Friedlicher, Gewaltloser Widerstand in Palästina
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Friedlicher
Widerstand in der Westbank,
23. Juli 2010
Ramzy Baroud schreibt über den
palästinensischen Widerstand:
Echter Widerstand ist eine Kultur.
Es ist eine kollektive Antwort auf
Unterdrückung...
Wenn ich von Widerstand als Kultur spreche,
beziehe ich mich auf Edward Saids
Erläuterung von „Kultur als Weg,
Auslöschung und Vernichtung zu
bekämpfen.“...
Wenn Widerstand „die Aktion der Opposition
gegen etwas, dem man nicht zustimmt oder das
man ablehnt, ist“ dann entwickelt sich eine
Kultur des Widerstandes, wenn eine ganze
Kultur kollektiv entscheidet, dem
abgelehnten Element zu widerstehen -
oftmals ist das eine fremde Besetzung. Diese
Entscheidung wird nicht kalkulierend
getroffen. Sie wird erreicht in einem langen
Prozess, in dem Selbstbewusstsein, das
Geltendmachen eigener Ansprüche,
Traditionen, kollektive Erfahrungen, Symbole
und viele Faktoren auf spezifische Weise
miteinander reagieren. Dies kann eine neue
Erfahrung für den reichen Erfahrungsschatz
aus der Vergangenheit einer Kultur sein,
aber es ist ein innerer Prozess...
Während in Gaza die Medien endlos von
Raketen und Israels Sicherheit sprechen und
debattieren, wer wirklich verantwortlich
dafür ist, dass Palästinenser als Geisel im
Gazastreifen gehalten werden, kümmert sich
niemand um die kleinen Kinder, die in Zelten
neben den Ruinen ihrer Häuser leben, die sie
in Israels letztem Angriff verloren haben.
Diese Kinder nehmen an der gleichen Kultur
des Widerstandes teil, die Gaza im Verlauf
von sechs Jahrzehnten erlebt hat. In ihren
Heften zeichnen sie Kämpfer mit Gewehren,
Kinder mit Schlingen, Frauen mit Fahnen,
ebenso drohende israelische Panzer und
Kampfflugzeuge, Gräber mit dem Wort
„Martyrer“ und zerstörte Häuser. Dazwischen
wird das Wort „Sieg“ ständig benutzt.
Dorfbewohner von Bil’in, israelische und
international Aktivisten protestierten am
Freitag gegen die Apartheidmauer. Unter den
Teilnehmern war eine grosse
Solidaritätsgruppe aus Italien mit Luisa
Morgantini, der ehemaligen Vizepräsidentin
des Europäischen Parlaments, die schon
wiederholt an Bil’ins Protesten teilnahm.
Die Demonstranten hatten an der Mauer nur
zehn Minuten, um ihrem Protest gegen die
illegale Besatzungspolitik Israels Ausdruck
zu geben, dann setzte die israelische Armee
Tränengaskanister und Schmettergranaten ein,
um die Teilnehmer ins Dorf zurückzujagen.
Dabei wurde Frau Morgantini zusammen mit
drei weiteren Aktivisten verhaftet, nach
einer halben Stunde wieder ohne Verletzungen
freigelassen.
Viele litten unter dem Tränengas, und einige
Schockgranaten setzten Feldstücke in Brand.
Die Demonstration war ein weiterer Beleg für
Israels Versuch, die Proteste durch gezielte
und willkürliche Verhaftungen lahmzulegen.
Am 19. Juli verhaftete die israelische Armee
einen 17- jährigen Teenager aus Bil’in
während einer nächtlichen Razzia auf das
palästinensische Dorf. Ahmed Burnat wird der
Teilnahme an illegalen Protesten und des
Steinewerfens angeklagt.
Israel versucht in den letzten Jahren
verstärkt, die friedliche
Widerstandsbewegung gegen die israelische
Mauer in der Westbank und die illegalen
Siedlungen strafrechtlich zu verfolgen.
Friedliche Demonstrationen werden für
illegal erklärt und Dorfbewohner werden für
den Aufenthalt in ihren Häusern vor Gericht
gestellt, wenn die israelische Armee ein
Gebiet zur „geschlossenen militärischen
Zone“ erklärt hat.
Gezielte und willkürliche Verhaftungen sind
ein weiteres Mittel dieser
Einschüchterungskampagne. Adeeb Abu Rahma
vom Bürgerkomitee Bil’in wurden im Juli
wegen „Aufwiegelung“ zu 12 Monaten
Gefängnis verurteilt, sitzt aber nach Ablauf
der Strafe immer noch im Gefängnis; Ahmed
Burnats Bruder Ibrahim ist seit zwei Monaten
im Gefängnis.
Abdallah Abu Rahma sitzt seit Dezember 2009
im Gefängnis Ofer. Er wurde am 20. Juli 2010
in einem seit 2005 laufenden
Gerichtsverfahren zu zwei Monaten Gefängnis
und sechs Monaten auf Bewährung verurteilt,
für die Teilnahme und Organisation von
Protesten gegen die Mauer und Präsenz in den
Strassen des Dorfes während einer
Ausgangssperre, die zur Verhinderung von
Demonstrationen verhängt wurde.
Seine Verteidigerin Gaby Lasky erklärte,
dass das Militärgericht den gefährlichen
Pfad der Kriminalisierung von legitimen
Protesten in der Westbank beschritten
habe:“Abu Rahma wurde festgenommen,
gerichtlich verfolgt und verurteilt mit der
klaren Absicht einer Botschaft, dass eine
palästinensische Widerstandsbewegung, selbst
von bürgerrechtlicher Natur, nicht toleriert
wird.“
Mohammed Khatib vom Bürgerkomitee Bil’in
beschreibt die Situation der Palästinenser
so:“Israel versucht uns einzuschüchtern, uns
davon abzuhalten, für unsere Rechte zu
kämpfen – aber welche Alternativen haben
wir? Sowohl die Mauer wie auch die
Siedlungen auf unserem Land wurden entgegen
internationalem und sogar israelischem Recht
gebaut, aber wir gehen ins Gefängnis.“
Israel inhaftierte meinen
Vater für den friedlichen Widerstand
gegen die Besetzung
Zusammen mit Hassan Mousa und Zaydoon Srour
wurde Ibrahim Amireh vom Bürgerkomitee Ni’lin
am 12. Juli zu zwei Jahren Gefängnis
verurteilt. Sein Sohn Saeed berichtet:
Am
12. Januar 2010 wurde mein Vater Ibrahim von
der israelischen Armee verhaftet und zu zwei
Jahren Gefängnis für die Organisation und
Teilnahme an den friedlichen Protesten gegen
die israelische Mauer in der besetzten
Westbank verurteilt . Die Mauer trennt uns
von unserem Land und unseren Olivenhainen
und raubt uns die Grundlagen für unseren
Lebensunterhalt.
Anklage beruht auf erzwungenen Geständnissen
von Teenagern
Mein Vater
wurde der folgenden Vergehen beschuldigt:
Anwesenheit
in einer geschlossenen militärischen Zone.
Die „militärische Zone“ ist in Wirklichkeit
unser Hain von Olivenbäumen, der von Israel
bei Beginn des Mauerbaus zur militärischen
Zone erklärt wurde. Die fortgesetzte
Konstruktion der Mauer ist eine klare
Verletzung eines Urteils des Internationalen
Gerichtshofesvom Juli 2004, das die Mauer
nach internationalem Recht für illegal
erklärte.
Organisation
von illegalen und gewaltsamen
Demonstrationen.
Mein Vater ist ein erklärter Gegner der
Gewalt und hat andere oft davon abgehalten,
mit Gegengewalt zu reagieren, wenn die
israelische Armee uns angriff.
Anstiftung zum Steinewerfen und zum Einsatz
anderer gewaltsamer Methoden.
Die israelischen Behörden behaupten, dass
mein Vater Demonstrationsteilnehmer bezahlt
hat, um Steine auf Soldaten, ihre Jeeps und
die Mauer zu werfen. Das ist absurd. Nachdem
mein Vater vor zwei Jahren begann, sich für
die gewaltfreien Proteste zu engagieren,
haben die israelischen Behörden seine
Arbeitserlaubnis aufgehoben. Er war seitdem
arbeitslos und es war schwer für ihn, genug
zu essen für meine sechs Geschwister, meine
Mutter und für mich auf den Tisch zu
bringen. Die Behauptung, dass er andere für
das Steinewerfen oder die Beschädigung der
Mauer bezahlt,verhöhnt die tägliche
schreckliche Realität unseres Lebens und des
Lebens anderer Palästinenser unter der
Besatzung.
Diese Anklagepunkte basieren auf den
erzwungenen Geständnissen von zwei
Jugendlichen aus Nilin, von denen einer
psychisch krank ist.
Israelische Armee schickaniert Ibrahim
Amirehs Familie
Mein Vater macht sich vor allem Sorgen um
uns, seine Familie. Nicht nur weil es jetzt
schwerer ist, das Nötigste zum Leben zu
sichern, sondern auch weil unsere Familie
regelmässig von der israelische Armee
schikaniert wird. Unser Haus war das Ziel
von 25 nächtlichen Razzien, acht seit der
Verhaftung meines Vaters. Manchmal werden
wir nur bedroht und drangsaliert. Einige
Male kamen die Soldaten mit Hunden an, die
sie im Haus freiliessen; das Haus wird dann
durchsucht und es
entsteht grosser Schaden. Meine fünfjährigen
Zwillingsbrüder haben deshalb Angstzustände
und leiden unter Alpträumen.
Bürgerkomitee Ni’lin sieht friedliche
Proteste gegen die Mauer als einzige Lösung
Mein Vater erstrebt nichts mehr als
Frieden und Freiheit und er ist überzeugt,
dass ein andauernder Friede nur mit
friedlichen Mitteln erreicht werden kann.
Seiner Meinung nach vergrössert Gewalt nur
den Hass und die Verfahrenheit der Lage und
verschlechtert das Leben der Palästinenser
unter der Besatzung. Deshalb lehrte er uns,
Gewalt nie als Lösung in unserem Kampf für
die Wiederherstellung unserer Rechte
einzubeziehen.
Auf der anderen Seite glaubt er, dass es
unsere Pflicht ist, gegen das Unrecht zu
protestieren, dass die Existenz der
Einwohner des Dorfes Nilin zerstört. Deshalb
kamen die Einwohner von Nilin zusammen und
bildeten das Bürgerkomitee Nilin gegen die
Mauer, als im Mai 2008 Israel die Route der
Mauer direkt durch unsere Olivenhaine
markierte und damit ein Drittel des
Dorflandes stahl. Das Bürgerkomitee
organisiert den friedlichen Widerstand gegen
die Konstruktion der Mauer.
Mein Vater wurde vom Bürgerkomitee in das
Leitungsteam und zum offiziellen Vertreter
gewählt, weil die Welt die Wahrheit über uns
sehen sollte: wir sind ein friedliches Volk,
das die Gewalt ablehnt und niemandem schaden
will...
Mai 2008: Ankunft der Bulldozer in Ni‘lin
Am 27. Mai 2008 begannen wir unsere Proteste
und blockierten die Bulldozer, die unsere
Olivenbäume aus der Erde rissen. Wir liefen
mit erhobenen Händen, damit die isrealischen
Soldaten sehen konnten, dass wir nicht
bewaffnet waren. Anfangs hatten wir Erfolg
und die Bauarbeiten wurden aufgehalten. Bald
aber setzte die israelische Armee
Schmettergranaten, Tränengaskanister,
gummiummantelte Stahlkugeln und sogar
scharfe Munition ein, um unsere friedlichen
Demonstrationen aufzulösen.
Seit Beginn der Demonstrationen wurden fünf
Menschen von israelischen Soldaten getötet,
darunter der 10 -jährige Ahmed Moussa. Mehr
als 500 Menschen wurden festgenommen. Wir
erlebten Ausgangssperren, die Zerstörung von
Eigentum und Scharfschützen auf den Dächern
unserer Häuser, die Demonstranten auf die
Beine schiessen – alles Versuche, um von der
Teilnahme an den gewaltfreien Protesten
abzuschrecken. Meine 12-jährige Schwester
Sammer wurde mit scharfer Munition in die
Hand geschossen, einfach weil sie an den
Protesten teilnahm. Meine 10-jährige
Schwester Rajaa wurde von einer
Schmettergranate im Bein getroffen, weil sie
Scharfschützen davon abhalten wollte, auf
unser Dach zu klettern, um Demonstranten zu
beschiessen.
Unser Dorf Nilin wird in ein Gefängnis
verwandelt. Der derzeitige Eingang zum Dorf
wird geschlossen und durch einen Tunnel
ersetzt werden, der unter der Strasse #446
gebaut wird, die dann nur von israelischen
Siedlern benutzt werden darf. Der Tunnel
wird Nilin nicht nur teilen. Die isralische
Armee hat dann volle Kontrolle darüber, wann
und ob der Zugang zum Dorf erlaubt ist.Und
wir können so von der Aussenwelt
abgeschlossen werden.
Drei Friedensaktivisten werden zu
Gefängnisstrafen verurteilt
Am Montag, den 12. Juli verurteilte das
Militärgericht in Ofer meinen Vater zu 11
Monaten und 15 Tagen Gefängnis und einer
Geldstrafe von 9000 Shekel ($2330) und
verbot die weitere Teilnahme an den
Protesten. Um einen längeren
Gefängnisaufenthalt zu vermeiden, bekannte
mein Vater sich schuldig. Wir haben zwei
Monate, um für die 9000 Shekel aufzukommen,
haben
aber keine Chance.
Wenn wir die Geldstrafe nicht bezahlen,
verlängert sich die Gefängnisstrafe auf 20
Monate und 15 Tage.
Zusammen mit meinem Vater erhielten zwei
weitere Mitglieder des Bürgerkomitees Nilin
die gleiche Strafe: Hassan Mousa und Zaydoon
Srour. Ihre Familien durchleben den gleichen
Alptraum wie wir.
Von der
Verhaftung im Januar bis zur Verurteilung im
Juli 2010 wurden 15 Gerichtsanhörungen
durchgeführt. Wir denken, dass die
israelische Besatzungsbürokratie absichtlich
das Gerichtsverfahren verlängert, als
zusätzliche Bestrafung für meinen Vater und
seine Familie.Vor jedem Gerichtstermin muss
er von sechs Uhr morgens bis zwei Uhr
mittags in einem heissen Zimmer ohne Nahrung
oder Wasser warten. Wenn die Anhörung
beginnt, ist er müde, hungrig und durstig.
Wenn wir unseren Unterdrückern
gegenüberstehen, versuchen wir immer stark
zu bleiben. Jedoch, als das Urteil verlesen
wurde, begann meine Mutter zu weinen. Wir
mussten zusehen, wie mein Vater, Hassan und
Zaydoon in Fesseln aus dem Raum geführt
wurden. Als mein Vater gefragt wurde, ob er
etwas sagen wollte, betonte er, dass dieses
Urteil gegen dieMenschlichkeit verstosse und
wir alle unter der Besetzung leiden...
Wir machen uns grosse Sorgen um meinen
Vater, der krank ist und im Gefängnis nicht
die Medikamente bekommt, die er braucht. Wir
sind auch sehr traurig, weil ihn bisher nach
vier Monaten im Gefängnis nur meine Mutter
besuchen konnte. Trotzdem sieht mein Vater
die gewaltfreien Proteste als einzige
Lösung.
Bitte zeigen Sie Ihre Unterstützung für
Ibrahim Amireh und Ihren Protest gegen seine
illegal Inhaftierung; weitere Information
finden Sie auf der Facebook Gruppe“ Support
My Father: Peace & Freedom Activist Ibrahim
Amireh.“
Saeed Amireh, Sohn von Ibrahim Amireh, kommt
aus dem Dorf Ni’lin im besetzten
Westjordanland
Ni’lins Bürgerkomitee organisierte auch
diesen Freitag einen friedlichen Protest
gegen die Annexionsmauer und die
militärische Besetzung Palästinas durch
Israel.
Israelische und internationale
Friedensaktivisten nahmen am Protestzug nach
dem Freitagsgebet zur Mauer und dem Dorfland
dahinter teil, eine grosse Zahl davon aus
Frankreich und Norwegen. Die israelische
Armee beschoss die Demonstranten mit
zahllosen Tränengassalven und die Hitze
verstärkte die Wirkung des Gases weiter, so
dass viele Teilnehmer an akuter Atemnot und
anderen Beschwerden litten. Die Armee
richtete mehrere Hinterhalte ein, um
Demonstranten zu verhaften- vergeblich!
Dutzende von Demonstranten und Dorfbewohner
litten unter dem Tränengas, dass die
isrelische Armee gegen die Teilnehmer am
Freitagsprotest gegen die illegalen
Siedlungen und die Konfiszierung von
palästinensischem Land einsetzte.
Die Demonstrationsteilnehmer versuchten, das
Dorfland hinter der Apartheidmauer zu
erreichen, wurden aber am Ortsausgang von
der israelischen Besatzungsarmee (IOF) am
Weiterzug blockiert. Die Soldaten feuerten
Tränengas und Schockgranaten auf die Menge,
einschliesslich auf Kinder und ältere
Menschen. Später wurde das ganze Dorf durch
Tränengas und Schockgranaten unter Beschuss
genommen; Soldaten jagten die Demonstranten
durch die Strassen im Versuch, Verhaftungen
vorzunehmen.
Al Ma’asara und Wadi Rahal: Nationale
Einheit im Widerstand gefordert!
Freitagsproteste gegen die Mauer und die
illegalen Siedlungen wurden in beiden Orten
mit Unterstützung von israelischen und
internationalen Aktivisten durchgeführt.
Im Dorf Al Ma’asara wurden die
Demonstranten, darunter viele Aktivisten aus
Frankreich, in der Nähe des Dorfeingangs am
Weiterzug gehindert. Israelische Soldaten
griffen die Teilnehmer mit Tränengas,
Schockgranaten und Batons an, eine
französische Aktivistin wurde dabei leicht
verletzt.
In Wadi Rahal konnten die Demonstranten die
Baustelle der Mauer auf ihrem Dorfland
erreichen, bevor die IOF Tränengas und
Schockgranaten einsetzte. Ein
internationaler Aktivist wurde verhaftet.
Am 16. Juli 2010 beteiligten sich beinahe
100 internationale Aktivisten, darunter eine
Gruppe aus Frankreich, und israelische und
palästinensische Friedensaktivisten, viele
aus Tulkarem, an Bil’ins
Freitagsdemonstration gegen die Mauer. Die
Teilnehmer trugen Plakate in Erinnerung an
Fayyes Tanin, einem palästinensischen
Aktivisten und Organisator des friedlichen
Widerstandes gegen die Apartheidmauer und
die Siedlungen in Tulkarem, der vor sechs
Wochen verstarb.
Die Demonstranten zogen zum
Stacheldraht-versperrten Tor in der
Apartheidmauer, das zu Bil’ins Dorfland auf
der anderen Seite führt. Nach wenigen
Augenblicken und ohne dass ein Stein
geworfen wurde begann die israelische
Besatzungsarmee (IOF) mit massivem
Tränengasbeschuss. Ein 12- jähriger
Demonstrationsteilnehemr, der eine Kamera
zur Dokumentierung der Demonstration trug,
verlor in den dichten Tränengasschwaden das
Bewusstsein und musste ins Dorf
zurückgetragen werden. Ein anderer Teenager
wurde von einem Kanister im Magen getroffen,
allerdings aus einer Distanz, die nicht zu
einer schweren, lediglich zu einer
schmerzhaften Verletzung führte.
Die IOF feuerte Tränengas und Schockgranaten
auf die Schutz suchenden Demonstranten,
einige Soldaten stationierten sich an der
Strasse zum Dorf entlang, um die
Demonstrationsteilnehmer aus kürzerer
Entfernung aufs Korn zu nehmen. Die IOF
setzt runde und zylindrische
Tränengaskanister ein, letztere können aus
kurzer Distanz geschossen zu schwersten
Verletzungen führen.
Niemand wurde heute festgenommen und die
Demonstration endete nach eineinhalb
Stunden.
Das 2006
gegründete Bürgerkomitee von Al Mas’ara
konstruierte mit Hilfe von internationalen
und israelischen Aktivisten eine mobile
Mauer, die bei der Demonstration in
Erinnerung an das Urteil des Internationalen
Gerichtshofes gegen die israelische
Apartheidmauer von 2004 mitgetragen und auf
einer israelischen Siedlerstrasse symbolisch
und in Einklang mit dem Urteil in Den Hague
zerstört wurde. Die Siedlerstrasse verbindet
zwei nahegelegene illegale israelische
Siedlungen mit Jerusalem; vorerst dürfen
Palästinenser diese Strasse für die Fahrt
nach Ramallah benutzen, nach Plänen Israels
soll der Zugang für Palästinenser in der
nahen Zukunft blockiert werden.
Bil’in
hielt in den vergangenen fünf Jahren über
300 Proteste gegen die Annexion von über 70
% des Dorflandes durch die Mauer ab und
erzielte einen Erfolg vor dem israelischen
Obersten Gericht, das von der israelischen
Armee eine Änderung des Verlaufes der
existierenden Mauer forderte und dem Dorf
damit die Hälfte des gestohlenen Landes
zurückgab. Im Februar 2010 begannen die
Bauarbeiten und Demonstranten können auf dem
Weg zur Mauer die neuerrichteten
Betonplatten sehen, legal nach israelischem
Recht, illegal nach dem Urteil des
Internationalen Gerichtshofes. Bil’in
kommentierte am 9. Juli den permanenten
Bruch internationalen Rechts mit einer zu
Israels Vorteil geneigten Riesenwaage, die
auf einem Sarg, in dem das internationale
Recht ruht, montiert war.
Mit
Papiertrompeten und Fahnen demonstrierten
Bewohner von An Nabi Saleh,
Friedensaktivisten aus Israel und
Internationale gegen die Ausweitung der
illegalen Siedlung Halamish, deren Bewohner
die Hälfte des wertvollen Ackerlandes von
Nabi Saleh besetzt halten und seit Januar
2010 hunderte von Olivenbäumen zerstört
haben, trotz des Urteils eines israelischen
Gerichtes im Dezember 2009 in Bestätigung
der Eigentumsrechte von Familien aus An Nabi
Saleh.
Im 500
Einwohner –Dorf An Nabi Saleh beteiligen
sich die Frauen und Kinder aktiv an den
Protesten, vor allem an diesem 9. Juli, weil
am vergangenen Wochenende israelische
Soldaten in Zivilkleidung und mit Fotos von
jungen Männern, die bei den Protesten
mitmachen, ins Dorf gekommen waren, um
Verhaftungen vorzunehmen.
Sei Mai 2008
der Bau der Apartheidmauer in Nil’in wiederaufgenommen
wurde, leistet das Dorf mit israelischer und
internatioinaler Unterstützung Widerstand
gegen den illegalen Siedlungs- und Mauerbau,
der das Dorfland auf 56% der Originalfläche
reduzierte.
Während der
Demonstration am 9. Juli im Zeichen des
Urteils gegen die Mauer durch den
Internationalen Gerichtshof wurde niemand
verhaftet oder verletzt, obwohl die
israelische Besatzungsarmee(IOF) das übliche
Arsenal an Waffen -Tränengaskanister,
Gummimantelgeschosse und Schmettergranaten-
einsetzte. Seit Beginn der Proteste wurden
in Nil’in beinahe 10% der männlichen
Bevölkerung im Alter zwischen 12 und 55
Jahren verhaftet, fünf Dorfbewohner wurden
von der IOF getötet und ein amerikanischer
Solidaritätsaktivist leidet an permanentem
Gehirnschaden
Nil’ins
Widerstand gegen die Mauer wurde vor dem
israelischen Obersten Gericht weitergeführt,
das in zwei Entscheidungen von der IOF eine
Änderung der Route forderte; im Mai 2008
kehrten die Bulldozer nach Ni’lin zurück und
die Bauarbeiten wurden wieder aufgenommen.
Israelische Militärpolizei plant
Untersuchung der Tötung von
Bassem Abu Rahma
im April 2009
Drei Videos prüfen, dass der
Tränengaskanister direkt auf Abu Rahma
gezielt wurde; die IDF entscheidet sich für
eine Untersuchung erst, nachdem eine
Petition vor dem Obersten Gerichtshof droht.
Am vergangenen Montag befahl der
Generalanwalt der Israelischen
Verteidigungsarmee (IDF) eine
militärstrafrechtliche Untersuchung der
Tötung von Bassem Abu Rahma, der bei einer
Demonstration gegen die Mauer in Bil’in im
April 2009 von einem Hochgeschwindigkeits-
Tränengaskanister tödlich verwundet wurde.
Bisher hatte die Armee eine Untersuchung
abgelehnt. Nach Vorlegung von
Expertenaussagen, die zeigten, dass der
Tränengaskanister in Verletzung von IDF
Regeln direkt auf Abu Rahma gezielt wurde,
änderte der Generalanwalt der IDF seine
Meinung.
Der israelische Anwalt Michael Sfard, der
viele Aktivisten in der friedlichen
Widerstandsbewegung der Westbank vertritt,
hatte eine Petition vor dem Obersten
Gerichtshof für eine Untersuchung von
Bassems Tötung geplant.
Videofilme vom Protest im April 2009 zeigen,
dass IDF Soldaten in Gegenwart von
kommandierenden Offizieren Tränengaskanister
direkt auf die Demonstranten feuerten.
Die ursprüngliche Entscheidung gegen eine
Untersuchung von Bassem Abu Rahmas Tod
ignorierte das Videomaterial und berief sich
auf Aussagen von Soldaten, dass der
Kanister an der Trennungsbarriere abprallte
und so Abu Rahma traf. Experten sagten
jedoch aus, dass der Kanister hunderte von
Metern jenseits von Bassem Abu Rahma
gelandet wäre, hätte der Soldat die IDF
Regeln eingehalten.
Die Menschenrechtsorganistationen B’Tselem
und Yesh Din begrüssten die Entscheidung des
Generalanwalts, wiesen aber daraufhin, dass
die 15-monatige Verzögerung einer
Untersuchung trotz Videomaterial von drei
Kameras nicht zu rechtfertigen sei.
