Zivilverfahren gegen die
israelische Armee in Jerusalem
Tristan
Anderson
Das
zivilrechtliche Verfahren des
amerikanischen
Friedensaktivisten Tristan
Anderson gegen die israelische
Armee bgann diesen Dezember in
Jerusalem. Im Mӓrz 2009 wurde
der Amerikaner bei der Teilnahme
an einem der wӧchentlichen
Proteste in Ni'lin durch eine
Sorte von Trӓnengaskanistern
schwer verletzt, die mit grosser
Geschwindigkeit fliegen, Mauern
durchdringen kӧnnen und eine
Reichweite von mehreren hundert
Metern haben. Ein israelischer
Soldat feuerte einen dieser
Kanister in Richtung von
Anderson, der in etwa 60 Meter
Entfernung auf der Seite der
Demonstranten stand. Der
Kanister traf Anderson im
Gesicht, brach einen Teil seines
Schӓdels, wodurch
Knochensplitter tief in sein
Gehirn eindrangen. Tristan
Anderson lag monatelang im Koma
und braucht bis heute intensive
tӓgliche Pflege. Er ist auf
einem Auge blind, seine
physischen und kognitiven
Fӓhigkeiten sind begrenzt und
eine Seite seines Kӧrpers ist
paralysiert.
Bis heute wurde kein Mitglied
der israelischen Armee zur
Verantwortung gezogen. Die
Familie wartete jahrelang
vergeblich auf eine gerichtliche
Verfolgung der Verantwortlichen
und auf Kompensation für die
hohen Krankenhaus- und
Pflegekosten. Die israelische
Anwӓltin Lea Tsemel wird die
Familie und Tristan Anderson vor
dem Gericht in Jerusalem
vertreten. In der ersten Woche
werden Augenzeugen, u.a.
Mitglieder der Internationalen
Solidaritӓtsbewegung, die neben
Tristan standen, als er vom
Kanister getroffen wurde, die
Ereignisse im Detail
beschreiben, u.a. dass die
Ambulanz, die Tristan Anderson
ins Krankenhaus transporieren
sollte, von israelischen
Soldaten aufgehalten wurde. Die
drei von der Verteidigung
benannten palӓstinensische
Augenzeugen werden nicht
aussagen kӧnnen, weil sie als
Bewohner der besetzten Westbank
ohne eine besondere Genehmigung
nicht nach Jerusalem reisen
kӧnnen, wo das Verfahren
stattfindet. Ein vierter
palӓstinensischer Augenzeuge aus
Ni'lin, Aqil Srour, wurde von
der israelischen Besatzungsarmee
drei Monate nach dem Vorfall mit
Tristan Anderson erschossen.
Weitere Gerichtsdaten sind am
25. und 28. Dezember und am 4.
Januar.
Am 11. Dezember hӧrte das
Gericht die Stellungnahme von
Gaby Silverman, die damals
Tristran Andersons Freundin war
und bei dem Protest im Mӓrz 2009
anwesend war. Der israelische
Staatsanwalt wollte von Gaby
Silverman hӧren, dass Tristan
Andersons Gesundheitszustand
nicht so schlimm sei wie nach
Darstellung seiner Familie. Er
zeigte ein Fernsehinterview mit
Tristan Anderson vom November
2010. Gaby Silverman erklӓrte,
dass die Durchführung des
Interviews sehr viel Zeit
brauchte und das Material
erheblich geschnitten werden
musste. Am Ende der Sitzung
schlug der vorsitzende Richter
dem Staatsanwalt vor, dass er
eine Kompromisslӧsung finden
kӧnne. Für Tristans Familie, die
für die hohen Pflegekosten
aufkommen muss, wӓre das eine
grosse Erleichterung.
Im Fall von zwei weiteren
Aktivisten gegen Israels
Besatzungsregime kӓmpfen die
Familien nach vielen Jahren
weiter um Gerechtigkeit. Die
Amerikanerin Rachel Corrie wurde
am 16. Mӓrz 2003 von einem
israelischen Bulldozer
überfahren und getӧtet. Weder in
militӓrischen noch
zivilrechtlichen Verfahren gegen
den Fahrer und die
kommandierenden Offiziere wurde
ein Schuldspruch gefӓllt. Bassem
Abu Rahma aus Bil'in wurde im
April 2009 durch einen
Hochgeschwindigkeitstrӓnengaskanister
tӧdlich am Oberkӧrper verletzt,
aber seine Familie hat bisher
vergeblich auch vor israelischen
Zivilgerichten darum gekӓmpft,
dass die Verantwortlichen zur
Verantwortung gezogen werden.
Ni'lin -
Zwei Kühe,
Pferde und ein Esel sterben
infolge von Trӓnengasinhalierung
Zwei Kühe, zwei Pferde und ein
Esel starben an den Folgen der
Trӓnangasinhalierung, nachdem
israelische Soldaten bei der
wӧchentlichen Demonstration in
Ni'lin am 19.Dezember 2014 gegen
die illegale israelische Mauer
und die Siedlungen in der
besetzten Westbank grosse Mengen
von Trӓnengas verschossen.
Wie jeden Freitag seit 2008
marschierten die Bauern von
Ni'lin nach dem Freitagsgebet
zur Annexionsmauer, die den
Zugang zu ihren Feldern und
Olivenbӓumen blockiert. Diese
Woche sandten die Demonstranten
ihre besonderen
Solidaritӓtsgrüsse an Tristan
Anderson und seine Familie.
Tristan Anderson wurde bei einer
Demonstration in Ni'lin im Mӓrz
2009 durch einen
Trӓnengaskanister am Kopf
getroffen und erlitt permanenten
Gehirnschaden. Im Dezember
brachte seine Familie den Fall
vor ein Zivilgericht in
Jerusalem, nachdem die
israelische Armee keinen Grund
fand, die verantwortlichen
Armeemitglieder vor Gericht zu
stellen.
Als der Protest vorbei war,
fuhren israelische Soldaten mit
ihren Jeeps zur Südseite des
Dorfes, wo sie die heimkehrenden
Demonstranten wahllos mit
Trӓnengaskanistern beschossen.
Ein Demonstrant wurde am Bein
getroffen und viele litten unter
dem Trӓnengas. Ein Mann, der den
Protest mit der Kamera
dokumentierte, wurde ebenfalls
durch einen Kanister verletzt,
konnte aber erfolgreich von
Sanitӓtern im Feld behandelt
werden. Nachdem sich die
Trӓnengaswolken hoben, waren die
zwei Kühe und zwei Pferde des
Bauern Ahmed Mousa, 57 Jahre
alt, tot. Die zwei Kühe waren
seine einzige Einkommensquelle,
weil sein Land für ihn durch die
Apartheidmauer unzugӓnglich
wurde. Ein anderer Bauer, Hamdan
Amireh, 66 Jahre alt, verlor
seinen Esel, den er beim
Bearbeiten des Landes einsetzt.
Murad Amireh, der als
Freiwilliger Erste Hilfe bei den
Protesten leistet, erklӓrte
frustriert: Wir sind nicht gut
genug ausgerüstet, um den
Verletzten vor dem Abtransport
ins Krankenhaus zu helfen, noch
um die Tiere zu retten. Der
Mangel an Ausrüstung führt auch
dazu, dass wir nicht so viele
Freiwillige ausbilden kӧnnen,
wie wir eigentlich wollen, um
den Familien und den
Demonstranten bei einer Invasion
der Armee ins Dorf beizustehen.
Am 18. Dezember 2014 war Ni’lin
erneut das Ziel einer
nächtlichen Razzia, einer Taktik
der israelischen Armee, um
Teilnehmer und Organisatoren der
wöchentlichen Proteste gegen die
illegalen israelischen
Siedlungen und Landannexionen in
der besetzten Westbank zu
terrorisieren und festzunehmen.
In den frühen Morgenstunden
fuhren vierzehn Militärjeeps vor
Ahmed Basem Nafis Haus vor,
brachen die Eingangstüre ein und
verhafteten den Zwanzigjährigen
unter Anwendung von Gewalt,
wӓhrend seine Familie hilflos
zusehen musste. Im nächsten Haus
brachten die Soldaten ihre Hunde
mit, um den neunzehnjährigen
Saeed Yahya Nafi festzunehmen.
Sie nahmen seinen Computer mit
und liessen das Haus im Chaos
zurück. Mohammed Abdulrahman
Shahadi, 19, wurde als letzter
festgenommen. Er studierte an
der Birzeit-Universität und
hatte gerade seine
Abschlussprüfungen abgelegt. Bei
der Festnahme wurde jeder der
drei Mӓnner vor den Augen ihrer
Familienmitglieder geschlagen.
Die israelischen Soldaten
transportierten die drei
Dorfbewohner zuerst zu einem Ort
südlich von Ni'lin und dann zu
einem Verhӧrzentrum in Israel.
Die israelische Armee hat im
Zusammenhang mit den Protesten
gegen die Apartheidmauer und die
illegalen Siedlungen Suchbefehle
gegen 36 Bewohner von Ni'lin
ausgestellt. Nach den jüngsten
Festnahmen erhӧht sich die Zahl
der inhaftierten Dorfbewohner
auf 42.
Seit Beginn der Konstruktion der
Apartheidmauer auf dem Land des
Dorfes Ni’lin 2008 bekämpfte die
israelische Armee die
unbewaffneten Proteste der
Dorfbewohner mit Tränengas,
Schockgranaten und scharfer
Munition. Neben den direkten
Angriffen auf Demonstranten
führte die israelische Armee
drei grosse Verhaftungswellen im
Dorf durch und verurteilte
prominente Mitglieder des
Bürgerkomitees wegen der Planung
von Protesten gegen die Mauer zu
Gefängnisstrafen.
Von August 2008 bis Anfang
Dezember 2008 wurden mehr als
157 Menschen in Ni’lin in
nächtlichen Armeerazzien
festgenommen; zwischen Mai 2009
und August 2009 wurden 123
Menschen festgenommen; zwischen
Januar 2010 und Juli 2010 wurden
45 Menschen verhaftet. Während
dieser Kampagne nahmen
israelische Besatzungssoldaten
drei Mitglieder des örtlichen
Bügerkomitees fest: Ibrahim
Amireh, Zaydoon Srour und Hassan
Mousa wurden wegen der
Organisation von friedlichen
Protesten gegen die Besatzung zu
einem Jahr Gefängnis und 9000
Schekel Geldstrafe verurteilt.
Two cows, two horses and one
donkey died from tear gas
suffocation, 24. Dezember 2014;http://www.nilin-village.org/
http://www.nilin-village.org/2014/12/18/three-arrested-in-nilin-during-todays-israeli-mid-night-invasion/
http://www.nilin-village.org/2011/06/24/ni%e2%80%99lin-demonstrates-against-the-apartheid-wall-24-06-2011/
(Zusammengefasst und übersetzt
von M.Lauer)
Nabi Saleh:
Drei Palӓstinenser durch scharfe
Munition verletzt
- 22. 110. 2014
Die israelische
Armee verletzte drei Palӓstinenser,
die an der wӧchentlichen
Freitagsdemonstration im
Westbankdorf Nabi Saleh
teilnahmen. Die Soldaten
feuerten .22 Kaliber
Metallkugeln auf die
Demonstranten, scharfe Munition,
die zahlreiche Palӓstinenser
verletzt und getӧtet hat, auch
wenn Israel weiterhin sagt, dass
diese Munition "nicht so tӧdlich"
ist und der Einsatz zur
Kontrolle von Demonstranten
verboten ist.
Zwischen 40 und
50 Palӓstinenser,
Israelis, internationale
Aktivisten und Journalisten
begannen am vergangenen Freitag,
dem 21. November 2014, nach dem
Mittagsgebet die wӧchentliche
Demonstration gegen die
israelische Besetzung und
Kolonisierung der Westbank. Im
Fall von Nabi Saleh marschieren
die Demonstranten in Richtung
einer Quelle, die 2008/2009 von
den rechtsradikalen Siedlern der
benachbarten illegalen Kolonie
Halamish illegal in Besitz
genommen wurde. Der Weg führt
einen steilen Hügel vom Dorf
hinunter ins Tal, wo zwei
israelische Armeejeeps und ein
Jeep der Grenzpolizei
bereitstanden, um den
Protestmarsch zu blockieren.
Einige Jugendliche warfen Steine
in Richtung der Jeeps und die
israelischen Soldaten und
Grenzpolizisten feuerten
Trӓnengaskanister und
Plastikstahlgeschosse auf die
Demonstranten. Nach einer Weile
griffen die Soldaten zu ihren
Gewehren und beschossen einige
der Teilnehmer mit .22 Kaliber
Kugeln: Zwei 17-jӓhrige Palӓstinenser
wurden getoffen, als sie mit
Steinen warfen, einer an der
Hüfte, der andere an Hand und
Fuss. Ein Soldat feuerte auf
einen Jungen, als er neben der
Strasse den Hügel hoch rannte.
Für Freunde und
die Familie der
ӧrtlichen Organisatoren der
Proteste endete der Protest mit
einem grossen Schock: Nariman
Tamimi, 38 Jahre und Veteranin
der Proteste in Nabi Saleh,
wurde aus kurzer Distanz von
einem Soldaten angeschossen und
durch eine .22 Kaliber Kugel in
der Hüfte verletzt. Die Soldaten
fuhren dann in ihren Jeeps davon
und liessen die verwundete Frau
auf der Strasse liegen. Frau
Tamimi wurde ins Krankenhaus
geliefert und musste operiert
werden. Nariman Tamimi ist mit
Bassem Tamimi verheiratet, der
aufgrund seiner politischen
Tӓtigkeit und wegen der
Organisation der Proteste in
Nabi Saleh mehrfach im Gefӓngnis
war.
Nach einem
Bericht der israelischen
Menschenrechtsorganisation
B'Tselem vom Januar 2013 wurden
seit 2005 10 Palӓstinenser
durch den Einsatz von angeblich
nicht tӧdlichen Mitteln der
Mengenkontrolle in der besetzten
Westbank getӧtet. Sechs wurden
durch gummi-ummantelte
Metallkugeln getӧtet, zwei durch
Hochgeschwindigkeits-Trӓnengasgranaten
und zwei durch Plastikkugeln
[rubber pellet]. 45
Palӓstinenser wurden in diesem
Zeitraum durch scharfe Munition
getӧtet. Die Gruppe sagte, dass
Trӓnengaskanister oft direkt auf
Demonstranten gefeuert wurden.
