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TEXTE 7 |
Warum werden israelische Kinder einer
Gehirnwäsche unterzogen, damit sie hassen?
Jonathan Ofir -
10.05.2017
Auf einem
kürzlich veröffentlichten Video schimpft (slam)
Benjamin Netanyahu sowohl über die neue
Charta der Hamas wie über die
Mainstreammedien, weil sie suggerieren, das
neue Dokument zeige eine "Mäßigung" an. Er
hätte aber auch Fathi Nemers nüchterne
Analyse (auf Mondoweiss, im Palästina Portal
vom 8. Mai, Ü.) lesen können, in der er
ausführt, dass das neue Dokument nur eine
Politik deutlich macht, die sich schon in
den letzten zehn Jahren in einem Prozess der
"Mäßigung" befunden hat.
Aber für
Netanyahu war es wichtig zu betonen, dass
Hamas sich "verweigert", weil sie Israel
nicht anerkennt, weil sie Zugeständnisse
macht für einen palästinensischen Staat in
den Grnezen von 1967 (die
Zweistaaten-Lösung). Netanyahu nennt dies
eine Ablehnung von "Israels Existenzrecht".
Wie Amira Hass in ihren Analysen bemerkt,
wird die Frage der Anerkennung Israels (wie
auch der Rückkehr der Flüchtlinge) von Hamas
als "eine Formel des nationalen Konsenses"
betrachtet.
Wäre es
möglich sich in die vielen Anschuldigungen,
die Netanyahu zu vertiefen, dann wäre man
dafür das Dokument in den Mülleimer zu
werfen. Zum Beispiel, (wenn es um die Frage
geht), ob die Anerkennung Palästinas zu
irgendeinem Zeitpunkt für die israelische
Regierung erwägenswert sein könnte.
Netanyahus Likudplattform von 1999, die
niemals außer Kraft gesetzt worden ist,
stellt fest:
"Die
israelische Regierung lehnt die Errichtung
eines palästinensisch-arabischen Staates
westlich des Jordan entschieden ab."
Aber
Netanyahus rhetorische Eskalation bis zu dem
Punkt, dass er das Dokument in den Mülleimer
wirft, lautet so:
"[Hamas] unterzieht Kinder in
Selbstmordcamps der Gehirnwäsche. Wohin
gehört also dieses Hass erfüllte Dokument?
(in den Mülleimer). Genau dahin!"
Sein Fokus
richtet somit auf "Gehirnwäsche" und "Hass".
Folglich könnte es interessant sein sich ein
paar Beispiele für die brutale israelische
Gehirnwäsche von Kindern anzuschauen:
Das ist ein spezielles religiöses
Bildungsprogramm, das Kinder indoktriniert
sich nach der Wiedererrichtung des dritten
Tempels anstelle der Al Aqsa-Moschee zu
sehnen. Es heißt "Liebe zum Land und zum
Tempel". Aviezer Weiss, der nach eigenen
Aussagen ein Rechter ist, früherer Student
einer religiösen Schule und ehemaliger
Leiter des Givat Washington akademischen
Bildungscolleges, sagt von diesem
Curriculum:
"Das Programm folgt einer ganz klaren
ideologischen Richtung: dass wir den Tempel
schnell wieder aufbauen müssen, damit das
jüdische Volk "das Beste" in der Welt ist.
Das ist Gehirnwäsche, nicht Bildung."
Das folgende
Video (s. engl. Originaltext, Ü.), vom
israelischen TV genommen, zeigt Kinder in
einer israelischen jüdisch-orthodoxen
religiösen Schule, die von zwei Männern
besucht werden, die ihr Allgemeinwissen
prüfen wollen. Es verdient eine genauere
Untersuchung. Die Lehrerin fragt sie, was
sie denken, wenn sie "Jerusalem" sagen. Sie
antworten heilig, Tempel usw. Sie fragt, wer
glaube, dass der dritte Tempel in den
kommenden Jahen errichtet wird – alle heben
die Hand. "Und was ist jetzt dort?" fragt
sie. "Die Moschee. Al Aqsa", antworten sie.
"Und was wird mit der Moschee geschehen",
fragt sie. "Sie wird abgebrochen, gesprengt,
verschwinden", antworten sie. (Die Lehrerin
reagiert nicht darauf und fährt in
stillschweigender Zustimmung fort. Sie
fragt, wer im vergangenen Jahr einen
'arabischen' Jungen getroffen hätte. Viele
heben die Hand. Einer der Besucher fragt:
wo. Ein Junge sagt, in der Nähe der 'Mauer'
(Klagemauer). Er wird gefragt, ob er mit ihm
gesprochen habe, und der Junge sagt nein, er
hätte ihn (den jüdischen Jungen) nur
geschubst. Die Lehrerein überstürzt sich:
"Und was geschieht, wenn ihr einen
arabischen Jungen seht? Was fühlt ihr?" Sie
antworten: "Wut", "ich möchte ihn
umbringen". Die Lehrerin fahrt unvermindert
fort: "Und was geschieht, wenn ihr einen
säkularen (jüdischen) Jungen trefft?" Ein
Junge antwortet: "Ich bedauere ihn, dass er
nicht als Haredi (orthodoxer Jude) geboren
ist." Die Lehrerin fragt, warum, und ein
anderes Kind antwortet: "Er folgt nicht dem
richtigen Weg." Die Lehrerin fragt, was sie
sehen, wenn sie an Jerusalem in zehn Jahren
denken, mehrere antworten. Es entsteht eine
kleine Diskussion zwischen denen, die sagen,
alle würden Haredim sein, und denen, die
sagen, alle würden Juden, aber nicht
notwendigerweise Haredim sein. Ein Junge
antwortet dann, alle würden Juden sein, aber
es würde auch ein paar Araber geben, die
Sklaven wären. Die Lehrerin greift das auf –
"weil der Messias kommen wird! Ich
verstehe." Ein anderer Schüler meint, "da
wird ein großer Krieg sein, und alle Araber
werden sterben, und ein paar von ihnen
werden Sklaven sein".
Der Besucher,
der scheinbar von der obersten
Aufsichtsbehörde ist, ist sehr erfreut, er
sagt zur Lehrerin: "Das ist es, Sie haben
die ganze Geschichte gebracht." Er dankt den
Schülern und wünscht ihnen weiterhin Erfolg,
und dass sie weiter "hier in den Yeshivas"
lernen.
Aber religiös
fundamentalistische, fanatische und
gewaltsame Indoktrination ist nicht die
einzige Gehirnwäsche, die in Israel vor sich
geht. Es gibt auch die rein militärische
Gewalt.
Vor zwei Tagen
demonstrierte die Politzei in Ramat Hasharon
vor hunderten Fünftklässlern, wie sie die
"Tötung" eines verdächtigen 'Terroristen'
"sicherstellen".
Bei der
nachgestellten Operation wurden
Platzpatronen verwendet, die
Polizeidarsteller kamen auf Motorrädern,
durchlöcherten den Terroristen in zahllosen
Runden, und schossen weiter auf ihn, lange
nachdem er zu Boden gestürzt war und sich
nicht mehr bewegte – um 'die Tötung zu
bestätigen'.
Das ist eine
Theatervorstellung einer außergerichtlichen
Exekution mit einer ungeheuer exzessiven
Gewalt. Wir sprechen dabei nicht von
Sicherheitskräften sozusagen "in der Hitze
des Gefechts". Sie führen eine sorgfältig
ausgearbeitete und arrangierte Operation
auf. Man muss daher zur Überzeugung kommen,
dass sie demonstrieren, WIE ES GEMACHT WIRD.
Einige Eltern
waren wegen dieser Gewaltdemonstration
bestürzt, während die Polizeisprecherin das
nicht verstehen konnte: "Die Kinder haben
applaudiert, sie haben sich gefreut", sagte
sie.
Aber der
entrüstete Bürgermeister von Ramat Hasharon,
Avi Gruber, sagte etwas wirklich
Bemerkenswertes. Er sagte gegenüber Haaretz:
"Angesichts des Vorfalls mit Elor Azaria,
kann es doch nicht sein, dass die Polizei
selbst eine Situation darstellt, in der ein
Mann auf dem Boden legt und auf diese Art
auf ihn geschossen wird."
Bingo! Azaria war kein Fehltritt – er wurde
nur gefilmt. Und jetzt packt auch die
israelische Polizei aus, vor Kameras und
hunderten Kindern.
Gut, dass wir
Hamas haben, der man immer die Schuld für
Gewalt geben kann.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Israel lehrt seine Kinder zu fürchten
und hassen
Jonathan Cook
- 16.05.2017
Eine
Darstellung bürgernaher Polizeiarbeit im
israelischen Stil vor einem Publikum von
hunderten junger Schulkinder wurde letzte
Woche auf Video festgehalten. Bekamen die
Zehnjährigen Ratschläge zur Sicherheit auf
der Strasse, was sie tun sollen, wenn sie
verloren gehen oder wie sie jemanden melden
sollen, der vor der Schule herumhängt?
Nein. In
Israel macht man es anders. Das Video zeigt
vier Offiziere bei einer nachgestellten
Terroroperation in einem Park bei Tel Aviv.
Das Team braust auf Motorrädern herbei und
feuern aus ihren Gewehren auf den
'Terroristen'.
Als der schwer
verwundet auf dem Boden liegt, leeren die
Offiziere ihre Magazine aus kurzer
Entfernung auf ihn. In Israel ist das als
"den Tod bestätigen" bekannt. Überall sonst
wird das außergerichtliche Tötung oder Mord
genannt. Man kann die Kinder Beifall
klatschen hören.
Es war eine
beunruhigende Erinnerung an eine beinahe
identische Exekution, die letztes Jahr
gefilmt wurde. Man sieht einen jungen
Sanitäter der Armee, Elor Azaria, eine Kugel
in den Kopf eines handlungsunfähigen
Palästinensers in Hebron schiessen. Ein
Militärgericht verurteilte ihn im Februar
wegen Totschlags zu 18 Monaten Haft.
Seither gab es
kaum Anzeichen für eine
Gewissenserforschung. Die meisten Israelis
und auch Regierungsaangehörige nennen Azaria
einen Helden. Beim religiösen Purimfest, das
vor kurzem gefeiert wurde, haben sich die
Kinder besonders gern als Azaria verkleidet.
Es gibt
reichlich Beweise dafür, dass israelische
Sicherheitskräfte immer noch reale
Palästinenser exekutieren.
Die
israelische Menschenrechtsorganisation
B'Tselem verurteilte letzte Woche die Tötung
der 16-jährigen Schülerin Fatima Hjeiji aus
Jerusalem in einem Kugelhagel. Sie war an
dem Ort stehen geblieben, nachdem sie in
einer gewissen Entfernung von einem
Checkpoint der Polizei ein Messer
herausgezogen hatte. Sie stellte keine
Gefahr dar, schloss B'Tselem, und hätte
nicht getötet werden müssen.
Die Polizei
zeigte keine Reue über ihre inszenierte
Exekution, sie nannte sie eine "positive,
befähigende (empowering)" Demonstration für
die Kinder. Die Veranstaltung war kaum
außergewöhnlich.
In ganz Israel
feierte die Armee in den Gemeinden den
Unabhängigkeitstag Israels und brachte dazu
ihre üblichen "Attraktionen" – Panzer,
Gewehre und Granaten - , damit die Kinder
damit spielen konnten, während die Familien
Armeehunde beobachteten, die nach weiteren
"Terroristen" schnüffeln.
In einer
Westbanksiedlung malte unterdessen
Schrapnellwunden auf die Armee Arme und
Beine von Jugendlichen. Eine Blut ähnliche
Flüssigkeit tropfte überzeugend von
Attrappen mit amputierten Beinen. Die Armee
sagte, dies wäre eine Standardveranstaltung,
die "vielen Familien gefallen" würden.
Der Zweck,
warum Kinder in einem Alter, in dem sie
Einflüssen leicht erliegen, so viel
Blutvergießen und Töten ausgesetzt werden,
ist nicht schwer zu erraten.
Es schafft
traumatisierte Kinder, die Menschen
gegenüber, die nicht zu ihrem Stamm gehören,
mißtrauisch sind und Angst haben. Auf diese
Weise werden sie fügsamere Soldaten, und
schießwütig, wenn sie über Palästinenser in
den besetzten Gebieten herrschen.
Einige
Erzieher bekommen inzwischen ein Gespür
dafür, dass sie an diesem emotionalen und
psychischen Mißbrauch mitschuldig sind.
Der Holocaust
Gedenktag, der in israelischen Schulen im
vergangenen Monat hervorgehoben wurde,
vermeidet weitgehend universale Botschaften,
wie dass wir den andern in seinem Menschsein
(seiner Humanität) erkennen und uns für die
Unterdrückten einsetzen müssen. Stattdessen
wir dreijährigen Kindern erzählt, der
Holocaust diese als Warnung immer wachsam zu
sein – dass Israel und seine starke Armee
die einzigen sind, die einen weiteren
Genozid durch Nichtjuden verhindern.
Letztes Jahr
sorgte Zeev Degani, Direktor einer der
renommiertesten israelischen Schulen, für
Furore, als er ankündigte, seine Schule
würde keine Schüler mehr auf die jährlichen
Fahrten nach Auschwitz schicken.
Das ist ein
Initiationsritus für israelische Schüler. Er
nannte den Mißbrauch des Holocaust
"pathologisch", mit ihm sei beabsichtigt
"Angst und Hass zu erzeugen", um einen
extremen Nationalismus einzuimpfen.
Es ist kein
Zufall, dass diese Fahrten – die die
Botschaft vermitteln, eine starke Armee sei
für das Überleben Israels notwendig –
stattfinden, bevor die Teenager ihren
dreijährigen Wehrdienst beginnen.
In der Schule
erhalten sie immer weniger alternative
Botschaften. Degani gehörte zu den wenigen
Schuldirektoren, die Breaking the Silence
einluden, eine Gruppe von whistle-blower
Soldaten, um über ihren Anteil an
Kriegsverbrechen zu diskutieren.
Als Anwort hat
Bildungsminister Naftali Bennett, Chef der
Siedlerpartei, dissidentenGruppen wie
Breaking the Silence (den Besuch von
Schulen) verboten. Außerdem hat er Bücher
und Theaterfahrten verboten, die zu mehr
Empathie für Menschen außerhalb des Stammes
ermutigen könnten.
Meinungsumfragen zeigen, dass sich das
bewährt. Schulkinder sind sogar noch
ultra-nationalistischer als ihre Eltern.
Mehr als vier Fünftel denken, es gebe keine
Hoffnung auf Frieden mit den Palästinensern.
Aber diese
heran gebildeten Haltungen sabotieren nicht
nur ein Friedenschaffen. Sie beeinträchtigen
auch jede Chance auf ein friedliches
Zusammenleben israelischer Juden mit der
großen palästinensischen Minderheit in ihrer
Mitte.
Die Hälfte der
jüdischen Schulkinder sind der Meinung, dass
diesen Palästinensern, einem Fünftel der
Bevölkerung, untersagt sein müsste an Wahlen
teilzunehmen. Diesen Monta nannte
Verteidigungsminister Avigdor Lieberman die
Vertreter der Minderheit im Parlament
"Nazis" und empfahl, sie sollten ein
ähnliches Schicksal erfahren.
Dieser extreme
Chauvinismus wurde letzte Woche in einer
Gesetzgebung umgesetzt, die Israel als den
Nationalstaat aller Juden auf der Welt,
nicht (nur) ihrer Bürger definierte. Die
palästinensische Minderheit wird effektiv zu
fremden Bewohnern in ihrem eigenen
Heimatland gemacht.
Degani und
andere verlieren die Schlacht um eine
Erziehung zu Frieden und Versöhnung. Wenn
die Zukunft eines Gesellschaft bei ihren
Kindern liegt, ist die Aussicht für Israelis
und Palästinenser in der Tat düster.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Tikum
OLAM : Israels Endlösung des
Palästina-Problem
Richard Silverstein
10. 5.17
Einer der herrschenden Bayit Yehudi‘s
führender Hitzköpfe ist der orthodoxe
Siedler MK Bezalel Smotrich. Er hat eine
lange und schäbige Geschichte, die zu Hass
anstachelt gegen fast jede israelische
Minderheit, ob jüdisch oder palästinensisch.
Er veranstaltet einen Biest-Tag mit lebenden
Tieren in der Hauptrolle am stolzen Tag der
Schwulen. Sich selbst nannte er einen
stolzen Homophoben. Er weist den Terminus
„jüdischer Terrorismus zurück und den
Begriff, dass die Brandstifter der Dawabsheh
Familie Terroristen seien.
„Der Mord in Duma ist kein Zwischenfall von
Terrorismus, Punkt“ schrieb er. Wer auch
immer dies Terrorismus nennt, weicht von der
Wahrheit ab, indem er tödlichen und
ungerechtfertigten Schaden gegenüber
menschlichen und zivilen Rechten
verursacht,“ erklärt er.
Indem er die extremsten illegalen jüdischen
Siedler verteidigt, die das Verbrechen
ausführten, schrieb er, setzt er den
Terminus Terrorismus im Wert zurück und als
Folge am Ende des Tages schädigt er die
Wirksamkeit des Kampfes dagegen. Wir stehen
nicht in einem Krieg gegen Juden.
Er ist also ein Leugner Palästinas und
zusätzlich eine Leugner des jüdischen
Terrors. Ich hab ihn sogar Vernichter (s.
unten) genannt und schimpfe auch gegen
Rassenmischung in Krankenhäusern und
verlangt, dass palästinensische und
jüdische Mütter getrennt werden. Er tut
dies alles als stolzer, unverfrorener
jüdischer Nationalist, ein Schüler von Meir
Kahane. Ein Mitglied des augenblicklichen
israelischen jüdischen Mainstream. Denk an
eine heterogene-Orthodoxe Version von Steve
Bannon, der in der Knesset sitzt und Gesetze
verabschiedet.
Aber in dieser Woche hat er sich ganz
zurückgezogen. Ein orthodox-jüdischer
Facebook-Anhänger Tehila Friedman machte
letzte Woche einen Bericht bei einer Sitzung
mit geschlossenen Türen bekannt, in der
Smotrich seinen Plan für die „Endlösung“
des Palästina-Problem darstellte. Hier ist
ihr Bericht (eine Übersetzung aus der
Facebook-Post ( s. oben)
Letzte Woche hörte ich MK Bezalel Smotrich
seinen „entscheidenden Plan“ vor einer
sehr angesehenen Gruppe von öffentlich
Offiziellen der religiös zionistischen
Bewegung präsentieren – ein Plan, um
endlich den Konflikt zu beenden und ihn (den
palästinensischen Nationalismus) zu
besiegen. Ein Plan, dessen Ziel es ist, jede
Hoffnung für einen palästinensischen
Nationalstaat zu nehmen. Drei Optionen
werden vor die Palästinenser gesetzt (und
möglichst auch den „Arabern in Israel“; das
ist noch nicht klar)
1.
Weiter in den (besetzten) Gebieten, die
vom Staat Israel annektiert werden, leben,
ohne das Recht für die Knesset zu wählen.
Ihr Status wird der von Ausländern sein,
die, - nach ihm - dem jüdischen Gesetz
folgen, das ihnen erklärt, sie müssen immer
ein wenig unter dem jüdischen Status sein.
2.
Das Land verlassen.
3.
Jene, die weder die erste noch die zweite
Option akzeptieren –was mit ihnen geschieht
wird die IDF wissen.
Als er gefragt wurde: „Ihr sprecht auch
vom Töten der Kinder und der Frauen von
Familien, die nicht bereit sind, diese
Bedingungen abzunehmen?“ Die Antwort war:
„Ja, wenn im Krieg, wie im Krieg.“
So habt ihr es: Israelische Juden leben in
einen ständigen Krieg gegen die
Palästinenser und der wird nicht enden, bis
wir ihren Wunsch eines nationalen Staates
ausgelöscht haben. Und wenn wir dies nicht
können, dann werden wir sie auslöschen.
Einige Smotrich Verteidiger haben im
Kommentar-Gedankengang des vertretenden
Knesset Sprechers lahme Behauptung bemerkt,
dass er nie gesagt habe, was Friedman
berichtete. Als Erwiderung notiere ich, dass
Tomer Persico seinen eigenen Bericht über
Smotrichs Rede in seinem hebräischen Blog
(und bei Haaretz) hat, der mehr aus dem
Inhalt seiner Rede hinzufügte. Sein Hinweis
auf drei Optionen die er den Palästinensern
anbietet, entspricht Berichten aus der
Bibel, wo Israeliten in das alte Land von
Israel einfallen. Joshua bot nach Rambam
den einheimischen Bewohnern drei Dinge an:
Sie könnten weggehen, sie könnten bleiben
und sie könnten einen niedrigeren Status
annehmen, oder sie würden sterben (und
würden keine einzige Seele am Leben lassen)
So die Verteidiger:macht Schluss mit der
Narrischkeit. Du weißt, dass er dies sagte.
Du weißt, dass er es auch so meint. Er
leugnet es jetzt, dass er gefangen worden
ist und dass er es jetzt ausruft.
In einem getrennten Interview mit Haaretz,
als er gefragt wurde, wie er jetzt mit den
Palästinensern umgehen würde, die seinen
beiden ersten Optionen widerstehen,
erwiderte er.
„Was wirst du tun? Entweder werde ch ihn
erschießen oder verhaften oder ich werde ihn
hinausjagen.
Oh ja, ich kann jetzt die Entschuldigungen
hören: Smotrich ist ein Provokateur. >Du
wirst ihm gerade die Art von Aufmerksamkeit
schenken, die er begehrt etc.etc. Das ist
es, was sie über Donald Trump, Steve Bannon
und in den Breitbart-Nachrichten, vor
weniger als einem Jahr sagten. Sie sind
Sonderfälle. Sie stehen jenseits der engen
Grenzen. Doch sieh, was mit ihnen geschieht
Betzalel Smotrich ist keine
Fehlentwicklung, keine Anomalie. Er ist
ein lebendes, atmendes Exemplar der
israelischen Gesellschafts-Politik. Er ist
ein äußerst volkstümlicher Politiker von
den weit-Rechten. Falls der herrschende
Rechte an der Macht bleibt, wird er ein
führender Minister mit kurzen Befehlen (short
Order)
Zweifel nicht an ihm, wenn er sagt, er habe
eine Endlösung für das palästinensische
Problem. Und mach keinen Fehler. Sein Plan
ist nicht anders als der von Hitler.
Sicherlich mag er ein paar Veränderungen
machen , nur um des Besitzes willen. Er wird
es abschwächen wegen des ausländischen
Konsums. Aber dies ist das Antlitz der
zukünftigen sehr Rechten. Und wenn ihm die
Maske vom Gesicht gerissen wird, dann wird
Israel zum Scheitern verurteilt sein.
Wenn du das nächste Mal Bibi über den
angeblichen Anti-Semitismus von BDS oder
über ISIS, al Qaeda, Hisbollah, den Iran
oder gegen die Hamas schimpfen hörst,
erinnere dich an diese kleine Ausgeburt von
Satan-Kahane, der nett und gemütlich auf
seiner Gesäßtasche sitzt.
Quelle (dt. Ellen
Rohlfs) |
Offizieller
Aufruf an die Welt Gesundheitsbehörde,
die sich an die hungerstreikenden
Gefangenen wendet
6.5.
17
Der Chef der Kommission der Verhafteten und
Ex-Verhafteten- Angelegenheiten (CDA) Issa
Qaraqe und der Chef der palästinensischen
Gefangenen Gesellschaft Qaddoura Fares
riefen die Weltgesundheits-Organisation zu
einer Haltung gegen die Politik der
Zwangsernährung, die vom israelischen
Gefängnisdienst an den Gefangenen
beabsichtigt ward, die seit dem 17. April
im Hungerstreik sind.
Dies kommt entsprechend dem PNN nach dem
Umlauf ähnlicher Nachrichten durch die
israelischen Medien zu Beginn der
Vorbereitung, Ärzte aus fremden Ländern zu
holen, um die hungerstreikenden Gefangenen
unter Zwang zu ernähren.
Dies folgt auch einem Beispiel mit dem
medizinischen Syndikat in Israel, das sich
weigert, die Prozedur anzuwenden, weil sie
den Tod verursacht.
Das Medien Komitee der Kommission der
Verhafteten und Ex-Verhafteten-
Angelegenheiten und der Palästinensischen
Gesellschaft bestätigte in einer Erklärung,
dass die Internationale Gemeinschaft, diese
Art von Ernährung verboten hat und behauptet
auch, dass Verhaftete das Recht haben, jede
Art von Hungerstreik als ein Mittel des
legitimen Protestes zu wählen, und keine
Partei hat das Recht bei dieser Entscheidung
zu intervenieren.
Das Komitee betrachtet dies als Lizenz zum
Töten palästinensischer Verhafteten unter
dem Vorwand, sie zu schützen.
Dies weist auch daraufhin, dass diese
Politik der Anwendung 1980 zwei Tote
verursachte: Rasem Halaweh und Ali Jafary
im Nafaha-Gefängnis während sie einen
Hungerstreit ausführten.
Außerdem wies die Kommission daraufhin,
dass die Zwangsernährung mit Instrumenten
getan wird, die „Zunda“ genannt wird, die
entweder durch den Mund oder die Nase
geführt wird. dies wird wiederholt, nachdem
man dem Gefangenen die Hände gefesselt wird.
Dies wird oft beim Einführen des Zunda von
Blutungen begleitet.
Die israelischen Behörden benützten diese
Art der Ernährung mit palästinensischen
Verhafteten, die zwischen 1970 – 1980
Hungerstreiks durchführten. Sie stoppten
dies mit der Entscheidung des Obersten
Gerichtes nach dem Tod der zwei
Verhafteten. Doch die israelische Knesset
hat dieses Gesetz 2015 noch einmal
geprüft.
Es lohnt sich zu erwähnen, dass 1500
palästinensische Verhaftete den Kampf für
Freiheit und Würde weitermachen, der am 17.
April 2017 begann, um ihre grundlegenden
Rechte zu erreichen, die ihnen aber genommen
wurden, und die sie kürzlich durch
Hungerstreik erreicht haben.
Ihre Forderungen werden durch Beenden der
Politik der Verwaltungshaft dargestellt
(unbegrenzte Haft ohne Anklageschrift oder
Prozess) Beenden der Einzelhaft und
Verhinderung von Besuchen eines Anwalts und
der Familie und anderen grundlegenden
Forderungen
Dazu: Brief der Ärzte für Menschenrechte in
Israel. (PHR in I.)
Liebe Mitglieder, in letzter Zeit droht die
Regierung, mit dem Import von Ärzten aus dem
Ausland, um die palästinensischen
Gefangenen, die im Hungerstreik sind, unter
Zwang zu ernähren. Dies wird mit der Absicht
getan, den Einwand der israelischen
medizinischen Gemeinschaft gegenüber der
Zwangsernährung zu brechen,
So versucht die Regierung, auf der
Unabhängigkeit der Ärzte, auf ihrer
Professionalität und Ethik herum zu
trampeln. So werden sie noch ein
Instrument der Unterdrückung des
Hungerstreiks und ihrem Kampf der
Gefangenen.
Der Angriff auf die medizinische
Gesellschaft geschieht nicht in einem Vakuum
und ist Teil des Angriffes der Behörden auf
Institutionen, die das Vermögen haben, zu
kritisieren oder ihre Macht einzuschränken:
das juristische System, die Medien, die
zivilen und Menschenrechtsorganisationen.
Quelle ( dt. E. Rohlfs) |
Wir haben bald die Nase voll
Zeev Sternhell, 5.5.17
Erst wenn die Israelis beginnen, zu
empfinden, dass sie in Europa nicht länger
als Gleiche wegen der Besatzung willkommen
sind, wird dies das Hauptproblem bei Wahlen
.
Nicht nur Breaking the Silence und B‘tselem,
sondern alle Menschenrechtsgruppen sollten
dem Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu
und seinen Gefolgsleuten, Kultur und
Sportminister Miri Regev und Vertreter der
Außenministerin Tzipi Hotovely dankbar sein,
dass sie auf der Weltbühne Schlüsselfiguren
in der israelischen Politik sind. Die
Treffen dieser Gruppen mit ausländischen
Diplomaten zeigen auch, dass die Außenwelt,
Regierungen und ebenso Medien der
israelischen zivilen Gesellschaft größere
Glaubwürdigkeit zumessen als
Regierungssprecher.
In ihren Aktionen und Worten enthüllen
Netanjahu und seine Lakaien nicht nur ihre
tiefe Verachtung für die Demokratie, eine
Sünde aller im israelischen rechten Flügel,
sondern auch noch einmal demonstrieren,
dass der einzige Weg, die israelische
Politik zu beeinflussen, durch Druck von
außen ist. In andern Worten, was nicht mit
Druck funktioniert, wirkt mit mehr Druck.
Bevor Deutschland und sein zurückgewiesener
Außenminister (nicht schafften) war das
kleine Belgien, das sich auch nicht von
Netanjahus schlechten Manieren abschrecken
ließ, und so wird es auch mit andern
westeuropäischen Ländern sein. Sie teilen
eine resolute Einstellung: Die Besatzung
ist illegal und ungesetzlich und wird außer
von der israelischen Rechten, einschließlich
der US von Präsident Donald Trump nicht
anerkannt.
Die Auseinandersetzung mit Deutschland
zeigte, dass die Welt beginnt, von Israel
und sein frommes Getue und schlüpfrigen
mit Olivenöl ummantelte Argumente
überdrüssig zu sein, auch von seiner
Blindheit gegenüber dem palästinensischen
Leiden und der Gleichgültigkeit gegenüber
ihren Menschenrechten, seinem Zynismus
hinsichtlich der Apartheid in den Gebieten.
Deshalb muss eine andere Frage von
entscheidender Bedeutung gestellt werden:
über das Ausmaß, in wie weit jeder
israelische Bürger persönliche Verantwortung
für all das trägt, was in den (besetzten)
Gebieten geschieht. Die Besatzung ist nicht
nur die Sache von ideologisch getriebenen
Siedlern, fanatischen Westbank-Rabbinern und
„Hügel-Rowdis“ und nicht nur der Juden, die
wegen der Vorteile oder der Notwendigkeit,
wegen der Arbeit oder des billigen Wohnens
willen in den Gebieten leben wollen. Die
Besatzung liegt innerhalb des Bereiches
persönlicher Verantwortung von einem Jeden
von uns. Wir sind alle schuldig, weil wir
alle es erlaubten, sich zu entwickeln; Wir
kämpften nicht dafür oder erhoben uns
dagegen, und die meisten von uns
unterstützen es praktisch sogar, als wir für
die Labor-Partei von Simon Peres stimmten,
dem Patron von Elon Moreh. Zurück, es würde
relativ leicht sein, die Besatzung
aufzugeben, aber zu viele von uns sehen die
Besatzung als eine Fortsetzung der
traditionellen zionistischen Aktivität, das
Land zu übernehmen
Jetzt 50 Jahre nach dem Juni 1967 leben wir
alle ziemlich gut mit den Siedlungen, da
keiner von uns, davon verletzt wurde. Keinem
Israeli ist bis jetzt der Eintritt in
irgend- ein Land verweigert worden, weil er
ein Komplize des Apartheid-Regime in den
Gebieten sei. So lang es möglich ist, gute
Waren aus den Gebieten zu exportieren, offen
oder anders werden die Proteste in Europas
Hauptstädten unwirksam sein.
Tatsächlich so lang wie jeder anerkennt,
dass Israelis nicht persönlich mit ihrer
Brieftasche und ihrer Bequemlichkeit
betroffen sind, solange sie zum Beispiel
übers Wochenende nach London fliegen können,
um eine gute Ausstellung oder ein
anständiges Fußballspiel zu sehen, werden
sie keinen Grund haben, sich über Pläne
aufzuregen, die das Land zwischen Jerusalem
und Ma’ala Adumim annektieren. Wenn aber ein
Besuch in Europa verbunden ist mit einem
monatelangen Warten auf ein teures Visum,
würden wir Israelis vielleicht beginnen,
über Nutzen und Kosten nachzudenken.
Die Schlussfolgerung ist, dass erst, wenn
Israelis zu fühlen beginnen, sie sind in
Europa nicht mehr als Gleiche willkommen und
zwar wegen der Besatzung und der Besiedlung
von besetztem Gebiet, wird die Besatzung
unsere Ansichten treffen und das
Hauptproblem bei den Wahlen sein. Erst dann
wird die erbärmliche „Besatzung“ gezwungen
sein, zu entscheiden: zwischen Kämpfen für
unsere Zukunft oder die Demagogie
weiterzuführen, während man sich selbst in
seiner Inkonsequenz verhüllt.
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs)
|
Hamas
hat sich schon 2006 hinter die
Zwei-Staaten-Lösung gestellt und damit
indirekt den Staat Israel anerkannt
Fathi Nemer -
06.05.2017
Die kürzliche
Veröffentlichung der neuen Charta der Hamas
hat bei Leuten, die sich für die Sache
Palästinas interessieren, viele Reaktionen
und Diskussionen hervorgerufen. Analysten
sind damit beschäftigt zu erklären, welche
Folgen sie für den Friedensprozess und den
Konflikt im Allgemeinen haben kann.
Die
Aufmerksamkeit für die Bekanntmachung ist
verständlich. [...] Veränderungen dieses
Kalibers sind in der palästinensischen
Innenpolitik extrem selten. Manche hoffen,
diese neue Cahrta könnte dem politischen
Prozess nach Jahren der Stagnation
vielleicht wieder Leben einhauchen.
Ohne Zweifel
bringt die neue Charta einige Änderungen,
die nötig waren, wie die Unterscheidung
zwischen den Israelis, die Palästina
besetzen und dem jüdischen Volk als ganzem,
so wie die Interpretation des Kampfes in
Palästina eher als eines anti-kolonialen als
eines religiösen. Aber die Änderung, die
scheinbar die größte Aufmerksamkeit erhält,
ist, dass die Hamas die Zweistaatenlösung in
den Grenzen von 1967 akzeptiert. Das wurde
als der größte Aufbruch der Bewegung und ein
mögliches Zeichen für eine "Mäßigung"
bezeichnet.
An diesem
speziellen Punkt muss ich widersprechen.
Wenn es um Visionen einer politischen Lösung
(resolution) geht, so zieht die neue Charta
nur mit der derzeitigen Politik der Partei
gleich und ist weniger eine Einführung in
einen Politikwandel.
Das Ausmaß, in
dem Hamas seine Politik in den vergangenen
13 Jahren geändert hat, ist meistens nicht
gebührend gewürdigt worden und unbeachtet
geblieben. Wenn wir die Wurzeln dieser neuen
Charta verstehen wollen, und wie ihre
politische Resolution ein Kontinuum – und
kein Aufbruch - der gegenwärtigen
Parteipolitik ist, so ist ein kurzer Blick
in die Geschichte der Hamas und ihren Wandel
über die Jahre nötig:
Nach vier
Jahren der zweiten Intifada machte die
palästinensische Gesellschaft eine Phase der
Erschöpfung durch. Keine politischen Erfolge
waren zu verzeichnen; es war gerade das
Gegenteil, die Lebensbedingungen hatten sich
für den Großteil der Bevölkerung
verschlechtert: 63% der Haushalte hatten
mindestens 50% weniger Einkommen. Die
Armutsrate stieg demzufolge steil an.
In diesem
Kontext sah sich die Hamas mit beachtlichen
politischen Herausforderungen konfrontiert.
Meinungsumfragen ergaben, dass Hamas eine
Legitimitätskrise durchmachte, seit Beginn
der zweiten Intifada war die Unterstützung
für sie deutlich zurückgegangen, während die
Fatah-Bewegung, ihr größter Rivale, mehr
Unterstützung erhielt.
Im Gegensatz
zu dem dogmatisch-ideologischen Image der
Hamas im Mainstreamdiskurs, haben Hamas –
und die Muslim Bruderschaft im allgemeinen
- in ihrer Politik Pragmatismus und
Verständnis für Realpolitik gezeigt, wenn es
um das Überleben der Bewegung ging.
Das konnte man
immer wieder bei der Muslim-Bruderschaft und
ihrem Navigieren im Minenfeld der
ägyptischen Politik beobachten, besonders
nach der Revolution der Freien Offiziere
1952 und der darauf folgenden Änderung von
Politik und Ideologie unter Sadat.
Ähnlich kann
man im Fall der Hamas einen solchen
Pragmatismus in ihrer eigenen Veränderung
auf die schwindende Popularität hin sehen.
Schon im Januar 2004 signalisierten die
Hamasführer, dass sie bereit wären, eine
andere Strategie zu übernehmen, wenn es
(damit) zu einem Ende des Konflikts käme.
Scheich Ahmad Yassin, ein Gründer und
geistlicher Führer der Bewegung, erklärte,
die Bewegung sei bereit ihren bewaffneten
Widerstand aufzugeben im Tausch für, wie er
es nannte, "einen echten und wirklichen
Staat", der das Westjordanland, den
Gazastreifen und Ostjerusalem umfasst. Diese
Erklärung war aber nicht exklusiv für die
ideologische und geistliche Führung der
Bewegung gedacht. Abdel Aziz al-Rantisi, zu
dieser Zeit der politische Führer der Hamas,
gab ähnliche Stellungnahmen ab und bot einen
zehn Jahre dauernden und erneuerbaren
Waffenstillstand an, wenn Israel bereit wäre
sich aus den besetzten Gebieten
zurückzuziehen und dies zur Errichtung eines
palästinensischen Staates führen würde.
Das war ein
riesiger Wandel in der politischen Rhetorik
der Hamas, die sie der Mainstream-Position
der PLO zur Konfliktlösung näher brachte:
die Zwei Staatenlösung basierend auf der
Waffenstillstandslinie von 1949. Das wurde
gleich vor Ort durch die Teilnahme der Hamas
an den palästinensischen Kommunalwahlen von
2004 bewiesen. Dies wurde als der größte
Präzedenzfall angesehen, nachdem Hamas zuvor
die Oslovereinbarungen und jeden politischen
Prozess, der daraus folgte, zurückgewiesen
hatte. Dazu gehörten Wahlkampagnen, die alle
unter der Regie der Palästinensischen
Autonomiebehörde stattfanden, die ein
direktes Ergebnis von Oslo war. Hamas ging
noch einen Schritt weiter und entschied
Mitte 2005, an den Parlamentswahlen für den
palästinensischen Legislativrat (PLC)
teilnehmen zu wollen.
Hamas ging
noch darüber hinaus und ließ jede Erwähnung
der Vernichtung Israels aus seinem
Wahlstatut weg und gab die Taktik der
Selbstmordattentate wenige Monate später
auf.
Zu diesem
Zeitpunkt war die berühmt-berüchtige
Gründungscharta der Hamas, die dafür
kritisiert wird, dass eines ihrer Ziele die
Vernichtung des israelischen Staates ist,
bereits tot. Dies wurde offiziell in einem
Interview mit dem Vorsitzenden der Hamas,
Khaled Meshal, 2010 bestätigt. In diesem
Interview wurde er über die Charta und ihre
damalige Bedeutung für die Partei befragt.
Seine Antwort war: "Das ist Teil der
Geschichte und nicht mehr relevant, kann
aber aus internen Gründen nicht geändert
werden."
Um abschätzen
zu können, ob diese Erklärungen noch für die
Politik der Bewegung repräsentativ seien,
interviewte ich Anfang 2016 Mr.Mohammed
Totah, Parlamentsmitglied und Repräsentant
der Hamas. Seine Antwort war, wenn es zu
einer politischen Resolution käme, bliebe
das Gefangenenpapier von 2006 die offizielle
Position der Bewegung.
Das
Gefangenenpapier vom 28. Juni 2006, das
Nationale Versöhnungs-Dokument der
Gefangenen, war ein von palästinensischen
Gefangenen aller Parteien in israelischen
Gefängnissen gemeinsam verfasstes Papier,
mit dem sie versuchten Fatah und Hamas zu
versöhnen und eine gemeinsame Position zu
formulieren, um damit Israel gegenüber zu
treten. Das allererste Ziel des
Gefangenenpapiers ist folgendes:
"1. Das
palästinensische Volk in der Heimat und in
der Diaspora wünscht und kämpft für die
Befreiung seines Landes, die Räumung der
Siedlungen und Evakuierung der Siedler, den
Abbau der Apartheid-Annexions- und
Trennungsmauer, die Erlangung seines Rechts
auf Freiheit, Rückkehr und Unabhängigkeit
sowie die Ausübung seines Rechts auf
Selbstbestimmung einschließlich des Rechts
seinen unabhängigen Staat mit al-Quds
al-Shareef (Ostjerusalem) als seine
Hauptstadt in allen 1967 besetzten Gebieten
zu errichten..."
Das war kaum
das erste Mal, dass Hamas einem Staat in den
Grenzen von 1967 zustimmte, und auch nicht
das letzte Mal. Khaled Meshal bestätigte
diese Position noch einmal in einem
Interview Mitte 2016, in dem er festellte,
dass
die Hamas
"ein
gemeinsames arabisch-palästinensisches
Programm akzeptiert hat, das auf den Grenzen
von 1967 und Ostjerusalem als seiner
Hauptstadt basiert".
Hinter dieser
stolzen Rhetorik war die offizielle Position
der Hamas bereits eine Zeit lang die
Zwei-Staaten-Lösung. Ihre Wandlung von einem
Spielverderber (spoiler) in einen Spieler
ist oft nicht beachtet worden, vielleicht
aus einem Mißverständnis der internen
palästinensischen Politik heraus oder
vielleicht, weil das Beibehalten eines
bestimmten Bildes von der Hamas für manche
Beteiligte vorteilhafter ist.
Das, was die
Zwei Staaten-Lösung der Hamas am meisten von
der PLO trennte, war die Frage der
Flüchtlinge. Hamas sagt klar, dass die
Flüchtlinge ein bedingungsloses Recht auf
Rückkehr haben. Dagegen betont die PLO, dass
es um"eine gerechte Lösung der
Flüchtlingsfrage" gehe, ohne jemals
auszuführen, wie diese aussehen solle, und
ob sie überhaupt eine Rückkehr beinhaltet.
Ungeachtet
dessen, was Israel damals behauptete, war
Hamas für die Idee der Zwei Staaten-Lösung
für einen beachtlichen Zeitraum offen.
Trotzdem ist es jetzt ein
Ablenkungsmanöver. Die Akzeptanz der PLO für
die Zwei Staaten-Lösung hat sie nach
Jahrzehnten langen Verhandlungen nicht näher
an deren Verwirklichung gebracht. Vor der
Gründung der Hamas, die eine relativ neue
Zugabe zum Konflikt ist, waren die
Palästinenser dem Frieden (auch) nicht näher
als sie es jetzt sind. Israel hat mit denen
verhandelt, die es anerkannten, und hat sich
dennoch geweigert, seinerseits (Palästina)
anzuerkennen. Der eine gemeinsame Nenner
hier ist Israels Unnachgiebigkeit und seine
fortgesetzte Expansionspolitik und sein
Kolonialismus.
Die
israelischen Vorwände und Rechtfertigungen
sind vielfältig. Die alte Charta ist nur
eine, und ich vermute, mit der Zeit werden
neue auftauchen. Aber eine Sache bleibt
sicher: Israel ist die Partei, die die
Kontrolle ausübt (party in control) und die
alle Karten in der Hand hat, Israel allein
hat den Schlüssel für das Erreichen einer
Verhandlungslösung, es sollte sie nur
wählen. Wenn man die israelische Politik
seit Beginn des Friedensprozesses anschaut,
sollte klar sein, welche Wahl das gewesen
ist.
Quelle
Übersetzung:
K. Nebauer |
Ein
republikanischer Plan für
'Friedenstiften': den Willen der
Palästinenser brechen und sie zwingen die
Niederlage zu akzeptieren
Allison Deger
- 08.05.2017
Während
Präsident Donald Trump sich für seine erste
Auslandsreise nach Israel vorbereitet, wo er
angeblich den Plan seiner Administration für
die Schaffung eines palästinensischen
Staates (ohne Ostjerusalem als Hauptstadt)
verkünden will, plädieren Mitglieder seiner
eigenen Partei für einen alternativen Plan:
"Israelischer Sieg, palästinensische
Niederlage".
Das entspricht
dem Slogan des neuen Kongress Ausschusses
"Israel Victory", der am 27. April 2017 im
Rayburn House Office Building von den
Mitvorsitzenden Republikanern Bill Johnson
(R-OH) und Ron DeSantis (R-FL) auf einer
Pressekonfrenz angelaufen ist. Die
Kongressmitglieder Keith Rothfus (R-PA),
Doug Lamborn (R-CO) und Alex Mooney (R-WV)
waren ebenfalls anwesend. Die Veranstaltung
skizzierte die Schlüsselpolitiken, für deren
Weiterverfolgung sich der Ausschuss bei der
Trump Administration einsetzen will:
Verlegung der
US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem,
ein Ende der finanziellen Förderung der
Palästinensischen Autonomiebehörde und der
UN-Agenturen, die den Palästinensern
(humanitäre) Hilfe gewähren, durch die USA,
und Sicherheit für die israelischen Siedler,
die in besetztem palästinensischem
Territorium leben.
Israel solle
"die Palästinenser davon überzeugen, dass
sie verloren haben", sagte der Leiter des
Middle East Forum Daniel Pipes, der auf der
Veranstaltung sprach.
