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Die Resolutionen
der UNRWA weisen auf die Isolierung von Gaza hin
Ramona Wadi - 20.10.2016
Wahrscheinlich wird man mit der Zeit von
dem unbewohnbaren Sumpf, zu dem Gaza geworden ist, als einer isolierten
humanitären Sorge sprechen anstatt einer direkten Folge der Operation
Protective Edge und letztlich der kolonialen Besetzung durch Israel
sprechen.
Das vorherrschende Szenario in Gaza ist, dass die Vorhersage der UNO,
unter der Blockade werde der Gazastreifen bis 2020 unbewohnbar sein,
Wirklichkeit wird. Laut Bo Schack, dem Direktor der UNRWA für Gaza, ist
Israel für die Verzögerung des Wideraufbaus des zerstörten Territoriums
verantwortlich. Schack machte entsprechende Kommentare auf einer
jüngsten Pressekonferenz.
Man muss daran erinnern, dass der Mechanismus für den Wiederaufbau von
Gaza auf festen Hypothesen und der Ausgrenzung bestimmter Akteure
beruht. Während der letzten Tage der israelischen Operation Protective
Edge gegen Gaza 2014 wurde, sobald der Waffenstillstand vereinbart war,
Hamas von den Gesprächen ausgeschlossen. Das ergab in der Folge eine
Reihe von Entscheidungen, die von Israel, der UNO und der
Palästinensischen Autonomiebehörde mit Sitz in Ramallah gemeinsam
getroffen wurden, wobei alle aus verschiedenen Gründen eine gewisse
Abneigung gegen die Palästinenser der Küstenenklave hegen.
Im Dokument des Mechanismus für den Wiederaufbau von Gaza heißt es, dass
"dieser Mechanismus, wenn er korrekt umgesetzt wird, ein bedeutender
Schritt zum Ziel einer Aufhebung der Blockade und ein Zeichen der
Hoffnung für das Volk von Gaza darstellt". Diese Prämisse ist
unglaubwürdig, da die Hauptakteure in keinster Weise bereit sind dazu
beizutragen, dass dieses Ziel erreicht wird. Das Dokument behauptete
auch, dass "das Hauptziel darin besteht, die Bedingungen für den
umfangreichen Aufbau und Wiederaufbau, den der Gazastreifen braucht, zu
schaffen. Man muss darauf hinweisen, dass eine der Bedingungen für die
Aufgaben von Aufbau und Wiederaufbau nach eben diesem Dokument darin
besteht, den Sorgen Israel um seine Sicherheit bei der Verwendung von
Baumaterial oder anderer Materialien des "doppelten Gebrauchs" Rechnung
zu tragen. Der Grad an Übereinstimmung mit den Bedürfnissen
(Erfordernissen) Israels ist hier ein absoluter und hat Priorität vor
dem Wohlergehen der Palästinenser von Gaza.
Zwei Jahre später und unter dem ständigem Vorwand der Sorge um die
Sicherheit (Israels) fallen die Verzögerungen im Wiederaufbau eindeutig
auf Israel zurück. "Israel hat der im Mai 2015 vorgelegten Liste mit den
Namen von Einwohnern von Gaza, deren Häuser bei den israelischen
Militäroffensiven beschädigt wurden und repariert werden müssen, noch
immer nicht seine Zustimmung erteilt", erklärte Schack.
An diesem Punkt ist es wichtig, Ideen und Faktoren nicht aufzuspalten.
Die Mißachtung und die Verzögerungen liegen bei Israel als kolonialem
Aggressor, diese Tatsache darf nicht vergessen werden. Zwei Jahren sind
eine kurze Zeit im Vergleich mit Jahrzehnten, aber es ist
wahrscheinlich, dass man mit der Zeit von dem unbewohnbaren Sumpf, zu
dem Gaza geworden ist, als von einer isolierten humanitären Sorge
spricht anstatt von einer direkten Folge der Operation Protective Edge
und letztlich der kolonialen Besetzung durch Israel.
Wenn sich auch die direkte Bezugnahme der UNRWA auf Israel ein guter
Anfang sein kann, muss man aufmerksamer sein, besonders wenn es sich um
humanitäre und politische Zusammenhänge handelt, die darin verflochten
sind.
Konkret muss der internationale Versuch Hamas aus dem ganzen Prozess
auszuschließen angesprochen werden. Es ist nicht nötig davon zu
sprechen, dass sich die Hamas zu einer politischen Organisation
(Entität) entwickeln muss, etwas, was mit hohen Kosten für diese
Organisation schon geschehen ist, während man gleichzeitig ihre
politische Einbindung ablehnt, da die internationale (Gemeinschaft)
darauf besteht, dass die Palästinensische Autonomiebehörde unter dem
Vorsitz der Fatah die einzige legitime Repräsentantin des
palästinensischen Volkes ist.
Während des Angriffs von 2014 leistete die AP keinerlei Widerstand,
während die Hamas versuchte mit Widerstand und Diplomatie mit der
Situation umzugehen. Wenn diese Tendenz weiter besteht, wird Israel
unverdienterweise mit einer größeren politischen Zersplitterung des
palästinensischen Volkes belohnt.
Für Israel und die internationale Gemeischaft ist es sehr einfach, sich
auf die verschiedenen Bedürfnisse (Notlagen) der Palästinenser zu
konzentrieren und jede Gruppe als eine eigene Entität zu behandeln
anstatt als ein Kollektiv im Ganzen, das schwer und auf verschiedene
Weise geschädigt worden, aber immer untereinander in Verbindung
gestanden ist. Die UNRWA hat einen Vorstoß gemacht, jetzt ist es an den
übrigen Organisationen in geeigneter und präziser Form die Verantwortung
Israels zu genau zu beschreiben.
Quelle:
www.monitordeoriente.com/20161020-las-resoluciones-de-la-unrwa-apunten-hacia-el-aislamiento-de-gaza/
Übersetzung: K. Nebauer
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Warum verschärft
Israel die Blockade von Gaza?
Ben White -
23.10.2016
"Shin Bet und jene, die diese Maßnahmen
ausführen, sind an einem witeren schrecklichen Blutvergießen
interessiert – weil der Gazastreifen ihren Befehlen nicht gehorcht und
darauf besteht Teil der palästinensischen Gesellschaft und Geografie zu
bleiben."
Lassen Sie mich mit den Fakten beginnen:
Die israelischen Behörden haben im vergangenen Jahr die bereits lange
bestehende Blockade des Gazastreifens verschärft.
Schon vor der letzten Verschärfung hat die
israelische Blockade – nach den Worten des UN-Generalsekretärs Ban
Ki-Moon eine rechtswidrige Politik der Kollektivstrafe – das Leben der
zwei Millionen Einwohner von Gaza kontinuierlich beeinträchtigt und die
fehlende Entwicklung weiter verschärft.
Im April dieses Jahres hat sich die UNO hinsichtlich der dringendsten
Maßnahmen für den Wiederaufbau dessen, was von Gaza übrig geblieben ist,
klar geäußert: "die Aufhebung der Beschränkungen für die Einfuhr von
Baumaterial bei gleichzeitiger schrittweiser Reduzierung der Blockade."
Die Dinge haben sich aber gerade entgegengesetzt entwickelt.
Im Juli berichtete die israelische Zeitung
Ha'aretz wie sich "die Restriktionen für die Ausreise von Palästinensern
aus dem Gebiet und die Importgenehmigungen für Gaza verschärft" haben,
dazu kam noch das Verbot für "bestimmte Unternehmer, ihre Waren nach
Gaza einzuführen".
Die Daten der UNO bestätigen die
Verschärfung der Blockade im Juli: nur 110 Lastwagen mit Waren aus Gaza
durften (das Gebiet) verlassen, das ist die Hälfte der Anzahl von Januar
und 14% von 2005, vor der Blockade. Im August war die Zahl der
Patienten, die von den israelischen Behörden eine Genehmigung für eine
Behandlung außerhalb des Gazastreifens erhalten haben, die niedrigste
der letzten sieben Jahre.
Im September veröffentliche die
israelische NGO Gisha Statistiken, die zeigen, dass "in der ersten
Hälfte des Jahres 1.211 Gazaner zu Verhören durch die israelische
Polizei zum Grenzübergang Eretz vorgeladen" worden sind, was gegenüber
der gleichen Periode im Vorjahr einen Anstieg auf mehr als das doppelte
bedeutet. Anfang Oktober beschrieb ein Beamter der Kammer für Handel und
Industrie von Gaza die aktuelle Situation als die "schlimmste, die wie
jemals gehabt" haben. Am 13. Oktober warnte Nickolay Mladenov von der
UNO diejenigen, die "glauben, dass es möglich ist den Gazastreifen ewig
zu bestrafen und unter Blockade zu halten".
Inzwischen hat Verteidigungsminister
Avigdor Lieberman trotz allem, was bereits geschehen war, dem
israelischen Militär den Befehl für die Verschärfung der Blockade
gegeben, speziell hinsichtlich von "Instrumenten zum doppelten
Gebrauch". Laut Gisha stehen auf der Liste auch "Artikel, deren Gebrauch
streng zivil ist, und die für das zivile Leben unentbehrlich sind".
Zu all dem hat ein UN-Hochkommissar
kürzlich geschildert, wie "die Bedingungen für humanitäre Helfer sehr
viel schwieriger geworden sind". Im Januar sind 3% der Anträge auf
Ausreisegenehmigung von Gaza nach Israel für Palästinenser, die in
Israel arbeiten, abgelehnt worden; im August waren es 65%.
Diese Worte wurden vom Direktor die für
Operationen der UNRWA diese Woche wiederholt; er hatte außerdem einen
Artikel geschrieben, in dem er zu einer Aufhebung der Blockade von Gaza
drängt. Schack bestätigte mir in einem Telefongespräch, dass die
israelischen Beschränkungen für die Einfuhr von Zement den
Wiederaufbauprozess verzögern.
Laut Schack warten noch 400 Familien,
deren Häuser wieder aufgebaut werden müssen, noch auf die Genehmigung
(die ein Teil der Mechanismus für den Wiederaufbau von Gaza ist).
Außerdem sagte Schack, "wir haben" (in den letzten 6 Monaten, d.h. seit
Mai) "keine Antwort bezüglich der Fälle erhalten , die wir vorgelegt
haben".
Schack, Amtsträger der UNO mit Sitz in
Gaza, bestätigte, dass zusammen mit der "Zunahme der Restriktionen für
die Palästinenser in Gaza" es auch "eine viel stärkere Zunahme der
Bewegungseinschränkungen für das Personal der UNO als früher" gibt.
Zu den Unternehmern und den humanitären
Helfer kommen jetzt noch die Vertreter der Palästinensischen
Autonomiebehörde; nach jüngsten Informationen hat der Shin Bet die
Dauergenehmigungen für die Ausreise von 12 der 14 (Amtsträger), die für
die Vermittlung zwischen palästinensischen Zivilsten und den
israelischen Behörden zuständig sind, gelöscht. Das heißt, die Beamten,
die sich um die Ausreisegenehmigungen kümmern sollen, haben jetzt selbst
ihre Ausreisegenehmigungen verloren.
Viele Beobachter bestehen darauf, dass
Israel keinesfalls kurzfristig eine neue Offensive gegen Gaza beginnen
will, und dass Lieberman, sofern er nicht seine Meinung ändert, seine
frühere Kriegslüsternheit und seinen Willen, die Regierung der Hamas in
Gaza zu stürzen, gemäßigt hat, seit er Verteidigungsminister ist.
Wo liegt dann der Grund für diese
eindeutige Verschärfung der Blockade? Es ist ja nicht so, dass die
Folgen der Blockade ein großes Geheimnis wären. Das israelische
"Sicherheitsestablishment" ist wegen der "Instabilität" in Gaza offen
besorgt und nennt die wachsende politische Krise der Hamas und die
zunehmende Armut.
Einer der Sprecher der Palästinensischen
Autonomiebehörde glaubt, dass Lieberman mit der Löschung der
Ausreisegenehmigung für die 12 palästinensischen Funktionäre in Gaza
seine Politik anwendet, die Kommunikation zwischen Israel und den
Instituionen unter Mahmud Abbas auszuschalten und "direkte
Kommunikationskanäle mit palästinensischen Einwohnern zu schaffen".
Amira Hass schrieb in ihrem wöchentlichen
Artikel sarkastisch über die Löschung der Ausreisegenehmigungen für die
Einwohner von Gaza, wie der Shin Bet "mich überzeugen will, dass ein
palästinensischer Jugendlicher mit Krebs, der seit seiner Kindheit in
Israel behandelt worden ist und jetzt einen Knochenmarkstransplantaton
in Haifa benötigt, zu einer Bedrohung geworden ist".
Shin Bet weiß, dass "das alles keinen Sinn
hat", schrieb Hass. Aber was steckt dann hinter dieser Entscheidung?
"Wir müssen nicht auf die Öffnung der Archive warten, um auf diese Frage
zu antworten", sagt sie. "Der Shin Bet und die, die diese Maßnahmen
ausführen, sind an einem weiteren schrecklichen Blutvergießen
interessiert – denn der Gazastreifen gehorcht nicht seinen Befehlen und
besteht darauf Teil der palästinensischen Gesellschaft und Geografie zu
bleiben."
Quelle:
www.monitordeoriente.com/20161023-por-que-israel-esta-endureciendo-el-bloqueo-sobre-gaza/
Übersetzung: K. Nebauer |
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Wie Tausende
palästinensischer und israelischer Frauen um Frieden
kämpfen
Riman Barakat, 25.
Oktober 2016
Tausende
palästinensischer und israelischer Frauen, die in diesem Monat in
Jerusalem und Jericho marschierten, verlangen von ihren Gesellschaften
nicht nur Frieden, sie erreichen durch Stereotypen nicht nur
künstliche Grenzen wahre Partner.
Vor weniger als einem
Jahr verbrachte ein Gruppe palästinensischer und israelischer Frauen
ein Wochenende in Tantur, das zwischen Jerusalem und Bethlehem liegt,
und überlegten gemeinsam , was sie tun könnten, um den Kreislauf der
Gewalt und die politische Stagnation zu durchbrechen. Jede hatte ihren
eigenen persönlichen Grund, hier zu sein, ob es die israelische Mütter
waren, die ihre eigenen Kinder in den Krieg schicken müssen oder die
palästinensischen Frauen, die von den täglichen Überfällen der
israelischen Armee, den Checkpoints und der Unfähigkeit, frei zu leben
und sich eine hoffnungsvolle Zukunft für ihre Kinder wünschen.
Persönlich fühlte ich mich auseinander gerissen, als ich Jerusalem in
hundert Stücke zerteilt sah, ein Ort, der die Inspiration der
Ko-Existenz sein sollte statt fast täglich mit palästinensischem und
israelischem Blut getränkt zu werden.
Während der letzten 11
Jahre habe ich mein Bestes getan, um an jeder möglichen Initiative
beteiligt zu sein, die versucht, einen israelisch-palästinensischen
Frieden zu bringen. Warum ist ein Kampf von Frauen für Frieden anders?
Mein Glaube ist immer der gewesen, wenn jede Gruppe bekennt, dass sie
israelisch-palästinensischen Frieden bringen will, dann müssen sie
dies so sehr wünschen, als ob sie bereit wären, sich mit der Sache zu
vereinigen. Diese Frauen sind von dieser Art Wesen. Sie sind nicht zu
halten und sind entschieden, aber vor allem glauben sie, sie könnten
ihre eigene Zukunft schaffen. Um eine andere Realität zu schaffen sie
glauben, dass wir diese Realität sein müssen.
„Wie müssen über unsere
Realität hinweg denken“ sagte Lily, und zusammen machen wir den Marsch
der Hoffnung, zu einem Marsch der Zusammengehörigkeit – ein Schrei an
die ganze Welt, der aus Mutters Schoß kommt, um die Gewalt zu stoppen.
Wir beschlossen nicht anzuhalten, nicht einmal in der Mitte der
schlimmsten Gewalttaten. Wir trafen uns und schrien laut:„Genug! Genug!“
auf Arabisch, Hebräisch und Englisch. Wir entschlossen uns zu einer
gemeinsamen Sprache der Hoffnung, der Menschlichkeit und ein
unerschütterliches Bekenntnis zum Frieden und wir wiesen die Sprache
der Trennung zurück.
Als ich vor mehr als
500 Frauen bei Neve Shalom/ Wahat al Salam am Anfang dieses Monats
stand, war ich noch nicht sicher, ob jeder wirklich verstanden hat und
daran glaubte, was zwei Tage später geschah . – ein gemeinsamer Marsch
von Tausenden palästinensischer und jüdischer Frauen. Als ich die
meistens jüdischen Frauengruppen dazu aufrief, sich an diesem Tag zu
versammeln, um den palästinensischen Frauen die Hände zu reichen,
fühlte ich , wie die Menge jauchzte, allein vom Gedanken der
palästinensischen Partnerschaft. Zwei Tage später, als der Marsch
begann, ein scheinbar endloser Strom von palästinensischer Frauen stieg
aus den Bussen aus, von Nablus, Hebron, Ostjerusalem, Jericho, Jenin,
Bethlehem. Und wohlgemerkt, sie waren da, um wirklich teilzunehmen
und die Worte des Friedens zu singen.
Wir mussten uns selbst
erlauben, die Barrieren drinnen und draußen zu überwinden, zu wagen
uns in die Augen zu schauen und die Menschlichkeit des anderen zu
sehen. Eine zu lange Zeit verging, als wir hier und sie dort waren ,
Der erste Schritt ist jene psychologische Barriere zu brechen und uns
erlauben, dass wir bei denen , die wir die „Anderen“ nennen, willkommen
sind .Ich kann mich nicht an das letzte Mal erinnern, als so viele
Israelis und Palästinenser sich trafen und zusammen gingen. Ich glaube,
ich war damals während der Oslo -Abkommen viel jünger. Doch nach mehr
als 20 Jahren der Trennung, vereinigen sich die Frauen noch einmal für
eine gemeinsame Sache. Es ist ein historischer Augenblick und selbst
die , die dies zu ignorieren versuchen, werden es schwerer und schwerer
finden dies zu tun , das es weiter wächst. Als meine Freundin Huda
Abuarqoub aus Hebron auf dem Podium am Ende des Marsches vor den
Haus des Ministerpräsidenten in Jerusalem stand, erklärte sie laut und
tapfer und eindeutig: „Schluss mit den Mythen, Ich verspreche Ihnen ,
sie haben einen Partner“ - es schien mir wie ein Traum, als ob wir auf
einem anderen Planeten wären. Ich beobachtete den Schock und die
Begeisterung meiner israelischen Freunde. Es war als ob Huda selbst von
einem anderen Planet kam. Aber sie war real, hier in Fleisch und Blut,
laut und klar, Und jeder sah den Zauber an diesem Morgen, nur war er
nicht magisch, Es gibt einen Partner und der Partner ist real. Es wird
Zeit das ständige Verlangen eines Beweises anzuhalten.
Die Nobelpreisträgerin
Leymah Gbowye, die aus Liberia kam, schloss sich unserm Marsch an und
lud uns Zuhörer ein, an dem teilzunehmen, was sie „ die
Herausforderung des offenen Geistes“ und nahm auf , was ich vorher in
meiner Rede über das Sehen der Humanität im anderen sagte. Sie
erzählte eine Geschichte aus ihrer Kindheit über eine alte Frau, die
auf der Kuppe eines Hügels lebte, von der jeder glaubte , es wäre eine
Hexe, die kleine Kinder essen würde. Leiymahs Großmutter bestand darauf,
die Kinder mitzunehmen, um sie zu besuchen . Was war die Pointe? Die
Moral von Leymahs Geschichte ist, dass wir jene Grenzen in uns
überschreiten müssen, um die Stereotypen, die wir einander aufgebaut
haben, zu zerstören – eine Ansammlung vieler „dünner Wände“ , wie sie
sie nannte. Alles was nötig ist, ist ein einfacher Akt des Mutes, um
eine Grenze der Angst in uns zu überwinden, ja uns selbst
herauszufordern und dem anderen zu wahrlich begegnen wagen.
Was wir am 19. Oktober
erlebten, war eine wenig überraschende Überraschung, ja, dass jene auf
der andern Seite menschliche Wesen sind, voller Liebe, die wie wir
nichts als das Leben und Frieden wollen. Doch dort wo wir waren, waren
alle von uns entsetzt, meine israelischen Freunde und ich, während wir
Huda zuhörten, sagten nichts, nur das Offensichtliche. Der Mythos der
bösen Hexe auf der Kuppe des Hügels zersprang sofort, und die Partner
des Friedens unter uns, die in jeder Gestalt und Form anwesend waren.
Riman Barakat ist eine
palästinensische Aktivistin, die CEO und Gründerin der Experience
Palestine for International Missions and Delegations und ein
Vorstandsmitglied von ALLMEP ( The Alliance for Middle East Peace) .
Vorher war sie Co-Direktorin von IPCRI ( Israelisch-Palestinensische
kreative regional Initiatives)
Quelle
(Dt. Ellen Rohlfs) |
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Bildung
wird benutzt für die Normalisierung schrecklicher Gewaltakte
Gil Gertler - 23. 10. 2016
So macht es das israelische Bildungssystem
für eine Generation nach der anderen möglich, die brutalsten Formen
staatlicher Gewalt zu akzeptieren.
Der Oktober bietet den Israelis zahlreiche
Gelegenheiten zur Selbstprüfung, eine davon vor einer Woche, am
14.Oktober. 1953 haben 600 israelische Soldaten, eine halbes Bataillon,
in dieser Nacht das palästinensische Dorf Qibya überfallen. Das Dorf lag
einen Kilometer von der israelischen Grenze entfernt in der Westbank und
war damals unter jordanischer Kontrolle. Die Soldaten eröffneten das
Feuer, warfen Granaten, brachten Sprengstoff an und sprengten 45 Häuser.
Bei diesem Angriff wurden 69 Bewohner von Qibya getötet, die meisten von
ihnen waren Frauen und Kinder.
Yeshayahu Leibowitz, der bekannte
israelische Intellektuelle, schrieb einen Artikel über das moralische
Versagen bei dem Massaker, in dem er feststellte:
Wir müssen uns fragen: woher kommt
dieser Teenager, der keine
Bedenken hat, eine solche
Ungeheuerlichkeit zu begehen, wann wurde er von
drinnen oder von außen gedrängt Rache
zu nehmen? Der Teenager gehört
schließlich nicht zum Pöbel, er ist
eher jemand, der neben menschlichen und
gesellschaftlichen Werten nach
zionistischen Prinzipien aufgewachsen und
erzogen worden ist.
Ich schlage eine Antwort vor: es geschah
auf Grund der zionistischen Erziehung (Bildung), die eine verzerrte
Sicht der Realität schafft zusammen mit existenziellen Ängsten, die sich
in eine Aggression gegen einen imaginären Feind entladen können. Hier
sind im Folgenden die Bausteine dieser Erziehung (Bildung) hat, wie sie
sich im Massaker von Qibya gezeigt haben. Die Leser sind eingeladen, sie
mit allen anderen israelischen militärischen Aktionen zu vergleichen
[...].
1. Lügen und Leugnung
Der erste Schritt ist es ein
Tarnmanöver (Vernebelung) von Lügen und Leugnungen zu schaffen. Am 19.
Oktober 1953 hielt Premierminister David Ben Gurion ein Radioansprache
an die Nation: "Die Regierung Israels weist mit aller Kraft die absurde
und unglaubliche Unterstellung zurück, dass 600 Männer der IDF an der
Aktion gegen das Dorf Qibya teilgenommen hätten." Medien übernahmen die
Regierungslinie, wie John Brown aufgezeigt hatte. Die Tageszeitung
Ma'ariv zum Beispiel konstatierte, die Geschichte des Dorfes, "das von
der Erde ausradiert wurde", sei nichts anderes als die Darstellungen von
Radio Ramallah in seiner übersteigerten orientalischen Fantasie.
Während einer Anhörung in der Knesset über
die Verurteilungen Israels in der UNO sagte der Abgeordnete Mordechai
Nuruk: "Es ist eine Lüge, dass das von den IDF verübt worden ist.
Keiner, der ein bißchen Grips hat, wird glauben, dass die Staatschefs zu
einem solchen Schritt fähig sind ... die Wahrheit ist, dass die Bewohner
an der Grenze, die Waffen für die Selbstverteidigung haben, diejenigen
sind, die das getan haben." Es war Ben Gurion, der die Idee verbreitete,
wütende israelische Bürger hätten in Reaktion auf einen Angriff
infiltrierender Palästinenser, bei dem drei Tage zuvor drei Israelis im
Ort Yehud getötet worden waren, Vergeltung geübt.
Es waren jedoch die Staatschefs, die den
IDF befahlen, (sie sollten) "die Leute des Dorfes Qibya angreifen, (das
Dorf) vorübergehend besetzen und ihnen größtmöglichen Schaden zufügen,
damit die Bewohner aus ihren Häusern flüchten".
Die vielen Lügen und verschiedenen
Versionen führen dazu, dass Menschen wie du und ich sich kein Urteil
mehr über die Ereignisse bilden können. Wir sind nicht mehr sicher, was
geschehen ist und was nicht, und verlieren das Vertrauen in unser
Urteilsvermögen.
2. Sie haben angefangen
Der nächste Schritt soll dem
Opfer die Schuld geben. Die israelische Zeitung Zmanim schrieb damals:
"Wir glauben nicht, dass die Sprache offener, brutaler Gewalt die
einzige Sprache ist, die Frauenmörder verstehen... ". Das heißt, sie
waren die ersten, die getötet haben - und deshalb haben sie es verdient.
2005 veröffentlichte das
Unterrichtsministerium ein Papier über den "Zwischenfall von Qibya", und
die große Frage, mit der sich die Regierung gezwungenermaßen zufrieden
gab, war: "Was ist der richtige Weg Terroristen anzugreifen, die sich
hinter Zivilisten verstecken?" 69 Tote sind nicht länger unschuldige
Zivilisten, sondern eher Leute, die Terroristen in ihren Häusern
verstecken. Vergessen wir nicht die Wahrheit: die IDF überfielen Qibya
nicht auf der Suche nach Terroristen, sondern eher um einer
Zivilbevölkerung zu schaden. Und es war kein "Zwischenfall", sondern ein
geplantes Massaker.
3. Wir sind die Opfer
Wenn die Araber die Schuld
haben, dann ist die israelische Seite das Opfer. Und so begann der
Knessetabgeordnete Shalom Zisman seine Rede an die Knesset: "Von
Kindheit an habe ich das Bild der jüdischen Realität vor mir gehabt,
deren Erkennungsmerkmal ist: fehlende Sicherheit, Verfolgung, Massaker,
Kreuzzüge, Vertreibungen, Pogrome, öffentliche Prügel, Verleumdung,
Blutvergießen, öffentliche Hassausbrüche."
Zusammen mit dem Einsatz der Geschichte
ist es üblich, die Opfer zu stärken, indem der Schaden, der den Arabern
in Israel zugefügt wird, übertrieben wird. Ma'ariv erinnerte damals die
Leser, dass die Kritik an Israel "die Juden, die bei Angriffen an der
jordanischen Grenze starben" ignoriere. Andere Zeitungen betonten, dass
es Zivilisten waren, die von Infiltratoren in den lezten drei Jahren
getötet worden sind.
Warum nur 421? Die Eintragung in der
digitalen Bibliothek des Unterrichtsministeriums über
"Vergeltungsoperationen" beginnt folgendermaßen: "Zwischen 1951 und 1955
wurden bei Angriffen etwa 1.000 israelische Bürger getötet. Israel
antwortete mit Vergeltungsoperationen gegen die Gewalt arabischer
Infiltratoren."
Warum 1.000? Die Zahl der Zivilisten, die von Palästinensern, die 1951
bis 1953 über die Grenze kamen, ist 117, nicht 1.000. Die Übertreibung
hat einen klaren Zweck: Wenn wirklich 1.000 israelische Bürger getötet
worden sind, kann man vielleicht die Wut, die hinter den Vergeltungen
lag, verstehen.
