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TEXTE 9 |
Israel widerruft systematisch
Staatsbürgerschaft von Arabern. Seien Sie
nicht überrascht!
- 26.08.2017 -
Michael Schaeffer Omer-Man - Hunderten, wenn
nicht tausenden Beduinen wurde laut
'Haaretz' anscheinend ohne Grund ihre
Staatsbürgerschaft widerrufen. Es mag
schockierend sein, kommt aber nicht
überraschend. Staatsbürgerschaft wurde ja
nicht-jüdischen Israelis niemals mit
derselben Sicherheit wie ihren jüdischen
Mitbürgern gegeben.
Stell Dir vor,
Du lässt Deinen Pass erneuern oder meldest
die Änderung Deiner offziellen Adresse und
nach wenigen Minuten auf der PC-Tastatur
Klopfen, ohne den Menschen vor ihm
anzuschauen, informiert Dich ein
Regierungsangestellter, dass Du kein
Staatsbürger des einzigen Landes mehr bist,
das Du kennst. Des Landes Deiner Geburt.
Aber es ist
nicht so, dass Deine Staatsbürgerschaft
widerrufen wäre, erklärt Dir der
Sachbearbeiter ruhig. So ist es nicht. Du
warst überhaupt nie ein Staatsbürger, siehst
Du, es war alles ein Irrtum – ungeachtet der
Tatsache, dass Du in Israel Eltern geboren
wurdest, die israelische Staatsbürger sind
und Deine Geschwister israelische
Staatsbürger sind und Du vielleicht sogar in
der israelischen Armee gedient hast.
Hunderte, wenn
nicht tausende Beduinen, israelische
Staatsbürger, haben in den letzten Jahren
laut einem Bericht von Jack Khoury in
Haaretz vom Freitag exakt die gleiche
erschreckende Erfahrung gemacht.
Die kafkaeske
traumatische Situation, von der jüdische
Israelis ausgenommen sind, ist laut
Nachforschung von Haaretz Teil einer
Politik, mit der über die
Staatsangehörigkeit einer Person neu
entschieden wird, natürlich ohne einen
Richter oder einen Gerichtsprozess, (und
das geschieht) jedes Mal, wenn jemand aus
den gewöhnlichsten Gründen in Kontakt mit
einem Angestellten des Innenministeriums
kommt.
Die
nerven-aufreibende Praxis ist auf
elementarster Ebene schockierend. Für die
von uns, die in der glücklichen Lage sind
Staatsbürger eines Landes zu sein, ist so
vieles an Sicherheit in dieser Welt damit
verknüpft. Natürlich hatten Palästinenser
und andere Nicht-Juden niemals das gleiche
Ausmaß an mit der Staatsbürgerschaft
verknüpften Sicherheit in Israel wie ihre
jüdischen Mitbürger. Viele von ihnen wie die
hunderttausenden Palästinenser von
Ost-Jerusalem haben nicht einmal von Anfang
an eine Staatsbürgerschaft.
So
schockierend der Bericht von Haaretz ist,
sollte niemand überrascht sein. Der
israelische Premierminister hat offen seine
Ansicht erklärt, dass manchen israelischen
Staatsbürgern, namentlich Arabern, ihre
Staatsbürgerschaft für politische
Statements, die ihm nicht gefallen, entzogen
werden sollte. Ein führender Minister der
Regierung hat kürzlich mit einer "dritten
Nakba" gedroht, und sich damit auf die
weitgehend zwangsweise Vertreibung von
700.000 Palästinensern 1948 bezogen. Und
dann gab es Anfang dieses Monats das
Grundsatzurteil, das tatsächlich einem
palästinensischen Araber die
Staatsbürgerschaft wegen seiner familiären
Abstammung entzogen wurde. Vergessen wir
auch nicht die mehr als 14.000
palästinensischen Einwohner von
Ost-Jerusalem, denen im Lauf der Jahre ihr
Status eines dauerhaften Aufenthalts
entzogen wurde, und die ins Exil geschickt
wurden.
Noch einmal:
Nichts davon sollte neu sein. Israel ist
kein Staat aller seiner Bürger – jeder
Minster in der gegenwärtigen Regierung würde
glücklich sein, wenn er Ihnen so viel
erzählen kann. Befürworten, dass sich Israel
in einen Staat aus dieser Art
liberal-demokratischer Grundbausteine
verändert, wird nicht als etwas
Umstürzlerisches angesehen. Es ist konträr
zum Zionismus, so wie er inzwischen im
zeitgenössischen israelischen Zeitgeist
definiert wird.
Es sollte auch
nicht überraschen, dass man sich bemüht die
Zahl der arabischen Bürger in der
Negev-Wüste zu reduzieren, wo jede
israelische Regierung unermüdlich daran
gearbeitet hat, in der ausgedehnten Wüste
(mehr als die Hälfte der israelischen
Landmasse) eine jüdische Hegemonie zu
etablieren. Der letzte dieser Pläne, der
Prawer Plan, der etwa 40.000 beduinische
Bürger umzusiedeln suchte, die in dutzenden
"nicht-anerkannten" Dörfern leben, war nur
eine von ähnlichen Bemühungen im Lauf von 70
Jahren. Derzeit schließt die israelische
Regierung die Zerstörung des Beduinendorfes
Umm al-Hiran ab, um an dessen Platz eine
neue Siedlung zu errichten – nur für Juden.
Stell Dir das
Gefühl vor unter einem Regime zu leben, das
Deine Existenz als strategische Bedrohung
sieht, einer von fünf israelischen Bürgern
sieht das so.
Ein Staat, der
manchen seiner Bürger weniger gehört als
anderen, der manche seiner Bürger als
Kapitalanlage sieht und andere als
Passivposten, der manchen unveräußerliche
Rechte einräumt und andere als überflüssig
ansieht – ist kein gerechter Staat. Nach 70
Jahren geht es nicht mehr um die Frage, ob
Israel seinen jüdischen und demokratischen
Charakter ausbalancieren kann. Die Frage
ist, welchen von beiden es gewählt hat.
Auch diese
Diskussion wird nicht mehr lange relevant
sein. Die israelische Knesset plant das "Jewish
Nation-State"-Gesetz in den kommenden Wochen
voranzubringen. Der von der Regierung
unterstützte Gesetzesentwurf, der
gleichbedeutend mit einer
Verfassungsänderung im israelischen System
ist, würden explizit dem jüdischen Charakter
gegenüber dem demokratischen Charakter den
Vorzug geben.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
50 Jahre
israelische Besatzung: Vier skandalöse
Daten zur Militärorder 101
-
Nadine Marroushi/Amnesty International -
25.08.2017 -
Wußtest Du, dass Israel seit 50 Jahren der
palästinensischen Bevölkerung verbietet
Demonstrationen zu organisieren?
Am 27. August
vor 50 Jahren erließ Israel die Militärorder
101, eine Rechtsvorschrift, die Strafen für
die palästinensische Bevölkerung für
friedliche Äußerungen ihrer politischen
Meinungen vorsieht. Jede Person, die gegen
diese Order verstößt, kann bis zu 10 Jahren
Haft oder einer hohen Geldstrafe bestraft
werden. Nach 50 Jahren – fast so alt wie die
israelische Besatzung der palästinensischen
Gebiete – wird sie noch immer bei der
palästinensischen Bevölkerung im
Westjordanland angewendet und kann jeden
Augenblick umgesetzt werden.
Folgende vier
Daten zeigen wie sich diese drakonische
Rechtsvorschrift im täglichen Leben der
palästinensischen Bevölkerung auswirkt:
1- Ohne
vorherige Genehmigung durch einen
israelischen Militärbefehlshaber ist es der
palästinensischen Bevölkerung im
Westjordanland verboten an
Demonstrationszügen, Versammlungen und
Mahnwachen mit mehr als neun Personen und zu
einem politischen Zweck, oder wenn dabei
eine Rede über ein politisches Thema
gehalten oder für eine Angelegenheit, die
als politisch interpretiert werden kann, und
auch wenn über ein Thema dieser Art
diskutiert wird, teilzunehmen oder sie zu
organisieren.
Seit 1967
haben die israelischen Behörden
hundertausende Palästinenser – darunter
Frauen und Minderjährige – auf Grund
militärischer Order verhaftet. Viele wurden
unter Anwendung der Militärorder 101
verhaftet, bloß weil sie an friedlichen
Demonstrationen, die als politisch gelten,
teilgenommen hatten.
Farid
al-Atrash und Issa Amro sind zwei
palästinensische Menschenrechtsaktivisten,
die vor einem israelischen Militärgericht
stehen. Sie sind mit verschiedenen
Anklagepunkten konfrontiert, darunter
"Teilnahme an einem Protestmarsch ohne
Genehmigung", was international
üblicherweise nicht als Delikt gilt. Beide
hatten am 26. Februar an einem Protestmarsch
gegen die israelischen Siedlungen (die
illegal in den besetzten palästinensischen
Gebieten errichtet werden) und die
diskriminierenden Einschränkungen der
Bewegungsfreiheit im historischenZentrum von
Hebron teilgenommen.
Das Recht sich
friedlich zu versammeln ist zusammen mit dem
Recht auf (freie) Meinungsäußerung und
Vereinigung in der
Menschenrechtsgesetzgebung, die Israel
unterzeichnet hat, sowie im internationalen
Pakt über bürgerliche und politische Rechte
niedergelegt.
2 – Es ist
verboten Fahnen oder Embleme, sowie
irgendein Dokument oder Bild mit einem
Inhalt von politischer Bedeutung zu zeigen,
wenn man nicht die Genehmigung eines
israelischen Militärbefehlshabers hat.
In den letzten
50 Jahren wurden Palästinenser verhaftet,
weil sie in der Wohnung ein Plakat
aufgehängt hatten und dieses als politisch
eingeschätzt wurde, oder weil sie die
palästinensische Fahne gehisst hatten. Diese
Handlungen werden weiterhin bestraft, obwohl
die palästinensischen Repräsentanten 1993
mit Israel ein Friedensabkommen
unterzeichnet hatten, das die Anerkennung
ihrer politischen Rechte zum Gegenstand
hatte. Inzwischen hat Palästina den Status
eines Nichtmitglieds-Beobachterstaates der
UNO erhalten; mehr als 135 Mitgliedsstaaten
der UNO anerkennen Palästina als Staat.
Trotzdem sind im Westjordanland das Hissen
der palästinensischen Fahne oder das
Aufhängen eines "mißverständlichen" Plakats
in einer Wohnung weiterhin nach israelischen
Militärordern Delikte, außer wenn es von
einem israelischen Militärbefehlshaber
genehmigt war.
Eine der
Anklagen gegen Issa Amro im
Militärgerichtsverfahren, das zur Zeit
stattfindet, bezieht sich auf die Teilnahme
an einer Demonstration "ohne Genehmigung",
bei der ein T-Shirt mit der Aufschrift "I
have a dream" trug, und auf das Hissen der
palästinensischen Fahne. Diese Handlungen
gelten als politisch und sind deshalb
strafbar.
In den letzten
50 Jahren hat Israel tausende Palästinenser
von ihrem Grund und Boden vertrieben und ihn
rechtswidrig besetzt und genutzt.
Unterstützen
Sie illegale israelische Siedlungen auf
palästinensischem Territorium nicht mehr.
WERDEN SIE
AKTIV!
3 – Verbale
oder andere Äußerungen zur Unterstützung
oder in Solidarität mit den Aktivitäten oder
Zielen irgendeiner Organisation, die gemäß
den israelischen Militärordern als illegal
gilt, sind verboten. Dazu gehören viele
politische Parteien und Gewerkschaften.
Eine
politische Partei oder eine Gewerkschaft von
Arbeitern oder Studenten, die Israel als
"feindliche Organisation" betrachtet – sei
es, dass eine Fahne gehisst, eine Hymne oder
ein Slogan an einem politischen Ort gesungen
wird –, kann in Anwendung der israelischen
Militärorder 101 ein Grund zur Verhaftung
sein.
In manchen
Fällen geht die Verhaftung mit Folter und
anderen Mißhandlungen einher. Diese Order
hat sich auf alle möglichen
palästinensischen Personen wie Journalisten,
Studenten, Dozenten, Bauern, Berufspolitiker
oder Fahrzeuglenker ausgewirkt.
4 – Jede
Person, die die Militärorder 101 übertritt,
kann zu (bis zu) 10 Jahren Haft oder zur
Zahlung einer hohen Geldstrafe verurteilt
werden.
Am 6. November
2012 wurde der ehemalige politische
Gefangene Bassem Tamimi zu vier Monaten Haft
und einer Geldstrafe von 5.000 israelischen
Schekel (damals ca.1.280 US-amerikanische
Dollar) wegen der Teilnahme an friedlichen
Demonstrationen gegen israelische Siedlungen
verurteilt. Im Rahmen einer Verständigung im
Strafverfahren (plea bargain) verhängte der
Militärrichter zusätzlich eine
Bewährungsstrafe von drei Monaten, aus denen
drei Jahre werden sollten. Bassem Tamimi
sagte, er habe sich gezwungen gesehen zu
einer Verständigung im Strafverfahren zu
kommen, weil er die Militärorder 101
übertreten hatte.
Prakitsch alle
Fälle von Palästinensern, die vor
israelische Militärgerichte gestellt werden,
enden mit Schuldsprüchen. In den meisten
Fällen wird eine Verständigung im
Strafverfahren (plea bargain) ausgehandelt,
weil die angeklagten Palästinenser wissen,
dass das System in seiner Gesamtheit so
ungerecht ist, dass sie, wenn sie das Urteil
abwarten, schuldig gesprochen werden und
ihnen eine noch längere Haftstrafe auferlegt
wird.
(Anmerkung
der Ü.: Auch bei einer Verständigung im
Strafverfahren (plea bargain), bei der sich
der Angeklagte mit dem Richter über eine
Strafe einigt, erklärt sich der Angeklagte
immer für schuldig, erhält aber eine
geringere Haftstrafe. Auch Unschuldige
wählen oft diesen Weg, um einer langen
Haftstrafe, die oft mit Folter und
Mißhandlungen einhergeht, zu entgehen.)
Quelle
- Übersetzung: K. Nebauer |
Während
Kushner zur Friedensvermittlung gesandt
ist, sagt State Departement, es sei
parteilich sich auf eine Zwei-Staaten-Lösung
zu verpflichten
- Allison Deger - 25.08.2017
Donald Trumps
Schwiegersohn und Chefberater Jared Kushner
trifft sich auf einer Mission zur
Friedensvermittlung mit Führern in Israel
und der Westbank, aber sein Besuch erfolgt,
nachdem sich eine Sprecherin des State
Departement weigerte zu bestätigen, dass die
USA sich noch auf eine Zwei-Staaten-Lösung
verpflichtet.
Die Sprecherin
des State Departements Heather Nauert sagte
am Dienstag gegenüber Reportern, wenn sie
die Agenda des Präsidenten bekannt geben
würde, und ob er einen palästinensischen
Staat anstrebe oder ausrangiere, wäre es
"wirklich die Bevorzugung einer Seite
gegenüber der anderen". Als ein Reporter die
Verwirrung des palästinensischen Präsidenten
über die Ziele der USA anführte und fragte:
"Warum sind Sie so abgeneigt ... sich wieder
auf die Zwei-Staaten-Lösung zu
verpflichten?", antwortete Nauert:
"Wir werden
nicht erklären, was herauskommen muss. Es
muss für beide praktikabel sein. Und ich
denke wirklich, dass es der beste Standpunkt
ist, nicht eine Seite gegenüber der anderen
zu bevorzugen, um sicherzustellen, dass sie
das durcharbeiten können."
In Jerusalem
gab Kushner nach dem Treffen mit Netanyahu
gestern Morgen ein warmes, aber vages
Statement ab. Er sagte, die Beziehungen
zwischen den USA und Israel seien "enger als
jemals" und ging nicht näher auf einen
palästinensischen Staat ein.
"Der Präsident
ist sehr bemüht hier eine Lösung zu finden,
die allen Menschen in diesem Gebiet
Wohlstand und Frieden bringen kann", sagte
Kushner, "und wir schätzen wirklich das sehr
umsichtige und respektvolle Engagement des
Premierministers und seines Teams, so wie
der Präsident sie gebeten hatte zu tun."
Ein Video von
Kushner und Netanyahu wurde auf das
instagram-account von Präsident Trump
gepostet, auf die der Präsident begeistert
die Worte Netanyahus: Friede, Sicherheit,
Wohlstand wiederholte.
"Danke
Ihnen, Premierminister B.Netanyahu und Jared.
Lassen Sie uns #Frieden, #Wohlstand,
#Sicherheit in dem Gebiet voranbringen. Es
gibt keinen Zweifel, dass unsere Beziehung
enger ist als jemals. Bis bald."
Im Vergleich
dazu werden die Beziehungen zwischen Trump
und den Palästinensern zunehmend schwächer.
Anfang der
Woche sagte Abbas israelischen Politikern,
er habe sich mit Trumps Friedensgesandten
seit der Amtsübernahme des Präsidenten im
Januar 20 mal getroffen. Und trotz der
häufigen Sitzungen war Abbas verwirrt
darüber, ob die USA beabsichtige die
Schaffung eines palästinensischen Staates zu
befördern und die israelischen Siedlungen
als Hindernis zu diesem Ziel zu verurteilen,
wie Haaretz über ein Gespräch zwischen Abbas
und einer Delegation der linksorienterten
Partei Meretz bemerkte.
Abbas sagte
angeblich unverblümt: "Jedes Mal betonen sie
wieder, wie sehr sie daran glauben und
engagiert sind für eine Zwei-Staaten-Lösung
und einen Stopp des Siedlungsbaus. Ich habe
sie inständig gebeten, dasselbe Netanyahu zu
sagen, aber das haben sie unterlassen. Sie
sagten, sie würden das erwägen, und dann
kommen sie nicht mehr darauf zurück", sagte
er entsprechend der Nachricht.
Al-Monitor
berichtete, Abbas habe bei dem selben
Treffen gesagt, er habe geplant, gestern
Kushner vor ein "Ultimatum" zu stellen,
"Wenn es innerhalb von 45 Tagen keinen
Fortschritt für die Eröffnung von Gesprächen
mit den Israelis gibt, werden sich die
Palästinenser nicht länger auf den US-Kanal
verlassen, sondern sich einem alternativen
Plan zuwenden, an dem sie in den letzten
zwei Jahren gearbeitet haben", sagte er laut
Al-Monitor dem israelischen Führer.
Ein Weg, den
Abbas wahrscheinlich beschreiten wird, ist
das Anstreben einer Reolution des
UN-Sicherheitsrates für ein Ende der
Besatzung des palästinensischen Territoriums
mit Setzung einer Frist.
Ein paar
Anhaltspunkte dafür, was Kushner von seinem
Gespräch mit Abbas und Netanyahu erwartet,
kommen von seiner Reiseroute in der Region.
Bevor er nach
Jerusalem eilte, stoppten Kushner und seine
Delegation, zu der der Sondergesandte für
Frieden im Nahen Osten Jason Greenblatt und
die stellvertretende Beraterin für nationale
Sicherheit Diana Powell gehören, in
Saudi-Arabien. Wie die US-Botschaft in
Saudi-Arabien vermerkte, fand das Gespräch
über einen israelisch-palästinensischen
Frieden mit Kronprinz Mohamed bin Salman
statt. Das Treffen deutet darauf hin, dass
Trump ein regionales Abkommen anstrebt, in
dem Saudi Arabien eine Normalisierung der
Beziehungen mit Israel gegen die Beendigung
der Besatzung anbietet. [...]
Im Februar
brachte Trump erstmals die Idee auf
Saudi-Arabien in die
israelisch-palästinensischen
Friedensverhandlungen einzubeziehen, als er
sagte, er strebe einen "ultimativen Deal"
an, was zumeist als ein neuer Weg der
arabischen Friedensinitiative interpretiert
wurde, ein Angebot der Arabischen Liga für
diplomatische Beziehungen mit Israel, sofern
es es seine Besatzungskräfte aus dem
besetzten palästinensischen Territorium
einschließlich Ost-Jerusalem abzieht.
Allerdings schwankte Trump in demselben
Briefing bezüglich der Unterstützung eines
palästinensischen Staates, wobei er
feststellte, er sehe sich nach anderen
Optionen um.
Wenn Trump
diesen breiteren Weg für das Aushandeln
eines Abkommens verfolgt und ein
palästinensischer Staat nicht auf seiner
Agenda steht, wird er wahrscheinlich mit
einer scharfen Zurückweisung (push-back) von
den arabischen Staaten konfrontiert werden,
deren Kooperation immer an die Schaffung
eines palästinensischen Staates mit den
Grenzen von 1967 geknüpft war.
In einem
inoffiziellen Protokoll des Gesprächs, in
dem die schwindende gemeinsame Basis
deutlich wurde, gab Kushner letzten Monat
Interna (preis) und gab zu, "es gebe
möglicherweise keine Lösung" für den
Konflikt, mit dessen Lösung er betraut ist.
Kushner fragte dann, was er tun könnte, was
andere (US-) Administrationen nicht schon
versucht hätten.
Offen sagte
er, sein "Vorteil" sei, dass die Parteien
bisher über Details der Friedensgespräche
geschwiegen hätten. [...]
Allerdings
haben bereits ein paar Leaks ihren Weg in
die israelische Presse gefunden, bevor diese
Woche die Bekanntgabe von Abbas' Ultimatum
veröffentlicht wurde.
Im Mai hat
sich Trump zwei Mal mit Abbas getroffen, in
Washington D.C. und in Bethlehem. Laut dem
israelischen Kanal 2 trübten sich die
Beziehunge in den Wochen zwischen den beiden
Treffen, was dann darin kulminierte, dass
Trump Abbas bei dem Treffen in der Westbank
anschrie: "Sie haben mich in D.C.
ausgetrickst! Sie haben dort von ihrem
Engagement für den Frieden gesprochen, aber
die Israelis haben mir Ihre Beteiligung an
der Hetze (gegen Israel) bewiesen".
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Die hebräischen
Neo-Nazis
- Gideon Levy, 20. August 2017 - Warum
sagen Israelis nicht zu US-Präsident Donald
Trumps Kommentaren über „viele feine Leute“
, die an der Rally der weißen Supremazisten
in Charlotteville teil genommen haben?
Israel hat kein moralisches Recht, den
US-Präsidenten Donald Trump wegen seiner
verzeihenden Bemerkungen über die Neo-Nazis
in seinem Land zu machen. Zunächst war
Israel nicht wirklich geschockt von dem, was
er sagte. Schließlich ist es bereit alles
von jedem zu akzeptieren, der die
israelische Besatzung unterstützt. Das
geschieht hier grundsätzlich. Ob das ein
ungarischer Faschist ist oder ein
amerikanischer Neo-Nazi – solange sie die
Besatzung unterstützen – selbst wenn sie im
Geheimen Juden hassen - werden als Freunde
Israels und moralische Leute angesehen.
Die besten „Freunde Israels“ sind heute
Faschisten und Evangelikale, Fremdenfeinde
und Moslemfeinde. Was am wichtigsten ist:
sie unterstützen die Besatzung. Nur die
Gegner der Besatzung sind Antisemiten, und
wir werden uns besonders darum bemühen,
sie zu bekämpfen. Wir werden jedem andern
vergeben.
Doch da gibt es noch einen anderen Grund für
das Schweigen der Israelis. Es erinnert an
das jiddische Sprichwort über den Betrug der
eigenen Schuld – dass der Dieb denkt, sein
eigener Hut brennt. Neo-Nazis? Wir haben
eine Menge eigenen „Made in Israel“,
hebräische Äquivalente von Neo-Nazis. Eine
entschlossene Gegen-Demonstration wurde von
Liberalen angesichts dieses Marsches in
Charlottesville gemacht. Wie verlief dies
hier?
Die heilige Symmetrie, die Trump versucht
hier zu schaffen zwischen den Angreifern
und den Angegriffenen, zwischen Angreifer
und dem Verteidiger, zwischen Anstachlung
und Protest, zwischen Gerechtigkeit und
Bösem, das in Israel erfunden wurde. Hier
habe wir den Besatzer und die Besetzten,
einen brutalen und zuweilen sogar
mörderischen rechten Flügel und einen linken
Flügel, der nie gemordet hat , aber als
gleichwertig angesehen wird.
Jeder Angriff von Siedler-Rowdys auf
palästinensische Bauern auf deren eigenem
Land wird als „Streit“ angesehen. Jeder
palästinensische Protest gegen die Gewalt
der Besatzer wird als „Störung des
Friedens“ betrachtet. Es ist eine
symmetrische Schlägerei zwischen den
Hirten der beiden Völker. Schließlich gibt
es zwischen den Siedlern gute und schlechte
Leute - genau wie Trump im Hinblick auf
seine Rechts-Radikalen.
Die israelische Rechts-radikale ist kein
Neo-Nazi. Aber tausend Neo-Nazi blumen
blühen an seinen Rändern, und keiner denkt
daran sie auszureißen. Faschismus wird in
Israel seit langem akzeptiert. Neo-Nazis
gibt es nicht; aber der Unterschied zwischen
den beiden ist vage. Wenn die extremistische
Lehava-Organisation keine Neo-Nazi s sind,
was ist sie dann?. Wenn Beitars Jerusalems
La-Familia-Fangruppe keine Neo-Nazis sind,
was sind sie dann? Wenn der Brandanschlag
auf die Dawabsheh-Familie in Westbank-Dorf
Duma und das Kidnapping und der Mord an
Mohammad Abu Khdeir keine Neo-Nazi-Taten
waren – was sind sie dann? Und was ist mit
den arabisch-sprachigen Straßen-schildern in
der Nähe der Siedlung Halamish: „Dieses
Gebiet ist unter Kontrolle der Juden. Das
Betreten durch Araber ist verboten und
stellt ein Risiko für euer Leben dar!“
Die Flaggen-Parade von Juden am
Jerusalemstag ist eine vom Staat
gesponserte Neo-Nazi-Provokation dar genau
wie die Randale an Purim in Hebron. Die
jüdische Gemeinde in Hebron besteht im
Wesentlichen aus Neo-Nazis. Geht und seht
selbst und urteilt selbst. Und die
Swimmingpools der jüdischen Gemeinden sind
für Araber verboten. Was würden sie
gegenüber einem Araber tun, der die Regel
bricht und in einen jüdischen Swimmingpool
in Kochar Yaireiner israelischen Gemeinde
rechtschaffner Mitte-Links-Leute schleicht,
deren Mehrheit von Wählern die aufgeklärten
Yesh Atid und die zionistische
Unionsparteien wählen. Und was werden sie in
der Galiläischen Gemeinde von Nofit tun,
wenn Araber nach dem erweiterungsplan dort
Häuser bauen? Es ist nicht schwierig für uns
sich vorzustellen, wie diese Leute auf der
zionistischen Linke dagegen sind, ja auch
unfreundliche Mittel gegenüber Arabern
anwenden, wenn sie in ihre Gemeinden kommen.
Der Plan zur Auslieferung – von MK Bezalel
Smotrich (Habayit Hajehudi) ist trotz all
seiner Proteste Neo-nazistisch. Unter den
drei Möglichkeiten, die er den
Palästinensern bietet, ist nicht eine, die
human wäre – und die dritte ruft zu ihrer
Vertreibung und Zerstörung auf. Brauchen
wir noch etwas? Und seine Frau weigert
sich, im selben Raum mit einer Frau von
minderwertiger Rasse ein Kind zu gebären.
Ist das nicht auch neo-nazistisch?
Die socialen Medien sin voll von
fürchterlichen Neo-Nazi-erklärungen -
Wünsche des Todes für jedes
palästinensische Kind und ähnliche
Wünsche für die, die die Geschichten der
Kinder erzählen. Man kann nicht sagen, es
seien nur „eine Handvoll Abartige“. Auch
dies ist der Geist der Zeit.
Wir können die Gefühle dieses Landes nicht
ignorieren, in dem es eine Politik des
organisierten und institutionalisierten
Rassismus gegen afrikanische Asylsuchende
gibt. Vor-faschistische Gefühle gibt es hier
mit vom Staat gesponsertem Neo-Nazismus
Manifestationen – mehr als in jedem anderen
westlichen Land.
Im Westen richtet sich die Verachtung gegen
Ausländer. In Israel richtet sie sich
meistens direkt gegen die Menschen, die in
diesem Land einheimisch sind. Sich über
Trump beklagen? Das ist schon die Höhe von
Scheinheiligkeit/Heuchelei.
Quelle
( dt. Ellen Rohlfs) |
Gazas Dächer für
Lebensunterhalt
-
Sondos Walid - 16.8.17 - Die jahrzehntelange
israelische Blockade des Gazastreifens hat
dramatisch den landwirtschaftlichen Sektor
getroffen. Die Stromkrise hat dies Problem
verstärkt. Mit Strom, der nur drei bis vier
Stunden am Tag zu erhalten ist, wird der
produktive Sektor in Gaza bis zu einem
Punkt der Lähmung getrieben.
Aber die
Palästinenser in Gaza mussten sich schon
lange, um zu überleben, auf ihre eigenen
Quellen besinnen. Ihre Autos fuhren mit
Kochöl, Häuser wurden mit Lehmziegel gebaut
und an einem Punkt entstand eine
Tunnelindustrie, die nach der UN eine
Rettungsleine für die Palästinenser in Gaza
wurde, bevor Ägypten diese geschlossen hat.
Dieser
Einfallsreichtum wirkt sich auch auf den
landwirtschaftlichen Sektor aus. Mit
Überbevölkerung im städtischen Bereich auf
der einen Seite und dem nicht betretbaren
israelisch militärischem Gebiet, das meist
landwirtschaftlich genutztes Gebiet ist,
auf der anderen Seite. Die Palästinenser in
Gaza müssen wieder um die Ecke denken. Ohne
Land außen müssen sie jetzt auf die Dächer.
Ackerbau auf dem Dach
Ackerbau auf
dem Dach ist in Gaza ein neues Konzept
(Wurde aber während der 1. Intifada schon in
Beit Sahour praktiziert ER). Es wurde zuerst
durch ein Projekt gesponsert: durch die
UN-Food and Agriculture-Organisation 2010.
Dieses Projekt
sah mehr als 200 Haushalte, die von Frauen
geleitet und mit Fischaquarien und Geräten
für Aquaponic-Einheiten ausgerüstet waren.
Aquaponic nennt man Praxis ohne Erde in
Kombination mit Aquarien Gemüse anzubauen.
Das nährstoffreiche Wasser wird als
Düngemittel verwendet.
Die Praxis hat
sich ausgebreitet, als Palästinenser in
Gaza die Methode annahmen, um sie mit ihnen
erreichbaren Mitteln ihren eigenen
Bedürfnisse anzupassen. Der „Bauer“ beginnt
mit dem Recycling von Plastik- und
Holz-Material, um Garten-Container zu
machen. Von lokalen Bauern wird Saatgut
gekauft und in die Erde der Container gesät
und - wo erreichbar - das gebrauchte Wasser
aus Fisch-Tanks verwendet.
Hier wird ein
Problem deutlich, das gefährliche
Proportionen annimmt: Nach der UN leiden 47
% der Palästinenser an ungenügender
Ernährung, 2012 waren es noch 44%. Es ist
die Folge davon, dass die
landwirtschaftliche Produktion auf Grund der
von Israel verhängten Blockade dramatisch
weniger wurde. Von 2000 bis 2006 brachte der
jährliche durchschnittliche
landwirtschaftliche Handel einen Umsatz von
$ 18 Millionen: 2014 war er auf $ 2,2
Millionen gesunken.
Ein hoher
jährlicher Bevölkerungszuwachs von mehr als
3%, eine todgeweihte Wirtschaft, die unter
der Blockade nicht in der Lage ist, sich zu
erholen, eine Arbeitslosenrate von 42% und
eine Armutsrate von 40 %. Gaza braucht
dringend neue Ideen, um eine wachsende und
verarmte Bevölkerung zu ernähren.
Ermächtigung
Dr. Ahmad
Saleh, ein landwirtschaftlicher Berater und
früherer Professor an der Fakultät für
landwirtschaftliche Technik an der
Al-Azhar-Universität, arbeitet daran, die
organische Dach-Landwirtschaft zu
erleichtern. Zu diesem Zweck errichtete er
auf seinem eigenen Dach im Stadtteil Tawam
von Gazastadt eine Dach-Landwirtschaft.
Für Saleh hat
die Dach-Landwirtschaft noch einen
potentiellen Vorteil als das Beste aus
knappem Platz zu machen. Er benützt Teile
von alten Autos, Plastik-Schachteln und
Flaschen, um farbige Container für sein 60
qm großes Dach zu schaffen. Der Platz ist in
zwei Sektionen geteilt: eine für
Schmuckpflanzen, einschließlich Kakteen und
Blumen, um einen hübschen Ort für die
Familie, Freunde und Nachbarn zu schaffen.
Die andere
Seite ist für Produktion. Saleh pflanzt
Petersilie, Sellerie, Salbei, Thymian,
Tomaten, Chily, Zwiebeln, Auberginen, süßen
Pfeffer und Bohnen an.
„Mit diesem
Projekt sind viele Begünstigungen
verbunden“. sagte er, als er den Reporter
durch seinen Dachgarten führte. Zunächst
wachsen die Pflanzen ohne schädliche
Chemie. Außerdem schmeckt das Gemüse viel
besser als das, was man auf dem Markt
bekommt.
Aber die
Vorteile sind nicht nur auf den
gesundheitlichen Bereich und den sozialen
begrenzt. Das Positive ist umfassender:
sogar kommerzielle Begünstigungen oder
verbesserter Nahrungszugang.
„Dach-Anbau
aktiviert die Leute. Er erlaubt ihnen,
wirksame Wege zu finden, um gegen
Umweltprobleme vorzugehen und hilft zu einer
gesünderen Bevölkerung.“
Diese Art von
Anbau kann von den meisten Leuten ausgeführt
werden. Auch wenn Aquakultur und
Fisch-farming die Unkosten erhöhen. Die
Container können aus gefundenem Material
recycelt werden.
Das teuerste
ist die Erde selbst, die gemischt mit
organischem Kompost, zwischen $ 200 bis $350
pro Quadratmeter kostet.
Ein sozialer Ort
Im
Shujahya-Stadtteil von Gaza-Stadt verkauft
Ahmad al Sharqawi Gemüse vom Dach seines
Hauses. Ihr Ursprung wurde ein
Verkaufs-Argument.
„Vielen Kunden
wurde langsam bewusst, dass diese Produkte
ohne Chemikalien gewachsen sind. Dass sie
aber mehr Mühe und Aufmerksamkeit
benötigten,“ sagte er.
Al-Sharqawi
plante noch mehr Container zu bauen. Der
Bedarf wächst und er wollte davon
profitieren.
Muhyeddin
al-Kahlout, 65, begann eine Dachfarm wegen
ihres sozialen Aspektes.
Als ein im
Ruhestand befindlicher Schuldirektor kehrte
al-Kahlout 1992 von Kuweit, wo er gelebt
und länger als 25 Jahre unterrichtet
hatte, nach Gaza zurück. In Kuweit wurde
das Gärtnern eine Art Leidenschaft. Als er
sich zurückgezogen hatte und das Gefühl
hatte, nach Hause gekommen zu sein,
entschied er sich, dasselbe in Gaza zu tun.
Al-Kahlout
ging ins Internet und lernte einige Tips für
die Dach-Gärtnerei. Er baute Container aus
Holz, auch aus weggeworfenen Plastikflaschen
und setzte eine alte Bank für die Familie
mitten hinein.
Während des
letzten Jahres war er in der Lage Salat,
grüne Bohnen und Basilikum in der einen
Saison anzubauen und Tomaten, Kürbis,
Paprika und Auberginen in der nächsten
Saison.
Er pflanzte
auch Ziersträucher an, um die Familie und
Freunde zu erfreuen. Seiner Ansicht nach hat
dies Projekt Unterhaltungswert.
Wir erleben
ernsten Stromausfall. Und es gibt kaum einen
Ort zum Ausspannen. Viele meiner Freunde
lieben die Idee des Dach-Gartens. Jetzt
beginnen sie daran zu denken, dasselbe auf
ihren Dächern zu machen.
Quelle
(dt. geringfügig gekürzt: E. Rohlfs) |
Die
wunderbare Geschichte des ersten
Universitäts-Krankenhauses in der Westbank
und sein „sehr israelisches“ CEO
Man treffe den Mann, der Palästinas erste
künstliche Herz-Transplantation ausführte.
Gideon
Levy und Alex Levac - 19.August 2017 -
Dies ist das ruhigste Krankenhaus, in dem
ich jemals gewesen bin, wahrscheinlich auch
das sauberste. Besuchsstunden enden um 12
Uhr mittags und in den Korridoren herrscht
Ruhe. Poster über obligatorisches
Hände-waschen hängen an jeder Wand. Nur
ein einziger Patient ist in der
Herz-Intensiv-Station, der als Kind mit
dem palästinensischen Ministerpräsidenten
Rami Hamdallah zur Schule ging, der jetzt
fragt, wie es dem Mann geht, nachdem er
Berichte gehört hätte, dass er gestorben
sei. Es war auch Hamdallah als Vorsitzender
des Direktoren-Vorstands des Krankenhauses,
der auch den CEO des Instituts
rekrutierte, Saleem Haj-Yahia.
Die Geschichte von Prof. Haj-Yahia und die
des An-Najah-National-Universitäts-Krankenhauses,
dem ersten Universitäts-Krankenhaus in den
(besetzten) Gebieten ist eine einzigartige,
ja, wunderbare Geschichte, die in Nablus
auf dem Gipfel des Mount Ebal geschieht. Als
das Krankenhaus vor 3 ein halb Jahren
eingeweiht wurde, hatte es 217 Betten und
über 100 Ärzte. Nun sind die Bulldozer am
Werk, um den 4. Abschnitt, einen 15stöckigen
Turm zu bauen der etwa $ 100 Millionen
kosten wird. Wenn er-- hoffentlich in fünf
Jahren eröffnet wird - wird das Krankenhaus
800 Betten haben.
Augenblicklich rühmt sich das An-Najah
–Krankenhaus eine hypermoderne medizinische
Einrichtung zu sein von MRI Scanner bis zu
künstlichen Herzen. Die einzige wichtige
Einrichtung, die fehlt, ist ein
PET/CT-Scanner, der zur Behandlung und
Diagnose für Krebs benützt wird. Die
finanziellen Mittel für seine Anschaffung
sind aufgebracht worden, aber Israel sperrt
seinen Import.
„Die Israelis denken, dass wir so talentiert
sind, dass wir dies verwenden, um eine
Atombombe zu bauen,“ witzelt Haj-Yahia mit
ironischem Lächeln.
Die Geschichte des Krankenhauses, wie die
seines CEO zerbricht Stereotypen und
vorgefasste Auffassungen, besonders jene,
die von Israelis gedacht werden –
ultra-raffinierte medizinische Technik in
Nablus und einen welt-bekannten
Herzmediziner aus Taibeh im zentralen
Israel.
Haj-Yahia, ein Mann um die 50, studierte
zwei Jahre lang Jura an der Uni in Tel
Aviv, bevor er zur medizinischen Fakultät am
Technion in Haifa wechselte. Sein Vater hat
ein Ph.D in Kriminologie; sein Bruder Samar
ist im Vorstand der Bank Leumi. Am
Sheba-Medical-Center, Tel Hashomer bei Tel
Aiviv praktiziert Haj-Yahia Herz- und
Thoraxmedizin . Der jetzige Direktor des
Instituts Prof. Zeev Rotstein nannte ihn
den „arabischen Prinzen“. Er gehörte etwa
seit einem Jahr als Mitarbeiter zum Sheba
–Personal, bis einer in der Welt führenden
Herzchirurgen und Herz-Transplanteure, der
in Ägypten geborene Sir Magdi Habib Yacoub
ihn einlud,- mit ihm am Londoner
Imperial-Kolleg zu arbeiten.
Das war das Springbrett zur internationalen
Karriere des jungen Arztes aus Taibeh, in
der er Herz-Operationen und
Transplantationen ausführte und menschliche
und künstliche Organe verwendete – von Riad
bis Johannesburg (wo einer seiner Patienten
ein Rabbiner war.).
„ Ich habe Transplantationen gemacht, so
wie ihr Hummus esst! sagte Haj-Yahia.
In diesen Tagen hält er auch Vorlesungen an
der Universität von Bristol, zusätzlich zu
seiner Arbeit in der Westbank. Seine Frau
Lana Haj Yahia, eine israelisch-arabische
Theaterschauspielerin lebt mit den drei
Kindern in Glasgow, wo Saleem Schottlands
Nationalprogramm für künstliche
Herz-Transplationen zusammenstellt. Alle 10
Tage fliegt er nach Schottland, um mit
seiner Familie zusammen zu sein – er hat
israelische und britische
Staatsangehörigkeit und kehrt drei oder
vier Tage später nach Nablus zurück. Zurück
im Krankenhaus führt er wieder Operationen
durch. Die Nächte verbringt er gewöhnlich
auf einem Feldbett. In dieser Woche
beenden seine Kinder, deren Englisch besser
als ihr Arabisch ist, die Sommerferien bei
den Großeltern in Taibeh.
Mit seinem vornehmen Verhalten, seinen
blauen Augen und gepflegten Haar sieht
Haj-Yahia eher wie ein Pilot oder ein
Filmstar aus, denn wie ein
Krankenhaus-Direktor. Er sagt, die
Inspiration, innovativ zu denken, und seine
Neigung zur Technik hängt mit seinem Leben
in Israel zusammen.
„Ich war sehr israelisch“, bekennt er, „aber
ohne die israelische Frechheit und dem
Mangel an Manieren. Es ist traurig für mich,
zu sehen, wie man die Fähigkeit verloren
hat, die andere Seite zu sehen. Frieden ist
nur möglich, wenn man die Existenz des
anderen Volkes anerkennt, das nicht geringer
ist.“
Dank der großen Fenster glitzert der
Marmorboden in den Korridoren. Durch die
Fenster hat man einen spektakulären Blick
hinab auf Nablus.
Einige der jungen Patienten in der
Pädiatrie und Krebs-Station, deren Wände
voll bunter Bilder hängen, warten auf eine
Knochenmark-Transplantation; andere erholen
sich von der Operation. Die 45 Betten in der
Dialyse-Station dienen einigen Patienten
aus der ganzen Westbank. Fotos von Haifa,
Akko, Jaffa und Jerusalem in den Korridoren
sind wahrscheinlich das einzige sichtbare
nationale Element.
Die finanziellen Mittel zum Bau des
Krankenhauses kommen von Stiftungen,
besonders aus Kuweit und Saudi-Arabien, doch
auch von einzelnen Spendern. Die Regierung
von Japan schenkte den MRI-Scanner. Ein
Nachbar vom Berg Garizim, dem Berg
gegenüber, der palästinensische
Geschäftsmann Munib al-Masri spendete $ 1
Million. Was die Palästinensische Behörde
betrifft, so schuldet sie dem Krankenhaus
Geld. Ihre Schulden für unbezahlte
Operationskosten betragen 90 Millionen
Schekel ($ 25 Million).
Natürlich gibt es auch etwas „Nationales“
über das Zurückkommen,“ sagt er. „Ich wollte
beweisen, dass wir das können. Mein Motto
ist: ‚schau nicht nach Entschuldigungen‘.
Nicht die Besatzung und nicht die schwierige
wirtschaftliche Situation.
Das Krankenhaus liegt auf einem Gebiet des
Ebal-Berges nicht weit von einer IDF-Anlage
entfernt. 2006 fürchtete man, dass Israel
das Land enteignen würde. Die
Not-for-Profit-Gesellschaft, der dies
gehörte, entschied sich, dies der
An-Najah-Universität für die Errichtung
eines Lehr-Krankenhauses zu schenken.
Die An-Najah-Universität hat eine sehr
große medizinische Fakultät mit etwa 4000
Studenten – die größte im Nahen Osten.
Einige Jahre war Haj-Yahia Dekan seiner
Fakultät. Jetzt haben die Studenten auch
ein Lehr-Krankenhaus, wo sie klinische
Erfahrungen gewinnen können.
Haj-Yahias Studenten feiern, nachdem er im
Januar 2016 die erste künstliche
Herz-Transplantation in Palästina ausgeführt
hat. hunderte von ihnen begrüßten ihn mit
Luftballons, Freudenschreien von jedem
Stockwerk im Gebäude in höchst emotionaler
Weise. Die palästinensischen Studenten sind
hoch erfreut über die Herz-Transplantation
„Made in Palestine“.
Für Haj-Yahia ist der Bau des Krankenhauses
ein Teil eines Prozesses eines
Nation-Building. Vor seiner Ankunft wurden
Bewohner von Nablus gewöhnlich im
Rafadiya-Krankenhaus , einer lokalen
Regierungs-Institution behandelt oder
wurden bei komplizierten Fällen in ein
israelisches Krankenhaus überwiesen. Diese
Praxis möchte Haj-Yahia beenden. Er möchte
eine Situation, in der Patienten nicht
mehr zu israelischen Fachärzten überwiesen
werden müssen. Es gibt dafür wirtschaftliche
Gründe. Das An-Najah-Krankenhaus kann die
Behandlung preiswerter durchführen als das
israelische Gesundheitssystem. Natürlich
gibt es auch nationale Gründe: zu beweisen,
dass sie auch in der Lage sind, dies zu tun.
Haj-Najah: „Ich habe in königlichen Häusern
in aller Welt operiert, und ich kam hierher
und entdeckte, dass alle Leute von mir eine
Überweisung nach Tel-Hashomer oder Hadassah
(Krankenhaus in Jerusalem) haben wollen. Das
geht so seit 50 Jahren. Ich will nicht
sagen, dass wir nun ein „palästinensisches
Hadassah“ errichtet haben. Mein Ziel geht
über Hadassah hinaus.“
Nationaler Stolz ist einer der Werte, die
der Professor seinen Studenten nahe bringen
will und er glaubt, die An-Najah-
Einrichtung gibt den Palästinensern dazu
allen Grund. Das Video betont
Bescheidenheit, Menschlichkeit und eine
nicht materielle Annäherung. In einer
Gesellschaft, in der medizinische Behandlung
meistens private Sache ist, wird den
Krankenhaus-Mitarbeitern verboten, sich mit
irgendeiner Arbeit außerhalb der Vorlesungen
an der Universität zu engagieren.
In diesem Jahr haben 80 israelische Araber
Medizin an der An-Najah studiert. Seit der
Eröffnung der medizinischen Fakultät 1999
waren es etwa 400. Im Ganzen sind es 3000
israelische Araber von 20 000 Studenten der
An-Najah Universität. Für viele hat sie
den Platz der jordanischen Universitäten
eingenommen. Durch seinen Kontakt mit
Tausenden Studenten glaubt Haj-Yahia, er
würde in der Lage sein, eine Generation
junger Palästinenser zu entwickeln. In
einer Zeit, in der die Leute nur das Land
verlassen wollen, glaubt er, dass seine
Rückkehr nach Palästina und - weniger als
ein israelischer Araber - ein Vorbild für
andere sei. Er sagt seinen Studenten, dass
sie zum Studieren ins Ausland gehen sollen,
aber einen guten Grund haben, hierher
zurückzukehren, um eine Veränderung
anzufachen. Er lehrt sie auch, dass der
Arzt nicht Gott sei und dass der Arzt
nicht im Mittelpunkt von allem steht,
sondern der Patient. Er hat auch ein
spezielles Programm aufgezeichnet, um ein
Netzwerk von Hausärzten in den (besetzten)
Gebieten zu schaffen, da er darin ein
ungenügend entwickeltes Feld sieht.
„In dieser Gesellschaft gehen die Leute zu
dem Arzt, den sie als ‚den besten‘ ansehen
- egal ob er ein Neurologe ist, auch wenn
sie ein Bein-Problem haben,“ beobachtet er.
Ein Viertel der Patienten des
An-Najah-Krankenhauses kommen aus dem
belagerten Gazastreifen. Haj-Yahia hofft,
ein kleines Motel an Ort und Stelle zu
bauen, um Familien der Patienten von dort
und entfernteren Gebieten zu helfen. Er
träumt auch von der Entwicklung eines
medizinischen Tourismus aus den arabischen
Staaten und von andern neuen Initiativen,
die die wirtschaftliche Situation des
Krankenhauses verbessern, wie zum Beispiel
eine Station für Kunststoff-Operationen und
Fertilitie-Behandlung.
Laser-Augenoperationen kosten hier ein
Viertel von dem, was es im kostspieligen,
privaten Herzlia-Medizin-Zentrum kostet,
sagt er. Sein Krankenhaus hat ein Netzwerk
von Verbindungen zu großen medizinischen
Zentren im Ausland, zusätzlich zu den
israelischen Einrichtungen. Und da gibt es
sogar eine im An-Najah-Krankenhaus
ausgeführte Operation, die so noch nicht im
Hadassah-Krankenhaus ausgeführt wurde .
Haj-Yahias Augen leuchten, als er davon
redet. Es geht darum, zu zeigen, dass wir
das können.
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs) |
Der
Afrika-Israel-Gipfel "rechtfertigt den
Kolonialismus, die Apartheid
von Farah
Najjar - 15. August 2017 - Farah Najjar ist
ein Online-Producer bei Al Jazeera Englisch
- Eine Gruppe palästinensischer Aktivisten,
Akademiker und Organisationen der
Bürgergesellschaft haben eine Kampagne
gestartet, um afrikanische Nationen davon
abzuhalten, an dem kommendem
Afrika-Israel-Gipfel teilzunehmen, der im
Oktober in Togo stattfinden soll.
Mehrere
afrikanische Länder, darunter Südafrika,
Marokko, Algerien, Tunesien und Mauretanien
haben bereits entschieden, den Gipfel zu
boykottieren, auf dem der israelische
Ministerpräsident Benjamin Netanyahu Führer
von über 20 Ländern treffen wird, um
diplomatische und wirtschaftliche
Beziehungen wieder zu beleben. Der Gipfel
wird der erste dieser Art sein.
Laut dem
Aktivisten, Razan Zuayter, einem
Kampagnenorganisator aus Jordanien versucht
die „Popular Conference for Palestinians
Abroad“ (Volkskonferenz für Palästinenser im
Ausland), afrikanische Länder auf Israels
„gefährliche Aktivitäten“ auf dem Kontinent
hinzuweisen,wie zum Beispiel den Handel mit
Diamanten, die, wie ein UN-Bericht 2009
enthüllte, oft illegal aus Afrika eingeführt
werden, sowie die Misshandlung afrikanischer
Minderheiten in Israel.
„Wenn er (der
Gipfel) stattfindet, wollen wir eine
Gegenbewegung in Afrika bilden, die parallel
zu ihm agieren kann“, sagte Zuayter Al
Jazeera.
Bei dem
Gipfel, der für den 23. Oktober anberaumt
ist, werden Führer aus Afrika und Israel
sein, um Wege zur Verbesserung der
Zusammenarbeit auf dem Gebiet der
Technologie, Entwicklung und Sicherheit zu
diskutieren.
In einem
Brief, der an afrikanische Regierungen und
deren Botschaften adressiert war, rief die
Volkskonferenz für Palästinenser im Ausland
zum Boykott des Gipfels auf der Basis auf,
dass Beziehungen mit einem „Apartheidstaat“
aufzubauen und seine Aktionen gegenüber dem
besetzten palästinensischen Volk zu dulden,
einem Verstoß gegen zahlreiche
UN-Konventionen gleichkäme.
„Afrikanische
Länder, die jahrzehntelang gegen den
Kolonialismus kämpften und nach einem langen
Leidensweg frei wurden, sollten sich niemals
mit dem einzigen, längsten und brutalsten
kolonistischen Projekt in der heutigen Welt
verbünden“, besagt der Brief.
„Im Namen der
Gerechtigkeit und Freiheit und im Namen der
afrikanischen Geschichte eines langen
Freiheitskampfes bitten wir ihr Land, sich
von Israels Apartheidregime zu
distanzieren.“
Netanyahu
versprach schon früher, die Verbindungen zu
dem Kontinent zu verstärken und stellte sein
Versprechen als „Priorität“ auf einer
Sicherheitskonferenz in Liberien dar, an der
er im Juni 2017 teilnahm.
„Ich glaube an
Afrika, ich glaube an sein Potential,
gegenwärtig und zukünftig. Es ist ein
Kontinent im Wachstum“, sagte er in seiner
Rede an die westafrikanischen Führer.
In der
Geschichte hatten afrikanische Führer keine
freundschaftlichen Beziehungen zu dem Staat
Israel. (Aber) infolge des Krieges im
Oktober 1973 vertieften die Länder
Schwarzafrikas ihre Beziehung zu Israel. In
2016 wurde Netanyahu der erste israelische
Führer, der Schwarzafrika nach fast drei
Jahrzehnten besuchte.
Die
Organisation, die die palästinensische
Diaspora repräsentiert, arbeitet auch mit
Gruppen der Bürgergesellschaft und
Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) vor
Ort, um teilnehmende Regierungen zu drängen,
sich vom Gipfel zurückzuziehen.
Während diese
neue Freundschaften mit Israel gewissen
afrikanischen Ländern kurzfristige Vorteile
bringen könnten … sollten sie sich Israels
länger-fristigen Agenda bewusst sein, die
letztendlich ihren eigenen nationalen
Interessen schadet.
Ayesha Kajee,
südafrikanischer politischer Analyst
Salman Abu
Sitta, der Vorsitzende der Organisation,
sagte Al Jazeera, diese afrikanischen
Länder seien „harte, entschlossene Kämpfer“
im Kampf gegen den westlichen Kolonialismus
gewesen.
„Er (der
Gipfel) ist ein sehr trauriger Rückfall; es
ist bedauerlich, dass sie diese Geschichte
leugnen und zu Feinden ihrer Geschichte
werden, um mit dem puren Inbegriff von
Rassismus und Diskriminierung, den Israel
darstellt, enger zusammenzuarbeiten“, sagte
er.
„Ist Togo
bereit, Sklavenschiffe von Togo nach Israel
zu senden in Annotation seiner langen
Geschichte?, fügte er hinzu.
Gemäß Abu
Sitta ist die Hauptkonsequenz der
Wiederbelebung der Afrika-Israel-Beziehung,
dass die in der UN-Generalversammlung zur
Zeit vorherrschende „solide Mehrheit“
zugunsten der Beendigung der israelischen
Besetzung Palästinas verloren geht.
Traditionell
haben die afrikanischen Nationen immer die
Seite Palästinas bei der Abstimmung von
Resolutionen unterstützt, die das
Rückkehrrecht, den Abriss der Trennungsmauer
und die Beendigung des illegale Ausweitung
des Siedlungsprojektes betrafen.
Unter den 193
Mitgliederstaaten in der UN sind 54
afrikanische Staaten.
„Wenn wir sie
verlören (die afrikanischen Stimmen), wäre
das sehr gefährlich“, erklärte Abu Sitta.
Israel wird
Beeinflussungszentren in diesen Ländern
besitzen, die aktiv den Einfluss Israels auf
die UN und den afrikanischen Kontinent
vergrößern werden“, fügte er hinzu, indem er
betonte, dass die in die Organisation des
Gipfels involvierten Länder, einschließlich
Togo, „private oder finanzielle“ Motive
haben könnten, weshalb sie den Gipfel
veranstalten.
Al Jazeera
kontaktierte die Gipfel-Organisatoren, um
ihre Kommentare zu hören, jedoch erhielt es
keine rechtzeitige Antwort zur
Veröffentlichung.
Ähnlich sagte
Ghada Karmi, eine Akademikerin und Sprecherin der
Organisation, Al Jazeera, die Kampagne sei
wichtig, um zu einer Diskussion über die
israelische „Apartheids-“Politik zu
ermutigen und an das Bewusstsein zu
appellieren.
Israel, sagte
Karmi, sei entschlossen, den Gipfel
durchzuführen, um die pro-arabische Politik
der afrikanischen Staaten umzuwandeln oder
abzuschaffen. Wenn der Gipfel erfolgreich
sei, wäre es „ein Meilenstein für die
israelische Kampagne, erklärte sie.
„Wir müssen
fragen, was Israel den afrikanischen Ländern
bietet – uns erscheint es so, als ob es den
Diktatoren seine Unterstützung anbietet“,
sagte sie, was den Regierungen helfe,
„Befreiungsbewegungen“ zu unterdrücken.
„Diese (Kampagne) sollte auf Staatsebene
geführt werden“, sagte Karmi. Sie beschrieb
das Ausbleiben einer Aktion der Regierung
als problematisch.
„Wir
wenden uns an alle Staaten, nicht nur
die afrikanische Regierungen, diesen
Gipfel zu verurteilen.“ (Betonung Inga
Gelsdorf)
Der
südafrikanische Menschenrechtsaktivist und
politischer Analyst Ayesha Kajee aus
Johannesburg berichtete Al Jazeera, dass
Israel auf einer Mission zur Verstärkung der
Beziehungen mit Afrika sei. Sie gehen sogar
soweit und „versuchen, den Beobachterstatus
bei der Afrikanischen Union zu erlangen“.
„Während diese
neuen Freundschaften mit Israel gewissen
afrikanischen Ländern kurzfristige Vorteile
verschaffen könnten..., sollten sie sich
Israels längerfristigen Agenda bewusst sein,
die letztlich ihren eigenen nationalen
Interessen schaden könnten“, sagte sie.
Während
Netanyahus Besuch auf dem Kontinent in 2016
bewilligte die israelische Regierung einen
Handel über Entwicklungspakete für
afrikanische Länder in Höhe von 13 Millionen
Dollar. Das Ziel dieses Handels war, den
Beginn einer engeren Beziehung auf dem
Wirtschaftssektor zu symbolisieren.
In einem
Gespräch mit Al Jazeera aus Ramallah, der
Stadt in der besetzten Westbank, sagte
Mustafa Barghouti, der ehemalige
palästinensische Informationsminister und
Generalsekretär der politischen
Palästinensischen National-Initiative sagte,
dass Israel von seinen technologischen
Kenntnissen und Militär- und
Sicherheitsdiensten profitiere, um den
Gipfel auszuführen.
„Wir begannen,
Tendenzen der Veränderung in der UN in Bezug
auf den palästinensischen Fall
festzustellen“, sagte er. „Der Verlust der
Unterstützung könnte zur Dominanz der
israelischen Narrative bei dem
palästinensischen Thema und der heutigen
Situation führen.“
Außer der
eingesetzten Unterstützung der USA bei der
Errichtung eine Basis in afrikanischen
Ländern, sagte Barghouti, sei diese
Beziehung eine Chance für Israel, seine
Produkte und Überwachungsdienste „zu
vermarkten“, insbesondere zu einer Zeit, in
der die Aktivitäten der von den
Palästinensern angeführten Boykott-
Desinvestitions- und Sanktions-Bewegung
Wirkung zeige, indem sie den
wirtschaftlichen Erfolg Israels drosselten.
Naeem Jeenah,
der Exekutive Direktor des
Afro-Nahost-Zentrums in Johannisburg,
berichtete Al Jazeera, dass eine Beziehung
mit Israel die Souveränität der
afrikanischen Länder untergraben würde.
Indem Israel
seine Produkte und Dienstleistungen
vermarktet, versucht Israel in die
Sicherheitsdienste dieser Länder
einzudringen, erklärte Jennah.
„Es ist ein
Problem, wenn ein fremder Staat die
Sicherheitsfunktionen einer anderen
Regierung übernimmt …, sie (die
afrikanischen Regierungen) werden abhängig
von den Israelis“, sagte er.
Trotz
angehender Bemühungen das Bewusstsein zu
vergrößern, sind, laut Jeenah, einige 15
afrikanische Länder bereits im „israelischen
Lager“, und keine noch so große
Bürgerbewegung kann das wieder ändern.
Afrikanische
Länder, die sich der israelischen Politik
widersetzen, hätten sich nicht laut
geäußert, sagt er, aber mit mehr Druck der
Regierung könnten die Länder „die hin- und
hergerissen sind..., beeinflusst werden“.
Quelle
(übersetzt
von Inga Gelsdorf) |
Das Internationale Gesetz
und die gleichen Rechte sollten der Fokus
für Palästina-Solidarität sein ---
Finkelsteins Lektionen
Seth Anderson,
10.8.17
„Zionismus ist
Rassismus, Israel ist ein kolonialer
Siedler-Staat. Ein kolonialistisches
Siedler-Projekt muss entkolonisiert werden.
Wenn man eine linke Person ist und sich für
Gerechtigkeit in Palästina einsetzst, dann
bist man wahrscheinlich schon auf
Erklärungen wie die folgenden gestoßen: So
wahr sie sein mögen, müssen wir uns eine
fundamentale Frage stellen: „Mit wem
sprechen wir?“
„Die
Allgemeinheit hat keine Ahnung , was
Zionismus ist. Das wurde mir klar, als ich
neulich einem Mann meiner Universität ein
Buch verkaufte. Er fragte mich nach dem
Thema meiner Doktorarbeit. Ich sagte ihm,
ich hätte über Zionismus geschrieben. Er
hatte keine Ahnung, worüber ich sprach.
Als
Solidaritätsbewegung, die von außerhalb für
Gerechtigkeit in Palästina kämpft, müssen
wir uns zuerst fragen, was unser Ziel ist.
Ein offensichtliches Ziel ist, dass die
meisten Leute damit einverstanden sind, um
eine breite öffentliche Meinung zugunsten
der Palästinenser zu schaffen. Wenn dies
unser Ziel ist, müssen wir pragmatisch bei
der Auswahl unseres Wortschatzes sein.