Schuldspruch für brutalen Übergriff auf
Palästinenser in Ni’lin vor zwei Jahren
Zwei Jahre, nachdem ein israelischer Soldat
eine gummiummantelte Stahlkugel aus
eineinhalb Metern Entfernung auf den Fuss
eines mit verbundenen Augen und gefesselten
Händen vor ihm stehenden Palästinensers
schoss, fand ein Militärgericht den
kommandierenden Offizier und den Soldaten
schuldig wegen “versuchter Bedrohung” und
“unpassendem Verhalten”. Der Soldat wurde
darüber hinaus wegen illegalen Einsatzes
seiner Waffe verurteilt. Das Strafmass wird
später verkündet.
Die Freitagsdemonstration in Ni’lin gegen
die Apartheidmauer am 7. Juli 2008 hatte mit
der Festnahme von Ashraf Ibrahim Abu Rahma
geendet. Ashraf Abu Rahma wurde mit
verbundenen Augen und an den Händen
gefesselt zwei Stunden von israelischen
Soldaten festgehalten. Von dem Fenster ihres
Zimmers filmte ein 14-jährigen Mädchen aus
Ni’lin mit einer von der israelischen
Menschenrechtsorganisation B’Tselem zur
Verfügung gestellten Kamera, wie Ashraf abu
Rahma aufstehen musste und ein israelischer
Soldat aus kürzester Entfernung -und ohne
dass der kommandierende Offizier oder
beistehende Soldaten protestierten- einen
Schuss auf den Fuss des Aktivisten aus Bil’in
feuerte. Das Video führte zu weltweiter
Empörung und die israelische
Verteidigungsarmee (IDF) entliess den
kommandierenden Offizier von seinem Posten
als Battalionskommandeur und warf ihm und
dem beteiligten Soldaten “unpassendes
Verhalten“ vor.
Mehrere Menschenrechtsorganisationen
reichten vor dem israelischen Obersten
Gerichtshof eine Petition zur Verschärfung
der Anklage ein, der das Gericht in seltener
Zustimmung stattgab.
Ashraf Abu Rahma, ein Bruder von Bassem abu
Rahma, der im April 2009 von einem
Tränengaskanister tödlich verletzt wurde,
begrüsste das Urteil, wies aber daraufhin,
dass sich immer wieder ähnliche Vorfälle
unter der militärischen Besatzung der
Westbank abspielen, ohne dass eine Kamera
präsent ist, um diese
Menschenrechtsverletzungen an Palästinensern
zu dokumentieren.
Friedlicher
Widerstand in der Westbank,
9. Juli 2010
Der 9. Juli
markiert den sechsten Jahrestag der
Entscheidung des Internationalen
Gerichtshofes zur israelischen Mauer in der
Westbank. Nach diesem Urteil ist Israels
Konstruktion der Annexionsmauer eine
flagrante Verletzung internationalen Rechtes
und die internationale Gemeinschaft hat die
Verpflichtung, sicherzustellen, dass die
Mauer abgerissen und keine Unterstützung bei
der Konstruktion gegeben wird.
Die
palästinensische Organisation “Stop the
Wall” organisierte aus diesem Anlass
zahlreiche Proteste und
Diskussionsveranstaltungen in der ganzen
Westbank: Am Wochenende waren
Demonstrationen in den verschiedenen
Distrikten zum Jahretag der Entscheidung des
Internationalen Gerichtshofes am 9. Juli
2004 geplant:
Am 9. Juli,
2010 in
Bethlehem Distrikt: Wadi Rahal,
al-Ma’sara, al-Walaja Ramallah Distrikt: Bi’lin, Ni’lin,
Nabi Saleh, Beitin Checkpoint Hebron Distrikt: Zentrum von Hebron Nablus District: Iraq Burin, Burin Tulkarem District: Vor dem
Industriegebiet Geshury Jenin Distrikt: Jalama Qalqilya Distrikt: Jayyous
Eine grosse Zahl von palästinensischen,
israelischen und internationalen
Demonstranten in Bil’in forderten bei der
wöchentlichen Freitagsdemonstration die
sofortige Implementierung des Urteils des
Internationalen Gerichtshofes vom 9. Juli
2004 gegen die Konstruktion der israelischen
Apartheidmauer. Sie trugen grosse Waagen der
Justiz, die schwer und einseitg zu Israels
Vorteil neigten.
An der Mauer wurden die Waagenträger und der
ganze Demonstrationszug mit Israels üblichen
Massenkontrollmethoden konfrontiert:
Tränengas, Gummimantelgeschosse und
Greiftruppen, die erfolglos versuchten,
einige Teilnehmer zu verhaften. Dutzende
litten unter dem massiven Tränengasbeschuss
und ein Feuerwehrwagen musste gerufen
werden, weil eine grosse Landfläche von den
heissen Tränengaskanistern in Brand gesetzt
wurde.
Adeeb Abu Rahma: Aktivist aus Bil’in bleibt
im Gefängnis
Am 30. Juni forderte* ein Ankläger der
israelischen Armee eine Gefängnisstrafe von
zwei Jahren für den Friedensaktivisten Adeeb
Abu Rahma aus dem palästinensischen Dorf Bil’in
in der Westbank. Sieben Tage später lautete
das Urteil auf ein Jahr Gefängnisstrafe, was
eine sofortige Freilassung für den
40-jährigen Aktivisten bedeutet hätte, der
vor einem Jahr, am 10. Juli 2009 bei Bil’ins
wöchentlicher Demonstration gegen die Mauer
verhaftet wurde.
Israelische Militärankläger legten sofort
Berufung gegen das „zu milde“ Urteil ein und
beantragten, dass Adeeb Abu Rahma bis zum
Abschluss des Berufungsverfahrens in Haft
bleibe. Militärrichter Oberstleutnant
Benisho gab dem Antrag der Anklage statt mit
dem Argument, dass im Falle Abu Rahmas keine
Präzedenzbeispiele vorlägen, die seine
Freilassung während des Berufungsverfahrens
gestatten würden. Im Gegensatz dazu wiesen
Abu Rahmas Verteidiger auf Gerichtsfällein
der Vergangenheit, in denen eine Freilassung
während des Berufungsverfahrens trotz
erheblich längerer Gefängnisstrafen
gestattet wurde. Abu Rahma, der
Alleinverdiener für eine Familie von neun
Kindern, muss deshalb auf ungewisse Zeit im
Gefängnis bleiben, obwohl er seine Strafe
bereits verbüsst hat.
Die Geschichte des Taxifahrers und
Friedensaktivisten Adeeb Abu Rahma
beschreibt in kafkaesker Weise die
bürokratische Maschinerie der israelischen
Militärbesetzung in der Westbank.
Auf der Basis von Verhören von
minderjährigen Jugendlichen aus Bil’in, die
von der IDF nachts verhaftet und verschleppt
wurden, lautete die Anklage auf Störung der
öffentlichen Ordnung, Aufwiegelung und
Betreten einer militärischen Zone. Viele der
„Fakten“, die bei diesen Verhören in
Abwesenheit der Eltern oder Anwälte
herauskamen, erwiesen sich später als
falsch.
Das Bürgerkomitee von Bili’in organisiert
die wöchentlichen Demonstrationen gegen die
Mauer auf der Grundlage der Gewaltfreiheit
und wurde bei Besuchen von Gandhis Enkel
Rajmohan Gandhi und Martin Luther Kings
ältestem Sohn Martin Luther King III als
Modell für den gewaltfreien Widerstand
gelobt. Adeeb Abu Rahma war seit Gründung
des Bürgerkomittees ein aktives Mitglied,
und die Teenager bestanden während seines
Gerichtsverfahrens darauf, dass ihre
belastenden Aussagen unter erheblichem Druck
zustande kamen. Zusätzlich zu erzwungenen
Geständnissen beriefen sich die Ankläger der
israelischen Armee auf Fotos und Video, die
Abu Rahma bei einem Protest angeblich mit
einem Megaphon in der Hand bei der
„Aufwiegelung“ zum Steinewerfen zeigen. Das
Megaphon auf den Fotos entpuppte sich später
als Zwiebel, einem oft benutzten Hausmittel
gegen die Wirkungen des Tränengases, und die
Videos wurden auf unerklärliche Weise
gelöscht, bevor die Verteidigung sie
einsehen konnte. Das Gericht akzeptierte das
Beweismaterial der Anklage trotzdem.
Amnesty International wies im Juni 2010
daraufhin, dass der weite Ermessensspielraum
der israelischen militärischen Verordnungen
dazu führen könne, dass Abu Rahma allein
wegen der Ausübung seines Rechtes auf freie
Meinungsäusserung im friedlichen Widerstand
gegen die israelische Politik in der
Westbank verurteilt würde. „In diesem Fall
würden wir ihn als politischen Gefangenen
ansehen und seine sofortige bedingungslose
Freilassung fordern.“ AI liegen keine
glaubwürdigen Beweise vor, dass Adeeb Abu
Rahma selbst Gewalt angewandt oder
befürwortet habe.
*Ursprünglich
wurde berichtet, dass Adeeb am 30. Juni zu
einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren
verurteilt wurde. Dieser Bericht war
nicht korrekt. Die Militärankläger hatten
zwei Jahre Gefängnis gefordert und die
Urteilsfindung wurde auf den 7. Juli
verschoben.
Sechs
Jahre nach der Entscheidung des
internationalen Gerichtshofes: Nil’in setzt
Proteste fort
Nach dem Freitagsgebet unter Leitung von
Sheikh Murad Amira zogen die Demonstranten
zur Mauer und dem von Israel konfiszierten
Dorfland. In einem Sit-in drückten sie ihre
Solidarität mit einem Sanitäter des
palästinensischen Halbmondes aus, der von
israelischen Soldaten verhaftet wurde.
Jeden Freitag protestieren die Bewohner des
Dorfes Beitin im Ramallahdistrikt zusammen
mit 16 weiteren Dörfern gegen die
Militärcheckpoints, die diese Orte von der
Stadt Ramallah, einem der Zentren in der
Westbank, abschneiden. Der Checkpoint bei
Bittin bedeutet eine erhebliche und
kontinuierliche Einschränkung der
Bewegungsfreiheit für die Bewohner der 17
Dörfer und ist eine in der Westbank
weitverbreitete Form kollektiver Bestrafung.
Diesen Freitag richteten sich die
Forderungen der Demonstranten gegen die
fortgesetzten Verletzungen der Regelung des
Internationalen Gerichtshofes vom 9. Juli
2oo4 gegen die israelische Mauer in der
Westbank.
Der grosse Demonstrationszug versuchte, am
Checkpoint angekommen, an einer
Stacheldrahtbarriere vorbei in Richtung
Ramallah zu ziehen. Zusätzlich zu Soldaten
der israelischen Besatzungsarmee (IOF)
zeigten sich bewaffnete Siedler neben dem
Demonstrationszug in provokativer Weise und
verhinderten den Weiterzug der
Friedensaktivisten. Mehrere
Demonstrationsteilnehmer litten an akuter
Atemnot wegen des massiven Einsatzes von
Tränengas durch die IOF.
Friedlicher Widerstand in der Westbank. 2.
Juli 2010
Bil’in: Weltweite
Unterstützung ist wesentlicher Beitrag zum
Widerstand
Heute nahmen ca. 150 Demonstranten aus Bil’in,
den Nachbardörfern, aus Israel und der
ganzen Welt an der wöchentlichen
Demonstration gegen die Apartheidmauer und
gegen die Annexion von mehr als der Hälfte
von Bil’ins Land teil.
Iyad Burnat vom Bürgerkomitee Bil’in hiess
die nach Bil’in angereisten
Friedensaktivisten und eine Gruppe vom
„Palästinensischen Sommertreffen“
willkommen; die Teilnahme an den
Demonstrationen sei ein Akt der Solidarität
mit Bil’in und Palästina und stärke den
Widerstand gegen die israelische Besetzung.
Er forderte die palästinesische Führung auf,
dem Beispiel der Demonstranten zu folgen und
die Kluft zwischen Hamas und Fatah zu
überbrücken. Ein grosser Banner mit den
Fotos von Hamasleiter Ahmad Yassin, der 2004
von israelischen Raketen getötet wurde, und
des verstorbenen Präsidenten und Fatah-Chefs
Yasser Arafat, wurde in der Demonstration
als Aufruf zur Einheit mitgetragen.
Als die Demonstranten singend und Fahnen
schwingend die Mauer erreichten, hatten sie
eine zehnminütige Atempause, bis die
obligatorischen Salven von Tränengas und
Schmettergranaten in die Menge und auf die
Felder gefeuert wurden.
Unter andauerndem Beschuss und drohender
Verfolgung durch israelische Soldaten
rannten die Demonstranten ins Dorf zurück,
wo zahlreiche Verletzungen, vor allem durch
das intensive Tränengas registriert wurden.
Tränengas- und Granatenkanister haben vor
allem in der trockenen Saison wiederholt zu
Feuerausbrüchen in Olivenhainen und auf
Feldern geführt und die Ernte erheblich
beschädigt.
Am 30. Juni wurde Adeeb Abu Rahma aus Bil’in
in der Westbank von Israel zu zwei Jahren
Gefängnis verurteilt. Abu Rahma hat bereits
11 Monate hinter Gittern verbracht und seine
Inhaftierung ist Teil der israelischen
Kampagne, die Widerstandsbewegung in der
Westbank zu kriminalisieren.
Auf der Basis von Verhören von
minderjährigen Jugendlichen aus Bil’in, die
von der IDF nachts verhaftet und verschleppt
wurden, lautete die Anklage auf Störung der
öffentlichen Ordnung, Aufwiegelung und
Betreten einer militärischen Zone. Viele der
„Fakten“, die bei diesen Verhören in
Abwesenheit der Eltern oder Anwälte
herauskamen, erwiesen sich später als falsch.
Adeeb, ein Gründungsmitglied des
Bürgerkomitees von Bil’in gegen die Mauer
und Siedlungen, ist bekannt für seine
Präsenz bei den wöchentlichen
Demonstrationen in Bil‘in und für seinen
Einsatz für den friedlichen Widerstand. Der
40- jährige Taxifahrer und Vater von neun
Kindern
hat wiederholt sein Festhalten an den
Prinzipien des gewaltlosen Widerstandes
betont.
Bis auf einen Anklagepunkt- der Teilnahme an
verschiedenen Demonstrationen- hat Adeeb Abu
Rahma die Vorwürfe der israelischen Behörden
kategorisch zurückgewiesen.
Viele Beobachter, darunter Amnesty
International und Human Rights Watch, weisen
daraufhin, dass das militärische Tribunal
gegen Adeeb Abu Rahma von Anfang an viele
Fehler aufwies. Ein am 5. März 2010
veröffentlichter Bericht von Human Rights
Watch konzentrierte sich im Besonderen auf
den Einsatz von fragwürdigen Beweisen und
Geständnissen bei den
Militärgerichtsverfahren, die nach Aussagen
der Beteiligten unter Druck erstellt wurden.
Nach Information von Iyad Burnat, Leiter des
Bürgerkomitees Bil’in, beruhte die Anklage
auf den “ erzwungenen Geständnissen von vier
Jugendlichen aus Bil’in im Alter zwischen 14
und 16 Jahren, um Adeeb der Anstiftung zum
Steinewerfen” anzuklagen. Burnat fügte
hinzu:”Dieses Problem ist nicht auf Bil’in
beschränkt und ist in anderen Dörfern
hervorgetreten.”
Viele Verhöre von Jugendlichen werden in
Abwesenheit eines Anwaltes oder der Eltern
der Jugendlichen durchgeführt. Human Rights
Watch sagt, dass ein solches Vorgehen die
Regeln des israelischen
Militärgerichtswesens bricht, das
ausdrücklich den Kontakt mit einem
Rechtsanwalt erlaubt und den Kindern das
Recht gibt,einen Elternteil während eines
Verhörs anwesend zu haben.
Letztendlich kann Adeeb Abu Rahmas
Verurteilung und Gefängnisstrafe
weitführende Implikationen für die
Widerstandsbewegung haben. Abu Rahmas
Anwältin Gaby Lasky erklärte:”Das Verfahren
hat sich in Wirklichkeit gegen die
Demonstrationen gerichtet.” Adeebs
Verurteilung könnte eine Eskalation im
Einsatz gerichtlicher Strategien bedeuten,
um den weitverbreiteten Widerstand
einzudämmen.
Die Gefängnisstrafe von Adeeb Abu Rahma ist
auch eine grosse Enttäuschung für Adeebs
Familie, die ihn bisher nur zweimal besuchen
konnte und davon abhängt, dass Nachrichten
über sein Befinden von frisch entlassenen
Aktivisten überbracht werden. Adeeb Abu
Rahma war der Alleinverdiener der Familie
und seine Abwesenheit bringt auch grosse
finanzielle Schwierigkeiten für seine
Familie.
Die seit 22. Mai dauernde Pause in den
nächtlichen Militärrazzien in Bil‘in wurde
im Juni zweimal unterbrochen: Am 4. Juni
wurde der dreizehnjährige Fadi Al-Khatib von
israelischen Soldaten entführt und zu einem
falschen Geständnis gezwungen. Am 30. Juni
führte die Armee eine erfolglose Razzia
auf das Haus von Yasi Maher Ysaaen durch,
der wiederholt die Ziellscheibe dieser
nächtlichen Einfälle war.
Nil’in: Aufruf zur Wehrdienstverweigerung in
den besetzten Gebieten
Hunderte von Dorfbewohnern, israelische und
internationale Aktivisten führten am Freitag
ihren wöchentlichen gewaltfreien Protest
gegen die Annexionsmauer und die illegalen
Siedlungen in Nil’in durch.
Die Demonstranten marschierten mit Flaggen
und Bannern zur Mauer und forderten die dort
stationierten israelischen Soldaten zur
Verweigerung des Wehrdienstes in den
besetzten palästinensischen Gebieten auf.
http://www.imemc.org/article/59053
Budrus: Mut
ohne Waffen
“Budrus”, der 2009 von der
israelisch-palästinensischen Friedensgruppe
„Just Vision“ produzierte Dokumentarfilm,
erzählt, wie im 1400 Einwohner Dorf Budrus
in der Westbank die Konstruktion der
israelischen Mauer durch die ständige
Präsenz von Dorfbewohnern und Unterstützern
so schwierig wurde, dass die israelische
Armee einer Umleitung der Route zustimmte.
Ayed Morrar und
das Bürgerkomitee von Budrus legten
,beginnend im November 2003,wichtige
Grundlagen für die Widerstandsbewegung in
der Westbank: Ayed Morrar organisierten die
friedlichen Proteste in Kooperation mit den
verschiedenen politischen Fraktionen im
Dorf, niemand wurde ausgeschlossen; und er
begrüsste die Mitarbeit israelischer und
internationaler Aktivisten, die oft zum
ersten Mal das Besatzungsregime in der
Westbank erlebten.
Der israelische Mathematikers und
Anarchisten Kobi Snitz beschreibt den
Beitrag der israelischen Aktivisten auf die
Aktionen der israelischen Soldaten:
“ Nur zehn Israelis bei einer Demonstration
machen einen grossen Unterschied. Wir wissen
von Erklärungen der Armee, dass sich die
Regeln zum Beschuss sofort ändern, wenn sie
denken, dass Israelis präsent sind. Zum
Beispiel benutzen sie keine scharfe
Munition, wenn Israelis anwesend sind und
sie feuern keine Gummimantelgeschosse in
Richtung von Israelis.“
Viele der in Budrus tätigen Aktivisten
setzen die gewaltfreien Aktionen in Dörfern
der Westbank von Bil’in bis Nabi Saleh und
Sheikh Jarrah in Ostjerusalem fort. Ayed
Morrar ermutigte auch die Frauen des Dorfes,
sich aktiv an den Sit-ins vor den Bulldozern
zu beteiligen und mit Hilfe seiner Tochter
Iltezam leisteten die Frauen einen zentralen
Beitrag zur Umleitung der Mauerroute.
Berichte vom gewaltfreien Widerstand in der
Westbank, 25/26. Juni 2010
In vier
palästinensischen Dörfern erinnern die
Demonstranten an die Folgen der
fortgesetzten israelischen Besetzung für
das Leben der Palästinenser:
Häuserdemolierungen in Ostjerusalem,
willkürliche Deportation von Bewohnern
Ostjerusalems in die Westbank, gezielte
Misshandlung von jungen Palästinensern und
Unterdrückung von friedlichen Protesten
durch die Armee.
Demonstranten
in Bil’ins wöchentlichem Protest gegen die
Apartheidmauer trugen T-Shirts und Plakate
mit Boykottaufrufen gegen „ Israels
Blutdiamanten“. Aktivisten aus Bil’in
betonen, dass Käufer von Diamanten, die in
Israel bearbeitet wurden, Israels illegales
Vorgehen gegen die Palästinenser
mitfinanzieren.Israel, das der
Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die
Menschlichkeit (Goldstonebericht), des
Apartheid und schwerer, langjähriger
Verstösse gegen die Vierte Genfer Konvention
angeklagt wird, ist der grösste
Diamantenexporteur weltweit.
Ungefähr 100
Palästinenser, Israelis und Internationale
machten sich diesen Freitag zur Mauer auf,
mit Fahnen und Plakaten gegen Israels
Diamantindustrie und gegen die Zwangsräumung
von palästinensischen Familien in
Ostjerusalem. Teilnehmer trugen Fotos von
Muhammad Abu Teir, einem Abgeordnetem des
Palästinensischen Legislativrates für
Ostjerusalem. Abu Teir wurde gestern
zusammen mit drei weiteren Abgeordneten aus
Ostjerusalem verbannt und in die Westbank
deportiert.
Israelische
Soldaten gaben den Aktivisten zehn Minuten,
machten aber danach von ihren
Tränengaskanistern reichlichen Gebrauch,
während sie die Demonstranten zum Dorf
zurückjagten. Zehn Menschen mussten wegen
schwerer Atemnot medizinisch behandelt
werden, ein 50-jähriger Aktivist wurde von
einer gummiummantelten Stahlkugel an der
Hand verletzt. Drei israelisch Soldaten
hatten sich nach Berichten von Teilnehmern
im Feld nahe des Dorfes versteckt, um den
Rückzug der Protester mit zusätzlichem
Tränengas zu vernebeln.
Die heissen Tränengaskanister verursachten
Brände auf dem ausgetrockneten Boden zu
beiden Seiten der Strasse und unter den
Olivenbäumen. Einwohnern von Bil’in gelang
es nach erheblichem Einsatz das Feuer
auszulöschen.
Bil’ins friedlicher Widerstand gegen die
israelische Besetzung war das Thema eines
künstlerischen Projektes der „Partnerschaft
für Entwicklung“: Vor der Demonstration
schuf eine Gruppe von jungen Freiwilligen 25
Wandbilder an den Häusern des Dorfes.
Ni’lin: Tränengas und Brandstiftung gegen
das Dorf, das nicht aufhört, den
Eindringlingen
Widerstand zu leisten...
Einwohner Ni’lins und international
Friedensaktivisten marschierten diese Woche
nach dem Freitagsgebet gegen die
Apartheidmauer und die illegalen Siedlungen.
Aus Protest gegen die zunehmende Zahl von
Brandstiftungen in Feldern und Olivenhainen
der Dorfbewohner legten sie eine
palästinensische Fahne auf Halbmast an der
Mauer nieder. Die israelische
Besatzungsarmee verfolgte die
Demonstrationsteilnehmer mit Tränengas und
Gummimantelgeschossen bis zum Dorf, konnte
aber keine Verhaftungen vornehmen.
Ni’lin liegt in der zentralen Westbank,
zwischen Bil’in und Budrus. 2004 begannen in
Budrus die ersten Proteste gegen die
israelische Annexionspolitik und den
Mauerbau. Bil’in organisiert seit 2005
wöchentliche Demonstrationen gegen die Mauer
und hat sich zu einem international
bekannten Symbol für den gewaltfreien
Widerstand entwickelt. Ni’lin hält seit 2008
wöchentliche Demonstrationen gegen die Mauer
ab, seit die Bulldozer nach fast
vierjähriger, gerichtlich erzwungener Pause
auf Ni’lins Land zurückkehrten, um den
Mauerbau fortzusetzen.
Al-Ma’sara: Prekäre Atempause nach langer,
undurchdringlicher
Blockade der Proteste - Demonstranten
gelang es auch diese Woche, an der
Stacheldrahtsperre vorbei zur illegalen
Siedlung Efrat zu marschieren. Zweieinhalb
Jahr lang hatte die israelische
Besetzungsarmee die Einwohner, israelische
und internationale Aktivisten am Dorfausgang
angehalten und den Marsch zum Dorfland neben
der illegalen Siedlung Efrat blockiert.
Vergangene Woche konnten die Einwohner von
Al-Ma’sara erstmals eine Demonstration auf
ihrem eigenen Land abhalten. Die
israelischen Siedlungen in der Westbank und
Ostjerusalem bringen nach Darstellung von
Mitgliedern des Bürgerkomitees nicht nur
Konfiszierungen und Zerstörung von
palästinensischem Land, sie schaffen auch
„Fakten vor Ort“ in der Absi
cht, eine palästinensische Selbstbestimmung
in der Westbank unmöglich zu machen.
Mit Hilfe von 60 internationalen
Solidaritätsaktivisten wuchs der
wöchentliche Protest gegen die
Landkonfiszierung und Apartheidmauer zu
einem grossen Demonstrationszug an. An der
Mauer konfrontierten israelische Soldaten
die Demonstranten und erzwangen den Rückzug
des Protestzuges unter der Androhung von
Gewalt.
Misshandlung von
männlichen Jugendlichen in der Westbank
Ein 15-jähriger Teenager aus Hebron wurde
von der israelischen Armee festgenommen und
in einem Haftzentrum geschlagen und mit
elektrischen Kabeln an den Genitalien
gefoltert, um eine Geständnis von ihm zu
erzwingen, dass er Steine geworfen habe.