4. Heuchler
Der vierte Schritt ist noch
heute sehr populär und soll das Diskussionsthema verlagern.Warum über
Israels Verbrechen sprechen, wenn wir über die Verbrechen anderer
Nationen zu anderen Zeiten sprechen können?
So sagte der Abgeordnete Yitzhak Levin
1953 bei einem Hearing in der Knesset: "Wo war die Welt, als unser Blut
jeden Tag vergossen wurde, als sie Millionen von unserem Volk auf eine
in der Menschheitsgeschichte beispiellose Art vernichtet haben? Anstatt
die, die zu Infiltration und Mord animiert haben, auf die Anklagebank zu
setzen, setzen sie uns auf die Anklagebank."
5. Religiöse oder juristische
Rechtfertigung
Ein weiterer Schritt zur
Formung unseres Bewußtseins ist die Rechtfertigung der Tat. Wir
verstecken uns nicht länger hinter Lügen, sondern stehen aufrecht, vom
Gesetz gedeckt. Im Fall von Qibya war es Rabbiner Shaul Israeli, einer
der Führer der religiösen zionistischen Bewegung, der das Geschehen aus
Sicht des jüdischen (religiösen, Ü.) Gesetzes analysierte: "Wenn die
Bevölkerung nach normalem Maßstab auf alle mögliche Art und Weise diese
Gangs ermutigt und das sicher in der Zukunft beiträgt ihre Aktionen zu
verstärken und auszuweiten, dann stellt in diesem Fall die gesamte
Bevölkerung eine Gefahr dar."
Nach der Meinung des Rabbiners mußten die
Bewohner von Qibya getötet werden, da sie zu Angriffen auf Israel
ermutigten. Dieser Spruch (Entscheidung) ist bis zum heutigen Tag
gültig. 2002 fragte ein Schüler den Rabbiner Yuval Cherlow, ob das Töten
aller Bewohner des Dorfes eines Terroristen erlaubt sei. Der Rabbiner
antwortete, dass "Rabbiner Israeli eine detaillierte Antwort zur
Operation von Qibya angeboten hat. Er entschied, dass es einen Spielraum
für Vergeltungsoperationen gibt."
6. Helden
Und was ist mit denen, die unseretwegen heldenhaft gehandelt haben?
Wenn man den Arabern die Schuld geben muss, folgt daraus, dass wir die
Opfer sind, die Welt scheinheilig ist, es eine religiöse Rechtfetigung
für die Tat gab und die Täter Helden sind. Die Helden von Qibya gehörten
zur Einheit 101, die zwischen August und Dezember 1953 aktiv war. Diese
fünf Monate waren für Stabschef Moshe Dayan genug, um zu schreiben: "Die
Aktivität der Einheit 101 war hervorragend. Ihre Leistungen sind ein
Beispiel für die übrigen Einheiten der IDF."
7. Ignorieren der Folgen
Und schließlich sorgen wir nach
allen Verdrehungen, Lügen und Ablenkungsmanövern dafür, dass das, was
bekannt geworden ist, vollständig ignoriert wird. Vergeltungsoperationen
sollen die Araber so treffen, dass sie es in Zukunft unterlassen Israel
zu schaden.
Das hat sich 1953 nicht bewährt und hat
sich heute nicht bewährt. Tatsache ist, dass der Kriegszustand bei allem
Schaden, den wir verursacht haben und allem uns angetanen Schaden
lebendig ist. Aber wir in Israel ignorieren, dass er keinen Sinn hat.
Sogar nach 60 Jhren glaubt der Verteidigungsminister noch immer an die
Vergeltungsstrategie, nach der "wir die Motivation unseres Feindes, uns
ein zweites Mal auf die Probe zu stellen, zerstören müssen."
Wieder und wieder
Erziehung (Bildung) in Israel funktioniert so, dass die interne
Propaganda genau dieselben oben erwähnten Methoden verwendet: so war es
nicht; ihnen ist die Schuld zu geben; wir sind die Opfer; die Welt ist
scheinheilig; unsere Helden haben rechtsmäßig gehandelt; mach dir keine
Sorgen wegen der Folgen. So sind Generation über Generation unsere
jungen Menschen mit einer verdrehten Realität aufgewachsen – sie kennen
die Wahrheit nicht, sie sind verwirrt und haben daher Angst. Sie können
nicht über die Diskrepanz zwischen der Geschichte, mit der sie
aufgewachsen sind und der, von der die Medien außerhalb von Israel
berichten, diskutieren. So wird die Mentalität des hilflosen,
hoffnungslosen Opfers geformt.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
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Gegen die Besatzung zu
sein bedeutet für Netanyahu anti-israelisch zu sein
Mairav Zonszein - 23. 10. 2016
Die israelische Rechte hat sich sehr
bemüht, jede Unterscheidung zwischen Israel und der Besatzung zu
beseitigen – zwischen Ariel und Akko, zwischen Hebron und Haifa.
Paradoxerweise ist das genau das, was sie den Palästinensern vorwirft.
Seit der Direktor von B'Tselem, Hagai
El-Ad vor einer Woche vor dem UN-Sicherheitsrat gesprochen und ein Ende
der israelischen Besatzung gefordert hat, die inzwischen schon ein
halbes Jahrhundert andauert, ist die Organisation böse angegriffen und
delegitimiert worden, auch von Premierminister Benjamin Netanyahu. Sogar
El-Ads Staatsangehörigkeit ist von einem führenden Mitglied der
Likud-Partei von Netanyahu in Frage gestellt worden, und
tausende Israelis haben gegen ihn gehetzt und ihn sogar mit dem Tod
bedroht. Keine dieser Aufhetzungen wurden von irgend jemandem in der
israelischen Regierungskoalition verurteilt.
Vieles der Gegenreaktion vorhersehend
sprach El-Ad 24 Stunden nach seinem Auftreten in New York in der
israelischen Presse, um klar zu stellen, warum er zur UNO gegangen ist:
"Ich habe nicht gegen mein Land gesprochen, aber gegen die Besatzung."
Von außen betrachtet erscheint eine solche Unterscheidung ganz einfach.
Der Direktor von Israels größter Menschenrechtsorganisation setzt sich
dafür ein, dass sein Land mit der Politik aufhört, die Menschenrechte
verletzt und systemische Gewalt gegen ein Volk auszuübt, das keine
Rechte hat; kurz gesagt, aufzuhören, das palästinensische Volk unter
militärischer Besatzung zu halten.
Für das Establishment macht ihn das
subversiv, unpatriotisch und anti-israelisch. Im Gegensatz dazu bedeutet
für die Besatzung und für die Siedlungen zu sein, nach der Meinung
vieler Israelis und Politiker unbestreitbar für Israel zu sein. Niemand
stellt zum Beispiel den Patriotismus derer in Frage – sowohl in der
israelischen Regierung als auch in der Zivilgesellschaft - , die auf die
rückwirkende Genehmigung von Siedlungsaußenposten auf privatem
palästinensischem Land drängen, (Außenposten,) die sogar die Regierung
illegal nennt. Niemand stellt den Patriotismus derer in Frage, die das
Westjordanland ohne die Zustimmung der dort lebenden Palästinenser
rechtswidrig annektieren wollen.
Die Botschaft, die Netanyahu und seine
Regierung propagiert und von der Mehrheit der Israelis nicht in Frage
gestellt wird, ist klar: für ein Ende der Besatzung und für die
Menschenrechte der Palästinenser zu kämpfen bedeutet nicht nur eine
Verleumdung des Landes, es ist gleich bedeutend mit Landesverrat – sie
meinen, sich gegen die Besatzung auszusprechen sei dasselbe wie sich
gegen Israel auszusprechen. Diese Art der Taktik funktioniert sehr gut,
um von Kritik abzulenken und abweichende Meinungen zum Schweigen zu
bringen, indem man die Kritik delegitimiert. Lange genug und bei
genügend Menschen angewendet, schaffen diese Taktiken einen
Präzedenzfall für das Beschneiden der freien Meinungsäußerung und des
politischen Dissenses; kein Wunder, dass die Vereinigten Staates
B'Tselem und die freie Meinungsäußerung verteidigt haben, und dass sich
die Spenden für die Organisation verzehnfacht haben.
So wirken Präzedenzfälle: je mehr
Netanyahu und seine ideologische Familie diese Linie
vorantreiben, wird sich gegen die Besatzung auszusprechen tatsächlich
gleichbedeutend mit sich gegen Israel auszusprechen. Ich meine, es ist
bereits unmöglich beide voneinander zu trennen.
Genau das strebt Netanyahu an. Er und die
israelische Rechte haben jahrelang schwer daran gearbeitet, dass
zwischen Israel und die Besatzung kein Blatt passt – um jeglichen
Unterschied zwischen Akko und Ariel, Hebron und Haifa zu verwischen.
Paradoxerweise ist es dasselbe, was Netanyahu den Palästinensern
vorwirft. Aber die Wahrheit ist, dass jegliche Unterscheidung zwischen
dem israelischen Staat und der Besatzung der Palästinenser schon lange
beseitigt ist.
Wie die Professoren Ariella Azoulay und
Adi Ophir in ihrem Buch "The One State Condition" 2008 schreiben:
Die Besatzung, wesentlich ein vorläufiger
Zustand, hat sich zu einer permanenten Herrschaftsstruktur entwickelt,
die versucht das zu bleiben, was sie ist: ein israelisches
Besatzungsregime. Ihr "vorläufiger Zustand" verleiht dieser Struktur
ihre Legitimität, zumindest in den Augen der meisten Israelis, aber auch
der meisten Amerikaner, da es absolut unmöglich ist ein Übereinkommen
mit einem der beiden gegnerischen Staaten zu erreichen.
Was Hagai El-Ad und die ganze israelische
Menschenrechts-Community, die gegen die Besatzung ist, sagen und tun,
bedroht das israelische Establishment, denn das Beenden der Besatzung
untergräbt tatsächlich die Existenz dessen, was der Staat Israel heute
geworden ist – ein Staat, der ein Synonym für Besatzung ist.
Israel von seiner Besetzung Palästinas
abzukoppeln würde einen kompletten Abbau und die Überarbeitung von
Institutionen, Kultur, Wirtschaft und Infrastruktur des israelischen
Staates erfordern. Es würde eine grundlegende Neustrukturierung der
israelischen Gesellschaft erfordern, sie von einer Gesellschaft, die
eine anderes Volk kontrolliert, zu einer Gesellschaft zu transformieren,
die sich bemüht gleiche Rechte für jeden, der unter ihrer Kontrolle
lebt, zu wahren.
Ein solcher Prozess erschreckt viele
jüdische Israelis, sogar die in der sogenannten Opposition, weil es
bedeutet, Privilegien zu verlieren, die ihnen ein jüdischer Staat
gewährt. Deshalb ist heute die grundlegendste, einfachste und
verständlichste Forderung an der Front des israelischen Dissenses – die
Besatzung zu beenden – zugleich die komplexeste, subversivste und
gefährlichste.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
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Die kleine
Schule in Khan al Ahmar trotzt der israelischen Expansion in der
Westbank
Rosa Meneses - 25.10.2016
Mit Autoreifen und Lehm von
palästinensischen Beduinen gebaut, ist diese Schule heute mit einem
Abrissbefehl der israelischen Behörden konfrontiert.
. Israel behauptet, die Schule würde „das
Leben (der Siedler der illegalen Siedlung Kfar Adumim) bedrohen“.
Zwischen den kahlen Hügeln mit den
Beduinenzelten im Korridor zwischen Jerusalem und Jericho liegt eine
kleine Schule, die mit Autoreifen und Lehm gebaut ist und heute mit
einem Abrissbefehl der israelischen Behörden konfrontiert ist. Die
Schule von Khan al Ahmar ist das Symbol des Kampfes einer Gemeinde für
ihre grundlegenden Rechte. Seit 2009 hängt über ihr eine Abrissorder des
Obersten Israelischen Gerichtshofes, und heute könnte der Schicksalstag
sein.
„Israel sagt, diese Schule sei illegal.
Wir haben 1992 eine Baugenehmigung beantragt, die wurde aber abgelehnt.
Wir haben um Autobusse gebeten, um unsere Kinder in die Schule in
Jericho zu bringen, aber man hat es abgelehnt. Deshalb haben wir 2009
beschlossen die Schule zu bauen. Da wir in einem Gebiet sind, in dem
Israel das Bauen mit Zement und Blöcken verbietet, haben wir die
ökologische Bauweise aus Lateinamerika kopiert und mit der Hilfe der
Europäischen Union und der italienischen NGO Venta di terra mit dem Bau
begonnen“, erzählt Abu Khamis, das Oberhaupt der Beduinengemeinschaft
von Khan al Ahmar. Sie verwendeten 2.200 Autoreifen, die mit Lehm
bedeckt und von den Schülern farbig bemalt wurden.
„Als wir die Schule zur Hälfte errichtet
hatten, ordnete Israel an den Bau zu stoppen. Aber wir haben weiter
gemacht. Als die Schule fertig war, erhielten wir eine Abrissorder“,
fährt er fort. Seine Gemeinde ist von einer Schnellstraße umgeben, die
nur die israelischen Siedler benützen dürfen. Jeder Palästinenser, der
auf ihr fährt, muss mit sechs Monaten Haft rechnen. Weniger als 1 km
entfernt liegt die Siedlung Kfar Adumim, die 1979 errichtet wurde und
heute mehr als 4.000 Bewohner hat.
„Wir haben die führenden Personen der
jüdischen Gemeinde von Kfar Adumim eingeladen, unsere Gemeinde und
unsere Schule zu besuchen. Ich bin persönlich hingegangen, um sie
einzuladen. Der Verantwortliche für Unterricht und der Lokalrat kamen
und besichtigten unsere Schule, sie sagten uns, sie sei schöner als ihre
eigene“, erinnert sich Abu Khamis.
„Kurz danach kam eine weitere
Abrissorder“, sagt er. „Diesmal auf Grund einer Anzeige der Siedlung
Kfar Adumim, in der behauptet wurde, wir hätten die Schule auf ihrem
Land gebaut und sie wäre „eine Bedrohung ihres Lebens“, fügt er hinzu.
Die Klassenzimmer haben vergitterte Fenster und Eisentüren. „Fenster und
Türen schauen aus wie in einem Gefängnis, aber sie wurden so eingesetzt,
um Angriffe von Siedlern zu verhindern“, erklärt Abu Khamis.
Die Geschichte der Schule von Khan al
Ahmar ist laut Unterrichtsministerium der Palästinensischen
Autonomiebehörde kein Einzelfall, allein 2016 wurden 34 Schulen von
israelischen Siedlern oder Soldaten angegriffen, viele von ihnen sogar
mehrmals. Nach den offiziellen Daten des Büros für Humanitäre Hilfe der
EU (ECHO) zerstörte Israel 2016 im Westjordanland 260 palästinensische
Schulbauten, von denen die Hälfte von der Europäischen Union finanziert
worden war.
In der Schule von Khan al Ahmar lernen 170
Schüler, die nicht nur aus Khan al Ahmar kommen, sondern auch von
umlegenden Gemeinden, die keine Schule haben. „Diese Schüler würden auf
der Straße sein, wenn die Schule morgen zerstört würde“, bemerkt der
alte Herr. In Khan al Ahmar leben 221 Personen (38 Familien), die 1951
von den damaligen israelischen Behörden von ihrem Herkunftsort Tel Arad
bei Beer Sheva vertrieben worden sind.
Alle sind sich bewusst, dass die
Zerstörung der Schule das Ende ihrer Lebensweise bedeutet. Laut Daten
von OCHA (UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten) ist
ihre Gemeinde mit 46 anderen Beduinen Gemeinden in diesem Korridor in
Gefahr vertrieben zu werden. Ihre Existenz in dem Sektor, den Israel E1
nennt, ist ein „Hindernis“ für die Expansion von Siedlungen wie Kfar
Adumim und Maale Adumim.
Die israelischen Siedlungen im
Westjordanland gelten nach dem Völkerrecht als illegal; die israelische
Regierung weist das aber zurück und fährt mit dem Bau weiterer
Wohneinheiten auf palästinensischem Land fort.
In der Umgebung der größten israelischen
Siedlung im Westjordanland mit etwas 40.000 Einwohnern, Maale Adumim,
leben die Beduinen der Gemeinde Abu Nowar, deren Schule im vergangenen
Februar zerstört wurde. Dort, vor den Ruinen der Schule fragt sich Abu
Imad al Jahalin, Oberhaupt des Schutzkomitees von Abu Nowar: „Was haben
unsere Kinder verbrochen, dass sie nicht in die Schule gehen können? Wir
leben unter Bedingungen, die nicht einmal für Tiere erträglich wären.“
In diesem Ort leben 633 Personen - 345
sind Kinder - , alle als palästinensische Flüchtlinge registriert. Sie
wurden 1948 von ihrem Herkunftsort im Negev vertrieben. Nach der
Zerstörung ihrer Schule wurden die Zelte, die ihnen die Palästinensische
Autonomiebehörde gegeben hatte, damit sie den Unterricht fortführen
könnten, von israelischen Soldaten konfisziert, und in diesem Sommer
wurde ein Klassenraum, der noch stand, zerstört. „Zu Jahresbeginn haben
sie sechs von unseren Häusern zerstört, und letzte Woche haben sie die
Wassertanks konfisziert, die uns die Europäische Union geschenkt hatte“,
fügt das Oberhaupt der Gemeinde hinzu. „Außerdem haben sie uns unsere
Autos und unsere Arbeitserlaubnisse weggenommen“, sagt er.
„Es handelt sich um eine Kollektivstrafe,
um unsere Leute zu zwingen aus diesem Gebiet wegzugehen“, sagt er. Die
bescheidene Gemeinde von Abu Nowar ist von den Siedlungen Qedar 1 und 2
und außerdem von Maale Adumim, einer Militärzone und einer Straße nur
für Israelis eingekreist. “Unsere Botschaft ist klar. Wir werden unser
Land niemals verlassen, außer um ins Grab zu steigen. Wir werden nie zu
Waffen oder zur Gewalt greifen. Aber wir werden nicht weggehen. Noch
eine Nakba werden wir nicht dulden“, stellt Jahalin fest, wobei er sich
auf die Vertreibung von 750.000 Palästinensern nach der Grüdunng Israels
1948 bezieht.
Quelle Übersetzung: K.
Nebauer |
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Palästinensische
Zeitung wegen
Interview mit Lieberman heftig
kritisiert
- 24.10.2016 - Eine in
Ost-Jerusalem herausgegebene
palästinensische Zeitung ist wegen
der heutigen Veröffentlichung eines
exklusiven Interviews mit dem
israelischen Verteidigungsminister
Avigdor Lieberman kritisiert worden.
„Die Zeitung Al Quds (arabisch:
Jerusalem) hat kein Recht ein
Interview mit einem Kriminellen wie
Lieberman zu veröffentlichen, der
nie aufgehört hat dem
palästinensischen Volk mit seiner
Vernichtung (Ermordung) zu drohen“,
urteilte heute der Sprecher der
islamistischen Bewegung Hamas im
Gazastreifen, Hazen Qasem. Qasem
schloss sich damit der Welle
palästinensischer Kritik in den
sozialen Medien an; sie machte der
Zeitung, einer der populärsten im
Westjordanland, Vorwürfe wegen eines
Interviews mit dem umstrittenen
Verteidigungsminister vor einigen
Wochen, das heute veröffentlicht
wurde. „Die Veröffentlichung eines
Interviews mit einem israelischen
Kriminellen, dessen Hände mit
palästinensischem Blut befleckt
sind, wird nicht akzeptiert“,
kritisierte Talal Abu Zarifa, einer
der Führer der demokratischen Front
für die Befreiung Palästinas.
Nach dem altgedienten Politiker ist
das Vorgehen der Zeitung „ein Fehler
und öffnet der Propaganda der Führer
der Besatzung die Tür. Es ist eine
eindeutige Normalisierung (der
Beziehungen) einer palästinensischen
Zeitung mit der Besatzung“. Er
wies darauf hin, dass nicht nur
seine Gruppierung, sondern das
palästinensische Volk „das, was die
Zeitung gemacht hat, ablehnt und sie
bittet sich zu entschuldigen“.
Lieberman versicherte unter anderem,
dass, wenn die Hamas beschließt von
Gaza aus „Israel zu zwingen“ in
einen neuen Krieg zu gehen, diese
Konfrontation „die letzte sein wird,
weil wir sie komplett vernichten
werden“; er schloss den
palästinensischen Präsidenten Mahmud
Abbas als Partner für den Abschluss
eines dauerhaften Abkommens, das den
Konflikt zwischen Israelis und
Palästinensern beenden würde, aus.
Fayez Abu Eita, einer der Sprecher
der nationalistischen
palästinensischen Partei Al-Fatah,
deren Chef der Präsident ist,
bestätigte in einem Kommuniqué, das,
was die Zeitung gemacht hätte, „sei
Mediensache“ und fügte hinzu, die
israelische Presse „habe Abbas in
der Vergangenheit interviewt“. „Wir
wissen, dass Lieberman ein radikaler
israelischer Politiker und eine
Gefahr für den Frieden ist. Das
Interview bei Al Quds wird nichts
daran ändern, dass er gegen den
Frieden ist“, meinte Abu Eita.
Das Außenministerium der
palästinensischen Autonomiebehörde
seinerseits kritisierte die
Erklärungen des Kanzlers, stellte
aber die Entscheidung der Zeitung
nicht in Frage. „Liebermans Versuche
palästinensische Partner für den
Frieden zu finden, sind bloße
Lügen“, gab die Institution (das
palästinensische Außenministerium)
an und kritisierte die Absichten des
Israeli „das palästinensische Volk
und seine Führung zu spalten“ und
beteuerte, dass „seine Politik, die
legitime palästinensische Führung zu
ignorieren und Alternativen zu
suchen, bald scheitern werde“.
Quelle - Übersetzung: K. Nebauer
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Palästinensische
Fraktionen verreißen Liebermans Angebot, die Blockade Gazas zu
lockern, als Erpressung
24.10.2016
Palästinensische Fraktionen im
Gazastreifen verurteilten Bemerkungen des israelischen
Verteidigungsministers Avigdor Lieberman in einem seltenen Interview mit
der palästinensischen Zeitung Al Quds am Montag und nannten das bedingte
Angebot des ultrarechten Ministers die Blockade zu lockern, eine
„Erpressung“.
In einem Interview sagte Lieberman, Israel
würde einer Beendigung seiner rigorosen Blockade zustimmen und helfen
einen Flughafen, einen Seehafen sowie eine Industriezone in der
Küstenenklave zu bauen, wenn die palästinensischen Fraktionen
akzeptierten, den Tunnelbau unter der Grenze mit Israel und den Abschuss
von Raketen auf israelische Ortschaften zu beenden.
Hazim Qasem, Sprecher der Bewegung Hamas, sagte gegenüber Ma‘an, die von
Israel über den Gazastreifen verhängte Blockade sei „nach humanitärem
Recht ein Verbrechen und muss beendet werden“, und dass „unser Volk ein
natürliches Recht auf Zugang zur Welt draußen hat, einschließlich eines
Flug- und eines Seehafens, die das Recht auf freie Bewegung und Reise
garantieren können, was das grundlegendste der Menschenrechte ist“.
Jedenfalls, sagte er, sollte dieses Recht
nicht von Erpressung und politischen Bedingungen abhängig sein.
„Ein Volk unter Besatzung hat das Recht
Machtmittel einschließlich militärischer (Machtmittel) zu besitzen, um
in der Lage zu sein, sich gegen die fortwährenden israelischen Angriffe
zu verteidigen“, sagte Qasem und fügte hinzu, dieses Recht stehe „nicht
zur Debatte“.
Unterdessen hat Salih Zeidan, Mitglied des
Politbüros der Demokratischen Front zur Befreiung Palästinas (PFLP),
Liebermans Vorschlag zurückgewiesen, der, wie er sagte, nicht mehr als
ein politisches Manöver sei, um dem palästinensischen Widerstand die
Schuld an der über den Gazastreifen verhängten lähmenden Blockade zu
geben.
Zeidan fügte hinzu, Israel hätte sich
nicht an (die Bedingungen des) in Kairo erreichten Waffenstillstand nach
dem verheerenden Konflikt von 2014 gehalten, in dem vereinbart wurde,
dass Israel die Pufferzone innerhalb des Gazastreifens auf 100 m
begrenzt und mehr (Grenz-)Terminals für den Warenverkehr nach Gaza
öffnet.
Zeidan sagte, in der Vereinbarung sei auch
festgelegt worden, dass Israel den Bau eines Seehafens und eines
Flughafens im Gazastreifen erlaubt. Gaza, fügte er hinzu, „hat das Recht
einen Seehafen und einen Flughafen zu haben, aber Israel hat sich nicht
an das gehalten, was vereinbart worden ist“.
Israelische Amtsträger hatten im März 2015
die Möglichkeit erwogen, einen Flughafen in Gaza zu erlauben, wenn im
Gegenzug palästinensische Feindseligkeiten aufhörten.
Der Gazastreifen leidet unter einer militärischen Blockade durch Israel
seit 2007, als Hamas die Wahlen für die Regierung des Territoriums
gewann. Die Bewohner von Gaza leiden unter hoher Arbeitslosigkeit und
Armut sowie den Folgen von drei verheerenden Kriegen mit Israel seit
2008, der letzte im Sommer 2014. Die 51 Tage dauernde israelische
Offensive führte laut UN zum Tod von 1.462 palästinensischen Zivilisten,
von denen ein Drittel Kinder waren.
Die UN haben gesagt, das belagerte
palästinensische Territorium könne 2020 „unbewohnbar“ werden und seine
1,8 Millionen Einwohner wegen der israelischen Blockade, die die
Wirtschaft lahm gelegt hat, in tiefster Armut bleiben, während sie
erleben, wie langsam der Wiederaufbau der Häusern für etwa 75.000
Palästinenser vor sich geht, die seit 2014 vertrieben sind.
Quelle:
www.maannews.com/Content.aspx?id=773693
Übersetzung: K. Nebauer |
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USA gibt zu, dass Israel ein
permanentes Apartheidregime errichtet – wenige Wochen, nachdem sie
Israel 38 Milliarden Dollar gegeben haben
Glenn Greenwald
2010 hat der damalige
Verteidigungsminister Ehud Barak gewarnt, Israel würde ein permanenter
Apartheidstaat, wenn es kein Friedensabkommen mit den Palästinensern
erreichen würde, das zur Schaffung ihrer eigenen souveränen Nation
führen und sie mit vollen politischen rechten ausstatten würde. "Solange
es in diesem Territorium westlich des Jordan nur eine politische
Instanz, genannt Israel, gibt, wird es entwerder nicht-jüdisch oder
nicht-demokratisch," sagte Barak. "Wenn dieser Block von Millionen
Palästinensern nicht wählen kann, wird es ein Apartheidsstaat sein."
Ehrliche Beobachter auf beiden Seiten des
Konflikts haben schon lange erkannt, dass es für eine
Zwei-Staaten-Lösung praktisch keine Chancen mehr gibt: anders gesagt,
Israels Status als Apartheidstaat ist nicht zu vermeiden. Tatsächlich
haben US-Geheimdienste vor 45 Jahren gewarnt, dass die israelische
Besatzung eine permanente werden würde, wenn sie nicht rasch enden
würde.
Alle relevanten Beweise machen klar, dass
genau das geschehen ist. Viele Jahre hindurch hat es keinen Fortschritt
in Richtung einer Zwei-Staaten-Lösung gegeben. Die Zusammensetzung der
jüdischen Bevölkerung Israels – die sehr viel kriegslüsterner und
rechtsgerichteter geworden ist als frühere Generationen – hat das Land
von diesem Ziel immer weiter weg bewegt. Es gibt in der israelischen
Regierung Minister von Schlüsselministerien, einschließlich der wirklich
extremistischen Justizministerin, die sich offen und ausdrücklich gegen
eine Zweistaatenlösung stellen. Israels Premierminister Benjamin
Netanyahu selbst hat wiederholt in Wort und Taten klar gestellt, dass er
gegen ein solches Abkommen ist. Mit einem Wort, Israel beabsichtigt
weiterhin über die Palästinenser zu herrschen, sie zu besetzen und ihnen
Selbstregierung, politische Freiheiten und Wahlrecht zu verweigern.