Der Ausschuss
sagt, er wolle sich nicht mit historischen
Kompromissen oder der Teilung des Landes
befassen. Statt dessen verlangt er, die
Palästinenser sollten die israelischen Ziele
akzeptieren. "Sieg heißt, dass du deinen
Willen deinem Feind aufzwingst, so dass er
nicht mehr länger kämpfen will; ich denke,
das ist hier das Wesentliche", sagte Pipes.
"Gewinnen
bedeudet nicht, dass du deinen Feind
abschlachtest, aber es bedeutet, deinem
Feind deinen Willen aufzuzwingen", fuhr er
fort.
Pipes ist ein
rechtsextremer Historiker, der insbesondere
darauf beharrt, dass Präsident Barack Obama
ein Muslim ist. Das Southern Poverty Law
Center listet ihn als einen
"anti-muslimischen Extremisten" auf und
sagte, sein Middle East Forum sei ein
"ziemlich großer Geldgeber für Muslim-Basher,
die auch noch radikaler sind als er".
Während der Wahlkampagne von 2016
unterstützte Pipes Senator Ted Cruz und
verglich Trump mit dem italienischen
Faschisten Benito Mussolini: "Wenn diese
Politik kein Vorbild in den höchsten
Bereichen der amerikanischen Politik hat,
dann hat sie es woanders, und sie hat einen
Namen: Neofaschismus", schrieb Pipes im
April 2016.
Als Trump im
August vergangenen Jahres nicht in die USA
einreisen lassen wollte, äußerte sich Pipes
sehr freundlich über Trump in einem
Interview mit Breitbart, wo Pipes und andere
leitende Mitarbeiter vom Middle East Forum
als häufige Beitragszahler und reguläre
Gäste bei ihrem Sirius XM radio program
Arbeitssitzungen hielten.
Pipes und
sein think-tank sind die Beratergruppe von
Johnson und DeSantis. Beide
Kongressmitglieder formulieren erst seit
kurzem Richtlinien für die Schaffung von
Frieden in Nahost. Johnson erzählte den
Medien, seine erste Reise in die Region sei
eine für gewählte Mandatsträger kostenlose
jüdisch-christliche Reise 2014 gewesen, wo
er mit der Seilbahn über das "Hebrontal"
gefahren sei, "das war eine Sache , die
(mir) Angst gemacht hat", sagte er.
Johnson
erklärte, der Ausschuss sehe es so, dass die
Israelis und die Palästinenser sich in einem
sich lang hinziehenden "Kriegszustand"
befänden. Wenn Kriege nur endeten, wenn eine
Partei Sieger wird, dann wünschte er, dass
der Sieger Israel wäre.
"Israel war
fast 70 Jahe lang mit seinen unmittelbaren
Nachbarn um sein Existenzrecht als
Nationalstaat Israel – dem Nationalstaat des
jüdischen Volkes – Krieg geführt, und wir
glauben, dass Israel in diesem Krieg
siegreich war. Und diese Realität muss
anerkannt werden", sagte Johnson.
Nach dem
Gespräch sagte Johnson auf die Frage, ob er
hinter der Vision Trumps von einem
palästinensischen Staat stehe, er und der
Ausschuss seien gegen (einen
palästinensischen Staat): "Ich persönlich
unterstütze nicht die Zwei-Staaten-Lösung.
Zumindest für die derzeitige Denkweise der
Palästinenser ist das noch nicht das
Endergebnis, das ist nur ein Mittel für eine
andere Lösung."
Johnson fügte
hinzu, man hätte ihm im Weissen Haus nicht
gesagt, dass man an einem Deal für einen
palästinensischen Staat arbeite.
"Ich selbst
habe das von der Administration nicht
gehört. Das einzige, was ich vom Präsidenten
gehört habe, ist dass er für einen Umzug der
Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem ist",
sagte er.
In den Tagen
nach dem Start der Gruppe von Johnson, wies
Trump darauf hin, dass er seine Reise nach
Israel am 22. Mai 2017 benützen wolle, um
ein neues Paradigma für Verhandlungen
zwischen Israelis und Palästinensern unter
Vermittlung der USA verkünden werde. Am 3.
Mai hat sich Trump mit Abbas getroffen, und
beide haben eine gemeinsame Pressekonferenz
gehalten. Der Austausch war warm. Trump
sagte, Israelis und Palästinenser kämen
"wunderbar" miteinander aus.
Daraufhin hat
Netanyahu Trumps Angebot von
Friedensgesprächen widerwillig akzeptiert,
nicht ohne einen Seitenhieb auf Abbas zu
machen.
"Der Präsident
(Trump) sucht nach Wegen für die
Wiederaufnahme des Friedensprozesses mit den
Palästinensern. Ich teile diesen Wunsch, so
wie es auch die (jüdischen) Bürger Israels
tun. Wir möchten Frieden. Wir erziehen auch
unsere Kinder für den Frieden. Ich habe Abu
Mazen gehört, der Terroristen preist und
ihnen je nach der Schwere der Morde, die sie
an Israelis begangen haben, Geld zahlt; ich
habe Abu Mazen sagen hören, dass die
Palästinenser ihre Kinder auch zum Frieden
erziehen. Tut mir leid, aber das stimmt
einfach nicht", sagte Netanyahu.
Mit Netanyahus
Statement, das darauf hindeutet, dass er
Trumps Plan akzeptiert, ist das, was der
'Siegesausschuss' erreichen kann,
wahrscheinlich darauf beschränkt, die
Rhetorik der Administration zu beeinflussen.
"Israel ist
nicht das Problem im Nahen Osten, Israel ist
die Lösung im Nahen Osten", sagte DeSantis
beim Lunch im Ausschuss. Und fügte hinzu:
"Israel ist ein Rohdiamant."
Beim Lunch im
Ausschuss sprach auch Gary Lee Bauer,
Untersekretär für Bildung unter Reagan und
Vorstandsmitglied des Emergency Committee
for Israel, eine Gruppe, die Obama
attackierte, weil er "nicht pro-Israel"
wäre. Er sagte: Wenn du einen Konflikt
zwischen Barbarei und Zivilsation siehst,
dann musst du dich für die Zivilisation
zusammentun."
Quelle:
www.mondoweiss.net/2017/05/republican-palestinians-defeat/
Übersetzung: K. Nebauer
|
Neue
Charta, alte Politik
- Fathi
Nemer - 06.05.2017 - Die kürzliche
Veröffentlichung der neuen Charta der Hamas
hat bei Leuten, die sich für die Sache
Palästinas interessieren, viele Reaktionen
und Diskussionen hervorgerufen. Analysten
sind damit beschäftigt zu erklären, welche
Folgen sie für den Friedensprozess und den
Konflikt im Allgemeinen haben kann.
Die
Aufmerksamkeit für die Bekanntmachung ist
verständlich. [...] Veränderungen dieses
Kalibers sind in der palästinensischen
Innenpolitik extrem selten. Manche hoffen,
diese neue Cahrta könnte dem politischen
Prozess nach Jahren der Stagnation
vielleicht wieder Leben einhauchen.
Ohne Zweifel
bringt die neue Charta einige Änderungen,
die nötig waren, wie die Unterscheidung
zwischen den Israelis, die Palästina
besetzen und dem jüdischen Volk als ganzem,
so wie die Interpretation des Kampfes in
Palästina eher als eines anti-kolonialen als
eines religiösen. Aber die Änderung, die
scheinbar die größte Aufmerksamkeit erhält,
ist, dass die Hamas die Zweistaatenlösung in
den Grenzen von 1967 akzeptiert. Das wurde
als der größte Aufbruch der Bewegung und ein
mögliches Zeichen für eine "Mäßigung"
bezeichnet.
An diesem
speziellen Punkt muss ich widersprechen.
Wenn es um Visionen einer politischen Lösung
(resolution) geht, so zieht die neue Charta
nur mit der derzeitigen Politik der Partei
gleich und ist weniger eine Einführung in
einen Politikwandel.
Das Ausmaß, in
dem Hamas seine Politik in den vergangenen
13 Jahren geändert hat, ist meistens nicht
gebührend gewürdigt worden und unbeachtet
geblieben. Wenn wir die Wurzeln dieser neuen
Charta verstehen wollen, und wie ihre
politische Resolution ein Kontinuum – und
kein Aufbruch - der gegenwärtigen
Parteipolitik ist, so ist ein kurzer Blick
in die Geschichte der Hamas und ihren Wandel
über die Jahre nötig:
Nach vier
Jahren der zweiten Intifada machte die
palästinensische Gesellschaft eine Phase der
Erschöpfung durch. Keine politischen Erfolge
waren zu verzeichnen; es war gerade das
Gegenteil, die Lebensbedingungen hatten sich
für den Großteil der Bevölkerung
verschlechtert: 63% der Haushalte hatten
mindestens 50% weniger Einkommen. Die
Armutsrate stieg demzufolge steil an.
In diesem
Kontext sah sich die Hamas mit beachtlichen
politischen Herausforderungen konfrontiert.
Meinungsumfragen ergaben, dass Hamas eine
Legitimitätskrise durchmachte, seit Beginn
der zweiten Intifada war die Unterstützung
für sie deutlich zurückgegangen, während die
Fatah-Bewegung, ihr größter Rivale, mehr
Unterstützung erhielt.
Im Gegensatz
zu dem dogmatisch-ideologischen Image der
Hamas im Mainstreamdiskurs, haben Hamas –
und die Muslim Bruderschaft im allgemeinen
- in ihrer Politik Pragmatismus und
Verständnis für Realpolitik gezeigt, wenn es
um das Überleben der Bewegung ging.
Das konnte man
immer wieder bei der Muslim-Bruderschaft und
ihrem Navigieren im Minenfeld der
ägyptischen Politik beobachten, besonders
nach der Revolution der Freien Offiziere
1952 und der darauf folgenden Änderung von
Politik und Ideologie unter Sadat.
Ähnlich kann
man im Fall der Hamas einen solchen
Pragmatismus in ihrer eigenen Veränderung
auf die schwindende Popularität hin sehen.
Schon im Januar 2004 signalisierten die
Hamasführer, dass sie bereit wären, eine
andere Strategie zu übernehmen, wenn es
(damit) zu einem Ende des Konflikts käme.
Scheich Ahmad Yassin, ein Gründer und
geistlicher Führer der Bewegung, erklärte,
die Bewegung sei bereit ihren bewaffneten
Widerstand aufzugeben im Tausch für, wie er
es nannte, "einen echten und wirklichen
Staat", der das Westjordanland, den
Gazastreifen und Ostjerusalem umfasst. Diese
Erklärung war aber nicht exklusiv für die
ideologische und geistliche Führung der
Bewegung gedacht. Abdel Aziz al-Rantisi, zu
dieser Zeit der politische Führer der Hamas,
gab ähnliche Stellungnahmen ab und bot einen
zehn Jahre dauernden und erneuerbaren
Waffenstillstand an, wenn Israel bereit wäre
sich aus den besetzten Gebieten
zurückzuziehen und dies zur Errichtung eines
palästinensischen Staates führen würde.
Das war ein
riesiger Wandel in der politischen Rhetorik
der Hamas, die sie der Mainstream-Position
der PLO zur Konfliktlösung näher brachte:
die Zwei Staatenlösung basierend auf der
Waffenstillstandslinie von 1949. Das wurde
gleich vor Ort durch die Teilnahme der Hamas
an den palästinensischen Kommunalwahlen von
2004 bewiesen. Dies wurde als der größte
Präzedenzfall angesehen, nachdem Hamas zuvor
die Oslovereinbarungen und jeden politischen
Prozess, der daraus folgte, zurückgewiesen
hatte. Dazu gehörten Wahlkampagnen, die alle
unter der Regie der Palästinensischen
Autonomiebehörde stattfanden, die ein
direktes Ergebnis von Oslo war. Hamas ging
noch einen Schritt weiter und entschied
Mitte 2005, an den Parlamentswahlen für den
palästinensischen Legislativrat (PLC)
teilnehmen zu wollen.
Hamas ging
noch darüber hinaus und ließ jede Erwähnung
der Vernichtung Israels aus seinem
Wahlstatut weg und gab die Taktik der
Selbstmordattentate wenige Monate später
auf.
Zu diesem
Zeitpunkt war die berühmt-berüchtige
Gründungscharta der Hamas, die dafür
kritisiert wird, dass eines ihrer Ziele die
Vernichtung des israelischen Staates ist,
bereits tot. Dies wurde offiziell in einem
Interview mit dem Vorsitzenden der Hamas,
Khaled Meshal, 2010 bestätigt. In diesem
Interview wurde er über die Charta und ihre
damalige Bedeutung für die Partei befragt.
Seine Antwort war: "Das ist Teil der
Geschichte und nicht mehr relevant, kann
aber aus internen Gründen nicht geändert
werden."
Um abschätzen
zu können, ob diese Erklärungen noch für die
Politik der Bewegung repräsentativ seien,
interviewte ich Anfang 2016 Mr.Mohammed
Totah, Parlamentsmitglied und Repräsentant
der Hamas. Seine Antwort war, wenn es zu
einer politischen Resolution käme, bliebe
das Gefangenenpapier von 2006 die offizielle
Position der Bewegung.
Das
Gefangenenpapier vom 28. Juni 2006, das
Nationale Versöhnungs-Dokument der
Gefangenen, war ein von palästinensischen
Gefangenen aller Parteien in israelischen
Gefängnissen gemeinsam verfasstes Papier,
mit dem sie versuchten Fatah und Hamas zu
versöhnen und eine gemeinsame Position zu
formulieren, um damit Israel gegenüber zu
treten. Das allererste Ziel des
Gefangenenpapiers ist folgendes:
"1. Das
palästinensische Volk in der Heimat und in
der Diaspora wünscht und kämpft für die
Befreiung seines Landes, die Räumung der
Siedlungen und Evakuierung der Siedler, den
Abbau der Apartheid-Annexions- und
Trennungsmauer, die Erlangung seines Rechts
auf Freiheit, Rückkehr und Unabhängigkeit
sowie die Ausübung seines Rechts auf
Selbstbestimmung einschließlich des Rechts
seinen unabhängigen Staat mit al-Quds
al-Shareef (Ostjerusalem) als seine
Hauptstadt in allen 1967 besetzten Gebieten
zu errichten..."
Das war kaum
das erste Mal, dass Hamas einem Staat in den
Grenzen von 1967 zustimmte, und auch nicht
das letzte Mal. Khaled Meshal bestätigte
diese Position noch einmal in einem
Interview Mitte 2016, in dem er festellte,
dass
die Hamas
"ein
gemeinsames arabisch-palästinensisches
Programm akzeptiert hat, das auf den Grenzen
von 1967 und Ostjerusalem als seiner
Hauptstadt basiert".
Hinter dieser
stolzen Rhetorik war die offizielle Position
der Hamas bereits eine Zeit lang die
Zwei-Staaten-Lösung. Ihre Wandlung von einem
Spielverderber (spoiler) in einen Spieler
ist oft nicht beachtet worden, vielleicht
aus einem Mißverständnis der internen
palästinensischen Politik heraus oder
vielleicht, weil das Beibehalten eines
bestimmten Bildes von der Hamas für manche
Beteiligte vorteilhafter ist.
Das, was die
Zwei Staaten-Lösung der Hamas am meisten von
der PLO trennte, war die Frage der
Flüchtlinge. Hamas sagt klar, dass die
Flüchtlinge ein bedingungsloses Recht auf
Rückkehr haben. Dagegen betont die PLO, dass
es um"eine gerechte Lösung der
Flüchtlingsfrage" gehe, ohne jemals
auszuführen, wie diese aussehen solle, und
ob sie überhaupt eine Rückkehr beinhaltet.
Ungeachtet
dessen, was Israel damals behauptete, war
Hamas für die Idee der Zwei Staaten-Lösung
für einen beachtlichen Zeitraum offen.
Trotzdem ist es jetzt ein
Ablenkungsmanöver. Die Akzeptanz der PLO für
die Zwei Staaten-Lösung hat sie nach
Jahrzehnten langen Verhandlungen nicht näher
an deren Verwirklichung gebracht. Vor der
Gründung der Hamas, die eine relativ neue
Zugabe zum Konflikt ist, waren die
Palästinenser dem Frieden (auch) nicht näher
als sie es jetzt sind. Israel hat mit denen
verhandelt, die es anerkannten, und hat sich
dennoch geweigert, seinerseits (Palästina)
anzuerkennen. Der eine gemeinsame Nenner
hier ist Israels Unnachgiebigkeit und seine
fortgesetzte Expansionspolitik und sein
Kolonialismus.
Die
israelischen Vorwände und Rechtfertigungen
sind vielfältig. Die alte Charta ist nur
eine, und ich vermute, mit der Zeit werden
neue auftauchen. Aber eine Sache bleibt
sicher: Israel ist die Partei, die die
Kontrolle ausübt (party in control) und die
alle Karten in der Hand hat, Israel allein
hat den Schlüssel für das Erreichen einer
Verhandlungslösung, es sollte sie nur
wählen. Wenn man die israelische Politik
seit Beginn des Friedensprozesses anschaut,
sollte klar sein, welche Wahl das gewesen
ist.
Quelle
Übersetzung:
K. Nebauer |
Wie
zionistischer
Terror das Schicksal Palästinas
bestimmte
Thomas Suarez Olive - 15.3.
2017
Israels Propaganda-Strategiebuch versucht,
den palästinensischen Befreiungskampf als
eine Frage des Terrors, nicht des Gebietes
hinzustellen. Dank eines pflicht-bewussten
Mediums hat diese Bemühung, die
Palästinenser als Terroristen hinzustellen,
einen bedeutenden Zug unter einigen
Demographien gegeben.
Aber wie kam Terrorismus nach Palästina und
was waren seine Folgen, historisch und
heute?
Thomas Suarez wirft in seinem Buch viel
neues Licht auf diese Fragen „State of
Terror“: wie Terror das
moderne Israel schuf“. Er machte dies
größtenteils durch sorgfältiges Durchgehen
von bisherig vernachlässigten freigegebenen
Dokumenten in den britischen
National-Archiven, die die Periode des
britischen Mandats von Palästina (1920 –
1948) umfasst.
Suarez Haupt-These ist, dass zionistischer
Terrorismus „letztlich den Lauf der
Ereignisse während des Mandats diktierte: es
ist israelischer Staatsterror, der die
Ereignisse bis heute bestimmt.
Der Autor rät zur Vorsicht, während er
unmissverständlich den palästinensischen
Terrorismus gegen Zivilisten verurteilt,
erkennt er an, dass einige auf Grund einer
asymmetrischen Macht zu extremen Maßnahmen
greifen: z.B. als Reaktion von Versuchen,
das palästinensische Volk zu unterwerfen und
seine Ressourcen, sein Land und Arbeit zu
enteignen.
Zionistischer Terrorismus hat das Ziel,
palästinensische Araber daran zu hindern,
ihr Recht auf Selbstbestimmung auszuüben.
Und wenn einem Aggressor Widerstand
begegnet, kann er kaum Selbstverteidigung
als Rechtfertigung für seine eigenen
Gewaltakte nennen. Ansonsten würden alle
Aggressionen selbst-gerechtfertigt, schreibt
Suarez.
Suarez ist kein professioneller
Historiker. Doch „State-of- terror“
ist von solchen Leuten wie dem
israelischen Historiker Ilan Pappe
gepriesen worden, der auf dem Bucheinband es
eine „Tour de Force“ ( nicht Tour de
France) nennt und es ist „die erste
umfassende Analyse der Gewalt, die von der
zionistischen Bewegung vor und nach der
Gründung Israels angewandt wurde.
Tatsächlich ist Suarez’ Gelehrsamkeit
beeindruckend. Das Buch umfasst fast 700
Fußnoten, die hauptsächlich auf
Original-Quellen hinweisen.
Aufschlussreiche Betrachtung
Das Buch „State of Terror“ ist eine
aufschlussreiche Betrachtung der
Geschichte. Dies ist in den Anfangskapiteln
besonders offensichtlich, die die Periode
beinhalten, die zum britischen Mandat führt
und die Erteilung der Balfour-Erklärung 1917
erklären, in der Groß-Britannien „ein
nationales Heim“ für die Juden verspricht.
Suarez bietet eine eindringliche Analyse von
den Wurzeln der zionistischen Ideologie, die
nicht nur seine rassistische Untermauerung
und kolonialistische Haltung gegenüber den
Arabern zeigt , sondern auch einen Versuch
macht, ihre politische, religiöse und
kulturelle Vorherrschaft über das jüdische
Volk zu zeigen. In einem Sinn deckt Suarez
den politischen Zionismus als eine Form des
Anti-Semitismus‘ und eine Art von
Totalitarismus auf.
Die zionistische Misshandlung von Juden ist
ein Unterthema, die durch Suarez Narrative
läuft. Die frühen zionistischen Führer
versuchten, Juden eher als eine „Rasse“ und
eine „Nationalität“ hinzustellen, denn als
ein Volk des Glaubens und der ethnischen
Identität. Zionistische Führer wie David Ben
Gurion behaupteten, die Juden seien
„verpflichtet in Palästina zu siedeln“.
Suarez zitiert einen frühen Opponenten des
Zionismus, den englisch-jüdischen
Journalisten und Historiker Lucien Wolf,
der den Zionismus als eine umfangreiche
Kapitulation gegenüber den Verleumdungen der
Anti-Semiten, die den jüdischen Kampf für
Gleichheit in ihren Heimatländern behindern
würden.
Um diese Behauptung zu unterstützen, bemerkt
Wolf, dass Arthur James Balfour, der
Außenminister in der Zeit der Erklärung war,
(und die seinen Namen trägt), so scheint er
motiviert worden zu sein, ein „nationales
Heim“ für Juden zu versprechen. Der Grund
mag klassischer Antisemitismus ( in Europa,
und Russland) zu sein: Als
Ministerpräsident hatte Balfour (1905)
versucht, die jüdischen Flüchtlinge, die vor
den zaristisch-Russischen Progromen flohen,
und nach Großbritannien einwandern
wollten, zu blockieren: er sah sie als ein
„Unbestrittenes Übel“ an.
Suarez machte die effectvole Behauptung,
dass die „meisten Opfer“ der gezielten
Morde im Mandat Palästina von zionistischen
Para-Militärs ausgeführt wurden, Juden
waren, zum Teil weil diese Milizen, die aus
britisch jüdischen Soldaten und Polizei
bestand, als Verräter bezeichnete. Dies war
auch während des 2. Weltkriegs der Fall,
als Großbritannien in einem Kampf um Leben
und Tod gegen Nazi-Deutschland war.
Teilungsplan- Kapitulation
Der „State of Terror“ behauptet, dass die
meisten Terrorismus-Akte gegen
palästinensisch arabische Zivilisten
gerichtet wurden. Die Labor-Partei und der
revisionistische Flügel des Zionismus‘
beteiligten sich am Terrorismus und stießen
oft mit terroristischen Attacken gegen
einander, die schließlich nach dem Ende des
2. Weltkrieges in der berühmten Attacke auf
das King David-Hotel im Juli 1946 bei der
es viele Tote gab: 41 palästinensische
Araber, 28 Briten 17 Juden, 2 Armenier 1.
Russen und 1 Ägypter töteten.
Suarez behauptete, dass der UN-Teilungsplan
von 1947 bei weitem eine Kapitulation
gegenüber diesem Terrorismus war. Hier
unterscheidet sich seine Aussage von dem,
was andere Historiker einschließlich Tom
Segev behaupten. Dieser spricht von einem
kompletten Palästina: Juden und Araber
unter dem britischen Mandat (1948), das das
erschöpfte und bankrotte britische Empire
beabsichtigte, Palästina zu verlassen -
ungeachtet des zionistischen Terrorismus.
In Segevs Bericht war der britische Abgang
ein vorher bestimmter Entschluss und der
Terrorismus von beiden den Labor-Zionisten
und die von Revisionisten geführte Miliz
stellte einen Wettbewerb dar zwischen ihnen
um Kontrolle des Staates, der bald errichtet
werden sollte.
„ Die Briten waren nicht der wirkliche
Feind,“ schreibt Segev, „die Araber waren
es.“
Die zahlreichen Akte des Terrorismus gegen
die palästinensischen Zivilisten während der
Nakba von 1947 -49, wie z.B- das Massaker
von Deir Yassin spielt eine wichtige Rolle
in Suarez abschließenden Kapiteln.
Mit der Errichtung von Israel 1948 wurde
der paramilitärische Terrorismus zum
offiziellen Staats-Terrorismus.
Suarez ruft die Orwellsche Neusprech
heraus, dass die Staatlichkeit scheinbar
Terrorakte freigibt,, indem sie die
Reaktion der Weltmeinung nach Deir-Yassin
im April 1948 mit dem blutigen Massenmord,
der im Dorf al-Dawayima im Oktober 1948
geschah, nach dem Israel die Staatlichkeit
erklärte.
Das Massaker, bei dem geschätzte 145 Leute
umkamen, wurde weithin – nach Suarez als
eine Militär-Aktion angesehen, obwohl dies
kürzlich die Wissenschaft genauer
beschrieb: es ist ein Beispiel von
Staatsterror.
Suarez schenkte beträchtliche den
zionistischen Bemühungen Aufmerkasamkeit,
die Holocaust-Überlebenden daran zu
hindern, in andere Länder zu emigrieren
statt nach Palästina und junge Überlebende
Juden aus Pflegeheimen in Europa zu
kidnappen und dann nach Palästina zu
bringen.
Hier bezieht sich Suarez auf Grodzinsky‘s
wegweisendes Buch: „ In the Shadow of the
Holocaust: der Kampf zwischen Juden und
Zionisten nach dem 2.Weltkrieg (2004)
Suarez erzählt auch vom falschen
Flaggen-Terror in Ägypten, dafür bestimmt,
die US –Unterstützung für Israel zu
gewinnen. In jener Zeit berühmt, aber
seitdem weithin vergessen: Israels Einheit
131 führte terroristische Bomben Attentate
gegen Zivilisten in Alexandria und Kairo
durch, hautsächlich Kinos, die vor allem
von US und britischen Bürgern besucht
wurden.
Er schließt auch die schändliche
Schuldzuweisung von Holocaust-Überlebenden
durch israelische und zionistische
Offizielle ein für Akte von kollektiver
Strafe, die im Geheimen von israelischen
militärischen Kräften ausgeführt wird wie
das Massaker im Westbank-Dorf Qubiya 1953,
das von der Einheit 101 unter dem Kommando
von Ariel Sharon ausgeführt wird.
„State of Terror“
ist ein umfassender Führer des
zionistischen und israelischen
Staats-Terrorismus und einer, der wertvolles
Licht auf die Situation von heute wirft.
Wie Suarez schließt: „Terrorismus … ist das
einzige Mittel, mit dem eine einheimische
Bevölkerung unterworfen, entmenschlicht und
vertrieben werden kann. Dies ist die
Realität vom heutigen
Israel-Palästina-Konflikt.“
Quelle
(dt. geringfügig gekürzt Ellen Rohlfs) |
Die
Chance Trump – einige Palästinenser sind
optimistisch für den Abbas' Besuch im Weißen
Haus -
Philip Weiss - 3. 5. 2017 -
Heute trat
Donald Trump mit dem palästinensischen
Präsidenten Mahmud Abbas im Weissen Haus
auf; Trump sprach vage über "Frieden",
während Abbas Trumps Führerschaft als Chance
für einen "historischen Friedensvertrag"
pries, der die "Besatzung" beenden würde.
Trump sagte
nichts Kritisches über Israel, beschuldigte
aber die palästinensischen Führer Kinder zur
Gewalt zu animieren.
"Es gibt
dort so viel Hass. Aber hoffentlich wird es
nicht mehr lange solch einen Hass geben. Wir
wollen Frieden schaffen zwischen den
Israelis und den Palästinensern. Wir werden
es machen. Wir werden hart arbeiten, um es
zu schaffen. Es war schon lange Zeit so,
aber wir werden gewissenhaft (daran)
arbeiten. Und ich denke, es gibt eine sehr,
sehr gute Chance, und ich denke, Sie meinen
das auch so".
Abbas über die
Besatzung:
"Mr.
President, es ist für Israel an der Zeit
seine Besatzung unseres Volkes und unseres
Landes nach 50 Jahren zu beenden. Wir sind
das einzige Volk der Welt, das noch unter
einer Besatzung lebt. Wir sehnen uns danach
und wollen unsere Freiheit, unsere Würde und
unser Recht auf Selbstbestimmung erlangen.
Auch wünschen wir, dass Israel den
palästinensischen Staat anerkennt so wie das
palästinensische Volk den Staat Israel
anerkennt.
Mr.
President, ich versichere Ihnen, dass wir
unsere Jugend, unsere Kinder und Enkel zu
einer Kultur des Friedens erziehen."
Letzte Nacht
erzählte mir ein alter Freund, dass Donald
Trump plötzlich so aufgeregt und so
begeistert für ein ultimatives Abkommen ist,
dass manche Palästinenser auf Präsident
Abbas' Besuch im Weißen Haus blicken als dem
Präsentanten einer realen Hoffnung auf einen
Durchbruch aus der 70 Jahre dauernden
Sackgasse zu dem Versprechen der Welt, dem
palästinensischen Volk Selbstbestimmung zu
gewähren. Ich weiß, das wird vielen
lächerlich vorkommen. [...]
Dieser
Optimismus wird allen voran von Jibril
Rajoub, einem Führer der Fatah in Newsweek
ausgedrückt: Lasst uns die Gelegenheit mit
Trump nicht verpassen!
"Präsident Trump hat in einer
Pressekonferenz mit dem jordanischen König
Abdullah am 5. April noch einmal seiner
Hoffnung Ausdruck gegeben, "endlich
erfolgreich Frieden zwischen dem
palästinensischen Volk und Israel zu
finden".
Wir sind
deshalb mehr denn je überzeugt, dass dieser
Frieden mit der unparteilichen Unterstützung
der USA noch immer möglich ist, wie weit
entfernt er heute auch erscheinen mag."
Rajoub preist
Trump dafür, dass er Netanyahu nahe gelegt
hat nicht so viele Siedlungen zu bauen, und
"Im Juni
wird unser Volk des 50. Jahrestages der
israelischen Besatzung gedenken. Die Trump
Administration bietet eine Chance, um diesen
Jahrzehnte langen Konflikt zu einem Ende zu
bringen und den Beginn einer neuen Ära des
Friedens, der Sicherheit und der
historischen Versöhnung zu markieren. Lasst
uns diese Chance nicht verpassen."
William Booth
von der Post berichtet, dass andere in Abbas
Umgebung ebenso hoffnungsvoll sind:
"die arabischen Führer und ihre
Berater äußern eine Art von Optimismus, wie
man ihn es jahrelang nicht gehört hat.
Die
Palästinenser sagen, Trump könnte – mit der
richtigen Mischung von Bombastik und
Unberechenbarkeit – der Mann für die
Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen mit
Israel sein, mit dem Ziel die Grenzen
Palästinas, eine Hauptstadt und einen Staat
abzusichern (zu gewährleisten)."
Ein positives
Zeichen ist, dass die Israel-Lobbyisten über
dieses Treffen nicht erfreut sind. David
Makovsky von WINEP sagt, die Erwartungen von
dem Treffen Trump und Abbas seien
"unglaublich niedrig", wie Booth berichtet.
Shibley
Telhami teilt solche Erwartungen. Er hat
einen Artikel in der Washington Post, in dem
er sagt, Trump habe "palästinensischen
Optimisten" Mut gemacht. Der Ansatz des
Präsidenten sei aber irrig.
"Palästinensische Optimisten haben Grund zu
glauben, dass Trump die Diplomatie in eine
verheißungsvolle Richtung vorantreibt. Er
preist einen regionalen Ansatz an, wie ihn
die Araber seit der arabischen Initiative in
den letzten 15 Jahren bevorzugt haben. Trump
erwägt eine Reise in den Nahen Osten Ende
des Monats, teilweise um Schwung in die
Diplomatie zu bringen. Der Köder eines
umfassenderen Friedens, nämlich zwischen
Israel und den arabischen Staaten könnte für
die Israelis verlockend sein, während die
Araber theoretisch manches Druckmittel
(Hebel) beisteuern könnten, um der
palästinensischen Seite zu helfen.
Aber Trumps
regionaler Ansatz scheint von Benjamin
Netanyahu inspiriert zu sein. Der
israelische Premierminister hat seinen
Kritikern gekontert, indem er den Gedanken
zurückwies, das Fehlen eines Abkommens mit
den Palästinensern verhindere engere
Beziehungen zu anderen Arabern."
Telhami sagt,
Trump werde auch von seiner Basis genötigt
Netanyahu zu unterstützen. Der
Wissenschaftler macht Umfragen, die zeigen,
dass die meisten Demokraten wünschen, dass
wegen des Siedlungsbaus Sanktionen über
Israel verhängt bzw. Druck ausgeübt wird,
aber Trumps Basis, die Republikaner, stehen
ganz auf der Seite Israels:
"Abbas
hat aber eine kleine Chance
herauszubekommen, was Trump im Sinn hat.
Aber unsere Umfrage zeigt, dass trotz des
Trends in der Öffentlichkeit zu einem
objektiveren Ansatz in der Sache, dies bei
Trumps Unterstützern nicht der Fall ist.
Wenn es in den Verhandlungen einen
Stillstand (eine festgefahrene Situation)
gibt, wird es von den Interpreten abhängen,
wie interpretiert wird, wem die Schuld zu
geben ist und wie Amerika reagieren soll.
Und in Trumps Welt hat Abbas wenig Chance
gegen Netanyahu anzutreten. Was für ein
persönliches Gespür Abbas auch haben mag, es
ist unwahrscheinlich, dass er Netanyahu in
den Arm fällt – jedenfalls nicht in
Kernfragen.
Chas Freeman
auf Lobelog ist ebenfalls pessimistisch. Er
weist darauf hin, dass Abbas inzwischen im
12. Jahr seiner 4-jährigen Amtszeit ist und
von Palästinensern als Kollaborateur für ihr
Eingesperrtsein angesehen wird. Indessen
wird Trump einen "außen-innen" Ansatz
verfolgen und an die sunnitischen arabischen
Staaten appellieren, die stillschweigend mit
Israel gegen den Iran kooperieren, Frieden
zu schließen. Aber es kann nicht
funktionieren, weil es ein (einziger) Staat
ist.
Trump hat
natürlich seine eigenen Illusionen, sowohl
über den Bürgerkrieg als über den
israelisch-palästinensischen Konflikt. Er
erzählte Reuters in einem Interview letzte
Woche:
"Ich
möchte Frieden mit Israel und den
Palästinensern sehen. Es gibt keinen Grund,
weshalb es keinen Frieden zwischen Israel
und den Palästinensern geben sollte –
überhaupt keinen."
Man sollte
denken, ein Immobilien-Guy sollte etwas
besser informiert (more aware) sein.
Für mehr
Realitätscheck hören Sie Diana Buttu und
Yousef Munayyer auf public radio zu. Keiner
der beiden ist sehr optimistisch, und
Munayyer weiß, dass das eigentliche
Hindernis die Unnachgiebigkeit Israels ist:
"Trump sollte realisieren, dass
Netanyahu die schlechteste Sorte von einem
Verhandlungsführer ist, dem ein Unternehmer
je begegnen möchte."
Buttu sagt,
fast 2/3 der Palästinenser wünschten, dass
Abbas zurücktritt, "und dieses Treffens mit
Präsident Trump wird im Ergebnis nichts
anderes sein als der Versuch seine
Popularität aufzubessern". Bilaterale
Verhandlungen funktionieren nicht; es gibt
ein strukturelles Problem bei einem solchen
Ansatz. Abbas sollte die Hungerstreikenden
unterstützen oder BDS (Boykott,
Investitionsentzug und Sanktionen). Aber die
Illusion bilateraler Verhandlungen ist das
einzige, wovon Abbas' behauptet irgend etwas
zu tun.
Eine Erklärung
über die Wiederaufnahme von Verhandlungen
wird ein Sieg für Abbas sein, sagt Buttu,
aber für das palästinensische Volk nur noch
mehr Enttäuschung signalisieren. Sogar Aaron
David Miller sagt gegenüber KCRW, dass der
Friedensprozess eine Fiktion ist. Aber Abbas
hat keine andere Wahl als mitzuspielen.
Munayyer weist
darauf hin, dass Trump tatsächlich die Dinge
aufschütteln könnte, wenn er einmal von
Netanyahu genug hat. Von Twitter:
"Was passiert, wenn Trump erkennt,
dass Netanyahu ein Quacksalber ist und kein
Verhandlungsführer guten Willens? Es besteht
die Möglichkeit, dass er Israel/Palestina
(dann) ignoriert. Netanyahus MO ist
verzögern, verzögern, verzögern.
Clinton/Obama gingen damit aus vielerlei
Gründen mit viel zu viel Geduld um, Trump
ist aber eine wilde Karte."
Noura Erekat
sagte auch, dass sich Abbas an die falsche
Adresse begeben hätte, er hätte um
internationale Unterstützung bitten sollen.
Vom Institut für Middle East Understanding:
"Es ist eher tragisch, dass sich
Mahmud Abbas mit Trump zu einem Zeitpunkt
trifft, zu dem sogar die Champions von NFL
Super Bowl die Einladung des 45. Präsidenten
wegen seiner chauvinistischen und
destruktiven Politik zurückweisen. Abbas
könnte von diesen Athleten viel lernen...
Das beste,
was Abbas jetzt machen könnte, wäre Trumps
(bisherige) erbärmliche Bilanz und das
Versprechen der Resolution 2334 des
UN-Sicherheitsrates das israelische
Siedlungsunternehmen als illegal zu
verurteilen, zu nehmen, um sich von den USA
abzuwenden und den Konflikt zu
internationalisieren.
Quelle
Übersetzung:
K. Nebauer |
Hungerstreik: Ehemalige palästinensische
Gefangene von Israel beschreiben, wie es in
israelischen Gefängnissen wirklich ist
-
Sheren Khalel - 01.05.2017
Besetzte Westbank: Mehr als 1.500
palästinensische Gefangene haben am Sonntag
ihren 14. Tag des Hungerstreiks begonnen.
Sie verlangen bessere Bedingungen in den
Gefängnissen einschließlich häufigere und
längere Besuche von Familienangehörigen,
bedarfsgerechte medizinische Versorgung, ein
Ende der Mißhandlungen ("abusive conditions"),
der Isolations- und der Administrationshaft
– eine israelische Strategie, mit der
Palästinenser ohne Anklage oder
Gerichtsverfahren unbegrenzt festgehalten
werden können.
Der am 16. April begonnene Hungerstreik ist
in diesem Ausmaß der erste der letzten
Jahre. Zwei Wochen im Hungerstreik hat die
Initiative an Dynamik gewonnen. An
verschiedenen Orten quer durch die Westbank
haben die Palästinenser für Donnerstag einen
Streik angesetzt, Geschäfte und Schulen
sollten geschlossen bleiben. Am Freitag
riefen Politiker zu einem Tag des Zorns auf,
an dem im ganzen besetzten palästinensischen
Gebiet und in Israel Massenproteste
organisiert wurden. Am Samstag drängten die
Führer auf eine Ausweitung der
Solidaritätsproteste.
Der israelische Minister für öffentliche
Sicherheit Gilad Erdan erklärte, der Streik
werde nicht zu Verhandlungen führen, weil
"es keinen Grund gebe, [den
palästinensischen Gefangenen] zu dem was sie
bereits bekommen, noch mehr (additional
conditions) zu geben".
Allerdings beschreiben Palästinenser, die
eine Zeit lang in israelischen Gefängnissen
waren, Mondoweiss gegenüber die inhumane
Behandlung und sagten, die von den
Hungerstreikenden aufgestellte Liste der
Forderungen seien grundlegende
Menschenrechte.
Firas Nasrallah, 32, war 16 Jahre alt, als
er das erste Mal in ein israelisches
Gefängnis kam. Er wurde von israelischen
Sicherheitskräften verhaftet, wegen
Steinewerfens während Ausschreitungen
angeklagt und zu vier Jahren Haft verurteilt
worden.
Während er mit zwei anderen ehemaligen
Gefangenen in einer Bäckerei saß, die jetzt
ihm gehört, sagte Nasrallah, keiner der
Punkte auf der Liste der Forderungen sei
wichtiger als die anderen, betonte aber die
Notwendigkeit einer Reform der medizinischen
Versorgung in den israelischen Gefängnissen.
Reform der medizinischen Versorgung -
"Als ich das erste Mal verhaftet wurde,
wurde ich für das Verhör in einen 1x1m
großen Raum gebracht. Der Raum war sehr heiß
und feucht, es gab keinen Platz, kein
Wasser, kein Licht," sagte er. "Unter diesen
Bedingungen entwickelte ich sehr schnell
einen schweren Hautausschlag am ganzen
Körper. Damals bekam ich tagelang kein
Wasser, weder zum Trinken noch zum Waschen
oder Beten, es war eine Art psychologischer
Folter."
Nasrallahs Hautausschlag wurde immer
schlimmer. Wegen der Beschwerden konnte er
nicht schlafen. Auch normale Bewegungen
bereiteten ihm Schmerzen, aber er bekam
keine Medizin zur Behandlung seiner
Beschwerden, sagte er.
"Es wurde immer schlimmer, es war so
schlimm, und die Krankenschwester – falls es
eine richtige Krankenschwester war – sagte
nur, ich solle mehr Wasser trinken. Bei
allem sagten sie uns, wir sollten Wasser
trinken, als ob das ein Heilmittel wäre",
sagte Nasrallah. "Ich konnte nicht schlafen,
es war so schlimm, dass ich mich am ganzen
Körper bis aufs Blut kratzte."
Als er gefragt wurde, wie lang es gedauert
habe, bis der Ausschlag weggegangen sei,
schaut er ungläubig. "Du hast nicht
verstanden", sagte er. "Es ging nicht
vorbei, ich hatte den Ausschlag vier Jahre
lang."
Die einzige Medizin, die er jemals für seine
Beschwerden bekommen habe, seien
Schlaftabletten gewesen, sagte er.
Mahmud Abu Srour, ein Freund von Nasarallah,
war von 2004 an drei Jahre in einem
israelischen Gefängnis, damals war er 15
Jahre alt. Als er 12 Jahre alt war, schossen
ihm israelische Soldaten während
Auseinandersetzungen ins Bein. Drei Jahre
später wurde er inhaftiert, aber sein Bein
war noch nicht ganz geheilt, er bekam damals
noch Rehabilitationsbehandlung.
"Ich wurde mit einer großkalibrigen Kugel
angeschossen, die durch meinen Oberschenkel
hindurchging", erklärte Abu Srour. "Drei
Jahre später hatte ich noch immer Probleme
mit meinem Bein, ich hatte noch viele
Schmerzen von der Verletzung, aber als ich
ins Gefängnis kam, bekam ich keine
Behandlung mehr dafür, weil da schon so
viele schwerere Fälle warteten. Ich wollte
keinen Druck machen und den Platz von
jemandem einnehmen, der eine Behandlung
dringender brauchte als ich."
Abu Srour erklärte, dass es Monate, manchmal
sogar bis zu einem Jahr dauert, bis ein
Gefangener einen Arzt sieht. Weniger schwere
Fälle können in einem Gefängniskrankenhaus
behandelt werden, aber laut Abu Srour waren
die Gefangenen nie sicher, ob das
Krankenhauspersonal wirklich medizinische
Fachkräfte waren, die Behandlung gipfelte in
der Regel in Schlaftabletten und
Schmerzmedikamenten sowie dem Rat mehr
Wasser zu trinken.
"Vergleiche jedes andere Gefängnis in der
Welt, auch israelische Strafgefängnisse, mit
der Art, wie palästinensische Gefangene in
israelischen Gefängnisssen behandelt werden
– nichts ist so wie das", sagte er.
"Palästinenser in israelischen Gefängnissen
sind nicht als Kriminelle angeklagt, aber
wir haben weniger Rechte."
Die, die eine Behandlung in einer
medizinischen Einrichtung suchen und
bekommen, gehen durch ein aufreibendes
Procedere von Papierwust, langen Wartezeiten
und Transfers, was dazu führt, dass manche
kranke Gefangene lieber auf jede medzinische
Hilfe verzichten", sagte Nasrallah.
Transport-Reform - Selbst wenn einem
Gefangenen der Transfer zu einer
medizinischen Behandlung genehmigt worden
ist, kann das Procedere, um vom Gefängnis
ins Krankenhaus zu kommen schmerzhaft und
demütigend sein, erklärten die drei Männer.
"Wenn du krank bist oder Schmerzen hast,
bedeutet ins Krankenhaus zu gehen,
stundenlang an Händen und Füßen gefesselt
und ohne Schutz gegen das Wetter zu sein.
Ist es kalt, frierst du im Bus, ist es heiß,
sitzt du in der Hitze", sagte Nasrallah.
"Die Sitze sind nochmal etwas anderes, es
klingt wie eine Kleinigkeit, aber die Sitze
im Bus – in dem du stundenlang bist, wenn du
zum Gericht oder zu einer medizinischen
Behandlung gebracht wirst – sind Metallroste
mit Löchern. Du kannst nicht sitzen, kannst
dich nicht bewegen, und die Löcher in den
Sitzen drücken in deine Beine, es kann sehr
schmerzhaft werden, vor allem wenn du krank
bist, dann kann es unerträglich werden in so
einem Bus zu sitzen, viele versuchen jede
Art von Transport zu vermeiden, wenn sie
können." [...]