Plastikmetallgeschosse wurden
oft aus kurzer Distanz
abgefeuert, was zu schweren oder
tӧdlichen Verletzungen führen
kann, oder auf Minderjӓhrige
oder Beistehende, die nicht am
Protest beteiligt waren.
B'Tselem forderte auch, dass
Plastikstahlkugeln und scharfe
Munition nur in Lebensgefahr
benutzt werden sollten.
.22 Kaliber
Partonen wurden nach dem Bericht
von B'Tselem zur Kontrolle der
Demonstrationen in der Westbank
benutzt. In Reaktion auf den
Bericht von B'Tselem zitierte
Haaretz in einem Artikel vom
Januar 2013 eine anonyme Quelle
von der israelischen Armee, dass
die Rugerkugeln - .22 Kaliber
Kugeln für Kleinkalibergewehre-
nur in Situationen eingesetzt
werden dürfen, in denen das
Leben eines Soldaten gefӓhrdet
ist, als weniger gefӓhrliche
Alternative zu scharfer
Munition, und dann nur auf die
Beine der Demonstranten.
Nach
Informationen der israelischen
Armee wurden diese Kugeln
jahrelang von Scharfschützen
eingesetzt, bis klar wurde, dass
sie erheblichen Schaden
anrichteten, so Haaretz.Wӓhrend
der zweiten Intifada, seit 2001,
verbot die Armee den Einsatz der
Rugergewehre und Kugeln mit
Ausnahme von Situationen, in
denen der Einsatz von scharfer
Munition berechtigt war. Obwohl
diese Verbot nie aufgehoben
wurde, berichtete B'Tselem, dass
die israelische Besatzungsarmee
Ende 2008 die Rugergewehre gegen
Demonstranten einsetzte. Zwei
Palӓstinenser wurden durch eine
.22 Kaliber Kugel getӧtet, in Al
Khalil/Hebron im Februar 2009
und in Ni'lin im Juni 2009
[siehe Bericht über den
Freitagsprotest in Ni'lin]. Auf
Anfrage von B'Tselem versicherte
die israelische Armee damals,
dass diese Munition nicht zur
Mengenkontrolle eingesetzt
werde. Im Dezember 2010 wurde
klar, dass die israelische Armee
ihre offizielle Politik nicht in
die Praxis umsetzte: Bei den
Verhandlungen vor einem
israelischen Militӓrgericht im
Verfahren gegen einen
Organisator der wӧchentlichen
Proteste im Dorf Bil'in,
Abdallah Abu Rahmah, legte die
israelische Armee einen Bericht
über die Kosten für das gegen
die Demonstranten eingesetzte
Waffenarsenal vor, darunter eine
Rechnung von 1,3 Millionen
Schekel für Rugerkugeln von
August 2008 bis Dezember 2009,
abgeschossen in den Westbankdӧrfern
Bil’in und Ni’lin. Als die
Verteidigung daraufhinwies, dass
der Einsatz des Gewehres gegen
Demonstranten vom Generalanwalt
der Armee verboten wurde,
sagte der militärische Experte
der Anklage, Major Igor Musayev,
dass ihm dies nicht bekannt sei.
Die Armee leitete eine
Untersuchung gegen Musayev ein,
der dann die Armee verliess.
Ni'lin:
Israelische
Armee
testet neue Taktiken gegen
Proteste -
Ni'lins
Freitagsproteste beginnen nach
dem Freitagsgebet unter den
Olivenbӓumen
am Rand des Dorfes und führen
zur israelischen Annexionsmauer,
die Ni'lins Bauern von ihren
Feldern und Olivenbӓumen trennt.
Seit 2008 werden die Proteste
gegen die fortgesetzte
israelische Kolonisierung der
besetzten Westbank jede Woche
durchgeführt. Am 22. November
richteten sich die Botschaften
der Demonstranten gegen die
intensivierte israelische
Repression in Jerusalem und
drückten die Solidaritӓt der
Bewohner Ni'lins mit den
Palӓstinensern aus, die um die
Al Aqsa Moschee kӓmpfen.
Aber die
Situation in Ni'lin hat sich
seit Juni verschlechtert: Bevor
die Protestteilnehmer die
Annexionsmauer erreichen kӧnnen,
greifen israelische Soldaten die
Demonstranten mit Trӓnengas und
Plastikstahlkugeln an; die
Gaskanister werden oft direkt
auf die Menschen abgefeuert. Die
Soldaten versuchen, die
Demonstranten schon in Dorfnӓhe
abzufangen und jagen
Protestteilnehmer mit Jeeps.
Eine weitere Taktik ist der
Einsatz von Scharfschützen, die
Demonstranten in die Beine
schiessen, damit die Soldaten
sie leichter festnehmen kӧnnen.
Zuerst bemerkten die
Dorfbewohner nur einen
Scharfschützen, aber inzwischen
hat sich die Zahl auf drei
erhӧht. Die Erfolgsrate der
israelischen Besatzungsarmee für
diese Manӧver ist trotzdem nicht
sehr hoch: Bisher wurden 13
Menschen am Bein verletzt, aber
nur ein Demonstrant wurde
festgenommen. Die Organisatoren
der Proteste sagen, dass Ni'lin
ein Laboratorium für
militӓrische Taktiken ist, die
die Solidaritӓt der Dorfbewohner
testet und die
Protestaktivitӓten entmutigen
soll. Wenn sich die
Aufmerksamkeit der Welt auf die
friedliche Widerstandsbewegung
in der Westbank reduziert,
verschӓrft
die israelische Armee ihre
Unterdrückung der Proteste.
Die israelischen
Streitkrӓfte
haben mehr als 40 Demonstranten
in Ni'lin mit scharfer Munition
verletzt. Elf mit 5,56 Kaliber
Kugeln und mehr als 29 mit o.22
Kaliber Kugeln.
Seit Mai 2008
wurden fünf Einwohner Ni’ilins
durch den Einsatz von scharfer
Munition getötet. Der
amerikanischer Aktivist Tristan
Anderson wurde 2009 schwer
verletzt und erlitt eine
permanenten Gehirnverletzung.
Saeed Ibrahim aus Ni'lin, dessen
Vater im Juli 2010 wegen der
Organisation der friedlichen
Proteste in Ni'lin zu einer
11-monatigen Gefӓngnisstrafe
verurteilt wurde, gedachte der
fünf getӧteten Mitbewohner aus
dem Dorf: " Am zweiten Tag des
Angriffs auf Gaza im Dezember
2008 hielten die Einwohner von
Ni’lin eine Demonstration am
Checkpoint vor dem Dorf ab, die
vom Bürgerkomitee Nil’in gegen
die Annexionsmauer organisiert
wurde. Solidarität mit Gaza ist
nicht akzeptabel und so
setzten die israelischen
Streitkräfte scharfe Munition
ein und feuerten mehrere Runden
auf die jungen Männer. Arafat
Ratib Khawaja, 22, erhielt eine
Kugel in den Rücken. Mohammad
Khawaja, 18, wurde in den Kopf
geschossen, über dem rechten
Auge, und Mohammed Srour
wurde am Bein getroffen. Arafat
starb am gleichen Tag und
Mohammed lag drei Tage im Koma,
bis er in den ersten Stunden des
neuen Jahres verstarb.
Die israelischen
Besatzungskräfte weigerten sich,
die Ambulanz ins Dorf zu lassen.
Wir trugen Mohammed und Arafat
zu einem Lastwagen, inmitten der
Tränengassalven der Soldaten und
es kam uns wie eine Ewigkeit
vor, bis die Soldaten endlich
dem Roten Halbmond arlaubten,
Mohammed und Arafat ins
Krankenhaus zu transportieren.
Wir hatten zwei
weitere Söhne von Ni’lin in den
Protesten gegen die in Gaza
begonnenen Untaten verloren.
Zwei hatten wir
schon zu Beginn des Sommers
verloren: Ahmed Mousa, zehn
Jahre alt, wurde am 29. Juli
2008 mit scharfer Munition
erschossen. Er hatte mit seinen
Freunden auf unserem Dorfland
gespielt und ein Soldat erschoss
ihn aus nächster Nähe. Bei
seiner Beerdigung am nächsten
Tag wurde Yousef Amira, der 17
Jahre war, eine gummiummantelten
Stahlkugel an den Kopf
geschossen und er starb drei
Tage später in einem Krankenhaus
in Ramallah.
Die israelische
Armee versuchte unsere
unbewaffneten Demonstrationen
mit extremer Gewalt zu beenden.
Ni’lin verbleiben noch 7000
Dunam (2800 Hektar) [Land], 30%
der ursprünglichen Grösse.
Illegale israelische Siedlungen
wurden gebaut, wo seit
Menschengedenken unsere
Olivenhaine standen. Wir wurden
unserer Existenzgrundlage
beraubt, während Israel mehr und
mehr Land unter dem Vorwand der
Sicherheit konfiszierte. Eine
Strasse wurde mitten durch das
Dorf gebaut, um die Siedlungen
mit Israel selbst zu verbinden.
...Im Frühling des Jahres 2009
feuerte ein Soldate eine 0.22
Kaliber Kugel auf Aqil Srour,
als er einem verwundeten Jungen
aus dem Dorf helfen wollte. Aqil
wurde in der Brust getroffen und
starb. Seine Frau erwartete
damals gerade ein weiteres Kind.
Der Tod von Aqil schockierte
mich mehr als die anderen. Ich
begegnete ihm, als ich für die
Teilnahme an einer Demonstration
inhaftiert wurde. Wӓhrend
meiner Zeit im Gefӓngnis gab er
acht auf mich und half mir.Wir
wurden gute Freunde."
Bil'in:
Protest
gegen das gewaltsame
israelische Vorgehen in
Jerusalem
Der
palӓstinensische Fotograf
Haitham al Khateeb [Sein erstes
Buch mit Fotografien "Palestine-
Children of Bil'in" wird bald
herauskommen; siehe seine
Facebookseite] wurde am
vergangenen Freitag durch einen
Tränengaskanister am Bein
verletzt, als israelische
Soldaten die wöchentliche
Demonstration in Bil'in gegen
Israels Annexionsmauer und die
illegalen jüdischen Siedlungen
massiv mit Tränengas beschossen.
Die Demonstranten im
Westbankdorf nahe der zentralen
Stadt Ramallah protestierten
gegen die Schliessung der Al
Aqsa Moschee in Jerusalem (der
ersten Schliessung seit 1967),
und das gewaltsame Vorgehen der
israelischen Sicherheitskräfte
gegen die palӓstinensische
Bevӧlkerung in Jerusalem,
berichtete IMEMC. Dorfbewohner
sagen, dass die israelische
Armee schon vor dem Beginn des
von Seiten der Demonstranten
gewaltfreien Marsches ankam und
bis zu 100 Trӓnengaskanister auf
die Demonstranten verschoss.
Schallgranaten und
Gummi-ummantelte Stahlkugeln
folgten. Eine Delegation aus
Frankreich war zu Besuch in
Bil'in und nahm am Protest teil.
Die israelische Armee
marschierte am Wochenende nachts
im Dorf ein, und die Soldaten
beschossen von zwei Uhr nachts
bis sechs Uhr morgens jeden
Dorfbewohner, der sein Haus
verlassen wollte. Haitham hat
ein Foto von einem Armeejeep auf
seiner Facebookseite, der in
einem grossen Loch in der
Strasse steckengeblieben ist.
Die Soldaten müssen
unverrichteter Dinge abziehen
und einige Molotowcocktails
setzen dieses Symbol der
Besetzung in Brand.
Die dritte
African Heritage Delegation mit
Aktivisten aus den USA, die
Organisationen gegen Rassismus
und Diskriminierung vertreten,
besuchte Bil'in am 1. November
2014. Ajamu Baraka, Mitgründer
des US Human Rights Network und
Autor für den Black Agenda
Report sagte: " Es ist deutlich,
dass die Besetzung ihre Seele
und ihre Gedanken belastet. Sie
verschlingt alles, die ganzen
Erfahrungen in diesem Raum dort.
Und trotzdem, unter dem Gewicht
der Unterdrückung, haben sie
Wege gefunden - mussten sie Wege
finden- um ein bisschen Humor
mit einzubringen. Und sie
machten Witze darüber, was
zwischen ihnen und den Soldaten
geschah; und ich habe bei mir
gedacht, solange diese Leute
existieren, wird es den
Widerstand geben." Baraka
erinnerte an die Festnahme und
kürzliche Verurteilung der
palӓstinensischen Amerikanerin
Rasmea Odeh, einer bekannten
Aktivistin, die zusammen mit
Bil'in ein Symbol des globalen
Freiheitskampf ist. Der
friedliche Widerstand in der
Westbank und in den USA muss mit
kontinuierlichen Strafmassnahmen
durch die entsprechenden
Regierungen rechnen. Als sich
die von den Inter-Faith
Peacebuilders organisierte
Gruppe zusammen mit Iyad Burnat
der Mauer nӓherte, wurden sie
von den Soldaten mit Trӓnengas
beschossen, obwohl kein Protest
stattfand.
Aus Protest gegen
die Schliessung der Al Aqsa
Moschee in Jerusalem legten
palӓstinensische und
auslӓndische Aktivisten am
vergangenen Freitag morgen zwei
improvisierte Leiterbrücken, um
die illegale israelische Mauer
von Qalandiya nach Jerusalem zu
überqueren. Sie zerschnitten
auch den Stacheldraht an der
Mauer. Die "Popular Resistance
Against the Wall" sagte:
"Moslems und Christen wird der
Zugang zu ihren Moscheen und
Kirchen blockiert." Als die
Aktivisten Siedlerstrassen in
der besetzten Westbank
blockierten, wurden sie von der
israelischen Armee mit Trӓnengas
und Plastikstahlkugeln
vertrieben.
Am Freitag, den
14. November konnten tausende
von Palӓstinensern zum ersten
Mal seit Monaten in der Al-Aqsa
Moschee beten, nachdem Israel
die Altersbeschrӓngungen aufhob,
die die Mehrheit der Glӓubingen
monatelang fernhielt und zu
schweren Spannungen in Jerusalem
führten, berichtete Ma'an.
Einige der bis zu 40 000
Glӓubingen berichteten Ma'an,
dass sie nach dem Gebet
Strafzettel und Geldstrafen von
26 bis zu 66 Dollar erhielten.