Trotz dieser Aggression und Unterdrückung,
oder vielmehr deswegen, hat die Obama-Administration Israel fortwährend
mit unbegrenzter Loyalität beschützt und mit Waffen und Geld
überschüttet. Diese Belohnung für Israels Verhalten kulminierte in der
Ankündigung der Administration vor drei Wochen, dass es ein "Memorandum
einer Abmachung" (memorandum of understanding) für eine deutliche
Erhöhung des Geldbetrages, den die USA Israel jedes Jahr gibt,
unterzeichnet habe, obwohl Israel bereits Empfänger der bei weitem
größten US-Hilfe ist. Entsprechend dieser Abmachung wird die USA Israel
für den Zeitraum von zehn Jahren 38 Mrd. Dollar geben, bei weitem ein
neuer Rekord von US-Hilfs-Verbindlichkeiten, obwohl israelische
Staatsbürger alle möglichen staatlichen Hilfen bekommen, von denen den
Amerikanern (deren Geld Israel gegeben wird) erzählt wird, dass sie für
sie zu teuer seien, wie z.B. eine allgemeine Krankenversicherung, die
eine höhere Lebenserwartung und (niedrigere) Kindersterblichkeit
anpreist.
Nachdem sie das neue 38 Mrd.
Dollar-Abkommen in der Hand hat, hat die israelische Regierung in dieser
Woche die Genehmigung aller neuen Sieldungen in der Westbank
angekündigt, was besonders feindselig gegenüber der augenscheinlichen
US-Politik, dem internationalen Konsens und jeglichen Chancen für eine
Beendigung der Besatzung ist. Eine neue Siedlung – "eine von einer Reihe
von Wohnkomplexen, die die Westbank zu zerschneiden drohen", wie es die
New York Times heute morgen (in ihre Zeitung) gesetzt hat, "ist für die
Unterbringung von Siedlern eines nahe gelegenen Außenposten, Amona,
konzipiert, der auf Anordnung eines israelischen Gerichts abgerissen
wurde". Diese neue Siedlung erstreckt sich weit in die Westbank: näher
zum Jordan als zu Israel.
In Reaktion auf diese Ankündigung hat das
US-Außenministerium eine ungewöhnlich harsche Kritik der israelischen
Aktion veröffentlicht. "Wir verurteilen die kürzliche Entscheidung der
israelischen Regierung, tief in der Westbank einen Plan für eine
eindeutig neue Siedlung voranzutreiben", beginnt sie. Sie legt nahe,
dass Netanyahu öffentlich gelogen hat und bemerkt, dass "die Genehmigung
vorhergehenden öffentlichen Statements der israelischen Regierung
widerspricht, Israel habe nicht die Absicht neue Siedlungen zu
errichten." Das Aussenministerium weist auf das Hilfspaket hin, das die
USA gerade verschwenderisch gewährt hat und beschreibt es als "zutiefst
Besorgnis erregend - nachdem Israel und die USA gerade ein bisher nie
dagewesenes Abkommen über militärischen Beistand zur Stärkung der
israelischen Sicherheit geschlossen haben - dass Israel eine
Entscheidung fällt, die seinen langfristigen Sicherheitsinteressen an
einer friedlichen Lösung seines Konflikts mit den Palästinensern
widerspricht."
Obwohl rhetorisch ein bißchen deutlicher
als üblich, ist vieles davon selbstverständlich: Die USA geben – im Stil
von Obama – hübsche, gefällige Statements heraus, die sich über die
israelischen Siedlungen entrüsten, während sie stets alles unternimmt,
um die Politik, die Obama angeblich ablehnt, zu schützen und zu
ermöglichen. Die gestrige Kritik des Außenministeriums hat nüchtern und
ausdrücklich – längst überfällig – zur Kenntnis genommen, dass sich
Israel eindeutig und irreversibel darauf festgelegt hat, über die
Palästinenser ewig zu herrschen und ein regelrechter "Apartheidsstaat"
zu werden, vor dem Barak gewarnt hatte:
Die Israelis müssen sich endgültig
zwischen der Expansion der Siedlungen und dem Erhalt der Möglichkeit
einer friedlichen Zwei-Staaten-Lösung entscheiden.
Seit der letzte Report des Quartetts
beiden Seiten dazu aufrief, positive Schritte zu unternehmen, um die
aktuellen Trends rückgängig zu machen und vor Ort eine
Zwei-Staaten-Lösung voranzutreiben, haben wir leider genau das Gegenteil
gesehen. Das Verfahren mit dieser neuen Siedlung ist ein weiterer
Schritt hin zur Zementierung einer Ein-Staaten-Realität mit ewiger
Besatzung, was mit der Zukunft Israels als jüdischer und demokratischer
Staat nicht vereinbar ist. Solche Schritte werden von seiten der
internationalen Gemeinschaft nur zu Verurteilungen führen, Israel von
vielen seiner Partner entfremden, darüber hinaus muss man Israels
Engagement für einen verhandelten Frieden in Zweifel ziehen.
So bewegt sich Israel – mit den Worten
seines größten Gönners – unaufhaltsam "in Richtung einer Zemetierung
einer Ein-Staaten-Realität (mit) ewiger Besatzung", was
anti-demokratisch, d.h. gleichbedeutuend mit Apartheid ist. Und der
maßgebliche Beschützer und Ermöglicher dieser Apartheid ist die USA – so
wie sie treu zum Apartheidregime der 1980er Jahre in Südafrika gestanden
ist.
Noch schlimmer: die Person, die mit hoher
Wahrscheinlichkeit der nächste US-Präsident sein wird, Hillary Clinton,
hat nicht nur gelobt all das weiter zu führen, sondern den Schutz der
USA für Israel allgemein und Netanyahu im Besonderen zu erhöhen; ihre
einzige Kritik an der Politik der USA ist tatsächlich, dass sie
gegenüber Israel nicht loyal genug war. Ihr Gegner, Donald Trump, hat
ganz am Anfang ein bißchen von einer Meinungsverschiedenheit bezüglich
der Politik gegenüber Israel palavert, ist aber seither voll auf Linie
eingerastet. Das Fehlen jeglichen politischen Dissenses darüber wird in
der politischen Klasse der USA dadurch reflektiert, dass die einzige
Opposition zum dem 38-Milliarden Hilfspaket von US-Senatoren kam, die –
wie Netanyahu - , darüber verärgert waren, dass es Israel gegenüber
nicht viel großzügiger ist – auf Kosten der amerikanischen Bürger. Kurz
gesagt, großzügige Unterstützung für ein Apartheid-Israel ist faktisch
ungebrochener Konsens unter den politischen Eliten der USA:
Das Schlimmste von allem ist, dass die
politische Orthodoxie der USA diesen Apartheidstaat nicht nur
finanziert, befeuert und beschützt, sie versucht auch jede Form des
Widerstandes dagegen zu etwas Unrechtmäßigem zu machen. So wie sie es
mit dem Afrikanischen National Kongress und Nelson Mandela gemacht hat,
verurteilt die USA alle Gruppen und Individuen, die gegen die
israelische Besatzungsarmee Gewalt anwenden, als "Terroristen".
Gewaltfreie Programme gegen die Besatzung – wie die Boykott-Bewegung –
hat sie als Heuchelei und anti-semitisch (eine Position, die Clinton
besonders vehement vertritt) verleumdet. Und diese Boykottbewegung wird
durch den ganzen Westen zunehmend mit Zensur und sogar Kriminalisierung
verfolgt. Nach der politischen Orthodoxie der USA ist der einzig
akzeptable Kurs für die Palästinenser und ihrer Unterstützer für
Freiheit von der Besatzung die völlige Unterwerfung.
Obwohl der westliche Konsen weiterhin die
treuesten Unterstützer des südafrikanischen Apartheidsregimes – Ronald
Reagan, Margaret Thatcher, Shimon Peres – verehrt, betrachtet er
zumindest jetzt Apartheid selbst in diesem Land als eine historische
Schande. Die Geschichte sollte diejenigen, die Israels Gang in die
permanente Apartheit ermöglichen, in genau demselben Licht betrachten.
Die aggressivsten und konsequentesten Ermöglicher dieser Apartheid
findet man an der Spitze der politischen Klasse der USA:
Quelle:
www.theintercept.com/2016/10/06/u-s-admits-israel-is-building-pemanent-apartheid-regime-weeks-after-giving-it-38-billion/
Übersetzung: K. Nebauer |
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Hagai El-Ad's Rede in
einer spezial Diskussion über Siedlungen im UN-Sicherheitsrat
14.10.2016
Mitglieder des Sicherheitsrates, Ladies
and Gentlemen, bevor ich beginne, möchte ich meinen tiefsten Dank
ausdrücken für die einmalige Gelegenheit vor diesem renommierten Forum
zu sprechen und mit den Mitglieder des Sicherheitsrates zu
kommunizieren.
Was ich Ihnen sagen möchte,
ist nicht dazu gedacht Sie zu schockieren. Aber es ist dazu gedacht Sie
zu bewegen.
In den vergangenen 49 Jahren und mehr ist
das Unrecht, bekannt als die Besatzung von Palästina und die israelische
Kontrolle des Lebens der Palästinenser in Gaza, der Westbank und
Ost-Jerusalem, Teil der internationalen Ordnung geworden. Das erste
halbe Jahrhundert dieser Realität wird bald vorüber sein. Im Namen von
B'Tselem, dem israelischen Informationszentrum für Menschenrechte in den
besetzten Gebieten, bitte ich Sie heute inständig aktiv zu
werden. Jeder Mangel an entschlossenem Handeln wird zu nichts führen
außer zu einem weiteren halben Jahrhundert Besatzung.
Ladies and Gentlemen,
was bedeutet es praktisch 49 Jahre, ein
Leben lang, unter Militärherrschaft zu leben? Wenn Gewalt ausbricht,
oder wenn bestimmte Ereignisse für globale Aufmerksamkeit sorgen,
bekommen Sie einen flüchtigen Einblick in bestimmte Aspekte des Lebens
unter Besatzung. Aber was ist mit der übrigen Zeit? Was mit den vielen
"gewöhnlichen" Tagen der 17.898 Tage andauernden Besatzung, die bis
heute anhält? Unter Militärherrschaft zu leben, bedeutet vor allem
unsichtbare, bürokratische, tägliche Gewalt. Es bedeutet unter einem
endlosen Genehmigungsregime zu leben, das das Leben der Palästinenser
von der Wiege bis zum Grab kontrolliert: Israel kontrolliert das
Bevölkerungsregister; Israel kontrolliert die Arbeitserlaubnisse; Israel
kontrolliert, wer ins Ausland reisen darf – und wer nicht; Israel
kontrolliert, wer vom Ausland zu Besuch kommen darf – und wer nicht; in
manchen Dörfern hat Israel Listen von Personen, die das Dorf besuchen
dürfen oder die berechtigt sind welche Felder zu bearbeiten.
Genehmigungen können manchmal verweigert werden; Genehmigungen müssen
immer wieder erneuert werden. Mit jedem Atemzug atmen Palästinenser
unter Besatzung. Mach eine falsche Bewegung, und du kannst deine
Bewegungsfreiheit verlieren, deinen Lebensunterhalt oder sogar die
Möglichkeit zu heiraten und mit deiner geliebten Frau eine Familie zu
gründen.
Mittlerweile gibt es – immer präsent – die
Siedlungen und die Siedler. Sie sind israelische Staatsbürger, die –
scheinbar – in einer Erste Welt-Demokratie leben, die jenseits der
Grenzen ihres Landes gewissermassen nur für sie existiert. Dieses immer
weiter expandierende Projekt findet sich ungeachtet seiner Illegalität
überall in der Westbank und in Ost-Jerusalem. Siedlungen umfassen
bebautes Gelände ebenso wie das großzügig zugeteilte Land darum herum,
das für spätere Expansion oder als "besondere Sicherheitszone" gedacht
ist; sie bedeuten Checkpoints für Palästinenser und Umgehungsstrassen
für Siedler; sie bedeuten Trennungsmauer; und dann bedeuten sie die
Fragmentierung Palästinas in hunderte isolierte Gemeinden, die im Meer
der israelischen Herrschaft schwimmen – ich sollte eher sagen, langsam
versinken. Wer kann es denn verdienen solche Lebensbedingungen ein
halbes Jahrhundert lang zu ertragen?
Ladies and Gentlemen,
fast alle Aspekte dieser Realität werden
von Israel als legal betrachtet. Israels Kontrolle des Lebens der
Palästinenser ist einmalig in der sorgfältigen Beachtung des Buchstaben
des Gesetzes durch die Besatzungsmacht, die dabei seinen eigentlichen
Geist stranguliert. Die Besatzung hat so die Kunst perfektioniert das
humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte zu verwässern, bis sie
bedeutungslos geworden sind.Wenn Militäranwälte, Staatsanwälte und
Richter der Obersten Gerichtshofs Rechtsgutachten meisterhaft
ausgearbeitet haben, ist alles, was übrig bleibt, grobes Unrecht.
Zeigen Sie mir einen toten Palästinenser,
dessen Tötung wegerklärt werden muss, um Straflosigkeit zu sicher zu
stellen, und Sie werden auf eine vom Militärgeneralanwalt übernommene
Meinung stossen. Zeigen Sie mir die 100.000 Palästinenser, die auf der
anderen Seite der innerhalb von Ost-Jerusalem errichteten Trennungsmauer
ausgeklammert und vernachlässigt sind, und ich werde Sie daran erinnern,
dass sogar dieses himmelschreiende Unrecht vom Obersten Gerichtshof
Israels im voraus gebilligt worden ist.
Zeigen Sie mir ein Grundstück auf
palästinensischem Land, das Sie übernehmen wollen, und die
Ziviladministration wird mit einem eigens dafür zugeschnittenem
juristischen Instrumentarium kommen – es muss natürlich alles legal
sein! - , um das Ziel zu erreichen: militärische Trainingszonen,
Naturreservate, archäologische Fundstätten und – vor allem – die
Deklarierung von tausenden Morgen Land zu "Staatsland" – welchen
"Staates" genau? All das wird erfolgreich angewandt, um Palästinenser
zwangsweise zu vertreiben und zu rechtfertigen, dass man ihnen den
Anschluss an fließendes Wasser und an das Stromnetz verweigert.
Natürlich sind solche israelischen Aktionen nicht in 100% der Fälle
erfolgreich. Das wäre zu durchsichtig. Einmal in einem langen Zeitraum,
vielleicht einmal in zehn Jahren, wird ein Soldat mit einem niedrigen
Rang zur Schau vor Gericht gestellt; und einmal alle Jubeljahre wird ein
Masterplan für ein palästinensisches Dorf genehmigt. Diese
außergewöhnlichen herausgepickten Raritäten lenken nützlich vom großen
Ganzen ab.
Um den Schein der Legalität aufrecht zu
erhalten, wendet Israel bei fast allem "ordnungsgemäße
Gerichtsverfahren" an: für die potentielle Zwangsernährung von
Hungerstreikenden, um routinemäßig Anordnungen von Administrativhaft zu
genehmigen und zu erneuern, oder um bereits lange Haft von hunderten
Palästinensern ohne Gerichtsverfahren zu verlängern; um die Häuser der
Familien von Palästinensern zu zerstören, die Anschläge durchgeführt
haben – das ist auch mit einem ordnungsgemäßen Verfahren und dem
Gütesiegel des Obersten Gerichtshofs hunderte Male geschehen. Seit dem
Jahr 2000 haben mehr als 4.400 Palästinenser auf diese Weise ihr Heim
verloren.
Ja, Israel hat professionelle Anwälte,
Staatsanwälte und Richter. Wir hatten viel Zeit, um die Besatzung zu
perfektionieren. Aber Sie müssen kein Anwalt sein, um das Unrecht zu
erkennen. Schauen Sie sich die Besatzung an und den ganzen juristischen
Schein darum herum, und Sie nennen es das, was es ist: ein legaler
Schein für organisierte Staatsgewalt.
Ladies and Gentlemen,
Israel hat Menschenrechtsverletzungen in
den besetzten Gebieten begangen durch die Errichtung dauerhafter
Siedlungen, durch Hauszerstörungen als Strafmaßnahme, durch einen
einseitigen Bau- und Planungsmechanismus, mit dem palästinensisches Land
und noch viel mehr übernommen wird. Das militärische
Strafverfolgungssystem Israels – wenn man es so nennen kann – wäscht
routinemäßig hunderte Fälle von Tötung oder Mißhandlung von
Palästinensern weiß.
Hier einige Zahlen: Israel hat 20% der
Westbank als "Staatsland" deklariert; Israel erlaubt Palästinensern
"großzügig" auf 1/2% der Zone C zu bauen, auf den 60% der Westbank, die
vor einer Generation "vorübergehend" unter israelische Kontrolle
gestellt wurden; im Lauf der letzten zehn Jahre hat Israel die Häuser
von etwa 1.200 Palästinensern in der Westbank (ohne Ost-Jerusalem)
zerstört und damit 5.500 Menschen obdachlos gemacht, von denen die
Hälfte Minderjährige waren; die Zahlen für Ost-Jerusalem würden diese
Zahlen um 50% anheben; im April 2016 waren etwa 7.000 Palästinenser in
israelischer Haft – ein Viertel von ihnen befindet sich für die Dauer
ihres Militärgerichtsverfahren in Untersuchungshaft und ungefähr 10% in
Administrativhaft. Abschließend ein paar Zahlen: in einem Viertel der
740 Klagen (Beschwerden), die B'Tselem seit 2000 bei den Militärbehörden
eingereicht hat, wurde nicht einmal eine Untersuchung eröffnet; in einer
weiteren Hälfte wurden schließlich die Akten geschlossen, ohne dass
etwas getan worden wäre; in nur 25 Fällen wurde Anklage erhoben –
während dieser Zeit haben die Militärbehörden in 44 Fällen die
materiellen Spuren verloren, das sind mehr als die 25 Fälle, die ans
Gericht gegangen sind. Israel besteht darauf, dass all das sowohl nach
israelischem Recht als auch dem Völkerrecht legal ist.
Aber es ist nicht legal.
Aber diese Tatsache hat wenig praktische
Bedeutung, wenn es darum geht, Israel von der Umsetzung seiner Politik
abzuhalten, weil dem Völkerrecht leider jeder effektive
Durchsetzungsmechanismus fehlt. Und so wird die israelische Politik
umgesetzt und mit immer größerer Unterstützung im eigenen Land weiter
voran getrieben. Trotz breiter internationaler Übereinkunft
einschließlich früherer Resolutionen des Sicherheitsrats, dass die
Siedlungen illegal sind, ist die einzige messbare Veränderung auf diesem
Gebiet die wachsende Anzahl der Siedlungen, der Siedler und der
Palästinenser, die in ihrem Schatten leben und mit Hauszerstörungen oder
Vertreibung konfrontiert sind.
Ladies and Gentlemen,
B'Tselem hat 27 Jahre daran gearbeitet
Menschenrechtsverletzungen in den besetzten Gebieten zu dokumentieren
und zu veröffentlichen, Daten zu analysieren und zu interpretieren und
sich lokal und international in diesen Angelegenheiten einzusetzen. Wir
setzen uns nicht bei jedem spezifischen politischen Ergebnis ein: wir
kämpfen gegen Menschenrechtsverletzungen. Wir stellen vielmehr fest, wie
Israel den "Friedensprozess" effektiv genutzt hat, um Zeit, sehr viel
Zeit zu gewinnen und weitere Fakten auf palästinensischem Boden zu
schaffen. Die Aufgabe von B'Tselem, der israelischen
Öffentlichkeit zu berichten, auf welche Weise der Staat die
Palästinenser unterdrückt, wird so lange weiter bestehen wie die
Besatzung besteht. Wir werden in diesem Bemühen weiterhin nicht
nachlassen, denn es geht um unsere grundlegende moralische
Verpflichtung. Aber nach so vielen Jahren muss man bestimmte
Schlußfolgerungen ziehen. Moralische Prinzipien allein werden nicht
genügen. Israel wird nicht einfach aufhören ein Unterdrücker zu sein,
indem es eines Tages aufwacht und die Brutalität seiner Politik erkennt.
Jahrzehnte falscher Vorwände und echter Ängste, ökonomischer Interessen
und politischer Dogmen sind zusammen gekommen und verhindern diese
Möglichkeit, und gleichzeitig werden zu wenig überzeugende Gründe für
eine Kursveränderung präsentiert. Und global?
Vor 6 1/2 Jahren hat US-Vize-Präsident Joe
Biden gewarnt, dass der "status quo nicht aufrecht zu erhalten ist".
Offensichtlich war er mit der Äußerung dieser Warnung zumindest 6 1/2
Jahre zu früh. Der "status quo" – dieser stets fortschreitende Vektor
der israelischen Interessen zu lasten der Rechte der Palästinenser – hat
sich nicht nur als haltbar erwiesen, sondern tatsächlich als
erfolgreich.
Vor fast genau einem Jahr hat die
Europäische Union auf der Suche nach einem Ende der administrativen
Hauszerstörungen in der Zone C einen sechsmonatigen "strukturierten
Dialog" mit Israel begonnen. Sechs Monate später war der Dialog ins
Leere gelaufen, und die Hauszerstörungen nehmen zu, trotzdem hat die EU
beschlossen – den Dialog zu verlängern. Wenn eine noch nicht dagewesene
Zahl von Hauszerstörungen mit einem unbegrenzten Zeitplan für
internationale Gespräche Hand in Hand geht, warum sollte man die
Hauszerstörungen stoppen?
Offensichtlich ist die Besatzung
international vertretbar (sustainable). Und das ist so, weil die Welt es
bisher abgelehnt hat effektiv einzugreifen.
Die letzten Jahre haben diese Erkenntnis
noch schmerzlicher gemacht. Israels Langzeit-Projekt der
Gewinnmaximierung von palästinensischem Land bei gleichzeitiger
Minimierung der Belästigung durch die Anwesenheit von Palästinensern,
ist greifbarer geworden als jemals zuvor.
Ein halber Tag in der Westbank ist mehr
als genug, um zu realisieren, dass die israelischen rechten Regierungen,
die Mitte und die Linke dort seit 1967 die angestrebte Dauerhaftigkeit
für ihr Projekt vorangetrieben hat. Ähnlich haben es pensionierte
israelische Offiziere ganz offen gesagt – erst kürzlich ein OC Central
Command, der einfach sagte: "Die Armee ist dort, weil der Staat nicht
die Absicht hat (das Gebiet) zu verlassen." Aber jetzt sind derzeit
amtierende israelische Politiker, vom Premierminister hinunter, vom
Lippenbekenntnis dazu übergegangen, das mit einem solchen Grad an
offizieller Deutlichkeit offen zuzugeen - es schien, dass es sicher
schließlich Auswirkungen haben würde. War man naiv, dass man solche
Erwartungen hatte?
Vielleicht. Während diese bisher nicht
dagewesene Klarheit in der israelischen Sprache die Kluft zwischen den
israelischen Aktionen und der leeren Rhetorik über Verhandlungen und
Diplomatie verringert hat, war die Antwort auf globaler Ebene ein
weiterer Report. Hauszerstörungen wurden intensiviert, 2016 war nach
Aktenlage das schlimmste Jahr in diesem Bereich. Ich fühle mich genötigt
zu fragen: wie viel mehr palästinensischen Häuser müssen mit Bulldozern
zerstört werden, bis die Erkenntnis kommt, dass Worte, die nicht von
Handlungen begleitet werden, nur signalisieren, dass Israel weitermachen
kann.
Ladies and Gentlemen,
die Durchsetzung der Menschenrechte muss
nicht länger warten. Palästinenser haben das Recht auf Leben und Würde,
das Recht über ihre eigene Zukunft zu entscheiden. Das alles wurde schon
viel zu lange hinausgeschoben – und hinausgeschobene Gerechtigkeit ist
verweigerte Gerechtigkeit.
Martin Luther King jr. hat uns gelehrt:
"Wir wissen aus leidvoller Erfahrung, dass Freiheit niemals freiwillig
vom Unterdrücker gegeben wird." Die Realität, wie sie sich der
internationalen Staatengemeinschaft zeigt, ist die: Fehlendes Eingreifen
gibt dem Unterdrücker effektiv nicht nur die Genehmigung weiter zu
machen ohne unter vielen Folgen leiden zu müssen, es gibt dem
Unterdrücker auch die Macht zu entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt
gekommen ist, um anzufangen über Alternativen nachzudenken. "Wartet",
verlangt Israel. "jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt." Aber
"'Wartet' hat fast immer bedeutet: nie", antwortet Martin Luther King
jr. "Der Zeitpunkt ist immer richtig, um zu tun was richtig ist." Diese
Zeit ist jetzt: die Zeit ist jetzt da – endlich – um zu handeln. Der
UN-Sicherheitsrat hat mehr als nur Macht: Sie haben eine moralische
Verantwortung – und eine reale Gelegenheit – mit dem Bewußtsein der
Dringlichkeit zu handeln, bevor wir das symbolische Datum vom Juni 2017
erreichen und die zweite Jahrhunderthälfte beginnt, um de Welt, den
Israelis und den Palästinensern eine klare Botschaft zu schicken, die
von internationalem Handeln begleitet ist: Israel kann nicht beides
haben: Du kannst nicht ein Volk fünfzig Jahre lang besetzen und dich
eine Demokratie nennen. Du kannst nicht die Rechte von Millionen
Menschen verletzen und mit hohlen Worten über das Engagement für
gemeinsame Werte und Menschenrechte internationale Vergünstigungen
beanspruchen. Israel ist ein souveräner Staat, 1947 mit internationaler
Legitimierung durch eine historische Entscheidung durch diese
Organisation gegründet. Während der meisten Zeit seiner Existenz hat ihm
die Welt erlaubt ein anderes Volk zu besetzen. Ich habe mein ganzes
Leben, jeden Tag meines Lebens, mit dieser Realität gelebt. Millionen
von Israelis und Palästinensern kennen keine andere Realität. Wir
brauchen Ihre Hilfe. Sogar für eine einzige Person auf diesem Planeten
wären fünfzig Jahre einer "zeitweiligen" Besatzung zu viel, um einen
solchen begrifflichen Widerspruch zu akzeptieren. Den Rechten der
Palästinenser muss Geltung verschafft werden; die Besatzung muss enden;
der UN-Sicherheitsrat muss handeln; und die Zeit dafür ist jetzt.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
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Die Israelis können Terrorismus nicht
erkennen, solange sie sich nicht selbst im Spiegel anschauen
Amira Hass - 10.10.2016
Der Aufstand mit den punktförmigen
Attacken ist wieder da? Die Terrorwelle ist wieder in vollem Gang? Sie
irren sich, meine Damen und Herren. Die Welle ist ein Ozean, der Terror
hat nicht aufgehört, nur seine Dreistigkeit hat zugenommen. Er wird
nicht mit seinem richtigen Namen genannt – mit der Etikette "Sicherheit"
– und seine Autoren laufen frei herum und gehorchen dem Befehl 4
Millionen Menschen einzuschüchtern.
Brauchen Sie für diesen Satz eine Übersetzung? Unser aufgezwungenes
schon Jahrzehnte andauerndes Militärregime ist der Terror, insofern er
die Palästinenser betrifft.
Ich glaube auch, dass es der Terror ist, weil die Menschen
eingeschüchtert werden bis zu einem Punkt, an dem zugunsten der Rechte
unserer Herren ihr Leben und ihre Gesundheit zerrüttet, ihr Befinden und
ihr Eigentum geschädigt ist. Der Sinn der Verteilung von zehntausenden
bewaffneten Männern in Judäa und Samaria sowie im vereinten Jerusalem
besteht darin, zu terrorisieren. Sie jagen Angst und Schrecken ein, denn
sie sind dorthin geschickt worden, um eine perverse Plünderungsordnung
aufrechtzuhalten.
Ein mit einem Gewehr bewaffneter Mensch schaut in den Spiegel und
erschrickt über das Bild von jemandem, der mit dem Gewehr auf ihn zielt.