Wir haben
einen großen Wortschatz: Zionismus,
Apartheid, Südafrika, Shuhada-Street,
Siedler, Kolonialismus usw. Wir sollten
nicht alles ablehnen. Das Vokabular ist gut,
die Argumente sind stark, aber wir sollten
im Gebrauch pragmatisch sein; denn es gibt
noch eine andere Sprache, die bei Leuten
mitschwingt, die über die israelische
Kolonisierung Palästinas keine Ahnung
haben. Eine Sprache die das breite Publikum
erreicht: das Internationale Gesetz und die
gleichen Rechte. Das ist die wichtigste
Lektion, die wir von Finkelstein lernen
können.
Das
Internationale Gesetz ist nicht mein
moralischer Kompass, es ist nicht die
Sprache, die ich gewöhnlich benutze. Es ist
nicht der Maßstab, nachdem ich etwas als
recht oder falsch einschätze. Aber um
ehrlich mit mir selbst zu sein. Arbeite ich
um Gerechtigkeit in Palästina, um mich
selbst wohl zu fühlen oder arbeite ich um
Gerechtigkeit in Palästina, weil ich
wirklich wünsche, dass palästinensische
Kinder in der Lage sind, an einem
militärischen Checkpoint nicht mit Tränengas
empfangen zu werden.. Wenn ich das letztere
wähle, muss ich meinen eigenen moralischen
Standard für einen Moment beiseitelassen.
Politik ist
nicht das, was man persönlich wünscht oder
glaubt, sagt Finkelstein. Es ist das
Maximum, das man realistisch innerhalb eines
bestehenden Rahmens erreichen kann. Was die
öffentliche Meinung betrifft, so ist das
Gesetz der Rahmen. Wenn wir uns für etwas
einsetzen, das auf der andern Seite des
Gesetzes ist, wie z.B. Israel als Staat
auflösen, dann verlieren wir den größten
Teil des Publikums und unsere
Glaubwürdigkeit. Dann haben wir das Gesetz
als allgemeinen Horizont, der uns
Glaubwürdigkeit unter den Leuten gibt, die
uns nicht kennen – dann reden wir nur mit
uns selbst.
Finkelstein
bemerkt noch: Denkt daran, das Gesetz ist in
diesem Fall vollkommen auf unserer Seite.
Die Palästinenser gewinnen in jedem Aspekt.
Das Internationale Oberste Gericht, das
höchste juristische Institut in der Welt
stimmte einstimmig für die palästinensische
Sache. Gaza, die Westbank, Ostjerusalem sind
nach dem Internationalen Recht
palästinensisches Gebiet. Die Besatzung, die
Belagerung, die Annektierung sind nach dem
Internationalen Gesetz illegal. Die
Siedlungen, die Mauer sind nach dem
Internationalen Recht illegal. Israel hat
ein legales Recht als ein Staat innerhalb
der Grenzen von vor dem 67er-Krieg zu
existieren, d.h. Israel müsste sich
unmittelbar aus dem Gazastreifen, der
Westbank und Ost-Jerusalem zurückziehen.
Was das
Rückkehrrecht der palästinensischen
Flüchtlinge betrifft, so hat sich
Finkelsteins Meinung im Laufe der Jahre
geändert. In einem Vortrag, den Finkelstein
an der Case-Western-Reserve Universität
2008 hielt, verteidigte er deutlich das
Rückkehrrecht. „ Sie haben unanfechtbar das
Recht“. Er sprach weiter von einer
Untersuchung, die von Human Right Watch
gemacht wurde, es sei keine Frage. Die
palästinensischen Flüchtlinge haben ein
juristisches Recht der Rückkehr. Doch nach
Jahren kam Finkelstein zu der Überzeugung,
dass die Rückkehr der palästinensischen
Flüchtlinge und die demographische
Veränderung, die dann folgen würde, ein Ende
des Staates Israel wäre und zwar in
Übereinstimmung mit Israels legalem Recht
innerhalb der Juni 1967-Grenzen zu
existieren.
Mit Recht ist
Finkelstein von vielen kritisiert worden,
die dies als einen Verrat an den
palästinensischen Flüchtlingen ansahen. Es
stimmt, da er darauf hinwies, dass die
Rückkehr der Flüchtlinge eine
demographische Veränderung schaffen würde.
Aber würde dies das Ende des Staates Israel
bedeuten?, Nein, es würde bedeuten, dass es
das Ende eines jüdischen Staates wäre und
Israel stattdessen ein demokratischer Staat
würde, in dem all seine Bürger, egal welcher
Religion und Ethnie, sich der gleichen
Rechte erfreuen würden.
Und trotz
allem, wovon Finkelstein in den letzten
Jahren überzeugt war, gibt es eine Grundlage
für das Rückkehr-Recht nach dem
Internationalen Gesetz Artikel 11 in der
UN-Resolution 194, der festlegt, dass die
Flüchtlinge ein juristisches Recht zur
Rückkehr haben. Amnesty International sagt,
sie haben ein juristisches Rückkehr-Recht.
Human Rights Watch sagt dasselbe. Und dies
sind die mächtigsten Institutionen und
Organisationen, die gegenüber der
israelischen Öffentlichkeit unumstritten
sind. Deshalb sind sie stark gegenüber denen
von uns, die eine breite Öffentlichkeit
suchen.
Wenn wir alles
in unserer Macht Stehende für das
palästinensische Volk tun wollen, alle
Mittel und Institutionen nützen, die in
unsern Ländern erreichbar sind, um Druck auf
die israelische Regierung und das System der
Unterdrückung auszuüben, dann ist dies unser
stärkster Fall: Das Internationale Gesetz
und die Gleichen Rechte. Wenn wir darüber
hinausgehen, versuchen wir nicht, die breite
Öffentlichkeit zu erreichen. Auf jeden Fall
nicht auf wirksame Weise.
Diese Lösung,
die Finkelstein in seiner pragmatischen
Weise darlegt, appelliert nach einer
Zwei-Staaten-Lösung. Wir können zustimmen
oder nicht zustimmen, ob dies die richtige
Lösung ist; ich würde jede Lösung
befürworten, die von den Palästinensern
unterstützt wird. Wir müssen aber
realistisch sein, in welcher Weise wir von
außerhalb am besten beitragen können und was
wir nicht können : wir können Israel nicht
entkolonisieren. Eine Entkolonisierung kann
nur von innerhalb Israels geschehen.
Quelle
(dt. gering
gekürzt: Ellen Rohlfs) |
Nicht nur Netanjahu – das
ganze Land ist Macht-trunken
- Marzuk Al-Halabi, 14.8.17 - Selbst wenn
Netanjahus Korruptions-Skandal ihn zwingt,
sein Amt aufzugeben – wird die israelische
Politik von der Idee geleitet, dass die
Palästinenser in die Unterwerfung geprügelt
werden müssen.
Der Ausdruck
der Freude und der Hoffnung, die das breite
Spektrum der Israelis erfasst, ist gut zu
verstehen. Sie haben genug von der
Netanjahu-Regierung und ihren Missetaten,
besonders im Licht der Berichte, dass die
Polizei den Ministerpräsident des Betrugs,
der Bestechung und des Vertrauensbruches
verdächtigt. Es ist auch natürlich,
Illusionen zu nähren, die die Möglichkeit
dieser Geschichte – einer rassistischen,
rechten Regierung, Korruption und Hass-Rede
– zu einem Ende kommt.
Jede weitere
Prüfung führt uns natürlich zu dem Gefühl
zurück, dass das Netanjahu-Regime sich
nicht wirklich ändern und uns in irgendeine
Utopie treiben wird. Ich denke , wir müssen
über die Namen in den Schlagzeilen hinaus
schauen, jenseits der falschen Nachrichten
des rechten Flügels, der versucht hatte,
einen Vorteil aus Israels strategischer
Struktur zu ziehen, die genau diese Struktur
erzeugt.
Der Sieg des
zionistischen Unternehmens
Um die
politische Realität zu verstehen, müssen wir
die strategische Struktur zwischen Israel
und dem, was wir „die arabische Welt“ nennen
– einschließlich der Palästinenser -
analysieren. Eine Struktur, die sich hier im
Laufe der letzten paar Jahrzehnte
entwickelt hat. Die Strategie ist nach 100
Jahren Konflikt eine Machtbalance zwischen
den Juden, die ins historische Palästina
kamen und den Nationen, die in der Region
lebten, einschließlich des einheimischen
palästinensischen Volkes.
Israels
strategische Situation gegenüber der
arabischen Welt ist die beste seit der
Errichtung des Staates. Es erfreut sich
militärischer und wirtschaftlicher
Überlegenheit, als auch einem Vorteil in
seiner nicht militärischen Stärke. Israels
Macht wird an seiner wirtschaftlichen und
sozialen Macht gemessen, und seine
strategische Stärke ist das Ergebnis von
Allianzen und Vereinbarungen ( explizit wie
auch implizit) mit regionalen Akteuren,
seinem Platz im internationalen System und
der Tatsache, dass es keinen externen
existentiellen Bedrohungen gegenübersteht.
Israel übertrifft seine Nachbarn in all
diesen Aspekten.
Auf der
arabischen Seite sind wir Zeugen eines
Kollapses: Staaten brechen zusammen und
blutige Bürgerkriege haben Millionen
Flüchtlinge geschaffen und die Zerstörung
großer arabischer Städte. Größere
Mittelpunkte arabischen Lebens haben
aufgehört zu funktionieren und ihre
politische Bedeutung ist auch beinahe
verschwunden. In Syrien und dem Irak haben
sich ganze Armeen aufgelöst.
Wenn man die
letzten 100 Jahre überblickt, kann man
sicher sagen, dass das zionistische
Unternehmen das der Araber besiegt hat. Der
Sieg ist nicht nur Experten des
Geheimdienstes und der Strategie klar oder
dem akademischen und militärischen
Establishment. Es ist so sehr eine Tatsache,
dass es zu einem Teil des Bewusstseins der
jüdisch-israelischen Gesellschaft wurde, die
nicht nur Stolz und Zufriedenheit in dieser
ihrer Errungenschaft empfindet, sondern auch
Überlegenheit gegenüber der Region. Der
historische Sieg des Zionismus‘ schafft
verschiedene Arten von Politik und
politische Bedürfnisse, wenn man einer
herausfordernden Realität gegenübersteht.
Dieser Sieg
jedoch hat die Grüne Linie Grenze von vor
1948) weggewischt und ein demographisches Tie-game
(??) zwischen dem Fluss und dem Meer
geschaffen. Die Israelis werden nicht in der
Lage sein, die Palästinenser zum
Verschwinden zu bringen, noch werden die
Palästinenser in der Lage sein, „die Juden
ins Meer zu werfen“. Israel kommt bei der
demographischen Auslosung durch eine fast
totale Machtposition und einem
Siegesgefühl, das sich durch Angriffslust
und Rassismus ausdrückt, indem sie die
Palästinenser lieber unterwerfen wollen, als
mit ihnen einen Deal erreichen. Dies ist der
Ansatz für all die hochfliegenden Ideen, die
um diese Tage schweben, die die ganze Skala
von Bevölkerungstransfer bis territorialen
Tausch beinhalten. Es ist auch der
eigentliche Grund für das Verschwinden der
linken Idee von zwei Staaten für zwei Völker
und die rechte intellektuelle Tendenz unter
der israelischen Elite – einschließlich
jener, die noch vor kurzem als Demokraten
angesehen wurden, die niemals die Rechte
gewählt hätten.
Demographie
verschwindet nicht einfach
Dies ist auch
das, was die israelische Mittelklasse dahin
gebracht hat, sich mit dem
Siedlungsunternehmen in den besetzten
Gebieten abzufinden und mit dem, dass die
nicht zionistische Ultra-Orthodoxen mit dem
zionistischen Staat Frieden geschlossen hat.
Sogar die Veränderung von der weithin
säkularen Gesellschaft zu einer
religiös-zionistischen reflektiert tiefe
Veränderungen, die eine Folge dieser
strategischen Verlagerung sind.
Wenn wir all
dies den kolonialen Ideologie Praktiken der
Ansiedlung und Erlösung des Landes durch
ethnische Säuberung und die Besatzung des
Landes der einheimischen Palästinenser
hinzufügen, wird es klar, dass die
augenblickliche Situation nicht allein die
Folge der Politik des rechten Flügels ist.
Tatsächlich ist vieles der Politik der
Rechten das Ergebnis dieser strategischen
Struktur. Wir müssen zugeben, dass die
Rechte erfolgreich diese Struktur bewilligt
und dazu ermutigt. Man schaue nur auf die
Hass- und Panikmache gegenüber den
palästinensischen Bürgern Israels.
Selbst wenn
Netanjahu geht, werden wir uns noch immer in
einer politischen Situation befinden, die
von derselben strategischen Situation
gepflegt wird. Selbst wenn Bibi geht, wird
Israel und die israelische Politik mit einem
demographischen Problem bleiben. Und wenn er
geht, was werden wir dann mit diesem Problem
tun?
(dt. E.Rohlfs) |
Israel zerstört ein
Beduinendorf, um
eine nur-jüdische Stadt auf seinen Ruinen
zu bauen
Edo Konrad,
10.August 2017
Die
israelischen Behörden haben dem Gericht
versprochen, dass die vertriebenen
Beduinen-Bewohner, Gelegenheit bekommen, in
der neuen Gemeinde zu leben. Neue Dokumente
zeigen, dass dies nicht der Fall sein wird.
Trotz
Versicherungen, die gegenüber dem
Israelischen Obersten Gericht gemacht
wurden, ist die auf den Ruinen gebaute
neue Stadt im südlichen Israel nur für
Juden gedacht, entsprechend der Satzung der
Genossenschaft der zukünftigen Stadt.
Israel
benachrichtigte vor 15 Jahren die Bewohner
von Umm al-Hiram, beduinische Bürger
Israels, dass es plane, das ganze Dorf zu
zerstören und an seiner Stelle für eine
andere Gemeinschaft zu bauen. Seitdem hat es
einen juristischen Streit gegeben, obgleich
Israels Gericht letztlich den Plan genehmigt
hat - auf Grund von Versicherungen, dass
die augenblicklichen Beduinenbewohner eine
Möglichkeit hätten, in der neuen Gemeinde zu
leben.
Entsprechend
der Satzung von Hiran wird die zukünftige
jüdische Stadt nur für „jüdisch israelische
Bürger oder permanente Bewohner offen
sein, die sich an die Torah und Gesetze des
orthodoxen Judentums halten ( nach ADALA –
dem Rechtszentrum für arabische
Minderheiten)
Der nationale
Planung- und Baurat, der zunächst den Plan
lieferte, die Stadt über Umm al-Hiran zu
bauen, hatte versprochen, er würde offen für
alle israelischen Bürger sein, gleichgültig
zu welcher Religion oder Nationalität sie
gehören. Das Oberste Gericht nahm den Staat
beim Wort, als er behauptete, Beduinen würde
es erlaubt sein, im zukünftigen Hiran zu
leben.
Der
ADALAH-Anwalt Myssans Morany sandte am
Montag einen Brief an den israelischen
Anwalt General Avichai Mandelblit und fragte
ihn, ob er die Zuteilung von Grundstücken in
Hiran an die Kerngruppe der Genossenschaft
der Stadt verhindere und sicher geht, dass
Umm al-Hirans augenblickliche Bewohner in
die neue Stadtplanung eingeschlossen sind.
Das
israelische Gesetz bietet anscheinend zwei
widersprüchlich Einstellungen zur ethnischen
und religiösen Wohn-Trennung an. Einerseits
mag er bei der Vergabe von Grundstücken an
seine Bürger nicht diskriminieren.
Andrerseits ist es den Gemeinden erlaubt,
Möchte-gern-Bewohner auszuschließen, wenn
sie den Charakter der Gemeinschaft verändern
– das heißt, dass sie aus verschiedenen
Gründen sie diskriminieren könnten.
Vor Israels
Staatsgründung 1948 lebten Umm al-Hirams
Bewohner nordwestlich vom jetzigen Dorf. Wie
viele Beduinen wurden sie während und nach
dem 1948er-Krieg wie die meisten arabischen
Bürger des werdenden jüdischen Staates
vertrieben und wurden bis 1966 unter
strenges Kriegsrecht gesetzt.
1956 hat der
lokale Militärgouverneur die Dorfbewohner
zwangsweise an ihren jetzigen Ort
umgesiedelt. Ihr ursprüngliches Land wurde
vom Staat enteignet, um den Kibbuz Shoval
zu errichten.
Obwohl auf
Grund einer Militärorder errichtet, hat
Israel Umm al-Hiram nie anerkannt und hat
es deshalb nie mit den Grundbedürfnissen,
wie Wasser, Strom, Gesundheitsdienste oder
Schulen versehen.
Die
israelische Regierung wünscht jetzt, die
Bewohner von Umm al-Hiran in das nahe
Stadtgebiet von Hura umzusiedeln, eine der
7 städtischen Zentralen, wo die Beduinen der
Gegend konzentriert werden sollen.
Seit mehreren
Jahren haben religiöse israelische Juden -
die den Kern der Genossenschaft bilden, die
die neue Stadt von Hiran leiten wollen – in
von JNF gesponserten Wohnwagen , die mit der
Wasser-und Stromleitung verbunden waren, im
nahen Yatit-Wald gelebt, da sie auf die
Zerstörung von Umm-al-Hiram warteten. Der
Bau von Hiran begann Mitte 2016, als der
Staat zusammen mit dem Jüdischen
Nationalfond (JNF) begann, den Boden
aufzureißen nur wenige Meter von den
Wohnstätten der Beduinen entfernt.
Die
israelische Regierung hat in den letzten
Jahren mehrere Versuche gemacht, den
Landbesitz in der Negev, wo der größte Teil
von Israels Beduinen-Bevölkerung lebt
offiziell zu machen. Das Ziel ist, die
Negev-Wüste zu „judaisieren“ - d.h. mehr
jüdische Städte in Gegenden zu bauen, die
von nicht-Juden bevölkert sind.
2013 wurde der
Prawer-Plan, der sich darum bemühte, etwa 40
000 in Dutzenden sog. nicht anerkannter
Dörfer lebende Beduinen zwangsweise
umzusiedeln, wurde rückgängig gemacht,
nachdem immenser Widerstand von Seiten der
Beduinen und Aktivisten erfolgte.
Enteignung -
für jeden sichtbar
Als mein
Kollege Amjad Iraqi kürzlich auf diesen
Seiten notierte, Trennung sei in Israel kein
neues Phänomen; es sei tief in den DNA des
Staates seit seiner Errichtung eingebettet.
Durch die Gesetzgebung, die Enteignung von
Land genehmigte, das Palästinensern gehörte,
die flohen oder 1948 vertrieben wurden,
zusammen mit der Politik von
Quasi-Regierungsorganisationen wie dem JNF
und die jüdische Agentur hat Israel
unermüdlich daran gearbeitet, die größte
Landkontrolle für jüdische Bürger zu
haben. Inzwischen hat es sein Äußerstes
getan, die palästinensischen Gemeinden durch
Hauszerstörungen, diskriminierendes Planen
und ungleiche Verteilung der Ressourcen
einzugrenzen. Abgesehen von sieben
Beduinen-Townships ist seit 1948 keine
einzige Stadt für Israels arabische
Bevölkerung gebaut worden.
In gewisser
Hinsicht bringt die Sage von Umm al-Hiran
die Geschichte von Israels diskriminierender
Landherrschaft eine volle Runde. Wie
Dutzende anderer arabischer Dörfer wurden
Umm al-Hirans Bewohner zuerst vertrieben, um
einem Kibbuz Platz zu machen. Das Kalkül der
israelischen Führung in den 40er und
50er-Jahren war, dass neue jüdische
Gemeinden gebaut wurden – damit Kibbuzim,
Moschavim, Entwicklungsstädte über
palästinensischen Dörfern entstehen, die
während der Nakba entvölkert wurden, um die
Rückkehr der Flüchtlinge zu verhindern. Sie
sollten als Puffer an der Grenze des neuen
Staates dienen und palästinensische Städte
und Dörfer daran hindern, sich auszudehnen.
Heute jedoch
hat es der Staat nicht länger nötig, sich
hinter jenen Entschuldigungen zu verstecken:
die Araber zu ersetzen und ihr Land zu
nehmen. Heute kann der Staat einfach Pläne
schmieden, die eine Gruppe von Bürgern
ihrer Rechte und Heimstätten beraubt, damit
eine andere Gruppe – jüdische Bürger – davon
profitieren.
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs) |
Nicht nur
Netanjahu – das ganze Land ist
Macht-trunken
Marzuk
Al-Halabi, 14.8.17
Selbst wenn
Netanjahus Korruptions-Skandal ihn zwingt,
sein Amt aufzugeben – wird die israelische
Politik von der Idee geleitet, dass die
Palästinenser in die Unterwerfung geprügelt
werden müssen.
Der Ausdruck
der Freude und der Hoffnung, die das breite
Spektrum der Israelis erfasst, ist gut zu
verstehen. Sie haben genug von der
Netanjahu-Regierung und ihren Missetaten,
besonders im Licht der Berichte, dass die
Polizei den Ministerpräsident des Betrugs,
der Bestechung und des Vertrauensbruches
verdächtigt. Es ist auch natürlich,
Illusionen zu nähren, die die Möglichkeit
dieser Geschichte – einer rassistischen,
rechten Regierung, Korruption und Hass-Rede
– zu einem Ende kommt.
Jede weitere
Prüfung führt uns natürlich zu dem Gefühl
zurück, dass das Netanjahu-Regime sich
nicht wirklich ändern und uns in irgendeine
Utopie treiben wird. Ich denke , wir müssen
über die Namen in den Schlagzeilen hinaus
schauen, jenseits der falschen Nachrichten
des rechten Flügels, der versucht hatte,
einen Vorteil aus Israels strategischer
Struktur zu ziehen, die genau diese Struktur
erzeugt.
Der Sieg des
zionistischen Unternehmens
Um die
politische Realität zu verstehen, müssen wir
die strategische Struktur zwischen Israel
und dem, was wir „die arabische Welt“ nennen
– einschließlich der Palästinenser -
analysieren. Eine Struktur, die sich hier im
Laufe der letzten paar Jahrzehnte
entwickelt hat. Die Strategie ist nach 100
Jahren Konflikt eine Machtbalance zwischen
den Juden, die ins historische Palästina
kamen und den Nationen, die in der Region
lebten, einschließlich des einheimischen
palästinensischen Volkes.
Israels
strategische Situation gegenüber der
arabischen Welt ist die beste seit der
Errichtung des Staates. Es erfreut sich
militärischer und wirtschaftlicher
Überlegenheit, als auch einem Vorteil in
seiner nicht militärischen Stärke. Israels
Macht wird an seiner wirtschaftlichen und
sozialen Macht gemessen, und seine
strategische Stärke ist das Ergebnis von
Allianzen und Vereinbarungen ( explizit wie
auch implizit) mit regionalen Akteuren,
seinem Platz im internationalen System und
der Tatsache, dass es keinen externen
existentiellen Bedrohungen gegenübersteht.
Israel übertrifft seine Nachbarn in all
diesen Aspekten.
Auf der
arabischen Seite sind wir Zeugen eines
Kollapses: Staaten brechen zusammen und
blutige Bürgerkriege haben Millionen
Flüchtlinge geschaffen und die Zerstörung
großer arabischer Städte. Größere
Mittelpunkte arabischen Lebens haben
aufgehört zu funktionieren und ihre
politische Bedeutung ist auch beinahe
verschwunden. In Syrien und dem Irak haben
sich ganze Armeen aufgelöst.
Wenn man die
letzten 100 Jahre überblickt, kann man
sicher sagen, dass das zionistische
Unternehmen das der Araber besiegt hat. Der
Sieg ist nicht nur Experten des
Geheimdienstes und der Strategie klar oder
dem akademischen und militärischen
Establishment. Es ist so sehr eine Tatsache,
dass es zu einem Teil des Bewusstseins der
jüdisch-israelischen Gesellschaft wurde, die
nicht nur Stolz und Zufriedenheit in dieser
ihrer Errungenschaft empfindet, sondern auch
Überlegenheit gegenüber der Region. Der
historische Sieg des Zionismus‘ schafft
verschiedene Arten von Politik und
politische Bedürfnisse, wenn man einer
herausfordernden Realität gegenübersteht.
Dieser Sieg
jedoch hat die Grüne Linie Grenze von vor
1948) weggewischt und ein demographisches Tie-game
(??) zwischen dem Fluss und dem Meer
geschaffen. Die Israelis werden nicht in der
Lage sein, die Palästinenser zum
Verschwinden zu bringen, noch werden die
Palästinenser in der Lage sein, „die Juden
ins Meer zu werfen“. Israel kommt bei der
demographischen Auslosung durch eine fast
totale Machtposition und einem
Siegesgefühl, das sich durch Angriffslust
und Rassismus ausdrückt, indem sie die
Palästinenser lieber unterwerfen wollen, als
mit ihnen einen Deal erreichen. Dies ist der
Ansatz für all die hochfliegenden Ideen, die
um diese Tage schweben, die die ganze Skala
von Bevölkerungstransfer bis territorialen
Tausch beinhalten. Es ist auch der
eigentliche Grund für das Verschwinden der
linken Idee von zwei Staaten für zwei Völker
und die rechte intellektuelle Tendenz unter
der israelischen Elite – einschließlich
jener, die noch vor kurzem als Demokraten
angesehen wurden, die niemals die Rechte
gewählt hätten.
Demographie
verschwindet nicht einfach
Dies ist auch
das, was die israelische Mittelklasse dahin
gebracht hat, sich mit dem
Siedlungsunternehmen in den besetzten
Gebieten abzufinden und mit dem, dass die
nicht zionistische Ultra-Orthodoxen mit dem
zionistischen Staat Frieden geschlossen hat.
Sogar die Veränderung von der weithin
säkularen Gesellschaft zu einer
religiös-zionistischen reflektiert tiefe
Veränderungen, die eine Folge dieser
strategischen Verlagerung sind.
Wenn wir all
dies den kolonialen Ideologie Praktiken der
Ansiedlung und Erlösung des Landes durch
ethnische Säuberung und die Besatzung des
Landes der einheimischen Palästinenser
hinzufügen, wird es klar, dass die
augenblickliche Situation nicht allein die
Folge der Politik des rechten Flügels ist.
Tatsächlich ist vieles der Politik der
Rechten das Ergebnis dieser strategischen
Struktur. Wir müssen zugeben, dass die
Rechte erfolgreich diese Struktur bewilligt
und dazu ermutigt. Man schaue nur auf die
Hass- und Panikmache gegenüber den
palästinensischen Bürgern Israels.
Selbst wenn
Netanjahu geht, werden wir uns noch immer in
einer politischen Situation befinden, die
von derselben strategischen Situation
gepflegt wird. Selbst wenn Bibi geht, wird
Israel und die israelische Politik mit einem
demographischen Problem bleiben. Und wenn er
geht, was werden wir dann mit diesem Problem
tun?
Quelle
(dt. E.Rohlfs) |
Israels Politik der Kollektivbestrafung:
Ganze Familie in Haft, Dorf belagert und
eingeschlossen
- Ihab Rimawi -
14.08.2017 -
Das Heim der Familie von Omar al-Abed in
Kobar im Bezirk von Ramallah war
menschenleer und ohne Möbel.
Omar al-Abed
ist der 19-jährige Palästinenser aus Kobar,
der am 21. Juli in die illegale Siedlung
Halamish in der Nähe seines Dorfes schlich,
um die Tötung von drei jungen Palästinensern
durch die israelische Polizei während der
al-Aqsa-Proteste in Ostjerusalem zu rächen,
und drei israelische Siedler erstach. Er
wurde angeschossen, verwundet und verhaftet.
Seit dem
Vorfall wurde seine Familie, die aus seinen
Eltern und vier Geschwistern besteht, von
denen zwei behindert sind, mit ihren
Angehörigen von der israelischen Armee und
dem Geheimdienst massiv und auf
unmenschliche Weise schikaniert.
Armeeeinheiten
überfielen ihr Dorf und ihr Heim fast
täglich, um nicht nur die ganze Familie,
sondern auch das ganze Dorf mit seinen 6.000
jungen und alten Menschen zu bestrafen.
Die Familie
hatte ihr Haus vor der Zerstörung, die bei
jedem an der Tötung von (jüdischen) Israelis
beteiligten Palästinenser durchgeführt wird,
von den wichtigsten Mobiliar geräumt und war
zu Angehörigen gezogen.
Die Mutter,
Ibtisam, wurde zwei Tage nach dem Vorfall
unter dem Vorwand der Anstiftung verhaftet.
Einige Tage
später wurde sie nach Überweisung einer
Kaution von rund $3.000 freigelassen, wenige
Tage danach aber gemeinsam mit ihrem Ehemann
Abdul Jalil und zwei ihrer Söhne (Khaled und
Munir) wieder verhaftet.
Khaled, der
älteste Sohn, arbeitet als Fahrer eines
Firmen-Lieferwagens, wurde verhaftet,
während er im Krankenhaus von Ramallah auf
seine Frau wartete, die dort ein Kind zur
Welt brachte; Munir studiert an der
Birzeit-Universität Finanzwesen.)
Ein
behinderter Bruder und eine behinderte
Schwester sind die einzigen
Familienmitglieder, die die Armee bisher
verschont hat; aber, nachdem die ganze
Familie verhaftet worden ist, ist niemand
mehr da, der sich um sie kümmert.
Abduls Jalils
Buder Ibrahim, der der Familie Unterschlupf
gewährte, nachdem sie ihr Haus verlassen
hatte, wurde ebenfalls verhaftet.
Khaled, der
gerade dabei gewesen war auf sein Elternhaus
ein zweites Stockwerk für seine Familie zu
bauen, musste die Arbeiten stoppen, weil mit
der Zerstörung des Huases zu rechnen war.
"Mein Bruder
und seine Familie haben ihr Haus verlassen
und sind jetzt obdachlos", sagte ein
weiterer Bruder von Abdul Jalil. "Sie haben
meinen Bruder, seine Frau und seine drei
Söhne inhaftiert, sie haben auch meinen
Bruder Ibrahim inhaftiert, und ich rechne
damit, dass sie auch zu mir kommen", sagte
er.
"Die
Besatzungsmacht führt einen psychologischen
Krieg gegen meine Familie und das ganze
Dorf, zusätzlich zum materiellen Krieg",
fügte er hinzu. "Die Soldaten kommen jede
Nacht ins Dorf, sie bringen einen Bulldozer
mit und gegen zum Haus meines Bruders, wo
sie bis zum Morgen bleiben, dann gehen sie
wieder ohne etwas zu tun. Das ist ein Teil
ihrer psycholgischen Kriegsführung."
Der Bürgermeister von Kobar, Izzat Badran,
sagte, das Dorf werde seit dem Vorfall von
der israelischen Armee belagert. Die
Soldaten haben die Strassen zum Dorf
gesperrt, um die Leute daran zu hindern sich
zu entfernen.
"Wenn die
Armee geht, kommen die Jungen heraus und
öffnen die Strassen wieder. Aber jedes Mal,
wenn wir das tun, kommt die Armee zurück und
blockiert die Strassen. Das ist bis jetzt 6
Mal passiert", sagt er. "Wir können vor der
Besatzung nicht kapitulieren. Wir müssen
unser Land offen halten."
Einstweilen ist kein Ende der israelischen
Politik der Kollektivstrafen in Kobar in
Sicht, und wann das palästinensische Dorf
wieder in Frieden leben kann.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Der "diplomatische
Tsunami", der nie kam
- Hagai
El-Ad -
15.08.2017 -
Netanyahu hat letzte Woche in einer Rede vor
Anhängern seiner Partei viel heiße Luft à la
Trump geblasen. Aber er sprach eine Wahrheit
aus: die internationale Gemeinschaft kann
die Besatzung beenden, wenn sie will.
Die Rede des
israelischen Premierministerns Benjamin
Netanyahu vor einer jubelnden Menge richtete
sich nicht an eine internationale
Hörerschaft: sie war dazu gedacht,
angesichts mehrerer bekannter Ermittlungen
gegen ihn und ihm Nahestehende wegen
Korruption, seine politische Basis um sich
zu scharen.
Der
Premierminister schleuderte eine Unzahl
falscher Beschuldigungen gegen die Medien
und "die Linke", wie geradewegs von den
Redemanuskripten von US-Präsident Trump und
dem ungarischen Premierminister Orban. Aber
eine wichtige Wahrheit hat er immerhin
gesagt: die Welt kann die israelische
Besatzung Palästinas beenden.
In seiner Rede
spottete Netanyahu über den früheren Premier
Ehud Barak wegen einer Warnung, die er 2011
als Verteidigungsminister unter Netanyahu
gemacht hatte – dass Israel vor einem
"diplomatischen Tsunami" stehe. "Es gibt
eine internationale Bewegung zur Anerkennung
eines palästinensischen Staates in den
Grenzen von 1967... Israels Delegitimierung
ist am Horizont, auch wenn die Staatsbürger
das nicht sehen. Es ist gefährlich, man muss
etwas tun", sagte Barak damals.
Sechs Jahre
sind seit Baraks Warnung vergangen – sechs
Jahre mehr Siedlungsbau für Israelis und
Enteignung für Palästinenser, sechs Jahre
weitere Straflosigkeit, Unterdrückung und
Gewalt. Und tatsächlich – sechs weitere
Jahre ohne einen diplomatischen Tsunami.
"Welcher
Tsunami? Welche Isolierung?", machte sich
Netanyahu über Barak lustig. "Unsinn...
Israel erfreut sich eines diplomatischen
Frühlings ohnegleichen."
Netanyahus ganze Strategie für die
zukünftige israelische Herrschaft über das
palästinensische Volk ist die schleichende
Weiterentwicklung der israelischen
Langzeitziele in den besetzten Gebieten,
während man der einzigen Sache aus dem Weg
geht, die uns helfen kann ohne Gewalt aus
dieser Realität herauszukommen:
internationale Konsequenzen. Während er
seine Leistungen feiert, macht er für die,
die noch Zweifel haben könnten, deutlich,
wie effektiv die internationale Gemeinschaft
sein könnte, wenn sie sich endlich
entscheiden würde ihre stillschweigende
Duldung zu beenden.
Die Besatzung
zu verewigen und keinen Preis dafür zu
zahlen – dies beides ist Netanyahus einziges
Ziel. Dass das stillschweigende
Einverständnis damit zerbricht, ist die
größte Hoffnung auf ein Ende der Besatzung,
die wir haben.
Aber je länger
keine internationale Aktion kommt – umso
länger machen wir weiter ohne einen
"diplomatischen Tsunami" oder zumindest die
Andeutung eines vorübergehenden Regensturms
– das überzeugendste Argument, das Netanyahu
(und viele, die die politische Führung in
Israel anstreben) der israelischen
Öffentlichkeit geben kann, ist, dass
Besatzung mit null diplomatischen
Konsequenzen weiter wie bisher möglich ist.
Die Tatsache, dass die weltweite
diplomatische Aufmerksamkeit ihren Fokus
derzeit anderswo hat, kommt sicherlich
dieser israelischen Strategie zugute, aber
sich auf den derzeitigen Ort des Fokus der
internationalen Gemeinschaft, der sich
ständig verschiebt, zu verlassen ist
kurzsichtig. Wenn es die Umstände erfordern,
dass sich die Aufmerksamkeit der Welt wieder
der Besatzung zuwendet – und diese Umstände
werden kommen – , wird die Realität,
mit der wir konfrontiert sein werden, so
viel schwieriger sein, der Himmel helfe uns,
es wird weit blutiger sein als es heute ist.
Aber nicht nur
das, wenn Israel weiterhin beide
Möglichkeiten hat (die Besatzung verewigen
und keinen Preis dafür zahlen, Ü.), werden
Israelis, die hinter einer endlosen
Besatzung zusammen mit einem "diplomatischen
Frühling" stehen, nicht nur in ihrem Glauben
ermutigt, sondern das Gespür der
israelischen Öffentlichkeit, dass sich
tatsächlich internationale Herausforderungen
am Horizont abzeichnen könnten, wird mehr
und mehr erodiert.
An diesem
einzigen Punkt – an dem er eine alte Warnung
vor einem "diplomatischen Tsunami", der
durch die israelische Politik einer ewigen
Besatzung ausgelöst ist, lachend beiseite
schiebt, überzeugte der Premierminister
einfach, weil er recht hatte. Für jeden, der
ein gewaltfreies Ende der Besatzung ein
ernstes Anliegen ist, gibt es eine einfache,
klare Antwort: das stillschweigende
Einverständnis stoppen, die internationale
Komplizenschaft beenden, der israelischen
Öffentlichkeit zeigen, dass israelische
Besatzung ohne einen Preis nicht länger eine
Option ist, und internationale Maßnahmen
ergreifen. Andernfalls wird der einzige
Tsunami die israelische Flut sein, die
Palästina in einer Mischung von Arroganz und
Unterdrückung allmählich ersäuft.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Schwamm-Munition,
Gummigeschosse, Tränengas – wie israelische
nicht-tödliche Waffen töten
-
14.08.2017 -
Sheren Khalel
-
Es war in der Mitte einer kalten
Oktober-Nacht 2015, als ein israelischer
Armee-Jeep durch das Aida-Flüchtlingslager
fuhr und durch den Lautsprecher eine
Botschaft gebrüllt wurde.
"Leute vom Aida-Flüchtlingslager, wir sind
die Besatzungstruppen", begann die
Botschaft in arabisch. "Wenn Ihr Steine
werft, werden wir Euch mit Gas treffen, bis
Ihr alle tot seid. Die Kinder, die Jungen,
die alten Leute – Ihr werdet alle sterben.
Wir werden keinen von Euch am Leben
lassen... Geht nach Hause oder wir werden
Euch vergasen, bis Ihr sterbt. Eure
Familien, Eure Kinder, jeden – wir werden
Euch töten."
Die
israelische Regierung verurteilte die
Botschaft als die Aktion eines einzelnen
Soldaten, aber die Palästinenser in Aida,
die das tödliche Potential des Tränengases
kennen, nahmen die Drohung ernst.
Am Tag darauf
wurde ein acht Monate altes Baby in einem
Nachbardorf durch Tränengas-Inhalation
während Zusammenstößen getötet. Während
palästinensische Demonstranten in der Regel
mit Steinen und sporadisch mit einigen
wenigen Molotowcocktails bewaffnet sind,
sind die israelischen Streitkräfte mit den
weltweit führenden Waffen zur Kontrolle von
Menschenansammlungen ausgerüstet.
Scharfe
Munition, die größer als .22Kaliber ist, ist
die einzige Munition, die bei Verwendung
während Zusammenstößen nach israelischen
Standards als tödlich gilt, aber die
Klassifikation von Tränengas, Gummi
ummantelten Geschossen, Schwammmunition und
scharfe .22 Kaliber Munition als
nicht-tödlich ist laut medizinischen
Fachleuten irreführend.
Mondoweiss
sprach mit Dr. Nasser al- Jaberi von der
Nothilfeabteilung des Arab Society Hospitals
in der Westbank, um eine bessere Vorstellung
davon zu bekommen, wozu diese Waffen in der
Lage sind.
"(Sie) können
absolut töten", sagte al-Jaberi. "Steine
sind keine wirkliche Bedrohung für ein
bewaffnetes Militär. Wenn Sie fragen, ob ein
Stein einen Soldaten verletzen oder töten
kann, der einen Helm und eine kugelsichere
Weste und Armeebekleidung trägt, dann kann
man sich das schwer vorstellen, aber dass
ein Demonstrant an Tränengas-Inhalierung
stirbt, kommt häufig vor."
Al-Jaberi
sagte gegenüber Mondoweiss, dass unter
bestimmten Umständen fast jede von Israel
verwendete nicht-tödliche Waffe töten kann
und irgendwann auch getötet hat.
Wir baten
al-Jaberi die Munition für uns
aufzugliedern.
Schwammmunition
Schwammmunition, auch Schwammgranaten und
mit einem Schwamm bestückte Kugeln genannt,
werden von den israelischen Streitkräften
oft benützt, wenn es Zusammenstöße nahe
einer jüdisch-israelischen Gemeinde gibt,
oder wenn der Wind für ein richtiges
Funktionieren vom Tränengas zu stark ist.
Bei
Zusammenstößen kann man leicht sagen, ob die
israelische Armee diese Geschoße einsetzt.
Die jungen
Leute in den Strassen sind vorsichtiger,
wenn sie heraus kommen. Sie verstecken sich
hinter Betonblocks an der Strassenseite. In
der Mitte der Strasse sind Bretter und
andere Barrieren an Lichtmasten befestigt
und metallene Müllcontainer auf die Strasse
gestoßen, Jugendliche tauchen dahinter
gerade so lange auf, dass sie mit ihren
Schleudern einen Stein werfen können.
Die Barrieren
stehen nur im Weg, wenn viel Tränengas
verschossen wird, aber sie genügen nicht, um
scharfe Munition abzuhalten.
Schwammmunition ist entwickelt, um über eine
größere Distanz (die erforderliche
Entfernung variiert je nach Typ dieser
Munition) und nur auf die unteren
Extremitäten zu schießen.
Wenn die
harmlos aussehende Munition aus der
richtigen Entfernung abgeschossen wird,
verursacht sie massive schwarze und blaue
Flecken – aus geringer Entfernung
abgeschossen, kann sie einen Herzstillstand
verursachen oder Schädelknochen brechen.
Vom
israelischen Militär werden zwei Typen von
Schwammmunition verwendet: Die blau
bestückte Munition ist auf einer Aluminium-
und Plastik-Basis und einem dichten Schwamm
hergestellt. Sie kann ernste Schäden
verursachen, aber 2015 wurde eine neue
schwarz bestückte Schwammmunition
eingesetzt. Die schwarz bestückte Munition
ist schwerer, mit einer gefährlicheren Kuppe
aus synthetischem Gummi.
"Aus einer
sehr kurzen Entfernung abgeschossen, kann
jede Schwammmunition Schädelfrakturen
verursachen, die zum Tod führen können",
sagte al-Jaberi. "Sie kann auch tödlich
sein, wenn sie auf die Brust geschossen
werden, oder ins Auge oder den Nacken. Sie
ist sicher weniger tödlich als Gummi
umantelte Geschoße oder Tränengas, aber das
heißt nicht, dass sie nicht den Tod oder
schwere Verletzungen verursachen kann."
Dem
16-jährigen Muhammad Abdelmajid Sunukrut
wurde im August 2014 aus etwa 10m Entfernung
mit Schwammmunition in den Kopf geschossen.
Nachdem er eine Woche im Krankenhaus (um
sein Leben) gekämpft hatte, starb er an
seinen Verletzungen. Im Juli 2016 wurde dem
10-jährigen Muhjee al-Din Tabakhi mit
Schwammmunition in die Brust geschossen, was
eine innere Blutung verursachte, die zum Tod
des Kindes führte.
Aber die
Schwammmunition gilt noch immer als
nicht-tödlich.
Gummi
ummantelte Stahlkugeln
Auch Gummi
ummantelte Stahlkugeln gelten laut al-Jaberi
fälschlicherweise als eine nicht-tödliche
Methode zur Kontrolle von
Massenansammlungen, die vom israelischen
Militär eingesetzt wird.
Im Arabischen
haben Schwammmunition und Gummi ummantelte
Stahlkugeln dieselbe Bezeichnung: "matahta".
Während die
Bezeichnung dafür und für den Schutz gegen
sie (provisorische Barrieren in den
Strassen) dasselbe sind, nehmen junge Leute
Gummi ummantelte Stahlkugeln sehr viel
ernster, wenn sie vom israelischen Militär
am Ort eingesetzt werden.
"Eine Gummi
ummantelte Kugel ist tatsächlich eine
Metallkugel, die von einer dünnen Schicht
Plastik oder Gummi überzogen ist, ist also
noch immer eine Kugel", sagte al-Jaberi.
"Wir haben hier viele Schädelfrakturen von
diesen sogenannten Gummikugeln gesehen, und
eine Schädelfraktur kann innere Blutungen
wie auch Gehirnkontusionen zur Folge haben.
Wenn sie aus einer kurzen Entfernung an den
Kopf, in Auge, Nacken oder Brust geschossen
wird, ist diese Munition sehr wahrscheinlich
tödlich."
Al-Jaberi
erklärte, dass eine richtige Kugel viel
wahrscheinlicher ein sauberes Einschuss- und
Austrittsloch macht, während eine
Gummi-Kugel viel wahrscheinlicher eine
offene, zerklüftete Wunde reisst, und wenn
sie aus einer geringen Entfernung
abgeschossen wird, bleibt sie viel
wahrscheinlicher im Körper.
Heute wagt es
Mohammed al-Azza, ein Preis gekrönter
palästinensischer Photojournalist aus der
Westbank, nicht ohne kugelsichere Weste und
Helm Zusammenstöße zu fotografieren. 2013
sagten die Ärzte dem jungen Journalisten, er
hätte tot sein können, wenn die Gummi
ummantelte Kugel, die ihm, während der
Zusammenstöße fotografierte, ins Gesicht
geschossen worden war, ihn nur einen cm
näher am Auge getroffen hätte.
Er war auf dem
Balkon im zweiten Stock von Soldaten, die
auf der Strasse, genau ihm gegenüber
positioniert waren, beschossen worden – aus
viel zu geringer Entfernung, als dass es
noch dem Protokoll für die Verwendung dieser
Munition entsprochen hätte.
Die Kugel
zerschmettere seinen Wangenkochen. Er musste
chirurgisch entfernt werden, und der
Journalist musste sich zur Wiederherstellung
seines Gesichts und der Augenhöhle mehreren
weiteren Operationen unterziehen. Heute ist
ihm nur eine kleine Narbe am Wangenkochen
geblieben, aber ein Viertel seiner
Gesichtsknochen bestehen aus Metall und
Plastik.
Unzählige
andere, von Menschenrechtsgruppen
dokumentierte Fälle illustrieren, wie
gefährlich diese Munition sein kann, z.B.
ein Vorfall 2016, als der 12-jährige Mohiyeh
al-Tabakhi von israelischen Soldaten
beschossen und getötet wurde: die Gummi
ummantelte Stahlkugel hatte ihn an der Brust
getroffen und einen Herzstillstand
verursacht, an dem er starb.
Die
israelische Menschenrechtsgruppe B'Tselem
hat dutzende Fälle von Palästinensern
dokumentiert, die von Gummi ummantelten
Kugeln getötet worden sind. Laut B'Tselem
hat der israelische Justizminister erklärt,
diese Todesfälle seien "nicht vermeidbare
Versehen".
Unzähligen
anderen wie dem 10-jährigen Yahiya al-Amudi
wurden mit dieser Munition ins Auge
geschossen, sie sind jetzt halb erblindet.
.22 Kaliber
Kugeln
Es ist keine
Frage, dass eine .22Kaliber Kugel, die auch
als tu-tu-Kugel bekannt ist, als scharfe
Munition gilt und es auch ist – aber für das
israelische Militär gilt ihr Einsatz als
"nicht-tödliche" Methode zur Kontrolle von
Massenansammlungen.
Diese kleinen
Kugeln sind nicht so schlagkräftig wie die
größeren Kartuschen, haben aber einen
tödlichen Aufschlag wie jede andere Kugel,
vor allem, wenn es .22 Kaliber
Hohlspitzkugeln (mit freiliegender
Geschossspitze) sind, die auch als
dum-dum-Geschosse bekannt sind, die
expandieren, explodieren oder zersplittern.
Laut al-Jaberi
stammen die meisten Verletzungen, die er
behandelt, von diesen Munitionstypen – ihr
Einsatz gilt nach dem internationalen Recht
als Kriegsverbrechen.
"In den
meisten der Wunden durch diese Kugeln, die
wir hier behandeln, finden sich
Kugelsplitter. Wenn sie durch die Haut
eintreten, explodieren sie in viele
Splitter. Wenn sie auf Knochen treffen,
nennen wir das eine Trümmerfaktur", sagte er
und erklärte, dass bei dieser Art von
Frakturen der Knochen mit hoher
Geschwindigkeit getroffen wurde und in mehr
als zwei Stücke gebrochen ist."Wir hatten
einige dieser Fälle, in denen Kugelsplitter
Arterien zerschnitten haben, das ist eine
sehr gravierende Verletzung, die unter
bestimmten Umständen definitiv zum Tod
führt."
1981 schoss
John Hinckley jr. auf den damaligen
US-Präsidenten Ronald Reagan mit einem .22
Kaliber mit expandierenden Kugeln. Während
Reagan 2 Wochen in einem Krankenhaus
behandelt wurde, wurde dem damaligen
Pressesekretär des Weissen Hauses James
Brady in den Kopf geschossen, er erlitt
einen dauerhaften Hirnschaden, ist
halbseitig gelähmt und für den Rest seines
Lebens an den Rollstuhl gefesselt.
Israelische
Behörden bestreiten, dass expandierende
Kugeln in ihrem Arsenal eingesetzt werden.
Nach dem
ersten Jahr der zweiten palästinensischen
Intifada erklärte der Leiter der
Sicherheitsabteilung des
Operationsdirketorats des israelischen
Militärs, dass die .22 Kugel für die
Kontrolle von Massenansammlungen zu tödlich
sei; sie wurde daraufhin laut B'Tselem von
2001 bis 2008 nicht mehr verwendet.
Die .22 wurde
aber schließlich später wieder eingesetzt,
und 2015 fand B'Tselem, dass es "eine
ständige Erosion der Einschränkungen für die
Abschüsse gab... was zu einem immer
häufigeren Gebrach dieser Waffe führte", von
der es heißt, sie werde "fälschlicherweise
als nicht-tödliche Maßnahme dargestellt".
"Unbestreitbare Fakten sind, dass wir es mit
einer tödlichen Waffe zu tun haben, die die
israelischen Behörden fälschlicherweise als
sinnvolles (akzeptables) Mittel für den
Umgang mit Demonstrationen präsentieren",
heißt es weiter in dem Bericht.
2015 wurden in
den ersten 10 Monaten vier Palästinenser mit
.22Kaliber beschossen und getötet, darunter
der 13-j. Abdelrahman Obeidallah, der mit
einer .22Kugel direkt ins Herz getroffen
wurde, als er gerade aus der Schule kam.
Die
israelischen Streitkräfte sagten, der
Schütze habe zur Zeit des Todes des
13-Jährigen mit dem Einsatz von .22 als
einer nicht-tödlichen Munition nicht das
Protokoll gebrochen. Laut israelischen
Offizieren habe der Schütze auf die Beine
eines anderen Jugendlichen gezielt, die
Kugel sei abgeprallt und habe Abdelrahman
getroffen, was zeigt, dass die Kugeln, auch
wenn sie entsprechend dem israelischen
Protokoll verwendet werden, tödlich sein
können.
Tränengas
Laut Rotem
Halbmond wurden in den zwei Krisenwochen um
die Al Aqsa-Moschee bei den täglichen
Zusammenstößen mehr als 1.000 Palästinenser
verletzt. Die meisten dieser Verletzungen
wurden durch massive Tränengas-Inhalation
verursacht.
Tränengas ist
eigentlich gar kein Gas, sondern ein Pulver,
das mit Flüssigkeit vermischt wird und
gasförmigen Wolken ähnelt. Es wirkt sich auf
viel mehr aus als bloß auf Augen und
Tränenkanäle. Tränengas reizt die
Schleimhäute in Augen, Nase, Mund und Lunge.
Gesicht oder Augen zu berühren oder ein
Versuch es mit Wasser abzuwaschen
intensiviert nur die Symptome.
Es ist eine
Tatsache, dass sich das "Gas" als Feststoff
in dem Gebiet, in dem es angewendet wird,
auf Oberflächen legt. In der besetzten
Westbank werden manche Gegenden fast täglich
mit Tränengas eingenebelt, das heißt auch
Oberflächen wie Balkons und Fensterbänke, wo
es sich mit der Substanz verbacken kann.
Wenn jemand ahnungslos ein Geländer berührt
und dann über sein Gesicht oder andere
sensible Hautbereiche wischt, verursacht das
konzentrierte Puder chemische Verbrennungen.
"Ich habe
viele Patienten mit schweren Atembeschwerden
durch Tränengas gehabt", sagte al-Jaberi.
"Unter besonderen Umständen kann Tränengas
leicht jemanden töten – zum Beispiel wenn
jemand bereits eine Krankheit hat, oder bei
einem kleinen Kind oder einem sehr alten
Menschen und in manchen Fällen sogar bei
gesunden Personen."
Anfang der
Jahres starb der 18-Monate alte Abdelrahman
Barghouti infolge Erstickung durch
Tränengas, das israelische Soldaten in das
Haus des Kindes schossen.
Al-Jaberis
letzter schwerkranker Patient, der Tränengas
ausgesetzt war, musste wegen Schädigung der
Atemwege, die durch das Tränengas ausgelöst
worden war, eine Woche im Krankenhaus
bleiben.
Sogar bei
gesunden Personen verursacht die
konzentrierte Exposition mit Tränengas
stechende Schmerzen in der Brust und das
Gefühl zu ersticken.
Palästinensische Ärzte, Sanitäter und
Pflegepersonal sowie die Bevölkerung
allgemein wissen, wie sie mit den
unmittelbaren Folgen einer
Tränengasexposition umgehen müssen, aber
al-Jaberi ist besorgt über die unbekannten
Auswirkungen, die das Gas im Lauf der Zeit
auslösen kann.
"Ich kann
keine spezifischen Beweise für
Langzeitwirkungen des Gases nennen, bis
seriöse Forschungsarbeiten darüber
abgeschlossen sind", sagte er. "Leider gibt
es dazu nicht viele Untersuchungen, aber wir
sollten die Leute beobachten, die diesem Gas
wie in den Flüchtlingslagern täglich
ausgesetzt sind, denn ich denke, dass es
logisch ist, dass diese Menschen mit viel
größerer Wahrscheinlichkeit ernste
Atembeschwerden haben als Menschen, die
nicht so oft dem Gas ausgesetzt sind.
Sicherlich gibt es noch Nebenwirkungen, aber
ohne Untersuchungen kann man schwer etwas
sagen."
Tränengaskanister
Neben dem Gas
werden die Kanister mit dem Tränengas mit
hoher Geschwindigkeit verschossen und können
ernsthafte Schäden verursachen, wenn sie
ungeschützte Körperteile treffen.
"Ich habe viele Patienten gehabt, die von
den Kanistern verletzt worden waren. Einer
meiner Patienten wurde von einem Gaskanister
aus kurzer Entfernung am Kopf getroffen, er
hatte Schädelknochen gebrochen und und den
Knochen rund ums Auge verletzt", sagte
al-Jaberi.
Die Fälle von
Tötungen durch das eigentliche Tränengas
sowie durch den direkten Kontakt mit den
Kanistern sind gut dokumentiert.
Während die
Richtlinien des israelischen Militärs das
Abfeuern von Tränengas direkt auf Menschen
verbieten, hat B'Tselem umfangreich Fälle
aus der Praxis dokumentiert.
Im März 2009
wurde dem amerikanischen Staatsbürger
Tristan Anderson mit einem Tränengaskanister
an den Kopf geschossen, und seit diesem Tag
leidet er an einem schweren Gehirnschaden.
Einen Monat später wurde Bassem Abu-Rahma
aus Bi'lin mit einem Tränengaskanister an
die Brust geschossen und getötet. Bassems
Tod wurde durch den Film "Broken Kameras",
der den Oscar erhielt, bekannt gemacht.
Über den Tod
von Bassem, einem beliebten und bekannten
palästinensischen Aktivisten, berichteten
Medien international, aber es hat nicht dazu
beigetragen, den israelischen Einsatz von
Tränengas gegen palästinensische
Demonstranten einzudämmen.
Zwei Jahre
nachdem Bassem getötet worden war, starb
seine Schwester an einem Atemstillstand
infolge Tränengasinhalation. Elf Monate
später wurde Mustafa Tamimi während
Zusammenstößen in Nabi Saleh von einem
Tränengaskanister getötet.
Das
israelische Militär schloss die Akten im
Fall von Abu Rahma und Tamimi ohne
Anklageerhebung. B'Tselem verurteilte diese
Entscheidung und erklärte, sie gäbe
"israelischen Soldaten und Offizieren die
unmissverständliche Botschaft, dass sie
nicht zur Rechenschaft gezogen würden, wenn
sie unbewaffnete Zivilisten töteten".
Angesichts
dieser Sachlage überrascht es kaum, dass
Soldaten und Offiziere der Grenzpolizei
weiterhin Tränengaskanister direkt auf
Menschen schießen und ihr Leben gefährden.
Unter solchen Umständen ist es nur eine
Frage der Zeit, bis ein weiterer
unbewaffneter Palästinenser auf diese Weise
getötet wird", sagte die Gruppe in einem
Bericht von 2013.
Vier Jahre
später sind Verletzungen und Todesfälle
infolge direktem Kontakt mit
Tränengaskanistern noch immer häufige
Vorkommnisse.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
„Israel verzögert die
Genehmigung für
die Hälfte der Gazaner, die den Gazastreifen
zur medizinischer Versorgung verlassen
wollen“, sagt die WHO. - All jene, die sich
um diese Genehmigung bemühen, sind
Patienten, denen die Palästinenser die
Ausreise erlaubt und zu deren
Kostenübernahme sie sich verpflichtet haben.
- Amira Hass, 14. August 2017, 4:29 Uhr
Die
Weltgesundheitsorganisation hat aufgedeckt,
dass Israel etwa die Hälfte (der Anträge
der Patienten)verzögert hat, die im Mai
aufgrund von Behandlungen in israelischen
Kliniken den Gazastreifen verlassen wollten;
ähnlich war die Statistik der Monate zuvor.
Die
Untersuchung der WHO ergab, dass von den
2.282 der „ Coordination and Liaison
Administration to the Gaza Strip“
(Koordination und Verbindungsverwaltung für
den Gazastreifen) im Mai übermittelten
Anträge nur 47,2 Prozent bewilligt wurden.
2,1 Prozent wurden abgelehnt, während 50,7
Prozent ohne Begründung zurückgehalten
wurden, sodass die Patienten ihre
Untersuchungs- und Behandlungstermine
verpassten. Oft sind es Menschen, die davor
Ausreisegenehmigungen zur Behandlung
erhalten hatten.
Unter den
Anträgen im Mai, bei denen die Antworten
hinausgezögert wurde, waren die für 255
Kinder und Jugendliche unter 18 und 141
Über-60-Jährige; im April waren es 39
Prozent der Antworten. Laut dem Al
Mazan-Zentrum für Menschenrechte in Gaza
starben im ersten Halbjahr von 2017 während
ihrer extrem langen Wartezeit für die
Ausreisegenehmigungen: vier Frauen, drei
Kinder und zwei Männer. Allen Patienten, die
über das CLA-Büro die Ausreise über den
Erez-Übergang beantragt haben, wurde von den
Palästinensern die Ausreise aus Gaza
erlaubt, die sich auch zur Übernahme der
Kosten verpflichtet haben.
Oft bitten
Patienten Menschenrechtsgruppen, wie
Al-Mezan, um Hilfe, wenn ihr Versuch, das
palästinensische Koordinationskomitee zur
Vermittlung zu bewegen, scheitert. Al-Mezan
begleitete die 47jährige Etimad Rabee aus
Rafiah, die letzte Woche starb, während sie
auf die Genehmigung zur Behandlung in
Jerusalem wartete.
Am Sonntag
sagte Ibrahim Rabee, seine Frau sei vor zwei
Jahren an Darmkrebs erkrankt. Zunächst habe
er sie zu ihren Behandlungen im
A-Najah-Hospital in Nablus begleitet. Ihr
Zustand habe sich verbessert, aber dann habe
die P.A. ihre Ausreise verzögert. Als sie
die Zusage der PA zur Übernahme ihrer
Behandlung im April erhalten habe, habe Herr
Rabee eine Ausreisegenehmigung bei der CLA
erbeten. Der Antrag sei zwar bewilligt
worden, jedoch nur unter der Bedingung, dass
nicht ihr Ehemann, sondern jemand anderes
sie begleitete, und dadurch hätte sich ihre
Ausreise verzögert. Im Mai hätte man sie
nochmals zu einem Austausch ihrer
Begleitperson aufgefordert. Zwei im Juli
gesandten Anträge wären nie beantwortet
worden. Diesen Monat habe man ihr wieder
gestattet auszureisen, unter der Bedingung,
dass eine andere Person sie begleitete. Als
ihre Begleitperson die Genehmigung der CLA
erhalten habe, hätte sich Rabees Zustand so
verschlechtert, dass man sie nicht im
Krankenwagen transportieren konnte; und so
sei sie am 8. August verstorben.
Rabees
Erfahrung ist kein Einzelfall. Nach
monatelanger Wartezeit und durch die
Vermittlung der Ärzte für
Menschenrechte-Israel-Organisation erhielt
Aziza Kanos aus Khan Yunis eine
Ausreisegenehmigung. Kanos, 38, erkrankte
vor 10 Jahren an Schilddrüsenkrebs. Nachdem
sie ihre Schilddrüse in Gaza entfernen ließ,
empfahlen die Ärzte ihr, sich einer
zweijährigen Behandlung mit radioaktivem Jod
zu unterziehen, einer Behandlung, die in
Gaza nicht möglich ist.
