephardischen Ursprungs (das
heißt, aus Nordafrika und
dem Nahen Osten) als bei den
ashkenazischen Juden (aus
Europa). Bei den ersteren
war die Mehrheit, 56 %, für
die Aktion, im Vergleich
dazu stimmten bei den
letzteren nur 40% zu.
Je gebildeter der
Beantworter war, desto
geringer die Chancen, dass
er oder sie den Transfer
unterstützen würden. Die
Meinungsforscher fanden
heraus: 57 % derjenigen, die
die High School nicht
beendet haben, sagten, sie
unterstützten die Aktion, im
Vergleich zu 50 %
derjenigen, die die High
School beendet haben und 38
% derjenigen mit einem
akademischen Grad.
Die Studie wurde vor der
letzten Terrorwelle in
Israel durchgeführt, die im
letzten Oktober ausgebrochen
war. Daher spiegelt sie
einen eventuell dadurch
bedingten Meinungswandel zu
diesem Thema nicht wider.
Alan Cooperman, Direktor für
Religionsforschung bei Pew,
einem überparteilichen, in
Washington ansässigen
Think-Tank, berichtete
Haaretz, dass die Frage
bezüglich der Befürwortung
des Transfers absichtlich in
einer allgemeinen, direkten
und einfachen Art formuliert
war. Zum Beispiel wurden
keine besonderen Szenarien
oder Details genannt, wie
zum Beispiel eine
Entschädigung aufgrund der
Vertreibung, auch nicht
präzisiert, wer von dieser
betroffen sein würde, usw.
Statistisch gesehen, stellte
er fest, dass die
Meinungsforscher eine
Spaltunge der jüdischen
Gemeinde in Israel sehen,
zwischen Unterstützern und
Gegner der Vertreibung.
Irreführende Frage -
Der mit dem Israel-Preis
ausgezeichnete Sammy Smooha,
ein Soziologieprofessor an
der Universität von Haifa,
hat seinerseits den Wortlaut
der Transfer-Frage in der
Pew-Studie kritisiert.
„Obwohl feststeht, dass die
Unterstützung von
Vertreibung und Transfer
verurteilt werden sollte,
ist die Formulierung der
Frage vage“, sagte er
gegenüber Haaretz und fügte
hinzu, „dass durch die Art,
wie die Frage präsentiert
wird, die Aussage, „ Araber
aus Israel zu vertreiben“,
unverbindlich und somit
leicht zu befürworten ist.“
Smooha erklärte, dass die
Frageformulierung, nicht die
Identität der Kandidaten für
die Vertreibung
spezifiziere. So könnten die
Beantworter annehmen, sie
bezöge sich auf den Transfer
der Westbank-Bewohner, die
in Israel ordnungsgemäß
wohnen, aber schlechthin
keine israelischen Bürger
seien. Außerdem sagte der
Soziologe, aus ihr ginge
nicht klar hervor, ob die
Vertreibung alle arabischen
Bürger in Israel beträfe,
oder nur jene, die die
Feinde des Landes
unterstützen oder als
staatfeindlich gelten
würden. „Mit anderen Worten,
diese Frage kann auf
verschiedene Art verstanden
werden“, sagte er.
Er glaubt auch, dass die
Umfrage eher „die
Entfremdung und den Abscheu
gegen die Araber
widerspiegelt, als dass sie
die Befürwortung des
Tranfers bestätigt, um so
der Regierung die
Legitimität zu geben, sie
(die Araber) zu vertreiben;
denn die Aussage, die die
Studie ergab, ist
unrealistisch und
unzumutbar.“
Seit 2003 erforscht Smooha
selbst die Beziehungen
zwischen den jüdischen und
arabischen Bürgern des
Landes.
„Mir ist absolut klar, dass
fast ein Viertel der Juden
sich der Koexistenz mit den
arabischen Bürgern des
Landes widersetzt. Aber die
große Mehrheit der Juden
akzeptiert die Koexistenz“,
gab er bekannt. „Auch in der
arabischen Öffentlichkeit
widersetzt sich ein Viertel
bis zu einem Drittel der
Koexistenz. Auf beiden
Seiten gibt es eine
Bevölkerungsschicht, die die
Koexistenz ausschließt, aber
diese wird nicht die Regeln
bestimmen. Das geschieht
durch den Mainstream, der
bereit zu Konzessionen
gegenüber der anderen Seite
ist.“
Smooha fügte hinzu: „Die
Juden haben komplexe
Positionen. Obwohl sie keine
Einwände hätten, wenn die
Araber das Land verließen,
wollen sie nicht, dass die
Regierung zu solch einer
Maßnahme greift. Die Juden
sind zu der Einsicht
gekommen, dass die Araber
hier sind, um zu bleiben und
dass sie damit zurechtkommen
müssen. Sie wollen keine
Unruhe schaffen oder die
Koexistenz sabotieren.“
Der Haifa Soziologe hat den
jüdischen Mitbürgern eine
ähnliche Frage gestellt, wie
die von Pew, nur mit anderem
Wortlaut: „Stimmen Sie zu
oder missbilligen Sie, dass
die arabischen Bürger das
Land verlassen und eine
angemessene Entschädigung
erhalten?“ Die bei der
letzten Studie im
vergangenen Jahr erhaltenen
Antworten unterscheiden sich
von der gegenwärtigen
Pew-Umfrage: Nur 32 Prozent
sagten, sie stimmten der
Maßnahme zu.
Smooha: Im Verlauf der Jahre
sehen wir einen Rückgang im
Verhältnis der Juden, die
befürworten, dass die Araber
das Land gegen eine
finanzielle Entschädigung
verlassen sollten. Im Jahre
2003 betrug der Prozentsatz
39 Prozent. Mit anderen
Worten, es gibt keine
Mehrheit zugunsten (der
Vertreibung) und außerdem
sogar einen Rückgang.
Die neue Pew-Umfrage zeigt
auch einen Rückgang bei dem
Anteil von sowohl Israelis,
als auch Arabern, die
glauben, es gäbe eine Chance
für den Frieden zwischen
Israel und einem zukünftigen
palästinensischen Staat: Nur
43 Prozent der jüdischen
Befragten und 50 Prozent der
arabischen Befragten sagten,
sie glaubten, es gäbe eine
Chance, wie in 2015. In
einer Studie der
US-Organisation aus dem
Jahre 2013 glaubten (noch)
46 Prozent der Juden und 74
Prozent der Araber an
Frieden zwischen den beiden
Entitäten.
Die letzte Umfrage
untersuchte auch Gefühle der
Diskriminierung bei den
muslimischen Bürgern
Israels. Fast ein Drittel
(37 Prozent) gaben an, zu
glauben, sie hätten aufgrund
ihrer Religion unter
Diskriminierung gelitten; 17
Prozent waren von
Mitgliedern von Israels
Sicherheitsestablishment
verhört worden; 15 Prozent
wurden am Reisen gehindert;
und 15 Prozent wurden im
letzten Jahr wegen ihres
Glaubens bedroht oder
körperlich angegriffen,
wobei 13 Prozent
berichteten, dass ihr
Eigentum aus demselben Grund
beschädigt worden war.
Andere Parameter - Die
Pew-Studie wurde zwischen
dem 14. Oktober 2014 und 21.
Mai 2015 durchgeführt und
basierte auf persönlichen
Befragungen der in Israel
wohnenden Befragten, im
Alter von 18 und darüber –
insgesamt 3.789 Juden, 871
Muslime, 468 Christen und
439 Drusen, einschließlich
Siedlern und Arabern aus
Ostjerusalem.
Die Umfrage untersuchte auch
andere Parameter, die
Spaltungen in der
israelischen Gesellschaft
widerspiegeln. Zum Beispiel
war einer der
interessantesten Beweise,
dass eine Mehrheit von
israelischen Juden (76
Prozent) glauben, ihr Land
könne, sowohl ein jüdischer,
als auch ein demokratischer
Staat sein, wohingegen eine
Mehrheit der israelischen
Araber (64 Prozent) nicht
glaubt, dass dies möglich
sei.
Ferner sagten 42 Prozent der
jüdischen Beantworter, die
Siedlungen unterstützten
Israels Sicherheit. Hingegen
sagten 30 Prozent, dass sie
der Sicherheit des Landes
schaden. 91 Prozent jener
Beantworter sagten auch,
dass Israel
lebenswichtichtig für das
langfristige Überleben des
jüdischen Volkes ist, und 79
Prozent sagten, dass Israel
Juden „begünstigen“ sollte.
Eine Mehrheit der befragten
Juden (62 Prozent), würden
den Grundsätzen der
Demokratie vor der „Halakha“
(traditionelles jüdisches
Recht) Priorität im Falle
eines Konfliktes zwischen
ihnen einräumen; 64 Prozent
sind dagegen, dass „Halakha“
zum Staatsrecht gemacht
wird; und 63 Prozent sind
dagegen, dass an Schabat im
ganzen Land keine
öffentlichen Transportmittel
fahren. Eine Mehrheit der
von Pew befragten Juden (72
Prozent), unterstützen die
Einführung der Armeepflicht
für die Ultra-Orthodoxen und
widersetzen sich der
Gender-Trennung.
Andere interessante
Ergebnisse der Studie: 47
Prozent aller jüdischen
Beantworter (und 35 Prozent
der säkularen Juden)
widersetzen sich der
Erlaubnis für Frauen, laut
an der Klagemauer zu beten,
während 54 Prozent dagegen
sind, dass Konservative und
Reformierte Rabbis
autorisiert werden,
Hochzeiten durchzuführen.
Eine signifikante Anzahl
säkularer Juden (28
Prozent)sagten ebenso, sie
lehnten dies ab.
Die Pew-Meinungsforscher
fanden auch heraus, dass
knapp mehr als die Hälfte
aller israelischen Juden (54
Prozent) und über ein
Viertel der säkularen
israelischen Juden (28
Prozent) meinten, es sei
„sehr wichtig“, jüdisch zu
sein. Fast ein Drittel aller
israelischen Juden (36
Prozent) und fast die Hälfte
der säklaren israelischen
Juden (53 Prozent) sagten,
ihr Judentum sei „irgendwie
bedeutend“ für sie. 10
Prozent aller Juden und 18
Prozent der säkularen Juden
sagten, jüdisch zu sein, sei
nicht bedeutend für sie.
(übersetzt von Inga
Gelsdorf) |
Die kommende Konfrontation
17.07.2011 - Mazin Qumsiyeh/IMEMC
Israel meldet
einen Rekord von
Waffenexporten in der Höhe
von 7,2 Milliarden Dollar,
was seine Position unter den
ersten vier Ländern festigt,
die von Krieg und Zerstörung
profitieren. Auch die
anderen beiden wichtigsten
offiziellen Einkommenquellen
Israels (ausländische Hilfe
und die Plünderung der
palästinensischen Ökonomie)
sind auf einem Rekordhoch.
Die vierte Einkommensquelle,
über die öffentlich weniger
berichtet wird, die aber
sicher in die Milliarden
geht, ist Geldwäsche und
andere kriminelle
Aktivitäten. Viele machen
mit unerlaubten Dingen in
ihren Ländern Millionen und
verschieben sie dann nach
Israel oder verschieben
zumindest ihr Geld dorthin
(es gibt dafür viele
Beispiele bei Russen und
amerikanischen Zionisten).
Israel ist finanziell und
militärisch in einer sehr
starken Position. Israel
wird außerdem durch eine
massive Medienkampagne
unterstützt, die die
Palästinenser schlecht macht
(und jetzt Muslime und
Araber generell). Jerusalem
wurde weitgehend verändert
und sein multiethnischer,
multireligiöser Charakter
sorgfältig erodiert, genau
so wie es vorher mit Jaffa
und Haifa geschah, und wie
es zur Zeit in Hebron und an
anderen Orten geschieht.
Aber wir sind gegenüber der
letzen übriggebliebenen
Bastion von Faschismus und
Rassismus, die von
staatlicher Macht und einem
globalen Netzwerk von
Hasspredigern geschützt
wird, nicht ganz hilflos.
Es ist wahr, unser Kampf ist
schwieriger als der gegen
die Apartheid in Südafrika.
Es ist wahr, unsere
"Führung" gibt schwache
Erklärungen ab in
Luxushotels und
Konferenzzentren und
gegenüber den Medien. Diese
"Führung" wird gut bezahlt
dafür, dass sie nichts
Sinnvolles macht, um den
politische Diskurs zu
verändern oder auch nur den
Preis für das zionistische
Abenteuer zu erhöhen.
Schlimmer noch, ein guter
Teil dieser "Führung" hilft
zur Zeit den Besatzern und
leistet ihnen Vorschub.
Salam Fayyad, der bei der
Weltbank und dem
Internationalen Währungsfond
(IWF) gearbeitet hat, tritt
voll für die Ernennung des
Direktors der Central Bank
in Israel als Direktor des
IWF ein. Er hat auch schwer
für alternative Straßen
gearbeitet, die es dem
Apartheidsystem leichter
machen, die Palästinenser in
Kantons zu isolieren, und
dann muss er nichts mehr
gegen die Pläne für die
Kontrolle der
Naturressourcen und der
besten Böden des
Westjordanlandes tun. Und
dann ist da Mahmud Abbas,
der bei mehr als einer
Gelegenheit erklärt und
sogar ein vorläufiges
Abkommen mit den Israelis
unterzeichnet hat, dass die
Flüchtlinge nicht mehr in
ihre Häuser und auf ihren
Grund und Boden zurückkehren
dürfen, sondern nur in die
demilitarisierten,
ausgeraubten Bantustans,
Palästinensischer Staat
genannt. Abbas hat auch
wiederholt erklärt, dass
seine Optionen
"Verhandlungen,
Verhandlungen,
Verhandlungen" sind. Er und
seine Partner (Saeb Erekat,
Abu Ala' u.a.) haben 20
Jahre lang verhandelt mit
dem einzigen greifbaren
Erfolg, dass sie Israel
ökonomisch und diplomatisch
Raum für die Konsolidierung
des zionistischen
Kolonialismus gegeben haben.
Aber diese Ära der
israelischen
Kolonialherrschaft muss ein
Ende haben, und sie kommt an
ein Ende.
Während wir in der
Zivilgesellschaft noch für
diese "Führer" hoffen, dass
sie andere Wege einschlagen,
haben wir nicht die Hände in
den Schoß gelegt. Wir haben
gehandelt und werden weiter
handeln. Die nächste
Eskalation wird nicht eine
zwischen Staaten sein, noch
wird es ein "Aufstand" im
klassischen Sinn sein. Was
wir stattdessen sehen, ist
ein Anwachsen von Boykott,
Investitionsentzug und
Sanktionen, und das, was
durch die erste Flottille
der Freiheit passierte, das
Geschehen vom 15. Mai, vom
5. Juni, die bevorstehende
2. Flottille der Freiheit
und (die Woche vom) 8.-16.
Juli ist genauso kritisch.
Jeder einzelne und das
Kollektiv ist für die
Veränderung der Situation
durch Moral und
Entschlossenheit auf unserem
Weg verantwortlich. Die
anderen Optionen haben sich
als katastrophal negativ
erwiesen; wir haben uns auf
Politiker (gewählte oder
selbst ernannte) verlassen
oder auf die Launen
wechselnder militärischer
Fähigkeiten (eine
gefährliche Entwicklung in
einer Zeit
wissenschaftlicher
Fortschritte, die die
Entwicklung von
Massenvernichtungswaffen
sogar für größere
Konfrontationen relativ
einfach macht.
Es kann entweder 1) eine
zivile Konfrontation sein,
bei der die
Zivilgesellschaft den Kampf
gewinnt, weil sie die
Taktiken eines starken und
entschlossenen
Volkswiderstandes anwendet,
oder 2) sie (die
Konfrontation) geschieht
mittels bewaffnetem
Aufstand, der moderne
Technologien benutzt, um
konventionelle Militärkräfte
herauszufordern. Die
Hisbollah im Libanon
verwendet eine aus beiden
Methoden gemischte Taktik,
stützt sich aber mehr auf
die zweite. Bezüglich der
Herausforderung lokaler
Diktaturen haben wir in
Ägypten und Tunesien die
Macht des zivilen
Widerstands erlebt. Der
Kampf gegen den
Kolonialismus war mit einem
Mix der beiden Taktiken in
Algerien erfolgreich (es
wurde in den 60er Jahren
befreit) und (später) in
Südafrika. Aber der Mix in
Südafrika wurde durch die
internationale zivile
Unterstützung verbessert.
Jede Situation ist
einzigartig und unsere
lokale Geschichte und die
kommende Konfrontation wird
für Palästina auch
einzigartig sein und anders
als an diesen anderen Orten.
Aber es ist klar, dass wir
als Individuen in unserer
Gesellschaft verantwortlich
dafür sind, die kommende
Konfrontation so zu
gestalten, dass sie nicht
katastrophal gewalttätig
wird (d.h. weniger "das
Militär kann es schaffen"
und mehr "people power").
Unsere Zukunft als Menschen
hängt von uns ab, in der
Zusammenarbeit für die
Veränderung unserer
Situation. Die, die meinen,
sie können es sich leisten,
sitzen zu bleiben und zu
warten (und
Fernsehnachrichten zu
schauen), werden den Zug der
Gerechtigkeit verpassen und
ihr Nichtstun bereuen. Wir
Palästinenser müssen den
Hauptteil des Gewichts
schultern (ich erinnere mich
an das Bild des alten
Mannes, der Jerusalem und
Palästina auf dem Rücken
trägt).
Aber wir Menschen sind alle
verantwortlich. Wir dürfen
uns nicht einlullen mit
"humanitärer Hilfe" oder
"staatlichen" oder
nicht-staatlichen
Strukturen, die die Illusion
von Sicherheit mit den USA,
Europa, Australien, dem
Apartheid-Staat Israel oder
in den Bantustans mit dem
Namen Staat Palästina
vermitteln. Jeder von uns
weiß, dass dieses alte
System nur die Reichen
reicher macht, die Armen
ärmer, die Umwelt zerstört
und uns Scheinwahlen
abhalten läßt zwischen
Wellen einer gewissen
wirtschaftlichen Veränderung
und gelegentlichem Krieg und
Terrorattacken, die uns um
den Verstand bringen
sollen). [...]
Quelle:
http://www.imemc.org/article/61480
Übersetzung aus dem
Englischen: K. Nebauer
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Die Kriminalisierung des
Kampfes der
Zivilgesellschaft gegen die
Apartheid
Blog
Mentiras Zionistas
(Zionistische Lügen)
14.03.2016
Mahatma
Ghandi: "Erst ignorieren sie
dich, dann lachen sie über
dich, später greifen sie
dich an. Dann gewinnst du."
In den
letzten Monaten sind wir
Zeugen einer immer
heftigeren Kampagne von
Medien und Institutionen
gegen die BDS-Bewegung
(Boykott,
Investitionsentzug,
Sanktionen) gegen Israel.
BDS ist eine
friedliche (gewaltfreie)
Bewegung, die 2005 aus einem
großen Teil der
palästinensischen
Zivilgesellschaft als
aktiver Kampf entstanden ist
gegen Besatzung,
Kolonisierung (Besiedelung)
und Apartheid, die Israel
seit Jahrzehnten gegen das
palästinensische Volk
praktiziert. Diese Bewegung
ist vom Kampf gegen die
Apartheid in Südafrika
inspiriert. Ihre Ziele sind
sehr einfach: die Erfüllung
der UN-Resolution 194
(Rückkehrrecht der
Palästinenser), der
Resolution 242 (Rückzug
Israels aus den besetzten
Gebieten) und Ende der
Diskriminierung der
Palästinenser, die in Israel
leben.
Es ist
interessant, die Parallele
nicht nur zwischen der
südafrikanischen und der
israelischen Apartheid, die
evident ist, zu analysieren,
sondern auch zwischen den
Versuchen die zivilen
Bewegungen zu
kriminalisieren, die gestern
zur Verteidigung der
schwarzen Bevölkerung
Südafrikas und heute zur
Verteidigung der
Palästinenser gegen
Rassismus und Apartheid
kämpften und kämpfen.
Erstens: die
Unterstützung der westlichen
Regierungen für beide
Regime. In der kollektiven
Vorstellung der derzeitigen
öffentlichen Meinung war der
Kampf gegen die
südafrikanische Apartheid
immer eine Geschichte von
"Guten und Bösen", in dem
die demokratischen Länder
von Anfang an vorbehaltlos
die unterdrückte schwarze
Bevölkerung unterstützte.
Das stimmt absolut nicht:
Die südafrikanische
Apartheidregierung erhielt
Jahrzehnte lang die
Unterstützung vieler
westlicher Regierungen, v.a.
der USA und
Großbritanniens. Nelson
Mandela, heute weltweit
Symbol für den Kampf gegen
den Rassismus, wurde erst
2008 von der offiziellen
Terroristen-Liste der USA
gestrichen. 1963 stellte
sich der Botschafter der USA
vor der UNO, Adlai E.
Stevenson, gegen ein
verpflichtendes
Waffenembargo gegen
Südafrika. 1974 stimmte die
UN-Generalversammlung mit 91
zu 22 Stimmen gegen die
Mitgliedschaft Südafrikas,
aber die USA, Großbritannien
und Frankreich legten gegen
eine Resolution des
Sicherheitsrates zum
Ausschluss Südafrikas ihr
Veto ein. Ronald Reagan und
Margret Thatcher waren
entschlossene Gegner der
Boykottbewegung gegen die
südafrikanische Apartheid.
Erst Mitte der 80er Jahre
sahen sie sich auf Grund des
Drucks der öffentlichen
Meinung gezwungen,
institutionelle
Boykottmaßnahmen gegen den
südafrikanischen Staat
umzusetzen. Auf gleiche
Weise und ebenso aus
geostrategischen Gründen
erfreut sich Israel heute
der bedingungslosen
Unterstützung der selben
westlichen Regierungen.
Zweitens
besteht eine Ähnlichkeit der
Verfolgung vieler
zivilgesellschaftlicher
Bewegungen, die den Boykott
Südafrikas unterstützten,
mit der derzeitigen
Verfolgung der BDS-Bewegung
gegen Israel. Die britische
Regierung beschuldigte 1970
Peter Hain, den Leiter der
Gruppe für kulturellen
Boykott Südafrikas, der
Konspiration. Der aktuelle
Führer der britischen
Laborpartei, Jeremy Corbyn,
wurde 1984, als er bereits
Parlamentsabgeordneter war,
verhaftet, weil er vor der
südafrikanischen Botschaft
in London demonstrierte. Auf
einem berühmten Foto ist er
zu sehen, wie er von zwei
Polizisten abgeführt wird,
noch mit einem Schild um den
Hals: "Verteidige das Recht
gegen die Apartheid zu
demonstrieren. Mach mit bei
diesem Streik."