Die Familie von
Saleh Daoud Ar-Rajabi aus Hebron
berichtete der Nachrichtenagentur Ma’an,
dass sie in Sorge um den Gesundheitszustand
des 19-jährigen jungen Mannes sei, nachdem
er wiederholt von der israelischen Armee
verhaftet und im Gefängnis misshandelt
wurde.
Am Freitag verhaftete die israelische Armee
drei junge Palästinenser in Nablus in der
südlichen Westbank während einer nächtlichen
Razzia auf die Häuser ihrer Familien. Die
drei Männer,
Hamad Allah Ziadan As-Safadi, 21, Ayman
Najeh Abdallah Sabah, 26, ein Lehrer und
Kahled Yousef Hasen As-Sfadi, 21 werden an
einem unbekannten Ort festgehalten.
Friedlicher
Widerstand in der
Westbank und in Gaza
19. Juni 2010
Die israelische Armee setzt ihre
Einschüchterungskampagne gegen die
Teilnehmer und Organisatoren des friedlichen
Widerstandes fort. Die Massnahmen reichen
von Tränengasbeschuss, Festnahmen und
nächtlichen Razzien in der Westbank zum
Einsatz scharfer Munition gegen
Demonstranten in Gaza. In Nil’in, Westbank
kamen Krankenwagen des palästinensischen
Roten Halbmonds nach der
Freitagsdemonstration unter Angriff.
Wie jeden Freitag war die Demonstration
gegen die Apartheidmauer auf dem Weg zu
Nil’ins konfisziertem Land, als die
israelische Besatzungsarmee (IOA) die
Dorfbewohner und Aktivisten aus Israel und
anderen Ländern mit Tränengas und
Schmettergranaten unter Feuer nahm. Auf der
anderen Seite der Mauer setzten die Soldaten
einige Olivenbäume in Brand; das Feuer
brannte eine halbe Stunde und zerstörte die
Olivenbäume schnell, was für viele
Dorfbewohner einen erheblichen finanziellen
Schaden mit sich bringt. Die Ernte von einem
Baum kann bis zu 700 Schekel pro Jahr
einbringen.
Israelische Soldaten griffen auch die
Ambulanzen des palästinensischen Roten
Halbmondes an, die bei dem Protest in Nil’in
in Bereitschaft standen: Die Sanitäter
wurden geschlagen, medizinische Geräte
herausgerissen und auf den Boden geworfen
und die Sanitäter wurden festgenommen, nicht
zum ersten Mal! Hamud Said Amira, Nil’ins
Kameramann, der die Proteste seit dem Beginn
vor zwei Jahren dokumentiert, wurde
attackiert. Zum Abschluss der Demonstration
öffnete die IOA das Haupttor der
Apartheidmauer und begann die Jagd auf
Demonstranten, diesmal vergeblich.
Bil’in: Freilassung von politischen
Gefangenen
gefordert
Einwohner Bil’ins und Friedensaktivisten aus
aller Welt nahmen am wöchentlichen Protest
gegen die Mauer teil und forderten die
Freilassung der palästinensischen
politischen Gefangenen und ein Ende der
Angriffe auf palästinensische Häuser in
Ostjerusalem.
Die israelische Armee verhaftete drei
Aktivisten und feuerte Tränengas,
Gummimantelgeschosse und Schockgranaten in
die Menge. Tränengaskanister setzten eine
grosse Ackerfläche in Brand und verursachten
erheblichen Schaden. Die Tränengasschwaden
wurden vom Wind ins Dorf getragen und
verursachten bei zahlreichen Menschen
erhebliche Atemnot und Brechreiz.Von den
drei Verletzten wurden zwei von
Tränengaskanistern getroffen, darunter ein
vierzehjähriger Junge am Kopf.
Das Bürgerkomitee Bil’in berichtet, dass
Abdullah Abu Rahma, Mitglied des Komitees
und führender Aktivist, noch immer keine
Besuchserlaubnis für seiner Familie erhalten
konnte. Seit seiner Verhaftung am 10.
Dezember 2009 wird er im Westbank Gefängnis
Ofer festgehalten. Ebenfalls in Ofer
befindet sich sein Kollege Adeeb Abu Rahma,
der am vergangenen Sonntag als erster
Aktivist aus Bil’in wegen der Teilnahme an
den friedlichen Protesten gegen die Mauer
schuldig gesprochen wurde. Amnesty
International hat sich für die Freilassung
beider Aktivisten eingesetzt.
Im Westjordanland hat das kleine, 540
Einwohner zählende Dorf Nabi Saleh in den
letzten Monaten den Ruf erworben, ein Ort
besonders unnachgiebigen Widerstandes zu
sein. Die Frauen des Dorfes konnten die
Festnahme eines jungen Mannes durch
israelische Soldaten am Freitag während der
Demonstration zwar nicht verhindern,
konnten aber seine Freilassung wenig später
auf das Konto ihrer entschlossenen Proteste
trotz Tränengas und Schmettergranaten
verbuchen.
Eine grössere Gefahr droht dem Bestehen des
Dorfes durch den Befehl der IOF zum Abriss
von zehn Häusern an der Grenze des Dorfes,
um Platz für eine Erweiterung der illegalen
israelischen Siedlung Halamish zu schaffen.
Wadi al-Rahal:
Pfadfinder leiten die Demonstration
Die Pfadfinder von Wadi al-Rahal führten die
Dorfbewohner und internationalen
Solidaritätsaktivisten bei ihrem
wöchentlichen Demonstrationszug zur
Apartheidmauer und dem konfiszierten
Dofland an. Die israelische Armee hatte sich
mit fünf Jeeps vor der Mauer stationiert und
ein Offizier gab den Demonstranten das
Ultimatum, innerhalb von fünf Minuten
umzukehren. Die Demonstranten bestanden auf
ihrem Recht auf freie Meinungsäusserung und
setzten ihr Sit-in vor der Mauer fort.
Seit zwei Monaten ist Wadi al-Rahal Teil
einer Kette von acht palästinensischen
Dörfern im Westjordanland, die wöchentliche
Demonstrationen gegen die israelische Mauer
auf palästinensischem Land organisieren.
Al-Ma’sara: Freilassung von führenden
Aktivisten gefordert
Nach dem Freitagsgebet versammelte sich der
Demonstrationszug vor der Zawahreh-Schule im
Zentrum des Dorfes Al-Ma’sara und zog in
Richtung der Apartheidmauer. Dort
angekommen, dankten Mitglieder des
Bürgerkomitees von Al-Ma’sara den
Teilnehmern, darunter den israelischen und
internationalen Aktivisten für ihre
Beharrlichkeit, jede Woche gegen die
illegale Landenteignung, die Apartheidmauer
und die Blockade von Gaza zu demonstrieren.
Die Organisatoren der Proteste in Al-Ma’sara-
wie auch in anderen Dörfern- stehen unter
grossem Druck durch die israelische Armee,
die den Demonstrationen durch nächtliche
Razzien und Verhaftungen ein Ende setzen
möchte. Letzten Freitag wurde ein führendes
Mitglied des Komitees festgenommen und
angeklagt, einen israelischen Soldaten in
Brand gesetzt zu haben. Hasan Brijiyyeh vom
Bürgerkomitee Al-Ma’sara hatte letzten
Freitag beim Versuch, ein Feuer mit den
Schuhen auszutreten, versehentlich einen
Soldaten getroffen und ist seitdem in Haft.
In diesem Jahr hatte Hasan Brijiyyeh
mehrmals Kontakt mit der israelischen Armee.
Bei der Demonstration am 21. Mai wurde er
von einem Tränengaskanister am Kopf
getroffen und war kurzzeitig gelähmt. Wie
bei anderen Mitgliedern des Bürgerkomitees
hatte seine Familie in den vergangenen sechs
Monaten die Nächte von Donnerstag auf
Freitag fürchten gelernt, weil regelmässig
Razzien auf die Häuser bestimmter
Dorfbewohner vorgenommen wurden, bei denen
die Soldaten ein Ende der Aktivitäten für
den friedlichen Widerstand forderten.
Nach Einschätzung der Organisation „Stop the
Wall“ ist die Einschüchterungskampagne der
israelischen Armee ein Resultat der
zunehmenden Erfolge der friedlichen
Widerstandskampagne in der Westbank, mit
Unterstützung durch israelische und
internationale Aktivisten die Brutalität der
Besatzungspolitik offenzulegen.
In Reaktion auf Israels Politik in den
besetzten palästinensischen Gebieten,
angesichts der Blockade Gazas und in Folge
des israelischen Angriffs auf die Freedom
Flotilla haben einige Künstler in den
vergangenen Wochen ihre Konzerte in Israel
abgesagt, darunter der irische Sänger Tommy
Sands,
der mexikanische Rockgitarrist Carlos
Santana, der amerikanische Musiker und Poet
Gil Scott-Heron,
Elvis Costello, die britischenh Bands
Klaxons und Gorillaz Sound System und die
Pixies. Zuletzt hat Folksinger Devendra
Banhart seine Konzerte in Tel Aviv aus
politischen Gründen gestrichen.
Seit dem israelischen Angriff auf die
Freedom Flotilla Ende Mai haben sich die
friedlichen Demonstrationen gegen die von
Israel illegal gesetzte 300 Meter
„Pufferzone“ entlang der Grenze Gazas
intensiviert: Es wird fast täglich
demonstriert und in grösseren Zahlen, die
Hälfte der Teilnehmer sind seit neuestem
Frauen. Die Proteste folgen dem Beispiel des
friedlichen Widerstandes in Bil’in und haben
zum Ziel, dass das graue Niemandsland am
elektrischen Zaun wieder bebaut werden kann
und die Ernte bereits exsistierender
Weizenfelder nicht unter Beschuss durch die
israelische Armee stattfinden muss. Die
israelische Armee feuert in Gaza nur mit
scharfer Munition in Richtung der
Demonstranten; im April verblutete ein
junger Palästinenser, nach dem er einen
Schuss in das Bein erhalten hatte.
Nach dem israelischen Überfall auf die
Freedom Flotilla hat die Internationale
Solidaritätsbewegung eine Facebook Kampagne
„Stop the Bullets“ gestartet, um den Einsatz
von scharfer Munition gegen Zivilisten in
Gaza zu beenden.
Bil’in: Militärgericht spricht
Adeeb Abu
Rahma schuldig!
13.6.2010
Am Sonntag, den 13. Juni, wurde Adeeb Abu
Rahma aus Bil’in wegen seiner Teilnahme an
Protesten gegen die israelische
Apartheidmauer verurteilt. Abu Rahma ist
damit der erster Aktivist der friedlichen
Widerstandsbewegung in der Westbank, der von
einem Militärgericht schuldig gesprochen
wurde. Dieser Schuldspruch könnte als
Präzedenzfall für andere Aktivisten in Haft
dienen, die wegen der Organisation oder
Teilnahme an Demonstrationen gegen die
illegale Mauer festgenommen wurden.
Adeeb Abu Rahma, ein 40- jähriger Taxifahrer
und Vater von neun Kindern nahm regelmässig
an den Demonstrationen gegen die israelische
Mauer teil. Er wurde am 10. Juli 2009
verhaftet, aufgrund eines Fotos, das ihn mit
einer Ziwebel in der Hand zeigt, einem oft
benutzten Mittel gegen die Wirkungen von
Tränengas. Nach Interpretationen der Anklage
war die Zwiebel ein Megaphon und Instrument
zur Aufwiegelung.
Auf der Basis von Verhören von
minderjährigen Jugendlichen aus Bil’in, die
von der IDF nachts verhaftet und verschleppt
wurden, lautete die Anklage auf Störung der
öffentlichen Ordnung, Aufwiegelung und
Betreten einer militärischen Zone. Viele der
„Fakten“, die bei diesen Verhören in
Abwesenheit der Eltern oder Anwälte
herauskamen, erwiesen sich später als
falsch.
Bis auf einen Anklagepunkt- der Teilnahme an
verschiedenen Demonstrationen- hat Adeeb Abu
Rahma die Vorwürfe der israelischen Behörden
kategorisch zurückgewiesen Viele
Palästinenser wurden bisher verhaftet und
ohne formale Anklage oder Gerichtsverfahren
inhaftiert. Aktivisten, die wegen
Steinewerfens festgenommen wurden, wählen
oft den Weg der Verfahrensabsprache, sie
bekennen sich schuldig, nachdem ein
bestimmtes Strafmass ausgehandelt wurde.
„Der
weite Ermessensspielraum der israelischen
militärischen Verordnungen könnte dazu
führen, dass Herr Rahma allein wegen der
Ausübung seines Rechtes auf freie
Meinungsäusserung im Widerstand gegen
israelische Massnahmen in der Westbank ins
Gefängnis kommt,“ sagte AI. „In diesem Fall
würden wir ihn als politischen Gefangenen
ansehen und seine sofortige bedingungslose
Freilassung fordern.“ AI liegen keine
glaubwürdigen Beweise vor, dass Adeeb Abu
Rahma selbst Gewalt angewandt oder
befürwortet habe.
Militärische Verordnungen werden auf
Palästinenser unter israelischer Besetzung
in der Westbank angewandt. Die Anklage auf
„Aufwiegelung und Feindliche Propaganda“
kann zu einer Maximalstrafe von bis zu zehn
Jahren führen, zu einer Geldstrafe oder
beidem. Unter dem Vorwurf der „Aktivitäten
gegen die öffentliche Ordnung“ können
Palästinenser bis zu fünf Jahre
Gefängnisstrafe erhalten. Am 30. Juni will
das israelische Gericht das Strafmass für
Abu Rahma bestimmen.
333 Tage unter schwierigen Bedingungen im
Westbank Gefängnis Ofer
Die Kommunikation mit seiner Familie ist
Abu Rahma kaum möglich: Seiner Frau Fatma
Abu Rahma wurden bisher nur zwei Besuche
gestattet und da weder Telefonate noch
Briefe erlaubt sind, muss sie darauf warten,
dass freigelassene Aktivisten neue
Nachrichten ϋber ihren Mann ϋberbringen. Die
Haftbedingungen in Ofer sind sehr hart;
Adeeb wurde während der ersten Tage im
Gefängnis von seinen Wärtern geschlagen und
er verbringt mehr als 23 Stunden pro Tag
zusammen mit zehn anderen Häftlingen in
einer dunklen, ca. 15 Quadratmeter grossen
Zelle.
Mit der Verhaftung von drei prominenten
Aktivisten gegen die Mauer im letzten Jahre-
Mohammed Othman, Abdallah Abu Rahma and
Jamal Juma- verstärkte sich die Kampagne zur
Niederschlagung der friedlichen Opposition
gegen die Konstruktion der Apartheidmauer.
Einer weltweiten Protestwelle folgend wurden
Mohammed Othman und Jamal Juma im Januar
2010 ohne formale Anklage freigelassen.
Abdallah Abu Rahme, Leiter des
Bürgerkomitees in Bil‘in gegen die Mauer,
wird seit Dezember 2009 im Gefängnis Ofer
festgehalten.
Die Dorfbewohner Bil’ins, palästinensische,
isrealische und internationale Unterstützer
halten seit über fünf Jahren wöchentliche
Proteste gegen die Mauer und die
Konfiszierung von Land ab.
Im März 2010 drangen israelische Soldaten
nachts in das Dorf ein und brachten
Bekanntmachungen an den Häusern an, dass
Bilin und Umgebung bis August jeden Freitag
von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends
eine geschlossene militärische Zone sei.
Dieser Militärbefehl gilt für israelische
Staatsbürger, Ausländer und Palästinenser,
die nicht aus Bil’in kommen. Am vergangenen
Freitag errichtete die IDF einen
militärischen Checkpoint am Eingang des
Dorfes, um Anreisenden die Teilnahme am
wöchentlichen Protest zu verwehren oder
erschweren. Dorfbewohner von Bil‘in sind von
der Anordnung nicht betroffen.
In den letzten zwei Jahren haben israelische
Soldaten bei Demonstrationen gegen die Mauer
acht Menschen getötet, darunter einen 10
jährigen Jungen und zwei Teenager. Basem
Ibrahim Abu Rameh aus Bil’in wurde im April
2009 von einem Tränengaskanister tödlich
getroffen. Zahlreiche Menschen wurden
verletzt, zum Teil schwer. Der Amerikaner
Tristan Anderson, Mitglied der
Internationalen Solidaritätsbewegung wurde
letztes Jahr bei einer Demonstration im
palästinensischen Dorf Nil’in von einem
Tränengaskanister am Kopf getroffen. Ein
Teil seines Gehirns musste entfernt werden;
er ist an einen Rollstuhl gebunden und seine
geistigen Funktionen sind erheblich
reduziert. Bei einer Demonstration gegen den
israelischen Angriff auf die Freedom
Flotilla zerstörte ein Tränengaskanister das
linke Auge der 21-jährigen Amerikanerin
Emily Henochowicz.
Die israelischen Behörden konnten bisher
keine glaubwürdigen Beweise vorlegen, dass
diese Demonstranten das Leben von Soldaten
gefährdeten.
Die Apartheidmauer in der Westbank
Der Hauptteil der israelischen Mauer wurde
nicht auf der „Günen Linie“ (der
Waffenstillstandslinie von 1949, die den
Staat Israel von der besetzten Westbank
trennt) errichtet, sondern auf
palästinensichem Land in der Westbank. 700
Kilometern lang umschliesst sie
palästinensische Dörfer und ganze
Nachbarschaften in und um Ostjerusalem. Sie
trennt palästinensische Familien von
einander und von lebenswichtigen
Dienstleistungen., wie auch Bauern von ihren
Feldern.
2004 urteilte der Internationale
Gerichtshof, dass die Konstruktion der Mauer
im besetzten palästinensischem Gebiet
internationales Recht verletze und forderte
von Israel den Abbau der
völkerrechtswidrigen Mauer und die Zahlung
von Schadensersatz für die Zerstörung von
Häusern und Olivenhainen bei der
Konstruktion.
Nil’in setzt seine Freitagsdemonstrationen
gegen die Apartheidmauer fort,ungeachet
einer militärischen Order, die das Dorf seit
März freitags zur geschlossenen
militärischen Zone erklärte.
In Solidarität mit der Mavi Marmara und der
Free Gaza Bewegung, die beim Vesuch, die
Blockade Gazas zu durchbrechen, von der
israelischen Armee brutal überfallen wurden,
trugen die Teilnehmer türkische Fahnen und
Fahnen der Herkunftsländer von Mitgliedern
der Freedom Flotilla. Soldaten der Besatzungsarmee griffen
die Protestteilnehmer mit Tränengas und
gummiummantelten Stahlgeschossen an, während
einige Siedler der illegalen israelischen
Siedlung Hashmun’im eine Gegendemonstration
durchführten: Auf Bannern und mit Slogans
drückten sie ihre Unterstützung für die
israelische Besatzungsarmee(IOA) aus und
riefen den Palästinensern zu, nach Jordanien
zu ziehen.
Die IOA saturierte die Gegend mit so viel
Tränengas, dass einige Demonstranten wegen
akuter Atemnot vor Ort medizinische Hilfe
benötigten.
Al-Ma’sara: Einschüchterung und Verhaftung
von Aktivisten
In Al-Ma’sara beginnen die
Freitagsdemonstrationen vor der Dorfschule
und führen zur Siedlerstrasse 60, die das
Dorf von seinem Land trennt und nur von
israelischen Siedlern benutzt werden darf.
Schwer bewaffnete Soldaten in 11 Armeejeeps
blockierten auch heute den Weg des
Demonstrationszuges und fingen an, die
Teilnehmer, darunter auch internationale und
israelische Aktivisten zu verprügeln. Drei
Militärfahrzeuge verfolgten die
Demonstranten ins Dorf und versuchten,
einige Teilnehmer zu verhaften.
Die Einschüchterungskampagne gegen die
Organisatoren des friedlichen Widerstandes
gegen die Mauer wird auch in Al-Ma’sara
fortgesetzt. Während der heutigen
Demonstration wurde Hasan Brijieh von
Al-Ma’saras Bürgerkomitee gegen die Mauer
und illegalen Siedlungen verhaftet und zu
einem unbekannten Aufenthaltsort gebracht;
vor einem Jahr wurde Herr Brijieh schon
einmal wegen seiner Tätigkeit im
Bürgerkomitee festgenommen.
Zum achten Mal in diesem Jahr erschien die
IOF am Donnerstag, den 10. Juni, um
Mitternacht im Haus von Muhammad Brijiyeh,
einem Mitglied der Organisation „Stop the
Wall“ und Koordinator der Mauerproteste im
Bezirk von Betlehem. Eine halbe Stunde lang
besetzten die Soldaten das Haus und drohten
ihm mit Konsequenzen, sollte er seine Arbeit
als Aktivist fortsetzen. Bei ihm war Omar
Ala ad-Din, Mitglied von „Stop the Wall“,
der erst vor kurzem nach einwöchiger Haft
und schwerer Misshandlung in verschiedenen
Haftzentren freigelassen wurde.
http://stopthewall.org/latestnews/2290.shtml
Wadi Rahal: Siedler
fordern Ende der Proteste gegen die Mauer
Seit einigen Monaten ist das Dorf Wadi Rahal
bei Betlehem Teil einer Reihe von Dörfern in
der Westbank, die sich nach dem Vorbild von
Bil’in an der gewaltfreien
Widerstandsbewegung gegen die
Apartheidsmauer beteiligen.
Auf Arabisch und Englisch wandten sich
Mitglieder des Bürgerkomitees Wadi Rahal an
die Teilnehmer der Freitagsdemonstration und
an die schwerbewaffneten israelischen
Soldaten, die den Demonstrationszug
blockierten, und erklärten, dass die
Unterdrückung von Protesten nur dazu führe,
dass die Palästinenser desto entschlossener
gegen die illegale Apartheidsmauer und die
miltärische Besatzung kämpfen würden. Al-Haj
Abu-Muhammad, ein 75-jähriger
palästinensischer Aktivist, gab einen
persönlichen Bericht über die Zeit der
Nakbah, der Vertreibung der Palästineser
1948, der Nakseh, dem Beginn der Besatzung
der Westbank und Gazas 1967, und die
Menschenrechtsverletzungen unter der
israelischen Besatzung.
In Reaktion auf die Demonstration kamen
Siedler von Efrata, die auf dem Land des
Dorfes leben, aus ihren Häusern und
forderten die IOF auf, den Protest zu
beenden und die Demonstranten auf weitere
Distanz zu halten.
Widerstand gegen die Mauer in der Westbank,
4. Juni 2010
Bil’in:
Freiheitsflotille wird auch in Bil’in
attackiert! (4. 6. 2010)
Eine grosse Zahl von Soldaten der IOF/IDF (
Israelische Okkupationsarmee) attackierten
die Freiheitsflotille des Dorfes Bil’in.
Sieben Menschen, darunter drei Journalisten
wurden verletzt, als Tränengaskanister
direkt auf sie geschossen wurden, drei
Teilnehmer festgenommen und viele litten in
den Tränengasschwaden unter Atemnot.
Bevor die Demonstrationsteilnehmer ihren Zug
zur Mauer begannen, gedachten sie in einer
Minute der Stille und Trauer an die Toten
der Freiheitsflotille, die für ihren Einsatz
zur Beendigung der Blockade Gazas getötet
wurden. Dr. Rateb Abu Rahmeh vom
Bürgerkomitee gegen die Mauer dankte den
Teilnehmern der Freedom Flotilla, den
Organisatoren und Spendern. Er lobte
besonders den türkischen Premierminister
Erdogan und die Länder Kuweit, Irland,
Schweden, Algerien und Griechenland für
ihren Einsatz. „Wir fordern verstärkte
Beteiligung von den arabischen Ländern, von
offizieller Seite und Bürgerinitiativen, um
die Unterstützung für die Freedom Flotilla
zu erweitern.“ Das Bürgerkomitee verurteile
Israels brutale Aggression gegen die
Freiheitsflotille. Israel sei für das
Massaker an den Aktivisten der
FreedomFlotilla verantwortlich und müsse als
Kriegsverbrecher international zur
Verantwortung gezogen werden.
Ein neun Meter langes Schiff, von den
Demonstranten als Symbol für die
Freiheitsflotilla gebaut, war der
Mittelpunkt des Demonstrationszuges zur
Mauer. Die Soldaten feuerten Schockgranaten,
gummiummantelte Strahlgeschosse und
Tränengaskanister, beim Versuch der
Demonstranten, durch das Tor zum Dorfland
auf der anderen Seite der Mauer zu gelangen.
Die Soldaten attackierten Bil’ins
Freiheitsschiff, das zurückblieb, als die
Demonstranten von der IOF ins Dorf
zurückgejagt wurden.
Dr. Marwan Barghouti berichtete, dass die
Soldaten eine Ambulanz anhielten, die
verwundeten Demonstranten darin festnahmen
und zuletzt ihn selbst angriffen.
Huwaida
Arraf, Vorsitzende der Free Gaza Bewegung
und Passagier auf der Freiheitsflotille nach
Gaza, wurde von der israelischen
Grenzpolizei festgenommen. Ashraf Abu Rahma
aus Bil’in, 29 und der israelische Aktivist
Ilan Shelef, 72 wurden ebenfalls weggeführt.
Ein grosses Stück Dorfland wurde von
Tränengaskanistern in Brand gesetzt.
Zwölf Besucher aus Brasilien nahmen heute an
der Demonstration in Bil’in teil und
informierten sich über die Arbeit der
internationalen Solidaritätsbewegung und des
Bürgerkomitees Bi’lin.
Diesen
Nachmittag musste Bil’in eine erneute Razzia
durch die IOF ertragen; fünf Soldaten, auf
Teufel komm raus entschlossen, die Geduld
der Dorfbewohner zu provozieren und zu
testen; um ihnen klar zu machen- als ob sie
das nicht schon längst wüssten- wer der
Tyrann hier ist. Sie fanden eine
Zielscheibe, begannen einige junge Hirten zu
schikanieren, und die Verwandten eilten
herbei, um sie zu beschützen. Bis eine Zahl
zorniger Shabab (Jugendlicher) der IOF ins
Stammbuch schrieben- durch heftiges
Steinewerfen- dass das Dorf nicht länger
ungestraft und ungehindert gestürmt werden
kann. Nach langem Hin und Her zogen sich die
Soldaten in ihre Zone der Sicherheit zurück,
hinter die Apartheid- und Annexionsmauer.