Die CLA
bewilligte mehrere Male ihre Reise zu
Behandlungen in Hebron und Ramallah, aber
kürzlich haben palästinensische
Krankenhäuser sich geweigert, Patienten aus
Gaza aufzunehmen, weil die Palästinensische
Autonomiebehörde nicht die
Krankenhausrechnungen beglichen hat, die sie
ihnen schuldete. Deshalb stimmte die PA zu,
Kanos Behandlung in dem
Hadassah-Universitätskrankenhaus in Ein
Kerem zu übernehmen. Aber seit August
letzten Jahres verblieben all ihre Anträge
bei der CLA im Überprüfungsstadium. Ende
Juni kontaktierte sie die Ärzte für
Menschenrechte, aber dann verpasste sie
erneut ihren Termin in Hadassah, weil ihr
Antrag sich noch immer „in der Überprüfung“
befand. Anfang August durfte sie ausreisen.
Sie soll in zwei Monaten erneut zu einer
weiteren Behandlung kommen. „Ich befürchte,
dass, wenn mein Termin kommt, die Antwort
wieder einmal lauten wird, dass mein
Ausreiseantrag noch überprüft wird“, sagte
Kanos.
Siham al-Tatri
aus Gaza, die Lymphdrüsenkrebs hat, wird im
Augusta-Victoria-Krankenhaus in Jerusalem
behandelt. Aber seit April und den beiden
darauffolgenden Monaten konnte sie keine
Ausreisegenehmigung zu einer Behandlung
erhalten, bis die Ärzte für Menschenrechte
sich einschalteten und Genehmigungen für
Juni und Anfang August erhielten. Wie
al-Tatri, N.S., 33 und Mutter von vier
(Kindern) war eine der 10 Krebspatienten,
die sich an die Ärzte für Menschenrechte um
Hilfe gewandt haben. Seit Juni letzten
Jahres, als sie ihre Schilddrüse entfernen
ließ, wurden ihre Anträge zur Ausreise aus
Gaza zu einer zweijährigen Behandlung –
zunächst in Hebron und dann in Hadassah,
abgelehnt.
Das Büro des
Koordinators der Regierungsaktivitäten in
den Gebieten erklärte: „Auch, wenn wir uns
bemühen, zwischen Hamas- und anderen
Bewohnern zu unterscheiden, wird etwa 400
Menschen aufgrund medizinischer - und einer
Reihe anderer Gründe täglich die Einreise
(nach Israel) genehmigt.“
Ran Goldstein,
Direktor der Ärzte für Menschenrechte-Israel,
sagte: „Es muss einen drastischen Wandel in
israelischer Politik in Bezug auf die
Ausreise von Patienten und in Bezug auf Gaza
im Allgemeinen geben. Die Tatsache, dass
Patienten manchmal monatelang keine
Antworten bekommen, ist unmenschlich, und
die schwächste Bevölkerung bezahlt den
Preis.“
Im Hinblick
auf Rabees Tod sagte der Koordinator für
Regierungsaktivitäten in den Gebieten: „Ihre
Einreise zu einer Behandlung in Israel wurde
von der CLA genehmigt und diese Genehmigung
wurde von Mai bis Juni mehrere Male in
Anspruch genommen.
Aufgrund eines
Sicherheitsproblems, das bezüglich des
Ehemanns der Patientin aufkam, bat die CLA
das palästinensische Bürgerkomitee Ende Juni
um nähere Angaben zu einer alternativen
Begleitperson der Patientin. Das
Bürgerkomitee benötigte zwei Wochen, um
diese Angaben über die alternative
Begleitperson (die Schwester der Patientin)
zu übermitteln, und diese Einzelheiten
wurden zu einem Sicherheitscheck
weitergeleitet. Die Ausreise der Patientin
selbst wurde zu keinem Zeitpunkt verhindert.
Sie hatte die Option, ohne Begleitperson
nach Israel zu reisen, aber sie wollte
begleitet werden.
In Fällen, wo
die PA Anträge sendet, besonders, wenn diese
als dringend deklariert werden, koordiniert
die CLA den Patiententransport sofort, zu
jeder Tageszeit, um Leben zu retten. Das
wird täglich am Erez-Übergang, über den die
Gaza-Bewohner zu medizinischer Behandlung
ausreisen, praktiziert. Zum Beispiel wurden
im Jahr 2017, von Januar bis Ende Juli, 490
Krankenwagen für Eiltransporte von Patienten
und deren Begleitpersonen zu den
Krankenhäusern in Israel, Judea und Samaria
und außerhalb Israels arrangiert.
Quelle
(übersetzt
von Inga Gelsdorf)
|
UN äußert
sich "tief besorgt" über sich immer weiter
verschlechternde humanitäre Krise in Gaza
-
12.08.2017 - Der UN-Hochkommissionär für
Menschenrechte (UHCHR) äußerte sich am
Freitag (11.8.) "tief besorgt" über die sich
ständig verschlechternde Situation im
belagerten Gazastreifen, drei Monate nachdem
Israel auf Veranlassung der
Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) die
Stromlieferung massiv gekürzt hat.
Im Mai hat die
von der Fatah geführte PA beschlossen, die
Bezahlung für den israelischen Treibstoff
für den Gazastreifen drastisch zu kürzen,
und Israel ist den Wünschen der PA nach
einer dramatischen Kürzung seiner
Stromlieferung für Gaza, das ohnehin
zwischen fehlendem und ausreichendem Strom
und Treibstoff schwankt, nachgekommen.
Die PA wurde
beschuldigt "Kollektivbestrafung" an den
Palästinensern im von der Hamas regierten
Gazastreifen durchzuführen, der bereits in
einer katastrophale Stromkrise steckt, die
durch die sich verschärfenden Maßnahmen
Israels und der PA nur noch weiter
verschlimmert worden ist.
"Auf der Höhe
des Sommers mit sehr hohen Temperaturen
stieg die Versorgung mit Strom seit Beginn
der aktuellen Krise im April nicht über 6
Stunden täglich und lag oft unter 4 Stunden
pro Tag", sagte UHCHR-Sprecherin Ravina
Shamdasani bei einer Information für Medien
in der Schweiz.
Vor der
jüngsten Krise bekamen die Einwohner des
Gazastreifens unter der verheerenden
israelischen Blockade, die im Juni in ihr
elftes Jahr geht, nur 8 Stunden täglich
Strom.
"Das hat
gravierende Auswirkungen auf die
Grundversorgung mit Gesundheits-, Wasser-
und Abwasserdiensten", sagte Shamdasani und
fügte hinzu, dass weitreichende
Stromkürzungen ein lebensbedrohliches Risiko
für gefährdete Menschen in der Küstenenklave
darstellt. "Israel, der Staat Palästina und
die Behörden des Gazastreifens kommen ihrer
Verpflichtung die Rechte der Einwohner von
Gaza zu stärken und zu schützen, nicht
nach."
Die
Stromkürzungen, die die Krankenhäuser im
Gazastreifen schwer getroffen haben, führen,
wie medizinische Quellen Ma'an berichtet
haben, dazu, dass sich viele Patienten in
der belagerten Enklave, unter denen dutzende
Kinder sind, die an Mukoviszidose leiden,
wegen dem gravierenden Mangel an
medizinischer Betreuung in "Lebensgefahr"
befinden.
"Ich kann mir
keinen Patienten mit Mukoviszidose
vorstellen, der keine Medikamente erhält.
Das ist fatal", sagt Hiyam Marzouka, der
medizinische Direktor des Caritas Baby
Hospitals in Bethlehem gegenüber Ma'an.
"Ihre Lebenserwartung ist verkürzt, wenn sie
nicht die richtigen Medikamente nehmen."
Während in der Vereinigten Staaten und
Europa die durchschnittliche Lebenserwartung
von Mukoviszidose-Patienten zwischen 37 und
41 Jahren liegt, hätte der fehlende Zugang
zu ganzheitlicher Behandlung die
Lebenserwartung von Patienten in dem
besetzten palästinensischen Territorium
beeinträchtigt, sagte Marzouka.
Das Caritas
Baby Hospital hat in der Vergangenheit
Patienten aus dem Gazastreifen überwiesen
bekommen und hat am 19. Juli über die
Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Notrationen an Medikamenten für die
Mukoviszidose-Behandlung nach Gaza
geschickt, seit Mitte Juli seien aber keine
Patienten aus Gaza im Hospital behandelt
worden.
"Patienten in
Gaza müssen dringend Medikamente erhalten
und brauchen für die Behandlung richtig
geschulte medizinische Teams", sagte
Marzouka. "Patienten haben ein Recht auf
Gesundheit und eine Behandlung ohne
Unterbrechungen, die die Wirksamkeit der
Behandlung beeinträchtigen."
Die Fatah-geführte PA wurde beschuldigt den
verarmten Gazastreifen absichtlich durch die
drastische Kürzung der Bezahlung für
israelischen Treibstoff, Medikamente und
Gehälter für Staatsbedienstete sowie für
ehemalige Gefangene noch weiter in eine
humanitäre Krise zu bringen, um der Hamas
die Kontrolle über das Gebiet zu entreissen.
In der
Vergangenheit sind nach dem gewaltsamen
Konflikt von 2007 nach dem Sieg der Hamas
bei den allgemeinen Wahlen 2006 zahlreiche
Versuche unternommen worden Hamas und Fatah
zu versöhnen.
Die
palästinensische Führung hat aber wiederholt
ihre Versprechen für eine Versöhnung nicht
eingehalten, beide Bewegungen haben einander
oft die Schuld an zahlreichen Misserfolgen
in der Politik gegeben.
Hamasbehörden
wurden auch beschuldigt Gelder, die in Gaza
von der PA eingesammelt worden waren,
zurückzuhalten und Beamte der Fatah zu
verhaften und in ihrer Bewegungsfreiheit
einzuschränken.
Am 3. August
hat die Hamas angekündigt ihr
Administrativkomitee abzuschaffen, wenn die
PA ihre in den letzten Monaten über den
Gazastreifen verhängten Strafmaßnahmen
zurücknimmt.
Abbas sagte
jedoch zwei Tage später, die PA würde so
lange fortfahren ihre finanzielle
Unterstützung für den Gazastreifen zu
kürzen, bis die Hamas die von der PA
vorgegebenen Bedingungen für eine Versöhnung
einhalte.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Die
Israelis sind gegenüber Christen nicht
so freundlich, wie man denkt.
- Kathryn Shihadah, 17.7. 2017 - Das Neue
Testament berichtet, dass Jesus Christus
zwei Brote und fünf Fische nahm und damit
5000 Leute speiste. An der Stelle, wo dies
geschah, steht heute die Kirche Tabgah, die
Kirche der Brotvermehrung mit einem noch
intakten Bodenmosaik aus dem 5. Jahrhundert.
Außerhalb liegt ein großer Felsen, auf dem,
der Legende nach , Jesus die Brote und
Fische gelegt hatte.
Seit die heilige Stätte 1984 neu gebaut
wurde, wurde sie täglich von Tausenden von
Pilgern besucht – abgesehen von acht
Monaten 2015-2017 als sie wegen Renovierung
geschlossen war, nachdem zwei israelische
Siedler Yinon Reuveni und Yehuda Asraf sie
in Brand gesetzt hatten. Am 3. Juli wurde
Reuveni wegen Brandstiftung für schuldig
befunden.
Viele amerikanische Christen waren
überrascht, als diese Geschichte bekannt
wurde, dachten sie, es sei ein Zufall.
Schließlich würden Christen und Juden eine
gemeinsame Geschichte teilen. Christen wie
Juden verehren das Alte Testament, also gibt
es eine gewisse stillschweigende
Seelenverwandtschaft. Und die meisten
Christen vermuten, dass Israel ein Freund
des Christentums sei. Der Angriff muss ein
willkürlicher Akt eines geistesgestörten
israelischen Schurken gewesen sein. Wie
sollte man sich sonst solch einen Akt der
Brandstiftung einer Heiligen Stätte wie der
Brotvermehrungskirche erklären?
Der israelische Präsident Reuven Rivlin und
Ministerpräsident Netanjahu haben schnell
ihre Meinung geäußert und behaupteten:
„Ich war schockiert und traurig, als ich
heute Morgen von der Brandstiftung der
Kirche erfuhr … Solch eine schreckliche
Entheiligung eines alten und heiligen
Gebetsortes ist ein Angriff auf die
Lebensstruktur in unserm Land - wo Leute
verschiedener Religionen versuchen, in
Harmonie und gegenseitiger Toleranz und
Achtung zu leben. Die Brandstiftung der
Kirche ist schockierend und bedroht direkt
die demokratische Natur Israels.“
Ministerpräsident Netanjahu wiederholte
Rivlins Gefühle: „Der schockierende
Brandanschlag auf die Kirche ist ein
Angriff auf uns alle. Israels
Religionsfreiheit ist ein Eckstein unserer
Werte und ist im Gesetz verankert.“ (Viel
könnte über diese Bemerkungen der
„demokratischen Natur“ und
„Religionsfreiheit“ gesagt werden – doch
darüber an einem andern Tag)
Als „schockierend“ und „traurig“, wie
Israels Staatshäupter behaupten, zu sein,
ist Kirchenvandalismus durch jüdische
Siedler im Heiligen Land tatsächlich viel zu
allgemein und seit Jahren ein Problem
gewesen. In den 80ern gab es eine Reihe
Entheiligungen von Kirchen, einschließlich
der Baptistenkirche in Jerusalem.
Böses Beginnen
Donald Neff, früherer Büro-Chef des
Time-Magazine in Jerusalem und Autor von
fünf Büchern über Israel-Palästina berichtet
von einer Anzahl zionistischer Angriffe
während des 1948-Krieges, nach Alison Weir (Ifamericanknew.org)
. Sie zitiert einen katholischen Priester:
„Jüdische Soldaten brachen die Tore meiner
Kirche und raubten viele kostbare und
heilige Objekte; dann warfen sie die Statue
von Christus in den nächsten Garten“
christliche Führer beschrieben im Details
Angriffe auf christliche Stätten, vom Töten
und Verletzen von Hunderten, einschließlich
Kindern, Geistlichen und Flüchtlingen –
alles trotz der Tatsache, dass jüdische
Führer versprochen hatten, religiöse
Gebäude zu verschonen.
Mehrere Jahrzehnte lang beruhigten sich die
Angriffe auf religiöse Stätten; In den 80ern
gab es eine Menge von Entheiligungen von
Kirchen, einschließlich dem Brandanschlag
auf die Baptistenkirche in Jerusalem. 2008
befahl ein israelischer Bürgermeister, dass
die Neuen Testamente in der Stadt gesammelt,
auf einen Haufen gelegt und verbrannt
werden sollten.
Die schlechte Behandlung ging weiter
Es begann 2008 und nahm 2011 enorm zu,
dass Palästinenser Opfer einer neuen Welle
von Verbrechen wurden: „price-tag“-Angriffe
, eine Art von Vergeltung durch Siedler
gegenüber Nicht-Juden wann immer eine
Outpost-Siedlung aufgelöst oder ein Siedler
angegriffen wurde…. Hunderte von Angriffen
von Siedlern fanden statt, einschließlich
Graffitis wie „Jesus ist Abfall“, „Jesus ist
ein Affe“ „Jesus ist tot“, Tod den Arabern“,
Tod den Christen“, Maria ist eine
Prostituierte“.
Christen (wie auch Muslime) sind in Israel
und Palästina seit Jahrzehnten milderen
Formen von staatlich genehmigter
Verfolgung durch diskriminierende Gesetze
ausgesetzt . Seit 1993 hat Israel von
Palästinensern verlangt -- was das
amerikanische Friends-Service Commitee als
drakonisches System der Bewegungsfreiheit
bezeichnet und was zunehmend
institutionalisiert wird – dass sie eine
militärische Genehmigung benötigen, um ihre
heiligen Stätten zu besuchen, einschließlich
der Grabeskirche und der Al-Aqsa-Moschee.
Diese Genehmigung ist fast unmöglich, zu
beschaffen und schränkt für Millionen von
Christen und Muslimen die Bewegungsfreiheit
und den Besuch von Gottesdiensten ein.
Das US-Außenministerium berichtet außerdem,
dass Israel in den letzten Jahren immer
weniger Wohn -und Arbeitsgenehmigungen für
christliche Geistliche und andere
kirchliche Angestellte ausgestellt hat;
Reisen von Geistlichen ist komplizierter,
Unruhe stiftend und teurer geworden; nach
Gaza ist es im Grunde unmöglich geworden.
Dies zusätzlich zu der erniedrigenden
orthodox-jüdischen Praxis des Verfluchens
und Anspuckens gegenüber christlichen
Geistlichen in den Straßen Jerusalems, was
seit Jahren eine Art Routine geworden ist.
Während der Zunahme jüdischer Hassverbrechen
vor dem Besuch des Papstes 2014 besuchte
die israelische Polizei den
Franziskanerorden in Jerusalem und
verlangte, dass dieser seinen
Willkommensgruß entferne. Offizielle der
Kirche wunderten sich, dass die Polizei sich
mit einem Zeichen, das eine positive
Botschaft war, befasste, statt sich mit den
Hass-Slogans an Moscheen und Kirchen von
Extremisten zu befassen.
Ein Bericht über Verbrechen
Israel hat auch den Ruf der Diskriminierung
auf dem Gebiet der Verbrechenslösung. Ein
Bericht des US-Außenministeriums über
globalen Terrorismus enthüllte, dass 2013
„Angriffe von extremistischen israelischen
Siedlern weithin nach UN und NGO-Quellen
nicht strafrechtlich verfolgt wurden. Das
UN-Büro des Koordinators für Humanitäre
Angelegenheiten berichtet von 399 Angriffen
von extremistischen israelischen Siedlern
mit der Folge von Verletzungen und
Schaden an palästinensischem Eigentum.“
Der Erzbischof von Jerusalem Fuad Twai
stellte die Fähigkeit der israelischen
Regierung in Frage, angemessen zu reagieren
und Gerechtigkeit bei Verbrechen gegen
Nicht-Juden walten zu lassen. „Angesichts
der Tatsache, dass die große Mehrheit von
Zerstörungsakten nicht zu Verurteilungen
führte, müssen wir fragen, ob die Regierung
bereit ist, sich mit der Wurzel des Problems
zu befassen.“
Der frühere Chef des Shin Bet, Israels
Geheimpolizei, Carmi Gillon, warf einiges
Licht auf das Phänomen. Er erklärte: „ Wir
sehen keine Resultate, weil wir sie nicht
sehen wollen.. So etwas gibt es nicht im
Shin Bet, weil wir es nicht wollen“. In
einem Radio-Interview erklärte der frühere
israelische Armeechef Dan Halutz mysteriös:
„Wenn wir wollten, könnten wir sie fangen
und wenn wir es wünschen, werden wir es
tun.“
Dies ist ein starker Kontrast zu Verbrechen
gegen Juden, bei denen Palästinenser
schuldig oder unschuldig regelmäßig
festgenommen und inhaftiert werden - mit
einer fast 100% Verurteilungsrate in einem
System des militärischen Gesetzes, das ihnen
wenig Rechte gewährt.
Diese anhaltende Ungerechtigkeit und
Unterdrückung durch eine Mehrheitsregierung
und einige seiner Leute hat viele
einheimische palästinensische Christen
gezwungen, aus dem Land, indem ihr Glaube
entstanden ist, zu fliehen. 1947 kurz bevor
Israel errichtet wurde, machte die
palästinensische christliche Gemeinde 7% der
Bevölkerung aus und zählten etwa 140 000 -
verglichen mit etwa 630 000 Juden und 1,2
Millionen Muslimen. Heute umfassen die
Christen nur 1-2,5% der Bevölkerung von
Israel/Palästina. Der Geburtsort von Jesus
Christus wird auf Grund der brutalen
Besatzung – wie sie Jesus selbst auch
erfahren hat - bald gar keine christliche
Präsenz mehr haben.
Das Leben vieler Christen, die in Israel und
Palästina bleiben, ist bedrückend, ein
Schicksal, das sie mit ihren muslimischen
Nachbarn teilen. Sieht man sich den
Vergeltungsangriff auf die Kirche der
Brotvermehrung an , macht man wenig
Umstände wegen eines Schuldspruches und hält
jede feierliche Abhaltung zurück, bis das
Urteil verkündet ist. Israelische Gerichte
sind mit jüdischen Sträflingen berüchtigt
nachsichtig. Jüdische Mörder werden zu
Gemeindedienst verurteilt.
Wurzeln des Extremismus
Wie werden Gläubige so erbarmungslos?
Radikale Interpretationen von jüdischen
heiligen Schriften, die von einer kleinen
Anzahl von Israelis gemacht werden, stärken
die unterdrückerischsten und
diskriminierendsten Praktiken von Israel.
Der israelische Autor Israel Shahak
erklärte, dass „jüdische Extremisten ihre
Religion nicht auf der Ethik der
Gerechtigkeit gründen. Sie nehmen das Alte
Testament nicht an, wie es geschrieben ist.
Stattdessen wenden sich religiöse Juden dem
Talmud zu. Für sie werden die talmudischen
jüdischen Gesetze zur Bibel. Und der Talmud
lehrt, dass ein Jude einen Nicht-Juden
ungestraft töten kann“. Solche Extremisten
ignorieren andere talmudische Erklärungen,
die dieser Einstellung widersprechen.
Andere Quellen, die die jüdische
Überlegenheit und Tyrannei unterstützen,
schließen einige weniger bekannte (oder
fast unbekannte) Lehren einer wohl bekannten
Persönlichkeit ein, Rabbi Schneerson, der in
New York (1902- 1994) lebte. Schneerson
führte eine religiöse Bewegung,
Chabad-Lubavitch ( eine Art Chassidisches
Judentum) von verhältnismäßiger Obskurität
zu einer der einflussreichsten und
umstrittensten Kräfte des Weltjudentums.“
Schneersons bekanntere Schriften und Lehren
- - wie über Bildung und Wohltätigkeit -
sind auf Englisch veröffentlicht worden ;
einige seiner widersprüchlicheren Arbeiten
sind nur in seiner ursprünglichen Fassung
auf Hebräisch zu erhalten. Doch Autoren wie
Israel Shahak und Norton Mezvinsky haben
einige seiner beunruhigsten Lehren in ihrem
Buch „Jüdischer Fundamentalismus in Israel“
übersetzt. Sie bemühten sich darum, die
Gefahr des Extremismus im jüdischen Glauben
darzustellen, wie Extremismus unter
Anhängern anderer Glaubensrichtungen
aussehen.
Das folgende Beispiel von Schneersons
Zitaten sind Übersetzungen von Botschaften,
die in Israel 1965 veröffentlicht wurden:
„Es gibt zwei entgegengesetzte Seelentypen,
eine nicht-jüdische Seele kommt aus
satanischen Sphären, während die jüdische
aus einer heiligen Sphäre kommt.
„Die ganze Erschaffung (eines Nicht-Juden)
existiert nur um der Juden Willen.“
Ein anderes anschauliches Beispiel dieser
fransigen Lehre kann in den Worten des
früheren israelischen Oberrabbiner
Mordechai Elyahu gesehen werden, der 2007
ermahnend zum Massenmord an den
Palästinensern aufrief: „Wenn sie nicht
aufhören, nachdem wir 100 getötet haben,
dann müssen wir 1000 töten. Und wenn sie
nicht nach 1000 aufhören, dann müssen wir
10 000 töten. Wenn sie dann immer noch nicht
aufhören, müssen wir 100 000 töten oder gar
eine Million.“
Wo anders erklärte der Vorsitzende des
jüdischen Rabbinischen Rats : „T000
nicht-jüdischer Leben sind nicht einen
jüdischen Fingernagel wert“.
Ich wiederhole: dies ist nicht die
Hauptströmung im Judentum. Dies sind die
Ansichten der extremsten religiösen Führer
und Zeloten; sie haben aber Individuen mit
einem Paradigma beeinflusst, das die
Vormacht einer besonderen Gruppe verficht,
besonders die „Price-Tag“- Straftäter.
Solche Ideologien kann an den Rändern aller
Glaubensgruppen gesehen werden; sie werden
immer wieder von Moderaten ihrer
Gemeinschaften angefochten.
Das israelische Ministerium für strategische
Angelegenheiten und öffentliche Diplomatie
hat eine Website geschaffen und ein
Smartphone app, die von Hundert Tausenden
von Israelunterstützern aufgesucht wird.
Sie benützen ihre Keyboards , um die
Konversation in den Social Medien zu
beeinflussen: „Stoppt den Hass“, „Beendet
die Lügen“. In Wirklichkeit ist ihre Arbeit
eine Schönfärberei von Israels Ansehen, um
die negative Presse zu neutralisieren.
All dies ist für amerikanische Christen eine
Überraschung. Aber nach einem
Anfangs-Schock erklären pro-Israel-Christen
oft dies weg oder dulden stillschweigend,
was Israel tut als einen Teil von „Gottes
Plan“, statt sich ihr Paradigma von der
Wahrheit beeinflussen zu lassen.
86% der israelischen Christen sind davon
überzeugt, dass die US Israel zu sehr
unterstützt. Nur eine kleine Gruppe
amerikanischer Christen - 18% - glaubt,
dass die US Israel zu sehr unterstützt.
Die Christen des Heiligen Landes sind
Experten bei diesem Thema. Sie sollten die
christliche Konversation über Israel lenken.
Was sollten amerikanische Christen über ihre
Brüder und Schwestern im Heiligen Land
wissen? Dass Christen und Muslime unter der
israelischen Besatzung gemeinsam leiden: Die
muslimische Mehrheit verfolgt die Christen
nicht, wie die westlichen Medien uns
denken lassen. Erzbischof Sebastian
Theodosios des griechisch-orthodoxen
Patriarchats von Jerusalem erklärt: „ Wir
die palästinensischen Christen leiden
zusammen mit den übrigen Palästinenser
unter der Besatzung und der Drangsal unserer
wirtschaftlichen Situation. Muslime und
Christen leiden gleich; es gibt keinen
Unterschied im Leid von uns. Wir leben alle
unter denselben komplizierten Umständen und
wir bewältigen dieselben Schwierigkeiten.“
Christen in Amerika haben eine moralische
Verpflichtung, zwischen den Tatsachen und
der Ideologie zu unterscheiden,
teilnahmsvoll zu sein und sich dem Kampf
für Gerechtigkeit anzuschließen.
Kathryn Shihadeh ist eine Mitarbeiterin der
Internetseite (
http://ifamercanknew.org/ ) von Alison
Weir
Quelle (dt. Ellen Rohlfs) |
EU fördert
Unternehmen, das
verbotene Cluster-Waffen nach Israel liefert
- Ali Abunimah -
10.08.2017 -
Die Europäische Union gibt Millionen Dollar
an "Forschungsgeldern" einem Unternehmen,
das Israel hilft ein internationales Verbot
von Cluster-Waffen zu umgehen.
Israel hat
speziell Elbit Systems für die Lieferung
neuer Artillerie-Kanonen gewählt, weil ein
europäischer Hersteller Israel in der
Verwendung von Cluster-Munition bremsen
würde.
Aber die
Europäische Kommission, die neue
Exekutiv-Bürokratie der EU, zuckt ihre
Achseln und besteht gegenüber Electronic
Intifada darauf, dass die Finanzierung
ethischen Richtlinien folge.
Die EU sagt,
sie stehe nachdrücklich zum Verbot von
Cluster-Waffen und Landminen. Auf eine
Anfrage von Electronic Intifada begrüßt ein
Sprecher der EU-Kommission die Verbote als
"größte diplomatische Erfolge", die die 28
Mitglieder erreichen wollten.
Aber die EU
plant keine Aktion, um Israel oder Elbit zur
Verantwortung zu ziehen.
"Wahnsinnig
und monströs"
Cluster-Munition streut kleine Bomblets über
ein weites Gebiet, die eine unmittelbare,
wahllose Bedrohung für Zivilisten
darstellen. Viele Bomblets explodieren nicht
beim Aufprall, sind aber noch lange nach
ihrem Abwurf Ursache für Tod und Verletzung
und werden nach den Worten von Human Rights
Watch zu "de facto-Landminen".
Während seiner
Invasion in den Libanon 2006 feuerte Israel
mehr als eine Million Cluster-Munition auf
das Land. "Was wir getan haben, war
wahnsinnig und monströs, wir deckten ganze
Städte mit Cluster-Bomben ein", sagte ein
israelischer Armeeoffizier gegenüber der
Zeitung Haaretz.
Seit der
israelischen Invasion 2006 sind laut der
US-Botschaft in Beirut 40 Menschen von
nicht-explodierter Kriegsmaterial getötet
und 300 verletzt worden.
Israelische
Politiker drohen regelmäßig in einem
zukünftigen Krieg gegen den Libanon sogar
noch größere Feuerkraft auf Zivilisten
freizusetzen.
Amerikanische,
britische und brasilianische Cluster-Bomben
sind auch von Saudi-Arabien in ihrem
derzeitigen Krieg gegen den Jemen eingesetzt
worden.
Internationales Verbot
Die Convention
on Cluster Munitions von 2008 verbietet ihre
Verwendung, Produktion, Weitergabe und
Lagerung.
Mehr als
hundert Länder haben die Konvention
vollständig unterzeichnet.
Das
Europäische Parlament hat dieses Abkommen
ausdrücklich mit einer Resolution
unterstützt, die die Europäische Kommission
auffordert "das Verbot von Cluster-Munition
als Standard-Klausel in ihre Abkommen mit
Drittstaaten aufzunehmen" und "den Kampf
gegen Cluster-Munition zu einem integralen
Teil von Auslandshilfsprogrammen der EU zu
machen".
Israel hat
aber das Verbot von Cluster-Munition nicht
unterzeichnet und sucht, weit entfernt davon
sich in diese Richtung zu bewegen, nach
Wegen diese Restriktionen zu umgehen.
Volle
Eigenständigkeit
Israel war
daran interessiert Artillerie-Kanonen zu
kaufen, die von der deutschen Firma KMW
hergestellt werden.
Aber laut
einem Bericht von Haaretz von dieser Woche
kauft Israel Kanonen stattdessen von Elbit
Systems, weil man befürchtete, der
Hersteller in Deutschland, das Unterzeichner
des Verbots ist, "könnte die Verwendung der
Kanonen einschränken" (damit nicht
Cluster-Bomben abgefeuert würden).
Ein
pensionierter israelischer Militäroffizier,
der mit der Materie vertraut ist, sagte
gegenüber Haaretz, Israel hätte befürchtet,
dass Deutschland Israel nicht die "volle
Eigenständigkeit" im Gebrauch der
Kampfmittel geben würde. "Wir wären mehr als
glücklich gewesen, wenn wir eine offene
Ausschreibung gehabt hätten, weil das die
Preise senkt", sagte der Offizier, "aber wir
wollten eine Kanone, die ohne
Einschränkungen bedient werden kann."
Laut Haaretz
produziert und lagert Israel weiterhin
Cluster-Munition, angeblich aber solche, von
der nur ein sehr geringer Teil nicht
explodiert.
Auch wenn
Israel die Konvention zum Verbot von
Cluster-Munition nicht unterzeichnet hat,
sagt Human Rights Watch, wäre es
wünschenswert, wenn Elbit mit der
Herstellung solcher Systeme aufhören würde.
[...]
An
Palästinensern getestet
"Elbit
Systems, Israels größtes
Rüstungsunternehmen, rühmt sich damit, dass
seine Waffen "kampferprobt" sind, das heißt
versucht und getestet bei israelischen
Militärangriffen auf Palästinenser", sagte
Ryvka Barnard, Kampagnenleiterin der
Menschenrechtsgruppe War on Want
gegenüber Electronic Intifada.
"Elbit hat
weißen Phosphor produziert, Kanonen zum
Abschießen von Cluster-Munition sowie
zahllose andere Waffen, die verheerende
Todesopfer bei Zivilisten verursachen und
von denen einige durch internationale
Abkommen, die von EU-Staaten unterzeichnet
wurden, verboten sind."
EU
verteidigt finanzielle Förderung von
Rüstungsproduzent
Auch Elbit ist
Nutzniesser der Freigebigkeit der EU. Es
erhält fast 6 Millionen Dollar vom Geld der
europäischen Steuerzahler als Teil von
Horizon 2020 und anderen
EU-Finanzierungsströmen für Forschung.
Aber die EU
verteidigt seine finanzielle Förderung sogar
nachdem bekannt geworden ist, dass Elbit
Kanonen für Cluster-Munition an Israel
liefert.
"EU
Forschungsgelder unter Horizon 2020
schließen ausdrücklich Forschung zu
militärischen Zwecken aus", sagte der
Sprecher der EU-Kommission am Donnerstag
(9.8.) in einem E-Mail an Electronic
Intifada.
Der Sprecher
fügte hinzu, dass "verschiedene Mechanismen
aufgestellt wurden, um zu verhindern, dass
EU-Gelder für Aktivitäten verwendet werden,
die gegen das internationale Recht sind",
dazu gehören "Überprüfungsausschüsse" und
"ethische Evaluationen".
Eine Gruppe
prominenter internationaler Rechtsexperten
hat jedoch kürzlich den Evaluationsprozess
von Horizon 2020 kritisiert und angemerkt,
dass er Bestimmungen der EU ignoriert, die
die finanzielle Förderung von Personen oder
Körperschaften verbietet, die verantwortlich
für oder beteiligt an schweren Verfehlungen
wie Folter, Kriegsverbrechen und Verbrechen
gegen die Menschlichkeit sind.
"Anreiz"
für israelische Verbrechen
Aktivisten
nehmen der EU die Unterscheidung zwischen
militärischen und nicht-militärischen
Aktivitäten von Unternehmen wie Elbit nicht
ab und sehen jede finanzielle Förderung für
Israels Rüstungsproduzenten als Stärkung der
israelischen Straflosigkeit.
"Die EU und
Mitgliedsstaaten wie Großbritannien geben
zu, dass Israel das internationale Recht
(Völkerrecht) mit seiner Militärbesatzung
und den Angriffen auf Palästinenser
systematisch verletzt", sagte Barnard von
War on Want. "Und trotzdem fahren sie fort,
die israelische Regierung und
Rüstungsunternehmen mit Forschungsgeldern,
Verträgen und Handelsabkommen zu belohnen,
die seine Kriegsmaschinerie füttern."
Barnard fügte
hinzu, die EU gebe "Israel einen Anreiz zur
Verletzung der Rechte der Palästinenser und
zu Kriegsverbrechen, indem es seinen
Rüstungshandel mit Israel weiter betreibt".
"Es ist Zeit
für die EU und alle ihre Mitgliedsstaaten
das internationale Recht ernst zu nehmen und
ein sofortiges wechselseitiges Waffenembargo
gegen Israel durchzusetzen", sagte Barnard
und bemerkte, dass der Druck von seiten von
Graswurzelgruppen weiter gehen würde.
Elbit und
seine Tochtergesellschaften haben regelmäßig
in Europa wegen ihrer Rolle bei israelischen
Angriffen auf palästinensische Zivilisten
protestiert.
"Wo
Regierungen ihre eigenen Richtlinien nicht
einhalten und Israel nicht zur Verantwortung
ziehen, haben einfache Leute den
palästinensischen Ruf aufgegriffen Kampagnen
für Boykott, Investitionsentzug und
Sanktionen gegen Israel durchzuführen",
sagte Barnard.
In einer
Kolumne, die durch Cluster-Waffen
verursachte Gräuel beschreibt, schreibt
Gideon Levy, dass Israels Entscheidung das
internationale Verbot zu ignorieren,
signalisiert, dass es "so viele unschuldige
Menschen wie möglich töten will".
Die EU scheint
so gut wie entschlossen zu sein dabei zu
helfen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Juli
im besetzten Palästina Ein Monat im Jahr
2017
31. Juli: Eine
Gruppe von 300 Siedlern bricht unter dem
Schutz der israelischen Armee in die
Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem ein. (Al Ayyam)
In der Stadt
Azzoun, östlich der Stadt Qalqilya gelegen,
beziehen Besatzungssoldaten mehrere
Wohnhäuser, um sie zukünftig als
Militärlager zu nutzen. Die
palästinensischen Wohnhäuser sollen auch mit
Stacheldraht eingezäunt werden. Auch den
Hauptwassertank, der die Bewohner der Stadt
mit Trinkwasser versorgt, übernehmen die
Soldaten als „Überwachungsstation“. (Al Quds)
Israel lässt
33 palästinensische Bewohner Jerusalems
festnehmen. Sie hatten in Solidarität an
Protestaktionen gegen die Veränderung am
Status Quo des Haram Al-Sharifs mit der
Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem teilgenommen. (Maan)
30. Juli:
Besatzungstruppen schließen zum dritten Mal
an einem Tag die Verbindungsstraße zwischen
Ramallah und dem Flüchtlingslager Jalazun,
nördlich der Stadt Ramallah in der Westbank
gelegen. Auch in in Ramallah wird ein
Checkpoint mit großen Zementblöcken
verschlossen, so dass die palästinensische
Bevölkerung die Stadt weder betreten noch
verlassen kann. (div. Quellen)
Seit dem 14.
Juli starben nach Angaben des
palästinensischen Roten Kreuzes 15
Palästinenser: Mohammed Ahmed Jabarin,
Mohammed Hamed Jabarin, Mohammed Ahmed
Mufdel Jabarin aus Umm al-Fahm, Mohammed
Sharaf, Mohammed Abu Ghannam, Mohammed Lafi,
Youssef Kashour und Mohammed Kanaan aus
Jerusalem und Umgebung. Bara’a Mahamdeh,
Mohammad Tannouh und Abdallah Taqatqah aus
Bethlehem, Ammar al-Tirawi aus Ramallah,
Uday Nawaja aus Tubas und Abdel Rahman Abu
Hamsieh aus dem Gaza-Streifen. (Safa)
Die Hälfte der
im israelischen Krieg gegen den
Gaza-Streifen im Jahr 2014 zerstörten
Wohnhäuser (11.000) konnte bis heute nicht
wieder aufgebaut werden. Israel beschränkt
die Einfuhr der dringend benötigten
Baumaterialien. (Maan)
29. Juli:
Israelische Besatzungstruppen dringen in das
Büro von PalMedia ein, durchsuchen die
Räume, beschlagnahmen die technische
Ausrüstung und Dokumente und lassen das Büro
verwüstet zurück. (Maan)
Israelische
Besatzungstruppen schießen und verwunden den
33-jährigen Faed Saleh Odeh Moussa als er
auf seinem eigenen Land die Bäume in Salfit
bewässern will. (Maan)
28. Juli:
Israel verbietet 21 Palästinensern das
Betreten der Al-Aqsa-Moschee für 15 Tage. In
den Nachtstunden nehmen die Truppen rund 100
Palästinenser in Jerusalem fest. (Maan)
27. Juli: Der
25-jährige Muhammad Kanaan erliegt seinen
schweren Verletzungen, die Besatzungstruppen
ihm in seiner Heimatstadt Hizma, im Gebiet
Jerusalem einen Tag zuvor zugefügt hatten. (Maan)
Nach Angaben
des Roten Kreuzes wurden seit 14. Juli rund
1.090 Palästinenser verletzt, darunter sind
Schussverletzungen mit scharfer Munition und
Gummigeschossen, Tränengas und physische
Verletzungen, wie Schläge, Tritte, Stöße.
(Palästinensisches Rotes Kreuz)
In nächtlichen
Razzien werden 17 Palästinenser in der
Westbank an verschiedenen Orten
festgenommen. (Maan)
26. Juli:
Israelische Besatzungstruppen dringen
östlich der Stadt Gaza auf palästinensischen
Gebiet vor. Augenzeugen berichten von fünf
Bulldozern, die von drei Tankwagen
eskortiert werden. Auch Drohnen begleiten
das Eindringen bis zur Ortschaft Juhr
Al-Diek. (Palinfo)
Eine etwa
120-köpfige Gruppe radikaler Siedler bricht
in ein mehrstöckiges Wohnhaus der
palästinensischen Familie Abu Rajab in der
Nähe der Ibrahimi-Moschee in Hebron ein.
Unter dem Schutz der Besatzungsarmee, die
sich nur vor dem Wohnhaus versammelt und
zusieht, besetzen die Siedler das
palästinensische Haus. Anschließend
erklärten die Besatzungstruppen das Eigentum
der Familie zur geschlossenen Militärzone.
(IMEMC)
In nächtlichen
Razzien nehmen die Besatzungstruppen 34
Palästinenser, darunter auch eine ehemalige
inhaftierte Palästinenserin fest. Die
Festnahmen geschahen im Gebiet von Hebron,
Jerusalem, Jenin und Bethlehem sowie
Ramallah und Nablus. (WAFA)
Im Gebiet von
Nablus werden zwei Palästinenser von
Besatzungstruppen, die Auseinandersetzungen
mit der ansässigen Bevölkerung provozierten,
verletzt. (Maan)
25. Juli:
Israelische Truppen beginnen damit, die
Metalldetektoren am Eingang des Haram
Al-Sharifs in den Nachtstunden abzubauen.
Sie sollen durch sog. Intelligente
Sicherheitssysteme zukünftig ersetzt werden.
Jegliche Änderungen am Haram Al-Sharif in
Jerusalem lehnen gläubige Muslime in der
ganzen Welt als Statusveränderung, die
völkerrechtswidrig ist, ab. (div. Quellen)
In das Gebiet
östlich von Qarara, in Khan Younis, im
südlichen Gaza-Streifen dringen israelische
Truppen vor. (IMEMC)
24. Juli: In
Nablus nehmen Besatzungstruppen Hanan Abu
Sirryya und ihren Sohn (18) in Nablus fest.
In den morgendlichen Razzien werden sieben
weitere Palästinenser in Bethlehem und
Jerusalem verhaftet. (IMEMC)
Dutzende
Siedler brechen in die Ortschaft Dahr
al-Maleh, westlich von Jenin in der Westbank
gelegen und terrorisieren die ansässige
palästinensische Bevölkerung. Die
gewaltbereiten Siedler sind bewaffnet,
feuern mehrfach Schüsse ab und verbreiten
Angst und Schrecken unter der Bevölkerung.
Zeitgleich werfen Siedler Steine auf ein
palästinensisches Fahrzeug, das sich auf der
Straße von Nablus nach Qalqilia gefindet.
(IMEMC)
Israelische
Besatzungssoldaten verletzten zwei
Palästinenser, nehmen in Nablus, Bethlehem,
Jenin und Ramallah insgesamt 12
Palästinenser fest. (IMEMC)
In den
Morgenstunden feuern Besatzungstruppen
östlich von Deir al-Balah, im zentralen
Gaza-Streifen gelegen, mehrere Salven ab.
(IMEMC)
Mindestens 21
Palästinenser werden in der Nähe der
Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem verletzt als
die Besatzungstruppen sie hindern, die
Moschee zu betreten. (div. Quellen)
23. Juli:
Mindestens 17 Palästinenser werden bei
Zusammenstößen mit den Besatzungstruppen in
der Nähe der Mauer in Jayyous, östlich von
Qalqilia verletzt. Die Besatzungssoldaten
feuerten Gummigeschosse und Tränengas ab.
Zwei Palästinenser werden durch scharfe
Munition verwundet und festgenommen. In
Jenin, Qalqilia und Bethlehem nehmen die
Truppen 12 Palästinenser fest, in der Stadt
Hebron 10 Palästinenser. (IMEMC)
22. Juli: Der
von Besatzungstruppen am Sonntagabend in
Al-Ezaryya, östlich von Jerusalem, verletzte
Yousef Abbas Kashour (24) erliegt seinen
schweren Schussverletzungen. (div. Quellen)
Der 17-jährige
Odai Aziz Khalil Nawaja aus Tubas verstirbt,
nachdem er auf eine israelische
Sprengstoffbombe getreten war, die
Besatzungstruppen fallen gelassen hatten. (IMEMC)
Das
israelische Wohnungsbauministerium plant ein
großes Siedlungsprojekt, dass 1.100
Siedlungswohneinheiten umfasst und wonach
Ramallah von Jerusalem abgeschnitten wird.
(Haaretz)
Samstagabend
tötet Omar Al-Abed (20) drei Siedler in
einer völkerrechtswidrigen Siedlung Halamish.
Er selbst wird verwundet und festgenommen.
(div. Quellen)
21. Juli:
Israelische Besatzungstruppen töten den
18-jährigen Mohammad Lafi und den
20-jährigen Mohammad Hasan Abu Ghannam. Der
17-jährige Mohammad Mahmoud Sharaf wird von
einem bewaffneten Siedler erschossen. (div.
Quellen)
Die 10-jährige
Faris Nasser Al-Jabari wird in der Stadt
Hebron, in der Westbank von einem
Siedlerfahrzeug angefahren und verwundet. (IMEMC)
Der ca. 20
Jahre alte Palästinenser Omar Al-Abed aus
Kobar, im nördlichen Ramallah in der
Westbank gelegen, wird angeschossen und
verletzt als er in die völkerrechtlich
illegale Siedlung Halamish in der Westbank
eindringt und mehrere Bewohner mit einem
Messer attackiert. (Maan)
20. Juli:
Israelische Besatzungssoldaten töten den
26-jährigen Mohammad Hussein Tnouh, der
angeblich die Besatzungstruppen angegriffen
hat. Vier Kugeln trafen seinen Körper bevor
ein Armeefahrzeug über ihn hinwegfuhr.
(IMEMC)
In den frühen
Morgenstunden nehmen Besatzungssoldaten in
der Ortschaft Emateen, in der
östlich-nördlichen Westbank gelegen, den
25-jährigen Mohammad Ahmad Obeid fest. Zuvor
durchsuchten die Truppen sein Wohnhaus.
(IMEMC)
19. Juli: Am
Löwentor in Jerusalem attackieren
israelische Soldaten ein Dutzend
palästinensische Gläubige. Ein Palästinenser
wird durch den Einsatz von Tränengas und
Schallbomben schwer verletzt. (JMCC)
In Hebron wird
der 30-jährige Rafat Nathmi Al-Herbawi von
Besatzungstruppen erschossen. Sie Soldaten
eröffneten an der Straßenkreuzung Beit
Einoun das Feuer auf sein Fahrzeug und
erschossen ihn. (Safa)
18. Juli: Im
Zuge von Auseinandersetzungen werden
dutzende jugendliche Palästinenser zumeist
in den Ortschaften um Jerusalem, in der
besetzten Westbank, verletzt. In Silwan
setzen die Besatzungstruppen scharfe
Munition und Gummi-Geschosse ein. In
Al-Issawiya, nordöstlich von Jerusalem
dringen die Truppen vor, fotografieren
Häuser und stürmen in die Straßen der Stadt.
Nach Angaben des Roten Kreuzes werden
mindestens 50 Gläubige verletzt. Unter ihnen
sind 16 mit Verletzungen von
Gummigeschossen, neun erlitten Verletzungen
durch Schallbomben, 25 werden mit Schlägen
und Tritten traktiert. Auch vier
Rettungskräfte sind unter den verletzten
Palästinensern. (Safa)
17. Juli: An
den Zugängen zur Al-Aqsa-Moschee und dem
Haram Al-Sharif wird eine Reihe von
palästinensischen Gläubigen verletzt. Nach
dem Freitagsgebet attackieren
Besatzungskräfte die vom Gebet kommenden am
Bab Hutta und Ba Al-Asbat durch Schläge und
Tritte. Sie versuchen den Imam des
Freitagsgebetes festzunehmen. In den
umliegenden Ortschaften von Jerusalem, wie
in Tur in Ost-Jerusalem kommt es zu
Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern
und israelischen Besatzungstruppen. (div.
Quellen)
16. Juli: In
der Ortschaft Nabi Saleh, westlich der Stadt
Ramallah wird ein Palästinenser von
Besatzungstruppen angeschossen und
liegengelassen bis er verstirbt. (JMCC)
15. Juli: Nur
einigen über 50-jährigen Palästinensern wird
das Betreten des Haram Al-Sharifs in den
kommenden Tagen erlaubt sein. Alle anderen
Gläubigen dürfen die Heiligen Stätten unter
dem Vorwand von sog. Sicherheitsbedenken
nicht betreten. (div. Quellen)
14. Juli: Nach
einem Angriff schließen die israelischen
Behörden den Haram Al-Sharif mit der
Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem für drei Tage
und bauen Metalldetektoren auf, um die
gläubigen Muslime unter dem Vorwand von sog.
Sicherheitskontrollen zu überprüfen. Diese
lehnen jegliche Veränderungen am Haram
Al-Sharif als Veränderung des Status Quo und
Völkerrechtsverletzung ab. Hunderte
palästinensische Gläubige verrichten ihr
Gebet vor den Metalldetektoren und
Besatzungssoldaten auf der Straße. (div.
Quellen)
13. Juli:
Israel kündigt den Bau von 798 neuen
Wohneinheiten im besetzten Ost-Jerusalem an.
(div. Quellen)
Im
Aida-Flüchtlingslager, nördlich der Stadt
Bethlehem, kommt es zu Zusammenstößen
zwischen jugendlichen Palästinensern und
Besatzungssoldaten. Vier Palästinenser und
eine Palästinenserin werden am Eingang des
Lagers festgenommen, nachdem die Truppen mit
Tränengas und Gummigeschosse auf die
Jugendlichen schossen. (Alquds)
12. Juli: Der
20-jährige Saad Salah wird von
Besatzungstruppen im Flüchtlingslager Jenin,
in der Westbank, erschossen. Auch der
17-jährige Aws Salameh verstirbt an diesem
Morgen. Er erliegt seinen schweren
Verletzungen, die er erlitten hat. Zwei
weitere Palästinenser werden bei
Auseinandersetzungen mit Besatzungstruppen
in Jenin verletzt. (Maan)
In Essawiyeh,
Jerusalem, wird ein Haus unter dem Vorwand,
ohne Baugenehmigung errichtet worden zu
sein, abgerissen. Damit erhöht sich die Zahl
der Häuserzerstörungen in 2017 in Jerusalem
auf 84. Nach Angaben von OCHA sind 161
Palästinenser obdachlos geworden. (Al Ayyam)
In Silwan
errichten Siedler eine Mauer zwischen
palästinensischen Wohnhäusern und ihren
Häusern, die sie beziehen, um eine Enklave
zu errichten. (Al Ayyam)
11. Juli: In
Bethlehem wird an einer Straßenkreuzung der
23-jährige Mohammed Ibrahim Jabreen unter
dem Vorwand einen Besatzungssoldaten zu
attackieren, getötet und ein israelischer
Besatzungssoldat verwundet. (div. Quellen)
10. Juli: Der
11-jährige Khatab Barjas und der 12-jährige
Hindi Al Hindi aus der Ortschaft Jdeira,
nordwestlich von Jerusalem werden von
Besatzungstruppen verhaftet. Diese waren in
die Ortschaft eingedrungen und hatten die
vor dem Haus spielenden Kinder gefangenen
genommen. (Maan)
09. Juli:
Israelische Truppen nehmen einen
palästinensischen Bewohner der Stadt
Jerusalem fest. Er soll ein Messer bei sich
getragen haben. (Maan)
08. Juli: Am
Checkpoint Bartaa, nördlich von Jenin in der
Westbank gelegen, attackieren Siedler
mehrere Palästinenser und ihre Fahrzeuge.
Sie werden Steine und zerstören eine
Autoscheibe. (Maan)
07. Juli: Am
frühen Freitagmorgen erliegt ein 37-jähriger
Palästinenser seinen schweren Verletzungen.
Er war auf seinem Motorrad in den
Nachtstunden in der Nähe von Bethlehem
unterwegs als er von einem Siedlerfahrzeug
angefahren wurde. (Maan)
Im Zuge von
Protesten in Kafr Qaddum, in der nördlichen
Westbank gelegen, werden sechs Palästinenser
und ein Koreaner von israelischen
Besatzungstruppen verletzt. Die Soldaten
setzten Tränengas, Schall- und Blendgranaten
sowie Gummigeschoss ein. (Maan)
06. Juli: Im
nördlichen Gaza-Streifen, in der
Nachbarschaft von Shujaaiya, zerstören die
Besatzungstruppen in den frühen
Morgenstunden Land und feuerten dabei
mehrere Salven ab. (Maan)
05. Juli: In
Silwad und Al Bireh, im Gebiet von Ramallah,
werden von den Besatzungstruppen zwei
palästinensische Familien über die
Zerstörung ihrer Wohnhäuser informiert.
Beide Söhne der betreffenden Familien hatten
Besatzungstruppen angegriffen. (Al Quds)
In Beit Hanina
kommen Bulldozer zum Einsatz und die
Besatzungstruppen lassen ein Wohnhaus unter
dem Vorwand, dass es ohne Genehmigung
errichtet wird, zerstören. (Al Quds)
Der 22-jährige
Hisham Raghib Abu Isha wird in der früheren
Geschäftsstraße Shuhada-Street in Hebron von
Siedler durch Schläge traktiert. Die
Besatzungstruppen schauen bei der schweren
Misshandlung zu ohne etwas zu unternehmen.
Erst nach der Misshandlung brachten die
Besatzungstruppen den verletzten Abu Isha an
einen unbekannten Ort. (Maan)
03. Juli: Die
israelische Zeitung Haaretz veröffentlicht
in ihrer Ausgabe einen Bericht, wonach ein
bisher auf Eis gelegener Plan für 2.000 neue
Wohneinheiten für Siedler in Sheikh Jarrah,
Jerusalem in den kommenden Wochen nun
umgesetzt werden soll. (Haaretz)
Im Zuge von
Auseinandersetzungen mit den
Besatzungstruppen werden am Löwentor in
Jerusalem mindestens 35 palästinensische
Einwohner der Stadt Jerusalem verletzt (Al
Ayyam)
02. Juli: Die
Parlamentsabgeordnete Khalida Jarrar,
Mitglied des Palästinensischen
Legislativrates, wird in der Nacht auf
Sonntag bei Razzien gemeinsam mit 11
weiteren Abgeordneten und politischen
Führungspersönlichkeiten festgenommen.
Jarrar war erst vor einem Jahr aus
israelischer Haft entlassen worden. Damit
erhöht sich die Zahl inhaftier Mitglieder
des Legislativrates auf 13. (div. Quellen)
Dutzende
Palästinenser werden durch Tränengas, das
die Besatzungstruppen in Jabaliya, im
nördlichen Gaza-Streifen einsetzen,
verletzt. (Maan)
BITTE BEACHTEN
SIE: Die Liste erhebt keinen Anspruch auf
Vollständigkeit.
Quelle
|
Palestine
Update Nr. 61
– Ein Aufwach-Ruf an die Kirchen - Meinung -
Ranjan Solomon -
Ein Ruf an
die Kirchen, der beachtet werden muss!
„Palestine Update“ teilt mit Ihnen/Euch
diesen harten aufrüttelnden Artikel von
Stuart Littlewood. In diesem Artikel
wiederholt er den entsetzten Schrei der
Palästinenser in einem Offenen Brief an die
Kirchen rund um die Welt, und ist bestürzt
über die flaue Wahrnehmung. Er stellt die
Frage: Werden die Kirchen in Palästina
beeindruckt sein von den bisherigen
Antworten? Er erinnert uns, dass der
Hilfeschrei der Palästinenser wörtlich
aussagte: „Wir stehen vor einem toten Punkt
und wir haben den Stillstand erreicht. Trotz
aller Versprechen, endloser Gipfeltreffen,
UNO-Resolutionen, Aufrufen von religiösen
und Laienführern verlangen die Palästinenser
immer noch nach ihrer Freiheit und
Unabhängigkeit und suchen Gerechtigkeit und
Gleichheit.“ Er erinnert die Kirchen, dass
der Aufruf sich auf eine „kostbare
Solidarität“ richtet. Er fordert die
Christenheit im Westen dringend heraus, mehr
als nur Worte zu wagen.
Das ist nicht nur einfach ein „Lesen
Müssen“. Es ist ein Aufruf, der weit unter
diejenigen verteilt werden muss, die die
Macht haben, zu Gunsten der Gerechtigkeit zu
entscheiden, aber sich fürchten, diese Macht
einzusetzen. Die Frage starrt Christen ins
Gesicht: „Auf welcher Seite stehen wir?“
Israel hat das Recht, in Frieden und
Sicherheit zu leben. Aber da ist ein anderes
Recht parallel zu diesem Recht. Es ist die
Gelegenheit, das Risiko für einen
authentischen Frieden zu übernehmen, der in
Gerechtigkeit wurzelt. Nichts anderes ist
wichtig. Leere beratende Maßnahmen wie diese
internationalen Mediatoren sind Überredung
und halb ausgebackene Stellungnahmen zu
wirtschaftlichen Maßnahmen bringen es nicht.
Israel muss für die Verbrechen während fast
70 Jahren verantwortlich gemacht werden und
gezwungen, seine verirrte Politik zu
verändern.
Etliche kirchliche Körperschaften waren
mutig in ihrer Antwort. Aber das ist im
Großen und Ganzen zu wenig und zu spät. Die
Palästinenser drängen: „Die Situation ist
mehr als dringend“. Werden die Kirchen das
Leiden erkennen und schnell handeln,
Vorurteile ablegen und ihre trägen und
opportunistischen Optionen überwinden?
Werden die in der Kirchenhierarchie
Verantwortlichen und einfache Laien geltend
machen, dass das „Gewählte bekannt werden
muss durch ihre Wahl“. - Ranjan
Solomon
Die
Christen können die „schale Diplomatie“ im
religiösen Krieg gegen die Kirchen im
Heiligen Land vergessen
-
Stuart
Littlewood, 2. August 2017 - Nachdem ich den
verzweifelten Hilfeschrei der Nationalen
Koalition von christlichen Organisationen in
Palästina (NCCOP), der an den Weltkirchenrat
gerichtet war, acht Kirchen in meinem
lokalen Umfeld angemailt und fragte, ob
dieser herz-zerreißende Appell bis in ihre
Gemeinden heruntergetröpfelt sei.
Wenn nicht, hoffte ich herauszufinden, wo es
denn in der Kommunikation gefehlt hat, da
dieses nicht das erste Mal war, dass Kirchen
im Heiligen Land Unterstützung beim
Christentum im Westen gesucht haben. Frühere
Appelle waren im Wesentlichen ignoriert
worden und die Aktionen der
Zivilgesellschaft überlassen.
„Jetzt“ sagen die Palästinenser, sei die
Situation „mehr als dringlich“. Ist also der
letzte Schrei der NCCOP gerade auf den
Schreibtischen der Ortspfarrer in meiner
Nachbarschaft gelandet? Und wenn, wie haben
die Basis-Christen darauf reagiert?
Ich habe
einen Link zum aktuellen Krisendokument
eingefügt der jeden Kirchenmann zum
Aufhorchen zwingen sollte und ein sanfter
Hinweis darauf ist, dass ihr Glaube und ihr
Arbeitsfeld im Heiligen Land verwurzelt ist.
„So, wo sind die Chancen, denke ich, einer
gemeinsamen Aktion der Kirchen des Westens,
ehe es zu spät ist? Und welche Rolle können
lokale Gemeinden einnehmen?
Der Schlüsselpunkt war jener: Es ist mehr
als dringend! So: Wo sind unsere geistlichen
Führer, die „Leute im Ornat“, die aufstehen
und ihre Truppen mobilisieren?
Nur einer der
acht Angefragten hat geantwortet – der
lokale katholische Generalvikar – der den
Gegenstand mit zwei Sätzen abtat.
So, das war es dann. Wenn dieser lokale
Haufen Repräsentanten der katholischen
Kirche in UK sind, geben sie keine gute Note
für ihre Brüder und Schwestern in den
besetzten palästinensischen Territorien. Und
es ist ihnen herzlich egal, dass der Ort, an
dem die Christenheit geboren wurde, unter
ihren Nasen gestohlen wird!
Wenn das die falsche Interpretation ist, und
die Christen im Westen tatsächlich helfen
wollen, ist das Anliegen ehrlich genug.
Kirchen in Palästina bitten Kirchen hier,
die Dinge zu benennen wie sie sind: Israel
anerkennen als einen Apartheid-Staat nach
der Terminologie des internationalen Rechtes
und des UNO-Berichts, der dieser es nennt.
Sie sind betroffen, dass Staaten und Kirchen
immer noch mit Israel umgehen auf der Basis
von „business as usual“ (Geschäft wie
immer), als wäre die Situation normal – und
ohne die kriminelle Realität der
Militärbesetzung zu bedenken.
Die Kirchen haben sich zusammen getan gegen
die Apartheid in Südafrika – und sie haben
geholfen, dass diese ein Ende fand. Warum
tun sie das Gleiche nicht für Palästina?
Sie haben uns gebeten, einstimmig die
Balfour-Deklaration als ungerecht zu
verurteilen, und mit Recht fordern sie, dass
das Vereinigte Königreich (UK) um Vergebung
bittet und das Volk von Palästina für ihre
Verluste entschädigt. Die Regierung der
Theresa May jedoch plant, die hundertste
Wiederkehr der Balfour-Deklaration „mit
Stolz“ zu feiern und hat Mr. Netanyahu zu
dem Spaß eingeladen.
Klar, Ms. May, gottesfürchtige
Kirchgängerin, die sie ist, muss die Hitze
Seines Zorns fühlen. Die Frau ist so
arrogant, dass ihre Regierung sich überlegt,
gegen die neueste Entscheidung der Royal
Courts of Justice (königl. Gerichtshof) zu
berufen, der unser Recht verteidigt Israel
zu boykottieren.
Endet den „Ökumenischen Handel“, stellt den
interreligiösen Dialog auf den Prüfstand
Die Palästinenser wünschen sich, dass wir
die stärkst mögliche Position gegen jede
Theologie oder Gruppe einnehmen, die
versucht, die Besetzung zu rechtfertigen.
Das heißt natürlich, unsere religiösen
Dialogpartner herauszufordern und uns von
jenen Partnerschaften zurückziehen, die
Israels brutale Besetzung nicht verurteilen.