"Manche Gefangene lehnen eine medizinische
Behandlung oder einen Transport ab, weil –
es ist peinlich darüber zu sprechen – aber
bevor dir erlaubt wird dich von einem Ort zu
einem anderen zu bewegen, auch im selben
Gefängnis, von einer Abteilung zu einer
anderen, wirst du nackt ausgezogen, du musst
dich vornüber beugen und dich für die
Inspektion exponieren. So geht es jedem
Gefangenen, bevor er sich von einem Punkt zu
einem anderen bewegt – das einzige Gefühl,
das du während dieser Inspektion hast: du
möchtest am liebsten explodieren."
Mohammed Fathy, 26, der ruhigste der drei,
verbrachte zehn Jahre im Gefängnis. Er wurde
mit 16 verhaftet und erst letzten Oktober
freigelassen.
Fathi sagte, die israelischen
Sicherheit(skräfte) hätten die
ausgefeilteste Technologie der Welt, und er
glaube, dass es keinen praktischen Grund
dafür gibt, dass die Gefängnisverwaltungen
vor Transporten bei Gefangenen keine
Scanapparate anstelle der manuellen
körperlichen Checks verwenden können.
"Dieses Vorgehen ist nur, um uns zu
demütigen", sagte Fathy. "Israel hat alle
Technologien, sie könnten Apparate
einsetzen, um alles zu sehen, ohne den
Gefangenen derart zu demütigen."
Besuchs-Reform - Abu Srour mischte sich
ein und sagte, er habe all die drei Jahre
Besuche von Familienangehörigen wegen der
(damit verbundenen) Leibesvisitation
abgelehnt. [...]
Während der zehn Jahre, die Fathy im
Gefängnis war, im Alter von 16 bis 26, wurde
seinem Vater nie erlaubt ihn zu besuchen,
weil die israelische Regierung sagte, er sei
ein Sicherheitsrisiko.
Nach internationalem Recht und der Vierten
Genfer Konventionist es einer
Besatzungsmacht verboten, Gefangene aus
einem besetzten Territorium in Gefängnissen
im eigenen Land festzuhalten, aber die große
Mehrheit der palästinensischen Gefangenen
aus der Westbank und dem Gazastreifen wird
in Gefängnissen innerhalb von Israel
festgehalten. Tatsächlich gibt es in der
besetzten Westbank nur ein einziges
Gefängnis, Ofer, das in der Regel nur für
Kurzzeit-Fälle verwendet wird. Wegen diesem
System müssen Angehörige Genehmigungen für
die Einreise nach Israel beantragen, die
generell schwer zu bekommen sind.
Dazu ist eine Fahrt von der besetzten
Westbank zu Gefängnissen in Israel, von
denen viele weit im Norden oder im Süden
liegen, zeitraubend und schwierig.
Die einzige Möglichkeit, bei der Angehörigen
der Besuch von Gefangenen erlaubt wird, ist
die mit einem Busservice des Internationalen
Roten Kreuzes, das diesen Service aber nur
einmal im Monat anbietet.
"Sogar meinen Brüdern und Schwestern wurde
in den zehn Jahren, in denen ich im
Gefängnis war, nur ein paar Mal erlaubt mich
zu besuchen. Wenn jemand eine
Besuchserlaubnis bekommt, muss er um vier
Uhr morgens aufstehen, stundenlang fahren,
durch Verhöre und Sicherheitschecks gehen,
damit er um zwei Uhr Nachmittags da ist, um
mich für die 45 bewilligten Minuten zu sehen
und braucht dann wieder Stunden, bis er nach
Hause kommt, das ganze kann manchmal 24
Stunden dauern."
Fathy sagte, ein anderes Problem gäbe es
während dem Besuch selbst. In den meisten
Gefängnissen, in denen Fathy war, sprachen
die Gefangenen mit ihren Angehörigen durch
ein Telefon hinter einem Glasfenster, und
die Telefone waren oft kaputt, oder es war
schwer zu verstehen.
Nasrallah sagte gegenüber Mondoweiss, er
hätte es vorgezogen, dass seine Mutter ihn
nicht besucht, denn sie zu sehen und nicht
mit ihr kommunizieren zu können, wäre
unerträglich gewesen.
"Es hätte mich so frustriert und wütend
gemacht, weil die Telefone immer kaputt
waren, sodass ich das alles einfach lieber
nicht mitmachen wollte", sagte Nasrallah.
Bildungs-Reform - "Vergiß nicht, wir
waren alle Kinder, als wir inhaftiert
wurden", sagte Abu Srour. "Wir wußten nicht,
wie wir mit all dem fertig werden sollten."
Weil so viele palästinensische Gefangenen
Jugendliche sind, wenn sie inhaftiert
werden, betonen alle drei, wie wichtig es
ist, dass sie lernen dürfen – eine der
Forderungen des Hungerstreiks.
Fathy sagte gegenüber Mondoweiss, er habe
während seiner zehn Jahre viele junge Leute
beobachtet, die ihre Studien im Gefängnis
begannen, nur damit diese nach einem Jahr
wieder gestoppt wurden.
"Sie lassen dich manchmal lernen, aber das
heißt nicht, dass du den Kurs oder das
Programm abschließen kannst", erklärte er.
"Sie geben dir ein Jahr oder so, das ist
dann für sie ausreichend. Du kannst dir
nicht ein Buch zum Lesen aussuchen, oder ob
du lernen darfst, du kannst nicht wählen."
Solidarität - Für Nasrallah, Abu Srour
und Fathy ist es schwierig, die Nachrichten
vom Hungerstreik zu sehen, weil sie sich
ohnmächtig fühlen.
"Wenn du einen Hungerstreik beginnst,
beginnen die Israelis einen Krieg gegen die
Gefangenen", sagte Fathy. "Die Art und
Weise, wie sie mit ihnen spielen, ist eine
Art Folter."
Laut Berichten der lokalen Medien hat das
Israeli Prison Service damit begonnen, nach
Salz zu suchen, - das die Gefangenen
versteckt haben, um damit Salzwasser
herzustellen, das einzige Nahrungsmittel,
das die Streikenden zu sich nehmen - und es
zu konfiszieren. Außerdem haben sie
Hungerstreikende von den übrigen Insassen
isoliert, verlangen, dass sie eine besondere
Uniform tragen und haben, wie berichtet
wurde, alle Gläser und Flaschen weggenommen,
was bedeutet, dass Gefangene in ihrem
Schwächezustand aus dem Bett aufstehen
müssen, um Wasser vom Wasserhahn zu trinken.
"Als ehemalige Gefangene können wir es nicht
riskieren, zu Solidaritätsdemonstrationen zu
gehen, es ist so schwer. Ich denke, mit den
Medien zu sprechen, ist das Beste, was ich
tun kann", sagte Nasrallah. "Wir wissen, was
sie durchmachen. Das Gefängnis ist wie ein
Friedhof für Lebende."
Quelle Übersetzung: K.
Nebauer |
Abbas
fürchtet den Hungerstreik der Gefangenen
Jonathan Cook - 01.05.2017
Der
palästinensische Präsident Mahmud Abbas wird
am Mittwoch Donald Trump im Weissen Haus
besuchen, um über eine Wiederbelebung der
längst erkalteten Leiche des
Friedensprozesses zu sprechen.
Zu Hause heizen sich die Dinge auf. Es gibt
Ärger in der Westbank und auch in den Rängen
der Fatah-Bewegung. Der Auslöser ist der
(inzwischen) zwei Wochen dauernde
Hungerstreik von palästinensischen
Gefangenen.
Vergangenen Donnerstag zogen die
Palästinenser die Rollläden ihrer Geschäfte
herunter als Zeichen der Solidarität, und am
darauf folgenden Tag, einem "Tag des Zorns",
gab es Zusammenstöße von Jugendlichen mit
der israelischen Armee.
Etwa ein Viertel der 6.500 von Israel
festgehaltenen politischen Gefangenen – die
meisten von ihnen in Verletzung des
internationalen Rechts in israelischem
Territorium – verweigern im Protest gegen
ihre erniedrigende Behandlung das Essen. Sie
wollen Reformen des industriellen
Inhaftierungssystems Israels. Etwa 800.000
Palästinenser – 40% der männlichen
Bevölkerung - sind seit 1967 durch die
israelischen Gefängniszellen gegangen.
Israel hofft den Geist der Gefangenen zu
brechen. Es hat seine Anführer in
Isolationszellen gesperrt, verweigert den
streikenden Insassen den Zugang zu Anwälten,
hat die Radios weggenommen und begann letzte
Woche damit die Salzrationen zu konfiszieren
– die einzige Nahrung neben dem Wasser, die
die Gefangenen zu sich nehmen.
Der Streik wird von Marwan Barghouti
angeführt, dem obersten palästinensischen
Führer in Haft – und laut Umfragen dem
populärsten.
Öffentlich unterstützt Abbas die
Streikenden, aber privat sagt er, er
wünsche, dass der Protest so schnell wie
möglich zu Ende ist. Am Wochenende
enthüllten Berichte, dass er den ägyptischen
Präsidenten Abdel Fatah al-Sisi dringend
gebeten hat, in Amerika und Israel zu
intervenieren, damit sie helfen.
Zum Teil fürchtet Abbas den Einfluss von
Barghouti, einem Mann, der oft als der
palästinensische Nelson Mandela beschrieben
und als möglicher Nachfolger von Abbas
gesehen wird. Vor allem hat der
palästinensische Präsident ihn wiederholt
innerhalb der Fatah auf die Seite geschoben.
Abbas ist aber auch besorgt, dass der
Hungerstreik in der Westbank zu
gewalttätigen Auseinandersetzungen mit
israelischen Sicherheitskräften führen und
damit seine Bemühungen beeinträchtigen
könnte, Trump zu überzeugen, seine
diplomatische Kampagne für einen
palästinensischen Staat zu unterstützen.
Stattdessen möchte er beweisen, dass er
jedes Anzeichen von etwas, das Trump als
"Terrorismus" ansehen könnte, ersticken
kann. Und das erfordert eine enge
Sicherheitskooperation mit Israel.
Der Besuch in Washington und der
Hungerstreik haben die größten Spannungen in
der palästinensischen Nationalbewegung ans
Licht gebracht.
Abbas' Strategie geht klar den Bach
hinunter. Sein Ausgangspunkt ist, dass den
westlichen Staaten – die, die das
palästinensische Volk Jahrzehnte lang
betrogen haben - jetzt vertraut werden kann,
ihnen zur Erlangung eines Staates zu helfen.
Von dieser zweifelhaften Annahme ausgehend
wollte Abbas alles verdrängen, was in den
Hauptstädten des Westens schlecht läuft.
Dabei ist der Druck unter Trump noch
intensiver geworden.
Im Gegensatz dazu ist der "Kampf der leeren
Mägen" ein Anzeichen für eine aufkeimende
Startegie, eine Strategie des gewaltlosen
Massenwiderstandes. Dieses Mal beschränken
sich die Forderungen auf eine
Gefängnisreform, der Streik könnte aber
weitreichende Auswirkungen haben.
Nicht zuletzt könnte diese Art des Protests,
wenn er erfolgreich sein sollte, der
palästinensischen Öffentlichkeit, die von
Abbas' Vorgehensweise desillusioniert ist,
seine Bedeutung aufzeigen. Auch sie leben ja
in Gefängniszellen, die von Israel geplant
wurden, wenn es auch größere und
Freiluftzellen sind.
Die sehr unterschiedliche Logik dieser
beiden Strategien ist heute schwerer zu
ignorieren als je.
Um hoffen zu können, dass er gegen die
Trump-Administration gewinnt, muss Abbas sie
davon überzeugen, dass er die einzige Stimme
der Palästinenser ist.
Das heißt, er muss den Hungerstreik im Auge
behalten und sie (die Streikenden) darin
bestärken ihn im Sande verlaufen zu lassen,
bevor die ersten Gefangenen sterben und sich
die Wut der Palästinenser im ganzen
besetzten Territorium entlädt. Angeblich
schafft seine Vorgehensweise (bereits)
ernste Spannungen innerhalb der Fatah.
Im Wunsch zu diesen Problemen noch
beizutragen, hat der israelische
Premierminister Benjamin Netanyahu letzte
Woche verlangt, dass Abbas die finanziellen
Hilfen für die Familien von Gefangenen, die
er Vergütung für Terrorismus nennt,
einstellt.
Abbas fühlt sich außerdem gezwungen sich
gegen seinen Rivalen Hamas in Gaza
behaupten. Deshalb hat er letzte Woche
aufgehört, für den Treibstoff zu zahlen, der
dort für die Stromerzeugung benötigt wird,
was zuletzt dazu geführt hat, dass
medizinische Leistungen und die
Lohnzahlungen für die öffentlichen
Bediensteten von Gaza eingestellt worden
sind.
Abbas hofft, dass er die Schrauben anziehen
und Hamas stürzen oder zwingen kann, sich
seiner Herrschaft zu unterwerfen.
Wahrscheinlicher ist aber, dass die Spaltung
mit Hamas vertieft und die in die Ecke
gedrängte islamistische Bewegung in eine
weitere blutige Konfrontation gedrängt wird,
aus von der ein Jahrzehnt andauernden
Blockade auszubrechen und sich zu befreien.
01.05.2017
Diese Spaltungen (Uneinigkeit), die die
Palästinenser zunehmend durchschauen,
schwächen ihre Sache eher als sie zu
stärken. Gewaltloser Massenwiderstand hat
dagegen das Potential, Fatah und Hamas im
Kampf zu einen und die ermüdete
(überdrüssige) Bevölkerung wieder zu
stärken.
Berichte haben darauf hingewiesen, dass
Barghouti mit eingesperrten Hamasführern
vereinbaren konnte, sich genau für einen
solchen Kampf in den besetzten Gebieten
einzusetzen, sobald Abbas abgereist ist.
Ein gewaltloser Volkskampf –
Siedlungsstraßen blockieren, nach Jerusalem
marschieren, Mauern niederreißen – wird auch
für Trump schwer als Terrorismus zu
bezeichnen sein. Es ist das Albtraumszenario
für die israelische Armee, weil es die
einzige Konfrontation ist, für die sie keine
adäquate Antwort haben.
Eine solche Kampagne des zivilen Ungehorsams
hat allerdings keine Chance auf Erfolg,
solange Abbas da ist, um sie zu untergraben,
und er darauf beharrt in Washington gehorsam
Illusionen nachzujagen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Dutzende Palästinenser am "Tag des
Zorns" bei Zusammenstößen (mit Soldaten und
Siedlern) in der Westbank verletzt
-
28.04.2017 - Nachdem die Fatah am Freitag
einen "Tag des Zorns" in Solidarität mit den
seit 12 Tagen hungerstreikenden
palästinensischen Gefangenen in der Westbank
ausgerufen hatte, gab an vielen Orten
Zusammenstöße (mit Soldaten und Siedlern),
bei denen mehrere Palästinenser verletzt
wurden.
Israelische
Streitkräfte feuerten heftig
Tränengasgranaten, Gummi ummantelte
Stahlgeschosse und scharfe Munition während
der Zusammenstöße, die in Städten, Dörfern
und Flüchtlingslagern in mehreren Distrikten
der Westbank nach dem Freitagsgebet
ausgebrochen waren.
Die
israelische Armee gab gegenüber Ma'an an,
dass etwa 2000 Palästinenser "im Lauf des
Tages an gewalttätigen Aufständen an
verschiedenen Orten" teilgenommen hätten und
fügte hinzu, dass die israelischen
Streitkräfte auf die "Aufstände" mit
"Mitteln zur Kontrolle von Menschenmassen"
reagiert hätten.
Distrikt
Ramallah
Bei den
Zusammenstößen im gesamten Distrikt Ramallah
wurden mehrere junge Palästinenser verletzt,
dutzende andere litten durch das Einatmen
des stark eingesetzten Tränengases.
Von Nabi Saleh
aus gab es einen Demonstrationszug in
Solidarität mit den Hungerstreikenden, auf
den die israelische Armee scharfe Munition
und Tränengaskanister feuerte und dabei drei
Palästinenser verletzte. Einwohner von Nabi
Saleh berichteten Ma'an, die israelische
Armee hätte mit der verbotenen "tutu"-Munition
geschossen, die bei Körperkontakt
explodiert. Quellen des palästinensischen
Roten Kreuzes sagten, ein Jugendlicher sei
mit einer Tränengasgranate am Kopf verletzt,
zwei weitere seien an den Beinen mit
tutu-Munition verletzt worden. Die Identität
und der Zustand der verletzten Palästinenser
waren noch unbekannt.
Ein Sprecher
der israelischen Armee sagte gegenüber Ma'an,
sie würden sich Bericht über den Einsatz von
tutu-Munition anschauen.
Dutzende
Palästinenser litten durch Einatmen von
Tränengas während der Zusammenstöße zwischen
jungen Palästinensern und israelischen
Soldaten in der Nähe des Ofer- Gefängnisses
im Westen von Ramallah und am nördlichen
Eingang von Silwad im Osten von Ramallah.
Zeugen sagten, drei Palästinenser seien von
Gummigeschossen verletzt worden.
In Silwad
wurde ein Palästinenser mit scharfer
Munition an einem Bein verletzt, dutzende
andere litten infolge Tränengasinhalation;
die israelische Armee feuerte in der Gegend
mit scharfer Munition, Gummigeschossen,
Knallgranaten und Tränengaskanistern.
Im Dorf Sinjil
nördlich von Ramallah warfen
palästinensische Jugendliche Steine auf
Fahrzeuge israelischer Siedler, die auf der
Hauptstrasse nahe des Dorfes fuhren und
beschädigten die Fahrzeuge; israelische
Soldaten sperrten alle Straßen zu dem Dorf
und errichteten an der nahe gelegenen
Hauptstrasse, die die Distrikte Nablus und
Ramallah miteinander verbindet, Checkpoints.
Am Qalandia
Checkpoint zwischen Ramallah und dem
besetzten Ost-Jerusalem unterband die
israelische Armee einen Solidaritätsmarsch,
wobei laut dem pal. Roten Kreuz zwei
Palästinenser mit scharfer
Schrapnell-Munition und ein anderer mit
einem Gummigeschoss verletzt wurden. Während
die Soldaten den Checkpoint schlossen und
Fußgänger und Autos am Passieren hinderten,
feuerten sie Tränengasgranaten und
Blendgranaten auf Jugendliche.
In Bil'in
startete der Marsch, an dem Palästinenser
und ausländische Aktivisten teilnahmen, vom
Dorf zur israelischen Trennungmauer.
Demonstranten
hielten Fotos von Palästinensern, die in
Israel inhaftiert sind, und riefen nationale
Slogans mit der Forderung nach nationaler
Einheit, Ende der Besatzung und Freilassung
aller palästinensischen Gefangenen aus den
israelischen Gefängnissen.
Palästinensische Demonstranten warfen
während dem Marsch Steine in Richtung der
israelischen Soldaten und zündeten an einem
Tor in der Trennungsmauer Autoreifen an.
Distrikt
Nablus
An der
Beita-Kreuzung südlich von Nablus nahmen
nach dem Freitagsgebet hunderte
Palästinenser teil; die israelische Armee
feuerte dutzende Tränengasgranten und
Gummigeschosse auf die Palästinenser, diese
warfen mit Steinen auf sie. Laut Zeugen
erlitten mehr als 10 Palästinenser
Verletzungen durch Tränengas – darunter ein
Vater von drei Gefangenen - , ein
Jugendlicher wurde durch ein Gummigeschoss
verletzt. Jihad Ramadan, Sekretär der Fatah
in Nablus, wurde von einer Blendgranate am
Bein verletzt. Das pal. Rote Kreuz sagte, 20
Palästinenser seien durch Einatmen von
Tränengas verletzt worden.
In al-Naqura
erlitten mehrere Palästinenser Verletzungen
durch Einatmen von Tränengas; mehrere Bäume
fingen Feuer von den Tränengas- und
Blendgranaten der israelischen Soldaten.
In Awarta
südlich von Nablus nahmen dutzende
Palästinenser an den Freitagsgebeten nahe
der israelischen Militärbasis Huwwara teil;
israelische Soldaten feuerten nach den
Gebeten dutzende Tränengasgranaten auf sie
ab.
In New Askar
nahe dem Askar Flüchtlingslager wurde laut
pal. Rotem Kreuz ein Palästinenser durch
Tränengas verletzt.
Distrikt
Hebron
Israelische
Soldaten eröffneten das Feuer auf ein sit-in
Zelt im al-Arrub-Flüchtlingslager nördlich
von Hebron und lösten damit Zusammenstöße
mit Ortsbewohnern aus. Zeugen berichteten
Ma'an, israelische Soldaten seien in das
Zentrum des Lagers eingedrungen, Jugendliche
hätten Steine auf sie geworfen und die
Soldaten Tränengas gefeuert; mehrere
erlitten durch das Tränengas
Erstickungsanfälle.
In Beit Ummar
wurden bei Zusammenstössen während einem
Solidaritätsmarsch zwei Palästinenser mit
scharfer Munition und ein anderer durch ein
Gummigeschoss verletzt. Fünf Palästinenser
erlitten lat pal. Rotem Kreuz Verletzungen
durch Tränengas.
Zeugen sagten,
fünf Palästinenser seien durch
Gummigeschosse, einer durch ein Schrapnell
mit scharfer Munition in die Brust
(getroffen) sowie zwei weitere durch
tutu-Munition an den Beinen verletzt und in
das Regierungskrankenhaus in Hebron gebracht
worden.
Laut Zeugen
nahmen israelische Soldaten die Dächer von
10 Häusern ein und schossen von dort mit
tutu-Munition, Gummigeschossen und scharfer
Munition auf Palästinenser. Außerdem
sprühten die israelischen Soldaten vor ihrem
Rückzug laut Zeugen Schmutzwasser auf die
Palästinenser.
Laut Zeugen
griffen undercover Soldaten, die als
palästinensische Zivilisten gekleidet waren,
bei Zusammenstößen in der Nähe des
Regierungshospitals von Hebron fünf
Palästinenser an und verhafteten sie. Zeugen
berichteten Ma'an, Zusammenstösse seien von
der Gegend des Bab al-Zawiya bis zum
Regierungshospital ausgebrochen.
Außerdem
feuerten israelische Soldaten laut Zeugen
Knallgranaten auf das Hospital, wodurch die
Glasfront des Eingangs zur Notfallabteilung
zersplitterte.
Distrikt
Qalqilia
In Qalqilia
kam es in der Nähe eines israelischen
Militärcheckpoints zu Zusammenstössen, wobei
laut pal.Rotem Kreuz zwei Palästinenser
durch Einatmen von Tränengas verletzt
wurden.
In Kafr Qaddum
kam es zu Zusammenstössen zwischen der
israelischen Armee und Dorfbewohnern, wobei
laut pal. Rotem Kreuz zwei Palästinenser
durch Gummigeschosse von der israelischen
Armee verletzt wurden.
Distrikt
Salfit
Das
palästinensische Gesundheitsministerium
sagte in einem Statement, drei Palästinenser
seien in das Krankenhaus in Salfit gekommen,
von denen einer mit scharfer Munition am
Knie, ein anderer mit scharfer Munition am
Fuß, ein weiterer mit einem
Tränengaskanister am Kopf verletzt worden
waren. Letzterer war in stabilem Zustand.
Quelle
Übersetzung/leicht gekürzt: K. Nebauer |
Der Bücherzug
in Gaza
Ibrahim Abdel Madi, 21. April 2017
Khan Yuni, Gazastreifen: Das Innere der
Wagen war mit palästinensischen Fahnen,
bunten Ballonen, Blumen und Kartons
geschmückt. Dutzende Kinder saßen auf
Holz-Bänken und lasen Geschichten. Dies ist
der erste „Knowledge-Train“ der die Dörfer
im südlichen Gazastreifen besucht, um die
Kinder zu ermutigen zu lesen und um ihre
sprachliches und kreatives Können zu
erweitern.
Khalil Fares der Direktor von Shorouq wa
Amal-Zentrum, das mit dem Culture and Free
Thought Association (CFTA) in Khan Younis
verbunden ist , sagt Al-Monitor,“. Der Knowledge-Zug
ist die erste Initiative, die vom Zentrum
in Zusammenarbeit mit dem
Bildung-Gesellschaften verbunden ist (CFTA)
und anderen wie Asdaa Recreation.Zentrum.
Letzterer verlieh den Zug an das Zentrum als
Mitwirkung, um die Kinder zum Lernen und
Lesen zu ermutigen.
Fares sagte, Der Erkenntnis Zug fuhr am
15. März ab und wird mit seinen
Aktivitäten anderthalb Monat bleiben und am
30. April enden. Diese jährlichen
Aktivitäten werden von Shouroq und dem Amal
Zentrum organisiert. Wir suchten eine
seltene und ungewöhnliche Weise, um Kinder
zum Lesen zu bringen. Die Kinder kommen
wirklich gern. Der Zug zieht 200 KinderpPro
Tag an und vor allem die im Alter zwischen
6 und 12 und die sehr eifrig sind, neue
Dinge zu lernen. Der Zug gibt ihnen die
Gelegenheit ganz neue Dinge zu lernen,
verbessert ihr Verhalten, ermutigt eine
besondere und kultivierte Generation.
Er fügte noch hinzu: Der Zug hält an allen
öffentlichen und UNRWA-Schulen in Khan Junis
und den abseitig gelegenen Schulen. Die
Organisation koordiniert mit dem
Bildungsministerium und mit der höheren
Bildung und den zivilen Vereinigungen, um
die Zeiten und Orte, an denen der Zug hält,
im Voraus zu bestimmen.
Der Zug bietet viele Aktivitäten; er bringt
mehr als 150 Geschichten-Bücher und Spiele,
die über die Kindheit von palästinensischen
Autoren erzählen, wie Mahmoud Shukeir,
Ghassan Kanafani und dem Dichter Jabra
Ibrahim Jabra. So werden die Kinder mit
den meisten einflussreichsten Autoren und
Dichtern in den palästinensischen Gebieten
eingeführt.
Faris fährt fort: Der Bildungs-Zug
organisierte ein Skype Interview mit Shukair
über seine eigene Kindheit und seine
Erfahrungen mit andern Kindern; er
beantwortete die Fragen der Kinder und
förderte ihr Selbstbewusstsein.
Er sagte: „ Der Bildungs-Zug schließt auch
Marionettenspiel für Kinder ein, um sich auf
ihre Vorteile zu konzentrieren, weil Kinder
sich auf sehr verschiedene Weisen sich mit
dem Theater verbinden können. Der
Geschichtenerzähler trägt einen Mantel und
einen roten Hut und hält in seiner Hand
ein großes Geschichten-Buch. Er ist auch
ein unterhaltsamer Teil der Initiative. Die
Kinder sammeln sich um ihn, während er
aufregende Geschichten erzählt. Und das hat
geholfen, sie von ihre Traumata abzulenken.
„Den Kindern wird die Freiheit so nah
gegeben, um das Innere des Zuges
auszuforschen und es wird erzählt, dass sie
ihre liebsten Geschichten aussuchen
können. Das Ziel ist, eine sichere Umgebung
zu schaffen, die zu Bewusstsein und
intellektuellem Wachstum führt. Verschiedene
Geschichten und Bücher sind sorgfältig
ausgesucht, um die Kinder zu engagieren und
zu ermutigen, in ihrer freien Zeit zu
lesen, trotz der begrenzten Anzahl von
Büchereien im Gauastreifen, sagte Fare. Er
erwähnte auch, dass der Zug jede Schule
besucht, nicht nur für zwei Stunden am
Tag. Es gibt einfach zu viele Schulen, um
diesem Dienst in verschiedenen Schulen
anzubieten.
„Shorouq wa Amal-Zentrum arbeitet zusammen
mit El-Amal- Rehabilitierungs-Gesellschaft
für die physisch Behinderten, die verbunden
ist mit dem palästinensischen Roten Kreuz
in Khan-Junis, um Kindern mit besonderen
Bedürfnissen die Gelegenheit zu geben, den
Zug zu besteigen und Erfahrung des Lesens
und der Beobachtung von humorvollen
Vorstellungen mit ihren Gleichaltrigen von
der regulären Schule zu teilen. Wir wollen
uns um sie kümmern und sie ermutigen, Lesen
zu lernen, „ sagte Fares.
Nach der UNRWA, das
Khan-Yunis-Flüchtlingslager, in dem rund 68
000 Flüchtlinge leben und die an
Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit leiden
und fehlender Infrastruktur und fehlendem
Strom.
In einem der Zugwagen sitzt Hadil Najjar,
12, in einem Rollstuhl und hält ein
Comic-Buch. Sie scheint glücklich zu sein –
nach ihrem Gesichtsausdruck und erzählt
Al-Monitor: ich verbringe viel Zeit hier,
weil es in unsern Dorf so etwas nicht
gibt“.
Najja wurde während des Krieges 2014
verletzt, nachdem das Haus der Familie
gezielt von israelischem Militär getroffen
wurde, und fast ihre ganze Familie verletzt
wurde. Sie sagt: Ich träume von mehr
Beachtung für Kinder mit speziellen
Bedürfnissen durch besondere und speziell
ausgerüstete Büchereien, zu denen wir trotz
unserer Behinderung. gelangen können. Ich
wünsche mir, regelmäßig in der Lage zu
sein, eine Bücherei zu besuchen, Geschichten
zuzuhören und zu lesen, um meine
intellektuellen Fähigkeiten zu verbessern.
Nour Abu Jazar, 10, der sehr aufmerksam dem
Geschichtenerzähler zuhört, sagte, „Der Zug
zeigt viele Fotos und Geschichten, die in
den Stadtschulen und Büchereien nicht sind.
Wir hoffen, dass der Zug das ganze Jahr hier
bleibt, damit wir viele Bücher lesen können
… Der Zug bleibt jetzt nur ein paar Tage im
Jahr hier.
Als er gefragt wurde, welche
Herausforderungen diese Initiative fordert,
sagte Fares: „ das Zentrum benötigt
Unterstützung von lokalem und
internationalen Vereinigungen, die sich um
die Kinder kümmern und um den Umfang
unserer Aktivitäten, auch eine Zunahme an
Büchern wäre sinnvoll. Wir wollen die
Bedürfnisse der großen Anzahl Kinder
erfüllen, die an der Initiative
interessiert sind. Wir können z.B. die
Bücher nicht ausleihen, weil wir nur eine
begrenzte Anzahl an Büchern haben. Wir
wünschen, dass Kinder in anderen Regionen
auch diese Bücher lesen können, dass dies
auch andern Kindern zugutekommt.
Er fügte noch hinzu: „Die Bücher, die wir
haben, wurden von der Shorouq wa
Amal-Zentrumsbücherei zur Verfügung
gestellt. Wir sind dabei, ein Komitee für
palästinensische Kinder in Zusammenarbeit
mit Gesellschaften zu bilden, deren Aufgabe
es ist, das Wissen der Kinder zu
erweitern“.
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs) |
Eine
herzliche
Entschuldigung an Haaretz-Leser - An
alle beleidigte Leser, bei denen ich mich
für die Einseitigkeit entschuldige. Wie
konnte ich die Balance nicht zwischen dem
Mörder und dem Gemordeten halten; dem Dieb
und seinem Opfer, dem Besatzer und dem
Besetzten?
Gideon Levy - 20. April 2017.
Liebe Orna und Lieber Moshe Gan-Zvi, Ich war
traurig, als ich am Dienstag in der
hebräischen Edition von Haaretz las, dass
Ihr euch entschieden habt, Euer Abonnement
zu kündigen. Ich kenne euch nicht, aber ich
werde euch als Leser vermissen. Als jemand,
der teilweise mit verantwortlich für eure
Entscheidung ist, da Euer Artikel darauf
hinweist, erlaube ich mir, mich zu
entschuldigen. Zu entschuldigen, dass ich
all die Jahre die Wahrheit schrieb. Ich
sollte beachtet haben, dass diese Wahrheit
für euch nicht angenehm war und ihr
entsprechend handeltet.
Es war für Euch nicht angenehm, die Theorie
zu lesen, die von mir und Haaretz‘
Korrespondentin Amira Hass über die
Besatzung geschrieben wurde. Ihr, die ihr im
Rotary-Club Israel aktiv seid, die ihr aus
der Geschäftswelt kommt, die ihr so stolz
auf Eure Kinder seid und die Tatsache, dass
sie in der Westbank leben. Euer Sohn wurde
in der ELI-Vormilitär-Akademie ausgebildet
und eure Enkelin ist stolz als letzten Namen
Sheetrit zu haben. Ihr , die ihr mit euch
selbst und mit euren Werten zufrieden seid,
mit euren Kindern und eurer Moral, denkt
nicht, ihr müsst unangenehme Dinge lesen.
Ihr verdient es einfach nicht.
Tatsächlich, wie konnte ich all die Jahre
verbracht haben und Artikel veröffentlichen,
durch die sogar ihr zugegeben habt , berührt
zu sein, ohne jemals – zu meiner Schande –
diese palästinensischen Familien
kontrolliert zu haben, wie sie mit ihrem
Dilemma fertig werden. ? Wirklich, wie
konnte das geschehen? Natürlich war es ihre
eigene Schuld, aber ich gebe dem
israelischen Militär die Schuld - wie konnte
ich dies tun? Und wie konnte Amira Hass so
einseitig sein, dass ihr die Perspektive
fehlte, die erklären würde, wie ein Volk die
Eliminierung eines andern Volkes einer
demokratischen Gesellschaft vorzieht .
Wirklich, wie konntest du das, Amira.
Ich vermute, Moshe, dass falls sie dich
jahrelang in einen Käfig gesperrt hätten,
dann wärst du weiter im Rotary-Klub und
würdest dich weigern einen Kampf gegen eure
Einkerkerung zu kämpfen. Ich vermute Orna,
dass wenn ausländische Soldaten mitten in
der Nacht in deine Wohnung kämen und deinen
Moshe vor deinen Augen verhaften, ihn
stoßen, ihn auf seine Knie zwingen, ihm
seine Augen verbinden, fessle ihm an seinen
Händen fesseln und ihn vor deinen Kindern
schlagen, die Eli studieren und ihn dann
packen und Monatelang ohne
Gerichtsverhandlung – Du würdest nach einer
kreativen Führung für dein Volk suchen.
Ich vermute, dass ihr, die ihr aus der
Geschäftswelt kommt, liebevoll jene
akzeptiert, die euren Besitz konfiszieren
und euch aus eurem eigene Land vertreiben.
Ich bin mir sicher, es würde euch nie
passieren, dass ihr gegen jene kämpft, die
euch in so vielen Jahren gefoltert haben.
Was können wir tun? Die Palästinenser sind
anders als ihr, liebe Orna und Moshe. Sie
wurden nicht in solch vornehmen Höhen
geboren wie ihr. Sie sind menschliche Tiere,
blutrünstig, geboren, um zu töten. Nicht
alle von ihnen sind so moralisch wie ihr und
eure Kinder von der Ely-Akademie. Ja, es
gibt Leute, die für ihre Freiheit kämpfen.
Da gibt es Leute, die gezwungen werden,
Gewalt anzuwenden. Tatsächlich gab es fast
keine Nation- einschließlich dem erwählten
Volk (auf das ihr so stolz seid- die nicht
in dieser Weise gehandelt haben. Ihr gehört
nicht nur dazu. Ihr seid die Feuersäule, die
das Lager anführt, Ihr seid die besten, die
moralische Elite, ihr die religiösen
Zionisten.
Ich entschuldige mich für die Einseitigkeit.
Wie konnte ich nicht die Balance halten
zwischen dem Mörder und dem Gemordeten; dem
Dieb und seinem Opfer; dem Besatzer und dem
Besetzten. Vergebt mir, dass ich es wage,
eure Freude und euren Stolz im Land, in dem
es Milch und Mobileye und Cherry-Tomaten
gibt. Es gibt da so viele wunderbare Dinge
in diesem Land und Haaretz –mit seiner
„moralischen Schädigung“ wie ihr dies nennt,
ruiniert die Partei. Wie konnte ich nicht
sehen, dass ihr nicht die Wahrheit lesen
wollt und ich das nicht berücksichtigte, als
ich jede Woche aus den besetzten Gebieten
kam, um das schreiben, was ich mit eigenen
Augen gesehen habe.
Doch jetzt ist es zu spät. Um Schokolade zu
boykottieren, ist sogar zu viel für euch; so
habt Ihr euch entschieden Haaretz zu
boykottieren. Von jetzt ab wird nur eine
Zeitung auf dem Frühstückstisch liegen, die
wöchentliche rechte Makor Rishon. Sie wird
nicht darüber schreiben, wie IDF Soldaten
fünf palästinensische Autofahrer vor drei
Wochen , mit Kugeln durchlöchert haben und
ich bin sicher, euer Shabbat wird von jetzt
ab vergnüglicher sein. (dt. E. Rohlfs) |
Reiseverbot für Omar Barghouti
aufgehoben – er wird am Sonntag in Yale
einen Gandhi-Preis entgegennehmen
Philip
Weiss - 20.04.2017
Das ist
außergewöhnlich: Omar Barghouti, ein Führer
der BDS-Bewegung wird am Sonntag in Yale
gemeinsam mit Ralph Nader den
Gandhi-Friedenspreis entgegennehmen. In
letzter Minute wurde Barghouti von einem
israelischen Richter erlaubt in die USA zu
reisen.
Rebecca
Vilkomerson von Jewish Voice for Peace wird
Barghouti einführen.
Auf der
jüngsten Konferenz von JVP in Chicago wurde
ein Video gezeigt, das sich an Barghouti
richtete, der damals in Israel wegen
angeblicher Steuerdelikte inhaftiert und
tagelang verhört wurde. Seine Inhaftierung
kam zur selben Zeit wie das neue Gesetz, mit
dem Israel Unterstützer von BDS Reisen
untersagt, und ein Minister der Regierung
gelobte die "zivile Eliminierung" von
BDS-Unterstützern in Angriff zu nehmen.
Nach seiner
Entlassung wurde ein "Maulkorberlass" gegen
Barghouti verhängt und ihm untersagt
Palästina zu verlassen. Israel führe eine
"Mc Carthy'sche Hexenjadt" gegen ihn, sagte
er gegenüber Electronic Intifada. Wie
berichtet, hob ein Richter das Reiseverbot
auf.
Die Gruppe
Promoting Enduring Peace gab gestern
folgende Presseerklärung heraus:
"Ein
israelischer Richter willigte in eine
einstweilige Aufhebung des Reiseverbots ein.
Daher wird er an diesem Wochenende in die
USA kommen, um den Gandhi Friedenspreis
persönlich entgegenzunehmen.
Stanley
Heller, Administrator von Promoting
Enduring Peace sagte: "Wir freuen uns
sehr, dass Omar Barghouti imstande sein wird
in die USA zu kommen, um diesen
wohlverdienten Preis für seine Führerschaft
im gewaltfreien Kampf für die
palästinensischen Menschenrechte
entgegenzunehmen. Er kommt zu einer Zeit, in
der der US-Congress Gesetze in Angriff
nimmt, um Amerikanern das Recht auf Boykott
des israelischen Systens von Besatzung und
Apartheid zu verweigern, (eines Boykotts)
wie es viele gegen die Apartheid von
Südafrika gemacht haben. Barghouti wird
einen Bericht aus erster Hand über das Leben
der Palästinenser unter der drakonischen
Herrschaft der israelischen Regierung und
die wirkliche Natur der von ihm gegründeten
BDS-Bewegung geben können." [...]
Es war nicht
sicher, ob Barghouti in die USA kommen
könnte. Jahrelang ist er von israelischen
Behörden bedroht worden, was dazu führte,
dass Amnesty International Besorgnis um
seine Sicherheit äußerte. Vergangenes Jahr
wurde sein Reisedokument nicht erneuert, was
ein effektives Reiseverbot darstellte.
Der Ghandi
Friedenspreis wird seit über 50 Jahren
vergeben. Er wurde zuerst an die frühere
First Lady Eleanor Roosevelt vergeben,
später u.a. an Dorothy Day, Cesar Chavez,
Amy Goodman, die Rabbiner Arik Ascherman und
Ehud Bandel usw. [...] Promoting Enduring
Peace wurde 1952 zur Unterstützung des
Weltfriedens gegründet, insbesondere zur
Vermeidung eines Weltkriegs zwischen den USA
und der Sowjetunion beizutragen und hat sich
seither für die Vermeidung eines
katastrophalen Klimawandels und
Artensterbens eingesetzt. Sein Motto ist:
"Friede auf der Erde, Friede mit der Erde".
Omar Barghouti
ist ein palästinensischer
Menschenrechtsaktivist. Er ist Mitgründer
der palästinensischen Kampagne für den
akademischen und kulturellen Boykott Israels
(PACBI) und der von Palästinensern
angeführten BDS (Boykott, Investitionsentzug
und Sanktionen)-Bewegung. Er hat Bachelor
und Masterabschlüsse in Elektrotechnik von
der Columbia Universität, New York, und
einen Master in Philosophie (Ethik) von der
Universität in Tel Aviv. Er ist Autor von
"BDS: The Global Struggle for Palestinian
Rights". Seine Kommentare und Interviews
sind in der New York Times, der Washington
Post, der Financial Times, dem Guardian,
Politico sowie im Bloomberg TV, bei MSNBC,
CNN, BBC und anderen erschienen. 2013 sprach
er an der Yale Universität.
Er ist
"permanent resident" (dauerhafter Einwohner)
von Israel, hat aber dort nicht die Rechte
eines Staatsbürgers. Im März 2016 drohte ihm
ein hoher israelischer Regierungsbeamter mit
"gezielter ziviler Ermordung"; Amnesty
International hat diese Drohungen verurteilt
und seine Besorgnis um Barghoutis
"Sicherheit und Freiheit" und sein Recht als
Menschenrechtsaktivist geäußert, sich dafür
einzusetzen, dass "Israel für die
Verletzungen der Menschenrechte und andere
Verletzungen des internationalen Rechts zur
Rechenschaft gezogen wird" sowie "für die
Anwendung gewaltfreier Mittel zu diesem
Zweck". Ende letzten Jahres wurde seine
Dauerreiseerlaubnis widerrufen, er erhält
nur auf dem Klageweg von Zeit zu Zeit eine
Reiseerlaubnis.
Am 19. März
wurde Barghouti in Akko/Israel verhaftet und
wegen "Steuerhinterziehung" befragt und
tagelang verhört. Er wurde gegen Kaution
freigelassen, der Fall wurde unter einen
"Maulkorberlass" gestellt. Sein
Reisedokument wurde eingezogen. Promoting
Enduring Peace sandte eine von mehr als
800 Personen unterzeichnete Petition an
Premiermnister Benjamin Netanyahu, in der er
dringend gebeten wird Barghouti reisen zu
lassen. [...]
Unser zweiter
Preisträger ist Ralph Nader. Nader war über
50 Jahre einer der erfolgreichsten
Sozialkritiker Amerikas. Seine Inspiration
und sein Beispiel haben haben ein ganzes
Volk von Verbraucherschützern,
Bürgeraktivisten (citizen activists) und
Anwälte für das öffentliche Interesse (public
interest lawyers) begeistert, die dann
ihrerseits ihre eigenen Organisationen im
ganzen Land gründeten. [...]
Auf
politischem Gebiet [...] machte er auf die
Notwendigkeit des Friedens aufmerksam. Er
sprach sich gegen den israelischen Einmarsch
in den Libanon 2006 aus. Während die meisten
Politiker den israelischen Militarismus
100%ig unterstützten, sprach Nader über die
Notwendigkeit mit der israelischen
Friedensbewegung zusammenzuarbeiten. Er
appellierte an die USA, die Abkommen mit den
Völkern der Ureinwohner Nordamerikas zu
unterstützen, die vom Congress feierlich
verabschiedet wurden und dann in
rassistischer Nichtbeachtung ignoriert
wurden. [...] Seine letzte Initiative war
Breaking Through Power, eine Konferenz in
Washington D.C., auf der 80 Redner darüber
sprachen, wie Bürger ungleiche
Machtverhältnisse reduzieren können, um eine
bessere Gesellschaft zu schaffen.
Nader lebt in
Winsted, Connecticut. [...]
Quelle
Übersetzung/gekürzt: K. Nebauer |
Schweizer Gesetzgeber nehmen
anti-BDS-Gesetz zurück
Adri Nieuwhof
-
14.04.2017
Schweizer
Gesetzgeber nehmen eine Maßnahme, die sich
gegen die BDS-Kampagne (Boykott,
Investitionsentzug und Sanktionen) richtet,
zurück.
Am 8. März hat
der Nationalrat, das Unterhaus des Schweizer
Parlaments, ein Gesetz verabschiedet, das
von der rechten Volkspartei eingebracht
worden war.
Aber jetzt hat
das Komitee für Außenangelegenheiten des
Oberhauses, der Ständerat, alle Bezüge auf
BDS und den Nahen Osten aus dem Text
entfernt. Das Oberhaus wird über die
geänderte Regelung im Mai debattieren.
Der vom
Unterhaus eingebrachte Antrag verlangt von
der Regierung, jegliche Finanzierung von
nicht-Regierungs-Gruppen, die "in Rassismus,
Antisemitismus, Aufstachelung zu Hass oder
BDS-Kampagnen verwickelt" sind, zu
verbieten.
Im vergangenen
Monat protestierten Palästinenser vor der
Schweizer diplomatischen Mission in Ramallah
gegen diese Regelung.