Diesen Morgen drang die IOF- wie das so ihre
Manier ist- im Dorf ein; dieses mal nur mit
dreien an vorderster Front, Rückendeckung
hinter sich; empfahlen sich aber, als sie
Widerstand antrafen. Am Nachmittag eilten
die Dorfbewohner zu einem brennenden
Olivenbaum bei der Apartheid-Annexionsmauer,
den die IOF Soldaten auf ihrem Rückzug in
Brand gesteckt hatten. Jede Hilfe kam zu
spät, weil das Feuer- tief im Baumstamm
gesetzt- den Tag lang schwelte und der
typische Rauch zu spät entdeckt wurde. Diese
üble Form wirtschaftlicher Kriegsführung
schürt den Zorn der Dorfbewohner, weil viele
vom Verkauf des Olivenöls leben, 700 bis 800
Shekel jährlich pro Baum. Um Salz in ihre
Wunden zu reiben, kam die IOF hinter der
Mauer heraus; und nachdem sie drei
Aktivisten/Journalisten festgenommen hatten-
damit sie über die Schandtaten der IOF nicht
berichten konnten- überzogen sie die
Dorfbewohner mit einem Hagel von Tränengas,
Schockgranaten und Kugeln.
Die Zerstörung des Baumes löste grossen
Alarm aus, weil unter Umständen Phosphor
eingesetzt wurde, das unauffällig brennt.
So geht es in Bil’in, täglich, wöchentlich,
monatlich, jährlich, ad infinitum, in einer
grausamen Welt, die kein Mitleid kennt.
Nil’in: Türkische
Fahnen erinnern an die Freedom Flotilla
(4.6.2010)
Zahlreiche Dorfbewohner und Aktivisten aus
Israel und mehreren Ländern demonstrierten
nach dem Freitagsgebet gegen die Mauer.
Sheikh Ikrima Sabri von der Al-Aqsa Moschee
in Jerusalem unterstrich die grosse
Bedeutung des Widerstandes gegen die
Annexion palästinensischen Landes. Er
verurteilte den israelischen Angriff auf die
Freedom Flotilla, der negative Konsequenzen
für Israel haben werde.
Als die Demonstranten an der Mauer ankamen,
wurden sie mit Tränengas und
gummiummantelten Stahlkugeln beschossen.
Viele Teilnehemr rangen um Atem in den
dichten Tränengaswolken.
Wie in Bil’in, trugen die Demonstranten
Schiffsmodelle und türkische Fahnen in
Solidarität mit der Freedom Flotille.
Bis zu 150 Palästinenser, Internationale und
Israelis protestierten am Freitag gegen den
Bau der Mauer auf ihrem Land und den Angriff
auf die Freedom Flotilla.
Sie waren kaum an der Baustelle angelangt,
als fünf israelische Jeeps auf der Szene
erschienen und den Demonstranten den Befehl
zum Verlassen der Baustelle erteilten.
Die Aktivisten weigerten sich, mit
türkischen und palästinensischen Fahnen in
der Hand. Shadi Fawaghra vom Bürgerkomitee
Wad Rahhal ermutigte die Menge, den
friedlichen Widerstand gegen die Mauer zu
verstärken.
Dr. Qumsiyeh, Mitglied des Bürgerkomitees
Beit Sahour, wandte sich zu den Soldaten und
sprach sie auf englisch direkt an. Die Welt-
mit Ausnahme der USA- sei gegen Israels
Aktionen auf palästinensischem Land, gegen
die Landkonfiszierungen, den Bau der Mauer
und Siedlungen und in den letzten Tagen vor
allem gegen den israelischen Überfall auf
einen humanitären Hilfskonvoi im Mittelmeer,
der so vielen Aktivisten das Leben gekostet
und dutzende verwundet hat. Bis die
Palästinenser ihre Rechte verwirklichen
könnten, gäbe es keinen dauernden Frieden.
Bil’in:
Nationale und internationale Kooperation
verstärkt
Bil’in ist ein Zentrum des gewaltfreien
Widerstandes in der Westbank und
Anziehungspunkt für Menschen von Galway bis
Genf. Zu den regelmässigen Teilnehmern von
der Westbank und Israel gesellen sich immer
mehr Menschen aus vielen Ländern.
Heute nahmen belgische Aktivisten am Protest
gegen die Mauer teil; später werden sie
zusammen mit dem Bürgerkomitee weitere
Dörfer in der Westbank besuchen, die vom Bau
der Trennungsmauer betroffen sind.
„Jeden Tag, nicht nur freitags, haben wir
Besucher aus dem Ausland, die wir über
unsere Situation und Geschichte informieren“
erklärt Iyad Burnat vom Bürgerkomitee Bil’in.
„Wir haben eine Wohnung speziell für
Besucher bereit, und mehrere Studenten
schreiben ihre Magisterarbeit über unseren
Widerstand.“
Am Dienstag hatte eine italienische
Delegation ihren Besuch angesagt und
vergangene Woche wurde ein kurzer
Dokumentarfilm von einem Filmemacher aus
Galway zum Thema Bil’in gesendet. Die
Reportage betont die Brutalität, den
„Terrorismus“ der Besatzung. Die Taktiken
der israelischen Armee während der
Freitagsdemonstrationen sind entsprechend
massiv, fast jeden Freitag werden
friedliche, unbewaffnete Demonstranten
ernstlich verletzt.
Auch diesen Freitag wurden
Demonstrationsteilnehmer von der
israelischen Armee mit dem üblichen
Waffenarsenal unter Feuer genommen und mit
Tränengaskanistern, Schockgranaten und
gummiummantelten Stahlkugeln direkt
beschossen. Neuerdings setzt die isrealiche
Armee Tränengasprojektile ein, die bis zu
550 Meter weit fliegen. ( Vor einem Jahr
wurde Bassem Abu Rahme aus Bil’in von einem
Tränengaskanister tödlich getroffen.)
Zwei Aktivisten wurden verletzt und vor Ort
behandelt: Mustafa al-Khateeb aus Bil’in
wurde von einer Kugel gestreift und
verwundet und Edo, ein 28- jähriger Fotograf
aus Israel, wurde am Bein verletzt.
Drei israelische Demonstranten wurden
verhaftet, als eine Gruppe von Soldaten sie
aus der Demonstration herausgriff. Haitham
al-Khateeb, Videofilmer aus Bil’in, wurde
erst festgenommen, dann aber freigelassen,
als die Soldaten erfuhren, dass er für die
israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem
arbeitet.
Der Rest der Demonstranten wurde zurück ins
Dorf gejagt, hustend, keuchend und nach Luft
ringend.
In den vergangenen Monaten eskalierte die
israelische Armee ihre
Einschüchterungskampagne, um die
Widerstandsbewegung im Dorf mundtot zu
machen. Bil’in wurde freitags zur
geschlossenen Militärzone erklärt, um
Aktivisten von ausserhalb abzuschrecken. Die
Zahl der Verhaftungen stieg steil an, 40
allein im vergangenen Jahr. „Aber diese
Massnahmen sind fehlgeschlagen; es kommen
mehr Menschen als je zuvor,“ sagt Iyad
Burnat.
Innerhalb der Westbank wurde die
Zusammenarbeit zwischen den Dörfern, die
Widerstandsaktionen initiiert haben,
verbessert. Den Umständen entsprechend sind
die Proteste oft chaotisch, deshalb haben
die Bürgerkomitees im „Popular Struggle“
eine neue Initiative gestartet.“In den
letzten sechs Monaten haben wir in Ramallah
regelmässige Treffen abgehalten, mit
mindestens fünfzehn Vertretern aus
verschiedenen Dörfern und aus Gaza, um
unsere gemeinsamen Ziele besser zu
verwirklichen,“ berichtet Iyad Burnat.
Ausserhalb Bil’ins, in Al Ma’sara,
hat sich der Zustand von Hassan Breijieh
stabilisiert. Er wurde vergangenen Freitag
von einem Tränengaskanister am Hinterkopf
getroffen, als er während der Demonstration
vor israelischen Soldaten davonlief. Mahmoud
Zawahra vom Bürgerkomitee in Al Ma’sara
vermutet, dass ein neuer Offizier für die
Freitagsproteste zuständig ist, der das
Feuern auf individuelle Menschen autorisiert
hat. Diesen Freitag marschierten die
Demonstranten in Solidarität mit der Freedom
Flotilla; der Protest endete friedlich.
Der Freitagsprotest in
Nil’in
verlief friedlich und ohne Verletzungen;am
Ende der Demonstration kam es zu
Zusammenstössen zwischen Jugendlichen und
Soldaten. In den drei Jahren des
Widerstandes gegen die Mauer in Nil’in
wurden fünf Jugendliche von der israelischen
Armee getötet, darunter der 10-jährige Ahmad
Mussa.
Mauerproteste vom 17. – 21. Mai 2010 in der
Westbank
Bil’in: Boykott von
israelischen Siedlungsprodukten
Diesen Freitag wurden zwei Kinder verletzt
und drei Demonstrationsteilnehmer
festgenommen, als israelische Truppen die
wöchentliche, gewaltlose Demonstration gegen
die Mauer in Bil’in angriffen.
Der Boykott von Produkten aus den
israelischen Siedlungen in der Westbank war
das Thema der Demonstration in dieser Woche.
Palästinensische, israelische und
internationale Aktivisten verteilten
Flugblätter über die zahlreichen Produkte,
die auf palästinensischem Land produziert
und dann international als israelische
Erzeugnisse vermarktet werden.
Demonstranten befestigten Poster mit dem
Boykottaufruf an der Mauer, bis israelische
Soldaten durch das Tor stürmten und
rücksichtslos Tränengas in die Menge
feuerten. Ein vierzehnjähriger geistig
behinderter Junge wurde von einem
Tränengaskanister im Fuss getroffen und
verletzt.
Ein israelischer Journalist und zwei
Aktivisten wurden festgenommen und am Abend
wieder freigelassen. Viele Teilnehmer litten
unter den Folgen der Tränengasinhalierung.
Durch Tränengasbeschuss wurde ein grosses
Landstück im Besitz eines Dorfbewohners in
Brand gesetzt.
Studenten von der Wayne State Universität in
Detroit, USA und von der Al-Quds
Universität nahmen an der Demonstration
teil. Iyad Burnat vom Bürgerkomitee in Bil’in
sprach mit ihnen über die Aktionen des
Dorfes im Widerstand gegen die Konfiszierung
und Zerstörung palästinensischen Landes.
Hassan Brijieh, 37, vom Bürgerkomitee gegen
die Aparteidmauer wurde schwer verletzt, als
ihn ein Tränengaskanister direkt am Kopf
traf. Er fing an sich zu übergeben und
konnte eine Hand nicht mehr bewegen. Während
er ins Krankenhaus transportiert wurde,
verhaftete die israelische Besatzungsarmee
zwei junge Aktivisten, Iyad Mohammed Zawahra
und Mahmoud Abdel Zawahra, beide 23, und
verletzte mehr als 12 Demonstranten, die
unter den dicken Tränengasschwaden litten,
die das ganze Dorf einhüllten. Dieser
brutale Angriff auf die Menschen kam,
nachdem israelische Soldaten den
Demonstrationszug eingekreist hatten.
Wie jeden Freitag hatte der Protest vor der
Dorfschule begonnen. Dr. Aziz Dweik vom
palästinensischen Legislativrat und
internationale Aktivisten waren gekommen, um
die Drofbewohner zu unterstützen. Das Ziel
der Demonstration war wie immer das Land,
das durch die Mauer vom Dorf getrennt
wurde. An diesem Freitag verfolgte die
israelische Armee eine andere Taktik und
liess die Demonstranten erstmals auf die
Strasse, die zur Mauer führt. Und dann kam
der Angriff von allen Seiten mit den
üblichen Waffen: Tränengas, gummiummantelte
Stahlkugeln und Schockgranaten.
Augenzeugen berichten, dass die israelische
Besatzungsarmee eine neue Sorte von
Tränengas einsetzte. Die Kanister verfolgen
jede Art von Bewegung, bis sie ein Ziel
erreichen- eine Mauer, eine Barriere oder
ein Mensch. Dies resultierte in zahlreichen
Verletzungen und einer Atmosphäre der Furcht
und Einschüchterung, die Verhaftungen von
Aktivisten durch die israelische Armee
erleichterte.
Die Demonstranten zählten bis zu 23
Armeejeeps im Umfeld. Offensichtlich will
die IOF (Israelische Okkupationsarmee) die
Repressionen gegen den Widerstand in al Ma’asara
erheblich verstärken. Die Aktionen des
Dorfes haben zu einem Aufschwung im
Basiswiderstand gegen die Mauer und
Siedlungen im ganzen Distrikt von Betlehem
beigetragen.
Seit zwei Jahren hat das Dorf Nil’in, Woche
um Woche am Widerstand gegen die
Apartheidmauer und die Siedlungen
teilgenommen. Aus diesem Anlass war das
Freitagsgebet den Mühen und Opfern des
Dorfes in der Vergangenheit gewidmet,
während die Teilnehmer Plaktate mit Aufrufen
zum Boykott von israelischen Waren trugen,
als Strategie für die Zukunft.
Während des Freitagsgebetes erinnerten die
Teilnehmer an die fünf Aktivisten, die im
Widerstand gegen die Mauer umkamen, an
hunderte von Verletzten und an die über 150
Menschen, die wegen ihrer Teilnahme an den
wöchentlichen Protesten festgenommen wurden.
Die Besatzungsarmee versuchte unaufhörlich
und mit einer Vielzahl von Methoden, den
Protesten ein Ende zu machen, aber ohne
Erfolg. Die Teilnehmer verpflichteten sich,
ihr Land und ihre Rechte unnachgiebig und
nachdrücklich zu verteidigen.
Nach dem Gebet marschierten die
Demonstranten zur Mauer. Sie trugen
palästinensische Flaggen und Plakate mit
Boykottaufrufen gegen Siedlungsprodukte. Sie
wiesen daraufhin, dass der Gewinn vom
Verkauf dieser Produkte dazu beiträgt, die
israelische Kampagne gegen den gewaltlosen
Widerstand zu finanzieren.
Das Tor in der Mauer war bereits
verbarrikadiert und israelische Soldaten
begannen mit ihrem Tränengasbeschuss.
Palästinensche Jugendliche antworteten mit
Steinen und versuchten die elektrischen
Leitungen der Überwachungskameras an der
Mauer zu zerschneiden, wurden aber von
Soldaten daran gehindert. Die Demonstration
endete ohne Verletzungen oder Festnahmen.
Am Montag versammelten sich
palästinensische, israelische und
internationale Aktivisten vor den Bulldozern
der Besatzungsmacht und brachten die
Bauarbeiten an der Apartheidmauer für zwei
Stunden zum Stillstand.
200 schwerbewaffnete Soldaten brachen den
Protest schliesslich gewaltsam ab. Drei
Teilnehmer wurden verletzt, acht
internationale Aktivisten wurden für mehrere
Stunden festgenommen. In einigen Fällen
gelang es den Demonstrationsteilnehmern,
weitere Verhaftungen zu verhindern. Sie
bekräftigten ihre Entschlossenheit, sich der
illegalen Besetzung ihres Landes zu
widersetzen.
Dorfbewohner und internationale Unterstützer
marschierten am Freitag von der Moschee des
Dorfes zu der Stelle, wo die Apartheidmauer
auf dem Dorfland gebaut wird. Israelische
Soldaten begannen sofort mit Tränengas- und
Schockgranatenbeschuss, um den Protest zu
blockieren. Kamal al-Rimawi wurde von einem
Tränengaskanister im Gesicht getroffen und
nach Ramallah ins Krankenhaus transportiert.
Viele Dorfbewohner mussten wegen
Tränengasinhalierung behandelt werden.
Israelische Truppen jagten die Teilnehmer
ins Dorf und versuchten, einige Häuser zu
besetzen. Es kam zu Auseinandersetzungen mit
Jugendliche, aber niemand wurde verletzt.
Israelische
Truppen entführen
sieben
Jugendliche bei Betlehem und Ramallah
Am Donnerstag drangen israelische Soldaten
in das Dorf Iqua ein, durchsuchten mehrere
Häuser und kidnappten fünf junge Mitglieder
der Familie al-Sabah, Ahmad Sabah, 17,
Muneer Sabah, 20, Ayyoub Sabah, 17, Mahmoud
Sabah 17 und Mohammad Sabah 17.
Die Dorfbewohner sagten, dass die
israelische Armee kontinuierlich nächtliche
Razzien im Dorf vornimmt, in denen Soldaten
in Häuser eindringen, Eigentum zerstören und
Jugendliche festnehmen.
In Ramallah wurden ebenfalls zwei
Jugendliche verhaftet und weggeführt.
Friedlicher
Widerstand in der Westbank/14.Mai 2010
In sechs Dörfern waren die Proteste gegen
der Mauer der Erinnerung an die Nakba
gewidmet.
In den Abendstunden gab es
Gedenkveranstaltungen zur Nakba in fast
allen Lagern in der Westbank.
Bil’in:
Schlüssel als Symbol für Recht auf Rückkehr.
Zwei Demonstranten wurden schwer verletzt,
viele Teilnehmer litten nach intensivem
Tränengasbeschuss unter Atemnot und ein
Journalist des Nachrichtensenders Al-Arabiya
wurde verhaftet während des wöchentlichen
Protestes gegen die Mauer in Bil’in.
Demonstrationsteilnehmer trugen einen fünf
Meter langen Schlüssel als Symbol für das
Rückkehrrecht der Palästinenser. Drei Leute
aus dem Dorf hatten sich als ‚Handala‘
verkleidet. Dieser kleine Junge taucht in
allen Zeichnungen des berühmten
palästinensischen Kartoonisten Naji al-Ali
auf. Naji al-Ali wurde 1987 ermordet. Auf
einigen Postern war ein Kaktus, Symbol für
Ausdauer, zu sehen und eine Zeile von Marcel
Khalife’s Liedern über den Propheten Ayoub,
dessen vorbildliche Geduld gerühmt wird.
Mohamed Ahmed Hamad,18 und Ashraf Abu Rahma,28
wurden duch Tränengaskanister am Bein
verletzt und ein Kameramann des
Fernsehsenders Al Arabiya, Alaa Abu Al-Saud,25
wurde verhaftet. Einige Olivenbäume eines
Dorfbewohners von Bil’in wurden durch den
Tränengasbeschuss in Feuer gesetzt.
Vergangenen Dienstag setzten israelische
Siedler ein grosses Stück Land, das Bil’in
gehört und auf der anderen Seite der Mauer
liegt, in Brand, während die israelsiche
Armee zusah.
Die israelische Besatzungsbehörde setzte
zwei Demonstrationsteilnehmer, Abdul Fattah
Burnat,53 und der Journalist Haitham
Al-Khatib,34 wieder auf freien Fuss, nach
fünf Tagen Gefängnisaufenthalt in Ofer für
die Teilnahme an einem Freitagsprotest.
150 Einwohner von Al Ma’ssara demonstrierten
am Freitag zusammen mit israelischen und
palästinensischen Aktivisten gegen die
israelische Mauer. Seit drei Jahren
organisiert das Dorf in der südlichen
Westbank wöchentliche Proteste gegen die
Apartheidmauer. Die Dorfbewohner errichteten
eine Bühne am Eingang des Dorfes, wo sich
jeden Freitag israelischen Soldaten
stationieren und die Fortsetzung der
Demonstration verhindern. Im Gedenken an den
62. Jahrestag der Nabka, dem Tag, an dem
Israel geschaffen wurde und Palästinenser
ihr Land verloren, trug die palästinensische
Sängerin Reem Banna ihre Lieder vor und
einige Dabka Bands spielten.
Israelische Soldaten versuchten, die
Jugendlichen zu provozieren, die einige
Steine zurückwarfen. Die Truppen zogen sich
bald zurück, ohne dass es zu weiteren
Zusammenstössen kam.
Abdullah Abu
Rahma, Mitglied des Bürgerkomitees Bil’in
wurde vor fünf Monaten verhaftet und musste
in dieser Zeit über 20 Mal vor einem
israelischen Militärgericht erscheinen, ohne
dass ein Urteil ausgesprochen wurde.
Nach einem
Bericht der Nachrichtenagentur Ma’an wurde
er Anfang Mai in Einzelhaft versetzt, weil
er mit Journalisten gesprochen hatte, die
bei seiner Verhandlung am 7. Mai anwesend
waren. Abu Rahmas Anwälte hatten in der
Vergangenheit eine Besuchserlaubnis für
seine Kinder erwirkt. Die Strafmassnahmen
während Abu Rahma Einzelhaft werden diesen
Familienbesuchen ein Ende setzen.
Die Komitees
für den friedlichen Widerstand in Palästina
verurteilen die ungerechte Verfolgung von
Aktivisten und Organisatoren, im besonderen
die Ausreiseverweigerung für Iyad Burnat vom
Bürgerkomitee Bil’in durch den israelischen
Sicherheitsdienst Shin Bet.
Am 1. Mai 2010
wurde Iyad Burnat die Ausreise nach
Jordanien verboten. Er war zu einer
Vortragsreise nach Italien und in die
Schweiz eingeladen worden, um über die
palästinensische Widerstandsbewegung zu
sprechen. Seine Gastgeber, darunter der
Genfer Bürgermeister Remy Pigany und Peace
March in Italien waren über das Vorgehen der
israelischen Behörden bestürzt. Nach drei
Stunden Wartezeit wurde Herr Burnat die
Ausreise im Namen der „Sicherheit“
verweigert, ohne Angabe näherer Gründe.
Iyad Burnat,
37, ist verheiratet und hat vier Kinder. Er
wurde zum ersten Mal während des Aufstandes
1987 festgenommen und 1992 zu zwei Jahren
Gefängnis verurteilt. Er wurde mehrere Male
während der Freitagsdemonstrationen Bil’ins
verletzt.
Diese Versuche, Aktivisten daran zu hindern,
über ihre Erfahrungen im gewaltfreien
Widerstand zu berichten, sind Teil einer
Einschüchterungskampagne, um dieser Form des
Widerstandes ein Ende zu setzten. Diese
Massnahmen sollen sicherstellen, dass
ausschliesslich israelische Propaganda die
westlichen Medien erreicht und dass jede
Kontaktaufnahme zwischen dem
palästinensischen Volk und den Völkern der
Welt unterbunden wird.
In den Jahren unseres Kampfes haben wir nie
aufgegeben, auch wenn friedliche
Demonstranten-wie unser Kollege Bassem Abu
Rahma im April 2009- getötet und hunderte
von Aktivisten gekidnappt und verhaftet
wurden. In den Demonstrationen gegen die
Mauer setzt die israelische Armee ein
breites Arsenal von Waffen ein, von
Tränengas und Chemikalien zu
Hochdruck-Wasserwerfern, scharfer Munition
und experimentellen Waffen.
Die Bürgerkommitees verurteilen besonders
folgende Massnahmen gegen ihren Kollegen
Iyad Burnat:
-Im Namen der „Sicherheit“ wird ihm das
Recht auf Ausreise verweigert, ohne dass
besondere Gründe angegeben werden.
-Verweigerung seines Rechtes, Zone A zu
verlassen. ( Die Zone A umfasst weniger als
10 % der Westbank ; sie ist in mehrere
Ghettos unterteilt; Reisen zwischen
verschiedenen Zonen A erfordert die
Durchreise durch Zonen B und C)
-Drohung mit Verhaftung, sollte er Zone A
verlassen
-Verbot der Teilnahme an friedlichen
Demonstrationen
Sie können Iyad Burnat helfen:
1.Schreiben Sie an israelische Botschaften
und Minister:
Friedlicher Widerstand in Gaza/15. Mai 2010 Das
erste Schiff beginnt die Fahrt nach Gaza!
Freitagnacht
begann die Rachel Corrie ihre Reise von
Irland nach Gaza als Teil einer
internationalen Solidaritätskampagne gegen
die illegale israelische Blockade des
Gazastreifens. Jamal El-Khodary vom
Volkskomitee gegen die Blockade berichtet,
dass die Rachel Corrie 1200 Tonnen
Hilfsmaterial transportiert, darunter
Zement, medizinische Ausrüstung,
Schulmaterialien und Papier. Im Mittelmeer
werden sich sieben Schiffe von Griechenland
und der Türkei kommend dem Frachtschiff
anschliessen.
Nach
Presseberichten aus Israel hat die
israelische Marine klare Befehle, die
Solidaritätsflotille von Gazas Küste
fernzuhalten, wenn nötig mit militärischer
Gewalt.
Die
Organisatoren der Freiheitsflotille weisen
die israelische Drohungen zurück: „ Die
Freiheitsflotille wurde auf der Basis von
universalen Prinzipien des Völkerrechtes und
der Gerechtigkeit organisiert, um eine
Blockade zu durchbrechen, die von der Uno
und von anderen Menschenrechtsorganisationen
für illegal erklärt wurde.“ Alle
Unterzeichnerstaaten der Vierten Genfer
Konvention seien verpflichtet, Druck auf
Israel auszuüben, um die illegale und
tödliche Belagerung Gazas zu beenden und den
humnaitären Konvoi nicht anzugreifen.
Die schwedische
Organisation“ Ein Schiff für Gaza“ und der
Parlamentarier Mehmet Kaplan von der Grünen
Partei wollen bei einem Treffen mit dem
schwedischen Aussenminister Carl Bildt
diskutieren, welche Unterstützungsmassnahmen
von der schwedischen Regierung und der
Europäischen Union kommen werden. Nach einem
Treffen mit dem Europäischen Komitee gegen
die Blockade Gazas sicherte der türkische
Premierminister Tayyib Erdogan seine
Unterstützung zu.