Dutzende von
Frauen, die am Freitagsgebet in
der Al-Aqsa Moschee teilnehmen
wollten, mussten in den engen,
schmutzigen Strassen um die
Moschee beten. Sie wurden an den
Armeecheckpunkten um die Moschee
zurückgewiesen, weil sie ihre
von Israel ausgestellten
Ausweise nicht abgeben wollten.
Die Frauen erklӓrten, dass die
konfiszierten Ausweise oft
tagelang, manchmal sogar
wochenlang nicht zurückgegeben
werden. Sie kӧnnen dann nicht
mehr die Armeekontrollpunkte
passieren und reisen, weder zu
den Dӧrfern in der nӓchsten
Umgebund noch zur israelischen
Armeebasis, wo ihre Ausweise
deponiert sind. Zusӓtzlich
werden die Frauen oft
unangenehmen Verhӧren
ausgesetzt, bevor sie ihre
Ausweise zurückerhalten,
berichtete IMEMC. Die Moschee
wurde nach dem Freitagsgebet
geschlossen und am Samstag
konnten israelische Siedler das
Terrain der Moschee stürmen.
Ein 11-jӓhriger
palӓstinensischer Junge wurde am
vergangenen Donnerstag von
israelischen Soldaten im
Jerusalemer Ortsteil Issawiya
angeschossen und schwer im
Gesicht verletzt. Sein Vater
Samer Mahmoud sagte dem Middle
East Monitor, dass sein Sohn
einkaufen ging und nicht an den
Protesten und Zusammenstӧssen
teilnahm, die gleichzeitig im
Dorf stattfanden. Saleh Mahmoud
muss mehrfach operiert werden,
um seine Schӓdelfrakturen zu
reparieren. Die Ӓrzte im Hadasa
Krankenhaus in Jerusalem sagten
dem Vater, dass sein Sohn nie
wieder sehen wird.
Zwei neue Videos
aus Ostjerusalem zeigen einen
israelischen Polizeiwagen, den
"Skunk" oder das Stinktier
genannt, der von Palӓstinensern
bewohnte Ortschaften der Stadt
mit einer übelriechenden, schwer
zu entfernenden Flüssigkeit
besprüht. Der Geruch war so
schlimm, dass 4500 Schüler zu
Hause bleiben mussten. Das
"Stinktier" wird von der
israelischen Armee bei
Demonstrationen eingesetzt, vor
allem gegen die wӧchentlichen
Freitagsproteste in der
besetzten Westbank. Hӓuser und
Gӓrten in Dӧrfern des
friedlichen Widerstandes, wie
Nabi Saleh und Bil'in, werden
oft als Form der
Kollektivestrafe eingesprüht. In
den Videos von der vergangenen
Woche ist zu sehen, dass der
Skunk in palӓstinensischen
Nachbarschaften ankommt, wo
keinerlei Zeichen eines
Protestes oder Zusammenstosses
zu sehen sind. Wenn der Wagen
seine stinkende Ladung versprüht
hat, sind Schulen, Hӓuser und
Strassen verseucht. Im August
hatte die
Association for Civil Rights in
Israel (ACRI) bereits
eine Klage gegen diesen Einsatz
des Skunk bei der Polizei
eingereicht.
Schuldspruch für Abdallah
Abu Rahma aus Bil'in vor
israelischem Militӓrgericht
Abdalla Abu
Rahma, den die EU aufgrund
seiner Mitarbeit im friedlichen
Widerstand gegen die israelische
Besatzung in der besetzten
Westbank zum Verteidiger der
Menschenrechte erklӓrte, wurde
in der vergangenen Woche von
einem israelischen
Militӓrgericht schuldig
befunden, dass er einen
israelischen Soldaten bei der
Ausübung seines Dienst gestӧrt
habe. Im Mai 2012 versuchte
Abdallah Abu Rahma, bei einer
Demonstration im Westbankort
Beitunia einen Traktor bei der
Errichtung eines Zaunes zu
hindern.
"Das
Demonstrieren gegen die
Besatzung kann kein kriminelles
Vergehen sein. Der Schuldspruch
gegen Abdallah zeigt lediglich,
dass die [israelischen]
Armeegerichte ein Werkzeug
zur Aufrechterhaltung der
Besatzung sind," kommentierte
seine Verteidigerin Gaby Lasky
im Gesprӓch mit der
Internationalen
Solidaritӓtsbewegung [ISM -
Internationale
Solidaritӓtsbewegung]. Abdallah
Abu Rahma sprach mit der ISM
über seine jüngste Verurteilung:
"Gestern entschied das
Militӓrgericht, dass ich
schuldig bin, und zeigte damit
wieder einmal, dass sie auf der
Seite der Besatzung stehen, und
nicht auf der Seite der Wahrheit
und Gerechtigkeit."
"Am 13. Mai 2012
wurde ich wӓhrend einer
Demonstration zur Erinnerung an
die Nakba und in Solidaritӓt mit
den Gefangenen, von denen sich
viele im Hungerstreik befanden,
vor dem Militӓrgefӓngnis Ofer
festgenommen. Ein Jahr zuvor war
ich 16 Monate lang in Ofer
inhaftiert, wegen meiner Rolle
in den gewaltlosen
Demonstrationen in meinem Dorf
Bil'in gegen die Apartheidmauer
und die Siedlungen, die auf
unserem Land gebaut wurden.
Als ich dieses
Mal (am 13. Mai 2012)
festgenommen wurde, wurde ich
einige Stunden festgehalten und
gegen Kaution freigelassen. Ich
musste erst Anfang 2013 vor
Gericht gehen, nach dem Erfolg
der Bürgerkomitees beim
Errichten der palӓstinensischen
Protestzeltdӧrfer Bab Al Shams
und Bab Al Manatir." Das
Militӓrgericht will am 1.
Dezember 2014 sein Urteil
bekannt geben. Abdallah Abu
Rahma wurde im Mӓrz 2011 nach
Absitzen seiner Gefӓngnisstrafe
für die Organisation von
gewaltlosen Protesten auf
Bewӓhrung freigelassen: Ihm
droht automatisch ein Haftstrafe
von vier Monaten, sollte er in
den folgenden fünf Jahren von
einem Armeegericht schuldig
gesprochen werden.
Abdallah Abu
Rahmah koordiniert das
Bürgerkomitee in Bil'in, das im
Januar 2005 mit dem Organisieren
von Demonstrationen der
Bevӧlkerung gegen die
Apartheidmauer und die illegalen
israelischen Siedlungen in der
Westbank begann.
Nach dem
ursprünglichen Plan der
israelischen Armee hӓtte die
Apartheidmauer das Dorf von 50%
seines Landes getrennt. Der
fortgesetzte Widerstand des
Dorfes, in Form von
wӧchentlichen Protesten, von
Sit-ins, Konferenzen und
Petitionen vor dem Obersten
Israelischen Gericht, konnte
eine Verӓnderung der Route der
Mauer erzwingen. Nach der
Verlegung der Route annektierte
die Mauer 25% des Dorflandes von
Bil'in für die benachbarte
illegale Siedlungskolonie Modiin
Elite. Seit die Proteste in
Bil'in vor 9 Jahren begannen,
wurden hunderte von Teilnehmern
durch die israelischen
Streitkrӓfte festgenommen
und verletzt. 2009 wurde Bassem
Abu Rahma aus Bil'in wӓhrend
eines Freitagsprotestes von
einem
Hochgeschindigkeits-Trӓnengaszylinder
direkt auf dem Oberkӧrper
getroffen und starb wenige
Minuten spӓter an seinen
Verletzungen. Zwei Jahre spӓter
starb seine Schwester Jawaher
Abu Rahma, nachdem sie an der
Demonstration am Vortag grossen
Mengen an Trӓnengas inhaliert
hatte, das von der israelischen
Armee in grossen Mengen gegen
die unbewaffneten Demonstranten
eingesetzt wird.
Für weitere Informationen wenden
Sie sich an:
Abdallah Abu Rahmah:
+972-5991-07069
Gabi Lasky: +972-5444-18988
Material:
Brief der EU, in dem Abdallah
Abu Rahma zum
Menschenrehctsverteidiger
erklӓrt wird:
Info zur Errichtung der
Zeltdӧrfer Bab Al Shams und Bab
Al Manatir, die im Protest gegen
die fortgesetzte israelische
Besatzung und Errichtung von
illegalen Siedlungen in der
besetzten Westbank organisiert
wurden:
Palestinian convicted for
‘interfering’ with Israeli army
work JERUSALEM (AFP) , 21.
Okotber 2014;
http://news.yahoo.com/palestinian-convicted-interfering-israeli-army-135453080.html
"Unser
Ziel ist die
Freiheit"
Interview mit Iyad Burnat aus
Bil'in
Teil 1 Teil
2
Douglas Kerr von den Interfaith
Peace Builders sprach mit Iyad
Burnat über den Aufbau des
gewaltlosen Widerstandes im
Westbankdorf Bil'in. Bil'ins
kreative Proteste gegen die
israelischen Landkonfiszierungen
beim Bau der Mauerin der
bestezten Westbank und im Zuge
der Ausweitung der illegalen
israelischen Siedlungen wurden
weltweit bekannt und von der
israelischen Besatzungsmacht
brutal unterdrückt. Iyad Burnat
sagt, dass Bil'ins Proteste den
Menschen weltweit demonstrieren
sollten, dass die israelische
Mauer keine
"Sicherheitsbarierre" ist,
sondern ein Mittel der Annexion
von Land und Wasser, ein Symbol
der Verweigerung des Friedens.
KERR:
Wie begann der gewaltlose
Widerstand der Bevӧlkerung in
Bil'in?
BURNAT:
Vor neune Jahren, Im Dezember
2004 begannen wir mit dem
gewaltlosen Widerstand, als die
israelischen Bulldozer mit der
Zerstӧrung des Landes, der
Olivenbӓume der Bauern begannen.
Die ganze Bevӧlkerung kam ohne
jede Organisation nach draussen,
um die Bulldozer von der
Zerstӧrung ihres Landes
abzuhalten. Bil'in ist ein
kleines Dorf, 1900 Menschen
leben in Bil'in. Bil'ins Land
umfasst 4000 Dunum ( 4
Quadratkilometer). Davon hat die
israelische Regierung 2300 Dunum
konfisziert. Auf diesem Land
stehen zahlreiche Olivenbӓume.
Das ist das Leben der Bauern und
die meisten Dorfbewohner sind
Bauern. Diese Land ist ihr
Leben. Wir begannen unseren
gewaltlosen Kampf in Bil'in. als
wir sahen, wie diese Bulldozer
die Olivenbӓume zerstӧrten, und
wir haben ihn fortgesetzt.
Wӓhrend dieser
Zeit, vom
Dezember bis zum Februar 2005
fand jeden Tag eine
Demonstration statt.
Also organisierten wir uns und
wir bildeten das Bürgerkomitee
[popular committee] im Dorf um
diese Leute, die Bauern, bei
diesen Aktionen und
Demonstrationen anzuführen. Als
die Menschen sahen, was ihrem
Land und Leben zugefügt wurde,
wollten sie nach draussen kommen
und gegen diese Bulldozer
marschieren. Von 2005 an
begannen wir mit den
wӧchentlichen Demonstrationen.
Wir beschlossen, unsere
Demonstrationen am Freitag nach
dem Gebet abzuhalten. Viele
Menschen nehmen an diesen
Demonstrationen teil, es ist
wichtig, dass man, wenn man
diese Aktionen aufbauen will,
den Menschen Hoffnung gibt, um
diese Mӓrsche fortzusetzen. Seit
neun Jahren und bis heute haben
wir eine wӧchentliche
Demonstration in Bil'in und die
Menschen machen weiter. Jede
Woche haben wir Aktivisten von
der internationalen
Solidaritӓtsbewegung
[International Solidarity
Movement] und aus Israel, die zu
uns kommen und an unseren
Aktionen teilnehmen.
KERR:
Welche Ziele hat dieser
Widerstand der Bevӧlkerung?
BURNAT:
Als erstes haben wir einfache
Menschen im Dorf, Bauern. Sie
wollen ihr Land haben, ihr Leben
haben, weil man keine Arbeit
mehr hat, wenn man das Land des
Bauern zerstӧrt. Die Menschen
haben sich um das Land
gekümmert, und Sie wissen, dass
Bil'in wie die anderen Dӧrfer
und Stӓdte in Palӓstina ist; es
ist seit 1967 besetzt. Es gab
schon früher den Widerstand
gegen die Besatzung, und viele
Dӧrfer haben vor Bil'in
Widerstand gegen die Mauer
geleistet (also die
"Trennbarriere", teile hohe
Betonmauer, teils elektrischer
Klingendraht). Das andere Ziel
ist unser Widerstand gegen die
Mauer. Man will keine Mauer
sehen, wenn wir von Frieden,
Gerechtigkeit und
Gleichberechtigung sprechen. Wir
müssen gegen diese Mauer sein,
weil diese Mauer diese Dinge
getӧtet hat. Man spricht nicht
von Frieden und baut dann eine
Mauer zwischen sich und den
anderen Menschen, zwischen den
Menschen und ihrem Land. Das
hatte Konsequenzen für die
Menschen. Unser Ziel, wofür wir
seit langem in Palӓstina kӓmpfen
und gegen die israelische
Besatzung, ist unsere Freiheit.
Sie wissen, dass die Israelis
und ihre Propaganda von der
Sicherheitsmauer sprechen. Die
Meschen glauben das nicht.
Unsere Botschaft, die wir an
alle Menschen in der Welt senden
wollen, sagt, dass dies nicht
eine Sicherheitsmauer ist, wie
Israel sagt. Es geht darum, dass
mehr Land konfisziert wird, mehr
Siedlungen gebaut werden, das
Wasser der Palӓstinenser
gestohlen wird und dass alle
Palӓstinenser in ein Gefӓngnis
gesteckt werden. Das ist unsere
anfӓngliches Ziel, dass die
Menschen mehr über diese Mauer
nachdenken, warum [die Israelis]
diese Mauer gebaut haben. Es
geht nicht nur um das Land und
die Oliven. Das Anfangsziel
wurde grӧsser, als die Menschen
die Mauer und diese Besatzung
immer besser verstanden.
KERR: Also
konzentrierte sich der
Widerstand zuerst auf Bil'ins
Land und dann allgemein auf die
Mauer?
BURNAT:
Ja
KERR:
Sie haben das eine lange Zeit
gemacht; was hӓlt die Bewegung
so lange aktiv?