Aber ich kann unsere singenden Kleriker
schon murren hören: „Oh dear, nein, nein,
nein. Wir dürfen unsere Kollegen in der
Ökumene nicht vor den Kopf stoßen. Niemals
würden wir das tun!“
Kirchen, die ihren Besitz verkaufen oder
sich in anderer Weise von Firmen lösen, die
von der Besetzung von palästinensischem Land
profitieren, brauchen oft Jahre quälenden
Geplauders, um eine solche allgemein
anerkannte Position zu erreichen. Aber sie
brauchen nicht zu glauben, dass es genug
ist, nur ihr Geld zu bewegen. Ein Beispiel
gab kürzlich die Mennonitenkirche der USA,
wo man eine Drei-Personen-Gruppe zum
Schreiben brauchte (sagen sie), und
eine zehnköpfige Referenzgruppe, die während
der letzten zwei Jahre intensiv gearbeitet
und quer durch die Kirche und bei
palästinensischen und jüdischen Partnern
herumgefragt hat, um mit einem bescheidenen
Vorschlag herauszukommen. Und um die „Divestment“-Pille
zu versüßen, erklärten sie, dass „das
Vermächtnis des Leidens der Juden mit dem
Leiden der Palästinenser eng verschlungen
ist“. Was die Palästinenser mit dem Leiden
der Juden zu tun haben oder je getan haben,
womit sie verdient hätten, dass man ihr Land
und ihre Häuser konfisziert hat, wird nicht
erklärt. Aber man entschuldigt sich gern,
wenn man die Mennoniten anruft, um die
Beziehung zu jüdischen Gemeinden zu stärken.
Warum? Können sie nicht verstehen, dass ihr
standhaft sein müsst im Boykott von Israel?
Es werden die Leute in den Boykott
einbezogen, die auch Israel unterstützen und
sich dafür einsetzen, einschließlich jener,
die unterlassen, die üble Politik des
israelischen Regimes zu verurteilen, die
unsere palästinensischen Freunde verletzt.
Wie George Galloway gesagt hat: „Ihr kümmert
euch einfach nicht um sie.“
Christen, die nicht erfassen können, was
dort wirklich vor sich geht, und die nicht
sehen, was benötigt wird, um das zu stoppen,
könnten den ausgezeichneten
Artikel von Robert Cohen „Stärkt euch zur
kostbaren Solidarität mit den Palästinenser“
hilfreich finden als Hinweis für eine
geeignete sinnvolle Aktion.
Er erklärt, warum der christlich-jüdische
Dialog neu aufgestellt werden muss. Zentral
in diesem Problem ist der sogenannte
„Ökumenische Handel“, ein Widerstreben, die
jüdische Unterstützung für Israel zu
hinterfragen aus Angst, Jahrzehnte von
glaubensübergreifender Versöhnung nach dem
Holocaust zu trennen. Wir erscheinen, als
hätten wir uns in die selbstzerstörende
Rolle geworfen, für den uralten christlichen
Antijudaismus büßen zu müssen. Auszubrechen
und Israel zu kritisieren würde gesehen
werden als das Wieder-Auftauchen dieses
Antijudaismus.
Ich kenne mich nicht aus mit christlichem
Antijudaismus, obwohl fortlaufendes
Fehlverhalten von Seiten der jüdischen
Führer in Bezug auf Verurteilung der
grausamen Praktiken des zionistischen
Regimes = „des jüdischen Staates“ - wird
sicher danach fragen. Kauft sich
irgendjemand in oder außerhalb der
Kirchenblase mit Ernst in dieses Zeug von
der Buße ein? Von außen, von Leuten, die
niemals wieder einen Fuß in die Kirche
setzen, sich aber dennoch Christen nennen,
weil sie nach dem christlichen Kode
aufgezogen waren, schaut das pathetisch
aus.
Christen in Palästina, sagt Cohen,
verzweifeln wegen des endlosen Versteckspiel
unserer Kirchenführer, sich endlos hinter
dem Vorhang politischer Neutralität zu
verbergen und ihrem Unwillen, ihre
religiösen Dialogpartner zu verletzen. In
Konsequenz, sagt er voraus, ist der
jüdisch-christlich Dialog dabei, „durch die
Mangel zu gehen“.
Zeit für
einige „wirklich unbequeme Konversationen“
- Den „Wieder-Aufstell-Knopf“ zu drücken
heißt, unserer lokalen jüdischen
Gemeindeleitung klarzumachen, dass Grenzen
einer erlaubten Debatte über Israel gesetzt
werden müssen. Es heißt auch, auch die
christliche Stimme unter Okkupation vor der
bequem lebenden jüdischen Stimme zu hören,
mit vollen gleichen Rechten, viele tausend
Meilen entfernt von dieser gleichen
Besetzung.
Die Mangel zu bedienen wird eine frostige
Aufnahme bei den Beziehungen zur Folge
haben, weil sie Kirchenleiter, lokale
Geistliche und ihre Gemeinden ebenso wie
jüdische Verantwortliche auffordert, aus
ihre Komfortzone herauszukommen und in
Dialog zu treten. Wie Rebecca Vilkomerson,
Jüdische Stimme für den Frieden, kürzlich in
Haaretz schrieb. Nach 70 Jahren
Enteignung und Vertreibung von
Palästinensern, 50 Jahre israelischer
Militärbesetzung und 10 Jahren Blockade von
Gaza ist es Zeit für jüdische Gemeinden,
„einige wirklich sehr unbequeme Gespräche
zu führen“.
Palästinenser sagen Nein zu „schaler
Diplomatie“, aber das ist alles, was sie
erreichen können.
Wie reagiert der Weltkirchenrat auf diese
dringenden Bitten von Palästina?
Sie werden (wollen) studieren und
analysieren: „Wenn wir im Weltkirchenrat
unsere Pläne für 2018 und darüber hinaus
machen, möchten wir die Kirchen in Palästina
wissen lassen, dass ihre Perspektive hart
ist und lebenswichtig ist“, sagte der
Generalsekretär vom WCC. „Wir werden
weiterhin mit dem gleichen
leidenschaftlichen Geist an der Arbeit
bleiben an spezifischen Objektiven,
Strategien und mit anwaltschaftlichen
Partnern, um die Besetzung zu beenden und
für einen gerechten Frieden in Palästina und
Israel arbeiten“.
Die WCC-Kommission für internationale
Angelegenheiten wurde angefragt, eine genaue
Analyse der sich verändernden politischen
Landschaften und Dynamiken im Heiligen Land
im Hinblick auf die Entwicklung einer
spezifischeren Advocasy (Anwaltschaft)
Strategie beizusteuern, die über Nationen
und Organisationen mit entsprechendem
Einfluss arbeitet.
Der Weltkirchenrat hat auch eine
online-Kampagne gestartet; suchen Sie #JusticeAndPeace
in the Holy Land, die Profile von
Friedensstiftern und verschiedene Schreie
nach Gerechtigkeit darstellt.
Der WCC plant auch, „theologische
Reflektionen, Studien und Projekte über
gerechten Frieden im Heiligen Land von allen
Teilen der Welt zu erforschen“ und den
Austausch über die Situation in Palästina zu
stärken, so dass dieser „Kirchen und anderen
ökumenischen Partnern helfen kann, ihre
Mitglieder- und Freundeskreise und
Regierungen in einer besseren systematischen
Art anzusprechen“. Dazu gehört auch die
Entwicklung einer Reihe von Prinzipien und
Praktiken für verantwortliche Pilgerfahrten
ins Heilige Land für Gerechtigkeit und
Frieden.
Werden die palästinensischen Kirchen
beeindruckt sein? Ihr Hilfeschrei sagt
spezifisch aus: „Wir stehen vor dem toten
Punkt. Wir haben den Stillstand erreicht.
Trotz aller Versprechen, endlosen
Gipfeltreffen, UNO-Resolutionen, Aufrufe
religiöser und Laien-Leiter sehnen sich die
Palästinenser immer noch nach Freiheit und
Unabhängigkeit und suchen Gerechtigkeit und
Gleichheit“.
Sie betonen besonders, dass religiöser
Extremismus im Ansteigen ist, wobei
religiöse Minoritäten einen hohen Preis zu
zahlen haben. „Wir brauchen tapfere Frauen
und Männer, die bereit sind, die in
vorderster Reihe zu stehen. Jetzt ist nicht
Zeit für Christen mit schaler Diplomatie.“
Als ich gestern beim Presseamt der Kirche
von England vorstellig wurde, wussten sie
nichts über eine gegebene Antwort. Soweit
das Interesse! Und als ich die Mitglieder
des WCC-Zentralkomitees durchging, stellte
ich fest, dass die zwei Vertreter der Church
of England beide in Europa stationiert sind.
Wie hilfreich ist das?
Die Macht der Hoffnung
Die Christenheit hat manchmal große
Schwierigkeiten, zwischen dem Rechten und
dem Unrechten zu unterscheiden und etwas
dagegen zu tun. Das Heilige Land ist ein
Fall dafür. Dort regiert das Böse. Die
weltweite Christenheit deckt es zu. Was
würde Christus dazu sagen?
Ich
weiß, was Michel Sabbah sagt. Er ist ein
früherer Katholischer Patriarch von
Jerusalem, ein mutiger Mann in der
vordersten Reihe und einer der großen Helden
in diesem Kampf. „Die gegenwärtige Situation
ist hoffnungslos. Es gibt in Wirklichkeit
überhaupt kein Zeichen der Hoffnung für das
palästinensische Volk. Trotzdem hoffen wir.
Wir hoffen, denn wir sind Christen, und Gott
ist gegenwärtig.
Wir hoffen, denn wir glauben an das
grundsätzliche Gutsein des Menschen –
Israelis so gut wie Palästinenser. Das
menschliche Gutsein wird am Ende über die
menschliche Kraft des Bösen die Oberhand
gewinnen.
Wir hoffen, weil Palästinenser ausharren,
ihre Rechte zu fordern.
Es ist dieses eine Quelle der Hoffnung, die
wir nie aufgegeben haben …
Wir hoffen, weil unter den Israelis Menschen
sind, die versuchen, mit den Palästinensern
dafür zu arbeiten, was Recht ist. Und die
Anzahl der Bewegungen wird immer größer, die
sich willensstark für den Frieden einsetzen
…
Wenn wir keine Hoffnung hätten, würden wir
nicht leben. Hoffnung ist Leben, und die
Geschichte gibt uns Hoffnung. Was recht ist,
wird überleben.
Soweit Michel Sabbah, em. Katholischer
Patriarch
Ich fürchte, er wird enttäuscht werden, wenn
er Hoffnungen auf das Kopfnicken der Kirchen
des Westens setzt. Aber das weiß er, ganz
sicher!
Littlewood ist
ein regelmäßiger Verfasser Schreiber über
Angelegenheiten des Mittleren Ostens und
„Radio Free Palestine“, wo über die Not der
Palästinenser unter Okkupation erzählt wird.
Mehr über Stuart Littlewoods Bücher und
Artikel
Quelle: Dissident Voice (ein radikaler
Newsletter für den Kampf für Frieden und
soziale Gerechtigkeit
Übers.: Gerhilde Merz
|
Israel will das Büro von
Al Jazeera
schließen und seine Journalisten ausweisen
- 07.08.2017 - Das Sendernetz mit Sitz in
Doha verurteilt die Entscheidung, die
Akkreditierung seiner Journalisten zu
widerrufen und seine Büros in Jerusalem zu
schließen.
Israel plant
die Medien-Ausweise der Journalisten von Al
Jazeera zu widerrufen und das Büro des
Netzwerks in Jerusalem zu schließen,
kündigte der Kommunikationsminister des
Landes an.
Ayoub Kara
machte die Ankündigung am Sonntag während
einer Pressekonferenz in Jerusalem, an der
Al Jazeera nicht teilnehmen durfte. "Unsere
Entscheidung basiert auf dem Schritt der
arabisch-sunnitischen Länder die Büros von
Al Jazeera zu schließen und ihnen zu
verbieten zu arbeiten", sagte Kara und fügte
hinzu, der Sender werde von Gruppen zur
"Anstiftung zur Gewalt" benutzt– eine
Beschuldigung, die das Netzwerk
zurückgewiesen hat. Kara sagte, er erwarte,
dass Israels Parlament, die Knesset, seinen
Antrag auf ihrer nächsten Sitzung prüfen
werde. "Ich werde durch den (legislatorischen)
Mechanismus gehen, um eine Ermächtigung zu
schaffen, unter der ich frei agieren kann.
Wir wollen das so schnell wie möglich
beenden."
Al Jazeera
verurteilt die Maßnahmen - In einer
Erklärung verurteilte das Mediennetzwerk mit
Sitz in Doha die Maßnahmen des Landes, das
von sich behauptet die einzige Demokratie im
Nahen Osten zu sein. "Al Jazeera betont,
dass es die Entwicklungen, die sich aus der
israelischen Entscheidung ergeben, genau
verfolgen wird und die nötige rechtliche
Maßnahme dagegen ergreifen wird", heißt es
in der Erklärung.
Al Jazeera
weist auch die Anschuldigung zurück, seine
Berichterstattung über die Unruhen am
Tempelberg sei unprofessionell gewesen. "Al
Jazeera wird weiterhin professionell und
genau über die Vorfälle in den besetzten
palästinensischen Gebieten berichten,
entsprechend den Standards, die
internationale Agenturen wie das britische
Office of Communications (Ofcom) gesetzt
haben."
Die Büros des
pan-arabischen Netzwerks in den
palästinensischen Gebieten von Gaza und
Ramallah in der besetzten Westbank werden
von der gegenwärtigen Maßnahme nicht
betroffen sein.
Das
Juristische Zentrum für die Rechte der
arabischen Minderheit in Israel (Adalah) hat
den Plan angefochten und sagt, er würde vom
Obersten Gerichtshof geprüft und "würde die
Prüfung auf Gesetzmäßigkeit (wohl) nicht
bestehen".
Scott Heidler
von Al-Jazeera berichtete am Sonntag aus
Jerusalem und sagte, der Antrag auf Widerruf
der Akkreditierung betreffe alle
Journalisten des Netzwerks sowohl der
arabischen wie der englischen Kanäle.
Es war noch
unklar, wie die Regierung auf den Antrag
reagieren wird.
Unser
Korrespondent berichtet, Israel suche auch
die Kabel- und Satellit-Übertragungen im
Land abzuschalten.
Während der
Pressekonferenz sagte Kara, auch der
Innenminister sei an der Schließung der
Büros von Al Jazeera in Jerusalem beteiligt.
Der
israelische Premierminister Benjamin
Netanyahu hat wiederholt gedroht die
Arbeiten von Al Jazeera im Land abzustellen,
und beschuldigte das Netzwerk zu Gewalt
gegen Israel aufzustacheln. Sein jüngster
Angriff vom 27.7. beschuldigte das Netzwerk
"zu Gewalt aufzurufen" (inciting violence).
Marwan Bishara,
leitender politischer Analyst von Al
Jazeera, sagte, der jüngste Schritt Israels
zeige ein "Zusammenwirken" von "Diktaturen"
in der arabischen Welt mit der Diktatur der
Militärbesatzung in Palästina".
"Als ob das
Schließen eines Netzwerks Gewalt vermindern
würde, wo jeder weiss, dass Repression,
militärische Besatzung und Aggression der
Grund für die Gewalt in der Region ist. Und
nicht, dass darüber berichtet wird", sagte
er.
Angriff auf
die Pressefreiheit - In einem Interview
mit Al Jazeera verurteilte Rami Khouri von
der amerikanischen Universität in Beirut den
Plan und sagte, er sei "sehr typisch für die
Regime" in der Region.
"Regime, die
die Macht kontrollieren wollen, verfolgen
fast immer zwei Ziele: die Medien und die
Ausländer. Die Medien verfolgt jeder."
Aidan White
vom Netzwerk Ethischer Journalismus mit Sitz
in London nannte Israels Entscheidung "einen
vollen Frontalangriff" auf die
Pressefreiheit. "Es ist eine schockierende
Erklärung, sie unterläuft komplett den
Anspruch Israels die einzige Demokratie im
Nahen Osten zu sein, weil es das Herz einer
der wichtigsten Institutionen einer
Demokratie trifft. "Dieser Angriff auf Al
Jazeera ist wirklich ein Angriff auf jeden
kritischen unabhängigen Journalismus."
Das Komitee
zum Schutz von Journalisten hat ebenfalls
den israelischen Schritt kritisiert. "Al
Jazeera zensurieren oder seine Büros
schließen, wird der Region keine Stabilität
bringen, aber es wird Israel in das Lager
mancher der schlimmsten Feinde der
Pressefreiheit in der Region treiben", sagte
Sherif Mansour, Programmkoordinator des
Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ)
für den Nahen Osten und Nordafrika. "Israel
sollte diese undemokratischen Pläne fallen
lassen und Al Jazeera sowie allen
Journalisten erlauben aus dem Land und den
von ihm besetzten Gebieten frei zu
berichten", sagte es.
In den letzten
Monaten haben Saudi Arabien und Jordanien
Büros von Al Jazeera als Teil einer
koordinierten diplomatischen und
wirtschaftlichen Kampagne gegen Qatar, wo
der Hauptsitz des Al Jazeera Mediennetzwerks
ist, geschlossen. Außerdem wurde das Signal
von Al Jazeera in den Vereinigten Arabischen
Emiraten blockiert. Ägypten, das auch Teil
der blockierenden Gruppe ist, hat Al Jazeera
bereits vor mehreren Jahren verboten.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Musik,
Kinderchöre und Kamele in der Wüste
-
Vor drei Jahren tötete ( morden ist
verboten, auszusprechen) Israel zwischen
dem 21 und 28. Juli 37 palästinensische
Kinder unter 7 Jahren.
Amira Hass, 1. August 2017
1.Meine Freundin B. lebt in Kobar. Während
der vier Jahre des Lebens ihres jungen
Sohnes hat sie es fertig gebracht, ihn vor
Berichten über Militär, Tod und Besatzung,
Schießen und Gewehren fernzuhalten. Sie und
ihr Mann schufen um ihn ein Insel mit
Kinderbüchern und Spielzeug und machten
sicher, dass das Fernsehen mit seinen
schrecklichen Bildern in seiner Gegenwart
nicht angemacht wurde.
Letzte Woche zwang sich die Realität in ihr
Leben. Jeden Tag kamen Armee-Bulldozer,
bauten eine Barrieren am Eingang des Ortes
immer höher und weiter und vertieften ein
Loch in den Asphalt. Jeden Tag schaufelten
die Bewohner die Erde an den Rand der
Barriere, so dass ihre Autos durchfahren
können. Und wenn meine Freundin dort mit
ihrem Wagen passieren will – und den Sohn
neben sich hat, wunderte er sich und fragte,
wer diese hohen Erdhaufen gemacht habe. Die
Armee, antwortete sie. Er dachte zuerst, sie
hätte „the Jag“ ( die Henne) gesagt und
war sehr verwirrt. Und dann musste sie ihm
erklären, was die Armee ist, wessen Armee
dies sei und warum diese gegen jeden, groß
oder klein ist
Kommentar1: Wenn B. bis jetzt in der Lage
war, ihren Sohn vor dem Lexikon der Gewalt
der Siedlungsverteidigungskräfte schützen
konnte, sagt das etwas über die relative
Ruhe in dem Dorf Kobar aus. Aber fast eine
Woche von nächtlichen Überfällen mit
Dutzenden von Soldaten, die sich zwischen
den Häusern bewegten und die Bewohner
schlugen, Tränengas und gummiummantelte
Metallkugeln herum schossen, erinnerten sie,
dass die relative Ruhe eine Täuschung war.
Kommentar 2.: Die Shin
Bet-Sicherheitsdienste und die IDF waren das
Thema des übertriebenen Lobs in dieser
Woche. Ihr Stand in Bezug auf die
Metalldetektoren am Eingang zum Tempelberg
bewies tatsächlich, dass sie das allgemeine
bild verstehen. In andern Worten: die
kollektive Rache-Kampagne, die sie letzte
Woche in Kobar durchführten, kam nicht von
einem Mangel des Verständnisses oder der
Kenntnis, dass die Drangsalierung des ganzen
Dorfes und die Verfolgung all seiner
Bewohner würde nur noch mehr Zorn wecken,
auch unter jenen, die gegen den Angriff
auf die Westbanksiedlung Halamish sind oder
Bedenken haben. Diese kollektive Rache ist
nicht ein Fall eines Schießens aus der
Hüfte. Es ist ein Teil des Planes. Teil der
logischen Kontrolle. Ihr eskaliert, ihr
stachelt an, ihr verhaftet mehr junge Leute,
ihr verletzt mehr Kinder, um mehr Gründe zu
haben, präventiv zu handeln und zu
unterdrücken und den Apparat aufrecht zu
erhalten.
2. Teil: ein netter Junge von 11 Jahren
schließt sich mir bei meinen Besuchen
etlicher Familien in Kobar an, deren
Häuservon der Armee überfallen wurden. In
einer kurzen Pause zwischen ihren
Zeugenaussagen sagte er: „Er bewies sich als
Mann, Omar al-Abed“ (der drei
Familienmitglieder der Salomonfamilie in
Halamish tötete). Ich fragte T.: „ So, du
meinst, dass ihr, der ganze Rest der
Palästinenser keine Männer seid? T. war
irgendwie verwirrt. „Nein, natürlich mein
ich das nicht,“ sagte er.
Kommentar: Das Verständnis von Abeds Worten
und den dahinter verborgenen Motive ,
sollten uns nicht erlauben, zwei Fakten zu
vergessen: Im Verhältnis zur Intensität und
Dauer der Ungerechtigkeit, in der sie
leben, sind es wenige Palästinenser, die
Abeds Weg gewählt haben. Auf der andern
Seite Zehntausende von Israelis (verbessert
mich, wenn nötig, vielleicht tatsächlich
Hundert-tausende?) waren und sind direkt in
das Töten ( es ist verboten dies morden zu
nennen) von Palästinensern involviert;
geschweige denn all die andern Dinge zu
sagen, die wir ihnen zufügen.
3. Noor,Malak,Miar und Dareen singen im
Amwaj.Chor. Sie sind etwa 12 Jahre alt. Wir
begegneten ihnen an einem unerwarteten Ort:
in der Wüste. Eine Prozession von Kamelen
lief in den Sonnenuntergang. Die
Streichinstrumente in Beethovens 8.
Symphonie und die Töne der Pikkolo-Flöte in
Ravels Bolero schweben über der Reihe von
Plastik-Stühlen, die in den Sand gestellt
wurden.
Der Amwaj (Welle) –chor in Bethlehem und
das Ramallah-Orchester, von
Al-Kamandjati-Konservatorium gegründet,
bieten eine Reihe von Konzerten für
Allgemeinheit, geleitet von Diego Masson.
Das Konzert, das am Freitag in Dar Al Tifl
in Jerusalem stattfinden sollte, wurde wegen
der Umstände gestrichen. Ramzi Abu Radwan,
Gründer des Al-Kamandjati und einem Bewohner
des Al-Amari-Flüchtlingslagers telefonierten
unmittelbar mit Abu Ismail.
Abu Ismail leitet die Beduinen-
Gastfreundschaft und
Wüsten-Exkursionen-Agentur für jene, die
eine Wüstenwanderung östlich seinen Dorfes
Arab al-Rashayida, südlich von Bethlehem
machen wollen. Er sagte sofort: „Natürlich,
spielt hier“ Am nächsten Tag: Der
Kamandjati-Klang und Elektriker arbeiteten
den ganzen Tag, um die Systeme zu
installieren, dass sie sicher
funktionierten. Mädchen aus dem
Beduinen-Dorf zwischen 3 und 12 saßen
fasziniert auf den Plastikstühlen,
integriert in das akustische und visuelle
Wunder, das sich vor ihren Augenabspielte.
Am Sonntag fand das Konzert wie geplant im
Bethlehem Tagungspalast statt. Und am Montag
wird es in Ramallah-Gemeinde-Theater
stattfinden.
4. Der Amwaj-Chor schließt 30 Mädchen und
Jungen aus Hebron und 30 aus Bethlehem,
einschließlich der Dorfer und
Flüchtlingslager ein. Vor etwa drei Jahren
nahm er Gestalt an. Es fanden keine
Probespiele statt. Alles was erforderlich
war, war ein Engagement von acht Stunden
Übung in der Woche und Sommerkurse. Im
Augenblick sind 25 Jungen und 35 Mädchen im
Chor. Die jüngste Sängerin ist ein 6jähriges
Mädchen.
5. Vor drei Jahren - zwischen 21. Und 28.
Juli - töteten wir (Man darf es nicht
morden nennen) 37 palästinensische Kinder im
Gazastreifen im Alter zwischen ein paar
Monaten und 6 Jahren. Neben dem Namen jedes
getöteten Kleinkindes ( und das in der 2014
B’tselem Bericht-Liste von 546 getöteten
Kindern eingeschlossen war) stand die
trockene Bemerkung „nahm nicht am Kampf
teil.“
Kommentar: Wir mögen nicht weiter unsere
Hände mit Blut beschmutzen. Wir sind
Experten beim Töten (es darf nicht morden
genannt werden) aus einer Entfernung mit
High-tech-Schnickschnacks, höchstens mit
Gewehren und Pistolen. Auf diese Weise macht
es nicht krank, ist nicht so empörend .
Nicht so entsetzlich.
(dt. Ellen Rohlfs) |
Verfechter von "Tod den Arabern" ist
Frontmann der EU in israelischer PR-Kampagne
-
Jonathan Ofir
-
04.08.2017 - Die Europäische Union hat
letzte Woche eine Videokampagne gestartet,
um sich selbst ein positiveres Image zu
geben (auf der Facebookseite der EU-
Botschaft in Israel) – und wer wäre besser
als Experte einzusetzen, als jemand, der
einen Genozid an den Palästinensern
befürwortet?
Electronic
Intifada hat gestern davon berichtet und mit
dem Video verlinkt, aber gerade, als der
Artikel heute vormittag fertiggestellt war,
wurde das Video (von der Webseite) genommen.
[...]
Das Video
zeigt viele Verbindungen zwischen der EU und
Israel, wie Tourismus, Export und Import,
Kooperation im Bereich der Technologie- und
Rüstungsindustrie und wird von Avishai Ivri
präsentiert.
Ivri ist ein
bekannter rechts-nationalistischer Experte.
Letztes Jahr trat er bei einer Diskussion
der israelischen Nachrichtenagentur Walla
auf und sprach erst über Elor Azarya, der
einen wehrlosen Palästinenser mit einem
Kopfschuss aus nächster Nähe tötete:
"Eine
Ehrenmedaille für ihn dafür, dass er den
Terroristen erledigt hat", sagt er. "Schade,
dass er die Kamera übersehen hat!" (damit
bezog er sich darauf, dass der Vorfall von
einem Palästinenser gefilmt worden war). Er
erklärt:
Ehrlich
gesagt, es geht ja nicht darum, dass Azarya
einem Terroristen eine Kugel in den Kopf
eines Terroristen geknallt hat – jeder macht
das. Es geht darum, dass er erwischt worden
ist ... er ist gefilmt worden. Ich meine,
die Anklage wegen "Totschlags" sollte in "fuck-up"
geändert werden (fadiha auf Hebräisch).
Die
Moderatorin lacht, die ganze Diskussion ist
richtig lustig, niemanden scheint diese
Sprache zu stören. Etwas später, in der
Diskussion über Terror, sagt Ivri zu seinen
etwas weiter "links" stehenden
Gegenkandidaten:
"Ihr fragt
uns immer, was ist eure Lösung? Was ist eure
Lösung? Hallo??
Wir rufen
nicht "Tod den Arabern", weil es sich
reimt!" (Die Anhänger der
Mitte
lachen, richtig amusiert.) "Wir rufen das,
weil es unsere Lösung ist! Wir
schreiben
das, verdammt nochmal, mit Spray an die
Wand! Wie geheim, denkt
ihr, halten
wir unsere Lösung?"
In dem Bericht
von Electronic Intifada über die gestrige
Geschichte der EU-Kampagne werden viele
Tweets von Ivri über die Jahre vermerkt. Zum
Beispiel schrieb er während des israelischen
Gemetzels in Gaza 2014:
"Hier ist
eine Strategie, die noch nicht versucht
wurde: 1.000 getötete Araber
für jeden
Getöteten von unserem Volk", twitterte er.
"Ich denke, sie sind uns
noch 5.000
von der letzten Woche schuldig."
Eine Woche
zuvor hatte er eine effektivere Lösung:
"Scheiss
drauf! Radiert Gaza aus!", schrieb er.
Ivris letzte
Woche gestartetes Video spricht die Ängste
wegen Europa an, von denen vermutet wird,
dass viele Israelis sie haben. Er beginnt
damit folgendermaßen:
"Die EU – glaubt ihr, das sie
anti-israelisch ist? Lasst mich euch
überraschen."
Ivri weist
darauf hin, dass die EU ein riesiger Markt
ist, und spielt die Vorteile der
Handelskooperation durch. Er erwähnt, dass
1/3 der israelischen Exporte in die EU gehen
(im Wert von etwa 13 Milliarden Dollar
jährlich). "Sie lieben den israelischen
Export – und wir lieben den ihren!" sagt er.
Er vermerkt die israelischen Importe von
Gütern für 21 Mrd. Dollar. Dann verweist er
auf die Wertschöpfung durch den Tourismus
"für uns und für sie".
"Ihr habt
gedacht, die Eu wäre mit uns in nichts
einig?", fragt er und beschreibt dann das "open
skies"-Abkommen: "Wir haben ihnen freien
Zugang zu unseren Flughäfen gegeben, und sie
haben uns freien Zugang zu ihren gegeben –
sie haben 500 davon!"
Er stellt
fest, dass jedes Jahr 2 Millionen Touristen
nach Israel kommen und zwei Milliarden
Dollar in Israel lassen. Er sagt, die
Europäer liebten den Agrar-Export von
Israel; 80% des israelischen Exports von
frischen Agrarprodukten gehen nach Europa,
im Wert vom 1 Million Euro pro Jahr,
einschließlich natürlich Cherrytomaten und
Tahin. Dann geht Ivri zur Technologie über –
zu high tech – zu Drohnen (die natürlich im
Kampf gegen die Palästinenser getestet
wurden), Bewässerung, und Cyber-Sicherheit
etc.
Nachdem er all
diese Vorteile aufgezählt hat, schließt Ivri:
"Es schadet uns auch nicht, wenn wir mehr
als mit allem anderen mit
technologischer Innovation identifiziert zu
werden... also, wenn ihr das
nähste Mal
von der EU hört, erinnert euch daran – es
sind die besten Nachbarn, die wir
haben!"
Die EU hat entschieden Ivri als ihren
Moderator (Präsentator) einzusetzen. Klar,
er hat eine lustige Art, er kann reden. Aber
welche Botschaft sendet die EU den
Palästinensern? Was sagt sie den
Palästinenser, wenn sie diese Person
einsetzt? Was sagt das der Welt?
Kann es sein,
dass die EU nichts von Ivris Empfehlungen
für einen Genozid gewußt hat? Sie müssen
doch durch einen Prozess der Suche nach
einem geeigneten Kandidaten gegangen sein,
der sie repräsentiert, das ist ja keine
kleine Aufgabe. Und schließlich hat Ivri
seine Ansichten nicht gerade geheim
gehalten, so wie er sagt, "schreibt er es
verdammt nochmal an die Mauer".
Haben denn die
EU-Beamten nicht die Schreibe auf Ivris
Genozid-Mauer gesehen? Oder haben sie
gedacht, was noch schlimmer ist, dass eine
Person mit seinen Ansichten beim
israelischen Publikum gut ankommen wird?
Vielleicht hat
die EU nicht genug aufgepasst. Es scheint,
dass das eher typisch ist für den Botchafter
der EU in Tel Aviv, Lars Faaborg-Andersen.
Im März letzten Jahres nahm er an einer
anti-BDS-Konferenz in Jerusalem teil, auf
der der israelische Geheimdienstminister
eine "gezielte zivile Eliminierung" von
palästinensischen Menschenrechtsaktivisten
forderte – wobei er einen Begriff
verwendete, den das israelische Militär als
euphemische Umschreibung von
außergerichtlichen Exekutionen benützt.
Speziell BDS-Führer Omar Barghouti wurde als
ein Ziel für Vertreibung genannt, und
Amnesty International bekundete "nach den
Anspielungen von israelischen Ministern auf
Bedrohungen wie Körperverletzung und die
Aberkennung von Rechten, ihre Befürchtung
für die Sicherheit und Freiheit des
palästinensischen Menschenrechtsaktivisten
Omar Barghouti und andere BDS-Aktivisten".
Aber
Faaborg-Andersen hat nicht viel mitbekommen.
In einer Antwort auf eine Frage des
israelischen Aktivisten Ofer Neiman während
eines Facebook live chats verteidigte
Faaborg-Andersen seine Rolle auf der
anti-BDS-Konferenz:
"Ich habe
an der Konferenz teilgenommen, um die
Position der EU zu BDS zu
erklären,
das die EU nicht unterstützt. Ich habe auch
die Positionen der EU
zu den
Siedlungen erklärt, die aus der Sicht der EU
illegal sind, und zur
korrekten
Angabe der Herkunft von Gütern, die aus
israelischen Siedlungen
in die EU
exportiert werden. Das heißt nicht, dass ich
den Bemerkungen der
israelischen Minister auf dieser Konferenz
zugestimmt hätte, und ich habe
auch
niemanden das Leben eines anderen bedrohen
gehört."
Demnach wird
vielleicht die Botschaft der EU behaupten,
sie hätten nicht gehört, dass Avishai Ivri
"das Leben von irgendjemandem bedroht"
hätte.
Warum sich
überhaupt über Genozid aufregen?
Demnach wissen
die Israelis, dass sie von der EU nichts zu
fürchten haben. Wie die USA gibt auch die EU
ihnen gelegentlich einen Klaps auf die Hand,
die Israelis schreien "Antisemitismus!" und
alle machen weiter (wie bisher). Und nichts
geschieht. Der Handel geht weiter, auf dem
Rücken der Palästinenser.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Rechtsextreme Israelis geloben den
status quo der heiligen Stätten in Jerusalem
zu verändern
- Jacob Burns, Lubna Masarwa -
01.08.2017
Viele sehen im Rückzug der israelischen
Regierung mit den Metalldetektoren eine
Kapitulation.
Wo vor Tagen
tausende Palästinenser aus Protest in den
Strassen in der Jerusalemer Altstadt gebetet
haben, um die Al Aqsa zu "verteidigen",
wehten letzte Nacht israelische Fahnen, und
der stellvertretende Verteidigungsminister
Israels rief in einer Rede Israel auf, auf
dem Tempelberg seine "volle Amtsgewalt" (authority)
durchzusetzen, so dass der Tempel wieder
aufgebaut werden könnte.
Als etwa 300
Personen durch Ostjerusalem marschierten,
sperrte die Polizei die Route des Marschs
für Palästinenser. Der Marsch, der seit 23
Jahren jährlich von den Frauen in Grün,
einer Siedlerorganisation, organisiert wird,
fand am Abend des jüdischen Festtages Tisha
B'Av statt, an dem Juden die Zerstörung der
beiden Tempel betrauern.
"In diesem
Jahr hat der Marsch eine besondere
Bedeutung, weil wir unglücklicherweise in
den letzten Wochen von unserem Feind
gedemütigt worden sind", sagte Nadia Matar,
Mitvorsitzende von Frauen in Grün, gegenüber
Middle East Eye.
"Die ganze
Geschichte mit diesen Metalldetektoren hat
unserem Feind ein abscheuliches Siegesgefühl
gegen unsere eigene Regierung gegeben, und
wir sind sehr enttäuscht", sagte sie.
Die Intensität
der Gefühle von Verletzung und Wut der
israelischen rechten Religiösen nach dem,
was in den letzten Wochen geschehen ist, war
offen zu sehen.
"Dieses Jahr
wurden wir nach allem Schrecklichen, das mit
den Arabern passiert ist, daran erinnert,
dass noch nicht alles uns gehört...
plötzlich haben wir verstanden, wie wichtig
es ist, dass wir hier marschieren", sagte
Matar später zu den Marschierenden.
"Jeder Platz,
auf dem wir gehen, gehört euch, wir
marschieren, und wir werden Jerusalem
erlösen."
Die
israelische Regierung hatte Metalldetektoren
am Eingang zur sensibelsten religiösen
Stätte Jerusalems installiert, nachdem am
14. Juli drei Palästinenser dort zwei
israelische Polizeioffiziere erschossen
hatten.
Die Maßnahme
wurde von den Palästinensern der Stadt als
Verletzung des status quo gesehen; es
folgten zwei Wochen mit Strassenprotesten.
Die Metalldetektoren wurden am 27. Juli
entfernt.
Entfernung
der Metalldetektoren wird als Kapitulation
gesehen
Eine am 25.
Juli ausgestrahlte Umfrage von Kanal 2
zeigte, dass 77% der Israelis die Entfernung
der Metalldetektoren als "Kapitulation"
bezeichnen.
Diese
Sichtweise spiegelte sich in einer Rede des
Likudpolitikers Yehuda Glick wieder, einem
prominenten Befürworter eines (jüdischen,
Ü.) Tempels, der an die Regierung
appellierte, zu den "Werten des Volkes" zu
stehen.
"Der Krieg
gegen uns findet hinter diesen Mauern
statt", sagte Glick und bezog sich damit auf
die Altstadt von Jerusalem. "Die Gründung
des Staates Israel und die Eroberung von
Judäa und Samaria wurde vom Volk erreicht,
das beschlossen hatte gegen alle Logik und
politischen Überlegungen vorzugehen. Jetzt
müssen wir aus unserer Kontrolle über den
Tempelberg ein (vollendete) Tatsache
machen."
Eli Ben Dahan,
stellvertretender Verteidigungsminister,
forderte den Wiederaufbau des Tempels. Er
zitierte ein Stück aus der Torah, wo es um
die Erneuerung des jüdischen Volkes geht,
und sagte: "Das wird geschehen, wenn wir die
volle Amtsgewalt (authority) über den
Tempelberg haben."
"Nur wenn der
Tempel erbaut ist, wird es Juden möglich
sein jede Stunde, jeden Tag zu beten. Keine
Macht der Welt kann das jüdische Volk
stoppen, und wir müssen arbeiten, um diese
Vision zu verwirklichen."
"Es ist nicht
genug die Souveränität auf dem Papier zu
haben, wir fordern unsere Regierung auf ihre
Souveränität durchzusetzen und zu zeigen,
wer hier der Boss ist", sagte Matar.
Teilnehmer am
Marsch, mit denen Middle East Eye sprach,
hatten keinerlei Sympathie für die Weigerung
der Palästinenser die Metalldetektoren zu
akzeptieren.
"Die
Metalldetektoren waren nur eine Ausrede für
die Unruhen, die Palästinenser hätten durch
sie durchgehen sollen, so wie ich es auch
mache, wenn ich zur Klagemauer gehe", sagte
Yechiel Goldstein.
"Wenn sich die
Palästinenser anständig benehmen, können sie
da bleiben, sonst können sie gehen."
"Was mich
betrifft, so sind die Palästinenser ein
Mythos", sagte Ari Gold, ein Kanadier. "Sie
sind sehr gut mit PR, sie machen viel Lärm
wegen der Metalldetektoren, aber das ist
alles Unsinn."
Der status quo
Gefragt, ob
die Gewalt, die (auf die Metalldetektoren)
gefolgt ist, ihn nervös gemacht hätte wegen
dem, was passieren könnte, wenn der status
quo auf dem Tempelberg/Haram al-Sharif
geändert würde, sagte er, der status quo
selbst wäre schuld.
"Der status
quo hat es ihnen ermöglicht eine Pistole
mitzubringen und zwei Menschen zu töten.
Warum haben sie etwas gegen die
Metalldetektoren, wollen sie noch mehr
Waffen hinaufbringen?"
Der status quo
ist das heikle Abkommen, das seit der Zeit
der Osmanen die religiöse Stätte verwaltet
und nach der israelischen Eroberung von
Ost-Jerusalem von Jordanien 1967 bekräftigt
worden ist.
Während sich
Israel die Kontrolle über den Zugang zu der
Stätte vorbehält, steht die Stätte selbst
unter der Kontrolle des Waqf, einer
jordanischen religiösen Treuhandgesellschaft
(trust).
Palästinensische Ängste, Israel versuche den
status quo der Stätte zu verändern, haben
bereits früher zu Gewaltausbrüchen geführt,
wie den Unruhen von 2014 und den Unruhen von
2015, die sich zu einer Welle von Angriffen
auf Israelis hochgeschaukelt haben.
Die Zweite
Intifada begann 2000 nach einem Besuch des
Oppositionsführers Ariel Sharon auf dem
Tempelberg.
Diese Ängste
sind in der letzten Zeit stärker geworden,
bei dem Hintergrund der wachsenden
Popularität des Tempelaktivismus unter
manchen Juden.
Traditionelle
Orthodoxie hielt daran fest, dass es Juden
verboten war, den Tempelberg zu besuchen, in
den letzten Jahren sind aber immer mehr (von
ihnen) hinaufgestiegen.
Allein heute
morgen haben laut Jerusalem Post 1.042 Juden
den Tempelberg/Haram al-Sharif besucht, ein
Rekord an einem einzigen Tag. Eine weitere
Besuchszeit wird heute nachmittag sein.
Laut Jerusalem
Post sind die Zahlen der Besucher von 14.000
im vergangenen jüdischen Jahr auf mehr als
17.500 in diesem Jahr gestiegen, von dem
aber noch sechs Wochen bleiben.
Während also
die Krise um den sensibelsten Ort in
Jerusalem für jetzt vorüber zu sein scheint,
besteht die Dynamik, die sie produziert hat,
noch immer und nimmt sogar weiter zu.
Die Redner auf
dem Marsch letzte Nacht werden sicher nicht
klein beigeben.
"Die
Einheimischen hier haben das Gefühl gesiegt
zu haben", sagte Glick, Likud- und
Knessetmitglied, in Bezug auf die
Palästinenser. "Aber das geht vorüber. Gott
hat uns in das Land Israel gebracht, wir
sind stark, und wir werden alle
Schwierigkeiten auf unserem Weg überwinden."
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Israels
Grenzpolizei: Sieger im
Grausamkeitswettbewerb
- Amira Hass, 24. Juli 2017 - Die
Grenzpolizei und die reguläre Polizei sehen
abscheulich aus, voller Kugeln ,
Gummi-Geschossen, Tränengaskugeln und
Elektroschock-Granaten, ganz zu schweigen
zu ihren schwarzen Schienbeinschonern. Sie
zielen mit ihren langen Gewehren auf
betende Gruppen in Jerusalem.
In der Nähe des Huta-Tores, von dem man
hinunter zum Löwentor geht, standen solch
bewaffnete Männer in grauen Uniformen auf
dem Dach eines einstöckigen Hauses, jeder
mit einem Fuß auf dem Reling. Alle drei
zielten mit ihren Gewehren auf Dutzende von
Männern und Frauen, die dicht zusammen auf
dem Asphalt saßen und auf den Aufruf des
Muezzin zum Gebet warteten.
Und vielleicht noch erschreckender als der
Anblick der Polizei und der Grenzpolizei
ist ihr arrogantes, befremdetes und
feindseliges, höhnisches Lächeln gegenüber
den Palästinensern – es ist das israelische
Entzücken ihrer Attraktivität, ihr Heldentum
und ihre „Anmut“.
Die wirklichen Helden sind natürlich die
Palästinenser. Es ist Heldentum, im
ständigem Schatten von Leuten in grauen
Uniformen und Munitionsgürteln zu leben, (
und im Schatten der Armee enteignenter
Offizieller und Siedler, die von der Polizei
beschützt werden.)
Am Freitag, vor Mittag kommen diese Helden
noch einmal in Massen zusammen, um zu beten
– trotz der zielenden Gewehre und dem
Wissen, sie könnten sich leicht in Gegenden
befinden, in denen Sponge-tipped Kugel und
gummi-ummantelte Metallkugeln auf sie
abgeschossen werden können.
Tatsächlich berichteten Augenzeugen aus
verschiedenen Straßen, wo es an diesem Tag
„Zusammenstöße“ gab, dass direkt nach dem
Gebet die Polizei Stun-Granaten
abfeuerten. Kein Stein war auf sie geworfen
worden. Es ist die Art und Weise der
Polizei die sagt: „Jallah, geht nach Hause,
die Schau ist zu Ende.“ Aber in unsern
Medien wird das palästinensische Heldentum
immer „Randale“ genannt und die israelische
Kriegslust ist immer nur die Reaktion.
Mit typischer Lässigkeit atmen israelische
Journalisten erleichtert (vor dem tödlichen
Angriff in der Westbank-Siedlung von
Halamish Freitagnacht) auf, weil die
„palästinensischen Randale“ über dem Töten
der drei jungen Palästinenser und dem
Verwunden hunderter anderer ausgelassen
worden sind (Die Bewohner wurden aufgerufen
im Al-Makassed Blut zu spenden.)
Die drei getöteten Palästinenser wurden
erwähnt, aber das Trauern, das Leid der
Familien, die Blutlachen, die dort blieben,
wo sie hinfielen, die würgende israelische
Gewalt – keine davon wurde in die
Ermittlungen, in die Kurzberichte unserer
Medien eingeschlossen. Deshalb betonen wir
die Grausamkeit des Angriffes in Halamish
als ein weiteres Stück eines entscheidenden
Beweises für die verächtliche Natur unserer
Feinde.
Unsere eigene Grausamkeit – in jedem
Moment, an jedem Tag, Monat um Monat, Jahr
um Jahr – stört uns nicht. Solang wie unsere
Grausamkeit unser gewöhnlich gutes Leben
garantiert, ist es legitim.
Die Israelis können nicht die Hässlichkeit
und die abscheuliche Natur der Grenzpolizei
und der Polizei sehen, die die Straßen von
Jerusalems Altstadt füllen . Und an den
Checkpoints fragen sie die alten Leute,
deren Eltern und Großeltern schon in der
Stadt geboren wurden: „ Woher kommen sie?
Zeig uns deinen Ausweis.“ Es ist
beleidigend. Grausam. Wir sollten aber
nichts anderes von einer fremden,
Zwangsherrschaft erwarten.
„Wie demütigend ist es, wenn einige
Polizisten aus Äthiopien oder Russland mich
fragen: ‚Wo kommst du her? Zeig uns deine
Papiere‘, sagte ein älterer Mann zu mir, als
er am Rande seines Ladens unter seiner
Wohnung in der Al-Wad-Straße saß, um dort zu
beten – in der Nähe des afrikanischen
Stadtteils vor dem Majlis-Tor.
„Alle Polizisten hier sind Araber“ , sagte
ein anderer älterer Mann, der in die
Altstadt kam und seinen Ausweis bei
verschiedenen Inspektionen zeigen musste,
um zu beweisen, dass er über 50 war. Dies
wurde wild übertrieben auch von mehreren
Polizisten, die eine Siedlerkappe trugen.
Um 11 Uhr morgens, etwa anderthalb Stunden
vor Beginn des Mittag-Gebetes zog die
Polizei Kartons mit Vesperbroten und
Wasserflaschen von Platz zu Platz. Sie
verteilten sie an alle Polizei-Positionen.
Siedler, die mitten im Muslim-Viertel leben,
fragten, ob sie etwas Heißes essen würden.
Andere Polizisten standen in der Nähe ihrer
Position und unterhielten sich in
freundlicher und jovialer Weise mit
israelischen Besuchern, die auf dem Weg zur
Klagemauer waren.
Am Checkpoint vor dem afrikanischen
Stadtteil stand eine große Gruppe in schwarz
gekleideter Polizisten, die die
vorbeigehenden ausfilterten. Der Stadtteil
führt zur Al-Aqsa-Moschee. „Nur Muslime“,
sagte ein Polizist. „Man darf zum
Tempelberg vom Sonntag bis Donnerstag über
das Mugrabi-Tor gehen.“
Ich versuchte zu erklären, dass ich einen
Bekannten im afrikanischen Stadtteil
besuchen , und nicht die Moschee betreten
will. Er hielt sich an seine
Dienstanweisungen: Das Durchgehen hier ist
nur Muslimen erlaubt. „Und was ist mit
jenen, die hier muslimische Freunde haben?
Dürfen sie keine muslimische Freunde haben?“
fragte ich. Seine Antwort: „Ich sagte nicht,
dass dies nicht erlaubt sei. Lass sie zu dir
herauskommen und du kannst sie draußen
treffen.“
Ich dachte, das Filtern würde nur zu
Gebetszeiten stattfinden und ich würde
zurückkehren, wenn diese vorbei ist. Und
noch einmal erklärte ein Polizist, dass die
Order nur für Muslime sei. Der erste
Polizist kreuzte wieder auf und maßregelte
mich, dass ich wieder auftauchte und
wiederholte, dass ich den Tempelberg an den
und den Tagen nur über das Mugrabi-Tor
betreten dürfe.
Also fragte ich: Seit wann ist es verboten,
das afrikanische Stadtviertel zu betreten?
Der zweite Polizist sagte, das sei so seit
ewigen Zeiten. Ich sagte nein, das stimmt
nicht; schließlich habe ich meinen Bekannten
in der Vergangenheit von hier aus besucht.
„Dies sind unsere Order,“ sagte er. „Geh
weg, wir werden dich sonst verhaften, weil
du einen Polizisten gestört hast, während
er hier Dienst tut. Geh weg!“ Seine Stimme
wurde lauter; ich wollte ihre Namen wissen,
die nicht – wie erforderlich - an ihren
Hemden zu lesen waren.
Wir fotografieren dich, drohten sie. Ihr
Partner erklärte, dass er Bilder
aufgenommen habe. Kein Problem, antwortete
er. Ich hatte keinerlei Verbrechen begangen.
Sie nahmen ihre Papiere heraus. Sie hatten
arabische Namen.
Auch das ist Grausamkeit: die israelisch
arabische Gesellschaft so zu organisieren,
dass ihre Söhne darin übereinstimmen, an der
Unterdrückung ihrer Brüder teilzunehmen.
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs) |
Trumps neues Staffmitglied, das sich für
die Verlegung der US-Botschaft nach
Jerusalem eingesetzt hat, soll
israelisch-palästinensischen Konflikt lösen -
Allison Deger - 03.08.2017 -
Die Trum-Administration hat ihren mit der
Lösung des israelisch-palästinensischen
Konflikts beauftragten Stab mit der
kürzlichen Einstellung der Kunsthistorikerin
und konservativen Bloggerin Victoria Coates
vergrößert, die sich früher für eine
Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem
stark gemacht hat. Coates ist jetzt
Direktorin für internationale Verhandlungen
und wird unter dem Sondergesandten Jason
Greenblatt arbeiten.
Coates ist von
der Trump-Administration intern eingestellt
worden. Sie gehörte zuletzt dem Nationalen
Sicherheitsrat von Trump an und war davor
Beraterin mehrerer republikanischer
Amtsträger, Donald Rumsfeld, Ted Cruz und
Rick Perry.
Da der
Großteil ihrer politischen Karriere im
Hintergrund verlief, gibt es von Coates
nicht viele Statements über ihre Ansichten
zu Israel und den besetzten
palästinensischen Gebieten. Cruz's
Aufzeichnungen über Israel in der Zeit, in
der Coates seine Beraterin war, zeigen eine
Unterstützung für die Verlegung der
US-Botschaft nach Jerusalem sowie die
Kürzung aller US-Finanzmittel für die
Palästinensische Autonomiebehörde. Sie
arbeitete unter Cruz, als dieser ein Gesetz
zur Anerkennung Jerusalems als die
Hauptstadt Israels einführte.
2016 bezog
sich Coates, während sie Beraterin für Cruz
war, in einer Erklärung gegen die Entfernung
des Labels "made in Israel" auf Produkten
aus den Siedlungen auf die Westbank als
einem Teil von Israel – "ein Stück des
Landes". Al Monitor berichtete:
Cruz ist
überzeugter Anhänger der israelischen
Souveränität über die umstrittenen
Westbankgebiete, die (Israel) Judäa und
Samaria nennt, sagte Victoria Coates.
Die neue Führung, sagte sie, behandle
Produkte aus diesem Gebiet als kämen
sie vom "Wolkenkuckucksheim" (never-never
land). "Das macht doch keinen Sinn. Wo
sind sie hergestellt worden? Du kannst
doch kein "Stück des Landes" ausradieren.
Diese Orientierungshilfe, sagte sie weiter,
sei ein erster Schritt zu einem
Boykott israelischer Produkte, von dem der
Kongress und die Administration
gesagt haben, er sei nicht akzeptabel.
Ihr
online-Fußabdruck aus dieser Zeit zeigt eine
strenge pro-israelische Positionierung, die
auch die Annexion der Westbank auf Kosten
einer palästinensischen Staatlichkeit
umfasst. Zum Beispiel antwortete Coates 2015
per Tweet auf einen Artikel von Daniel
Pipes, einem bekannten anti-muslimischen
Aktivisten, der nach einem "israelischen
Sieg" und einer "palästinensischen
Niederlage" rief. Pipes beschrieb seine
Vision für den Nahen Osten im Commentary
magazine, bevor er einen
Kongressausschuss einberief, um
politischen Initiativen vorzubringen, zu
denen Hartliner-Positionen in Richtung der
Rechten der israelischen Regierungspartei
gehören, wie insbesondere: "Darauf bestehen,
dass Jordanien Palästina ist", "nicht loyale
Palästinenser die israelische
Staatsbürgerschaft nehmen" und
"Palästinenser von Land vertreiben, das
Israel kontrolliert".
Bei einer
anderen Gelegenheit antwortete Coates auf
einen die Palästinenser brüskierenden Tweet
von Jeff Jacobi, einem Kolumnisten des
konservativen Boston Globe, als er die
antiken Israeliten als "Israels einziges
einheimisches Volk" beschrieb.
Und sie war
die einzige Stimme für die Verlegung der
Botschaft.
Rumsfeld holte
Coates 2009 aus der Unbekanntheit (obscurity)
im Kunstbereich, als er an seinen Memoiren
über seine Jahre als Verteidigungsminister
arbeitete. Seine Hilfe kam nach Coates
blog-postings auf Red State unter dem
Pseudonym AcademicElephant (mehrere ihrer
blog-posts wurden seither unter Nennung
ihres richtigen Namens auf den neuesten
Stand gebracht). 2011 wies sie in einem
post die Bemühung der Obama-Administration
um die Vermittlung eines Friedensabkommens
zwischen Israelis und Palästinensern entlang
der Grenzen von vor 1967 zurück. Coates
schrieb, dass der israelische
Premierminister Benjamin Netanyahu Recht
hätte, wenn er gegenüber Obamas Bemühung
"feindselig" wäre.
"Was der
Präsident fordert, ist die Auslöschung von
mehr als 70% dieser Geschichte,
angefangen bei den Gründen, aus denen es
notwendig schien die (palästinensischen, Ü.)
Gebiete 1967 zu annektieren, und damit über
gescheiterte diplomatische Initiativen,
Demütigungen durch die UNO und
unaufhörliche, tödliche Terrorattacken der
letzten Jahrzehnte hinweg fortzufahren."
Laut dem
konservativen Washington Free Beacon
wurde Coates ursprünglich von Trump
eingesetzt, um zum Iran zu arbeiten, nicht
zu israelisch-palestinensischen
Angelegenheiten.
Zahlreiche
Quellen, die sich in der Angelegenheit an
Free Beacon gerichtet haben, sagten, die
Wahl von Coates repräsentiere die intensive
Bemühung der Trump-Administration um
Maßnahmen gegen den Iran, um die
Rückgängigmachung des beanstandeten
Atomdeals und die Fokussierung auf die
Bekämpfung der Gefahr des islamischen
Terrorismus.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Diese israelischen Führer wollen die
Al-Aqsa zerstören
- Dan Cohen (unabhängiger Journalist und
Filmemacher, 24. Juli 2017
Der Leiter des Temple-Institut Yisraqel
Ariel, der zur Zerstörung der Kirchen und
Moscheen und zu einem Massenmord an jenen
aufrief, die sich weigern, seine extreme
Version des Judentums anzunehmen.
Seit den Aggressionen auf dem
Al-Aqsa-Compound am 14. Juli, die mit dem
Tod dreier palästinensischer Bürger Israels
und zweier israelischer Polizisten endeten,
haben sich israelische Medien weithin auf
die Freveltat konzentriert, die jeder an
einer heiligen Stätte ausführen kann, und
pries Ministerpräsident Netanjahus
kollektive Strafe gegen die palästinensische
Bevölkerung.
„Es sind die, die zum Streit treiben“,
schrieb Yedioth Ahronot-Kolumnist Ben Dror
Yemini. „Sie verletzten den gerechtfertigten
Kampf um Gleichheit. Sie verbreiten Lügen
und verstärken die Aufwiegelung. Um
unsretwegen, um ihretwegen. Israels Araber
sollten dies Ärgernis auch los werden.“
Netanjahu und Abbas handelten beide
verantwortlich, um einen heiligen Krieg zu
verhindern. Aber die israelische
Verurteilung der arabischen Welt ist ein
Grund zur Sorge“ hieß die Unterüberschrift
einer Analyse von Haaretz Barak Ravid.
Es gibt keine Kommentare über die Rolle, die
fanatische Siedler spielen, die die
Kontrolle über den Al-Aqsa-Compound im
besetzten Ost-Jerusalem an sich reißen
wollen, um ihn schließlich als Teil einer
apokalyptischen Vision zu zerstören.
Das Gelände, den Muslimen als Haram al
Sharif bekannt und den Juden als Tempelberg,
schließt die Al-Aqsa Moschee und den
Felsendom ein. Es ist eine der heiligsten
Stätten für Muslime in aller Welt, als auch
ein Prüfstein für die palästinensische
Identität.
Bahnbrechende Entscheidung
Israelis, die versuchen die Al-Aqsa zu
übernehmen, sahen den 14. Juli-Angriff und
die folgende Gewalt als eine Möglichkeit,
diese Agenda zu übernehmen. Unmittelbar nach
dem Vorfall veröffentlichte die offizielle
Körperschaft der Tempel-Bewegung eine
Erklärung, die dazu aufrief, die
Palästinenser vom Gelände zu vertreiben:
„Wir müssen dem Tempelberg vom mörderischen
Islam befreien und ihn dem Volk von Israel
zurückgeben“.
Indem wir vorwärts schauen, um den Tempel
noch in diesem Jahr zu bauen, hoffen wir,
dass ihr bald das Gesicht unseres gerechten
Messias sehen werdet,“ schrieb Yehuda Glick
über Baruch Marzel, einem der extremsten
Führern unter Israels Westbank-Siedlern.
Auch Glick ist seit langem ein Führer der
Tempelbewegung, jetzt ein
Likud-Partei-Gesetzesmacher, der letzte
Woche Israels Verbot für Muslime, das
Al-Aqsa-Gelände in den Tagen nach dem
Schusswechsel zu betreten, begrüßte .
„Dies ist ein enormer bahnbrechende
Entscheidung“ sagte er. Alles ist Teil des
Erlösungsprozesses, aber die Dinge, die auf
dem Tempelberg geschehen sind so
besonders.“
Radikale Muslime, die mit Blut die
Heiligkeit des Tempelberges, des heiligsten
Ortes des jüdischen Volkes entheiligen,
haben kein Recht, dort zu sein,“ sagte Glick
und die Jüdische Heim-Partei shuli
Moalem-Refaeli.
Letzte Woche hielt Glick eine Notsitzung der
Tempelbewegung im Knesset-Gebäude, Israels
Parlament. Unter den Anwesenden war auch
der Genozid-Anwalt Rabbi Yisrael Ariel und
Bentzi Gopstein, der Führer der Anti-
Rassenmischungs-Jugendbewegung Lehava.
Genozidale Ideologie
Yisrael Ariel, der Oberrabbiner der
Tempelbewegung artikulierte ein
apokalyptisches Endzeit-Szenario im Jahr
2015.
„ Gott ist der eine, der uns befahl, eine
Stadt nach der anderen zu erobern und die
sieben Gesetze (der Söhne Noahs) in aller
Welt einzusetzen,“ sagte Ariel.
Ariel fügte noch hinzu, wenn Muslime und
Christen „ Die Flagge ( der Ergebung) hissen
und sagen‘ von jetzt an gibt es keine
Christenheit und keinen Islam und die
Moscheen und christlichen Kirchtürme fallen
, dann wird es ihnen nicht erlaubt sein zu
leben. „Wenn nicht“, warnte er, „wird man
alle ihre Männer mit dem Schwert umbringen.
Man lässt nur die Frauen am Leben.
Wir werden den Irak und die Türkei und den
Iran erobern“, verkündigte Ariel.
Ariel ist der Gründer und Leiter des
Tempel-Instituts, das detaillierte Baupläne
und Computer-Anregungen veröffentlicht hat,
wie der Tempel, der über den Ruinen der
Al-Aqsa gebaut werden soll, aussehen soll.
Das Tempel-Institut hat Finanzierungshilfen
vom israelischen Bildungsministerium
erhalten, um ein Curriculum zu entwickeln,
damit schon in den Kindern des
Kindergartens der Wunsch nach dem Tempel
geweckt wird. 2013 hat Israels
Bürgermeister von Jerusalem, Nir Barakat
hat Ariel einen Preis für die Arbeit seiner
Organisation verliehen.
Diese genozidale Ideologie wurzelt im
religiösen Zionismus und seinem politischen
Flügel, der Jewish Home-Party.