Die Rachel
Corrie ist eines von acht
Solidaritätsschiffen, die Friedensaktivisten
aus fast 40 Ländern nach Gaza
transportieren. Eine internationale
Koalition hat diese Freiheitsflotille (Freedom
Flotilla) ermöglicht; dazu gehören die Free
Gaza Bewegung, die türkische humanitäre
Hilfsorganisation IHH, das Europäische
Komitee gegen die Blockade Gazas (ECESG) und
mehrere Organisationen aus Malaysia,
Griechenland, Schweden und Irland.
Erinnerung an
die Nakba
Am Samstag
gedachten tausende von Palästinensern der
Nakba vor 62 Jahren, in der über 700 000
Palästinenser von ihrem Land vertrieben
wurden. In Gaza marschierten Anhänger von
Hamas und Fateh gemeinsam; sie trugen einen
Schlüssel als Symbol des Rückkehrrechtes der
Palästinenser. Im Nahen Osten leben bis zu
fünf Millionen palästinensische Flüchtlinge
und ihre Nachfahren.
Palästinensische Notfalldienste und
Augenzeugen berichten, dass ein 75-jähriger
Mann in Gazas Pufferzone von der
israelischen Armee erschossen und ein 22-
jähriger Mann verwundet wurde.
Ein Einwohner von Bil’in wurde verletzt und
sechs Demonstrationsteilnehmer wurden
verhaftet bei Bil’ins Feitagsdemonstration
im Gedenken an die Nakba. Einwohner,
israelische und internationale Aktivisten
demonstrierten trotz israelischer Versuche,
das Dorf während der Freitagsproteste für
Demonstrationsteilnehmer von ausserhalb zu
schliessen und Aktivisten den Zugang zur
Westbank zu erschweren.
Auf halbem Weg zur Mauer schloss sich eine
Gruppe von Männern in Schwarz der
Demonstration an, die einen Sarg mit einem
Mann darin trugen. Diese düstere Szene
symbolisiert den Verlust ihres Landes, den
Palästinenser während der Nakba [1948]
erlitten, und die Verweigerung ihres Rechtes
auf Rückkehr. Der Sarg erinnert daran, dass
palästinensischen Flüchtlingen das Begräbnis
in ihrer Heimat nicht gestattet wird.
An der Mauer war das Tor zu Bil’ins Land auf
der anderen Seite der Barriere mit einem
Stacheldrahtverhau versperrt. Ein
Dorfbewohner wurde von einem
Tränengaskanister verletzt und musste zur
Behandlung ins Krankenhaus nach Ramallah
gebracht werden. Drei Dorfbewohner wurden
verhaftet: Ashraf Abu
Rahmah, 28, Abed Al-fatah Burnat, 53 und
Haitham Alkhateeb, 34. Zwei israelische
Demonstranten, Dr. Roy Vakner, 37, und Ori
Baytmen, 27, und ein amerikanischer
Aktivist, Stormy, 27, wurden ebenfalls
verhaftet.
Nach
achteinhalb Monaten Haft für seine Teilnahme
an den wöchentlichen Protesten enliess die
israelische Besatzungsbehörde den 16-
jährigen Hamzah Burnat aus dem Gefängnis.
Ibrahim Burnat wurde von einem
Militärgericht in Ofer für seine Teilnahme
an den Freitagsdemonstrationen zu 10 Monaten
Gefängnis und einer Geldstrafe von 2000
Shekel verurteilt.
Am 2. Mai wurde
Iyad Burnat die Ausreise aus der Westbank an
der jordanischen Grenze verweigert. Er ist
der Leiter des Bürgerkomitees Bil’in gegen
die Mauer und die illegalen Siedlungen.
Israelische Soldaten hielten ihn drei
Stunden fest und teilten ihm dann mit, dass
ihm die Ausreise aus „Sicherheitsgründen“
verweigert würde. Herr Burnat wollte eine
Vortragstour durch die EU über den
gewaltlosen Widerstand in der Westbank
unternehmen. Seit Beginn der Proteste gegen
die Mauer wurden 29 Palästinenser getötet.
Ungefähr
einhundert Einwohner von Nil’in,
internationale und israelische Aktivisten
nahmen am wöchentlichen Protest gegen die
Apartheidmauer teil. Sie trugen
palästinensische Flaggen und Banner, um ihre
Opposition gegen die Besetzung und ihre
Massnahmen gegen die Dorfbewohner zu
demonstrieren. Am Mittwoch war die
israelische Armee ins Dorf eingedrungen und
hatte Said Atallah Amira verhaftet.
Die
Organisatoren wählten wie letzte Woche eine
neue Demonstrationsroute,so dass
Demonstranten bei der Ankunft an der Mauer
das Zugangstor schliessen konnten. Sie
wollten so verhindern, dass israelische
Soldaten die Menge angreifen und
Demonstrationsteilnehmer verhaften können.
An dieser Stelle trennt die Mauer das Dorf
von einer Strasse, die nur von Siedlern und
Soldaten befahren werden kann. Einige
Jugendliche warfen Steine auf elektronische
Sensoren an der Mauer, die Aktivitäten auf
der palästinensischen Seite kontrollieren.
In Kürze kamen
israelische Armeejeeps an und die Soldaten
zielten ihre Tränengasprojektile direkt auf
die Demonstranten. Ein Tränengaskanister
setzte einen Olivenbaum in Brand auf der
anderen Seite der Mauer, wo die illegale
israelische Siedlung auf Nil’ins gestohlenem
Land steht.
Internationale
und israelische Aktivisten unterstützten die
Einwohner von drei Dörfern bei Betlehem in
ihren wöchentlichen Protesten gegen die
israelische Apartheidmauer.
In Al
Ma’ssara gelang es den Demonstranten zum
ersten Mal seit zwei Jahren, an der
Strassensperre vorbei zu ihren Feldern zu
gelangen. Soldaten benutzten Schlagstöcke,
um die Menge zu vertreiben, aber einige,
darunter eine Gruppe von französischen
Solidaritätsaktivisten, brachen durch die
Sperre und konnten sich einige Zeit auf dem
Dorfland aufhalten.
In Al Walaja
marschierten die Demonstranten zur
Baustelle, wo seit April die Konstruktion
der Mauer fortgeführt wird. Örtliche Bauern
berichten, dass bis zu einhundert
Olivenbäume entwurzelt wurden, von denen
einige in Römischer Zeit gepflanzt worden
waren.
Einen Tag zuvor
hatte Al Walaja zu einem Sit-in vor den
Bulldozern aufgerufen. Die sitzenden
Demonstranten wurden von israelischen
Soldaten mit Gewehrkolben und Schlagstöcken
angegriffen und drei Männer krankenhausreif
geschlagen. Die Truppen setzten eine neue
Art von Gas ein, das direkt aus einer
kleinen Spraydose in die Augen oder Ohren
gesprüht wird. Das Opfer kann die Augen eine
Stunde lang nicht öffnen, und das Spray kann
zu schwerer Atemnot führen. Dr.Qumsiyeh,
Organisator des Bürgerkomitees von Beit
Sahour, zwei Brüder von Al Walajah und ein
kanadischer Aktivist wurden festgenommen.
Während der zehn Stunden in israelischer
Haft versuchten die drei Palästinenser ihren
Bewachern die palästinensische Position
darzulegen, die Folgen des Mauerbaus und der
Landannexionen... Nur wenige der Bewacher
waren zu einem Gespräch bereit.
Ironischerweise war die Fahrt in einem
israelischen Militärfahrzeug eine seltene
Chance für die Inhaftierten, nach Jerusalem
zu kommen. Am Abend wurden die drei
Palästinenser freigelassen. Ob George, der
Kanadier, deportiert wurde, ist ungewiss.
1949 trieb die
israelische Armee die Bewohner von Al Walaja
aus ihrem Dorf über die Grüne Linie. Sie
siedelten dann auf dem verbleibenden Land
zwischen Betlehem und Jerusalem.
1967
annektierte Israel das zweite Dorf zum
Gebiet von Jerusalem, aber die Einwohner
erhielten keine israelischen Ausweispapiere,
sondern die grünen Ausweise für
Palästinenser von der Westbank, was
bedeutet, dass sie nicht nach Jerusalem
gehen können. Die israelische Armee erteilt
den Bewohnern niemals Baugenehmigungen für
Häuser oder öffentliche Gebäude
In Wad Rahal
versammelten sich 200 Dorfbewohner und
internationale Aktivisten zum ersten Mal zu
einem Freitagsprotest gegen den Bau der
Mauer auf ihrem Land. Das Dorf verlor
bereits einen grossen Teil seines Landes an
die illegale Siedlung Efrata. Wenn die Mauer
nach Plan gebaut wird, verliert das Dorf
noch mehr Land und sie wird tief in das
Dorfzentrum eindringen. Trotz massiver
Truppenpräsenz verlief der Protest
gewaltfrei.
Bil’in unterstützt irische
Kampagne für Investitionsstopp
Der
irische Aktivist Tommy Donnellan,
63 wurde diesen Freitag von der
israelischen Armee verletzt und
zwei Stunden festgehalten. Er
hatte den gewaltfreien Protest
in Bil’in gegen die
Apartheidmauer mit seiner Kamera
gefilmt, als ein Greifertrupp
der israelischen Armee auf ihn
stürmte. Die Soldaten rissen ihm
die Gasmaske vom Gesicht und
zerrten ihn auf den Boden. Dabei
verletzten sie ihn am Bein und
rissen ihm ein Stück vom linken
Ohr. Zwei Stunden später wurde
er ohne Anklage freigelassen.
Tommy Donnellan wies nach seiner
Freilasssung daraufhin, dass er
klar als Journalist zu erkennen
war und deshalb die Verhaftung,
vor allem in dieser Brutalität,
nicht gerechtfertigt war.“
Dieser Vorfall ist ein weiteres
Beispiel für das inhumane und
gesetzlose Vorgehen der
israelischen Armee. Es zeigt
auch die empörenden Aktivitäten
der irischen Zementfabrik CRH in
einem sehr negativen Licht. CRH
ist direkt am Bau dieser
monströsen Mauer beteiligt,
mitschuldig an dem, was mir
heute geschah und mitschuldig an
den ständigen
Menschenrechtsverletzungen der
israelischen Armee in Bil’in und
andernorts -einschliesslich des
Mordes an Aktivisten gegen die
Mauer.“
Diesen Freitag konzentrierten
sich die Demonstranten in Bil’in
auf die Rolle der irischen Firma
CRH am Bau der illegalen Mauer
und Siedlungen im
Westjordanland. CRH ist zu 25%
an Israels einziger
Zementfabrik, (Mashav) Nesher
Cement, beteiligt. Anlässlich
der Jahresversammlung von CRH
anfang Mai in Irland hat die
irische Solidaritätsgruppe für
Palästina (IPSC) eine Kampagne
für den Invesitionsstopp
begonnen.
Demonstranten in Bil’in trugen
Plakate mit Aufrufen an CRH,
sich von dem israelischen
Tochterunternehmen zu
trennen,und gingen zu der
Stelle, wo vor einem Jahr ein
31-jähriger Einwohner von Bil’in,
Bassem Abu Rahmah, von einem
Tränengasprojektil tödlich
getroffen wurde. Hier sprach
Iyad Burnat vom Bürgerkomitee
Bil’in die Mitschuld von CRH
direkt an:“ Ihr seid mitschuldig
an der Ermordung meines Freundes
Bassem und all der friedlichen
Aktivisten, die für ihren
Widerstand gegen diese
schreckliche Mauer getötet und
verletzt wurden... Als
Palästinenser bitte ich das
irische Volk, sich zusammen mit
der irischen
Solidaritätsbewegung an der
Kampagne zum Investitionsstopp
gegen CRH zu beteiligen. Diese
Komplizenschaft muss ein Ende
finden.“
Neben Tommy Donnellan wurden
eine Journalistin und zwei
Reporter für Al-Jazeera
festgenommen. Zwei
Demonstrationsteilnehmer wurden
von Tränengaskanistern getroffen
und leicht verletzt.
Anlässlich des Internationalen
Tages der Arbeit nahmen eine
grosse Delegation der
Generalgewerkschaft der
palästinensischen Arbeiter mit
ihrem Sprecher Hassan Sharake
und der palästinensische
Minister für Arbeit am
Freitagsprotest teil.
Wie der Shabak
palästinensische Kinder für
seine Zwecke einsetzt...
Yasser Awad Yasin aus Bil’in ist
27 Jahr alt, verheiratet und hat
zwei Söhne und eine Tochter.
Yasser erhielt einen
Telefonanruf vom Shabak mit der
Aufforderung, im Büro des
Sicherheitsdienstes zu
erscheinen. Als er diesen Anruf
ignorierte, kam die israelische
Armee in der Nacht zu seinem
Haus und übergab ihm die
Vorladung zum Verhör.
Im
Büro des Shabak wurde er zuerst
einer Leibesvisitation
unterzogen und dann zum Leiter
des Büros geführt.
Der
Leiter des Büros eröffnet das
Verhör mit einer detaillierten
Auflistung von Fakten über
Yasser und seine Familie, er
erwähnt vor allem, dass der
älteste Sohn nierenkrank sei und
von einer Behandlung in Israel
profitieren würde. Im Gegenzug
weist Yasser daraufhin, dass
nicht erwähnt wurde, dass auch
sein zweiter Sohn krank sei.
Der
Leiter stellt Yasser in
Aussicht, dass er eine
Behandlung in Israel arrangieren
könne, er selbst habe auch
Kinder, die er sehr liebte.
Yasser versteht, dass dieses
Angebot nur im Austausch für
Gegenleistungen gilt und sagt,
dass er seinen Sohn lieber
weiterhin nach Ramallah zur
Behandlung bringen möchte. Wolle
Yasser wirklich das Leben seines
Sohnes riskieren? „ Er wird nur
wegen eurer Waffen und eurem Gas
sterben. Ich lebe in nächster
Nähe der Mauer und jeden Freitag
müssen wir unser Haus
verlassen, um die Kinder davor
zu schützen, es könnte tödlich
für sie sein.“
Der
Leiter versucht eine andere
Taktik und stellt finanzielle
Hilfe in Aussicht, aber Yasser
weist das Angebot zurück.
Zuletzt kommt der Leiter wieder
auf das Problem der Behandlung
des kranken Sohnes zurück, weil
er weiss, dass dies ein echtes
Problem für Yasser ist. Er
fragt, was Yasser tun würde,
wenn er am Checkpoint
zurückgewiesen würde? Yasser
antwortet, dass seine Frau den
Sohn ins Krankenhaus nach
Ramallah begleiten würde.
„Und wenn wir ihr eine Erlaubnis
verweigern?“ - Dann wird seine
Grossmutter gehen.
„Und wenn wir seine Grossmutter
zurückweisen?“ -Yasser wird ihn
nach Jordanien bringen.
„Und wenn wir ihn an der Grenze
stoppen?“ -„Dann werde ich ihn
nach Ramallah bringen – und möge
Gott uns beistehen.“
Freitagsprotest in Nil’in:
Erinnerung an die politischen
Gefangenen in Israels
Gefängnissen
Nach dem Freitagsgebet an der
israelischen Apartheidmauer nahm
der Demonstrationszug heute eine
andere Route, um gegen den
Diebstahl des Landes und den
Siedlungsbau zu protestieren.
Die israelische Armee bekam
schnell Wind von der Änderung
der Protestroute und trieb die
Demonstranten mit Tränengas und
Armeejeeps ins Dorf zurück. In
den letzten Wochen eskalierte
die israelische Armee ihre
Massnahmen gegen die
Mauerproteste und reagierte auf
die Freitagsdemonstrationen mit
der stundenlange Besetzung des
Dorfes. Auch diesen Freitag
fuhren die Jeeps der
israelischen Armee ins Dorf und
stationierten sich zwischen den
Häusern; es kam zu langen
Zusammenstössen mit
steinewerfenden Jugendlichen,
bis die Armee sich aus dem Dorf
zurückzog.
Freitagsproteste in Al-Ma‘ssara,
Al- Walaja
und Nabi Saleh
Dorfbewohner, israelische
Aktivisten und internationale
Unterstützer protestierten in
Al-Walaja,bei Jerusalem und in
Al Ma’ssara, in der Nähe von
Betlehem gegen die Konstruktion
der Mauer und die Zerstörung von
Olivenhainen.
Bei
der Demonstration in Nabi Saleh
setzte die israelische Armee
Gummimantelgeschosse und eine
Tränengaskanone ein, die pro
Salve dutzende von Projektilen
auf die Demonstranten schoss.
Als die Armee ins Dorf eindrang,
kam es zu Zusammenstössen
zwischen Jugendlichen und
Soldaten.
Al Maghazi: Drei Menschen bei
Protest gegen die ‚Sicherheitszonezone‘
verletzt
Ca.
200 Hundert Menschen
protestierten heute gegen die
Erweiterung einer No-go- Zone
entlang des Grenzzaunes um Gaza.
Nachdem israelische Soldaten die
Demonstranten mit scharfer
Munition beschossen, setzte eine
kleine Gruppe den Protestmarsch
zum Zaun fort. Drei Menschen
wurden 100 Meter vom Zaun
entfernt von Kugeln getroffen.
Ein junger Mann erhielt eine
Kugel in den Magen und wurde
schwer verletzt. Eine junge
Aktivistin aus Malta, die den
Protest filmte, wurde im linken
Oberbein getroffen. Die
Verletzten mussten von den
anderen
Demonstrationsteilnehmern über
schwieriges Gelände zu Taxis
getragen werden und werden zur
Zeit im Al-Aqsa Krankenhaus
behandelt.
Israel hat seit Beginn des
Jahres eine ‚Sicherheitszone‘
entlang der Grenze zu Gaza auf
bis zu 800 Meter erweitert, was
das Bebauen von Feldern und das
Sammeln von Altmaterial in
Grenznähe sehr gefährlich oder
unmöglich macht. Dies erschwert
die Versorgungslage im
belagerten Gazastreifen noch
mehr.
Proteste gegen die Mauer in der
Westbank,
23.
April 2010
Ni’lin: Freiheit für unsere
Gefangenen
Hunderte von Palästinensern aus
Ni’lin und Nachbardörfern sowie
Aktivisten aus aller Welt
protestierten am Freitag gegen
die israelische Besatzung und
die Mauer, die über 40% des
Dorflandes für die nahegelegene
illegale Siedlung Modi’in Ilit
annektiert. In Erinnerung an den
Gedenktag für die
palästinensischen Gefangenen am
17. April trugen sie Fotos und
T-Shirts von verhafteten
Einwohnern Ni’lins. Die
Soldaten feuerten Tränengas,
scharfe Munition,
gummiummantelte Stahlkugeln und
Schockgranaten auf die
Demonstranten. Am Ende des
Protestes kam es zu
Zusammenstössen mit der Armee
und sieben Jugendliche wurden
verletzt.
Seit Mai 2008 wurden fünf
Einwohner Ni’ilins durch den
Einsatz von scharfer Munition
getötet. Ein amerikanischer
Aktivist wurde vor einem Jahr
schwer verletzt und verbleibt in
einem Krankenhaus in Tel Aviv.
112 Männer aus Ni’lin im Alter
von 12 bis 55 Jahren wurden in
diesem Zeitraum verhaftet.
2004 begann Israel mit dem Bau
der Mauer auf dem Dorfland,
aber eine gerichtliche
Verfügung des israelischen
Obersten Gerichtshofes brachte
die Bauarbeiten zum Stillstand.
Die Konstruktion der Mauer wurde
im Mai 2008 wiederaufgenommen,
trotz gerichtlicher Verfügung
und trotz des Urteils des
Internationalen Gerichtshofes
gegen die israelische Mauer im
Jahr 2004. Als die Bulldozer auf
Ni’lins Land zurückkehrten,
begannen die Einwohner mit
wöchentlichen gewaltlosen
Demonstrationen und direkten
Aktionen.
Die
Route der Mauer musste zweimal
nach entsprechenden Urteilen des
obersten israelischen Gerichtes
abgeändert werden, annektiert
aber trotzdem Land für
zukünftige Projekte der
militärischen Planungsbehörde,
u.a. für einen Friedhof und eine
Industriezone. Demonstranten
demontierten wiederholt Teile
des elektrischen Zaunes und des
Stacheldrahtverhaus, der diese
unbebaute Fläche umgibt.
Folglich errichtete die Armee
eine fünf bis acht hohe Mauer
zusätzlich zum elektrischen
Zaun.
Die
Strasse Nr. 446 trennt Ni’lin in
ein unteres und oberes Dorf.
Nach Plänen der israelischen
Regierung soll ein
Verbindungstunnel unter der Nr.
446 gebaut werden, der das
getrennte Dorf verbinden soll.
Damit könnte die Nr. 446 in eine
segregierte Strasse
ausschliesslich für israelische
Siedler umgewandelt werden.Der
Zugang zu dieser Strasse und
den Haupteinfahrten zu beiden
Teilen Nil’ins wäre dann für
palästinensische Fahrzeuge
geschlossen. Wenn der geplante
Tunnel zum einzigen Eingang für
Ni’lin wird, hat die
israelische Armee volle
Kontrolle über die
Bewegungsfreiheit der
palästinensischen Einwohner.
Al Ma’asara: Erinnerung an die
palästinensische
Nakba
von 1948
Wie
jeden Freitag marschierten
Dorfbewohner, israelische und
internationale Aktivisten in
Protest gegen die israelische
Annexionsmauer. Israelische
Truppen errichteten eine
Strassensperre aus Stacheldraht
und vertrieben die Demonstranten
mit dem Einsatz von Gewehrkolben
und Schlagstöcken.
Viele Kinder in Al Ma’asara
fürchten die Nächte vor den
Freitagsprotesten, weil die
israelische Armee dieses Jahr
regelmässig nächtliche Razzien
gegen die Organisatoren der
Demonstrationen unternimmt. Im
April stürmten israelische
Soldaten schon zweimal das Haus
von Mohammad Brijiyah donnerstag
nachts, zerrten ihn aus dem Haus
und drohten mit seiner
Verhaftung, sollten die Proteste
weitergehen. Die Soldaten
sprachen offen davon, dass sie
ihn zermürben wollten. Die
nächtlichen Razzien sind nicht
nur eine Bürde für Mohammad
Brijiyah, seine Frau und seine
ältere Mutter. Seine kleine
Tochter und die neugeborenen
Zwillinge wachsen in einer
Atmosphäre ständiger Bedrohung
auf. Wie im Falle von Mohammed
al Khatib in Bil’in wurde
Mohhamad Brijiyah die Teilnahme
an den Protesten verboten. Am
10. Mai wird sein Fall erneut
vor einem israelischen
Militärgericht verhandelt.
Jamal Juma von der Organisation
Stop the Wall erklärt, dass die
Methoden des psychologischen
Terrorismus gegen
palästinensische
Menschenrechtler und
Kollektivstrafen gegen die
Familien den gewaltfreien
Widerstand nicht beenden können.
Al Walaja: Mauerbau und
Zerstörung von Olivenbäumen
200
Dorfbewohner und internationale
Unterstützer versammelten sich
in Al Walaja südlich von
Jerusalem, um gegen den Bau der
Annexionsmauer und die
Zerstörung von 100 Olivenbäumen
zu demonstrieren.
Das
Dorf wurde 1949 von Israel
annektiert, aber die Einwohner
erhielten keine israelischen
Sicherheitsausweise. Die
israelische Armee erteilt den
Einwohnern keine
Baugenehmigungen für Häuser oder
öffentliche Gebäude und so ist
die Demolierung der örtlichen
Moschee jederzeit möglich.
Die
Dorfbewohner forderten in ihren
Reden ein Ende der
Mauerkonstruktion und
errichteten eine symbolische
Steinbarriere vor den
Bulldozern. Die israelische
Armee beobachtete den Protest
aus gebührendem Abstand und der
Protest endete friedlich.
Bil’in
ist Modell
für den gewaltfreien Widerstand
in Gaza
Ashley Bates berichtet aus Gaza:
Heute
beobachtete ich eine
Demonstration im Grenzbereich
(des Gazastreifens) bei Beit
Lahiya, die von Bil’in
inspiriert wurde –aber statt
Stinkkanone und Tränengas
setzten die israelischen
Soldaten sofort scharfe
Munition, um die ca. 100
Palästinenser und
internationalen Aktivisten zu
zerstreuen. Niemand wurde
verletzt und die Gewehrsalven
waren auf die Erde gerichtet,
aber es war ein Furcht
erregendes Erlebnis. Proteste
dieser Art finden seit zwei
Monaten wöchentlich statt und
haben immer mehr Teilnehmer aus
dem ganzen Gazastreifen
angezogen.
Saber Al –Zaaneen organisiert
diese Demonstrationen. Er hat
Soziologie an der Islamischen
Universität von Gaza studiert,
hat den Gazastreifen noch nie
verlassen und war bis zur
Machtübernahme durch Hamas ein
Fateh- Polizeibeamter.
Im
Juli 2008 warfen Apache-
Hubschrauber Flugblätter über
Gaza ab (siehe Foto) mit einer
Warnung an die Bevölkerung, dass
das Betreten eines 300 Meter
breiten Streifens entlang der
Grenze verboten war. Saber
Al-Zaaneen wusste, dass
israelische Soldaten innerhalb
einer ein Kilometer breiten Zone
entlang der Grenze auf Menschen
geschossen und Häuser und
Gebäude demoliert hatten. Nach
seiner Einschätzung würde
Israel diese Zone erweitern,
wenn Palästinenser nicht dagegen
protestierten. Deshalb
initiierte er gewaltfreie
Aktionen in der Pufferzone- die
Begleitung von Bauern bei der
Ernte auf grenznahen Feldern
oder die Suche nach den
sterblichen Überresten von
Palästinensern, die von
israelischen Truppen getötet
wurden.
Während des israelischen
Angriffs auf Gaza 2008/2009 war
die Organisation von
grossangelegten Demonstrationen
nicht möglich, das Vorbild von
Bil’in aber blieb lebendig, vor
allem die Strategie, die
Unterstützung von
internationalen Aktivisten und
die Aufmerksamkeit von
Journalisten zu gewinnen.