BURNAT:
Sehen Sie, das ist wichtig! Beim
gewaltlosen Widerstand ist es
wichtig, dass man ihn fortsetzt.
Wenn man zwei oder drei oder
vier Monate lang demonstriert,
weiss niemand davon. Also muss
man weitermachen. Und das ist
unser Erfolg im Dorf Bil'in,
dass wir Leute haben, die immer
weitermachen, jede Woche. Das
Bürgerkomitee und die Leute, die
die Aktionen und Demonstrationen
leiten, haben den Menschen
gezeigt, wie man weitermacht.
Sie haben sich mit den Menschen
wӧchentlich getroffen, um mit
den Menschen eine gute Beziehung
zu haben. Weil wir wollten, dass
die Leute jede Woche, jeden
Freitag weitermachen.
Weitermachen ist wichtig, um
Erfolg zu haben. Die Menschen
haben immer Hoffnung, jede Woche
haben sie Hoffnung, haben sie
ihre Aktion, marschieren zur
Mauer, um ihre Freiheit nӓchste
Woche zu erreichen, also machen
sie weiter. Wenn nicht diese
Woche, so werden wir die
Freiheit nӓchste Woche gewinnen.
So denken die Leute und deshalb
setzten sie sich ein.
KERR:
Welche Aktionen und
Demonstrationen waren Ihrer
Meinung nach erfolgreicher und
warum waren sie erfolgreich?
BURNAT:
Demonstrationen gab es in vielen
Dӧrfern vor Bil'in. In Salfit,
Jayyous, Budrus, in Bido, in
vielen Orten. Die Israelis haben
sich nicht darum gekümmert, die
Medien haben sich nicht um diese
Demonstrationen gekümmert, weil
es immer das gleiche Foto für
die Medien ergab. Wir wollten
nicht jedesmal das Gleiche
haben. Wir beschlossen in
Bil'in, dass wir etwas Neues
machen müssen, um die Medien,
die Internationalen, die
israelischen Aktivisten, die
Menschen zur Teilnahme zu
bewegen, zum Mitmachen, um mehr
in den Medien zu sein. Wir
hatten direkte Aktionen,
kreative Ideen, die wir bei
unseren Protesten einsetzten
Jedes Mal, wenn wir ein Treffen
hatten und wir beschlossen, was
wir machen wollten, sahen wir
uns die Lage im Umland an, in
Palӓstina und draussen, und
machten dazu eine Botschaft, so
dass wir mehr Menschen über den
Widerstand in Bil'in informieren
konnten, und über das Ziel im
Bezug auf die Mauer und die
Besetzung, weil die meisten
Leute nichts davon wussten. Als
wir uns zum Beispiel vor den
Bulldozern in einem Kӓfig
einsperrten, geschah dies zum
ersten Mal und war für die
Medien ein neues Foto. Wir
sandten den Medien eine
Einladung, um zu kommen und zu
sehen, was wir vorhatten und
alle Medien kamen, die
internationalen Medien, die
israelischen Medien und die
palӓstinensischen Medien. Alle
Nachrichtenorganisationen
berichteten über diese Aktion.
So begann es. Danach riefen die
Medien uns jedes Mal an und
fragten, was wir vorhatten.
Jetzt rufen sie uns an, und
nicht wir sie.
Was war als Nӓchstes zu
bedenken? Es konnte nicht an
einem Freitag sein, weil man es
nicht mit vielen Leuten am
Nachmittag machen konnte. Die
israelische Armee würde davon
wissen, also würden sie uns
anhalten, bevor wir dort
ankamen. Also fanden diese neuen
Aktionen am frühen Morgen statt,
bevor die Bulldozer zur Arbeit
kamen, und mit einer kleinen
Gruppe von Teilnehmern. Wir
machten sie nicht vorher auf dem
Internet oder in den Medien
bekannt. Wir riefen einfach die
Nachrichtenorganisationen an.
"Wir haben eine neue Sache in
diesem Gebiet um sechs Uhr
morgens; ihr kӧnnt kommen und
sehen, was es Neues gibt." Das
war die beste Sache, um die
Medien zum Kommen zu bewegen und
um zu sehen, was wir vorhatten.
(Fortsetzung folgt)
Iyad Burnat,
der Vorsitzende des
Bürgerkomitees Bil'in, wurde von
Douglas Kerr von den Interfaith
Peace Builders interviewt,
zuerst im Dezember 2012 in
Cleveland, Ohio, USA und dann im
Juni 2014 im Westbankort Bil'in.
Im Interview mit Douglas Kerr
beschreibt Iyad Burnat, wie
Aktivisten im Dorf Bil'in
verschiedene Strategien
entwickeln, um den gewaltlosen
Widerstand gegen Israels
Landannexionen in der besetzten
Westbank aufzubauen. U.a.
greifen die bis heute
fortgesetzten wӧchentlichen
Proteste in Bil'in aktuelle
Themen in der Politik und Kultur
auf, um die Missachtung der
Rechte der Palӓstinenser zu
illustieren und weltweite
Solidaritӓt für Palӓstina zu
gewinnen. Am 27. Juni 2014
trugen Bil'ins Demonstranten aus
Anlass der
Fussballweltmeisterschaft die
Fahne von Algerien. Wie der
Sportreporter Maher Mezahi
schreibt, zeigen die Fans des
algerischen Fussballteams oft
die Fahnen von Palӓstina und der
besetzten Westsahara, weil
Algerien eine brutale Besetzung
durchlebt und abgeschüttelt hat.
KERR: Kӧnnen Sie weitere
Beispiele geben, die Ihrer
Meinung nach am erfolgreichsten
waren?
BURNAT: Wir haben viele Themen
aus den
Nachrichtenorganisationen
benutzt. Jede Woche haben wir
uns getroffen und neue Ideen
gesammelt: Was passiert in den
Nachrichten? Was ist unsere
Botschaft an die Menschen? Was
wollen wir machen? Zum Beispiel
haben wir uns in Fӓsser
gesteckt. Es ist nicht im Film
[5 Broken Cameras], aber wir
haben uns in Fӓsser gesteckt und
uns an den Olivenbӓume
angebunden. Zuvor kam eine
Entscheidung vom [israelischen]
Gericht, dass alle Olivenbӓume
aus diesem Landstück entfernt
werden sollten. Was kӧnnen wir
dagegen machen? Wir haben uns an
diesen Olivenbӓumen angebunden.
Das wurde in den israelischen
Nachrichten gemeldet. Wir haben
viele Ideen für die
Freitagsdemonstrationen. Wir
haben etwas gesucht, das der
Situation in Palӓstina ӓhnlich
ist und viele Leute kennen. Ein
Beispiel sind die "Blauen
Mӓnner" aus dem Film Avatar. Die
meisten Menschen in der Welt
kennen Avatar, und er ist
vergleichbar mit der
palӓstinensischen Situation und
hat eine Botschaft an die
Menschen. Am ersten Tag nach der
Demonstration und an den zwei
folgenden Tagen sahen mehr als
eine Million Menschen die
YouTube Fotos dieser Aktionen
an. Viele Leute hörten zum
ersten Mal von Bil'in und Bil'in
wurde berühmt. Das machte der
israelischen Armee Angst, diese
Aktionen, diese Berichte in den
Medien, dieser Kampf.
Nach einem Jahr entschied das
[israelische] Gericht, dass die
Mauer für die Sicherheit der
Siedlungen notwendig war. Das
machte es schwer für die
Menschen, Hoffnung zu haben,
weil sie hofften, dass die Mauer
zerstӧrt würde. Das [Gericht]
sagte, dass die Mauer Sicherheit
für die Siedlung Matityahu
Mizrah bedeutet. Spӓter fanden
wir durch unsere Freunde und
Rechtsanwӓlte heraus, dass diese
Siedlungen nach israelischem
Recht illegal waren. Wie Sie
wissen, sind alle diese
Siedlungen nach internationalem
Recht illegal. Aber diese war
illegal nach israelischem Recht.
Nach dem Plan der Siedlungen und
entsprechend der Genehmigung für
die Siedlungen durch das Gericht
und die Regierung sollten 1600
Wohnungen gebaut werden. Der
Bürgermeister von Modin Ilit und
die Armee und die Firma, die in
der Gegend operierte, bildeten
eine Firma. Es war die grӧsste
Firma in Israel. Sie beschlossen
den Bau von 3600 Wohnungen. Sie
ӓnderten den Plan der
Siedlungen, sie ӓnderten die
Landkarte, sie ӓnderten die
Strasse, sie ӓnderten alles, und
so wurde es illegal nach
israelischem Recht. Nachdem uns
das klar wurde, begannen wir den
Kampf sowohl gegen die
Siedlungen wie die Mauer.
Zuerst nahmen wir einen
Wohnwagen und stellten ihn bei
der Siedlung auf, und wir
setzten uns in den Wohnwagen und
schlossen uns darin ein. Und sie
kamen und nahmen ihn weg. In
einer anderen Nacht brachten wir
einen anderen Wohnwagen und
richteten uns ein. Wir fragten
den Polizisten, warum haben Sie
unseren Wohnwagen genommen und
warum erlauben Sie den Siedlern,
ihre illegalen Hӓuser zu bauen,
illegal nach dem israelischen
Gericht und dem israelischen
Recht? Und wir zeigten ihm die
Papiere. Er sagte, das ist eine
andere Art von Gebӓuden; ihre
Hӓuser haben Türen, Decken und
Fenster, und wir kӧnnen sie
nicht demolieren oder
abtransportieren, ohne
gerichtliche Genehmigung . Also
bringen wir in der folgenden
Nacht unsere Arbeiter und
Werkzeuge und wir bauen unser
Haus, die gleiche Art von
Gebӓude, Fenster, Türen, Decken
und alles. Es war verrückt, als
die Soldaten das sahen; sie
wurden verrückt, verschossen
Trӓnengas und machten
Telefonanrufe auf ihren Handys.
Wir bauten drei Zimmer. Das
erste bauten wir im Februar
2006. Es regnete die ganze
Nacht. Wir bauten es in drei
Stunden, und wir zogen die Decke
am Morgen mit den Hӓnden ein
...Wir machten hier und da ein
paar Lagerfeuer.
Es dauerte sechs Jahre, von 2006
bis 2012, bis eine Entscheidung
vom Obersten Israelische Gericht
für den Abriss der Mauer [bei
Bil'in] kam. Aber wӓhrend dieser
Zeit bauten wir weitere Zimmer
in der Nӓhe des ersten. Unser
Ziel war es, mehr Zimmer in dem
Bereich zu bauen, wo wir unser
freies Land haben. Wir nahmen
zum Beispiel unsere Familien mit
und lebten in diesen
"Siedlungen". Durch diese
Aktionen verhinderten wir, dass
die Firma diese Siedlungen bauen
konnte. Sie bauten einen
Abschnitt, aber es gab zwei
weitere Abschnitte und diese
zwei Abschnitte waren zu nahe am
Dorf, den Hӓusern des Dorfes.
Wir konnten sie vom Bauen
abhalten. Wir konnten sie daran
hindern, dort zu leben. Aber
nach einiger Zeit, am 5.
September 2007, erteilte das
Gericht der Firma die
Genehmigung für den Bau dieses
Siedlungsabschnitts und erlaubte
den Siedlern, in diesen Hӓusern
zu leben. Aber wӓhrend dieser
Zeit konnten wir dazu beitragen,
dass die grosse Firma Heftsiba
bankrott ging, die grӧsste Firma
in Israel; wir haben das durch
ubsere Aktionen erreicht. Weil
sie das Bauen unterbrechen
mussten, und weil es drei Jahre
dauerte, bis sie die Hӓuser
verkaufen konnten, die sie nicht
bauen konnten, und sie mussten
den Leuten, die die Hӓuser
gekauft hatten, das Geld
zurückgeben, also hatten wir
einen grossen Erfolg gegen diese
Firma.
Eine weitere Sache war das
Zimmer. Wir bauten es und
nannten es das
"Friedenszentrum". Wir waren 24
Stunden dort, schliefen, blieben
dort und luden Leute dorthin
ein, hatten unsere Treffen dort,
mit internationalen, mit
israelischen Friedensaktivisten.
Wir brachten Menschen dazu, auf
der anderen Seite von Bil'in zu
leben. Manchmal sahen wir uns
die Weltmeisterschaften dort an.
Die ganze Zeit mussten zahllose
[israelische] Sicherheistbeamte
bereitstehen, die
Sicherheistbeamten mussten die
ganze Nacht wach bleiben.
Augrund unserer Anwesenheit
mussten sie jede Minute
arbeiten. Das war auch etwas
sehr Wichtiges, das wir durch
unsere Aktionen erreichten.
KERR: Was halten die Leute von
Bil'in von der langen
Zeitspanne? Werden sie
entmutigt, weil es teilweisen
Fortschritt gab, aber keinen
vollstӓndigen Fortschritt? Ist
es frustrierend und wollen sie
ihre individuelle Teilnahme
beenden?
BURNAT: Ich glaube, dass man
nicht müde wird, wenn man einmal
Erfolg hat; man hat mehr
Hoffnung auf Erfolg. Von Anfang
an hatten die Menschen aus
Bil'in Erfolg, sie konnten all
diese Leute, die Medien, die
Internationalen, die
israelischen Aktivisten in
dieses kleine Dorf bringen. Und
das war ein Erfolg für uns, dass
all diese Leute und all diese
Medien zu uns kamen, um zu sehen
was wir vorhatten. Als der
Verlauf der Mauer geӓndert
wurde, erhielten wir mehr als
1200 Dunam unseres Landes
zurück, das wir wieder mit
Olivenbӓumen und andren
Produkten bepflanzten, und wir
bauten einen Spielplatz für die
Kinder.
Um erfolgreich zu sein, muss man
die Angst der Menschen vor der
israelischen Armee und den
Siedlern abbauen. Zuvor machte
die israelische Armee den
Menschen Angst, machte den
Bauern Angst und wenn jemand auf
seinem Land arbeiten wollte,
feuerten sie auf ihn, um ihm
Angst einzujagen. Also hatten
die Leute Angst davor, auf ihr
Land zu gehen, hatten Angst,
wenn die Soldaten ins Dorf
kamen, wegen der Gewalt. Die
Menschen in Bil'in und in
anderen Orten stellten sich dann
die Frage, warum haben wir
Angst? Wir bestehen auf unserem
Recht! Das wurde durch die
Gewaltlosigkeit erreicht. Weil
sie sahen, dass all diese Leute
teilnahmen, Frauen, Mӓnner, die
Kinder, alle. Wir hatten all
diese Medien dort, die
Internationalen. Das spornte die
Leute zum Weitermachen an, ein
Erfolg nach dem anderen.