2012 rief Zevelun Orlev, einer der
Gesetzesmacher in der Knesset, zum Bau des
3.Tempels auf dem Gelände auf. Die
Entfernung des Felsendomes und der
Al-Aqsa-Moschee würde höchstwahrscheinlich
bedeuten, dass die Milliarden-starke
muslimische Welt sicher einen Weltkrieg
beginnen wird.
Dieser messianische Extremismus gilt auch
für die Likud-Partei des israelischen
Ministerpräsidenten Netanjahu.
2014 erklärte Likuds Moshe Feiglin, der
damalige Sprecher der Knesset, die
fanatische Weltansicht: „Wir sind an der
großen Kampf-Front für die freie Welt gegen
die üblen Mächte des extremsten Islam“,
behauptete Feiglin. „Hinter der Gewalt
steckt eine geistige Schlacht und der Kern
dieser Schlacht ist jener Ort – der
Tempelberg.“
Vorwand für „religiöse Freiheit“
Viele andere israelische Politiker folgen
der Spur der Tempel-Bewegung.
Eine Website der Likud-Partei hat eine
Petition gestartet: „Die israelische Flagge
auf dem Tempelberg zu hissen“
„Der Tempelberg ist nicht in unserer Hand“
erklärt die Petition. „Wir müssen diese
Absurdität verändern.“
Der Transportminister Yisrael Katz hat
geschworen, Israel wird die Herrschaft über
Al-Aqsa nicht aufgeben.
„Wir müssen den Tempelberg eine lange
Periode für Muslime schließen“, sagte der
Jewish Home-Abgeordnete Moti Yogev.
Aufstachelung von israelischen Offiziellen
ist in den letzten Jahren alltäglich
geworden. Dutzende von Knesset Mitgliedern
haben der Tempelbewegung verbale, und sogar
materielle Unterstützung gegeben.
Während ihre Erklärungen gelegentlich eine
Schlagzeile hervorlocken, denken sie
letztlich selten an die explosive
Situation um die Al-Aqsa-Moschee.
Diese Aufstachelung wird oft in Aufrufen
formuliert, Israel möge einseitig den
Status quo verändern und jüdisches Gebet in
der Al-Aqsa erlauben und zitiert einen
Mangel an religiöser Freiheit an der
besetzten heiligen Stätte.
Aber Israels offizielle Chef-Rabbiner haben
lange offiziell das Gebet von Juden aus
theologischen Gründen auf dem Compound
verboten - aus Sorge, dass Juden aus
Versehen Orte entheiligen, die rituell rein
bleiben müssen.
Um diese Tradition zu halten, klagen Führer
in Israels orthodox-jüdischer Gemeinde die
an, die darauf bestehen, auf den
Al-Aqsa-Compound zu gehen mit dem Ergebnis,
dass dort Blut vergossen wird. Das Verbot,
den Tempelberg zu besuchen wird streng von
führenden Orthodoxen Rabbinern eingehalten.
Jene, die den Tempelberg besuchen, machen
aus dem israel-arabischen Konflikt einen
religiösen Konflikt. Die Eidal Chareidis,
eine größere anti-zionistische orthodoxe
jüdische Organisation in Jerusalem hat
gewarnt.
( hier werden noch 13 israelische
Führer und Politiker mit Namen und Zitat
genannt, die die Tempelbewegung unterstützen
)
Quelle
(dt. und gekürzt: Ellen Rohlfs) |
Vergesst Al
Jazeera – Bibi sollte die Hetze seiner
eigenen Regierung stoppen
- Edo Konrad -
27.07.2017 -
Netanyahu fordert die Schließung des Büros
von Al Jazeera in Jerusalem: er beschuldigt
die Station mitten in den Spannungen wegen
des Tempelbergs zu Gewalt aufzustacheln. Hat
er gehört, was seine eigenen Minister vor
kurzem gesagt haben?
Palästinensische Hetze war lange Zeit
Netanyahus Sündenbock für den fehlenden
Forschritt bei der Lösung des
israelisch-palästinensischen Konflikts.
Für ihn sind
es palästinensische Aufrufe zu Gewalt –
nicht das Siedlungsunternehmen oder die 50
Jahre Militärdiktatur – , die Frieden
verhindern. Netanyahu wendet diese
rhetorische Taktik regelmäßig an, um die
ohnehin machtlose Palästinensische
Autonomiebehörde weiter zu schwächen, wenn
es gerade politisch zweckdienlich ist. In
den letzten Jahren hat Netanyahu
Behauptungen benützt, es würde gehetzt, um
gegen palästinensische Organisationen und
Einzelpersonen drakonische Maßnahmen zu
ergreifen.
Am Donnerstag
hat er jedenfalls (genau nach einem
Theatermanuskript von Erdogan) gelobt, er
würde das Jerusalemer Büro von Al Jazeera
schließen, eines der beliebtesten
Nachrichtenagenturen in der arabischen Welt
und ständige Kritikerin der israelischen
Politik – und sie beschuldigt, mitten in den
Spannungen um den Tempelberg zu Gewalt
aufzustacheln.
In einem am
Mittwoch auf Facebook veröffentlichten post
sagte Netanyahu, er habe mehrmals
Exekutivorgane aufgefordert die Büros des
Nachrichten-Netzwerks aus Qatar zu
schließen. "Wenn das wegen der
Interpretation der Gesetze nicht geschieht,
werde ich dafür arbeiten, dass das
erforderliche Gesetz erlassen wird, um Al
Jazeera aus Israel zu vertreiben."
Im Lauf der
letzten Jahre hat die Regierung von
Netanyahu aktive Schritte unternommen, um
verschiedene palästinensische politische
Bewegungen in Israel zu verbieten (eine
Taktik, die auf die frühen Jahre des Staates
zurückgeht). Im September 2015 hat der
damalige Verteidigungsminister Moshe Yaalon
das Verbot zweier muslimischer
Organisationen, des Murabitun und des
Murabitat, wegen angeblicher Aufstachelung
zu Gewalt auf dem Tempelberg/Haram al-Sharif
unterzeichnet. Zwei Monate später verbot er
den nördlichen Zweig der islamischen
Bewegung aus ähnlichen Gründen.
In den
besetzten Gebieten schließt die israelische
Armee regelmäßig palästinensische
Radiostationen unter dem Vorwand, ihre
Sendungen hetzten die Massen zu Gewalt auf.
Inzwischen kritisiert Netanyahu die
Palästinensische Autonomiebehörde scharf
dafür, dass sie öffentliche Plätze nach
Terroristen benennt, die unschuldige
israelische Bürger getötet haben, oder
weiter hetzt, wenn die Wogen um den
Tempelberg bereits hoch schlagen.
Außerdem hat
die israelische Exekutive wie auch der Shin
Bet häufig Palästinenser – sowohl in Israel
als auch in der Westbank – wegen angeblicher
"Hetze" zusammengetrieben und angeklagt.
Erst letzte Woche hat Ha'aretz berichtet,
dass Mitglieder der Grenzpolizei zwei
palästinensische Mädchen, 16 und 14 Jahr
alt, in Ostjerusalem verhaftet haben. Eines
der Mädchen habe, wie die Polizei behauptet,
geschrieben, sie wollte eine Märtyrerin
werden, die andere hätte nach dem Tod von
drei Palästinensern, die letzte Woche bei
Zusammenstößen in Jerusalem getötet worden
waren, zur Rache aufgefordert. Im Oktober
2015 verhaftete die israelische Polizei
Dareen Tatour, eine palästinensische
Dichterin aus Nordisrael, wegen einem
Gedicht, das sie auf Facebook veröffentlicht
hatte. Sie wurde wegen Aufstachelung zur
Gewalt angeklagt und musste einen kafkaesken
Prozess durchlaufen, der noch nicht
abgeschlossen ist. Seit dem Ausbruch der
Gewalt von 2015 hat es hunderte solcher
Fälle gegeben.
Die
"palästinensische Hetze" gehört aber nicht
nur bei der israelischen Rechten zum guten
Ton, man sollte sich erinnern, dass
israelische Führer jeder politischen Couleur
regelmäßig von der Behauptung Gebrauch
machen, palästinensischer Hass auf Israel
sei eine angeborene Eigenschaft, ohne
jeglichen Kontext. Während ihrer Amtszeit
als Justizministerin behauptete Tzipi Livni,
"die Hetze auf der palästinensischen Seite
ist entsetzlich. Es ist schrecklich, wenn
Kinder zum Hass erzogen werden". 2015
erzählte Oppositionsführer Isaac Herzog
Außenminister John Kerry, die Unruhen am
Tempelberg seien durch Aufhetzung ausgelöst
worden. Yair Lapid, ein selbst-ernannter
Mann der Mitte, tourt als Israels
inoffizieller Außenminister um die Welt, um
gegen die Palästinenser zu polemisieren,
weil sie gegen den jüdischen Staat hetzten.
Netanyahu und
seinesgleichen aber ignorieren bequemerweise
die Hass erfüllte Sprache der israelischen
Spitze. Erst diese Woche hat Tzahi Hanegbi,
ein hohes Kabinettsmitglied und enger Freund
von Netanyahu, die Palästinenser gewarnt,
Israel würde eine "dritte Nakba"
durchführen, wenn sie ihre politischen und
religiösen Führer nicht zügelten. Als die
Polizei Anfang des Jahres in dem
nicht-anerkannten Beduinenweiler Umm
Al-Hiran Yacoub Abu al-Qi'an erschoss, sagte
die Polizei, er sei ein vom IS inspirierter
Terrorist (gewesen). Als im November 2016 im
ganzen Land Brände tobten, gaben hochrangige
israelische Politiker wie Erziehungsminister
Naftali Bennet und Kulturministerin Miri
Regev palästinensischen Bürgern die Schuld
an den Bränden – ohne ein Fitzelchen von
einem Beweis. Als im Juni 2014 die
Spannungen zwischen Israel und der Hamas
zunahmen, veröffentlichte Justizministerin
Ayelet Shaked einen Facebook-Status, in dem
sie einen Artikel des späteren
Siedlerführers Uri Elitzur zitierte, der
folgende Passage enthielt:
Hinter jedem Terroristen stehen dutzende
Männer und Frauen, ohne die er
sich nicht auf Terrorismus einlassen
könnte. Akteure im Krieg sind die, die
in den Moscheen hetzen, die mörderische
Curricula für Schulen schreiben, die
Unterschlupf gewähren, die Fahrzeuge zur
Verfügung stellen und alle die, die
sie ehren und sie moralisch unterstützen.
Sie alle sind feindliche Kombattanten, und
ihr Blut soll über ihrer aller Häupter
kommen. Dazu gehören jetzt auch die Mütter
der Märtyrer, die sie mit Blumen und Küssen
in die Hölle schicken. Sie sollten
ihren Söhnen folgen, nichts wäre gerechter.
Sie sollen gehen, wie auch die physischen
Häuser, in denen sie die Schlangen groß
gezogen haben. Sonst werden dort noch mehr
kleine Schlangen aufwachsen.
Shakeds Status
bekam mehr als 4.000 likes und wurde mehr
als 1.200 Mal geteilt, und viele Rassisten
reagierten darauf mit dem Aufruf zum Mord.
18 Stunden
später wurde Mohammad Abu Khdeir aus seinem
Stadtteil in Jerusalem von drei israelischen
Juden gekidnappt und bei lebendigem Leib
verbrannt. Shaked entfernte schnell den
Status. Sie wurde niemals zu ihrer
eklatanten und
extremen Hetze befragt - weniger als ein
Jahr später wurde sie zur israelischen
Justizministerin ernannt.
Netanyahu und
die Exekutive neigen auch dazu Hetze von
rechts-extremen israelischen Organisationen
und Einzelpersonen zu ignorieren. Während
sich die Regierung darauf konzentriert, die
Aktivitäten von linken NGOs durch eine Reihe
drakonischer Gesetze einzuschränken, ist sie
für Organisationen wie Lehava, eine Gruppe,
die gegen Rassenvermischung ist und durch
die Strassen von Jerusalem patrouilliert und
nach jungen Palästinensern Ausschau hält, um
sie anzugreifen. Aktivisten haben schon
lange über die Untätigkeit der Polizei bei
Vorfällen mit dieser Gruppe und den darauf
folgenden Ermittlungen geklagt. Überdies
werden Israelis, anders als
palästinensischer Nutzer von social media,
wenn sie rassistische Attribute und
hetzerische Rhetorik verwenden, sehr selten
festgenommen und angeklagt. Israelis
behaupten, dass dieser Untätigkeit die
Annahme zugrunde liegt, dass jüdische
Staatsbürger selten so weit gehen
nationalistisch-motivierte Angriffe
auszuführen, weshalb Festnahmen zur
Abschreckung nicht nötig seien.
Palästinensische Hetze gibt es sicher, auf
politischer Ebene und in der Öffentlichkeit.
Aber wie jede Gesellschaft, die in einem
nationalen, ideologischen Konflikt befangen
ist, dämonisiert jede Gruppe die andere und
behauptet, die Geschichte sei auf ihrer
Seite, während sie zu Gewalt, Mord und
Menschenrechtsverletzungen greift. Wie
Yizhar Be'er auf dieser Webseite früher
schrieb, die Narrative beider, der Israelis
und der Palästinenser, seien Spiegelbilder
des jeweils anderen, wobei jede Seite darauf
besteht, dass die andere für die Gewalt und
die Ungerechtigkeiten verantwortlich ist und
ihre eigene Verantwortung kleinredet.
Aber verlieren
wir, auch wenn beide Seiten hetzen, die
Tatsache nicht aus den Augen, dass die Hetze
in den Händen des Staates – dem mächtigsten
Staat im Nahen Osten und einem, der einen
ganzen militärischen und zivilen Apparat
aufgebaut hat, um seine 50-jährige Besatzung
aufrechtzuhalten – viel gefährlicher ist als
die einer Bevölkerung unter Besatzung oder
von Medien, die sie unterstützen.
Quelle:
https://972mag.com/forget-al-jazeera-bibi-should-halt-his-governments-incitement/128966/
Übersetzung: K. Nebauer |
Zensur?
Ha'aretz entfernt Artikel von Amira Hass
über wachsende Siedlergewalt
- Ali
Abunimah -
20.07.2017 -
Zusammenfassung: der Artikel von Amira Hass
steht noch immer auf der hebräischen
Webseite von Ha'aretz, aber die englische
Version ist verschwunden. Electronic
Intifada konnte den Text wiederfinden, von
dem Ha'aretz nicht wollte, dass man ihn
liest.
Siehe
hier >>>
Der Antisemitismus, über
den nicht berichtet wird
- Amira
Hass -
18.07.2017 -
Zehntausende Menschen leben im Schatten des
Terrors
Hier ist eine
Statistik, die Sie in Untersuchungen über
Antisemitismus nicht finden werden,
gleichgültig, wie sorgfältig sie erarbeitet
sind. In den ersten sechs Monaten dieses
Jahres wurden 154 antisemitische Anschläge
erfasst, 45 davon allein in einem einzigen
Dorf. Manche fürchten, dass der Rekord des
letzten Jahres mit 411 Anschlägen –
signifikant höher als 2010 mit 312 und 2009
mit 168 Anschlägen – in diesem Jahr
gebrochen werden könnte.
85
Vorkommnisse gab es allein im Juni: dazu
gehören Steinwürfe auf Bauern und Hirten,
zerschmetterte Fenster, Brandlegung,
beschädigte Wasserrohre und
Wasserspeicheranlagen, entwurzelte Obstbäume
und ein beschädigtes Gebetshaus. Die
Angreifer sind manchmal maskiert, manchmal
nicht; manchmal greifen sie heimlich an,
manchmal mitten am Tag.
Am 13., 14.
und 15. Juli gab es an verschiedenen Orten
je zwei gewalttätige Anschläge. In
verschiedenen Gegenden wurden die Worte
"Tod" und "Rache" geschmiert; eine
originellere Botschaft verspricht: "Wir
werden Euch schon noch abschlachten."
Es ist kein
Versehen, dass die gewissenhaften
Antisemitismus-Forscher diese Daten
weggelassen haben. Weil sie sie nicht als
relevant (themabezogen) ansehen, weil die
Semiten, die angegriffen worden sind, in
Dörfern mit Namen wie Jalud, Mughayer,
At-Tuwani, Yanun und Beitlilu leben. Die
tägliche Terrorisierungs-Dosis (andernorts
Terrorismus genannt), die diesen Semiten
zugefügt wird, wird nicht in sauberen
Statistikreports zusammengetragen, noch wird
sie vom Gros der jüdischen Bevölkerung in
Israel und weltweit zur Kenntnis genommen,
obwohl diese Geschehnisse den Geschichten
ähneln, die unsere Großeltern erzählt haben.
Der Tag, den
unsere Großeltern fürchteten, war der
Sonntag, der Schabbat der Christen; die
Semiten, die für die Rechercheure, die
Antisemitismus beobachten, nicht von
Interesse sind, fürchten den Samstag, den
jüdischen Schabbat. Unsere Großeltern wußten,
dass die Ordnungskräfte und Behörden nicht
intervenieren würden, um einer attackierten
jüdischen Familie zu helfen; und wir wissen,
dass die israelische Armee, die israelische
Polizei, die Zivilverwaltung, die
Grenzpolizei und die Gerichte auf der Seite
stehen, ihre Augen schließen, es sich mit
den Ermittlungen leicht machen,
Beweise ignorieren, die Schwere der Taten
herunterspielen und diese Porgromtschicks
noch fördern. Hinter diesen Anschlägen
stehen israelische Juden, die das
Völkerrecht verletzen, indem sie in der
Westbank leben. Aber die Absichten und Ziele
hinter diesen Attacken sind das Fleisch und
Blut der israelischen Nicht-Besatzung. Diese
systemische Gewalt ist Teil der bestehenden
Ordnung. Es ergänzt und ermöglicht die
Gewalt des Regimes und das, was die
Repräsentanten – die Brigadekommandanten,
die Bataillonskommandanten, die Generäle und
die Beamten der Zivilverwaltung – tun,
während sie die "Bürde des Militärdienstes
tragen". Sie nehmen so viel Land wie nur
möglich (an sich) und haben dazu Ausreden
und Tricks, die vom Obersten Gerichtshof
kosher gemacht werden; sie sperren die
Einheimischen in dicht bewohnte Reservate.
Das ist die Essenz des riesigen Erfolges,
der als Zone C bekannt ist: ein
wohlüberlegtes Ausdünnen der
palästinensischen Bevölkerung in den etwa
62% der Westbank als Vorbereitung für die
formale Annektierung.
Tag für Tag
leben zehntausende Menschen im Schatten des
Terrors. Wird es heute einen Anschlag auf
die Häuser am Dorfrand geben? Werden wir
heute zum Brunnen gehen können, in den
Obstgarten, zum Weizenfeld? Werden unsere
Kinder heil in die Schule gelangen, werden
sie zum Haus ihrer Cousins gehen können,
ohne angegriffen zu werden? Wie viele
Olivenbäume sind über Nacht beschädigt
worden?
In
Ausnahmefällen, wenn man Glück hat, hat eine
Videokamera der Volontäre von B'Tselem einen
Vorfall dokumentiert und durchbricht die
Panzerung absichtlicher Ignoranz, die die
Bürger der einzigen Demokratie im Nahen
Osten angelegt haben. Wenn keine Kamera da
ist, ist die Sache ohne Belang, weil man
schließlich Palästinensern nicht glauben
kann. Aber diese Routine eskalierender
Gewalt ist sehr real, auch wenn kaum über
sie berichtet wird.
Für die
Menschenrechtsorganisation Al-Haq erinnert
die Eskalation an das, was 1993/1994
geschehen ist, als sie warnten, dass die
wachsende Gewalt in Kombination mit der
Untätigkeit der Behörden zu vielen Toten
führen würde. Und dann kam Dr. Baruch
Goldstein aus Kiryat Arba daher und schoss
29 Muslime, die in der Ibrahim-Moschee
beteten, nieder. Das Massaker bereitete den
Boden für eine kohärente israelische Politik
der Räumung der Altstadt von Hebron von
ihren palästinensischen Bewohnern unter
Beihilfe von jüdisch-israelischen
Pogromtschiks. Gibt es da unter den
(politischen) Entscheidungsträgern und
denen, die die Entscheidungen umsetzen,
welche, die auf eine zweite Runde hoffen?
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
'Transfer'
palästinensischer Bürger Israels in einen
palästinensischen Staat sorgt für Empörung
über Netanyahus Politik
- Philip Weiss -
28.07.2017 -
Die israelische Presse berichtet, dass
Premierminister Netanyahu jetzt eine neue
Idee übernommen hat, die als völlig
inakzeptabel gilt: Transfer – den
palästinensischen Israelis ohne ihr
Einverständnis ihre Staatsbürgerschaft zu
nehmen und sie zu Bürgern eines anderen
Staates zu machen, alles auf einer
religiös-ethnischen Grundlage.
Ein
palästinensischer Parlamentarier
beschuldigte Netanyahu in der Knesset, er
würde ein "Kriegsverbrechen" unterstützen.
Die Nachricht
besteht darin, dass Netanyahu in Gesprächen
mit Amtsträgern in der Trump Administration
die Idee gutgeheissen hat Teile von Israel
gegen Land in der besetzten Westbank mit
jüdischen Siedlungen als einen Weg zur
Errichtung eines palästinensischen Staates
auszutauschen.
Diese Idee
wurde lange Zeit vom israelischen
Verteidigungsminister Avigdor Lieberman
vertreten, der auch prompt twitterte,
Netanyahus Schwank gefalle ihm.
Diese Idee
schockiert liberale Juden und auch liberale
Zionisten. Lara Friedman von der Foundation
for Middle East Peace schreibt: "Die
Botschaft von Bibis Unterstützung eines
Tauschs von bewohntem Land:
die
Staatsbürgerschaft von Juden ist
unveräußerlich; die Staatsbürgerschaft von
Arabern ist ein widerrufbares Privileg."
Marian Houk
erkärt den Gesichtspunkt des "Jüdischen
Staates" bei dieser Politik:
Genau aus
diesem Grund bestanden
palästinensisch-arabische israelische
Knessetmitglieder darauf, dass die
palästinensische Führung Bibis Forderung
nach Anerkennung eines 'jüdischen Staates'
zurückzuweist.
Ha'aretz
berichtet: " Premierminister Benjamin
Netanyahu diskutierte in den letzten Wochen
mit
Washington
eine Neuziehung der Grenzen in jedem
zukünftigen Abkommen mit den
Palästinensern, sich die größten
Siedlungsblöcke Israel einzuverleiben und
das stark bevölkerte israelisch-arabische
Gebiet von Wadi Ara (aus Israel)
herauszunehmen und zu einem Teil eines
zukünftigen palästinensischen Staates
zu machen... Die Diskussionen, von denen
Kanal 2 als erstes berichtet hat,
bedeuten, dass Netanyahu – in Gesprächen mit
US-Präsident Trumps Berater Jared Kushner
und und Jason Greenblatt - einen
Vorschlag übernommen hat, den
Verteidigungsminister Avigdor Lieberman
vor Jahren gemacht hat.
Verteidigungsminister Avigdor Lieberman, der
vor mehreren Jahren (die Idee) vertreten
hat, in einem zukünftigen Friedensabkommen
den Palästinensern Wadi Ara zu geben,
twitterte am Donnertag Abend: "Herr
Premierminister, willkommen im Klub."
Wadi Ara ist
ein Gebiet in Israel südwestlich von Afula
und westlich von Jenin innerhalb der alten
Grünen Linie, mit mehreren palästinensischen
Ortschaften.
Palästinensische Israelis sind natürlich
über diese Idee aufgebracht.
Nocheinmal
Ha'aretz: " (Knessetmitglied) Aida
Touma-Suliman reagierte am Donnerstag auf
den
Bericht
von Netanyahus Vorschlag. "Die Katze ist aus
dem Sack und Netanyahu hat in Bezug
auf die arabische Bevölkerung sein wahres
Gesicht gezeigt", sagte sie. "Der
Premierminister hat Liebermans Plan
übernommen", sagte sie.
"Die
arabischen Einwohner sind nicht nur
israelische Staatsbürger, sondern auch
die einheimische Bevölkerung, die in ihrem
Land lebt und können nicht mit Siedlern
verglichen werden, die im Land einer anderen
Nation leben. Wir, die arabischen
Staatsbürger, sind nicht Teil einer solchen
Gleichstellung, und wir sind nicht bereit
noch einmal einen Preis für Israels Politik
der Besatzung und Siedlungen zu
zahlen.
Ein weiteres
palästinensisches Knessetmitglied von der
Gemeinsamen Liste, Yousef Jabareen, sagte in
einer Erklärung heute morgen: "Netanyahu
ruft gegenwärtig zu einem 'Kriegsverbrechen'
auf."
"Netanyahu versäumt keine Gelegenheit mit
seiner Kampagne der Aufhetzung
und
Delegitimierung der arabischen Bevölkerung
und seiner Führung fortzufahren. Er
zeigt viel Unwissenheit, wenn er arabische
Staatsbürger von Israel mit Siedlern
vergleicht. Arabischen Bürgern Israels ist
die Staatsbürgerschaft nicht aus Gnade
gewährt, sondern eine Staatsbürgerschaft
infolge der Tatsache, dass sie in ihrer
historischen Heimat leben. Das ist ein
großer Unterschied zu Siedlern der Westbank,
die das Land illegal besetzen, das sie
ihren palästinensischen Eigentümern mit
Gewalt geraubt haben."
Jabareen fügte hinzu: "Praktisch gesprochen,
Netanyahu ruft dazu auf zwei
Kriegsverbrechen zu begehen: den Transfer
arabischer Staatsbürger und die Annektierung
illegaler Siedlungen. Das Schicksal der
Kriegsverbrecher wird am Internationalen
Gerichtshof in Den Haag entschieden."
Als Lieberman
vor 7 Jahren vor der UN eine Rede hielt, in
der er diese Politik vertrat, distanzierte
sich die Regierung Netanyahu von dieser
Idee, amerikanische Juden missbilligten sie.
Aus Ha'aretz:
" Netanyahus Berater versuchten die
durch die Rede Liebermans verursachte
Peinlichkeit herunter zu spielen, indem sie
sagten, eine Regierungskoalition wäre
ohne Lieberman nicht möglich, und dass
Minister ihre persönliche Meinung auch
auf internationaler Ebene äußern könnten.
"Die
internationale Gemeinschaft ist sich bewußt,
dass dies nicht die Position der
Regierung ist", sagte einer der Berater...
Liebermans
Rede empörte auch viele amerikanische Juden,
und einige jüdische Führer forderten
seinen Rücktritt. "Wenn Lieberman
seine persönliche Meinung nicht für sich
behalten kann, sollte er aus dem
Kabinett zurücktreten", sagte Seymour Reich,
ein ehemaliger Präsident der Konferenz der
Präsidenten großer Jüdischer Organisationen.
Schauen wir
mal, wie viele US-amerikanische Juden die
Idee jetzt missbilligen.
Nachdem Israel
weiterhin nach rechts rückt, haben sich
immer mehr US-amerikanische jüdische Führer
diesem Wandel angepasst. Sogar langjährige
liberale Zionisten wie Aaron David Miller
haben die Idee eines Israel, das sich selbst
als "den Nationalstaat des jüdischen Volkes
definiert, akzeptiert.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Israelischer
Minister sagt, die Palästinenser selbst
würden eine 'dritte Nakba' über sich bringen
- Jonathan Ofir -
24.07.2017 -
"Wir steuern nicht auf eine dritte Intifada
zu, wir steuern auf eine dritte Nakba zu",
sagte der israelische Minister für regionale
Kooperation Tzachi Hanegbi von der
Likudpartei, am Samstag auf TV-Kanal 2 und
benutzte das arabische Wort für Katastrophe,
das sich auch auf die Vertreibung und
Enteignung des palästinensischen Volkes
durch Israel bezieht, die mit der
Staatsgründung 1948 (und bereits vorher, Ü.)
begann.
"Das hier
ist wie der Beginn einer Nakba", sagte er.
"Ich bete, dass sie nicht eine dritte Nakba
über sich bringen."
"Sie werden
die Kontrolle verlieren. Die ganze Situation
wird sich außer Kontrolle hochschaukeln, und
das Endresultat wird ihr Elend sein und eine
dritte Nakba, was ich ihnen ausdrücklich
nicht wünsche."
Während das
zum Schluss angefügte Mitgefühl manche
Menschen trösten mag, für viele andere,
insbesondere Palästinenser, kommen seine
Erklärungen der Androhung eines Genozids
gleich. Dass die Palästinenser dies "über
sich selbst bringen", vermutlich um die
Verantwortung Israels für eine solche
genozidale Aktion abzumildern, bietet seinen
potentiellen Opfern nicht viel Trost.
Das ist keine
neue Idee im israelischen Diskurs. Es ist
interessant, Hanegbis Worte mit ähnlichen
Statements des israelischen Historikers
Benny Morris zu vergleichen, der ein
selbsternannter "Linker" ist. In einem
Interview mit Ari Shavit 2004 in Ha'aretz
mit dem Titel: "Survival of the fittest",
beklagt Morris, dass Ben-Gurion 1948 "den
Job nicht zuende gebracht" hat.
"Wenn er
sich schon auf die Vertreibung eingelassen
hatte, hätte er einen ganzen Job machen
können. Ich weiss, das das den Arabern, den
Liberalen und den politisch korrekten Typen
die Sprache verschlägt. Aber meine Meinung
ist, dass dieser Platz ruhiger wäre und
weniger Leiden sehen würde, wenn die
Angelegenheit ein für alle Mal erledigt
worden wäre. Hätte Ben-Gurion eine
umfangreiche Vertreibung durchgeführt und
das ganze Land gesäubert – das ganze Land
Israel, bis zum Jordan-Fluss. Es wird sich
herausstellen, dass das ein fataler Fehler
von ihm war. Hätte er eine vollständige
Vertreibung durchgeführt, hätte er den Staat
Israel auf Generationen stabilisiert."
Allerdings ist
sich Morris bewußt, dass ein solches
Vorgehen unter normalen Umständen
problematisch sein kann. Trotzdem sagt er:
"Ich bin
bereit Ihnen zu sagen, dass ich unter
anderen Umständen, unter apokalytischen
Umständen, die in fünf oder zehn Jahren da
sein können, Vertreibungen sehen (erkennen)
kann. Wenn wir feststellen, dass wir von
Atomwaffen umgeben sind oder es einen großen
arabischen Angriff gegen uns gibt und die
Situation eines Krieg mit Arabern, die aus
dem Hinterhalt auf Konvoys schießen, die auf
dem Weg zur Front sind, dann sind
Vertreibungshandlungen völlig
gerechtfertigt. Sie können sogar unbedingt
erforderlich sein."
Beachten Sie,
dass Morris sich nicht nur auf "Transfer und
Vertreibung" der Araber aus der Westbank und
aus Gaza bezieht, sondern auch "vielleicht
sogar aus Galiläa und dem Dreieck" (zum
"Dreieck" gehören mehrere palästinensische
Ortschaften an und nahe der
Waffenstillstandslinie von 1949, im
zentralen und im Haifa-Distrikt.)
Die
Vorstellung von einem Krieg, der ein solches
Vorgehen rechtfertigt, erinnert an das, was
der oberste Armeerabbiner General Shlomo
Goren 1967 sagte, als er dem Chef des
Zentralkommandos Uzi Narkis vorschlug, den
Felsendom und die Al Aqsa Moschee in die
Luft zu jagen:
"Mach das,
Du wirst in die Geschichte eingehen", sagte
Goren und erklärte, so etwas könnte nur
unter der Deckung eines Krieges geschehen:
Morgen könnte es zu spät sein."
Aber zurück zu
Hanegbi und seinen Nakba-Statements. Sein
Narrativ impliziert, dass Israel keine
Verantwortung für das hat, was die
Palästinenser machen. Was immer die
Palästinenser tun, "das tun sie sich selber
(an)":
"Wir werden auch leiden, aber es hängt
nicht von uns ab. Wir metzeln uns nicht
selbst nieder auf einer Hochzeitsfeier in
Halamish", sagt er, wobei er sich auf
den Terroranschlag von Freitag abend in der
Siedlung Halamish bezog, bei dem ein
Palästinenser drei Mitglieder einer
israelischen Siedlerfamilie erstach.
"Wir
schießen am Tempelberg uns nicht auf uns
selbst",
fügte er hinzu.
Nach Hanegbi
sind wir demnach immer Opfer. Er setzt den
palästinensischen Anschlag auf eine zivile
Siedlerfamilie mit dem Anschlag auf
bewaffnete Offiziere der Grenzpolizei
gleich, da gibt es für ihn keinen
Unterschied. Folglich existiert in seinem
Bewußtsein auch keine Besatzung
Ost-Jerusalems. So wie sie auch für Israel
offiziell und im Bewußtsein vieler Israelis
nicht existiert (nicht zu erwähnen, dass die
Besatzung als Ganzes in der Welt vieler
Israelis nicht existiert). All das ist
demnach nur, dass sie "es selbst über sich
bringen". Wenn sie uns dazu bringen, ihnen
eine Nakba zuzufügen, dann müssen sie nur
sich selbst die Schuld daran geben...
Es ist auch
interessant, dass Hanegbi den Begriff Nakba
verwendet – den Israel offiziell ablehnt und
dessen Gedenken Israel 2011 verboten hat.
Hanegbi bezieht sich nicht nur auf die Nakba
von 1948, was die übliche Bezugnahme ist,
sondern auch auf 1967:
"Es ist genau das, was 1948 und 1967
geschehen ist – die Illusion, dass wir gegen
die Juden Allah haben. Er wir uns
beschützen, und wir werden gehen und eure
Köpfe an die Wand schlagen, auch wenn wir
Märtyrer werden", sagte er.
So macht
Hanegbi 1948 und 1967 zu heiligen Kriegen
von Juden gegen Muslime (statt
nationalistische Konfrontationen) und
betrachtet sie als zwei Nakba-Wellen,
während er jetzt vor einer dritten warnt.
Das ist ein
großes indirektes Eingeständnis eines
führenden jüdisch-israelischen,
rechtsgerichteten Politikers, dass die
palästinensische Nakba nicht ein einmaliges
Geschehen ist, sondern eher ein
fortlaufendes, eine Auffassung, von der die
Welt zu überzeugen sich viele Palästinenser
abmühen. Genauer, der Krieg von 1967 und die
anschließende Besatzung werden von den
Palästinensern als die Naqsa betrachtet, was
viele als "Rückschlag" übersetzen,
tatsächlich aber "Umwenden", "Weiter
blättern" (turning over) im Sinne einer
irreversiblen verhängnisvollen Ergänzung
bedeutet.
Zum Krieg von
1967, der von Israel angezettelt worden ist,
gehört die ethnische Säuberung von mehreren
hunderttausend Palästinensern und Syrern,
über die relativ wenig berichtet wurde. Der
Krieg von 1967 wurde weitläufig als "zuende
bringen des Jobs" von 1948 durch die
Militärführer betrachtet, gerade so wie es
Benny Morris oben nahelegt – dabei wurde der
Job nicht demografisch beendet, sondern nur
territorial.
Hanegbi
benutzt das Narrativ von 1948 und 1967, das
behauptet, diese (Nakba und Naqsa) seien
bloß Reaktionen Israels auf die
"existentielle Bedrohung" durch die Araber
gewesen, und dass alle Vertreibungen bloß
Reaktionen waren.
Gehen wir
zurück zum Interview mit Morris, wo er sagt:
"Es gibt
Umstände in der Geschichte, die eine
ethnische Säuberung rechtfertigen. Ich
weiss, dass dieser Begriff im Diskurs des
21. Jahrhunderts völlig negativ ist, aber
wenn die Wahl zwischen ethnischer Säuberung
und Genozid ist – die Vernichtung deines
Volkes - , dann ziehe ich die ethnische
Säuberung vor."
Was sagt
Morris mit seiner angeblichen Unterscheidung
zwischen ethnischer Säuberung und Genozid?
In seiner Wiedergabe bezieht sich "Genozid"
nur auf "dein Volk" – das ist 'sein Volk',
das ist das 'jüdische Volk'.
Eine
unterstellte nationale Bedrohung für Israel
ist gleichbedeutend mit "Vernichtung", das
heißt "Genozid". Aber wenn es sich um
Palästinenser handelt, ist es nur ...
ethnische Säuberung. Und das ist schließlich
nicht so schlimm. Sie ist sogar laut Morris
gerechtfertigt, unter bestimmten Umständen.
Aber er ist
schließlich auch nicht ganz konsequent, denn
an einem anderen Punkt des Interviews sagt
er, dass
"sogar die
große amerikanische Demokratie nicht hätte
geschaffen werden können ohne die
Vernichtung der Indianer."
Also denkt
Morris wirklich, dass es Situationen in der
Geschichte gibt, die Genozid rechtfertigen.
Ja, und er schließt:
"Es gibt Fälle, in denen das
übergreifende letzte Gut harte und grausame
Handlungen rechtfertigt, die im Lauf der
Geschichte begangen werden."
Wir haben hier
versucht herauszuarbeiten, ob Hanegbis
Referenzen auf eine "dritte Nakba" eine
Drohung sind. Hanegbi ist sicher nicht dumm.
Er weiss, was seine Worte für Palästinenser
bedeuten, auch wenn sie für Israelis eher
wenig bedeuten. Er sendet eine Botschaft.
Und Sie müssen nicht notwendigerweise die
vielen wissenschaftlichen Bewertungen der
Nakba von Benny Morris lesen, um zu
verstehen. Palästinenser verstehen es, sie
kennen die Realität dieser fortwährenden
Nakba zu gut. Wenn ein hochrangiger
israelischer Führer wie Hanegbi Worte auf
diese Weise ausspricht, haben sie guten
Grund sie sehr ernst zu nehmen und sich
große Sorgen zu machen. Und das sollten wir
auch alle.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Mitten in der Treibstoffkrise finden
sich Gazas Schwimmer von Abfall bedeckt
Ahmad Kabarit - 21. Juli 2017
Torhüter in einem pickup-spiel an Gazas
SheikhEjleen-Strand. Mohamed abu Mahaadi ,27
fühlt sich verschwitzt. Er eilt zum Meer,
taucht sekundenlang in ein welliges
schwarz-grau Wasser am Ende eines
schaumigen Bruches. Dutzende von toten
Quallen und Meer-Krabben schwimmen da. Als
er auftaucht ist Abu Mahaadis Körper von
Schlickwasser bedeckt, von Abwässer, die ins
Meer gepumpt werden, weil es im Augenblick
kaum Treibstoff für die
Müllverwertungsanlage gibt, um die Abwässer
des Gazastreifens zu behandeln.
Gazas Strom-Krise begann im letzten April
als die palästinensische Behörde mit Israel
redete, sie wolle nicht länger den Strom
bezahlen, den Tel Aviv liefere. Es war etwa
die Hälfte des Treibstoffes, den Gaza
erhielt. Die PA hatte die Rechnungen
teilweise bezahlt, weil Israel nicht direkt
mit der Hamas verhandelte, die den
Gazastreifen beherrscht. Als die
Bezahlungen Ende April stoppten, gab es
lange Stromsperren.
Im selben Monat verstärkte die PA die
Krisis, indem sie Preis für den Treibstoff
erhöhte, den es Gaza verkaufte. Wochen
später beseitigte ein diplomatisches
Golf-Debakel das finanzielle
Sicherheitsnetz von Qatar, einem größeren
Financier ??
Die Kombination von Rückschlägen löste 20
stündige Stromsperren pro Tag aus.
Am Dienstag verkündigte das UN-Team der
besetzten Gebiete einen Stromausfall von 90
Megawatt pro Tag, verglichen mit einer
täglichen Bedarfs-Rate von 450 Megawatt …
Mehr als 100 000 Kubikmeter unbehandelter
oder kaum behandelter Abwässer fließen
täglich ins Meer, verkündete die UN im
Mai…Mehr als 55 Abwässer-Pumpstationen in
dicht bevölkerten Stadtteilen sind jetzt in
Gefahr überzufließen und zu kontaminieren.
Nachdem die letzten Reserven von Treibstoff
zu Ende gingen und es keine alternative
Quelle für Treibstoff für Kläranlagen gibt,
sickern Abwässer in den Boden und schaffen
so 13 Gefahrenherde von Abwässern entlang
der 25 Meilen langen Küste, nach einer
Erklärung durch die palästinensische
Umwelt-Qualitäts-Behörde.
Palästinensische Monitoren haben seit Jahren
vor einer Meer-Kontaminations-Krise
gewarnt, wenn die Kläranlagen nicht in
voller Kapazität arbeiten. In einer Studie
von 2015, der letzten
Meerwasser-Untersuchung in Gaza, bei der 160
Wasserproben von sehr verschiedenen Stellen
der Gazaküste genommen wurden, waren 97
Proben kontaminiert und ungeeignet für
Erholung …
Ahmed Hilles, der Direktor des
Umweltministeriums sagte zu Mondoweiss, dass
die Abwässer mit krankheitserregenden
Parasiten beladen sind.“Diese schwer
giftigen Gewässer sind für Gazas
Strandgänger sehr gefährlich . Man muss mit
dem Ausbruch von Cholera und Typhus rechnen.
Doch die meisten Palästinenser hören nicht
auf diese Warnungen der Untersuchenden
über die Gefahren in den Abwässern.
Zurück zum Fußballspiel am Strand. Abu
Mahaadi sagte , er plane schwimmen zu
gehen.
„ Unsere Familien leben seit 50 Jahren in
diesem Gebiet; wenn wir nicht im Meer
schwimmen , haben wir nachts keine Ruhe vor
den Moskitos. Er gestand aber ein, dass sich
in den letzten Wochen mehr sichtbarer
Schmutz angesammelt habe. Wenn die Flut
nachts zurückgeht mischt sich der Sand am
Strand mit Fäkalien und Algen. Andere
Strandbesucher stimmen darin überein; sie
wollen aber weiter schwimmen, auch wenn das
Wasser schwer verunreinigt ist.
Zahia Akila,52 aus Shujaiyya im nördlichen
Gaza, das im 2014er-Krieg zerstört wurde,
kamit ihren Enkelkindern an den
volkstümlichen Al-Bahar-Strand in
Gaza-Stadt.
„ Die lokalen Behörden pflegen zwar vor dem
Schwimmen im Meer zu warnen, aber ich will
mich nicht mit den Kindern streiten“, sagte
Akiia zu Mondoweiss. „Wenn ich mich weigere,
sie hierher zu nehmen, gibt es denn etwas
anderes, was ich mit ihnen tun kann. Gibt es
hier ein Kino? …
Weniger als 10 Meilen nach Norden vom
Gazastreifen entfernt liegt Ashkalon und
weniger als 2 Meilen von Gaza liegt der
Zikim-Strand. Das israelische Ministerium
für Gesundheit hat vor zwei Wochen das
Schwimmen im Meer wegen Verschmutzung
verboten.
Israelische Offizielle haben jetzt die
Regierung aufgerufen, nach Gaza wieder
Strom zu liefern, damit die israelischen
Strände wieder sauber werden . So berichtete
Haaretz, das einen Brief vom Bürgermeister
von Ashkelon an den Ministerpräsidenten
Netanjahu erhielt. Der Bürgermeister schiebt
die Schuld des verunreinigten Meerwassers
auf die Hamas, die Israel zwingen will,
wieder Strom nach Gaza zu liefern.
„Wir sind Geiseln. Sie kämpfen gegen die
Regierung und ich will nicht an den Punkt
gelangen, zu fragen, ob dieser Krieg recht
oder falsch ist, wir aber haben den Preis in
Betracht zu ziehen, dass wir Küstenstädte
sind.
„Die Hamas ist nicht dumm . Sie überlegt,
wie sie uns schädigen kann, um uns zu
zwingen, ihnen wieder Strom zu liefern“
Zurück zum Gaza-Strand. Die Palästinenser
reagierten verschieden auf die Nachricht,
dass Israel wegen der Kontamination des
Meerwassers von Gaza her seine Strände
schließt.
„Wenn die Israelis ihre Strände sperren,
dann sind ihre Behörden daran schuld, weil
sie den Strom und das Wasser für uns
absperren“, sagte Nayfa Harb, 52, „wir habe
nicht genug Wasser, um eine Badewanne voll
zu machen, außerdem riecht es nach Meer.“
„Leute, die im Glashaus sitzen, sollen nicht
mit Steinen werfen“; die Israelis sollen
einmal das eklige Wasser kosten, wie wir es
tun“, fügt Nayfa hinzu.
Mohammed Abu Masaadi, der Fußballspieler
spottet, „Es ist wunderbar, dass Israels
Strandbesucher wie wir an diesem Shit
erfreuen müssen, denn wir haben denselben
Sandstrand und dasselbe Meer“.
Diese endlose Abwassermenge, die da ins Meer
gepumpt wird und nach Norden an Israels
Küste fließt, ist etwas, dass nicht von Iron
Dome (Israels Verteidigungsraketen)
zurückgehalten werden kann. Sie müssen ihren
Kopf anstrengen, um dies Problem zu lösen,“
sagt Abi Mahaadi.
Quelle
(Dt. stark gekürzt und ziemlich frei
übersetzt: E. Rohlfs) |
Beten
für Gerechtigkeit wird die Besatzung nicht
beenden
-
23.07.2017 - Marc H. Ellis - Nach 50 Jahren
israelischer Besatzung in Ost-Jerusalem
haben sich die Spannungen wieder einmal sehr
verschärft. Im Lauf der letzten Woche sind
mehrere Palästinenser und Israelis ermordet
und hunderte Palästinenser verletzt worden.
Obwohl sich
der Streit auf die Al Aqsa-Moschee und ihre
unmittelbare Umgebung konzentriert, sind die
Moschee und die Blockierung des Zugangs zum
Gebet durch Israel nur ein Teil des
Problems. Jeder weiss, das Problem ist die
Besatzung, nicht das Gebet.
Nachdem es
mehr Todesfälle gibt, wird die israelische
Besatzung in Ost-Jerusalem und der Westbank
härter. Sie wird verschärft, so wie Israel
mit der Beihilfe Ägyptens den Gazastreifen
stranguliert. Strom für die Gazaner gibt es
nur noch 2 Stunden pro Tag. Wie das Gebet in
der Al Aqsa ist der Strom nur ein Symptom
des größeren Problems der Besatzung.
Im Lauf der
letzten Jahrzehnte haben Kirchen weltweit
für die Unterstützung der Palästinenser
mobilisiert. Obwohl die Kirchen ihre
Besorgnisse oft nur hinsichtlich der kleinen
christlichen Minderheit äußern, sorgen sie
sich zunehmend um die große Mehrheit der
Palästinenser muslimischen Glaubens. Aber
die Grenzen der Mobiliserung durch die
Kirchen ist augenscheinlich. Sogar die
BDS-Resolutionen verschiedener Gruppen
sollten, so wichtig sie sind, eher als
symbolische Aktionen als als echtes
politisches Engagement gesehen werden. Wenn
die Situation so verheerend ist, wie sie es
für die Palästinenser ist, sind materielle
politische und wirtschaftliche Hilfe
essentiell.
Was finden wir
jetzt, wo die Situation in Jerusalem sich
ständig verschlechtert? Die internationale
Vertretung der protestantischen Kirchen, der
Weltkirchenrat, hat einen Pastoralbrief über
die Situation an der Al Aqsa-Moschee an die
Häupter der Kirchen in Jerusalem
herausgegeben. Der Brief ist bedauerlich
ungeeignet, nach meiner Meinung sogar
skandalös.
Verehrte
Kirchenhäupter in Jerusalem!
Mein
Herz und meine Gebete sind in diesen Tagen
mit Euch, Euren
Kirchen
und allen Gläubigen in Jerusalem und dem
Heiligen Land.
Wir
rufen Kirchen weitweit auf, in diesen Tagen
für Euch und für einen
gerechten Frieden in Jerusalem zu beten. Wir
sind sicher, dass Kirchen in der
ganzen
Welt Euch mit großer Sympathie und großer
Entschlossenheit
begleiten, damit wir gemeinsam diese
Situation ändern.
Eure
Reise in Euer Heimatland auf dieser
Pilgerschaft für Gerechtigkeit und
Frieden
ist lange und beschwerlich gewesen, aber Ihr
seid nicht allein. Wir
beobachten die Situation in Jerusalem mit
tiefer Trauerund ernster Besorgnis
und
anerkennen, dass Gewalt den Konflikt an
einem für Juden und Muslime
umstrittenen Ort anfacht. Als eine weltweite
Gemeinschaft von Kirchen
bitten
wir die Weltkirchenorganisation und alle
Menschen guten Willens sich
im Gebet
für eine gerechte und friedliche Lösung in
Jerusalem zu vereinen.
Wir
beten und bitten in dieser schwierigen
Situation für beide Seiten, dass sie
miteinander reden und zu einer gutwilligen
Lösung für den Zugang zu der
Heiligen
Stätte kommen, damit die Gläubigen in
Frieden beten können. Das
ist der
einzige Weg zu Koexistenz und einem Ende der
Gewalt.
Mit
diesem Brief bekräftigen wir unsere
Bereitschaft mit Euch zu gehen und
Eure
Erklärung vom 19. Juli zu unterstützen und
den dringenden Appell für
Frieden
und Dialog zwischen den israelischen
Behörden und den
Palästinensern zu wiederholen.
Der
Weltkirchenrat arbeitet eng mit Euch in
Jerusalem und der weiteren
Region
im Heiligen Land zusammen.
Lasst
uns alle von den Worten des Heiligen Paulus
in seinem Brief an die
Röme
inspiriert und geleitet sein, in dem wir das
Wesentliche lernen: "Lasst
uns nach
dem trachten, was dem Frieden und der
gegenseitigen Erbauung
dient"
(Röm 14/19).
Wir sind
solidarisch mit Euch, wenn Ihr fortfahrt um
Dialog und offenen
Zugang
zu dem Gebiet ohne Metalldetektoren zu
bitten, die das Recht
verletzen an den heiligen Stätten zu beten.
Wir
stehen in Solidarität mit Muslimen, Juden
und Christen, und beten, dass
Gerechtigkeit und Frieden herrschen möge,
nicht nur in dieser Woche,
sondern
in den Wochen, Monaten und Jahren, die noch
kommen werden.
In
Christus
Euer
Rev. Olav FykseTveit, Generalsekretär
Weltkirchenrat
Den Brief des
Weltkirchenrats kennzeichnet eine typische
Kirchensprache: mit dem Leidenden im Gebet
sein, aus der hl.Schrift zitieren,
versichern, dass die Betroffenen nicht
allein sind, zu Frieden und Dialog ermuntern
und Zugang zum Gebet an den heiligen Stätten
für Gläubige aller Glaubensrichtungen
fordern. Und schließlich versichert der
Weltkirchenrat den Kirchen in Jerusalem,
dass er die 'Situation' beobachtet.
Kein einziges
Mal wird in dem Pastoralbrief die Besatzung
erwähnt oder Israel als Besatzer. Obwohl auf
die 'Situation' im Weiteren angespielt wird
und sich auf jüngste Erklärungen der Kirchen
in Jerusalem bezogen wird, gibt es in dem
Brief keinen spezifischen, ja schlimmer
noch, gar keinen Aktionplan außer Gebet und
Dialog.
Kirchliche
Dokumente lesen sich zwar oft wie dieses,
aber was ist Solidarität, wenn sie
hauptsächlich oder in der Realität nur aus
dem Gebet besteht? Obwohl ohne Zweifel
Gebete angeboten und zu ihnen ermutigt
werden muss, wenn man christliche
Glaubwürdigkeit beweisen will - glauben die
kirchlichen Amtsträger, die diesen Brief
geschrieben haben, ernsthaft, dass Gebet und
Dialog zu Gerechtigkeit in Palästina führen?
Eher drängt der Weltkirchenrat hier auf die
Wiederherstellung des status quo bei der Al
Aqsa-Moschee und in Jerusalem, zu einem
status quo, der die israelische Besatzung
bestätigt.
Die Frage für
die Kirchen und die Welt ist die
Rechenschaft, die nötig ist, um die
israelische Besatzung zu beenden. Aber die
Kirchen sind nicht bereit in effektiver
Weise politisch zu sprechen und zu handeln,
um zu erreichen, was nötig ist.
Sind die
Kirchen zu schwach, um zur Beendigung der
Besatzung zu helfen? Haben die Kirchen Angst
sich über das Beobachten der 'Situation'
hinaus zu bewegen und sich offen und
herausfordernd gegen die Unterdrückung des
palästinensischen Volkes durch Israel zu
stellen? Wird mit dem Gebet die Schwäche der
Kirchen und ihr fehlender Wille zugedeckt?
Der
Pastoralbrief des Weltkirchenrates ist eine
weitere vertane Gelegenheit sich
herausfordernd und mutig für die
Palästinenser einzusetzen. Wie viele
Gelegenheiten werden noch vertan werden, bis
der Weltkirchenrat und die Kirchen weltweit
sich für einen interreligiösen Akt des
zivilen Ungehorsams einsetzen?
Nach mehr als
50 Jahren der israelischen Besatzung muss
schweren Herzens die Frage gestellt werden:
Möchte der Weltkirchenrat überhaupt, dass
die israelische Besatzung in Palästina
endet?
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Es sind
sehr wenig Palästinenser, die aus Rache
schießen
Amira Hass, 17.7.17
Fünf Leute wurden getötet, alle
arabisch-sprechend – alle israelische
Bürger und alle das Produkt derselben
israelischen Politik. Dies ist jetzt
mindestens die passende Zeit, ein Minenfeld
zu betreten, über das am Freitag nicht
berichtet wurde: die tödliche Schießerei in
der Alt-Stadt von Jerusalem, als die
Heiligkeit, die Frische des Blutvergießens
und der Schmerz der Familien es noch
weniger akzeptabel als sonst machte, Fragen
zu stellen. Und doch:
1.
Scheint es mir vernünftig und notwendig zu
sein, dass Muslime von dem tödlichen
Schusswechsel am Eingang zu einer so
heiligen muslimischen Stätte Abstand
nehmen. Und vernünftig, dass Muslime es
sagen, bevor es zu spät ist, dass
tatsächlich die Heiligkeit des Ortes ein
Ausnützen für Blutvergießen ausschließt –
falls nicht aus einem anderen Grund: junge
Leute vom Nachahmen des Schießens
abzuschrecken.
2.
Unter palästinensischen Facebook-Kreisen
(wenigstens die Facebook-Seiten, die ich
gesehen habe) sind die Leute mit einer
Verurteilung der israelischen Schließung
der Al-Aqsa-Moschee für
Gottesdienstbesucher schnell gewesen; Nach
dem Angriff wurde auch die Altstadt für die
Palästinenser geschlossen. Aber sie sind
vorsichtig gewesen, nicht den Ort mit dem
Schießen in Verbindung zu bringen und ihn
nicht zu verurteilen. Es gab auch solche,
die die palästinensischen Denunzianten
denunziert haben. (Sie berichteten
vermutlich auch Mahmoud Abbas und der Hadash
und Ta’al-Fraktion der Joint List.) Sie
haben ihre Kommentare mit „Ruhm den
Märtyrern“ beendet.
3.
Während persönlicher Gesprächen jedoch habe
ich eindeutigen Aufschluss über das
Blutvergießen an einer heiligen Stätte
gehört und offenen Verdacht, dass die Täter
Individuen unter dem Einfluss von ISIS
wären. Dann begann da ein Gespräch über ein
Komplott: Wem diente die Schießerei? Gewiss
nicht den Palästinensern.
4.
Es war kein Zufall, dass die beiden
getöteten israelischen Polizisten Drusen
waren. Israel hat bewusst eine große Anzahl
von ihnen in Gebiete gesetzt, wo die
Spannung mit den unterdrückten
Palästinensern direkt und unmittelbar ist:
In der Zivilverwaltung in der Westbank, in
den Gassen von Jerusalems Alt-Stadt, in der
Hebron-Polizei. Lasst sie einander
angreifen, einander so viel wie möglich
hassen, mit Bitterkeit begegnen. Lasst sie
ihre gemeinsame palästinensische Identität
erschüttern und zerstören.
5.
Die logischste Sache zu tun, um die
Atmosphäre zu beruhigen, wäre die al-Aqsa
und die Altstadt für Gottesdienstbesucher
offen zu lassen – offen für Palästinenser
(nicht nur Bewohner, ausländische Touristen
und Juden). Aber Israel bevorzugt, eine noch
gefährlichere, entzündbare Notsituation zu
schaffen. Wieder unter dem Vorwand von
Sicherheitsmaßnahmen führt es langsame
Veränderungen des Status-Quo an einem Ort
durch, der etwa 1,5 Milliarden Muslimen in
aller Welt heilig ist. Die
Entscheidungsträger sind keine Sonderfälle
unter dem Einfluss von „Torat Hamelech“,
einem genozidalen biblischen Kommentar,
sondern Staats-Angestellte und gewählte
Vertreter ( und die – wer weiß - vielleicht
unter dem Einfluss von „Torat Hamelech“
sind.)
6.
Israel setzte jeden Palästinenser, der eine
Messerstecherei, einer Schießerei oder
einen Mord begeht, als Vertreter des ganzen
palästinensischen Volkes in Beziehung, als
Teil eines Kollektivs, und deshalb nimmt es
sofort kollektive Rache. Das ist der
Hauptgrund, warum das Kollektiv nicht
öffentlich von den Taten eines Individuums
Abstand nehmen kann, selbst, wenn es mit
dessen Taten nicht einverstanden ist und
sich Sorgen um ihre Auswirkungen macht: die
Eskalation des Hasses gegen
palästinensisch-israelische Bürger und die
Verstärkung der Unterdrückung in Jerusalem.
Aber dies wird sowieso geschehen, egal ob
einzelne Palästinenser drusische Polizisten
töten.
7.
Soldaten und Polizisten, die offizielle
Beauftragte des Staates Israel sind, werden
falls sie verwirrt sind und in Eile
Palästinenser „ungerechtfertigt“ verletzt
haben, vom Establishment als anormale
Individuen behandelt, denen die Schuld für
ihre eigene missliche Lage gegeben wird. Sie
werden nicht als Vertreter einer Stadt,
eines Wohnviertels oder einer ideologischen
Richtung angesehen und keiner würde eine
ganze Bevölkerung wegen ihnen strafen. Am
wenigsten werden sie als Vertreter der Armee
oder Polizei angesehen, deren Verhalten aus
Gewalt besteht und deren Auftrag es ist,
Palästinensern mit Fußtritten zu
behandeln..
8.
Der Kult des palästinensischen bewaffneten
Kampfes rechtfertigt jeden Palästinenser,
der eine Waffe trägt, der tötete oder der
getötet wurde. Andrerseits sind israelische
Waffen Millionen mal effizienter und
tödlich: viele Opfer sind Palästinenser, ob
sie auf der Straße entlang gehen, in ihren
Betten schlafen, mit Postern demonstrieren,
mit einem Messer wedeln oder schießen.
Diese Tatsache macht es für Palästinenser
hart, öffentlich eine tödliche Schießerei
auf dem Gelände einer heiligen Stätte
zurückzuweisen.
9.
Warum – zum Teufel - wird eine versäumte
Nachahmung des Eroberers mit seinen Waffen
als heilig angesehen und als eine Quelle
der Bewunderung? Mein feministisches Gehirn
begreift dies nicht.
10. Mahmoud
Abbas musste das tödliche Schießen zweier
israelischer Bürger vor Ministerpräsident
B. Netanjahu nicht verurteilen.
(Anscheinend begleitete einer der drei nur
die Schießer und schoss selbst nicht. )
Abbas und sein Sicherheitsapparat hat keine
Autorität und keine Verantwortung für den
Ort, von dem die Schießer kamen; sie haben
keine Verbindung mit ihnen und keine
Autorität oder Präsenz an dem Ort, wo sie
die Schüsse abgaben. Die Verurteilung ging
an die falsche Adresse.
11. Die
bis an die Zähne bewaffnete
Besatzungspolizei, verächtlich, feindselig
und aggressiv, entheiligt ständig den
Al-Aqsa-Platz und seine Umgebung und
beleidigt Muslime überall, zusammen mit
jedem, der sich um ihre Gefühle kümmert.
Israelische Polizisten werden in der
Altstadt und in der Nähe der Al-Aqsa-Moschee
postiert, um die Knete von Elad und Ateret
Cohanim und ihrer Art zu schützen, damit sie
diese vermehren können.
12. Auf
dem Hintergrund dieser täglichen Provokation
und trotz des Waffenkultes ist es
bemerkenswert, wie gering die Anzahl der
Palästinenser ist, die mit Waffen und
Ähnlichem Rache nehmen. Selbst ohne eine
Führung, die ihnen zuhört und die sich mutig
hören lässt, üben Hundert Tausende von
Palästinensern, die in Jerusalem leben oder
die zur Stadt kommen, äußerste
Selbstbeherrschung, da sie wissen, dass eine
individuelle, private Reaktion auf
Unterdrückung nicht die Antwort oder der
richtige Weg ist.
(dt.u. gering gekürzt: Ellen Rohlfs)
|
Gesetzesentwurf macht Unterstützung für
BDS zu einem bundessweiten Verbrechen (federal
crime) und sendet Schockwellen durch die
progressive Community
- Philip Weiss -
20.07.2017
Für Menschen,
die den israelisch-palästinensischen
Konflikt verfolgen, gibt es (im Augenblick)
nur eine Geschichte in den Nachrichten, und
das ist der gestrige Bericht von Glenn
Greenwald und Ryan Grim auf The Intercept
über ein neues Gesetz im Kongress, das
Unterstützung für Boykott,
Investitionsentzug und Sanktionen (BDS)
kriminalisiert.