Das ist keine optische Täuschung, sondern ein Akt des Erkennens. Es
scheint, dass wir uns nicht selbst als die Ursache erkennen können, als
die Aggressoren und ja, als die Terroristen in den Augen derer, die seit
ihrer Geburt unter Militärdekreten, mit unseren Waffen, Panzern,
Flugzeugen, Hubschraubern und Drohnen leben, die tödliches Feuer auf sie
werfen.
Können wir das nicht in uns selbst selbst sehen? Wir weigern uns, uns
als die Ursache zu sehen. In einem schon sehr abgenutzten und
langweiligen pawlowschen Reflex nennen unsere Medien die Attacken eine
"Welle" und führen die auswendig gelernten Analysen an, die erklären,
warum bei wiederholten Gelegenheiten "die Ruhe" an ihr Ende gekommen
ist. Es kann auch pathetisch sein. "Eine 13-jährige Terroristin
versuchte (jemanden) am Kontrollposten von Eliahu niederzustechen. Es
wurde auf sie geschossen, und sie wurde leicht verwundet", berichtete
Kanal 7, der Kanal für den denkenden Siedler. Diese Information wurde
noch ohne Änderung beibehalten, nachdem man entdeckt hatte, dass ihre
"verdächtige" Tasche nichts enthielt, was unsere Soldaten gefährden
könnte (d.h. ein Messer, einen Schraubenzieher, einen gespitzten
Bleistift). Ein Nachrichtensprecher von Radio Israel beschrieb sogar
weiterhin die Bewegungen des Mädchens am Kontrollposten als
Angriffsversuch. Die Verleger und Kommentatoren kommen und gehen, aber
die Schlagzeile bleibt dieselbe: "Die Palästinenser haben uns wieder
angegriffen, uns, die Nebichs (jiddisch: die Armen) des Ghetto."
Die Schlagzeile "Sorge wegen einem Ausbruch von (Sicherheits relevanten)
Vorfällen" kann man oben auf der Webseite von Ha'aretz sehen. Sie wurde
nicht dorthin gesetzt, um Informationen über die dutzenden behinderten
Jugendlichen zusammen zu tragen, denen die israelischen Streitkräfte mit
Kugeln der Marke Ruger in die Knie geschossen haben. Auch gibt es keine
ähnliche Schlagzeile für den Aufruhr wegen der Verweigerung von
Reiseerlaubnissen vom Gazastreifen oder einer anderen Welle von
Soldaten, die Palästinenser töten, die für sie keinerlei Gefahr für ihr
Leben darstellten: in al-Fawar (Mohammed Hashash), in Silwad (Iyad Hamed),
in Shuafat (Mustafa Nimr). Sie werden dort auch keine Schlagzeile
finden, die die tägliche Orgie der militärischen Überfälle (mindestens
116 zwischen dem 9. und dem 21. September) zusammenfasst. Zum Beispiel
in Bil'in letzten Mittwoch frühmorgens: Die Nebbichs vom Ghetto brechen
in die Häuser der Aktivisten von den Volkswiderstands-Komitees ein,
erschrecken Kinder und konfiszieren (d.h. stehlen) die Computer und
Mobiltelefone. Es gab keine Informationen über Verluste bei unseren
Streitkräften. Nur die Wahrheit ist das nicht erklärte Opfer.
Über eine neue Terrorwelle wird berichtet, wenn Juden, Soldaten und
Grenzpolizisten verletzt werden oder sich bedroht fühlen. Zehntausende
Geschichten und Informationen, v.a. in Ha'aretz, die sich mit der
andauernden militärischen und bürokratischen Gewalt beschäftigen,
verschwinden wieder, als wären es zufällige Vorkommnisse.
Der unaufhörliche und nicht zu tolerierende Strom von vorsätzlichen
Schikanen gegen die Palästinenser, die eine Folge unserer militärischen
Besatzung im Ausland sind, wird von den Sensoren der Journalisten nicht
als eine ständige Realität wahrgenommen.
Dem Journalismus gefallen Dramen und Tragödien. Wenn das Desaster ein
dauerhaftes ist, ist es schon kein Thema mehr, vor allem wenn wir die
Ursache des Desasters sind. Die routinemäßigen Katastrophen, die wir den
Palästinensern zufügen, existieren in der israelischen Realität nicht.
Deshalb bekommen sie auch nicht regelmäßige Schlagzeilen, und das Fehlen
solcher Schlagzeilen formt in unserem Kopf eine Realität, in der alles
in Ordnung ist. Und dann kommt eine andere Realität, und die Leute
fragen sich: "Was ist los mit diesen Palästinensern, die uns schon
wieder angreifen?"
Ein jordanischer Staatsbürger und sechs Palästinenser, unter ihnen vier
Minderjährige, wurden in weniger als einer Woche bei versuchten
Angriffen oder vermeintlich versuchten Angriffen von israelischen
Schüssen getötet. Am 9. September wurde eine Signal-Rakete von der
israelischen Armee auf den 16-jährigen Abdel Rahman al-Dabbagh
abgefeuert, der in der Nähe des Grenzwalls gegen die Belagerung
protestierte. Die Frage, ob es nicht eine andere Möglichkeit gegeben
hätte als zu töten, wird vermutlich damit beanwortet, dass entsprechend
den Kampfregeln geschossen wurde.
Die kognitive Verweigerung verhindert, dass die Israelis begreifen wie
weit die Palästinenser unterdrückt werden. Unter den vier Millionen
Opfern des konstanten Terrors drückt nur eine Handvoll ihre Verzweiflung
in Aktionen aus, die so gut wie sicher zu ihrem Tod führen. Es ist
dieses System der Sicherheit, nicht die geringe Zahl von
Messerattentaten oder Angriffsversuchen mit Fahrzeugen, das eine
Erklärung nötig macht (verdient). In diesem Sicherheitssystem steckt
eine Weisheit, weil das noch nicht der Zeitpunkt für einen
Massenaufstand ist. Diese Beschränkung drückt die Verzweiflung aus, denn
die, die in aller Welt hören, sind nicht die, die Entscheidungen treffen
und die, die entscheiden, hören nicht zu.
Aber es liegt auch eine Hoffnung in der Mäßigung der Palästinenser:
Gerechtigkeit und Zukunft sind auf ihrer Seite, vorausgesetzt sie
kämpfen für ihre Freiheit.
Quelle Übersetzung der span. Übersetzung - K. Nebauer
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Israel strahlt seine Version
der Geschichte in einem satirischen Video aus
Juan Carlos Sanz/Jerusalem -
08.10.2016
[...] Ein Video über die Geschichte des
Landes, das seit Freitag auf der Facebook-Seite des israelischen
Außenministeriums veröffentlicht wird, schlug Freitag Nacht mit mehr als
300.000 Besuchern Rekorde. "Willkommen im Heim des jüdischen Volkes" ist
der Titel eines Clips, der in wenig mehr als drei Minuten 3 Jahrtausende
durchgeht. "Ganz gleich, wer kommt und an die Türe klopft, die Juden
sind in ihrem Heim, ihrem süßen Heim, dem Land Israel während 3.000
Jahren geblieben", erläutert das post des Ministeriums. Der
Streifen hat weithin zu Polemik geführt, mit negativen und positiven
Kommentaren wie: "Es ist eine Erzählung der Ignoranz, wir sind als Juden
schon eine Minderheit", "Ich bin hingerissen. Es ist fantastisch. Es
zeigt die Geschichte auf eine unterhaltsame und kreative Art." oder
absurde wie: "Stop dem jüdischen Terrorismus gegen die Römer." Alle
drehen sich um diesen merkwürdigen Gang durch die Geschichte mit
aufeinanderfolgenden Wellen von Invasoren in ein Territorium, das heute
als Heiliges Land bekannt ist.
Am Anfang wird ein Keramiktäfelchen an der
Tür einer typischen israelischen Wohnung gezeigt: "Jakob und Rachel,
Land Israel", liest man auf Englisch. Im Wohnzimmer erscheint ein
junges, modernes jüdisches Paar – er ohne Kippa, sie ohne die Perücke
verheirateter orthodoxer Frauen – mit einen Baby. Jemand klopft an die
Tür. "Es sind zwei Hipster mit gepflegtem Bart", sagt der Ehemann.
"Wetten, dass sie mir eine Encykopädie verkaufen wollen? "Während er die
Tontäfelchen mit Keilschrift betrachtet, fragt er sie: "Noch nichts von
Wikipedia gehört?" Es handelt sich um zwei mit Schwertern bewaffnete
Assyrer, die das Haus in Besitz nehmen und die Familie im Schlafzimmer
einsperren.
"Na gut. Wir sind im Jahr 750 vor
Christus", versucht Jakob Rachel zu beruhigen. "Noch 2.250 Jahre lang
werden wir hier keine Ruhe haben." Babylonier von Nabukadnezar,
Mazedonier von Alexander dem Großen, Römer ... alle brechen in die
Wohnung ein, um dort zwei oder vier Jahrhunderte zu verbringen. So wie
die Muslime der "ersten arabischen Ära" (sic!), die die Al-Aqsa-Moschee
in Jerusalem errichteten, oder die Kreuzfahrer, die herbeieilen, um die
heiligen Stätten der Christenheit zu beschützen. Alle klopfen an die
Tür.
Etwa 200 Jahre später sperren ägyptische
Sultane, Mamelukken, die Familie erst ins Kinderzimmer und dann in einem
Zelt im Garten hinter dem Haus ein. Es sind schlechte Zeiten. Bis ein
feiner Ottomane die Vorhänge des Zeltes zur Seite schiebt und ihnen
Süßigkeiten anbietet: "Türkish Delight?" flüstert er und deutet mit
einem Augenzwinkern auf die übliche Praxis der Turkish Airlines. "Es
scheint, dass das schon etwas ruhiger ist", überlegt der Ehemann laut.
"Ob jetzt alles aufgehört hat?"
Aber es wieder an die Tür geklopft.
Diesmal ist es ein britischer Militärangehöriger. Er nimmt die Wohnung
unter dem internationalen Mandat nach dem Ersten Weltkrieg in Besitz. Es
ist ein anderer Typ von Invasor, mit besseren Umgangsformen, der mit dem
jüdischen Paar im Wohnzimmer Tee und Gebäck teilt; im Wohnzimmer sieht
man noch Reste, die sich von den aufeinanderfolgenden Besetzern der
Wohnung angehäuft haben.
Das Video – von ZED Films, einer von den
Webseiten der Regierung von Benjamin Netanyahu bereits bekannten
Produktionsfirma – nimmt sich mit der Chronologie und den Tatsachen
gewisse Freiheiten heraus. Nicht umsonst gibt es in Israel einen Streit
zwischen traditionellen Historikern (mit einer zionistischen Vision) und
Revisionisten (die sich nach Dokumenten richten). "Im Namen der
Staatengemeinschaft gebe ich Ihnen Ihr Haus zurück", proklamiert der
britische Offizier in einer apokryphen Inszenierung der Geburt des
jüdischen Staates, bevor er feierlich verabschiedet wird.
Historische Diskrepanzen
In Wahrheit wurde Israel 1947 (richtig:
1948, Ü.) gegründet, nachdem das bis dahin von London verwaltete
Palästina zwischen Juden und Arabern geteilt worden ist, wie von den
Vereinten Nationen, den Nachfolgern des Völkerbundes, vereinbart. Die
britische Armee zog sich nach der Entscheidung der UNO zurück, nachdem
sie von bewaffneten jüdischen Untergrund-Organisationen angegriffen
worden war. Bei einem der Angriffe flog im Juli 1946 ein ganzer Flügel
des King David-Hotels in Jerusalem in die Luft, das damals Hauptquartier
des (britischen) Militärs war, wobei 91 Personen ums Leben kamen.
Die historische Sicht, die das vom
Außenministerium veröffentlichte Video zeigt, passt zur Ideologie der
Mehrheit in der Regierung von Netanyahu, der als der Konservativste in
der Geschichte des jüdischen Staates gilt. In der Koalition sind zwei
ultraorthodoxe jüdische Parteien, eine der extremen Rechten und eine,
die die Interessen der Siedler in Westbank und Jerusalem vertritt. Sie
haben die Vorstellung gemeinsam, dass sich das Land Israel vom Jordan
bis zum Mittelmeer erstreckt, und dass das Land Israel, das biblische
Eretz Israel, mit nicht festgelegten Grenzen, ihnen seit undenklichen
Zeiten gehört.
Der Streifen ist tadellos gemacht, zum
Rhythmus einer Tecno-Version von Hava Nagila und mit bemerkenswertem
Humor. Er gibt zwar vor die Geschichte zu erzählen, erzählt aber doch
nicht die ganze Geschichte. Wie Allison Kaplan Sommer in Ha'aretz sagt.
"Er ignoriert vollständig die jüdische Diaspora (die das Territorium
fast ganz von Juden entleerte) und zeigt Juden, die sich gegenüber den
Invasoren passiv verhielten." Er hebt hervor, dass es in dieser
Geschichte keine "Massadas" gibt, womit er auf den heroischen Widerstand
von tausend Juden in der Festung Massada gegen das Römische Reich vor
2.000 Jahren anspielt.
Das Video ist kein Kunstwerk, sondern ein
Produkt der Hasbara (hebr.: Erklärung oder Erläuterung), wie die
Regierung von Netanyahu die Aktionen zur Verteidigung von Israels Image
mittels öffentlicher Diplomatie nennt. Tatsächlich hat im vergangenen
Frühjahr die Vize-Außenministerin Tzipi Hotoveli die Ausschreibung eines
Wettbewerbes von Hasbara-Videos mit beachtlichen Geldpreisen verkündet,
der sich sowohl an die allgemeine Öffentlichkeit als auch an
spezialistierte Produzenten richtet. Hotoveli erklärte: "Das ist eine
wunderbare Gelegenheit für die, die mit ihrem Talent dazu beitragen
wollen, den öffentlichen Diskurs über Israel zu verändern und sein Image
zu verbessern".
Aber wo erscheinen in diesem Film über
3.000 Jahre die Palästinenser? Gehen wir zur letzten Szene zurück. Der
britische Militärangehörige entfernt sich und die Tür des Hauses wird
geschlossen. "Endlich werden wir einen Staat im Land Israel haben",
feiern Jakob und Rachel und tanzen die Hava Nagila. Plötzlich klopft
wieder jemand an die Keramikplakette an der Tür. Es ist auch ein junges
Paar: er trägt auf dem Kopf eine Kufiya, das Tuch, das durch Arafat
populär geworden ist, und sie trägt einen Hijab (islamischer Schleier).
Ha'aretz behauptet, dass sich die beiden Paare am Ende die Hand geben.
Aber in den Bildern des Videos, die der Korrespondent (mit dieser
Behauptung) verglichen hat, sieht man nur verstörte Blicke und Gesten
der Bestürzung. Alles weitere ist Schweigen.
Quelle Übersetzung: K.
Nebauer |
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Erklärung
der Generalsekretäre Rev. Dr. Olav Fykse
Tveit (Weltrat von Kirchen) und Jim Winkler (Nationalrat der
christlichen Kirchen in den USA. )
NCC/WCC Beratung über das
Heilige Land - 14. September 2016
Keinen Menschen sollten ihre Rechte versagt werden und keinen Menschen
sollten ihre Rechte für Generationen versagt werden. Der ungelöste
Konflikt in Israel und Palästina ist in erster Linie einer der
Gerechtigkeit und bis die Forderung der Gerechtigkeit nicht erfüllt ist,
kann kein Frieden werden. Da sich Israels Besatzung von Ostjerusalem,
der Westbank und Gaza sich der 50- Jahresmarke nähert, haben
Generationen unter dieser Realität gelitten. Die Möglichkeiten einer
brauchbaren Zwei-Staatenlösung, die wir lange befürwortet haben, ist
schwer zu erreichen und scheinbar unrealistischer als jemals.
Die Krise in Israel und Palästina hat Vertreter des Weltrats der Kirchen
und des Nationalrats der Kirchen Christi in den USA für eine wichtige
Beratung, vom 12.-14. September 2016 in Arlington, Virginia,
zusammengebracht. Mehr als 60 Vertreter der Kirchen und der kirchlichen
Organisationen aus aller Welt kamen zusammen, weil wir die Schreie von
allen hören, die sich nach Frieden und Gerechtigkeit in dem Land sehnen,
das wir heilig nennen. Wir haben die Beteiligung von Palästinensern,
amerikanischen Ureinwohnern, Südafrikanern und israelischen Teilnehmern
besonders geschätzt, ihre Einblicke und Erfahrungen in denen sie gelebt
haben, geteilt.
Obwohl diese Beratung sich auf den Israel-Palästina Konflikt
konzentriert hat, wissen wir, dass sie im Kontext einer von Krieg und
Gewalttätigkeit heimgesuchten Region stattfindet und achten auf die
verschiedenen Situationen überall in dem Nahen Osten.
50 Jahre ist auch ein Meilenstein in Bezug auf das biblische Erlassjahr,
um uns alle daran zu erinnern, die genaue Zeit zu beachten um die
Gerechtigkeit wieder einzuführen, so dass die Menschen leben können.
„Erklärt dieses fünfzigste Jahr für heilig und ruft Freiheit für alle
Bewohner des Landes aus! Es gelte euch als Jubeljahr. Jeder von euch
soll zu seinem Grundbesitz zurückkehren, jeder soll zu seiner Sippe
heimkehren“ (3. Mose 25,10)
Uns ist bewusst, dass keine Person oder Gruppe eines Volks oder eine
Regierung untadelig ist, dass Verbrechen und Verwüstungen über viele
Jahre von vielen begangen worden sind, aber der Zyklus der
Gewalttätigkeit zerbrochen werden muss. Zu oft wurde die strukturelle
und permanente Gewalt gegen ein ganzes Volk ignoriert. Aber eine ganze
Bevölkerung unter einer Besatzung und sogar in dem geschlossenen Bereich
Gaza, wie in einem Gefängnis zu halten, ist eine schlimme und unhaltbare
Situation. Wir wissen auch gut, dass Israel die Besatzungsmacht und die
beherrschende Macht über das Volk Palästinas ist. Dies fordert diese
spezielle Verantwortung, um diese Initiative aufzunehmen.
"Gesegnet sind die Friedensstifter, denn sie werden Kinder Gottes
genannt." (Matth. 5,9) Dies ist die verwendete, nicht hohle Rhetorik,
von Jesus von Nazareth. Jene, die dem Pfad des Friedens folgen, werden
wirklich im Himmelreich gesegnet sein. Wir sichern unsere Unterstützung
all jenen zu, die versuchen ein Ende dieses Konflikts zu erzielen.
Wir rufen auf zu einem Ende der Besatzung und den Bau von Siedlungen auf
besetztem Land, mit all seinen massiven sich verschlechternden
Dimensionen für die palästinensischen Bevölkerungen, aber auch für
Israel und die ganze Region. Wir rufen auf zur vollen Achtung- und zum
Schutz der Menschenrechte, für das Recht die Wahrheit sagen zu können,
die Sorgen auszusprechen und zu demokratischen gewaltlosen Handlungen
für Gerechtigkeit und Frieden. Wir sind sowohl von israelischen
gesetzgebenden und anderen Maßen tief betroffen, die die Arbeit
palästinensische und israelische Entwicklungs- und
Menschenrechtsorganisationen beschränken, als auch vom Mangel an
Transparenz, die die Untersuchungen in international humanitären
(vertrauensbasiert, beinhaltend) Organisationen im Gaza-Streifen
betreffen und die möglichen negativen Folgen dazu, um die kritisch
erforderliche Hilfe in diesen belagerten Bereich zu liefern,.
In dieser Beratung haben wir uns besonders auf die schwerwiegenden
Wirkungen auf Kinder und Jugendliche konzentriert und besonders auf die
Anwendung der Verwaltungshaft und die unannehmbare Anwendung der
Einzelhaft von palästinensischen Kindern.
Wir sind hier in der Hauptstadt der USA versammelt und fordern die
Vereinigten Staaten auf:
• hören Sie auf, verschiedene staatliche- und nichtstaatliche Truppen im
Nahen Osten zu bewaffnen und im Besonderen das 38 Milliarden $ Militär
Hilfspaket für Israel zu überdenken. Das Letzte was in dieser Zeit
gebraucht wird sind mehr Waffen.
• beenden Sie die gegenwärtige Welle von gesetzgebenden Anstrengungen,
die Anwendung von gewaltlosen ökonomischen Aktionen bestrafen, um die
Politik in Israel. zu beeinflussen.
Kirchen haben solche Strategien in vielen Jahren verwendet, um sowohl
inländisch als auch international die Rechte der Menschen zu verbessern
und das Anliegen für Gerechtigkeit zu fördern, wie den Montgomery
Busboykott, Apartheid Südafrika und gegenwärtig im Namen der Koalition
von Immokalee Arbeitern.
Wir haben uns in den Vereinigten Staaten getroffen und haben hier
US-Regierungsvertreter getroffen, weil die Vereinigten Staaten enorme
Macht haben den Status quo zu unterstützen, oder kühne Maßnahmen zum
Frieden zu ergreifen. Ebenso haben die Kirchen in den Vereinigten
Staaten ein ungeheures Potential, das mobilisiert werden muss, die
amerikanische Regierung aufzufordern viel mehr zu tun, um in Israel und
Palästina einen gerechten und anhaltenden Frieden zu sichern.
Religion ist zu oft verwendet worden um die Besatzung zu rechtfertigen.
Zu oft ist Religion von Christen, Juden und Moslems verwendet worden, um
Hass und Gewalttätigkeit zu fördern. Wir haben gesehen, dass Religion
ebenso in unzähligen anderen Umständen missbraucht worden ist. Wir sehen
Parallelen zwischen der Krise in Israel und Palästina und den Kämpfen
für Rassengerechtigkeit in den Vereinigten Staaten und dem
Anti-Apartheidskampf in Südafrika.
Der Weltrat der Kirchen ist eine weltweite Gemeinschaft von Kirchen, die
dem Anruf des Friedefürsten folgt, um nur für Frieden in vielen
Kontexten der Welt zu arbeiten. Am häufigsten bedeutet dies, rund um die
Welt in Solidarität mit Menschen zu stehen, die Unterdrückung und
Gewalttätigkeit erleiden. Der Nationalrat der christlichen Kirchen in
den USA, www.nationalcouncilofchurches.us bleibt weiter ein Teil dieser
ökumenischen Bewegung für Einheit, Gerechtigkeit und Frieden.
Die gegenwärtige Situation in Israel und Palästina erfordert dringende
Handlungen. Man kann nicht für viele Jahre ein ganzes Volk unter Druck
und Gewalttätigkeit unterwerfen und keine gewalttätige Reaktion
erwarten. Wir unterstützen keine Gewalttätigkeit, aber wir wissen, dass
die Menschen Hoffnung und Vertrauen zur Wirksamkeit gewaltloser Mittel
verlieren.
Wir ermutigen unsere Kirchen, die bevorstehende Weltwoche für Frieden in
Palästina und Israel vom 18.-24. September (www.oikoumene.org) zu
beachten und an den Aktionen für einen gerechten Frieden im kommenden
Erlassjahr teilzunehmen.
Als Nachfolger Christi und als Menschen der Abrahamitischen Tradition,
werden wir geistlich durch den kontinuierlichen Hass und der
kontinuierlichen Feindseligkeit zwischen Juden, Christen und Moslems
verwundet und sehnen uns nach einer neuen Ära des Friedens, Harmonie und
Kooperation, so dass das Land, das wir alle heilig nennen, geteilt und
gepflegt wird durch alle die dort wohnen. "Er hat geglaubt (Abraham) auf
Hoffnung, wo nichts zu hoffen war, dass er der Vater vieler Völker
werde, wie zu ihm gesagt ist" (1.Mose 15,5): "So zahlreich sollen deine
Nachkommen sein" (Römer 4:18)
-Rev. Dr. Olav Fykse Tveit, Generalsekretär, Weltrat der Kirchen
-Jim Herauskrieger, Präsident und Generalsekretär, Nationalrat der
Kirchen, USA
(Übersetzung: E.-L.Vatter)
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Jüdische
Siedler danken Peres für seinen Beitrag zur Besatzung Palästinas
30.09.2016
Jüdische Siedler haben heute
den Beitrag des ehemligen israelischen Präsidenten und
Friedensnobelpreisträgers für die Etablierung von Siedlungen in den
besetzten palästinensischen Gebieten gelobt.
"Peres war der erste, der
1975 Juden ein Begräbnis auf dem alten jüdischen Friedhof in Hebron
erlaubt hat, er hat auch erlaubt die antike Synagoge auszugraben. Das
war der Beginn der Wiedererrichtung des jüdischen Viertels in Hebron,
was von großer Bedeutung war", erklärte heute Noam Arnon, Sprecher der
jüdischen Gemeinde in Hebron, der einzigen palästinensischen Stadt mit
einer Siedlung in ihrem Zentrum.
Arnon erinnert sich, dass
sich damals eine Gruppe, zu der er gehörte, mit Peres traf, der
Verteidigungsminister war, um ihn um Erlaubnis zu bitten den
historischen Tempel (gemeint eine Synagoge) zu rekostruieren, und er
sagte zu ihnen: "Ich brauche keine Erklärung, ich bin Jude und verstehe
die Heiligkeit einer Synagoge."
Peres war einer der
Wegbereiter der Oslo-Abkommen, die 1993 unterzeichnet wurden und den
Grundstein für die Errichtung eines unabhängigen palästinensischen
Staates legten, bekannt als Zwei-Staaten-Lösung, er war seit damals der
Referent bei den Verhandlungen für einen Frieden, den die internationale
Gemeinschaft heute durch die Ausbreitung der Siedlungen für bedroht hält.
"Natürlich haben wir uns
gegen die Oslo-Verträge gestellt, wir dachten, das sei ein schrecklicher
Fehler. Aber als Peres 1996, nach der Ermordung von Rabin, nach Hebron
kam, entschied er, dass die jüdische Gemeinde für immer in Hebron
bleiben würde, und er tat alle nötigen Schritte, damit es so sein würde",
meinte Arnon.
Der Yesha-Rat, der die
Siedler im Westjordanland repräsentiert, dankte für die Bemühungen des
früheren Mandatsträgers "für die Schaffung der Basis für die
Verteidigung Israels seit dessen Gründung und für seinen großen Beitrag
für die Etablierung der jüdischen Siedlungen in Samaria (Norden des
Westjordanlandes)".
"Wir werden uns (immer) an
die fortlaufende Unterstützung für die Sicherheit der Siedlungen, den
Aufbau von Samaria, die Errichtung der Siedlungen Ofra und Kedumin und
die Entwicklung der Infrastruktur für die Etablierung und die
Konsolidierung weiterer Siedlungen erinnern", zitiert das Komuniquee,
das in den lokalen Medien veröffentlicht wurde.
Nach dem Bekanntwerden von
Peres' Tod verteilte eine Gruppe Siedler ein Bild des ex-Präsidenten,
wie er vor 41 Jahren zur Gründung der Siedlung Ofra einen Baum pflanzte.
"Der Beitrag von Peres zur
Weiterentwickung von Samaria im Vergleich zu den Schäden von Oslo und
der Illusion eines neuen Nahen Ostens ist historisch", versicherte heute
auf Aruzt Sheva online Daniella Weiss, die ehemalige Bürgermeisterin der
Siedlung Kedumim und Führerin der Siedlerbewegung Nahala.
"Die Unterzeichnung der
Vereinbarung von Sebastia mit Shimon Peres (für die Evakuierung eines
Außenpostens, die in die Geburt von Kedumim mündete) war der Beginn des
massiven jüdischen Siedlungsbaus in Judäa und Samaria (biblische Namen
für das Westjordanland)."
"Nicht ohne Grund bezieht
sich die (israelische) Linke auf die Vereinbarung von Sebastia als der
alten Sünde von Peres. Ich erinnere mich, dass wir ihm einen
Blumenstrauss überreichten. Er machte diesen historischen Schritt,
obwohl er es nicht unterstützte, dass wir in Judäa und Samaria sein
sollten", fügte sie hinzu.