NGO-Monitor,
eine rechtsextreme Gruppe, die Unterstützer
der Rechte der Palästinenser angreift und
verleumdet, begrüßte die Abstimmung vom März
und beanspruchte für sich, "Details zur
Verfügung gestellt zu haben über finanzielle
Förderung von Organisationen durch die
Schweizer Regierung, die anti-Frieden,
anti-Normalisation, BDS und
Ein-Staat-Politik propagieren".
Anti-BDS-Sprache getilgt
Das Komitee
für Außenangelegenheiten des Oberhauses
entschied jedoch, dass die Formulierung des
Gesetzes des Unterhauses "unklug" sei und
beantragte die Streichung "jedes
geografischen oder politischen Hinweises,
der sich explizit auf den Nahostkonflikt
bezieht".
Das Komitee
stimmte mit 12:0 für die Übernahme der neuen
Formulierung, die jeden Bezug zu BDS
entfernt.
Der geänderte
Antrag fordert die Regierung auf, seine
Regeln für finanzielle Unterstützung zu
überprüfen und alle notwendigen Änderungen
durchzuführen, die sicherstellen, dass
Organisationen, die "in rassistische,
antisemitische oder Hass-motivierte Aktionen
verwickelt" sind, ausgeschlossen werden.
Aber da die
ganze Regelung eher vom Bestreben motiviert
scheint, der Palästina-Solidaritätsbewegung
entgegen zu wirken als von wirklicher Sorge
wegen Rassismus, scheint es
unwahrscheinlich, dass irgendwelche
Änderungen folgen werden.
Roman Vonwil,
ein Mitglied der Aktivistengruppe
BDS-Schweiz, sagte gegenüber Electronic
Intifada, seine Organisation sei "froh, dass
das Komitee für Außenangelegenheiten den
Versuch, die BDS-Bewegung mit der falschen
Beschuldigung antisemitisch zu sein, nicht
akzeptiert hat".
"Grundrechte
zu verteidigen hat nichts mit Antisemitismus
zu tun", fügte Vonwil hinzu.
Verleumdung
von Menschenrechtsaktivisten
NGO-Monitor
stellte der Volkspartei eine Liste von
Menschenrechts- und Hilfsorganisationen zu
Verfügung, die angeblich Hass gegen Israel
verbreiten.
Christian
Imark von der Legislative der Volkspartei
griff, als er den Gesetzesvorschlag im
Parlament einbrachte, folgende
Organisationen an: Badil, Addameer, Al-Haq,
Al Mezan Center for Human Rights, Breaking
the Silence, Adalah und Zochrot, und
beschuldigte sie mit der Unterstützung von
BDS antisemitisch zu sein, Israel zu
verleumden und gegen es aufzuhetzen, indem
es "rechtliche Kriegsführung" gegen Israel
und Verbindungen zum Terrorismus einsetze.
Der Schweizer
Außenminister Didier Burkhalter sagte
jedoch, es seien keine Änderungen an dem
Gesetz notwendig, es existierten bereits
genügend Vorsichtsmaßnahmen und
Rechenschaftspflicht.
"Die Schweiz
unterstützt keine Organisationen, die zu
Hass oder Rassismus aufstacheln", sagte
Burktaler im Parlament. "Es gebe keine
Verbindung zu Bewegungen vom Typ BDS."
Israel und
seine Vertreter haben Gesetzgebung und
scharfes Vorgehen durch Regierungen gegen
BDS-Aktivisten in mehreren Ländern
befürwortet.
Im vergangenen
Jahr hat auch das niederländische Parlament
für eine Überprüfung der Hilfe für
Organisationen gestimmt, die die von
Palästina geführte BDS-Bewegung
unterstützen. NGO-Monitor behauptete, seine
Informationen für die Parlamentarier seien
ausschlaggebend gewesen.
Aber das
niederländische Parlament hat es abgelehnt
BDS-Befürworter von Hilfe auszuschließen.
Die Schweiz
schließt sich nun der Europäischen Union,
Irland, den Niederlanden und Schweden im
Widerstand gegen den Druck, BDS als ein
Instrument zur Verteidigung der Rechte des
palästinensischen Volkes zu verbieten oder
auszugrenzen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Die selektive Sorge um schöne Babys
Jonathan Ofir
- 11.04.2017
"Assad hat das
Leben hilfloser Männer, Frauen und Kinder
erstickt. Es war ein langsamer und brutaler
Tod für so viele – sogar schöne Babys wurden
in diesem so grausamen Angriff ermordet.
So hat es
Präsident Trump während der Vorbereitung
seines "Vergeltungs-Bombardements" in Syrien
gesagt, das sich auf eine unbewiesene
Annahme gründete.
"Kein
Gotteskind sollte jemals einen solchen
Horror erleiden", betonte er.
Das waren
dieselben Kinder, denen Trump Anfang des
Jahres jede Hoffnung auf eine Einreise
genommen hatte, die gleichen Kinder, über
die er sagte:
"Ich kann ihnen ins Gesicht schauen und
sagen: Ihr könnt nicht kommen. Ich werde
Ihnen ins Gesicht schauen."
Lasst uns nur nicht über die vier Kinder
sprechen, die laut Berichten beim kürzlichen
US-Angriff getötet wurden, vermutlich um sie
zu retten. Weil sie nur ein
"Kollateralschaden" sind. Wer hat es schon
nötig ihnen ins Gesicht zu schauen?
Jetzt ist
Trump für die meisten israelischen
zionistischen Parteien eine Art Held. Vom
"liberalen Zentrum" der israelischen Politik
sagt Knessetmitglied Tzipi Livni von der
zionistischen Union, der Agriff sei
"wichtig, notwendig und korrrekt" gewesen.
Jetzt stehen
alle hinter diesem "Kinder retten",
gewissermaßen sie vom Gas zu retten. Das
klingt so jüdisch.
Aber das ist
dieselbe 'vernünftige', 'liberale' Livni,
die wegen Gaza 2008/09 'wild' geworden ist
und gesagt hat:
"Hamas
versteht jetzt: wenn ihr auf (Israels)
Staatsbürger schießt, antwortet es und wird
wild – und das ist eine gute Sache."
Und was
passiert mit diesen Kindern, wenn wir "wild
werden" ( natürlich nur in Gaza)? Na ja,
nach der Dahiya-Doktrin von Generastabschef
Gabi Eisenkot sind sie alle nur ein
Kollateralschaden, da ihre Dörfer als
'feindliche Basen' gelten. Wie
Justizministerin Ayelet Shaked sagte, sind
alle diese Kinder ohnhin nur "kleine
Schlangen". Und nach dem ehemaligen
Verteidigungsminister Moshe Yaalon haben wir
nicht nur Kinder in Gaza angegriffen (hurt)
– auch die libanesischen Kinder können
angegriffen werden:
"Wir werden
jetzt libanesischen Zivilisten angreifen
(hurt), einschließlich der Kinder der
Familien. Wir sind duch eine sehr lange,
eingehende Diskussion gegangen... wir haben
es dann getan, wir haben es im Gaza-Streifen
getan, wir werden es in Zukunft in jeder
Runde von Feindseligkeiten tun." (Yaalon
2015 auf der Konferenz der Shurat HaDin
[Israel Law Center]).
Aber als diese
Kinder in Gaza getötet wurden, war das bloß,
weil die Hamas diese Kinder geopfert hatte,
wie Elie Wiesel 2014 erklärte. Aber wir, die
Juden, haben vor 3.500 Jahren aufgehört, so
etwas zu tun – noch bevor wir Juden genannt
wurden. (Anspielung auf Abraham, der
bereit war, seinen Sohn Isaak zu opfern,
dessen Opfer aber von Gott nicht angenommen
wurde, Ü.)
"Juden haben
das Kindesopfer vor 3.500 Jahren verworfen.
Jetzt ist die Reihe an Hamas." Prof.Wiesel
argumentierte, wenn dieses Leiden in Gaza
unermesslich und eine wahre Tragödie ist,
dann liegt die Schuld einzig bei der Hamas,
die Kinder als menschliche Schutzschilde
benützt...
Nein, wenn wir
Kinder mit ihren Familien bombardieren, dann
ist es nur 'kollateral', es ist nicht
wirklich eine 'Opferung'. Als wir 2014 die
vier Jungen der Familie Bakr bombardiert
haben, die am Strand von Gaza Fußball
spielten, ergab die Ermittlung, dass das
'legal' war. Hier konnten wir fast vier
Jahre auf unsere Ermittlungsergebnisse
warten; kein Grund zur Eile. Schließlich ist
das nicht Syrien...
Wie empört
(schockiert) wir 2014 waren? Überhaupt
nicht. Die Empörung galt der Hamas.
Unterstützung für die 'Operation', die über
550 Kinder tötete, lag bei den israelischen
Juden bei 95%, durchgehend.
Es ist
großartig, irgendwo anders einen Krieg zu
haben, in einem Land, wo es uns überhaupt
nichts ausmacht es zu zerstören und
wirklich, wirklich entrüstet zu sein über
den Tod von Kindern. Wir brauchen keine
Ermittlung, denn da gibt es einen neuen
Sheriff in der Stadt, und wenn wir können,
lassen wir ihn gerade so impulsiv schießen
wie er twittert, dann wird er genau so sein
wie wir – zuerst schießen, später fragen
(wenn überhaupt).
Die ganze
Sache mit Syrien könnte für uns ganz gut
ausgehen. Der israelische Transport- und
Geheimdienstminister (intelligence minister)
Yisrael Katz, der den letzten Angriff
"logisch und moralisch" nannte, hatte eine
"intelligente" Idee, nämlich 100.000 Siedler
in den besetzten syrischen Golan zu "tranportieren",
um die neueren 'Entwicklungen' zu nutzen:
"Israel muss zeigen, dass es entschlossen
ist die Kontrolle über die Golan Höhen zu
behalten, indem es weitere 100.000
Staatsbürger dorthin schickt, damit sie sie
effektiver besiedeln."
Also wirklich, wie sehr geht es dabei um
"Kinder" und "schöne Babys"? Liegen sie uns
jetzt wirklich so am Herzen? Als über die
Aufnahme syrischer Flüchtlinge debattiert
wurde, wollte der "Zentrums-liberale"
Knessetabgeordnete Yair Lapid, der das
schöne Gesicht des israelischen
Ultra-Nationalismus ist, Syrer nicht
aufnehmen – wegen der Palästinenser. Er
sagte:
"Ich will
keine Hintertür für die Diskussion über das
Rückkehrrecht der Palästinenser öffnen..."
"Israel hat
sich sehr bemüht, nicht in die Ereignisse in
Syrien involviert zu sein, wollen wir also
jetzt eine Hintertür öffnen, die uns in
diesen Krieg hineinzieht?"
Aber jetzt
sieht es aus wie (bei) Trump, der auch keine
syrischen Flüchtlinge aufnehmen wollte (was
vielleicht ein Schuss aus der Hüfte war),
und all die Neokons und liberalen
Interventionisten und kriegstreiberischen
Israelis riechen Blut; wir könnten doch eine
richtige Action haben anstatt langweilige
Diplomatie.
Wir haben
wirklich gerne Probleme rund um uns, damit
wir die Aufmerksamkeit von unseren eigenen
Verbrechen abwenden können. Wie
Premierminister Netanyahu der Gaza Freedom
Flotilla 2015 in einem 'persönlichen Brief'
schrieb:
"Es scheint,
Ihr habt den falschen Weg eingeschlagen.
Willkommen in Israel. Vielleicht wolltet Ihr
irgendwohin segeln, nicht zu weit von hier:
Syrien, wo Assad sein Volk täglich
massakriert, mit der Unterstützung des Tod
bringenden Regimes Iran."
Ja, es ist toll, rund herum Massaker zu
haben, dann können unsere gerechtfertigt
werden. Und mit den USA an unserer Seite,
schießend wie ein Azaria, verpflichtet uns
das zu unseren Gunsten weiter zu machen.
Aber denkt
daran – das ist alles für die Kinder, die
schönen Babys.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Trump,
AIPAC und die Vereinten Nationen
Robert Fantina
- 07.04.2017
Seit Donald
Trump Präsident der Vereinigten Staaten
geworden ist, scheint es übertrieben zu
sein, wenn man sagt, die Hölle sei
losgebrochen, und dann wieder scheint es
doch so. Das miserable Bildungssystem der
USA ist unter der Leitung eines wohlhabenden
Spenders Trump, der nichts vom öffentlichen
Bildungswesen versteht, in Gefahr noch
schlechter zu werden. Regeln für den
Umweltschutz werden bereits abgeschafft. Die
Republikaner versuchen krampfhaft 21
Millionen Menschen ihrer Gesundheitsvorsorge
zu berauben und damit eines ihrer bizarren
Wahlversprechen einzulösen. Und weiße
Vormachtstellung scheint wieder modern zu
sein, sie zeigt, was sie kann, nachdem sie
Jahrzehnte lang größtenteils (wenn auch
nicht ganz) unter Verschluß geblieben war.
Offiziell
geduldeter US-Rassismus ist jedenfalls nicht
auf die Grenzen des Landes beschränkt. Nein,
unter Mr. Trump wird sie in den Vereinten
Nationen verankert. Die US-Botschafterin bei
den Vereinten Nationen, Nikki Haley,
blockierte die Ernennung des ehemaligen
palästinensischen Premierministers Salam
Fayyad zur Leitung der Lybien-Mission der
UN. In ihrer eleganten Art erklärte sie die
Entscheidung auf der jüngsten AIPAC-Tagung
(Apartheid Israel Political Affairs
Committee): "Als sie beschlossen haben es zu
versuchen und einen Palästinenser in eine
der höchsten Positionen zu bringen, die es
jemals bei den UN gegeben hat, haben wir
nein gesagt und ihn ausgebootet." Sie fuhr
fort: "Das heißt nicht, dass er nicht ein
netter Mann ist; das heißt nicht, dass er
für Amerika nicht gut wäre." Nein, die
Tatsache, dass er Palästinenser ist, hat ihn
für diese Aufgabe disqualifiziert,
jedenfalls in den Augen der erhabenen
Botschafterin..
Gleich nach
dieser Aktion verlangte UN-Generalsekretär
Antonio Guterres die Entfernung eines
sorgfältig dokumentierten Berichts über
israelische Apartheid von der offiziellen
UN-Webseite. Das geschah nicht, beeilte er
sich zu sagen, wegen irgendeiner Kritik am
Inhalt. Nein, sondern weil der Bericht nicht
durch die ordnungsgemäßen Kanäle gegangen
ist, bevor er auf die Webseite gesetzt
wurde. Rima Khalaf, die Leiterin der
Wirtschafts- und Sozialkommission für
Westasien (ESCWA), trat lieber zurück als
das Dokument selbst (von der Webseite) zu
entfernen.
Nun, wenn Mr.
Guterres von den "ordnungsgemäßen Kanäle"
spricht, meint er offensichtlich Israel und
die USA, die beide sehr irritiert waren
davon, dass ein solcher Bericht von den
Vereinten Nationen herausgegeben wurde.
Geschweige denn davon, dass er sachlich war;
er kritisierte das heilige Israel und
deshalb durfte er nicht stehen bleiben. Ms.
Haley hat zu dieser wahrgenommenen Empörung
nicht geschwiegen. Sie schaltete sich wegen
diesem Bericht ein, sie entzückte jedermann
mit ihrer geschliffenen Prosa: "Und es ist
ein lächerlicher Report erschienen, der
Falk-Report. Ich weiß nicht, wer der Typ ist
und was er macht, aber er bekommt ernste
Probleme. Geht her und vergleicht Israel mit
einem Apartheid-Staat. Also ist das Erste,
was wir machen, den Generalsekretär anrufen
und sagen, das ist absolut lächerlich."
Man könnte
meinen, es wäre für eine Botschafterin der
Mühe wert ein paar Dinge zu tun, bevor sie
ihre verbale Diarrhoe loslässt. Zuerst
könnte sie herausfinden, wer Mr. Falk ist
(ein emeritierter Professor für
internationales Recht an der Princetown
University) und 'was er macht' (er war sechs
Jahre lang UN-Sonderberichterstatter für den
Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen;
vielleicht sind es Menschenrechte, 'was er
macht'); und schließlich könnte sie in
Betracht ziehen den Bericht zu lesen, bevor
sie den Generalsekretär anruft und sagt:
"Das ist absolut lächerlich."
Während Ms.
Haley am unheiligen AIPAC-Altar eloquent
gewachsen ist, waren verschiedene
Kongress-Gremien und der FBI damit
beschäftigt Trumps Weisses Haus auf
Verbindungen zu Russland zu untersuchen, die
alle irgendwie der Meinung zu sein scheinen,
dass Russland versucht hat, die Wahlen in
den USA ungehörig beeinflusst zu haben.
Horror! Kann man sich so etwas überhaupt
vorstellen? Der Historiker und Philosoph
Noam Chomsky kommentierte das in einem
Interview mit Truthout. Er sagte: "Viele in
der Welt müssen erstaunt sein – wenn sie
nicht vor Lachen zusammenbrechen – wenn sie
die Darbietungen höheren Orts und in den
Medien über die russischen Bemühungen zur
Beeinflussung der amerikanischen Wahlen
betrachten, eine Spezialität, die der
US-Regierung vertraut ist, soweit wir die
Spuren verfolgen. Aber es gibt eine
Verdienst in der Behauptung, dass dieser
Fall anders ist: Nach US-Standards sind die
russischen Bemühungen so dürftig, dass es
sie kaum zu einer Notiz bringen." Wie
Truthout sagte: "... die USA haben in vielen
Ländern unverhohlen in die Wahlen
eingegriffen, mit Methoden, zu denen nicht
nur finanzielle Unterstützung für bevorzugte
Parteien und den Umlauf von Propaganda
gehörte, sondern auch Morde und der Sturz
sogar demokratisch gewählter Regime."
Russland hat
in der UNO nicht annähernd soviel Einfluss
wie die Schurkenstaaten USA und Israel, die
sich beide unbeschreiblicher
Menschenrechtsverletzungen bei sich zu Hause
und im Ausland schuldig gemacht haben. Sie
üben zur Zeit genügend Einfluss auf die UNO
aus, um die Dinge so geregelt zu bekommen
wie sie es möchten. Zur Zeit ist es der
Einfluss der USA auf die UNO und der
Einfluss Israels auf die USA. Und wie
schafft es Israel, so viel Macht in den
heiligen Hallen des Congress zu haben? Na
ja, unter den gewählten Pseudorepräsentanten
der USA und den israelischen
Interessensgruppen fließt reichlich Geld,
das sie bereitwillig an jedes Mitglied oder
potentielles Mitglied des Congresses
verteilen, das bereit ist durch jeden Reifen
zu springen, das man ihm hinhält. Und diese
Reifen verlangen üblichweise die stille
Duldung der brutalen Besatzung und
Verfolgung der Palästinenser durch Israel.
Und wie fließt
das Geld in die Kampagnen der
"Repräsentanten" der USA! Zwischen 29.
November 2010 und 28. November 2016 gaben
die israelischen Interessengruppen
sagenhafte 14.283115,00 Dollar an Mitglieder
des US-Senats. In der 2-Jahres-Periode vom
29. November 2014 bis 28. November 2016
erhielten die Mitglieder des House of
Representatives 5.910402,00 Dollar
als
Freigebigkeit der pro-Israel-Lobby.
Congress-Mitglieder haben eine Priorität,
und nur eine Priorität: ihre Jobs zu
behalten. Menschenrechte? Wer braucht die?
Integrität? Was wird die dir bringen? Nach
dem Willen des Volkes handeln? Was wissen
die denn! Das viele Blut, das das Geld
befleckt, spielt keine Rolle, solange das
Geld hereinfließt.
Gegen Ende der
Amtszeit des früheren Präsidenten Barack
Obama verabschiedeten die Vereinten Nationen
eine Resolution, die die israelische
Besatzung Palästinas verurteilte. Eine
UN-Resolution zu widerrufen ist fast
unmöglich, besonders wenn man
berücksichtigt, dass die Vertreter der
Mitgliedstaaten des Sicherheitsrates in
Applaus ausbrachen, als sich die USA der
Stimme enthielt anstatt ein Veto gegen die
Resolution einzulegen. Sie können alle vor
ihren israelischen Meistern buckeln so viel
sie wollen. "Die USA war das letzte Land,
das die südafrikanische Apartheid
verurteilte, und da war sie schon bezwungen;
es mag auch das letzte sein, das die
israelische Apartheid verurteilt, aber die
wird auch bezwungen sein."
Quelle:
www.counterpunch.org/2017/04/07/trump-aipac-and-the-united-nations/
Übersetzung: K. Nebauer |
Das letzte
Abkommen
Henry Siegman über die Zwei-Staatenlösung
Reaktionen auf die internationalen
Kommentatoren gegenüber Trumps und
Netanjahus gemeinsamer Presse- Konferenz am
15. Februar konzentriert sich weithin
speziell auf Trumps Äußerungen über Amerikas
langjährige Unterstützung für eine
Zweistaatenlösung im
Israel-Palästina-Konflikt. „Ich schaue auf
eine Zwei-Staaten- und auf eine
Ein-Staat-Lösung und ich liebe das, was
beide Parteien lieben,“ sagte er, „Ich kann
mit beiden leben“. Wenn man seine Ignoranz
der internationalen Angelegenheiten im
Allgemeinen und hauptsächlich des Nahen
Ostens berücksichtigt, hat er wahrscheinlich
keine Idee über die Konsequenzen von dem,
was er sagt. Er erklärt, dass die
Palästinenser Israel anerkennen müssen, und
ist sich völlig unbewusst, dass sie genau
das schon längst getan haben, nicht einmal,
sondern bei drei getrennten Gelegenheiten:
bei der Bitte von Reagan und seinem
Außenminister, George Shultz 1988, 1993 im
Kontext der Oslo-Abkommen; und noch einmal
1998 in Gaza mit Bill Clinton. Trump ist
sich auch nicht bewusst, dass Netanjahus
Regierung niemals das Recht der
Palästinenser auf nationale Selbstbestimmung
und einen eigenen Staat in irgend einem
Teil von Palästina anerkannt hat; obwohl
dieses Recht wiederholt vom
UN-Sicherheitsrat bestätigt worden ist (
d.h. Resolution 242 1967 und 2003
Resolution 1515 und vom Internationalen
Gericht 2004).
Die Palästinenser haben ihre Anerkennung von
Israel nie zurückgezogen , aber sie haben
sich geweigert, Israels Entscheidung zu
unterstützen, seine nationale Identität
religiös und ethnisch zu definieren, eine
Forderung, über die kein Land das Recht
hat, dies über ein anderes Land zu
verhängen. Israel würde niemals damit
einverstanden sein, wenn dies von
Palästinensern verlangt wird oder gar von
irgend- einem christlichen Land.
Weit weniger Aufmerksamkeit ist dem
geschenkt worden, was Netanjahu bei der
Pressekonferenz gesagt hat, obwohl die
Aussichten für eine Zwei-Staatenlösung
deutlicher gemacht wurden als das, was
Trump sagte. In der Antwort auf eine Frage
eines Reporters, ob er noch immer eine
Zweistaaten-Lösung unterstützt, sagte
Netanjahu, er betrachte die Ausdrücke
„Zwei-Staaten“ und „Ein-Staat“ als
oberflächliche Kennzeichnung und er würde
eher „Substanz“ bevorzugen. Es gibt für
Frieden zwei Voraussetzungen, sagte er.
„Erstens müssen die Palästinenser den
jüdischen Staat anerkennen … zweitens bei
jedem Friedensabkommen muss Israel die
übergeordnete Sicherheitskontrolle über das
ganze Gebiete westlich des Jordans haben.
Anders als Trump ist sich Netanjahu sehr
bewusst, dass die Palästinenser den Staat
Israel anerkannt haben. Aber wie Trump so
lügt Netanjahu schamlos. Und wie Trump, der
sich gegenüber Obama nach dessen Rücktritt
als Präsident bösartig verhielt … ist
Netanjahu ganz und gar undankbar. Er hat
niemals anerkannt, dass die Palästinenser
Israels Legitimität nicht nur innerhalb der
Grenzen von 1947 (UN-Teilungsplan), sondern
auch einschließlich der den Palästinensern
zugeteilten Gebiete, die von Israel nach dem
Unabhängigkeits-Krieg in Missachtung der
Resolution 242 konfisziert wurde…
Es war kein Israel-Fundamentalist, sondern
ein früherer Ministerpräsident, Shimon
Peres, der in einem Interview mit Israels
Jediyot Ahoronot bemerkte, dass vor
Oslo die Größe des palästinensischen
Staates entsprechend der Karte von 1947, der
UN-Karte sein sollte. In Oslo ging Arafat
von der 1947er-Karte zur 1967er Karte. Er
gab 22% der Westbank auf. Ich kenne keinen
arabischen Führer, der nur zwei oder 3% des
Landes aufgeben würde. Tatsächlich hatte
Peres sich versprochen. Arafat gab nicht
22% von der Westbank auf, sondern 22% von
Palästina, was volle 50 % des
Westbank-Gebietes ist, das der
UN-Teilungsplan als legitimes Vermögen des
palästinensischen Volkes anerkannt hat.
Und Peres mochte auch hinzugefügt haben,
dass er keinen israelischen Führer kennt,
einschließlich ihm selbst, irgend- einen
Teil seines Landes aufzugeben. Doch sind es
die palästinensischen Führer, die von
Israel angeklagt werden, da sie sich weigern
würden, Konzessionen für den Frieden zu
machen - ist eine Lüge, die die
US-Regierung ständig wiederholt, um ein
nicht bestehendes Äquivalent zwischen dem
israelischen und palästinensischen
Widerstand zu einem
Zwei-Staaten-Lösung-Abkommen zu
unterstellen.
Sogar vor seinem Treffen mit Trump
verkündete Netanjahu seine Absicht 60% des
Westbank-Gebietes – das Gebiet, das nach dem
Oslo-Abkommen als Zone C bestimmt wurde --
und von dem sich Israel 1998 vermutlich
zurückgezogen hat. Nun ist es ein
permanenter Teil von Israel. Den
Palästinensern würden so nur noch zehn
Prozent von der Teilung Palästinas bleiben.
Aber mit Trump im Weißen Haus und seiner
Unterstützung der Siedlungen durch seinen
Schwiegersohn an seiner Seite, würde
Netanjahu sogar dieses Schrumpfen als
Zugeständnis gegenüber den Palästinensern
zu großzügig sein. Er verkündigte deshalb im
Weißen Haus, dass seine zweite Bedingung für
ein Friedemsabkommen mit den Palästinensern
sei, Israels Aufrechterhaltung seiner
militärischen Kontrolle über die ganze
Westbank. In klarem Englisch schlug
Netanjahu vor, dass die Palästinenser auf
Dauer eingeschränkt in Enklaven von 10 %
von Palästina unter der Kontrolle der IDF
leben sollen. Aber sie sind frei, diesen
Teil einen palästinensischen Staat zu
nennen.
Was Trumps Denken betrifft, mag er wohl
beabsichtigt haben, dass Amerikas
Verpflichtung einer Zweistaaten-Lösung
widerruft, obwohl sein Botschafter bei der
UN, Nikki Haley, kategorisch feststellte,
dass es so eine Absicht nicht gab. Als Trump
sagte, er wäre auch mit einem
Ein-Staat-Abkommen, wie auch mit einer
Zweistaaten-Lösung zufrieden. Er mag
geglaubt haben, dass die Ein-Staat-Lösung
nicht eine von mehreren Möglichkeiten,
sondern ein Fehler sei, wenn die
Zwei-Staatenlösung scheitert. Der Fehler
erfordert nicht die Lösung vieler
permanenter Status-Probleme – wie die
Siedlungen, die Grenzen, die
Sicherheitsregelung, die Verteilung von
natürlichen Ressourcen, Jerusalem u. a. –
was die Gespräche über eine
Zwei-Staaten-Lösung belastet hat. Aber es
fordert, dass die Palästinenser innerhalb
Groß-Israels Grenzen, dieselben Rechte wie
die israelischen Bürger haben. Sie schuf
keine neue Realität, sondern bestätigt das
Bestehende, und bewirkt von Israel Planung.
Falls dies so ist, wie Trump es zu sagen
meint, dann hat er das vorgeschlagen, was
ich schon lange glaubte, es sei der einzig
mögliche Pfad ein Gewinn der
Zwei-Staatenlösung. Lasst es mich erklären.
Jeder Experte glaubt und jede ausgeführte
Umfrage hat bestätigt, dass die große
Mehrheit der israelischen Juden nicht mit
einer Ein-Staaten-Lösung mit den
Palästinensern einverstanden wäre, da es
wahrscheinlich zum Verlust von Israels
jüdischer Identität führt. Falls die
Israelis sehen sollten, dass ihre Regierung
eine Zwei-Staaten-Lösung ablehnt, würde
dies zu einer US-Unterstützung für eine
Ein-Staat-Lösung sein, die die gleichen
Bürgerrechte den Westbank-Palästinensern
gibt, denen aber ein eigener Staat
verweigert wird, dann würden sich Israelis
für eine Zwei-Staaten-Lösung entscheiden.
Wenn solch eine Übernahme --eine mögliche
Folge von Trumps Bemerkungen --- unvereinbar
scheint, so Ist es nicht unvereinbar mit
seinem Wunsch --doch sehr behutsam
ausgedrückt -- dass Netanjahu sich eine
Weile mit Siedlungsaktivitäten zurückhalten
solle. Es ist auch mit seiner anschließenden
Forderung nicht vereinbar, dass Netanjahu
sich mit seinen öffentlich verkündigten
Plänen Tausende neuer Häuser in den
besetzten Gebieten zu bauen. Ähnliche von
Obama geäußerte Wünsche wurden von Netanjahu
als antisemitische Aufwiegelung dargestellt.
Falls dies von Trump nicht beabsichtigt
ist, so ändert dies die harte Realität
nicht, dass es der einzige Weg ist, die
Zwei-Staaten-Option wieder zu gewinnen es
Trump mit dem Schließen ernst ist, was er
mit „Der letzte Deal“ beschreibt, so ist
das der einzige Weg, den er zu gehen in der
Lage ist. Nichtsdestotrotz Trumps
Ernennung seines Botschafter in Israel,
David Friedman, der seit langem die
Erweiterung der jüdischen Siedlungen in der
Westbank unterstützt und einer vom rechten
Flügel ist, der die israelisch und
amerikanisch jüdischen Unterstützer einer
Zwei-Staaten-Lösung anklagt, sie wären
schlimmer als die „Kapos“, der kaum die
Vorstellung unterstützt, dass Trump dabei
ist, Netanjahu zu widersprechen. Mark
Landler hat in der New-York Times
argumentiert, dass vor kurzem Trumps
Telefongespräch mit Netanjahu, der von der
israelischen Polizei wegen Bestechung und
Betrug verhört worden sei, zeitlich passend
war, als Erinnerung an Israels
Justizminister, der Netanjahu anklagte,
könnte Israels nationale Sicherheit in einer
gefährlichen Zeit beschädigen. Landler
schlägt glaubhaft vor, dass Trumps
rechtzeitiger Anruf erwiderte Netanjahu
rechtzeitiges Lob für Trumps verspäteten
Standpunkt gegen Antisemitismus, den Trump
von dieser Anklage loszusprechen half, dass
er bestenfalls gleichgültig gegenüber der
Eskalation antisemitischer Gewalt während
seiner Präsidentschaftskampagne und seiner
folgenden Amtseinführung gleichgültig war.
Dies bietet sicherlich keine Unterstützung
für die Auffassung, die Trump beabsichtigte,
Netanjahu bei ihrer gemeinsamen
Pressekonferenz zu sagen, falls er mit den
Palästinensern nicht verhandelt, um ein
Zwei-Staaten-Abkommen zu erreichen, wird
die Alternative nicht in den Status quo
eingebunden, sondern den Palästinensern die
gleichen Bürgerrechte in dem tatsächlich
einzigen Staat, den Netanjahu so erfolgreich
organisiert.
Während Trumps Botschafter Jason
Greenblatts Verhalten in Israel viele
israelische Führer veranlasste, zu
befürchten, ihre Vermutungen über Trumps
Aufgabe der Zwei-Staaten-Lösung mag
grundlos sein, glauben Israelis noch, dass
selbst wenn Netanjahu keine carte
blanche gewährt, wird er die Amerikaner
weiter hereinlegen, dass sie glauben, er
bleibe der Zwei-Staaten-Lösung verpflichtet.
Obama und seine Vorgänger hielten sich nicht
zurück, ihre Bedenken über die
unvermeidbaren Konsequenzen von Israels
Siedlungsprojekt für die Zukunft von
Israels Demokratie und jüdischer Identität
auszusprechen. Doch wurden solche
Erklärungen immer im Kontext von
Versicherungen unzerbrechlicher
Verbindungen Amerikas an Israel gemacht.
Diese Gewissheit war das Ergebnis einer
amerikanischen Diplomatie, die sich auf den
Vorwand gründete, dass US-Führer Netanjahus
Lüge glaubten, dass er eine
Zwei-Staaten-Lösung sucht, einem Vorwand,
dem sich auf einander folgende
US-Regierungen verpflichtet fühlten, zu
teilen, weil ihre Furcht vor AIPAC, Israels
Lobby in den USA zu groß war . Wie in
der New York Times vom Kolumnisten Roger
Cohen bemerkt, als Feigenblatt ausgestattet
vom Friedensprozess, der von einem
falschen Versprechen eines
Zwei-Staaten-Abkommens ausging, selbst als
Israels Siedlungen ihn klar zerstörten.
Genau dies erlaubten auf einander folgende
israelische Regierungen, ihr Schlimmstes zu
tun.
Eine der Ironie n von Trumps Wahlsieg war,
soweit es den Israel-Palästina-Konflikt
betrifft, dass er ein amerikanischer
Präsident ist, der nicht AIPACs Wünsche
erfüllen muss. Trumps schuldete den
amerikanischen Juden tatsächlich wenig bei
seinem Wahlsieg. Die amerikanischen Juden
spielen weiter eine prominente Rolle beim
Anti-Trump-Widerstand, der sich im ganzen
Land bemerkbar macht. Es ist Netanjahus
Schande, die sich zur Verteidigung eines
amerikanischen Präsidenten, dessen
Senior-Stratege ein Mann ist, der eine weiße
-rassistische Ideologie vertritt, die die
Idee einer arischen Herrenrasse vertritt:
die Ideologie, die den Holocaust
produzierte, und auf die Netanjahu sich
egoistisch beruft.
Falls wirksamer Druck auf Israel ausgeübt
wird und die Besatzung endet und eine
Zwei-Staaten-Lösung akzeptiert wird, die
nicht von den US kommt, so kann er nur von
den Palästinensern selbst kommen. Wenn sie
endlich nach der harten Wahrheit handeln,
dass die palästinensische Behörde – die viel
Gutes getan hat - von Palästinas Besatzern
und dem Versagen seiner eigenen Führung
transformiert worden ist, von einer
Institution, von der man glaubte, sie
brächte Eigenstaatlichkeit. Das wird nur
sein, wenn die Palästinenser die
palästinensische Behörde schließen und in
ein Vehikel eines gewaltfreien Kampfes für
die Rechte verwandeln, dass die
Zwei-Staaten-Option neu erscheint. Falls sie
nicht wieder erscheint, wird Groß-Israels de
facto Apartheid sich in einen bi-nationalen
Staat entwickeln, weil sich keine Apartheid
unter dem Mantel einer vorläufigen Besatzung
verbergen kann, die schon seit einem halben
Jahrhundert dauert. Ein
anti-Apartheid-Kampf wird zweifellos lang
und schmerzhaft, wie es in Südafrika war,
aber nicht länger und nicht schmerzvoller
würde der Fall sein, wenn Netanjahus Status
quo vorherrscht. Die Lektion aus Israels
Transfer der Palästinenser aus Zone C ist
eine unbehelligte de facto Apartheid, die
nur mit Palästinensern in der Westbank enden
kann, die sich selbst neben den vielen
Millionen palästinensischer Flüchtlinge
außerhalb nicht innerhalb Palästinas
(Groß-Israels) Grenzen finden.
Vielleicht markiert die größte der vielen
Ironie diesen Konflikt, dass nicht nur die
palästinensische Eigenstaatlichkeit, sondern
das Überleben Israels davon abhängt, ob das
palästinensische Volk den Kampf für seine
eigene politische Selbstbestimmung wieder
aufnimmt.
Quelle dt. E.
Rohlfs |
Die
Besatzung wird kollabieren und dann
werden wir eine moralische Gesellschaft hier
aufbauen.
Yuli Nowak
- 2.4. 17
Am Samstagabend versammelten sich Tausende
von Palästinensern und Juden in Jerusalem,
um gegen die Besatzung-zu demonstrieren, die
seit 50 Jahren herrschte, Der Anführer von
„Das Schweigen brechen“ Yuli Nowak sprach zu
den Demonstranten über die Bedeutung der
Solidarität, den Widerstand, die Gewalt und
den Rassismus der israelischen Regierung.
Dies sind dunkle, düstere Tage. Unser Land
wird von einer Besatzung, einem Messianismus,
Rassismus, Ignoranz, Gleichgültigkeit und
Gewalt beherrscht. Indem wir den rechten
Flügel anklagen, wird das der Regierung
nicht helfen. Auch wenn wir in unsern
Wohnzimmern sitzen bleiben und über den Tag
phantasieren, werden sie nicht ersetzt. Und
bitte, Schluss mit der „Jeder außer
Bibi-Rhetorik --- Lapid ist nicht anders“.
Die Veränderung, die wir benötigen, um hier
zu beschließen, fordert Mut und
Ehrlichkeit und die Bereitschaft, einiges zu
opfern – die Bereitschaft Privilegien
aufzugeben und den Preis zu zahlen. Zeigt
mir einen Politiker – einen – der
Ministerpräsident werden will, und der
bereit ist, dies zu tun.
Während der dunklen Tage wie diese, die
durch tägliche Gewalt gekennzeichnet sind,
intensivieren Hass und schrecklichen
Rassismus, die Besatzung. Es gibt nur einen
Weg, um zu gewinnen: Widerstand. Kampf,
Solidarität. Das ist es. Widerstand – das
ist unsere Stärke und die Schwäche der
Regierung. Gemeinsame Kämpfe sind unsere
Hoffnung, und was wird ein Kollaps dem
Regime bringen. Solidarität ist unsere
zivile Kraft und die größte Furcht des
Regimes. Und es gibt nichts
Schrecken-erregenderes für schlechte Regime,
als der Moment, wenn die Bürger aufstehen,
widerstehen und furchtlos kämpfen.
Wenn Palästinenser dies mit gewaltfreien
Demonstrationen in den besetzten Gebieten
tun– in Bilin, in Hebron, in Sheikh Jarrah
– dann ist die Antwort des Regimes immer nur
Gewalt und Zwang. Wir brauchen deshalb
gemeinsame Kräfte. Weil Widerstand und
zivile Kämpfe die einzigen Mittel sind, um
gewalttätige Regime herauszufordern. Sie
sind das einzige Mittel, das nicht mit
Kanonen und Schlagstöcken unterdrückt werden
kann.
Solidarität ist eine Einstellung des
Geistes. Bereit sein, etwas für den anderen
zu opfern und zu verstehen, dass dies der
einzige Akt ist, den das Regime nicht
tolerieren kann. Solidarität ist kein leerer
Slogan. Sie ist ein Mittel, mit dem wir
weder genügend bekannt noch in Übung sind.
Diese Sachlage ist günstig für das Regime
und hat Jahrzehnte lang die Regierung des
rechten und des linken Flügels unterstützt
- und versichert, dass wir nur an uns
selbst denken, in existenzieller Angst
lebten, die Besatzung für nötig hielten und
auf den Rassismus schauten als etwas, das
uns definiert.
Solidarität ist der einzige geeignete Akt,
um solche Einstellungen zu zerstören, die
uns seit der Geburt beigebracht wurden.
Solidarität ist nicht nur Anerkennung des
Leids und der Not des anderen. Solidarität
ist zuerst und vor allem, dass man das Recht
des anderen anerkennt, für Freiheit zu
kämpfen und Anerkennung unserer
Verantwortlichkeit und die Pflicht, diesen
Kampf gemeinsam zu kämpfen. Und gemeinsam
einen Preis dafür zu zahlen. Und gemeinsam
befreit zu werden.
Das ist also der Grund, dass die Regierung
die meiste Kraft in ihre Bemühungen von
Volksverhetzung, Teilung, Hass und Furcht
schaffen.
Diejenigen, die an Freiheit, Gleichheit und
Leben glauben, haben nicht länger das
Privileg, zu Hause zu bleiben.
Demokratische, öffentliche Bereiche
verschwinden, Kultur, Hochschule, Freiheit
des Ausdrucks, Freiheit der Gedanken,
demokratische Gleichheit, Moral und
Gerechtigkeit - all dies ist vom Regime
auf dem Altar der Besatzung, der Siedlungen
und der Korruption geopfert worden.
Dieser Kampf ist wichtig und ist nicht nur
eine Sache der Araber, der Menschenrechte,
Organisationen, der Obdachlosen oder
Äthiopier. Es ist der Kampf gegen die
nationalistischen, messianischen,
rassistischen, zerstörerischen Regime der
Besatzung.
Seine Augen von der Besatzung abwenden,
bedeutet mit dem boshaften Regime zu
kooperieren. Der Gewalt nachgeben, heißt,
sie zu stärken. Schweigsam vor dem Rassismus
zu bleiben, heißt, ihn zu legitimieren.
Sich der Furcht und Einschüchterung
hinzugeben, heißt, diese dunkle Realität zu
akzeptieren, und zu erlauben so weiter zu
machen und zu intensivieren.
Jeder Tag, der ohne Widerstand vergeht, ist
noch ein Tag, der die Demokratie schlimmer
macht. Jeder Tag, der ohne Kampf vorüber
geht, ist ein Tag mit Gewalt gegen
palästinensische Kinder. Jeder Tag, der
ohne Solidarität vergeht, ist ein Tag , in
dem Rassismus und Nationalismus Moral und
Gerechtigkeit übertrumpfen.
Jeder Tag, der dahin geht, in dem wir
vergessen, an die entsetzlichen Kräfte
unserer Gesellschaft zu denken - aller
Farben, Volkszugehörigkeiten und
Organisationen - , ist ein weiterer Tag, der
den Glauben der gewalttätigen,
nationalistischen Besatzungskräfte stärkt,
dass es nichts gibt, das sie stoppt und
dass sie mit ihrem nationalistischem Projekt
der Besatzung ungestört weitermachen
können. Dass sie mit dem Zerstören,
Verletzen, Schädigen und Töten
weitermachen können.
Allein heute gerade hier, jenseits dieser
Mauern, nimmt die Aufrechterhaltung und die
Bewahrung der Besatzung weiter ihren Zoll.
Die Opfer dieser Realität, die Leben von
beiden, den Juden und Palästinensern, sind
nicht prädestiniert. Dies ist der Preis, der
für die andauernde Politik der
Gesetzlosigkeit Israelischer Regierungen
gezahlt werden muss.
Ich sage diese Dinge hier in Jerusalem. Eine
Stadt, deren Straßen von hemmungslosen,
rassistischen , rechten Gangstern beherrscht
worden sind. Eine Stadt, die von
rassistischen, opportunistischen
Bürgermeistern geführt werden . Eine
Hauptstadt, die keinen Anschein von
Gerechtigkeit und Gleichheit hat.
Also ja! ich rufe für uns alle auf, sich den
Kräften in unserm Kampf anzuschließen hier
und jetzt. Um für unsere Wahrheit zu
kämpfen. Alles für unsere Zukunft zu geben
und Hoffnung zu geben. Weil, wenn wir gegen
das Böse in Solidarität als eine vereinte
Front kämpfen, werden wir auch gewinnen. Und
ja, dann wird die Besatzung enden. Und
Jerusalem wird das sein, was sie sein sollte
– die Hauptstadt eines demokratischen,
gerechten und vernünftigen Staates.
Wir können es uns nicht länger leisten,
unsere Privilegien festzuhalten. Wir können
nicht länger das Privileg haben, leichte,
bequeme Lösungen zu suchen, für die wir
keinen Preis zahlen müssen.
Es ist Zeit, dass wir uns mit unsern Ängsten
und mit der schmerzlichen aber befreienden
Wahrheit auseinander setzen. Es ist nicht
nur Netanjahu . Es ist nicht nur Naftali
Bennett. Es ist nicht nur Yair Lapid. Und
es ist sicherlich nicht Herzog. Wir sind
es. Der Kampf geht darum, wer wir sind und
wer wir sein wollen.
Hier und jetzt, sagen wir laut und deutlich:
Ihr werdet mit eurer Gewalt weitermachen und
unsere Solidarität wird siegen. Ihr werdet
mit eurer Unterdrückung weitermachen und
die Gerechtigkeit wird siegen. Ihr werdet
weiter hassen und einschüchtern und wir
werden unbeirrt weitermachen.
Ihr werdet weiter besetzen und die Besatzung
wird enden. Die Besatzung wird kollabieren.
Und dann werden wir eine moralische
demokratische Gesellschaft hierbauen, wo
wir alle die Gelegenheit haben für eine
wahre Reform.
Quelle dt. Ellen Rohlfs |
Israel 2017, und
dann das Video
-
Gideon Levy, 27.3. 17 - Der Schock und die
Verurteilung der Video- Fernsehschau vom
Donnerstag, in der ein Polizist gesehen
wird, wie er einen LKW-Fahrer ärgerlich und
abscheulich zusammenschlägt. Nur das Video
selbst ist ärgerlicher. Ist der Polizist
für dich unerträglich? Genau so sieht die
Besatzung aus.. Sie ist gewalttätig,
hässlich, brutal, flegelhaft, dies ist genau
so, wie Israel Millionen von Menschen
missbraucht, stündlich, täglich seit 50
Jahren.