Am 9. Januar 2010 brachten die
Apache- Hubschrauber neue
Flugblätter, in denen die
Sperrzone auf 800 Meter
erweitert wurde. Für Saber
Al-Zaaneen wurde es noch
dringlicher, eine breite Basis
für den gewaltlosen Widerstand
gegen die Sperrzone zu gewinnen
und er sprach an Universitäten
und in örtlichen Organisationen
von seinen Plänen. Die „Lokale
Initiative gegen die Pufferzone“
wird privat finanziert, ohne
Unterstützung duch Hamas oder
Fateh. Die Protestteilnehmer
dürfen keine Waffen mitbringen
und müssen sich an die
Prinzipien der Gewaltlosigkeit
halten.
Saber Al-Zaaneen erklärt, dass
er keinen Widerstand leistet, um
zu sterben.“ Ich leiste
Widerstand, weil ich Freiheit,
Land, Erziehung, Chancen
erstrebe, nicht Besatzung. Das
ist unsere Botschaft. Die ganze
Welt soll wissen, warum wir
Palästinenser Widerstand
leisten.“
10.4.2010: Wie jede Woche in
diesem Jahr standen wir um 7 Uhr
am Samstagmorgen auf, um unsere
Opposition gegen Ungerechtigkeit
zu zeigen. Wir – die Mitglieder
einer Gruppe von ca. 15 Israelis
und internationalen Aktivisten
in der
jüdisch-palästinensischen
Organisation Ta’ayush, die sich
gegen die Besatzung und für
Gleichheit einsetzt.
Die
Situation in den südlichen
Hebronhügeln ist schwieriger als
in anderen Regionen der
Westbank. Beduinen sind in der
palästinensischen Gesellschaft
eine Minderheit und für die
israelischen Besatzungsbehörden
generell unsichtbar.
Unsere erste Station ist das
Land von Umm Zaytouna, in der
Nähe des Dorfes Tuba. ( Nicht,
dass man das wüsste, die
Strassenschilder zeigen nur die
jüdischen Siedlungen in dieser
Gegend an –sagten wir
‚unsichtbar‘?). Tubas Unglück
sind die Nachbarn. Ungefähr ein
Kilometer nordöstlich liegen
zwei israelische Siedlungen,
Ma’on und Carmel. Von Carmel
später mehr.
Die
Situation ist nicht kompliziert.
Das ganze Gelände um Ma’on ist
entweder palästinensisches
Privatland oder „Staatsland“.
Die Siedler haben also keinerlei
Besitzansprüche. Aber das
kümmert Menschen nicht, deren
Besitzansprüche Gott gegeben
sind. Sie wollen nicht, dass
Palästinenser ihnen die Aussicht
verschandeln. Aber die Einwohner
von Tuba müssen ihren
Lebensunterhalt verdienen, und
die Hirten wollen ihre Herden
auf dem Land weiden lassen. Wenn
sie das tun, werden sie von der
Armee vertrieben –meist durch
verbale Drohungen, in manchen
Fällen wird eine Ziege als
Geisel genommen (ja, Sie haben
richtig gelesen). Wenn die
Hirten ihre Rechte alleine
einfordern, werden sie
vielleicht verhaftet oder
bedroht, im schlimmsten Fall
körperlich angegriffen. Es
versteht sich von selbst, dass
all dies illegal ist, entweder
nach internationalem Recht(die
schiere Existenz von Ma’on) oder
nach Besatzungsrecht(Vertreibung
der Hirten). Der oberste
Gerichtshof in Israel und
Rechtsexperten haben der Armee
gesagt, dass ein Gebiet nur dann
für Palästinenser geschlossen
werden kann, wenn ein
unmittelbares Sicherheitsrisiko
besteht oder direkter negativer
Kontakt mit Siedlern. Beides ist
nicht der Fall.
Und
hier kommen die Aktivisten ins
Spiel: Wir begleiten die Hirten,
fordern ihre Rechte ein und
setzen uns mit der Armee und
Polizei auseinander. Dass die
Herden grasen können ist unser
Ziel.
Die
Interaktion mit der Armee folgt
bestimmten Mustern: Wir
versuchen, den Soldaten den
legalen und moralischen
Hintergrund unserer Aktionen zu
erklären. Nach wenigen Minuten
wird das Gelände von einem
Offizier zur geschlossenen
Militärzone erklärt. Die
Soldaten versuchen, unter uns
den Führer der Gruppe zu
identifizieren und zu verhaften.
Natürlich haben wir keinen
Gruppenleiter, und so wird der
älteste, lebhafteste oder
kenntnisreichste Aktivist aufs
Korn genommen. Die Armee
verhaftet nur ungern eine grosse
Zahl von Aktivisten, weil es
sonst zuviel Schreibarbeit gibt.
Und wir leisten passiven
Widerstand. Heute wurden fünf
verhaftet, zur Polizeistation in
Hebron gebracht und nach drei
Stunden wieder freigelassen.
Der
Rest besuchte die Beduinen von
Umm al Kher. Sie lebten im
jetzigen Israel . 1948 zogen
sie in die Westbank und
siedelten sich Anfang der 70er
Jahr in Umm al-Kher an. 1981
suchte sich Israel das Land in
der Nähe von Umm al-Kher als
perfekte Lage für die Siedlung
Carmel aus. Der Zaun der
Siedlung steht direkt neben den
letzten Beduinenbehausungen.
Wir
haben schon einmal
daraufhingewiesen, dass
palästinensische Beduinen
„unsichtbar“ sind. Weil sie
Beduinen sind, können sie ihren
Besitzanspruch auf das Land oft
nicht dokumentieren. Sie können
nicht mehr wie Nomaden leben,
weil sich die Zeiten geändert
haben. Wenn sie einen moderneren
Lebensstil übernehmen und feste
Häuser bauen wollen, brauchen
sie von der Besatzungsbehörde
eine Baugenehmigung, die immer
verweigert wird. Ziel dieser
Politik ist der Druck zum Wegzug
in die Stadt. Schliesslich haben
die Beduinen gebaut, die
entweder nicht wegziehen wollen
oder können. So hängt über fast
jeder Behausung ein
Abrissbefehl, der jeden Tag
ausgeführt werden kann. In der
Vergangenheit wurden schon
zahlreiche Häuser demoliert.
Später besuchten wir die
Umgebung der Siedlung Otniel, um
mit der Kamera und einer
Landkarte die Besitzverhältnisse
zu dokumentieren... In kurzer
Zeit hatten wir
Gesellschaft...Die Notfalltruppe
kam aus der Siedlung, mit
geladenen M-16
bewaffnet...Später kamen die
Armee und Polizei dazu,
erklärten das Gebiet zur
militärischen Sperrzone und
eskortierten uns
zurück...Unterwegs liefen mein
Frend und ich extra langsam, um
Zeit für ein Gespräch zu haben.
Wir erklärten die rechtliche
Lage in den besetzten Gebieten
und forderten die Soldaten auf,
sich zuhause in ihren Büchern
oder am Internet über die
Geschichte des Konfliktes zu
informieren... Ich bin nicht
naiv. Aber ich will
sicherstellen, dass sie sich
ihrer Aktionen voll bewusst
sind...
Diese Aktionen scheinen endlos
wie die Arbeit des Sysiphus,
haben aber über einen Zeitraum
hin eine Wirkung. Im
nahegelegenen Dorf Mufakara hat
sich die Ausdauer bezahlt
gemacht. Wo das Grasen früher
ganz unmöglich war, können die
Herden heute nach vielen
ähnlichen Aktionen wieder
unbehindert weiden. Wir hoffen,
dass Ausdauer und Beharrlichkeit
ein ähnliches Resultat in Tuba
erwirken.
Internationale Konferenz in Bil'in mit
großer Demonstration beendet-23-04-10
Schwere Kopfverletzung in Bil'in -
Bürgerkomitee Bil’in: (Freitag, 23.04.2010):
Bil’in hat heute seine fünfte, alljährliche
internationale Konferenz mit einer großen
Demonstration gegen die Apartheidsmauer
abgeschlossen
An dem Protest nahmen
teil: die frühere Vizepräsidentin des
Europäischen Parlaments, Luisa Morgantini;
außerdem Mustafa Al Barghouti, Mitglied des
Palästinensischen Legislativrates und
vormaliger Präsidentschaftskandidat, Hisham
Abu Raya, Mitglied der Volksfront für die
Befreiung Palästinas. Außerdem waren der
Sonderbeauftragte der Europäischen Union für
den Nahen Osten, Marc Otte und als
EU-Beobachter Thierry Vallat beim Protest
zugegen. Das israelische Militär benutzte
mehrere selten eingesetzte Waffen, u.a. „sponge
bullets“ (Kugeln, die keine Verschmutzung in
der Waffe verursachen/Anm. d. Übers.) und
Rauchbomben, zusätzlich zum üblichen
Tränengas und den Gummi-geschossen. An
diesem Tag erlitt die schwerste Verletzung
der 43jährige Imad Zorqa aus Jaffa, dem mit
einem Tränengasgeschoss in den Kopf
geschossen wurde. Er wird gegenwärtig im
Shaikh Zaid Kranken-
haus in Ramallah behandelt. Es gab eine
Reihe weiterer Verletzungen an diesem Tag:
so wurde ein 30jähriger italienischer
Aktivist, Simon in die Hand geschossen; dem
34jährigen Fotograf des Bürger-komitees ,
Haitham Al Khatib wurde in das Bein
geschossen, wie auch dem 22jährigen Majd und
dem 27jährigen Dor. Der 48jährigen Um
Samarah wurde in den Rücken geschossen.
Verhaftet
wurden der Journalist Mohib al Burgagothi,
ein amerikanischer Aktivist und drei
israelische Aktivisten. An der Konferenz in
Bil’in, die vor zwei Tagen (am 21.04.2010)
begann, nahmen mehr als 20 intern-ationale
und arabische Diplomaten teil, unter ihnen
Luisa Morgantini, und der EU Beobachter,
Thierry Vallat. Außerdem waren der
palästinensische Ministerpräsident Salaam
Fayad und mehrere Mitglieder des
Palästinensischen Legislativrates anwesend.
Internationale Aktivisten kamen aus
Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland,
Irland, Großbritannien, Kanada,
Griechenland, aus der Schweiz, den USA, den
Niederlanden und Israel. Die Konferenz
endete mit einer Rede der Vizepräsidentin
des Europäischen Parlaments, Luisa
Morgantini, die die Hoffnung unterstrich,
dass der gemeinsame Widerstand einen Weg
aufzeigt, um Unterdrückung und Landraub zu
stoppen.
Bilin
Conference
Messages of Dr. Sa’ed Abu Hijlah, Al-Najah
University (Nablus) and Prof. Mazin
Qumsiyeh, Bethlehem and Birzeit
Universities. Scenes from the first day of
the conference.
Bil’in:
Erster Jahrestag des Mordes von
Bassem Abu Rahmah(19.12.1977
- 17.4.2009)
Viele Palästinenser,
internationale und israelische
Aktivisten kamen heute zum Dorf,
im Gedenken an Bassem und um an
der wöchentlichen Demonstration
teilzunehmen. Um 1 Uhr, nach dem
Freitagsgebet, sprachen
palästinensische Politiker,
Familienmitglieder und Freunde
über Bassems Leben und wie er am
17. April 2009 von der
israelischen Armee getötet
wurde. Sie versprachen, seinen
Einsatz für den gewaltlosen
Widerstand fortzuführen.
Später lief eine Gruppe zur
Mauer, während sie Lieder für
Bassem sangen. Dort angekommen,
sprachen sie zu den israelischen
Soldaten und baten um
Gerechtigkeit und Frieden. Aber
die Armee war nicht in der
Stimmung für eine Unterhaltung
und antwortete mit Tränengas,
gummiummantelte Stahlkugeln und
Geräuschbomben. Rauchbomben
wurden eingesetzt, damit die
Soldaten in die Menge eindringen
und Leute verhaften konnte. Dies
gelang nicht. Recht viele
Menschen bekamen Atemprobleme,
und so kehrten sie nach einer
halben Stunde ins Dorf zurück.
Das
Bürgerkomitee verurteilt die
militärische Order 1650, die den
Transfer von Palästinensern und
möglicherweise internationalen
Aktivisten ermöglicht. Nach
internationalem Recht, vor allem
der Vierten Genfer Konvention,
ist die neue Order illegal.
Nächste Woche organisiert das
Bürgerkomitee die fünfte
Internationale Konferenz zum
Gewaltfreien Basiswiderstand
vom 21. bis zum 23. April.
Interessenten können sich bei
der Webseite des Dorfkomitees
anmelden.
Martin Luther King III, der
älteste Sohn von Martin Luther
King Jr., besuchte Bil’in diese
Woche mit einem Team seiner
Organisation Realizing The Dream.
Er wird in Ramallah an einer
Konferenz zu Methoden des
gewaltfreien Widerstandes in
Israel/Palästina sprechen.
Vor
einem Jahr beschrieb Mohammed al
Kathib seine Erinnerungen an
seinen Kusin Bassem Abu Ahmah:
Er
hiess Bassem, was „Lächeln“
bedeutet; und so hiess er jeden
willkommen. Aber wir riefen ihn
„Pheel“, was „Elefant“ bedeutet,
weil sein Körper die Grösse
eines Elefantes hatte. Aber
Bassem hatte das Herz eines
Kindes.
Er
liebte jeden und weil er so
liebenswürdig war und alle zum
Lachen brachte, liebten ihn
alle. Bassem war ein Freund
aller Menschen. Die Kinder
sprechen darüber, dass er mit
ihnen spielte und sie zum Spass
erschreckte. Er pflegte den
Garten auf dem Spielplatz und
brachte Spielsachen und Bücher
in den Kindergarten. Die alten
Damen im Dorf erzählen, dass er
sie oft besuchte und
nachfragte, ob sie etwas
brauchten. Bassem war im Dorf
überall zur gleichen Zeit. Oft
kam er schnell vorbei, paffte
einmal an der Nargila, und dann
war er schon wieder unterwegs.
Am Tag seines Todes war er
morgens zu Hamis gegangen, der
bei einer Demonstration vor drei
Monaten eine Verletzung am Kopf
durch ein Tränengasprojektil
erlitten hatte -die gleiche
Waffe, die Bassem töten würde.
Bassem weckte Hamis auf und gab
ihm seine Medizin. Dann ging es
weiter zu einem Freund im Dorf,
der an Krebs litt. Und danach
traf er ein kleines Mädchen, das
eine Ananas brauchte, im
Dorfladen aber keine finden
konnte. Also fuhr Bassem nach
Ramallah, um die Ananas zu
besorgen, war aber rechtzeitig
wieder zurück, um am
Freitagsgebet und an der
Demonstration gegen den
Diebstahl unseres Landes und die
Apartheidmauer teilzunehmen. Nie
verpasste Pheel eine
Demonstration, er nahm an allen
Aktivitäten und kreativen
Projekten in Bil’in teil.
Er
sprach mit den Soldaten als
Mitmenschen. Bevor er getroffen
wurde, rief er den Soldaten zu,
mit dem Schiessen aufzuhören,
weil er ein paar Ziegen in der
Nähe des Zaunes bemerkt hatte
und nicht wollte, dass sie
verletzt wurden. Dann wurde eine
Frau vor ihm getroffen. Er rief
zum Kommandeur hinüber, er solle
den Beschuss beenden, weil
jemand verwundet wurde. Er
erwartete von den Soldaten
Verständnis für die Lage.
Stattdessen schossen sie auch
auf ihn.
Menschen kamen von allen
umliegenden Döfern zu seinem
Begräbnis, um Bassem zu zeigen,
dass sie ihn genauso liebten wie
er sie. Aber wir in Bil’in sahen
uns noch lange um nach ihm, wir
erwarteten jeden Moment, dass er
neben uns gehen würde.
Pheel, Du warst der Freund
aller. Wir wussten, dass wir
Dich liebten. Aber bis wir Dich
verloren hatten, wussten wir
nicht, wie sehr wir Dich
vermissen würden. Bil’in wurde
ein Symbol des weitverbreiteten
gewaltfreien Widerstandes, aber
Du bist ein Symbol für Bil’in.
Geliebter Pheel, Ruhe in
Frieden! Wir werden Deinem
Vorbild folgen.
Am
17. April vor einem Jahr
verloren wir Bassem, den wir
auch‘ Pheel‘ nannten. Auch wenn
wir ihn bei jeder Demonstration
vermissen, lebt sein Geist in
uns weiter. Wir beschlossen,
einen kurzen Film in seinem
Gedenken mit Euch zu teilen.
http://www.blip.tv/file/3471631
Bil’in: Palästinensischer
Journalist bei Mauerprotest
verhaftet 9. April
2010
Bil’in
gedachte diesen Freitag der
Opfer des Massakers von Deir
Yassin. Am 9. April 1948 hatten
Einheiten der Irgun und Stern
Gang das palästinensische Dorf
in der Nähe von Jerusalem
angegriffen und über 100
Zivilisten ermordet.
Als
die Demonstranten das Tor
erreichten, das zu Bil’ins Land
auf der anderen Seite der Mauer
führt, begannen die israelischen
Soldaten mit dem
Tränengasbeschuss. Diesen
Freitag setzte die Armee
erstmals eine Kanone ein, die
auf einem Militärjeep aufgebaut
war. Diese Kanone kann mit einer
Salve bis zu 30 Gaskanister auf
einmal in die Menge feuern. Die
Soldaten benutzten auch scharfe
Munition, Schockgranaten und
gummiummantelte Stahlkugeln
gegen die friedlichen
Demonstranten und versuchten,
Demonstrationsteilnehmer zu
verhaften. Schliesslich
ergriffen sie Haitham Al Khatib
aus Bil’in, der den Protest
dokumentieren wollte. Haitham Al
Kathib ist ein palästinensischer
Journalist und Videofilmer, der
auch für die israelische
Menschenrechtsorganisation B’tselem
arbeitet; er war am Donnerstag
von einer dreiwöchigen Tour
durch Europa zurückgekehrt, auf
der er seinen neuen Film „Leben
auf Rädern“ vorstellte, eine
Schilderung der israelischen
Besatzung in Bil’in anhand der
Erfahrungen von Jody McIntire,
einer internationalen Aktivistin
aus der EU.
Das
Bürgerkomitee rief zu einer
Briefaktion für zwei Aktivisten
aus Bil’in auf. Abdallah Abu
Rahma sitzt seit vier Monaten im
Gefängnis Ofer, Adib Abu Rahma
befindet sich seit neun Monaten
im gleichen Gefängnis.
Unterstützer weltweit, Parteien
und Menschenrechtsorganisationen
werden aufgerufen, an die
israelische Botschaft ihres
Landes zu schreiben und ihre
Freilassung zu fordern.
Rajmohan Gandhi, Enkel von
Mahatma Gandhi, besuchte Bili’in
auf seiner Tour der Westbank und
wurde von Mitgliedern des
Dorfrates und des Bürgerkomitees
über den fünfjährigen Widerstand
des Dorfes gegen die Mauer und
die Siedlungen informiert. Er
lobte Bil’in als Modell für den
zeitgenössischen, gewaltfreien
Widerstand der breiten
Bevölkerung. „Die Sowjetunion
fiel, Apartheid in Südafrika
zerfiel und die Besatzung in
Palästina wird ebenfalls
fallen,“ sagte er. Er sprach von
der Notwendigkeit, die
internationale Gemeinschaft
aufzuwecken und mit der Realität
der israelischen Besatzung, die
er selbst zwei Tage lang
erlebte, zu konfrontieren. Er
wolle seinen Beitrag leisten,
dass die Welt die gerechte Sache
des palästinensischen Volkes
endlich unterstütze.
Rajmohan Gandhi wurde auf seiner
Reise zu Zentren des
gewaltfreien Widerstandes im
Westjordanland von Mustafa
Barghouthi begleitet. Mustafa
Barghouthi ist der Leiter der
Palästinensischen Nationalen
Initiative und ein prominenter
Menschenrechtsaktivist. Er
betonte die Notwendigkeit, am
Prinzip der Gewaltfreiheit und
an der Strategie des Boykotts
und der Sanktionen (BDS)
festzuhalten.
Sonntagnacht um ein Uhr drangen
israelische Soldaten in das Dorf
ein und umringten ein Haus, in
dem Yaser Awad Yaseen und seine
Familie leben. Die Soldaten
überbrachten eine Vorladung des
israelischen
Inlandgeheimdienstes Shabak zum
Verhör. Yaser Awad Yaseen, 28
Jahre alt, wurde der Grund der
Vorladung nicht mitgeteilt.
Folgt er der Vorladung nicht,
droht ihm die Verhaftung.
Dutzende von
Demonstrationsteilnehmern litten
unter Atemnot, als die
israelische Okkupationsarmee IOF
mit Tränengas, Schockgranaten
und gummiummantelten
Stahlgeschossen die
Demonstration gewaltsam auflösen
wollte. Vor drei Wochen hatte
die IOF Bil’in freitags zur
geschlossenen militärischen Zone
erklärt. In den nächsten sechs
Monate riskieren Aktivisten ihre
Verhaftung und Deportation, wenn
sie zur Freitagsdemonstration
nach Bil’in kommen. Das
Bürgerkomitee Bil’in, die
Einwohner und internationale,
palästinensische und israelische
Demonstranten halten
entschlossen an ihrem Recht zu
demonstrieren fest.
Jedes Jahr gedenken
Palästinenser der sechs Bauern
in Galiläa, die 1976 während
eines Generalstreiks gegen
grossangelegte Konfiszierungen
von palästinensischem Land
erschossen wurden. Ein Sprecher
betonte die Notwendigkeit,
palästinensisches Land weiter zu
kultivieren in der Hoffnung,
dass so der Landraub durch den
israelischen Staat verhindert
werden könne.
Dorfbewohner trugen Plakate, die
zum Boykott der Firmen
aufriefen, die an der
Konstruktion der Apartheidmauer
beteiligt sind: Elbit Systems,
Cement Roadstone Holdings (CRH)
und Magal Security Systems. Vier
nationale schwedische
Pensionsfonds haben sich vor
kurzem von Elbit getrennt. An
diesem Tag verloren Elbits
Aktien 3 Prozent ihres Wertes.
Das
Bürgerkomitee lobte die
Entscheidung von Abbas Zaki, ein
Angebot der israelischen Armee
auf Haftentlassung
zurückzuweisen. Abbas Zaki,
Mitglied des Zentralkomitees der
Fatah, war bei einer
Palmsonntagsdemonstration in
Betlehem verhaftet worden. Er
weigert sich, das Haftzentrum
Ofer in der Westbank ohne seine
Mitstreiter zu verlassen.
Eine Delegation von 25
spanischen Aktivisten besuchte
Bil’in und informierte sich beim
Bürgerkomitee über den
gewaltlosen Widerstand des
Dorfes gegen die Mauer und
Siedlungen.
Israels Okkupationsarmee
verhaftete drei internationale
Aktivisten beim Freitagsprotest
gegen die Mauer. Augenzeugen
berichteten, dass die Soldaten
einen Aktivisten während der
Verhaftung verprügelten.
Demonstrationsteilnehmer
versuchten, einen Zugang an der
Mauer, der zu ihrem Land führt,
von Stacheldraht zu befreien.
Israelische Soldaten feuerten
Tränengas und Schockgranaten in
die Menge. Ein Tränengaskanister
traf ein Auto direkt und
zerstörte die Wagenfenster.
Beinahe hundert Menschen kamen
zum wöchentlichen Protest gegen
die Apartheidmauer. Murad Amira
leitete das Freitagsgebet auf
einem Stück Land neben der
Mauer. Er lobte die
Beständigkeit des
palästinensischen Widerstandes
angesichts der zahlreichen
Verhaftungen von Jugendlichen
und der Politik der
Landkonfiszierung und
Häuserdemolierung.
Demonstrationsteilnehmer warfen
rote Farbe auf die Mauer; die
roten Farbflecken sollen an die
Opfer des Widerstandes in Nil’in
und der Westbank erinnern. Als
einige Demonstranten die
Tränengaskanister der
israelischen Armee über die
Mauer zurückwarfen, eröffneten
die Soldaten das Feur mit
scharfer Munition, aber niemand
wurde getroffen.
Deir Istiya: Mauerprotest endet
an Siedlerstrasse
Örtliche Politiker, darunter
Mustafa Al Barghouthi, und
Dorfbewohner marschierten zu
ihrem Land, das nach dem Plan
israelischer Behörden annektiert
werden soll. Israelische
Soldaten blockierten den
Demonstrationszug vor einer
Siedlerstrasse, die von
Palästinensern nicht benutzt
werden darf.
Nabi Saleh: Hausbesetzung durch
israelische Soldaten
Der Freitagsprotest des Dorfes
führte zu einem Teil des Landes,
das zusammen mit dem
daraufliegenden Wasserreservoir
annektiert werden soll.
Israelische Siedler hatten neben
dem Brunnen Stellung bezogen und
wurden von Soldaten geschützt.
Als die Demonstranten
versuchten, an der Quelle vorbei
zu ihrem Land zu gelangen,
wurden sie von Soldaten aus
kurzer Distanz mit Stahlkugeln
und Tränengaskanistern
beschossen.
Die Dorfbewohner berichten, dass
die israelische Besatzungsarmee
jede Woche einen Teil des Ortes
besetzt. Soldaten stürmen die
Häuser von Familien, die sich an
den Freitagsprotesten
beteiligen. Manchmal
stationieren sich die Soldaten
im Haus und feuern Tränengas und
gummiummantelte Stahlgeschosse
auf die Demonstranten in den
Strassen. In anderen Fällen
detonieren die Soldaten
Schockgranaten in den Räumen, um
Familienmitglieder zu
terrorisieren. Jamal Juma von
der Organisation Stop the Wall
erklärt, dass diese
Kollektivstrafen den
Zusammenhalt des Widerstandes
schwächen sollen.
Bil’in an die Arabische Liga:
Wir brauchen Aktionen, nicht
Worte
Trotz Militäranordnung und
strömenden Regens versammelten
sich die Bewohner von Bil’in wie
jeden Freitag zu ihrem Protest
gegen die Mauer. Sie
widersetzten sich damit zum
zweiten Mal einer Order des
Militärkommandanten, die Bil’in
und die nähere Umgebung, in der
die Demonstration stattfindet,
freitags zur geschlossenen
militärischen Zone erklärt.