Quelle:
www.palestinalibre.org/articulo.php?a=62293
Übersetzung: K. Nebauer |
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Palestina libre_03.10.2016
Überlebende der Mavi Marmara: "Wir brauchen
Menschen, die im Namen der Humanität handeln"
Middle East Monitor/Mersiha Gadzo
Cigdem Topcuoglu ist eine der Überlebenden des Angriffs auf die Flotille
Mavi Marmara im Mai 2010, bei der israelische Kommandos ihrem Mann in
den Kopf schossen und ihn töteten. Sie ist die letzteAktivistin, die
sich dem Schiff von 'Frauen nach Gaza' angeschlossen hat. Trotz allem
macht es sie nicht nervös wieder nach Gaza zu fahren. Für Cigdem, 51,
ist diese gewaltfreie Aktion wie eine Urlaubsreise. Ich bin müde, sagte
sie mir in ihrem Haus in Adana, eine Stadt im Süden der Türkei an der
Mittelmeerküste, ich möchte mich auf dem Schiff ein wenig ausruhen.
Die sechs Jahre seit dem Angriff auf die Mavi Marmara waren für diese
Frau, die 23 Mal Teakwondo-Meisterin wurde, arbeitsreich. Neben
ihrer Tätigkeit als nationale Schiedsrichterin und Trainerin hat sie an
Kursen teilgenommen, als Freiwillige mit Waisenkindern gearbeitet und
einen Verein gegründet, der den Namen ihres verstorbenen Mannes, Cetin,
führt und in dem die Jugendlichen etwas über Palästina und Gaza lernen.
Cigdem Topcuoglu ist eine kleine Frau mit einer heiteren, sanften Stimme
und überhaupt nicht nervös oder ängstlich. Sie ist einfach nur
entschlossen zu erleben, dass die Unterdrückung der Palästinenser endet.
"Die Situation wird sich nicht von allein ändern. Wir brauchen Menschen,
die im Namen der Humanität handeln. Es ist für alle Menschen wichtig,
sich zusammen zu schließen, wenn es um die Unterdrückung geht, die die
Palästinenser täglich erleben."
An Bord der humanitären Flotille 'Frauen nach Gaza', die vergangene
Woche von Barcelona ablegte, sind 30 Frauen. Sie hoffen, in der ersten
Oktoberwoche in Gaza anzukommen. Cigdem Topcuoglu wird sich ihnen nach
der 11. Gerichtssitzung in Istambul zur Mavi Marmara anschließen.
Die Staatsanwälte fordern 32 Jahre Haft für jeden der vier israelischen
Kommandos wegen "überlegtem, fortgesetztem und brutalem Mord", "Plünderung
und Raub" und "Verletzen mit der Absicht schwere Körperverletzungen
hervorzurufen" und anderen Beschuldigungen. Neun türkische Passagiere
wurden bei dem Angriff der israelischen Streitkräfte getötet, zehn
weitere verletzt, eine zehnte Person starb später an ihren Verletzungen.
Eine Untersuchung der UNO schloss 2010, dass sechs Passagiere auf die
Weise einer "extralegalen, willkürlichen und sumarischen Exekution"
getötet worden seien.
Nach dem Angriff stellte Erdogan Israel drei Bedingungen, um die
diplomatischen Beziehungen wieder vollständig herzustellen: (Israel
sollte) sich entschuldigen, den Familien der Opfer Entschädigungen
zahlen und die Blockade des Gazastreifens aufheben. Israel behauptet,
sie hätten "in Selbstverteidigung" gehandelt, entschuldigte sich aber
2013 wegen "operativer Irrtümer" während des Angriffs. Nach sechs Jahren
unterbrochener diplomatischer Beziehungen und monatelangen Verhandlungen
waren die Israelis einverstanden, 20 Millionen Dollar an Entschädigungen
zu zahlen gegen Einstellung aller Gerichtsverfahren und Strafprozesse.
Wenn auch die ersten beiden Bedingungen erfüllt wurden, hat Erdogan die
Forderung aufgegeben, dass Israel als Teil der Kompromiss-Vereinbarung
die Blockade des Gazastreifens aufheben sollte. Statt dessen werde
erlaubt, dass türkische humanitäre Gruppen Hilfsgüter über den
israelischen Hafen von Ashdod nach Gaza liefern. Israel wird der Türkei
auch erlauben, in Gaza ein Krankenhaus, eine Elektrizitätswerk und eine
Wasser-Entsalzungsanlage für sauberes Trinkwasser zu errichten.
Die Familien der Opfer sind aber mit dem Übereinkommen nicht zufrieden
und sagen, sie würden ihre Klagen nicht zurückziehen. "Ich akzeptiere
das Übereinkommen nicht", sagt Cigdem Topcuoglu. "Die Türkei denkt nicht
genug an die Familien der Märtyrer. Ein authentischer Führer bleibt bei
seinem Wort und hält, was er versprochen hat." Sie sagt gerade heraus,
die türkische Regierung hätte die Familien nach ihrer Meinung der
Familien zu dem Übereinkommen fragen müssen, da schließlich das Blut,
das vergossen worden wurde, ihr Blut war. "Unser Ziel ist es, die
Blockade zu durchbrechen, das war (auch) das Motiv der Fahrt der Mavi
Marmara. Aber diesbezüglich (bezüglich der Blockade) hat es nicht die
geringste Verbesserung gegeben... die 20 Millionen Dollar sind uns egal,
was wir wollen, ist die Blockade zu durchbrechen."
Staatsanwalt Burak Turan vertritt die Familien der Opfer und hat im
vergangenen Juni dem israelischen Channel 10 News erklärt, dass nach dem
türkischen Recht die Regierung nicht die rechtliche Befugnis hat, die
öffentliche Klage gegen vier israelische Kommandos zu abzuschließen.
Gaza steht mit einer Bevölkerung von 1,8 Millionen Menschen seit 2007
unter der israelischen und ägyptischen Blockade. Nach einem Bericht der
Weltbank hat Gaza mit 43% die höchste Arbeitslosigkeit der Welt, 80%
seiner Bevölkerung ist abhängig von Lebensmittelhilfe und 95% des
Wassers ist für den menschlichen Konsum nicht geeignet. Bei seinem
Besuch im palästinensischen Territorium im vergangenen Juni bezeichnete
UN- Generalsekretär Ban Ki-moon die Blockade als "Kollektivstrafe", die
nach internationalem Recht illegal sei.
Wenn Cigdem in ihrem Haus in sonnigen Adana ist, hat sie manchmal noch
die Vorstellung auf der Mavi Marmara zu sein. Was dort mitten in der
Nacht geschah, wird sie niemals vergessen. Alles war voller Tränengas,
über all war Blut, da viele Menschen verletzt worden waren, erklärte
Cigdem Topcuoglu. Sie sah, dass ihr Mann einen verletzten Passagier auf
das untere Deck trug, das war das letzte Mal, dass sie ihn lebend sah.
Etwas später fand sie ihn auf Deck zu Boden gestürzt, mit einer Wunde am
Hinterkopf. Sie leistete ihm Erste Hilfe, aber sofort kam Blut aus Nase
und Mund. Als klar war, dass er tot war, bedeckte Cigdem seine Leiche
und half anderen Verletzten.
In der Gerichtssitzung zur Mavi Marmara im vergangenen Frühjahr
beschrieb der Passagier Erol Citir die Situation als eine "Frage von
Leben oder Tod auf Deck, bis zu dem Punkt, dass Blut die Treppen
hinunter tropfte."
Frauen verschiedener Herkunft aus neun Ländern gehören zur (Flotille)
der 'Frauen nach Gaza'. Was in Palästina geschehe, sei kein isolierter
Fall und stehe in Verbindung mit vielen Problemen in der ganzen Welt,
sagte Cigdem Topcuoglu, während sie darauf beharrte, dass es wichtig ist,
sich mit der Menschheit gegen die Unterdrückung zusammen zu schließen.
"Mitten in der pechschwarzen Dunkelheit werden wir uns als Passagiere
eines humanitären Schiffes dem belagerten Gaza nähern. Unsere Fracht ist
schwer, sehr schwer. Achten Sie auf die Stimme vom Schiff, es ist die
Botschaft an die Welt. Und Israel sage ich: "Die Geschichte ändert sich
nicht von allein. Damit sie sich ändert, braucht es Menschen, deren
Herzen entflammt sind. Habt Angst vor der Fahrt der Frauen, deren Herzen
im Namen der Menschlichkeit entflammt sind. Wir, Frauen, begeben uns
nach Gaza (wenden uns Gaza zu)."
Quelle:
www.palestinalibre.org/articulo.php?a=62298
Übersetzung aus dem Spanischen: K.
Nebauer
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Wie Israel
aus einer arabischen Partei ein Sicherheitsrisiko macht
Orly Noy
- 20.09.2016
Balad ist nicht die einzige
politische Partei in Israel, die im Verdacht steht das
Finanzierungsgesetz für Wahlkampagnen zu übertreten. Aber sie ist die
erste, die Mitglieder hat, die in Kommando-artigen Razzien nachts
verhaftet wurden.
Man kann die dramatische
Verhaftung von dutzenden Aktivisten und führenden Mitgliedern der Partei
Balad Anfang der Woche, über die in den Medien viel berichtet wurde, auf
zwei Arten beschreiben:
"Die Polizei hat eine breit angelegte Ermittlung gegen Balad eröffnet
wegen des Verdachts des betrügerischen Transfers von Millionen Shekel in
die Parteikassen während der Wahlen von 2013."
Oder: "In einer nächtlichen
Operation mit dem Schwerpunkt Sicherheit wurde in den Wohnungen von
dutzenden Palästinensern eine Razzia durchgeführt und diese wegen pro-palästinensischem
Aktivismus verhaftet."
Für die meisten Berichte
wählten die hebräisch-sprachigen Medien die erstere Version. In meinen
Augen ist aber die zweite aus mehreren Gründen die genauere.
Erstens: Ich habe keine
Vorstellung, wie die Finanzierung der Wahlkampagne von Balad
funktioniert, weder 2013 noch sonst. Als Unterstützerin der Partei
möchte ich glauben, dass nichts Illegales gemacht wurde. Im übrigen ist
mir bekannt, dass es in Israel kaum eine Partei gibt, die nicht der
Übertretung des Finanzierungsgesetzes für Wahlkampagnen verdächtigt oder
überführt wurde. Ebenso bin ich sicher, dass die Mitglieder dieser
Parteien nicht mitten in der Nacht verhaftet wurden, als handle es sich
um eine top-secret Kommando-Operation. Nicht einmal, wenn der Verdacht
viel größer und schwerwiegender war – nicht einmal, wenn die
Verdächtigten hochrangige Amtsträger waren. Dies ist nicht die "Sprache",
mit der Israel im zivil-politischen Bereich funktioniert. In Israel sind
nächtliche Razzien und Festnahmen eine "natürliche" Antwort auf
Sicherheitsbedrohungen.
Es ist natürlich kein Zufall: der israelische Staat hat vor Jahren
versucht, Balad aus der politischen Arena zu entfernen und die Partei zu
einem Sicherheitsrisiko zu machen. Ohne den Wunsch und sogar ohne die
Fähigkeit mit der Art von Diskurs umzugehen, für den sich Balad einsetzt
– Balad ist vielleicht die einzige Partei, die durchgängig eine
detaillierte Vision für eine wirklich demokratische Zukunft präsentiert
– Israel zieht es vor, aus Balad eine Bedrohung zu machen.
Man denke nur, wie oft die
Worte "Terroristen", "Verräter" oder "Spione" im Kontext mit Balad
erscheinen. Nicht nur von Kommentatoren im Internet, sondern von
Ministern und Knessetmitgliedern im Plenum der Knesset. Die
Grundstimmung hinter jedem einzelnen Versuch die Partei zu
delegitimieren, vom wiederholten Versuch mittels der Ethikkommission der
Knesset ihre Mitglieder vom Wahlkampf auszuschließen bis zu ihrem (tatsächlichen)
Ausschluss, weil sie Familien von palästinensischen Angeifern besucht
haben, ist derselbe: Balad ist keine legitime politische Stimme, sondern
eher eine Bedrohung der Existenz des Staates.
Sogar hinter den Andeutungen
über die Quelle des Geldes – "Bargeld, das in Koffern aus Qatar kam" -
steht die Absicht, den nationalen Angstpegel anzuheben. "Arabisches
Geld" bedeutet dagegen, dass es von Evangelikalen (evangelists) mit
anti-semitischen Neigungen kommt, es ist ein Codewort für "dunkle
Geschäfte, die den Staat gefährden". Deshalb ist es nicht schwer, daraus
eine Operation im Militärstil zu machen, die an die Dinge erinnert, wie
sie in den besetzten Gebieten regelmäßig vor sich gehen.
Man muss sich wundern, warum
der Staat eine politische Partei lieber als Sicheheitsbedrohung
bezeichnet und sie ihrer Legitimität beraubt als sie zu akzeptieren,
wenn auch nur um die Fassade einer Demokratie aufrecht zu erhalten. Es
scheint, dass es hinter der banalen Antwort "weil es sein kann" , das
die absolute Machtherrschaft der Rechten widerspiegelt und ihr erlaubt,
"die Handschuhe auszuziehen", zwei zusätzliche Erklärungen gibt:
Israel hat einfach nicht das Instrumentarium, um mit einem gewaltlosen,
national-zivilen Kampf der palästinensischen Bürger Israels umzugehen.
Deshalb zieht es lieber vor, ihn als Kampf zu bezeichnen, der die
Sicherheit des Staates bedroht und ihn zu eskalieren. Wenn der Staat
gewaltfreie Aktionen wie die Gaza Flotillas oder die BDS-Bewegung für
Terrorismus hält, der die Existenz des Staates untergräbt, bringt es sie
aus dem zivilen Bereich in den, in dem sie alle Regeln bestimmt: den
Sicherheitsbereich.
Indem es Balad als
Sicherheitsrisiko bezeichnet, enthebt das Israel der Notwendigkeit mit
den legitimen nationalen und zivilen Forderungen der Partei umzugehen.
Auf diese Weise haben die sonntäglichen Festnahmen ihr Ziel erreicht,
wenn sie damit auch einen Elefanten aus einer Maus gemacht haben.
Der zweite Punkt ist, dass
Balad die Gruppe ist, die sich am aktivsten gegen den Deal stellt, den
Israel seinen palästinensischen Bürgern "verkaufen" will: Gewährung von
Wohltaten im Tausch gegen die Auslöschung der palästinensischen
Identität. Möchten sie Kultur? Wir freuen uns, sie gewähren zu können.
Kulturministerin Miri Regev wird versprechen, das Budget für arabische
Kultur zu verdoppeln, solange seine Repräsentanten Treue zur Fahne
geloben. Sollte aber ein arabisches Theater ein Stück über
palästinensische nationale Identität ansetzen, kann es geschlossen
werden.
Solange die Beziehung auf
diesem "deal" basiert, ist der Staat bereit freigebig zu sein, wie im
Fall des Plans, Milliarden Shekel an arabische Behörden zu überweisen,
um die Diskriminierung der arabischen Öffentlichkeit zu minimieren. Aber
was geschieht, wenn einige Repräsentanten dieser Öffentlichkeit nicht
gewillt sind, ihre Forderungen gegenüber diesem Deal herunter zu
schrauben und das Recht verlangen, Einfluss auf die Definition des
Staates auszuüben, sodass sie auch ihrer nationalen Identität Ausdruck
verleiht?Dann werden sie von politischen Gegnern zu einer realen
Bedrohung und müssen so behandelt werden wie es notwendig ist.
Vor weniger als einem Jahr
hat der Staat den nördlichen Zweig der Islamischen Bewegung, der größten
arabischen Bewegung, verboten. Dieser Maßnahme gingen einige
wohlkalkulierte Schritte voraus, die aus der Bewegung ein "Sicherheitsrisiko"
machten und die es ermöglichten, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen,
dass man sie verbieten muss. Dazu gehörten Razzien in den Büros der
Bewegung, die Festnahme der Funktionäre und mehr. Die drakonische
Entscheidung ging ohne den leisesten Widerspruch der Opposition durch.
Alles, was nötig war, war das magische Wort: "Sicherheitsrisiko".
Gibt es gute Gründe Balad des
Betrugs zu verdächtigen, dann muss die Angelegenheit untersucht und
müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Aber Jahre
der Hetze und Verfolgung haben dazu geführt, dass es (bei dieser Sache)
weit über den Umgang mit einer Geldangelegenheit hinausgeht. Schritt für
Schritt macht Israel aus Balad eine veritable Bedrohung der Sicherheit,
und ist bereit für den letzten Akt, in dem es die Partei aus der
politischen Arena vertreibt. Das Verbot der islamischen Bewegung war der
Beweis dafür, dass das möglich ist, fast um jeden Preis.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
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Amnesty International: Muster rechtswidriger Tötungen enthüllt
erschreckende Mißachtung menschlichen Lebens
Amnistìa Internacional Espana
- 28.09.2016
Fast ein Jahr nach dem
blutigen Höhepunkt der Gewalt in Israel und den besetzten
palästinensischen Gebieten zeigen die israelischen Streitkräfte
weiterhin eine erschreckende Mißachtung menschlichen Lebens in ihrem
völlig leichtfertigen und rechtswidrigen Einsatz von Gewalt gegen die
palästinensische Bevölkerung. So hat es Amnesty International heute
erklärt.
In einem am 14. September an
die israelischen Behörden gesandten Memorandum hat die Organisation 20
Fälle von offensichtlich rechtswidrigen Tötungen von Palästinensern
durch die israelischen Streitkräfte dargelegt und um Information über
den Stand der Ermittlungen gebeten. In mindestens 15 Fällen wurden
Palästinenser vorsätzlich erschossen, obwohl sie keine unmittelbare
Gefahr für das Leben darstellten, so dass sie als außergerichtliche
Exekutionen erscheinen. Die israelischen Autoritäten haben auf die von
Amnesty International geäußerte Besorgnis nicht reagiert.
"Seit im vergangenen Jahr in
Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten die Gewalt
eskalierte, gibt es eine Besorgnis erregende Zunahme von rechtswidrigen
Tötungen durch die israelische Armee, die durch eine Kultur der
Straflosigkeit begünstigt wird", sagte Philip Luther, Direktor von
Ermittlung und Arbeit an Vorfällen für den Nahen Osten und Nordafrika
von Amnesty International.
"Die Fälle rechtswidriger
Tötungen, die in diesem Memorandum dargelegt werden, enthüllen eine
erschreckende Mißachtung menschlichen Lebens und stellen die
israelischen Behörden vor schwerwiegende Probleme. Die Verantwortlichen
müssen vor Gericht gestellt werden, um zu garantieren, dass dieser
Kreislauf von Gewalt an ein Ende gelangt."
Seit dem 1. Oktobr 2015 hat
Israel, das Westjordanland und Ost-Jerusalem eine Welle schwerster
Gewalt seit Ende der zweiten Intifada 2005 erlebt. Mehr als 225
Palästinenser und 3 ausländische Staatsbürgern sind seit dem vergangenen
Jahr durch die israelischen Kräfte ums Leben gekommen, die meisten bei
Angriffen, vermuteten oder versuchten Angriffen auf israelische Soldaten,
Polizisten und Zivilpersonen. Mindestens 35 Israelis und zwei
ausländische Staatbürger sind im gleichen Zeitraum durch
palästinensische Angreifer ums Leben gekommen.
In einigen Fällen kann die
tödliche Gewalt das einzige Mittel gewesen sein, um das Leben von
Zivilpersonen oder Mitglieder der israelischen Sicherheitskräfte zu
schützen. In vielen Fällen, wie bei den im Momorandum dargestellten,
stellten die verstorbenen Personen keine unmittelbare Gefahr für das
Leben dar. Beispielsweise wurde auf Personen geschossen, die verletzt
waren oder flüchteten, und auch auf unbewaffnete Demonstranten.
Die rechtswidrigen Tötungen
durch die israelischen Streitkräfte sind kein neues Phänomen. In dem
Bericht "'Trigger-happy' Israeli Army and police use reckless force.."
von 2014 hat Amnesty International 19 offensichtlich rechtswirdige
Tötungen dokumentiert, darunter drei Fälle, die Indizien für eine
willkürliche Tötung und damit für ein Kriegsverbrechen aufweisen.
Während die Gewalt in Israel
und den besetzten palästinensischen Gebieten weiter geht, ist den
Familien der Opfer rechtswidriger Tötungen bisher keine Gerechtigkeit
widerfahren. Von den 20 im Memorandum dargelegten Fällen wurde nur in
einem einzigen gegen einen Soldaten formal Anklage erhoben. In vielen (anderen)
Fällen [...] gibt es nicht einmal offene Ermittlungsverfahren.
Hadeel al-Hashlamoun war 18
Jahre alt, als israelische Streitkräfte sie am 22. September 2015 in
Hebron erschossen. Laut einem Zeugen hatte sie ein Messer, war aber von
den Soldaten durch Metallbarrieren getrennt. Eine von der israelischen
Armee durchgeführte Prüfung ergab, dass sie sie lebend hätten festnehmen
können. Amnesty Intenational hat keine Kenntnis davon, dass zu ihrem Tod
ein Ermittlungsverfahren durchgeführt worden wäre. Der Vater von Hadeel,
Dr. Salah al-Hashlamoun erzählte: "In letzter Zeit litt ich unter einer
schweren Depressionen und Hoffnungslosigkeit; es ist schon ein Jahr nach
dem Tod meiner Tochter vergangen. Das Problem ist nicht nur, dass wir
nicht die geringste Gerechtigkeit gesehen haben, sondern dass Israel
weiterhin unsere jungen Menschen tötet, dass die Tötungen zunehmen.
Jetzt ist es ein Jahr her,
und ich möchte den Fall meiner Tochter wieder an die Öffentlichkeit
bringen, nicht nur um Gerechtigkeit zu bekommen, sondern damit es
vielleicht auch weniger Morde gibt – die jetzt wieder zunehmen."
Der Neffe von Salam Shaalan,
Mahmud Muhammad Ali Shaalan war 16 Jahre alt, als sie ihn am 16. Februar
2016 am Kontrollposten von Beit El bei Ramallah töteten. Nach Erklärung
von Augenzeugen, die Amnesty International zur Verfügung gestellt wurden,
schossen israelische Soldaten auf ihn, nachdem sie ihn aufgefordert
hatten, vom Kontrollposten umzukehren. Die Autopsie erhärtete diese
Version des Hergangs, aber es wurde bisher kein Ermittlungsverfahren
wegen des Mordes eröffnet. Seiner Familie wurde der Zugang zu der
Videoaufzeichnung des Mordes verwehrt.
Salman Shaalan erzählte: "Es
ist für uns ein Albtraum. Alle Indizien weisen darauf hin, dass sie ohne
irgend einen Grund getötet wurde, alle hüllen sich in Schweigen und
beschränken sich darauf zu warten, bis das Problem verschwindet. Sie
ermitteln nicht, sie werden das, was geschehen ist, nicht aufklären."
"Heute stellen wir uns einem
Kampf gegen die Realität, in der Israel tun kann, was ihm gefällt und
niemand Rechenschaft ablegen muss. Ich hoffe, es kommt der Tag der
Gerechtigkeit."
Die von Amnesty International
durchgeführte Untersuchung zeigt, dass das System der Militärjustiz den
palästinensischen Opfern der rechtswidrigen Tötungen und ihre Familien
keine Gerechtigkeit gewährt. Die Art und Weise, wie sich die
Abteilung der Polizei für interne Untersuchungen zu den Klagen wegen der
von der israelischen Polizei begangenen rechtswidrigen Tötungen erhält,
weckt außerdem schwere Zweifel an der Fähigkeit der Abteilung
unparteiische und unabhängige Ermittlungen durchzuführen.
"Die Familien der von
Palästinensern getöteten Israelis dagegen können mit einem Staat rechnen,
der die Angreifer aggressiv verfolgt und bei dieser Verfolgung oft genug
die Grenzen des Rechts (Legalität) überschreitet. Die Palästinenser
dagegen haben niemanden, der ihre Rechte schützt", erklärte Philip
Luther.
"Die einzige Möglichkeit,
weitere rechtswidrige Tötungen zu verhindern, besteht darin, die
Straflosigkeit zu beenden, die es für die Täter gibt. Israel hat die
Pflicht erschöpfend, unverzüglich und unparteilich alle von den
Sicherheitskräften begangenen Tötungen zu untersuchen und die Familien
in vollem Umfang informiert zu halten. Die israelische Regierung muss
dringend ihr Ermittlungssystem so ändern, dass sie ihrer Pflicht
nachkommen kann und die Verantwortlichen für die außergerichtlichen
Exekutionen vor Gericht stellt."
Quelle:
www.palestinalibre.org/articulo.php?a=62265
Übersetzung: K. Nebauer
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Edward
Saids Erbe - seine Unterstützung für BDS - ehren
Nada Elia -
26.09.2016
Am 26. September 2016 vor 13
Jahren ist Professor Edward Said gestorben, einer der einflußreichsten
Intellektuellen des 20. Jahrhunderts und eine politische Ikone für jeden,
der sich mit der palästinensischen Frage beschäftigte. Und wie es mit
den meisten Ikonen der Geschichte geschieht, führte Saids Erbe zu einem
Tauziehen (Kampf) zwischen "liberalen Zionisten" und tausenden anti-zionistischen
Kritikern und BDS-Aktivisten, die seine radikale Wissenschaft
(scholarship) und sein politisches Engagement hervorgebracht hat.
Jahrzehnte lang, als Said
noch unter uns war, wurde er als "Terror-Professor" in den Schmutz
gezogen, auch von dem rechtsgerichteten Magazin Commentary,
das ihn oft beschuldigte, mit
seiner "doppelten Karriere als Literatur-Professor und Ideologe des
Terrors" führend zu sein. 2000 wurde er als jemand verunglimpft, der zur
Gewalt greife, als er von einem Dorf im südlichen Libanon, der gerade
erst von der 22-jährigen israelischen Besatzung befreit worden war,
einen Stein in Richtung Israel geworfen hatte. Während seiner Karriere
gab es konzertierte Bemühungen seine Gelehrsamkeit zu diskreditieren
und sogar seine palästinensische Identität zu leugnen. Letzteres ist
eine Kränkung, die viele Palästinenser in der Diaspora erfahren: sogar
nachdem der Status eines palästinensischen Flüchtlings als einziger
Flüchtlingsstatus weltweit von einer Generation auf die nächste
weitergegeben wird, wird denen von uns, die außerhalb ihrer historischen
Heimat geboren sind, deren Flüchtlingsstatus aber nicht von der UN
dokumentiert ist, die palästinensische Identität abgesprochen, da die
Zionisten danach trachten uns unser Rückkehrrecht zu nehmen und leugnen,
dass hunderttausende von uns während der Nakba vertrieben worden sind.
(Die pro-israelische Organisation StandWithUs zum Bespiel hat mich zur
Irakerin erklärt, einer "vorgetäuschten" Palästinenserin, weil ich
tatsächlich in Bagdad geboren bin, aber von palästinensischen Eltern,
die beide als der Altstadt von Jerusalem kamen. Saids Verleumder
behaupteten, er wäre Ägypter, weil er in Kairo groß geworden ist.
In Orientalismus,
seinem Start im Bereich der postkolonialen Studien, bestand er darauf,
dass das westliche Narrativ über den "Orient" nicht aus dem Zusammenhang
genommen (dekontextualisiert) werden könnte, sondern als Instrument des
Kolonialismus und des Impersialismus gesehen werden müsste.
Lange bevor die Befürworter
des kulturellen Boykotts Essays schrieben, in denen sie erklärten, dass
die Kunst nicht über der Politik stehe, veröffentlichte Said ein Buch
nach dem andern, in denen er genau diesen Punkt herausstellte,
analysierte und veranschaulichte.