Es ist nicht nur, dass das Video die
Routine in den besetzen Gebieten
reflektiert. In jedem Augenblick sind es
Soldaten und Polizisten, die Palästinenser
schlagen: kicken, einen Kopfstoß geben,
gegen sie bellen oder fluchen, wie im
Video. Was noch schlimmer ist, ist dass das
Video eine viel breitere Realität
reflektiert als die Besatzung.
Es ist ein Bericht einer Situation: ein
israelischer Selfie. Als der Film „Exodus“
danach strebte, um Israel im
Unabhängigkeitskrieg dazustellen, so zeigt
das Video den gewalttätigen Polizisten, der
Israel präsentiert: Israel 2017. Exodus war
der Traum, der Polizist ist ein Fragment.
Schaut euch den Film an und ihr werdet
sehen.
Jeder Israeli hat unzählige, ähnliche
Bilder in diesem „Land des Streites“
gesehen, auf der Straße zum Supermarkt, Im
Krankenhaus oder auf dem Fußballfeld, oder
auf dem Parkplatz… in fast jeder Linie ist
dies die Sprache, die israelische Lingua
franka. Warum also auf dem Polizisten herum
hacken. Er ist typisch für seine Heimat. Er
tat, was fast jeder andere tat. Er ist auch
ein Sohn von uns allen. Er ist ein
uniformierter Gangster – na und?
Er war schon verdächtigt, schon einmal
vorher einen Zivilisten geschlagen zu haben
und die Polizei hielt ihn nicht geeignet,
ihn rechtlich zu belangen. Er handelte wie
erwartet. Es ist bedeutsam, die Art der
angewandten Gewalt zu beachten: dies ist
eine jahreszeitliche Gewalt, eine fast
angeborene Gewalt. Der Kopfschlag ist die
Waffe eines erfahrenen Bully, ein
unerfahrener Bully schlägt nicht auf den
Kopf. Man muss auch auf seine Sprache
achten; es ist der Jargon von Israel. „Zahle
ich dafür? Du Sohn einer Hure, verschwinde
aus meinem Blickfeld“ schreit er Mazen
Shwiki an. Ich werde die Mütter von euch
allen verwirren.“ So sprechen sie in Israel.
Nicht nur unter der Besatzung, nicht nur auf
der Straße. Es ist hier der wichtigste Wert
von Israeliness – kein Sucker zu sein („Ich
werde zahlen“) der unmittelbare Übergang von
der Drohung zur Aktion, der Macht, der
Aggression, der Arroganz, die ekelhafte
Sprache.
Die Tatsache, dass er dies in Uniform tat,
macht keinen Unterschied. Der Polizist
spricht auch israelisch. Israelisch ist
gewalttätig, weil es sein kann. Es
bombardiert in Syrien und mordet im
Gazastreifen, weil er dies tun kann. Es ist
der Nachbar-Bully, weil ihn niemand stoppt.
Und es ist auch innerhalb ?? gewalttätig,
weil es möglich ist.
Der Polizist, der unter dem so-israelischem
Namen: Moshe Cohen geht, ist auch
gewalttätig, weil er es kann. Die Tatsache,
dass er einer großen Mehrheit
gegenübersteht, schreckt ihn nicht ab. Er
wusste und sie wussten es , dass er ein
Starker ist und dass sie die Schwachen sind.
Er ist der Unterdrücker und sie sind die
Unterdrückten, also wird ihm alles erlaubt.
Er ist der Herr des Landes und sie sind der
Dreck an seinen Füßen. Jeder spielt seine
Rolle: die Hilflosigkeit und Angst des
palästinensischen LKW-Fahrers, der Angst
hat, zu der Verteidigung ihrer Freunde zu
kommen, gegen die Wut des LKW-Fahrers. Die
Uniform der Besatzung gegen die
Hilflosigkeit der Besetzten. Die Pistole in
ihrem Halter. Gib acht auf den Weg, auf dem
der Polizist steht und geht: so benimmt
sich der Besitzer. Dies ist es, wie sich
unser Land benimmt.
Es ist ein hässliches Bild, wirklich
hässlich. Daher der plötzliche Aufschrei,
als wir dies beobachteten. Dieser galt mehr
dem Polizisten. Er wird schnell vergessen
sein. Und es ist zweifelhaft, ob er vor
Gericht stehen wird.
It was directed at the Spiegel it put up.
Ein Selbst-Portrait Israel 2017?
Ist es das? Warum wir den Polizisten gern
vergessen: Werfen wir ihn heraus, lassen
wir ihn ein paar Tage unter Hausarrest
stehen. Dann ist er aus unserm Blickfeld
(mit seinen eigenen Worten) . bringt ihn
nicht vors Gericht. Wir haben genug. Das
Gerichtsverfahren um den Mord von Sg. Elor
Azaria reicht uns, ganz tief unten wussten
wir, dass wir alle vor Gericht stehen.
Ein paar Stunden nach dem das Video
gesendet wurde, wurde ein Empfang im Haus
der Friedensaktivistin Alice Krieger
gegeben, ein Ehrengast war Dr. Izzeldin
Abuelaish, der Arzt aus Gaza (der seine 3
Töchter und eine Nichte während der
Operation Cast Lead verloren hat. „Hass ist
Schwäche“. Der trauernde Vater sagte dies
auf Hebräisch, einer Sprache, die nur ein
paar in Israel verstehen. „Freundlichkeit,
Toleranz und Geduld sind eine Macht in der
Dunkelheit des Abends und dem Video-Film;
die edlen Worte des Arztes hallten zurück,
losgelöst, lächerlich, fast
halluzinatorisch.
Quelle (dt. E. Rohlfs)) |
Israel steht vor dem
unvermeidlichen
Zusammenbruch seines Apartheidsystems
Iqbal Jassat -
29.03.2017
Das
Apartheidregime Südafrikas schien
undurchdringlich zu sein, und trotzdem brach
es zusammen, als die globale Empörung wegen
seiner rassistischen und unmenschlichen
Politik nicht mehr zu stoppen war.
Die
rassistische israelische Regierung der
Rechten achtet genau auf die BDS-Aktivisten.
Ist das etwas anderes als die "totale
Offensive" der alten südafrikanischen
Apartheidregierung gegen die Aktivisten, die
für die Freiheit kämpften? Tatsächlich ist
es viel schlimmer. Die täglichen Zahlen
zeigen die harte Repression, der
palästinensische Männer, Frauen und Kinder
in ihrer Bewegungsfreiheit und der gewollten
staatlichen Gewalt Israels ausgesetzt sind.
Das vor allem
ist der Beleg für die "totale Offensive" des
zionistischen Regimes.
Auch wenn
Israel wegen seiner allgegenwärtigen Macht
blind geworden ist, ist ihm doch sehr wohl
bewußt, dass die "totale Offensive" die
Apartheid Südafrikas nicht gerettet hat.
Auch nicht die Massenverhaftungen und die
Exekutionen von politischen Aktivisten; sie
haben auch nicht bewirkt, dass die Macht der
Apartheid, die in der National Party
beheimatet war und von kapitalistischen
Körperschaften und ihren Partnern im Westen
Südafrika auf ewig regierte. Tatsächlich
gelang es nicht nur der brutalen
Unterdrückung der grundlegendsten
Menschenrechte in Südafrika nicht, die Flut
der Freiheit aufzuhalten, auch die Strategie
einer totalen Offensive zur Vernichtung der
Opposition gegen die Apartheid ist total
gescheitert.
Die Ideologen
von Pretoria glaubten damals ebenso
vergeblich wie Netanyahu, der staatliche
Terror würde dem Kampf für die Freiheit ein
Ende bereiten. Es gibt allerdings einen
großen Unterschied zwischen dem
südafrikanischen Apartheidregime und dem von
Israel; unübersehbar und unantastbar, die
Vereinigten Staaten von Amerika.
Im Gegensatz
zu den 1980er Jahren, als die USA zu einem
weniger sichtbaren Verbündeten der
südafrikanischen Apartheid wurden, scheint
die Trump-Administration darauf ausgerichtet
zu sein die Unterstützung der USA für Israel
auf ein nie dagewesenes Niveau zu erhöhen.
Das Mantra "America first" bedeutet auch
"Israel first", "fraglos", wie hinzugefügt
wird.
Es überrascht
nicht, dass wir uns auf die ideologischen
Neigungen der Mitglieder seines Kabinetts,
seiner Berater im Weißen Haus, auf die
Schreiber seiner Reden und die Strategen
seines innersten Kreises konzentrieren, von
denen sich viele auf die extreme Rechte von
Premierminister Benjamin Netanyahu hin
positionieren. Die Ernennung von David
Friedman, der seinen Sitz in der illegalen
Siedlung Beit El hat, zum US-Botschafter in
Israel ist ein Beispiel dafür. Die Position
von Friedman zu den Siedlungen entspricht
der von Israel; er möchte die Siedlungen,
die die UNO 1971 verboten hat, legalisieren.
Jason Dov
Greenblatt, Israel glorifizierender
Reiseschriftsteller, gehört ebenfalls zu
Trumps Team. Friedman und Greenblatt haben
vor der Präsidentenwahl ein Memorandum
veröffentlicht, das feststellte, die
Regierung Trump würde nicht automatisch die
Gründung eines palästinensischen Staates
unterstützen.
Ein Mann, der
den rassistischen israelischen
Verteidigungsminister Avigdor Lieberman
bewundert, ist Trumps Schwiegersohn Jared
Kushner, der Mitglied des Weissen Hauses ist
und sich freiwillig als Beauftragter für den
Frieden im Nahen Osten vorgestellt hat.
Zeugnisse für seine pro-israelische
Einstellung sind gut bekannt, nicht nur weil
die Stiftung seiner Familie enorme Summen an
die Siedlung Beit El spendet.
Der
Chefstratege von Trump, Stephen Bannon, hat
einen beinahe totalen Einfluss auf die
Regierung. Seine hasserfüllten Äußerungen
über Minderheiten, insbesondere über
Muslime, sind das Rückgrat des "muslim ban"
von Trump und der Angleichung der Politik
"Israel first" an "America first".
Dass Israel
keine Vision hat, wird eindeutig angesichts
der Tatsache, dass sein Glaube an die
bedingungslose Unterstützung der USA für die
illegalen Siedlungen und die fortgesetzten
Verletzungen des internationalen Rechts
beinahe fanatisch sind. Allerdings ist ihr
Glaube, dass Trump seine Versprechen halten
wird, ebenso schwach wie deren Fundamente.
Damit, dass
sie auf der Unterstützung der USA bestehen
und sie fordern, führen sie die
Trump-Administration in einen langen und
chaotischen Krieg mit der UNO.
In all den
Angelegenheiten, die er zu lösen versucht –
von Obamacare über die Mauer zu Mexiko zu
Putins Russland und andere – leckt Donald
Trump seine selbstzugefügten Wunden. Seine
Versprechen mögen ihn in das Weisse Haus
gebracht haben, aber ihre Nicht-Erfüllung
wird ihm Probleme bringen. Trotzdem bleibt
Israel unnachgiebig und gießt weiterhin Öl
ins Feuer. Kann es möglich sein, dass Trump
und sein Team von unbeirrbareren Fanatikern
ihre fragile Herrschaft in Gefahr bringen,
indem sie angesichts der globalen Kritik
Israel weiterhin schützen?
Die letzte
Erklärung des UN-Menschenrechtsrates stellt
fest, dass Israel der wichtigste Verletzer
der Menschenrechte ist. Sie folgt dem
Bericht der ESCWA, die erklärte, dass die
Apartheid Israels Realität ist. Dies zeigt
eine wachsende globale Dynamik, die
Gerechtigkeit für Palästina fordert und
internationale Kampagnen wie BDS
unterstützt.
Daher werden
sich die unantastbaren USA mit
Herausforderungen wie der
Zukunftsfähigkeit, der Legalität und der
Moral befassen müssen. Die globale
Einstellung zugunsten der Freiheit der
Palästinenser wächst von Tag zu Tag und zum
Unglück für Israel hat die Welt den Blick
auf die laufende ethnische Säuberung in
Palästina und die Errichtung eines
Apartheidregimes gerichtet.
Das
Apartheidsregime Südafrikas schien
undurchdringlich zu sein, und trotzdem brach
es zusammen, als die globale Empörung über
seine rassistische und unmenschliche Politik
nicht mehr zu stoppen war. Heute ist Israel
dort, wo Südafrika einmal war; es weiß, dass
die Uhr tickt und sich seine Apartheid einem
unvermeidlichen Kollaps entgegen sieht.
Quelle
Übersetzung:
K. Nebauer |
Israels falsches
Narrativ über
Landtausch
Ben
White - 26.03.2017
Analysten
sagen, die Idee von einem zukünftigem
Landtausch sei benützt worden, um die sich
auf palästinensischem Land ausbreitenden
israelischen Siedlungen zu rechtfertigen.
Als der
israelische Oppositionsführer und
Vorsitzende der Arbeitspartei Isaak Herzog
im vergangenen Monat einen Plan für einen
Anschub des Friedensprozesses
veröffentlichte, war eines seiner
angegebenen Ziele "Siedlungsblöcke zu
retten" – Gebiete in der Westbank, wo Israel
Siedlungs-Cluster einschließlich großer
Städte errichtet hat.
Politiker und
Experten sprechen oft von Siedlungsblöcken,
aber es gibt kein allgemeines Verständnis
davon, was der Begriff meint.
"Aus Israels
Sicht ist der Begriff, denke ich,
absichtlich vage und amorph", sagt Daniel
Levy, Präsident des US/Nahost Think Tank,
gegenüber Al-Jazeera.
"Ohne eine
klare Abgrenzung ist es eine nichtssagende
Formlierung, und bei der großen Zahl von
Gelegenheiten, bei denen man sich ungenau
auf ihn bezieht, feht eine Abgrenzung ganz
bewußt."
Im Lauf der letzten zwei Jahrzehnte hat
Israel in den Verhandlungen gefordert, dass
die Siedlungsblöcke der Westbank bei
jeglicher endgültigen Einigung Teil des
israelischen Territoriums werden sollten,
typischerweise als Teil eines Landtauschs,
bei dem bestimmte Gebiete innerhalb Israels
Teil des zukünfigen palästinensischen
Staates würden.
Bei den
seltenen Gelegenheiten jedoch, wenn die
Gespräche ein Stadium erreichten, wo es um
Details ging, gab es bedeutende Hindernisse.
"Die Blöcke
umfassen große Landstriche und können je
nach Verhandlungspartnern 10 und mehr
Prozent der Westbank ausmachen", sagte Diana
Buttu, Anwältin und frühere Beraterin der
Verhandler der PLO gegenüber Al Jazeera.
Palästinensische Landkarten, die in
verschiedenen Verhandlungsrunden präsentiert
wurden, haben Israel erlaubt, etwa 2 oder 3%
der besetzten Westbank zu annektieren. Das
territorial gesehen beste israelische
Angebot kam 2008 über Ehud Olmert – 6,5%,
nahe an einem 1 zu 1-Tausch, aber das war zu
einer Zeit, als er noch als Premierministzer
eine 'lahme Ente' war.
Es geht auch
nicht nur um Prozente: die von Olmert
vorgeschlagenen Landtausch warfen für die
palästinensischen Verhandler wichtige Fragen
auf, sie sagten, ein Tausch von Siedlungen
wie Ariel, Ma'ale Adumim und anderen würde
"den Zusammenhang (des palästinensischen
Territoriums, Ü.), die Aquifere
(Grundwasserleiter) und die
Existenzfähigkeit Palästinas gefährden".
"Bisher hat
keine israelische Regierung die
palästinensische Bedingung akzeptiert, dass
bei einem Tausch das Land in Größe und
Qualität vollkommen gleich ist", anerkannte
der israelische Verhandlungsveteran Michael
Herzog.
Während viele
die Hoffnung auf die Aussicht einer
Zwei-Staaten-Lösung verloren haben, ist das
Konzept des Landtauschs für die essentiell
geblieben, die bezüglich der Lebensfähigkeit
(eines palästinensischen Staates)
optimistisch geblieben sind. Pro-israelische
Gruppen haben Bedenken wegen der Expansion
der Siedlungen – und deren Auswirkung auf
die Möglichkeit einer palästinensischen
Souveränität – angesichts eines zukünftigen
Landtauschs zurückgewiesen.
Eric Pickles,
Vorsitzender der britischen
parlamentarischen Interessensgruppe
Conservative Friends of Israel forderte
kürzlich von der Regierung von Theresa May
dringend "alle Siedlungen gleich zu
behandeln", insbesondere auf der Basis eines
späteren "Landtauschs". Er schlug deshalb
vor, einige Siedlungen von Kritik
auszunehmen.
Analysten
erwarten auch, dass der israelische
Premierminister Benjamin Netanyahu Druck aus
der internationalen Gemeinschaft wegen der
illegalen israelischen Siedlungen mit dem
Konzept von Blöcken und Landtausch abwehren
wird.
"Er könnte
sagen: 'Ich richte meinen Fokus auf ein
fortgesetztes Wachstum innerhalb der Blöcke,
aber bitten Sie mich nicht die Blöcke zu
definieren, ich werde außerhalb der Blöcke
Zurückhaltung zeigen, aber bitten Sie mich
nicht Zurückhaltung zu definieren"', sagte
Levy.
Für
Palästinenser ist solch ein Ausweichen eines
der Hauptprobleme mit dem Konzept des
Landtauschs. Laut Buttu "hat der Landtausch
die Verhandlungen hinausgeschoben und
behindert und die israelische Denkweise
bestärkt (fuelled), dass es völlig
akzeptabel sei Land zu stehlen und
Siedlungen zu bauen, weil es ja in der
Zukunft gegen ein anderes Stück Land
getauscht werden würde".
Inzwischen
haben die Siedlungen Auswirkungen vor Ort.
"Es gibt klare
Zusammenhänge zwischen Siedlungspolitik und
Praktiken, die nach dem Völkerrecht illegal
sind, und humanitären Bedürfnissen", sagte
Robert Piper, Humanitärer Koordinator der UN
für die besetzten palästinensischen Gebiete,
gegenüber Al Jazeera. "Das gilt sowohl für
große Siedlungen, wie für kleine,
abgelegenere."
UN-Agenturen
ebenso wie palästinensische und israelische
Gruppen dokumentieren regelmäßig, welche
Bedeutung die israelischen – im Widerspruch
zum Völkerrecht errichteten – Siedlungen für
die Palästinenser haben.
"Mit der
Expansion der Siedlungen verlieren
Palästinenser den Zugang zu ihrem Land und
oft auch zu natürlichen Ressourcen wie
Wasserquellen", sagte Piper. "Sie sehen sich
oft mit physischer Gewalt und
Einschüchterung konfrontiert, verbunden mit
Bewegungseinschränkungen."
Experten
lehnen die Vorstellung mancher Politiker und
pro-israelischer Gruppen ab, Landtausch sei
eine Art magischer Formel für das Erreichen
der Zwei-Staaten-Lösung.
Valentina
Azarova, eine internationale Anwältin und
Wissenschaftlerin an der Koc-Universität in
Istanbul, sagte gegenüber Al Jazeera, dass
ein Friedensvertrag, der Siedlungsblöcke als
Teil eines Landtauschs zulässt, "kraft des
internationalen Rechts wegen seiner
Unvereinbarkeit mit der zwingenden Norm des
Verbots von Landerwerb mittels Gewalt für
ungültig erklärt werden könnte".
"Sogar wenn
ein Abkommen eine territorial festgelegte
Zwei-Staaten-Lösung sichern würde, das in
sich noch keine Garantie für zivile und
politische Rechte oder das Rückkehrrecht
vertriebener Personen ist, wäre das nur ein
teilweiser Beitrag zur Lösung des 'Konfliks'",
sagte Azarova.
Für Buttu
könnte nur ein vollständiger israelischer
Rückzug aus den besetzten Gebieten die
Zwei-Staaten-Lösung retten – aber das steht
nicht auf der Agenda irgendeiner denkbaren
israelischen Regierung. Auch ein Landtausch
von wenigen Prozent würde mehr als 100.000
Siedler am Ort belassen, ohne ein
politisches Verlangen sie abzuziehen.
"Es gibt
kreative Lösungen für verschiedene
Probleme", sagte Levy. "Aber kreative
Lösungen können eine so große Kluft nicht
überbrücken, weil eine Seite einfach nicht
die Legitimität der unabhängigen souveränen
Existenz der anderen akzeptiert."
Quelle:
www.aljazeera.com/indepht/features/2017/03/israel-false-narrative-land-swaps-170312095110936.html
Übersetzung: K. Nebauer
|
„Öl.
Religion.
Besatzung --- eine brandgefährliche
Mischung
Victor Kattan , 12.8. 2012
Ein Antrag an das britische
Außenministerium unter Berufung auf
Informations-Freiheit von Al-Shabaka hat
zu einer Freigabe neuer Dokumente über
Gazas Erdgasfelder und überraschender
Weise auch neue Informationen über ÖL-Felder
in der Westbank geführt.
Die freigegebenen Dokumente unterstützen
Al-Shabakas vorherige Stellungnahme;
„Sind die Gasfelder von Gaza: ein
Geschenk oder ein Fluch?“, die
behauptete, das Haupthindernis der
Entwicklung von Gazas Gasfeldern sei
Israels Weigerung , den Marktpreis für
das Gas zu bezahlen. Folgende Dokumente
werden von Shabaka bereitgestellt, um
die folgende Stellungnahme zu ergänzen:
„ Öl. Religion. Besatzung --- eine
brandgefährliche Mischung.“
Ein Antrag bei dem britischen
Außenministerium (FCO) aufgrund der
Informationsfreiheit durch Al-Shabaka
hat zu einer Veröffentlichung eines
neuen Dokuments über Gazas Gasfelder
geführt und zu überraschend neuen
Informationen über die Möglichkeit von
Gas-Feldern in der West-Bank. Die
veröffentlichten Dokumente unterstützen
Al-Shabakas vorherigen politischen
Kurzbericht: „Die Gasfelder von Gaza.
Ein Geschenk oder ein Fluch?“, der
besagte, dass das Haupthindernis für die
Entwicklung der Gasfelder in Gasa
Israels Weigerung sei, den Marktpreis
für das Gas zu zahlen. Diese Dokumente
werden hier von Al-Shabaka mitgeliefert,
um den strategischen Kurzbericht zu
begleiten:„Öl. Religion. Besatzung –
eine brandgefährliche Mischung.“ Von
Victor Kattan-
Die neuen Dokumente enthüllen, dass
Israel zusätzlich ein Ölfeld bei
Ramallah innerhalb der besetzten
palästinensischen Gebiete erschließen
will. Die Dokumente beschäftigen sich
auch mit Gerüchten, dass es noch zwei
andere Felder nahe Qalqilya und eines
nahe Hebron gibt. Al-Shabaka-Programm
Direktor Viktor Kattan analysiert die
Korrespondenz und ihre Folgen.
Unter der Informationsfreiheit des
Vereinigten Königreichs erteilte das
britische Außenministerium nach einem
achtmonatigem Procedere wiederholter
Anträge dem Autor die Freigabe von
sieben Dokumenten. Die Dokumente waren
sorgfältig geprüft und die Namen der
Personen, die E-Mails gesandt und
empfangen hatten, redigiert worden. Vier
der freigegebenen E-Mails waren Mails
zwischen dem Außenministerium in London
und dem britischen Generalkonsulat in
Jerusalem. Zwei E-Grams wurden von der
britischen Botschaft in Tel Aviv an das
britische Außenministerium in London
herausgegeben (darunter eins von Matthew
Gould, dem britischen Botschafter in
Israel) und ein parlamentarisches
Schreiben des Parlamentsmitglieds Ivan
Lewis.
Da einige der offenen Mails des Austausches
von der FCO veröffentlicht wurde, gab er zu,
ein unabhängiger palästinensischer Staat
könnte wirtschaftlich autark und weniger
abhängig von Hilfe sein, wenn er (einmal)
von israelischer Kontrolle über
palästinensische natürliche Ressourcen
befreit ist. Außer den Einkünften aus
Steuern könnte ein freies und souveränes
Palästina Geld durch eine Menge anderer
wirtschaftlicher Aktivitäten aufbringen :
von Tourismus bis zum Export von natürlichem
Erdgas und wenn die vom FCO
veröffentlichten Dokumente bestätigt und
glaubwürdig sind, von Ölfeldern in der
Westbank.
Die vor kurzem enthüllte Information erwähnt
die Möglichkeit eines palästinensischen
Erdöl-Sektors. Eines der Dokumente, das von
FCO veröffentlicht wurde, war eine interne
Mail innerhalb des britischen
General-Konsulats in Jerusalem vom 13.
Januar 2012. Nach diesem Dokument „führen
zwei norwegische Fachberater umfangreiche
Studien über ein Potenzial (redigiert)
durch, um die Kapazität der Palästinenser
aufzubauen hinsichtlich der Verwaltung
eines Erdöl-Sektors. Das beinhaltet, den
politischen und kommerziellen Zusammenhang
näher zu betrachten und auch zu fragen, ob
die Palästinenser einen Erdölsektor
hatten.“
Die norwegischen Fachberater suchten eine
Bohrstelle auf, die verschiedentlich als auf
der Grünen Linie oder in der Randzone,
nordwestlich von Ramallah, in der Nähe des
Dorfes Rantis gelegen, beschrieben wurde.
Nach der Email-Korrespondenz sagten die
norwegischen Berater, dass:
•
„sie sich nicht sicher sein konnten, dass
irgendein Ölfeld unter der Westbank läge,
jedoch eine große Wahrscheinlichkeit
bestünde, dass es so wäre (ansonsten: Warum
bohrt man so nah an der Grünen Linie?)
•
sie an der Stelle ein „Abfackeln“ gesehen
hätten. Auch wenn sie nicht nahe genug dort
hingelangen konnten, um ein eindeutiges
Urteil abzugeben, war ein solches
„Abfackeln“ in der Regel zumindest ein
Hinweis auf eine Sondierungsbohrung, öfter
sogar auf eine Förderung.
•
sie von ihren palästinensischen
Gesprächspartnern informiert worden seien,
dass die Bohrung tatsächlich von einer
jüdischen religiösen Organisation ausgeführt
wurde und dass es da angeblich eine
theologische und eine wirtschaftliche
Begründung für die laufenden Aktivitäten
gäbe.
•
Sie hatten auch von einer weiteren
Öl-Entdeckung in der südlichen Westbank,
nahe Hebron gehört“.
Obgleich es aus der offen gelegten
Korrespondenz nicht klar ersichtlich ist,
scheint es, dass Israel tatsächlich eine
Bohranlage in einer Siedlung nahe der Grünen
Linie eingerichtet hat, d.h. der Grenze, die
Israel von der Westbank trennt, die im
Juni-Krieg 1967 eingenommen wurde.
Unterdessen scheint die Palästinensische
Behörde (PA) ernsthaft Öl-Ressourcen in den
besetzten Gebieten zu prüfen. Nach Mahir
Ghneim, dem PA-Minister und Senior Fatah-
Offiziellen, führt die PA Untersuchungen
durch, um zu sehen, ob man nach Öl bohren
könne. Offenbar fanden, als die Westbank
noch unter jordanischer Herrschaft war, in
Birzeit und südlich von Hebron Bohrungen
statt. „Die Ergebnisse waren nicht
ermutigend, weil damals das Öl sehr billig
war, aber jetzt ist die Förderung von Öl
rentabler,“ sagte der Minister.
Tatsächlich erschien im April 2012 ein
Artikel in der Ma’an News-Agentur, der
berichtete: „Internationale und lokale
Experten begannen Monate zuvor in Ramallah
und südlich von Hebron mit einer
Untersuchung und fanden ein Ölfeld im Dorf
von Rantis, westlich von Ramallah.“ Nach
demselben Nachrichtenbericht gibt es auch
ein Gerücht, dass es außer dem Feld in
As-Samu, südlich von Hebron ein drittes Öl-
und Gasfeld gibt, das von den Israelis 2008
zwischen Qalqilia und Latrun entdeckt wurde,
jedoch von Israel mit Stillschweigen bedacht
wurde. (von Israel verschwiegen wurde)
Israel will nicht den „vollen Anteil für
Gazas Gas zahlen“.
Die Dokumente bestätigen unsern politischen
Kurzbericht vom April, in dem die Gründe
genannt werden, warum die Gasfelder von Gaza
nicht erschlossen werden. Nach einer
Email-Korrespondenz vom November 2009
zwischen der FCO-Nahost-Gruppe und dem
britischen General-Konsulat in Jerusalem,
die sich durch eine Anfrage von Ivan Lewis
ergab, um die Frage eines anderen MP zu
beantworten, weigert sich Israel, den
Marktpreis für das Gas in Gaza zu zahlen.
Ein Ergebnis davon ist, dass das Gas noch
immer im Meeresboden lagert, obwohl die
Brauchbarkeit des Gasfeldes in Gazas
Küstengewässer durch die britisch-basierende
Multinationale Öl- und Gas BG-Gruppe vor 12
Jahren getestet wurde. Die Information, die
Al-Shabaka auf einen früheren Antrag hin im
Rahmen des „Freedom of Information Act“
(Gesetz für Informationsfreiheit) aus dem
Entwicklungshilfeministerium übermittelt
wurde, besagt: „Die BG-Gruppe bohrte im
Jahr 2000 zwei Bohrlöcher, die die Existenz
von natürlichen Gasfeldern bewiesen“.
Wie ein Beamter des Außenministeriums
ziemlich unverblümt seinem Kollegen
erklärte: „Israel will nicht den vollen
Anteil (für das Gas) zahlen und nicht
garantieren, einen gewissen Abschlag direkt
an die PA zu geben. Deshalb wird die BG kein
Gas aus dem Meeresboden holen. Sie ist
zufrieden (Sie begnügt sich damit), andere
Reserven zu fördern, um auf dieses Feld
zurückzukommen, wenn der Preis richtig ist.“
Ein anderer Beamter des britischen Konsulats
erklärte dem FCO in London: „BG wünscht den
vollen Preis für den Verkauf des Gases an
die Israel Electric-Corporation (IEC)
(Israelisches staatliches Unternehmen ) zu
erhalten, besonders, da die Preise von Öl &
Gas ständig steigen. Nach der BG ist dies
für sie eine rein geschäftliche
Entscheidung, gleichgültig im Hinblick auf
die darin verwickelte Politik.“ (?)
Der Beamte fügte hinzu: „Geschäftlich und
nach der BG und anderen Energie-Experten
bietet Israel nicht den vollen und fairen
Preis, weil es noch relativ billiges Gas aus
Ägypten erhält ($1,25 die Einheit). Aber zur
selben Zeit gibt es einen wachsenden Druck
innerhalb Ägyptens, diese Vorzugspreise zu
überprüfen
Obwohl die Entdeckung der riesigen Menge von
Gas im tiefen Wasser zwischen Israel und
Cypern bedeutet, dass Israel vielleicht ein
Exporteur von gereinigtem (?) Gas werden
wird, gab es einige Hinweise auf Interesse
in Israel, dass die Gaza-Marine „eine
Überbrückungsmaßnahme werden könnte, bevor
die neuen Funde voll zum Tragen kommen“.
(E-Gram v. 29.06.10)
Tatsächlich wurde in einem E-gram an die FCO
vom 8. Februar 2011 von Matthew Gould,
Englands Botschafter in Israel, erklärt,
dass Israel darüber nachdachte (in Erwägung
zog), die Einschränkungen der Entwicklung
von Gaza-Marine (das Gasfeld in Gazas
territorialen Gewässern) aufzuheben, weil es
erkannte, dass es „Palästinas Chancen
verbessern, Gazas Abhängigkeit von Israel
reduzieren und Israels Gasquellen ausweiten
würde. (redigiert) Hinzugefügt, dass diesem
letzten Punkt durch den Angriff an diesem
Wochenende auf die Gaspipeline von Ägypten
zusätzliche Brisanz gegeben wurde.“
Aus den Dokumenten ist nicht zu sehen, ob
Israel seitdem Diskussionen mit der
BG-Gruppe wieder aufgenommen hat, um das
Gaza.Marine-Projekt zu kommerzialisieren.
Was jetzt jedoch klar ist, ist dass die PLO
und die PA nur fähig sein werden,
palästinensische Ressourcen in den besetzten
Gebieten zu erschließen, wenn Israel denkt,
es könne aus dem Deal ein Maximum an Nutzen
(Profit) herausholen.
Die Konsequenzen für die PLO/die
Palästinensische Autorität
Diese Entdeckungen der Ölfelder veranlasste
einen Mitarbeiter in dem britischen
Generalkonsulat in Jerusalem die folgende
Bemerkung einem anderen Kollegen gegenüber
zu machen: „Öl, Religion, Besatzung - und
möglicherweise Hebron - eine explosive
Mischung. Bumm! Bumm!“
Er fügte hinzu: „Noch gravierender, wenn
sich herausstellt, dass Israel illegal
Öl-Reserven unter der Westbank erschließt
(ein Verstoß gegen das Internationale
Humanitäre Recht und den Obersten
Israelischen Gerichtshof), dann müssen wir
einen weiteren Fall der Lobby-Datenbank
hinzufügen. Das ist sowohl ein Gebiet C-/
eine Souveränitätsangelegenheit, als auch
eine der britischen Steuerzahler. Es fällt
bereits schwer genug, die Ausgabe von 100
Pfund pro Jahr für eine Wirtschaft zu
rechtfertigen, die unabhängig (autark) wäre,
wenn man sie ihre eigenen Ressourcen
erschließen lassen würde, erst recht, wenn
es sich bei diesen Ressourcen um Öl
handelt.“
Tatsächlich zieht die PA laut einem Bericht
in einer saudischen Zeitung (der nicht
länger online verfügbar ist) in Erwägung,
„gerichtliche Schritte gegen Israel wegen
der Beraubung der natürlichen Ressourcen in
dem besetzten Gebiet einzuleiten.“
Die PLO/PA hat kürzlich ihre Absicht
erklärt, den „Nicht-Mitglied-Status“ bei der
Eröffnung der Generalversammlung der
Vereinten Nationen in diesem September zu
beantragen, was eine Stufe höher als ihr
bisheriger Beobachter-Status ist (obwohl
sie, wie man berichtet, mit der Abstimmung
bis nach den Präsidentschaftswahlen in den
USA im November warten will.) Trotz der
vielen Probleme, die mit einem solchen
Antrag einhergehen, darunter auch die
gravierende Beschneidung der Rechte der
palästinensischen Gefangenen, könnte der
Nicht-Mitglied-Status den Weg für Palästina
ebnen, um internationalen Institutionen
beizutreten, wo es für Israels gewissenlose
und illegale Siedlungsausdehnung und die
Ausbeutung seiner natürlichen Ressourcen
Schadenersatz verlangen könnte.
Die britischen Behörden sind sich sehr wohl
der ernsthaften juristischen Konsequenzen
der derzeitigen und potentiellen Ausbeutung
der palästinensischen Ressourcen bewusst,
wie in der oben Stellungnahme des britischen
Beamten im Generalkonsulat zitiert. Somit
könnte der PLO/PA ermöglicht werden, einige
europäische und andere Länder zu drängen,
Israel gemäß dem Internationalen Recht zur
Rechenschaft ziehen. Alles, was gefehlt habe
und noch immer fehle, sei der politische
Wille.
Victor Kattan ist ein politischer Berater
von Al-Schabaka und dessen vorheriger
Programmdirektor. Er ist nun Postdoktorand
bei der Juristischen Fakultät der Nationalen
Universität von Singapur. Er ist der Autor
von „From Coexistence to Conquest:
International Law and the Origins of the
Arab-Israeli Conflict (Von der Koexistenz
zur Eroberung: Internationales Recht und die
Ursprünge des arabisch-israelischen
Konfliktes), 1891 – 1949 ( London: Pluto
Books, 2009) und „The Palestine Question in
International Law (Die Palästinafrage im
Internationalen Recht) (London: British
Institute of International and Comparative
Law (Britisches Institut für Internationales
und Vergleichsrecht), 2008). Er war
Rechtsberater bei dem palästinensischen
Verhandlungsunterstützungsprojekt von 2012 –
2013 und ein Lehrbeauftragter an der
Universität der Londonschule für
orientalische und afrikanische Studien (SOAS),
von 2008 – 2011, wo er sein PhD im Jahr 2012
erhielt. Er arbeitete für das Britische
Institut für Internationales und
Vergleichsrecht von 2006 – 2008, die
Arabische Medienkontrolle von 2004 – 2006,
und für das BADIL Ressourcen-Zentrum für
palästinensisches Wohn- und Flüchtlingsrecht
von 2003 – 2004.
(Dt. Inga Gelsdorf, Ellen Rohlfs) |
Stellungnahme von
Clemens
Messerschmid
- Anlässlich
meines nahe bevorstehenden Vortrags zur
Wasserkrise in den besetzten Gebieten am
26.3. in München (Eine-Welt-Haus) und am
23.3. 2017 in Gräfeling (Pfarrsaal St.Stefan),
wird hier von verschiedenen mir völlig
unbekannten Personen ("Gabriella Meros, Ruth
Meros, Ester Weinberger, Helene Weinberger,
Dr. Thomas Münz, Dr. Ilan Knapp und viele
Freunde") eine persönlich beleidigende, vor
allem jedoch lügenhafte Hetze über mich
verbreitet.
Die Quelle
dieser Lügen, die Frau Meros und Konsorten
hier nur aufwärmen, ist der bekannte, bzw.
berüchtigte evangelikale Zionist und
Fanatiker Ulrich Sahm.
Er, wie nun
auch Frau Meros und "viele Freunde",
verbreitet über mich die unten rot markierte
Lüge, eine offen falsche und in böswilliger
Absicht aufgestellte Behauptung: Ich hätte
behauptet, Israel öffne absichtlich
Schleusen um Gaza zu überschwemmen.
(Dass Frau
Meros zudem alles verwechselt, meinen Namen
nicht schreiben kann, vom falschen Jahr
spricht, meinen Beruf nicht kennt usw., sind
nur zusätzliche Details.)
Es geht hier
um meine berufliche Ehre. Ich glaube, mir
als Verunglimpftem steht es zu, zu erwarten,
dass die wirkliche Original-Behauptung von
mir zu Kenntnis genommen wird, und zwar ganz
simpel faktisch und in aller Fairness. (Es
sei denn, Frau Meros wäre so wie Herr Sahm
sowieso schon längst im post-faktischen
Nirwana zugange).
Was also
schrieb ich am 21.12.2013 an Herrn Sahm?
„Sehr geehrter
Herr Sahm, ...
Noch einmal -
damit hier keine Geruechte entstehen - ich
habe, glaube ich, ausreichend betont, dass
meiner Ansicht nach die Israelis NICHT
absichtlich irgendwelche Schleusen oeffnen,
um Gaza zu schaden. (Der Schaden durch die
bestehende Praxis ist schon hoch genug.)“
Ich weiß
nicht, ob Herr Sahm und Frau Meros (und ihre
"vielen Freunde") des Lesens mächtig sind,
oder den Sinn eines Wortes wie NICHT in
einem Satz verstehen können. Unter Menschen,
denen böswillige üble und v.a lügenhafte
Nachrede nicht zur zweiten Haut geworden
ist, bedarf es eigentlich keines weiteren
Kommentars.
Ich behalte
mir vor, gegen Frau Meros und Konsorten
rechtliche Schritte einzulegen, sollte sie
diese frechen Lügen weiter verbreiten oder
wiederholen. Aber dies hier nur am Rande.
(Über die
'Enthüllung', dass ich Empfängen des
Vertretungsbüros ferngeblieben sei, kann ich
nur schmunzeln. Da Frau Meros mich ja genau
zu kennen scheint, weiß sie auch, dass ich
diesen "Boykott" sogar "grundsätzlich, aus
ideologischen Gründen" betreibe, hahaha!
Die trübe Quelle dieser ebenso unsachlichen
wie irrelevanten Fehlinformation, ist
selbstverständlich, wie schon zuvor ... der
Herr Sahm!)
Keine Lüge
ist, dass ich selbstverständlich dem
Muslim-Markt ein Interview gegeben
habe.Davon, ob ich dort Hetze oder sachliche
Argumente vorgetragen habe, möge sich jede
und jeder selbst überzeugen.
Clemens Messerschmid (Interview)
Ebenso habe
ich der Jüdischen Zeitung ein Interview
gewährt (Ausgabe April, 2014, Nr. 98, siehe
unten)
oder trete
jetzt eben im Pfarrsaal der katholischen
Kirche St. Stefan in Gräfelfing auf (siehe
oben).
Wenn Rassisten
und Muslim-Hasser (oder Hasserinnen)
explizit am erstgenannten Interview Anstoß
nehmen, so ist mir hier die scharfe
politische Scheidelinie ausdrücklich und
höchst willkommen. Wenn eingefleischte
Antisemiten sich (so wie hier Frau Meros und
'viele Freunde') über mein Interview mit der
Jüdischen Zeitung empören, so gilt für mich
exakt dasselbe.
Frau Meros hat
sich selbstverständlich nicht an mich
gewandt. Sie betreibt ihre feige Petze und
Hetze hinter meinem Rücken, ohne mich zu
informieren. Trotzdem kopiere ich sie hier
in die Adressliste, denn auf ihr Niveau
möchte ich nicht hinabsinken. Frau Meros
hatte bezüglich der angeblichen Behauptungen
zu den Überschwemmungen in Gaza ja bereits
ein Link aus der antideutschen Bloggerszene
um U. Sahm (und seinen offenen Lügen)
gesetzt (damit sich diese böswilligen
Verleumdungen möglichst rasch und weit
verbreiten).
Deshalb hier
zwei Links, in denen es am Rande auch um
diese Lügen geht:
a)
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23341
b)
http://othersite.org/gabi-weber-ein-sturm-im-wasserglas-israellobby-gegen-ard/
Ansonsten kann
man sich über die von mir vertretenen
Inhalte ja auch ausgiebig im Internet
informieren (einfach Messerschmid & Wasser
googeln, oder "water" für englische Texte).
Aber vor allem
sind natürlich alle Interessierten herzlich
zu meinen Vorträgen in München und
Gräfelfing eingeladen, einschließlich Frau
Meros und ihrer Freunde, wenn sie es denn
fertig bringen, sich einem offenen Dialog zu
stellen, dazuzulernen und überhaupt
irgendein Interesse für die Leiden der
palästinensischen Bevölkerung unter der 50
Jahre alten israelischen Militär-Besatzung
aufbringen. (Schön wär's...)
Frau Meros und
ihren "besorgten" Freunde, die meinen
Vortrag als "Anti-Israel Veranstaltung"
ankündigen, kann ich versichern, daß es eine
Anti-Besatzungs-Veranstaltung werden wird,
ein Anti-Kriegs- und
Anti-Militärrechtvortrag, ein Vortrag für
die grundlegenden Wasserrechte der
Palästinenser, die Israel mit Füßen tritt,
mithin ein Vortrag für einen gerechten
Ausgleich der Wasserverteilung im Nahen
Osten und explizit und scharf gegen die
bestehende diskriminierende
Ungleichverteilung des Wassers. Wenn, wie
ich vermuten muss, Frau Meros und ihre
vielen Freunde genau daran Anstoß nehmen,
dann haben wir uns wenigstens richtig
verstanden... mit vorzüglicher Hochachtung,
Clemens Messerschmid - (Hydrogeologe)
Als Beispiel ein Brief dieser Verteidiger
eines Verbrecherstaates:
Sehr gegehrter
Herr Oberbürgermeister Reiter,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Schmid,
Sehr
geehrte Fraktionsvorsitzenden des Münchner
Stadtparlaments
Sehr geehrte Stadträtinnen, Sehr geehrte
Stadträte
Sehr geehrte Damen und Herren, Zwei
Anti-Israel Veranstaltungen in städtischen
Räumen in München, das kann, das darf nicht
sein!
Da sind nun fast alle Münchner Veranstalter,
die BDS-nahe Referenten einladen, zusammen –
bis auf zwei, die sonst auch teinehmen.
Women in Black werden übrigens vom
Verfassungsschutz beobachtet.
Man lässt nichts aus, so ist Pax Christi
ebenso dabei wie all die anderen Gruppen,
die unermüdlich zum Israel Boykott aufrufen,
Israel als Apartheidstaat / Besatzerstaat
erklären und seit Jahren dämonisierende
Anti-Israel Hetze betreiben.
Wer behaupten
möchte, dass die kath. Friedensbewegung Pax
Christi keine Anti-Israel Hetze betreibt,
der sollte inne halten und sich
informieren.
Wann handeln
die Kirchen endlich und nehmen öffentlich
Stellung? Wann fangen sie an, alle Gemeinden
bundesweit über den BDS und dessen
Intentionen zu informieren?
BDS und NPD –
da ist kein Unterschied – einmal linker
Antisemitismus, einmal rechter
Antisemitismus. Kauft nicht bei Juden / dem
jüdischen Staat, früher und heute.
Das hat nichts
mit Kritik, Demokratie, Meinungsfreiheit
oder Dialog zu tun!
Handelt die Stadt jetzt endlich eindeutig,
deutlich und klar?
Man muss nicht nach Fall entscheiden, BDS
ist BDS.