Wie vor
dreißig Jahren wird die
BDS-Bewegung gegen Israel
von lokalen und nationalen
Regierungen in westlichen
Ländern beschuldigt, die das
Apartheidregime Israels
nahtlos unterstützen. 2015
haben mehrere US-Staaten
Gesetze erlassen, die den
Beitritt (die
Mitgliedschaft) zu
BDS-Gruppen verbieten. Die
britische Regierung
verabschiedete im Februar
2016 eine Richtlinie, die
Sanktionen gegen öffentliche
Institutionen vorsieht, die
den Boykott israelischer
Produkte umsetzen. In
Frankreich wurden im Oktober
2015 zwölf BDS-Aktivisten
verurteilt, weil sie
Flugblätter verteilt hatten,
die zum Boykott israelischer
Produkte in Supermärkten
aufforderten. Die Klage
wurde von LICRA eingereicht,
die angeblich gegen
Rassismus kämpft,
tatsächlich aber als
Übermittler israelischer
Interessen in Europa agiert.
Merkwürdig, dass eine
Vereinigung, die sich selbst
anti-rassistisch nennt, die
Apartheid unterstützt.
Auch in
Frankreich wurde auf dem
Gipfel der Ungereimtheiten
der Präsident der
Französischen Vereinigung
der Juden für den Frieden,
Pierre Stambul, mitten in
der Nacht verhaftet, um ihn
daran zu hindern am
folgenden Tag an einer
Konferenz zur Unterstützung
von BDS teilzunehmen. Erst
vor wenigen Tagen hat sich
die Stadtverwaltung von
Paris auf eine Liste von
Gemeinden setzen lassen, die
die institutionelle
Mitgliedschaft bei BDS
(-Gruppen) verbieten, trotz
des Protestes der
Französischen Vereinigung
der Juden für den Frieden in
einem Brief an die
Bürgermeisterin.
Die
Kriminalisierung des Kampfes
gegen die israelische
Apartheid hat vor kurzem
Spanien erreicht. Die
jüdische Gemeinde Madrid hat
kürzlich angekündigt, sie
werde die Zeitschrift El
Jueves (Der Donnerstag) vor
Gericht bringen wegen der
Veröffentlichung einer
satirischen Vignette, die
die israelische Apartheid
kritisiert. So wie #JeNeSuisPasCharlie
Aktion und Kommunikation im
Nahen Osten (ACOM), eine
Vereinigung, die die
Interessen Israels in
Spanien verteidigt,
verschiedene spanische
Stadtverwaltungen vor
Gericht gebracht hat, weil
sie Anträge auf Beitritt zu
BDS genehmigt hatten, d.h.
weil sie sich gegen die
israelische Apartheid
stellten.
Im Kontext
der Kriminalisierung von BDS
darf man nicht vergessen,
dass der Kampf der
Zivilgesellschaft gegen die
südafrikanische Apartheid
ein langer und harter Weg
war, den tausende einzelne
Bürger auf sich genommen
haben und die ihre Ziele
erst nach Jahrzehnten des
Kampfes gegen die
Gleichgültigkeit, die
Kriminalisierung und
Unterdrückung durch ihre
eigenen Regierungen erreicht
haben. Die BDS-Bewegung
gegen Israel existiert erst
seit einem Jahrzehnt und
wächst exponentiell.
Zahlreiche Einzelpersonen
und Organisationen, zu denen
Stadtverwaltungen,
Universitäten,
Gewerkschaften und zivile
Organisationen aus den
verschiedensten Bereichen
gehören, sind dem Boykott
beigetreten oder haben ihre
Unterstützung öffentlich
demonstriert.
Zurück zu den Parallelen
(zwischen BDS Südafrika und
Israel) sehen wir, dass sich
BDS aktuell in der Phase
befindet, die die
BDS-Bewegungen gegen
Südafrika in den 70er Jahren
durchlief. Demnach liegt
noch ein weiter Weg (vor
uns). Auf diesem Weg treffen
die, die sich dem Kampf
gegen die israelische
Apartheid anschließen oder
ihn unterstützen, auf die
gleichen Schwierigkeiten wie
die Aktivisten, die gegen
die südafrikanische
Apartheid kämpften.
Mahatma
Ghandi, der den Weg viel
früher als die schwarze
Bevölkerung Südafrikas und
das palästinensische Volk
aufzeigte, spricht vom
Boykott britischer Produkte,
den er in Indien gründete:
"Erst ignorieren sie dich,
dann lachen sie über dich,
später greifen sie dich an.
Dann gewinnst du." Die Zeit
wird urteilen, ob das, was
Mandela das "reine Gewissen"
nannte, in der westlichen
Welt Gültigkeit hat. Wenn
BDS in der Zukunft
triumpiert, werdet ihr viele
sehen, die heute den Kampf
gegen die israelische
Apatheid zu kriminalisieren
versuchen, dann auf den Zug
des Antirassismus
springen. Vergesst nicht,
wer sie sind.
Quelle:
www.palestinalibre.org/articulo.php?a=60391
Übersetzung/leicht gekürzt:
K. Nebauer |
Bericht
über
aid
subversion (Untergrabung
von Hilfe) sorgt für
schockierende Lektüre
Jonathan Cook
08.03.2016
Diplomaten
mögen den Ruf von grau,
verschleiernd und sogar
scheinheilig haben, aber
wenige sehen sich mit einem
Serienmörder verglichen, mit
einem, der Menschenfleisch
verschlingt.
Diese Ehre
wurde letzte Woche Laars
Faaburg-Andersen zuteil, dem
Botschafter der EU in
Israel, als jüdische Siedler
eine Social Media-Kampagne
lancierten und ihm die
unheimliche Rolle des
Hannibal Lecter aus dem Film
'Das Schweigen der Lämmer'
gaben. Ein Bild des
dänischen Diplomaten mit
Lecters Gesichtsmaske aus
dem Gefängnis sollte
suggerieren, dass Europa auf
ähnliche Weise mundtot
gemacht werden müsse.
Der Groll der
Siedler bezieht sich auf
europäische Hilfe, die
palästinensische
Beduinenfamilien mit
provisorischen Unterkünften
versorgte, nachdem die
israelische Armee ihre
Wohnungen in den besetzten
Gebieten in der Nähe von
Jerusalem zerstört hatte.
Die Notbehausungen hatten
ihnen geholfen, auf dem Land
zu bleiben, das von Israel
und den Siedlern begehrt
wird.
Europäische
Amtsträger haben, schockiert
von dem Vergleich mit Lecter,
Tel Aviv daran erinnert,
dass Israel, wenn es nach
dem internationalen Recht
die Verantwortung für das
Wohlergehen dieser Familien
übernehmen müsste.
Europa mag
von sich selbst als Teil
eines erleuchteten Westens
denken und mit der Hilfe die
Rechte der Palästinenser
verteidigen, aber die
Realität ist weniger
aufbauend. Die Hilfe könnte
die Dinge sogar noch
schlimmer machen.
Shir Hever,
ein israelischer
Wirtschaftswissenschaftler,
der jahrelang
Wirtschaft(sdaten)
zusammengesucht hat, hat
einen neuen Bericht
veröffentlicht, der für eine
schockierende Lektüre sorgt.
Wie andere
glaubt auch er, dass die
internationale Hilfe Israel
erlaubt hat zu vermeiden,
die Kosten für seine
Besatzung (selbst) zu
tragen. Aber er geht weiter.
Seine Folgerung – die die
israelischen Siedler
überraschen mag – ist, dass
mindestens 78% der
humanitären Hilfe, die den
Palästinensern zugute kommen
sollte, in israelischen
Kassen endet.
Die Summen,
um die es sich handelt, sind
riesig. Die Palästinenser
unter Besatzung gehören zu
den größten Hilfsempfängern
der Welt, sie bekommen jedes
Jahr mehr als 2 Milliarden
Dollar von der
internationalen
Gemeinschaft. Laut Hever
können die Geber die Kosten
der Besatzung bis zu einem
Drittel finanzieren.
Andere
Formen, wie Israel
profitiert, sind in früheren
Untersuchungen ermittelt
worden.
Die Weltbank
hat 2013 vorsichtig
geschätzt, dass die
Palästinenser jährlich
mindestens 3,4 Milliarden
Dollar durch die Plünderung
ihrer Ressourcen durch
Israel verlieren.
Außerdem
benützt Washington die
Weigerung Israels, mit den
Palästinensern und in der
Konsequenz mit dem Rest der
Region Frieden zu machen,
als Rechtfertigung für die
jährlichen 3 Mrd.$
Militärhilfe von Washington.
Außerdem
testet Israel Waffen und
Überwachungssysteme an den
Palästinensern – um dann ihr
Know-how zu exportieren.
Israels Rüstungs- und
Cyberindustrien bringen
jedes Jahr viele Milliarden
Dollar an Einnahmen. Eine
letzte Woche veröffentlichte
Untersuchung fand, dass
Israel das achtmächtigste
Land der Welt ist. Wenn
diese Einnahmen auch ein
wenn auch beunruhigendes,
doch unerwartetes Geschenk
für die israelische
Besatzung sind, ist die
Hilfe des Westens für die
Palästinenser doch eindeutig
für die Opfer gedacht, nicht
für die Sieger.
Wie kann
Israel so viel absahnen? Das
Problem ist die
selbst-übernommene Rolle
Israels als Mediator, sagt
Hever. Um die Palästinenser
zu erreichen, haben Geber
keine andere Möglichkeit als
durch Israel zu gehen. Das
sorgt für reiche reife
Gelegenheiten für das, was
er "aid
subversion"(Untergrabung der
Hilfe) und "aid diversion"
(Umlenkung von Hilfe) nennt.
Die ersten
Ergebnisse zeigen, dass der
palästinensische Markt ein
gebundener (kein freier)
Markt ist. Die Palästinenser
haben nur zu wenigen Gütern
Zugang, die keine
israelischen sind.
Who profits?
- eine israelische
Organisation, die den
wirtschaftlichen Nutzen für
Israel in der Besatzung
beobachtet – schätzte
kürzlich, dass das
Molkereiunternehmen Tnuva
mit seinem Monopol im
Westjordanland jährlich
einen Gewinn von 60
Millionen $ macht.
Indessen wird
Hilfe umgelenkt, weil Israel
jede Bewegung von Personen
und Gütern kontrolliert.
Israelische Auflagen sollen
Gebühren für Transport und
Lagerung sowie "Sicherheits"-Abgaben
sein.
Andere
Untersuchungen haben weitere
Profite von der "aid
destruction" (Vernichtung
der Hilfe) identifiziert.
Wenn Israel vom Ausland
finanzierte Hilfsprojekte
zerstört, verlieren die
Palästinenser, Israel hat
aber oft Vorteile.
Der
Zement-Hersteller Nesher zum
Beispiel soll wie berichtet
85% aller Bauvorhaben von
Israelis und Palästinensern
kontrollieren,
einschließlich der
Lieferungen für die
Wiederaufbaubemühungen in
Gaza, nachdem sich Israel
dort wiederholt ausgetobt
hatte. Bedeutende Bereiche
der israelischen
Gesellschaft, neben der
Sicherheitsindustrie, füllen
die Taschen der Besatzung.
Was kann man
tun? Der Völkerrechtsexperte
Richard Falk weist darauf
hin, dass Israel die
fehlende Überwachung
(Aufsicht) der Hilfe
ausnützt: es gibt keine
Forderungen der Geber, um
sicher zu stellen, dass ihr
Geld die vorgesehenen
Empfänger erreicht.
Die
internationale Gemeinschaft
hat Israel in den
vergangenen 20 Jahren des
Oslo-Prozesses –
versehentlich oder anders –
finanzielle Anreize
angeboten, um seine
Herrschaft über die
Palästinenser zu
stabilisieren und zu
festigen. Das kann Israel
(jetzt) relativ kostenlos
tun.
Während
Europa und Washington
versucht haben, Israel mit
einem diplomatischen
Stöckchen auf die Finger zu
schlagen, damit es die
besetzten Gebiete frei gibt,
haben sie Israel
gleichzeitig einen saftigen
finanziellen Köder
vorgehalten, um es zu
ermutigen seinen Griff (auf
die besetzten Gebiete) zu
festigen.
Es gibt einen
kleinen Hoffnungsschimmer.
Die westliche Hilfspolitik
darf sich nicht selbst
sabotieren. Hevers
Untersuchung weist darauf
hin, dass Israel groß
geworden ist in Abhängigkeit
von der Hilfe für die
Palästinenser so wie die
Palästinenser selbst (von
ihr abhängig sind).
Die EU
bemerkte letzte Woche, dass
sich Tel Aviv und nicht
Brüssel für die Beduinen,
die sie obdachlos gemacht
hat, kümmern müsste. Die EU
könnte sich ihren eigenen
Rat zu Herzen nehmen und die
wahren Kosten der Besatzung
zurück auf Israel verlagern.
Was auch
immer der Westen
entscheidet, könnte das
schnell geschehen, falls –
Israel sagt selbst vorher,
dass es bald passiert – die
Palästinensische
Autonomiebehörde von Mahmud
Abbas zusammenbricht.
Quelle:
www.thenational.ae/opinion/comment/aid-subversion-report-makes-for-shocking-reading
Übersetzung:
K. Nebauer
|
"Wir haben
40 Jahre vergeudet mit
Reden über nichts, mit
nichts Tun"
Pappé
demoliert den
Friedensprozess
Philip Weiss
04.03.2016
Gestern abend
hielt Ilan Pappé in einem
Saal der New York University
vor 200 Personen jeden
Alters einen brillanten
Vortrag über die blutige
Illusion des
Friedensprozesses. [...] Ich
kann mir in diesem Moment
keine zwingendere Erklärung
für die politische
Darstellung des
Konflikts vorstellen.
Man kann bei
Teilen von Pappés These
anderer Meinung sein, aber
seine Analyse des
Friedensprozesses, der einem
raubgierigen Kolonialismus
dient, ist nicht
widerlegbar. Und seine
Argumentation war erhellt
von Empathie für die
Israelis; es ist kein
Programm der Gewalt, sondern
der friedlichen
Transformation.
Was hat der
anglo-israelische Professor
gesagt?
Jahrzehntelang haben
Intellektuelle versucht, die
Wurzel des Konflikts als
siedlerkoloniales Projekt zu
erklären und sind
gescheitert. Zuletzt ist
dieses Paradigma in der
akademischen Welt in Mode
gekommen; es ist
scharfsinnig und
schlagkräftig und hilft die
Bedeutung von Palästina für
den Nahen Osten und die Welt
im Allgemeinen zu erklären.
Das
Verständnis (des Konflikts
als) siedlerkoloniales
Projekt ersetzt eine
Diskussion über Israel und
Palästina als
Hegemonie-Konflikt zwischen
zwei nationalen Bewegungen,
eher ein geschäftliches
Problem als ein
menschliches. Mit einem
solchen Verständnis können
die Verhandler den Konflikt
managen und sich erdreisten
eine faire Teilung des
Landbesitzes anzubieten, in
Schieflage zur einen Seite,
weil diese die stärkere war;
aber das Ergebnis dieses
gescheiterten Modells ist
das, was wir in den
schrumpfenden Landkarten
Palästinas sehen: weniger
und weniger Land, jetzt (nur
noch) ein paar Brosamen für
die einheimische
Bevölkerung.
Das
siedlerkoloniale Modell ist
richtig, weil es den Geist
des Zionismus von 1882 bis
in die Gegenwart hinein
einfängt: ein Projekt der
Besiedlung des Landes und
der Auseinandersetzung mit
der einheimischen
Bevölkerung in einem Prozess
der "Eliminierung und
Entmenschlichung".
Wie die
Siedler von Nordamerika sind
die zionistischen Siedler
oft vor der Diskriminierung
in Europa geflüchtet. "Sie
sind weg gegangen, weil sie
verfolgt wurden, weil sie
sich unsicher fühlten – sie
waren tatsächlich
existenziell bedroht, und
sie schauten nach sicheren
Häfen aus", sagte Pappè.
"Sie verliessen den
Kontinent mit einem
einfachen Ticket und dem
Gedanken, dass sie nicht
zurückgehen würden."
Die Gründer hatten keine
Illusionen über ihr
Vorhaben. Pappé sagte, dass
die Pläne einer ethnischen
Säuberung Palästinas aus den
frühen 40er Jahren stammten,
als die Vertreter der
Zionisten Listen der
palästinensischen Dörfer und
ihrer Bevölkerung
zusammenstellten.
Erstaunlich
am zionistischen Projekt
war, dass der 2. Weltkrieg
als Endpunkt des
Kolonialismus verstanden
wurde, aber in Palästina der
Kolonialismus bestehen
konnte. US-Beamte vor Ort
drangen 1948 und später auf
die Rückkehr der
Flüchtlinge, aber das Weisse
Haus blieb abwartend. Beamte
des State Departements, der
CIA sowie Emissäre von Harry
Truman sagten, es spiele
keine Rolle, auf welche
Weise die Flüchtlinge (das
Land) verlassen hätten (hier
zitiert Pappé Irene Gendzier);
sie hatten ein Recht auf
Rückkehr; das Weisse Haus
übernahm aber den
israelischen Diskurs. Und
eine Politik, die den
Flüchtlingen ihr Recht auf
Rückkehr garantiert hätte,
wurde in Israel und
Palästina für nichtig
erklärt.
Wenn es
die Botschaft nicht nur der
Vereinigten Staaten, sondern
auch der internationalen
Gemeinschaft war, dass, wenn
auch der
Siedlerkolonialismus
anderswo der Vergangenheit
angehört, der Völkermord,
die Beseitigung der
Bevölkerung, die gewaltsame
Übernahme der Heimat anderer
etwas ist, was zur Zeit vor
dem Zweiten Weltkrieg gehört
und nicht nach dem 2.
Weltkrieg – das ist die
Periode der
Entkolonialisierung, die
Periode, dass dies zumindest
ethisch nicht Teil des
normativen Diskurses ist –
trotz all dem lautet die
Botschaft an Israel: ihr
seid in diesen Diskurs
(Konversation) nicht
einbezogen. Und viele der
großen Moralphilosophen in
dieser Zeit, in den 50er und
60er Jahren, in Europa,
konnten das Unmögliche
machen, so wie es heute
andere tun... Du kannst
universale Prinzipien über
jeden Ort der Welt
übernehmen, ausgenommen
Israel. Niemand erklärt
diesen Exzeptionalismus
(Ausnahmeerscheinung).
Niemand errichtet eine
logische Infrastruktur für
diesen Exzeptionalismus. Er
ist eine
Selbstverständlichkeit.
Und der
Exzeptionalismus hat sich
für Israel als nützlich
erwiesen. Auf die ethnische
Säuberung von etwa 500
Dörfern 1948 folgte die
ethnische Säuberung von 36
palästinensischen Dörfern
innerhalb von Israel
zwischen 1948 und 1956 und
die Gestaltung des
Gazastreifens als
Flüchtlingslager für die
vertriebenen Palästinenser.
Ab den frühen 60er Jahren
verlangte eine israelische
"Lobby" von Generälen und
Politikern die Kolonisierung
auch des Westjordanlands.
David Ben-Gurion stand im
Weg, aber als er 1964 aus
der Regierung hinausgedrängt
wurde, gewann die Lobby an
Macht. 1967 übernahmen sie
das Westjordanland.
Und 1967
begann Israel mit einem
Friedensdiskurs, der die
Welt über den Tisch zog. Das
war der verwirrendste Teil
des Vortrags von Pappé. Man
konnte sagen, man wäre im
Friedenslager, Politiker
gewannen sogar den
Friedensnobelpreis für einen
Plan, "die einheimische
Bevölkerung in Enklaven zu
halten, die ohne
Zusammenhang mit der übrigen
Gesellschaft sind". Leute
nehmen am Friedensprozess
teil, um das Gefühl zu
haben, dass sie etwas Gutes
tun, aber sie vergrößern nur
die Katastrophe für die
Palästinenser. Die verlieren
jeden Tag mehr Land. Gaza
ist ein Ort "der
Unmenschlichkeit, der
Barbarei und des Hungers".
Amerikanische Juden, die
über die Jahre hinweg das
Westjordanland fünf Mal
gesehen haben, bekommen das
Gefühl, dass sie etwas für
die Milderung der
schrecklichen
Lebensbedingungen (dort)
tun.
Denn wenn
eine Logik der
Entmenschlichung und
Eliminierung des
palästinensischen Volkes im
Namen des Friedens
durchgesetzt (umgesetzt)
wird, im Namen der
Versöhnung, im Namen der
Koexistenz, besitzt sie
Immunität; und diese
Immunität wurde nicht
erreicht, weil der Diskurs
so klever ist, sondern weil
er auch die Palästinenser
überzeugt hat mitzumachen,
es überzeugt auch
gewissenhafte Menschen in
der ganzen Welt mitzumachen
– im Augenblick geht es um
den Frieden.
Israel hat
auch Legitimierung der
kolonialen Aktivitäten
seiner Siedler durch
"großartige humanitäre
Projekte" gesucht. Während
der ersten Phase des
Zionismus "ging es darum,
die Infrastruktur für den
Staat beinahe aus dem Nichts
aufzubauen, eine neue Kultur
zu schaffen, hunderte
Einwanderungsgesellschaften
zu integrieren und zu einer
Gesellschaft zu formen. High
tech und so weiter." In der
zweiten und dritten Phase
enstanden "Gemeinwesen mit
moderner Kunst, moderner
Literatur, ziemlich viel
Freiheit für den einzelnen,
wie die Stadt Tel Aviv
beweist."
All diese
Errungenschaften können in
einem kolonialen
Siedlerprojekt zugelassen
werden. Du kannst nämlich
fortfahren, die einheimische
Bevölkerung zu
entmenschlichen und zu
eliminieren und dich in
anderen Lebensbereichen zum
Vorteil der
siedlerkolonialen
Gesellschaft hervortun.
Israels
internationale Legimität
lieh sich ein Imprimatur für
die Brutalität und die
Massaker von den politischen
Führern seiner Nachbarn.
Jemen, Syrien und Irak waren
in einem gewissen Maß wegen
des anachronistischen
Einflusses des Zionismus
repressive Gesellschaften.
Aber auch nicht; Israel ist
nicht an allem schuld.
(Allerdings kann man es so
sehen, dass Ägypten als eine
Diktatur für 80 Millionen
Menschen über 30 Jahre
zementiert wurde – wegen des
gepriesenen
Friedensprozesses.)
Gute Leute
wurden vom Friedensprozess
dazu gebracht zu glauben,
dass die Enteignungen, die
Israel vornahm, nur
vorübergehend wären.
Die Leute
glaubten daran, weil sie
ihre kognitiven Dissonanzen
auflösen mussten. Aber
natürlich zeigen dir 50
Jahre, dass möglicherweise
Israel vor 1967
'vorübergehend' war; Israel
mit dem Westjordanland ist
aber defintiv nicht
vorübergehend. Das ist es.