Der
Gesetzesentwurf ist ein derart krudes
Beispiel für die Übergriffigkeit der
Israel-Lobby, dass es sicher ist, dass
Querschläger des Berichts von Greenwald und
Grim Querschläger auf ihre Unterstützer in
der Demokratischen Partei nach hinten
losgehen:
Aber jetzt
möchte eine Gruppe von Senatoren – 43
Republikaner und 14 Demokraten – ein Gesetz
durchsetzen, das aus der Unterstützung des
internationalen Boykotts, der zum Protest
gegen die jahrzehntelange israelische
Besatzung Palästinas gestartet wurde, ein
Kapitalverbrechen macht.
Die zwei
hauptsächlichen Paten des Gesetzes sind der
Demokrat Ben Cardin von Maryland und der
Republikaner Rob Portman von Ohio. Der
schockierendste Aspekt ist wahrscheinlich
die Bestrafung: Jedem, der sich schuldig
gemacht hat die Verbote zu übertreten, droht
eine Zivilstrafe von mindestens $250.000 und
eine strafrechtliche Höchststrafe von $1
Million sowie 20 Jahre Haft.
Die
vorgeschlagene Maßnahme, das sogen. Israel
Anti-Boycott Act wurde von Cardin am 23.
März eingebracht. Die Jewish Telegrafic
Agency berichtet, dass der Gesetzesentwurf
"unter Mithilfe des American Israel Public
Affairs Committee (AIPAC) aufgesetzt worden
ist". AIPAC hat in seiner Agenda der
Lobbyarbeit für 2017 tatsächlich die
Verabschiedung dieses Gesetzes als eines
seiner vordringlichen Prioritäten für 2017
bezeichnet.
Zu den
Mitunterstützern des Gesetzes gehören der
führende Demokrat in Washington,
Minderheitsführer Chuck Schumer, seine New
Yorker Kollegin Kirsten Gillibrand und
mehrere liberalere Senatsangehörige wie Ron
Wyden von Orgeon, Richard Blumenthal von
Connecticut und Maria Cantwell von
Washington.
Es gibt eine
ähnliche Gesetzgebung im Haus, die auch von
liberalen Helden unterstützt wird.
Das ACLU
(American Civil Liberties Union) hat sich
gegen dieses Gesetz gestellt und schreibt:
ACLU hat an Senatsangehörige geschrieben
und sie aufgefordert, sich einer
Unterstützung des Israel Anti-Boycott-Act (H.R.
1697/S.720) zu widersetzen und davon Abstand
zu nehmen. Die Auswirkungen des Gesetzes
würden angesichts des Schutzes der freien
Meinungsäußerung, der im First Amendement
verankert ist, moralisch nicht zu vertreten
(anti-ethical) sein. Wir fordern die
Mitglieder auf, sich gegen das Gesetz zu
stellen, sollte es keine signifikanten
Änderungen geben.
The Intercept
betont, dass es von ACLU mutig war, sich
gegen das Gesetz zu stellen – "Sogar die
mutigsten Organisationen vermeiden oft
beharrlich Kontroversen bezüglich Israel" –
und hat dann liberale Kongressleute gefragt,
ob sie die Position von ACLU akzeptieren.
The Intercept
hat auch dokumentiert, dass ein führender
Unterstützer, Ben Cardin, keine Ahnung
hatte, was in dem Gesetzesentwurf steht,
und "insbesondere darauf bestanden hat,
dass es keine strafrechtlichen Saktionen
enthält". (Es gibt ein Aufnahme von einem
Interview von Cardin.)
Was ich zu
dieser Geschichte beitragen kann: BDS ist
eine gewaltfreie Bewegung, die Druck auf
Israel ausüben will, damit es die
Menschenrechte der Palästinenser
respektiert; es entstand vor 12 Jahren von
palästinensischen Aktivisten, nachem
Regierungen einen solchen Druck auf Israel
nicht ausgeübt haben. Nein, es gab keinen
Druck auf die israelische Seite, was auch
dieser Gesetzesentwurf zeigt. Israel
widersetzt sich BDS vehement, weil BDS
effektiv gewesen ist; es übt Druck auf
Israel aus und arbeitet weltweit an der
Änderung der israelischen Politik.
[...]Benjamin Netanyahu hält Vortäge, in
denen er BDS immer wieder als eine
existenzielle Bedrohung (Israels)
verleumdet. Denn er weiss, dass BDS geholfen
hat das Apartheid -Südafrika zu Fall zu
bringen. Und wenn irgendetwas ankündigt,
dass der Kampf Südafrikas über Israel in die
USA gekommen ist, hier ist er.
Der
Gesetzesentwurf ist die Arbeit der Israel
Lobby. Er wurde von einer ihrer führenden
Gruppen ausgearbeitet, von AIPAC – "einer
der mächtigsten und gefährlichsten
Lobbykräfte im Land", wie Intercept sagt.
Greenwald und Grim sprechen dieses Thema,
das für Amerika von Interesse ist, an:
In welchem
denkbaren Sinn ist es für Amerikaner von
Nutzen, wenn sie für das Verbrechen
politisch aktiv gegen die Regierung einer
fremden Nation zu protestieren zu
Straftätern gemacht werden?
Ich möchte
darauf einfach antworten, dass der
Gesetzesentwurf von der Präsenz der Israel
Lobby in der demokratischen Partei und daher
von der Rolle von konservativen
zionistischen Juden in der demokratischen
Partei handelt. Die Bemühungen so vieler
Leute zu behaupten, dass auch evangelikale
Christen zur Israel Lobby gehören (Paul
Pillar auf Lobelog), ist pure Irreführung,
wenn es um die demokratische Partei geht.
Evangelische Christen sagen Schumer und
Gillibrand nicht, wie sie bei
Stammzellenforschung und Abtreibung wählen
sollen, und auch nicht, wie sie im Hinblick
auf Israel abstimmen sollen. Nein, das
machen die organisierten jüdischen
Gemeinden.
Ältere Juden
neigen dazu, große ideologische Unterstützer
Israels zu sein. Ben Cardin geht in
Synagogen und erzählt anderen älteren Juden,
ein palästinensischer Staat sei
"anti-amerikanisch". Schumer hat sich selbst
"shomer" genannt bzw. Wächter (Israels) und
gesagt, es liege im jüdischen Interesse
Israel zu unterstützen. Vor einem Jahr haben
Stefanie Schriock von Emily's List und JJ
Goldberg vom Forward das "gigantische" und
"schockierende" Ausmaß beschrieben, in dem
sich die demokratische Partei auf jüdischen
Vermögen für Spenden für (Wahl)Kampagnen
verlässt.
Letzlich ist
dies ein Kampf innerhalb des jüdischen
Lebens über Zionismus und die Unterstützung
für Israel. Ich glaube, dass wir diesen
Kampf gewinnen werden, und dass dieses
Gesetz uns helfen wird. Das Gesetz wird
viele Juden, die zivile Freiheiten schätzen,
schockieren. Der Artikel von Intercept wird
die Gesetzgeber zwingen, das Gesetz neu zu
entwerfen.
Und was am
wichtigsten ist: eine vielfältige Koalition
von Demokraten, die die Menschenrechte
schätzen, ist über dieses Gesetz empört und
organisiert gegen die Rolle von AIPAC in der
Partei. Ob der Keith Ellison-Flügel oder der
Sanders-Flügel – junge Juden, junge Latinos,
Schwarze und Frauen - sie wollen eine
fortschrittlichere Politik gegenüber Israel,
und viele von ihnen unterstützen BDS. Bernie
Sanders hat nicht an der AIPAC-Konferenz von
2016 teilgenommen, weil seine Basis gegen
solche Begünstigungen war, und diese Basis
kämpft für die Partei.
Wenn Sie das
nächste Mal von dem bedrohlichen Einfluss
Russlands auf unsere Politik hören, dann
erinnern Sie sich an diese Geschichte und
die offene Unterstützungserklärung der
Gesetzgeber für eine fremde Nation.Wie
Intercept bemerkt: "Unter den Unterstützern
des Gesetztesentwurfs sind mehrere von den
Politikern, die politische Berühmtheiten
geworden sind, weil sie sich als Führer des
anti-Trump#Resistance in den Medien
positioniert haben, dazu gehören drei
Mitglieder vom California House, die für die
Demokraten Helden und zu Verbindungen
zwischen den Nachrichtenagenturen geworden
sind: Ted Lieu, Adam Schiff und Eric
Swalwell."
Adam Schiff
sollte besonders hervorgehoben werden, David
Bromwich hat mich auf ihn aufmerksam
gemacht. "Er gehört zu denen, die zu den
folgsamen Demokraten gehören, die den
Gesetzesentwurf mit unterstützen. Schiff hat
einen guten Ruf in liberalen Kreisen, aber
er hat für den Irakkrieg gestimmt, die
Intervention der Saudis im Yemen unterstützt
und gesagt, die Ermordung Gaddafis sei ein
Ende des ersten Kapitels einer anderen
Revolution des Volkes gewesen und hat Trumps
Bombardierung Syriens zugestimmt. In der
Außenpolitik ist ein Anhänger der
konventionellen Weisheit des Kalten Kriegs
und des Krieges gegen den Terrorismus, das
ist alles; aber seine Meinungen haben eine
übergroße Bedeutung gewonnen, seit er jetzt
regelmäßig als herausragende Autorität der
Partei bezüglich Russland gilt. Er kennt
Russland ebenso gut wie den Irak und Lybien."
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Der größte
Angriff in
Jerusalem
- Ilana Hammermann - 18.07.2017 - Tempelberg
für jüdische Besucher nach drei Tagen wieder
geöffnet - Es begann 1967 mit der
Vertreibung hunderter arabischer
Jerusalemiter – Männern, Frauen und Kindern
– aus dem Gebiet um die Klagemauer, der
Zerstörung ihrer Häuser und dem Bau eines
Stadtviertels nur für Juden. Und es ging
damit weiter irrsinnigerweise eine
non-profit-Organsation fanatischer
nationalistischer Siedler, Elad, mit dem
größenwahnsinnigen Plan zu betrauen, die
Davidstadt sowie einen jüdischen
Nationalpark im Herzen des arabischen Dorfes
Silwan zu errichten. Und das kann gut mit
einem national-religiösen Krieg zwischen
Muslimen und Juden enden.
Dieser Krieg
wird nicht mit Steinen und Messern
ausgefochten werden, nicht einmal mit
Gewehren. Im Nahen Osten gibt es andere
Waffen, Millionen mal tödlichere, und ihre
Zeit wird kommen, wenn man so weiter macht
wie jetzt.
Heutzutage
schaut dieser Angriff – eine tickende Bombe,
die nur Taube nicht hören – folgendermaßen
aus: Zwischen dem Damaskustor und dem
Shiloah-Teich, sowie nördlich und südlich
davon leben etwa 80.000 Araber – ungefähr
30.000 in der Altstadt und 50.000 in Silwan
– und etwa 3.000 Juden, die meisten von
ihnen im Jüdischen Viertel und ein paar
Dutzend in der Davidstadt und in Kfar
Shiloah, im Arabischen als Wadi Hilweh und
Silwan bekannt. Aber wer durch das jüdische
Viertel zur Davidstadt geht, wird hier
wahrscheinlich keine Araber sehen.
Wenn er nach
oben schaut, werden seine Augen vielleicht
an den Kuppeln von zwei Gebäuden hängen
bleiben, die den Muslimen so heilig sind, an
den Kuppeln des Felsendoms und der Al
Aqsa-Moschee. So unbedeutend, wie sie von
hier aussehen, kommen die Besucher nicht auf
die Idee, dass man bereit ist für diesen Ort
Millionen Muslime zu töten, oder dass sie
getötet werden. Denn von hier unten sieht
der Tempelberg, den Muslime das prächtige
Heiligtum nennen (arabisch Haram as-Sharif),
mehr oder weniger wie ein trauriger Hügel
aus, nicht besonders groß, und was noch
wichtiger ist, isoliert und losgelöst und
ohnmächtig in seiner Isolierung und
Losgelöstheit. Er ist umgeben von hohlen
Ausgrabungsstätten, die hier und da Gruppen
unschuldiger Touristen verschlucken. Es ist
pure Geschichte, die Gegenwart scheint nur
zu existieren, um ihr zu dienen.
Im Jüdischen
Viertel wird unser Besucher allerdings nur
vibierendes modernes Leben sehen;
Touristenströme kommen zu seinen sauberen,
renovierten Strassen, seinem weitläufigen
zentralen Platz, die neue elegante Synagoge
steht hier, überheblich und selbstsicher,
und das glanzvolle, riesige Besucherzentrum
– alles zelebriert das Jüdischsein von
Jerusalem, dazu die israelischen Flaggen,
die Schilder an den Wänden und Eingängen der
Häuser. Sogar am Tor der byzantinischen
Kirche am Rand des Platzes, von der nur die
wiederaufgebauten Mauern stehen, wurde eine
Mesusa angebracht. Ja, "Esch ha-Thora"
("Feuer der Thora"), der Name einer nahe der
Klagemauer errichteten Yeshiva, brennt hier,
und es wird bei jedem Schritt klar, dass
seine Brandstifter und Anfacher vor lauter
Stolz auf ihre großen national-religiösen
Unternehmungen außer sich sind.
Die Arbeit ist
noch nicht abgeschlossen, aber es wird nicht
lange dauern, dass die Touristen, die kommen
oder hierher gebracht werden
(schätzungsweise hunderttausende) von der
anmaßenden jüdischen City – es gibt
niemanden, der mir gleicht, ist die
Botschaft, es gibt sonst niemanden - durch
einen Tunnel weitergehen können, der sie
außerhalb der Klagemauer zur Davidstadt
führen wird. Dort werden sie zuerst das
Kedem Center besuchen – ein mächtiges und
hehres jüdisches Besucherzentrum, das auf
einer Insel zwischen Ausgrabungen errichtet
werden soll, wo vor allem Überreste aus der
muslimischen, byzantinischen und römischen
Periode gefunden wurden - , das der
Hauptstadt des Königreichs von Juda gewidmet
sein soll, und das, obwohl es ewige Zeiten
nicht existiert hat, mit audiovisuellen
Mitteln wieder erstehen soll.
Der riesige
Projektentwurf ist schon installiert,
Holzbänke für die Gäste sind schon
vorhanden.
Wenn die
Arbeiten einmal abgeschlossen sei werde ,
wird keiner der Besucher etwas von den
dutzenden Häusern wissen, die hier
abgerissen worden sind und noch abgerissen
werden sollen, damit man an ihrer Stelle
Einrichtungen für Touristen und Parkplätze
errichten kann.
Ja, das ist
der größte Angriff auf die Stadt und der
gefährlichste. Denn obwohl das zionistische
Unternehmen im Land Israel bei der
Auslöschung der Erinnerung an hunderte
palästinensische Döfer und dem Schrumpfen
palästinensischer Städte vom Norden bis zum
Süden erfolgreich war, so wird es doch
niemals die palästinensischen Einwohner von
diesem Platz vertreiben. Nicht, weil sie
zehntausende sind und nicht wissen, wohin
sie gehen könnten, sondern aus einem
anderen, viel bedeutenderen Grund: es ist
das Glück dieser zehntausenden, dass sie in
einem Gebiet sesshaft sind, das Millionen
Muslimen heilig ist. Vielleicht
interessieren sich diese Millionen Muslimen
für sie und ihr Leben hier, das täglich
härter und schwieriger wird, nicht wirklich,
aber der Tempelberg, der Haram as-Sharif
interessiert sie, und zwar sehr. Sie werden
niemals zulassen, dass diese Zone komplett
judaisiert wird.
Wenn jetzt von
Zeit zu Zeit ein Palästinenser mit einer
Waffe oder einem Messer auftaucht, um zu
verletzen, zu töten und getötet zu werden,
und das ganze Land von Terroristen,
Angreifern und Menschen wie Tieren spricht,
wird es nicht lange dauern (denn was sind
10, 20, sogar 100 Jahre an einem alten Ort
wie diesem), bis hier Raketen fallen, und
wer weiss, mit welchen Sprengköpfen sie
ausgerüstet sein werden, und dann werden all
die Mauern, Schranken, Überwachungskameras
und Metalldetektoren und israelischen
Soldaten und Polizisten nicht helfen.
Leute, wieso
seht ihr das nicht? Welche Blindheit hat
euch befallen?
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Israelis töten Israelis
- Gideon Levy,
16..7.17 - Fünf bewaffnete Israelis
wurden am Freitag am Aufgang zum Tempelberg
nach einer kurzen Schießerei getötet.
Drei Israelis von Umm al-Fahm töteten zwei
Polizei-Offiziere aus den Städten Maghar
und Hurfeish im Norden. Die Angreifer
wurden in einem Kampf über die Kontrolle und
Präsenz an dieser heiligen und besetzten
Stätte getötet. Die Motive der Angreifer
waren religiöse, nationalistische Motive
oder eine Kombination von beidem, aber egal
wie, sie benützten gewalttätigen Widerstand
gegen die Präsenz der Polizei am Eingang
dessen, was für sie eine heilige Stätte war.
Nur die ethnische Zugehörigkeit der fünf
genügte, um das Deck durcheinander zu
bringen. Das war kein Terrorakt, wie wir es
gewohnt sind. Die Angreifer waren keine
Palästinenser aus den Gebieten, ihre Opfer
waren keine jüdischen Israelis und die
Operation war keine Terrorattacke: Terror
ist gegen Zivilisten gerichtet. Dies war
kein Beginn eines Bürgerkriegs, aber es
war eine Erinnerung, dass es selbst in
Israel Leute gibt, die sich dem bewaffneten
Kampf gegen die Besatzung hingeben. Es ist
eine Erinnerung daran, dass sich jeder
Israeli beunruhigen sollte.
„Haben die Schießer Hilfe von innen
bekommen? Das Tabu, das auf dem Tempelberg
gebrochen wurde“.
Israels Antwort war automatisch/
reflexartig, wie es immer nach einem Angriff
war, bei dem Israelis getötet werden. Es
versuchte zu zeigen, dass etwas geschieht,
nachdem ein Druse in Uniform getötet wird,
es dasselbe Geschehen ist, als wenn ein
Jude in Uniform getötet wird – kollektive
Strafe und eine harsche Antwort. Der
Tempelberg wurde für zwei Tage geschlossen,
weil irgendetwas getan werden musste und die
Trauerzelte in Umm al-Fahm wurden zerstört –
vielleicht als eine Alternative zum
Zerstören des Hauses der Täter – eine
äußerst ärgerliche Verletzung des Rechtes zu
trauern. Würde jemand daran denken, Juden
daran zu hindern Shiva zu sitzen, egal wer
sie waren?
Die Politiker konkurrierten auch, um zu
sehen, wer den Angriff in härterem Ton
verurteilt, als ob dies wichtig wäre. Im
Wettbewerb der Verurteilung war es
überraschender Weise nicht das erste und
wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal
der neu gewählte Vorsitzende der
Labor-Partei, Avi Gabbay. Er erachtete dies
als „abscheulichen Terrorakt“ und nannte die
Täter „verachtenswerte Mörder“.
Bei seinem nicht sehr viel versprechenden
Debüt konkurrierte er mit dem Stil des
Likuds Ofir Akunis und Gilad Erdan. Wenn
dies ein verachtenswerter Terrorakt war, wie
würde Gabbay das Sprengen eines Busses
nennen, der voller Leute ist? Und was
würden Grenzpolizei-Offiziere sagen, die ab
und zu ein vorbeigehendes palästinensisches
Mädchen oder einen Jungen mit einem Messer
töten? Und vielleicht haben die Angreifer
niemanden, der „sie mit einem Auftrag
sandte? Vielleicht gibt es Araber, die
selbst entscheiden? Das ist nicht die Art
und Weise, um eine linke Zentrums-Opposition
aufzubauen.
Aber die komische Entlastung wurde – wie
gewöhnlich – von dem Politiker geliefert,
der von seinem Selbstbewusstsein das
verliert, was davon bleibt. Yesh
Atid-Vorsitzender Yair Lapid schrieb
anscheinend mit vollem Ernst: „In ihrem Tod
haben sie uns befohlen, zu leben.“ Lapid
lebt in Ramat Aviv Gimel Dank dem Tod der
Grenzpolizei-Offiziere nahe dem Eingang zur
Al-Aqsa. Selbst das hat eine gewisse Logik
und jeder rezitierte in einem sentimentalen
Chor: Die Blut-Alliance mit der
Drusen-Gemeinschaft ist eine heilige
Gemeinschaft.
Und im Hintergrund war die übliche und
unverschämte Forderung einer Verurteilung
von Seiten des palästinensischen Präsidenten
Mahmoud Abbas und der Araber Israels - ja
tatsächlich der ganzen Welt, während
Israels niemals die Akte seiner Soldaten und
Polizei verurteilt, auch wenn sie
unschuldige Zivilisten töteten.
Und vor allem noch einmal: keiner fragt,
warum dies geschehen ist und warum dies noch
viele Male geschehen wird. Das Töten von
zwei Polizisten ist ein ernster Vorfall; die
Tatsache, dass Israelis sie töteten, macht
dies noch schlimmer.
Aber selbst Vorfälle wie diese haben ein
Motiv, einen Grund und tiefe Wurzeln. Diese
zu diskutieren, wird als Verrat angesehen
und als Rechtfertigung von Terror. Israel
fragt nicht einmal sich selbst, ob es wert
ist, den Preis für dieses Blutvergießen zu
zahlen: für die Kontrolle der Al-Aqsa oder
des Grabes der Patriarchen, des
Flüchtlingslagers von Balata oder Jenin. Es
verhindert, dass diese Fragen aufkommen,
weil es die Antworten weiß und sie flieht,
wie es das Feuer flieht.
Die Antworten führen zu einer einzigen
Schlussfolgerung, einer Schlussfolgerung,
die nur wenige Israelis zu akzeptieren
bereit sind. Und so sagt Israel
tatsächlich: Vergieße mehr von unserm
Blut. Vergieße Blut bis es so weh tut, dass
wir vor der Antwort auf die
schicksalhafteste Frage nicht mehr fliehen
können: Wollen wir diese verflixte
Besatzung fortführen, die uns weiter ja, bis
zum letzten Tag Blut kostet? (dt. Ellen
Rohlfs)
Quelle |
Gaza und
das Scheitern
des nationalen Projekts
-
Haidar Eid -
14.07.2017 -
Um die drakonischen Maßnahmen der
Palästinensischen Autonomiebehörde gegen den
Gazastreifen zu verstehen, der ohnehin schon
unter einer seit zehn Jahren andauernden,
strangulierenden Blockade leidet, muss man
die reduzierte ideologische und nationale
Agenda unter die Lupe nehmen.
Es gibt in
Gaza bereits eine humanitäre Krise, die von
internationalen, lokalen und israelischen
Menschenrechtsorganisationen dokumentiert
ist. Um das Ganze noch schlimmer zu machen,
hat Israel die Einfuhr von Baumaterial
streng beschränkt, das für den Wiederaufbau
tausender Wohnhäuser und Institutionen
benötigt wird, die während dem israelischen
Massaker von 2014 zerstört worden waren.
Palästinenser
aus dem Gazastreifen verstehen, dass die
israelische Blockade in der Geschichte des
zionistischen Siedlerkolonialismus wurzelt,
wo die Einheimischen völlig entmenschlicht
werden und ihr Tod nichts zählt.
Der
Gazastreifen selbst ist ein riesiges
Flüchtlingslager – 70% seiner Einwohner sind
Flüchtlinge – und erinnert an die Urschuld
von 1948, als zionistische Milizen und
später die israelische Armee mehr als
750.000 Palästinenser aus ihren
ursprünglichen Häusern vertrieben.
Israel möchte
den Job zu Ende bringen, um sicher zu
stellen, dass der unerwünschte
Bevölkerungsüberschuss in einem riesigen
Gefängnis gehalten wird, ohne es aber als
solches zu benennen.
Diese
undankbaren "Araber" vom Gazastreifen sollen
verstehen, dass die Blockade ihr Schicksal
ist, seit sie von einer mitschuldigen
internationalen Gemeinschaft, arabischen
Regimen und vor allem von einigen ihrer
eigenen Führer unterstützt wird. Von da
kommt die Vorstellung, dass der Gazastreifen
ein Ort unendlicher Dunkelheit ist, bildlich
und wörtlich.
Unmoralische Entscheidung
Diese
unerträgliche humanitäre Situation in Gaza
wird noch verschärft durch die Entscheidung
der Palästinensischen Autonomiebehörde im
April die Zahlungen an Israel für die
Stromlieferungen für Gaza auszusetzen und
wieder Steuern für den Treibstoff für Gaza
einzuführen.
Das führte
zuletzt zur Abschaltung des einzigen
Kraftwerks von Gaza, das wegen der
Beschädigungen durch verschiedene
israelische Bombardierungen ohnehin schon
mit einer verringerten Kapazität gearbeitet
hatte; damit wurde der im Gazastreifen
vorhandene Strom auf das niedrigsten Niveau
reduziert.
Die
Palästinensische Autonomiebehörde ging noch
weiter, sie reduzierte die finanzielle
Unterstützung von Gazas Krankenhäusern und
Kliniken und kürzte die Gehälter der
öffentlich Angestellten drastisch, die (bis
dahin) eine wesentliche Einnahme für den
belagerten Küstenstreifen waren.
Beispielsweise wurden die Gehälter der
Beschäftigten der Al-Aqsa-Universität schon
den vierten Monat um 80 bis 90% gekürzt.
Die letzte
unmoralische Entscheidung der PA war, 6.000
Staatsbedienstete in Gaza, von denen die
meisten im Bildungs- und Gesundheitssektor
arbeiteten, zwangsweise in den vorzeitigen
Ruhestand zu schicken.
Alle diese
todbringenden Maßnahmen sollten Hamas, die
im Gazastreifen de-facto regierende Partei,
unter Druck setzen, damit die ihre Kontrolle
abgibt und sich mit der PA "versöhnt".
Einige der
Apologeten der Fatah sind noch
weitergegangen und haben behauptet, alle
diese Maßnahmen seien zur Verteidigung des
"nationalen Projekts" ergriffen worden, das
angeblich unter Hamas schrecklich gefährdet
war. Sie haben aber nicht erklärt, inwiefern
das Gehalt eines Wissenschaftlers eine
"Gefahr" für das nationale Projekt
darstellt.
Die
selbstmitleidige Analyse der Fatah
Um die gegen
Gaza gerichteten Maßnahmen der PA zu
verstehen, muss man die Schwächen der Fatah
untersuchen – deren Name ein Akronym für
'Palästinensische Befreiungsbewegung ist –
sowie ihr Scheitern beim Erreichen irgend
eines der von ihr erklärten Ziele,
einschließlich ihrer Unfähigkeit ihre
Niederlage bei den Wahlen zum
Palästinensischen Legislativrat 2006 zu
akzeptieren.
Ich möchte
auch behaupten, dass die jüngste
Strangulierung des Gazastreifens durch die
PA nicht nur den Niedergang der Fatah – die
Fraktion, die die Palästinensische
Befreiungsbewegung (PLO) jahrzehntelang
dominiert hat – sondern auch den Niedergang
des zeitgenössischen palästinensischen
Nationalismus im allgemeinen widerspiegelt.
Fatah begann
als nationale Befreiungsbewegung mit dem
Ziel "Palästina vom Jordan bis zum
Mittelmeer mit der Waffe zu befreien", und
hat sich zu postkolonialen Verhältnissen hin
bewegt, ohne auch nur ein Körnchen
Demokratie, Gerechtigkeit oder Befreiung des
palästinensischen Volkes zu erreichen.
Sie wurde zu
einer Bantustan-Organisation mit den äußeren
Insignien eines nicht-existierenden
"Staates".
Durch eine
mechanische und selbst-mitleidige Analyse
des Ergebnisses der Wahlen von 2006 und der
folgenden Ereignisse im Gazastreifen hat die
Fatah ihre Position klar gestellt: die
katastrophale humanitäre und politische
Situation im Gazastreifen hat die Hamas
verursacht. Und da die meisten Gazaner für
Hamas gestimmt haben, haben sie diesen hohen
Preis zu zahlen.
Fatah war die
treibende Kraft hinter den Oslo-Verträgen,
die die PLO mit Israel 1993 unterzeichnet
hat, und die mit Korruption und dem
Ausverkauf der Prinzipien der
Selbstbestimmung, wie sie das internationale
Recht definiert, und der Befreiung verbunden
war.
Vertrauensverlust
Als
Rechtspartei war Fatah unfähig die enormen
Veränderungen und Paradigmenwechsel in der
Politik im Gazastreifen zu verstehen, die
das Ergebnis der drei Massaker waren, die
Israel zwischen 2008 und 2014 verübt hat.
Dazu gehört ein Vertrauensverlust in die
Fähigkeit der derzeitigen Führung sich eine
Lösung einfallen zu lassen, die
Gerechtigkeit garantiert, für die
schwindende Unterstützung für die
Zwei-Staaten-Lösung und den Aufstieg der
Boykott-Bewegung (BDS). So fahren die Führer
der Fatah fort, den lange gehegten
Irrglauben daran zu wiederholen, dass die
Oslo-Abkommen der einzige politische Weg zu
einem palästinensischen Staat seien.
Das ist ein
unverändert starkes Indiz für den Verlust
ihres Glaubens an die Macht/Kraft des
palästinensischen Volkes ihr Land und ihre
Rechte zu reklamieren. Damit anerkennt sie
nicht die unleugbare, beispiellose
Standhaftigkeit der Bevölkerung von Gaza,
die wachsenden Formen des Volkswiderstands
in der Westbank und den Erfolg der globalen
BDS-Bewegung.
Interessanterweise ist der schlimmste und
unzutreffendste Kommentar von Oslo-Anhängern
derzeit der, dass Oslo nichts mit der
heutigen Situation und dem Geschehen im
Gazastreifen zu tun hat.
Andererseits
fragt man sich, ob die de-facto-Regierung
des Gazastreifens ernsthaft glaubt, dass
ihre neue Allianz der Nützlichkeit mit ihrem
politischen Erzfeind, dem früheren starken
Mann der Fatah Muhammad Dahlan eine Lösung
für ihre endlosen politisch geschaffenen
Probleme des Gazastreifens bieten kann.
Dahlan war ein
Todfeind der Hamas, hat sich aber mit dem
Fatah-Boss und PA-Führer Mahmud Abbas
zertstritten, sodass Dahlan und Hamas jetzt
gemeinsame Sache machen.
Durch ihre
Allianz mit Dahlan, der von den Vereinten
Arabischen Emiraten unterstützt wird und dem
ägyptischen Regime nahesteht, konnte Hamas
für ein paar Tage eine Treibstofflieferung
für das Kraftwerk von Gaza sichern.
Aber ein paar
Liter Treibstoff durch die Grenze von Rafah
zu erlauben, ist Druckventil-Politik, nicht
mehr.
Fenster der
Hoffnung
In einem
Artikel für Al-Shabaka habe ich behauptet,
die Palästinenser müssten über ihre "Ent-Beteiligung"
an dem derzeitigen politischen System
nachdenken, das inzwischen ohne Legitimität
und ineffizient geworden ist.
Die
Gaza-Blockade steht im Kontext der Israel
inhärenten genozidalen Tendenz als
siedlerkolonialem Projekt, für das ein
mehrstufiges Unterdrückungssystem
charakteristisch ist.
Zur
Bewältigung der "Gaza-Krise" muss Israel, so
wie das Südafrika der Apartheid vor ihm,
einen hohen Preis bezahlen.
Das ist es,
was die BDS-Bewegung macht. Es ist das
einzige Fenster der Hoffnung, vom wir
Gazaner denken, dass es eine Wirkung haben
wird.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Gaza-Krise: das Leben Schwerkranker
hängt in Gaza am seidenen Faden
-
Rachel Borell - Amnesty International -
12.07.2017 - Diese Woche schlug die UNO
Alarm, die Lebensbedingungen im Gazastreifen
hätten 10 Jahre, nachdem Israel eine brutale
Blockade zu Kand, See und Luftraum verängt
hat, die Schwelle zu "unbewohnbar"
überschritten. Nachdem die Stromversorgung
drastisch gekürzt wurde und die
Arbeitslosenrate 60% erreicht hat, haben
sich viele Lebensbereiche noch schneller
verschlechtert als ursprünglich
hochgerechnet worden war. Besonders Gazas
Gesundheitssystem war jahrelang am Rand des
Kollapses. Jetzt ist es wirklich dramatisch.
In den letzten
Wochen sind drei Neugeborene in der
Intensivstation des Al-Shifa-Krankenhauses
in Gaza gestorben. Sie gehören zu den
mindestens neun Patienten, die vergeblich
darauf gewartet haben, dass die
Palästinensische Autonomiebehörde ihre
Anträge auf Kostenübernahme für ihre
medizinische Behandlung außerhalb des
Gazastreifens bearbeitet. Diese
Kostenübernahmeerklärung brauchen Gazaner,
wenn sie eine Genehmigung für den
Grenzübertritt in Erez für eine medizinische
Behandlung in Israel oder im Westjordanland
beantragen.
Einige
Berichte legen nahe, dass solche Anträge
seit April absichtlich ignoriert oder
verzögert werden, wie es in der
Vergangenheit schon von Zeit zu Zeit der
Fall war; damit versucht die
Palästinensische Autonomiebehörde im
Westjordanland die Autorität des Rivalen
Hamas zu untergraben, die den Gazastreifen
kontrolliert.
Abu Khalil und
seine Familie gehören zu den tausenden
Gazanern, deren Leben infolge solcher
Verzögerungen in die Warteschleife hängt.
Zwei seiner Söhne – Abdullah, 27 und Khalil,
29 – leiden an Thalassämie, einer erblichen
Störung der Hämoglobinbildung. Beide hatten
Bluttransfusionen bekommen, die zu extrem
hohen Eisenwerten im Blut mit der Gefahr von
Herzversagen und anderen Komplikationen
geführt hatten. Zwei ihrer Freunde, die an
derselben behandelbaren Krankheit litten,
sind im Juni gestorben, und Abu Khalil hat
verzweifelt versucht eine adäquate
Behandlung für seine Söhne zu bekommen,
bevor es zu spät ist.
Ein
israelischer Arzt hatte ihn angeboten, im
Sheba Medical Center in Israel Tests bei den
Brüdern zu machen, um beurteilen, ob eine
Knochenmarkstransplantation möglich ist,
die, wenn sie erfolgreich ist, die
Thalassämie heilen kann. Eine solche
Behandlung ist in Gaza nicht möglich, wo die
Krankenhäuser mit geschrumpften Beständen an
Medikamenten und minimalem Strom arbeiten.
[...]
Zur Zeit
warten mindestens 1.600 Gazaner, darunter
auch Krebspatienten, auf eine Antwort auf
ihre Anträge auf Kostenübernahme durch die
Palästinensische Autonomiebehörde, wie die
Physicians for Human Rights Israel
berichten.
Bis zu 90% der
Krebsmedikamente sind in Gaza nicht mehr
vorhanden.
Nach einem
Aufschrei in den Medien schien es, als würde
die Palästinensische Autonomiebehörde die
Praxis der Kostenübernahme für medizinische
Behandlungen am 2. Juli wieder aufnehmen und
damit den Patienten in Gaza wieder Anträge
(auf Genehmigungen für den Grenzübertritt)
ermöglichen.
Für Abu Khalil
war das nur ein ganz kleiner
Hoffnungsschimmer. Das palästinensische Büro
für Überweisungsanträge in Gaza kann nicht
die Kosten für beide Söhne für eine Reise
zur Behandlung in Israel übernehmen, so
musste er Khalil vorziehen, dessen Zustand
kritischer ist. Khalil muss jetzt wieder die
anstrengenden Blutuntersuchungen machen
lassen, dann muss er wieder warten, bis die
Befunde mit seinem Antrag in die Westbank
geschickt werden, wo ein Komitee entscheiden
wird, ob er überhaupt mit dem Prozess der
Antragstellung für eine Genehmigung zum
Grenzübertritt für eine Behandlung in Israel
beginnen kann.
Seit
Jahresbeginn hat Israel die Zahl der
Genehmigungen für Palästinenser aus dem
Gazastreifen, die nach Israel einreisen
wollen, noch stärker begrenzt, und zeigt
sich besonders widerwillig, wenn es darum
geht jungen Menschen Genehmigungen
auszustellen.
Während sich
Abu Khalil mit den vielen Hindernissen vor
der dringend benötigten medizinischen
Behandlung für seine Söhne herumschlägt,
verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand
weiter.
"Du kannst
ohne Strom leben oder in der schwierigsten
Situation überleben, aber dass du nicht in
der Lage bist... eine Behandlung für sie zu
bekommen, ist unerträglich. Ich lebe in der
Angst, dass ich meine Söhne jede Minute
verlieren kann", sagte Abu Khalil.
Die drei
mörderischen bewaffneten Konflikte mit
Israel seit 2008 haben die Infrastruktur des
Gazastreifens und sein Gesundheitswesen
schwer in Mitleidenschaft gezogen. [...]
Als
Besatzungsmacht hat Israel die letzte
Verantwortung für das Wohlergehen der
besetzten Bevölkerung im Gazastreifen.
Israels rechtswidrige Blockade des
Küstenstreifens hat einfache Gazaner wie Abu
Khalil und seine Söhne abhängig von der
Gnade einer politisierten Bürokratie
gemacht, wenn sie Zugang zu einer
medizinische Behandlung wollen, die für
viele ein Grundrecht ist, das ihnen zusteht.
Aber die
Reduzierung essentieller Dienstleistungen
für den Gazastreifen in den letzten Monaten
durch die Palästinensische Autonomiebehörde
– einschließlich der Versorgung mit Strom
und Medizinbedarf – zusammen mit der
Verzögerung für Patienten, die dringend
Behandlung brauchen, zeigt die gefühllose
Missachtung von Leben und Gesundheit der
Palästinenser und ist eine Illustration
ihrer Bereitschaft die verletzlichsten
Menschen als Geisel zu halten, um politisch
Punkte zu machen.
Es ist
traurig, wie immer, dass es Gazas
Zivilpersonen sind, die wie Abu Khalil und
seine Söhne gezwungen sind den Preis für
diese Streitigkeiten zu zahlen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Rüstungs-Korruptionsskandal
bedroht Netanyahus Administration
-
Interview mit Shir Hever -
12.07.2017 -
[...]
Aaron Maté:
Shir, erzähle uns über den letzten
Korruptionsfall, dem Netanyahu
möglicherweise zum Opfer fallen wird.
Shir Hever:
Die israelische Polizei bezeichnet ihn als
Fall 3000. Es geht um einen Rüstungskauf von
ThyssenKrupp, einem deutschen Unternehmen,
dabei geht es nicht nur um U-Boote, sondern
auch um Patrouillenschiffe. Die israelische
Marine wollte fünf Kampf-U-Boote von
irgendeinem Unternehmen, das sie verkaufen
würde. Und TyssenKrupp machte ein günstiges
Angebot. Sie haben ein besseres Angebot aus
Südkorea bekommen, aber Premierminister
Netanyahu intervenierte und verlangte, dass
die israelische Marine nicht fünf, sondern
neun U-Boote, und zwar von ThyssenKrupp
kauft. Er sagte: "Wir müssen diesen Deal
sehr schnell abschließen, weil die deutsche
Kanzlerin Angela Merkel den Deal unerstützt.
In Deutschland gibt es im September Wahlen,
und wenn sie nicht wiedergewählt wird, ist
der Deal in Gefahr." Das ist der Kontext
dazu, weshalb die israelische Regierung zu
dem Deal mit ThyssenKrupp gedrängt hat.
Die Frage ist
natürlich, ob ThyssenKrupp israelischen
Beamten ein Bestechungsgeld gezahlt hat, um
den Auftrag zu bekommen, und welcher Beamte
bzw. ob Netanyahu so tief persönlich
involviert war, dass er einer der Empfänger
war. Der frühere Chef der israelischen
Marine gehört zu den Leuten, die am Montag
verhaftet wurden, auch seine Bankkonten
wurden eingefroren, um ermitteln zu können,
welche Art von Geld er von ThyssenKrupp
bekommen hat, wenn überhaupt. Tatsächlich
gibt es Berichte, dass er ThyssenKrupp
sagte, wenn sie nicht einen speziellen
Vermittler für den Deal ernennen, nämlich
Miki Ganor, der mit Netanyahu eng befreundet
ist, und er eine exorbitante Kommission von
etwa 2% bekäme (und wenn wir von einem
2-Milliarden-Deal sprechen, ist das eine
Menge Geld), wäre der Deal geplatzt.
Aaron Matè:
Okay. Ganor, dieser Miki Ganor, der
Mittelsmann, wird von demselben Anwalt
vertreten wie Netanyahu, David Shimron, der
ebenfalls für eine Befragung festegenommen
worden ist. Kannst du hier etwas über die
Rolle Shimrons sagen, und was der
israelischen Kanal 10 jetzt dazu sagt, und
ob sie ein E-Mail haben, die seine
Verbindung zu dem deutschen
Rüstungsunternehmen beweist.
Shir Hever:
Es dreht sich alles darum, wer was weiss.
Netanyahu behauptet, dass ihm die Details
des Deals nicht bekannt waren, aber wenn du
diese direkte Verbindung zum Anwalt David
Shimron hast, und der hat als erstes gesagt,
er habe keine Ahnung, wer der Mittelsmann
ist, und hätte keinen direkten Kontakt zu
ThyssenKrupp, aber jetzt gibt es mit diesem
E-Mail den Beweis oder zumindest
vermeintlichen Beweis, dass er einen
direkten Kontakt zu Thssen Krupp hatte. Das
würde heißen, dass er sehr wohl wußte, dass
es Miki Ganor ist, der von ThyssenKrupp als
Mittelsmann gewählt wurde, und das macht es
sehr unwahrscheinlich und nicht glaubhaft,
dass Netanyahu das nicht wußte.
Miki Ganor ist
keine herausragende Persönlichkeit, aber
Netanyahu hat darauf bestanden ihn in den
Nationalen Sicherheitsrat Israels zu
berufen. Der frühere Chef des Nationalen
Sicherheitsrates Israels gehört zu den sechs
Personen, die festgenommen wurden, weil auch
er im Verdacht steht Bestechungsgeld von
ThyssenKrupp angenommen zu haben, angeblich.
Das bedeutet, es hat eine ganze Konspiration
hoher israelischer Beamter gegeben, alle von
ihnen stehen Netanyahu ziemlich nahe, und
David Shimron ist der, der beschuldigt wird
die Sache organisiert und die Leute zur
Zusammenarbeit untereinander gebracht hat.
Aaron Maté:
Du hast erwähnt, dass die Polizei den Fall
3000 nennt, aber es gibt auch den Fall 1000
und 2000. Kannst du etwas über diese Fälle
und den Kontext dieser multiplen
Korruptionsskandale sagten, mit denen
Natanyahu konfrontiert wird.
Shir Hever:
Gut. In Israel ist es politische Tradition,
dass ein amtierender Premier zurücktreten
muss, wenn Anklagen gegen ihn erhoben
werden. Das war der Fall bei Ex-Premier
Olmert 2008. Er musste zurücktreten. Es
waren Anklagen gegen ihn erhoben worden.
Letztendlich wurde er wegen der Annahme von
Bestechungsgeld verurteilt, und erst in
diesem Monat wurde er nach 16-monatiger Haft
entlassen. Netanyahu fürchtet diese
Möglichkeit, aber er bemüht sich den Schein
zu wahren, als sei alles in Ordnung.
Im Fall 1000,
in dem die Polizei schon vor ziemlich langer
Zeit ermittelt hat, ging es um Geschenke,
die die Familie Netanyahu von verschiedenen
internationalen Millionären und Milliardären
erhalten hat, nicht nur er, auch seine Frau
und sein Sohn. Das sind verschiedene
Luxusgüter wie Champagner und Zigarren, aber
auch Hotelaufenthalte und Reisen. Netanyahu
leugnet gar nicht, dass er Geschenke
bekommen hat, aber er sagt: "Freunde dürfen
Freunden Geschenke machen."
Die Frage ist natürlich, ob sie etwas dafür
bekommen haben, und es scheint eindeutige
Beweise dafür zu geben, dass Familie
Netanyahu diesen Milliardären tatsächlich
vorschrieb, was sie wann wolten. Jetzt gibt
es auch einen Beweis dafür, dass zumindest
einer der Milliardäre von den israelischen
Steuerbehörden Steuervergünstigung bekam.
Wenn das der Fall ist, beweist das bereits
eine Beziehung auf Gegenleistung.
Tatsächlich haben hochrangige Mitglieder der
israelischen Polizei durchsickern lassen,
dass sie empfehlen wollen gegen Netanyahu in
diesem Fall Klage zu erheben, auch wenn es
derzeit der kleinste Fall ist.
Fall 2000 ist
viel größer und bezieht sich darauf, dass
Netanyahu angeblich mit dem Chefredakteur
von Yedioth Ahronot, einer der beiden
größten israelischen Tageszeitung,
abgesprochen (koordiniert) und ihm gesagt
hat, er würde die Zeitung Israel Hayom
bremsen, auch eine der beiden größten
israelischen Zeitungen in Israel, und eine
Zeitung, die sehr pro-Netanyahu ist, die der
amerikanische Milliardär Sheldon Adelson
gegründet hat. Netanyahu sagt Adelson: "Hör
mit der Zeitung auf oder verkaufe sie oder
gib weniger Kopien weg", Yedioth Ahronoth
ändert seine Berichterstattung und bringt
eine für Netanyahu günstigere
Berichterstattung.
Es gab ein
Gespräch zwischen Netanyahu und dem
Chefredakteur. Es wurde aufgezeichnet und
teilweise veröffentlicht. Das zeigt ihn in
einem sehr schlechten Licht. Es ist ein
Korruptionsfall, bei dem es nicht um
zehntausende Dollar geht, sondern um
hunderttausende oder sogar Millionen. Aber
auch Fall 2000 ist, was Geld betrifft, im
Vergleich zu Fall 3000 klein, wo es um den 2
Milliarden Dollar-Deal mit Kampf-U-Booten
und Patrouillenschiffen geht.
Aaron Maté:
Shir, zum Schluss, Netanyahu ist schon eine
Weile (in der Politik). Erst war er
gewählter Premierminister Mitte der 90er
Jahre und dann mehrere Male wiedergewählt.
Wie werden alle diese Korruptionsfälle heute
in Israel aufgenommen? Ist seine politische
Zukunft dadurch gefährdet?
Shir Hever: Ich denke, es sagt viel
über die politische Kultur in Israel, wenn
Korruptionsfälle, bei denen es um Geld und
Luxusgüter und sogar Medien geht, in der
israelische Öffentlichkeit nicht viel
Aufmerksamkeit erhalten. Es gibt schon ein
paar Demonstrationen. Es gibt Rufe nach dem
Rücktritt von Netanyahu, aber alles in allem
gefährdet das nicht direkt seine Regierung.
Wenn es um Sicherheit geht, ist die
Öffentlichkeit weniger nachgiebig. Wenn sie
hören, dass der Verteidigungsminister
dagegen ist, neun U-Boote zu kaufen und das
Geld für etwas anderes verwenden will, und
wenn sie hören, dass die Marine nicht daran
gedacht hat, die Schiffe und U-Boote von
einem so teuren Anbieter wie ThyssenKrupp zu
kaufen, sondern von einer billigeren
Quelle, dann schafft das schon mehr
Aufregung.
Im Augenblick
gibt es ständig Demonstrationen gegen den
israelischen Staatsanwalt Avichai Mandelblit.
Der Staatsanwalt hat das letzte Wort. Sogar
wenn die Polizei sagt, sie wollen Anklage
erheben, kann nur Avichai Mandelblit das
entscheiden. Er hat die Entscheidung darüber
seit mehr als acht Monaten zurückgestellt
und verzögert. Die Leute sind wütend, aber
Mandelblit ist ein enger Freund von
Netanyahu und ihm gegenüber sehr loyal, es
gibt so viel, womit er ungestraft davon
kommen kann. Aber wenn er an einem
bestimmten Punkt beschließt Anklage zu
erheben, wird das wahrscheinlich das Ende
von Netanyahus Admnistration sein.
In Netanyahus
Partei wagt niemand an diese Möglichkeit zu
denken. Im Likud, in der Netanyahu
entscheidet (rules), hat er die absolute
Kontrolle. In seiner Partei gibt es keine
abweichenden Meinungen. Zumindest wagt
niemand etwas laut zu sagen. Es gibt andere
Parteien, die jetzt angfangen ihren Kopf ein
bißchen zu erheben, und sie fangen schon an
daran zu denken, dass wenn dieser oder einer
der drei Korruptionsfälle zur Anklage führt,
sie dann für die Bildung einer neuen
Regierung bereit sein sollten.
Aaron Maté:
Shir, [...] wenn, wie du sagst, die Israelis
sehr empfindlich sind, wenn es um Sicherheit
geht, [...] es ist fraglich, ob es bei
Milliarden Dollars für U-Boote tatsächlich
um die Sicherheit Israels geht oder um ihre
eigenen militärischen Ziele, welche auch
immer das sind. Was denkst du darüber?
Shir Hever: Das stimmt. Keiner kann
es erklären, es gibt keinen israelischen
General oder Admiral, der der Öffentlichkeit
erkären kann, wie neun Kampf-U-Boote die
israelische Sicherheit schützen können. Es
gibt kein vorstellbares Szenario, dass das
tatsächlich mit Sicherheit zu tun hat.
Aaron Maté:
Eine Kritik, die sich meiner Meinung auf
viele der israelischen Politiken im Lauf der
Jahre erstreckt, wenn es um militärische
Angelegenheiten geht. Belassen wir es dabei,
vielen Dank, Shir.
Shir Hever:
Danke, Aaron.
Quelle Übersetzung:
K. Nebauer |
Der Preis
der Besatzung
Amos Gvirtz, Juli 2017
Nach dem 6-Tage-Krieg begann, sich ein neuer
Typ von Zionismus durchzusetzen: der
fanatische Zionismus. Die vorherrschende
Vision des fanatischen Zionismus, da dem
klassischen Zionismus entgegengesetzt (ich
nenne ihn existentiellen Zionismus), sieht
in der Errichtung eines unabhängigen Staates
als Lösung der jüdischen Existenz als den
Beginn eines messianischen Prozesses und
zwar als Erfüllung von Gottes biblischem
Versprechen eines Groß-Israel.
Wir haben hier zwei sehr verschiedene Arten
von Zionismus. Der klassische Zionismus
errichtete den Staat mit Hilfe einer
Kombination immenser Bemühungen seiner
Anhänger, und dem Verständnis, dass die
Unterstützung der Supermächte nicht nur für
die Errichtung des Staates wichtig war,
sondern auch für seine fortdauernde
Existenz. Der fanatische Zionismus ist
überwiegend von einem allmächtigen Gott
überzeugt, auf den sich die Existenz des
Staates gründet. Ich kann nicht anders, als
die Frage stellen: wie ist es möglich, dass
Juden nach allem – nach dem Holocaust -
noch immer an dem Glauben festhalten? Wo
war Gott während des Holocaust?
Die meiste Zeit gibt es zwischen den beiden
Strömungen des Zionismus Zusammenarbeit.
Diese Zusammenarbeit ist jedoch von der
Befolgung der Regierungspolitik der Annexion
der Gebiete abhängig. Falls es als Folge
von Druck von außen irgendeine Abweichung
von dieser Politik gäbe, würde der inhärente
Konflikt zwischen den beiden Bewegungen
ausbrechen.
Glücklicherweise war in der Zeit des
Friedensvertrages mit Ägypten die politische
Macht des fanatischen Zionismus gering.
Diese Kluft zum klassischen Zionismus führte
Geula Cohen zum Rückzug aus der
Likud-Partei und zur Bildung von Tehiya, die
erste politische Partei des fanatischen
Zionismus. Zur Zeit der Oslo-Abkommen war
die Situation viel ernster. Dieser Strom
des Zionismus hatte mehr Macht angesammelt,
und dies kam dem Innersten des „göttlichen
Versprechens“ näher. Es endete mit dem Mord
an Ministerpräsident Rabin durch einen
Anhänger des fanatischen Zionismus.
Aber die größte Gefahr des fanatischen
Zionismus wurde im jüdischen Untergrund
mit dem Versuch demonstriert, (in den
80er-Jahren) den Felsendom auf dem
Tempelberg zu sprengen. Falls dies gelungen
wäre, würde der nationale Konflikt in einen
religiösen Konflikt mit der ganzen
muslimischen Welt ausgeartet sein und hätte
nicht nur Israels Existenz gefährdet,
sondern das ganze Weltjudentum. Das
Erstaunliche an der ganzen Sache war die
gegenüber den Mitgliedern des Untergrunds
gezeigte Nachsichtigkeit nach deren
Verhaftung. Sie erhielten luxuriöse
Bedingungen, während sie in Haft und im
Gefängnis waren und nach kurzer Zeit wurden
sie entlassen. Welche Lobby schützt
Kriminelle?
Nach dem 1967er-Krieg begriff die
israelische Regierung, dass alle
freundlichen Länder gegen die Politik der
Annexion wären. Deshalb übernahm sie eine
Strategie der Täuschung und der
Des-Information, während sie mit einer
Politik der langsamen Expansion
weitermachte, aber darauf achtete, dass bei
ihren systematischen Verletzungen der
Rechte der besetzten Bevölkerung es keine
Todesfälle gab. Dies geschah, um die
Medien zu beruhigen und die Aufmerksamkeit
der Welt von der schleichenden Inbeitznahme
der Gebiete abzulenken. Es gibt keine
Todesfälle (??) bei dem weit verbreiteten
Landdiebstahl, der Zerstörung von Häusern,
beim Aufbau der Siedlungen, beim Diebstahl
von Wasser und Mineralien und auch nicht
bei der Vertreibung.
Es geschieht auf dieselbe Weise, in der die
Anhänger des fanatischen Zionismus die
israelischen Bürger behandeln. Sie machen
Lippenbekenntnisse, reden von Einheit und
Liebe zu Israel, während sie gleichzeitig
mit Bürgerkrieg drohen, falls die
israelische Regierung auf ein
Friedensabkommen drängt. Rabins Mord war
der erste Schuss in diesem Krieg.
Unterdessen übernahmen die Vertreter des
fanatischen Zionismus alle Gebiete der
Regierung und arbeiten von innen, um die
(besetzten) Gebiete zu übernehmen. Das
enorme Budget, das die Regierung in die
Siedlungen steckt, wird nebenbei von
fanatischen Zionisten auf andere kreative
und fragwürdige Methoden verwendet, um
weitere große Summen dorthin zu liefern, wo
sie nicht kontrolliert werden können.
Eine der größeren Gefahren, die sie
darstellen, ist die feindselige Übernahme
des Likud, vom klassischen Zionismus die
rechte Partei der Regierung. Tausende
Anhänger des fanatischen Zionismus haben
sich der Likud-Partei angeschlossen und
bedrohen Wahlkandidaten für das israelische
Parlament, falls sie sie nicht unterstützen,
dann würden sie nicht gewählt werden. Sie
setzen auch ihre eigenen Vertreter auf die
Kandidatenliste. Doch am Wahltag ziehen
viele von ihnen vor, anstelle des Likud die
eigenen Parteien des fanatischen Zionismus
zu wählen.
Wir sehen hier, wie eine kleine Minderheit
einen Prozess in Gang gebracht hat, um eine
Ideologie einzuführen und den bestehenden
Zionismus in einen fanatischen zu verwandeln
und so, jede Möglichkeit zum Frieden zu
verhindern, und damit die Existenz Israels
und des jüdischen Volkes zu riskieren.
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs) |
Ein offener Brief an Netanyahu: Sind 50
Jahre nicht genug?
Dr.Alon Ben Meir
Lieber Herr Netanyahu
Seitdem Sie den 50.Jahrestag des Sieges des
6-Tage-Krieges gefeiert haben, haben Sie je
darüber nachgedacht, was dieser Triumph dem
palästinensischen Volk und dem moralischen
Charakter des Staates Israel gebracht hat?
Ich bin mir nicht sicher, wie hart die
Geschichte Sie beurteilen wird, aber eines
ist sicher – Ich wie auch Millionen Juden in
aller Welt sind zu tiefst davon überzeugt,
dass kein Ministerpräsident Israels der
Zukunft des Landes und seinem Wohlergehen
mehr Schaden angerichtet hat als Sie. Die
traurige Ironie ist, dass für Sie die
Tatsachen vor Ort expugnable in Ihrem
moralisch verzerrtem Universum sind.
50 Jahre sind vergangen und als der
Ministerpräsident, der am längsten im Amt
ist, haben Sie keine Vision über Israels
Zukunft und das Schicksal der Palästinenser
geäußert. Stattdessen fühlen Sie sich wohl
mit Scheinheiligkeit, geben vor, das zu tun,
was recht ist und verteidigen Ihr endloses
Lügen und die verdrehte Logik, und machen
aus Falschheit eine Tugend. Denken Sie, Herr
Netanyahu daran, ein moralischer Führer
betrügt und täuscht nicht, sondern nimmt
eine klare Position ein, ganz gleichgültig
wie unpopulär sie sein mag – Sie haben aber
eine Politik verfolgt, an der nichts
außerhalb der Grenzen des Anstandes ist.
Sie erklären, eine Zwei-Staaten-Lösung zu
unterstützen, und dass sie bereit seien ohne
Bedingungen zu verhandeln, aber alles, was
sie gesagt oder getan haben, steht in
totalem Gegensatz zu dieser Erklärung. Wie
bringen Sie eine Zwei-Staaten-Lösung in
Einklang mit Ihrer Erklärung. „Ich denke,
dass jeder, der sich dahin bewegt, heute
einen palästinensischen Staat zu errichten
und Gebiete räumt, gibt dem radikalen
Islam ein Gebiet, von dem er den Staat
Israel angreift?“ Und als Sie 2015 während
der letzten Wahlen gefragt wurden, ob unter
Ihrer Führung nicht ein palästinensischer
Staat geschaffen wird, sagten Sie: „Gewiss“.
In Ihrer Rede vor dem Kongress im Mai 2011
erklärten Sie: „Dies ist das Land unserer
Vorfahren, das Land Israel, dem Abraham die
Idee von einem Gott brachte, wo David
gegen Goliath kämpfte und wo Jesaja eine
Vision vom ewigen Frieden hatte.“ Während
derselben Rede haben Sie inbrünstig
proklamiert, dass in Judäa und Samaria das
jüdische Volk kein fremder Besatzer sei.
Sagen Sie mir, wie diese Erklärungen mit
der Idee eines palästinensischen Staates,
der auf demselben Land errichtet werden
soll, konform gehen, wenn Sie nicht die
Absicht haben, jemals eine Siedlung zu
räumen? Sie bestätigten im September 2016
noch einmal und sagten: „Die
palästinensische Führung fordert
tatsächlich unter einer Bedingung einen
palästinensischen Staat: keine Juden. Dafür
gibt es eine Phrase: dies wird ethnische
Säuberung genannt.
Sie benützen nationale Sicherheit als
Blanko-Scheck, und verbreiten Angst, indem
Sie die Palästinenser als die größte Gefahr
darstellen, der die Nation gegenübersteht.
„Um unsere Existenz abzusichern“,
erklärten Sie: „müssen wir eine
militärische und Sicherheitskontrolle über
das ganze Gebiet westlich des Jordan haben
.“
Wie viel Bedeutung sollten die
Palästinenser auf Ihre angebliche
Bereitschaft zur Verhandlung einer
Zwei-Staaten Lösung legen, wenn Sie im
selben Atemzug von Abbas leidenschaftlich
verlangen, dass er zuerst Israel als
jüdischen Staat anerkennen muss? Wie Sie
sagten, der wirkliche Kern des Konfliktes
ist nicht diese oder jene Siedlung oder
diese oder jene Gemeinde, es ist die
hartnäckige und anhaltende (palästinensische
) Weigerung, den jüdischen Staat in jeder
Grenze anzuerkennen.“ Beide Behauptungen
sind nicht wahr und unbegründet.
Falls die Verhandlungen ohne Vorbedingungen
angefangen hätten, wie konnten Sie
behaupten, dass Jerusalem die ewige
Hauptstadt des jüdischen Volkes ist?“ Bei
einer anderen Gelegenheit, stellten Sie
fest, dass (Israel) Jerusalem nicht vor 50
Jahren besetzte, es wurde befreit … Ich
möchte der Welt mit lauter und klarer
Stimme sagen: Jerusalem ist immer und wird
immer die Hauptstadt Israels sein“. Wenn
Sie die Zukunft Jerusalems vom
Verhandlungstisch wischen, ist das nicht
eine Vorbedingung?
Sie behaupten weiterhin, dass die Siedlungen
kein Hindernis für den Frieden seien.
Können Sie erklären, durch welches Wunder
die Siedlungen die Errichtung eines
palästinensischen Staates mit durchgehender
Landmasse nicht verhindern werden,
besonders wenn Sie die Ausdehnung ( der
Siedlungen) weiter befürworten und die
Evakuierung bestehender Siedlungen
ausschließen?