Die israelische Besatzungsarmee
war hinter Betonblöcken an der
Mauer stationiert und feuerte
Tränengas und gummiummantelte
Stahlkugeln auf die
Demonstranten, die ihr Land auf
der anderen Seite der
Sperranlage erreichen wollten.
Dichte Tränengaswolken führten
bei dutzenden von Protestern zu
Atemproblemen.
Das Bürgerkomitee forderte die
Arabische Liga auf, bei ihrem
Gipfel in Lybien konkrete
Schritt zum Schutz der
palästinensischen Bevölkerung
gegen Israels Besatzung
einzuleiten. Dazu gehöre die
Unterstützung für den Goldstone
Bericht und die Bewegung für
Boykott und Sanktionen gegen
Israel.
Al-Haq Bericht: Vier
unbewaffnete Teenager von
israelischen Soldeten erschossen
Innerhalb von vierundzwanzig
Stunden wurden am 20. und 21.
März vier junge Männer im
Nablusdistrikt mit scharfer
Munition erschossen.
Das Dorf Iraq Bourin in der
Westbank hatte seit einigen
Wochen gegen wiederholte
Übergriffe von Siedlern aus den
umliegenden israelischen
Siedlungen demonstriert. Diese
Siedler können sich auf die
Unterstützung von der
israelischen Armee verlassen. Am
20. März war die israelische
Armee nach einer Demonbstration
in das Dorf eingedrungen.
Augenzeugen berichten, dass ein
israelischer Soldat neben einem
Armeefahrzeug stehend sein
Gewehr zuerst auf Muhammad
Qadous, 15 richtete und ihn
erschoss. Wenige Minuten später
erschoss der gleiche Soldat
Usayd Qadous, 19. Beide Teenager
waren unbewaffnet und hatten
sich nicht an den
Demonstrationen beteiligt.
Am 21. März wurden zwei
18-jährige Männer aus Awarta in
der Nähe von Nablus getötet.
Muhammad und Saleh Qawariq waren
auf dem Weg zu ihrem Farmland,
als israelische Soldaten sie
anhielten. Weil die jungen
Männer eine Axt bei sich hatten,
mussten sie ihre Papiere
vorweisen und sich auf den Boden
setzten. Wenige Minuten später
feuerten israelische Soldaten 15
Runden und töteten die beiden.
Hunderte von Bewohnern in
Awarta versammelten sich diese
Woche zu einem Schweigemarsch im
Gedenken an die beiden jungen
Männer.
Dutzende leiden unter Tränengas
während Bil’ins Demonstration
für Jerusalem und Islamische
religiöse Stätten
Die Nationale Kulturwoche für
Jerusalem war das Thema der
Freitagsdemonstration in Bil’in,
organisiert vom Bürgerkomitee
gegen die Mauer und die
Siedlungen. Internationale und
israelische Aktivisten,
Vertreter der demokratischen
Gewerkschaft der Jugend „Fida“
und Minister für Kutur Siham
Barghouthi nahmen ebenfalls
teil.
Die Demonstranten trugen Plakate
mit Fotos des palästinensischen
Dichters Mahmoud Darwish und
Banner gegen die Besetzung und
die Häuserdemolierung in
Jerusalem. Sie protestierten
auch gegen die israelische
Entscheidung, historische
Stätten des Islam in der
Westbank zu konfiszieren.
Siham Barghouthi erklärte, dass
Bil’in für den inspirierten,
gewaltfreien Widerstand gegen
den Landraub und die Ausdauer
des palästinensischen Volkes
stehe und diese Botschaft in die
Welt trage.
Während der Demonstration
bemerkten einige Teilnehmer,
dass sich eine israelische
Einheit in den Olivenhainen im
Dorf postiert hatte. Die
Soldaten schossen mit
gummiummantelten Stahlkugeln auf
die Demonstranten und verletzten
zwei junge Teilnehmer. Der
Versuch, einen Anführer der
Demonstration zu verhaften,
wurde erfolgreich abgewendet.
Delegationen aus Norwegen und
Japan besuchten diese Woche Bil’in
und liessen sich vom
Bürgerkomitee über die Lage
informieren.
Das Bürgerkomitee von Bil’in
verurteilt den Beschluss
Israels, 50.000 neue Wohnungen
in Jerusalem zu bauen.
Mahatma Ghandi, Martin Luther
King Jr. und Nelson Mandela
nehmen an Bil’ins Protest gegen
die Mauer und Siedlungen teil
Bei der wöchentlichen
Demonstration in Bil’in traten
Demonstranten als Mahatma Ghandi,
Martin Luther King Jr. und
Nelson Mandela auf, in
Erinnerung an ihren kreativen
gewaltlosen Widerstand gegen
Unterdrückung und Kolonialismus.
Gandhi kämpfte gegen
Unterdrückung und Besetzung in
Indien, Martin Luther King Jr
gegen Rassismus in den USA und
Nelson Mandela gegen Apartheid
in Südafrika. Bil’ins
fortgesetzter Widerstand gegen
die Besatzung hat viele
Ähnlichkeiten damit.
Bil’in hatte seit Beginn der
Proteste gegen die Mauer
beschlossen, den Widerstand
gewaltlos und auf breiter Basis
durchzuführen. So hatten
Aktivisten die Idee, Ghandi,
King und Mandela an einem
Freitagsprotest „teilnehmen“ zu
lassen
Am Protest beteiligten sich
auch internationale und
israelische Aktivisten,
Mitglieder des
Freiheits-Theaters Jenin und der
Palestinian People’s Struggle
Front. Die Demonstranten sangen
Lieder, trugen Fahnen und
riefen zur nationalen Einigkeit
im Kampf gegen die israelische
Besatzung, gegen die
Konfiszierung der Bilal bin
Rabah und Ibrahimi Moscheen in
Hebron und gegen dieneuen
Massnahmen Israels im Hebron
Distrikt auf.
An der Sperranlage wartete schon
die israelische Armee hinter
einem Zementblock und das Tor zu
Bil’ins konfisziertem Land war
mit Stacheldraht blockiert. Die
Armee feuerte Tränengas und
gummiummantelte Stahlkugeln in
die Menge. Wer Tränengas
inhaliert hatte, musste keuchend
und hustend um Atem ringen.
Das Volkskomitee gegen die Mauer
verurteilte Israels Vorgehen
gegen israelische Aktivisten,
die an der Teilnahme an
Protesten in der Westbank, vor
allem in Bil’in und Nil’in
gehindert werden. Es verurteilte
auch den Beschluss Israels, 50
Häuser in Silwan, einem
Stadtteil Jerusalems abzureissen.
Drei junge Männer wurden
kürzlich aus dem Negevgefängnis
entlassen, wo sie acht Monate
wegen ihrer Teilnahme an Bil’ins
Demonstrationen inhaftiert
waren: Mohamad Abu Rahmah, 24,
Mo’tasem Al Khatib, 18 und Kamel
Al Khatib, 16.
Amnesty International erklärt
Abdallah Abu Rahmah zum
politischen Gefangenen
Seit Abdallah Abu Rahma letztes
Jahr am Internationalen Tag der
Menschenrechte, am 10. Dezember,
verhaftet wurde, hat sein Fall
internationale Aufmerksamkeit
erhalten.
Amnesty International erklärte
Abu Rahmah im Januar 2010 zum
politischen Gefangenen, der
aufgrund seines gewaltlosen
Widerstandes gegen die
israelische Mauer im Gefängnis
sei. Die Organisation fordert
seine sofortige und
bedingungslose Freilassung.
Vor einem Jahr war Abu Rahmah
zusammen mit Mitstreitern aus
Bilin in Montreal, Quebec,
während einer Vortragsreise
durch Kanada, um über Bilins
Klage gegen zwei kanadische
Firmen zu informieren. Bilin
hatte seit 2005 etwa 50% seiner
landwirtschaftlichen
Nutzungsfläche durch den Bau der
israelischen Sperranlage
verloren.Ein Jahr zuvor hatte
der internationale Gerichtshof
die Mauer für illegal erklärt.
Das Dorf beschloss, gerichtlich
gegen die Vereinnahmung des
Landes vorzugehen. In Israel
führte ein Gerichtsverfahren vor
dem Obersten Gericht 2007 zu dem
Urteil, dass die israelische
Armee eine neue Route für die
Mauer finden müsse.
In Montreal, Quebec, klagte das
Dorf gegen zwei Firmen, Green
Park und Green Mount, mit Sitz
in Montreal, die am Bau und am
Verkauf von Siedlerwohnungen auf
Bilins Land beteiligt waren. Die
Anklage lautet, dass beide
Firmen internationales und
kanadisches Recht verletzt
haben. Bilins Anwälte weisen
darauf hin, dass nach der
Vierten Genfer Konvention eine
Besatzungsmacht die einheimische
Bevölkerung nicht durch die
eigene Bevölkerung ersetzen
kann. Dieses Prinzip findet sich
auch in Kanadas Gesetz gegen
Menschenrechtsverletzungen und
Kriegsverbrechen vom Jahr 2000.
Die Klage Bilins befindet sich
zur Zeit im Berufungsverfahren,
im Juni dieses Jahres wird das
Gericht entscheiden, ob das
Verfahren fortgesetzt wird.
Im Sommer 2009 begann die
israelische Armee eine
Einschüchterungskampagne gegen
den friedlichen Widerstand in
der Westbank. Alle Aktivisten
aus Bilin, die in Kanada
gesprochen hatten, wurden
massiven Repressionen ausgesetzt
in einer Serie von Razzien,
Verhaftungen und Anklagen wegen
„Aufwiegelung“.
In Montreal organisieren
Aktivisten deshalb regelmässige
Solidaritätskundgebungen für
Bilin, u.a. im Rahmen der
Apartheid-Israel-Woche, die seit
einigen Jahren an verschiedenen
Universitäten weltweit
abgehalten wird.
Brief von
Abdallah Abu Rahmah:” Den
fünften Jahrestag unseres
Kampfes in Bilin zu verpassen,
ist mir so, als würde ich den
Geburtstag eines meiner Kinder
verpassen.“
Liebe Freunde,
Es sind jetzt zwei Monate
vergangen, dass ich in
Handschellen und mit verbundenen
Augen aus meinem Haus geführt
wurde. Heute hat uns die
Nachricht im Militärgefängnis
Ofer erreicht, dass die
Apartheid- Mauer, die auf Bilins
Land steht, endlich verlegt
wird und die Konstruktion der
neuen Route beginnt. Damit wird
die Hälfte des Landes
zurückgegeben, das unserem Dorf
weggenommen wurde.Für diejenigen
von uns in Ofer, die wegen
unserer Proteste gegen die Mauer
im Gefängnis sind, macht dieser
Erfolg unser Leiden hier
erträglicher. Nachdem wir fünf
Jahre lang jede Woche aktiven
Widerstand geleistet haben gegen
den Diebstahl unseres Landes
durch die Apartheid – Mauer und
die Siedlerwohnungen, sehnen wir
uns danach, mit unseren Brüdern
und Schwestern zusammen diesen
Erfolg und den fünften Jahrestag
unseres Widerstandes zu feiern.
Ofer ist ein israelisches
Militärlager im besetzten
Gebiet, das als Gefängnis und
als Militärgericht dient. Das
Gefängnis besteht aus Reihen von
Zelten, umgeben von
messerscharfem Bandstacheldraht
und einem elektrischen Zaun.
Jede Einheit umfasst vier Zelte,
22 Gefangene pro Zelt. Jetzt im
Winter dringen Regen und Wind
durch die Risse der Zeltwand und
wir haben nicht genügend Decken,
Kleidung und andere
lebensnotwendige Artikel.
Das Essen ist ein Problem hier
in Ofer, wir erhalten zu wenig.
Wir überleben, in dem wir
Nahrungsmittel in der
Gefängniskantine kaufen und dann
in unserem Zelt zubereiten. Wir
haben eine kleine Kochplatte,
die auch gleichzeitig als
einzige Wärmequelle dienen muss.
Wer eine Familie hat, die es
sich leisten kann, Geld in ein
Konto einzubezahlen, um
Nahrungsmittel zu kaufen, tut
das, aber viele können sich das
nicht leisten. Ich habe hier
kochen gelernt, was ein kleiner
Lichtblick ist. Heute abend
bereitete ich Falafal und ein
Dessert zu, um die Nachricht von
unserem Erfolg zu feiern. Ich
kann es kaum erwarten, zuhause
für meine Frau und Kinder zu
kochen.
Ich wurde in meinen Hausschuhen
verhaftet und bis heute war es
meiner Familie nicht möglich,
eine Genehmigung zu erhalten,
mir ein Paar Schuhe zukommen zu
lassen. Meine Uhr wurde mir
endlich nach wiederholten
Nachfragen zurückgegeben. Ich
brauche sie für eine
grundlegende Orientierung . Es
war mir unerträglich, nicht
verfolgen zu können, wie die
Zeit vergeht. Als ich sie
zurückerhielt, war ich
hocherfreut, so wie ein Kind
sich freut, wenn es seine erste
Uhr bekommt. Ich kann mich kaum
daran erinnern, wie das ist,
wenn man ein Paar richtige
Schuhe hat.
Aufgrund unserer Inhaftierung
werden unsere Familien von der
Armee als Sicherheitsrisiko
eingestuft. Es ist sehr schwer
für unsere Frauen, Kinder und
Familienmitglieder eine
Besuchserlaubnis zu erhalten.
Mein Freund Adeeb Abu Rahmah,
auch ein politischer Gefangener
aus Bilin, kann keine Besuche
von seiner Frau oder von einer
seiner Töchter erhalten. Selbst
seine Mutter, eine Frau in den
achtziger Jahren, die bei
schlechter Gesundheit ist, wird
als Sicherheitsrisiko angesehen.
Er macht sich grosse Sorgen,
dass er sie vor ihrem Ableben
nicht mehr sehen kann.
Ich bin ein Lehrer und habe vor
meiner Verhaftung an einer
Privatschule in Birzeit
unterrichtet. Ich hatte auch
eine Hühnerfarm, die meine
Familie nach der Verhaftung mit
Verlust verkaufen musste. Es ist
unsicher, ob ich meine Stelle an
der Schule wiederbekomme, wenn
ich aus dem Gefängnis entlassen
werde. Adeeb ist der
Alleinverdiener für seine
neunköpfige Familie. Sie müssen
ohne ihn auskommen, wie viele
andere Familien. Wir leiden sehr
darunter, dass wir nicht für
unsere Lieben sorgen können, die
uns brauchen.
Die Unterstützung, die ich von
meiner Familie und meinen
Freunden erhalte, hilft mir
weiterzumachen.Ich bin den
palästinensischen Politikern
dankbar, die mit meiner Familie
Kontakt aufgenommen haben, den
Diplomaten der Europäischen
Union und den internationalen
Aktivisten, die ihre
Unterstützung durch ihre
Anwesenheit bei den
Verhandlungen zeigen. Die
Verbindung, die wir mit den
Aktivisten aufgebaut haben, ist
weit mehr als die von Kollegen
oder Freunden, wir sind
Schwestern und Brüder in diesem
Kampf. Sie sind eine
nichtversiegende Quelle der
Inspiration und Solidarität.
Ihr seid während der
Demonstrationen und
Gerichtverhandlungen neben uns
gestanden, in den glücklichsten
und schmerzhaftesten Momenten.
Seit ich im Gefängnis bin, weiss
ich, wie viele echte Freunde ich
habe, und ich bin Euch allen
zutiefst dankbar.
Von der Enge meiner
Haftbedingungen gesehen,wird mir
klar,dass unser Kampf viel
umfassender ist als der Kampf
für Gerechtigkeit in Bilin
allein oder in Palästina. Wenn
ich an Euch alle denke, die Ihr
von überall in der Welt hierher
gekommen seid, um zusammen mit
unserer Bewegung die
Apartheid-Mauer und die
Siedlungen zu stoppen, wird mir
klar, dass wir in einem
weltweiten Kampf gegen
Unterdrückung begriffen sind.
Einfache Menschen haben sich
unseren Kampf zueigen gemacht,
aufgebracht durch die Besatzung,
und haben sich uns in
Solidarität angeschlossen. Wenn
Palästina endlich frei ist,
werden wir sicherlich an anderen
Orten gemeinsam für
Gerechtigkeit kämpfen.
Dass ich am fünften Jahrestag
unseres Kampfes nicht in Bilin
dabei bin, ist mir so, als würde
ich den Geburtstag eines meiner
Kinder verpassen. In letzter
Zeit denke ich oft an meinen
Freund Bassem, der während einer
gewaltlosen Demonstration
getötet wurde und den ich sehr
vemisse. Wenn der Schmerz über
diesen Verlust und die Sehnsucht
nach meiner Familie und meinen
Freunden zuhause der Preis für
unsere Freiheit ist, bin ich
bereit, ihn zu bezahlen. Und wir
wären zu weiteren Opfern bereit.
Einwohner des Dorfes Bil‘in,
palästinensische politiker und
internationale Aktivisten
versammelten sich diese Woche,
um 200 Olivenbäume auf dem Land
zu setzen, das neben der
Apartheid-Mauer liegt. Die
Bauern waren eine Stunde bei der
Arbeit, als ein israelischer
Soldat herbeilief und einen
Warnungsschuss abgab. Er teilte
ihnen mit, dass Land neben der
Mauer nicht bepflanzt werden
dürfe und eine Distanz von 10
Metern von der Mauer einzuhalten
sei. Vier Soldaten in einem Jeep
kamen an und beobachteten den
weiteren Verlauf der
Pflanzungsaktion.
Mehr
als tausend Demonstranten gegen
die Mauer in Bil’in
Übersetzung von Martina
Lauer
Fünf Jahre nach der ersten
Demonstration gegen die Mauer
zeigten diese Freitag eine
besonders grosse Zahl von
Teilnehmern ihre Solidarität
mit Bil’in. Unter den mehr als
tausend Demonstranten befanden
sich Bewohner aus den
Nachbardörfern, israelische und
internationale Aktivisten und
hochrangige Politiker wie der
palästinensische Premierminister
Dr. Salam Fayyad, Mitglieder der
Palästinensischen Autorität,
palästinensische
Parlamentsabgeordnete,
Mitglieder der Knesset und der
Burgemeister der Stadt Genf.
Einige Demonstranten gelang
es, durch die Sperranlage zum
Aussenposten der israelischen
Armee vorzudringen, wo sie eine
palästinensische Fahne auf dem
Beobachtungsturm platzierten.
Andere Aktivisten nutzten die
Zeit und öffneten ein etwa 30
Meter langes Stück des
Sperrzauns. Die israelische
Armee feuerte Tränengas und
gummiummantelte Stahlkugeln auf
die Demonstranten und besprühte
sie mit übel riechenden
Chemikalien.
Vor einer Woche konnte das Dorf
einen Teilerfolg in seinem Kampf
gegen die Sperranlage verbuchen.
Die israelischen Behörden hatte
die Einwohner von Bil’in vom
Beginn der Bauarbeiten für den
neuen Verlauf der Trennmauer
informiert. Die neue Route wird
den Bauern des Dorfes einen Teil
des annektierten Landes
zurückgeben, nach fünf Jahren
gewaltfreier Proteste und Klagen
vor dem Obersten Gerichtshof in
Israel.
Gewaltfreie Proteste gegen die
Mauer beginnen
2002 begann Israel mit dem Bau
einer Mauer, die nach
Fertigstellung zu über 80% in
der Westbank verlaufen wird.
Mit 723 km wird die fertige
Mauer zweimal so lange wie die
Grüne Linie von 1967 sein. Der
grősste Teil der Siedler lebt
in dem von der Mauer
umschlossenen Teil des
Westjordanlandes.Seit 2003 hat
die Armee im Zuge des Mauerbaus
3271 Häuserdemolierungen
durchgeführt und tausende von
Olivenbäumen entwurzelt.
2004 urteilte der Internationale
Gerichtshof, dass die Mauer
internationales Recht und
Eigentumsrechte verletze. Israel
wurde aufgerufen, die
Konstruktion zu stoppen und die
Teile abzureissen, die im
Westjordanland standen.
Israels Oberster Gerichtshof
wies dieses Urteil ein Jahr
später zurück und am 20.
Februar 2005 begannen die
Bulldozer mit dem Entwurzeln der
ersten Olivenbäume fűr den Bau
der Trennungsbarriere bei
Bilin. Am gleichen Tag
veranstaltete Bil‘in die erste
Demonstration gegen die Mauer.
Das unbekannte Dorf in der
Westbank entwickelte sich
langsam in ein international
bekanntes Symbol fűr den
gewaltfreien Widerstand gegen
grosses Unrecht.
Die Mauer annektiert ungefähr
1,950 Dunum (195 Hektar),
beinahe die Hälfte von Bil’ins
Land, um eine Erweiterung der
nahegelegenen israelischen
Siedlung Modi’in Illit zu
ermöglichen.
Im September 2007 beschloss der
Israelische Oberste Gerichtshof
in Jerusalem nach langem
Rechtsstreit, dass die Route
der Trennmauer bei Bil’in
illegal sei, weil die Route
zukűnftige Siedlerwohnungen
schűtzen solle, Wohnungen, die
noch nicht gebaut wurden. Das
Gericht forderte die Armee auf,
eine alternative Route zu
finden. Allerdings legalisierte
das Gericht rűckwirkend die
Siedlerwohnungen, die zu diesem
Zeitpunkt schon ohne
Baugenehmigung und rechtswidrig
auf Bil’ins Land gebaut worden
waren.
Im Juli 2008 ging das Dorf Bil’in
vor Gericht in Kanada, weil die
Rechtsmittel in Israel fűr ein
gerichtliches Vorgehen gegen die
Mauer begrenzt waren. Beim
Obersten Gericht in Montreal,
Quebec ,legten sie Klage ein
gegen zwei kanadische Firmen,
Green Park International und
Green Mount International, die
an der Konstruktion und dem
Verkauf von Siedlungswohnungen
in Modi’in Illit beteiligt
waren.
Zweieinhalb Jahre nach dem
Urteil des Obersten
Gerichtshofes begannen
Bauarbeiten für die neue Route
der Mauer, die den Einwohnern
ca. 600 Dunum(60Hektar) ihres
Landes zurückgeben wird.
Neue Strategien in Bil‘in
Die Demonstrationen im Dorf
wurden seit Februar 2005 jede
Woche abgehalten, unter Leitung
des Volkskomitees von Bil’in, in
dem verschiedene Gruppen
vertreten sind. Die Proteste
folgen konsequent den Grundlagen
des gewaltfreien Widerstandes,
in Zusammenarbeit zwischen
Palästinensern, Israelis und
internationalen Aktivisten. Die
Gestaltung der Demonstrationen
wurde immer kreativer und
phantasievoller, bemüht darum,
die Beobachter weltweit
miteinzubeziehen. Aktivisten
verkleideten sich als Santa
Claus, trugen Modelle der
Berliner Mauer im Marsch zu
ihrer Sperrmauer oder
gestreifte Häftlingsuniformen
und schwere Ketten an Händen und
Füssen.
Zusätzlich zu den wöchentlichen
Protesten veranstaltet Bil’in
seit 2006 jährlich Konferenzen
fűr Einwohner, Aktivisten und
Akademiker , um Strategien fűr
den friedlichen Widerstand gegen
die Besatzung zu diskutieren.
Repressionen gegen den
Widerstand
Die Reaktionen der israelischen
Streitkräfte und der
Grenzpolizei sind brutal und
massiv. Meist werden Tränengas
und Schockgranaten gegen die
Demonstranten eingesetzt,
manchmal auch gefährlichere
Waffen, wie zum Beispiel
gummiummantelte Stahlkugeln.
In den letzten Monaten
versuchte die Armee, der
Widerstandsbewegung die Luft
abzudrehen und die wöchentlichen
Demonstrationen in Bilin zu
blockieren. Fast jede Woche
dringen Soldaten spät nachts in
das Dorf ein, dringen in Häuser
ein, entfűhren Bewohner direkt
aus dem Bett und sprűhen
Tränengas um das Haus. Dutzende
von Einwohnern von Bil’in,
darunter fűhrende Mitglieder des
gewaltfreien Widerstandes,
wurden verhaftet und angeklagt.
Die Standhaftigkeit Bil’ins
trotz Repressionen und
Einschűchterungskampagnen hat
internationale Anerkennung
gewonnen. Politiker,
Parlamentarier,
Holocaustűberlebende,
Nobelpreisträger und Aktivisten
aus der ganzen Welt nahmen an
den Demonstrationen teil und
erklärten ihre Unterstűtzung fűr
die Forderungen des Dorfes: ein
Ende der Repressionen,
Freilassung der Verhafteten und
der Abriss der Mauer.
Die Ankűndigung der Armee, dass
die Bauarbeiten an der neuen
Route der Mauer in Kűrze
beginnen, ist ein klarer Erfolg
des Widerstandes, bedeutet aber
nicht das Ende. Der alte
Mauerabschnitt wird erst
fallen, wenn das neue Stűck der
Barriere gebaut ist, und das
kann lange dauern. In der
Zwischenzeit werden die
Massnahmen zur Unterdrűckung des
Protestes fortgesetztz, vor
allem gegen prominente
Aktivisten. Wir müssen den
Menschen in Bil’in beistehen und
gegen die Ungerechtigkeiten
protestieren, die sie ständig
erfahren.
Na’vi kommen nach Bil‘in
Der Nahostkonflikt und die Welt
des Films kamen in Bilins
letzter Freitagsdemonstration
gegen die israelische Mauer im
Westjordanland zusammen.
Aktivisten aus dem kleinen
palästinensischen Dorf hatten
sich als die unterdrűckten
Ausserirdischen im
Blockbusterfilm „Avatar“
verkleidet.
“Wenn Menschen, die den Film
weltweit gesehen haben, unsere
Demonstration sehen und die
Bedingungen, die zu unseren
Protesten führten, werden sie
verstehen, dass die Situation
identisch ist,“ sagte Mohammed
Khatib, einer der Organisatoren
der palästinensischen Proteste
gegen die Sperranlage.