Das ist der Staat Israel vom
Jordan bis zum Mittelmeer.
Da ist nur ein Staat, und da
wird immer nur ein Staat
sein. Er wird der Staat
Israel genannt...
Wir hatten
viel Energie – diplomatische
Energie, wissenschaftliche
Energie, Energie des guten
Willen, wenn man so sagen
darf - angeblich in einen
ernsthaften Friedensprozess
investiert, der auf der
raffiniertesten Version des
zionistischen
Siedlerkolonialismus
basierte, der nirgendwohin
führte... Auf der
israelischen Seite war die
Zeit nicht vergeudet.
Sollten wir wirklich Frieden
und Versöhnung angestrebt
haben, so haben wir die Zeit
vergeudet. Wir haben
wirklich Zeit vergeudet, und
wir vergeuden noch immer
Zeit.
Es ist wie
der alte Witz vom verlorenen
Schlüssel, den man dort
sucht, wo es eine
Strassenbeleuchtung gibt,
obwohl man den Schlüssel
nicht dort verloren hat.
Der
Schlüssel war nicht in der
Zwei-Staaten-Lösung
verloren, in der Idee einer
Teilung, im Paradigma des
Konflikts als Kampf zweier
nationaler Bewegungen. Der
Schlüssel ging verloren im
Dunkel der
siedlerkolonialistischen
Realität.
Wir sind im
Konflikt zu einem kritischen
Moment gekommen. Wir müssen
die historischen Paradigmen
aufgeben, die leugnen, dass
es sich um einen
Siedlerkolonialismus
handelt. Es ist wichtig,
dass die Leute im Westen
darauf zu bestehen, dass es
ein siedlerkolonialistisches
Projekt ist, damit im
Mainstream ein neues
Verständnis wächst, wie das
Problem, die Beendigung des
Zionismus, anzupacken ist.
Es muss großer Druck auf die
israelische Gesellschaft
ausgeübt werden, damit
radikale Anti-Zionisten
hervorkommen. Westliche
Professoren, Studenten,
Journalisten und Aktivisten
haben hier eine wichtige
Rolle zu spielen. Boykott,
Investitionsentzug und
Sanktionen unterstützen,
sagte Pappé. Über Apartheid
und Völkermord sprechen. Als
er in seiner Schule, der
Universität von
Exeter/England eine
Konferenz über
Siedlerkolonialismus hielt,
riefen die israelische
Botschaft, der
Abgeordnetenausschuss der
britischen Juden und sogar
das Büro des
Premierministers die
Universität auf, innerhalb
von 12 Stunden die
"antisemitische und
pro-Nazi"-Veranstaltung zu
verbieten. Die Schule war
standhaft. [...]
In
vergangenen Zeiten endete
der Siedlerkolonialismus im
Völkermord. Jüngere Modelle
der Entkolonialisierung sind
gemischt. Nord Irland hat
sehr lange Zeit dafür
gebraucht, aber die
Situation heute ist sehr
viel besser als die frühere.
Ebenso geht es mit
Südafrika, obwohl dort heute
eine wirtschaftliche
Apartheid herrscht. Zimbabwe
ist keine Anwort, ebenso
wenig Algerien, sagte Pappé.
Zu viel Gewalt und
Intoleranz. Und wir müssen
das Chaos bedenken, das in
Syrien und Ägypten mit dem
Verfall der traditionellen
Autoritäten gefolgt ist. Das
ist kein Grund, die
Repression Israels zu
bewahren. Die Menschen
lernen aus Fehlern. Aber
Pappé mahnte zur Vorsicht.
Die Palästinenser sollten
sich ein Vorbild nicht mehr
am FNL (Algerien), sondern
am ANC (Südafrika) nehmen,
obwohl es nicht seine
(Pappés) Sache sei darauf zu
bestehen. Und der Westen
sollte nicht die
palästinensische
Autonomiebehörde
legitimieren.
Die
Herausforderung: "Wir können
von außen helfen, von innen
können wir die
Rahmenbedingungen für
Beziehungen
zwischen der dritten
Siedlergeneration und der
einheimischen Bevölkerung
herstellen." Das ja.
Für die
meisten Israelis ist ein
solches Gespräch wie ein
Gespräch vom Mars. Aber das
spielt keine Rolle. Wir
müssen darauf bestehen, denn
wir haben 40 Jahre mit
Nichtstun vergeudet, haben
Millionen in das
Westjordanland gepumpt, ohne
dass es etwas gebracht
hätte, haben
palästinensische
Institutionen geschaffen,
die ohne Bedeutung waren...
So haben wir Zeit verloren,
haben Energie verloren. Und
ich kann es nicht tun, ich
bin zu alt. Es gibt eine
jüngere Generation sowohl in
Israel wie in Palästina, die
versteht, worum es geht. Und
ich denke, sie beginnen
einen neuen Diskurs zu
schaffen.
Das Ende von
Pappés Vortrag war von
Hoffnung geprägt. Der
Triumph des Zionismus
bestand darin, die
Palästinenser zu
fragmentieren. Flüchtlinge
von Einheimischen zu
trennen, Besetzte von
Exiliertenund die
Kommunikation untereinander
zu verhindern. Facebook hat
alles geändert. Der
Zionismus hat das Internet
nicht vorausgesehen, das
zwischen ihnen Brücken baut
und sie stärkt.
Und wenn ihr
an dieser Universität darauf
besteht, die Geschichte
Israels und Palästinas als
Siedlerkolonialismus zu
lehren, über Apartheid und
Völkermord zu lehren und
Bewegungen wie BDS weiterhin
unterstützt,
"dann
werdet ihr ein bißchen
Gewissen in euch haben, dann
werdet ihr nicht die Politik
für die Palästinenser
unterstützen, und die
Geschichte wird über euch
als Menschen urteilen, die
zu einer besseren Zukunft
für Israel und Palästina
beigetragen haben."
[...]
Ein Element
in Pappés Vortrag hat mir
gefehlt. Er hat oft über die
innerisraelische "Lobby" für
die Kolonisierung des
Westjordanlandes gesprochen,
hat aber nie die Lobby in
Amerika erwähnt. Ich denke,
er ist Marxist durch
Training, der sich
nicht mit einer religiösen
Betrachtung des Konflikts
befasst. Aber wie erklärt
man sich sonst den anomalen
Exzeptionalismus des
israelischen
Siedlerkolonialismus im 20.
Jahrhundert, ohne über die
jüdische Geschichte zu
sprechen? Der anomale
Protektion des Westens für
den Zionismus ist ein
Produkt des
Holocaust-Schuldgefühls auf
seiten der Westmächte; aber
er ist keine imperiale
Strategie, ein so
chaotischer Naher Osten wie
heute ist gegen die
amerikanischen Interessen,
(solche) Unruhen, die von
Experten des State
Departement schon vor 70
Jahren vorausgesagt worden
sind. Warum sollten
US-Präsidenten die
US-Interessen umwerfen?
Weil sie von
der Israel-Lobby abhängig
sind, von den rechtstehenden
jüdischen Geldgebern.
Traurigerweise ist es so
einfach. [...] Wir müssen
uns an die gestärkten
amerikanisch-jüdischen
Zionisten wenden, die es als
ihre Pflicht ansehen den
jüdischen Staat zu
unterstützen. Diese
Diskussion und die
Entkolonialisierung muss in
den Vereinigten Staaten
stattfinden, falls ein
Fortschritt möglich ist (if
progress is to be made).
Quelle:
www.mondoweiss.net/2016/03/we-wasted-40-years-talking-about-nothing-doing-nothing-pappe-demolishes-the-peace-process/?utm_campaign
Übersetzung: K. Nebauer
|
Q&A: Eine 'schreckliche
Zeit' für die arabische Welt
Interview mit Elias Khoury
India
Stoughton/Beirut -
01.03.2016
Es
ist Zeit, das Schicksal der
Region neu zu überdenken,
sagt der libanesische Autor
gegenüber Al Jazeera.
'Mein Name
ist Adam', der letzte Roman
von Elias Khoury, Autor,
Kritiker, Kulturjournalist
und Intellektueller, spielt
1948 im palästinensischen
Lydda. Er befasst sich mit
dem Leben der Palästinenser,
die dort blieben, dem Ort,
den die Israels "das Ghetto"
nannten. Khoury hat auch
über den libanesischen
Bürgerkrieg geschrieben und
öffentlich über die Welle
von Revolutionen gesprochen,
die 2011 über die arabische
Welt schwappte, die er einen
"großen Schritt" nannte,
dessen Auswirkungen sich
noch nicht offen gezeigt
haben. Khoury sprach mit Al
Jazeera darüber, wie seine
Romane helfen den
Unterschied zwischen
Vergangenheit und Gegenwart
zu sehen, über die in Israel
andauernde Gewalt und über
den Arabischen Frühling vor
fünf Jahren.
Al
Jazeera: Sie haben gesagt,
dass Sie Ihre Romane nicht
für historische halten, denn
Sie würden, wenn Sie über
den libanesischen
Bürgerkrieg oder die
palästinensische Nakba
schreiben, über die
Gegenwart schreiben. Können
Sie das weiter ausführen?
Elias
Khoury:
Mein erster Roman, Der
kleine Berg, wurde 1977
herausgegeben, er war 1975
und 1976 geschrieben worden,
während dem Bürgerkrieg.
Meine Idee war, wir müssten
das schreiben, was wir
gerade erleben, weil diese
Trennung zwischen Schreiben
und Lesen, zwischen
Gesprochenem und
Geschriebenem, gelöscht
werden muss. Über etwas zu
sprechen, was sich vor 10
Jahren ereignet hat, ist
nicht Vergangenheit, sondern
Gegenwart – sonst wäre ja
alles Vergangenheit. Vor 10
Minuten, das ist
Vergangenheit. Es wird
absurd.
Ich erzähle
Geschichten, ich gebe keinen
Unterricht in Geschichte
oder Philosophie. Ich
erzähle nur Geschichten,
Liebesgeschichten,
Lebensgeschichten. Ich liebe
diese Personen und finde sie
interessant, durch sie
entdecke ich verschiede
Aspekte der Realität.
Al
Jazeera: Ist Ihr neuer Roman
"Mein Name ist Adam" die
lang erwartete Fortsetzung
von "Das Tor zur Sonne" (ein
früheres Buch, das eine
Chronik der
palästinensischen
Geschichte ist)?
Khoury:
Es spielt in Palästina, und
dieses Buch ist der erste
Band. Es sollte eine
Trilogie werden, aber jedes
Buch ist eigenständig. Es
ist eine Fortsetzung von
"Das Tor zur Sonne" in dem
Sinn, als es über die Nakba
und die Folgezeit berichtet.
Es beginnt in
der Stadt Lydda und erzählt
eine Geschichte, die ganz
unbekannt ist. Das größte
Massaker von 1948 geschah in
Lydda, aber darum geht es
nicht. Es geht darum, dass
nur wenige Menschen in
Lydda geblieben sind. Von
50.000 sind ungefähr 500,
600 geblieben. Die Israelis
liessen sie ein Jahr und
zwei Monate in einem
geschlossenen Bereich leben,
umgeben von Stacheldraht. Es
gab ein Tor, sie konnten
nicht hinaus, die Israelis
nannten es Ghetto.
Dieser Roman
trägt den Titel "Mein Name
ist Adam", weil der Name des
Erzählers Adam ist. Er wurde
1948 geboren und war das
erste Baby, das in dem
Ghetto geboren wurde.
Er erzählt
die Erinnerungen seiner
Mutter und der Menschen, mit
denen er in diesem ersten
Jahr im Ghetto lebt, das war
ein schreckliches Jahr, weil
die Palästinenser zu
Zwangsarbeit verpflichtet
waren, und diese Arbeit war
grauenvoll, weil die Arbeit
zum größten Teil darin
bestand, Leichen von den
Strassen der Stadt
aufzusammeln.
Al
Jazeera: Wie haben Sie den
historischen Hintergrund
recherchiert?
Khoury:
Es
gibt einige Zeugenberichte,
die über Lydda geschrieben
wurden, allerdings sehr
wenige, und ich habe viele
mündliche Zeugenberichte
gesammelt. Es war sehr
schwierig, weil ich nicht
dorthin fahren konnte.
Für Das Tor
zur Sonne war es leichter,
weil ich hier in den
Flüchtlingslagern im Libanon
arbeitete. Dieses Mal musste
ich Informationen über
Skype, Telefon, WhatsApp und
Viber sammeln – ich lernte
dadurch mit dieser
Technologie wirklich
umzugehen. Es gab auch viele
Leute, mit denen ich mich in
New York und auch in
Jordanien traf.
Al
Jazeera: Was machen Sie mit
der neuerlichen Welle der
Gewalt der letzten Monate in
den besetzten
palästinensischen Gebieten?
Khoury:
Ich denke,
wir gehen im arabischen
Osten durch etwas Neues. Ich
habe das Gefühl, dass wir in
eine neue Phase eintreten,
und vielleicht ist das die
schwierigste Phase in
unserer Geschichte. Wenn wir
die palästinensische Sache
nehmen, da haben wir den
Eindruck, dass es da keine
politische Option mehr gibt.
Die Palästinenser haben
überhaupt keine Option.
Mit den Oslo
Verträgen, die als eine
Folge der Ersten Intifada
kamen, haben sich die
Palästinenser ergeben. Die
Oslo Abkommen sind eine
totale Kapitulation eines
Volkes, das dem Verlust von
78% seiner Heimat zustimmt.
Die Bedingung
einer Kapitulation ist, dass
du, wenn du dich ergibst,
überleben musst. Die
Israelis haben gezeigt, dass
sie die Kapitulation der
Palästinenser ablehnen. Sie
machen mit der Besatzung
weiter, und es ist
inzwischen nicht mehr
vorstellbar, dass man über
eine Zustimmung der Israelis
zu einem Zwei-Staaten-Plan
nachdenkt.
Ich denke,
für die Israelis ist
unmöglich dem jetzt noch
zuzustimmen; es würde zu
einem Bürgerkrieg in Israel
führen. Sie haben eine
Situation geschaffen, die
nicht mehr umkehrbar ist.
Was bedeutet das? Ich denke,
dass die Palästinenser
akzeptieren müssen
staatenlos zu sein.
Es ist ein
Apartheidsystem ohne
Anerkennung der
Palästinenser als
Staatsbürger. In einem
gewissen Sinne sind wir
wieder am Ursprung der
Dinge, wo Überleben
Widerstand ist. Mein
Verständnis für den
Widerstand, der jetzt
stattfindet, ist dass er von
niemandem angeführt wird,
und dass ihn niemand stoppen
kann.
Das sind die
ersten Anzeichen für eine
neue Art des Widerstands,
eines Widerstands gegen ein
Apartheidsystem.
Al
Jazeera: Sie haben 2012 eine
wichtige Rede über den
arabischen Frühling
gehalten, in der Sie über
Revolutionen als eine
positive Kraft für
Veränderungen sprachen. Sind
Sie noch dieser Meinung?
Khoury:
Positiv oder
negativ, das wird die
Geschichte entscheiden. Wir
leben in dieser Geschichte
und können nicht sehen, was
geschehen wird, und wie sich
die Dinge entwickeln werden,
aber ich denke, was in den
arabischen Staaten geschehen
ist, ist ein großer Schritt
und niemand kann zu der
Situation zurückkehren, die
vorher bestanden hat.
Schauen Sie
nach Ägypten, wo man
versucht hat den Status quo
mit Sisi zurückzubringen;
aber das lässt sich nicht
mehr kontrollieren.
Dieses System ist
hat sich überlebt.
Andererseits ist das
Scheitern der säkularen
politischen Gruppen
schrecklich. Wir gehen durch
eine sehr schwierige Zeit.
Ich sehe kein
Ende für die Bürgerkriege in
Syrien und im Irak. Und eine
der schlimmen Folgen davon
ist natürlich der
Zusammenbruch der
Gesellschaft. Ich denke
nicht, dass es die
Revolutionen waren, die für
diese Katastrophe
verantwortlich sind.
Die
Revolutionen fanden statt,
weil es das Ende einer Ära
war, die Menschen konnten
diese Art Regime nicht mehr
ertragen. Aber die
Brutalität des despotischen
Staatsapparates hat die
Revolution in Richtung eines
sektiererischen Bürgerkriegs
geführt.
Wir befinden
uns wirklich in einer sehr
schrecklichen Zeit; ich
denke, wir können nicht mehr
das Schicksal einzelner
Staaten neu durchdenken. Wir
müssen das Schicksal der
Region neu denken.
Es hängt
alles miteinander zusammen.
Ich denke, das ist der
letzte Kampf der alten
despotischen Art zu regieren
und zu denken. Sie kämpfen
ihre letzten Schlachten, und
die werden sehr blutig sein,
sie werden sich bis zum Ende
verteidigen, aber es gibt
nichts mehr, was sie retten
kann. Das ist das Ende einer
Ära.
Quelle:
www.aljazeera.com/news/2016/02/qa-terrible-moment-arab-world-160224111329546.html
Übersetzung: K. Nebauer |
Israelisches Militär
greift
Demonstranten während
der Woche der israelischen
Apartheid an
Ramallah (Ma'an) -
05.03.2016
Palästinensische
und internationale
Aktivisten demonstrierten am
Freitag mit Märschen im
besetzten Westjordanland
während der Woche der
israelischen Apartheid;
israelisches Militär griff
mehrere Protestmärsche mit
Tränengas und scharfer
Munition an und verletzte
einen 12-jährigen Jungen.
Zwei
Palästinenser (einschl.
eines Kindes) wurden von
scharfer Munition verletzt,
als das israelische Militär
den wöchentlichen Protest in
Kafr Qaddum im nördlichen
Westjordanlandland auflöste.
Der
12-jährige Khalid Murad
Shtewei wurde ins rechte
Bein geschossen, während
Manshhour Jumaa, 45 Jahre
alt, in den Oberschenkel
geschossen wurde, als er
versuchte Shtewei zu retten.
Beide wurden
zur Behandlung in das
Krankenhaus in Nablus
gebracht. [...]
Die
Videoaufnahme von Qaddum
zeigt, wie sich der Junge
bemüht aufzustehen, nachdem
ihm ins Bein geschossen
worden war, und auf Jumaa
geschossen wird, als er
versucht, Khalid von den
Soldaten weg zu tragen. Das
Video zeigt später, wie
beide Palästinenser in der
Ambulanz erste Hilfe
erhalten.
In Bilin,
einem Dorf im zentralen
Westjordanland, litten
Demonstranten unter der
Einatmung von Tränengas, als
das israelische Militär den
bekannten wöchentlichen
Demonstrationszug des Ortes
unterdrückte.
Demonstranten
von Bilin schwenkten
palästinensische Fahnen,
marschierten durch das Dorf
und sangen Slogans für die
nationale Einheit, die
Rechte der Palästinenser und
den Boykott Israels
anläßlich der Woche der
israelischen Apartheid.
Israelische
Soldaten jagten
Demonstranten zur westlichen
Einfahrt in der Dorf und
warfen Tränengasgranaten,
die die Häuser erreichten
und dutzende Kinder, Frauen
und ältere Menschen in
Mitleidenschaft zogen.
Das
israelische Militär setzte
auch Drohnen ein, um die
Demonstranten zu überwachen
und zu fotografieren.
Es ist für
das israelische Militär
nicht ungewöhnlich, dass sie
kleine Überwachungsdrohnen
einsetzen, um Proteste im
Wetjordanland zu überwachen
und Demonstranten zu
identifizieren.
2015 sagte
der israelische
Menschenrechtsanwalt Itay
Mack der israelischen
Tageszeitung Ha'aretz, das
israelische Militär würde
die wöchentlichen Proteste
nutzen, um eine neue
Technologie zu testen.
"Neue Waffen
und Sicherheitsvorrichtungen
zu testen gehört zu einem
größeren Teil der
wöchentlichen Proteste – das
ist der einzige wirklich
logische Grund, den die
Israelis bei etwas wählen,
was sie ebenso leicht
ignorieren könnten", wurde
Mack zitiert.
Der
Koordinator des Volkskomitee
Bilin Abdullah Abu Rahmeh
sagte gegenüber Ma'an, die
wöchentlichen
Demonstrationszüge und
Proteste gegen Israel würden
weiter gehen, bis die
Besetzung palästinensischen
Landes beendet wird.
Am frühen
Freitag erlitten zwei
Sanitäter des Roten
Halbmonds wegen der
Einatmung von exzessiv
(abgefeuertem) Tränengas,
als israelisches Militär in
Bethlehem während
Zusammenstössen einen
Tränengaskanister auf ihre
Ambulanz feuerten.
Unterdessen
marschierten dutzende
Palästinenser und
israelische
Friedensaktivisten entlang
der Route 60 zwischen Beit
Jala und Jerusalem und
verlangten ein Ende der
Besatzung.
Aktivisten
hielten Schilder hoch, auf
denen zu lesen war: "Genug
Gewalt, genug Opfer" und
"Das wird solange nicht
enden, bis wir miteinander
sprechen".
2016 jährt
sich die Woche der
israelischen Apartheid zum
12. Mal in schätzungsweise
200 Städten in der ganzen
Welt, mit Veranstaltungen,
die die israelische Politik
der Diskriminierung der
Palästinenser anprangern.
Viele Dörfer
im besetzten Westjordanland
und in Jerusalem nehmen an
den wöchentlichen
Freitagsprotesten teil, v.a.
in Kafr Qaddum, Bilin, Nabi
Saleh, Nilin und al-Masara.
Israelische
Streitkräfte sind wiederholt
kritisiert worden wegen dem
exzessiven Einsatz von
Gewalt und tödlichen Mitteln
zur Kontrolle von
Menschenansammlungen, die
oft zum Tod oder zu
Verletzungen von
Demonstranten führen.
Quelle:
www.maannews.com/Content.aspx?id=770556
(siehe Video und Fotos im
Originltext)
Übersetzung: K. Nebauer
|
Ein Naher Osten, der von
dem Kampf um eine
Einstaaten-Lösung, eine
Lösung ohne Staat und eine
Schurkenstaat-Lösung geprägt
ist.
Thomas L.
Friedman, 10. Februar 2016
Im Dezember
in dem Brookings Saban Forum
im Nahen Osten, stellte der
Reporter des
Atlantik-Magazins, Jeff
Goldberg, dem ehemaligen
israelischen rechten
Außenminister Avigdor
Lieberman diese provokative
Frage: „Die Dinge ändern
sich radikal, nicht nur im
nicht-jüdischen Amerika,
sondern auch im jüdischen
Amerika in Bezug auf Israel
und dessen Reputation. Meine
Frage ist: (A) Sind Sie
darüber besorgt? (B) Was
werden Sie dagegen tun? Und
(C) wie bedeutend ist das
für Sie?“
„Offen
gesagt, es ist mir
gleichgültig“, antwortete
Lieberman und fügte hinzu,
Israel lebe in einer
gefährlichen Nachbarschaft.