Es muss ein
Ende haben, dass sich die BDS in städtischen
Räumen weiter breit macht und dabei den
Wunsch der Stadt ignoriert.
Im Gegenteil
plant und organisiert die BDS eine
Veranstaltung nach der anderen im Gasteig,
im EineWelthaus und auch in der Seidlvilla.
Und es ist ein
Hohn, wenn die Stadt auch noch an der
Vermietung dieser Räume verdient, was bei
der Seidl Villa kürzlich passierte.
In städtischen
und städtisch finanzierten Räumen muss die
BDS ausgeschlossen werden, ebenso wie mit
der NPD verfahren wird.
Wie viele Mails müssen wir noch an Sie
schicken ? Wir schreiben Ihnen immer wieder,
als Reaktion auf die Machenschaften dieser
Akteure des linken Antisemitismus und weil
wir Sie informieren, nicht weil wir Sie
nerven möchten.
Doch so lange
Sie keine klare Haltung leben und vertreten
und keine Taten folgen lassen, werden wir
Ihnen weiter schreiben müssen.
Bitte
unternehmen Sie endlich etwas. Dieser Spuk
der BDS wurde jahrelang in dieser Stadt
geduldet und damit etabliert.
Seit 2015
werden Versprechungen gemacht und sich nicht
daran gehalten. Worte Worte Worte – jetzt
müssen endlich eindeutige Taten folgen.
Diese beiden Veranstaltungen dürfen nicht
stattfinden.
Ein schönes
Wochenende wünscht
Gabriella Meros
Ruth Meros
Ester Weinberger
Helene Weinberger
Dr. Thomas Münz
Dr. Ilan Knapp
und viele Freunde
|
UN
beugte sich der 'Angstmacherei und den
Drohungen' mächtiger Regierungen, um die
"schmerzliche Wahrheit" der israelischen
Apartheid zu vertuschen – Rücktrittsbrief
der UN-Beamtin
-
18.03.2017 - Gestern trat Rima Khalaf als
geschäftsführende Sekretärin der United
Nations Economic and Social Commission for
Western Asia zurück, nachdem die UN-Behörde
gezwungen wurde einen Bericht
zurückzuziehen, der feststellte, dass Israel
ein "Apartheidsregime" ist. Khalafs
Rücktrittsbrief an UN-Generalsekretär
Antonio Guterres wurde von der Dichertin
Lena Khalaf Tuffaha (ins Englische)
übersetzt und heute auf ihrer Facebookseite
gepostet.
Sehr verehrter
Generalsekretär,
Ich habe über
den Brief, den ich von Ihrem Büro erhalten
habe, gründlich nachgedacht, und ich
versichere Ihnen, dass ich in keiner Weise
Ihr Recht infrage stelle, Instruktionen für
die Entfernung des Berichts von der Webseite
der ESCWA zu erteilen, ebenso wenig stelle
ich infrage, dass wir Beamte der Vereinten
Nationen die Anordnungen unseres
Generalsekretärs auszuführen haben.
Ich kenne
Ihren Einsatz für die Prinzipien der
Menschenrechte im Allgemeinen und Ihre
Position hinsichtlich der Rechte des
palästinensischen Volkes im Besonderen sehr
gut. Und ich verstehe die Angst, die Sie in
diesen schwierigen Zeiten haben müssen, die
Ihnen wenige gute Optionen lassen.
Mir ist die
Art von Druck und Drohungen klar, der die
Vereinten Nationen und Sie persönlich von
Staaten mit Autorität und Einfluss wegen der
Veröffentlichung des Berichts von ESCWA
(Israeli Practices towards the Palestinian
People and the Question of Apartheid)
ausgesetzt sind. Ich bin nicht überrascht,
dass diese Staaten, die heute von
Regierungen geleitet werden, die sich wenig
um internationale Prinzipien und
Menschenrechte kümmern, zu Methoden der
Angstmacherei (fearmongering) und Drohungen
greifen, wenn sie ihre Politik und
Praktiken, die das Recht verletzen, nicht
verteidigen können. Es leuchtet ein, dass
ein Krimineller jene angreift, die die Sache
seiner Opfer verteidigen, aber ich fühle
mich nicht in der Lage mich solchem Druck zu
beugen, und das nicht wegen meiner Rolle als
Angestellte der Vereinten Nationen, sondern
einfach als normaler (sane) Mensch. Denn ich
glaube – wie auch Sie – an die Werte und
edlen Prinzipien, die die Mächte des Guten
in der Geschichte immer vertreten haben, und
auf denen unsere Organisation, die Vereinten
Nationen, begründet sind. Und ebenso wie Sie
glaube ich, dass die Diskriminierung eines
jeden menschlichen Wesens auf der Basis von
Religion oder Hautfarbe oder Geschlecht oder
ethnischer Zugehörigkeit absolut
inakzeptabel ist und durch politisches
Manövrieren und rohe Gewalt nicht akzeptabel
gemacht werden kann. Und ich glaube, dass
der Macht die Wahrheit zu sagen, nicht nur
ein Menschenrecht, sondern unsere
Verpflichtung ist.
Im Lauf von
zwei Monaten bin ich angewiesen worden zwei
Berichte, die ESCWA veröffentlicht hat,
zurückzuziehen, nicht wegen eines Fehlers
oder wegen Mängeln in den Berichten selbst,
und nicht notwendigerweise, weil Sie selbst
mit ihrem Inhalt nicht übereinstimmten,
sondern wegen des politischen Drucks von
seiten von Staaten, die wegen ihren
gravierenden Verletzungen der Rechte der
Menschen in der Region und der
Menschenrechte im Allgemeinen betroffen
sind.
Sie haben mit
eigenen Augen gesehen, wie die Menschen
dieser Region Zeiten des Schmerzes und der
Leiden durchmachen, wie es das in ihrer
jüngeren Geschichte nicht gegeben hat, und
dass die Flut von Katastrophen, die heute
über sie hereingebrochen ist, das Ergebnis
der ungehinderten Unterdrückung ist, die
ignoriert oder vertuscht wurde oder an der
dominante und mächtige Regierungen in der
Region oder außerhalb beteiligt sind. Diese
selben Regierung sind die, die Sie heute
unter Druck setzen, um die Stimme der
Wahrheit und den Ruf nach Gerechtigkeit, die
von diesem Bericht repräsentiert werden, zum
Schweigen zu bringen.
Angesichts all
dessen, was ich hier dargelegt habe, kann
ich nur auf den Ergebnissen des
ESCWA-Berichts bestehen, der feststellt,
dass Israel ein Apartheid-Regime errichtet
hat, das darauf ausgerichtet ist, einer
ethnischen Gruppe die Kontrolle über eine
andere zu geben. Der im Bericht vorgelegte
Nachweis ist unbestreitbar, und hier genügt
es darauf hinzuweisen, dass jeder, der den
Bericht angegriffen hat, nicht in der Lage
war, ein einziges Wort seines Inhalts
infrage zu stellen. Ich sehe es als meine
Pflicht an die Wahrheit zu beleuchten und
nicht sie zu verbergen oder die Aussage und
den Nachweis, die sie zur Verfügung stellt,
zu verschleiern.
Die
schmerzliche Wahrheit ist, dass im 21.
Jahrhundert noch ein Apartheidsregime
existiert, und das ist nach keinem Recht
vertretbar und moralisch nicht zu
rechtfertigen.
Wenn ich diese
Erklärung mache, beanspruche ich keine
moralische Überlegenheit oder größere
Klarheit, als Sie sie besitzen, die Sache
ist nur, dass meine Statements das Ergebnis
eines ganzen Lebens sind, das ich hier in
dieser Region verbracht habe, in der ich
Zeuge bin der schrecklichen Konsequenzen,
die es hat, wenn Menschen unterdrückt und
daran gehindert werden die Wahrheit über ihr
Leiden mit friedlichen Mitteln zu äußern.
Als solche und
nach reiflicher Überlegung stelle ich fest,
dass ich keine andere Wahl habe. Ich kann
nicht noch einmal einen Bericht der
Vereinten Nationen zurückziehen, einen
äußerst gut recherchierten und gut
dokumentierten Bericht über schwere
Verletzungen der Menschenrechte. Ich
verstehe auch, dass die klaren Direktiven
des Generalsekretärs der Vereinten Nationen
ausgeführt werden müssen. Und so besteht für
mich die einzige Möglichkeit diese
Auseinandersetzung zu beschließen darin, zur
Seite zu treten und jemand anderem zu
überlassen, was zu tun mein Gewissen mich
hindert. Ich stelle fest, dass mir nur noch
zwei Wochen Dienst an meinem Posten bleiben,
deshalb möchte ich mit meinem Rücktritt auch
keinerlei politischen Druck auf Sie ausüben.
Ich trete lediglich zurück, weil ich glaube,
dass es meine Pflicht ist gegenüber den
Völkern in der Region, der wir dienen,
gegenüber den Vereinten Nationen und
gegenüber mir selbst, nicht die Bezeugung (testimony)
eines Verbrechens zum Schweigen zu bringen,
das die Ursache von so viel Leiden so vieler
Menschen ist. Aus diesem Grund übermittle
ich Ihnen meinen Rücktritt von den Vereinten
Nationen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Gastkommentar oder Leserbrief von Helga
Dieter-Billerbeck - Entrüstung über die
Entrüstung - Anti-Israel-Konferenz oder
Pro-Israel-Konferenz?
Zum ersten Mal zögere ich aus
opportunistischen Erwägungen heraus, das zu
sagen, was ich meine. Vor ein paar Tagen
wurde in Israel ein Gesetz verabschiedet,
wonach Unterstützern der BDS-Kampagne
künftig die Einreise verweigert werden soll.
Ich habe dort viele Freundinnen und
politische Wegbegleiter, die ich regelmäßig
besuche. Zur BDS-Kampagne habe ich nach
Jahren innerer Kämpfe eine differenzierte
Position, aber das wird bei den Befragungen
an der Grenze keine Rolle spielen.
Dieser Brief könnte der Grund sein, dass ich
meine Mitarbeiter und Freundinnen in Israel
nicht mehr sehen darf. Aber würden sie mich
noch sehen wollen, wenn ich jetzt schweige?
Bereits im Sommer 2010 schrieb unsere junge
Koordinatorin aus Israel: „Wir – die Leute,
die für Menschenrechte in Israel kämpfen –
wir brauchen EUCH! Wir brauchen Euch, damit
ihr der Welt berichtet, was hier passiert.
Wir brauchen EUCH für den Boykott von
Israel, weil es nur durch harten Druck von
außen auf Israel Veränderungen geben wird.
Wir alle haben es in Südafrika gesehen. Ich
habe Angst – wenn sich die Dinge nicht
verändern – dass wir solche Seminare nicht
mehr durchführen können, weil wir alle im
Gefängnis sitzen werden. Wir brauchen EUCH!“
In der FR vom 13.03.2017 steht ein Artikel
mit der Überschrift: „Ökohaus Entrüstung
über Anti-Israel-Konferenz“… „Dort wollen
Aktivisten eine Tagung abhalten, die zum
Boykott israelischer Waren aufrufen. Kopi
sei für die Unterstützung der
antisemitischen „BDS“-Bewegung bekannt,
sagte Bürgermeister und Kirchendezernent Uwe
Becker (CDU). Die Bewegung betreibe eine
„zutiefst antisemitische Stimmungsmache“ und
benutze „die gleiche Sprache wie die
Nationalsozialisten“, die „’Kauft nicht bei
Juden’“ proklamiert hätten, so Becker.
Wie lauten die Belege für diese
ungeheuerlichen Vorwürfe? Es gibt keine –
außer den Namen der Referenten! Drei von
fünf sind bekannte jüdische Wissenschaftler
und Publizisten (Moshe Zuckermann, Ilan
Pappe und Iris Hefets). Deren Kritik an der
Besatzungspolitik des Staates Israel kann
man teilen oder nicht, aber wenn der
Frankfurter Bürgermeister diesen
(vermutlich) israelischen Staatsbürgern die
primitivsten antisemitischen Parolen
unterstellt, so ist das irritierend und
erklärungsbedürftig..
Die Berichterstattung des jungen FR-Autors
übernimmt dieses Klischee ohne jedwede
Recherche zur Sache, obwohl Kopi und BDS
ganz einfach im Internet zu finden sind.
Kopi ist der Koordinationskreis
Palästina-Israel und plant die Konferenz:
„Für ein Ende der Besatzung und für einen
gerechten Frieden“ Mit diesem Thema befindet
sich der Zusammenschluss von Gruppen nicht
nur in Einklang mit der Genfer Konvention
und dem Beschluss des UN-Sicherheitsrates
gegen Besatzung und Siedlungsbau, sondern
auch mit der -an der israelischen Politik
gescheiterten Friedensmission des letzten
US-Außenministers John Kerry. Selbst
Kanzlerin Merkel verurteilte im Gespräch mit
Abbas Israels Siedlungspolitik (Presse vom
19.04.2016). Nur national-religiöse, rechte
Populisten in der Knesset halten
Jahrtausende alte Ansprüche auf „Eretz
Israel“ (etwa das historische Palästina) für
legitim und damit die Besatzung. Teilt der
Frankfurter Bürgermeister die extreme
Position eines „Groß-Israel“? Nur auf diesem
Hintergrund wäre sein Verhalten
nachvollziehbar.
In dem Programm der Kopi-Konferenz, deren
faktisches Verbot der FR-Artikel fordert,
heißt es u.a. „Deutschland hat aufgrund des
Holocaust eine doppelte Verpflichtung: dafür
zu sorgen, dass Juden hier und in Israel
sicher leben können und nie wieder verfolgt
werden, und ebenso nicht wegzuschauen, wenn
den Palästinensern, die am Holocaust keine
Schuld tragen, Unrecht geschieht.
Deutschlands kritiklose Unterstützung
Israels, z.B. auch durch massive
Waffenlieferungen, trägt nicht zur
friedlichen Lösung bei… Mit unserer Tagung
wollen wir die Zivilgesellschaft und die
Politik zum Handeln auffordern. Wir wollen …
einen Beitrag dazu leisten, das Bewusstsein
dafür zu schärfen: Die seit 50 Jahren
andauernde israelische Besatzung muss
beendet werden.“ Klingt das wie „zutiefst
antisemitische Stimmungsmache?“
Ich bin in der Kopi-Mailing-Liste
eingetragen. Darin werden vor allem
Übersetzungen von Berichten aus der Zeitung
Ha‘aretz (Gideon Levy, Amira Hass) oder aus
der israelischen Friedensbewegung verbreitet
(‚Breaking the silence‘; Uri Avneri (Gush
Shalom). Immer mehr Palästinensische
Widerstandsgruppen, die sich Gewaltfreiheit
auf die Fahnen geschrieben haben, schicken
authentische Berichte oder erschütternde
Videos über ihre Behandlung durch Soldaten.
Wie in allen politischen
Auseinandersetzungen lassen auch bei Kopi
einige Hitzköpfe den Dampf ab. Inzwischen
hat der Sprecherkreis Kriterien zur
Kontrolle der Beiträge entwickelt und
angewandt. Eine Person wurde von der
Verteilerliste gestrichen.
In der Hauptsache geht es um Veranstaltungen
in Deutschland und ihre Behinderung wie etwa
die Nakba-Ausstellung oder die hier
diskutierte Kopi-Konferenz. Das Muster ist
seit Jahren überall ähnlich: Eine diffuse
Mischung von Unterstellungen mündet in dem
Verdikt: Antisemitismus. Der Vermieter des
Veranstaltungsortes wird unter Druck
gesetzt.
Was ist an BDS so empörend? In dem
Kopi-Konferenz-Programm ist vom Boykott mit
keinem Wort die Rede. Um dennoch ein Verbot
zu fordern, werden die drei Buchstaben
beigezaubert und dienen als Popanz: BDS.
Bereits im Jahr 2009 hat die alte
israelische Friedensaktivistin Dorothy Naor
zum Boykott aufgerufen. Ich habe ihr
geschrieben, dass ich als Deutsche noch an
der Last der Elterngeneration zu tragen
habe: „Kauft nicht bei Juden!“ Sie schien
das nicht zu verstehen, weil ich dabei
gegenüber Israel anders urteilen würde als
gegenüber anderen Ländern. Das sei eine der
vielen Erscheinungsformen des Rassismus –
nicht seine Bekämpfung an der Wurzel. (Das
habe ich erst später begriffen – bei der
Lektüre Adornos zum Philosemitismus)
Seit über 10 Jahren hat sich im besetzten
Westjordanland eine zivilgesellschaftliche
Bewegung gebildet, die mit Unterstützung von
israelischen und internationalen
Friedensaktivisten, gewaltfrei gegen den
Siedlungsbau und für die Menschenrechte im
Alltag kämpft (z.B. im „tent of nations“ und
jeden Freitag im Dorf Bil’in, das vielfach
mit internationalen Preisen ausgezeichnet
wurde). Es ist eine Art dritter Weg der
Palästinenser zwischen einer korrupten
Verwaltung, die von vielen schon lange nicht
mehr als „Autorität“ anerkannt wird und den
gewaltbereiten Hamas-Anhängern, deren
Verbrechen immer weniger als Freiheitskämpfe
ideologisiert werden. Die Fotos der
„Märtyrer“ sind nahezu aus dem Straßenbild
verschwunden, auch in den Hamas-Hochburgen.
Zur Entwicklung einer Zivilgesellschaft
unter den Bedingungen der Besatzung gehört
auch der von dem Anti-Apartheidskampf in
Südafrika inspirierte weltweite
Boykott-Aufruf als friedliches Mittel des
Widerstandes. Damals hieß es: „Kauft keine
Früchte der Apartheid“ und jetzt
„Kaufverzicht für einen gerechten Frieden in
Palästina und Israel“. Es geht deutlich um
die Veränderung der politischen Verhältnisse
und nicht um rassistische Stereotype.
Mit der deutschen Geschichte hat dieser
Aufruf der palästinensischen Bürgerkomitees
rein gar nichts zu tun. Die Last der Schuld
und Verantwortung mit der Parole „Kauft
nicht bei Juden“ haben wir zu tragen und
können sie nicht den Palästinensern
zuschieben. Für einen gewaltfreien Kampf
gegen das Leben unter Fremdherrschaft in der
dritten Generation ist ein internationaler
Konsumentenboykott durchaus ein geeignetes
Mittel.
Dabei kann das Einverständnis bzw. die
Ablehnung der Kampagne durchaus
unterschiedlich aussehen: Das Prospekt der
deutschen BDS-Bewegung fordert nur zum
Kaufverzicht von Waren aus den illegalen
Siedlungen in dem besetzten Westjordanland
auf. Der Boykott kultureller und
wissenschaftlicher Kontakte ist für viele
politisch engagierte Menschen schwer
nachvollziehbar, denn die Einschränkung des
öffentlichen Diskurses spiegelt die
Herrschaftsmechanismen, die bekämpft werden
sollen. Auch der Boykott von Dialogprojekten
die Vorgabe von Kriterien, wer mit wem
sprechen darf und wann das an ‚Verrat‘
grenzt, beinhaltet autoritäre Bevormundung
und macht den Menschen Angst (Normalization-Debatte
in Palästina).
Die sich verschärfende Reaktion der
Netanjahu-Regierung, wie die
Kriminalisierung und Strafandrohung für in-
und ausländische UnterstützerInnen von BDS,
legt nahe, dass die Kampagne Wirkung zeigt.
Wenn der Frankfurter Bürgermeister die
BDS-Kampagne mit der Judenvernichtung der
Nazis vergleicht, ist das nicht nur
manipulative Stimmungsmache, sondern eine
kaum glaubliche Relativierung des Holocaust.
Welchen gewaltfreien Weg aus der 50 Jahre
währende Besatzung schlägt er denn vor? Das
allgemeine Stereotyp, dass Opfer die
besseren Menschen sind ist besonders
ausgeprägt bei der aus der deutschen Schuld
resultierenden philosemitischen
Idealisierung des jüdischen Staates.
Neudeutsch nennen sich diese Leute
Antideutsche. Mit der Negation ihrer
Herkunft wollen sie sich von der
historischen Hypothek, die wir als Tätervolk
tragen, entlasten und selbst in die Rolle
der Opfer schlüpfen. In ihrem Weltbild haben
Juden, die mit säkularer Kritik in
politischer Opposition zu dem jüdischen
Staat stehen, keinen Platz. Das führt zu der
überspannten Beschimpfung von Juden als
Antisemiten, wie (indirekt) gegen die
jüdischen Referenten im Vorfeld der
geplanten Konferenz. Dass sie die
Vorurteilsstrukturen reproduzieren, die sie
vorgeblich bekämpfen wollen, lässt sich bei
dem Frankfurter Ehrenbürger Theodor. W.
Adorno nachlesen: „Hinweise etwa auf die
großen Leistungen von Juden in der
Vergangenheit, so wahr sie auch sein mögen,
nützen kaum viel, sondern schmecken nach
Propaganda. Propaganda aber, die rationale
Manipulation des Irrationalen, ist das
Vorrecht der Totalitären. Die diesen
widerstehen, sollten nicht sie nachahmen auf
eine Weise, die sie doch nur notwendig ins
Hintertreffen brächte. Lobreden auf die
Juden, welche diese als Gruppe absondern,
geben selber dem Antisemitismus allzuviel
vor…“ „Den Antisemitismus kann nicht
bekämpfen, wer zu Aufklärung zweideutig sich
verhält.“
Die Einladung der Veranstalter an den Herrn
Bürgermeister trägt hoffentlich bei zu einer
Pro-Nahost-Friedenskonferenz!
Helga Dieter, von 1997 bis 2013
Koordinatorin des Projektes "Ferien vom
Krieg" des "Komitee für Grundrechte und
Demokratie" mit Begegnungen von mehr als
2000 jungen Ewachsenen aus Israel und
Palästina in Deutschland und – unabhängig
davon - einem Seminar für Friedensaktivisten
beider Seiten im Februar 2017 in
Jordanien.(mit Unterstützung von Willfriede
Dieter) |
Ich bin
eine stolze palästinensische Frau und
Menschenrechtlerin. Ich bin auch stolz
Mutter des jüngsten palästinensischen
Gefangenen in Israels Gefängnissen zu sein
Fahrihan Daragmeh
8.3. 17
Mein Name ist Farihan Daragmeh. Ich bin eine
stolze Palästinenserin. Und auch die
Mutter des jüngsten palästinensischen
Gefangenen in einem israelischen
Gefängnisses. Da ich dies am internationalen
Frauentag schreibe, sind dies die Dinge, die
mich definieren. Aber wie jedes Elternteil
- oder jede Person – sich vorstellen kann,
so definiert mich nichts so sehr als das
Letzte.
Mein Sohn Shadi ist ein gewiefter, kleine
Junge, der immer voller Leben war. Er wird
von jedem geliebt, der ihn kennt –
von Familie, Nachbarn, Freunde und von
Klassenkameraden. Er ist ein großer
Dabke-Tänzer und ein guter Schwimmer und
Reiter. Er mag gerne singen und ist ein
herausragender Mathematiker. Mein Mann und
ich haben immer unser Bestes gegeben, um
für Shadi und für unsre übrigen Kinder
da zu sein und sie zu ermutigen, in ihrer
Schulbildung und bei ihren Hobbys
freundlich, ehrenhaft und offen gegenüber
anderen zu sein. Wir erzogen sie, alle Leute
zu akzeptieren, egal wer sie sind was ihre
Nationalität, ihre Religion oder Rasse ist.
Shadi wurde am 30. Dezember2015 verhaftet.
Er war gerade 12 Jahre alt. Die Nachrichten
nahm mir die Luft weg; die ganze Familie war
in einem Schock. Keiner von uns konnte essen
oder richtig schlafen. Als ich meine Augen
schloss, konnte ich nur eines sehen, meinen
kleinen Jungen, verstört und allein in einer
eiskalten Gefängniszelle. Später erfuhr
ich, dass sie alle gezwungen waren, nackt
dazustehen.
Er hatte an der Bushaltestelle in unserer
Stadt Jerusalem gewartet, als israelische
Polizei ihn verhaftete und ihn zur
Haupt-Polizeistelle al-Muskubiya in
Jerusalem brachte. Wir wurden von seiner
Verhaftung erst nach Zehn Uhr abends
informiert, nachdem wir beunruhigt seine
Abwesenheit berichteten. Shadi war angeklagt
worden, einen Angriff geplant zu haben,
obwohl kein Messer bei ihm gefunden worden
ist, falls er ein Messer gehabt hätte. Im
Verhörs fragten sie ihn, ob er einen Israeli
mit Messer angegriffen hätte, wenn er ein
Messer gehabt hätte Er sagte ihnen einfach,
dass er niemals in der Lage gewesen wäre,
jemals einen Menschen anzugreifen.
Mein 12jähriger Sohn wurde vier Tage lang im
Gefängnis gehalten, bevor er in ein
„reformiertes“ Haftzentrum gebracht wurde,
was angeblich für die über 15 Jährigen. sei.
Nach 20 Gerichts-Sitzungen während eines
Jahres wurde das Endurteil im letzten
Dezember verkündigt: Mein jetzt 13Jähriger
Sohn wird zusätzlich nachdem drakonischen
Militärgesetz einer fremden Macht zu zwei
Jahren Gefängnis verurteilt . Für
israelische Kinder ist das Gesetz anders.
Alles was wir tun können, ist, Shadi so oft
wie möglich zu besuchen. Im Prinzip ist es
uns erlaubt, ihn einmal die Woche zu
besuchen. Aber selbst wenn wir jeden
Pfennig, den wir haben, sparen, können wir
es uns nur leisten, jede 2. Woche oder gar
nur einmal im Monat zu reisen.
Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage,
dass unser Leben vollkommen verändert
wurde. Ich fühle mich, als ob ich in der
Hölle leben würde. Mein Jüngster Rayan ist
drei Jahre alt und so sehr mit seinem
älteren Bruder verbunden. Als ich in Rayans
Gesicht sah, als er Shahi im Gerichtssaal
mit gefesselten Händen und Füßen sah und am
Ende unseres Besuches, brach mir das Herz.
Als Kind glaubt man, die Eltern wären immer
in der Lage, einen sicher zu bewahren. Mein
3jähriger Sohn zusammen mit Shadi haben
schon längst dieses Gefühl verloren. Auf
diese Weise ist auch er schon ein
Gefangener Israels und der israelischen
Polizei.
Meistens fühle ich mich machtlos. Doch als
Frau und Mutter ist es meine Pflicht, für
den kleinen Sohn stark zu sein. Als ich
jünger war, hatte ich große Träume und
wollte Jura studieren. Aber es war mir nicht
möglich, eine höhere Schule zu besuchen. Ich
gab diese s Bestreben meiner jüngsten
Tochter weiter. Sie machte ihre Prüfungen
mit sehr guten Noten und arbeitet jetzt im
Mandela-Institut über das Problem der
palästinensischen Gefangenen. Ihr Vater und
ich hätten nicht stolzer sein können. In
der Zwischenzeit konzentrierte ich mich auf
eine freiwillige Arbeit in der Gemeinde und
nehme an speziellen Workshops über
internationale Menschenrechte teil und
lerne Englisch, Französisch und Hebräisch.
Das einzige, was wir jetzt tun können, ist,
dass wir Shadis Geschichte bekannt
machen. Er vertritt eine ganze
Generation palästinensischer Kinder, die
unter der israelischen Militärbesatzung
aufwachsen. Und bevor sie ihr Teenage-Alter
erreichen, werden sie einem Rassismus und
einer Unterdrückung unterworfen, was die
meisten Menschen hoffentlich nie erleben
müssen. Jede ihrer Geschichten verdient,
gehört zu werden. Und so habe ich mit den
lokalen und internationalen Medien
gesprochen und bin nun von vielen Freunden
aus aller Welt berührt worden, die in
Solidarität an meiner Seite stehen. In den
US hatte ich viele Begegnungen,
einschließlich einer besonders denkwürdigen
an der Kent- Universität in Ohio, wo mich
die Studenten ganz besonders herzlich
begrüßten. Ich war überwältigt.
Meine lieben Schwestern in aller Welt. Wir
müssen einen Weg finden und der
Unterdrückung und der Diskriminierung
entgegenstehen, wo immer diese Dinge
geschehen. Um Shadi und aller
palästinensischen Kinder willen und um der
Menschlichkeit willen als Ganzes. Bitte,
schließt Euch mir an und sprecht aus, damit
wir dieser grausamen und ungesetzlichen
Politik, ein Ende setzen können. Es ist an
diesem Tag, (Internationaler Frauentag), an
dem wir uns erinnern, was wir (Frauen) schon
erreicht haben und was wir zusammen noch
erreichen können. Ich wünsche euch allen
einen glücklichen Internationalen
Frauentag.
Quelle
(dt. E. Rohlfs) |
Der
palästinensische Arzt Izzeldin
Abuelaish, der drei
Töchter verloren hat, verlangt von Israel
Gerechtigkeit
-
14.03.2017 -
Der palästinensische Arzt, der
dem Schmerz, den der Krieg verursacht, ein
Gesicht gegeben hat, als er [...] vom Tod
seiner drei Töchter bei einem israelischen
Bombardement auf sein Haus in Gaza 2009
erfuhr, verlangt weiterhin Gerechtigkeit und
eine Entschuldigung des Staates Israel.
Am
16. Januar 2009 rief Abuelaish einen
befreundeten israelischen Journalisten live
im Fernsehen an, kurz nach dem Angriff auf
sein Haus, er möge ihm helfen, die
Verletzten heraus zu holen, unter ihnen
seine (getöteten, Ü.) Töchter und seine
Nichte.
2010
verlangte Abuelaish auf der Suche nach einer
Entschuldigung, dass Israel seine
Verantwortung und und eine Kompensation
akzeptiere. Für Mittwoch ist die Anhörung
vorgesehen. Dr. Izzeldin
Abuelaish rang bei der Pressekonferenz darum
ruhig zu bleiben und appellierte an die
"Funktionäre, die in der Leugnung leben,
Verantwortung zu übernehmen".
"Der
Täter muss Verantwortung haben und den Mut
haben sie zu übernehmen", forderte er heute
vor einer Gruppe von Journalisten [...] in
einem Hotel in Ostjerusalem.
"Ich möchte meinen Töchtern einen
Namen, ein Gesicht geben", damit sie nie
mehr nur eine Nummer unter 1.440
Palästinensern seien, die während der
israelischen Offensive von Dezember 2008 bis
Januar 2009 ihr Leben verloren haben.
Am
16. Januar schoss ein israelischer Panzer
auf ein Haus in Ortsteil Beit Lahia, in dem
25 Personen lebten. Die drei Schwestern
Bisam (20 J.), Mayar (15) und Aya (14)
starben gemeinsam mit ihrer Cousine Nur
(17), zwei weitere Familiemitglieder wurden
verletzt.
Die
Tatsache, dass Abuelaish als Arzt jahrelang
sowohl palästinensische als auch israelische
Patienten behandelt hat, berührte viele
Menschen besonders.
"Es
gibt eine Straftat, und wenigstens einer in
Israel müsste Verantwortung übernehmen und
sich bei den Opfern entschuldigen",
verlangte er heute in einer bewegenden
Pressekonferenz, zu der ihn seine
überlebenden Töchter Shatha und Rafaa sowie
sein Sohn Abdallah begleiteten.
Er
betrachtete es als ungerecht, dass die, die
den Angriff getätigt haben, auch die sind,
die ermitteln und urteilen, und forderte die
Bildung "eines unabhängigen, internationalen
Komitees zur Analyse der Beweise"
(Granatsplitter).
Die israelische Armee gab von Anfang an zu,
die Wohnung bombardiert zu haben und
anerkannt in einer ersten Analyse, dass die
Todesfälle von ihren Projektilen verursacht
waren, änderte aber später ihre Version.
Seither versichert sie, dass die
Granatsplitter, die man aus dem Körper von
zwei der Verletzten, die in israelischen
Krankenhäusern behandelt wurden, genommen
habe, beweisen, dass es Spuren chemischer
Komponenten gibt, die auf die Anwesenheit
eines palästinensischen Sprengkörpers in der
Wohnung hinweisen, der zu den Explosionen
geführt haben kann, die die Todesfälle
verursachten.
Ein
Umstand, wenn er sich beweisen würde, für
die Forderung Abuelaishs kritisch wäre.
"Ich
habe Vertrauen, ich bleibe optimistisch,
auch wenn ich weiß, dass dieser Prozess der
erste Schritt von vielen ist. Wir werden
hoffen und schauen, was wir machen können",
sagte Abuelaish und fügte hinzu: "Die
Person, die das gemacht hat, muss ihre
Verantwortung übernehmen. Wir müssen diese
Fälle weiter verfolgen, um sie zu zwingen
Verantwortung zu übernehmen, und damit sie
so etwas nie mehr tun."
Nach dem Krieg verließ Abuelaish Gaza, weil
er nicht mehr zwischen dem Gazastreifen und
Israel arbeiten konnte und zog nach Toronto
um, wo er jetzt mit seiner Familie lebt.
Seine
Tochter Shata, die gerade eine
Ingenieursausbildung abgeschlossen hat, war
bei der Pressekonferenz sehr aufgeregt. "Es
ist sehr traurig, dass wir so lange gewartet
haben, um wiederzukommen", klagte sie,
dankte aber auch dafür hier sein zu können,
um für die Namen und die Erinnerung an ihre
Schwestern einzutreten: "Wir haben das
machen können, viele andere nicht. Wir haben
die Möglichkeit Gerechtigkeit zu suchen."
In
Kanada hat Abuelaish die Stiftung "Daughters
for Life" gegründet, die sich der Versöhnung
und Koexistenz widmet und für die er, wie er
gegenüber einem lokalen Medium am Wochenende
sagte, die Entschädigung, falls er eine
solche von Israel für den Tod seiner Töchter
bekomme, bestimmen würde, wenn die
Statistiken für solche Fälle auch nicht zu
seinen Gunsten sprechen.
"Ich
bin nicht gekommen, um etwas zu verteidigen,
sondern um für die Gerechtigkeit und die
Hoffnung einzutreten. Trotz der Tragödie,
die uns getroffen ist, haben wir aus dem Tod
Leben und aus dem Schmerz Hoffnung holen
können", bekräftigte er.
Quelle
Übersetzung
(leicht gekürzt): K. Nebauer |
Unglücklicherweise
gibt es viel
mehr nette Menschen als mutige – Michael
Sfard
Robert Herbst
-
12.03.2017
Michael Sfard, ein führender israelischer
Menschenrechtsanwalt auf dem Höhepunkt
seiner Karriere, war am vergangenen
Donnerstag in der NYU Law School, um
Anwälten, Jurastudenten und politischen
Aktivisten von 'Students for Justice in
Palestine' (SJP) und 'Jewish Voice for
Peace' (JVP) einen Eindruck davon zu geben,
was es heute bedeutet, für die Rechte von
Palästinensern und regimekritischen Juden in
Israel und der Westbank zu kämpfen. Das
Bild, das er malte, war nicht gerade schön.
Sfard,
Enkel von Holocaust-Überlebenden und Sohn
von Eltern, die wegen ihrer
pro-demokratischen Aktivität aus Polen
deportiert worden sind, hat jahrelang
Palästinenser vertreten und versucht die
einengenden Beschränkungen der Besatzung zu
lindern sowie israelische Aktivisten und
Friedensorganisationen wie Peace Now und
Breaking the Silence zu helfen, die (gegen
die Besatzung) protestieren und Widerstand
leisten.
Seit
2006, sagte Sfard, "ist das Klima für
Menschenrechte in Israel viel gewalttätiger
und giftiger geworden". Als israelische
Menschenrechtsaktivisten 2009 auf die
Operation Gegossenes Blei in Gaza reagierten
und außerhalb von Israel darüber sprachen,
wurden sie in Israel als Verräter angesehen.
Rechtslastige Kontrollorganisationen wie NGO
Monitor intensivierten ihren Fokus auf
israelische Friedens- und
Menschenrechtsorganisationen und deren
Finanzierungsquellen. 2011 wurde ein Siedler
aus Kiryat Arba angeklagt, weil er in einem
Internetpost zum Mord an Sfard aufgerufen
hatte.
"Wir
können nicht mehr in voller Freiheit
Widerstand leisten. Man muss mutig sein, um
beim gewaltlosen Dissenz mitzumachen, und
unglücklicherweise gibt es viel mehr nette
als mutige Leute. Israelische Politiker
haben Angst", und es hat einen "Tsumani von
Gesetzen gegeben, um den uns zugänglichen
demokratischen Raum zu versperren".
Als
Beispiele führte Sfard an, dass letzten
Monat "die Knesset die Ziviladministration
(Verwaltung der Besatzungsmacht, Ü.) und die
Armee angewiesen hat Verbrechen zu begehen",
indem sie die Enteignung von
palästinensischem Privatland quer durch die
Westbank zum exklusiven Nutzen der Siedler
genehmigt hat. Unter diesem "Regularisierungsgesetz"
kann palästinensisches Land konfisziert
werden, wenn Israelis illegale Siedlungen
oder Außenposten darauf errichtet oder es
kultiviert haben. Tausende palästinensische
Familien stehen nach dem neuen Gesetz vor
dem Verlust des Rechts auf ihr Land.
Eines
der interessanten Streiflichter von seiner
Arbeit ist die Frage, ob es möglich ist ein
solches Gesetz anzufechten. Einerseits,
sagte Sfard, gibt es eine gute Chance für
die israelischen Gerichte dagegen Einspruch
zu erheben. Andererseits hat die
Verabschiedung des Gesetzes die Chancen für
eine Intervention des Internationalen
Strafgerichtshof (ICC) erhöht, dessen
Ankläger mitten in einer zwei oder drei
Jahre dauernden Voruntersuchung ist. Das
moralische Dilemma ist, ob man innerhalb des
israelischen Systems für die Abhilfe von
Ungerechtigkeiten für einzelne Klienten
kämpfen soll – ein Kampf, der manchmal dazu
beitragen kann das ungerechte System selbst
zu legitimieren, indem man zum Beispiel die
schlimmsten Aspekte reinigt, aber die
Besatzung selbst an Ort und Stelle lässt –
oder ob man versuchen soll, sich für
"Regimewechsel" eines ungerechten Sytsems
einzusetzen, indem man die ungeheuerlichsten
Teile belässt, um zu Intervention und Druck
von außerhalb zu ermutigen, wie zur
Verfolgung durch den ICC oder die
Ausbreitung der BDS-Bewegung rund um den
Globus, von der er denkt, dass sie von
entscheidender Bedeutung ist.
Denn
es ist praktisch "nichts Linkes" mehr da,
und der demokratische Raum ist im Schwinden
begriffen in einem israelischen Regime, "das
alle moralische Pinzipien aufgegeben hat",
argumentiert Sfard, "wir müssen abweichende
Stimmen erhalten" in und außerhalb des
Landes. Die israelische Regierung fürchtet
die Vorstellung eines sich zuziehenden
Kreises, wie ihn der ICC und BDS
repräsentieren.
"Israelis denken von sich als Menschen der
sich globalisierenden Welt", und wenn es
schwieriger wird im Ausland zu sagen "ich
bin Israeli", dann wird das schließlich eine
Auswirkung auf eine "massiv ungerechte
Maschine" haben – da solche Maschinen nie
stabil bleiben, wie friedlich sie auch an
der Oberfläche erscheinen mögen. Sfards
Hoffnung ist, dass BDS und anderer Druck von
außen dazu beitragen, die Risse zu
verbreitern, die er mit seiner täglichen
Menschenrechtsarbeit herzustellen hofft in
einem Regime, das er hasst und einem Land,
das er liebt.
Quelle:
www.mondoweiss.net/2017/03/unfortunately-decent-michael/
Übersetzung: K. Nebauer
|
8. März Internationaler
Frauentag:
Palästinensische Medien über
palästinensische Frauen
Gaza Stadt Rasha Abou Jalal, 2. März 17
Das palästinensische Ministerium für
Frauenangelegenheiten in Zusammenarbeit mit
den lokalen Medien bemüht sich, die Medien
zu ermutigen, sich mehr um soziale und
besonders Frauen-Angelegenheiten zu kümmern
mit einem Versuch, die Stereotypen zu
verändern und wie die Gesellschaft die
palästinensische Frauen sieht. Am 5.
Dezember 2016 unterzeichneten öffentliche
und private Medien-Organisationen in
Ramallah eine Ehren-Satzung, die vom
Ministerium für Frauenangelegenheiten
vorbereitet wurde, um ein sicheres
Medien-Netzwerk zu beginnen, das soziale
Probleme und Frauen-Angelegenheiten
unterstützt.
Am 8. Feb. hielt das Ministerium in Gaza ein
Treffen mit lokalen Medien, die sich dem
Netzwerk anschlossen, um Wege zu
diskutieren, die den Mechanismus für die
Erfüllung dieser Satzung geben.
Medien-Sendungen, die die Satzung
unterzeichneten sind: Palästina-TV. Wafa
News Agency, Maan News Network, Ajyal
Radio-Station, Watan TV, Al-Quds Newspaper
und Al-Raya Radio Station.
Der Minister für Frauenangelegenheiten Haifa
Agha berichtete Al-Agha, dass bei zwei
getrennten Sitzungen 17 Medien in der
West-Bank und neun andere im Gaza-Streifen
die Ehrensatzung unterzeichneten, um
zusammen zu arbeiten und denselben Zugang
zu benützen, um die Stereotypen über Frauen
zu verändern, ihre Rechte zu unterstützen,
Frauenangelegenheiten zu thematisieren wie
Gewalt gegen Frauen über Verweigerung zu
erben und das Recht, den Ehepartner selbst
zu wählen und über die Gleichheit des
Geschlechts.
Wenn man die Erfüllung der Satzung ansieht,
erklärte Agha, wird man damit im März 2017
beginnen und die Frauenprobleme für die
Sendungen definieren, und diese etwa gleich
und gleichzeitig während einer abgestimmten
Periode bringen.
Das Ministerium für Frauenangelegenheiten
und das Ministerium für Information werden
später koordinieren und mehr Sendungen über
Frauen bringen….
Agha sagte: Die Frauen sind in Palästina
auf verschiedenen Gebieten besser dran, als
Männer, besonders was die Erziehung/ Bildung
betrifft; es sind nur 100 männliche
Ausgebildete und 145 ausgebildete
Lehrerinnen. Trotz dieser Zahlen gibt die
Gesellschaft den Frauen keine Chance,
führende Positionen in der Gesellschaft zu
besetzen. Nur 12% der Positionen, die höher
als die Position des Hauptmanager sind,
werden von Frauen besetzt. Agha erklärte,
dass das Ministerium diese Satzung mit einem
Versuch vorbereitete, um die lokalen Medien
zu einer größeren Verantwortung zu bringen
und die Qualität des Inhaltes zu verbessern,
um die Frauenrechte zu unterstützen und eine
Kultur zu fördern, die Gewalt gegen Frauen
bekämpft.
Raed Othman, ein Hauptmanager bei Maan-
Network – Maan TV und Maan News – sagte ,
dass sein Network ganz aufgeregt war, die
Satzung zu unterschreiben, um eine
gemeinsame Vision mit anderen Medien
Sendungen über Frauenprobleme zu haben.
Othman sagte zu Al-Monitor, nach dem
Unterzeichnen der Ehren-Satzung entschied
das Network eine Kontrolle über den Inhalt
der veröffentlichten Artikel und des
Programms durchzuführen und zusätzlich Kurse
für unsere Journalisten zu organisieren, die
sich mit Frauenangelegenheiten befassen.
Er betonte, dass Maan-Network immer daran
interessiert war, Sendungen über Frauen zu
bringen. Frauenangelegenheiten zu
unterstützen, ist eine unserer
Hauptbelange. Wir haben täglich eine
Morgensendung, die von fünf Frauen aus der
Westbank und aus Gaza gestaltet wird.
Während dieser Sendung diskutieren sie über
verschiedene Probleme, die mit Frauen zu tun
haben. Wir haben also zwei TV-Programme für
Frauen – ‚palästinensische Frauen‘, die
besonders weibliche Rollenmodelle und
Frauen-Errungenschaften in der Gesellschaft
herausheben und „Wer hat das Recht“
besonders die Frauenrechte hervorheben. Wir
haben auch eine besondere Rubrik auf
unserer Website, die sich besonders mit
Frauen-Problemen befasst.
Othman erklärte, dass Maans Management sich
einmal in drei Monaten trifft, um einen
neuen Plan zu entwickeln, der sich mit
Frauenangelegenheiten befasst und das
Bewusstsein über Frauenrechte in der
Gesellschaft erhebt. Im Augenblick
beschäftigt sich das Network mit der
Gleichberechtigung der Geschlechter.
Shady Zamarah, der Programm-Direktor von
AL-Raya sagte, dass seine Radio-Station
engagiert ist, den Aufruf zur Satzung ernst
zu nehmen und über Frauen und die
Gleichberechtigung der Geschlechter in den
Sendungen zu beachten.
Er sagte zu Al-Monitor: „Wir beginnen die
Satzung zu erfüllen, indem wir einen
Rundbrief an alle Nachrichtensender
schicken, um den Frauen bei den Nachrichten
und beim Vorbereiten des Programms Priorität
zugeben. Außerdem begannen wir uns, mehr
auf Frauen als Informations-Quelle zu
verlassen und ihre Präsenz in unserer
Gesellschaft zu betonen“.