Zweiter Teil der Übersetzung
eines Interviews mit Iyad Burnat
vom Bürgerkomitee Bil'in.Douglas
Kerr, 27 Juni 2014 (Mit Fotos)
http://mondoweiss.net/2014/06/freedom-interview-resistance.html
(Übersetzt von M. Lauer)
Die Bewohner von Bil'in
organisieren weiterhin jeden
Freitag ihre gewaltlosen
Demonstrationen. Der Film 5
Broken Cameras verfolgt den
Aufbau des gewaltlosen
Widerstandes in Bil'in aus der
Sicht von Emad Burnat, einem
Bauern, Dorfbewohner und Bruder
von Iyad Burnat. Der Film
erhielt mehrere Preise und wurde
2013 für einen Oscar für den
besten Dokumentarfilm nominiert.
Ein Brief an
alle, die ein klares Gewissen
und menschliche Werte haben
Vor langer Zeit
besetzten sie unser Land, tӧteten
unsere Grosseltern und Eltern,
unsere Frauen und Kinder. Sie
raubten uns aus, wӓhrend
die Welt schweigend ihren
Massakern zusah.
Sie zerstӧrten
unsere Stӓdte und Dӧrfer und sie
verschandelten unser kulturelles
Erbe. Sie zerstӧrten unsere
Hӓuser und durch sie wurden
einige von uns heimatlos. Sie
graben die Bӓume
unserer Heimat aus und
beschlagnahmen unser Land zum
Bau ihrer Siedlungen.
Jetzt haben wir
kein Land mehr, auf dem wir
unsere Hӓuser
bauen kӧnnen und selbst wenn wir
sie bauen, zerstӧren sie diese.
Unser ganzes Land wurde ihnen
ausgehӓndigt. Das
Siedlungsprojekt ist wie ein
Oktopus, der sich auf unserm
ganzen Land ausbreitet. Sie
haben uns besiegt und gefoltert,
aber sie werden nie unsere
Entschlusskraft besiegen, weil
wir die rechtmӓssigen
Besitzer sind und eine gerechte
Sache verteidigen.
Wir werden auf
unserem Land bleiben, ob sie
wollen oder nicht. Wir wollen
einfach nur in Frieden und
Sicherheit leben, wie andere Vӧlker
auf der Welt. Wir wollen unsere
Würde erhalten. Wir hassen Mord
und Blutvergiessen. Wir sind ein
Volk, das das Leben liebt. Sie
sind es, die uns grundlos tӧten.
Sie nehmen uns unter
fadenscheinigen Gründen fest.
Ach Welt, wir
wollen Frieden in einem Land des
Friedens...
Ich will Euch
meine Geschichte erzӓhlen.
Mein Mann, meine sechs Sӧhne,
meine zwei Tӧchter
und ich führten ein liebevolles
Leben. Die Sorge für unsere
Kinder war unser Hauptziel. Aber
die Besatzungsmacht hat uns das
elementarste Recht weggenommen.
Sie verhafteten
meinen Sohn Ra'fat, als er nur
14 Jahre alt war, ein Kind, das
nichts von der Politik versteht.
Sie nahmen auch meinen Sohn
Medhat im jugendlichen
Alter von 13 Jahren fest. Sie
stellten sie vor Gericht und
inhaftierten sie für ein Jahr.
Nur wenige Monate nach der
Entlassung aus dem Gefӓngnis
wurden sie wieder inhaftiert,
auf ein Jahr und sechs Monate.
Eine kurze Zeit
nach der Haftentlassung nahmen
sie Medhat wieder fest, aber er
entkam und wurde ein gesuchter
Flüchtling...und so hatte ich stӓndig
Angst und sorgte mich um ihn,
bis er wieder zusammen mit
seinem Bruder Firas verhaftet
wurde. Medhat wurde zu acht
Jahren verurteilt und Firas zu
fünf. Nach der Freilassung
nahmen sie Medhat zum vierten
Mal fest und verurteilten ihn zu
fünf Jahren Haft. Dann kam er
frei, wurde zum fünften Mal
verhaftet und zu vier Jahren
verurteilt und nach der sechsten
Verhaftung wurde er zu
zweieinhalb Jahren Gefӓngnis
verurteilt. Er wurde
freigelassen und ist jetzt
wieder im Gefӓngnis.
Er hat also mehr
als 20 Jahre seines Lebens im
Gefӓngnis
verbracht...ist das nicht
unfair? Ist es nicht ungerecht,
dass er sein Leben nicht leben
kann, weil er von einem
Gefӓngnis zum anderen zieht und
ohne echten Grund. Zusӓtzlich
haben sie meinen Sohn Samer drei
Mal festgenommen, und er
verbrachte vierzehn Jahre im
Gefӓngnis.
Sie nahmen meinen
Sohn Fady fest, als er erst
vierzehneinhalb Jahre alt war.
Vier Monate nach seiner
Freilassung wurde er ein Mӓrtyrer.
Ein Tag nach dem Al-Haram
Massaker [in der Abraham Moschee
in Al Khalil/Hebron] gab es in
Al Quds eine friedliche
Demonstration aus Protest gegen
das Massaker von Leuten, wӓhrend
sie beteten. Die Armee
konfrontierte diese
Demonstranten mit scharfer
Munition. Mein Sohn Fady war
erst 17 Jahre alt, als er getӧtet
wurde, und wir hatten einige
Süssigkeiten zu seiner
Geburtstagfeier am Abend
zubereitet, am 16. Tag des
Ramadan.
Medhat und Firass
waren im Gefӓngnis
und die Besatzungsmacht weigerte
sich, sie aus dem Gefӓngnis zu
lassen, damit sie von ihrem
Bruder Abschied nehmen kӧnnten.
Dann verhafteten sie Shady, der
acht Jahre einsass und er lebt
jetzt unter Hausarrest, nachdem
er eine Kaution von 30 000
Schekel bezahlte. Er muss auch
eine halbe Million Schekel für
Verletzung von Bauvorschriften
bezahlen. Er arbeitet nicht,
weil er an der Universitӓt
studiert.
Shireen
studierte Menschenrechte und sie
wurde eine Rechtsanwӓltin
und hat ihr Leben der
Verteidigung und Sorge für die
Gefangenen gewidmet. Die
Besatzungsmacht mochte das
nicht, und so haben sie ihr
eineinhalb Jahre Hausarrest
auferlegt.
Sie hatte drei
Jahre lang Arbeitsverbot, das um
zwei weitere Jahre verlӓngert
wurde. Jetzt haben sie sie ein
weiteres Mal zusammen mit ihren
Brüdern Medhat und Shady
festgenommen. Shady wurde nach
einem Monat im Gefӓngnis ohne
Gerichtsurteil freigelassen. Und
dann forderten sie eine
Geldstrafe von 50 000 Shekel von
ihm oder er würde wieder im Gefӓngnis
landen.
Vor der
zivilisierten Welt, für Menschen
mit einem klaren Gewissen, für
Menschenrechtsorganisationen und
Anwaltsverbӓnde
bin ich eine palӓstinensische
Mutter, deren Familie durch die
Besatzung auseinandergerissen
wurde... Ich konnte ein Leben
mit meinen Kindern nicht
geniessen, weder in ihrer
Kindheit noch ihrer Jugend. Seit
25 Jahren waren wir nicht als
ganze Familie zusammen. Ich habe
mein Leben damit verbracht, vor
Gefӓngnissen
zu stehen und jetzt bin ich
physisch und psychisch
zusammengebrochen. Ich leide an
chronischen Krankheiten wie
Diabetes, Arthritis, Osteoporose
und Depression.
Ich bitte Sie,
dass Sie die Brutalitӓt
der israelischen Besatzung gegen
mich und meine Kinder bei den
Vereinten Nationen vorbringen.
Bitte helfen Sie mir ...meine
Kinder haben bis heute insgesamt
58 Jahre im Gefӓngnis
verbracht. Aus welchem Grund
geschieht das alles?
http://normanfinkelstein.com/2014/a-letter-from-samer-al-issawis-mother-to-all-supporters-of-freedom-throughout-the-world/;
Brief zum Tag der
palӓstinensischen Gefangenen,
17. April 2014; Übersetzung:
M.Lauer
Neue Info über
die Kampagne zur Freilassung von
Shireen Issawi:
https://www.facebook.com/pages/Free-Shireen-Issawi-Campaign/1408708056062824
Samer Issawi
führte einen 266tӓgigen
Hungerstreik von August 2012 bis
April 2013 durch gegen seine
erneute Verhaftung nach der
Freilassung im
Gefangenenaustausch im Herbst
2011.
Übersetzt von M.
Lauer
19. 3. 2014
Israel fordert
hohe Geldstrafen für Freilassung
von palästinensischen Aktivisten
in der Westbank
- Zur
Festnahme von Abdullah Amireh,
einem 22-jährigen Bewohner von
Nilin und regelmässigem
Teilnehmer an den
Freitagsprotesten des
Westbankdorfes, sandte die
israelische Armee im November
2011 eine grosse Truppe von
Soldaten, die um zwei Uhr nachts
die Tür zu seinem Haus
einbrachen. Abdullah wurde zum
Militärgefängnis Almasqubya
gebracht und 16 Tage lang einem
unerbittlichen Verhörregime
unterworfen. Er durfte täglich
nur drei Stunden schlafen und
wurde jeden Tag acht Stunden
lang brutal verhört. Besuche des
Anwalts waren verboten. Nach
drei Wochen überwies die
israelische Armee Abdallah ins
Westbankgefängnis Ofer, wo das
Militärverfahren begann. Vier
Monate später sprach das
Militärgericht den jungen Mann
von allen Anklagepunkten frei,
aber der Shabak, die israelische
Sicherheitsbehörde, verweigert
seine Freilassung, bis Abdallah
eine Strafe von 2000 Shekel
bezahlt hat. Abdullahs Vater ist
ein betagter Bauer, dessen
gesamter Landbesitz für den Bau
der israelischen Apartheidmauer
im Dorf Ni’lin konfisziert
wurde. Er ist arbeitslos, weil
Israel ihm die notwendigen
Genehmigungen verweigert. Was
bedeutet, dass er die von Israel
geforderte Geldsumme für die
Freilassung seines Sohnes nicht
bezahlen kann. Abdullahs Mutter
starb vor acht Jahren, und
Abdullah selbst leidet seit
sieben Jahren an einer
Herzkrankheit. Die Organisatoren
des friedlichen Widerstandes in
Ni’lin bitten deshalb um eine
Spende, damit Abdullah endlich
freikommt.
Sie können
Spenden durch PayPal direkt an
diese Kontaktadresse schicken:
free.nilin@gmail.com.
Das Nachbardorf Bil’in war am
17. März 2014 ebenfalls die
Zielscheibe einer nächtlichen
Razzia durch die israelische
Armee.
Gegen zwei Uhr morgens drangen
Soldaten mit ihren aggressiven
Hunden im Dorf ein und nahmen
den 20-jährigen Mohammed Abid
Abu Rahma fest. Die Soldaten
griffen Ashraf Abu Rahma an und
sprühten Pfefferspray direkt in
sein Gesicht. Beim Rückzug aus
dem Dorf feuerten die Soldaten
Tränengaskanister direkt auf die
Häuser des Dorfes.
Die Westbankdörfer, die
wöchentliche Proteste gegen
Israels Besatzung organisieren,
wie Nilin, Bil’in, Nabi Saleh,
Kufr Qaddoum und Beit Ummar,
bezahlen einen hohen Preis für
ihren gewaltlosen Widerstand.
Die Einschüchterungskampagnen
der israelischen Armee haben
mehrere Phasen:Die Armee
blockiert den Zugang zu den
Protesten durch Checkpunkte,
beschiesst die Demonstranten mit
Tränengas und gummi-ummantelten
Stahlkugeln, nimmt Teilnehmer
und Organisatoren fest,
terrorisiert die Bevölkerung
durch massive Razzien, oft
mitten in der Nacht, und fordert
massive Geldstrafen für die
Freilassung von Aktivisten. Der
gewaltlose Widerstand der
palästinensischen
Zivilbevölkerung in der Westbank
und in Gaza benötigt die
internationale Solidarität, um
die Aktivisten vor den Angriffen
des israelischen
Besatzungsregimes zu schützen.
Am 16. März 2014
wurden Jihad, Mahmud und Rami
Tamimi aus dem Gefängnis Ofer
freigelassen und konnten zu
ihren Familien im Westbankdorf
Nabi Saleh zurückkehren. Am
Vortag wurden allerdings zwei
weitere Dorfbewohner von
israelischen Soldaten
festgenommen, Baha und Oday
Tamimi. Die Besatzungsbehörde
hat hohe Kautionen für die
Freigelassenen gefordert: das
Dorf benötigt 1500 Dollar und
bittet Menschen weltweit um eine
Spende.
Die
Internationale
Solidaritätsbewegung nimmt
Spenden für Nabi Saleh entgegen.
Vor drei Wochen kidnappte die
israelische Armee sechs
Dorfbewohner während einer
nächtlichen Razzia im Dorf, an
der fast 100 Soldaten beteiligt
waren. Vor
einem Militärgericht wurden sie
angeklagt, Steine geworfen zu
haben. Der Armeerichter
urteilte, dass sie nur gegen
eine Kaution von 2500 Shekel pro
Person freigelssen würden. Das
Beweismaterial bestand aus
manipulierten Fotos und ein
Soldatesagte aus, dass „die
Leute, die wir fotografierten,
Steinen warfen.“ Seit Nabi Saleh
vor fünf Jahren mit der
Organisation von wöchentlichen
Protesten begann, wurden 155
Dorfbewohner festgenommen, 500
Leute verletzt, davon 45%
Kinder. Zwei Demonstranten aus
Nabi Saleh wurden getötet,
Rushdie und Mustafa Tamimi, und
im Februar wurde Muaataz
Washaha, ein regelmässiger
Teilnehmer an Nabi Salehs
Protesten, in seinem Haus in
Birzeit von israelischen
Soldaten erschossen.
AI dokumentierte
die Tötung von 22
palästinensischen Zivilisten
seit Januar 2011 in der
Westbank, davon mindestens 14 im
Zusammenhang der Proteste. Die
meisten Opfer waren jünger als
25 Jahre, mindestens vier davon
Kinder.