Um sicher zu sein H. Netanjahu, Ihr
verzweifelter Bedarf einer Bestätigung Ihrer
dubiosen Machenschaften und fanatischen
Haltung führt Sie dahin, unter den Israelis
eine Atmosphäre der Unsicherheit und ein
Gefühl von Verletzlichkeit zu schaffen, und
auf diese Weise die politische Unterstützung
sammeln, um an der Macht zu bleiben. Wenn
dies nicht das Kennzeichen einer Demagogie
ist, was ist es dann? Aristophanes drückte
es so aus: „Ihr (Demagogen) seid wie
Fischer( nach Aalen); in ruhigen Gewässern
fangen sie nichts, aber wenn sie den
Schlamm aufwühlen, dann machen sie große
Beute. In derselben Weise füttern Sie Ihre
Taschen.“
Sie verlangen, dass sich die
Palästinenserruhig verhalten und nicht wagen
sollen, der Besatzung zu widerstehen, aber
was haben Sie ihnen angeboten? Sie weigern
sich, politische Gefangene zu entlassen, Sie
weigern sich, die Erweiterung der
Siedlungen zu stoppen, Sie weigern sich,
den Palästinensern Baugenehmigungen zu
erteilen und sie weigern sich, den
Palästinensern uneingeschränkte
Bewegungsfreiheit zu geben, abgesehen von
den täglichen Schikanen, denen sie
unterworfen sind. Wenn Sie wirklich Frieden
wollen, H.Netanjahu, hätten Sie dann nicht
am 50. Jahrestag wenigstens eine Geste des
guten Willens machen können, z.B. ein paar
Hundert palästinensische politische
Gefangene zu entlassen, um ihnen Hoffnung zu
geben, dass neue, hellere und glücklichere
Tage kommen werden?
Sie sollten sich daran erinnern, was
Frederick Douglas einmal beobachtete: „Wo
Gerechtigkeit verweigert wird, wo sich Armut
durchsetzt, wo Ignoranz vorherrscht und wo
jede Klasse das Gefühl hat, die
Gesellschaft sei eine organisierte
Verschwörung ,um zu unterdrücken, zu rauben
und sie zu degradieren -- da ist keine
Person noch Besitz sicher.“
Den Palästinensern die Schuld zu geben, dass
kein Frieden ist, ist bestenfalls
scheinheilig. Was wollen Sie von ihnen?
Sie sind von Israels Gnade abhängig. Sie
haben nichts mehr, was sie Ihnen geben
könnten. Sie, H. Netanjahu, haben die Macht,
den Rahmen für Frieden vorzuschlagen. Kein
Land oder keine Koalition von Ländern im
Nahen Osten kann erwarten, Israel in der
nächsten Zukunft militärisch zu besiegen.
Wenn Sie nicht jetzt aus Stärke den Frieden
verhandeln – wann dann?
Frieden, der sich auf einer
Zwei-Staaten-Lösung gründet, ist keine
Gunst für die Palästinenser - er ist
fundamental für Israels lang anhaltende
nationale Sicherheit. Ohne Frieden
gefährden Sie die jüdische Nation, für die
schon so viele gelitten haben und gestorben
sind.
H. Netanjahu denken sie daran, fast 80% der
Palästinenser und fast 70% der Israelis
wurden unter der Besatzung geboren. Welche
Art eines jüdischen Staates schaffen Sie?
Ein Staat dessen Aufgabe es ist, ein anderes
Volk zu unterdrücken, weil Leute wie Sie sie
als den ewigen Feind darstellen?
Haben Juden nicht lang genug (In
Verhältnissen) gelebt, um zu wissen, was es
heißt, verfolgt, in Gefangenschaft,
getrennt, vertrieben und zum Tode verurteilt
zu sein ? Suggerieren Sie, dass die
Palästinenser ein untilgbarer Feind sind und
wir, die Juden, müssen sie unterdrücken und
demütigen, um sicher zu sein?
Nein H. Netanjahu. Wie Sie die
Palästinenser tagein tagaus unterwerfen, wie
Sie sich über jüdische Werte hinwegsetzen,
sich über das hinwegsetzen, was moralisch
und recht ist, sich über Logik hinwegsetzen
und sich allein über den Grund
hinwegsetzen, warum Juden kämpften um
Jahrzausende zu überleben, um unser eigenes
Land zu haben.
Sie und Ihre blinden Zeloten sind äußerst
ignorant gegenüber dem, für das wir stehen
müssen. Sie zerstören Stein um Stein das
einzige Land, das jedem Juden Zuflucht
bietet, der in einem freien, demokratischen
jüdischen Staat leben möchte. Die Besatzung
macht Israel nicht zu einem freien, sicheren
und unabhängigen Staat, sondern zu einem
Gefängnis mit Zäunen, Mauern, Bunkern und
Schutzräumen, mit zehn Tausenden von
Soldaten, die bereit sind, zu töten, zu
überfallen und zu zerstören.
Warum?
Weil Sie die Palästinenser zum ewigen Feind
machen wollen, nur um eine verzerrte
Ideologie zu unterstützen, die mutwillig
ihre ganze Realität ignoriert. Ja, die
Existenz des palästinensischen Volkes ist
eine Tatsache, die man nicht wegwischen
kann. Geschieht es Ihnen, dass Sie ein
normales Leben ohne Angst, ohne Furcht,
ohne Beunruhigung und ohne Sorgen leben
wollen? Passiert es Ihnen jemals, dass die
fortdauernde Besatzung im Wahnsinn des
Extremismus mündet? Würden wir, die Juden ,
unter brutaler Besatzung anders gehandelt
haben?
Als einer, der behauptet, nicht nur Israel,
sondern das Weltjudentum zu vertreten, haben
Sie dann nicht die Verpflichtung, eine
Vision anzubieten, wohin Sie das Volk Israel
führen werden? Und was sollten Juden in
aller Welt, in deren Namen Sie zu sprechen
behaupten, nach fünf oder zehn Jahren
erwarten?
Nach der fortgesetzten gespannten und
schrecklichen Situation in den Gebieten, ist
es nur eine Sache von Zeit, wann der
nächste blutige Flächenbrand geschehen
wird. Das Blut eines jeden israelischen und
palästinensischen Mannes, Frau und Kindes
wird an Ihren Händen kleben. Kein anderer
trägt die Schuld an Ihrer Paralyse nicht zu
handeln außer Ihnen.
Sie können nicht Ihren irren und skandalösen
,hartherzigen Ideologie-Partnern wie
Bennett, Shaked und Lieberman die Schuld
geben, die sich weigern, das Licht zu sehen
und lieber im Dunkeln leben und die nicht
wissen, was vor ihnen liegt. Sie legen eine
Hundeleine um Ihren Hals und Sie begrüßen
dies, weil Sie sie scheinheilig
gebrauchen, um Ihnen den politischen
Schutz zu geben, um Ihr verdrehtes Vorhaben
durchzuführen. Sie sind es und zwar nur
Sie, die die Richtung ändern können, indem
Sie sie los werden und eine neue Regierung
bilden, die dem Frieden verpflichtet ist,
falls Sie ihn nur wollen. Aber Sie wollen
ihn ja nicht.
Ich frage mich, H. Netanjahu, welche Art
von Vermächtnis wollen Sie zurücklassen? Die
wirklichen Früchte des 6-Tage-Krieges zu
ernten, wäre Frieden zu machen. Nichts
anderes wird den 6-Tage-Krieg zu einem
Triumph machen, außer Frieden, weil der
Krieg weitergeht. Sie – mehr als jedes
andere Lebewesen in Israel - wird der
nächsten Generation verantwortlich und
rechenschaftspflichtig sein, die Sie fragen
wird: Warum? Warum müssen wir in einem
selbst geschaffenen Gefängnis leben, als der
Staat Israel geschaffen wurde, um uns zu
befreien?
Die Geschichte wird Ihnen gegenüber nicht
freundlich sein H. Netanjahu, wenn Sie den
Lauf der Dinge nicht ändern werden. Es wird
Zeit, nachzudenken, weil das Schicksal der
Nation von Israel in Ihren Händen liegt.
Dr. Alon Ben-Meir
(dt. Ellen Rohlfs)
Quelle ..
|
Warum
versucht Netanyahu die UNRWA aufzulösen?
Hanin Abou Salem, 22.Juni 2017
Israel wünscht, dass sich die UNRWA auflöst,
weil die Agentur am palästinensischen
Heimkehrrecht festhält.
Netanjahu ruft zur Auflösung der UN-Agentur
auf, die Millionen von palästinensischen
Flüchtlingen verhilft, anti-israelische
Gefühle zu haben und das palästinensische
Flüchtlingsproblem endlos aufrecht zu
erhalten.
Netanjahu sagte nach einem Treffen mit dem
US-Botschafter Nikki Haley in Jerusalem: „
Es wird Zeit, dass die UNRWA aufgelöst wird
und sich mit dem UN-Hochkommissar für
Flüchtlinge vereinigt.“
Die UN-Relief and Work-Agency for
Palestinian Refugees im Nahen Osten wurde
1949 von der UN –Ratsversammlung
gegründet, nachdem Hundert Tausende von
Palästinensern im Krieg nach der Gründung
Israels flohen oder aus ihren Häusern
vertrieben wurden.
Seit seiner Errichtung hat die UNRWA für
Bildung, Gesundheitsfürsorge, soziale
Dienste für jene gesorgt, auf die die
Definition „palästinensische Flüchtlinge“
zutrifft.
Die Organisation definierte einen
palästinensischen Flüchtling als jemanden,
dessen Wohnort zwischen Juni 1946 und Mai
1948 Palästina war und der seine Wohnung und
Lebensgrundlage als Folge des 1948er
(arabisch-israelischen) Konfliktes verloren
hat. Die UNRWA hat auch die grundlegenden
Dienste den Palästinensern gegeben, die als
Folge des 1967 er (arabisch-israelischen)
Konfliktes vertrieben wurden.
Heute hilft die UNRWA mehr als fünf
Millionen registrierten palästinensischen
Flüchtlingen im Libanon, Syrien, Jordanien,
in der besetzten Westbank, Ost-Jerusalem
und im Gazastreifen.
Rückkehr in die Heimat
Netanjahu wünscht die UNRWA aufzulösen,
weil die Agentur männlichen
palästinensischen Flüchtlingen erlaubt,
ihren Flüchtlings-Status von einer
Generation zur nächsten weiterzugeben.
Diese Weitergabe des Flüchtlingsstatus hält
auch das Rückkehrrecht für Palästinenser
aufrecht – Es sichert ab, dass ihre
Hoffnung auf Rückkehr in die Heimat ihrer
Vorfahren nicht mit dem Tod der
ursprünglichen 1948er Flüchtlingen erlischt.
Israel klagte die UNRWA an , „das
palästinensische Flüchtlingsproblem“ zu
verewigen“ indem es den Palästinensern
erlaubt, ihren Flüchtlings-Status auf
zukünftige Generationen zu übertragen. Diese
Anklage zielt dahin, unsere Aufmerksamkeit
von der Tatsache abzulenken, dass allein
Israel die Verantwortung für das
Aufrechterhalten des palästinensischen
Flüchtlingsproblems hat, indem es den
Flüchtlingen das Recht der Rückkehr in ihre
Häuser verweigert.
Falls Israel das Rückkehrrecht angenommen
hätte, das den palästinensischen
Flüchtlingen mit der
UN-Generalversammlungs-Resolution 194 von
1948 bewilligt wurde, dann würde das
palästinensische Flüchtlingsproblem heute
nicht existieren und ihre Nachkommen, die
den Flüchtlings-Status der Eltern geerbt
haben, würden stattdessen-die Bürgerschaft
geerbt haben, entsprechend ihrer Eltern im
historischen Palästina.
Als Folge von Israels Unwilligkeit, die
palästinensischen Flüchtlingen in ihre
Heimat zurückkehren zu lassen, hatte die
UN-General-Versammlung wiederholt UNRWAs
Mandat verlängert, weil ihr Mandat nur
beenden kann, wenn eine gerechte und
anhaltende Lösung für das palästinensische
Flüchtlingsproblem gefunden wird. Während
die UNRWA keine besondere Lösung für das
Problem der palästinensischen Flüchtlinge
beschreibt, setzt UNRWAs Sprecher Chris
Gunness 2011 voraus, dass er gegen
Wiederansiedlung wäre, als er in einer
Kolumne schrieb, dass das Problem nicht
dadurch „gelöst wird, dass (die
palästinensischen Flüchtlinge ) über die
Erde verteilt werden.“
UNHCR besteht nicht auf Wiederansiedlung
Anders als die UNRWA hat der
UN-Hochkommissar für Flüchtlinge (UNHCR) ein
spezifisches Mandat, den Flüchtlingen zu
helfen, indem er ihren Flüchtlings-Status
durch das Medium der lokalen Integration im
Gastland hilft, Wiederansiedlung in einem
Drittland oder wenn möglich Repatriierung.
Netanjahu möchte, dass palästinensische
Flüchtlinge von 1948 unter den Bereich der
UNHCR fallen, weil dies nicht auf
Repatriierung besteht.
„Die UNRWA sollte weiter bestehen, bis sich
eine gerechte und faire Lösung für das
palästinensische Flüchtlingsproblem
verwirklicht wird.“
Wenn die UNRWA aufgelöst und mit der UNHCR
verknüpft wird, verteilen sich die
palästinensischen Flüchtlingen über den
ganzen Nahen Osten und verlieren effektiv
alle Hoffnung, in ihre Heimat
zurückzukehren. Da die Möglichkeit der
Repatriierung effektiv von Israel
blockiert wird, wird die UNHCR sie weder in
Gastländern integrieren noch in einem
dritten Land wieder ansiedeln.
Falls außerdem die UNRWA aufgelöst wird,
werden palästinensische von der Agentur
registrierte Flüchtlinge, nicht länger vom
Bereich der 151 Konvention ausgeschlossen,
die abhängig vom Status der Flüchtlinge und
staatenlosen Personen unter Vertrag stehende
Staaten aufruft, die Assimilation und
Naturalisierung der Flüchtlinge zu
erleichtern.
Die Ausschließungs-Klausel wurde der
Konvention von arabischen Staaten angefügt,
die sicher gehen wollten, dass das Prinzip
der Naturalisierung innerhalb der 1951
Konvention sich nicht auf das Recht der
Rückkehr für palästinensische Flüchtlinge
auswirkt. Doch wenn die UNRWA aufgelöst
wird, verlieren die palästinensischen
Flüchtlinge automatisch ihren exklusiven
Status.
Die arabischen Länder, die
UNRWA-Flüchtlingslager in ihrem Land haben
sind nicht Beteiligte an der
1951-Konvention, können jedoch von diesem
Text betroffen sein. Ohne die UNRWA würden
palästinensische Flüchtlinge unter das
UNHCR-Mandat fallen, das seine Arbeit auf
die 1951-Konvention gründet. Dies bedeutet,
dass arabische Länder mit palästinensischen
Flüchtlingen sich selbst unter Druck
finden, entweder palästinensische
Flüchtlinge zu integrieren oder mit ihrer
Ansiedlung in einem dritten Land
einverstanden sein. Und pal.Flüchtlinge, die
nicht integriert oder angesiedelt werden
können, werden sich gegenüber eine
rechtlichen Grauzone wiederfinden.
Auf eine gerechte und faire Lösung warten.
Wenn die UNRWA mit der UNHCR verschmilzt,
werden die palästinensischen Flüchtlinge
und ihre Nachkommen entweder integriert oder
angesiedelt und als Folge davon nicht mehr
als Flüchtlinge anerkannt und all ihre
Hoffnung auf Wiedereinbürgerung verlieren.
Genau dies wünscht Netanjahu: Beendigung
des palästinensischen Flüchtlingsproblem,
indem ihr Flüchtlingsstatus aufgelöst wird
und damit auch ihr Recht auf Rückkehr.
Die UNRWA erhält ihr Mandat von der
UN-General-Versammlung und ihre Mitglieder
haben lange die Agentur unterstützt. Aber
UNRWAs augenblickliches Mandat endet am
30.Juni 2017 und Netanjahu wird sein
Möglichstes tun, dass die nächste UN
General-Versammlung zu beeinflussen, dass
sie für die Zukunft der Agentur stimmt.
Die UNRWA sollte weiter existieren, bis
eine gerechte und faire Lösung für das
palästinensische Flüchtlingsproblem gefunden
wurde. Wenn Mitglieder der
UN-General-Versammlung für das UNRWA-Mandat
stimmen werden , hoffen wir , dass sie sich
an die Worte des UN-Sicherheitsrats-Mediator
Folke Bernadotte erinnern, der 1948
bemerkte, dass „keine Siedlung kann gerecht
und vollkommen sein --- wenn diesen
unschuldigen Opfer des Konfliktes die
Rückkehr in ihre Häuser verweigert wird.“
Bernadotte wurde von einer zionistischen
Gruppe 1948 ermordet, da er das Recht der
Rückkehr für palästinensische Flüchtlinge
verteidigte. Die unschuldigen Opfer, für
deren Verteidigung er starb, leiden noch
immer an großer Ungerechtigkeit, da sie
nicht zurückkehren können. In der Mitte
dieser Ungerechtigkeit ist die UNRWA die
einzige UN-Agentur, die die
palästinensischen Flüchtlinge schützt und
ihnen dient, ohne ihnen das Recht auf
Rückkehr zu nehmen. Deshalb bedeutet die
Rettung der UNRWA dieRettung der
palästinensischen Flüchtlinge.
Hanin Abou Salem ist eine politische
Analytikerin und Forscherin….
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs) |
Dissidenten wie ich hängen von
Mondoweiss ab: ein Israeli beschreibt die
herausfordernde Apartheid von innen: sie
fürchten die Wahrheit
Ofer Neiman
Hier ist ein Lichtschimmer von Leben von
innerhalb der israelischen Gesellschaft –
eine Kultur, die keinen Dissidenten duldet.
Vor ein paar Jahren hatte ich einen Kurs an
einem Ingenieur-Kolleg im zentralen Israel.
Der Inhalt war völlig technisch, also kam
natürlich nichts Politisches zur Sprache.
Doch in einer Woche bemerkte ich , dass sehr
wenig Studenten kamen. Und einer, der kam ,
trug ein Militär-Beret zur Schau – das war
ungewöhnlich für einen, der keine Uniform
trug.
Dann kam gar keiner mehr. Und als mein
Studenten-Feedback am Ende des Trimesters
kam, war ein Student so kühn und schrieb
mir: „Dieser Kerl ist gegen Israel – also
hörte ich auf, an seinem Unterricht
teilzunehmen.
Mir wurde klar, dass die Studenten
wahrscheinlich über Facebook-Seiten über
mich erfuhren , wo Fotos von „Verrätern“ zu
sehen waren. Die Abwesenheit der Studenten
und das IDF-Beret sandten mir eine
Botschaft: wenn ich mich nicht der
rechts-extremen Ideologie anschließen will,
kann ich kein Teil der israelischen
Gesellschaft sein.
Die Art von Ächtung ist für israelische
Bürger üblich, denen klar wird, dass unser
Regime Kolonisierung, Apartheid und sogar
schleichenden Völkermord (Gaza) begeht. Und
der Sinn meiner völligen Isolierung ist der
Grund, warum ich schreibe, um darum zu
bitten Mondoweiss zu unterstützen.
Das Anti-Apartheid-Camp in Israel ist
einfach zu klein. Deshalb benötigen wir
verzweifelt Verbindung mit der Außenwelt.
Und für die, die Gerechtigkeit und volle
Gleichheit in Palästina-Israel suchen,
ermächtigt Mondoweiss über Information,
Kommentare und Aktionswarnungen.
In den letzten Jahren wurden die
israelischen Mainstream-Medien immer
aktiver, besonders israelische Dissidenten
anzugreifen und sie als „Feinde des Volkes“
zu bezeichnen. Z.B. die mächtige Zeitung
Yedioth Aharonoth hat einen Kreuzzug gegen
BDS unternommen. Sie hat sogar letztes Jahr
mit der israelischen Regierung eine
internationale BDS-Propaganda-Konferenz
organisiert. Konferenz-Redner bedrohten die
BDS-Bewegung und Israelis, die sie
unterstützten.
Oder die Schauspielerin Einat Weizman, die
BDS und die Balad-Partei unterstützt. Sie
ist von israelischen Politikern diffamiert
und von Israels so toleranten und
liberalen Theatern auf die schwarze Liste
gesetzt worden. Beim Versuch gegen solch
orchestrierte Hass-Kampagnen einzuschreiten,
hängen Dissidenten wie ich von Mondoweiss
ab.
….Auf lange Sicht hin kann Israel nicht
verhindern, dass die Welt zu viel von Israel
erfährt. Besonders junge Diaspora-Juden
entfernen sich vom Zionismus. Trotz allem
versucht Israel, jede Information über seine
Verbrechen zu unterdrücken. Die israelische
Armee und die Siedler wenden kleinkarierte
Schikanen und Drohungen gegen jene an, die
Israels Verbrechen dokumentieren.
Mondoweiss‘ Berichte über diese Ereignisse
sind wesentlich für den Schutz der
Journalisten und Menschenrechtsverteidiger.
Mondoweiss hat Aktivisten geholfen,
wertvolle Berichterstattung über Hasbara zu
geben, über die Technik, die Israel und
seine Unterstützer anwenden, um den
öffentlichen Diskurs zu kontrollieren. Von
der Antisemitismus-Karte bis „whatabout..?
Etwas über Syrien? Über China? Wir sind
gegen Versuche, wichtige Konversation über
Israel/Palästina zum Schweigen zu bringen.
Mondoweiss hat Aktivisten geholfen,
bedeutende Vertreter der liberalen
zionistischen Ideologie herauszufordern.
Haaretz wird z.B. für seine Kolumnisten
Gideon Levy und Amira Hass geachtet, aber
seine Herausgeber haben nie die volle
Gleichheit des palästinensischen Volkes
unterstützt. Haaretz berichtet nicht über
Israels kleine Anti-Apartheid-Bewegung, um
die Verbindung mit der im Delirium
befindlichen Linken zu vermeiden… Haaretz
benützt die giftige, verleumderische
Kennzeichnung „Terrorist“ für
Palästinenser, die bewaffnetes israelisches
Militär in den besetzten Gebieten angreifen.
Den westlichen Medien über Palästina-Israel
eine Alternative anzubieten, ist
Mondoweiss größter Beitrag. Dank James
North, Phil Weiss und anderen bei
Mondoweiss, wissen wir, wie hinterlistig die
New York-Times Israels Verbrechen makellos
darstellt. Dank Mondoweiss hartnäckiges
Beharren, die Nachrichten zu bringen, dass
die Leser die Informationen bekommen, die
sonst verschwiegen werden..
Ich war bei Dutzenden Demonstrationen In
Israel-Palästina und den einzigen physischen
Schmerz erlitt ich durch eine
Betäubungsgranate, die einmal mein Bein
traf. Mit der Zeit erlebte ich ein
Demo-Burnout. Ich bin nicht mehr zu
Demonstrationen gegangen. Was schmerzlich
ist, ist das Wissen, dass der
palästinensische Kampf gegen Israels
Apartheid nichts mit der Realität zu tun
hat. Palästinenser, die ich kenne, haben
Verhaftung, Schläge, Hauszerstörung und
Schlimmeres erlebt. Ich bitte Euch dringend,
Mondoweiss als eine der wenigen
Institutionen zu unterstützen, die die Welt
zwingt, die tägliche Ungerechtigkeit
anzuerkennen. Mondoweiss hat eine
querdenkerische Konversation über Palästina,
Israel, Zionismus erleichtert. Mondoweiss
hat es möglich gemacht, in einer ernsten
Weise über die Israel-Lobby zu diskutieren
und die realen Fakten über die
zionistisch-jüdischen(und christlichen)
Kräfte in der US-Politik von den verhassten
Rothschild-Banker-Komplott-Theorien zu
trennen.
Quelle
(dt. und gekürzt E. Rohlfs) |
Mitri
Raheb auf der Weltkonferenz Reformierter
Kirchen, Leipzig
Jesus brachte die Botschaft der Befreiung
Stephen Brown, 7. Juli 2017
Jesu Mission kann nicht verstanden werden,
wenn man nicht auf den Kontext der
Besatzung schaut, nach dem palästinensischen
Christen Mitri Raheb, der auf der
Weltkirchenkonferenz der reformierten
Kirchen sprach
„Jesus wurde unter Besatzung geboren; er
verbrachte sein ganzes Leben unter
Besatzung und wurde von der Besatzung am
Kreuz getötet“ sagte Raheb am 3. Juli, wo er
einen Vortrag vor der Weltkonferenz
Reformierter Kirchen in der deutschen Stadt
Leipzig hielt.
„Wie können wir den historischen Jesus
verstehen, ohne zu verstehen, was Besatzung
bedeutet und wie diese das Leben in seiner
Ganzheit kontrolliert?“ fragte Raheb, der
bis Juni an der Evangelisch-Lutherischen
Weihnachtskirche in Bethlehem 30 Jahre lang
Pastor war.
„Palästina, mein Land, ist die meiste Zeit
der letzten 3000 Jahre ein besetztes Land
gewesen“, sagte er.
Raheb ist der Autor von „Faith in the Face
of Empire: Die Bibel durch palästinensische
Augen, die die Rolle des Empire für einen
die Bibel lesenden Palästinenser
untersuchen. Von den Babyloniern und den
Ägyptern, bis zu den Römern, den Ottomanen,
den Briten und dem Staat Israel.
Er sagte, er sei fünf Jahre alt gewesen, als
1967 Israel Bethlehem besetzte. „Ich weiß,
was es bedeutet, unter einer Besatzung zu
leben,“ sagte Raheb. „Ich kann mir
vorstellen, was es für Jesus bedeutete,
unter einer Besatzung geboren zu sein und
das ganze Leben unter römischer Besatzung zu
sein.
Der palästinensische Christ legte eine
Bibelstelle über Lukas 4,16-21 aus, wo Jesus
sagt, er sei gekommen, um den Armen gute
Nachricht zu bringen, den Gefangenen das sie
entlassen und den Unterdrückten, dass sie
frei sein werden. .
Diese Missions-Erklärung ist hoch
politisch. Hier gibt es nichts über
Errettung der Seelen, aber alles dreht sich
um Befreiung,“ sagte Raheb, der Gründer und
Präsident des Dar al
Kalima-Universität-Kollegs für Kunst und
Kultur in Bethlehem.
„Jesus geht es hier nicht nur um jene
Gefangenen der ‚Sünde‘, sondern um jene, die
vom Machtreich ins Gefängnis geworfen
wurden,“ setzt er fort.
Seit 1967 sind mehr als 700 000
palästinensische politische Gefangene in
israelische Gefängnisse gesteckt worden,
sagte Raheb. Augenblicklich sind über 6000
palästinensische politische Gefangen in
Israels Gefängnissen und warten auf
jemanden, der ihnen die Freiheit verkündet
und sie befreit.
In der Diskussion nach seinem Vortrag mit
Delegierten, sagte Raheb, dass die ganze
Bibel mit der Frage kämpft, wie man unter
ständiger Besatzung einer Macht lebt.
Als Besetzter fängt man an, sich die Frage
zu stellen: ‚Gott wo bist du?‘ Das ist die
Frage, die wir in der Bibel finden, Gott, wo
bist du? Warum handelst du nicht?‘ Das ist
die Frage, die heute noch in Palästina
nachklingt,“ sagte Raheb.
Über die Israelis gefragt , sagte er , es
wäre wichtig, dass nicht nur wir als
Palästinenser befreit werden, sondern dass
auch die Israelis befreit werden, weil auch
Besatzer nicht befreit sind. Besatzer
werden von ihrer eigenen Besatzung besetzt.
Während der Geschichte erlebte das jüdische
Volk im Exil, eine Menge Leid und
Diskriminierung – vielleicht ist es dies,
was Israelis und Palästinenser gemeinsam
haben,“ sagte Raheb. „ Vielleicht ist es
deshalb an der Zeit, zu sagen: Machen wir
diesem Leid ein Ende. Sind 50 Jahre nicht
genug!“
Die WCRC hat mehr als 225 protestantische
Kirchen mit einer Mitgliedschaft von über
80Millionen Christen in über 100 Ländern.
Als sich das Exekutiv-Komitee 2015 in
Beirut, Libanon, traf, veröffentlichte es
einen Aufruf zur globalen Anerkennung all
der leidenden Menschen im Nahen Osten und
rief seine Kirchen zu größerer Solidarität
auf und zu Aktionen, um dem Nahen Osten
Frieden zu bringen.
„Diese Erklärung enthält einen Aufruf an uns
alle, mit den Kirchen der Region enger
zusammenzuarbeiten und uns zu verpflichten,
die Christen des Nahen Ostens zu
unterstützen, damit sie bleiben, blühen
und Friedensmacher werden“ sagte Chris
Ferguson, WCRC-General-Sekretär .
„Es war nicht Gott, der den Israelis
Palästina versprach, sondern Lord Balfour“
sagte Raheb
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs) |
Israelisches Verfahren gegen die Familie
eines palästinensischen Attentäters bringt
Kollektivstrafe zu neuem Extrem
-
Jonathan Cook -
12.07.2017
Als
Israel letztes Jahr ein neues
Anti-Terror-Gesetz verabschiedete, beschrieb
Ayman Odeh, ein Führer der großen Minderheit
der palästinensischen Bürger im Land, seine
drakonischen Maßnahmen als "letztes
Aufbäumen" des Kolonialismus. Er sagte: "Ich
sehe ... die Panik der Franzosen gegen Ende
der Besatzung von Algerien."
Die Panik und Grausamkeit lotete letzte
Woche neue Tiefen aus, als israelische
Beamte eine Klage auf 2,3 Millionen Dollar
gegen die Familie von Fadi Qanbar
einreichte, der im Januar in Jerusalem einen
Lastwagen in eine Gruppe Soldaten fuhr und
dabei vier von ihnen tötete. Er wurde an Ort
und Stelle erschossen.
Die Klage
fordert, dass die Witwe Tahani dem Staat
die Entschädigung erstattet, die dieser den
Familien der getöteten Soldaten gewährt
hatte. Kann sie die astronomische Summe
nicht aufbringen, gehen die Schulden auf
ihre vier Kinder über, von denen das älteste
gerade sieben Jahr alt ist.
Israel
bereitet angeblich viele ähnliche Klagen
vor.
Wie andere
Familien von Palästinensern, die einen
Anschlag verübt haben, sind die Qanbars
obdachlos, nachdem Israel ihr Haus in
Ostjerusalem mit Beton versiegelt hat. Elf
Angehörigen wurde als Vorspiel für ihre
Ausweisung in das Westjordanland das
Wohnrecht in Jerusalem entzogen.
Keiner von
ihnen hat etwas Böses getan – ihr Verbrechen
besteht einfach darin, mit jemandem, den
Israel als "Terroristen" bezeichnet,
verwandt zu sein.
Dieser Trend
verstärkt sich. Israel hat die
Palästinensische Autonomiebehörde
aufgefordert, die Zahlung der kleinen
monatlichen Unterstützungen an Familien wie
die Qanbars einzustellen, deren Ernährer
getötet wurde oder im Gefängnis ist. Die
Verurteilungsrate bei Palästinensern in der
israelischen Militärjustiz liegt über 99%,
und hunderte Gefangene sind ohne Anklage
inhaftiert.
Die
israelische Gesetzgebung hat sich zum Ziel
gesetzt, sich 280 Millionen Dollar – eine
Summe, die dem gesamten Betrag der
Unterstützungen entspricht – von den für die
Palästinensische Autonomiebehörde
eingenommenen Steuern und Zöllen zu nehmen,
womit sie sie möglicherweise in den Ruin
treiben wird.
Am Dienstag
werden Israel-Loyalisten im US-Senat ein
ähnliches Gesetz einbringen, das der PA
Hilfszahlungen verweigert, bis sie die
"finanzielle Unterstützung von Terroristen"
einstellt. Issa Qaraqe, ein
palästinensischer Beamter, sagte, es würde
für die PA nicht möglich sein dem
nachzukommen: "Beinahe jeder weitere
Haushalt ... ist der einer Familie eines
Gefangenen oder Märtyrers."
Israel hat
Kollektivstrafen – eine schwerwiegende
Verletzung des internationalen Rechts – zu
neuen extremen Höhepunkten gebracht, wie sie
nur in einer Fabel wie '1984' von George
Orwell vorstellbar sind.
Israel
argumentiert damit, dass potentielle
Angreifer (von ihrem Vorhaben) nur
abgebracht werden, wenn sie wissen, dass
ihre Angehörigen unter harten
Vergeltungsmaßnahmen leiden werden. Oder
anders gesagt, Israel ist bereit alle Mittel
einzusetzen, um die Motivation der
Palästinenser zum Widerstand gegen ihre
brutale und fünf Jahrzehnte andauernde
Besatzung zu brechen.
Alle
Anhaltspunkte zeigen eindeutig, dass
Menschen, wenn sie an ihre Belastungsgrenze
kommen und bereit sind im Kampf gegen ihre
Unterdrücker zu sterben, kaum an die
Konsequenzen für ihre Familie denken. Das
hat eine Untersuchung der israelischen Armee
vor zehn Jahren ergeben.
Tatsächlich
weiß Israel, dass seine Politik wirkungslos
ist. Sie hält nicht von Anschlägen ab, führt
statt dessen aber zu einer komplexen
Vertreibungsaktivität. Immer sadistischere
Formen der Rache verstärken das kollektive
und historische Gefühl des jüdischen
Opferseins und lenken die Aufmerksamkeit der
Israelis von der Realität ab, dass ihr Land
ein brutaler Siedlerkolonialstaat ist.
Wem das Urteil
zu hart erscheint, der schaue sich eine
gerade veröffentlichte Untersuchung über die
Auswirkungen an, die der Einsatz von Drohnen
für außergerichtliche Hinrichtungen auf die
Piloten hat, bei denen als
"Kollateralschaden" oft Zivilisten getötet
werden.
Eine Erhebung
in den USA ergab, dass Piloten von
ferngesteuerten Drohnen rasch Symptome von
posttraumatischem Stress entwickeln, weil
sie so viel Tod und Zerstörung verursachen.
Die israelische Armee wiederholte diese
Untersuchung, nachdem ihre Piloten während
des letzten israelischen Angriffs 2014
Drohnen über Gaza bedienten – der äußerste
Akt von Kollektivstrafe.
Etwa 500
palästinensische Kinder wurden getötet, als
die winzige Enklave fast zwei Monate lang
bombardiert wurde.
Die Ärzte
waren jeoch überrascht, dass die Piloten
keine Anzeichen von Depression oder
Angstzuständen zeigten. Die Wissenschaftler
vermuten, dass sich israelische Piloten bei
ihren Handlungen mehr gerechtfertigt fühlen,
weil sie Gaza näher sind als US-Piloten
Afghanistan, Irak oder Jemen. Sie sind mehr
davon überzeugt, dass sie diejenigen sind,
die bedroht sind, sogar dann, wenn sie für
sie unsichtbaren Tod auf die Palästinenser
herunterregnen lassen. Die Entschlossenheit,
dieses exklusive Selbstbild als Opfer
aufrechtzuerhalten führt zu ungeheuerlichen
doppelten Standards.
Letzte Woche
stellte sich der Oberste Gerichtshof hinter
die Weigerung von Beamten die Häuser der
drei Juden, die den 16-j. Mohammed Abu
Khdeir aus Jerusalem 2014 entführt und bei
lebendigem Leib verbrannt haben, zu
versiegeln. (Anm. d.Ü.:Die Begründung des
Gerichts: Jüdischer Terrorismus
unterscheidet sich von palästinensischem
Terrorismus.)
Im Mai hat die
israelische Regierung offen gelegt, dass sie
dem sechs-jährigen Ahmed Dawabsheh ein
Schmerzensgeld (Schadensersatz) verweigert
hat, dem schrecklich narbenbedeckten
einzigen Überlebenden eines Brandanschlags
von jüdischen Extremisten, bei dem vor zwei
Jahren seine ganze Familie getötet worden
ist. (Anm.d.Ü.: Ahmed wurde etwa 6 Monate
in einem israelischen Krankenhaus behandelt;
Israel weigerte sich die Behandlungskosten
zu bezahlen und überließ das der PA.)
Die
Menschenrechtsgruppe B'Tselem warnte vor
kurzem, Israel habe sich selbst dagegen
abgesichert (Immunität verliehen), allen
Palästinensern Schmerzensgeld
(Schadensersatz) zu zahlen, die unter der
Besatzung von der israelischen Armee getötet
oder so schwer verletzt wurden, dass sie
jetzt behindert sind – und das sogar in
Fällen von kriminellem Fehlverhalten.
Dieses endlose
Anhäufen von Beschuldigungen, wenn es doch
die Palästinenser sind, die verletzt wurden,
ist nur möglich, weil der Westen Nachsicht
damit übt, dass sich Israel schon so lange
in seiner Opferrolle suhlt. Es ist Zeit die
Blase der Selbsttäuschung zum Platzen zu
bringen und Israel daran zu erinnern, dass
es selbst, und nicht die Palästinenser, der
Unterdrücker ist.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Israel
gegen die Vereinten Nationen: die Doktrin
der Nikki Haley
-
Ramzy Baroud - 21.06.2017 -
Die Botschafterin der USA bei den Vereinten
Nationen Nikki Haley, scheint sich nur für
eine einzige Sache einzusetzen: Israel.
Wenn Haley
über Israel redet, ist ihre Sprache nicht
bloß emotional oder auf die Notwendigkeiten
der Situation zugeschnitten: Eher sind ihre
Worte resolut, gleichbleibend fest und an
einem offensichtlichen Handlungsplan
angepasst.
Gemeinsam mit
Haley versucht die rechtsgerichtete
Regierung von Benjamin Netanyahu rasch die
einzigartige Gelegenheit zu nutzen, um die
UNO und jede Kritik an der israelischen
Besatzung zu ignorieren.
Anders als
frühere Botschafter bei der UNO, die fest
hinter Israel standen, enthält sich Haley
jeder Sprachregelung und und jedes noch so
kleinen Versuchs unparteisch zu erscheinen.
Im vergangenen
März versicherte sie vor 18.000
Sympathisanten - auf der Jahreskonferenz der
Israel-Lobby AIPAC – in den Beziehungen
zwischen den Vereinten Staaten und Israel
habe eine neue Ära begonnen.
"Ich trage
hohe Absätze, nicht weil es Mode ist", sagte
sie vor der von ihrer Rede begeisterten
Menge. "Ich tue das, weil ich, wenn ich
etwas sehe, was nicht richtig ist, e jedes
Mal mit dem Fuß stosse."
Die neue
Botschafterin und Scheriff von Trump
verurteilte rückwirkend die Resolution 2334
des UN-Sicherheitsrates, die die illegalen
israelischen Siedlungen im Westjordanland
scharf verurteilte. Die Obma-Administration
hatte, wenn auch in seiner letzten Amtszeit,
nicht für die Resolution gestimmt, aber auch
kein Veto gegen sie eingelegt, was in den
vergangenen Jahren nie vorgekommen war.
Diese
Enthaltung war für Haley wie "ein Schlag in
den Magen für das ganze Land".
Was Israel bei
dieser Enthaltung besonders verärgert hat,
war dass sie gegen die viele Jahre und ganz
besonders in der Zeit von John Negroponte,
dem US-Botschafter bei der UNO unter W. Bush
gepflegte Tradition verstieß.
Was als
"Doktrin Negroponte" bekannt wurde, war zur
offiziellen Politik der USA geworden: dass
sich Washington jeder Resolution widersetzen
würde, die Israel kritisierte ohne
gleichzeitig die Palästinenser zu
verurteilen.
Aber Israel
und nicht die Palästinenser sind die
Besatzungsmacht, die sich weigert die vielen
UN-Resolutionen, verschiedenen
internationalen Verträge sowie das
Völkerrecht zu beachten. Mit dieser
Entscheidung erreichte die USA, die UNO als
völlig "irrelevante" Organisation zu
marginalisieren.
Die UNO zu
einer parteiischen Organisation zu machen,
bedeutet auch, dass die USA die absolute
Kontrolle über den Nahen Ostens hätte,
insbesondere über die Entwicklung des
palästinensischen Konflikts.
Unter Trump
wurde aber auch der von der USA geführte,
von ihr maßgeschneiderte "Friedensprozess"
obsolet.
Das ist die
wirkliche, aber auch moralische Krise der
Haley-Doktrin, denn sie geht über die
Doktrin Negroponte hinaus, die darauf
beruhte, Kritik an Israel zu Schweigen zu
bringen, um die UNO - und damit auch das
Völkerrecht - als Faktor bei der Lösung des
Konflikts zu beseitigen.
In einer Rede
beim UN-Menschenrechtsrat – mit Sitz in Genf
und 47 Mitgliedern – bestätigte Haley, dass
ihr Land die Mitarbeit bei diesem Rat
überdenken würde. Sie behauptete, Israel sei
"das einzige Land, das permanent auf dem
Kalender der Organisation" stünde.
Würde Haley
den Bericht über die 35. Sitzung des
Menschenrechtsrates lesen, würde sie
feststellen, dass sich die Organisation mit
einer Vielzahl verschiedener Themen befasst,
wie Frauenrechte und das Empowerment der
Frauen, Zwangsehen und Fällen von
Menschenrechtsverletzungen in vielen
Ländern.
Aber nachdem
Israel kürzlich 50 Jahre Besatzung in den
palästinensischen Gebieten "gefeiert" hat,
sollte es Haley nicht überraschen, wenn auch
Israel auf der Agenda des
Menschenrechtsrates steht.
Tatsächlich
würde jedes Land, das ein anderes so lange
Zeit besetzt oder unterdrückt, auf der
intenationalen Agenda als zu lösendes
Problem bleibt.
Nach ihrer
Rede, in der sie die Mitglieder der UNO in
Genf verhöhnte und ihnen drohte, fuhr sie
nach Israel, um noch mehr zu betonen, dass
ihr Land der internationalen Gemeinschaft in
Israels Interesse trotzt.
Gemeinsam mit
dem berüchtigten Hasbara-Experten und
israelischen Botschafter bei der UNO, Danny
Danon, fuhr Haley an die israelische Grenze
zu Gaza und zeigte ihre Sympathie für die
angeblich "belagerten" israelischen
Gemeinden in diesem Gebiet. Während auf der
anderen Seite der Grenze fast zwei Millionen
Palästinenser seit einem Jahrzehnt in dem
kleinen Gazastreifen hinter dicht
geschlossenen Grenzen eingesperrt sind.
In ihrer Rede am 7. Juni in Jerusalem sagte
Haley, die UNO habe Israel zu lange
"schikaniert".
Sie
behauptete: "Ich war niemals nett zu
Schikanierern, und die UNO hat Israel viel
zu lange schikaniert, und wir werden nicht
zulassen, dass noch einmal geschieht" und
fügte hinzu: "es sind neue Zeiten für Israel
in den Vereinten Nationen".
Damit dass sie
die pseudo-Realität Israels akzeptiert, in
der die Mobber klagen, sie würden gemobbt,
entfernen sich die USA immer weiter von
jedem intenationalen Konsens bezüglich der
Menschenrechte und des Völkerrechts. Wenn
wir bedenken, dass die Trumpadministration
beschlossen hat, die USA aus den Pariser
Verträgen zum Klimaschutz herauszuziehen,
wird die Situation weiter verschärft und
gefährlicher.
Trump hatte
behauptet, die Entscheidung sei zum Nutzen
US-amerikanischer Unternehmen. Auch wenn man
diese haltlose Behaupung akzeptiert, die neu
Doktrin von Haley hinsichtlich Israel und
UNO kann der USA praktisch weder kurz- noch
langfristig von Nutzen sein. Sie
diskreditiert lediglich den Ruf und die
Führung der USA und verringert ihre
Glaubwürdigkeit noch weiter.
Und was noch
schlimmer ist, gehen die israelischen Führer
jetzt, inspiriert und ermutigt durch das
grüne Licht von Haley daran die UNO aus der
israelischen Besatzung Palästinas materiell
herauszuhalten (zu entfernen). Zwei
alarmierende Entwicklungen hat es dazu
gegeben:
Das eine Ende Mai, als die Kultur- und
Sportministerin Miri Regev beim israelischen
Kabinett einen formalen Antrag einreichte,
den Sitz der UNO in Jerusalem zu schließen,
um die UNESCO dafür zu bestrafen, dass sie
eine internationale Position gegen die
israelische Besetzung Ost-Jerusalem
bekräftigt hatte.
Das zweite
Anfang dieses Monats, als der israelische
Premierminister Benjamin Netanyahu Haley
bat, die UNRWA, die UN-Organisation, die für
das Wohlergehen von 5 Millionen
palästinensischer Flüchtling verantwortlich
ist, dicht zu machen.
Laut Netanyahu
verewigt die UNRWA das Flüchtlingsproblem.
Das Flüchtlingsproblem ist aber nicht das
der UNRWA per se, sondern das Israels, das
sich weigert die Resolution 194 der UNO zu
ihrer Rückkehrund Entschädigung zu
erfüllen.
Diese und
andere Entwicklungen sind Ergebnis der
Haley-Doktrin. Ihre Ankunft bei der UNO hat
nicht nur ein Fest des
US-amerikanischen-israelischen Hasses
entfesselt, als sie die Mitgliedsstaaten der
Organisation, aber auch das Völkerrecht und
alles, wofür sich die UNO Jahrzehnte lang
eingesetzt hat, angegriff.
Die USA hat
Israel jahrelang der UNO gegenüber blind
verteidigt. Haley scheint eine völlig
pro-israelische Position einzunehmen, ohne
Rücksicht auf die Verbündeten ihres Landes
oder die möglichen Auswirkungen, die das
Ignorieren der einzigen internationalen
Organisation haben kann, die noch als
einzige Plattform für die internationale
Engagement und Konfliktlösung dient.
Haley scheint
sich selbst als neuen "Scheriff" in der
Stadt zu verstehen, die dem "einen Fußtritt
geben wird, der sich ihr entgegenstellt",
bevor sie die Übeltäter mit Kugeln
durchsiebt und gemeinsam mit Netanyhu in den
Sonnenuntergang reitet. Dennoch werden bei
dem enormen Machtvakuum und ohne ein Recht,
um die internationale Gemeinschaft bei der
Lösung eines 70 Jahre dauernden Konflikts zu
leiten, die Strategien des "Cowboy" Haley
einer bereits blutenden Region nur noch mehr
Schaden zufügen.
Seit der
Doktrin Negroponte von 2002, sind tausende
Palästinenser und hunderte Israelis unter
einer Besatzung gestorben, die scheinbar
kein Ende kennt. Den Konflikt noch weiter
vom Völkerrecht zu entkoppeln, wird noch
höhere Zahlen und mehr Leiden bringen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Kirchenführer müssen
bereit sein für
Solidarität mit den Palästinensern einen
Preis zu zahlen
- Robert Cohen -
08.07.2017 -
Ihr könnt nicht sagen, dass Ihr es nicht
gewußt habt.
Die
christliche Community im besetzten Palästina
spricht von 70 Jahren einer weltweiten
christlich-jüdischen stillschweigenden
Duldung ihrer Unterdrückung und ihres
langsamen Verschwindens. In einem offenen
Brief an den Weltkirchenrat (Link im
Originaltext) fordern sie von ihren
christlichen Schwestern und Brüdern eine
andere Vorgehensweise, weil die Situation
jetzt "mehr als drängend" sei.
Die
Verbitterung der Palästinensischen
Nationalen Koalition der Christlichen
Organisationen ist verständlich. Die Kirchen
in aller Welt haben ihnen gegenüber versagt.
Jahr für Jahr
haben sie Berichte über das Heilige Land,
theologische Überlegungen, Pilgerfahrten,
Konferenzdebatten und das gelegentliche
Engagement beim Investitionsentzug gesehen.
Aber all das war schwach, leise, und die
Solidarität ist nicht besser geworden, man
hat sie bei ihrer Befreiung allein gelassen.
Ja, es hat
eine Menge sorgfältig formulierter und
ausgewogener Rufe nach "Gerechtigkeit" und
"Sicherheit" für Christen, Juden und Muslime
gegeben. Aber kein Aufruf an den, der die
Macht hat, der sie benützt, um zu
unterdrücken, der ihr erlaubt so
weiterzumachen, der sie entschuldigt und
weiter schweigt.
Auch hat es
bei der Führung der christlichen Kirchen
nicht viel Bereitschaft gegeben, für eine
Solidarität mit Palästina einen Preis zu
zahlen, finanziell oder mit ihrem Ruf.
Der
Ökumenische Deal
Vieles läuft
auf das hinaus, was Marc Ellis vor langer
Zeit als "ökumenischen Deal" bezeichnete,
nämlich die mangelnde Bereitschaft bei
formellen christlich-jüdischen Treffen die
jüdische Unterstützung für Israel zu
hinterfragen, aus Angst nach dem Holocaust
Jahrzehnte interreligiöser Versöhnung
genauer anzuschauen.
Ellis fasst in
seinem Artikel von Februar 1992 für das
Journal Americans for Middle East
Understanding zusammen, wie das zu einem
Hindernis für Gerechtigkeit geworden ist.
"Die
Grundlage des Dialogs basiert auf der
christlichen Reue über ihre antijüdische
Einstellung und die Akzeptierung Israels als
zentral für die jüdische Identität. Wer am
Dialog beteiligt ist, weiß, dass er im
Wesentlichen zu etwas geworden ist, was man
den ökumenischen Deal nennen könnte: ewige
Reue wegen der christlichen antijüdischen
Einstellung, ohne die Last einer
substantiellen Kritik an Israel auf sich zu
nehmen. Substantielle Kritik an Israel
bedeutet zumindest für die jüdische Seite
das Wiederauftauchen der christlichen
antijüdischen Einstellung."
Das Ergebnis
aus dem ökumenischen Deal, sagte Ellis
weiter, ist die Debatte über die
Unterdrückung des palästinensischen Volkes
durch israelische Juden, und ihre
Unterstützung durch "Handlung oder
Unterlassung" durch jüdische und christliche
Gemeinden in aller Welt bleibt
unhinterfragt.
Verzweiflung
25 Jahre
gescheiterter Friedensprozess, eine Welle
palästinensischen Terrors um die
Jahrhundertwende, drei große israelische
Angriffe auf Gaza und eine jüdische
Siedlerpopulation von jetzt mehr als einer
halben Million hat kaum zu einer Veränderung
der interreligiösen Dynamik geführt, die
Ellis vor einem Vierteljahrhundert
beschrieb.
So überrascht
es kaum zu sehen, dass Christen in Palästina
an dem endlosen "Verstecken unter der Decke
der politischen Neutralität" verzweifeln,
sowie an der mangelnden Bereitschaft von
Kirchenführern "ihre Partner im religiösen
Dialog zu verletzen". In Palästina hat man
schon vor langem gelernt, dass Befreiung
nicht billig zu haben ist. Was von uns
verlangt wird, sagen sie, ist eine "teure
Solidarität" (eine Solidarität, für die ein
Preis zu zahlen ist), nicht "seichte
Diplomatie".
Und in der
Praxis heißt das:
"Dass Ihr Eure
Partner im religiösen Dialog wieder aufsucht
und herausfordert, und dass Ihr bereit seid,
Euch aus der Partnerschaft auch
zurückzuziehen, wenn es erforderlich ist."
Bereitet Euch also vor. Beim
jüdisch-christlichen Dialog handelt es sich
darum durch die Mangel zu gehen. Und dafür
ist es höchste Zeit.
Der Preis
für die christlicher Solidarität
Die
christliche interreligiöse Beziehung
(Verhältnis) zur jüdischen Gemeinschaft wird
Mut und Zivilcourage auf seiten der
Kirchenführer, Seelsorger und Gläubigen
brauchen. Es wird sie weit weg von ihrer
ökumenischen Komfortzone führen.
Langdauernde
Beziehungen zu jüdischen Nachbarn und
kirchlichen Kollegen werden sich
verschlechtern, und es wird lange dauern,
bis sie auf neuen Grundlagen wieder
aufgebaut werden können. Aber "teure"
Solidarität verlangt nicht weniger.
Es bedeutet
der Führung Eurer örtlichen jüdischen
Gemeinde nicht zu erlauben der zulässigen
Debatte über Israel Grenzen zu setzen.
Es bedeutet,
der christlichen Stimme unter Besatzung
zuzuhören, noch vor der jüdischen Stimme,
die komfortabel und gleichberechtigt viele
tausend Meilen von derselben Besatzung
entfernt lebt.
Es bedeutet
Einladungen zur Feier der
Balfour-Deklaration im November abzulehnen.
Es bedeutet,
dass Ihr, nicht sie, entscheidet, welche
Formen des Protests angemessen und fair
sind.
Es bedeutet,
dass Ihr Euch dafür entscheidet in ethische
Unternehmen zu investieren und nicht in
Unternehmen, die von der Besatzung
profitieren.
Es bedeutet,
dass Ihr auf Eurer nächsten Pilgerreise ins
Heilige Land vielleicht am Ben Gurion
Fluhafen umkehren müßt.
Es bedeutet,
dass Ihr als Israel-HASSER gebrandmarkt
werdet.
Ihr werdet als
Antisemiten gebrandmarkt werden.
Wenn das der
Fall ist, sollt Ihr Schikanen und
Einschüchterungen zurückweisen (denn das ist
es).
Ihr müsst die
jüdischen Verantwortlichen in Euer Büro
rufen. Sie ersuchen ihre Position zu
erklären. Verlangt eine rechtliche
Stellungnahme (Gutachten). Verlangt eine
Entschuldigung.
Besteht
darauf, dass die, die Euch beschuldigen
"unfair" und "nicht ausgewogen" zu sein,
Ihre eigene Position klar darlegen.
Was ist ihre
Meinung zur Rechtmäßigkeit von Besatzung und
Siedlungen? Begreifen sie die Ungleichheit
in politischen, zivilen und Menschenrechten
in Israel selbst und den besetzten Gebieten?
Können sie bestätigen, dass sie sich für
freie Meinungsäußerung in einer Demokratie
einsetzen?
Und macht das
alles öffentlich.
So wird
Solidarität ausschauen, für die ein Preis zu
zahlen ist, bis sich die Dinge ändern.
Denn Schweigen
und geheimes Einverständnis zu einem großen
Unrecht unserer Zeit kann nicht die
Grundlage für einen gesunden interreligiösen
Dialog sein.
Und wie
steht es mit jüdischen Seite?
Wir haben noch
kein akzeptiertes jüdisches Vokabular und
konzeptuelles Denken, das es uns ermöglicht
unsere Komplizenschaft am palästinensischen
Leiden zu erkennen. Das macht es den meisten
Juden beinahe unmöglich die Idee einer
Solidarität mit den Palästinensern in
Betracht zu ziehen.
Wir stecken
noch in einer Mentalität der Machtlosigkeit
und des Opferseins, die nicht länger gültig
ist. Das Dilemma für Juden ist, dass den
Staat Israel zu hinterfragen, in unseren
jüdischen Gemeinden das kollektive
Verständnis dafür, wer wir sind und was
Jüdischsein im 21. Jahrhundert bedeutet,
möglicherweise zunichte machen wird.
Die
Neuausrichtung bezüglich Israel, die von
jüdischen Gemeinden in der ganzen Welt jetzt
gefordert wird, geht heute genau so tief wie
die Gewissenserforschung in der Christenheit
nach dem Holocaust. So wie Christen Juden
in die Augen schauen und um Verzeihung
bitten müssen, damit die Christenheit
vorankommen kann, so muss es auch zwischen
Juden und Palästinensern sein. Nocheinmal:
darüber hat Marc Ellis ausführlich
geschrieben.
Die Zukunft
für Juden und das Judentum selbst ist jetzt
ganz an unsere Beziehung zum
palästinensischen Volk gebunden. Wir sind
aber noch sehr weit entfernt davon bereit zu
sein uns dieser Wahrheit zu stellen.
Christliche
Solidarität mit dem palästinensischen Volk,
für die ein Preis zu zahlen ist, hat das
Potential einen Wandel in den jüdischen
Einstellungen zu beschleunigen. Aber es
verlangt, die Tische in den Tempeln des
ökumenischen Deals umzustoßen.
Ich
unterschätze nicht, wie schwierig das sein
wird. Die jüdische Reaktion auf eine
christliche Solidarität mit den
Palästinensern, für die ein Preis zu zahlen
ist, wird feindselig und intolerant sein,
wenigstens zu Beginn. Die derzeitige
jüdische Führung in unseren Gemeinden in
aller Welt ist darauf konditioniert so zu
reagieren. Ihnen steht keine andere Sprache
bzw. kein anderes Denken zur Verfügung.
Aber die
Sprache im interreligiösen Dialog muss sich
ändern, je früher desto besser.
Oberflächliche Diplomatie ist passé.
Eine neue
Basis für jüdisch-christliche Verständigung
Wie soll also
der neue Dialog ausschauen? Wie bewahren wir
die guten Fortschritte der letzten 70 Jahre,
werfen aber die Politik des
stillschweigenden Duldung des Unrechts
hinaus?
Vielleicht mit
einer Feier unserer Schöpfungsmythologie,
die klar macht, dass die ganze Menschheit in
den Augen Gottes gleich ist.
Vielleicht mit
dem gemeinsamen Einsatz für den Aufbau von
Gemeinden, in denen alle Glaubenstraditionen
respektiert und gewürdigt werden.
Wie steht es
mit einem geteilten Verständnis dafür, dass
nationaler Chauvinismus immer den Aufbau der
gerechten und rechtschaffenen Gesellschaft
unterminieren wird, für die Juden und
Christen jeden Tag beten.
Oder wie steht
es mit einer festen Überzeugung, dass
Solidarität mit dem Unterdrückten einen
Preis hat, der es immer wert ist, dass wir
ihn zahlen?
Andernfalls,
woran genau glauben wir?
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Ein
offener Brief an Netanyahu: Sind 50
Jahre nicht genug?
- Dr.Alon Ben Meir
Lieber Herr Netanyahu.
Seitdem Sie den 50.Jahrestag des Sieges des
6-Tage-Krieges gefeiert haben, haben Sie je
darüber nachgedacht, was dieser Triumph dem
palästinensischen Volk und dem moralischen
Charakter des Staates Israel gebracht hat?
Ich bin mir nicht sicher, wie hart die
Geschichte Sie beurteilen wird, aber eines
ist sicher – Ich wie auch Millionen Juden in
aller Welt sind zu tiefst davon überzeugt,
dass kein Ministerpräsident Israels der
Zukunft des Landes und seinem Wohlergehen
mehr Schaden angerichtet hat als Sie. Die
traurige Ironie ist, dass für Sie die
Tatsachen vor Ort expugnable in Ihrem
moralisch verzerrtem Universum sind.
50 Jahre sind vergangen und als der
Ministerpräsident, der am längsten im Amt
ist, haben Sie keine Vision über Israels
Zukunft und das Schicksal der Palästinenser
geäußert. Stattdessen fühlen Sie sich wohl
mit Scheinheiligkeit, geben vor, das zu tun,
was recht ist und verteidigen Ihr endloses
Lügen und die verdrehte Logik, und machen
aus Falschheit eine Tugend. Denken Sie, Herr
Netanyahu daran, ein moralischer Führer
betrügt und täuscht nicht, sondern nimmt
eine klare Position ein, ganz gleichgültig
wie unpopulär sie sein mag – Sie haben aber
eine Politik verfolgt, an der nichts
außerhalb der Grenzen des Anstandes ist.
Sie erklären, eine Zwei-Staaten-Lösung zu
unterstützen, und dass sie bereit seien ohne
Bedingungen zu verhandeln, aber alles, was
sie gesagt oder getan haben, steht in
totalem Gegensatz zu dieser Erklärung. Wie
bringen Sie eine Zwei-Staaten-Lösung in
Einklang mit Ihrer Erklärung. „Ich denke,
dass jeder, der sich dahin bewegt, heute
einen palästinensischen Staat zu errichten
und Gebiete räumt, gibt dem radikalen
Islam ein Gebiet, von dem er den Staat
Israel angreift?“ Und als Sie 2015 während
der letzten Wahlen gefragt wurden, ob unter
Ihrer Führung nicht ein palästinensischer
Staat geschaffen wird, sagten Sie: „Gewiss“.
In Ihrer Rede vor dem Kongress im Mai 2011
erklärten Sie: „Dies ist das Land unserer
Vorfahren, das Land Israel, dem Abraham die
Idee von einem Gott brachte, wo David
gegen Goliath kämpfte und wo Jesaja eine
Vision vom ewigen Frieden hatte.“ Während
derselben Rede haben Sie inbrünstig
proklamiert, dass in Judäa und Samaria das
jüdische Volk kein fremder Besatzer sei.
Sagen Sie mir, wie diese Erklärungen mit
der Idee eines palästinensischen Staates,
der auf demselben Land errichtet werden
soll, konform gehen, wenn Sie nicht die
Absicht haben, jemals eine Siedlung zu
räumen? Sie bestätigten im September 2016
noch einmal und sagten: „Die
palästinensische Führung fordert
tatsächlich unter einer Bedingung einen
palästinensischen Staat: keine Juden. Dafür
gibt es eine Phrase: dies wird ethnische
Säuberung genannt.
Sie benützen nationale Sicherheit als
Blanko-Scheck, und verbreiten Angst, indem
Sie die Palästinenser als die größte Gefahr
darstellen, der die Nation gegenübersteht.
„Um unsere Existenz abzusichern“,
erklärten Sie: „müssen wir eine
militärische und Sicherheitskontrolle über
das ganze Gebiet westlich des Jordan haben
.“
Wie viel Bedeutung sollten die
Palästinenser auf Ihre angebliche
Bereitschaft zur Verhandlung einer
Zwei-Staaten Lösung legen, wenn Sie im
selben Atemzug von Abbas leidenschaftlich
verlangen, dass er zuerst Israel als
jüdischen Staat anerkennen muss? Wie Sie
sagten, der wirkliche Kern des Konfliktes
ist nicht diese oder jene Siedlung oder
diese oder jene Gemeinde, es ist die
hartnäckige und anhaltende (palästinensische
) Weigerung, den jüdischen Staat in jeder
Grenze anzuerkennen.“ Beide Behauptungen
sind nicht wahr und unbegründet.