Edward Said hat natürlich
auch Daniel Barenboim 1999 zur Gründung des West-Östlichen Diwan
Orchesters getroffen, eine israelisch-arabische Initiative, die junge
aufstrebende arabische und israelische Musiker unter Barenboims Leitung
für Auftritte in europäischen Konzertsälen zusammen bringt. Ich sage "arabisch"
nicht im zionistischen Sprachgebrauch, der die palästinensische
Identität auszulöschen sucht, sondern weil Musiker aus verschiedenen
arabischen Ländern einschließlich Palästina sich in dem Orchester
vereinten. Und ich sage "israelisch-arabisch" und stelle israelisch
voran, weil das Orchester einen israelischen Dirigenten hatte und
weiterhin hat. Auch wenn in ihm Musiker aus Jordanien, Syrien, dem
Libanon und Ägypten waren, liegt der Fokus des Orchesters exklusiv auf
Israel/Palästina und reduzierte damit "Palästinenser" zu "Arabern", die
es scheinbar nur zögernd als solche bezeichnet. Wäre sein Fokus
tatsächlich auf "Araber" gerichtet, würde es die soziopolitische
Situation in Ländern wie Libanon, Syrien und Ägypten berücksichtigen.
Andererseits weist Saids
gesamtes Werk mit Überzeugungskraft den Zionismus und die aufgezwungenen
Konzessionen der Enteigneten zugunsten der Privilegierten zurück, rückt
die Anliegen der Palästinenser, die palästinensische Souveränität und
das palästinensische Narrativ ins Zentrum. Er war überzeugt, dass es
nicht möglich ist, die Politik der USA gegenüber den Palästinensern zu
verändern ohne den Diskurs über Palästina zu verändern. Dass wir jetzt
von der "Palästina-Frage" sprechen anstatt vom Nahostkonflikt und die
Einstellung derer sofort erkennen können, die darauf bestehen "Nahostkonflikt"
oder "arabisch-israelischer Konflikt" zu sagen, wenn sie von Palästina
sprechen, muss seinem Fortbestehen (der Bezeichnung "Palästina-Frage,
Ü.) zugerechnet werden. Die Gespräche, die er in den 1970er Jahren
eröffnete, als er darauf bestand, über den "Zionismus vom Standpunkt
seiner Opfer aus" zu diskutieren, in einem Kapitel in The
Question of Palestine, in dem er argumentiert, die Palästinenser
hätten ein angeborenes Recht auf nationale Selbstbestimmung, sind die
Gespräche, die es vielen von uns erlaubten, heute die israelischen
Übergriffe (öffentlich) anzuprangern – sie sind die Vorläufer der
Gespräche, die von BDS erweitert wurden, nachdem sie uns den
theoretischen Rahmen dafür gegeben haben von Siedlungskolonialismus und
Enteignungspolitik zu sprechen.
Es ist daher interessant zu
sehen, dass die liberalen Zionisten jetzt Said als Modell für "Zusammenarbeit"
empfehlen, die das Zusammenkommern von Mitgliedern der Seite des
Unterdrückers und der unterdrückten Klasse schwer nachvollziehbar
erscheinen lässt, als ob Politik keine Rolle spielen würde, die völlig
inkonsequent Einzelpersonen mit verschiedenem Background einmal
miteinander Brot brechen und in Hummus dippen lässt. Als wäre der Hummus
nicht auch etwas Einheimisches, das sich die Siedlerkolonialisten
anzueignen suchen. Und das West-Östliche Diwan Orchester wird oft als
Muster einer "Kultur übergreifenden" Vereinigung genannt, das sich dem
gegenwärtigen Ruf nach kulturellem Boykott widersetzt, wobei vollständig
außer acht gelassen wird, dass der Ruf nach einem kulturellen Boykott
erst zwei Jahre nach Saids Tod kam. Andererseits wird diese
Zusammenarbeit von der Palestinian Campaign for the Academic and
Cultural Boycott Israel (PACBI) als etwas "Normalisierendes"
problematisiert, obwohl diese sechs Jahr vor dem Ruf nach einem
kuturellen Boykott entstand.
Der jüngste Austausch
zwischen dem anti-zionistischen libanesischen und australischen
Anthropologen Ghassan Hage und Nir Avieli, dem Vorsitzenden der
Israelischen Anthropologischen Vereinigung, ist ein gutes Beispiel dafür,
wie liberale Zionisten an der Idee des "Dialogs" sogar noch unter der
sich für die Palästinenser ständig verschlechternden Situation hängen,
und Said wird als erstes Beispiel für einen palästinensischen
Intellektuellen zitiert, der einem solchen Dialog zugestimmt hätte. Als
Hage die Einladung als Hauptredner zum Jahrestreffen der Israelischen
Anthropologischen Vereinigung ablehnte, schrieb ihm Nir Avieli, der ihn
eingeladen hatte, zurück: "Kollegen, die ich in Israel und im Ausland
konsultiert hatte, sagten mir, einen Palästinenser und/oder einen
Anthropologen aus dem Nahen Osten als Hauptredner zum Jahrestreffen der
Israelischen Anthroplogischen Vereinigung einzuladen, sei zwecklos, wenn
nicht verrückt: Sie sagten, "kein palästinensischer oder arabischer
Intellektueller mit Selbstachtung würde eine solche Einladung annehmen".
"Ja", fügten sie hinzu, "Edward Said war gekommen."
"Aber das war Said, und der
Besuch fand zu einer ganz anderen Zeit statt", sagte Avieli
korrekterweise. Said hatte 1999 tatsächlich zugestimmt, vor der
Israelischen Anthropolgischen Vereinigung zu sprechen. Dies war vor dem
Ruf zum BDS.
Das Weglassen von Saids
völliger Ablehnung von Konzessionen an die herrschende Macht, eine
Ablehnung, die ihn nach den Oslo-Verträgen auf seine Position in der PLO
verzichten ließ, ist nicht verschieden von der revisionistischen
Neuschreibung von Martin Luther King jr., dessen aufmüpfige Haltung
gereinigt wurde und dessen größten Erkenntnisse über Militarismus und
Rassismus unter den Teppich gekehrt wurden, nachdem man
BlackLivesMatter-Aktivisten erzählt hatte, Martin Luther King jr. würde
den Verkehr nicht "unterbrechen" und das business as usual nicht "stören",
obwohl es eine leicht zugängliche Dokumentation darüber gibt, dass er
das tatsächlich und immer wieder gemacht hat und dafür Märsche, Proteste
und Boykotts anführte.
BDS-Aktivisten mögen nicht
wie Said aussehen oder klingen, so wie auch BLM Aktivisten heute nicht
wie Martin Luther King jr. aussehen oder klingen, letztlich ist aber
Said, der "kosmopolitische" Sohn des palästinensischen Jerusalem unser
Held, unsere Inspration, unser Vorbild, als herausfordernder (trotziger)
Palästinenser, der in seinen letzten Jahren gelegentlich die
schwar-weiße Kuffiyeh trug. Wenn wir der Macht die Wahrheit sagen, wenn
wir den Rassismus zurückweisen, wenn wir das zionistische Narrativ mit
unseren "störenden" Aktionen zertrümmern, wenn wir Künstler bitten nicht
im Apartheid-Israel aufzutreten, führen wir, nicht die liberalen
Zionisten sein Erbe fort. Wir sind die, die diese Fackel weiter tragen,
und wir werden es nicht zulassen, dass sein Mut, seine Klarheit, seine
Integrität, gesäubert wird, nachdem sie in der Vergangenheit verblasst
waren.
Ich maße mir nicht an für
Said zu sprechen, seine eigenen Worte sollten genügen. Wenn wir Saids
Worte lesen, können wir nicht anders als in der abschließenden Analyse
und ein Jahrzehnt vor dem Lautwerden des Rufs zum BDS, anzuerkennen,
dass Said unmissverständlich Sanktionen gegen Israel befürwortet hat,
seinen Exzeptionalismus verurteilt und es mit dem Südafrika der
Apartheid verglichen hat.
"Die Frage, die gestellt
werden muss", schrieb er in The Politics of Dispossession, "ist,
wie lange kann die Geschichte des Antisemitismus und des Holocaust als
Umfriedung benützt werden, um Israel von Auseinandersetzungen
(arguments) und Sanktionen wegen seines Verhaltens gegenüber den
Palästinensern frei zu stellen, Auseinandersetzungen und Sanktionen, die
gegen andere repressive Regierungen angewandt werden, wie es Südafrika
war? Wie lange noch werden wir leugnen, dass die Schreie der Menschen
von Gaza ... direkt mit der Politik der israelischen Regierung
zusammenhängen und nicht mit den Schreien der Opfer der Nazis?"
Von allen "anderen repressiven Regierungen", die Said erwähnen hätte
können, nannte er eine beispielhaft: das Südafrika der Apartheid-Ära.
The Politics of Dispossession kam 1994 heraus, in dem Jahr, in dem
die Apartheid in Südafrika offiziell abgeschafft wurde; Said reiste
damals sofort dorthin, um zu sehen, wie der Kampf gekämpft und wie er
gewonnen worden war. Said bat darum, gegenüber Israel "Auseinandersetzungen
und Sanktionen... anzuwenden, so wie Sanktionen bei Südafrika angewandt
wurden." Würde das heute jemand wirklich so interpretieren, dass "Kunst
über der Politik steht", mehr als Boykott, Divestment und Sanktionen?
Quelle:
www.mondoweiss.net/2016/09/edward-legacy-supporting/
Übersetzung: K. Nebauer |
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Netanyahu:
Ich hoffe, Obama strebt nicht die Gründung eines palästinensischen
Staates an
24.09.2016
Der israelische
Premierminister Benjamin Netanyahu sagte am Samstag bei den Vereinten
Nationen, er hoffe, dass US-Präsident Barack Obama nicht die Gründung
eines palästinensischen Staates anstreben werde.
In einem am Samstag auf dem
israelischen Kanal 2 ausgestrahlten Interview war Netanyahu gefragt
worden, ob Obama ihm versprochen habe, vor Ende seiner Amtszeit im
Januar nicht die Gründung eines Staates Palästina ohne die Kooperation
Israels anzustreben.
"Wenn Sie mich fragen, ob er
mich dazu angesprochen habe, ist die Antwort nein", zitiert die
Jerusalem Post Netanyahu. "Wenn Sie mich fragen, ob ich hoffe, dass er
das nicht tun wird, ist die Antwort ja."
Das Interview kam zwei Tage
nach den Reden von Netanyahu und dem palästinensischen Präsidenten
Mahmud Abbas auf der 71. Sitzung der UN-Generalversammlung, auf der sie
sich gegenseitig hitzig beschuldigten in Bezug auf den israelischen
Siedlungsbau, die Balfour-Erklärung und das Engagement des jeweils
anderen zur Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts .
Während der letzten Monate
hat sich Frankreich an führender Stelle um erneuerte Anstrengungen um
Frieden zwischen Palästina und Israel bemüht, mit dem Ziel den
Jahrzehnte langen Konflikt zwischen beiden Ländern zu lösen.
Gleichwohl hat Netanyahu die
multilaterale Initiative Frankreichs im April zurückgewiesen, indem er
sagte, "der beste Weg zur Lösung des Konflikts zwischen Israel und
Palästina ist der durch direkte, bilaterale Verhandlungen" ohne
Vorbedingungen von Seiten Palästinas.
Während Russland wie
berichtet Anfang dieses Monats Interesse an der Führung bilateraler
Verhandlungen bekundet hat, hat Netanyahu die bilateralen Bemühungen mit
Ägypten über den Neustart der Arabischen Friedensinitiative von 2002
begrüßt.
Die Palästinensische
Autonomiebehörde hat wiederholt ihre Unterstützung für die französische
Initiative zugesagt und im April die Vorlage einer neuen Resolution
gegen die Siedlungen bei den UN beiseite gelassen aus Furcht, dies
könnte Fortschritte bei den neuen französischen Vorschläge
verhindern, was wiederum bei den palästinensischen politischen
Parteien zu Empörung führen könnte.
Der israelische
Verteidigungsminister Avigdor Lieberman und Netanyahu gaben im Mai ein
gemeinsames Statement heraus, in dem sie ihre Unterstützung für eine
Wiederbelebung der Arabischen Friedens Initiative für
israelisch-palästinensische Verhandlungen bekunden. Diese Initiative
fordert einen Rückzug Israels aus den besetzten palästinensischen
Gebieten und (bietet) im Gegenzug eine volle Normalisierung der
Beziehung zu den arabischen Staaten.
Riyad Mansur, der ständige
Beobachter für den Staat Palästina bei den Vereinten Nationen, verriss
die Ankündigung von Netanyahu und Lieberman beim Treffen des UN-Sicherheitsrat
in New York in diesem Monat und sagte, die israelischen Politiker würden
die Initiative "klein machen" und "immer wieder scheitern und die
Wiederbelebung eines politischen Horizonts verhindern".
Alle früheren Bemühungen um
Friedensverhandlungen, um die Jahrzehnte lange israelische militärische
Besatzung zu beenden oder die Palästinenser näher zu einem unabhängigen
zusammenhängenden Staat zu bringen, sind gescheitert.
Die letzten Verhandlungen
unter Führung der USA sind im April 2014 gescheitert.
Israel behauptet, der Prozess
sei gescheitert, weil die Palästinenser es abgelehnt hätten das UN-Dokument
mit den Rahmenbedingungen für das weitere Vorgehen zu akzeptieren,
während die Palästinenser auf den laufenden israelischen Siedlungsbau
und die Weigerung der (israelischen) Regierung verwiesen, die
langjährigen Gefangenen freizulassen.
Während sich die Mitglieder
der internationalen Staatengemeinschaft für die Lösung des
israelisch-palästinensischen Konflikts auf die Einstellung des
rechtswidrigen israelischen Siedlungsbaus und die Etablierung einer
Zwei-Staaten-Lösung gestützt haben, haben viele palästinensische
Aktivisten die Zwei-Staaten-Lösung als nicht machbar,
unhaltbar und wenig wahrscheinlich kritisiert und stattdessen einen
binationalen Staat mit gleichen Rechten für Israelis und Palästinenser
vorgeschlagen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
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Abbas und
Gideon Levy fordern die Leugnung der Nakba zu
beenden
Philip
Weiss - 23.09.2016
Gestern
sprachen zur gleichen Zeit der palästinensische Präsident
Mahmud Abbas und der israelische Kolumnist Gideon Levy über die Last der
Nakba für ihre Gesellschaften und die Welt. Hier Auszüge davon. Wenn man
diese Kommentare liest, fragt sich, weshalb diese Gedanken nicht in
unseren amerikanischen Mainstream Medien veröffentlicht werden. [...]
Abbas vor
der UN Generalversammlung:
Für ein Zustandekommen einer
historischen Versöhnung zwischen dem palästinensischen und dem
israelischen Volk ist es nötig, dass Israel seine Verantwortung für die
Nakba, die unserem Volk bis heute zugefügt wird, anerkennt. Das wird
eine neue Ära der Koexsistenz eröffnen und wird dazu dienen eher Brücken
zu bauen als Mauern...
Mr. President, meine Damen
und Herren,
Ende nächsten Jahres werden
100 Jahre nach der Balfour-Erklärung vergangen sein, 70 Jahre nach der
Nakba des palästinensischen Volkes und 50 Jahre nach der Besatzung der
Westbank einschließlich Ost-Jerusalems und des Gazastreifens durch
Israel. Als wäre dies nicht genug, interpretierte das Britische Mandat
diese Erklärung, indem es eine Politik und Strategien schuf, die zu den
abscheulichsten Verbrechen gegen ein friedliches Volk in seinem eigenen
Land beitrugen, das niemals jemanden angegriffen noch an einem Krieg
gegen irgend jemanden teilgenommen hat.
Deshalb und weil wir uns dem
100. Jahrestag der bekannten Erklärung nähern, bitten wir England, die
notwendigen Lehren zu ziehen und seine historische, rechtliche,
materielle und moralische Verantwortung für die Konsequenzen aus dieser
Erklärung zu übernehmen und sich auch bei dem palästinensischen Volk für
die Katastrophen, das Elend und das Unrecht, das es verursacht hat, zu
entschuldigen. Und etwas zu tun, um diese historische Katastrophe zu
korrigieren und Abhilfe für ihre Konsequenzen zu schaffen, und dazu
gehört die Anerkennung des Staates Palästina.
Weiters hat Israel seit 1948
das internationale Recht mit der Verletzung der Resolutuion 181 (II) der
UN Generalversammlung, der Teilungsresolution, die die Errichtung von
zwei Staaten im historischen Palästina nach einem speziellen
Teilungsplan fordert, dauerhaft mißachtet...
Auf dieser 171. Sitzung der
UN Generalversammlung rufe ich Sie auf, das Jahr 2017 als das
internationale Jahr zur Beendigung der Besatzung unseres Landes und
unseres Volkes zu erklären, nachdem wir uns mit Juni 2017 einem halben
Jahrhundert dieser verabscheuenswerten Besatzung nähern... die
internaltionale Staatengemeinschaft ist aufgerufen, sich mehr als zu
jeder anderen Zeit in der Vergangenheit zu bemühen, die israelische
Besatzung auf dem Land Palästina zu einem Ende zu bringen, die, wie Sie
alle wissen, die längste und letzte Besatzung in unserer Zeit ist.
Gideon Levy
in Ha'aretz:
Frieden wird nicht kommen, bevor die Israelis nicht wissen und verstehen,
wie alles begann. Frieden wird nicht kommen, bevor Israel Verantwortung
übernimmt, sich entschuldigt und Entschädigung leistet. Ohne dem gibt es
keinen Frieden.
Vielleicht könnte es
Wahrheits- und Versöhnungskommissionen geben wie in Südafrika, oder wir
werden in die Knie gehen und Reparationen leisten wie Deutschland. So
könnte eine Entschuldigung bei dem palästinensischen Volk aussehen, eine
teilweise Rückkehr und eine Teil-Entschädigung für den 1948 und seither
gestohlenen Besitz. Aber eben nicht Leugnung und sich Drücken vor der
Verantwortung.
Frieden kann nicht dadurch
verhindert werden, dass die Palästinenser auf ihrem Rückkehrrecht
bestehen. Er wird hauptsächlich dadurch verhindert, dass Israel nicht
bereit ist den Beginn von allem zu internalisieren:Ein Volk ohne Land
ist in ein Land mit einem Volk gekommen, und diese Volk hat eine
schreckliche Tragödie erlebt, die bis zum heutigen Tag andauert.
Diese Volk vergisst nicht.
Und Israel wird nicht imstande sein es dazu zu bringen zu vergessen.
Israel verachtet Holocaust-Leugner – und das ist richtig so. In vielen
Ländern ist das ein Verbrechen. Die Menschen in Israel ärgern sich über
Polen, das die Erwähnung seines Anteils an der Judenvernichtung per
Gesetz verbietet. Auch Österreich, das sich seiner Vergangenheit niemals
richtig gestellt hat, verdient eine solche Verurteilung.
Und hat sich Israel seiner
Vergangenheit gestellt? Niemals: Die jüdische Welt fordert Entschädigung
für den Besitz, den sie in Ost-Europa und in den arabischen Ländern
gelassen hat. (Aber) Juden ist es erlaubt, zu jüdischem Besitz im
Westjordanland und in Ost-Jerusalem zurückzukehren. Uns unserer
Vergangenheit zu stellen, ist nicht gerade etwas, was wir tun.
Wir haben für uns
verschiedene Gesetze, Gesetze für das auserwählte Volk und den doppelten
Standard. Von dem Buckel auf unserem Rücken – der in Archiven
versteckt ist und der aus jedem Flüchtlingslager und jedem zerstörten
Dorf herausragt – schauen wir weg.
Wir müssen uns wegen dem
Vergleich mit dem Holocaust gar nicht ärgern: es gibt keinen Vergleich.
Aber es gibt nationale Katastrophen, die kein Holocaust, aber dennoch
Katastrophen sind. Eine schreckliche Katastrophe ist dem
palästinensischen Volk widerfahren, und Israel leugnet diese Katastrophe
und seine Verantwortung für sie. Ihr Ausmaß ist weit entfernt vom
Holocaust, aber es ist eine schreckliche Katastrophe. Die Leugnung der
beiden kann verglichen werden: die Leugnung der Nakba
schlägt die Leugnung des
Holocaust.
Was dem palästinensischen
Volk 1948 geschehen ist und seit der Gründung des (israelischen) Staates
weiter geschieht, kann nicht ewig unterdrückt werden. [...] öffnet die
Archive und prüft nach. Eines der Dokumente, die Israel versteckt, ist
eine von David Ben Gurion in Auftrag gegebene Untersuchung für den
Nachweis, dass die Araber geflohen sind. Wenn alles moralisch, gerecht
und rechtmäßig war, warum werden (diese Dokumente) nicht veröffentlicht?
Man muss sich nur die
Fotografie bei dem Bericht in der hebräischen Ausgabe von Ha'aretz
anschauen, sie widerlegt zionistische Propaganda: zwei Araber schieben
eine Karre mit ein paar Habseligkeiten, kleine Teppiche und
Haushaltsgeräte, hinter ihnen ein alter Mann mit einem Stock und drei
Männer von der Hagana, die sie begleiten und sie mit ihren Gewehren
bedrohen. Haifa, 12. Mai 1948. So sieht die "freiwillige Flucht" aus,
die die Araber aus eigner Schuld gewählt haben. Und das ist natürlich
nicht das schockierendste Bild von der Vertreibung.
Die Schuld wiegt schwer. Es
wird nicht leicht sein.
Denken Sie daran, die
Amerikaner hätten das schon längst wissen können, aber unsere Medien
haben es unterdrückt. Wir haben immer von der Nakba erfahren und haben
vorgezogen, sie zu leugnen. Unser Land hat an der Nakba teilgenommen,
weil unsere Politiker von der Nakba wußten, aber es vorgezogen haben
nicht oder nicht Wesentliches wegen der Flüchtlinge zu tun, auch weil
viele amerikanische Juden die Vertreibung materiell und
persönlich unterstützt haben.
Denken Sie daran, dass Rev.
Daniel Berrigan vor 43 Jahren in Washington einen Vortrag hielt und
sagte: "... das klassische Flüchtlingsvolk verursacht jetzt sehr viele
Flüchtlinge." Berrigan wurde damals wegen dieser Aussagen geschmäht; er
starb dieses Jahr, ohne eine Würdigung seiner Worte zu erleben. Mahmud
Abbas ist heute 81 und Gideon Levy 63 – sie sind keine jungen Revoluzzer.
Werden sie auch sterben, ohne dass die Nakba anerkannt wurde?
Wann werden wir solche
Kommentare im Fernsehen sehen? Wann werden einmal Dokumentarfilme über
die Komplizenschaft der USA bei der Nakba im öffentlichen Fernsehen
gezeigt werden? Wann wird Maya Lin gebeten werden, ein US Memorial für
die Nakba zu schaffen?
Quelle:
www.mondoweiss.net/2016/09/abbas-issue-denial/
- Übersetzung: K.
Nebauer
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Report:
In letzter Zeit Anstieg der Deportationen infolge der israelischen
Strategie Solidarität mit den Palästinensern im Keim zu ersticken -
Pam Bailey -
22.09.2016 - Wie Euro-Mediterranean Human Rights Monitor heute berichtet,
zeigt eine Analyse von UN-Daten, dass die jüngste Häufung von Berichten
über Deportationen von Einzelpersonen, die einen Transit durch Israel
versuchen, um mit Palästinensern zu arbeiten, offensichtlich das
Ergebnis einer offiziellen Strategie ist, die die israelische Regierung
seit Januar anwendet.
Berichte, die der Access
Coordination Unit (ACU) des UN Resident and Humanitarian Coordinator
vorgelegt wurden, zeigen, dass 2015 nur 1% von 384 "Zwischenfällen", die
von Beschäftigten und Beratern der UN und internationalen NGOs gefunden
wurden, zu Deportationen geführt haben. Eher wurde die große Mehrheit
(76%) der Problemfälle verschleppt. Das selbe Muster wurde in den
letzten drei Jahren beobachtet. 2016 jedoch endeten 9-10% aller 232
Vorfälle mit Deportation.
Ich bin die internationale
Sekretärin von Euro-Med und habe diese Zahlen zusammengestellt. Im
August reiste ich nach Israel mit einem Permit für Gaza, das ich von
einer schwedischen NGO erhalten hatte, die damit ein Frauenprojekt
geplant hatte. Aber mir wurde schon die Einreise in das Land verweigert,
es wurden meine Fingerabdrücke genommen, ich wurde fotografiert, 12
Stunden in einem Gefängnis festgehalten und nach Hause deportiert. Nur
fünf Tage zuvor war ein Amerikaner – ein Trainer für 'respectful
confrontation' ('Radikaler Respekt' bzw. 'Gewaltfreie Kommunikation') –
ebenfalls deportiert worden, obwohl er ein Permit für die Einreise nach
Gaza hatte.
Obwohl sich die Umstände
unserer Deportationen in einzelnen Details unterschieden, haben wir
einige Charakteristika gemeinsam. Wir waren Fachleute, die nach Israel
einreisen, um in international unterstützten Projekten in den
palästinensischen Gebieten zu arbeiten, denen scheinbar willkürlich die
Rückreise befohlen wurde und die während dieses Verfahrens wie
Kriminelle behandelt wurden. Trotz Benachrichtigung und der Bitte um
Hilfe lehnte die US-Botschaft einen Beistand ab. Nach den Trends in den
Statistiken muss man annehmen, dass es sich – mit der Komplizenschaft
der USA - um eine so gewollte Politik handelt.
In den von UN ACU gesammelten
Zahlen sind Aktivisten und unabhängige Arbeitskräfte nicht enthalten,
die versuchen über von Israel kontrollierte Grenzübergänge in die
palästinensischen Gebiete einzureisen und von denen in den letzten
Jahren ständig Einzelberichte hereingetröpfelt sind. Zu den letzten
Fällen gehören fünf Delegierte aus den USA, Campaign to End the
Occupation (Juli) und Adam Hanieh, ein Dozent für Entwicklungsstudien an
der School of Oriental and African Studies der Universität von London,
der für eine Vorlesungsreihe an der Universität Bir-Zeit, einer
palästinensischen Institution in der Westbank (September), eingeplant
war. Außer der israelischen Regierung scheint niemand diese Zahlen zu
sammeln. Und unglücklicherweise ist das Komitee für das Recht auf
Einreise – eine Gruppe von meist israelischen Anwälten, die sich auf
solche Fälle spezialisiert haben – seit 2010 nicht mehr aktiv.
Die meisten von uns wurden
mündlich davon informiert, dass sie 10 Jahre lang nicht wieder zu einem
von Israel kontrollierten Grenzübergang kommen dürfen und mussten eine
Erklärung unterschreiben, dass sie nicht mehr, wie die meisten
Reisenden, an der israelischen Grenze ein Visum erhalten können.
Außerdem ist allgemein bekannt geworden, dass Israel viele Reisende mit
arabischer oder muslimischer Herkunft diskrimierend behandelt hat und
ethnische und religiöse Charakteristika inzwischen eine kleinere Rolle
spielen; jeder mit dem Etikett Sympathie für die Palästinenser und der
zu einem wirksamen Engagement fähig ist, ist gefährdet.
Als ich festgenommen wurde,
erklärte einer meiner Wächter, "jeder Staat habe das Recht zu
entscheiden, wer einreisen" darf. Ich erklärte ihm, dass das etwas
anderes sei. Keiner von uns wollte oder beabsichtigte in Israel zu
bleiben. Wir wären gezwungen die israelische Grenze zu passieren, nur
weil wir die palästinensischen Gebiete besuchen wollten, die Israel
besetzt. Ich kenne keinen anderen Ort in der Welt, wo ein Land ein
anderes daran hindern kann, Besucher willkommen zu heißen.
Ich erinnere mich an ein
Zitat in der Jerusalem Post aus dem Jahr 2014, in dem der Reporter die
regelmäßigen israelischen Militäroffensiven in Gaza als "Gras mähen"
bezeichnet. Es scheint, dass die israelische Regierung eine ähnliche
Strategie einführt, um sich Andersdenkender zu entledigen.