Halten Sie Liebermann seine
Offenheit zugute:
„Eigentlich
ist es mir gleichgültig, was
amerikanische Juden oder
Nicht-Juden über Israel
denken.“
Dieses
Gespräch fiel mir wieder
ein, während ich die
Debatten der Demokraten und
Republikaner hörte, als sie
kurz auf die Außenpolitik
eingingen, mit Kandidaten,
die die üblichen Phrasen in
Bezug auf unseren
Zusammenhalt mit unseren
israelischen und
sunnitisch-arabischen
Verbündeten, versprühten.
Hier ist eine Kurzmeldung:
Sie können diese Phrasen
weglassen. Wer auch immer
der nächste Präsident wird,
wird sich mit einem völlig
anderen Nahen Osten
auseinandersetzen müssen.
Es wird ein
Naher Osten, der von dem
Kampf um eine
Einstaaten-Lösung, eine
Lösung ohne Staat und eine
Schurkenstaat-Lösung geprägt
ist.
Das ist: eine
Einstaaten-Lösung in Israel,
eine nicht-staatliche Lösung
in Syrien, im Yemen und in
Libyen, eine Lösung ohne
Staat, angeboten vom
Islamischen Kalifat und eine
Schurkenstaat-Lösung, die
der Iran bietet.
Beginnen wir
mit Israel. Der
Friedensprozess ist tot. Es
ist vorbei, Leute, also
bitte, hören Sie auf, dem
Herausgeber der New York
Times-Kolumne Ihre
Vorschläge für eine
Zwei-Staaten-Lösung zwischen
Israelis und Palästinenser
zu senden. Der nächste
US-Präsident wird sich mit
einem Israel
auseinandersetzen müssen,
das entschlossen ist, das
gesamte Gebiet zwischen dem
Jordan-Fluss und dem
Mittelmeer zu besetzen,
einschließlich der Westbank,
wo 2,5 Millionen
Palästinenser leben.
Wie sind wir
dahin gelangt? So viele
Menschen rammen ihr Messer
in den Friedensprozess, dass
es schwer fällt, zu sagen,
wer den tödlichen Stoß
ausgeführt hat. Waren es die
fanatischen israelischen
Siedler, die entschlossen
sind, ihre Position in der
Westbank weiter auszubauen
und jeden israelischen
Politiker oder Offizier der
Armee, der sich gegen sie
stellte, sabotierten? Waren
es die jüdischen rechts
gerichteten Billionäre, wie
Sheldon Adelson, die ihren
Einfluss geltend machten, um
jegliche Kritik des
US-Kongresses an Bibi
Netanyahu zu schwächen?
Oder war es
Netanyahu, dessen Gier, an
seinem Zentrum der Macht
festzuhalten, nur von seinem
Mangel an Ideen übertroffen,
einen sicheren Weg zu
finden, um sich von den
Palästinensern zu trennen?
Bibi siegte: Er ist nun eine
historische Persönlichkeit –
der Gründungsvater der
Ein-Staaten-Lösung.
Und Hamas ist
deren Mutter. Hamas stellte
alle seine Ressourcen
bereit, nicht, um Gaza in
ein Singapur umzuwandeln,
sondern um Tunnel zu graben,
um die Israelis von Gaza aus
anzugreifen, und machte aus
den israelischen
Friedensverfechtern
Witzfiguren. Und Hamas
schoss eine Rakete in die
Nähe des Tel Aviver
Flugplatzes, so dass die USA
sämtliche Flüge einen Tag
lang stornierte, um jedem
Israeli -Taube oder Falke -
zu signalisieren, was
geschehen könnte, wenn sie
die Westbank abgäben.
Aber Hamas
war nicht alleine. Der
palästinensische Präsident,
Mahmoud Abbas, entließ den
einzigen palästinensischen
Premierminister, Salam
Fayyad, der jemals effektiv
war, und sich dem Kampf
gegen die Korruption
verschrieben hatte und
beweisen wollte, dass die
Palästinenser einen Staat
verdienen, indem er sich auf
den Bau von Instituten
fokussierte, anstatt auf
UN-Resolutionen.
Sie alle
töteten die
Zwei-Staaten-Lösung. Lassen
Sie die
Ein-Staaten-Lösungs-Ära
beginnen. Sie wird einen
dauerhaften, gering-gradigen
Bürgerkrieg zwischen den
Palästinensern und den
Israelis beinhalten sowie
eine wachsende israelische
Isolierung in Europa und auf
den Hochschulcampus, die der
nächste US-Präsident steuern
muss.
(Aus dem
Englischen übersetzt von
Inga Gelsdorf)
|
Das Recht
auf
Boykott ist nicht
verhandelbar
Amjad Iraqi
02.03.2016
Gleichgültig
wie jemand BDS sieht, ist es
lächerlich, dass man
selbsternannten
'Demokratien' erzählen muss,
dass das Recht auf Boykott
ein grundlegendes ziviles
Recht ist und kein
strafbares Delikt.
Letzte Woche
haben über 120 Personen in
Nazareth an einer Konferenz
über BDS (Boykott,
Investitionsentzug und
Sanktionen) teilgenommen,
darunter 48 Palästinenser
(Staatsbürger, die innerhalb
der Grenzen von 1948 leben).
Obwohl lebhaft diskutiert
wurde, waren viele
Teilnehmer mit der Wahl
ihrer Worte vorsichtig:
Israels Anti-Boykott-Gesetz
– das erlaubt, Gruppen und
Einzelpersonen vor Gericht
zu bringen, die zum Boykott
von israelischen
Institutionen einschließlich
der Siedlungen aufrufen –
warfen einen dunklen
Schatten auf die
Veranstaltung.
Die
Ängstlichkeit, mit der das
Thema Boykott diskutiert
wurde, wäre vor zehn Jahren
unwahrscheinlich gewesen.
Boykott,
haben wir immer gelernt, sei
eine legitime Methode für
politische Meinungsäußerung;
er wurde in unseren
Geschichtsbüchern und in der
modernen Politik als
Beispiel dafür gepriesen,
wie Gewaltlosigkeit im Kampf
um Menschenrechte in der
Welt wirksamer, moralischer
und strategisch besser sein
kann.
Jetzt sind
gerade die Länder, die
behaupten, die zivilen
Rechte zu achten, in einer
korrupten Wende zu den
Hauptkräften geworden, die
sie unterminieren. In den
letzten Monaten (und Jahren)
haben Regierungen und lokale
Autoritäten in den USA,
Frankreich, England und
anderen Ländern neue
Gesetze,
Verwaltungsentscheidungen
und den Druck hinter den
Kulissen vorangetrieben, um
die anwachsende Welle von
BDS-Aktivitäten zu stoppen -
bloß weil sie gegen Israel
gerichtet sind. Diese
transnationale Gegenbewegung
ist, wie Glenn Greenwald und
Andrew Fishman kürzlich in
intercept darlegten, Teil
einer "gut koordinierten und
finanzierten Kampagne", um
BDS zu zensieren – und "es
ist erfolgreich".
Die
politische Gegenreaktion auf
BDS ist immer erwartet
worden; ähnliche Angriffe
von staatlichen Autoritäten
waren gegen die
Boykottbewegungen im Jim
Crow South (den Südstaaten
der USA, in denen
Rassendiskriminierung
praktiziert wurde, Ü.) und
gegen die Apartheid in
Südafrika gerichtet. Aber
was schockiert ist nicht nur
das Ausmaß, in dem
Autoritäten daran arbeiten,
die heutige BDS-Bewegung
niederzuschlagen, sondern
der Einsatz rechtlicher
Mittel, um die
Boykottbewegungen gegen
Israel zu bremsen oder ganz
zum Schweigen zu bringen.
Dazu gehören unter anderen
die strafrechtliche
Verurteilung von
BDS-Aktivisten in
Frankreich; die Androhung
von Strafen gegen lokale
Gruppen, die israelische
Produkte boykottieren, in
England; und neue
Bestimmungen, die die
Siedlungen im Westjordanland
ganz in den Handel der USA
mit Israel einbeziehen.
Die
Manipulationen der Behörden
mit rechtlichen Taktiken
gegen BDS haben die zivilen
Rechte ernsthaft beschädigt.
Als der Oberste Gerichtshof
Israels letztes Jahr das
Anti-Boykott-Gesetz mit 4:5
Stimmen bestätigte, ging die
Mehrheit der Richter von
technischen Argumenten aus
und unterstützte offen die
politischen Ziele des
Gesetzes. Ein Richter
schrieb, Boykott könnte eine
Form des "politischen
Terrors" sein; ein anderer
schrieb, BDS sollte für "Bigoted,
Dishonest and Shameful"
(bigott, verlogen und
schändlich) stehen; und ein
Dritter schrieb: "Es ist
nichts daran auszusetzen,
Gesetze gegen die, die uns
vernichten wollen, und die
die Knesset (bereits)
passiert haben, (rechtlich)
zu verankern." Weit entfernt
davon das Recht auf
Meinungsfreiheit zu
verteidigen, hat das Gericht
bereitwillig grünes Licht
gegeben, um israelischen
Bürgern ein grundlegendes
Mittel zur Kampfansage gegen
die Besatzung und
diskriminierende Strategien
zu verwehren.
Dieses harte
rechtliche Vorgehen verweist
auf den Erfolg Israels und
seiner Unterstützer bei der
Darstellung von Boykott als
unmoralische Handlung: BDS
zu unterstützen bedeute
anti-israelisch (und
anti-semitisch) zu sein und
Fortschritte im
Frieden(sprozess) zu
untergraben. Diese
Sichtweise ist natürlich
grob falsch. Boykott wird
auch von Juden unterstützt
auch in Israel selbst, wo
viele linke Akademiker,
Künstler und (andere)
Personen sich gegen eine
Arbeit in den Siedlungen
ausgesprochen haben.
Allgemein gehören jüdische
Gruppen und Aktivisten zu
den führenden Verfechtern
von BDS. Unterstützer von
Boykott, auch
Palästinenser, wechseln
ihre bevorzugten Ziele für
Boykott; sie können von
speziellen Unternehmen und
Amtsträgern über bloße
Siedlungsprodukte zum
pauschalen Boykott des
Staates reichen. Darüber
hinaus ist BDS wohl die
einzige Bewegung, die den
status quo, der den Konflikt
verschärft, zu einer Zeit
verändert, in der politische
Akteure ihn entweder
vorsätzlich oder
unbeabsichtigt bewahren.
Es stimmt,
dass einige pro-BDS-Gruppen
und Einzelpersonen ihre
Rechte für politisch
ignorante und manchmal
rassistische Zwecke
mißbrauchen. Aber das ist
kaum die Mehrheit der
Unterstützer von BDS (das
eine vielfältige und
dezentralisierte Bewegung
ist) und ist sicher keine
Rechtfertigung für den
Versuch, das Recht auf
Boykott von Millionen
Menschen zu unterdrücken, so
wie es jetzt der Fall wird.
Gleichgültig wie jemand BDS
sieht, ist es lächerlich,
dass man selbst-ernannten
'Demokratien' erzählen muss,
dass das Recht auf Boykott
ein grundlegendes ziviles
Recht ist und kein
strafbares Delikt. Wenn sie
das heute nicht lernen,
werden es ihnen sicher in
der Zukunft die
Geschichtsbücher lehren.
Quelle:
www.972mag.com/the-right-to-boycott-is-not-negotiable/117527/
Übersetzung: K.
Nebauer |
Gaza ist ein Labor für
den Tunnelkrieg an der
US-mexikanischen Grenze
Rania
Khalek - 17.02.2016
Israel
gibt sich nicht mehr damit
zufrieden, Gaza im Luftraum,
zu Land und See zu
abzuwürgen, sondern
erweitert seine Blockade mit
einer neuen
Tunnel-Kriegsführung in den
Untergrund.
Die
US-Regierung finanziert das
Projekt mit 120 Millionen $
in der Hoffnung, diese
Technologie an der
US-mexikanischen Grenze zu
installieren.
Das
Anti-Tunnel-System ist Teil
der Bemühungen von
Premierminister Benjamin
Netanyahu, Israel in eine
riesige Festung zu
verwandeln.
Letzte Woche
hat Netanyahu bei einer
Fahrt an der Mauer, die
Israel an seiner Grenze zu
Jordanien errichtet, seinen
Plan angekündigt, Israel
vollständig mit einer Mauer
zu umgeben, um Palästinenser
und Araber aus
Nachbarstaaten, die er mit
Tieren verglich, draußen zu
halten.
"In unserer
Gegend müssen wir uns vor
wilden Tieren (Bestien)
schützen", indem wir "den
ganzen Staat Israel mit
einem Zaun, einer Barriere"
umgeben, sagte er. Und die
USA nützen dies als
Gelegenheit ihre eigenen
Zielsetzungen für die
Militarisierung der Grenze
auszulagern.
Tunnelterror-Hysterie -
Eine Serie tödlicher
Tunneleinbrüche in Gaza in
den letzten Wochen hat zu
der Spekulation über
israelische Sabotage
geführt, nachdem der
israelische Generalstabschef
Gabi Eizenkot durchblicken
liess, dass die Technologie
zur Auffindung von Tunnels
bereits in Gaza getestet
würde.
Die Israelis
bezeichnen die neue
Technologie nach dem von den
USA subventionierten
Raketen-Abfangsystem als
Iron Dome (eiserne Kuppel)
im Untergrund [...].
Trotz ernster
Zweifel an der Effektivität
des Iron Dome glauben die
Israelis, dass er
funktioniert. So schützt er
sie tatsächlich, zumindest
psychologisch, von den
Konsequenzen davon, dass sie
1,8 Millionen Palästinenser
in Gaza ghettoisieren und in
einem Gefängnis halten.
Das
Anti-Tunnel-System hat einen
ähnlichen Zweck.
Jahrelang
haben israelische Amtsträger
die Angst vor den
palästinensischen Predatoren
angeheizt, die aus
sogenannten Terrortunnels
unter israelischen
Schlafzimmern, Hinterhöfen
und Schulen hervorkommen, um
unschuldige Familien zu
töten.
Obwohl es
nichts mit der Wirklichkeit
zu tun hat, wurden solche
Behauptungen benutzt, um den
israelischen Krieg gegen
Gaza von 2014 zu
rechtfertigen, in dem mehr
als 2.200 Palästinenser,
einschließlich 551 Kinder
getötet wurden.
Die
Untersuchung des Krieges
durch den unabhängigen
UN-Menschenrechtsrat hat
bestätigt, dass "während der
untersuchten Periode Tunnels
nur benutzt wurden, um
israelische Armeeposten in
der Nähe der Grünen Linie
anzugreifen, die legitime
militärische Ziele waren".
Eine solche
Operation hatte einen
befestigten israelischen
Armeeposten bei Nahal Oz
innerhalb des heutigen
Israel zum Ziel.
Palästinensische Kommandos
der Qassam Brigaden, dem
militärischen Zweig der
Hamas, töteten fünf
israelische Soldaten, bevor
sie durch einen Tunnel in
den Gazastreifen
zurückkehrten. Vielleicht
hatte keine Tunneloperation
eine größere psychologische
Auswirkung auf die Israelis.
2007 durch
eine von Israel und Ägypten
auferlegte Blockade von der
Welt abgeschnitten, gruben
die Palästinenser Tunnels,
um zu überleben. Damit
begann die Ausweitung eines
ausgeklügelten Netzes von
Untergrundpassagen, das der
isolierten Bevölkerung den
Zugang zu grundlegenden
Alltagsprodukten
ermöglichte, die ihnen mit
der Blockade verwehrt
wurden.
Die
israelische Blockade machte
aus Gaza ein riesiges
Ghetto, das von elektrischen
Zäunen, Überwachungsdrohnen,
Rückstoss-kontrollierten
Maschinengewehren und
Kanonenbooten umgeben ist.
Ein Teil der
Tunnels hatte einen
wichtigen militärischen
Zweck für den bewaffneten
Widerstand gegen einen
gnadenlosen Feind, der über
die ausgeklügeltste
Überwachungstechnologie der
Welt verfügt.
Unter dem
Mantel von "Terror-Tunnels"
beseitigt Israel das einzige
Mittel der Palästinenser zur
Selbstverteidigung und zum
Überleben, und bereitet die
israelische Öffentlichkeit
auf den nächsten Krieg vor.
Grenzen im
Stil von Trump -
Todd
Miller, Autor von Border
Patrol Nation, sagte
gegenüber The Electronic
Intifada, er sei nicht im
mindesten überrascht, dass
die US-Regierung
beabsichtigt, das
israelische System zur
Auffindung von Tunnels an
der US-mexikanischen Grenze
einzusetzen und beschrieb
die cross-border-Tunnels als
"offenkundige Manifestation
der Umgehung der massiven
miltärischen
Grenzschutz-Vorrichtungen".
"Wenn du
einen Weg blockierst,
versuchen die Leute einen
anderen zu finden, um
hinüber zu gelangen, ganz
gleich, ob du von anonymen
Personen oder von
kriminiellen
Schmuggler-Ringen sprichst",
sagte er [...]. "Es ist
eigentlich ein Beweis für
die Art von Resilienz und
Kreativität der Menschen,
die versuchen
herauszufinden, wie sie
diesen riesigen Apparat
umgehen können."
"Sie sehen,
wie sich die 'besondere
Beziehung" zwischen den USA
und Israel mehr und mehr im
Zusammenhang mit der
US-mexikanischen Grenze
zeigt", fügte er hinzu.
Das
augenfälligste Beispiel ist
Elbit Systems, das größte
israelische Unternehmen für
Militärtechnologie.
"Elbit
Systems benützt die
Technologie, die sie in
Palästina entwickelt und an
Palästinensern eingesetzt
haben, und sie benutzen das
als Verkaufsargument für die
US-mexikanische Grenze",
sagte Miller. "So wird
Palästina im Grunde genommen
als Labor für die
Entwicklung dieser
Technologien benutzt."
Die
Entwicklung des Systems zur
Auffindung von Tunnels wurde
dutzenden israelischen
Rüstungsunternehmen in
Auftrag gegeben.
Elbit ist ein
wichtiger Empfänger (von
Geldern) und seine Produkte
wurden bereits entlang der
US-mexikanischen Grenze
eingesetzt.
Elbit hat
2014 von der
US-Heimatschutzbehörde einen
145 Millionen $-Vertrag
bekommen, um an der Grenze
Arizona-Mexiko eine Mauer
mit Überwachungstürmen und
Bewegungsmeldern zu bauen,
die Integrated Fixed Towers
genannt wird.
Die Türme
sind mit Elbit-Technologie
bestückt, die beim Bau und
Unterhalt der israelischen
Mauern und Zäune im
besetzten Westjordanland und
an den Grenzen zu Ägypten
und Gaza verwendet wird. Das
Unternehmen nützt seine
Erfahrung, um damit die
Vermarktung repressiver
Methoden zu unterstützen.
Ein Video von
Elbit weist darauf hin, dass
diese Türme "im Feld
erprobt" sind und "10 Jahre
plus die schwierigsten
Grenzen der Welt sichern".
Letztes Jahr
berichtete Miller über
Global Advantage, ein von
der Universtät von Arizona
geführtes Unternehmen, das
Israel (als das Land) mit
der höchsten Konzentration
an Heimatschutzunternehmen
in der Welt identifiziert
hat.
Global
Advantage kauft fleißig
israelische Firmen aus, um
an der US-mexikanischen
Grenze Fuß zu fassen, die
Miller als die ultimative
Shopping Mall für
Heimatschutztechnologie
bezeichnet.
"Was sogar
noch bemerkenswerter ist,
ist dass auch die
US-mexikanische Grenze ein
Labor ist, wo sie dieselbe
Technologie vorzeigen und an
andere Länder verkaufen",
sagte Miller.
Aber Gaza,
fügte er hinzu, ist das
"Hauptlabor", weil es nahezu
komplett abgeschlossen ist,
während die US-mexikanische
Grenze fast 2.000 Meilen
lang" und noch immer
durchlässig ist.
Das kleine
palästinensische
Territorium, in dem 1,8
Millionen Menschen leben,
von denen die meisten
Flüchtlinge sind, stellt das
dar, was Miller, "die
Version einer
Grenzmilitarisierung nach
Donald Trump" nennt.
Der
demagogische republikanische
Präsidentschaftskandidat
Trump hat bereits die
israelische Apartheidsmauer
im Westjordanland als Modell
für die Vereinigten Staaten
gelobt.
Quelle:
www.electronicintifada.net/logs/rania-khalek/gaza-laboratory-us-mexico-border-tunnel-warfare
Übersetzung: K. Nebauer
|
An meine israelischen
Brüder: Wir können das
stoppen
Jonathan
Ofir
Offener Brief
an meine israelischen Brüder
(Mitmenschen):
Das ist
wahrscheinlich ein Höhepunkt
in der etwa zehn Jahre
langen wissenschaftlichen
Überprüfung unserer
Geschichte. An einem
bestimmten Punkt, hinter
allen einzigartigen
Geschichten, Fällen und
Beweisführungen habe ich das
Gefühl, dass etwas
Zweifelfreies und
Umfassendes über unser
israelisches "Wunder", die
Manifestation des
zionistischen "Traums"
gesagt werden muss.
Ich will das
nicht in Hebräisch
schreiben, obwohl das
wahrscheinlich das
direkteste Mittel ist, um
euch (your minds) zu
erreichen. Ich werde das
nicht machen, weil ich vom
Waschen der Schmutzwäsche
unter uns Israelis, die
"sich selbst verstehen",
genug habe. Während ich euch
schreibe, sind meine
Hoffnungen auf eine
Veränderung, die von innen,
von uns Israelis kommt, mit
den Jahren leider
geschwunden, und deshalb
setze ich auch und noch
mehr, auf die Intervention
der internationalen
Gemeinschaft – deren Hilfe
wir so dringend nötig haben
– aber nicht für mehr Geld,
Waffen und ein
"Verständnis", das uns
rechtfertigt, sondern eher
für ihre Intervention dabei,
in Ordnung zu bringen, wozu
wir offensichtlich unfähig
und zumeist unwillig sind.
Der Standpunkt, den ich
deshalb hier vertreten
werde, ist ein in der
israelischen und jüdischen
Kultur höchst unpopulärer.
Es ist die Neigung zum
"Mosern", das die jüdische
Nation bei den Goyim
anschwärzt.
Gut, lassen
wir das! Es gibt viel
schwerwiegendere Probleme.
Ich muss euch
erst einmal sagen, dass
unsere Evaluierung der
israelischen Geschichte so
viele Gräuel von unserer
Seite einfach weglässt.