Nach Zahlen der
UN wurden 2013 mehr
Palästinenser in der Westbank
getötet als in den Jahren 2011
und 2012 zusammen. In den
vergangenen drei Jahren wurden
45 Palästinenser getötet und
mindestens 261, einschliesslich
67 Kindern, durch von der
israelischen Armee gefeuerte
scharfe Munition verletzt. Für
diese Taten wurden die
Verantwortlichen so gut wie nie
zur Rechenschaft gezogen.
Amnesty
International ruft die USA, die
Europäische Union und die
gesamte internationale
Gemeinschaft dazu auf, keine
Waffen, Munition oder
militärische Ausrüstung mehr an
Israel zu liefern.
„Unser Bericht
liefert den Beweis, dass die
rechtswidrigen Tötungen und
ungerechtfertigten Verletzungen
palästinensischer Zivilpersonen
durch israelische
Sicherheitskräfte im
Westjordanland ein
erschütterndes Muster bilden“,
sagt Philip Luther,
Programmdirektor für Nordafrika
und den Mittleren Osten bei
Amnesty International.
„Die Häufigkeit
und die Hartnäckigkeit, mit der
israelische Soldaten und
Polizistinnen mit roher Gewalt
gegen friedvolle
Demonstrantinnen und
Demonstranten im Westjordanland
vorgehen und dafür nicht zur
Rechenschaft gezogen werden,
legen den Verdacht nahe, dass
dieses Vorgehen von der Politik
gewollt ist.“
Freitagsproteste
in der Westbank im Visier der
israelischen Armee
Bei Protesten
gegen Israels Besetzung der
palästinensischen Territorien
wurden am Freitag, den 14. Mӓrz
2014, beinahe vierzig
Demonstranten verletzt. In der
vergangenen Woche töteten
israelische Soldaten insgesamt
sieben Palӓstinenser aus der
Westbank und Gaza, berichtete
Ma'an.
Am vergangenen
Montag, den 10. Mӓrz, töteten
israelische Soldaten mindestens
zwei Palästinenser. Saji Darwish
wurde nahe Ramallah erschossen.
Raed Alaa Addin Zieter, ein
38-jähriger Richter aus
Jordanien wurde am Grenzübergang
an der Allenby Brücke
erschossen. Ein weiterer
Palästinenser kam während eines
Autounfalls nahe Tulkarem in
ungeklärten Umständen um.
Palästinensische
Sicherheitskräfte sagen, dass
die Israelis das Feuer auf den
Wagen vor dem Unfall eröffneten;
die israelische Armee bestreitet
das.
Im Dorf
Beitin
bei Ramallah,
verurteilten die Demonstranten
die Erschiessung von Saji
Darwish, einem 18-jӓhrigen
Studenten an der Birzeit
Universitӓt. Er wurde von
Soldaten erschossen, als er
Steine auf eine
Verbindungsstrasse zur illegalen
Siedlung Beit El warf.
In
Bil'in
trugen die Protestteilnehmer
Fotos von Saji Darwish und
demonstrierten "in Loyalitӓt mit
den Mӓrtyrern". Eine norwegische
Teilnehmerin wurd von einem
Trӓnengaskanister im Rücken
verletzt und zahlreiche
Teilnehmer litten unter dem
massiven Trӓnengasverschuss
durch die israelische Armee. Vor
zwei Wochen versammelte sich
eine besonders grosse Menge von
palӓstinensischen, israelischen
und internationalen Aktivisten,
um den neunten Jahrestag des
Beginns der Proteste in Bil'in
zu begehen. 2005 begann die
israelische Armee mit der
Konstruktion der Mauer bei
Bil'in. Durch gerichtliche
Klagen und die Organisation von
kreativen Freitagsprotesten, die
weltweite Aufmerksamkeit auf den
friedlichen Widerstand gegen die
israelische Besetzung der
Westbank richteten, konnte
Bil'in die Rückgabe eines Teils
des Dorflandes erkӓmpfen.
Delegationen aus den
Westbankdörfern, die ebenfalls
wöchentliche Proteste gegen
Israels Besatzung organisieren,
kamen zum Jahrestag nach Bil’in,
darunter eine Gruppe aus Nabi
Saleh.
Abdallah Abu
Rahma, einer der Organisatoren
der Proteste in Bil’in und
Mitglied des Popular Struggle
Coordination Committee, sagte
gegenüber dem Palestine Monitor:
“Uns ist es sehr wichtig, dass
wir andere Menschen in anderen
Orten dazu ermutigen, diese Form
des Widerstandes einzusetzen.
Durch diese Aktion werden wir
neue Leute, Israelis,
Internationale, Palästinenser
einladen, um Leute in ihrem
Widerstand zu unterstützen…das
ist nicht einfach nur ein Modell
für Bil’in, es ist ein Modell
für ganz Palästina.
In
Ost-Jerusalemwurden
in den Dörfern Abu Dis und
Eizariya 35 junge Männer am
Freitag durch von den
israelischen Soldaten abgefeurte
gummi-ummantelte Stahlkugeln
verletzt und Dutzende litten
unter den Folgen des massiven
Tränengaseinsatzes durch die
Besatzungsarmee. Die Soldaten
feuerten wahllos zahlreiche
Tränengaskanister auf die Häuser
und auf den Friedhof von
Eizariya. Rami Alariya, ein
Fotograf der Nachrichtenagentur
Al- Quds wurde von der
israelischen Armee ins Visier
genommen, als er die
Zusammenstösse fotografieren
wollte. “Israelische Soldaten
feuerten vier Tränengaskanister,
eine Metallkugel und drei
Schockgranaten auf mich, als ich
die Zusammenstösse von mehreren
Blickwinkeln dokumentieren
wollte,” sagte Alariya. “Ein
Offizier bedrohte mich mit dem
Gewehr und befahl dann seinen
Soldaten, dass sie nahe der
al-Jabal Kreuzung in Abu Dis auf
mich feuern sollten,” fügte er
hinzu,”zusätzlich zu den Flüchen
und Drohungen, die ich erhielt.”
In
Nabi Saleh
marschierten die Demonstranten
nach dem Mittagsgebet in
Richtung der benachbarten
illegalen jüdischen Siedlung
Halamish. Die Siedler erheben
seit 2009 Anspruch auf einen
Brunnen des Dorfes und haben
sich dort ein Bad gebaut. Die
Demonstranten verurteilten die
israelischen Verbrechen gegen
Palästinenser in der
vorhergehenden Woche, die
fortgesetzte Belagerung von Gaza
und den israelischen
Siedlungsbau in der besetzten
Westbank. Die Armee feuerte
gummi-ummantelte Stahlkugeln,
Schockgranaten und Tränengas, um
die Demonstration aufzulösen.
In
Beit Ummar
feuerten israelische Soldaten am
14. Mӓrz 2014 mit scharfer
Munition auf die Teilnehmer
einer Beerdigung. Mohammad Abu
Ayyash, ein 16-jähriger Bewohner
des Ortes, wurde am Ohr
getroffen und die Kugel drang im
Kopf ein. Er wurde in kritischem
Zustand in das al-Ahli
Krankenhaus in Hebron
eingeliefert. Die israelische
Armee hatte eine andere Version
der Ereignisse, nach der
israelische Soldaten lediglich
auf den Unterkörper einer der
Hauptanstifter des
„Zusammenstosses“ feuerten und
ihn leicht verletzten.
Beit Jala:
Palästinensische Christen
organisieren den gewaltlosen
Widerstand gegen Israels
illegale Mauer in der Westbank
Seit zwei Jahren
feiert Pfarrer Ibrahim Shomali
freitags bei jedem Wetter die
Messe im Freien. Es ist ein
Beitrag der christlichen
Palästinenser zum gewaltlosen
Widerstand gegen die geplante
Fortsetzung der israelische
Trennmauer, die die katholische
Klosteranlage Cremisan und ein
Tal mit Olivenhainen vom
restlichen Teil des
Westbankortes Beit Jala bei
Bethlehem trennen wird.
Die katholische
Messe wird von Aktivisten und
Vertretern verschiedenster
Religionen besucht und
Journalisten und Diplomaten aus
aller Welt haben daran
teilgenommen. Die örtlichen
Landbesitzer legten vor dem
israelischen Obersten
Gerichtshof Einspruch gegen den
Verlauf der israelischen Mauer
ein, und nach einer Aufschiebung
des Urteils Ende Januar 2014
wird die entgültige Entscheidung
im Juli erwartet, einige Wochen
nach dem geplanten Besuch des
Papstes in Bethlehem. Weil der
Vatikan ungefähr ein Drittel des
zur Annexion vorgesehenen Landes
im Tal besitzt, hoffen die
christlichen Palästinenser auf
Unterstützung von Rom
2004 urteilte der
internationale Gerichtshof, dass
die Konstruktion der
israelischen Mauer auf besetztem
palästinensischem Land
internationales Recht verletzt.
Nach den Plänen der Israelis
wird die Mauer zu 85% in der
Westbank stehen und nicht auf
der Grünen Linie, der
Waffenstillstandsgrenze von
1949.
Israel sagt, dass die Mauer aus
Sicherheitsgründen gebaut wird
und die Selbstmordangriffe seit
Februar 2008 gestoppt habe. Von
Oktober 2002 bis Februar 2008
wurden nach Angaben der
israelischen
Menschenrechtsorganisation
B’Tselem 1012 Israelis durch
Aktionen von bewaffneten
palästinensischen Gruppen
getötet und 4536 Palästinenser
durch die israelische Armee.
Die israelische
Mauer ist allerdings bisher nur
zu zwei Drittel fertiggestellt,
und jeden Tag benutzen tausende
von Palästinensern, die nicht im
Besitz einer schwer zu
erhaltenden israelische
Einreisegenehmigungen sind und
deshalb die Checkpunkte
vermeiden müssen, die
verbleibenden Lücken in der
Mauer, um zur Arbeit in Israel
zu gehen. Selbstmordattentäter
könnten Israel auf gleichem Weg
erreichen. Der ehemalige
israelische
Verteidigungsminister Moshe
Arens stellte deshalb gegenüber
einer israelischen Zeitung fest:
„Es ist klar, dass es keine
Verbindung zwischen der Mauer
und der Einstellung der
Selbstmordattentate gibt.“
In Beit Jala sagt
Pfarrer Shomali:”Die Mauer soll
die Siedlungen von Gilo und Har
Gilo verbinden und die
israelische Annexion unseres
Landes konsolidieren.” Die
Siedlungen wurden auf den Hügeln
zu beiden Seiten des Klosters
gebaut und sind wie alle
israelischen Kolonien in der
besetzten Westbank nach
internationalem Recht illegal.
Beit Jala, überwiegend von
christlichen Palästinensern
bewohnt, droht der Verlust von
47% des Landes, wenn die Route
der Mauer nicht geändert wird.
In anderen Orten der Westbank,
wie in Budrus, Jayyous und
Bil’in erreichten die
palästinensischen Bewohner durch
Gerichtsklagen und wöchentliche
Proteste eine Änderung der
Route. Bei den Messen am Freitag
werden die Bewohner von Beit
Jala für einen ähnlichen Erfolg
ihres Protestes beten und
demonstrieren.
In einem von Ryan Rodrick Beiler
produzierten Video erläutert
Pfarrer Shomali die Motive
hinter diesem ungewöhnlichen
Protest und informiert über den
neuesten Stand der Klage seiner
Mitbewohner gegen die
israelische Mauer.
Ynet News
berichtet, dass die geplante
Route der Mauer Teile eines 2500
Jahre alten Bewässerungssytems
im Dorf Battir zerstören würde.
Einige Kilometer entfernt würde
die israelische Mauer die Mönche
des Salesinaerordens zusammen
mit ihren Weinbergen der
„israelischen“ Seite zuordnen
und die Nonnen mit ihren zwei
Schulen der palästinensischen
Seite. 99% des Landes von Beit
Jala gehört den 58 christlichen
Familien im Dorf.
Freitagsdemonstrationen in der
besetzten Westbank, 7. Februar
2014
Bei der
wöchentlichen Demonstration in
Bi’lin am 7. Februar 2014
konnte der
Fotograf Hamde Abu Rahma
israelische Soldaten bei der
Flucht vor ihrem eigenen
Tränengas fotografieren. Die
Tränengasmunition war in ihrem
Armeefahrzeug explodiert, und
die Soldaten rannten so schnell
sie konnten aus ihrem Jeep, um
dem Gas zu entkommen. Kurze Zeit
vor dem „Eigentor“ hatten die
Soldaten Jagd auf die
Demonstranten gemacht und
Tränengaskanister auf die
unbewaffneten Protestteilnehmer
abgeschossen, mit dem Ziel der
gewaltsamen Auflösung der Menge
und einem vorzeitigen Ende des
Protestes. Diese
Tränengaskanister haben sich in
den vergangenen Jahren als
tödlich erwiesen. Am 17. April
2009 wurde Bassem Abu Rahma aus
Bi’lin von einem
Tränengaskanister tödlich am
Oberkörper getroffen. Am 31.
Dezember 2010 inhalierte seine
Schwester Jawaher Abu Rahma das
Tränengas, das von der Armee
beim Freitagsprotest des Dorfes
in grossen Mengen abgefeuert
wurde. Die Ärzte konnten ihr
nicht mehr helfen und sie starb
am folgenden Tag.
Der Protest an 7.
Februar 2014 richtete sich gegen
die gewaltsame Auflӧsung des
Protestlagers Ein Hijleh im
Jordantal.Wӧchentliche
Freitagsproteste gegen die
illegale israelische Mauer und
die Siedlungen in der besetzten
Westbank werden in Bi’lin seit
Anfang 2005 jeden Freitag
organisiert.
In
Kufr Qaddoum
wurden
vier Palӓstinenser verletzt und
viele litten unter den Folgen
der Trӓnengasinhalierung. Die
israelische Armee drang im Dorf
ein und feuerte scharfe
Munition, Trӓnengas und
Schockgranaten. Saqir Obaid (58
Jahre) und Mahmoud Reyad (5 Jahr
jung) wurden von
Trӓnengaskanistern verletzt;
Kamil Barham (2 ) und Nasir
Ishtaiwi (43) durch scharfe
Munition verletzt.
Murad Eshtewi,
der Koordinator eines ӧrtlichen
Widerstandskomitees, sagte, dass
der Protest nach dem
Freitagsgegebt begann und
hunderte von Dorfbewohnern und
Aktivisten durch das Dorf
marschierten. Die israelische
Armee gab bekannt, dass 40
Palӓstinenser Steine in Richtung
der Armee warfen.