Amal Siyam, die Direktorin des
Frauenzentrums in Gaza, glaubt, dass die
lokalen Medien nicht genügend Interesse
schenken, die Stereotypen über Frauen zu
verändern. Obwohl Medien-Sendungen, die über
und von Frauen berichten, so sind sie keine
Priorität und es wird ihnen nicht die
Aufmerksamkeit geschenkt, die sie verdienen.
Dies erlaubt Frauen nicht, angemessen im
Mittelpunkt zu stehen. Die Medien
schenken nur bei speziellen Gelegenheiten
den Frauen Aufmerksamkeit. wie zum Beispiel
am Internationalen Frauentag am 8. März. …
Quelle
(dt. und gekürzt: Ellen Rohlfs) |
Israels
nie endende
Besatzung bringt den Juden weltweit Schande
– und macht jüdisches Leben unsicher
Tony Klug 3.März 2017 - (Paneel von
J-Street) - Nach einem halben Jahrhundert
kommen Israels Besatzungshühner (??) nach
Hause, um auszuruhen: schleichende
Isolierung, wachsendes Problem für die
Rechtmäßigkeit des Staates, zunehmender
Antisemitismus, immer größer werdende
Anklage der Apartheid; geschweige denn über
den religiösen Zelotismus und radikalen
Nationalismus.
Nach dem gefeierten Militärsieg von 1967
erhob sich eine Anzahl israelischer Stimmen
in jubelnder Stimmung, um vor den Gefahren
des Triumphalismus‘, der Überheblichkeit und
der Selbstzufriedenheit zu warnen. Als Außerseiter,
aber ein eng-engagierter Außenseiter
erinnere ich mich noch sehr wohl daran.
Nachdem eine umfassende Periode der
Untersuchung in Israel, der Westbank, Gaza,
in Jordanien und dem Libanon in den frühen
70er Jahren folgte, folgte eine viel
frühere Version von eurem wahrlich
angebotenem Beobachtungen , die es in seiner
unschuldigen Jugend als selbstverständlich
hielt. Ich hoffe, Ihr vergebt mir, wenn ich
folgende zusammen gefasste Passage aus
meinem Pamphlet zitiere, das im Januar 1977
veröffentlicht wurde, als es damals
wahrscheinlich weniger als 5000 jüdische
Siedler auf der Westbank gab , verglichen
mit heute sind es wohl 100 mal mehr.
„Während Israel weiter über die
Westbank herrscht, gibt es dort immer
häufiger und immer intensivere Taten des
Widerstandes einer Bevölkerung, die sich
immer mehr von einer sich ausdehnenden
jüdischen Siedlung beeinträchtigt fühlt.
Sie sehnt sich nach Unabhängigkeit wie die
palästinensischen Juden in den frühen
Monaten von vor 1948. Solange wie Israel
die Gebiete weiter beherrscht, wird die
palästinensische Bevölkerung sich mit
zunehmender Offensive rächen.. Der
moralische Appell Israels wird konsequent
leiden und das Ausmaß internationaler
Unterstützung wird weiter erodieren, wenn
auch wahrscheinlich nicht in der
organisierten Meinung der jüdischen
Diaspora.“
Die Antwort auf diese Passage – so wurde mir
von einer Gruppe wütender israelischer
Leser gesagt, ist, dass ich keine Ahnung
hätte.
Als erstes wurde mir gesagt, dass Israel die
Gebiete oder einen Teil davon bald unter
arabische Herrschaft, d.h. Jordanien,
zurückgeben wolle.
Zweitens sei es nicht die Unabhängigkeit,
die die Palästinenser wünschen, sondern
eine gute Regierung und das hätten sie ja
jetzt unter israelischer Herrschaft.
Drittens: gegen die Absperrung in der ersten
Periode nach dem 1967er-Krieg gab es ganz
wenig palästinensischen Widerstand und es
gab keinen Grund, dies zu ändern.
Tatsächlich dauerte es noch einmal zehn
Jahre bis zur 1. Intifada. Die Bevölkerung
erfreute sich eines Lebensstandards, wie er
in keinem arabischen Land war.
Viertens: die sich ausdehnenden israelischen
Siedlungen hatten angeblich wenig Einfluss
auf die lokale arabische Bevölkerung und
wenn sie Einfluss hatte, dann in positiver
Weise, nämlich mit Arbeitsstellen.
Fünftens: die internationale Unterstützung
war solide und nahm zu.
Zum Schluss: latente anti-jüdische Gefühle
hat es in bestimmten Teilen der zivilen
Bevölkerung leider immer gegeben. Und seine
Manifestation hat nichts mit Israels
Verhalten zu tun.
Trotz meiner offensichtlichen anderen
Meinung bei jedem dieser Punkte, hat sich
die Zukunft (Israels) genau wie im
Pamphlet geschildert, entwickelt. Mich
machte es traurig. Es war nicht als
Voraussage gedacht. Ich war mir damals
sicher, wie auch die Mehrheit der Israelis,
die davon überzeugt waren, dass es für
Israel zum Besten wäre, die Besatzung der
Westbank und Gazas in der nächsten Zukunft
aufzugeben.
Ich erwarte nicht, dass ich nach weiteren
40 Jahren mich noch einmal zitiere werde. Da
aber Leidenschaften weiter wachsen, wird es
so offensichtlich sein, dass wenn Israel
die Besatzung nicht so schnell wie möglich
beendet -und die organisierte jüdische
Meinung in andern Ländern dies nicht offen
unterstützt -- wird tatsächlich ziemlich
sicher, ein weiterer Schwall antijüdischer
Gefühle, noch unheimlichere Impulse
entfesseln.
Solch eine trostlose zukünftige Entwicklung
ist natürlich nicht zu rechtfertigen, aber
es ist nicht gut zu sehen, was unter diesen
Umständen vor uns liegt.
Ich fürchte, dass Israels nie endende
Besatzung des Landes und des Lebens eines
anderen Volkes, nicht nur Israel ernsthaft
gefährden wird - die Verzweiflung der
Palästinenser wird zunehmen. Sie macht auch
die Situation der Juden in aller Welt immer
gefährlicher.
Das ist auch meine persönliche
Angelegenheit. Es gibt da sogar eine
tiefere persönliche Dimension, die mich bis
ins Innerste meines Jüdisch-sein betrifft.
Ich wurde vor kurzem gefragt, warum ich
mich mit den Menschenrechten so befasse.
Ich arbeitetete viele Jahre für Amnesty
International. Fast ohne zu denken,
antwortete ich: „Die Rabbiner der
orthodoxen jüdischen Schule, In der ich war,
brachten mich dahin. Darüber war der Typ,
der mir die Frage stellte, sehr erstaunt..
Ich war – das muss ich eingestehen - nicht
der beste Schüler bei den jüdischen
Studien. Aber ich war von einigen Passagen
in der hebräischen Bibel, der Torah sehr
berührt.
Passagen wie „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit
sollst du anstreben“ Deuteronomium: Warum
wiederholt er das Wort „Gerechtigkeit“?
fragte der Weise. War es ein Druckfehler.
Oder war der Schreiber ein Stotterer?
Die Antwort: Gerechtigkeit muss praktiziert
werden, man muss nicht nur für Gerechtigkeit
sein --Sie muss auch das Mittel/ der Weg
sein. Erstaunlich.
„Lasst mein Volk gehen!“ (Exodus) Eine Bitte
um Freiheit, die viele Generationen von
unterdrückten Völkern, meist
afrikanisch-amerikanische Sklaven inspiriert
hat.
„Suche den Frieden und folge ihm nach!
„(Psalm)
„Liebe deinen Nächsten, wie Dich selbst“
Leviticus
„Liebe den Fremden“ – das wird 36 mal
befohlen, wurde mir gesagt.
Der legendäre Rabbi Hillel hat die ganze
Torah zusammengefasst, dass man sie auf
einem Bein stehend sagen kann: „Was du nicht
willst, dass man dir tu – das füg auch
keinem andern zu!“ Alles andere ist
Kommentar. Und danach setzte er auch den
andern Fuß auf den Boden.
Dies ehrte die jüdischen Ideale:
Gerechtigkeit, Freiheit, Gleichheit,
Frieden und gegenseitige Achtung – dies
war für die menschliche Zivilisation ein
großer Beitrag und gehört zur jüdischen
Identität. Dies ist das, was Juden
verschiedener Ansichten und in vielen
verschiedenen Ländern zusammenbindet.
Juden haben diese Werte historisch lange
für sich und andere genützt und dies erklärt
auch, warum Juden sich in
unverhältnismäßiger Weise besonders aktiv
für die zivilen Rechte einsetzen.
Doch kommen wir in eine neue Epoche. Die
augenblickliche israelische Regierung hat
buchstäblich das Dach dieses Heiligtums in
die Luft gesprengt. Wir stehen der Realität
eines Staates gegenüber, der sich selbst
laut und offen als „jüdisch“ bezeichnet
und von andern verlangt, dass sie ihn als
jüdischen Staat anerkennen. Aber selbst die
fundamentalen Menschenrechte Millionen von
Menschen unbegrenzt vorenthalten. Das ist
ein Standpunkt, der in voller Missachtung
zu den (eigenen) jüdischen Prinzipien steht.
Tatsächlich mag man fragen, würde solch eine
offensichtlich ungerechte Politik von den
selbst ernannten Wächtern der jüdischen
Werte, wenn sie von einem anderen Lande
beschlossen wird?
Natürlich schadet Israel seinem eigenen Ruf
, genau wie die Politik der
augenblicklichen US-Regierung, die die
Idee und das Bild Amerikas zerstört, so
verdreht die israelische Regierung die Idee
Israel, die in seiner
Unabhängigkeitserklärung festgelegt wurde.
Was muss also getan werden?
Beginnen wir mit den Unterstützern Israels;
sie könnten offen für das Land stehen, aber
nicht die Besatzung unterstützen. Sie
könnten z.B. einen Slogan annehmen: „Liebe
Israel, hasse die Besatzung.“
Und es ist wichtig, nicht davor
zurückzuschrecken, den Terminus „Besatzung“
zu benützen. Die Sprache zu verlieren ist
der 1. Schritt, das Argument. Es liegt nicht
nur an der wörtlichen Unterscheidung. In all
unserer praktischen Beziehungen und
Handlungen müssen wir zwischen Israel selbst
und den besetzten Gebieten unterscheiden,
einschließlich des ganzen
selbstmörderischen Siedlungsprojektes. Dies
war die eindeutige Botschaft der Resolution
2334 des UN-Sicherheitsrates im letzten
Dezember. Während explizit Israels
Legitimität innerhalb der Grenzen von vor
1967 bestätigt werden, lehnt die Resolution
jede Veränderung ab. Dass seine engsten
Verbündeten selbst nach 50 Jahren zu seinen
Gunsten stimmten und sein Hauptverbündeter
keinen Einspruch äußerte, war ein schwerer
politischer und psychologischer Schlag
für die israelische Regierung. Sie dachte,
sie wäre damit durchgekommen – aber das war
nicht der Fall.
Vom Beginn der Besatzung an haben alle
folgenden Regierungen die Genfer Konvention
ihren Zwecken angepasst. Wenn sie Land
enteignet und Siedlungen darauf gebaut
haben, leugneten sie ihre Rolle im Gesetz
einer Besatzung und fühlten sich an die
Genfer Konvention gebunden. Aber indem die
palästinensischen Bewohner der Westbank
nicht die gleichen Rechte haben, schirmten
sie sich gegen die Verbote der Konvention
ab, etwas vom politischen und rechtlichen
Status des besetzten Volkes zu verändern.
Diese kalkulierte Doppeldeutigkeit ist ein
israelischer Bluff, dass es an der Zeit ist,
es so zu nennen. Entweder ist es eine
Besatzung oder es ist keine.
Um die jüdischen Werte zu reklamieren und
das jüdische Ansehen wieder herzustellen,
müssen wir unseren jüdischen Freunden die
Notwendigkeit einprägen, die Besatzung ohne
weitere Verzögerung und Vorwand zu beenden
und mit den Palästinensern ihren eigenen
Staat aufzubauen oder nach einem
bevorstehenden, zukünftigen End-Abkommen –
egal wie es sein wird – jedem der unter der
israelischen Rechtshoheit lebt, die gleichen
Rechte zugewähren.
(( hier gab es bei der Veranstaltung mit
J-Street großen Beifall)
Wir können beides akzeptieren. Aber ob
als Jude oder als Menschenrechtsanhänger
können wir eventuell auch nicht
akzeptieren: Der Status –quo kann nicht
länger ungleich, ungerecht,
un-jüdisch-diskriminierend ertragen werden.
Es ist unser Recht, ja unsere Pflicht,
darauf zu bestehen, dass die gleiche
Behandlung durchgesetzt wird.
Dieser Vorschlag geht auf eine originelle
Idee des palästinensisch amerikanischen
Denkers, Sam Bahour zurück, mit dem ich vor
drei Jahren diese Idee als Teil eines
breiteren politischen Vorschlags für die
internationale Gemeinschaft entwickelte.
Diese Idee wurde im Wesentlichen auch schon
von Tikkun und der Palestinian Strategy
Group übernommen, mit denen ich
zusammenarbeite ….
Um eindeutig zu sein, dies ist kein
Vorschlag für einen Staat, der sehr wenig
authentische Unterstützung hat. Er ist der
Situation der Schotten innerhalb des
Vereinten Königreiches ähnlicher, die sich
der gleichen Rechte erfreuen, bis eine
mögliche Zukunft eine Zwei-Staatenlösung
beschlossen wird. Warum sollte es für die
Palästinenser anders sein.
Indem diese scharfe Alternative gesetzt wird
– Palästina anerkennen ,oder die gleichen
Rechte gewähren – hofft man, dass eine
rigorose Debatte innerhalb Israels geführt
wird und eine neue politische Strömung
ausgelöst wird, die die Zwei-Staatenlösung
auf die Spitze der politischen Agenda
gesetzt wird, bevor es zu spät ist. Wenn
alles gesagt und getan ist, dass das
Wesentliche ist, dass der
Palästina-Konflikt beherrschte und
deformierte zu lange die jüdische Welt.
Es ist wirklich Zeit, dies zu einem Ende zu
bringen und die Schande eines halben
Jahrhundert militärischer Besatzung eines
anderen Volkes zu beenden und uns erlaubt,
zu unsern Geschäften und zu uns selbst
zurückzukehren.
Quelle
dt. gek. E. Rohlfs |
Meldung aus Gaza,
Gaza,
am 07 -03- 2017 - Dr. A. Schokry - Sehr
geehrte Damen und Herren, Liebe Freundinnen
und Liebe Freunde,
Eigentlich ist nicht viel geschehen, seitdem
ich Ihnen und Euch meine letzte Mail
gesendet habe. Sie fragen sich vielleicht,
warum ich mich dennoch schon wieder aus Gaza
melde.
Ja, man kann froh sein, wenn nicht viel
geschieht. Aber wir leben damit, dass es
jeden Tag schlimmer kommen kann. Es liegt
dauernd eine Spannung in der Luft, die wir
alle hier spüren. Und dass die nicht
unbegründet ist, kann man in israelischen
Tageszeitungen nachlesen, wenn dort
Politiker zitiert werden. Manchmal denke
ich, dass manche Politiker dort nur auf den
passenden Moment, auf den „guten“ Grund
warten, das „Problem Gaza“ wie sie es sehen
zu „lösen“. In Leserbriefen in der
Tageszeitung Haaretz, immerhin eine liberale
Zeitung, wird gefordert „let’s finish the
job in Gaza“. Unsere Bedrohung ist also ganz
real und nicht meine Phantasie.
Es ist also kein Wunder, dass die Menschen
in Gaza verzweifelt und hoffnungslos sind
und dass sie resignieren angesichts der
Aussichtslosigkeit in Ruhe und Frieden und
Freiheit leben zu können. Die Angst, dass es
wieder losgehen könnte, beherrscht unser
Leben. Dennoch sind wir im Alltag
Überlebenskünstler und müssen es sein. Jeden
Tag neu versuchen wir das Beste aus unserem
Leben zu machen und jeden Tag neu suchen wir
nach Wegen, um nicht aufzugeben, um nicht
gänzlich in Apathie zu verfallen. Das
gelingt mal besser, mal schlechter, denn was
wir zu bewältigen haben, kann sich kaum
jemand außerhalb von Gaza vorstellen.
Es ist sehr anstrengend und fast unmöglich,
ein normales Leben in Gaza zu führen, denn
mal gibt es kein Erdgas, um zu kochen, mal
gibt es keinen Strom, mal kein Wasser, mal
keine Brennstoffe. Seit Jahren gibt es einen
akuten Geldmangel selbst in den Familien,
die tagein, tagaus arbeiten. Seit Jahren
bekommen meine Frau und ich nur 50% unseres
eigentlichen Gehalts ausgezahlt. Noch
schlechter geht es den jungen
Leuten, die keine Arbeit finden. Fast 250
000 junge Leute mit universitären
Abschlüssen finden keine Arbeit.
Täglich fürchte ich, dass es zur Explosion
kommen könnte. So schlimm es ist, für ein
besseres Leben in ein anderes Land flüchten
zu müssen, wie es gegenwärtig so viele junge
Menschen auf sich nehmen und Richtung Europa
aufbrechen, so ist uns das hier in Gaza
nicht einmal möglich, denn wir leben
unverschuldet in einem großen Gefängnis. In
einem Gefängnis, in dem die Wärter auf
beiden Seiten, Israel und Ägypten, mir und
hunderttausenden friedlichen Palästinensern
in Gaza mit dem Tod drohen, wenn wir uns
auch nur dem Ausgang nähern würden.
Wie gern würde ich (und würden wir) auch nur
für wenige Wochen einmal wieder das Gefühl
von Freiheit genießen. Und wie gut wäre es,
wenn ich für ein paar Tage oder Wochen ohne
Angst leben könnte. Aber selbst wenn ich mit
viel Glück nach Berlin ausreisen dürfte, wo
ich siebzehn Jahre gelebt habe, so kann ich
das nicht riskieren, weil es nicht sicher
ist, dass ich auch wieder nach Gaza
einreisen dürfte. Mir sind viele
Fälle bekannt, in denen Palästinensern aus
Gaza die Rückkehr verwehrt worden ist. Ich
kann das Risiko nicht eingehen, denn ich
kann diese Ungewissheit meiner Frau und
meinen Kindern nicht antun.
Wir sind alle in Gaza eingesperrt. Und
vergessen Sie nicht, dass wir keine Armee
haben, keine Flugzeuge, die Bomben werfen
können, keine Panzer und vor allem auch
keine Bunker, die uns schützen könnten vor
Angriffen. Und wie gesagt, wir können auch
nicht fliehen, wie etwa die Menschen in
Syrien oder anderswo. Ich glaube, diese
Situation machen sich die Menschen in der
Welt nicht klar. Es scheint bequemer zu sein
zu wissen, wer der „Böse“ und wer der „Gute“
ist. Manchmal hängt dies aber davon ab, wer
die Weltmeinung dominiert. Ich fürchte, die
Menschen sympathisieren ganz generell
meistens mit dem Stärkeren (ich hoffe, so
sehr, dass ich falsch liege). Wir in Gaza
gehören ganz sicher nicht zu dieser Gruppe.
Vor einigen Tagen haben israelische
Kampfflugzeuge (unterschiedliche Modelle)
verschiedene Orte und "Ziele" angegriffen
und zerstört. Das wurde als Reaktion auf
eine angeblich aus dem Gazastreifen gegen
Israel abgefeuerte Rakete erklärt. Ich weiß
nicht, ob das stimmt. Und wenn es stimmt,
dass eine Rakete abgefeuert wurde, so ist
das schlichtweg dumm, sinnlos und
gefährlich, wie man weiß. Aber vielleicht
kommt das manchen ganz gelegen, die auf
„gute“ Gründe warten.
Jeder weiß, dass die Reaktionen Israels
immer unverhältnismäßig sind. Sie erinnern
sich sicher, dass in der von Israel
sogenannten Aktion „Protective edge“, d.h.
der Bombardierung Gazas 2014, ca. 2250
Palästinenser getötet wurden. Von
internationalen Stellen wird angenommen,
dass ca. 1400 von ihnen Zivilisten waren und
ca. 500 von diesen Kinder. Es sind dagegen
73 Israelis zu Tode gekommen, 6 (sechs) von
ihnen waren Zivilisten. Durch Bomben wurden
18 000 Häuser und Wohnungen zerstört. Ich
denke, ich muss das nicht kommentieren. Ich
will hier auch keine Vergleiche machen….
Meine Familie hat überlebt. Wir haben Glück
gehabt. Aber werden wir noch einmal Glück
haben? Mit dieser Frage lebe ich täglich.
Und sie macht mir Angst.
Die Einschläge der Bomben konnte ich und
ebenso meine Kinder deutlich hören, denn es
war mitten am Tag. Mein Schwiewgervater
wurde von seinen Enkeln gefragt, ob nun ihr
Haus wieder angegriffen und zerstört wird.
Denn das Haus wurde während der Angriffe
2014 zum Teil zerstört und ist mittlerweile
wieder aufgebaut worden. Die Kriegstraumata
"wohnen" in unseren Seelen und Körpern, ganz
besonders auch in denen der Kinder. Wir sind
kraftlos und schutzlos. So viele Kinder,
auch meine, haben drei Mal in wenigen Jahren
tagelange Bombardierungen erleben müssen.
Das geht nicht spurlos an ihnen vorüber.
Aber es scheint niemand zu interessieren.
Das Mitleid gilt den Kindern der Stärkeren.
Wir sind eingesperrt, wir haben keinen
Flughafen, wir haben keinen Seehafen, die
Grenzen um unseren kleinen Landstrich sind
verriegelt. Nicht einmal Besuch dürfen wir
empfangen. Kürzlich hat Israel fünf
Abgeordneten des europäischen Parlaments die
Einreise nach Gaza verweigert. Vermutlich
hören Sie davon in Deutschland nichts. Meine
Freunde in Deutschland können mich nicht
besuchen. Wenn ich darüber nachdenke, stelle
ich fest, dass unsere Haftbedingungen noch
schlechter sind als die „normaler“
Gefängnisinsassen. Wir haben aber NICHTS
getan!!!!
Wenn ich lese und höre, was gegenwärtig
geschrieben und gesagt wird in Israel, so
scheint mir alles auf eine gigantischen
Explosion hinauszulaufen. Zwischen den
Zeilen bereitet der Nachbar etwas vor. Das
ist nicht nur meine persönliche Meinung,
sondern auch die israelischen Ministern und
Politkern sowie von Journalisten äußern sich
entsprechend.
Und ich schäme mich nicht in die Welt zu
rufen, dass ich große Angst habe um meine
Kinder, meine Frau, meine alten Eltern,
meine Verwandten und alle, die ich kenne und
auch nicht persönlich kenne.
Bitte tun Sie etwas! Bitte lassen Sie es
nicht geschehen, dass man ein eingesperrtes
Volk, das keine Möglichkeit hat zu fliehen,
bombardiert. Wir sind Menschen, die genauso
wie Sie in Frieden Ruhe UND Freiheit leben
wollen!
Ich wende mich mit meinem Schreiben auch an
Federica Mogherini, die Hohe Vertreterin der
EU für Außen- und Sicherheitspolitik und an
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel mit der
dringlichen Bitte, unsere Situation nicht
aus dem Blick zu verlieren und etwas zu
unternehmen, um einen Krieg zu verhindern,
der nicht nur uns, sondern die ganze Region
in in noch mehr Flammen setzen könnte.
Und bitte sagen Sie nicht, dass Sie es nicht
gewusst haben. Wenden Sie sich auch ganz
direkt an Ihre Politiker, handeln Sie, wenn
Ihnen das Leben der Menschen in Gaza und im
Nachbarland, nicht gleichgültig ist.
Ich bin mir sicher, dass Sie schon einiges
bewirken könnten, wenn Sie es wollen. Die
Adressen aller wichtigen Politiker lassen
sich im Internet leicht finden.
In der Hoffnung, dass der kommende Frühling,
Frühling bleibt, verbleibe ich für heute
Mit freundlichen Grüßen
Dr. A. Schokry
|
8. März
Internationaler Frauentag:
Palästinensische Medien über
palästinensische Frauen
Gaza Stadt Rasha Abou Jalal, 2. März 17
Das palästinensische Ministerium für
Frauenangelegenheiten in Zusammenarbeit mit
den lokalen Medien bemüht sich, die Medien
zu ermutigen, sich mehr um soziale und
besonders Frauen-Angelegenheiten zu bringen
mit einem Versuch, die Stereotypen zu
verändern und wie die Gesellschaft die
palästinensische Frauen sieht. Am 5.
Dezember 2016 unterzeichneten öffentliche
und private Medien-Organisationen in
Ramallah eine Ehren-Satzung, die vom
Ministerium für Frauenangelegenheiten
vorbereitet wurde, um ein sicheres
Medien-Netzwerk zu beginnen, das soziale
Probleme und Frauenangelegenheiten
unterstützt.
Am 8. Feb. hielt das Ministerium in Gaza ein
Treffen mit lokalen Medien, die sich dem
Netzwerk anschlossen, um Wege zu
diskutieren, die den Mechanismus für die
Erfüllung dieser Satzung geben.
Medien-Sendungen, die die Satzung
unterzeichneten sind: Palästina-TV.
Wafa News Agency, Maan News Network, Ajyal
Radio-Station, Watan TV, Al-Quds Newspaper
und Al-Raya Radio Station.
Der Minister für Frauenangelegenheiten Haifa
Agha berichtete Al-Agha, dass bei zwei
getrennten Sitzungen 17 Medien in der
West-Bank und neun andere im Gaza-Streifen
die Ehrensatzung unterzeichneten, um
zusammen zu arbeiten und denselben Zugang
zu benützen, um die Stereotypen über Frauen
zu verändern, ihre Rechte zu unterstützen,
Frauenangelegenheiten zu thematisieren wie
Gewalt gegen Frauen über Verweigerung zu
erben und das Recht den Ehepartner selbst zu
wählen und überdie Gleichheit des
Geschlechts.
Wenn man die Erfüllung der Satzung ansieht,
erklärte Agha, wird man damit im März 2017
beginnen und die Frauenprobleme für die
Sendungen definieren, und diese etwa gleich
und gleichzeitig während einer abgestimmten
Periode bringen.
Das Ministerium für Frauenangelegenheiten
und das Ministerium für Information werden
später koordinieren und mehr Sendungen über
Frauen bringen….
Agha sagte: Die Frauen sind in Palästina
auf verschiedenen Gebieten besser dran, als
Männer, besonders was die Erziehung/ Bildung
betrifft; es sind nur 100 männliche
Ausgebildete und 145 ausgebildete
Lehrerinnen. Trotz dieser Zahlen gibt die
Gesellschaft den Frauen keine Chance,
führende Positionen in der Gesellschaft zu
besetzen. Nur 12% der Positionen, die höher
als die Position des Hauptmanager sind,
werden von Frauen besetzt. Agha erklärte,
dass das Ministerium diese Satzung mit einem
Versuch vorbereitete, um die lokalen Medien
zu einer größeren Verantwortung zu bringen
und die Qualität des Inhaltes zu verbessern,
um die Frauenrechte zu unterstützen und eine
Kultur zu fördern, die Gewalt gegen Frauen
bekämpft.
Raed Othman, ein Hauptmanager bei Maan
network – Maan TV und Maan News – sagte ,
dass sein Network ganz aufgeregt war, die
Satzung zu unterschreiben, um eine
gemeinsame Vision mit anderen Medien
Sendungen über Frauenprobleme zu haben.
Othman sagte zu Al-Monitor, nach dem
Unterzeichnen der Ehren-Satzung entschied
das Network eine Kontrolle über den Inhalt
der veröffentlichten Artikel und des
Programms durchzuführen und zusätzlich Kurse
für unsere Journalisten zu organisieren, die
sich mit Frauenangelegenheiten befassen.
Er betonte, dass Maan-Network immer daran
interessiert war, Sendungen über Frauen zu
bringen. Frauenangelegenheiten zu
unterstützen ist eine unserer Hauptbelange.
Wir haben täglich eine Morgensendung, die
von fünf Frauen aus der Westbank und aus
Gaza gestaltet wird. Während dieser Sendung
diskutieren sie über verschiedene Probleme,
die mit Frauen zu tun haben. Wir haben also
zwei TV-Programme für Frauen –
‚palästinensische Frauen‘, die besonders
weibliche Rollenmodelle und
Frauen-Errungenschaften in der Gesellschaft
herausheben und „Wer hat das Recht“
besonders die Frauenrechte hervorheben. Wir
haben auch eine besondere Rubrik auf
unserer Website, die sich besonders mit
Frauen-problemen befasst.
Othman erklärte, dass Maans Management sich
einmal in drei Monaten trifft, um einen
neuen Plan zu entwickeln, der sich mit
Frauenangelegenheiten befasst und das
Bewusstsein über Frauenrechte in der
Gesellschaft erhebt. Im Augenblick
beschäftigt sich das Network mit der
Gleichberechtigung der Geschlechter.
Shady Zamarah, der Programm-Direktor von
AL-Raya sagte, dass seine Radio-Station
engagiert ist, den Aufruf zur Satzung ernst
zu nehmen und über Frauen und die
Gleichberechtigung der Geschlechter in den
Sendungen zu beachten.
Er sagte zu Al-Monitor: „Wir beginnen die
Satzung zu erfüllen, indem wir einen
Rundbrief an alle Nachrichtensender
schicken, um den Frauen bei den Nachrichten
und beim Vorbereiten des Programms Priorität
zugeben. Außerdem begannen wir uns, mehr
auf Frauen als Informations-Quelle zu
verlassen und ihre Präsenz in unserer
Gesellschaft zu betonen“.
Amal Siyam, die Direktorin des
Frauenzentrums in Gaza, glaubt, dass die
lokalen Medien nicht genügend Bedacht
schenken, die Stereotypen über Frauen zu
verändern. Obwohl Medien-Sendungen, die über
und von Frauen berichten, so sind sie keine
Priorität und es wird ihnen nicht die
Aufmerksamkeit geschenkt, die sie verdienen.
Dies erlaubt Frauen nicht, angemessen im
Mittelpunkt zu stehen. Die Medien
schenken nur bei speziellen Gelegenheiten
den Frauen Aufmerksamkeit. wie zum Beispiel
am Internationalen Frauentag am 8. März. …
Quelle
(dt. und gekürzt: Ellen Rohlfs) |
Britannien soll
sich für Balfour Erklärung entschuldigen,
sagt eine christliche Gruppe
-
Ryan Rodrick Beiler, 2.Februar 2017 - „Es
scheint offensichtlich für uns, dass wir den
palästinensischen Christen zuhören und sie
ernst nehmen müssen“ sagt Ryan Rodrick
Beiler
Die Iona-Gemeinschaft, eine christlich
Organisation in Schottlan, hat die volle
Unterstützung für die palästinensische
BDS-Bewegung erklärt.
„BDS ist ein Akt von gewaltfreier
Solidarität, die Gleichheit, Freiheit und
Gerechtigkeit verfolgt“ steht auf einem
neuen Iona-Gesellschaft- Statement.
Das Statement unterstützt die BDS-Bewegung
mit ihren drei Forderungen: ein Ende der
israelischen Militär- Besatzung der Westbank
und die Belagerung von Gaza und gleiche
Rechte für die palästinensischen Bürger in
Israel und das Recht auf Rückkehr.
Das Statement verurteilt auch die
christlichen Zionisten. Es sei eine
Verdrehung des christlichen Glaubens und ein
Missbrauch der Bibel, um das
palästinensische Volk zu unterdrücken.
Die Iona-Gemeinschaft hat lange nach allen
Arten von globalen und lokalen
Zusammenhängen gesucht, auf die Stimmen
derjenigen, die unterdrückt werden und die
man ernst nehmen muss“, sagte Michael
Marten, ein Mitglied des
Iona-Gesellschaftsrates, der höchsten
Entscheidungskörperschaft.
„Durch die Beteiligung unserer Mitglieder
in Situationen in aller Welt während
Jahrzehnten, einschließlich in Afrika,
Asien, Latein-Amerika als auch in Nahost,
haben wir versucht, die Situationen der
anderen zu verstehen und Solidarität und
Engagement angeboten .
Die Bereitschaft der Gemeinde, um BDS voll
zu unterstützen und auch das Recht zur
Rückkehr, sind Schritte, die viele andere
christliche Körperschaften nicht bereit
sind, zu übernehmen, ist eine Folge seiner
Beziehung zu Kairos-Palästina, einer
Koalition von palästinensischen Christen,
die auch den BDS-Ruf ernst nimmt
Das Statement wurde vom Rat der Gemeinschaft
nach einem Prozess gut geheißen, der mit
einer Arbeitsgruppe 2015 angefangen hat.
„Indem wir uns mit dem Aufruf des Kairos
Palästinas beschäftigten!“, sagte Marten,
nahmen wir den Aufruf zu einem vollen BDS
ernst und in unserm Prozess der Einsich
fühlten wir, dass dies der einzige Weg ist,
darauf zu antworten. Es war für uns
naheliegend, dass wir auf die
palästinensischen Christen hörten und sie
ernst nahmen.
Dieselbe Annäherung führte zum Einschluss
des Rechtes auf Rückkehr. „Da ist keine
einfache Position“, sagte Marten, der auch
ein Akademiker für politische und
christliche Geschichte ist .Wir erkennen an,
dass die praktische Erfüllung einer solchen
Bewegung enorm komplex ist, was nicht die
Tatsache leugnet, dass die Vertreibung der
Palästinenser eine fundamentale
Ungerechtigkeit war.
Er beschrieb das Recht auf Rückkehr als
eine sehr wichtige Angelegenheit.
Die Iona-GemeinschaftsErklärung spricht
auch von der Einhundert-Jahrfeier der
Balfour-Erklärung, die von Arthur James
Balfour unterschrieben wurde, dem damaligen
britischen, Außenminister, der mit dem Brief
von 1917 versprach, die Absicht der
zionistische Bewegung zu unterstützen und
damit die Kolonisierung Palästinas.
Die IONA- Gesellschaft hat Britannien
gedrängt „sich für seinen Teil an der
Enteignung palästinensischen Landes und des
weiteren Nahen Ost-Konflikts grade zustehen.
Marten bemerkte, dass Balfour aus einem
schottisch presbyterianischen Hintergrund
kam, derselben Glaubensgemeinschaft wie der
Gründer der Iona-Gemeinschaft, George
MacLeod. Marten ist seit 1991 nach Palästina
gereist.
„Seit jener Zeit kann ich eine
bemerkenswerte Veränderung der Situation
feststellen“ sagte Marten. „Was zunächst
eine marginale Position ist, eine
Pro-Justizposition, ist zu einer
Mainstream-Position geworden, einschließlich
der Kirchen, auch wenn der politische
Kontext dies nicht reflektiert.“
Die Iona-Gemeinde ist klein – mit etwa 280
Mitgliedern und mehreren Tausend
Associate-Mitglieder und Freunden. Doch
hatte sie Einfluss auf die Verteilung der
Gottesdienst Musik und andere liturgische
Quellen, die weltweit auch von anderen
Kirchen benützt werden.
Zum Beispiel hat sie vor kurzem die
Südafrikanische Anti-Apartheid-Bewegung mit
Musik gefeiert(??) Das Gemeinde Statement
bemerkt, dass BDS-Taktiken eine große Rolle
beim Beenden der Südafrikanischen Apartheid
gespielt hat. Wir versuchen, davon zu
lernen.“ Quelle
(dt. geringfügig gekürzt E. Rohlfs)
|
Sanders
schlägt vor Gaza einen Teil der 38 Mrd. $
Militärhilfe für Israel zu geben
-
Allison Deger - 03.03.2017 - Am Mittwoch
(1.3.) hat Senator Bernie Sanders einen
Brief an David Friedman gesandt, den
Präsident Donald Trump als US-Botschafter in
Israel ausgesucht hat, und bat ihn seine
Spenden für eine Siedlung in der Westbank zu
erklären und eine Rücknahme der
Steuerbegünstigung wegen Gemeinnützigkeit,
die er für die Finanzierung von Siedlungen
erhält, in Betracht zu ziehen.
Sanders schlug
auch vor, die USA solle etwas von den 38
Mrd.$, die sie Israel gibt, Gaza zu geben.
Da israelische
Sicherheitsexperten und Offiziere (oder
Amtsträger) erkannt haben, dass die
humanitäre Tragödie in Gaza und der fehlende
Wiederaufbau dort zu der fortdauernden
Instabilität und Gewalt beiträgt – meinen
Sie nicht, dass ein Teil dieser Hilfe in
Maßnahmen geleitet werden sollte, die einen
viel größeren Fluss von Hilfs- und
Baumaterial ermöglichen?
Der Senator
forderte Friedman auch wegen seiner
Unterstützung für eine illegale Siedlung,
Beit El bei Ramallah im Westjordanland,
heraus.. "Warum finanzieren Sie als
amerikanischer Bürger diese Aktivitäten?",
schrieb Sanders. Diese Frage war Teil einer
längeren Nachfrage bezüglich der
finanziellen Förderung von Projekten, die
(sogar) Israel als illegal betrachtet und
die auf Land gebaut sind, das Palästinensern
gehört.
"Sie selbst
haben geholfen Millionen steuerbegünstigte
Dollar für diese Siedlungen aufzubringen.
Ihr Name schmückt tatsächlich eine Gebäude
in der Siedlung Beit El, die auf privatem
palästinensischen Land errichtet wurde und
sogar nach israelischem Recht illegal ist.
"Würden Sie
als Botschafter Schritte unternehmen, um den
Spendenfluss in illegale Siedlungen zu
beenden, vielleicht indem Sie die
Überprüfung ihrer Steuerbegünstigung
unterstützen?", fuhr Sanders fort.
In Israel ist
der Status der Steuerbegünstigung von
Nicht-Regierungs-Organisationen illegal,
wenn ihr einziger Zweck die Realisierung (build)
eines Projekts im Westjordanland ist.
Häufige Spenden wurden über amerikanische
Partnergruppen wie Friedmans American
Friends of Beit El gemacht. Die Frage der
Steuerbegünstigung wegen (Projekten der )
Gemeinnützigkeit, die eine Rolle in der
israelischen Besatzung spielen, wurden in
der Vergangenheit kritisch hinterfragt, und
Organisationen, die solche Finanzierungen
beschaffen, werden zur Zeit von eiem
US-Gericht angefochten.
Jedenfalls
muss der IRS (Internal Revenue Service,
amerikanische Bundessteuerbehörde), der
gemeinnützige Spenden in jegliche besetzten
Gebiete offiziell verbietet, den
Gemeinnützigkeitsstatus jeder Gruppe
verfolgen oder aufheben.
2010
untersuchte die New York Times US-Dollars,
die in israelische Siedlungen geflossen sind
und die teilweise für den Kauf von
""Wachhunden, kugelsichere Westen,
Zielfernrohre und Fahrzeuge zur Sicherung
von Außenposten tief inbesetzten Gebieten"
verwendet wurden. Eine Gemeinnützigkeit in
politischer Kampagnenarbeit.
Die
US-Abgabenordnung erlaubt die Finanzierung
von Bildungs- und kulturellen Projekten im
Ausland, aber nicht Sicherheits bezogene
Ausgaben und politische Aufwendungen.
2015
untersuchte der israelische Journalist Uri
Blau Zuwendungen von amerikanischen
Wohlfahrtsverbänden für Siedlungen zwischen
2009 und 2013. Er fand heraus, dass 281
Millionen Dollar zu israelischen Siedlungen
im Westjordanland geschickt worden waren,
von denen 224 Mio $ erst über israelische
Wohlfahrtsorganisationen liefen.
2015 reichte
eine Gruppe von Klägern, repräsentiert von
Martin Mc Mahon, beim Finanzministerium eine
Petition zur Widerrufung der
Steuerbegünstigung von
Wohltätigkeitsorganisationen ein, die
jährlich mehr als 20.000 $ an israelische
Siedlungen schicken. Die Klage wurde
abgewiesen und später noch einmal
eingereicht mit einer ergänzenden Klage, die
zum Teil US-Bürger palästinensischer
Herkunft repräsentierten, die Grundstücke im
Westjordanland besitzen, auf denen Siedler
mit Gebäude errichtet hatten, die von
amerikanischen steuerbegünstigten
Wohlfahrtsorganisationen finanziert worden
waren.
Sanders fragte
Friedman auch nach seiner Einstellung (committment)
zu einer Zwei-Staaten-Lösung zur Beendigung
des israelisch-palästinensischen Konflikts.
Friedman hatte zuvor mehrfach Kommentare (op-ed
Artikel) gegen die Zwei-Staaten-Lösung
geschrieben, diese aber Mitte Februar
während seiner Anhörung im Senat zu seiner
Bestätigung im Amt zurückgezogen.
"Sind Sie der
Meinung, dass die Palästinenser ein Recht
auf einen eigenen Staat haben? Wie würden
Sie empfehlen in der Region US-Interessen
und Werte zu fördern, wenn es keine
Zwei-Staaten-Lösung gibt?", fragte Sanders
in dem Brief.
Der Brief
wurde zuerst gestern von der Jewish
Telegraphic Agency wieder gegeben, eine
Kopie erhielt und veröffentlichte die
israelische Zeitung Ha'aretz.
Quelle Übersetzung: K.
Nebauer |
Auschwitzüberlebender:“ Ich
kann mich gut mit der palästinensischen
Jugend identifizieren“
Interview zwischen
Hajo Meyer und AdriNieuwhof (AN) 1.6.09
Hajo Meyer,
Autor des Buches: „Ende des Judentums“ wurde
1924 in Bielefeld geboren. Er floh allein
im Alter von 14 in die Niederlande, um den
Nazis zu entfliehen. So konnte er die Schule
nicht zu Ende besuchen. Ein Jahr später, als
die Deutschen die Niederlande besetzten,
lebte er in einem Versteck mit einem
schlecht gefälschten Ausweis. Hajo wurde im
März 1944 von der Gestapo gefangen und eine
Woche später und nach Auschwitz ins KZ
deportiert. Er ist einer der letzten
Überlebenden.
AN : Was würden Sie gern von sich sagen, um
sich selbst den Lesern von EI vorzustellen?
Hajo: Ich musste das Gymnasium in Bielefeld
nach der Kristallnacht(das zweitägige Pogrom
gegen die Juden( 9.Nov 1938.) verlassen.. Es
war eine schreckliche Erfahrung für einen
wissbegierigen Jungen und seine Eltern.
Deshalb kann ich mich voll mit der
palästinensischen Jugend identifizieren, die
auch nicht ihre Ausbildung fertig machen
können.
AN: was motivierte Sie, ihr Buch „Das Ende
des Judentums“ zu schreiben?
Hajo: In der Vergangenheit haben europäische
Medien aufwendig über extreme rechte
Politiker wie Joerg Haider in Österreich und
Jean-Marie Le-Pen in Frankreich gesprochen.
Aber als Ariel Sharon in Israel 2001 zum
Ministerpräsidenten gewählt wurde, blieben
die Medien still. Doch in den 80ern verstand
ich das zutiefst faschistische Denken dieser
Politiker. Mit dem Buch wollte ich selbst
Abstand nehmen. Ich selbst wurde im Judentum
erzogen, auch mit der Gleichheit der
Beziehungen unter allen menschlichen Wesen
als ein Kern-Wert. Ich lernte erst das
nationalistische Judentum kennen, als ich
hörte, wie die Siedler ihre Bedrohung der
Palästinenser in Interviews verteidigen. Als
ein Verleger mich darum bat, über meine
Vergangenheit zu schreiben, entschied ich
mich, dieses Buch zu schreiben und zwar in
einer Weise, dass ich auch über meine
Vergangenheit schrieb. Ein Volk, das ein
anderes Volk entmenschlicht kann dies tun,
weil es dies entweder von seinen Eltern
gelernt hat oder von ihren politischen
Führern gehirngewaschen worden sind. Seit
Jahrzehnten ist in Israel geschehen: sie
missbrauchen den Holocaust für ihre
politischen Ziele. Auf die Dauer zerstört
sich das Land selbst, indem es auf seine
jüdischen Bürger einwirkt und sie paranoid
werden lässt. 2005 illustrierte Sharon, der
damalige Ministerpräsident, dies in der
Knesset, wo er sagte: ich weiß, wir können
niemandem vertrauen. wir können nur uns
selbst vertrauen. Dies ist die kürzeste
Definition von jemandem, der an einer
klinischen Paranoia leidet. Eine der
größeren Verstimmungen in meinem Leben ist,
dass Israel mit einem Trick sich selbst
„jüdischer Staat“ nennt, während er
zionistisch ist. Er wünscht ein Maximum von
Land mit einem Minimum von Palästinensern.
Ich habe vier jüdische Großeltern. Doch bin
ich Atheist. Ich teile das
jüdisch-sozio-kulturelle Erbe und ich habe
die jüdische Ethik gelernt. Ich will aber
nicht von einem zionistischen Staat
vertreten werden. Sie haben keine Ahnung vom
Holocaust. Sie benützen ihn aber und
pflanzen die Paranoia in ihre Kinder.
AN: In Ihrem Buch schreiben Sie über die
Lektionen, die sie von ihrer Vergangenheit
gelernt haben. Können Sie erklären, wie ihre
Vergangenheit Ihre Wahrnehmung von Israel
und Palästina beeinflusst haben?
Hajo: Ich bin nie ein Zionist gewesen. Nach
dem Krieg sprachen zionistische Juden über
das Wunder „unsern eigenen Staat zu haben“.