In einem Interview mit AOL
Nachrichten beschrieb Khatib,
wie das Projekt zustande kam,
die blauhäutigen Na’vi
nachzuahmen. In Europa hatte die
palästinensische Autorin und
Dokumentarfilmemacherin Liana
Badr den Film gesehen und war
von den Ähnlichkeiten mit der
Situation der Palästinenser in
der Westbank so beeindruckt
gewesen, dass sie Khatib den
Film empfahl.
Weil es keine Kinos in der
näheren Umgebung Bilins gibt,
musste ein Aktivist eine Kopie
einschmuggeln.
„Nachdem wir uns den Film
angesehen hatten, informierten
wir uns darüber und entdeckten,
wieviel Aufmerksamkeit der Film
weltweit bekommen hatte,“
berichtete Khatib.“Wir lasen,
dass Dorfbewohner in China den
Namen für ein Gebirge im Film
für ihre Berge übernommen
Oft
wird palästinensischer
Widerstand mit Terrorismus
gleichgesetzt, von Politikern
und von den Medien. Jenseits
der einseitigen Schlagzeilen
hat es immer einen gewaltfreie
Widerstand gegen Israels
Landnahme gegeben.
Bűrgerkomitees in den ländlichen
Gemeinden der Westbank von Bilin
und Jayyous bis Nilin und Beit
Omma haben die Prinzipien des
gewaltfreien Widerstandes
kompromisslos eingesetzt. Und
damit einigen Erfolg gehabt.
Donnerstag begannen die
Bauarbeiten an der Trennmauer
bei Bilin, um die Route zu
ändern. Die israelischen
Behörden beschlossen nach
jahrelangen Proteste gegen die
Mauer endlich einen Beschluss
des israelischen Obersten
Gerichtshofes umzusetzen. Die
Richter hatten eine Änderung des
Route gefordert, weil der
bisherige Verlauf der
Trennbarriere in tiefliegendem
Land offensichtlich nicht aus
Sicherheitsgrűnden gewählt
wurde. Ein weiterer Erfolg des
palästinensischen Widerstandes
ist die aktive Unterstűtzung
duch israelische und
internationale
Solidaritätsbewegungen
Trotzdem wird der hartnäckige
Protest gegen die Mauer als
Herausforderung und gefährliche
Infragestellung der
Apartheidstrukturen der
Besetzung angesehen. Was die
Einschüchterungskampagne gegen
die palästinensichen
Bűrgerkomitees und die
Verhaftungswelle in den
vergangenen Monaten erklärt.
Die
wachsende Popularität der
friedlichen Proteste ist der
Palästinensischen Autorität und
Fatah nicht entgangen.
Fatah-Vertreter waren bei
einigen Demonstrationen der
letzten Wochen anwesend, aber
finanzielle Unterstűtzung (des
kostspieligen legalen Vorgehens
gegen die Mauer z.B.) wird nur
begrenzt geleistet. Während des
Gaza-Krieges unterdrűckten
Sicherheitskräfte der PA
palästinensiche Demonstrationen.
Fűr
die kontinuierliche Wirksamkeit
und Effektivität der
Protestbewegung wird es wichtig
sein, die Basis der Beteligung
zu erweitern, von dem
begrenzten Kreis engagierter
Aktivisten, die jeden Freitag an
den Demonstrationen gegen die
Mauer teilnehmen, zu allen
Bevölkerungsschichten, die die
Zusammenarbeit mit der Besatzung
verweigern.
Israel beginnt mit Umleitung
der Trennbarriere: Ein kleiner
Erfolg
Israel begann den Umbau an einem
Teil der „Sicherheitsbarriere“
bei Bilin in der Westbank-
zweieinhalb Jahre nach einem
Beschluss des israelischen
Obersten Gerichtshofes, dass
der Staat einen Teil des
annektierten Landes an
palästinensische Bauern
zurűckgeben műsse. Am
Donnerstag begannen die
Bulldozer mit der Arbeit am
neuen Verlauf der Barriere.
Palästinenser begrűssten die
Entwicklung, wiesen aber darauf
hin, dass sie weit hinter den
Erwartungen zurűckbleibe.
Erfolge vor Gericht fűr den
palästinensischen Widerstand
trotz wachsender Repressionen
Am
Wochenende wurde der
Rechtsanwalt des Gemeinderates
von Bil’in, Michael Sfard, von
den israelischen Behörden über
den neuen Verlauf der
Sperrmauer informiert. 2007
hatte der israelische Oberste
Gerichtshof entschieden, dass
die Route der Mauer bei Bil’in
nicht aus Sicherheitsgründen
geplant wurde und deshalb
illegal war. Die Präsidentin
des Obersten Gerichtes
begründete die Entscheidung:“
Wir waren nicht davon überzeugt,
dass der exsistierende Verlauf
der Mauer, der durch
tiefliegendes Land fűhrt, aus
Sicherheitsgründen beibehalten
werden muss.“
Seit 2005 kämpfen die 1,800
Bewohner von Bil’in gegen den
Mauerbau und den Bau von
Siedlungen auf 60 % ihres
Landes. Die Entscheidung des
Obersten Gerichtes gab Bil’in
1,200 der 2.300 Dunam zurück ,
die ihnen die Mauer genommen
hatte. Die andere Hälfte des
Bodens und die darauf erstellten
Siedlerwohnungen bleiben in
israelischer Hand.
Bauern in Bil’in befürchten
erheblichen Schaden fűr ihre
Olivenhaine in der Nähe der
Mauer, wenn die Abrissarbeiten
beginnen.
Mohammed Khatib, Mitglied des
Volkskomitees von Bil’in gegen
die Mauer und den Siedlungsbau,
sagte, dass Israel dem Beschluss
des Israelischen Obersten
Gerichtshofes bisher nicht
gefolgt sei und internationale
Beschlűsse gegen die Mauer nicht
respektiere. Er fűgte hinzu,
dass hunderte von Menschen in
der friedlichen Kampagne gegen
die Mauer verletzt und
inhaftiert wurden. Israel setze
massive Gewalt ein, um
gewaltfreien Aktionen gegen
die Mauer zu unterdrűcken.
Bassim Abu Raham wurde im
vergangenen Jahr bei einem
friedlichen Protest von einem
Tränengaskanister tödlich
getroffen.
Trotzdem sieht Mohammed Khatib
in der Durchführung des
Gerichtsbeschlusses einen
Erfolg fűr den beharrlichen
gewaltlosen Widerstand. Den
israelischen Behörden sei es
nicht gelungen, das Dreieck der
Partnerschaft zwischen Bil’in,
den Vertretern der
internationalen
Solidaritätsbewegung und
israelischen Friedensaktivisten
zu zerstören. Der Widerstand
„von unten“ erreichte, dass
Israel einen Teil des Landes
zurückgeben musste, das durch
den Mauerbau konfisziert wurde.
Mohammed Khatib wurde erst
kürzlich wieder auf freien Fuss
gesetzt, nachdem israelischen
Sicherheitskräften ihn zum
zweiten Mal innerhalb von sechs
Monaten verhaftet hatten.
Der
Widerstand gegen die israelische
Besetzung des Westjordanlandes
konnte diese Woche einen zweiten
Erfolg verbuchen. Das
israelische Oberste Gericht
befahl die sofortige Freilassung
von zwei Aktivisten der
internationalen
Solidaritätsbewegung. Die
spanische Journalistin Ariadna
Jovi Marti und Bridgette
Chappell, eine australische
Studentin an der Beir Zeit
–Universität, waren Sonntagnacht
in Ramallah verhaftet worden.
Der Generalstaatsanwalt gab zu,
dass ihre Verhaftung duch eine
Einheit der Immigrationspolizei
illegal und ein Bruch der
Oslo-Verträge war. Beide
Aktivisten wurde der weitere
Aufenthalt in der Westbank
untersagt.
Ariadna Jovi Marti drűckte die
Hoffnung aus, dass die Präsenz
der internationalen
Solidaritätsbewegung die
fortgesetzte israelische
Besatzung Palästinas erschwere.
Angesichts der illegalen Razzia,
die zu ihrer Verhaftung aus
Sicherheitsgründen führte, müsse
man annehmen, so Marti, dass
‚Sicherheit‘ fűr die israelische
Armee bedeute, dass sie vor
einem Aufdecken ihrer illegalen
Aktionen sicher sei.
Jul 3, 2008-- Dieses
Video dokumentiert den Widerstand des
palästinensischen Dorfes Nil'in gegen die
systematische Besatzungspolitik der Entrechtung und
des Landraubes. Die Ortschaft im Westen von Ramallah
verlor bereits 1948 große Teile ihres Landes. Heute
zerstört die Apartheidmauer was von den
Olivenhainen, Äckern und der florierenden Wirtschaft
von einst geblieben ist. Palästinensische
LandwirtInnen, ArbeiterInnen und HändlerInnen sind
gleichermaßen von den Maßnahmen der Besatzungsmacht
betroffen, die Nil'in in ein hermetisch
abgeriegeltes Getto verwandeln. [weiter]
-
Jun 3, 2008-- Bei den
nun nahezu ununterbrochen stattfindenden Protesten
gegen den Bau der Apartheidmauer im
palästinensischen Dorf Nil'in kam es auch am
Dienstag, dem 3. Juni, erneut zu einem brutalen
Übergriff der Besatzungstruppen. [weiter]
Bilin, Westbank: Während die
internationalen Medien auf Israel`s geplanten Abzug aus Gaza
starren, passiert in meinem Dorf Bilin, in der Nähe der
Westbank-Stadt Ramallah, eine genauso wichtige, aber
übersehene Geschichte. Während israelische Truppen den Abzug
aus Gaza planen, bauen sie gleichzeitig die Siedlungen in
der Westbank weiter aus. Auf dem Boden unseres Dorfes baut
Israel eine neue Siedlung und baut 5 andere aus. Diese
Siedlungen werden eine Stadt bilden, die Modiin Illit heißt,
mit Zehntausenden von Siedlern, ein Vielfaches derjenigen,
die aus Gaza evakuiert werden. Diese Siedler verbrauchen das
meiste unsres Wassers aus der Region. Überall in der
Westbank geht der Bau von Siedlungen und der Mauer, gehen
Verhaftungen, Tötungen und Besatzung weiter.
Vor einem Jahr hat der Internationale Gerichtshof ein
Gutachten verabschiedet, das den israelischen Mauerbau als
völkerrechtswidrig einstuft. Heute kämpfen die Palästinenser
in Dörfern wie dem unsrigen für die Umsetzung der
Gerichtshof-Entscheidung und für den Stopp des Baus mit
gewaltfreien Mitteln. Aber die Welt hat nicht viel getan, um
uns zu unterstützen.
Bilin wird durch Israel`s Mauer stranguliert. Obwohl unser
Dorf zwei und eine halbe Meile von der Grünen Linie entfernt
liegt, nimmt Israel etwa 60% unseres Landes von 1000 Morgen,
um die Siedlungen zu annektieren und die Mauer um sie herum
zu bauen. Das Land ist Kapital für uns – wir bebauen es.
Bilin`s 1600 Einwohner leben von der Landwirtschaft und die
Olivenernte ist unsere Lebensgrundlage. Die Mauer wird
Bilin
in ein Open-air-Gefängnis verwandeln wie Gaza. ...
mehr >>>
Die Entschlossenheit und Phantasie der
Organisatoren der Proteste in Bil'in lässt
nicht nach. Am kommenden Freitag wird es
dort ein Klavierkonzert des holländischen
Pianisten Jacob Allegro geben. Der Pianist
wurde als 2-jähriger von Freunden seiner
Familie gerettet und versteckt, als seine
Eltern nach Auschwitz verschleppt wurden. Er
zog als junger Musiker nach Israel, verließ
es aber nach wenigen Jahren wegen seiner
Beunruhigung über die Entwicklung der
israelischen Gesellschaft, dem wachsenden
Nationalismus und Intoleranz.
-------------------
Zum Schluss ein Bericht von Greta Berlin,
Internationale in Bil'in, muss ich in Gänze
wiedergeben, wenn es vielleicht nach dem
langen Artikel gestern eure Lesezeit arg
strapaziert. Gruß, Anka
Am gestrigen, meinem letzten Abend in Bil'il
hat Mohammed uns alle eingeladen zum
Abendessen und einem Film. Zu dritt haben
wir mit 7 PalästinenserInnen und einem
Israeli in einem kleinen Raum die grob
geschnittene Fassung eines Films über
Bil'ins Widerstand und dem Genie Mohammed.
Mohammed ist nämlich die kreative Kraft
hinter den wöchentlichen gewaltfreien Demos.
Sein Freund und Cousin Abdullah ist die
treibende Kraft und ist mal wieder im
Gefängnis weil er am letzten Freitag aus
seinem Haus kam, um mit ägyptischen
Journalisten zu sprechen. Das israelische
Gericht hatte ihn vor 2 Monaten
festgenommen, weil er vor der Bau-'Wunde'
mit anderen in einem Metallrohr saß. Alle
wurden freigelassen außer Abdullah, der
unterschreiben musste, dass er an keinen
gewaltfreien Demos mehr teilnehmen würde.
Ich weiß ...es macht keinen verdammten Sinn,
aber so ist es halt. Die israelische Politik
gegen eine Bevölkerung, die sie besetzen,
hat noch nie Sinn gemacht.
Der Film war eine brillante tour de force
darüber, wie Bil'in durch den Horror des
Landraubs und der -zerstörung stolperte und
dabei beschloss, dass gewaltfreie
Demonstrationen die einzige Möglichkeit
waren, sich gehör zu schaffen.
Der israelische Kameramann hat die Evolution
der Demos 6 Monate lang verfolgt, vom ersten
Mal dass sie zur Mauer liefen mit hunderten
von Palästinenserfahnen in den Händen, sie
dann sanft auf die Erde gelegt und gebetet
haben. Die israelischen Soldaten mit kleinen
Hirnen und großen Gewehren haben tatsächlich
auf sie geschossen.
Seitdem ist es ein Kampf zwischen
Gewaltfreiheit und Gewalt gewesen, bei dem
Israel winselt, dass sie nur auf Jungen, die
Steine werfen, reagiert, als ob Kugeln,
Tränengas, Knallbomben und Salz in
Gewehrpatronen die angemessene Antwort auf
Steine wäre.
Mohammed hat jede Woche ein kreatives Thema
generiert. Einmal beschlossen die
israelischen Verbrecher, ein neue "Lärm"
Maschine auszuprobieren, ein großer weißer
LKW der aussah wie ein Kühlschrank. Sie
fuhren rückwärts auf die Protestler zu, die
Grabsteine trugen und am Boden lagen und
drehten sie auf. Der ??? war ohrenbetäubend,
viele Palästinenser hielten ihre Ohren und
Köpfe und wandten sich im Schmerz.
In der nächsten Woche hatten die
PalästinenserInnen Watte in den Ohren und
Dutzende Kopien des Bildes "Der Schrei" von
Munch in den Händen und gingen wieder zur
Demo. Die Maschine funktionierte nicht und
das Dorf hat einen kleinen Sieg errungen, da
sie nie wieder erschienen ist.
Es stellt sich heraus dass die Maschine aus
den USA kam, die ausprobieren wollten, ob
sie für die Kontrolle von Menschenmassen
funktioniert und Israel sagten, sie sollten
sie bei den Palästinensern erproben ...
ähnlich der medizinischen Experimente im
zweiten Weltkrieg.
Als wir den Film schauten wurde Mohammed
immer dünner, sein Gürtel hatte jede Woche
neue Löcher. Und Jede Woche machte seine
brilliante Intelligenz das israelische
Militär verrückt.... eine riesige Schlange,
die Palästina auffraß, an einem Auto
befestigt ... eine Mauer aus Natodraht mit
ausgestopften Kleidern, die tote
Palästinenser darstellten, darangehängt
...ein langes Rohr, dass sie zur Stelle
rollten und sich dann hineinsetzten, mit
Handschellen aneinander gekettet, so dass
man sie rausschneiden musste ... ein Haus
aus Pappe, dass sie vor den Soldaten
aufbauten und dann demolierten ... ein
Bulldozer, mit dem Gesicht Sharons in der
Kabine.
Jedes Mal antworteten Soldaten auf die Demo
mit wachsender Gewalt. Mohammed weiß, dass,
ohne die israelische FriedensaktivistInnen
und Internationale er schon längst tot wäre,
genau wie die 5 Männer, die in Budrus
ermordert wurden, wodurch der Kampfgeist des
Dorfes zerstört wurde.
Am Ende des Films geht Mohammed zu einem
Farm neben dem Dorf und füllt Luftballons
mit Hühnermist. Wir schauten zu während er
vorsichtig jeden Ballon mit diesem
ekelhaften Zeug füllte, große rosa
Handschuhen an den Händen, eine
Wäscheklammer auf der Nase. Dieser Vater von
drei kleinen Kindern ging mit dem Eimer
voller Luftballons eines Nachts zu der
Stelle wo die "Wunde Palästinas" gebaut
wurde, als die Arbeit des Tages beendet war
und warf sie in die Fahrerkabinen der
Caterpillar.
Die letzte Szene zeigt einen freudigen
Mohammed, der mit voller Geschwindigkeit auf
die Kamera zu rennt, sein Mund im Lachen
geöffnet, die großen rosa Handschuhe auf
seinen dünnen Händen. Die Israelis wussten
nie, was sie getroffen hatten, die Arbeit
wurde zwei Tage lang aufgehalten während sie
die Hühnerscheiße von ihren Maschinen
entfernten.
Die israelische Polizei würde ihn festnehmen
wenn sie es wussten und Shai, der Regisseur
hat schon Sorge, es drin zu lassen. "Inshallah,
lass es. Sie haben mein Leben schon bedroht
und haben mir gesagt, dass sie wissen wo ich
wohne und wer meine Familie sind. Inshallah,
es ist ein gutes Ende.
So wird es bleiben, und wir werden uns jeden
Freitag Sorge machen, ob dieser liebevoller,
brillanter Mann leben wird um sein Dorf
wieder hergestellt zu sehen. Ins Dorf hinein
zu donnern und es willkürlich zu einer
'geschlossenen Militärzone' zu deklarieren
am vergangenen Freitag war der Versuch des
Militärs, die israelischen
FriedensaktivistInnen und Internationale
auszuschließen, die als Zeugen dastehen und
sie daran verhindern, gewaltfreie
Widerständler zu widerstehen.
Ich möchte nicht, dass der Film zu seinem
Grabmal wird. Greta
-------------------
Im Übrigen ist unter www.archive.org/details/bilin20
ein kurzer Film von einer Demo zu sehen.
Am letzten Freitag wurden 52 Personen
festgenommen und 40 verletzt.
----------------------
Und in Hebron sind drei Internationale
festgenommen worden, die versucht haben,
palästinensische LehrerInnen, die sie zur
Schule begleiten wollten und unterstützen in
ihrem Protest dagegen, dass sie durch
Metalldetektoren laufen mussten. Wenn
PalästinenserInnen sich beklagen gegen
Übergriffe der Siedler, werden meisten sie
und nicht die Siedler festgenommen.
Nachdem die IDF und die Polizei ihre Sensibilität und Intelligenz beim
Auflösen der Demonstration in Gush Kativ (Gazastreifen) bewiesen hat,
hätte man erwarten können, dass dieselben Maßnahmen gegenüber den
Demonstranten, die gegen den Mauerbau in Bilin protestieren, angewendet
werden.
Die
IDF und die Polizei feuerte nicht gegen die Protestierer auf dem Dach in
Kfar Darom, auch dann nicht, als gefährliche Substanzen gegen sie
geworfen wurden. Sie hielten sich zurück, Gewalt gegen gewalttätige
Protestierer anzuwenden.
Entsprechend hatte man hoffen können, dass die Soldaten ihre Schusswaffe
zurückhalten, wenn sie (isr.) Linken und palästinensischen
Demonstranten gegenüberstehen.
Stattdessen wurden letzte Woche ungeheuerliche Bilder von Soldaten
veröffentlicht, wie sie linke Demonstranten mit den Füßen stießen, Salz-
und Gummi ummantelte Kugeln abschossen und ihre allgemeine Verachtung
für das Recht, legitim zu protestieren, zeigten .
Drei
verschiedene Richter haben vor kurzem an den IDF scharfe Kritik wegen
der exzessiven Gewalt, die sie in Bilin praktizierten, geübt. Trotzdem
schossen sie wieder auf die Demonstranten, dies mal – am letzten
Freitag - sogar bevor sie noch das Dorf in Richtung Zaun verlassen
hatten.
mehr >>>
Die Armee verhängte eine
Ausgangssperre über Bilin und untersagte die wöchentliche
Anti-Mauer-Demonstration. Trotzdem fand der Protest mit Hilfe
mehr als 200 Israelis statt.
Wir sind Zeugen eines Versuches,
das Dorf Bilin zu einer Art Gegengewicht zur Räumung der
Siedlungen im Gazastreifen zu machen und brutale Gewalt gegen
die Palästinenser anzuwenden. „Wir israelischen
Friedensaktivisten weisen diesen Akt des „Gegengewichtes“ strikt
ab,“ sagen die Organisatoren der Solidaritätsaktion, die heute
hier im Dorf trotz der Bemühungen der Armee, sie zu verhindern,
stattfindet. Die Siedler im Gazastreifen haben mit Gewalt Land
an sich genommen, das ihnen nicht gehört und verletzten so das
Völkerrecht.
Die Menschen von Bilin wollen nur
ihr Land bewahren, das sie geerbt haben und das die einzige
Quelle ihres Lebensunterhaltes ist. Es ist Land, das die
israelische Regierung mit Hilfe des „Trennungszaunes“ enteignen
will und zur Ausdehnung von Siedlungen verwenden will.
Schon letzten Freitag fiel die
Armee in Bilin ein und wandte beträchtliche Gewalt an, um die
wöchentliche Demonstration zu verhindern. Damals verlangte der
Militärkommandeur, dass das Biliner Volkskomitee keine
israelischen Aktivisten zum wöchentlichen Protest mehr einladen
solle. Die Forderung wurde zurückgewiesen.
Heute Morgen kam die Armee und
Grenzpolizei schon um 5 Uhr morgens nach Bilin und erklärte eine
Ausgangssperre, untersagte die wöchentliche Demo und befahl den
8 Israelis, die übernacht in Bilin geblieben waren, wegzugehen.
Als sie dies verweigerten, wurden alle verhaftet. Inzwischen
kamen die Biliner Bewohner aus ihren Häusern heraus und brachen
damit die Ausgangssperre. Sie begannen auf den Straßen auf Töpfe
und Pfannen zu trommeln.
mehr >>>,
Heute Morgen sind
Soldaten bereits in aller Frühe in Bi'lin
eingedrungen, um die heutigen
Demonstrationen zu verhindern.
Sie haben
sofort eine Ausgangssperre verkündigt, haben
alle Internationale und alle Israelis, die
vorhatten an der Demo teilzunehmen, bereits
Stunden vorher fest genommen und mehrere
Palästinenser durch Schläge und Schüsse
verletzt.
PalästinenserInnen fingen sofort an, die
Ausgangssperre zu brechen, Töpfe und Deckel
zu schlagen und Reifen zu verbrennen, um SOS
Signale zu senden. Viel mehr Israelis,
inklusive Mitglieder der Knesset, sind
unterwegs, um an der für 13.00 angesetzten
Demo teilzunehmen, die Armee versucht, sie
bereits auf dem Weg abzufangen, damit es
keine Zeugen für ihre Brutalität gegen die
PalästinenserInnen gibt. -
Quelle: Brief aus Israel -
9.9.05
Ausgangssperre in Bil’in gebrochen Palestine
News Network
Kristen Ess, 10.09.2005
Am gestrigen Freitag, 5.00 Uhr,
verhängten israelische Besatzungskräfte über die westlich
von Ramallah gelegene Ortschaft Bil’in ein Ausgangsverbot.
Mittags jedoch brachen die Palästinenser die Ausgangssperre
und gingen in die Moschee, um zu beten. Israelische Soldaten
schossen mit Gas in die Moschee aber dennoch marschierten
viele zu der sich dem Gebet anschließenden
Freitagsdemonstration.
Nachdem
also die Freitagsgebete beendet waren, machten sich etwa 100
Palästinenser und ein paar ausländische sowie israelische
Begleiter auf den Weg zur den Ort durchtrennenden
israelischen Mauer. Noch mehr israelische Anhänger
versuchten sich anzuschließen, aber die Besatzer sperrten
die Straßen. 50 Personen schafften es trotzdem bis 13.00
Uhr.
Ein
Augenzeuge aus der Westbank berichtet: „Es war äußerst
brutal. Sofort flogen Gummigeschosse, Lärmbomben und
Tränengas auf die gewaltfreien Demonstranten. Sie schossen
einem jungen Mann direkt ins Bein. Fünf Soldaten schlugen
einen anderen – sie droschen heftig auf ihn ein.“
Israelische Besatzungssoldaten setzten zwei Videokameras und
zwei Kameras für Standfotos ein, um jeden, der gegen die
Besatzung kämpft, ins Bild zu bekommen. „Sie wollten
sicherstellen, dass sie jedes Gesicht festhalten!“
Drei
israelische Soldaten versuchten, unseren Augenzeugen zu
verhaften, aber ein an der Demonstration beteiligtes
israelisches Knessetmitglied hat ihn frei bekommen. "Wir
waren 100 Demonstranten und halb so viele Soldaten, die uns
von der einen Seite her beschossen und uns anwiesen,
zurückzugehen. Auf der anderen Seite schossen sie auf Buben,
die mit Steinen warfen. Man wusste nicht mehr, wohin man
gehen sollte.“
Die
Bürger aus Bil’in haben der Besatzung und dem Mauerbau im
vergangenen Jahr aktiv Widerstand geleistet, indem sie
manchmal tägliche, ständig jedoch wöchentliche gewaltfreie
Demonstrationen abhielten. Israelische Besatzungskräfte
begegnen dieser Gewaltfreiheit fortlaufend mit Brutalität,
da die Vernichtung Palästinas und der Palästinenser
praktischer Zweck der Besatzung ist.
mehr >>>