Am 1. Januar
starb der 85-jӓhrige Saeed Ali
Gasser, als die israelische
Armee bei einem Überfall auf das
Dorf Trӓnengaskanister in den
Strassen und in die Hӓuser
feuerte. Ein Kanister landete in
seinem Haus. Trotz der
Überführung in ein Krankenhaus
in Nablus starb er in der
gleichen Nacht an den Folgen der
Trӓnengasinhalierung. Die
israelische Armee war in Kufr
Qaddoum eingedrungen, als das
Dorf den Beginn der
Fatahbewegung vor 49 Jahre mit
einer Parade feierte.
Nach Berichten
der Internationalen
Solidaritӓtsbewegung erlebte
Kufr Qaddoum im Januar 2014 eine
stetige Eskalation der
nӓchtlichen Razzien, zunehmend
brutales Vorgehen gegen die
Freitagsproteste, "fliegende"
improvisierte Checkpunkte und
willkürliche Festnahmen. Im
vergangenen Monat führte die
Armee mehr als 20 Nachtrazzien
auf Hӓuser im Dorf surch.
Eine Pause von
der üblichen Repression erlebten
die Demonstranten lediglich am
31. Januer 2014, als
UNO-Vertreter einen Besuch im
Dorf abstatteten. Die Armee
hatte aus diesem Anlass ein
Megaphon mitgebracht und bat die
Demonstranten zur Rückkehr in
ihre Hӓuser. Zusӓtzlich wurde
eine Soldatin in die vorderste
Reihe gestellt und die
Demonstranten wurden hӧflich
gebeten, in der Gegenwart einer
Frau keine Steine zu werfen.
Die
wӧchentlichen, seit Juli 2011
organisierten Proteste in Kufr
Qaddoum sind in der Westbank für
die brutalen
Repressionsmassnahmen der Armee
bekannt.
Die Demonstranten
fordern eine Ӧffnung der
direkten Verbindungsstrasse in
die nӓchste Stadt, Nablus. Ein
israelisches Gericht urteilte im
November 2010 gegen die seit
2002 andauernde Blockade der
Verbindungsstrasse, aber die
Armee ignorierte dieses Urteil
bisher. Die illegale israelische
Kolonie Qedumin, die auf 4
Quadratkilometer Land des Dorfes
Kufr Qaddum errichtet wurde,
liegt an der blockierten
Strasse.
In
Al Masara
wurde am 7.
Februar ebenfalls die
wӧchentliche Demonstration gegen
die israelische Besatzung
durchgeführt. Israelische
Soldaten blockierten die
Demonstranten und erlaubten
ihnen nicht, das von der
israelischen Besatzungsbehӧrde
konfiszierte Dorfland zu
erreichen. Der Protest richtete
sich auch gegen die Razzia des
Protestlagers Ein Hijleh und die
brutalen Angriffe der
israelischen Soldaten auf die
Aktivisten wӓhrend der
Zerstӧrung des Lagers.
Nabi Saleh
sagte den seit Ende 2009
üblichen Freitagsprotest für den
7. Februar ab, weil das Dorf
sich am Protestlager Ein Hijleh
beteiligen wollte. Tortzdem kam
es zu Zusammenstӧssen im Dorf,
als israelische Soldaten im Dorf
eindrangen und Trӓnengas und
gummi-ummantelte Stahlkugeln
verschossen.
Als das
Protestlager Ein Hijleh am 31.
Januar errichtet wurde, reisten
zahlreiche Aktivisten aus Nabi
Saleh nach dem Freitagsprotest
nach Ein Hijleh, einem Ort, der
in der Zeit der Kanaaniter
zuerst besiedelt wurde.Die
Dorfbewohner mussten die
Checkpunkte der israelischen
Besatzungsbehӧrde umgehen und
eine Nebenstrasse befahren, um
das Protestlager zu erreichen.
Die Frauen aus Nabi Saleh
beteiligen sich aktiv am
gewaltlosen Protest gegen
Israels Besatzung. Manal Tamimi
und andere Frauen beschlossen
deshalb trotz der Gefahr und
Ungewissheit der Situation, ihre
Kinder ins Jordantal
mitzunehmen, weil sie ihre
Kinder in einer Kultur des
Widerstandes aufziehen wollen,
in der sie sich nicht als Opfer
definieren. "Lasst sie kommen.
Die Armee kommt jeden Tag in
mein Haus und betritt mein
Land," sagte Rouan Tamimi aus
Nabi Saleh.
In
Beit Ummar
wurden zwei Palӓstinenser
verletzt und ein Palӓstinenser
festgenommen. Israelische
Soldaten feuerten Trӓnengas auf
eine Gruppe von Palӓstinensern,
die einem Dorfbewohner zur
Freilassung nach 8 Jahren in
israelischer Haft gratulierten.
Im
FlüchtlingslagerAl Jalazun bei Ramallah
wurden bei dem Protest am
Freitag 12 Palӓstinenser durch
Gewehrfeuer und
Gummimantelgeschosse der
Israelis verletzt.
Im Dorf
Silwad
nӧrdlich von
Ramallah wurden mehr als zehn
Palӓstinenser durch
Gummimantelgeschosse verletzt
und beinahe 50 Leute litten
unter den Folgen der
Trӓnengasinhalierung.
Am 24. Januar
2014 protestierten die
Dorfbewohner in
Ni’lin
bei ihrer wöchentlichen
Demonstration gegen die
fortgesetzten und brutalen
Razzien der Besatzungsarmee. Vor
zwei Wochen errichtete die
Besatzungsbehörde
Beobachtungstürme für
Scharfschützen, von denen die
Teilnehmer an den Protesten
angegriffen werden können. Am
21. Januar 2014 kam es zu einer
besonders brutalen Festnahme in
Ni’lin: An diesem Tag blockierte
die Armee den Eingang von Ni’lin
und israelische Sonderkommandos,
die als Palästinenser gekleidet
waren, kamen ins Dorf. Sie
drangen in das Haus von Murad
Srour ein, der nicht wusste,
dass sie Soldaten waren und
deshalb die Eindringlinge aus
dem Haus jagen wollte. Der 32-
jährige rannte aus dem Haus, als
die Soldaten das Feuer
eröffneten, wurde aber von einer
Kugel im Magen getroffen. Die
Soldaten setzten ihre Hunde auf
ihn und der verwundete
Dorfbewohner wurde an Händen und
Füssen gebissen.Etwa 30
Armeejeeps fuhren zu diesem
Zeitpunkt in das Dorf ein und
feuerten mit scharfer Munition
auf die Menge, die sich
angesammelt hatte, um Murad
Srour medizinische Hilfe zu
leisten. Die Soldaten
blockierten jede medizinische
Versorgung, nahmen Herrn Srour
fest und brachten ihn an
einen unbekannten Ort.
Am 10.
Februar berichtete Saeed Amireh
aus Nilin, dass die israelische
Armee mit 14 Jeeps gegen drei
Uhr morgens im Dorf eindrang und
vier Dorfbewohner festnahm. Sein
Onkel Abdulqahis Srour wurde von
der israelischen Besatzungsarmee
festgenommen, zum 10. Mal.
Ebenfalls festgenommen wurden
Mahmoud Srour, 39 Jahre alt,
Mousa Srour,42 Jahre alt und
Shukri Kawafa, 38, der erst vor
einem Monat aus israelischer
Haft entlassen wurde.
Seit 2008
organisiert Nilin
Freitagsproteste gegen die
israelische Mauer und den Bau
der israelischen Kolonien in der
Westbank.
Very savage
arrests in Nilin village, one
Palestinian shot and arrested by
Israeli occupation soldiers; 25.
Januar 2014;http://www.nilin-village.org/(Zusammengefasst
und übersetzt von M. Lauer)
Deutscher
Staatsbürger deportiert in
Kampagne gegen internationale
Menschenrechtsaktivisten in
Palästina
Mit der Festnahme
von Sven W. aus Deutschland am
18. Januar 2014 und von zwei
weiteren
Menschenrechtsaktivisten aus
Norwegen und Kanada am 29.
Januar ist die Zahl der
Festnahmen von Aktivisten in
diesem Monat auf fünf und die
Zahl der Deportationen auf vier
gestiegen.
Die
festgenommenen Aktivisten
berichteten, dass sie während
ihrer Haft verbal und physisch
misshandelt wurden.
Menschenrechtsaktivisten haben
ihre Besorgnis geäussert, dass
die israelische Armee eine gegen
internationale Aktivisten
gerichtete Kampagne der
Einschüchterung und
Deportationen durchführt.
Verletzung der
Verfahrensregeln
Sven W. wurde
festgenommen, als er an einer
friedlichen Demonstration im
Jordantal teilnahm. Er wurde
ohne eine Gerichtsanhörung
abgeschoben.
Zwei weitere
Aktivisten aus Norwegen und
Kanada wurden festgenommen, als
sie zu einer Verhandlung im Fall
von Ahmad Atatreh vor dem
Militärgericht Salem im Distrikt
Jenin kamen. Ahmad Atatreh ist
ein 20-jähriger
palästinensischer Aktivist, der
10 Tage früher bei einer
friedlichen Demonstration im
Jordantal festgenommen wurde.
Nach der
Verhandlung, zu der die beiden
Aktivisten in Solidarität mit
Herrn Atatreh und seiner Familie
erschienen waren, zerrten
israelische Soldaten den
Angeklagten in brutaler Weise an
seinen Handschellen aus dem
Gerichtsraum. Als die
Internationalen fragten, warum
der Angeklagte so rauh behandelt
wurde, konfisizerten die
Soldaten den Pass der
norwegischen Aktivistin und
nahmen sie unter dem Vorwurf
fest, dass sie „einen Soldaten
geschlagen habe.“ Die
norwegische Aktivisten hat sich
seit langem der
Solidaritätsarbeit nach dem
Prinzip der Gewaltlosigkeit
verpflichtet.
Als zwei weitere
Aktivisten und die Familie von
Herrn Atatreh das
Gerichtsgebäude verliessen und
in ein Auto einsteigen wollten,
kam ein anderer Soldat auf sie
zu und nahm kurz darauf den
Kanadier fest, unter dem
Vorwurf, dass er eine Festnahme
behindert habe.
Die beiden
Aktivisten wurden die Nacht über
in der Polizeistation der
illegalen Siedlung Ariel
festgehalten. Während ihrer Haft
wurde die norwegische
Menschenrechtsaktivistin von der
israelischen Polizei ins Gesicht
geschlagen.
Nach israelischem
Recht müssten diese Aktivisten
innerhalb von 24 Stunden nach
der Festnahme vor einen Richter
gebracht werden. Stattdessen
ignorierte die Polizei diese
Regel und leitete im Fall von
Sven W. und der internationalen
Aktivisten aus Norwegen und
Kanada das Abschiebeverfahren
ein, ohne dem gesetzlich
vorgeschriebenen Verfahren zu
folgen.
Am 8. Januar 2014
wurden der Schweizer Vincent
Mainville und Fabio Theodule aus
Italien festgenommen als sie
israelische Soldaten daran
hindern wollten, mit scharfer
Munition auf Schulkinder zu
schiessen. Sie wurden
unmittelbar zur
Immigrationsbehörde transferiert
und ihre Deportation konnte
nicht mehr verhindert werden,
obwohl ein Richter später
urteilte, dass ihre Festnahme
illegal war. Obwohl vom Gesetz
vorgesehen, erhielt keiner der
beiden Aktivisten eine Anhörung
vor einem Richter.
Misshandlung der
Aktivisten im Gewahrsam
Zusätzlich zu den
Verstössen gegen Israels
Verfahrensregeln hat die
israelische Armee die Aktivisten
in ihrer Haft geschlagen.
Bei seiner
Inhaftierung am 18. Januar
wurden Sven W. die Augen
verbunden und er wurde
gezwungen, mehr als eine Stunde
auf dem Boden zu knien. Dann
stiess ein israelischer Soldat
Herrn W. abichtlich, sodass sein
Gesich in schmutzigem Wasser
landete. Anschliessend packte
der Soldat Herrn W.,
zerrte ihn hinter einen
Armeejeep und trat ihn
wiederholt in seine Rippen.
Die norwegische
Aktivistin berichtete, dass sie
nach ihrer Festnahme am 29.
Januar in der Polizeistation in
Ariel geschlagen wurde.
Herr Mainville
und Herr Theodule wurden in der
Haft bei den Handschellen
gepackt und gezogen, so dass sie
an den Handgelenken bluteten.
Vincent Mainville wurde in die
Rippen und ins Gesicht getreten.
Und als Fabio
Theodule nach langen Stunden in
der Haft um Wasser bat,
antwortete ein Grenzpolizist: „
Wenn du was zu trinken willst,
kannst du meinen Urin haben.“
International
Solidarity Movement, 31. Januar
2014
(Zusammengefasst
und übersetzt von M. Lauer)
Palästinenser beginnen “Melh
Al-Ard” Kampagne im Jordantal
Hunderte von Palästinensern
kündigten am Freitag, den 31.
Januar 2014, eine neue Kampagne
„Melh Al-Ard“ oder „Salz der
Erde“ an. Auf dem Land der
Orthodoxen Kirche und des
Klosters St. Gerassimos im
Jordantal begannen sie die
Wiedererrichtung des Dorfes Ein
Hijleh. Die Kampagne richtet
sich gegen die israelische
Politik der jüdischen Besiedlung
und Annexion des Jordantales.
Die Organisatoren und Teilnehmer
erklärten:
Wir, die Töchter und Söhne von
Palästina kündigen heute die
Wiederbelebung des Dorfes Ein
Hijleh als Teil der Melh Al-Ard
Kampagne im Jordantal an. Die
Aktion richtet sich gegen den
Status quo, vor allem angesichts
der fruchtlosen Verhandlungen,
die die Rechte unseres Volkes
auf Befreiung und den
Rechtsanspruch auf ihr Land
zerstören.
Deshalb haben wir beschlossen,
dass wir ein altes
palästinensisches Kaaniterdorf
im Jordantal neben der
sogenannten „Route 90“
wiederbeleben, der
Verbindungsstrasse zwischen dem
Toten Meer und Bisan. Die Aktion
ist Teil der fortgesetzten
Schritte gegen den Plan der
israelischen Besatzung zur
Übernahme und Annexion des
Jordantales. Dieser Schritt ist
ein Akt der Bevölkerung gegen
die israelische Unterdrückung
des palästinensischen Volkes und
gegen die kontinuierliche
jüdische Besiedlung des Landes.