Vieles davon ist in der Tat
noch als geheim eingestuft –
sogar bis zurück ins Jahr
1948. Ja, ihr habt
wahrscheinlich vom Massaker
von Deir Yassin gehört, es
wird oft in Schulbüchern
darüber berichtet, aber als
Verirrung dargestellt, von
"extremistischen", "rohen"
Gruppen vor der
Unabhängigkeitserklärung
verübt (obwohl die Führer
dieser extremistischen
Gruppen unsere
Premierminister geworden
sind). Aber was ist mit den
dutzenden anderen Massakern,
die – wir - , die
israelische Armee selbst,
1948 verübt haben? Habt ihr
über Al-Dawayima gelesen,
das offensichtlich schlimmer
war als Deir Yassin? Yair
Aurom hat darüber gerade in
Ha'aretz geschrieben, ich
habe es übersetzt und hier
und auf meiner Facebookseite
herausgebracht. Lest es. Es
ist ein Brief, der zum
ersten Mal in voller Länge
veröffentlicht worden ist,
aber es ist kein Geheimnis –
Auszüge daraus sind vor
Jahrzehnten veröffentlicht
worden – so wie viele andere
Zeugenaussagen und
Dokumente, die jeder, der es
will, suchen und finden
kann.
Wenn ihr die
systematischen
Massenexekutionen
zusammenzählt, die vielen
Fälle von
Gruppenvergewaltigungen (die
nur langsam aufgedeckt
wurden, weil es beiden
Seiten Schande bereitet),
das Zertrümmern von
Kinderschädeln mit Stöcken,
das Herausreißen von Feten
aus dem Bauch ihrer Mütter –
all das und noch viel mehr,
von "uns", den "good guys",
der "kultivierten Elite"
verübt – oft in Situationen,
die keine Gefahr
darstellten, einfach aus
reinem, grundlosem Sadismus
und Hass auf die "Araber" –
dann könnt ihr anfangen zu
realisieren, dass sich
Israel nicht in einem Krieg
ums Überleben befindet,
einem Krieg der Elite und
der hoch entwickelten Kultur
in einer "bösen
Nachbarschaft" einer
Subkultur von rückständigen
Arabern. Lasst es mich hier
deutlich und direkt sagen:
Wir haben uns
aufgeführt wie Tiere,
barbarisch in einem Ausmaß,
bei dem wir tatsächlich mit
denen verglichen werden
können, sollen und (auch
schon) wurden, die wir so
gerne hassen – den Nazis –
deren Grausamkeiten uns von
unseren entlasten sollen. So
wie Golda Meir gegenüber der
Knessetabgeordneten Shulamit
Aloni sagte: "Nach dem
Holocaust ist den Juden
alles erlaubt." NEIN!
Verdammt noch einmal, nein.
Wir haben diese
Entschuldigung benützt, mit
diesen oder anderen Worten,
zusammen mit einem
systematischen Vertuschen
unserer Gräueltaten, von
Anfang an. Und weil wir
darin unserer eigenen
Propaganda erlegen sind,
haben wir es versäumt, die
Spur durch die Geschichte zu
wahrzunehmen, die, wenn wir
sie aufrichtig verfolgen,
uns zeigen wird, dass wir im
Wesentlichen AUF DEM
GLEICHEN PLATZ sind wie
vorher – und weiter
unterdrücken, weiter
massakrieren, weiter
foltern.
Das ist keine
Kette von Ereignissen, die
uns aufgezwungen worden sind
als unvermeidliche
Konsequenz daraus, dass wir
versucht haben (versuchen)
zu "überleben". Es ist ein
vorhersagbares Ergebnis der
unserer inhärenten
Staats-Religion – die nicht
das Judentum ist, wie viele
irrtümlich meinen – sondern
eher der Zionismus.
Wir wurden
der Gehirnwäsche unterzogen,
dass der Zionismus uns
rettet. Dass so wie Jesus
für die Christen am Kreuz
gestorben ist, unsere
Soldaten für unser Land
gestorben sind. Nein - sie
sind in erster Linie für den
Zionismus gestorben. "Unser
Land", so wie es meistens
von uns wahrgenommen wird,
ist nicht wirklich "unser
Land". Es ist das Land
vieler anderer, die wir
nicht nur mit abgründiger
Brutalität vertrieben haben,
sondern die wir auch jetzt
in Käfige von verschiedener
Art, Ausformung und Typ
eingesperrt haben, unter
einem schrecklichen
Apartheidregime mit
verschiedenen Abstufungen –
für unser heiliges
"demografisches
Gleichgewicht", – während
wir fast unvermindert mit
unserer Expansion im "verheissenen
Land" fortfahren.
Unsere
Besatzung hat nicht 1967
begonnen, auch nicht unsere
Gräueltaten und Verbrechen.
Wir haben unseren Staat auf
den Massengräbern anderer
errichtet. Das ist uns nicht
aufgezwungen worden. So wie
es Begin 1982 gesagt hat,
als er sich auf den Krieg
von 1967 bezog: "Wir müssen
ehrlich mit uns sein ... wir
haben uns entschieden
anzugreifen." So müssen wir
auch ehrlich mit uns sein
mit allen anderen
Darstellungen der
"Selbstverteidigung". Das
ganze zionistische
Unternehmen wird
hauptsächlich als "Kampf ums
Überleben" und "Kampf zur
Selbstverteidigung"
dargestellt.
Hätten wir
unsere Verbrechen nicht so
gut, so gründlich, mit so
viel Propaganda der "Abschreckungs"-Rhetorik
vertuscht, wäre es
vielleicht leichter zu
glauben, dass wir aufrichtig
sind. Wenn aber unsere
Verbrechen als das
dargestellt werden, was sie
sind, ist es nicht mehr
möglich unsere moralische
Rechtschaffenheit zu
behaupten. Wirklich, nachdem
die internationalen Medien
(Medien der Welt) viel
rascher durchblicken, wird
es unmöglich die Realität
unserer Verbrechen zu
verbergen – also haben wir
einen extra Fokus auf die
Propaganda gerichtet – um
alles in
"Selbstverteidigung" zu
umzudrehen. Wir haben in
Gaza wahllos Häuser
bombardiert und Ortsteile
dem Erdboden gleich gemacht,
in "Selbstverteidigung". Wir
foltern Kinder, in
"Selbstverteidigung".
Sagen wir es
offen: Wir foltern und
terrorisieren und bereiten
den Palästinensern die
Hölle, um sie abzuschrecken
und ihr Leben so miserabel
zu machen, dass sie weggehen
– oder Rache nehmen wollen,
was dann wiederum unseren
nächsten Schlag
rechtfertigt.
Wir haben ein
Monster geschaffen. Wer auf
der Welt möchte "überleben",
wenn das "Überleben" so
aussieht? Wie gemein ist
dieses Überleben, das sich
über den Tod und die
Vernichtung "anderer"
behauptet (erhält). Wer sind
aber diese "anderen"? Sind
nicht in Wirklichkeit wir
die "anderen", die mit
unserer Kultur des "besseren
Wissens" gekommen sind, um
die "Wüste zum Blühen zu
bringen"? Und wenn diese
Wüste aber mit einer
weiteren Siedlung, einer
weiteren fiktiven
"militärischen Zone", einer
weiteren "Expansion"
(Siedlungsausbau) blüht –
wird das Volk, das hier
lebt, Schritt für Schritt
entfernt, eingekreist oder
getötet.
Auf diese
Weise haben wir Juden ein
brutales Vermächtnis für
Jahrhunderte geschaffen,
auch wenn es jetzt noch
gestoppt werden könnte. Wenn
jetzt alle Geschichten
aufgedeckt würden, alle
Archive geöffnet (von 1948,
1967 und alle anderen), wird
dieses zionistische
Unternehmen bestimmt ein
weiteres schockierendes,
beachtliches Kapitel von
Barbarei und Gräueln in den
Annalen der Weltgeschichte
darstellen.
Aber es ist
noch nicht vorüber – zum
Schlechten, aber auch zum
Guten. Wir haben die
Möglichkeit es jetzt zu
stoppen. Nein, das bedeutet
nicht unsere Vernichtung,
wie die hysterischen
zionistischen Propagandisten
diesbezüglich vorhersagen
würden. Es ist eine vor uns
liegende Option – unsere
Herrschaft der Exklusivität
aufzugeben, das Jüdische vom
Staat zu trennen, und in
Frieden zu leben, mit allen
Herausforderungen
(Schwierigkeiten), wie sie
jedem Menschen und jedem
Staat begegnen.
Aber WIR sind
kein Staat. Staat ist nicht
"Volk". Ein Staat ist ein
Regime, ein Paradigma von
Herrschaft. Ein Staat kann
seinen Bürgern gehören –
aber dann bilden weder "wir"
noch Israel einen wirklichen
Staat. Denn der Staat Israel
ist der Staat derer, die die
jüdische Nationalität
besitzen, die ihre
Staatsbürgerschaft ersetzt.
Und ich lehne es ab Teil
dieses "wir" zu sein, wenn
das eine
ethnisch-religiös-nationale
Mischmasch-Überlegenheit
bedeutet. Bedeutet das
notwendigerweise eine
Trennung vom Judentum? Nein,
natürlich nicht. Es bedeutet
nur die Durchtrennung eines
angeblich untrennbaren
Bandes, das der Zionismus
zwischen sich und dem
Judentum, einem
monolisierten Judentum
geknüpft hat, die auf alle,
die dagegen sprechen, auf
maffiöse Art Zwang ausübt,
mit der (zu oft)
angewendeten ultimativen
Rhetorik des WMD – des
"Anti-Semitismus".
Das ist eine
Taktik der Angstmacherei,
die man bekämpfen muss. Wenn
wir uns nicht über diesen
intellektuellen Atavismus
erheben, unter den uns diese
Ideologie beugt, werden wir
fortfahren schwere
Verbrechen zu begehen und
sie auch im Namen dieser
"Religion" zu
rechtfertigen.
Es gibt eine
Zukunft. Der Zionismus ist
aber eine Sackgasse. Ich
weiss, dass es weit, weit
entfernt vom Konsens ist,
diese Dinge heute
auszusprechen, ein nicht zu
bezweifelndes Rezept für
einen Ausschluss aus der
Gesellschaft. Ich nehme das
an. Ich habe mich schon dazu
entschlossen. Aber es ist
kein prophetisches
Märtyrertum, dem ich mich
selber unterwerfe. Es ist
wirklich der einzig richtige
Weg, den ich sehe. Wenn ihr
auf eine gute Zukunft mit
dem Zionismus hoffen wollt,
dann macht wenigstens das
Minimum, um wirklich zu
sehen, was das für die
Palästinenser bedeutet hat.
Erstaunlicherweise ist das
vielleicht der leichtere
Teil. Der schwerere Teil ist
dem Horror ins Auge zu
schauen, und dann euch
selbst in den Spiegel zu
schauen, und zu sehen, was
der Zionismus mit euch
gemacht hat.
Quelle
Übersetzung:
K. Nebauer |
'Barbarei
eines gebildeten und
kultivierten Volkes' – das
Massaker von Dawayima war
schlimmer als das von Deir
Yassin
Jonathan Ofir
- 07.02.2016
"Dort gab es
keinen Kampf und keinen
Widerstand (und keine
Ägypter). Die ersten
Eroberer (israelische
Soldaten, Ü.) töteten 80 bis
100 Araber (einschließlich)
Frauen und Kinder. Die
Kinder wurden getötet, indem
man ihnen den Schädel mit
Stöcken einschlug. Kann man
über Deir Yassin reden und
über etwas viel Schlimmeres
schweigen?" Zum aller ersten
Mal wurde ein Brief, der
einen israelischen Soldaten
zitiert, der an dem Massaker
von Al-Dawayima im Oktober
1948 teilgenommen hat, in
voller Länge veröffentlicht.
Am Freitag,
de 5. Februar 2016
veröffentlichte Ha'aretz
einen Artikel des
israelischen Hisrorikers
Yait Auron in Hebräisch, der
über eines der größten
Massaker von 1948 berichtet.
Es ist das Massaker von
Al-Dawayima, westlich von
Al-Kalil (oft als Hebron
bezeichnet). In einem
Interview mit Ha'aretz 2004
bezieht sich der israelische
Historiker Benny Morris
darauf als auf ein Massaker
an "hunderten".
Nach dem
Massaker wurde dem
Herausgeber der linken
Zeitung Al-Mishmar ein Brief
geschickt, aber nie
veröffentlicht. Wie Auron
bemerkt, gibt es noch viele
Archive aus der Zeit, die
gesperrt sind. Auron sagt
auch, dass es eine
Untersuchung gegeben habe,
die aber nie abgeschlossen
wurde und sich "tot lief",
als den Militärangehörigen
im Februar 1949 Amnestie
gewährt wurde.
Das ist ein
sehr erschöpfender Artkel,
aber ich habe ihn brauchbar
genug gefunden, um ihn
selbst in voller Länge zu
übersetzen. Den Brief, der
erst "verschwunden" war, hat
Auron von dem Historiker
Benny Morris bekommen.
Obwohl auf in historischen
Zusammenfassungen auf diese
Angelegenheit Bezug genommen
wird, ist der Brief niemals
in seiner ganzen Länge
veröffentlicht worden.
Der Brief ist
von einem Mitglied der
linken Partei MAPAM
herausgegeben worden, von S.
Kaplan, der diesen Brief und
Augenzeugenbericht von einem
Soldaten bekommen hat. Er
ist an Eliezer Peri
geschrieben, den Herausgeber
von Al-Mishmar und mit 8.
November 1948 (18 Tage nach
dem Massaker) datiert.
"An
den Kameraden
Eliezer Peri, guten
Tag,
heute
habe ich den
Leitartikel von "
Al-Mishmar" gelesen,
in dem das Verhalten
unserer Armee
erörtert wird, der
Armee, die alles
erobert bis auf ihre
eigenen Wünsche.
Ein
Zeugenbericht, den
ich von einem
Offzier bekommen
habe, der in (Al)
Dawayima einen Tag
nach dessen
Eroberung war: Der
Soldat ist einer von
uns, intellektuell,
zuverlässig, in
allem 100%ig. Er hat
sich mir anvertraut
aus dem Bedürfnis
heraus, seine Seele
von dem Horror der
Erkenntnis zu
erleichtern, dass
eine solches Niveau
von Barbarei von
unserem gebildeten
und kultivierten
Volk erreicht werden
kann. Er hat sich
mir anvertraut, weil
es heute nicht viele
Herzen gebe, die
bereit sind
zuzuhören.
Es
gab dort keinen
Kampf und keinen
Widerstand (und
keine Ägypter). Die
ersten Eroberer
töteten 80 bis 100
Araber,
(einschließlich )
Frauen und Kinder.
Die Kinder wurden
getötet, indem man
ihre Schädel mit
Stöcken
zertrümmerte. Es gab
kein Haus ohne Tote.
Die zweite Welle
israelischer
Soldaten war ein
Armeezug, dem der
Soldat angehörte,
der den
Zeugenbericht gab.
In
der Stadt wurden
arabische Männer und
Frauen gelassen, man
sperrte sie ohne
Essen und Trinken in
Häuser ein. Später
kamen Sprengmeister,
um die Häuser in die
Luft zu jagen. Ein
Kommandeur befahl
einem Sprengmeister
(Ingenieur), zwei
ältere Frauen in das
Haus zu bringen, das
gesprengt werden
sollte. Der
Ingenieur weigerte
sich und sagte, er
wolle Befehle nur
von seinem (eigenen)
Kommandeur annehmen.
Also hat dieser
Kommandeur den
Soldaten befohlen,
die Frauen hinein zu
bringen, und die
böse (Helden)Tat
wurde ausgeführt.
Ein
Soldat prahlte
damit, dass er eine
Araberin
vergewaltigt und
nachher erschossen
hätte. Eine Araberin
mit einem wenige
Tage alten Baby
wurde zum Reinigen
des Hínterhofs
eingesetzt, in dem
die Soldaten aßen.
Sie diente ihnen ein
oder zwei Tage, dann
erschossen sie sie
und das Baby. Der
Soldat erzählt, dass
die Kommandeure, die
kultiviert und
höflich waren und in
der Gesellschaft als
gute Jungs galten,
gemeine Mörder
geworden sind, und
das geschieht nicht
nur im Sturm des
Gefechts und der
hitzigen Reaktion,
sondern eher nach
einem Plan der
Vertreibung und
Zerstörung. Je
weniger Araber übrig
bleiben – umso
besser. Dieses
Prinzip ist das
politische
Hauptmotiv für die
Vertreibungen und
die Horrortaten,
gegen die niemand
etwas einzuwenden
hat, nicht beim
Kommandostab im Feld
noch beim höchsten
militärischen
Kommando. Ich selber
war zwei Wochen an
der Front und hörte
Geschichten von
Soldaten und
Komandeuren, mit
denen sie prahlten,
wie sie sich
hervorgetan hatten
beim Jagen und
"ficken" (sic).
Einen Araber zu
ficken, einfach so,
gilt unter allen
Umständen als
eindrucksvolle
Mission (Auftrag),
und es gibt einen
Wettbewerb um diese
(Trophäe).
Wir
befinden uns in
einem Rätsel. In der
Presse darüber zu
reden, bedeutet die
Arabische Liga zu
unterstützen, deren
Klagen unsere
Repräsentanten als
Lügen abtun
(leugnen). Nicht
darauf zu reagieren,
bedeutet Solidarität
mit der moralischen
Korruption. Der
Soldat erzählte mir,
Deir Yassin (ein
anderes Massaker,
von Militanten der
Irgun im April 1948
durchgeführt) sei
nicht der Gipfel des
Rowdytums gewesen.
Ist es möglich, dass
man über Deir Yassin
redet und über etwas
viel Schlimmeres
schweigt?
Man
muss in den internen
Kanälen einen
Skandal auslösen,
auf einer internen
Untersuchung
bestehen und die
Schuldigen
bestrafen. Und zu
allererst ist es
nötig, im Militär
eine Sondereinheit
zu schaffen, die die
Armee in Schranken
hält. Ich selber
beschuldige in
erster Linie die
Regierung, die
keinerlei Interesse
zu haben scheint,
dieses Phänomen zu
bekämpfen und
vielleicht sogar
indirekt dazu
ermutigt. Die
Tatsache, dass
nichts gemacht wird,
ist in sich eine
Ermutigung. Mein
Kommandeur erzählte
mir, es gäbe einen
ungeschriebenen
Befehl, keine
"Kriegsgefangenen"
zu machen, und jeder
Soldat und
Kommandeur kann
individuell
interpretieren, wer
ein Gefangener ist.
Ein Gefangener kann
ein arabischer Mann,
eine Frau oder ein
Kind sein. Das hat
man nicht nur in den
Schaufenstern (den
größeren
palästinensischen
Städten) wie Majdal
und Nazareth so
gemacht.
Ich
schreibe Ihnen,
damit im Verlag und
in der Partei die
Wahrheit bekannt
wird und etwas
Effektives
unternommen wird.
Dass wenigstens
nicht in einer
verlogenen
Diplomatie Nachsicht
geübt wird, die Blut
und Mord vertuscht
und, soweit es
möglich ist, darf
auch die Zeitung das
nicht mit Schweigen
übergehen.
Kaplan |
Quelle:
www.mondoweiss.net/2016/02/barbarism-by-an-educated-and-cultured-people-dawayima-massacre-was-worse-than-deir-yassin/
Übersetzung: K. Nebauer
|
Zahlt
Gaza den Preis für das
zypriotisch-israelisch-griechische
Bündnis?
Dr. Saleh
Al-Naami
05.02.2016
Der
israelisch-zypriotisch-griechische
Gipfel in Nicosia, der
Hauptstadt von Zypern, ist
ein weiteres Beispiel dafür,
wie sich die israelischen
Prognosen über seine
Gasentdeckungen im östlichen
Mittelmeer verwirklichen.
Tel Aviv hatte vorausgesagt,
dass seine riesigen
Gasentdeckungen in, wie es
behauptet, "seinen
"Wirtschaftsgewässern" seine
geostrategische Position und
seinen regionalen Status
festigen würden. Ebenso
hatte es vorausgesagt, (das
Gas) würde Israel in die
Lage versetzen, seine
strategische Partnerschaft
mit den Ländern der
arabischen "Achse der
Mäßigung" (axe of moderation)
vertiefen.
Zypern und
Griechenland stimmten auf
dem Gipfel zu, israelisches
Gas in Europa zu vermarkten
über den Transport durch
eine lange Pipeline, die
israelische Gasfelder mit
Griechenland verbinden
würde. Von dort würde es
Länder erreichen, die an
einem Import interessiert
wären.
Laut
Medienberichten liegen die
Kosten für die Errichtung
dieser Pipeline, mit der
bald begonnen werden soll,
bei 6 Milliarden Dollar.
Ein weiterer
Schritt, den die drei Länder
im Kontext ihrer
Zusammenarbeit ergriffen
haben, ist ihr Abkommen, die
israelischen, griechischen
und zypriotischen Stromnetze
miteinander zu verbinden.
Das zielt letztlich darauf
hin, allen drei Ländern zu
erlauben auf ein gemeinsames
Stromnetz zu
bauen.
Der
Dreiergipfel und das heraus
gekommene historische
Abkommen fand nach einer
Reihe bilateraler Treffen
zwischen Netanyahu, Nicos
Anastasiades und Alexis
Tsipras in Tel Aviv, Nicosia
und Athen statt.
Obwohl der
Gipfel in Nicosia
stattgefunden hat, war klar,
dass Tsipras, der den
radikalen linken Flügel in
Griechenland vertritt, am
meisten an einer Stärkung
der Beziehungen zu Tel Aviv
interessiert war, da er in
weniger als zwei Monaten
zwei Mal Tel Aviv einen
Besuch abgestattet hatte.
Einige
israelische Kommentatoren
meinen, dass Netanyahu den
Dreiergipfel als Mittel
benutzen wird, um die Türkei
zu drängen von einigen ihrer
Bedingungen für eine
Normalisierung der
Beziehungen mit Tel Aviv
abzurücken, insbesondere was
die Bedingungen für den
Export von israelischem Gas
über die Türkei betrifft.
Arad Nir,
israelischer Kommentator für
Internationales im Kanal 2,
sagt, Netanyahu würde
Erdogan erzählen, er könne
sich Dinge auch ohne die
Türkei beschaffen, außerdem
sei die regionale Atmosphäre
für Tel Aviv besser als die
internationale für Ankara.
Professor
Arye Mekel, ein prominenter
Wissenschaftler an der Bar
Ilan-Universität und
ehemaliger Botschafter in
Griechenland, sagte,
Feindseligkeiten gegenüber
der Türkei sei ein
gemeinsamer Nenner der
Länder, die diese Allianz
gebildet haben, die sie
letzten Donnerstag in
Nicosia bekannt gegeben
haben.