Als ein hartnäckiger Atheist dachte ich,
wenn dies ein Wunder Gottes ist, würde ich
wünschen, dass er ein möglichst kleines
Wunder 15 Jahre früher gemacht hätte. Dann
würden meine Eltern jetzt nicht tot sein.
Ich könnte eine lange Liste mit
Ähnlichkeiten zwischen Nazi-Deutschland und
Israel schreiben. Das Wegnehmen von Land und
Besitz, dem Volk die Bildung verweigern, den
Zugang zu einer Ausbildung einschränken,
alle Hoffnung zerstören, alles mit dem Ziel,
die Menschen aus ihrem Land zu jagen. Und
was ich persönlich noch schrecklicher finde,
ist, seine Hände durch das Töten schmutzig
zu machen, und Umstände zu schaffen, wo die
Menschen sich gegenseitig töten. Dann wird
Unterschied zwischen Opfer und Täter
geringfügig. Indem Zwietracht in einer
Situation gesät wird, wo es keine Einigkeit
gibt, indem man die Kluft zwischen beiden
Völkern erweitert – wie es Israel im
Gazastreifen getan hat.
AN: In Ihrem Buch schreiben sie über die
Rolle der Juden in der Friedensbewegung in
und außerhalb Israels und den israelischen
Militärverweigerern. Wie schätzen sie ihren
Beitrag ein?
Hajo: Natürlich ist dies positiv, wenn
Teile der jüdischen Bevölkerung Israel die
Palästinenser als menschliche Wesen ansehen
und die ihnen gleich sind. Doch stört es
mich, wie dünn die Anzahl ist, die
protestiert und wahre anti-Zionisten sind.
Wir haben ja mitbekommen, was in Hitlers
Deutschland geschah. Falls man nur ein wenig
Kritik übte, kam man nach Dachau ins KZ.
Wenn man aber mehr Kritik zum Ausdruck
brachte, wurde man getötet. Juden in Israel
haben demokratische Rechte. Sie könnten auf
der Straße protestieren – aber tun es nicht.
AN: Können Sie einen Kommentar zu den
Nachrichten geben, dass Israels Minister ein
Gesetzentwurf lieferte, in dem eine
Erinnerung an die Nakba verboten wird oder
die Enteignung des historischen Palästina?
Das Gesetz schlägt Strafen von 3 Jahren
Gefängnis vor.
Hajo: Es ist so rassistisch, schrecklich.
Mir fehlen die Worte. Es ist ein Ausdruck
von dem, was wir schon wissen (dieie
israelische Nakba –
Erinnerungs-Organisation) Zochrot wurde
gegründet, um gegen Israels Bemühungen zu
wirken, alle Spuren zu löschen, die an
palästinensisches Leben erinnern. Den
Palästinenser ist öffentlich der Nakba
gedenken …. Sie können kaum weniger
Nazi-gleich handeln – es ist die
faschistische Art und Weise. Vielleicht
hilft es mit, dass die Welt aufwacht.
AN: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Hajo lacht: Wissen Sie, wie alt ich bin?
Ich bin fast 85 Jahre alt. Ich sage immer
zynisch zu mir selbst und mit Selbstironie,
dass ich noch eine Wahl habe: Entweder bin
ich immer müde, weil ich noch so viel tun
will oder ich setze mich still hin und
warte, wann für mich die Zeit zu gehen
kommt. Nun ich plane, müde zu sein, weil
ich noch so viel sagen will.
Adri Nieuwhof ist Beraterin und
Menschenrechtsanwalt in der Schweiz.
Quelle (dt. Ellen
Rohlfs) |
Israel liebt Kriege
Gideon Levy, 2.3.17
Es gibt keinen anderen Weg, als den Bericht
über den Gaza Krieg 2014 des
Rechnungsprüfers zu lesen und es gibt keine
bedeutendere Schlussfolgerung, die daraus
folgt.
Israel liebt Kriege. Benötigt sie. Tut
nichts, das sie verhindert, und manchmal
stiftet es dazu an. Da gibt es keinen
anderen Weg als den Bericht des
Rechnungsprüfers über den Gaza-Krieg 2014 zu
lesen. Es gibt keine wichtigere
Schlussfolgerung.
All der Rest – die Tunnels, der nationale
Sicherheitsrat, das Kabinett, und die
Intelligenz – sind Bagatellen. Nichts mehr,
als die Bemühungen, uns davon abzulenken.
Die Hauptsache ist, dass Israel den Krieg
wünscht. Es lehnt alle Alternativen ab,
ohne sie zu diskutieren, ohne Interessedaran,
seine Wünsche zu erfüllen
Israel wünschte auch in der Vergangenheit
Kriege. Seit dem 1948er –Krieg hätten alle
Kriege vermieden werden können. Klar, es gab
auch Kriege der Wahl, obwohl die meisten von
ihnen sinnlos waren und einige von ihnen
sogar irreparablen Schaden anrichteten.
Gewöhnlich begann Israel sie, manche Kriege
wurden sogar erzwungen. Aber selbst dann
hätten sie vermieden werden können, wie den
von 1973.
Einige der Kriege beendeten die Kariere
derer, die ihn angefangen haben und doch --
ein übers andere Mal --wählte Israel den
Krieg als die erste und bevorzugte Option.
Es ist zweifelhaft, ob eine rationale
Erklärung für das Phänomen gefunden wird.
Es ist jedoch Tatsache, dass Israel jedes
Mal in den Krieg zieht. Es ist nicht nur,
dass die Regierung und die Armee den Krieg
lieben, alle in Israel lieben den Krieg.
Dies wird von der Tatsache bewiesen, dass
Untersuchungs-Komitees fast identische
Berichte nach jedem Krieg geben – der
Bericht von Gaza ist ist, mit dem Bericht
der Winograd Kommission nach dem 2.
Libanon-Krieg 2006 fast gleich („Der Krieg
wurde hastig und unverantwortlich
angefangen“) Wenn nichts davon gelernt und
alle wieder vergessen ist, dann ist klar,
dass etwas Starkes Israel in den Krieg
zieht.
So war es auch im Sommer der Operation
Protective Edge, als es dort überhaupt
keinen Grund für einen Krieg gab. Und so
wird es auch beim nächsten Krieg sein, der
um die Ecke lauert. Wie schade, dass der
„rote Alarm“-Knopf am Dienstag im Süden ein
falscher Alarm gewesen ist. Es war fast die
Gelegenheit gewesen, einen
unverhältnismäßigen Schlag auf Gaza
auszuüben, die Art, die
Verteidigungs-Minister Avigdor Lieberman und
Israel lieben, die Art, die Israel in den
nächsten Krieg zum nächsten Krieg hinunter
führt.
Es steht schon an der Wand, seine
Begeisterten versäumen keine Gelegenheit,
ihn anzuzetteln und seine Geschichte ist wie
die Geschichte aller Kriege, zugedeckt vom
Rechnungsprüfer. Der nächste Krieg wird auch
einen Bericht haben. Du und ich und der
nächste Krieg und der nächste Bericht.
Es ist vernünftig zu vermuten, dass der
nächste Krieg in Gaza ausbrechen wird. Das
Alibi ist schon vorbereitet, Der Schrecken
über die Tunnel, die in groteske
Proportionen eines nuklearen Weltkrieges
gesprengt wurden, wurden extra zu diesem
Zweck geschaffen. Primitive Kampf-Werkzeuge
sind genug da, um das perfekte Alibi für
einen Krieg zu schaffen. Und wie vorher bei
Operation Protective hält keiner an, um zu
fragen: Was ist mit Gaza los? Das in drei
weiteren Jahren in existentieller Gefahr
für seine Bewohner ist ….Warum so eilig? Es
hat noch Zeit. Unterdessen kann es ein
andermal zerstört werden.
Gaza verwöhnt Israel mit Luxuskriegen. Es
gibt nichts, was Israel mehr liebt als einen
Krieg gegen eine Nicht-Armee, gegen jene,
die keine Luftschutzkeller haben, keine
Waffen, keine Artillerie, nur eine Armee
von Barfüßigen und Tunnel, die Israel
erlaubt, Geschichten von Helden zu erzählen
und von trauerndem Verlust. Israels
Bombardements der Hilflosen – aus
irgendeinem Grund Krieg genannt, mit
minimalen israelischen Todesfällen und
maximalen palästinensischen Todesfällen –
das ist es, was wir am Krieg lieben. Da
sollte ein großer Schrei gewesen sein, der
von einem Ende zum andern Ende tönte, doch
wurde er vom Unsinn der Tunnel verschlungen.
Jedes Kind in Gaza weiß, dass es eine
Alternative gibt: wenn Gaza sich in die
Welt hinaus öffnet, dann wird es ganz
anders sein. Aber dafür werden mutige
israelische Führer nötig sein – doch von
diesen gibt es keinen. Massen von Israelis
wären nötig, um unmissverständlich „Nein“ zu
sagen, nein zu Kriegen – und die gibt es
auch nicht. Warum? Weil Israel Kriege liebt
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs) |
Werden wir das noch
weitere 100 Jahre erlauben?
Maria Landi (blog) -
01.03.2017
[...]
OCHA
(UN-Büro für die Koordination humanitärer
Angelegenheiten) berichtet, dass Israel 2017
im Westjordanland (bereits) 170
palästinensische Strukturen einschl. 40
Wohnhäuser zerstört, etwa 300 Personen
vertrieben und die Mittel zum
Lebensunterhalt von weiteren 4.000 Personen
beschädigt hat. 2016 zerstörte oder
konfiszierte Israel 1.093 palästinensischen
Besitztümer, wobei es 1.600 Palästinenser
vertrieb – die Hälfte von ihnen
Minderjährige – und die Mittel zum
Lebensunterhalt von etwa 7.000 Personen
schädigte. Das ist beinahe das Doppelte von
2015.
In
Ost-Jerusalem begann Israel mit dem Bau
einer Autobahn, durch die Jabal
al-Mukaber in zwei Teile gespalten wird, und
wofür es Boden von 12 palästinensischen
Stadtteilen konfiszieren und 57 Wohnungen,
in denen 500 Personen leben, zerstören wird.
Die Autobahn soll jüdische Siedlungen
anbinden, während gleichzeitig alle Wege,
die die palästinensischen Stadtteile
miteinander verbinden, beseitigt werden,
diese sind dann geografisch und
wirtschaftlich voneinander getrennte Inseln,
was es der palästinensischen Bevölkerung
noch schwerer macht Schulen, Gesundheits-
und religiöse Zentren zu erreichen.
"Wir leben
in einem Zustand ständiger Angst", sagt
Mohammed al-Sawahra, ein Einwohner des
Gebietes. "Es ist als würden in zwei
verschiedenen Welten leben. In den
palästinensischen Gebieten lebt man wie in
der dritten Welt, während den Israelis in
den Siedlungen, die auf dem Boden von Jabal
al-Mukaber erbaut worden sind, ein
komfortables Leben geboten wird wie in den
Ländern der ersten Welt."
In der
Umgebung von Ost-Jerusalem leben
Gemeinschaften von Beduinen, die
für den Bau
der riesigen jüdischen Siedlungsstadt
Ma'aleh Adumim vertrieben worden sind. Für
den Ausbau der Siedlung droht ihren prekären
Gebäuden ständig die Zerstörung und seinen
Bewohnern die Vertreibung. Im Februar
erhielten sie für insgesamt 40 prekäre
Strukturen der Gemeinschaft Khan al-Ahmar (einschließich
der kleinen Schule, die mit Mitteln der
europäischen Kooperation nach ökologischen
Gesichtspunkten errichtet worden ist)
Abrißorder; mit dem Abriß würde die
Gemeinschaft in diesem Gebiet vollständig
ausgelöscht.
Am 20. Februar
zerstörten die israelischen Behörden
zum zweiten Mal in diesem Monat eine 8
1/2 km lange Wasserleitung, die 47
Familien der bescheidenen
Hirtengemeinschaften al-Hadidiyya und Ras
al-Ahmar im ariden Jordantal mit Wasser
versorgte. Die Wasserleitung ist von UNICEF
finanziert worden und hat 12.500 Euro
gekostet. Nach den israelischen Behörden
wurde sie "abgeklemmt, weil sie illegal" ist
(d.h.ohne die erforderliche israelische
Genehmigung errichtet, die aber in 60% des
besetzten Westjordanlandes nicht zu erhalten
ist).
Handelt es
sich um Verhaftungen, ist es fast
nicht möglich Liste von den dutzenden
Festnahmen aufzustellen, die die israelische
Armee jede Nacht in verschiedenen Orten und
Flüchtlingslagern in Palästina durchführt.
Die Organisation Samidoun berichtet
täglich über die Jugendlichen, denen wegen
Steinewerfens der Prozess gemacht wird, über
Gefangene, die, nachdem sie ihre Haftstrafen
von 12 und 15 Jahren abgesessen haben,
wenige Tage nach ihrer Freilassung erneut
verhaftet werden, oder über die zahlreichen
willkürlichen Festnahmen.
Der
Journalist Mohammed al-Qiq, der im
vergangenen Jahr nach 94 Tagen Hungerstreik,
mit dem er gegen seine Administrativhaft
(ohne Anlage und ohne Gerichtsverfahren)
protestierte, am Rand des Todes schließlich
im Mai freigelassen wurde, ist letzten Monat
erneut inhaftiert worden, wieder ohne
Anklage. Vor zwei Wochen hat al-Qiq wieder
einen Hungerstreik begonnen und wurde wegen
der raschen Verschlechterung seines
Gesundheitszustand [...] in ein Krankenhaus
gebracht. Zur Zeit gibt es mehr als 6.500
politische Gefangene in den israelischen
Gefängnissen, mehr als 500 befinden sich
in Administrativhaft und mehr als 300 sind
minderjährig. Ein jüngster skandalöser
Fall ist der des 15-j. Ahmad al-Khadur, der
wegen Steinewerfens auf Soldaten zu 3
Monaten Haft und 800 Dollar Geldstrafe
verurteilt worden ist, obwohl er chronisch
krank ist: er leidet an Epilepsie und seit
drei Jahren an Leukämie und wegen seiner
schwachen Gesundheit eine spezielle
Behandliung benötigt.
In Gaza
werden die (ohnhin) armen Fischer,
die bei dem Versuch den Lebensunterhalt für
ihre Familien zu gewinnen, in die ihnen
erlaubten wenigen Seemeilen zu fahren, auch
dort routinemäßig von der israelischen
Marine verfolgt und angegriffen. Diese Woche
wurden fünf junge Fischer der Sippe der Bakr
festgenommen und ihre Boote konfisziert;
einer von ihnen, Mohammad Sabri Bakr,
befindet sich nach einem (zusätzlichen)
Schuss in den Rücken in einem kritischen
Zustand.
Diese Vorfälle
ereignen sich zu oft, um als Nachricht in
die Medien zu gelangen. Das belagerte,
bomabrdierte und nie wieder aufgebaute Gaza,
wo sich 2 Millionen Menschen auf 350 qkm
drängen, wo Krebspatienten sterben, weil sie
nicht für eine Behandlung ausreisen dürfen,
wo Babys in Inkubatoren aufhören zu atmen
(es gibt nur 4 Stunden täglich Strom), ist
nur dann eine Meldung wert, wenn irgendeine
selbstgebastelte Rakete, die keinen Schaden
anrichtet, auf israelisches Gebiet geworfen
wird.
Mitten in der
unendlichen Folge von Grausamkeiten und den
grassierenden Beleidigungen ist in dieser
Wochen etwas zum perfekten Symbol des
rassistischen Apartheidregimes: die
israelische Justiz gab das Urteil über den
Soldaten Elor Azaria bekannt, der im
März 2016 in Hebron dem nach einem
versuchten Messerattentat bereits
entwaffneten und auf dem Boden liegenden
jungen Palästinenser Abdel Fatah al-Sharif
in den Kopf geschossen hatte. Azaria, jetzt
ein Nationalheld, wurde wegen Totschlags zu
1 1/2 Jahren Haft verurteilt.
Diese
außergerichtliche Exekution wäre wie so
viele andere unbemerkt und straflos
geblieben, wenn sie nicht von einem
palästinensischen Zeugen gefilmt und
verbreitet worden wäre (dieser Palästinenser
wird von den Siedlern mit dem Tod bedroht).
Die Behörden hätten den Soldaten festnehmen
und eine Ermittlung einleiten müssen; ein
Jahr später stellt das Urteil einen Affront
gegen alle palästinensischen Opfer und ihre
Familien dar.
Der Fall
illustriert, wie radikal verschieden
Gesetze, Politik und Praktiken des
israelischen Staates je nach
ethnisch-religiöser Zugehörigkeit angewandt
werden. Während ein Soldat, der Uniform
trägt und einen wehrlosen Palästinenser aus
nächster Entfernung exekutiert – vor aller
Welt und in einem Video dokumentiert – eine
Haftstrafe von 1 1/2 Jahren erhält, nur weil
er jüdische Nationalität hat, sind vor einem
Jahr fünf palästinensische Jugendliche, die
Hares-Boys, absolut ohne irgendeinen
Beweis oder Zeugen ebenfalls wegen
Totschlags zu je 15 Jahren Haft verurteilt
worden.
Seit diesem
Musterfall haben weitere palästinensische
Jugendliche im vergangenen Jahr lange
Haftstrafen erhalten, weniger weil sie
Israelis angegriffen hätten, sondern wegen
der Vermutung, sie hätten so etwas
beabsichtigt: im Februar wurde der 17-j.
Huzaifa Taha wegen des Versuchs eines
Messerattentats auf einen illegal in
Ost-Jerusalem lebenden Siedler zu 12 Jahren
Haft verurteilt. Der 17-j. Nurhan Awad wurde
zu 13 Jahren und der 14-j. Muawiya Alqam zu
6 Jahren Haft verurteilt, beide in
Ost-Jerusalem und mit der gleichen
Beschuldigung; die Jugendlichen Manar
Shweiki (16), Nurhan Awad (17) und Marah
Bakir (17) wurden zu 6, 13 und 8,5 Jahren
Haft verurteilt – sie wurden beschuldigt
Messer bei sich gehabt zu haben mit der
Absicht Israelis anzugreifen; die
Jugendliche Malak Salman (17) erwartet im
März wegen der gleichen Beschuldigung eine
ähnliche Strafe; mit derselben Beschuldigung
wurden im Januar die 13-jährigen Kinder
Shadi Farrah und Ahamd al-Zaatari zu je 3
Jahren Haft verurteilt. Innerhalb von Israel
wurde die junge Shatila Abu Aida (23) wegen
eines Messerattentats auf einen Israeli zu
16 Jahren Haft verurteilt. 2016 erhielt der
14-j. Ahmad Manasrah eine Haftstrafe von 12
Jahren, da vermutet wurde, dass er, als er
13 Jahre alt war, Siedler in Jerusalem mit
einem Messer angreifen hätte wollen; und
fünf Jugendliche erhielten längere
Haftstrafen als der Mörder Azaria nur weil
sie Steine in Richtung israelischer
Besatzungssoldaten geworfen hatten: Saleh
Ishtayya (16), Muhammad Jaber (14) und Murad
Alqam erhielt 3-jährige Haftstrafen;
Muhammad Tayeh(17) und Zaid al-Tawil (16)
erhielten 2 Jahre und 4 Monate. Und die
Liste könnte verlängert werden...
Und das wird
so weiter gehen, während Regierungen,
multilaterale Organe und Menschen, die dabei
stehen, Israel erlauben die Menschenrechte
systematisch Tag für Tag seit fast sieben
Jahrzehnten zu verletzen. Die
'internationale Gemeinschaft' (USA und seine
Verbündeten) versteht es Sanktionen zu
verhängen, wenn sie möchte, dass in einem
Land ein Regimewechsel stattfindet. Aber
Israel verurteilt man nur mit Worten. Das
jüngste Beispiel ist die Resolution 2334
des UN-Sicherheitsrates (im Dezember
verabschiedet), die die ununterbrochene
zionistische Kolonisierung (Besiedlung)
Palästinas verurteilte, die aber von
keinerlei Maßnahmen begleitet war, um sie
anwendbar zu machen.
Die Antwort
Israels war dieselbe wie immer: den Ländern
drohen, die für die Resolution gestimmt
haben; ankündigen, dass sie sie nicht
beachten und weiterhin auf palästinensischem
Territorium Siedlungen ausbauen und neue
Siedlungen errichten werden. Und um noch
eins drauf zu setzen, verabschiedete die
Knesset im Februar ein umstrittenes Gesetz,
um die (von Israel) nicht genehmigten
Siedlungen im Westjordanland zu
legalisieren, was rückwirkend 4.000
Wohneinheiten auf privatem palästinensischem
Land betraf. Wie die Chefin der PLO, Hanan
Ashrawi erklärte, ist dieses neue Gesetz
"die endgültige Annexion des
Westjordanlands" und wird den Siedlern die
Freiheit geben "um sich in völler
Straflosigkeit auf den Landraub
einzulassen".
2017 ist ein
wichtiges Jahr für das historische
palästinensische Gedächtnis wegen mehrerer
Jahresgedenken: 100 Jahre Balfour-Erklärung
[...], 70 Jahre UN-Teilungsresolution Nr.
181 [...], 50 Jahre (ein halbes
Jahrhundert) Besatzung von Gaza,
Westjordanland, Ost-Jerusalem und den
syrischen Golanhöhen durch die
israelische Kriegsmaschinerie; 10 Jahre
unmenschliche Blockade des Gazastreifens;
und 30 Jahre nach der ersten Intifada. In
der ganzen Welt werden Initiativen
vorbereitet, um diese Jahresgedenken mit
bedeutenden und effektiven Aktionen zu
begehen, die eine Beendigung der
Straflosigkeit Israels auf den Weg bringen
und sagen sollen: Es reicht! Jeder kann sich
den Aktivitäten in seinem Land anschließen.
Die erste wird
zwischen März und April die 13. Woche
gegen die israelische Apartheid sein mit
mehr als 200 vorgesehenen Veranstaltungen in
fünf Kontinenten zur Stärkung und
Verbreitung der BDS-Bewegung, die dazu
aufruft Druck auf Israel auszuüben und es zu
isolieren, bis es das internationale Recht
(Völkerrecht) und die Rechte des
palästinensischen Volkes respektiert. In
dieser Woche wird es einen besonderen Impuls
in Lateinamerika geben: es wird erwartet,
dass dies das Jahr für den Senkrechtstart
von BDS sein wird, einer Bewegung der
palästinensischen Basis und Führung, wo die
Hauptrolle die Menschen haben werden und
die, die fest daran glauben, dass die
dauerhaften Veränderungen von unten gemacht
werden.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Elor
Azarias 'normativer' Support für den
Genozid
- Jonathan
Ofir - 27.02.2017 - Letzte Woche wurde der
israelische Soldat und Sanitäter Elor Azaria
nach einer herabgestuften Anklage wegen
'Totschlags' für den Mord an Abdel fatah Al
Sharif in Hebron zu der unverhältnismäßig
milden Strafe von 1 1/2 Jahren Haft
verurteilt. Als der UN-Menschenrechtsrat
dies als unverhältnismäßig milde und
'inakzeptabel' kommentierte, bellten die
israelischen Führer sofort zurück mit dem
üblichen "Vorurteil", "Hass", "fern der
Realität", "antisemitisch" usw.
[...] Das Militärgericht begründete seine
Schlußfolgerung wie folgt:
"Nachdem wir die gesamten Umstände geprüft
haben, einschließlich des beachtlichen
Beitrags dieses Soldaten für die Armee und
das Land als Soldat im Kampf, seine positive
Persönlichkeit, und dass er bis zur
aktuellen Komplikation (Verwicklung) eine
normative Person war [sic!], des langen
Zeitraums, in dem der Angeklagte im offenen
Vollzug war, die Beeinträchtigungen, die
wegen der ganzen Affaire dem Angeklagte und
seinen Familienmitgliedern zugefügt wurden
sowie des Strafregisters, das seine
Verurteilung begleitete, sind alle Richter
überzeugt, dass die Strafe am unteren Ende
der angemessenen Sanktionen angesetzt werden
muss."
Achten wir uns besonders auf das Urteil
"positive Persönlichkeit, und dass er bis
zur aktuellen Komplikation (Verwicklung)
eine normative Person war".
Nachstehend zwei E-Mails zwischen Elor
Azaria und seinen Eltern (Charlie und Oshra)
auf Facebook im Juli 2014. Das erste ist vom
15. Juli mit dem Hintergrund eines
diskutierten Waffenstillstands mit Hamas
mitten im Sturm auf Gaza von 2014. Das
zweite ist vom 30. Juli:
(15. Juli)
Elor: Bibi du Transvestit, was für ein
Waffenstillstand? Fick ihre Mutter!!!
(23 likes einschl. Adir und Victor Azaria)
Charlie: Wir brauchen alle Kraft, um die
Mutter ihrer Mutter zu ficken!
Elor: Ja, bring sie alle um!
(30. Juli)
Elor: Gesegnet sei ihr Andenken...
(ironische Referenz auf einen Text der
jüdischen Bestattungszeremonie, ed.)
Kahane hatte Recht! (Referenz auf Rabbiner
Meir Kahane, Gründer der
Terrorgruppe Jewish Defense League und
Gründer der faschistisch-jüdischen
Kachpartei, nach dem Goldsteinmassaker von
Hebron 1994 von der Knesset
geächtet, ed.)
(24 likes, einschl. von Adir und Victor
Azaria)
Charlie: Kahane der Gerechte (er ist
verstorben, ed.) hatte Recht, möge es
nach Kahane eine nächste Generation geben!
Oshra: Tod jedem, der Juden etwas zuleide
tut. Genug damit, menschlich zu
sein, auch Frauen und Kinder sollten getötet
werden, und die erste sollte
ZUBI sein (abwertend für die
palästinensisch-israelische Knesset-
Abgeordnete Haneen Zoabi, wobei 'zubi' auf
arabisch 'Schwanz' heißt, ed.)
Das ist also die 'positive Persönlichkeit'
und die 'normative Person', auf die sich das
Gericht bezieht.
Im Hebrew Local Call fragte John Brown
letztes Jahr: "Was würde mit einem Araber
passieren, der auf Facebook schreibt: "Bring
sie alle um!" wie Elor Azaria?" Er brachte
eine Reihe von Beispielen, wie Palästinenser
für die geringste Andeutung von Widerstand,
die als 'Aufstachelung zur Gewalt'
bezeichnet wurde, sofort inhaftiert wurden,
einschließlich der
palästinensisch-israelischen Dichterin
Dareen Tatour, die das Gedicht "Resist them"
geschrieben hatte. Brown bemerkt, dass einen
Monat nach Azarias post das israelische
Militär entschied, ihn einzuberufen und
bewaffnet mitten unter die palästinensische
Bevölkerung zu stellen, die er beschützen
sollte. Seine Mutter wurde nicht wegen
Aufstachelung zum Mord an einer israelischen
Parlamentarierin festgenommen, und der Vater
nicht nur nicht festgenommen, er erhielt
sogar einen Telefon-Anruf vom
Premierminister.
Elor Azaria war demnach vielleicht eine
'positive Persönlichkeit' und eine'normative
Person' innerhalb der Paradigmen und
Konzepte seiner genozidalen Familie – aber
wie normal waren seine und ihre Konzepte im
größeren gesellschaftlichen Muster
(Paradigma)?
Unmittelbar nach dem Mord notierte eine
israelische Umfrage auf Kanal 2, dass 57%
der Israels nicht dachten, dass es überhaupt
eine Notwendigkeit gäbe, Azaria zu verhaften
oder gegen ihn zu ermitteln, und einer von
drei stimmte seiner Handlung voll zu. Nur 5%
bezeichneten den Akt als Mord. Wenige Wochen
später gab es eine Rally zur Unterstützung
von Azaria auf dem Rabin-Square in Tel Aviv
mit tausenden Israelis, die "Tod den
Arabern" und "Tod den Linken" sangen und
Plakate hatten mit "Bringt sie alle um!"
Journalisten, von denen man annahm, sie
gehörten zu B'Tselem (der Organisation, mit
der Kameramann, der Azaria filmte,
zusammenarbeitete), wurden vom Mob gejagt
und verprügelt, wobei die Polizei effektiv
an der Seite des Mobs stand und die
Journalisten vertrieb.
Obwohl er sich nicht direkt auf die
mörderische Rally bezog, nahm der
Vize-Generalstabschef Yair Golan einige
Wochen später den Holocaust-Tag zum Anlass,
um einen Vergleich mit den Ereignisse in
Deutschland zu ziehen, die schließlich im
Holocaust kulminierten:
"Wenn es etwas gibt, was mir bei der
Erinnerung an den Holocaust Angst macht,
dann ist es die Erkenntnis der abscheulichen
Entwicklungen, die es in Europa im
allgemeinen und in Deutschland im besonderen
vor 70, 80, 90 Jahren gab, und Indizien
dafür unter uns, heute, 2016, zu finden."
Dieser Vergleich zog einen Sturm empörter
Reaktionen anch sich. Justizministerin
Ayelet Shaked sagte, Golan hätte "ganz
verkehrte Sachen gemacht" (got the things
completely wrong). Aber hat er das? Und hat
Shaked das Richtige gemacht?
Am 1. Juli 2014, im gleichen Zeitraum, in
dem die genozidalen posts von Azaria
auftauchten, rief Shaked auf ihrem eigenen
Facebook-Account zum Genozid am
palästinensischen Volk auf. Auszüge davon:
"Wer ist der Feind? Das palästinensische
Volk. Warum? Fragt sie, sie haben angefangen
... Hinter jedem Terroristen stehen dutzende
Männer und Frauen, ohne die er sich nicht
auf den Terrorismus hätte einlassen können.
Akteure im Krieg sind die, die in den
Moscheen hetzen, die mörderische Curricula
für die Schulen schreiben, Unterschlupf
gewähren, Fahrzeuge zur Verfügung stellen
und all die, die sie ehren und sie moralisch
unterstützen. Sie alle sind feindliche
Kombattanten, und ihr Blut soll über ihre
Häupter kommen. Dazu gehören jetzt auch die
Mütter der Märtyrer, die sie mit Blumen und
Küssen in die Hölle schicken. Sie sollen
ihren Söhnen folgen, nichts wäre gerechter.
Sie sollen verschwinden (go), so wie die
physischen Häuser, in denen sie die
Schlangen groß gezogen haben. Sonst werden
noch mehr kleine Schlangen dort groß
gezogen."
Obwohl diese Worte aus einem früheren, nicht
veröffentlichten Schreiben des
Siedler-Führers Uri Elitzur stammen (und
Shaked sich regelmäßig hinter ihm versteckt,
wenn die Sprache darauf kommt), sagt sie
klar und unmißverständlich [..]: "Es ist
heute ebenso relevant wie es damals war",
schrieb sie.
Als Azaria Anfang Januar für schuldig
befunden wurde (aber noch nicht verurteilt
war), gab es quer durch die politischen
Gremien den Ruf nach seiner Begnadigung –
sogar der Chef der linken Zionistischen
Union, Knessetmitglied Shelly Yachimovitch
gesellte sich zu diesem Chor.
Einer derer, die sich gegen die
populistische emotionale Bewegung für
Azarias Begnadigung stellte, war
Generalstabschef Gadi Eisenkot. Der populäre
Slogan der pro Azaria-Bewegung ist "Elor ist
jedermanns Kind".
Folglich sagte
Eisenkot: "Ein 18-Jähriger, der sich zum
Dienst in der israelischen Armee
verpflichtet, ist nicht jedermanns Kind, er
ist kein Baby, das inhaftiert wurde", und
fügte hinzu: "Wir verlangen, dass unsere
Soldaten dem Wertekanon der IDF folgen: um
das Land in Loyalität und Liebe zu
verteidigen, die Leute mit Respekt zu
behandeln und in ihrer Mission durchhalten.
Das sind nicht bloß Slogans, das ist ein
Wertekanon."
Eisenkots Worte scheinen vernünftig zu sein,
wenn man aber die Ideologie seines Militärs
betrachtet, verraten sie denselben
genozidalen Ansatz, der dem erwähnten post
von Shaked gleicht. Eisekot ist der Mann,
der die 'Dahia-Doktrin' geprägt hat. Diese
Doktrin wird nach Dahia, einem bürgerlichen
Stadtteil von Beirut benannt, wo viele
Familien von Hisbollah-Mitgliedern wohnten.
2006 machte Israel das Stadtviertel dem
Erboden gleich. Diese kollektive Bestrafung,
die eklatante Mißachtung des Prinzips der
Unterscheidung und die absichtliche,
unverhältnismäßige Gewalt sind bereits auf
den ersten Blick Kriegsverbrechen.
Eisenkot hatte als Chef des Northern Command nicht nur zu dieser Zeit die
Supervision über die Aktionen, er erklärte
es später (2008) zu einer Strategie für
zukünftige Kriegsführung: "Wir werden gegen
jedes Dorf, aus dem auf Israel geschossen
wird, unverhältnismäßige Gewalt (power)
ausüben und immensen Schaden und Zerstörung
anrichten. Aus unserer Sicht sind das
Militärbasen... Das ist kein Vorschlag. Das
ist ein Plan, der bereits genehmigt worden
ist."
Mit anderen Worten, genozidale Aspekte sind
keine Randelemente der israelischen
Gesellschaft. Sie werden von ihrer
politischen und militärischen
Führungsschicht repräsentiert.
Genozid als allgemeiner Aspekt, der die
israelische Politik gegenüber den
Palästinensern kennzeichnet, wurde
verschiedentlich von führenden Historikern,
Intellektuellen und Schriftstellern, jüngst
auch von dem Schriftsteller Ben Ehrenreich
aufgezeigt.
Die Kampagne für die Unterstützung von Elor
Azaria kann nicht ohne Zusammenhang mit der
allgemeinen genozidalen Neigung gesehen
werden, die er und seine Aktionen
repräsentieren.
Wenn kaltblütiger Mord nur von 5% der
israelischen Öffentlichkeit als Mord
betrachtet wird, bedeutet das, dass die
Behauptung Netanyahus, "israelische Soldaten
sind keine Mörder", ein allumfassendes Axiom
ist. Axiom bedeutet, dass es nicht sein kann
– denn Azarias Mord war kristall klar, er
kann gar nichts klarer sein als das. Wenn
die Soldaten KEINE Mörder sein KÖNNEN, muss
das deshalb sein, weil sie keine wirklichen
Menschen morden. Das ist die beinahe nicht
mißzuverstehende Entmenschlichung, die für
genozidale Gesellschaften charakteristisch
ist.
Die Glorifizierung Azarias hat unglaubliche
populistische Höhen erreicht. In der
Supermarktkette Rami Levi gab es kürzlich
eine Kampagne mit "Elor Azaria"-Einkaufsbeuteln.
Auf dem Beutel war ein Bild von Azaria, der
lächelte und ein halb-automatisches Gewehr
in schussbereiter Stellung hält. Der Text
auf dem Beutel sagt: "Dieser Beutel ist
kostenlos. ELOR ZAHLT FÜR UNS ALLE. Happy
birthday. (Mit) Liebe von der israelischen
Nation" (sollte heissen: Juden, ed.). Der
Gründer der Lebensmittelkette behauptete, er
hätte im Vorhinein nichts von der Initiative
gewußt, pries sie aber mit überschwänglichen
Ausdrücken: "Jeder Soldat, der zur Armee
geht, ist jedermanns Sohn – im Guten und im
Schlechten, von meinem Standpunkt aus
sprechen wir von einer positiven Initiative,
und ich habe nicht die Absicht sie zu
unterbrechen, und sicher, sicher bin ich
nicht dagegen, dass diese Beutel in unserer
Kette kostenlos verteilt werden", sagte er.
Wieder sehen wir dieselben Slogans. "ELOR
ZAHLT FÜR UNS ALLE" kennzeichnet auch auf
gewissen Weise den Aufruf von
Bildungsminister Naftali Bennett zur
Begnadigung von Azaria:
"Israels Sicherheit verlangt seine
Begnadigung. Elor wurde auf der Höhe
der palästinensischen Terrorattacken
geschickt, um Israelis zu schützen. Er
kann nicht ins Gefängnis gehen, oder wir
alle werden den Preis zahlen."
Pro Azaria-Aktivisten haben kürzlich ein
Gewinnspiel auf Purim hin (das jüdische
Faschingsfest mit Kostümen) angekündigt, an
dem Fotos von als Azaria (dem Helden-Mörder)
verkleideten Kindern an einer Verlosung
teilnehmen. Der Preis ist ein Urlaub in
einer Holiday Suite in Ein Yaakov in
Nordisrael (Geschenk des Besitzers).
Mörderische
militaristische Kostüme sind kürzlich im
Israelischen Kostümkatalog Shoshi Zohar
erschienen, wo eines der Kostüme ein Outfit
der Givati Brigade mit einem blutigen Messer
war (Model ist ein 4 bis 5-j. Junge).
(Walla, Hebrew – Bild abrufbar über engl.
Originaltext).
Zweifelsohne versuchen israelische
Befürworter diese Kampagne und ihre
Unterstützung als Randerscheinung
darzustellen. Aber wir dürfen uns nicht nur
auf Azaria beziehen, sondern auf seine Tat.
Und wenn es zu dieser Tat kommt, zeigen
Umfragen unter den 18 bis 24-Jährigen (dem
Alter der Wehrpflichtigen) eine
überwältigende Unterstützung – 84% - für
Azaria, wie Jonathan Cook bemerkte: 'Azaria
ist kein schurkischer Soldat. Er ist
"jedermanns Kind"', wie ihn viele in der
Öffentlichkeit sehen. Die alltägliche Natur
seiner Tat wird von der vollständigen
Gleichgültigkeit seiner Kollegen (in dem
Moment) verbürgt, als Azaria den Abzug
betätigte.'
Azarias Militärdienst in Al-Khalil (Hebron)
und der Mord hat unmißverständlich den Kreis
mit seinen Facebook-posts von 2014
geschlossen, die Kahane vergöttern. Wie Cook
später bemerkt:27.02.2017
27.02.2017
"während des Prozesses kam heraus, dass sich
Azaria wie viele andere mit ihm dienende
Soldaten mit früheren Führern der Kachpartei
unter den Siedlern in Hebron angefreundet
hat. Jeden Schabbat besuchte er und andere
Soldaten sowie hochrangige Offiziere Baruch
Marcel, einen früheren Schüler von Kahane
zum Mittagessen in dessen Haus. Ein Video
zeigt, wie Azaria, nachdem er Sharif
erschossen hatte, im Weggehen mit Marcel
lächelt und Hände schüttelt."
Es könnte scheinen, als hätte das
Militärgericht, das das Urteil über Azaria
fällte, verzweifelt versucht hat, Azarias
Tat als "Verirrung" darzustellen. Dafür
musste es Azarias "positive Persönlichkeit,
und dass er bis zu der aktuellen Verwicklung
(Komplikation) eine normative Person war"
herausstreichen. Dazu musste es natürlich
Azarias klar geäußerte genozidale Neigungen
und die genozidalen Neigungen seiner Familie
ignorieren. Es muss den Mord als
"Komplikation" betrachten.
Aber nicht das ist kompliziert. Israel ist
heute eine Kloake genozidaler Tendenzen. Und
es ist Zeit aufzuwachen und der Realität und
dem Begriff: Genozid ins Gesicht zu schauen.
Quelle Übersetzung: K. Nebauer
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Kayed, Amal,
Gaza
Mercè Rivas
Torres/Nueva Tribuna
"Gaza ist
wieder von der israelischen Luftwaffe
bombardiert worden. Das erste, woran ich
gedacht habe, waren Kayed, Amal, Mohamed in
meinem Gaza."
Scheinbar ist
gestern Abend eine Rakete von Gaza in die
israelische Negevwüste geworfen worden.
Hamas sollte diese Raketenabwürfe stoppen,
wenn sie auch in der Wüste keinen Schaden
anrichten, so provozieren sie doch den
Feind. Die Antwort Israels ist viel
gefährlicher.
"Die Regierung
von Netanyahu hat Posten der Hamas
bombardiert", sagen die Nachrichten. Die
Realität ist, dass im Gazastreifen der
Verzweiflung und des Todes Bombardierungen
schon zum täglichen Leben gehören, aber wir,
die Gaza zumindest emotional nahe sind,
wissen, dass Israel jederzeit einen Krieg,
eine Intervention oder einfach eine Reihe
von Bombardierungen anordnen kann.
Jeder Vorwand
ist gut. Der letzte Krieg war 2014. In der
letzten Zeit war es mal so oder so. 2017
waren sie ruhig. Obama hat sie überwacht.
Jetzt ist Trump gekommen, und sie mögen
machen, was sie wollen, der Präsident der
USA wird sie unterstützen.
Mittlerweile
lebt die Bevölkerung von Gaza wirtschaftlich
und psychologisch an der Grenze. Die von den
Bomben von 2014 zerstörten Häuser sind noch
da. Niemand hat sie angerührt, niemand
wieder saniert.
Das Leben ist
teuer für eine verarmte Bevölkerung. Es
herrscht Mangel an jeder Art von
Nahrungsmittel oder Medikament. Die
israelische Blockade ist effizient. Mehr als
45% der Gazaner sind ohne Beschäftigung und
leben unter der Armutsschwelle. Aber die
schlimmste Wunde ist die Hoffnungslosigkeit.
Die täglichen Probleme überwinden, d.h.
überleben, ohne einen Ausweg aus dem
Konflikts zu sehen, in der Herausforderung
von jedem neuen Morgen.
Die Gazaner
denken, dass sie keine Zukunft haben. Vor
allem die jungen Menschen, die studieren,
sich vorbereiten, an die Universität gehen,
aber nach dem Abschluss ihres Studiums ein
Nichts vorfinden, eine Leere. Sie haben
keine Arbeit und auch keine Aussichten. Weil
sie nicht aus dem Gazastreifen ausreisen
können, dazu auch nicht fähig sind - aus dem
von Mauern, Stacheldraht, Gräben und
elektrisch geladenem Drahtzaun umgebenen
Gazastreifen. Nicht zu reden von den
automatischen Maschinengewehren, die auf
jeden schiessen, der sich auf weniger als
200 m der Grenze nähert. Ein wirkliches
Gefängnis unter freiem Himmel.
Infolge der
Blockade können die Gazaner den Gazastreifen
nicht verlassen, oder einreisen, das können
nur Journalisten und Hilfspersonal. Auch
wenn in letzter Zeit einige Ausnahmen bei
Krebskranken gemacht worden sind, eine
Krankheit, die nach den Bombardierungen
zugenommen hat. Leider kommen die
Genehmigungen zum Verlassen des
Gazastreifens und für die Einreise nach
Israel für eine Behandlung erst, wenn es den
Kranken schon so schlecht geht, dass sie
ihnen nichts mehr nützen. Israel hat
Strahlenbehandlung im Gazastreifen verboten,
es betrachtet sie als Mittel der doppelten
Nutzung.
Wie der ganze
Gazastreifen existiert auch das Al
Shifa-Krankenhaus in Abhängigkeit von den
Stromsperren, die sechs Stunden und länger
dauern können. Die Stromversorgung wird von
Israel kontrolliert, das eine bestimme Menge
täglich zur Verfügung stellt; die Verteilung
obliegt der Hamasregierung.
Das
Krankenhaus, Geschäfte und sogar einige
Gebäude verfügen über Generatoren, die aber
nicht immer funktionieren. Der Mangel an
Strom beeinträchtigt auch die Klärwerke, die
nur auf niedrigem Niveau arbeiten.
Eine der
schlimmsten Auswirkungen der Stromsperren
auf die Klärwerke ist, dass sich Fäkalien
direkt ins Mittelmeer ergießen, das bereits
sehr kontaminiert ist. Dazu kommt das Verbot
Israels, weiter als 3 Meilen auf das Meer
hinaus zu fahren, sonst wird geschossen.
"Viele Gazaner leben wie wir vom Fischfang",
sagt Sidi Alazza, der in einem der Boote im
Hafen von Gaza sitzt. "Heute holen wir
nichts mehr (aus dem Meer) heraus, nur ein
paar Sardinen. Wir fischen nicht und essen
keinen Fisch", erzählt einer seiner
Kollegen.
Fleisch kommt
nur in den Gazastreifen, wenn Israel es für
richtig hält, der Fisch von seinen Küsten
ist kontaminiert, die Bevölkerung lebt von
dem, was sie anbaut: Paprika, Tomaten,
Gurken, Obst.
Das
überschüssige Obst und Gemüse können sie
nicht an das Westjordanland verkaufen, da
sie es durch Israel transportieren müssten,
und auch das ist verboten.
"Ich bin neun
Jahre alt und habe schon drei Kriege
erlebt", erzählt Tuqa im Dokumentarfilm
Dreams behind the wall, den die
Journalistin Elena Herreros in Gaza gedreht
hat. Das bedeutet, dass die Bevölkerung von
Gaza keine Zeit gehabt hat, ihr Leben und
ihr Gemüt wieder zu stabilisieren. Viele
Kinder erhalten psychologische Hilfe von der
UNRWA, aber die Erwachsenen meinen, nicht
nur die Kinder, auch sie selbst würden Hilfe
brauchen. Die Unsicherheit, die
Hoffnungslosigkeit und die Traurigkeit sind
die größten Akteure im Gazastreifen.
Mittlerweile
hat Premierminister Netanyahu am letzten
Wochenende im Kampf um Touristen die
Aufstellung internationaler Truppen im
Gazastreifen gefordert.
Quelle
Übersetzung:
K. Nebauer |
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