Zum Beispiel wurde kürzlich
in den Medien berichtet, dass von den israelischen Ministerien für
Inneres und Öffentliche Sicherheit eine gemeinsame Arbeitsgruppe
eingerichtet worden ist, die israelische Bürger auffordert eine Hotline
anzurufen und über Einzelpersonen zu informieren, die in BDS-Aktivitäten
(Boykott, Desinvestition und Sanktionen) involviert sind, um damit ihre
Deportation zu ermöglichen.
Ähnlich der Fall lokaler
Mitarbeiter internationaler NGOs wie World Vision und das UN-Entwicklungsprogramm,
die beschuldigt wurden die in Gaza regierende Hamas-Bewegung finanziell
zu unterstützen.
Die Analysen von UN ACU
zeigen, dass es bei Zwischenfällen neben den Deportationen sehr häufig
zu langen Verzögerung und erzwungener Stornierung der "Mission" kommt.
Solche Zwischenfälle gibt es an allen von Israel kontrollierten
Grenzübergängen, am häufigsten am Grenzübergang Eretz nach Gaza, dann an
der Allenby-Brücke in die Westbank und am Ben Gurion Airport in Tel Aviv
.
Es sieht immer mehr danach
aus, dass Israel eine systematische Kampagne begonnen hat, um zu
verhindern, dass die Verweigerung der Menschenrechte für die
Palästinenser grundlegend in Frage gestellt wird. Bis heute schaut die
internationale Staatengemeinschaft lieber weg. "Besorgnis" zu äußern,
wie das die internationalen Sprecher oft tun, ist nicht genug. Bei
internationalen Körperschaften sollten Klagen gegen Israel eingereicht
werden, bis es dem palästinensischen Volk erlaubt wird über seine
eigenen Besuchsrechte zu entscheiden. Trifft derzeit (auf die
palästinensischen Gebiete) nicht die Definition eines Gefängnisses zu?
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
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„Es gibt keine
Besatzung“
Jonathan Ofir - 14.09.2016
Vor einigen Tagen wurde ein
Videointerview mit Alain Baker, ehemals israelischer Botschafter in
Kanada (außerdem Militärstaatsanwalt und leitender Rechtsberater in der
Abteilung für internationales Recht der israelischen Armee), mit dem
Titel „Internationaler Rechtsexperte: Israel ist kein ‚Besatzer‘“,
veröffentlicht.
In dem Interview, das vom Jerusalem
Center for Public Affairs veröffentlicht wurde, stellte Baker die
Behauptung auf, Israel sei kein Besatzer: das internationale Recht
definiere Besatzung als „Besatzungsmacht in Land eines fremden
Souveräns“. Artikel 42 der 1905 Hague Regulations (HR) stellt fest, dass
„ein Territorium als besetzt gilt, wenn es zur Zeit unter die
Herrschaftsgewalt (authority) einer feindlichen Armee gestellt ist“ und
nach Artikel 2 wendet die Vierte Genfer Konvention von 1949 den Begriff
auf „jedes während internationaler Feindseligkeiten besetztes
Territorium“ an. Baker nennt das Westjordanland „umstrittenes
Territorium“, wie das auch der israelische Premierminister Benjamin
Netanyahu tut.
Baker verwendet die Behauptung,
„Jordanien sei niemals als Souverän in dem Gebiet anerkannt worden“,
weshalb seine Annexion nicht anerkannt worden sei. Nehmen wir die
Annexion von Ostjerusalem durch Israel, die von der UNO als illegal
betrachtet wird. Würde irgendein Staat aggressiv gegen Israel vorgehen
und Ostjerusalem von ihm erobern, würden wir daran zweifeln, dass es
Israel ist, das angegriffen wird, nur weil das von ihm annektierte
Territorium nicht anerkannt wurde?
Dann wird Baker in dem Video ziemlich
schnell quasi-religiös: „Jeder, der die Bibel liest, wird die Tatsache
würdigen, dass es für die israelische Reklamation des Territoriums sehr
solide historische und rechtliche Gründe gibt.“
Nicht nur ist die Bibel kein
Geschichtsbuch, es ist auch in der modernen Rechtswelt ganz bestimmt
keine Rechtsurkunde, die in irgend einer Weise relevant wäre.
Es ist interessant und wirklich
erstaunlich, wie schnell zionistische Experten und Politiker die Bibel
hervorholen, wenn sie ihren Anspruch auf das Land rechtfertigen wollen
zulasten seiner aktuellen Einwohner; wie ich festgestellt habe, bezog
sich David Ben Gurion auf die Bibel als „unsere Urkunde“ (in seiner Rede
vor der Royal Peel Komission in den späten 1930er Jahren).
Baker bezieht sich auf besetztes Land,
das kein privates ist: „Wenn das besetzte Land nicht privat ist, kann
die Verwaltungsmacht das Land nutzen und die Früchte des Landes solange
genießen, bis die Souveränität des Gebietes endgültig festgelegt ist.“
Hier erweitert er seine Behauptung, es sei nicht „besetzt“, sondern nur
„verwaltet“. Auf diese Weise spielt er die Tatsache herunter, dass
Israel die Ressourcen buchstäblich unter den Füßen der Palästinenser weg
plündert, dabei wäre es als Besatzungsmacht (auch wenn es nur
„verwaltet“) verpflichtet für die Palästinenser zu sorgen. Eines der
extremsten Beispiele dafür ist das Wasser. Israel beutet etwa 85% des
Westbank-Aquifers aus. Während jeder Siedler etwa 300l pro Tag
verbraucht (die doppelte Durchschnittsmenge für London), müssen die
Palästinenser mit ungefähr 70l auskommen, weniger als das WHO-Minimum.
Amira Hass schrieb kürzlich: „Israel ist nicht fähig, die Wahrheit über
das Wasser zu sagen, das es von den Palästinensern stiehlt – Wasser ist
das einzige Thema, bei dem es Israel (noch) schwierig findet, seine
diskriminierende, unterdrückerische und destruktive Politik mit den
Ausreden Sicherheit und Gott zu verteidigen“. Auf die Kritik des
amerikanischen Außenministers sagt Baker: „Niemand kann behaupten (die
Siedlungen) seien rechtswidrig, und niemand kann behaupten, sie seien
illegal“. Tatsächlich sieht die ganze Welt die Siedlungen als illegal
und rechtswidrig an – mit den USA, die den weicheren Begriff des
„Hindernis für den Frieden“ verwenden. Sie verletzen nicht nur den
Artikel 49 der Vierten Genfer Konvention (von dem Baker behauptet, er
sei hier nicht anzuwenden), sie schaffen Tatsachen, facts on the ground.
Wären Siedlungen solch eine „vorübergehende Angelegenheit“, nur ein paar
Abenteurer, die zur Freude Palästinas Wochenend-Häuschen bauen, während
sie dauerhaft sind und während verhandelt wird – warum erscheinen dann
diese Siedlungen in den Verhandlungen jedes Mal als eine Angelegenheit,
in der die Palästinenser „Zugeständnisse“ machen müssen? Warum sie nicht
alle auf ein Mal evakuieren, wenn es so einfach ist?
Baker beendet seine tour de force mit:
„So etwas wie Grenzen von 1967 gibt es nicht.“ An diesem Punkt hat er
vollkommen recht. Er merkt an, dass es Waffenstillstandslinien sind und
behauptet, die Jordanier hätten sie so gewollt, sie hätten verlangt,
dass die Demarkationslinien des Waffenstillstands nicht als endgültige
Grenzen gelten sollten und warteten auf Friedensverhandlungen. Aber es
lohnt sich in den Spiegel zu schauen:
Israel hat seine Grenzen niemals
öffentlich erklärt. 1948, kurz vor der Unabhängigkeitserklärung hat
Eliahu Sasson von der Jewish Agency Präsident Truman sehr klar
mitgeteilt, dass die Grenzen Israels die des ‚UN-Teilungsplans‘ von 1947
sein würden. Truman war über die Plane der Zionisten eindeutig
beunruhigt. Israel bezog sich in seiner Unabhängigkeitserklärung ein
wenig auf den Teilungsplan, aber nicht auf dessen Grenzen. 1949 nahm
sich Israel weitere 22% von Palästina (der Teilungsplan hatte 56%
zugewiesen) und kam auf 78% des historischen Palästina. Es wurden keine
Grenzen gezogen – auch weil Israel „den Job noch nicht beendet“ hatte.
Das „ganze Eretz Israel“ war das eindeutige Ziel von Ben Gurion und den
Zionisten, und 1967 bot sich ihnen die Gelegenheit, den „Job zu
beenden“.
Noch wurden keine Grenzen gezogen –
Israel hat das Westjordanland und den Gazastreifen wegen der
„demografischen Sache“ nicht annektiert. Ostjerusalem – ja. Golan-Höhen
– ja (1981 nach einer ethnischen Säuberung von 124.000 von 130.000
Syrern und der Zerstörung von 200 Dörfern). Israel breitet sich also
nicht aus. Und Baker hat Recht wegen der Grenzen von 1967: Israel hat
schlichtweg keine Grenzen, es hat sie nie festgelegt.
Die ganze Welt begreift, dass Israel
eine Besatzungsmacht ist. Das lässt sich überhaupt nicht bestreiten […].
Israels führende Justizbehörden wie Meir Shamgar, früherer Richter am
Obersten Gerichtshof (siehe Dokumentarfilm ‚The Law in these Parts‘)
sieht die israelische Besatzung eindeutig als kriegerische Besatzung (belligerent
occupation). Ohne diese Definition nach dem Völkerrecht könnte Israel
nicht das Netzwerk seiner Militärherrschaft mit all seiner inhärenten
Unterdrückung so handhaben, wie es das tut. Wie Shamgar bemerkt, kann
man ein Territorium nicht ohne seine Bevölkerung annektieren. Mit
anderen Worten, würden die besetzten Gebiete annektiert (wie es Israel
unilateral mit Ostjerusalem gemacht hat), müsste Israel mit dem
Territorium auch seine Bevölkerung übernehmen. Bei einer zivilen
Regierungsform (civilian governance) würde das bedeuten sie zu
Staatsbürgern zu machen (in Ostjerusalem wurde das mit dem besonderen „residence
permit“ für Palästinenser von Ostjerusalem und nicht für die jüdischen
Siedler manipulativ geregelt).
Aber nach allgemeinem Verständnis und
den Worten von Israels zweitem Premierminister Moshe Sharett ist die
Übernahme einer „großen arabischen (palästinensischen) Bevölkerung“ von
den Zionisten nicht gewollt. Wie es das Knessetmitglied der Mitte Yair
Lapid unverblümt ausdrückt: „ein Maximum von Juden auf einem Maximum von
Land mit einem Maximum an Sicherheit und mit einem Minimum an
Palästinensern“.
„Wenn Ihr wollt, ist es kein Märchen“,
schrieb der Gründer des Zionismus Theordor Herzl in seinem Roman
Altneuland von 1902.
Das ist das bekannteste Mantra für das
zionistische Abenteurertum. Ein Abenteurertum, das Sharett mit dem
freimütigen Statement betrachtete: „Ich habe gelernt, dass der Staat
Israel in unserer Generation nicht ohne Täuschung und Abenteurertum
regiert werden kann. Das sind historische Tatsachen, die nicht geändert
werden können.“ (s. Simcha Flapan, Die Geburt Israels. Mythen und
Realitäten). Bei einem Treffen mit Moshe Dayan 1950, als dieser den
Wunsch äußerte, das Westjordanland von Jordanien zu erobern, sagte
Sharett, dass „der Staat Israel soll nicht in militärisches
Abenteurertum verwickelt werden soll, indem die Initiative zur Eroberung
von Territorien und Expansion ergriffen wird. Israel wird das nicht tun,
weil wir es uns nicht leisten können von der Welt wegen der Aggression
angeklagt zu werden, und weil wir aus Sicherheits- und sozialen Gründen
nicht eine große arabische Bevölkerung in unserer Mitte absorbieren
können… Wir können nicht jüdische Kämpfer opfern noch können wir andere
verletzen, nur um unseren Appetit auf Expansion eigenmächtig zu
befriedigen.“
All das ist aber geschehen. Und das
Abenteurertum bezieht sich nicht nur auf Expansion – es bezieht sich
auch auf das Spinnen und Verdrehen des Völkerrechts im Dienst dieses
Abenteurertums – mit Täuschung und Betrug.
lesen Sie weiter im Original
www.mondoweiss.net/2016/09/theres-no-occupation/
Übersetzung: K. Nebauer |
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Israelisches Gericht befindet, dass Zwangsernährung von
Palästinensern im Hungerstreik rechtlich zulässig ist
-
12.09.2016 - Der Israelische Oberste Gerichtshof befand am Sonntag, dass
ein Gesetz, das die Zwangsernährung palästinensischer Häftlinge im
Hungerstreik erlaubt, rechtlich zulässig (constitutional) ist und wies
damit Petitionen der Israel Medical Association (IMA) und mehrerer
Menschenrechtsgruppen zurück, die argumentiert hatten, das Gesetz
verstoße gegen ärztliches Recht und (ärztliche) Ethik in Bezug auf die
Rechte von Patienten. Die Regelung kam, nachdem drei Palästinenser, die
ohne Anklage von Israel inhaftiert wurden, ihren Hungerstreik über 60
Tage hinaus fortgesetzt hatten, obwohl sich die Gesundheit bei jedem von
ihnen ernsthaft verschlechtert hatte.
Nachdem das Gesetz am
6. Juli 2015 verabschiedet worden war, hatte die IMA laut Ha'aretz
gesagt, sie würde für den Fall, dass es beibehalten werden sollte,
israelische Ärzte instruieren es zu ignorieren.
"Das ist ein Fall, in
dem die ärztliche Ethik zweifelsfrei über dem Gesetz steht, und die
Botschaft, die wir den Ärzten vermitteln wollen, ist, dass
Zwangsernährung gleichbedeutend mit Folter ist, und dass kein Arzt sich
daran beteiligen sollte", zitierte Ha'aretz den Vorsitzenden der IMA,
Dr. Leonid Eidelman.
Berichten zufolge
entschieden die Richter am Sonntag, dass die "komplexe" Sachlage bei
Hungerstreikenden die gewöhnlichen Patientenrechte übersteige.
Ein Hungerstreikender "ist
kein gewöhnlicher Patient, sondern eine Person, die sich wissentlich und
willentlich in eine gefährliche Situation bringt als Protest oder Mittel,
um ein persönliches oder öffentliches Ziel zu erreichen", schrieben die
Richter Berichten zufolge und fügten hinzu, ein Hungerstreik und sein
Ausgang "haben Auswirkungen, die über die persönliche Angelegenheit des
Hungerstreikenden hinausgeht".
Inzwischen hat der
Israelische Oberste Gerichtshof die Suspendierung der Anordnung von
Administrativhaft für den Hungerstreikenden Malik al-Qadi und seine
ebenfalls Hunger streikenden Brüder Mahmoud und Muhammad Balboul verfügt.
In allen drei Fällen
sagte das Gericht, die Haft würde bis zur Besserung ihres
Gesundheitszustandes ausgesetzt.
Alle drei Gefangenen
haben standhaft erklärt bei ihrem Hungerstreik zu bleiben, bis sie ganz
aus der Administrativhaft entlassen sind.
Der 25-j. Al-Qadi ist
am Samstag ins Koma gefallen, nachdem er am 16. Juli den Hungerstreik
aus Protest gegen seine Administrativhaft erklärt hatte – eine
israelische Methode der Internierung ohne Anklage oder Gerichtsprozess
auf Grund von geheimen Beweisen.
Inzwischen zirkulieren
in sozialen Netzen Videos von Mahmoud und Muhammad Balboul – die ihren
Hungerstreik aus Protest gegen ihre Adminstrativhaft am 4. bzw. 7. Juli
begonnen hatten - , wie sie zum ersten Mal nach ihrer Verhaftung durch
israelische Soldaten bei einer Razzia in ihrem Haus mit ihrer Familie
sprachen.
Die Brüder waren
sichtlich erschöpft und mager, bei Muhammad zeigte sich eine
vorübergehende Erblindung. Die Brüder sagten ihrer Mutter und ihrer
Schwester, sie würden ihren Hungerstreik fortführen, bis Israel sie frei
ließe.
Laut ihren Anwälten hat
Gefängnispersonal Mahmoud provoziert, indem es vor ihm gegessen und nahe
an seinem Mund und seiner Nase Essen hingestellt hat; dazu hätten sie
versucht ihn davon zu überzeugen, dass Muhammad seinen Hungerstreik
beendet hätte.
Während die israelische
Behörden behaupten, das Zurückhalten von Beweisen während der
Administrativhaft sei aus Gründen der Staatssicherheit wichtig, sagen
Menschenrechtsgruppen, diese Methode erlaube den israelischen Behörden,
Palästinenser auf unbestimmte Zeit festzuhalten ohne irgend einen Beweis
zu zeigen, der ihre Inhaftierung rechtfertigen würde.
Diese
Politik hat einen massenhaften Hungerstreik in israelischen Gefängnissen
entfacht: auf seinem Höhepunkt erklärten hunderte Gefangene ihren
zeitweisen Hungerstreik in Solidatität mit den dutzenden (Häftlingen),
die einen open-end-Streik erklärt hatten.
Der
prominenteste Hungerstreikende war Bilal Kayid, der seinen Hungerstreik
nach 71 Tagen letzten Monat unterbrach, nachdem Israel eingewilligt
hatte seine Haft aufzuheben.
Nach
dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes (ICRC), einer Organisation,
die in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten arbeitet und
für palästinensische Gefangene und ihre Familien verschiedene Dienste
anbietet, "ist Zwangsernährung von Hungerstreikenden niemals ethisch zu
verantworten. Es ist außerdem eine Verletzung der international
akzeptierten ethischen Richtlinien für Ärzte und führt zu Verletzungen
des internationalen humanitären Rechts."
Ein
Sprecher des Roten Kreuzes konnte nicht sofort für eine Stellungnahme
dazu erreicht werden, wie sich die Regelung von Sonntag auf ihre Arbeit
auswirken werde.
Quelle:
www.maannews.com/Content.aspx?id=773096
Übersetzung: K. Nebauer |
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Netanyahus
Video über "ethnische Säuberung" vom State Departement streng gerügt
Philip Weiss
Heute hat der israelische
Premierminister Benjamin Netanyahu ein weiteres Englisch sprachiges
Video über den Konflikt gepostet. Es sagt, dass jene, die einen
palästinensischen Staat gründen wollen, die "ethnische Säuberung" von
Juden aus den besetzten Gebieten anstreben, und manche aufgeklärten
Länder tragen dieses Programm mit.
Sogar die palästinensischen
Führung fordert einen Staat ohne Vorbedingungen: Keine Juden. Es
gibt einen Begriff dafür: ethnische Säuberung. Und diese Forderung ist
ungeheuerlich...Fragen Sie sich selbst, würden Sie ethnische Säuberung
in ihrem Staat akzeptieren, ein Territorium ohne Juden, ohne Hispanics,
ohne Schwarze?Ab wann ist Intoleranz Frieden?... Ich meine, was Frieden
unmöglich macht, ist Intoleranz gegenüber anderen.
Das US-amerikanische
Außenministerium hat schnell reagiert und den Premierminister heute
heruntergeputzt, und dazu Beschreibungen der aktuellen ethnische
Säuberung angeführt: die von Palästinensern. Ein Hauch von
Durchsetzungskraft der Obama-Administration in ihren letzten Tagen?
MS (Elisabeth) TRUDEAU: Wir
haben das Video des israelischen Premierministers gesehen. Wir weisen
die Charakterisierung der Gegener des Siedlungsbaus oder derer, die ihn
als Hindernis für Frieden sehen, als würden sie zur ethnischen Säuberung
von Juden aus der Westbank aufrufen, ganz entschieden zurück. Wir sind
der Meinung, dass die Verwendung eines solchen Begriffes unangemessen
und nicht hilfreich ist. Siedlungen sind eine Sache des Endstatus, die
in Verhandlungen zwischen den beiden Parteien gelöst werden muss. Wir
teilen die Ansicht jeder früheren US-Administration und den starken
Konsens der internationalen Gemeinschaft, dass die laufenden
Siedlungsaktivitäten ein Hindernis für den Frieden sind. Wir rufen beide
Seiten weiterhin auf mit Aktionen und Vorgehensweisen ein aufrichtiges
Bekenntnis zur Zwei-Staaten-Lösung zu demonstrieren.
Wir haben wiederholt unsere
ernste Besorgnis ausgedrückt, dass die Entwicklung vor Ort weiterhin in
die entgegengesetzte Richtung führt.
Lassen Sie uns das ganz klar
sagen: Es ist nicht bestrittener Fakt, dass in diesem Jahr bereits
tausende Siedlungswohneinheiten für Juden in der Westbank vorangetrieben
wurden, illegale Außenposten und nicht genehmigtes Siedeln wurden
nachträglich legalisiert, noch mehr Land in der Westbank wurde für die
ausschließliche Verwendung für (jüdische) Israelis konfisziert, und es
gab eine dramatische Eskalierung der Häuser-zerstörungen, mehr als 700
palästinensische "Strukturen" wurden zerstört und dadurch mehr als 1.000
Palästinenser vertrieben. So wie wir schon früher viele Male gesagt
haben, wirft das Fragen nach den langfristigen Absichten der Israelis in
der Westbank auf.
FRAGE: Sie sind also kein
großer Fan des Videos?
Ms TRUDEAU: Stimmt.
FRAGE: Sie haben also Ihre
Meinung – nicht Ihre persönliche, sondern die der Administration klar
ausgedrückt – anders als Ihre Äußerungen gegenüber den Israelis erst
kürzlich?
Ms TRUDEAU: Ja, wir sind
darüber gerade in direkten Gesprächen mit der israelischen Regierung.
FRAGE: Gibt es denn irgend
etwas, was Sie tun können? Ich meine, er sagte das; scheinbar glaubt er
es, es ist ein ziemlich starkes Gefühl. Haben Sie – auch wenn Sie
anderer Meinung sind, ich meine, was haben Sie von ihm verlangt, was er
tun soll? Ich meine, haben Sie von ihm verlangt vollständig zurück zu
rudern oder ...
Ms TRUDEAU: Ich werde jetzt nicht auf unsere diplomatischen Gespräche
eingehen. Was ich sagen wollte, ist: es ist nicht hilfreich, es ist
verfehlt. Wir werden mit unseren israelischen Verbündeten und Freunden
im Gespräch bleiben und wir werden sehen, wohin das führt...
Achten Sie auf den Verweis
auf die israelischen Häuserzerstörungen und die Vertreibung von 1000
Palästinensern. Das ist schon mal ein Anfang.
Quelle
Aus einem
Kommentar zu diesem Artikel von iResistDe4iAm auf Mondoweiss:
Israel wurde auf Grund
ethnischer Säuberung von 750.000 der 1.237.000 nicht-jüdischer Menschen
1947-1949 geschaffen (61% der gesamten bzw. 85% der Menschen, die in dem
Gebiet lebten, das zum israelische Staat wurde). Übrigens fielen 380.000
Palästinenser einer ethnischen Säuberung zum Opfer BEVOR Israel am 14.
Mai 1945 seine Unabhängigkeit erklärte, noch bevor irgendwelche
arabischen Armeen für die Palästinenser intervenierten. Mehr als 500
palästinensische Dörfer wurden entvölkert und später zerstört, um eine
Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge zu verhindern.
Als Folge des Krieges von
1967 wurden weitere 320.000 Palästinenser von ihrem Heim (35% der
Bevölkerung der Westbank, von Ostjerusalem und des Gazastreifens)
ethnisch gesäubert.
Heute sind etwa 67% der
palästinensischen Einwohner des Gazastreifens, 30% der palästinensischen
Einwohner in der Westbank und in Ostjerusalem und 25% der
palästinensischen Bürger von Israel Binnenflüchtlinge, die aus Gebieten,
die später israelischer Staat wurden, ethnische gesäubert worden waren.
Ich bin einer Meinung mit
Netanyahu – ethnische Säuberung für den Frieden ist absurd. Es ist an
der Zeit, die Menschen, die einer ethnischen Säuberung zum Opfer
gefallen sind, in ihre Häuser zurückkehren zu lassen, damit eine Heilung
beginnen kann. Ohne Heilung, Versöhnung und Gerechtigkeit wird es
niemals Frieden geben.
Übersetzung: K. Nebauer |
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Nabi
Saleh, ein Dorf in der Westbank, das eine Protestbewegung aufgebaut
hat, nimmt von den wöchentlichen Freitagsprotesten Abstand
Allison Deger -
07.09.2016
Während des Sommers hat Nabi
Saleh, eines der Gründungsdörfer der palästinensischen gewaltfreien
Bewegung, beschlossen die wöchentlichen Freitagsdemonstrationen zu
beenden, die dem kleinen Ort internationale Aufmerksamkeit gebracht
haben. Zu diesem Schritt kam es nach einer Vielzahl von Verhaftungen und
infolge allgemeiner Ermüdung unter den Protestierenden."Es ist für die
Familien sehr schwierig, weiterhin teilzunehmen", sagte Bassem Tamimi,
der in den letzten sechs Jahren bei der Organisation der wöchentlichen
Märsche half. Die Demonstrationen werden meist in den Gärten hinter den
Häusern der Dorfbewohner organisiert.
Eine Kombination von
Tränengas, Gummigeschossen und scharfer Munition wurde jede Woche durch
das Dorf gesprüht, das nicht wie andere Ortschaften weit entfernt von
seinen Agrarflächen liegt.
"Das Tränengas ist im Dorf
drin, die Zusammenstöße (mit dem Militär) finden in den Häusern statt,
und es ist ein kleines Dorf, da ist es für die Leute schwierig weiter zu
machen", sagte Bassem.
Er schätzt, dass von den 600
Einwohnern der Ortschaft seit 2000 mehr als 350 bei den Zusammenstößen
mit der Armee verletzt wurden und 50 körperlich behindert geblieben sind.
Zwei Personen von Bassems Familie sind von der israelischen Armee
getötet worden – Mustafa Tamimi und RushdieTamimi, letzterer ein
Polizeioffizier der palästinensischen Sicherheitskräfte.
Nachdem im vergangenen Jahr
ein israelischer Soldat Bassems Frau Nairiman ins Knie geschossen hat, (musste
sie operiert werden und) hat jetzt eine Metallplatte in ihrem Bein.
"Man kann gar nicht alles
aufzählen", sagte Nairiman, als sie von den vielen Verwundungen durch
israelische Soldaten sprach.
Als die ersten Proteste 2010
begannen, machten Bassem und Nairiman für mindestens 300 Teilnehmer an
den Demonstrationen ein Frühstück mit Eiern.
Das Verhältnis von
Palästinensern zu israelischen und internationalen Aktivisten war und
blieb immer 3:1. In diesen ersten Jahren ging es bei den Demonstrationen
darum eine natürliche Quelle zurück zu bekommen, die die Siedler von
Halamish an sich gerissen hatten. Laut der israelischen
Menschenrechtsgruppe Peace Now ist Halamisch zu 33% auf Land errichtet,
das sich (Israel) von den privaten Eigentümern in Nabi Saleh samt
Wasserstelle widerrechtlich angeeignet hat.
2013 breiteten sich die
Proteste über ihr kleines Dorf hinaus aus. Die Tamimis fuhren in andere
Dörfer in der Westbank. Sie blockierten Einfahrten zu Siedlungen sowie
eine Hauptstraße, die durch das palästinensische Gebiet nach Jerusalem
führt, die road 443.
Die Probleme begannen im
vergangenen Herbst, als eine große Gruppe aus dem Dorf ins Gefängnis
gebracht wurde.
Zuletzt hat die Zahl der
Teilnehmer an den Protesten im Dorf abgenommen. "Bei der letzten waren
30 Palästinenser und etwa 15 Israelis und Internationale", sagte Bassem
über einen Marsch, der vor zwei Monaten organisiert worden war.
"Es nahmen nur noch wenige
Menschen mit uns teil, nachdem 22 (Dorfbewohner) verhaftet worden waren.
Aber nicht nur in Nabi Saleh ist die Teilnahme zurück gegangen. Das ist
überall so", sagte Bassem.