Laut Mekel
hat Israel die Strategie
angewendet, gegenüber Zypern
und Griechenland anzudeuten,
es würde seine Beziehungen
zu Ankara auf ihre Kosten
verbessern, um Zyprioten und
Griechen zu überzeugen, ihre
strategische Kooperation mit
Israel zu festigen.
Es ist klar,
dass Israel die Tatsache
benützt hat, dass die für
die Entscheidungen
maßgeblichen griechischen
und zypriotischen Kreise und
politischen Eliten die
Türkei als den größten Feind
für ihre Vorteile ansehen.
Ein Indikator
dafür, dass Israels
Prognosen bezüglich seiner
Beziehungen zu Griechenland
zutreffen, ist der Fakt,
dass der Vertreter
Griechenlands bei der EU die
Opposition gegen die
Kennzeichnung von Produkten
aus den jüdischen Siedlungen
in der Westbank für ihren
Verkauf in Europa angeführt
hat.
Es ist es
wert besonders zu erwähnen,
dass sich der israelische
Verteidigungsminister letzte
Wochen in Athen mit seinem
Kollegen Panos Kammenos
getroffen hat und die
griechische und die
israelische Regierung unter
der Führung von Netanyau und
Tsipras am Mittwoch im
besetzten Jerusalem ein
gemeinsames Treffen
abgehalten haben.
Zur neuen
regionalen Allianz gehören
auch Länder, die an dem
Treffen nicht teilgenommen
haben, darunter Ägypten. Es
ist wichtig anzumerken, dass
die in den letzten zwei
Jahren abgehaltenen
ägyptisch-zypriotisch-griechischen
Gipfeltreffen die
Gipfeltreffen, an denen
Israel teilgenommen hat,
begrüßt haben.
Es ist klar,
dass Israel nach der
Etablierung der
vier-Pateien-Allianz daran
interessiert ist, die Türkei
wirtschaftlich und politisch
zu isolieren.
Die Frage,
die sich hier stellt, ist:
Wird der Gazastreifen wieder
einmal den Preis für die
regionalen Überlegungen
zahlen? Hat die
vier-Parteien-Allianz vor
der Möglichkeit die Blockade
des Gazastreifen aufzuheben
ein für alle Mal den Vorhang
zugezogen?
Es ist
schwierig, diese Fragen zu
beantworten, da es in der
israelischen Elite viele
Leute gibt, die der Meinung
sind, die Aufhebung der
Blockade des Gazastreifens
sei im besten Interesse
Israels, weil es die
Wahrscheinlichkeit einer
neuen Konfrontation
reduziere.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Gaza spricht: Das hat
die 10-Jahre andauernde
Blockade uns angetan
Ramsy
Baroud (mit Berichten von
Yousef Aljamal in Gaza) -
26.01.2016
Immer, wenn
Mariam Aljamals Kinder in
der Nacht das Donnergeräusch
hören, nässen sie das Bett.
Sie reagieren ganz
instinktiv, und so geht es
vielen Kindern im
Gazstreifen.
Mariams drei
Kinder – Jamal, Lina und
Sarah – sind alle ein paar
Jahre nach der Verhängung
der Blockade über den
Gazastreifen (2006) geboren,
und sie alle haben zumindest
einen israelischen Krieg
erlebt.
"Meine Kinder fürchten sich,
wenn der Strom ausfällt, und
das ist die meiste Zeit
so", sagt die 33 Jahre alte
Mutter vom Nuseirat
Flüchtlingscamp, die einen
Abschluß in
Kommunikationswissenschaften
hat und zur Zeit ihren MA
anstrebt. "Sie leben noch
das Trauma der Offensive von
2014. Der Krieg sucht meine
Familie noch immer heim, das
Leben ist für uns sehr
schwer geworden."
Nach Jahren
der Arbeitssuche sucht
Mariam noch immer Arbeit.
Die Arbeitslosigkeit im
Gazastreifen ist laut
Weltbank die höchste in der
Welt.
Die Blockade
wurde stufenweise über den
Gazastreifen verhängt,
beginnend mit Januar 2006,
als die Hamas die
Parlamentswahlen in den
besetzen Gebieten gewann.
Sofort wurden Spendergelder
zurückgehalten, und die neue
Regierung konnte die
Gehälter ihrer Beschäftigten
nicht zahlen. Gängige
Meinung war damals, dass die
neue Regierung bald
zusammenbrechen und die
Fatah, die Rivalin der
Hamas, schnell die Kontrolle
über die Palästinensische
Autonomiebehörde übernehmen
würde.
Die
israelische Hoffnung, die
von den USA unterstützt und
vom Präsidenten der PA,
Mahmud Abbas, und vielen in
seiner Partei geteilt wurde,
erfüllte sich nie. Um den
geplanten Kollaps zu
beschleunigen, begann Israel
mit sporadischen
Bombardements des
Gazastreifens und
inhaftierte viele der
gewählten
Parlamentsabgeordneten, was
gekoppelt mit Streitigkeiten
zwischen Fatah und Hamas
schließlich im Sommer 2007
zu Straßenschlachten führte.
Damals wurde
die Blockade umfassend,
jetzt besteht sie schon 10
Jahre. In dieser Zeit hat
die Fatah die Kontrolle über
die PA in der Westbank
übernommen, ist die
Versöhnung zwischen Hamas
und Fatah weitgehend
gescheitert, der
Grenzübergang von Rafah
meistens geschlossen und hat
Israel drei größere Kriege
begonnen, die tausende Tote
gefordert haben.
Die
Zerstörung des Gazastreifens
als Resultat dreier
aufeinander folgender Kriege
(2008/09, 2012, 2014) war so
schwerwiegend, fast jeder
Bereich der ohnehin maroden
Infrastruktur des
Gazastreifens wurde
getroffen.
Stromunterbrechungen zum
Beispiel gehören in Gaza zum
Alltags. Wenn alles
ordnungsgemäß läuft, können
die Palästinenser hier den
Strom 8 bis 10 Stunden pro
Tag nutzen, und für den Rest
des Tages leiden sie unter
der Dunkelheit. Die UNO hat
bereits erklärt, dass Gaza
bis 2020 "unbewohnbar" sein
wird.
Aber es gibt
Aspekte dieses Dramas, die
noch keine faire
Aufmerksamkeit bekommen
haben, so wie die Blockade
eine ganze Generation in
ihrer menschlichen
Entwicklung behindert.
Als die
Blockade verhängt wurde, war
Ahmad Ghazal 13 Jahre alt.
Jetzt ist er 23 und arbeitet
in einer lokalen Bücherei in
Gaza City. "Das Leben hier
ist nicht lustig", sagt er.
"In den letzten zehn Jahren
hatte meine Familie zu wenig
zu essen, es mangelte an
sauberem Wasser, einer
ordentlichen medizinischen
Versorgung und den
grundlegendsten Dingen, die
ein Mensch braucht. Aber was
mich am meisten frustriert
hat, war, dass ich mich
nicht frei bewegen kann. Die
Schließung des israelischen
und ägyptischen
Grenzübergangs hat das Leben
zum Stillstand gebracht. Ich
fühle mich eingesperrt."
Maher Azzam
ist 21, auch er fühlt sich
eingesperrt. Er unterrichtet
am Smart International
Center for Languages and
Development und möchte
Schriftsteller werden. Er
sieht das Leben in Gaza als
langsamen Tod.
"Die Zahl der
Märtyrer im Gazastreifen hat
in den zehn Jahren 4.000
überschritten, aber diese
unschuldigen Menschen sind
ein einziges Mal gestorben",
sagt er. "Die Menschen, die
in Gaza noch am Leben sind,
sind zehn Jahre lang jeden
Tag gestorben. Aber wir
müssen optimistisch sein und
Hoffnung haben. Wir haben
gelernt kreativ zu sein und
zu überleben, uns
auszudrücken und weiter zu
machen ohne uns zu ergeben,
trotz der fortwährenden
Verbrechen Israels und trotz
des Schweigens der
internationalen
Gemeinschaft."
Heba Zaher
ist 21 Jahre alt und hat
einen Abschluss an der
Islamischen Universität
gemacht, auch sie versteht
die zentrale Bedeutung der
Hoffnung im Narrativ von
Gaza. Sie sagt: "Wir haben
all diese Jahre überlebt
ohne die Hoffnung zu
verlieren, wir dürfen sie
auch jetzt nicht verlieren.
Zehn Jahre Elend haben uns
gelehrt stärker zu werden,
das Leben zu meistern und
die Blockade zu besiegen."
Aber die
Blockade zu besiegen ist
kein leichtes Unterfangen,
da sie laut Heba "alle
unsere Lebensbereiche
betroffen hat". "Viele
Studenten haben ihre Chancen
für ein Studium im Ausland
nicht nutzen können. Viele
Patienten sind gestorben,
während sie auf die Öffnung
der Grenzübergänge gewartet
haben, um eine fachgerechte
Behandlung zu bekommen. Das
Baugewerbe hängt an den
Grenzübergängen, und das
Leben ist jetzt teurer denn
je."
Die Folgen
der Blockade sind so
weitreichend, dass Anas
Almassri, ein Student im
Praktikum am
Euro-Mediterranean Human
Rights Monitor in Deir al
Balah, sagt, was immer von
Gazas Mittelklasse übrig
war, verschwinde jetzt. "Die
Mittelklasse von Gaza wird
infolge der schlechter
werdenden wirtschaftlichen
Möglichkeiten immer kleiner;
und das trifft das Einkommen
der Familien, die ihre
Kinder nicht mehr auf
Universitäten schicken und
ihren Lebensstandard nicht
halten können."
Für die 20-j.
Ghada Abu Msabeh von Deir al
Balah hat sich die Blockade
so sehr in der kollektiven
Psyche der Menschen in Gaza
verwurzelt, dass sie zur
neuen Normalität geworden
ist. "Ich denke, wir haben
einen Punkt erreicht, an dem
die Blockade Teil unseres
Lebens und unseres Alltags
geworden ist", behauptet
sie. "Ich kann mir gar nicht
mehr vorstellen, wie das
Leben wäre, wenn wir uns
frei bewegen könnten oder
den ganzen Tag keinen
Stromausfall hätten. Es ist
wirklich schwierig sich zu
erinnern, wie das Leben vor
der Blockade war."
Die 25-j.
Hana Sala, Schriftstellerin
und Mitarbeiterin bei Oxfam
Italy, hat ohne Erfolg eine
Chance außerhalb von Gaza
gesucht. "Ich habe es nicht
noch einmal versucht, denn
zu sehen, wie andere es
versucht haben und
gescheitert sind, hat mich
deprimiert", sagt sie. "Ich
habe das Gefühl, dass wir in
einem Käfig leben und nicht
wissen, wie die Luft
außerhalb von diesem Käfig
ist. Ich weiß nicht, wie es
weiter gehen wird, ich kann
nur hoffen und um Gottes
Gnade beten."
Manche von
denen, die Gaza für ihre
Ausbildung im Ausland
verlassen konnten, steckten
fest, als sie versuchten für
einen Besuch zurück zu
kommen. Rafaat Alareer,
Schriftsteller und Dozent,
ist 2012 für sein
Doktoratsstudium an der
Universität Purra in
Malaysia gefahren, aber
jetzt steckt er seit 2014 im
Gazastreifen fest. Als die
Offensive von 2014 das Haus
der Familie zerstörte und
seinen Bruder tötete, kam er
zu Besuch. "Es sind jetzt
ein einhalb Jahre, und ich
kann nicht zurückfahren
wegen der Blockade und der
Schließung des Rafah
Grenzübergangs, "der
praktisch ein Jahr lang
geschlossen war".
Die gleiche
Erfahrung hat Belal Dabour
gemacht, ein junger Arzt am
Shifa-Hospital, der Gaza
nicht verlassen kann, um
mehr Erfahrung zu sammeln
und an Konferenzen
teilzunehmen; er hatte
gehofft, damit seine
wissenschaftlichen
Qualifikationen weiter zu
verbessern. "Ich hatte
gerade promoviert, als der
Krieg von 2014 begann", sagt
er. "Es war sehr
traumatisch. In einem Monat
am Al Shifa Hospital habe
ich mehr Erfahrungen
gesammelt als andere Ärzte
in vielen Jahren ihrer
Praxis. Jetzt habe ich
keinen Job und wie viele
meiner Kollegen keine
Einkommensquelle."
Walaa
Al-Ghussein, ein 23-jähriger
Student der Al
Azhar-Universität, kommt zu
dem Schluss, dass, auch wenn
jetzt mehr Menschen von der
Existenz einer
erbarmungslosen Blockade des
Gazastreifens wissen, das
Leben der Menschen in Gaza
doch dasselbe bleibt. "Wir
brauchen mehr als bloß
Proteste; es muss ein
wirklicher Druck auf Israel
ausgeübt werden, damit diese
Blockade endet. Hunderte
Patienten sterben, Studenten
verlieren ihre Chancen für
ein Studium im Ausland, ein
ganzes Volk ist gestrandet."
Quelle:
www.ramzybaroud.net/gaza-speaks-this-is-what-the-decade-long-siege-has-done-to-us/
Übersetzung: K. Nebauer |
Fünf
Top-Gründe warum ich kein
liberaler
Zionist bin Eli
Ungar-Sargon
1.
Die Nakba ist
mehr als nur ein
„Palästinensisches Narrativ“
700 000
Palästinenser wurden 1948
von ihren Ländereien
vertrieben. Diese
Vertreibungen wurden vom
zionistischen Wunsch
motiviert, einen Staat mit
jüdischer Mehrheit auf so
viel Land wie möglich des
Britischen Mandatsgebiets
Palästina zu gründen. Dies
ist eine objektive
historische Tatsache und
keine subjektive
Perspektive, die wir
brauchen, um in
Dialoggruppen sensibel zu
sein. In den nach 1948
folgenden Jahrzehnten
wurden palästinensische
Dörfer zerstört, und
Flüchtlinge, die versuchten,
zurück zukehren, wurden an
der Armee-Grenze von 1948
(Grüne Linie) erschossen.
Eine Reihe von Gesetzen
wurde in den 50 er-Jahren
erlassen, um den
Flüchtlingen ihr Land zu
nehmen und alles legal zu
machen. Während der
Zionismus eine Bewegung mit
vielen Facetten war mit
statistischen und
nicht-statistischen
Anhängern bis in die
frühen 40er-Jahre, so
hinterließ die Nakba den
Staat Israel als ein
koloniales Siedlerprojekt.
Ein Projekt, bei dem
ethnische Säuberung als
legitimes Mittel angesehen
wurde, um eine ethnisch
jüdische Mehrheit zu
errichten und zu erhalten.
2.
Die Besatzung
ist ein Symptom, nicht die
Krankheit
Israel plante
1967 die Westbank und den
Gazastreifen nicht zu
erobern, aber diese
Eroberung wurde sehr schnell
ein neuer und schrecklicher
Ausdruck des israelischen
Siedlerkolonialismus. Die
ungefähr eine Million
palästinensischer Bewohner
dieser Gebiete fielen unter
eine brutale militärische
Besatzung, die bis heute
besteht. Zusätzlich wurden
200 000 Palästinenser
Flüchtlinge und einige/
viele ihrer Dörfer wurden
zerstört. Liberale Zionisten
identifizieren die Besatzung
von 1967 falsch als die
Wurzel des
israelisch-palästinensischen
Konfliktes. Sie
phantasieren, als ob man die
Uhr auf den 4. Juni 1967
zurückdrehen könnte.
Außerdem schreiben sie
diesem Datum magische
moralische Kräfte zu, als ob
alles, was sich vorher
ereignete, entschuldbar und
alles, was sich danach
ereignete, verwerflich sei.
Dieser spezielle Cocktail
von historischem
Gedächtnisschwund und
moralischer
Zusammenhangslosigkeit ist
ein bestimmtes
Charakteristikum der
liberalen zionistischen
Ideologie.
3.
Ethno-Nationalismus ist eine
problematische Gründung, um
auf ihm einen
multi-ethnischen Staat zu
gründen.
Die Welt ist
kein ethnisch homogener Ort.
Egal, wo man lebt, es wird
Leute aus verschiedenen
Ethnien geben, die mit
einander leben. Deshalb
stellt die Idee eines
nationalen Staates, der
strukturell eine Ethnie über
alle anderen bevorzugt, ein
ernstes moralisches Problem
dar. Das gilt für Sri Lanka
und Estland wie auch für
Israel-Palästina. Wenn einer
Ethnizität Rechte und
Privilegien über alle andern
gegeben wird, dann wird eine
Gruppe Menschen in der Tat
diskriminiert. In
Israel/Palästina äußert sich
diese Diskriminierung auf
verschiedene Weise, was von
der geographischen
Örtlichkeit der in Frage
kommenden nicht-jüdischen
Untertanen abhängt.
Palästinenser, die innerhalb
der 1967-Grenze leben,
erfahren am wenigstens die
staatliche Diskriminierung
und die, die im
Gazastreifen leben,
erfahren die schlimmste
Diskriminierung. Aber kein
Palästinenser wird wie ein
Jude unter israelischem
Gesetz behandelt. Die
Zweistaaten-Lösung, wie sie
von den meisten liberalen
Zionisten artikuliert wird,
ist dazu bestimmt, einen
jüdischen Nationalstaat
innerhalb der 1967er
-Grenzen aufrecht zu
erhalten; dies vom Staat
erzwungene jüdische
Privileg innerhalb des
Israel von ( vor) 67
bedeutet auch , dass das
Rückkehrgesetz geachtet
wird, das Juden von überall
in der Welt erlaubt,
einzuwandern, während
palästinensischen
Flüchtlingen das Recht auf
Rückkehr verweigert wird.
4.
Das
palästinensische Recht auf
Rückkehr ist ein moralisches
Recht
Diskussionen
über das palästinensische
Rückkehrrecht konzentriert
sich oft auf Fragen des
Internationalen Gesetzes,
aber die wichtigere Frage
ist, ob dies tatsächlich ein
moralisches Recht ist. Wenn
eine Person gezwungen wird,
ihr Heim während einer
Kriegszeit zu verlassen,
sollte diese Person das
Recht der Rückkehr haben,
wenn die Kriegsbedingungen
vorbei sind. Ich finde es
unglaublich schwierig, gegen
das Recht der Rückkehr als
ein wesentliches
Entschädigungsrecht zu
argumentieren. Ein Recht,
das der Staat Israel
systematisch einem sehr
großen Anteil des
palästinensischen Volkes
über ein halbes Jahrhundert
verweigert hat. Bedränge
einen liberalen Zionisten an
diesem Punkt und du wirst
deinen Finger auf den sehr
internen Widerspruch legen,
der ihre Position so
schwierig macht. Warum ist
die Ansicht einer Million
Palästinenser in ihre Heimat
so schlecht? Jagt dir dies
einen Schrecken ein, weil du
denkst, Palästinenser sind
gefährlich. Hat die
Einwanderung von einer
Million russischer Juden in
den 90er-Jahren in den
Staat auch einen Schrecken
eingejagt? Fürchtest du,
deine jüdischen Privilegien
in einem Staat zu verlieren,
in dem du nicht mehr zur mit
Gewalt aufrecht zu
erhaltenden demographischen
Mehrheit gehörst?
5.
Jüdische
Rechte und palästinensische
Rechte sind keine Null-Summe
Damit
Menschenrechte überhaupt
funktionieren, können sie
nicht als Nullsumme gedacht
werden. Da gibt es keinen
logischen oder praktischen
Grund, warum jüdische
Rechte und palästinensische
Rechte nicht zusammen
respektiert werden können,
egal mit welchem miteinander
übereinstimmenden
politischen Abkommen man in
Israel-Palästina auftritt.
Ob dies in einer
Ein-Staat-Lösung, einer
Zwei-Staat-Lösung oder einer
Konföderation ist – die
Achtung vor den Rechten
aller Betroffenen muss die
Grundlage jeder Lösung sein.
Für die Palästinenser
bedeutet dies, die
Auffassung aufgeben (An der
noch einige hängen), dass
Juden zusammenpacken müssen
und in ihre Ursprungsländer
zurückgehen. Für Israelis
bedeutet dies die Aufgabe
des Festhaltens von
gewalttätigem
Aufrechterhalten einer
demographisch jüdischen
Mehrheit. Es kann sogar ein
Überdenken einiger seit
langem schlafender nicht
statistischer Ideen von
Zionismus bedeuten, die die
Bewegung im frühen 20.
Jahrhundert anregten. Aber
der liberale Zionismus von
heute will dies einfach
nicht bringen. (dt. Ellen
Rohlfs)
http://ewschool.com/2016/01/39035/top-5-reasons-why-im-not-a-liberal-zionist/
|
Fast alle
Kaufverträge für die
Siedlungsgebiete in der
Westbank, sind gefälscht,
ergibt eine Untersuchung
Von
Strohmännern zu mit Bargeld
gefüllten Koffern, eine neue
Untersuchung enthüllt, dass
14 von 15 Übernahmen von
Westbank-Ländereien der
Palästinenser durch die
rechtsorientierte Firma
gefälscht waren.
Chaim
Levinson
1. 2. 2016
Eine
Untersuchung des
Betrugsdezernats ergab, dass
14 von 15 der angeblichen
Immobilienkäufe durch
Al-Watan, einem Unternehmen,
das von Ze'ev Hever, einem
Aktivisten der
Siedlungsbewegung geleitet
und dessen Inhaber die
rechts-gerichtete Amana ist,
gefälscht waren.
Einzelheiten
über die
Westbank-Fälschungsindustrie
wurden am Dienstag in einem
Bericht über die
Untersuchung im Kanal
10-Programm HaMakor mit
Raviv Drucker übertragen.
In den
letzten Jahren hatte
Al-Watan, immer wenn der
Staat illegale Außenposten
in dem Binjamin Gebiet
evakuieren wollte,
angegeben, man habe diese
Ländereien von ihren
palästinensischen
Eigentümern gekauft. Oft
stellte sich jedoch heraus,
dass die Dokumente gefälscht
waren.
Eine
polizeiliche Untersuchung,
die dazu eingeleitet wurde,
wurde beendet und der Fall
an den Staatsanwalt
übertragen. Die Polizei
verhörte Hever nicht, aber
bei der Befragung einer
Kette (Reihe) von
Strohmännern kam zum
Vorschein, dass 14 von 15
angeblichen Immobilienkäufen
vorgetäuscht waren. Ein
Untersuchungsbericht von
Raviv Drucker dokumentiert
zwei Palästinenser, die als
Strohmänner für Al-Watan
tätig waren. Die Strohmänner
würden Ländereien von den
Menschen kaufen, indem sie
gefälschte Dokumente
benutzen und behaupten
würden, es seien die der
wahren Eigentümer der
Ländereien (von denen viele
nicht mehr leben), und sie
dann Amana in einem
vorgetäuschten Deal
übergeben.