Falls die Verhandlungen ohne Vorbedingungen
angefangen hätten, wie konnten Sie
behaupten, dass Jerusalem die ewige
Hauptstadt des jüdischen Volkes ist?“ Bei
einer anderen Gelegenheit, stellten Sie
fest, dass (Israel) Jerusalem nicht vor 50
Jahren besetzte, es wurde befreit … Ich
möchte der Welt mit lauter und klarer
Stimme sagen: Jerusalem ist immer und wird
immer die Hauptstadt Israels sein“. Wenn
Sie die Zukunft Jerusalems vom
Verhandlungstisch wischen, ist das nicht
eine Vorbedingung?
Sie behaupten weiterhin, dass die Siedlungen
kein Hindernis für den Frieden seien.
Können Sie erklären, durch welches Wunder
die Siedlungen die Errichtung eines
palästinensischen Staates mit durchgehender
Landmasse nicht verhindern werden,
besonders wenn Sie die Ausdehnung ( der
Siedlungen) weiter befürworten und die
Evakuierung bestehender Siedlungen
ausschließen?
Um sicher zu sein H. Netanjahu, Ihr
verzweifelter Bedarf einer Bestätigung Ihrer
dubiosen Machenschaften und fanatischen
Haltung führt Sie dahin, unter den Israelis
eine Atmosphäre der Unsicherheit und ein
Gefühl von Verletzlichkeit zu schaffen, und
auf diese Weise die politische Unterstützung
sammeln, um an der Macht zu bleiben. Wenn
dies nicht das Kennzeichen einer Demagogie
ist, was ist es dann? Aristophanes drückte
es so aus: „Ihr (Demagogen) seid wie
Fischer( nach Aalen); in ruhigen Gewässern
fangen sie nichts, aber wenn sie den
Schlamm aufwühlen, dann machen sie große
Beute. In derselben Weise füttern Sie Ihre
Taschen.“
Sie verlangen, dass sich die
Palästinenserruhig verhalten und nicht wagen
sollen, der Besatzung zu widerstehen, aber
was haben Sie ihnen angeboten? Sie weigern
sich, politische Gefangene zu entlassen, Sie
weigern sich, die Erweiterung der
Siedlungen zu stoppen, Sie weigern sich,
den Palästinensern Baugenehmigungen zu
erteilen und sie weigern sich, den
Palästinensern uneingeschränkte
Bewegungsfreiheit zu geben, abgesehen von
den täglichen Schikanen, denen sie
unterworfen sind. Wenn Sie wirklich Frieden
wollen, H.Netanjahu, hätten Sie dann nicht
am 50. Jahrestag wenigstens eine Geste des
guten Willens machen können, z.B. ein paar
Hundert palästinensische politische
Gefangene zu entlassen, um ihnen Hoffnung zu
geben, dass neue, hellere und glücklichere
Tage kommen werden?
Sie sollten sich daran erinnern, was
Frederick Douglas einmal beobachtete: „Wo
Gerechtigkeit verweigert wird, wo sich Armut
durchsetzt, wo Ignoranz vorherrscht und wo
jede Klasse das Gefühl hat, die
Gesellschaft sei eine organisierte
Verschwörung ,um zu unterdrücken, zu rauben
und sie zu degradieren -- da ist keine
Person noch Besitz sicher.“
Den Palästinensern die Schuld zu geben, dass
kein Frieden ist, ist bestenfalls
scheinheilig. Was wollen Sie von ihnen?
Sie sind von Israels Gnade abhängig. Sie
haben nichts mehr, was sie Ihnen geben
könnten. Sie, H. Netanjahu, haben die Macht,
den Rahmen für Frieden vorzuschlagen. Kein
Land oder keine Koalition von Ländern im
Nahen Osten kann erwarten, Israel in der
nächsten Zukunft militärisch zu besiegen.
Wenn Sie nicht jetzt aus Stärke den Frieden
verhandeln – wann dann?
Frieden, der sich auf einer
Zwei-Staaten-Lösung gründet, ist keine
Gunst für die Palästinenser - er ist
fundamental für Israels lang anhaltende
nationale Sicherheit. Ohne Frieden
gefährden Sie die jüdische Nation, für die
schon so viele gelitten haben und gestorben
sind.
H. Netanjahu denken sie daran, fast 80% der
Palästinenser und fast 70% der Israelis
wurden unter der Besatzung geboren. Welche
Art eines jüdischen Staates schaffen Sie?
Ein Staat dessen Aufgabe es ist, ein anderes
Volk zu unterdrücken, weil Leute wie Sie sie
als den ewigen Feind darstellen?
Haben Juden nicht lang genug (In
Verhältnissen) gelebt, um zu wissen, was es
heißt, verfolgt, in Gefangenschaft,
getrennt, vertrieben und zum Tode verurteilt
zu sein ? Suggerieren Sie, dass die
Palästinenser ein untilgbarer Feind sind und
wir, die Juden, müssen sie unterdrücken und
demütigen, um sicher zu sein?
Nein H. Netanjahu. Wie Sie die
Palästinenser tagein tagaus unterwerfen, wie
Sie sich über jüdische Werte hinwegsetzen,
sich über das hinwegsetzen, was moralisch
und recht ist, sich über Logik hinwegsetzen
und sich allein über den Grund
hinwegsetzen, warum Juden kämpften um
Jahrzausende zu überleben, um unser eigenes
Land zu haben.
Sie und Ihre blinden Zeloten sind äußerst
ignorant gegenüber dem, für das wir stehen
müssen. Sie zerstören Stein um Stein das
einzige Land, das jedem Juden Zuflucht
bietet, der in einem freien, demokratischen
jüdischen Staat leben möchte. Die Besatzung
macht Israel nicht zu einem freien, sicheren
und unabhängigen Staat, sondern zu einem
Gefängnis mit Zäunen, Mauern, Bunkern und
Schutzräumen, mit zehn Tausenden von
Soldaten, die bereit sind, zu töten, zu
überfallen und zu zerstören.
Warum?
Weil Sie die Palästinenser zum ewigen Feind
machen wollen, nur um eine verzerrte
Ideologie zu unterstützen, die mutwillig
ihre ganze Realität ignoriert. Ja, die
Existenz des palästinensischen Volkes ist
eine Tatsache, die man nicht wegwischen
kann. Geschieht es Ihnen, dass Sie ein
normales Leben ohne Angst, ohne Furcht,
ohne Beunruhigung und ohne Sorgen leben
wollen? Passiert es Ihnen jemals, dass die
fortdauernde Besatzung im Wahnsinn des
Extremismus mündet? Würden wir, die Juden ,
unter brutaler Besatzung anders gehandelt
haben?
Als einer, der behauptet, nicht nur Israel,
sondern das Weltjudentum zu vertreten, haben
Sie dann nicht die Verpflichtung, eine
Vision anzubieten, wohin Sie das Volk Israel
führen werden? Und was sollten Juden in
aller Welt, in deren Namen Sie zu sprechen
behaupten, nach fünf oder zehn Jahren
erwarten?
Nach der fortgesetzten gespannten und
schrecklichen Situation in den Gebieten, ist
es nur eine Sache von Zeit, wann der
nächste blutige Flächenbrand geschehen
wird. Das Blut eines jeden israelischen und
palästinensischen Mannes, Frau und Kindes
wird an Ihren Händen kleben. Kein anderer
trägt die Schuld an Ihrer Paralyse nicht zu
handeln außer Ihnen.
Sie können nicht Ihren irren und skandalösen
,hartherzigen Ideologie-Partnern wie
Bennett, Shaked und Lieberman die Schuld
geben, die sich weigern, das Licht zu sehen
und lieber im Dunkeln leben und die nicht
wissen, was vor ihnen liegt. Sie legen eine
Hundeleine um Ihren Hals und Sie begrüßen
dies, weil Sie sie scheinheilig
gebrauchen, um Ihnen den politischen
Schutz zu geben, um Ihr verdrehtes Vorhaben
durchzuführen. Sie sind es und zwar nur
Sie, die die Richtung ändern können, indem
Sie sie los werden und eine neue Regierung
bilden, die dem Frieden verpflichtet ist,
falls Sie ihn nur wollen. Aber Sie wollen
ihn ja nicht.
Ich frage mich, H. Netanjahu, welche Art
von Vermächtnis wollen Sie zurücklassen? Die
wirklichen Früchte des 6-Tage-Krieges zu
ernten, wäre Frieden zu machen. Nichts
anderes wird den 6-Tage-Krieg zu einem
Triumph machen, außer Frieden, weil der
Krieg weitergeht. Sie – mehr als jedes
andere Lebewesen in Israel - wird der
nächsten Generation verantwortlich und
rechenschaftspflichtig sein, die Sie fragen
wird: Warum? Warum müssen wir in einem
selbst geschaffenen Gefängnis leben, als der
Staat Israel geschaffen wurde, um uns zu
befreien?
Die Geschichte wird Ihnen gegenüber nicht
freundlich sein H. Netanjahu, wenn Sie den
Lauf der Dinge nicht ändern werden. Es wird
Zeit, nachzudenken, weil das Schicksal der
Nation von Israel in Ihren Händen liegt.
Dr. Alon Ben-Meir
(dt. Ellen Rohlfs)
|
Ghassan
Kanafanis Widerstand
-
09.07.2017 - Dank Kanafani haben die
Palästinenser begonnen mehr und mehr an
ihren Kampf zu glauben. Deshalb ist es
leicht zu verstehen, weshalb ihn der Mossad
ermordete: er war nicht nur Schriftsteller,
sondern auch ein Führer. Am 8. Juli 1972
ermordete der Mossad Ghassan Kanafani, einen
der bedeutendsten palästinensischen
Schriftsteller, Intellektuellen und
politischen Führer.
Nasser
Ibrahim, Autor und Co-Direktor des
Alternative Information Center (AIC), der
zur Zeit der Ermordung Kanafanis 14 Jahre
alt war, spricht über dessen Werk, Vision
und Erbe.
Für unsere
Generation, die die Spaltungen der
politischen palästinensischen Bewegungen in
Syrien, Jordanien und dem Libanon miterlebt
hat, war Ghassan eine der wichtigsten
palästinensischen Persönlichkeiten, die
unser Leben kulturell und moralisch
beeinflusst hat. Er wurde 1936 in Akko
geboren, 1948 wurde seine Familie zu
Flüchtlingen und zog in den Libanon und nach
Syrien, wo er in Damaskus seinen
Hochschulabschluß in arabischer Literatur
machte. Er begann Flüchtlingskinder zu
unterrichten; ihre Erinnerung an die Naqba
war frisch, und diese Erfahrung beeinflußte
Kanafanis politische Struktur maßgeblich.
Kanafani
begann in den 1950er Jahren zu schreiben,
als er noch sehr jung war. Vor ihm
beschrieben alle Schriften über die Naqba
nur, wie elend und bedrückend das Leben der
palästinensischen Flüchtlinge war. Mit
Kanafanis eigener Geschichte und seinen
Arbeiten entdeckten wir eine andere
Dimension: den Widerstand in den
Palästinensern, im Einzelnen und in der
Gemeinschaft. Er war der erste
Schriftsteller, der damit begann, die
palästinensische Frage aus palästinensischer
Perspektive zu behandeln. Er lehrte die
Palästinenser sich selbst und ihren
Widerstand zu entdecken. Ein wichtiger
Aspekt ist, dass er über palästinensische
Flüchtlinge und Widerstand schrieb und dabei
literarische Kriterien benutzte; dadurch
entdeckten wir, dass jeder von uns ein Held
ist und Widerstand leistet. Wenn du dein
Leben und deine Kinder schützt, leistest du
Widerstand. Auch wenn wir in
Flüchtlingslagern leben, haben wir Palästina
noch immer in unserer Erinnerung und leisten
dadurch Widerstand. Er lehrte uns unsere
Erinnerungen zu bewahren. Das war die
wichtigste Veränderung in der
Naqba-Literatur.
Ghassan
beschrieb die Realität und Psychologie des
Exils nach 1948, einer Zeit der permanenten
Konfrontation. Priorität war es zu essen, zu
leben, die Kinder zu schützen: all das war
Widerstand. Sogar wenn du stirbst, ist es
eine Form des Widerstands. Er zeigte, wie
der tägliche palästinensische Widerstand ein
allgemeiner Widerstand ist.
Ghassan hat
für die Palästinensischer eine tiefe
symbolische Bedeutung. Während
Intellektuelle im allgemeinen fern vom Volk
sind, vereinte Kanafani Literatur und
politische Visionen, erst in der Bewegung
der Arabischen Nationalisten (MAN), später
in der Volksfront für die Befreiung
Palästinas (PFLP) als Chefredakteur. Und
Kanafani war nicht nur ein Schriftsteller,
er war auch ein Künstler. In den ersten drei
Jahren nach der Naqba schrieb er seinen
berühmten Roman 'Menschen in der Sonne'. Es
war ein sehr kritischer Roman, durch den
tausende Araber zu entdecken begannen, wie
mit den Forderungen der Palästinenser
umzugehen.
Was ist
Kanafanis Erbe?
Sein Erbe ist
noch immer frisch: seine Methode: wie er das
tägliche Leben wiedergab. Sein Erbe ist
umfangreich, er schrieb zahlreiche
Geschichten, Märchen, Romane, Theaterstücke,
Recherchen und politische Artikel. Kanafanis
Schreiben war lebendig, nicht das einer
einsamen Person und ihrem Werk. Sie waren
der Ausdruck eines Bedürfnisses zu
verstehen, was geschah, für sich als Person
und kollektiv, und das war in der Periode
zwischen 1948 und 1967 außerordentlich
wichtig, während der die Palästinenser
schrecklich verunsichert waren. Seit seiner
Kindheit fragte sich Kanafani, weshalb die
Palästinenser in einer so dramatischen
Situation waren. Er war auch ein politischer
Führer und hatte ein tiefes Verständnis für
die starken und schwachen Seiten der
Palästinenser.
In seinem
Roman 'Umm Sa'ad' pflanzt eine
Flüchtlingsfrau nach dem Krieg von 1967 im
Libanon einen Weinberg und symbolisiert,
dass wir, auch wenn wir als Palästinenser
sterben, eines Tages wieder erwachen werden.
Abhängigkeit
von metaphysischen Mächten kritisierte
Kanafani scharf. In seinem Märchen 'Blind
und taub' befasst er sich ironisch mit der
Hoffnung der Menschen auf ein Wunder, das
sie heilt. Palästinenser müssen Widerstand
leisten, das ist das 'Wunder'. Wenn wir nach
Palästina zurückkehren wollen, müssen wir
kämpfen.
In 'Menschen
in der Sonne' beschrieb Kanafani drei
Palästinenser, die auf der Suche nach Arbeit
versuchen die Grenze zwischen dem Irak und
Kuwait zu überqueren. Am Schluss des Romans
sterben die Männer in einem Wassertank,
während ein anderer um Erlaubnis bittet die
Grenze überqueren zu dürfen. Danach fragt er
sich, warum die Männer nicht an die Wand des
Wassertanks geklopft hätten. Allerdings, wer
sagt, dass sie nicht geklopft hätten? Und
wenn sie geklopft haben, wer hätte es gehört
und garantiert, dass die Polizei nicht auf
sie schießt? Verglichen mit der Lage der
Palästinenser sind diese Seiten sehr
symbolträchtig.
In der
Geschichte der Zeit unmittelbar nach 1948
war die erste Frage, weshalb die Naqba
passierte. Die zweite, wie Kanafani sie
nahelegte, nicht eine Lösung vom Himmel zu
erwarten, sondern jeden Tag zu kämpfen und
Widerstand zu leisten. In 'Umm Sa'ad'
erklärt er, dass es in einem
Flüchtlingslager einen Unterschied zwischen
Zelt und Zelt gibt, es gibt das Zelt der
UNRWA, wo die Menschen auf Lebensmittel
warten – ein Bettlerzelt – und ein Zelt, in
dem Kinder lernen zu kämpfen – ein
Widerstandszelt. Es gibt ein Widerstandszelt
und ein Bettlerzelt. Kanafani kritisierte
die Führerschaft scharf dafür, dass sie
nicht an der Spitze des Widerstandszelts
stand.
Was lehrt
Kanafani heute noch?
Wenn wir
Kanafani folgen – können wir wirklich sagen,
die Palästinenser hätten nicht an den
Wassertank geklopft? Wer hat mehr an die
Wand geklopft als die Palästinenser? Was
würde Kanafani sagen, wenn er noch lebte?
Ich denke, er würde sogar heute seine
optimistische Haltung nicht verlieren, und
er würde mit mehr Energie die interne
Struktur der Palästinenser und ihre
Situation kritisieren.
Das
palästinensische Volk wartet auf den
Zeitpunkt, an dem es wieder einen Schritt
weiter gehen kann und deshalb brauchen wir
jetzt mehr Solidarität von außen. Dank
Kanafani haben die Palästinenser begonnen,
mehr und mehr an ihren Kampf zu glauben. Es
ist daher leicht zu verstehen, warum der
israelische Mossad ihn ermordete: er war
nicht nur ein Schriftsteller, sondern ein
Führer. Kanafani rettete die arabische
Literatur mit seinem Blut. Durch sein Blut
gab er ihr Ehre. Er gab uns wieder Würde.
Kanafani experimentierte mit dem, was er
schrieb und zahlte den Preis dafür.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Über den
Protest gegen
die Besatzung hinaus, schützt (verteidigt) 'Sumud'
Leben
- Sami Awad -
06.07.2017 -
Diese Bewegung hat in meiner Seele etwas
Größeres bewirkt als Sarura, etwas
Heiligeres als meine politischen Rechte als
Palästinenser, tiefergehend als das
Erreichen einer politischen Lösung für den
palästinensisch-israelischen Konflikt.
Einen Monat
lang war ich mit einer Gruppe Palästinenser,
Israelis und Internationalen an einer neu
entstehenden Protest- und Schutzbewegung mit
dem Namen "Sumud: Freedom Camp" beteiligt.
Eines unserer zentralen Ziele ist der Aufbau
einer gewaltfreien Bewegung, die sich auf
eine gemeinsame Aktion des Widerstands gegen
die israelische Militärbesatzung des
palästinensischen Volkes ausrichtet.
Die erste
Aktion unserer Protestbewegung war in dem
kleinen Weiler Sarura, der in den trockenen,
steinigen, schönen Südhebronhügeln aus
Höhlen besteht. Die palästinensische Farmer-
und Schäfercommunity wurde vor 20 Jahren von
der israelischen Armee gewaltsam vertrieben,
und das Gebiet, in dem sie lebten, wurde zur
gesperrten militärischen Trainingszone (firing
zone) erklärt. Jüdische Siedler aus der Nähe
spielten bei der Vertreibung der Familien
eine wichtige Rolle, sie mißhandelten die
Einwohner brutal, zerstörten ihre
Landwirtschaft und töteten ihre Herden.
In diesem
Sommer beschlossen die Bewohner ermutigt und
inspiriert zurückzukehren. Ein
Zusammenschluß mehrerer Organisationen war
mittels direkter gewaltfreier Aktion,
Solidarität und Standhaftigkeit (arab. Sumud)
in der Lage dies zu ermöglichen. Trotz
dreier gewaltsamer Angriffe der israelischen
Armee, laufender Provokationen durch Siedler
und sogar einiger palästinensischer Gruppen,
die unsere Absichten in Frage stellten (mit
der Behauptung, es gehe um Normalisierung),
schafften wir es, zwei Höhlen und zwei
Strassen, die nach Sarura führen, wieder
herzustellen; die Familien bereiten sich
darauf vor, wieder die Verantwortung für ihr
Leben zu übernehmen. Eine solche Aktion ist
edel und bisher ohne Beispiel für
gewaltfreie Aktionen gegen die Besatzung und
hat als solche internationale Anerkennung
erhalten.
Ich habe mich
dieser Bewegung angeschlossen und bleibe
weiter dabei, denn sie hat in meiner Seele
etwas Größeres bewegt als Sarura, etwa
Heiligeres als meine Rechte als
Palästinenser, tiefergehend als das
Erreichen einer politischen Lösung des
palästinensisch-israelischen Konflikts. Es
hat mich mit einer neu entstehenden gobalen
Bewegung in Verbindung gebracht, die in
ihrer Neuheit auch tief in unserem tiefsten
Verständnis unserer menschlichen Geschichte
und unserer Menschheit (Menschlichkeit)
wurzelt.
Sumud hat mich
mit der Bewegung indigener Nationen und
marginalisierter Communities, die sich trotz
ihres fortgesetzten Kampfes für die
Anerkennung ihrer eigenen politischen,
wirtschaftlichen, zivilen und Menschenrechte
an größere und schwierigste globale Krisen
richtet, die die Menschheit heute belasten.
Es ist eine Bewegung, die die Zerstörungen,
die heute auf dem Planeten in einer Weise
stattfinden, für die wir blind sind, sieht
und fühlt. Sie erkennt, dass Gier, Angst und
das Bedürfnis mehr zu haben als die anderen,
zu globalen Epidemien geworden sind. Sie
versteht, dass die Antwort nicht im
Unterzeichnen von "Abkommen" und dem
Erlassen von Resolutionen liegt, sondern in
der Veränderung des Glaubenssystems
(Wertesystems), das wir in uns tragen,
unseren Glauben, in dem wir unsere
Ideologie, unsere politische Identität,
unsere Lebensweise, unsere Rasse, unseren
Status, unseren Sex für besser halten als
die der anderen.
Das Sumud:
Freedom Camp hat mich mit einer Bewegung
verbunden, die sieht, dass jeder einzelne
Mensch und jede Kreatur auf diesem Planeten
kostbar ist, und leidet und es wert ist ein
gutes Leben zu haben.
Es ist eine
Bewegung, die anerkennt, dass wir, während
wir gegen die protestieren, die hinter der
Zerstörung stehen, aber sie nicht vernichten
will, sondern eher einen Raum für eine
wirkliche Versöhnung schafft.
Es ist eine
Bewegung, die einlädt gemeinsam am Schutz
der kostbaren Ressourcen zu arbeiten, die
uns erlauben auf der Erde zu leben.
Mir wurde in
den vergangenen Wochen wieder bestätigt,
dass unsere Standhaftigkeit ebenso wie das
Bewahren historischer Verfahrensweisen und
indigener Rechte die tief eingewurzelten
Mittel und Wege zur Heilung unserer
Menschheit und unseren Planeten freilegt. In
diesen heiligen Traditionen finden wir die
Macht der Gewaltlosigkeit als ein Mittel zu
protestieren, zu schützen, zu heilen und zu
verändern. Durch die Macht der
Gewaltlosigkeit und die Überwindung der
Trennung bauen wir eine Gemeinschaft auf,
die das Land, das Wasser, alle Kreaturen und
unser Menschsein ehrt. Wenn wir damit
beginnen, können sich diese heiligen Aspekte
der Gewaltlosigkeit als Rahmen für das
Leben, eine Chance für wirklichen Frieden,
Gerechtigkeit und Rechte für alle Völker, in
diesem Land und in der Welt, manifestieren.
Sumud ist ein
Same, gesät im Heiligen Land. Langsam
wachsen seine Wurzeln und verbinden sich mit
den Wurzeln aller Menschen auf der Erde, die
an eine geheilte Menschheit (Menschlichkeit)
und eine geheilte Erde glauben.
Sami Awad
gründete 1998 den Holy Land Trust in
Bethlehem als ein Instrument zur Befähigung
(Ermutigung) lokaler Gemeinschaften für
Frieden und Gerechtigkeit zu arbeiten. Holy
Land Trust war ein Gründungsmitglied der
Koalition von Sumud: Freedom Camp. Awad hat
einen Master für internationale Beziehungen
von der amerikanischen Universität in
Washington D.C. und einen Bachelor in
politischen Wissenschaften von der
Universität von Kansas.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
In Zeiten der
Apartheid sich kein
Blatt vor den Mund nehmen – in Berlin
-
Stavit Sinai, Majed Abusalama,
Ronnie Barkan
- 02.07.2017 -
Am 20. Juni
unterbrachen Aktivisten eine Rede einer
israelischen Abgeordneten an der
Humboldt-Universität in Berlin. Der Protest
führte zu falschen Berichten in der Presse,
es gab sogar den Versuch den Protest als
eine "Hezbollah Rally" zu verleumden. Hier
ein offener Brief zum Protest, der vor zwei
Tagen veröffentlicht wurde.
"Am 20. Juni
2017 haben wir, drei
Menschenrechtsaktivisten, einen politischen
Protest veranstaltet, der gegen eine
offizielle Vertreterin des Staates Israel,
das Knessetmitglied Aziza Lavie von Yesh
Atid gerichtet war. Das Ziel des Protestes
war ein zweifaches: erstens gegen Lavies
"Hasbara"-Event zu protestieren, für das die
Humboldt-Universität Gastgeber war, und
zweitens in der Öffentlichkeit ein
Bewußtsein für Israels strafrechtliche
Verantwortung für die Aufrechterhaltung
eines Apartheidregimes zu wecken.
Knessetmitglied (MK) Lavie selbst ist
persönlich verantwortlich für ihre Rolle als
Koalitionsmitglied während des Massakers von
2014 am belagerten Gazastreifen, wo mehr als
2.200 Menschen getötet wurden,
einschließlich 89 ganzer Familien, die
ausgelöscht wurden. Die Protestierenden
begannen damit hervorzuheben, dass Lavie in
der Humboldt-Universität als Vertreterin
eines kriminellen Apartheidstaates auftritt.
Da das internationale Recht das Verbrechen
der Apartheid als Verbrechen gegen die
Menschlichkeit klassifiziert, sind wir als
Menschen, die nach ihrem Gewissen handeln,
moralisch verpflichtet unsere
zivilrechtliche Verantwortung wahrzunehmen
und uns laut gegen diese schrecklichen
Verbrechen zu äußern, die in unserem Namen
begangen wurden und noch immer werden.
Israels gegen
das palästinensische Volk gerichtete
Praktiken und die Frage der Apartheid:
"Der
Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass das
Gewicht der Beweise über jeden Zweifel
hinaus die Behauptung stützt, dass Israel
schuldig ist, dem palästinensischen Volk ein
Apartheidsregime auferlegt zu haben, das für
die Kommission auf ein Verbrechen gegen die
Menschlichkeit hinausläuft, dessen Verbot im
internationalen Gewohnheitsrecht als jus
cogens (zwingende Rechtsnorm) gilt. Die
internationale Gemeinschaft, insbesondere
die Vereinten Nationen und seine Agenturen
und Mitgliedsstaaten haben die rechtliche
Verpflichtung entsprechend ihren
Möglichkeiten zu handeln, um Fälle von
Apartheid, die ihnen verantwortungsvoll zur
Kenntnis gebracht wurden, zu verhindern und
zu bestrafen. Insbesondere haben Staaten die
kollektive Pflicht a) ein Apartheidregime
nicht als rechtmäßig anzuerkennen; b) einen
Staat bei der Aufrechterhaltung eines
Apartheidregimes nicht zu unterstützen und
ihm nicht zu assistieren; und c) mit den
Vereinten Nationen und anderen Staaten zur
Beendigung von Apartheidregimes
zusammenzuarbeiten. Institutionen der
Zivilgesellschaft und Einzelpersonenhaben
haben ebenfalls die moralische und
politische Pflicht die ihnen zur Verfügung
stehenden Mittel zu ergreifen, um Bewußtsein
für das aktuelle kriminelle Unternehmen zu
wecken und Druck auf Israel auszuüben, um es
dazu zu bewegen, die Apartheidstrukturen
gemäß dem internationalen Recht abzubauen.
Der Report endet mit allgemeinen und
speziellen Empfehlungen an die Vereinten
Nationen, nationale Regierungen, die
Zivilgesellschaft und private Akteure tätig
zu werden angesichts der Erkenntnisse, dass
Israel, so wie es Kontrolle über das
palästinensische Volk ausübt, ein
Apartheidregime unterhält." (aus dem
Bericht der UN-Social and Economic Comission
for Western Asia – ESCWA – vom März 2017,
Ü.)
Unser
gewaltfreier Akt des Widerstands, nämlich
den Mächtigen die Wahrheit zu sagen,
entspricht unserem verfassungsgemäßen Recht
auf freie Meinungsäußerung, ein Recht, das
das israelische Regime und sein intensiver
Einsatz von staatlicher Zensur nicht
gewährt. Dennoch haben die deutschen Medien
nicht nur unzutreffend, sondern auch, was
journalistisches Schreiben betrifft,
unterdurchschnittlich über die Veranstaltung
berichtet und sich den zionistischen Medien
und der Staatsideologie Israels angepasst,
um unsere zivile Pflicht als unzulässigen
Ausdruck von Antisemitismus darzustellen.
Solche ungeheuerlichen Behauptungen kommen
zu einer noch beunruhigenderen und
weitreichenderen Tendenz, die man in den
letzten Jahren beobachten konnte, wozu auch
Entscheidungen der LINKEN und der SPD
gehören, eine friedliche
zivilgesellschaftliche Bewegung, die zu
Boykott, Investitionsentzug und Sanktionen
gegen den Staat Israel aufruft, der sich
nicht an das internationale Recht hält, zu
delegitimieren und zu unterdrücken.
Wir bleiben
dabei, Zivilcourage ist die Antwort auf den
derzeitigen Versuch den deutschen
Diskursraum einzuengen, indem kritisch
denkende Personen fürchten auf die schwarze
Liste zu kommen und als Antisemiten
etikettiert zu werden und sich damit die
Chance auf einen sinnvollen Protest gegen
den Mißbrauch staatlicher Macht,
Siedlerkolonialismus und Verletzung des
internationalen Rechts zu nehmen. Der Mangel
an analytischer Fähigkeit Rassismus gegen
Juden von Kritik an israelischen Politiken
zu unterscheiden wird beharrlich dazu
benutzt, jede Kritik an Israels illegalen
und unmoralischen Praktiken abzuwehren.
Die Versuche
(uns) mit Schmutz zu bewerfen sind umso
wirkungsloser als zwei der Aktivisten
israelische Staatsbürger und jüdische
Nachkommen von Überlebenden des Holocaust,
der Todeszüge, der Todesmärsche und der
Konzentrationslager sind. Während die
politische Partei Yesh Atid das Gedenken des
Holocausts für politischen Gewinn mißbraucht,
sind die Verleumdungen uns gegenüber und die
falschen Beschuldigungen, wir seien
Antisemiten, umso verwerflicher in
Anbetracht der hundert Jahre langen
jüdischen Opposition gegen den Zionismus, zu
der auch das Vermächtnis der
Holocaust-Überlebenden gehört, die sich
gegen die Verbrechen des Zionismus gestellt
haben.
Wir schreiben
hier im Namen von Marek Edelman,
einem entschiedenen Antizionisten, der
stellvertretender Kommandeur im Warschauer
Ghetto-Aufstand war, ein polnischer Held
(dem der Orden des Weißen Adlers verliehen
wurde) und ein weltweit renommierter
Kardiologe. Der Staat Israel arbeitet
bereits aktiv daran seine Existenz aus den
israelischen Geschichtsbüchern zu entfernen
und hat sich viel Mühe gegeben, sein
Vermächtnis für den Widerstand als Anti-Nazi
und anti-Zionist zu verleugnen. Als die
polnische Regierung eine Gedenkveranstaltung
zu 50 Jahre Warschauer Ghettoaufstand
durchführte, war es die israelische
Regierung, die verlangte, das Edelman, die
polnische Ikone, der den Aufstand
kommandierte und einer seiner ganz wenigen
Überlebenden ist, verlangte, dass Edelman
von der Zeremonie wieder ausgeladen würde.
Wir schreiben
hier im Namen von Hajo Meyer,
einem Überlebenden des Konzentrationslagers
von Auschwitz, Direktor von A Different
Jewish Voice (EAJG - Eine andere jüdische
Stimme) und Mitglied des Internationalen
Jüdischen Antizionistischen Netzwerks (IJAN).
Meyer starb im August 2014, genau an dem
Tag, an dem ein von 44 Holocaustüberlebenden
und mehr als 300 Nachkommen von Überlebenden
unterzeichneter offener Brief von der New
York Times veröffentlicht wurde. Dieser
Brief, den Meyer als erster unterzeichnet
hat, beschuldigt Israel nichts weniger als
einen Genzod in Gaza zu begehen und
appelliert an die Welt, die BDS-Kamoagne zu
unterstützen, um Israel für seine Aktionen
zur Rechenschaft zu ziehen.
Wir schreiben
hier auch im Namen von Hannah Arendt,
Hedy Epstein, Viktor Klemperer und
vielen anderen.
Einer der
israelischen Aktivisten erinnerte MK Lavie
an ihre Mitschuld am Gaza-Massaker von 2014,
es war der Palästinenser Majed Abusalama,
ein Zeuge erster Hand und Überlebender der
letzten drei israelischen Angriffe auf Gaza
von 2008, 2009 und 2012, saß ruhig während
des Meetings. Während der Q&A-Tagung brachte
Abusalama seine Kritik an der Rede vor und
beschwerte sich auch über die physische
Gewalt, mit der er aus dem Saal entfernt
wurde.
Nach den
falschen Behauptungen von Yesh Atid
beschuldigten die anschließenden
Medienberichte im Schlepptau der
israelischen Propaganda, die immer die Opfer
beschuldigt, die Protestierenden der Gewalt
und des Antisemitismus, dazu wie folgt:
- Wir, die
demonstriert haben, waren nur drei
Einzelpersonen und nicht 20 Personen, wie in
den deutschen Medien berichtet wurde;
- Unsere
Aktion war nicht gegen die politische
Vertreterin von Yesh Atid, Miss Dvorah
Weinstein gerichtet. Tatsächlich war MK
Lavie die einzige Person, die bis zu unserer
Intervention gesprochen hatte.
- Als der
Protest beendet war, verließen wir drei den
Campus. Deshalb sind die angeblichen
Sicherheitsbedenken rein fiktiv, ganz zu
schweigen von der Tatsache, dass das
Sicherheitspersonal der Universität von
unserer Anwesenheit in keiner Weise
beunruhigt war.
- Während es
von unserer Seite keine Gewalt gab, war der
Zwischenfall eindeutig gewaltsam; wir sind
dabei in dieser Angelegenheit eine
Beschwerde an die Humboldtuniversität zu
schreiben. Die weibliche Demonstratin wurde
von einem der Organisatoren der
Veranstaltung ins Gesicht geschlagen. Wie es
zu der Gewalt kam, kann im Video (s.
Originaltext) angeschaut werden, wo die
Demonstrantin gepackt und hinausgestoßen
wurde, als sie den Angreifer abwehrte. In
dem Video kann man hören, wie eine Person im
Publikum ruft: "Schlagen Sie sie nicht!"und
"Keine Gewalt!"
Leider
überrascht es überhaupt nicht, dass über die
Verletzung unserer körperlichen Autonomie
durch den Einsatz nicht-authorisierter
Gewaltmittel, zur Unterdrückung politischer
Dissidenz nicht gleichwertig berichtet wurde
und (die Berichte) auch nicht an die
Humboldt-Universität und den Berliner Senat
adressiert wurden. Für eine öffentliche
akademische Institution höherer Bildung, die
menschliche Werte in ihren Mittelpunkt
stellt, ist es eine dunkle Stunde, wenn
Verursacher von Verbrechen gegen die
Menschlichkeit in ihren Räumen willkommen
geheißen werden.
Wir schätzen
den Dialog auch mit denen, die diametral
entgegengesetzte Sichtweisen zu den unseren
haben, und deshalb haben wir andere Redner
bei der Veranstaltung nicht unterbrochen.
Gleichzeitig bleiben wir, gestützt durch das
internationale Recht (Völkerrecht), dabei,
dass einer offiziellen Repräsentantin eines
Staates, der das Recht systematisch verletzt
und das als Gegenstand seiner Politik, einem
Staat, dessen modus operandi die Ausübung
von Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist,
keine Legitimierung seiner rechtswidrigen
Praktiken gegeben werden darf. Natürlich
sollte sie nicht in den Aulen von
akademischen Institutionen willkommen
geheißen werden, die für sich in Anspruch
nehmen, ihre raison d'etre aus den von uns
geteilten menschlichen und humanistischen
Werten zu ziehen. Das trifft auch auf die
rechtlichen Verpflichtungen jeden Staates
und Deutschlands im besonderen zu.
Angesichts
der Versuche in Deutschland die freie
Meinungsäußerung zu diesen Themen zu
unterdrücken (zum Schweigen zu bringen),
finden wir, dass diese Bereitschaft
gefährlich ist für die Zukunft des gesamten
zivilen Bereichs Deutschlands. Wir bitten
alle von Euch, die die Werte der
Zivilgesellschaft hochschätzen, dringend
gegen die staatliche Unterdrückung Stellung
zu beziehen und ein Ende der deutschen
Komplizenschaft bei den Verletzungen des
Völkerrechts zu fordern – auch in Bezug auf
den Fall Israel.
Wir appellieren an Euch Eure Position offen
zum Ausdruck zu bringen, auf der richtigen
Seite der Geschichte zu stehen und Euch uns
in unserem Kampf für Freiheit,
Gleichberechtigung und Gerechtigkeit in
Israel-Palästina anzuschließen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Israelische
NGO: Bezeichnung 'Stopp des
Siedlungsbaus' ist "Unsinn"
Sheren Khalel
-
03.07.2017 - Anat Ben Nun, Direktorin für
Entwicklung & Außenbeziehungen für die
israelische NGO Peace Now, sagte gegenüber
Mondoweiss, dass entsprechend der Daten der
Gruppe die Ankündigung eines Stopps des
Siedlungsbaus vom letzten Monat die Fakten
verfälscht.
Meldungen über
den Stopp waren ursprünglich am 23. Juni
erschienen, als Jerusalem Post berichtete
[...], dass der israelische Premierminister
den USA versprochen hätte die
Veröffentlichung neuer Ausschreibungen für
Bauprojekte in Siedlungen im besetzten
Westjordanland für den Rest des Jahres zu
stoppen.
Während
Netanyahu diese Zusage gemacht haben soll,
ist laut Peace Now die Zahl der
Ausschreibungen, die bereits für 2017
genehmigt worden sind und die von dem
angekündigten Stopp nicht betroffen sind,
bereits höher als die Gesamtzahl von
genehmigten neuen Ausschreibungen pro Jahr
seit 15 Jahren, während die Zahl der
einzelnen Wohneinheiten, die bisher 2017
genehmigt worden sind, laut dem israelischen
Verteidigungsminister Avigdor Lieberman
höher ist als in jedem Jahr seit 1992.
"Bei einer
Überprüfung der Zahlen sieht dies nicht nach
einem Stopp des Siedlungsbaus aus", sagte
Ben Nun. "Gerade diesen Monat haben sie
Pläne für mehr als 3.000 Wohneinheiten
vorangetrieben – das einen Stopp zu nennen,
ist Unsinn."
Nach Daten des
Israelischen Zentralbüros für Statistik (ICBS)
gab es im besetzten Westjordanland in den
letzten 12 Monaten einen Zuwachs beim
illegalen israelischen Siedlungbau von 70%.
Der vergangene
Woche herausgegebene Bericht hob die massive
Ausweitung des Siedlungsbaus zwischen April
2016 und März 2017 hervor. Während dieser
Zeit begann der Bau von 2.758 Wohneinheiten
in Siedlungen, verglichen dazu wurde in den
12 Monaten zuvor mit dem Bau von 1.919
Wohneinheiten begonnen. [...]
Sogar wenn man
die ersten 6 Monate von 2017 mit den ersten
6 Monaten von 2016 vergleicht, ergeben sich
für 2017 fast doppelt so hohe Zahlen.
In einem
Artikel der Jerusalem Post mit dem Titel
"Israelischer Siedlungsbau mitten im Ruf
nach Baustopp um 23% niedriger" wurde
berichtet, dass israelische
Knessetmitglieder Premierminister Benjamin
Netanyahu angegriffen haben, weil er
hinsichtlich des Siedlungsausbaus nicht
energisch genug gewesen sei.
Netanyahu
antwortete darauf: ""Es gab und wird für die
Siedlungen keine bessere Regierung geben als
die unsere." "Wir bauen in allen Gegenden
des Landes. Wir tun das mit
Entschlossenheit, systematisch und klug",
sagte er.
Drei Tage
später erklärte Netanyahu seinen
Spitzenministern, der "Siedlungsstopp" bei
neuen Ausschreibungen für 2017 sei eine
Geste des "guten Willens" gegenüber
US-Präsident Donald Trump gewesen, der die
Position vertritt, dass der Siedlungsausbau
für das Erreichen seiner Ziele, nämlich
eines Friedensabkommens "nicht hilfreich
sein dürfte". Trump hatte Netanyahu gebeten,
sich "mit Siedlungen ein kleines bisschen
zurückzuhalten".
"Trotzdem gibt
es definitiv überhaupt keinen aktuellen
Stopp bezüglich des Vorantreibens von
Bauvorhaben", sagte Ben Nun. "Wir haben im
Lauf der letzten 6 Monate eine etwa doppelt
so hohe Zahl von Vorhaben gesehen. Damit
dass die (israelische) Regierung dies einen
Stopp nennt, möchte sie die internationale
Gemeinschaft zufrieden zu stellen, während
doch tatsächlich die Siedlungspläne jedes
Jahr schneller vorangetrieben werden."
Netanyahus Schritt, mit dem er sich der
US-Regierung gefällig zeigen wollte, kam
sehr zum Entsetzen der israelischen Rechten
wie Bildungsminister Naftali Bennett, dessen
kleine orthodox-nationalistische Partei zur
Regierungskoalition Netanyahus gehört.
"Leider geht (Trump) aus unserer Perspektive
auf demselben erfolglosenWeg abwärts wie
seine Vorgänger", sagte Bennett letzte
Woche. "Ja, wir hier sind enttäuscht."
Während der
Siedlungsbau zu allen Zeiten hoch ist,
leidet Israel auf der anderen Seite der
Grünen Linie an einer Wohnungskrise. Nach
Daten des ICBS gab es in der Zeit von April
2016 bis März 2017 beim Baubeginn in Israel
selbst einen Rückgang um 2,65%.
"Anstatt an
der Lösung der israelischen Wohnungskrise zu
arbeiten, priorisiert die Regierung eine
radikale Minderheit, die jenseits der
Grenzen des Staates leben
(bzw. jenseits
der Grünen Linie – Israel hat bis heute
seine Grenzen nicht festgelegt, Ü.)",
sagte Peace Now in einer Erklärung, in der
sie die Daten des ICBS analysieren. "Dabei
ist der höchste Preis, der für den starken
Zuwachs beim Baubeginn jenseits der Grünen
Linie bezahlt werden muss, ein politischer
Preis, denn ein solcher Siedlungsbau
entfernt uns immer weiter von dem einzigen
Weg zur Beendigung des
israelisch-palästinensischen Konflikts –
einer Zwei-Staaten-Lösung."
Die
israelische Rechte denkt scheinbar, dass der
Siedlungsbau die beste Option für die Lösung
der internen israelischen Wohnungskrise ist.
Anfangs dieses Monats unterbreitete der
israelische Minister für Wohnung und Bau
einen Gesetzesentwurf, der den Bau von
67.000 zusätzlichen Wohneinheiten in den
illegalen Siedlungen empfahl, um die
steigenden Immobilienpreise in Israel zu
umgehen.
Seit 2017
leben mehr als eine halbe Million Israelis
in den Siedlungen im besetzten
Westjordanland, die nach dem internationalen
Recht (Völkerrecht) alle illegal sind. Es
gibt schätzungsweise 196 Siedlungen, die von
der Regierung offiziell genehmigt worden
sind, dazu kommen die von der Regierung
nicht genehmigten Siedlungsaußenposten.
Viele in der
internationalen Gemeinschaft betrachten die
Siedlungen und den Siedlungsausbau als eines
der größten Gefahren für die Verhandlungen
zwischen Israelis und Palästinensern.
Quelle
Übersetzung /Kürzung: K. Nebauer |
Gaza: Israels
Experiment an
Menschen in Situationen von extremem Stress
und Mangel
-
Gideon Levy - 02.07.2017
Ein
Experiment: Was geschieht bei zwei Millionen
Menschen, wenn ihnen fast ständig, Tag und
Nacht, Elektrizität genommen wird.
Eines der
größten Experimente an Menschen, das jemals
durchgeführt wurden, wird genau vor unseren
Augen durchgeführt, und die Welt schweigt.
Dieses Projekt
ist auf seinem Höhepunkt und die Welt zeigt
kein Interesse. Dieses Experiment an
Menschen, das von keiner der
wissenschaftlichen internationalen
Einrichtungen sanktioniert wird, deren
Kontrolle die Helsinki Deklaration (Deklaration
des Weltärztebundes zu Ethischen Grundsätzen
für die medizinische Forschung am Menschen)
fordert, möchte das Verhalten des Menschen
in Situationen von extremem Stress und
Mangel untersuchen.
Die Gruppe, an
der das Experiment durchgeführt wird,
besteht nicht aus einigen wenigen, noch aus
hundert oder tausend oder zehntausend und
nicht einmal aus hunderttausend Menschen.
Bis jetzt haben sie das Experiment
erstaunlich gut durchgehalten. Obwohl es im
Druckkochtopf, in dem sie eingesperrt sind,
manche Turbulenzen gibt, ist er noch nicht
explodiert. Der Gazastreifen wird
dahingehend beobachtet, wann und auf welche
Weise er schließlich explodieren wird. Das
ist, wie es scheint, nur eine Frage der
Zeit.
Von Israel,
der Palästinensischen Autonomiebehörde und
Ägypten vorgeführt: Was geschieht mit zwei
Millionen Menschen, wenn sie fast die ganze
Zeit, Tag und Nacht, keinen Strom bekommen?
Was geschieht mit ihnen im Winter, im
Frühjahr und insbesondere jetzt, in der
schrecklichen Hitze des Sommers im Nahen
Osten?
Dieses
Experiment wird wie alle Experimente
stufenweise durchgeführt. Der Frosch soll im
Wasser gekocht werden, das stufenweise bis
zum Kochen erhitzt wird. Zuerst nahm man
Gaza den Strom für ein Drittel des
24-Stunden-Tages, dann für die Hälfte, und
jetzt hat man das Level weiter gesenkt, so
dass die zwei Millionen Einwohner nur etwa
2,5 pro 24 Stunden Strom haben. Lass uns
schauen, was das mit ihnen macht. Und was,
wenn sie nur eine Stunde täglich Strom
bekommen. Oder eine Stunde pro Woche. Dieses
Experiment ist noch in seinem Frühstadium,
niemand kann sein Ende absehen.
Ort des
Experiments ist der am meisten verfluchte
Flecken Land der Erde. 40 km lang und
zwischen 5,7 und 12,5km breit und mit einer
Gesamtfläche von 365 km³ ist der
Gazastreifen eines der dichtest bewohnten
Plätze der Welt. Laut CIA lebten dort im
Juli 2016 1,7 Millionen Menschen, die
Palästinensische Autonomiebehörde zählt ab
Oktober 2 Millionen Einwohner.
In jedem Fall
gilt eine Million von ihnen als Flüchtlinge
oder Kinder oder Enkelkinder von
Flüchtlingen, von denen die Hälfte noch
immer in Flüchtlingslagern lebt. Verglichen
mit anderen Flüchtlingslagern in der
arabischen Welt (außer denen im Libanon und
in Syrien) gelten die Lager im Gazastreifen
als besonders elend. Die Flüchtlinge in Gaza
wurden 1948 aus Israel vertrieben oder sind
geflohen und stellen etwas 1/5 der
palästinensischen Flüchtlinge in aller Welt
dar.
Diese
Bevölkerung hat nur selten eine Periode
tatsächlicher Ruhe, Sicherheit und minimalem
wirtschaftlichem Wohlbefinden erlebt. Ihre
Situation heute dürfte zu ihren schlimmsten
und verzweifelten gehören, und ein UN-Report
ist zu dem Schluss gekommen, dass der
Gazastreifen in etwa 1 1/2 Jahren, gegen
2020, nicht mehr bewohnbar sein wird,
insbesondere wegen des sich zuspitzenden
Problems mit dem Wasser. Die neuen
Stromkürzungen verschärfen mit dem
Fortschreiten des Experiments die Notlage
dieser Menschen.
In den letzten
10 Jahren wurde dieser schlimm zugerichtete
Streifen Land zu einem Gefängnis gemacht,
dem größten Gefängnis der Welt. Gaza ist
eingekreist: im Norden und Osten von Israel,
im Süden von Ägypten, und an seiner
westlichen Begrenzung durch das Meer, wo das
israelische Militär die absolute Kontrolle
hat. Seit Beginn der Hamasregierung in Gaza
hat Israel in Kooperation mit Ägypten eine
Blockade verhängt. Im Lauf der Jahre wurde
die Blockade etwas gelockert, bleibt aber
eine Blockade, insbesondere hinsichtlich der
Bewegungsmöglichkeit der Bevölkerung in und
aus dem Gazastreifen und des so gut wie
vollständigen Verbots Produkte zu
exportieren.
Aber nicht
einmal das genügt. Die Quälerei des
Gazastreifens ist noch nicht abgeschlossen.
Jetzt kommt die Reduzierung der
Stromversorgung.
Gaza hat ein
einziges Elektrizitätswerk, das nicht so
viel Strom produzieren kann wie gebraucht
wird. Begonnen hat es 2002 mit einer
Kapazität von etwa 140 Megawatt, die
Netzkapazität ist begrenzt und lag 2006 bei
einer Produktion von lediglich 90 Megawatt,
dazu kamen 120 Megawatt, die Israel
lieferte, natürlich voll bezahlt.
Die Anlage
wurde nach der Entführung des israelischen
Soldaten Gilad Shalit im Sommer 2006
zerstört, damals produzierte sie 43% des
Stromverbrauchs von Gaza. Nach dem
Wiederaufbau erreichte die Anlage eine
Produktionskapazität von etwa 80 Megawatt.
Und auch das ist völlig abhängig von Israel,
das der einzige Lieferant von
Dieseltreibstoff und Ersatzteilen ist.
Als die
Blockade verhängt wurde, begann Israel die
Menge an Dieseltreibstoff, die es lieferte,
einzuschränken. Gaza braucht je nach Saison
zwischen 280 und 400 Megawatt Strom. Etwa
ein Drittel des Gesamtbedarfs, ungefähr 120
Megawatt kommen von Israel und 60 bis 70 vom
Kraftwerk. Es gab in Gaza bereits vor der
letzten Kürzung eine chronische
Unterversorgung mit Strom. Die Gazaner waren
schon seit Jahren einige Stunden täglich
ohne Strom.
Am 11. Juni
diesen Jahres beschloss das israelische
Sicherheitskabinett den von Israel Gaza
gelieferten Strom auf Wunsch des
Vorsitzenden der Palästinensischen
Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, zu kürzen.
Das führt zur gegenwärtigen Krise, der
schlimmsten bis jetzt. Der Machtkampf
zwischen Abbas und der Hamas, die in Gaza
regiert, in dem Israel auf eine schändliche
Weise mit der PA kooperiert, hat die
gegenwärtige Situation geschaffen. In dieser
Situation gibt es keine Guten und Bösen,
sondern nur Böse.
Etwa zwei
Wochen nach dem Kabinettsbeschluss kürzte
Israel seine Stromlieferung noch einmal und
nahm von den 120 Megawatt, die es lieferte,
weitere 8 Megawatt weg. In der Folge hat
sich die Stromversorgung in einigen Teilen
Gazas, vor allem im Westen und Süden auf
etwa 2 1/2 Stunden Strom pro 24 Stunden
reduziert. 2 1/2 Stunden Strom pro Tag!
Man kann sich
das tägliche Leben mit nur 2 1/2 Stunden
Strom pro Tag in dieser Bruthitze kaum
vorstellen. Man kann sich kaum ausmalen, wie
Lebensmittel frisch gehalten werden,
erschreckend, wenn man überlegt, wie all die
normalen menschlichen Tätigkeiten ohne Strom
verrichtet werden sollen, entsetzlich der
Gedanke an all die Krankenhauspatienten,
deren Leben von Strom abhängig ist.
Vor kurzem, am
4. Juni, beschrieb ein Artikel in Haaretz
von Mohammed Azaizeh, der für die
israelische Menschenrechtsorganisation Gisha
arbeitet, was im Al-Rantisi-Krankenhaus in
Rafah geschehen ist.
In der
Kinderabteilung ICU waren Kinder an
Beatmungsgeräte angeschlossen, für die nur
wenige Stunden pro Tag Strom zur Verfügung
stand; jetzt hängt ihr Leben von einem
Generator ab. Manchmal fällt der Generator
aus. Der Direktor des Krankenhauses, Dr.
Mohammed Abu Sulwaya bezeichnete die
Situation in seinem Krankenhaus als
katastrophal. In den anderen Krankenhäusern
im Gazastreifen ist die Situation natürlich
ähnlich.
Also werden
die Einwohner von Gaza wieder einmal Opfer
zynischer politischer Machenschaften, die zu
ihren Lasten gespielt werden. Die
hemmungslosen Machtkämpfe und Egospiele
zwischen Abbas und der Hamas, zwischen
Ägypten und Hamas und zwischen Israel und
allen andern haben Folgen, die bis zu den
pädiatrischen Beatmungsgeräten für die
Kinder im Al-Rantisi reichen.
Niemand kann
absehen, wo das enden wird, wenn sich die
Parteien weiter hinter ihren Positionen
verschanzen und die Welt mit Apathie
reagiert. Durch den Strommangel entsteht ein
Mangel an sauberem Wasser und
Überschwemmungen mit unbehandeltem Abwasser.
Gaza ist an all das gewöhnt, aber auch die
fantastische und einzigartige Resilienz der
Einwohner Gazas hat ihre Grenzen.
Israel trägt
wegen der von ihm verhängten Blockade die
Hauptverantwortung für die Situation, aber
es ist sicher nicht der einzige Schuldige.
Ägypten und die PA sind bei diesem
Verbrechen vollwertige Partner. Ja, es sind
Verbrechen. Im Jahr 2017 werden zwei
Millionen Menschen daran gehindert Strom zu
bekommen, und das heißt auch, dass man ihnen
keinen Strom für Sauerstoffgeräte und Wasser
gibt. Die Verantwortung Israels dafür
schreit zum Himmel, denn Gaza ist noch immer
teilweise von Israel besetzt.
Auch wenn
Israel sein Militär und seine Siedler aus
dem Gazastreifen abgezogen hat, behält es
die alleinige Verantwortung für viele andere
Lebensbereiche in Gaza. Israel ist demnach
auch verantwortlich für die Versorgung der
Einwohner von Gaza mit Strom. Die PA trägt
auch eine schwere Verantwortung für die
derzeitige Situation, in der es sein eigenes
Volk mißbraucht. Wie Ägypten, das sich gerne
pathetisch als Schwester der Palästinenser
bezeichnet, obwohl seine eigene Rolle bei
der Blockade Gazas nicht hinnehmbar ist.
Gaza stirbt,
langsam. Anderswo kümmert sein Leiden
niemanden. Niemanden in Washington oder
Brüssel oder Jerusalem oder Kairo und nicht
einmal in Ramallah. Es ist nicht zu glauben,
aber da ist augenscheinlich so gut wie
niemand, den es kümmert, dass zwei Millionen
Menschen dem Dunkel der Nacht und der
brütenden Sommerhitze preisgegeben sind und
niemanden haben, an den sie sich wenden
können, und kein Fünkchen Hoffnung. Nichts.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Bennetts
Friedensplan: ich werde diktieren, du wirst
unterschreiben
- Aviad Kleinberg - 14.06.17 - Naftali
Bennetts Antwort auf Arafats „Frieden der
Tapferen“ ist ein „Frieden der
Rechtsorientierten.“
Am Montag erklärte der Führer von Bayit
Yehudi das Wesentliche des Friedens, den er
und die Rechten (genauso wie die Linken)
erhoffen; der Bildungsminister macht es
klar, Frieden ist die Abwesenheit von
Krieg. Das ist natürlich wahr. „Der Frieden
der Rechten – so fügt er hinzu, „ist
Frieden, der mit Stärke zusammen hängt .“
Darüber gibt es keinen Zweifel. Wenn die
Seite, die ein Abkommen unterzeichnet,
machtlos ist, dann ist dies Abkommen ein
Kapitulations-Abkommen und kein
Friedensabkommen.
In Bennetts Welt jedoch existiert die
andere Seite nicht, auch nicht ihre
Bedürfnisse, ihre Wünsche, ihre Stabilität
und ihre Rechte – sie existieren nicht. Wir
werden die Grenzen und Koexistenz
entsprechend unserer Demographie,
Sicherheit und kulturellen Bedürfnissen
bestimmen (Wir werden z.B. bestimmen, dass
Jerusalem außerhalb der Argumentation und
jenseits von Frieden liegt. Wir werden die
Grenzen der palästinensischen Autonomie
bestimmen und natürlich die Grenzen des
Staates und als Folge davon die Grenzen der
palästinensischen „Entität“. Wenn wir stark
genug sind, wird die andere Seite gezwungen,
dieses Diktat anzunehmen. Frieden, in
andern Worten, ist nicht ein Schritt, in dem
wir den andern anerkennen und versuchen,
dass der andere damit einverstanden ist,
sondern ein einseitiger Schritt, der
ausschließlich unsere Bedürfnisse
reflektiert.
In dieser narzisstischen Vorstellung von
Ko-Existenz liegt etwas sehr Anfechtbares.
Das Anerkennen der Bedürfnisse und der
Rechte der andern Seite (als menschliche
Wesen, als Bürger, als jemand mit nationalen
Wünschen) kommt natürlich nicht zu uns.
Wenn ich die Regel selbst bestimmen kann,
warum sollte ich ihre Bedürfnisse
berücksichtigen?.
Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich
ein Mietwagenabkommen unterzeichnete, da
begann ich mit dem Lesen des Vertrages. Als
ich etwa beim 7. Absatz war, verlor der
Vertreter seine Geduld. „Spar die Zeit – wir
haben immer Recht und ihr habt immer
Unrecht. Seine Schlussfolgerung waren genau
und mein Angebot immer begrenzt und ich
unterzeichnete den Vertrag. Im Laufe der
Geschichte haben Weltmächte immer versucht ,
die Schwachen so zu behandeln. Sie
diktierten Bedingungen und die schwache
Seite unterzeichnete den Frieden der Rechten
Andrerseits, wenn uns die Geschichte etwas
lehrt, ist es, dass das diskutierte Abkommen
( (ich werde diktieren und du wirst
unterzeichnen) voller Probleme ist. Wenn
es dazu kommt, einen Vertrag für einen
Leihwagen zu unterschreiben, mag das
funktionieren ( wenigstens so lang , wie die
Person, die sich einen Wagen leiht, keine
andere Wahl hat) Wenn es aber zum Leben
selbst kommt, funktioniert dies nicht so
gut. Selbst große Reiche haben leider
entdeckt, dass gedemütigte und irritierte
Unterzeichner, Unterzeichner, die mit
Zähneknirschen ein win-lose Abkommen
akzeptieren, sich an unfreundliche Maßnahmen
wenden, ihre Unzufriedenheit auszudrücken.
Die Engländer besetzten z.B. euer
Palästina- Irland im 11. Jahrhundert. Sie
diktierten ihre Bedingungen „ aus der Stärke
heraus“ (während der letzten Jahrhunderte
waren übrigens jene Bedingungen viel
besser als die Bedingungen, die wir den
Palästinensern anbieten. Da sie die vollen
zivilen Rechte einschließen und das volle
Wahlrecht für die Wahlen ins britische
Unterhaus) Wie wir siedelten die Briten in
Teilen von Irland. Gelegentlich begannen
sie militärische Operationen, die gnadenlos
das lokale Bewusstsein beschädigte. Nach
800 Jahren Terror ( oder bewaffnetem
Widerstand (je nachdem wen du fragst)
setzten sie sich zusammen an den
Verhandlungstisch und erreichten ein
Abkommen, in dem auch die irländischen
Bedürfnisse berücksichtigt wurden.
Das britische Empire konnte es sich leisten,
teure Fehler zu begehen. Der
Macht-unterschied zwischen Groß-Britannien
und Irland war so groß, dass Irland
bestenfalls ein Ärgernis war. Die Frage ist,
können wir uns Bennetts Vorstellung eines
Friedens des rechten Flügels vorstellen. Im
Augenblick scheint es, dass wir es können;
aber schauen wir auf die Zahlen und die
Landkarten, auf das globale System der
Interessen. Dieser Sinn ist untergraben.
Im Augenblick hat der Staat einen klaren
militärischen Vorteil. Es ist einfach, diese
Tatsache zu bedenken, aber wir sollten nicht
betrunken Auto fahren. Bevor wir den
gefährlichen Cocktail der Macht und des
religiösen Messianismus schlucken, wurde
Israel von Pragmatismus charakterisiert,
eine realistische Ansicht des Möglichen und
Unmöglichen. David Ben-Gurion sagte – wie
Bennett zitierte - dass das jüdische Volk
keine Autorität habe, jeden Teil des Landes
aufzugeben. Praktisch gibt er jedoch eine
Menge auf. Träume sind eine Sache; und die
Realität etwas anderes. Bennett hatte einen
Traum. Wir leben leider in der
Realität. Quelle
dt. Ellen
Rohlfs |
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