Die Angehörigen der
Inhaftierten waren mit einem Meer an Papierkram und Geldstrafen
konfrontiert, auch Bassem. Sein ältester Sohn Waed wurde Ende August
nach 10 Monaten aus dem Gefängnis freigelassen; er war wegen Teilnahme
an Demonstrationen angeklagt worden. Bassem und Nairiman sind bereits
beide in israelischen Gefängnissen inhaftiert gewesen.
Bassem saß auf dem Sofa in
seinem Wohnzimmer und rechnete vor: "Ich habe zum Beispiel für meine
Frau Nairiman das erste Mal (als sie im Gefängnis war) 2.600 Dollar
(10.000 NIS) Strafe gezahlt, das zweite Mal $1.300 (5.000 NIS), und ein
anderes Mal $180 (700 NIS). Für mich habe ich das erste Mal 3.200 Dollar
(12.000 NIS) gezahlt, das zweite Mal $1.300 (5.000 NIS). Für meinen
Sohn habe ich das erste Mal $ 400 (1.500 NIS) und das zweite Mal $ 500
(2.000 NIS) gezahlt."
Seine letzte Geldstrafe hat
Bassem ismnicht bezahlt.
"Ich möchte die Leute dazu
bringen (die Geldstrafen) nicht zu zahlen, und ich habe mit meinem Sohn
begonnen", sagte er. Waed verbrachte zwei Monate länger im Gefängnis,
weil er sich weigerte den Geldbetrag zu überweisen.
Nabi Saleh war eines von acht
Dörfern in der Westbank, die wöchentliche Freitagsdemonstrationen
einführten und deren Proteste internationale Anerkennung erhielten.
Nairiman und die älteste
Tamimi-Tochter, die 15-j. Ahed, reisten in die Türkei, um einen Preis
für herausragenden Aktivismus entgegen zu nehmen, nachdem sie
fotografiert worden war, wie sie einen Arm ausstreckt, als wolle sie
einen Soldaten packen. Das Bild eines blonden Mädchens, das sich einem
erwachsenen Mann in voller militärischer Montur entgegen stellt, erklärt
vielleicht am besten den Mythos, den sich Nabi Saleh geschaffen hat.
Die Atmosphäre im Dorf gilt
weithin als etwas Einmaliges. Zu keiner anderen demonstrierenden Gruppe
gehörten so viele Frauen und Kinder.
Und Bassem fügte hinzu, dass
die Armee mit mehr Gewalt vorging, weil die Dorfjugend unerschrocken
Steine gegen die Soldaten warf.
Für Bassem gehört das
Steinewerfen in seine Defintion von Gewaltlosigkeit, diese Sicht wird
vom israelischen Militär aber nicht geteilt. Polizeisprecher bezeichnen
diese Aktionen generell als rechtswidrig und nennen sie "Unruhen" und
"Aufstände".
"Wir wissen nicht, welche
Entscheidung die beste ist", klagte Bassem, bevor er voll Freude die
Erfolge von Nabi Saleh aufzählt.
Von Anfang anbeschränkte sich
sein Ziel nicht bloß auf die Rückforderung des Landes, das Israel für
Halamish konfisziert hatte. Seine Ziele lagen höher: die israelische
Besatzung des palästinensischen Territoriums mit einer Massenbewegung
des zivilen Ungehorsams, an der jeder Sektor der palästinensischen
Gesellschaft beteiligt ist, zu erschüttern (subvert).
Bassem wollte eine
gesellschaftliche Revolution verschiedenster Art, bei der Dörfer im
ganzen Land unisono protestieren würden, wobei Nabi Saleh als Modell
voran gehen würde.
Das geschah nicht. Aber etwas
anderes fasste Fuß.
"Als wir in Nabi Saleh
begannen, haben wir das nach einem Beschluss getan. Wir sind eine Gruppe
von Führern der ersten Intifada, und unser Ziel war es, unser Volk und
unsere Gesellschaft vom Einsatz der Gewaltfreiheit zu überzeugen", sagte
er.
"Unser Ziel war die Methode",
unterstrich er und bezog sich dabei auf die Bedeutung, die er im
Gegensatz zu den turbulenten Jahren der zweiten Intifada zu Beginn der
2000er Jahre in gewaltfreien Protesten sieht, "wir wollten sie bekannt
und akzetabel machen, sie sollte eine palästinensische Strategie und
Überzeugung für das weitere Handeln in der palästinensischen Sache für
die Zukunft werden."
Bassem hat die Bilanz von
mehr als zwei Jahrzehnten Friedensgesprächen gezogen, die nicht zu einem
Vertrag mit Israel geführt haben. 2004 beteiligte er sich an Protesten
mit linken israelischen Aktivisten in anderen Gebieten der Westbank. Sie
demonstrierten gegen die israelische Trennungsmauer. Dies habe er zu
einer gundlegenden Änderung geführt, sagte Bassem. Er wurde ein
richtiger "Ein-Staatler", er verlor den Glauben an die
Zwei-Staaten-Lösung, die "dabei war, verspielt" zu werden (losing) für
eine palästinensische Souveränität, wie sie die in der Westbank
herrschende Fatah-Partei entworfen hatte, der er sehr verbunden ist.
"Wir glaube, dass die
Verhandlungen (mit Israel) nicht zu unserem Recht führen werden, und der
bewaffnete Widerstand - das können wir nicht machen, weil es unserem
Feind einen Grund gibt", sagte er.
Bassem besteht darauf, dass
er den Protest nicht aufgegeben hat, eher plant er weniger häufige
Märsche, um eine kritische Masse von Dissidenten aufzubauen, vielleicht
einmal im Monat. "Das übergreifende Ziel ist das Ende der Besatzung",
sagte er abschließend.
Quelle:
www.mondoweiss.net/2016/09/building-movement-protests/?utm_source=Mondoweiss+List&utm_campaign=8e
Übersetzung: K. Nebauer |
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Gaza
ist mit diesen Abwässern krank -- und die Zeit rennt davon
Kieran Cocke - 29.8.16
Israels
Entsalzungsanlage bei Ashkelon an der Mittelmeerküste wird als eine der
fortschrittlichsten und wirksamsten in der Welt angesehen und versorgt
etwa 20% des Trinkwasser des Landes.
Aber mindestens
viermal musste sie in den letzten Monaten runtergefahren werden.
Der Grund: Jeden Tag
fließen etwa 90Millionen Liter von unbehandelten oder nur teilweise
behandelten Abwässer in Gaza ins Meer - nur ein paar km südlich von
Ashkelon.
Die Gezeiten und Winde
verteilen den Schlick, indem sie eine beachtliche Menge nordwärts in
israelische Gewässer treiben. Die Abwässer lassen die Algen blühen, die
die Filter bei Ashkelon . zu blockieren drohen.
Seit Jahren haben Gazas
1,8 Millionen Bewohner eine Umweltkatastrophe ausgehalten, die jetzt
nach Israel zu schwappen droht, verursacht durch verfehlte Infrastruktur
durch Israels Blockade und Krieg.
Gidon Bromberg, der
israelische Direktor von EcoNahost - Frieden – , sagt: das Problem hat
das Potential schwere Krankheiten wie Typhus und Cholera zu verbreiten.
„Dies ist ein
klassisches Beispiel, wo Natur keine Grenzen kennt“, sagt Bromberg.
„Wenn Umweltverschmutzung auf der einen Seite besteht, ist es schnell
auch auf der anderen Seite, weil das der Weg der Natur ist.
Das unmittelbare
Problem ist ein Mangel an Strom bei einer neuen $80 Mill. der Weltbank
finanzierten Wasser- Anlage im nördlichen Gazastreifen. Das größere
Problem ist die ganze Beziehung zwischen den Israelis und den
Palästinensern und wie teilen – oder nicht teilen – die Umwelt und
seine Resourcen .
Die Gaza-Anlage –
offiziell bekannt als die Nord-Gaza –Notfall-Aufbereitungsanlage war
viele Jahre in der Fernleitung, aber ihr Bau ist durch Kriege und
Bombardierung unterbrochen worden.
Das Projekt ist auch
durch Israels Blockade verzögert worden: der Import von Zement und die
mechanische Ausrüstung, wie Pumpen und desinfizierende Chemie ist streng
eingeschränkt worden, weil solches Material von der Hamas für
militärische Zwecke benützt werden könnte.
Wer hat Strom?
Um die Abwässeranlage
in Betrieb zu nehmen, ist eine Menge Strom nötig - der in Gaza
chronisch fehlt. Es wird geschätzt, dass Gaza ein Defizit von mehr als
50 % Stromlieferung hat.
Im letzten Jahr musste
die Gaza-Bevölkerung mit Stromsperren von 20 Stunden/täglich fertig
werden und die Situation hat sich in diesem Jahr nicht sehr verändert.
Gaza klagt Israel an,
von dem es den größten Teil seines Stromes kauft, dass es Vorräte
zurückhält. Das Gaza-Elektrizitätswerk, das einzig große Werk, das im
Krieg 2014 schwer beschädigt wurde, ist wieder aufgebaut worden, aber
es leidet sehr unter Abschaltungen.
Die Stromleitungen, die
Vorräte aus Ägypten bringen - sind alt und funktionieren nicht immer.
Die Gaza-Elektrizität-
Verteilungs-Gesellschaft, die Körperschaft, die für Gazas Elektrizität
zuständig ist, hat zu wenig an gelerntem Personal; Elektrizität ist
teuer im Vergleich zu anderen Netzwerken und nach einem Bericht der
Weltbank von 2012 nur 40Prozent der Rechnungen werden bezahlt.
Argumente zwischen
Hamas und der Palästinabehörde über Stromrechnungen und Steuern haben
auch die Stromvorräte verhindert.
Letzten Monat schrieb
eine US-Gruppe von Kongressleuten an die israelischen Minister und bat
um mehr Strom, um die Abwässeranlagen mit Strom zu versorgen, um zu
verhindern, dass die Abwässer ins Meer fließen, da dies für beide,
für israelische und palästinensische Gemeinden entlang der Küste ein
ernstes Gesundheitsproblem darstellt.
Israel antwortete und
sagte, es denke an mehrere Optionen , um zusätzlichen Strom zu bekommen,
wiederholte aber die Vorwürfe, dass Hamas für eigenen Gebrauch nehmen
könnte.
Einige Hilfe für Gazas
Abwässer-Probleme könnte geliefert werden, wenn die diplomatischen
Beziehungen zwischen Israel und der Türkei wiederhergestellt sind. Die
Türkei würde dann sagen, sie plane dann den Bau einer Anlage in Gaza.
Es wird Zeit zu
handeln.
Das Problem ist, dass
die Zeit davon läuft: es haben sich Berge von Abfall in Gaza im Laufe
der Jahre gebildet. 2007 sind mindestens 5 Menschen getötet worden,
als der Abfall ein Dorf überflutet hatte.
Anfang dieses Jahres
ist ein Stauwall an der Wasseranlage in Gaza-City gebrochen – so dass
Abwässer über die nahen Farmen und Obstgärten fluteten. Unzureichende
sanitäre Anlagen verursachten ein hohes Auftreten von Krankheiten.
Wenigstens 30 % der Haushalte in Gaza sind nicht mit irgendeinem
richtigen Abwässersystem verbunden, Stattdessen sind sie auf etwa 40
000 Klärgruben angewiesen, Und diese müssen mit den Händen geleert
werden.
Das Abwässerproblem
greift mit einer größeren und drohend auftauchenden Wasserkrise auf. In
der Vergangenheit hingen die meisten Menschen von dem Wasser des
Aquifer ab , der unterirdisch am Sinai , Gaza und israelische Küste
entlang verläuft.
Das Wasser des Aquifer
ist jetzt schwer verschmutzt von Meerwasser und Abwässern mit mehr als
90% von gefährlichem Wasser, das nicht für menschlichen Gebrauch
geeignet ist.
Die Gazaner müssen
jetzt eine Menge Geld zahlen, um von privaten Lieferanten - viele von
ihnen ohne Genehmigung - die in kleinem Maßstab, ineffizient
Entsalzungsanlagen anwenden, um Trinkwasser zu produzieren.
Einige Wasserprobleme
könnten von einer neuen EU-finanzierten Entsalzungsanlage, die im Süden
von Gaza gebaut wird. Aber es ist wahrscheinlich der Fall von „zu
wenig, zu spät“.
Die UN hat düstere
Warnungen über die Umweltverschmutzung und eine humanitäre Katastrophe
in Gaza veröffentlicht und wenn keine Aktion stattfindet, wird das
Gebiet um 2020 unbewohnbar sein.
Gazas Abwässer-Problem
wiederholt sich auf der Westbank mit unzureichenden Behandlungs-Anlagen,
die in vielen Gebieten Wasserverschmutzung verursacht. Wie im Fall
entlang der Küste. In der Nähe liegende Gemeinschaften Israels sind
auch davon betroffen.
Jetzt fließt ein
wachsender Tümpel rund um das östliche Mittelmeer. Es sind nicht nur
die Bewohner von Gaza, die verzweifelt Aktionen übernehmen.
Yair Farjun, der Chef
des Ashkelon- Regionalrates, sagte: „Nachdem wir von Raketen aus der
Luft und von Tunnels im Untergrund werden wir jetzt von Abwässern
angegriffen … Alle Behörden, mit denen wir Kontakt aufnahmen,
antworteten, dass sie nicht verantwortlich wären ,.“ um zu helfen, das
Problem zu lösen
(dt. Ellen Rohlfs)
Quelle
Kieran Cooke war früher Auslands Korrespondent für BBC und der
Financial Tiimes … |
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Israels Plan, die Besatzung neu zu
organisieren beinhaltet eine farbliche Markierung für 'gute' und
'schlechte' Palästinenser
Jonathan Cook -
31.08.2016
Avigdors Plan für die Palästinenser, der in diesem Monat gestartet
wurde, als in der ganzen Welt viele in Urlaub waren, und der die
israelische Besatzung neu organisieren soll, hat weniger Aufmerksamkeit
erregt, als nötig wäre.
Lieberman, seit Mai Verteidigungsminister, brennt darauf, die
israelische Annexion des Westjordanlandes in aller Heimlichkeit zu
beschleunigen.
Sein "Zucker und Peitsche"-Plan hat drei Komponenten. Erstens
beabsichtigt er die Palästinensische Autonomiebehörde auf ein Nebengleis
zu schieben zugunsten einer neuen lokalen Führungsschicht Honoratioren,
die von Israel Hand verlesenen sind.
Er zieht es vor, wie er sagt, "die Mittelsmänner heraus zu trennen" und
einen Dialog mit angeblich verantwortungsvolleren Palästinensern zu
beginnen – Geschäftsleuten, Akademikern, Bürgermeistern.
Dann möchte er eine neue Kommunikationseinheit gründen, die über die
Köpfe der Autonomiebehörde und der Hamas hinweg in arabisch direkt zu
den gewöhnlichen Palästinensern spricht.
Eine online-Kampagne mit einem Budget von 2,6 Millionen Dollar wird
versuchen, sie von den guten Absichten Israels zu überzeugen. Die
Probleme der Palästinenser kommen laut Lieberman von korrupten und
aufhetzenden nationalen Führern, nicht von der Besatzung.
Und schließlich wird sein Verteidigungsministerium eine Karte des
Westjordanlandes erstellen, auf der die Gebiete grün und rot markiert
sind, in denen 'gute' und 'schlechte' Palästinenser leben.
In Städten und Dörfern in roten Gebieten, aus denen palästinensische
Angriffe gekommen sind, werden Kollektivstrafen, nächtliche Razzien und
Häuserzerstörungen zunehmen, Sperren werden die Bewegungsfreiheit noch
weiter einschränken.
Palästinenser in grünen Gebieten werden wirtschaftliche Belohnungen für
ihr gutes Verhalten ernten. Sie werden Arbeitserlaubnisse für Israel und
die Siedlungen erhalten und von Entwicklungsprojekten profitieren
einschließlich der Schaffung von Industriezonen, die von Israel
kontrolliert werden.
Diese Woche hat die Tageszeitung Ha'aretz berichtet, Lieberman sei
überzeugt, dass alle Palästinenser zu Abbas' "Herrschaft der Korruption"
gerechnet werden können. In Briefings habe er festgestellt, dass sich
die palästinensischen Führer "nicht mit Problemen der Wirtschaft und der
Beschäftigung befassen wollen. Das ganze System des Managements dort ist
gescheitert."
Es klingt wie die Träumereien eines Kolonialoffiziers des 19. Jh.
darüber, wie man am besten verhindern kann, dass die Eingeborenen
unruhig werden. Ahmed Majdani, ein Berater von Mahmud Abbas, sagte
gegenüber israelischen Medien, die neuen Arrangements würden davon
ausgehen, dass die Palästinenser "dumm wären und keine Selbstachtung
hätten" und "mit wirtschaftlichen Almosen gekauft werden" könnten.
Lieberman zielt langfristig darauf, die Palästinenser – und die
internationale Gemeinschaft - davon zu überzeugen, dass ihre
Bestrebungen nach Selbstbestimmung zu nichts führen werden und
kontraproduktiv sind.
Palästinensische Amtsträger weisen darauf hin, dass Israel diese Methode
schon früher versucht hat. Vor Jahrzehnten meinte Israel die Besatzung
managen zu können, indem sie über die lokale Bevölkerung
palästinensische Kollaborateure, sogen. 'Dorfligen' (Verbündete in den
Dörfern) einsetzten. Sie wurden vom israelischen Militär bewaffnet und
sollten politischen Aktivismus und Unterstützung für die PLO ausmerzen.
Anfang der 19080er Jahre musste das Experiment aufgegeben werden, weil
die Palästinenser sich weigerten, die korrupten und der Selbstbedienung
dienenden Regeln der 'Ligen' zu akzeptieren. Ein Aufstand, die erste
Intifada, folgte kurze Zeit später.
Israel stimmte Mitte der 90erJahre der Schaffung der PA nach den
Oslo-Vereinbarungen in der Annahme zu, dass die besetzten Gebiete einen
glaubwürdigeren Sicherheitspartner bräuchten, dieses Mal in Form einer
nationalen palästinensischen Führerschaft.
Was immer Lieberman und andere auch behaupten, die palästinensischen
Führungen im Westjordanland und im Gazastreifen sind die letzten, denen
die Schuld an der derzeitigen Welle palästinensischer Unruhen zu geben
ist. Die Anschläge sind meistens spontan von "einsamen Wölfen"
ausgeführt worden, nicht von organisierten Gruppen. Viele geschahen in
Jerusalem, wo jede politische Aktivität verhindert wird.
Abbas hat die 'Sicherheitskoordination' mit Israel als 'heilig'
bezeichnet im Bewußtsein, dass seine PA nicht lange überleben würde,
wenn sie ihre Nützlichkeit für Israel nicht unter Beweis stellen würde.
Ihre Sicherheitskräfte haben den palästinensischen Widerstand effektiver
unterdrückt als die israelische Armee.
Ohne regionale Verbündete und eine glaubwürdige Strategie hält sogar die
Hamas seit der israelischen Operation Protective Edge, der
Zerstörungsorgie im Gazastreifen 2014, lieber still. Sie hält die
schmale Küstenenklave unter Kontrolle (locked down). Raketenabwürfe –
eine der wenigen übrig gebliebenen, weitgehend symbolischen
Möglichkeiten Israel entgegen zu treten – haben schon vor längerer Zeit
aufgehört.
Die Stille von Gaza wurde vor einer Woche von einem Raketenabwurf durch
eine kleine Gruppe, die in Verbindung mit dem IS steht, kurz
unterbrochen.
Obwohl die Hamas (eine Beteiligung) an dem Anschlag leugnete,
demonstrierte Lieberman seinen neuen Schlagstock, indem er seine Macht
mit dem Bombardieren von Regierungsstellen in Gaza mit einer in den
letzten zwei Jahren nicht gesehenen Gewalt zeigte.
Die Wirkungslosigkeit dieser Strategie – der offiziellen Führung die
Schuld an der Frustration und dem Groll ihrer formal Untergebenen zu
geben – sollte einleuchtend sein.
Gewöhnliche Palästinenser, nicht Amtsträger, erdulden den endlosen
Siedlungsausbau und in der Folge die Übernahme ihres landwirtschaftlich
genutzten Bodens. Gewöhnliche Palästinenser, nicht ihre Politiker, sind
tagtäglich mit Mißhandlungen an den Checkpoints und bei Militärrazzien
konfrontiert.
Berichte vom Wochenende besagen, dass Soldaten Jugendlichen bei
Protesten absichtlich die Knie zerschossen (kneecap) haben, um sie auf
Dauer behindert zu machen.
Zusammenpferchen (round-ups), Folter und Militärgerichte, die die
Angeklagten immer für schuldig befinden – das sind die Rituale für
Palästinenser im Westjordanland. Für Palästinsenser im Gazastreifen ist
es ein langsames Aushungern, Obdachlosigkeit und ein wahlloser,
tödlicher Raketenhagel.
Eine israelische Strategie, die vor Jahrzehnten gescheitert ist – noch
bevor die PA existierte – wird auch jetzt keinen Erfolg haben. Kampagnen
in den sozialen Medien und erbärmliche Almosen werden die Palästinenser
nicht überzeugen, dass sie lediglich ein humanitäres Problem sind.
Sie werden ihre Träume von Befreiung nicht aufgeben, bloß weil Lieberman
sie mit rot und grün markiert hat.
Quelle Übersetzung: K. Nebauer |
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Israelische
Ausgrabungen in
Ost-Jerusalem schädigen
palästinensische Häuser
Jerusalem: Palästinensische
Bewohner von Ost-Jerusalems
Vorort Silwan sahen, wie
ihre Häuser/Wohnungen
zunehmend geschädigt werden
und zwar durch Ausgrabungen
unter ihren Häusern.
Nach dem
Wadi-Hilweh-Informationszentrum
(WHI) haben andauernde
Ausgrabungen im Vorort
tiefe und breite Risse
verursacht.
Eine Witwe ist weggezogen,
weil ihre Wohnung im
Erdgeschoss durch große
Risse ernsthaften Schaden
anrichtete. Inzwischen auch
in der ersten Etage.
Das WHI-Zentrum zitierte
Dawood Atallah Siyam , dass
seit 3 Monaten die Risse in
allen 7 Wohnungen im Haus
seiner Familie auftreten,
weil Ausgrabungen unter dem
Haus stattfinden.
Die Organisation stellt nun
auch in andern Häuser Risse
und Durchbrüche statt.
Risse und Brüche, die sich
verbreitet haben, zeigen an,
dass die israelischen
Behörden ihre Ausgrabungen
intensiviert haben. Die
Bewohner haben berichtet,
dass sie deutlich Geräusche
hören, die durch elektrische
und manuelle Ausgrabungen
hervor gerufen werden.
Ein Mitglied des lokalen
Komitees sagt, dass die
Behörden seit 2007 damit
angefangen haben.
Die Bewohner von Silwan
berichteten, dass sie
erreichten, von Israels
Gericht einen Termin zu
bekommen und dass
Ausgrabungen für 14 Monate
still gelegt werden. Doch
die israelischen Siedler
-Organisationen erhielten
die Genehmigung mit den
Ausgrabungen weiter zu
machen – und zwar so lang,
wie sie die Bewohner nicht
gefährden. Aber Qarain
sagte, dass die andauernden
Ausgrabungen keine Rücksicht
auf die Sicherheit der
Bewohner nehmen.
Israel erlaubt häufig
archäologische Grabungen in
Ost-Jerusalem, speziell rund
um die Al-Aqsa-Moschee, was
die strukturelle
Unversehrtheit von
palästinensischen Wohnungen
und der heiligen Stätten
beeinträchtigt.
In der Vergangenheit sind
Tunnels eingebrochen und
verursachten große Löcher.
Die rechte israelische
Organisation-Elad, auch als
die ‚Stadt-David-Foundation‘
bekannt, möchte die
biblische Stadt David
entdecken und erhalten, um
die Juden, auch durch
Tourismus an ihre biblischen
Wurzeln zu erinnern und
Jerusalem zu judaisieren,
was auch durch den Ankauf
paläst. Häuser in diesem
Gebiet schon seit 1990
geschieht.
Die israelischen Behörden
verkündeten auch einen Plan:
einen jüdischen
Geschichtspark in Wadi
Hilweh zu bauen. Deshalb
erhielten sieben paläst.
Familien eine
Vertreibungsorder.
Die israelischen
Ausgrabungen haben auch
islamische Altertümer aus
der Omajadenzeit und aus der
Zeit des Abbasiden-Kalifats
zerstört, auch einen
muslimischen Friedhof.
Quelle
(dt. großzügig übersetzt E.
Rohlfs) |
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In
Deheishe wird den
Palästinensern Behinderung
angedroht
-
2
palästinensische Jugendliche
wurden bei Zusammenstößen
im Deheishe-Flüchtlingslager
am frühen Freitagmorgen bei
scharfem Schießen verletzt.
Jeden Freitagmorgen wird
Deheishe von israelischen
Soldaten überfallen. Der
Kommandeur wiederholte eine
Drohung: er würde jeden
Jugendlichen zu einem
Behinderten machen.
Lokale Quellen sagten, dass
die beiden bei den
Zusammenstößen am Bein
verletzt wurden. Quellen
fügten noch hinzu, dass die
israelischen Soldaten die
Wohnung von (dem im
Gefängnis sitzenden)Muhammad
al-Seifi überfielen und
durchsucht haben, sie
schlossen seine Mutter und
Schwester in einen Raum ein,
um Muhammads jüngeren Bruder
Naba dahin zu bringen, dass
er sich selbst bei der
israelischen Behörde meldet.
IDF-Soldaten sprengten auch
die Tür des
IBDEA--Kulturzentrum, das
nah am Eingang zum
Flüchtlingslager liegt und
besetzten das Dach des
Gebäudes, von wo israelische
Scharfschützen scharf auf
Jugendliche schossen, auch
mit Tränengaskanistern.
Gewalttätige Zusammenstöße
sind in Deheishe nichts
Besonderes. Zu fast jeder
Zeit muss damit gerechnet
werden, obwohl es in Zone A
liegt und so seit den
Oslo-Abkommen zur
Palästinensischen Behörde
gehört. Die Zusammenstöße
kommen nach den Berichten
von Badil, einem Zentrum für
Wohn- und
Flüchtlings-Rechte. Ein
israelischer
Armee-Kommandeur ( bekannt
unter dem Namen Captain
Nidal )machte wiederholt
Drohungen während der
Überfälle oder bei Verhören,
dass er alle Jugendlichen
in Deheishe zu Behinderten
machen würde.
Lokale Jugendliche aus
Deheishe sagten zu BADIL,
dass Captain Nidal
Erklärungen abgegeben hat
wie diese:, „Ich werde euch
alle zu Behinderten machen,
dass ihr alle mit Stöcken
gehen oder in Rollstühlen
sitzen müsst.“ Nach BADIL,
das in Bethlehem seinen Sitz
hat, sind 30 Palästinenser
seit Anfang dieses Jahres im
Lager mit scharfer
Munition angeschossen
worden, die Mehrheit in die
Beine und Knie: Allein seit
Ende Juli und Mitte August
18 Jugendliche zwischen 14
und 27 .
Die Drohungen zeigen, dass
diese Aktionen nicht
zufällig sind, sondern eine
systematische Aktion der
israelischen Militärpolitik
ist, um so den Widerstand
gegen die Unterdrückung zu
unterbinden und so die
Palästinenser zu
terrorisieren, damit sie
permanent verletzt und
physisch und seelisch
beschädigt sind.
Diese Politik der
Verletzungen wird in allen
Flüchtlingslager
praktiziert…… BADILS
Sammlung von Zeugenaussagen
kam, als letzter Bericht
inmitten von Jahren, von
denen es viele dokumentierte
Fälle von Misshandlungen und
Missbrauch
palästinensischer Kinder in
den besetzten Gebieten
einschließlich Ostjerusalem
gibt.
Diese schweren Brüche des
Internationalen Gesetzes
lösen die Verpflichtungen
einer dritten Partei anderer
Agenturen aus, diesem Klima
der Straflosigkeit ein Ende
zu setzen, unter dem die
israelischen Kräfte und
seine Offiziellen
operieren……
Übersetzt von Ellen
Rohlfs
Quelle
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