Einer von
ihnen, Akram, sagte vor der
Kamera: „Ich habe für viele
Grundstücke und Ländereien
unterzeichnet.“ In Bezug auf
das Land, auf dem der
Außenposten von Amana
errichtet wurde, sagte er:
„Ich unterzeichnete in
Silwad“, indem er sich auf
eine palästinensische Stadt
in der Westbank, nordöstlich
von Ramallah, bezog.
„Sie sagten
mir, da ist Land mit der und
der Nummer und ein weiteres
Grundstück, mit Nummer …
unterschreib. So viele Male
habe ich für viele
Ländereien unterschrieben.
Ich machte fünf oder sechs
Deals.“
Er fügte
hinzu: „Ich sagte ihnen: Ich
werde für alle Palästinenser
unterzeichnen, aber lassen
Sie mich in Israel leben,
wegen meiner Kinder. Meine
Kinder sind in Israel und
ich sehe sie nicht. Immer
wenn ich Israel betrete,
gehe ins Gefängnis, weil ich
keine Genehmigung habe, und
sage ihnen bei der
Untersuchung, dass ich
bedroht werde. Ich habe ein
Problem mit der
Palästinensischen Autorität
und werde bedroht, wenn ihr
mich nicht in Israel leben
lasst. Ich verkaufte (Land),
weil sie mir helfen würden –
und nun hilft mir niemand.
Nun leide ich unter
Komplexen.“
Strohmänner, Geldkoffer
Die beiden
Strohmänner bestätigen, dass
bei der Unterzeichnung ein
israelischer Rechtsanwalt
aus Jerusalem, der in dem
Fall befragt wurde und
dessen Name aufgrund einer
Auskunftssperre nicht
veröffentlicht werden kann,
ihnen einen Koffer mit einer
halben Million Schekel
(126.400 $) ausgehändigt
hat. Wenn sie danach wieder
nach draußen gehen, nimmt
der Rechtsanwalt ihnen den
Koffer wieder ab. Das Ziel
ist, einen Handel
vorzutäuschen. Mohammed,
einer der Strohmänner, der
interviewt wurde, sagte, er
habe mit dem Rechtsanwalt in
einem Restaurant gesessen
und sei danach hinauf in
dessen Büro gegangen. „Er
sagte mir, der Freund dieses
Mannes könne wegen der
Einkommensteuerbehörde
seinen Namen nicht unter den
Land-Deal setzen“, erklärte
er. „Ich unterzeichnete die
Papiere. Danach gab er mir
einen Koffer voller Geld und
sagte mir: „Nimm das!“ Als
ich nach unten ging, nahm er
das Geld wieder zurück und
sagte: „Nimm das!“ Als ich
nach unten ging, nahm er das
Geld wieder und sagte mir:
„Nimm, das ist alles, was du
bekommst.“ „Das ist alles.“
Der
Untersuchungsbericht
dokumentiert ein Treffen
zwischen Eytan Lehman und
Akram an einer Tankstelle,
nachdem dieser erfahren
hatte, dass Akram mit
Drucker im Gespräch war. Er
wies ihn an, diesen
anzurufen und ihm zu sagen,
er könne sich an nichts
erinnern, ohne zu
realisieren, dass das
Gespräch aufgezeichnet
wurde.
„Die Frage
ist, ob du ein Gespräch mit
ihm führen kannst“,sagte er
in der Aufzeichnung. „Sag
ihm (Drucker) eventuell:
„Ich erinnere mich nicht
mehr an die Geschichte, ...
blah, blah, blah - Dann wird
er dir sagen: „Machen Sie
sich keine Sorgen, ich kenne
die ganze Geschichte.“
„Erzähl ihm, was er unter,
'die ganze Geschichte zu
kennen', versteht, denn du
erinnerst dich nicht an das,
was ich der Polizei gesagt
habe oder so in der Art...
Versuch es aus ihm
herauszuholen, ohne dass er
es merkt.“
Hever
reagierte, indem er sagte,
er habe keine Kenntnis von
dem Inhalt des Berichts.
Al-Watan
reagierte auf den Bericht,
indem er sagte, alle
Immobiliengeschäfte seien
legal vollzogen worden.
Aus dem
Englischen übersetzt von
Inga Gelsdorf
|
Israels
Wohnbaupolitik für
Araber ist darauf angelegt
zu scheitern
Amjad Iraki
Das
israelische Wohnbausystem
'scheitert' nicht bei seinen
palästinensischen Bürgern.
Es funktioniert genau so,
wie es gedacht war:
möglichst wenig Land den
Arabern, um möglichst viel
Land für jüdische Gemeinden
zu haben.
Eine halbe Stunde nördlich
von Tel Aviv bieten mehrere
Hügel einen Panoramablick
auf die geschäftigen
arabischen Städte Taibeh und
Tira, seine übervölkerten
Viertel und seine engen
Strassen und Alleen. Rund um
diese Städte liegen die
kleineren ordentlichen
jüdischen Ortschaften und
landwirtschaftlichen
Gemeinden Sha'ar Efraim, Sde
Warburg, Ramat HaKovesh und
andere. Die Kuppen der Hügel
waren bisher nicht bebaut,
jetzt gibt es dort hoch
aufragende Apartment(häuser)
der neuen jüdischen Stadt
Tzur Yizhak, daneben Tzur
Nathan, Kokhav Yair und Tzur
Yigal.
Der Blick von diesen Hügeln
verbirgt Israels
Bodenpolitik gegenüber den
palästinensischen Gemeinden,
die nach 1948 im Staat
überlebt haben. Auch wenn
Taibeh und Tira (mit 40.000
bzw. 24.000 Einwohnern) zu
den größten Ortschaften in
der Gegend gehören, werden
sie durch die geringer
besiedelten jüdischen
Otschaften mit bestenfalls
einigen hundert oder tausend
Einwohnern um sie herum
physisch begrenzt. Viele der
umliegenden Grundstücke
gehörten einst
Palästinensern, wurden aber
während der formativen Jahre
des Staates jüdischen
Eigentümern übertragen. Die
Strassen und Highways rund
um Taibeh und Tira dienen
als Barrieren, die diese
Städte an der Expansion
hindern sollen.
Die von Menschen gemachte
Landschaft ist nicht nur das
Ergebnis einer Jahrzehnte
langen Politik – es ist ein
aktiver Prozess, der bis zum
heutigen Tag andauert. Erst
letzte Woche haben
israelische Behörden ein
Haus bei Taibeh abgerissen,
das einer 11-köpfigen
Familie gehörte und ohne
Baugenehmigung auf Land
errichtet worden war, das
als landwirtschaftliche
Nutzfläche ausgewiesen ist.
Die israelischen Traktoren
wurden von maskierten
Polizeikräften begleitet,
die Lärmgranaten und
"Stinkwasser" einsetzten, um
protestierende Bewohner zu
vertreiben und festzunehmen.
Am folgenden Tag berichtete
Ha'aretz, dass der
Generalstaatsanwalt die
Empfehlung verabschiedet
hat, "die Planungs- und
Baugesetze besser
durchzusetzen", wozu die
Zerstörung illegaler Bauten
und Geldstrafen für ihre
Bewohner gehören. Mitglieder
der palästinensischen
Führung in Israel brachten
diese Entwicklungen in
Zusammenhang mit der
Forderung Netanyahus, die
Gesetze im palästinensischen
Sektor besser durchzusetzen,
einer Botschaft, die er
letzten Monat nach der
Schießerei in Tel Aviv
vertreten hat. Die
palästinensische Führung
behauptete, der neue Plan
laufe auf Schikanen
gegenüber der
palästinensischen
Gesellschaft hinaus.
Israelische Behörden
behaupten, mit den
Hauszerstörungen würde die
Rechtsstaatlichkeit erhalten
und sagen, tausende
Palästinenser würden es
ablehnen sich nach den
Planungsverfahren zu richten
und sich an die lokalen und
regionalen Masterpläne zu
halten. Sie erwähnen aber
nicht, dass diese Verfahren
und Pläne die Bedürfnisse
der palästinensischen Bürger
ignorieren.
Von den mehr als 40.000
Ausschreibungen für den Bau
neuer Wohneinheiten, die von
der Israel Land Authority
2014 veröffentlicht wurden,
waren nur 1.844
Wohneinheiten (4,6%) in
palästinensischen Städten.
Von 139 palästinensischen
Ortschaften im neuen
Nationalen Masterplan
Israels erhielten nur 41 von
ihnen (29,4%) aktualisierte
Pläne. Palästinensische
Paare finden noch immer,
dass es Jahre dauern kann,
bis man eine Baugenehmigung
bekommt, was es schwierig
macht, dann, wenn sie ein
neues Leben beginnen wollen,
eine Wohnung sicher zu
stellen.
Der Staat ist sich der
schwierigen Umstände für die
palästinensischen Bürger
wohl bewusst – denn er hat
sie absichtlich geschaffen.
Mit der Kombination von
Enteignung von Land,
Unnachgiebigkeit der
Bürokratie, rassistischen
Gesetzen und
Hauszerstörungen erreicht
der Staat sein Ziel,
arabisches Land zu
verringern zum Zweck der
Vermehrung jüdischen Bodens.
Palästinensische Bürger
machen 20% der israelischen
Bevölkerung aus, ihre
Ortschaften aber nur 3 bis
3,5% des Territoriums des
Staates. Keine arabische
Stadt ist seit der Gründung
Israels errichtet worden,
mit der Ausnahme von sieben
ärmlichen Townships, die
errichtet wurden, um die
Hälfte der Beduinen des
Negev, Staatsbürger auch
sie, dort zu konzentrieren
und ihr historisches Land zu
enteignen. Dagegen haben
sich hunderte jüdische
Städte und ländliche
Gemeinden rasch ausgebreitet
und sofort die
Grunddienstleistungen
erhalten – einschließlich
der Siedlungen in den
besetzten Gebieten.
Die Diskriminierung geht
sogar noch weiter. Über 430
kleine jüdische Gemeinden im
Norden und Süden benutzen
Zulassungskomitees, um
palästinensische Bürger von
einem Leben mit ihnen
auszuschließen, indem sie
behaupten, sie wären für die
Gemeinden "sozial und
kulturell nicht geeignet".
Die Finanzierung des
arabischen Sektors durch die
Regierung bleibt trotz
wiederholter Pläne zur
Schließung der
wirtschaftlichen Kluft
extrem ungleich, was die
ärmliche Infrastruktur der
arabischen Gemeinden weiter
verschlechtert. Noch
alarmierender ist, dass
dutzende nicht-anerkannter
Beduinendörfer im Negev wie
Umm al-Hiran, denen der
Staat Jahrzehnte lang den
legalen Staus verweigert
hat, zerstört werden sollen,
um dort neue Ortschaften und
Farmen exklusiv für jüdische
Bürger zu errichten.
Es überrascht nicht, dass in
dieser Rechtsunsicherheit
tausende palästinensische
Familien illegal und
außerhalb des für ihre
Ortschaften zugewiesenen
Raums bauen wollen. Für den
Staat funktioniert das
Dilemma ganz zu seinen
Gunsten. Er schüchtert die
Mehrheit der
palästinensischen Bürger ein
und zwingt sie, innerhalb
der Grenzen ihrer eigenen
Gemeinde zu bleiben und
schafft gleichzeitig eine
Entschuldigung dafür, dass
er die bestraft, die es
wagen seine
diskriminierenden
Institutionen zu umgehen.
Gezielte Hauszerstörungen
wie letzte Woche bei Taibeh
– genau so wie die
Hauszerstörungen im Negev,
in Ost-Jerusalen und der
Westbank – werden benutzt,
um für die palästinensische
Community ein Exempel zu
statuieren und sie
anzuweisen, in ihren
abgegrenzten Plätzen zu
bleiben.
Das Problem ist demnach
nicht, dass das israelische
Wohnbausystem bei seinen
palästinensischen Bürgern
scheitert. Das System
funktioniert genau so, wie
es gedacht war. Tzur Yizhak,
eine der jüdischen Gemeinden
auf den Hügeln zwischen
Taibeh und Tira, wurde erst
2007 errichtet und hat in
seinen hohen
Apartmenthäusern fast 3.500
jüdische Bewohner. Die
Häuser von Taibeh und Tira
bleiben dagegen genau dort,
wo sie vor 10 Jahren waren,
von den Strassen und den
gated communities in Schach
gehalten. Das Gleiche kann
an zahlreichen Orten im
ganzen Land beobachtet
werden, was zeigt, in
welchem Ausmaß Israel daran
gearbeitet hat, seine Araber
von den Juden getrennt zu
halten.
Quelle: www.972mag.com/israels-housing-policy-for-arabs-is-designated-to-fail/116599/
Übersetzung: K. Nebauer |
Damash,
ein von der Landkarte
radiertes Dorf
Rosa
Sarinena/Tel Aviv -
02.02.2016
Eine einzige
Wohnadresse vereint 70
palästinensische Familien
auf dem Kreuzweg mit der
israelischen Justiz, die
über alle Häuser einen
Abrißbefehl verhängt hat
Abdallah
Assaf schaut auf die Ruinen
dessen, was bis vor wenigen
Wochen sein Zuhause war,
während erzählt, dass er
jetzt mit seiner gesamten
Familie im Haus von
Verwandten lebt. Er ist 31
Jahr alt und geboren in
Damash, einem
palästinensischen Dorf in
Israel, 15 Minuten von Tel
Aviv entfernt, über dem ein
Abrißbefehl der israelischen
Justiz schwebt. Die
Einwohner leben mit der
Sorge, dass jeden Tag die
Bulldozer und die Soldaten
über die Hauptstrasse
zurückkommen können, mit
einer schriftlichen
Anordnung in der Hand, die
alle ihre Aktionen
rechtfertigt – oder auch
nicht rechtfertigt.
"Wir hörten
die Bulldozer weit entfernt
und gegen vier Uhr morgens
kamen die Soldaten wieder in
unser Haus, während wir
schliefen", erinnert sich
Abdallah. Im vergangenen
August hat der junge
Palästinenser zum zweiten
Mal in diesem Jahr gesehen,
wie die vier Wände seines
Hauses einstürzten, in
derselben Nacht, in der auch
zwei weitere Familien in der
Nachbarschaft ihr Haus
verloren. "Im April haben
sie es uns zum ersten Mal
zerstört, wir haben es
wieder aufgebaut, aber
dieses Mal war es anders, 20
Polizisten drangen mit
Gewalt in unser Haus ein und
holten uns, mich, meine Frau
und unsere beiden Kinder im
Alter von 3 und 1 Jahr im
Morgengrauen, heraus",
erzählt er mich brüchiger
Stimme. "Wir schauten von
der Strasse zu, wie sie
unser Haus zerstörten und
aus bloßer Langeweile auf
die Hunde schossen."
Die Frau von
Abdallah ist schwerhörig,
nachts nimmt sie das
Hörgerät heraus, das sie
tagsüber trägt. Die
Polizisten ließen sie nicht
in das Haus, um es vor dem
Abriß zu holen. Wie immer in
Damash, wenn jemandem das
Haus zerstört, ihm eine
Geldstrafe auferlegt wird
oder er seine Habe verliert,
wird gesammelt und teilen
alle die Kosten unter sich.
Einige von denen, die dem
Gespräch mit dem jungen Mann
zuhören, erzählen, dass der
Wiederaufbau eines Hauses
durchschnittlich 200.000
Shekel kostet (35.000
Euro). Damals war es nicht
anders, auch zu dem Hörgerät
im Wert von 10.000 Euro
haben alle Nachbarn
beigetragen.
Die
Geschichte dieses Dorfes
klingt unwahrscheinlich. Die
70 Häuser, aus denen es
besteht, wurden auf einem
Grund von 600 Hektar
errichtet, das Israel ihnen
in den 50er Jahren mit allen
Rechten überlassen hat in
Kompensation für das im
vorergehenden
arabisch-israelischen Krieg
verlorene Land. Es wurde
jedoch nur als
landwirtshaftliche
Nutzfläche und nicht als
Baugrund registriert. "Heute
gibt es 16 Abrißbefehle mit
der einzigen Begründung,
Israel haben niemals die
Genehmigung erteilt,
irgendetwas auf dem Terrain
zu bauen", erklärt Rami
Younis, Aktivist und
parlamentarischer Berater in
der Knesset.
Ende Dezember
hatte das Gericht von Lod
eine Petition zur
Verhinderung der drohenden,
den Bewohnern bereits
angekündigten
Hauszerstörungen akzeptiert.
Das Amtsgericht von Ramla
hatte aber zuvor das Urteil
gefällt, dass der
Abrißbefehl nicht gestoppt
werden könne, solange sich
der Oberste Gerichtshof
Israels nicht dazu geäußert
hat. Um dieses Thema in der
Öffentlichkeit zu behandeln,
hatten arabische
Parlamenarier die
Problematik dieses Dorfes
und vieler anderer Dörfer
von Beduinen, die sich in
der gleichen Situation
befinden, vor die Knesset
gebracht, mit dem Ziel, sie
vor den Obersten Gerichtshof
zu bringen, der heute die
einzige Hoffnung ist, die
die Einwohner haben.
Staatsbürger zweiter Klasse
Außer dreien
sind alle Bauten von Damash
illegal. 16 sind in Gefahr
ohne Verzug und ohne die
Möglichkeit einer Berufung
abgerissen zu werden. Die
Tatsache, dass das Dorf
nicht-anerkannt ist, macht
sie zu Bürgern zweiter
Klasse, falls sie nicht in
einer "legalen" Wohnung
gemeldet sind. Laut dem
offiziellen israelischen
(Einwohner)Register wohnen
alle mehr als 600 Einwohner
von Damash in der
Nachbarschaft in der Strasse
Hashmonaim Nr. 4 in Ramla,
was ihnen den Zugang zu den
grundlegensten öffentlichen
Dienstleistungen ermöglicht.
Denn der Status von Damash
hindert die Bürger am Zugang
zu so notwendigen
Dienstleistungen wie
Schulen, Krankenhäuser,
Strassen, Abwasserkanäle
innerhalb derselben
Gemeinde.
Auch
Grünanlagen und
Kinderspielplätze sind ihnen
nicht erlaubt. 2006 hatte
eine europäische NGO einen
Kinderspielplatz mit zwei
Schaukeln und einer Rutsche
angelegt - er wurde wenig
später für illegal erklärt
und in der Folge zerstört.
Das Fehlen
von Dienstleistungen wie
einer Kanalisation
verursacht während des
ganzen Jahres hartnäckige
Überschwemmungen der nicht
gepflasterten Strassen von
Damash, trotz der Petitionen
der Bewohner an den
Regionalrat des Tales von
Lod, der lokalen Verwaltung
mit Jurisdiktion über die
Bevölkerung. Der
Regionalrat hat es auch
abgelent, mehr Informationen
zu dieser Reportage zu
geben. Ortseinfahrt ist die
einzige anerkannte Strasse
– nach Ramla – von wo die
Bewohner einige
Dienstleistungen erhalten
können, wie den
Schulautobus, der die 200
Kinder des Dorfes zur Schule
bringt. Die Einwohner klagen
laufend, dass die Kinder,
wenn es regnet, bis zu den
Knien im Wasser zum Schulbus
gehen müssen. "Wir leben
hier ohne normale
Bedingungen, aber wir leben
nun einmal hier und deshalb
halten wir durch", sagt
Arafat Ismail, Sprecher und
legaler Vertreter des
Dorfes.
Strategisches Gebiet für den
Tourismus
2014 wurde
über das
Wohnungsbauministerium ein
Rechtsprozess zur
Anerkennung von Damash durch
den israelischen Staat
begonnen; das Ministerium
war aber bis heute nicht
bereit, seine Version der
Fakten bekannt zu geben.
"Wir wollen Steuern zahlen
wie die israelischen
Staatsbürger, die wir sind,
mit einem Pass, aber sie
wollen nicht", ärgert sich
Arafat. Israel hat bis jetzt
alle angebotenen Vorschläge
der Einwohner von Damash
zurückgewiesen: "Sie
akzeptieren nur mein Geld
und das von zwei anderen
Häusern, weil das die
einzigen sind, die vor den
50er Jahren gebaut und
deshalb die ältesten sind",
sagt er.
Einer der
Gründe, weshalb die Bewohner
glauben, dass man sie
hinauswerfen will, ist vor
allem die strategische Lage
des Gebiets: fünf Minuten
vom Flughafen Ben Gurion und
fünfzehn vom Zentrum von Tel
Aviv, der Stadt der Feste
und des Tourismus. "Es ist
ein wirtschaftlich sehr
wertvolles Gebiet. Weißt du,
wie viele Hotels und
Wohnungen sie hier bauen
könnten"? fragt sich der
Sprecher von Damash.
Wie es schon
im August mit dem Haus von
Abdallah und zwei weiteren
Häusern passiert ist, können
16 neue Häuser das gleiche
Schicksal wie das des jungen
Palästinensers erleiden.
"Sie werden kommen, wann sie
wollen und zu welcher Stunde
sie wollen, ohne vorherige
Ankündigung", wiederholt
Arafat Ismail ein ums andere
Mal und zeigt dabei die
Fotos auf seinem Handy mit
den Bulldozern, die drei
Häuser zur gleichen Zeit
zerstörten. "Für mich wäre
es einfacher eine
Genehmigung zu bekommen, um
woanders ein Haus zu bauen,
als hier meinen Nachbarn zu
helfen ihr Haus jedes Mal
wieder aufzubauen, wenn sie
es zerstören", sagt Arafat.
Aber wie bei allen
Einwohnern von Damash ist
das Gefühl der
Zugehörigkeit, die Wut und
das wertvollste, was ein
Mensch hat, die Identität,
stärker als die Erwartungen
eines besseren Lebens fern
vom Dorf.
Quelle:
www.elpais.com/elpais/2016/01/28/planeta_futuro/1453984992_127318.html
Übersetzung: K. Nebauer |
Israels „Krieg“ gegen
BDS wird
immer verzweifelter
Asa Wistanley
18. Jan. 2016
Ein
faszinierender Artikel eines
Jerusalem Post
Knesset-Reporters zu Beginn
dieses Monats gibt einen
Einblick in den mehr und
mehr verzweifelten Zustand
des israelischen „Krieges“
gegen BDS. Die Boykott-
Desinvestitionen- und
Sanktionen-Bewegung hat zum
Ziel, Israel für seine
Verbrechen gegen das
palästinensische Volk zur
Rechenschaft zu ziehen.
Zunächst
ignoriert , später dann
verhöhnt, wurde die
BDS-Bewegung nun zu einer
der primären strategischen
Bedrohungen für Israel,
weiter, wie üblich, mit der
Besatzung zu verfahren. Im
Jahre 2005 formell
gegründet, hat die Bewegung
zum Ziel, Menschen, die ein
Gewissen haben, weltweit zu
ermutigen, Produkte aus
Israel zu boykottieren,
Investitionen aus
israelischen Unternehmen
zurückzuziehen und Druck auf
die Regierungen auszuüben,
Sanktionen gegen Israel zu
verhängen.
In den
letzten 11 Jahren hat die
Bewegung trotz massiver und
kapitalkräftiger
Gegenreaktionen von Israels
einflussreichen
Unterstützern im Westen
einige beeindruckende
Ergebnisse erzielt. Die
Beispiele hierfür sind zu
zahlreich, um ins Detail zu
gehen, aber der letzte große
Sieg war die Aktion der
Vereinigten-Methodisten-Kirche
in den USA, ihren
Pensionsfond in Höhe von 20
Milliarden Dollar von jedem
Anteil an fünf israelischen
Banken zu desinvestieren,
aufgrund deren Involvierung
in illegale israelische
Siedlungen, die auf
konfisziertem
palästinensischen Land in
der Westbank erbaut wurden.
Im Mai
bezeichnete der israelische
Präsident den akademischen
Boykott als „eine
strategische Bedrohung
ersten Ranges.“ Im Juni
sagte Yitzhak Herzog, der
Vorsitzende der vermeintlich
linken israelischen
Arbeiterpartei (und der
Oppositionsführer in der
Knesset), dass „der Boykott
Israels eine neue Art des
Terrorismus ist“, der „mit
allen Mitteln und aller
Macht, die den Ländern der
Welt zur Verfügung stehen,
bekämpft werden muss.“
Eine
Kampfansage. In der
israelischen Propaganda hat
BDS nun den Iran als größte
„existentielle Drohung“ für
den Staat ersetzt.
So, wie es
scheint, vergeht kaum eine
Woche ohne eine neue
Initiative oder Abteilung
der israelischen Regierung
einzuführen, um BDS zu
bekämpfen.
Im August
enthüllte Israels
Militärgeheimdienst (Aman),
dass es nun ein „Delegitimierungs-Department“
betreibt, dass „routinemäßig
Informationen über
ausländische linke
Organisationen sammelt“, die
BDS fördern. Millionen von
Dollar und Schekel wurden
eingesetzt – bis heute ohne
sichtbaren Erfolg.
Der Jerusalem
Post berichtete über den
Start einer neuen derartigen
Initiative. Mit dem Titel,
„Ausschuss zur Bekämpfung
der Delegitimierung“, soll
das neue Projekt dazu
dienen, die israelischen
Maßnahmen gegen BDS zu
koordinieren. So viele
verschiedene Abteilungen
innerhalb verschiedener
Ministerien wurden in den
letzten Jahren eingeführt,
deren Anstrengungen
fragmentiert wurden. Deshalb
soll diese
parteiübergreifende
Knesset-Gruppierung dazu
dienen, die Situation für
die Anti-BDS-Ultras zu
verbessern.
Gilad Erdan,
der während seiner Ernennung
letztes Jahr als „Minister
für BDS“ (alleine das zeugt
schon von der Macht von BDS)
angepriesen wurde, leitete
die Konferenz. Indem er die
israelische Terminologie für
palästinensische Solidarität
benutzte, sagte er der
Konferenz, dass „die
Delegitimierung eine
Kampfansage mit
strategischem Potential“
ist. Er sagte auch, sein
Ministerium habe 100
Millionen israelische
Schekel zugeteilt bekommen
(mehr als 17 Millionen
Pfund), um BDS und andere
Arten der „Delegitimierung“
zu bekämpfen.
Noch
bezeichnender berichtete die
(Jerusalem)Post, dass der
Minister für BDS zugäbe,
dass „die Regierung die
Boykott-, Desinvestionen-
und Sanktionenbewegung nicht
alleine bekämpfen kann; sie
braucht ein Netzwerk aus
Unterstützern.
Das riecht
nach Verzweiflung.
Israel
scheint in Panik zu sein.
Das müssten sie eigentlich
auch. Es gibt kaum etwas,
das sie gegen BDS auf lange
Sicht tun könnten, außer es
zu verzögern. Wie der
Mitbegründer der
BDS-Bewegung, Omar
Barghouti, sagt, hat Israel
keine richtige Antwort auf
BDS.
Persönlichkeiten in der
israelischen Regierung waren
eine Zeit lang von dem
Gedanken besessen, ihre
Kampagne gegen BDS, eine
gänzlich gewaltfreie
Zivilgesellschaftsbewegung,
in gewalttätigen und
militärischen Begriffen zu
beschreiben. Die Gewohnheit,
Kriege zu führen, ist nicht
leicht, abzuschütteln, so
scheint es.
Der ehemalige
Mossad Direktor, Shabtai
Shavit, kritisierte im Jahr
2014 die Regierung, weil sie
nicht hart genug gegen BDS
kämpfte: „In dieser Zeit der
asymmetrischen Kriegsführung
setzen wir nicht unsere
gesamte Macht ein, und das
wirkt sich schädlich auf
unsere Abschreckungsmacht
aus.“ Und Herzog, der Führer
der Arbeiterpartei, den ich
zuvor zitiert habe, schien
auch die Gewalt gegen die
BDS-Aktivisten zu
befürworten.
Als der
ehemalige israelische
Botschafter in den USA,
Michael Oren, heute ein
israelischer Parlamentarier,
auf der Konferenz sprach,
verhakte er sich auch in den
Militärjargon, indem er
sagte, dass Israels Kampf
gegen BDS „ein Krieg wie
jeder andere ist, und im
Krieg müssen wir die
Samthandschuhe ausziehen und
neue Kampffelder auf
Kampussen weltweit
erringen... kein Panzer wird
sich bewegen und kein
Flugzeug wird abheben, wenn
wir nicht das Recht haben,
uns zu verteidigen.“
All das ist
ein ermutigendes Zeichen
dafür, dass Israel und seine
Verfechter immer noch keine
Ahnung haben, wie sie BDS
effektiv bekämpfen können.
Zurück zum Februar 2014. Ich
bot ihnen kostenlose
Beratung an: „Sie können
nicht die BDS-Bedrohung
abschaffen, indem sie Geld
auf das Problem werfen.“
Ich bin
glücklich, zu sehen, dass
sie mich komplett ignoriert
haben und immer noch ihr
Geld zum Fenster
herauswerfen.
Asa
Winstanley ist ein
investigativer Journalist,
der in London lebt und ein
Mitherausgeber der
Electronic Intifada.
https://www.middleeastmonitor.com/articles/inquiry/23389-israels-qwarq-against-bds-is-increasingly-desperate
Ins Deutsche
übersetzt von Inga Gelsdorf |
Israel diskutiert
darüber, wie BDS zu stoppen
ist, auch wenn es (damit)
noch mehr Freunde in Ausland
verliert
Ben White
-
07.01.2016
Am 5.1. wurde
im Britischen Parlament über
palästinensische
Kinderhäftlinge debattiert,
die von der Israelischen
Armee in den besetzten
palästinensischen Gebieten
festgenommen werden.
Am selben Tag
wurde in der Knesset darüber
diskutiert, wie die
wachsende BDS-Kampagne zu
bekämpfen ist. Diese beiden
Parlamentstreffen
illustrieren gut, wie das
internationale Image Israels
sich laufend verschlechtert
– und weshalb es sich nicht
so bald verbessern wird.
Erst zu
Westminster, wo Labour
Abgeordnete Sarah Champion
eine Debatte über
palästinensische
Kinderhäftlinge
unterstützte. Die meiste
Zeit der Debatte wurde
detailliert berichtet über
die aktuelle Situation, auch
wie Kinder nachts aus ihrem
Zuhause geholt werden und
über die inhärenten
Ungerechtigkeiten und
Diskriminierung beim Einsatz
von Militärgerichten, um
palästinensische Kinder vor
Gericht zu stellen und zu
inhaftieren.
Die Debatte
konzentrierte sich aber
nicht auf die
Menschenrechtsverletzungen,
sondern darauf, was getan
werden kann, um sie zu
stoppen.
Champion
beschrieb den Transfer
palästinensischer Gefangener
aus den besetzten
palästinensischen Gebieten
heraus als Kriegsverbrechen
und drängte die Regierung
eine "watch list" der dafür
Verantwortlichen anzulegen
und "sicher zu stellen, dass
jede Person, die auf der
watch list steht bei einem
Versucht nach England
einzureisen, für eine
Befragung festgenommen wird,
und wenn genügend Beweise
vorhanden sind, mit
Zustimmung des
Generalstaatsanwalts
angeklagt und vor Gericht
gestellt wird".
Caroline
Lukas, Abgeordnete der
Grünen Partei, fragte
Champion, ob sie der Meinung
sei, dass "jetzt die Zeit
zum Handeln sei" und schlug
vor, "England könnte die
Suspension des EU-Israel
Assoziierungsabkommens
fordern wegen der Klausel,
dass bei
Menschenrechtsverletzungen
ein Recht auf Suspension des
Abkommens bestehe". Champion
nannte diesen Vorschlag
"hervorragend".
Zwei Labour
Mitglieder drängten in
ähnlicher Weise weitere
sinnvolle Schritte zu
unternehmen:
Schattenminister des
Außenamtes Diana Johnson
verlangte, "die britische
Regierung müsse viel mehr
tun, um die israelische
Regierung zur Verantwortung
zu ziehen", während
Schattenminister für
Menschenrechte Andy
Slaughter "das Apartheid
Regime, das ... in den
besetzten palästinensischen
Gebieten existiert", wie er
es nannte, kritisierte.
Angesichts
dessen wie stark die
Unterstützung Israels in der
Konservativen Partei war und
weiterhin ist, äußerten
interessanterweise drei
Tory-Abgeordnete Kritik an
der israelischen Politik.
Tania Mathias zum Beispiel
wies auf den "traurigen
Zufall" hin, dass die
Debatte in der gleichen
Woche stattfinde, in der der
UN-Menschenrechts-gesandte
für die palästinensischen
Gebiete zurückgetreten ist,
weil Israel ihm den Zugang
(zu den besetzten Gebieten)
verweigerte.
Der
Konservative Abgeordnete Bob
Stewart prophezeite, dass,
wenn Israel seine
rechtswidrige Politik nicht
ändere, "Leute wie ich, die
gegenwärtig große
Unterstützer Israels sind,
keine Lust mehr haben
Unterstützer zu sein".
Ähnlich sagte der Tory
Abgeordnete David Jones, der
sich selbst einen Freund
Israels nannte, "die Art,
wie sich Israel verhält,
sollte jeder anständigen
Demokratie Schande
bereiten".
Versuche
Israel während der Debatte
zu verteidigen waren schwach
und vorhersagbar. Labour
Abgeordneter Jan Austin
wurden buchstäblich
ausgelacht, als er
behauptete, Inhaftierung von
Kindern unter 12 Jahren
würde einfach "nicht
passieren". Der Konservative
Abgeordnete John Howell wies
6 Mal in einer Minute auf
die palästinensische
"Aufwiegelung" hin und
erklärte auch, "wir sollten
unsere Aufmerksamkeit lieber
auf die Exekution von
Minderjährigen durch die
Saudis richten".
Andy
Slaughter sagte lapidar,
"Regierungsmitglieder – und
tatsächlich auch Mitglieder
der Opposition –, die die
Besatzung verteidigen
wollen, klammern sich dabei
an Strohhalme".
In der
Knesset versammelten sich am
5.1. etwa 150 Politiker und
Aktivisten zu einer
2-stündigen Diskussion, die
der Ausschuss für den Kampf
gegen die Delegitimierung
darüber organisiert hatte,
wie die BDS-Kampagne zu
bekämpfen sei. Der Ausschuss
hat fünf Mitvorsitzende quer
durch die Parteien: Michael
Oren (Kulanu), Anat Berko
(Likud), Nachman Shai
(Zionistisches Lager), Aliza
Lavie (Yesh Atid) und Robert
Ilatov (Yisrael Beitenu).
Den Vorsitz
bei dem Treffen hatte der
Strategic Affairs Minister
Gilad Erdan inne, der "ein
Netzwerk zur Konfrontation
mit einem Netzwerk"
forderte, wobei er die Worte
des Think-tank
Reut-Instituts wiederholte.
Erdan ist verantwortlich für
die Koordination der
Regierungsbemühungen die
verschiedenen weltweiten
Kampagnen, die Israel zur
Verantwortung ziehen wollen,
zu sabotieren und hat für
2016 ein Budget von 100
Millionen NIS.
Erdan
bezeichnete Delegitimierung
als "eine Herausforderung
mit strategischem Potential"
und BDS als "Teil einer
breiteren Kampagne, die
viele Bereiche
einschließlich Bildung und
Kultur umfasst". Der
Minister warnte,
BDS-Aktivisten zielten
darauf "die Aktionen der IDF
zu beschränken und in
internationalen
Institutionen zu
diskriminieren".
Nachman Shai
von der Arbeitspartei wies
darauf hin, wie der Kampf
gegen den wachsenden Boykott
die Koalition und Opposition
einte. Knessetmitglied Berko
nannte BDS einen "Dschihad
im Nadelstreifenanzug". Die
meisten Redner waren
bekannte pro Israel-Anwälte,
auch Irwin Cotler, der
frühere Botschafter Ron
Prosor, der Chef von NGO
Monitor Gerald Steinberg und
Nitsana Darshan-Leitner von
Shurat ha Din.
Knessetmitglied Michael Oren
hatte zuvor in Bemerkungen
gegenüber der Presse
behauptet, BDS-Aktivisten
"seien kapitalkräftig, sehr
gut organisiert und hoch
entwickelt". Laut Oren müsse
sich Israel "noch eine
Antwort (auf BDS) einfallen
lassen" und empfahl dies als
eine Aufgabe für das
israelische Militär und die
Geheimdienste.
Verzweifelte
Dinge, und die Empfehlungen,
die während der Treffens
gemacht wurden, waren mehr
als das, was bisher schon
versucht worden war:
ehemalige israelische
Soldaten, die
nordamerikanische Campusse
besucht und BDS-Aktivisten
"entlarvt" hatten usw.
Unterdessen
verzweifelten in London
britische Politiker –
einschließlich vieler, die
sich noch immer als
"Freunde" Israels bezeichnen
– über die Behandlung der
Palästinenser unter einer
diskriminatorischen
Besatzung und forderten die
Regierung auf, über bloße
Worte hinauszugehen.
Israels
Führungskräfte verstehen
noch nicht. BDS ist keine
kapitalkräftige, bösartige
Konspiration", sondern eine
Graswurzelantwort auf
Israels Kolonialismus,
Besatzung und Apartheid.
Ohne drastische
Veränderungen von Grund auf,
wird die Unterstützung für
diese Art von Druck nur
wachsen – auch in
Westminster.
Quelle:
www.middleeastmonitor.com/articles/debate/23223-israel-debates-how-to-stop-bds-even-as-it-continues-to-lose-friends-abroad
Übersetzung: K. Nebauer |
Palästinensische
Jugendliche zu
15
Jahren Haft für
Steinewerfen verurteilt, was
sie geleugnet hatten
Charlotte
Silver - 29.01.2016
Fünf
palästinensische
Jugendliche, die als 'Hares-Boys'
nach ihrem Heimatort Hares
bekannt sind, haben einen
fast dreijährigen Prozess
vor einem Militärgericht
damit abgeschlossen, dass
sie einer Absprache mit den
israelischen
Besatzungsbehörden über das
Strafmaß (plea bargain)
zugestimmt haben.
Jeder von
ihnen wird 15 Jahre im
Gefängnis absitzen.
Ali Shamlawi,
Muhammed Kleib, Muhammed
Suleiman, Ammar Souf und
Tamer Souf, alle bei ihrer
Verhaftung im März 2013 16
und 17 Jahre alt, wurde 20
Mal versuchter Mord zur Last
gelegt.
Israel
behauptet, sie hätten auf
einen Highway, der
israelische Siedlungen im
Westjordanland mit Tel Aviv
und anderen Städten im
heutigen Israel verbindet,
Steine geworfen.
Die jungen
Männer behaupten alle ihre
Unschuld und sagen, dass die
israelischen Anklagen auf
Geständnissen beruhen, die
mit Folter aus ihnen
herausgeholt wurden.
Eine
Siedlerin war mit ihrem
Wagen in einen LKW gefahren,
wobei ihre drei kleinen
Töchter erhebliche
Verletzungen erlitten. Die
Frau behauptete, sie sei mit
dem LKW zusammengestoßen,
weil Palästinenser Steine
geworfen hätten. Es gab
keine Augenzeugen.
Anfang dieses
Jahres ist eines der
Mädchen, die 4-jährige
Adelle Biton, an einer
Pneumonie gestorben; es wird
angenommen, dass die
Pneumonie wegen der
neurologischen Schäden, die
sie bei dem Unfall erlitt,
tödlich verlaufen ist.
Als Teil des
Deals (der Absprache über
das Strafmaß) werden die
Familien der jungen Männer
39.000 $ zahlen, die der
Familie Biton gegeben werden
(sollen).
Ungleiches
Recht
Der Deal
beendet einen der längsten
Strafprozesse im
Militärgerichtssystem, das
eine Verurteilungsrate von
fast 100% hat, die
weitgehend auf Absprachen
über das Strafmaß (plea
bargain) beruht.
Im
israelischen
Zwei-Klassen-Rechtssystem
sind nur die Palästinenser
Militärgerichtsprozessen
unterworfen.
Israelische
Siedler stehen vor
israelischen Zivilgerichten,
von denen sie in den
seltenen Fällen, in denen
sie wegen Angriffen au
Palästinenser vor Gericht
gebracht werden, viel milder
behandelt werden.
"Der Fall der
Hares-Boys zeigt die
Defizite des israelischen
Militärgerichtsystems auf,
zu dem lange Verfahren und
ein harscher Verhörprozess
gehören", sagte Bashar Jamal,
Sprecher von Defense for
Children
International-Palestine
gegenüber Electronic
Intifada.
Jamal weist
darauf hin, dass jedes Jahr
etwa 700 palästinensische
Kinder verhaftet und im
israelichen
Militärgerichtssystem
strafrechtlich verfolgt
werden.
"Der
Vergleich zwischen der
Gerechtigkeit im Fall der
Hares Boys und dem der
Familie Dawabshe ist sehr
bedenklich. Die Täter des
Brandanschlags auf die
Familie Dawabsha sind frei",
fuhr Jamal fort.
Im
vergangenen Sommer war ein
Brandkörper auf das Haus der
Familie Dawabshe im Dorf
Duma im besetzten
Westjordanland geworfen
worden, wodurch der 18
Monate alte Ali getötet und
seine Eltern Riham und Saad
tödlich verletzt worden
waren.
Erzwungene
Geständnisse
In den
Stunden und Tagen nach dem
Unfall führte die
israelische Armee Razzien im
Dorf Hares bei Nablus durch
und durchsuchte die Häuser
auf der Suche nach
Teenagern.
Fast drei
Jahre lang blieben die Hares
Boys dabei, dass sie am Tag
des Autounfalls keine Steine
geworfen hätten.
Den fünf
Jungen wurde bald nachdem
sie angeklagt worden waren,
ein Deal über das Strafmaß (plea
bargain) angeboten und auf
den Rat des Anwalt Labib
Habib entschieden sie sich
zur Hauptverhandlung zu
gehen.
Als aber
Adelle Biton starb,
fürchteten die Jungen und
ihre Familien eine
Verschlechterung ihrer
Chancen auf einen fairen
Prozess (of being cleared).
Ihr Tod
bedeutete, dass die Anklagen
gegen die Jungen jetzt auf
Tötung lauten und längere
Haftstrafen zur Folge haben
könnten.
Der
Strafprozess basierte auf
den erzwungenen
Geständnissen und den
Versicherungsansprüchen von
20 israelischen Autofahrern,
die (behaupteten) an diesem
Tag seien Steine auf ihre
Autos geprasselt, als
Beweisen gegen die Jungen.
Nach ihrer
Inhaftierung hatten alle
Jungen Geständnissen
unterschrieben, die sie
(aber) sofort widerriefen
mit der Aussage, sie seien
mittels Folter und Drohungen
aus ihnen herausgeholt
worden.
Ali Shamlawi
erschien weniger als einen
Monat nach seiner
Inhaftierung vor dem
israelischen
Militärgerichtshof und
erzählte dem Richter, er sei
geschlagen, gewürgt und
gezwungen worden, ein
Geständnis in Hebräisch zu
unterschreiben, während eine
Hand am Stuhl gefesselt
blieb.
Shamlawis
Mutter erzählte Al Jazeera
English, ihr Sohn sei zwei
Wochen lang in
Isolationshaft gehalten, am
Schlaf gehindert und mit
Drohungen, die sich gegen
seine Mutter und seine
Schwestern richteten,
psychologisch unter Druck
gesetzt worden zu gestehen.
2013
berichtete Defense for
Children
International-Palestine,
dass drei Viertel der
inhaftierten
palästinensischen Kinder
während ihrer Festnahme, des
Transfers (ins Gefängnis)
und dem Verhör physische
Gewalt erlitten.
Auch die
israelische
Menschenrechtsgrppe B'Tselem
hat gefunden, dass
palästinensische Kinder von
den israelischen Verhörenden
systematisch Folter und
Gewalt unterworfen werden,
einschließlich der Drohung,
dass sie oder
Familienangehörige
vergewaltigt würden, um sie
zu zwingen Steinewerfen zu
gestehen.
Der Anwalt
Habib sagte gegenüber
Electronic Intifada,
normalerweise hätte er nicht
zu dem Deal mit der
Absprache über das Strafmaß
geraten.
"Aber wegen
des Militärgerichts und der
allgemeinen Aufgehetztheit
im Land dachten wir, wir
hätten keine Chance auf ein
faires Verfahren, deshalb
haben wir diese Entscheidung
getroffen", sagte er.
Politiker
einschließlich
Premierminister Benjamin
Netanyahu benutzten den Tod
von Adelle Biton, um
Palästinenser zu verurteilen
und zu erklären "Steine
seien tödliche Waffen".
In den
letzten Monaten hat Israel
die Kriminalisierung des
Steinewerfens verschärft.
Das
israelische Besatzungsrecht
erlaubt im Westjordanland
bis zu 20 Jahren Haft für
Palästinenser wegen
Steinewerfens. Die meisten
Haftstrafen belaufen sich
jedoch auf weniger als ein
Jahr.
In diesem
Sommer hat das israelische
Parlament sein Strafrecht
ergänzt, um für angebliche
(behauptete) Steinewerfer
bis zu 20 Jahren Haft zu
erlauben und glich das
israelische Strafrecht damit
dem Besatzungsregime im
Westjordanland an.
Im September
erweiterte die israelische
Polizei den Einsatz von
Snipers gegen protestierende
Palästinenser einschließlich
mutmaßlicher Steinewerfer.
Quelle:
www.electronicintifada.net/blogs/charlotte-silver/palestinian-youths-get-15-years-prison-stone-throwing-they-denied
Übersetzung: K.Nebauer
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