Vom Dorf Ein Hijleh kündigen
wir, die Teilnehmer, an, dass
wir an unserem Recht auf das
gesamte besetzte
palästinensische Land
festhalten. Wir lehnen den Plan
von Kerry ab, nach dem ein
entstellter palästinensischer
Staat errichtet würde und der
Israel [the Israeli entity] als
einen jüdischen Staat anerkennt.
Ein solcher Staat wird die
Palästinenser, die auf dem seit
1948 besetzten Land leben, zu
Einwohnern und Besuchern machen,
die jederzeit deportiert werden
können. Wir bestätigen die
Einheit unseres Volkes und ihres
Kampfes –wo immer sie sind- für
unsere unveräusserlichen Rechte.
Das Dorf Ein Hijleh liegt in der
sogenannten „Zone C“ im
Jordantal, das von der Annexion
durch israelische Massnahmen und
Kerrys Plan bedroht ist. Deshalb
haben wir die Initiative
ergriffen und rufen zu einem
nationalen Plan auf, um das
Jordantal zu schützen und die
fortgesetzte jüdische
Vereinnahmung von
palästinensischem Land
[Judaization] zu beenden.
Auf der Basis unserer
Unterstützung für die BDS
Bewegung rufen wir unsere
Freunde und internationale
Solidaritätsgruppen auf, sich
auf die Seite der Forderungen
des palästinensischen Volkes zu
stellen und alle israelischen
Firmen, einschliesslich der
israelischen Firmen und Fabriken
zu boykottieren, die im
Jordantal operieren und von den
palästinensischen Ressourcen
profitieren.
Zum Beispiel bitten wir Euch,
dass Ihr Mehadrin boykottiert,
den grössten israelischen
Exporteur von Früchten und
Gemüse, die teilweise aus dem
Jordantal kommen. Ebenfalls
Hadiklaim, das von israelischen
Siedlern produzierte Datteln aus
dem Jordantal exportiert. Wir
rufen auch zum Boykott von Ahava
und Premier auf,
Kosmetikherstellern, die
Mineralien vom Toten Meer für
die Produktion ihrer Waren
benutzen.
Unser palästinensisches Dorf
liegt neben Deir Hijleh oder dem
Kloster St. Gerassimos, auf Land
im Besitz des Orthodoxen
Klosters. Auf dem Land stehen
ein paar verlassene alte Häuser
und Palmenbäume. Die weisse Erde
hat einen hohen Salzanteil und
das Gebiet ist umgeben von Land,
das von israelischen Siedlern
weggenommen und benutzt wird.
Eine israelische Armeebasis
trennt das Land vom Kloster Deir
Hijleh, das etwa 1000 Dunum Land
besitzt, von dem ein Teil durch
die israelische Armee unter dem
Vorwand der „Sicherheit“
weggenommen wurde.
Die Kampagne „Melh Al-Ard
zitiert eine Stelle aus der
Bibel, Mathäus 13:5: „Ihr seid
das Salz der Erde...“Der Name
unseres Dorfes, Ein Hijleh, geht
auf den ursprünglichen Namen der
Kaaniter zurück und die
Wasserquelle (Ein) hier.
Wir, die Söhne und Töchter von
Ein Hijleh,rufen unser Volk auf,
an unserem Kampf zur
Wiederbelebung des Dorfes und
zum Schutz unserer Rechte,
Geschichte, Kultur und unseres
Landes teilzunehmen. Töchter und
Söhne Palästinas, seid das Salz
der Erde und bleibt beständig
darauf.
Medienkontakt: Diana Alzeer
0592400300 oder 0525339054
(Zusammengefasst
und übersetzt von M.Lauer)
Gaza: Protest
gegen die israelische Blockade
und Besetzung
In
Gaza wӓchst der gewaltlose
Widerstand unter der Leitung von
zumeist jugendlichen
Palӓstinensern gegen Israels
sogenannte Pufferzone, einem von
Israel einseitig erklärten und
durch die israelische Armee
patroullierten Landstreifen
innerhalb Gazas, der nach
Angaben von Sarah Roy von der
amerikanischen Universitӓt
Harvard beinahe 14 % der totalen
Landflӓche Gazas einnimmt und
mindestens 48% des Landes in
Gaza, das für die Landwirtschaft
genutzt werden kann. "Die Zone
erstreckt sich offiziell 300
Meter entlang der Grenze Gazas,
aber Angriffe auf Zivilisten
finden auf bis zu 1,5 Kilometer
innerhalb des Grenzzaunes
statt," berichtet das
Palestinian Center for Human
Rights.
(Der Küstenstreifen ist 6 bis 14
Kilometer breit) Ein Video des
Institute for Middle East
Understanding
zeigt 300 Demonstranten, die am
17. Januar 2014 unter
israelisches Gewehrfeuer kommen,
zu weit entfernt, um sichtbar zu
sein, aber trotzdem totbringend.
An diesem Freitag wurden zwei
Protestteilnehmer leicht
verletzt. Das Vergehen der
Demonstranten? Sie pflanzten
Zitrusbӓume an, um die Bӓume zu
ersetzen, die durch Israels
fortgesetztes Besatzungregime
zerstӧrt wurden, das tӓglich den
Zugang der mehr als 1,7
Millionen Palӓstinenser zu ihren
Feldern, zu ihren
Küstengewӓssern, zu ihrem
Luftraum und vor allem zu ihren
palӓstinensischen Landsleuten
versperrt. Weil mehr als 10
Prozent aller Palӓstinenser in
Gaza leben, kann eine
ernstzunehemnde Diskussion des
Konfliktes und einer Lӧsung sie
nicht ignorieren.
"Israel
hat fast alle Zitrusbӓume
zerstӧrt...und hindert uns immer
noch am Import und Export
jeglicher Produkte," sagte die
Gaza Youth Coalition in einer
Stellungnahme. Israel erlaubt
den Zugang von Zivilisten zu
Fuss für landwirtschaftliche
Zwecke auf bis zu 100 Meter vom
Grenzzaun und Zugang für
Fahrzeuge auf bis zu 300 Meter
Entfernung,
berichtet die UN Office for the
Coordination of Humanitarian
Affairs. Israelische Truppen
feuern oft auf Palӓstinenser,
die nahe der Grenze zu Fuss
unterwegs sind, ob als Bauern,
Demonstranten oder Sammler von
Altmetall.
Das
Palestinian Centre for Human
Rights (PCHR)
berichtet, dass Israel seit den
Osloverträgen eine Pufferzone
auf einem 50 Meter breiten
Landstreifen auf der
palästinensischen Seite
errichtete. Im Jahr 2000 wurde
die No-go Zone auf 150 Meter
erweitert und im Januar 2009 auf
300 Meter, mit der Drohung, dass
auf jeden Menschen innerhalb
dieser Zone geschossen wird.
Die gewaltlosen
Proteste gegen die Pufferzone
begannen im September 2009. In
den folgenden Monaten breitete
sich die Protestbewegung aus,
die Zahl der Teilnehmer stieg an
und Proteste wurden an mehreren
Orten organisiert trotz der
steigenden Zahl von Verwundeten
und mehreren Todesfӓllen.1)
Ein
Bericht von Charlie Andreasson
illustriert die Gefahren bei der
Feldarbeit entlang der Grenze
Gazas. Jeden Dezember wird in
Gaza der Weizen gesӓt und
Freiwillige der Internationalen
Solidaritӓtsbewegung begleiteten
die Bӓuerinnen und Bauern im
Dezember 2013 bei der Aussaat,
um die israelische Armee vom
Beschuss der Feldarbeiter
abzuhalten. Auf bis zu 70-80
Metern Entfernung vom Grenzzaun
ist der Boden von Bulldozern und
Panzern plattgewalzt, beobachtet
Andreasson. Die Traktoren der
Bauern kӧnnen die Erde dort
nicht pflügen und die Bauern
versuchen es nicht, weil die
Felder von der israelischen
Armee sofort zerstӧrt würden.2)
Am
vergangenen Wochenende benutzte
die israelische Armee die
Pufferzone wieder als
Abschussrampe für den Beschuss
von Häusern in Grenznähe. IMEMC
berichtet:
Am 17. Januar
2014 drangen vier israelische
Artilleriefahrzeuge kurzfristig
in den nӧrdlichen Gazastreifen
ein, in den Shuhada Friedhof
etwa 150 Meter von der Grenze,
wӓhrend Hubschrauber über das
Sodaniya Distrikt der Stadt Beit
Hanoun flogen. Am frühen Freitag
feuerte die israelische Armee in
Richtung einiger Hӓuser in
Grenznӓhe; es wurden keine
Verletzungen gemeldet.Am
Sonntagmorgen, dem 19. Januar
2014 erӧffneten israelische
Kanonenboote das Feuer auf
palӓstinensische Fischerboote in
Gazas Küstengewӓssern bei
al-Sodaniya im Norden. Die
israelische Marine feuert
beinahe jeden Tag auf
palӓstinensische Fischer und
behindert sie durch Angriffe und
die Beschrӓnkung des Fischens
auf die unproduktiven Gewӓsser
in Küstennӓhe.
In London
versammelten sich über 500
Menschen vor der israelischen
Botschaft und protestierten
gegen die fortgesetzte
israelische Blockade und die
kontinuierlichen Luftangriffe
auf Gaza. Sprecher verwiesen auf
die israelische Bombardierung
des Gazastreifens 2008/2009 in
der Operation Gegossenes Blei
und forderten, dass die
Verantwortlichen vor den
internationalen Gerichtshof
gestellt werden.3)
Der Nachbar
Ägytpen behandelt die
Palästinenser aus Gaza nicht
viel besser: Ӓgyptische
Grenzschutzeinheiten zerstӧrten
am 18. Januar 2014 acht
unterirdische Tunnel bei Rafah,
berichtete die palӓstinensische
Nachrichtenagentur Ma'an. Seit
Januar 2013 wurden mindestens
1113 Tunnel im Grenzgebiet
zwischen Ӓgypten und Gaza
zerstӧrt, sagte die ӓgyptische
Armee. Seit dem Beginn der
israelischen Blockade Gazas im
Jahr 2006 versorgten die Tunnel
der Schmuggler Gazas Bevӧlkerung
mit Nahrung, Kleidung,
Baumaterial und Treibstoff.
Rafah, der einzige Grenzübergang
zwischen Gaza und Ӓgypten war am
18. Januar 2014 immernoch
geschlossen, obwohl sich nach
der der seit neun Tagen
fortlaufenden Schliessung eine
grosse Zahl von gestrandeten
Einwohnern Gazas auf beiden
Seiten der Grenze angesammelt
hatte.4)
Eva Bartlett, The
pretext of "security" along
Gaza’s buffer zone, 6. Mai 2010
Electronic Intifada;
http://electronicintifada.net/content/pretext-security-along-gazas-buffer-zone/8813
Die
Berichterstattung der New York
Times über die kürzlichen
gewaltsamen Ereignisse an der
Grenze zwischen Gaza und Israel
ist ein erhellendes Beispiel für
die chronologischen
Taschenspielertricks, die
charakteristisch für die
Berichte über den
israelisch-palästinensischen
Konflikt in den traditionellen
Medien sind, schrieb Belen
Fernandez am 6. Januar 2014 im
Palestine Chronicle. Isabel
Kershners Meldung vom 24.
Dezember 2013, „Killing and
retaliation at Gaza-Israel
border continue violent circle“,
beschreibt den Zeitablauf
folgendermassen:
„Ein israelischer
Arbeiter, der den
Sicherheitszaun entlang der
Grenze mit Gaza reparierte,
wurde am Dienstag von einem
palästinensischen Scharfschützen
erschossen, sagte die
israelische Armee, und Israel
reagierte sofort mit
Bombenangriffen und Panzer- und
Infantriefeuer auf Ziele im
Zusammenhang mit militanten
Gruppen im palästinensischen
Küstenterritorium.“
Dieser
offensichtlich kausale
Zusammenhang wird durch zwei
Fotos betont, die zusammen am
Beginn des Artikels erscheinen.
Auf der linken Seite: der Körper
des Opfers des Scharfschützen.
Auf der rechten Seite: der
Körper des dreijährigen
palästinensischen Mädchen [Hala
Abu Sbekha], in der Beschreibung
des Fotos als nicht
beabsichtigter Kollateralschaden
bezeichnet: „Eine Granate tötete
sie, als Israel in Reaktion auf
den Angriff eines Scharfschützen
Ziele im Zusammenhang mit
militanten Gruppen angriff.“
In einem Absatz
in der zweiten Hälfte des
Artikels ist aber das folgende
Detail begraben: „Am
Freitag erschossen israelische
Soldaten einen palästinensischen
Mann, der sich dem Grenzzaun
näherte, der Gaza von Israel
trennt.“
Wie sich
herausstellt war dies der
Freitag vier Tage vor dem
Scharfschützenfeuer und dem
militärischen Angriff am
Dienstag.
Die israelische
Tageszeitung Ha’aretz gibt
weitere Einzelheiten zu dieser
manipulierten Chronologie:
„Am vergangenen
Freitag wurde der 27 Jahre alte
Palästinenser Oudeh Hamad aus
Beit Hanoun im Norden des
Gazastreifens durch das
Gewehrfeuer israelischer
Soldaten getötet. Die
israelische Armee sagte, dass
Hamad den Grenzzaun beschädigen
[sabotieren] wollte, aber seine
Familie sagte, dass er lediglich
Altmetall und Plastik in diesem
Abschnitt sammeln wollte.“
Am 10. Januar
schrieb Shlomi Eldar in
Al-Monitor, dass sich nach
Monaten der relativen Ruhe eine
erneute Eskalation der Situation
im Gazastreifen entwickelt hat .
[Wie die New York Times setzt er
den Beginn der
Auseinandersetzungen mit der
Tötung von Salah Abu Latif am
24. Dezember an.] Er schreibt,
dass die israelische Armee einen
erneuten israelischen
Luftangriff in einer
Stellungnahme folgendermassen
rechtfertigte: “Die
Terroristenorganisation Hamas
ist die richtig Adresse und
trägt die Verantwortung.” Eldar
kommentiert:“Die schrittweise
aber stetige Eskalation steht im
starken Gegensatz zu allen
Einschätzungen von zentralen
Vertretern in Israels
Sicherheitsapperat, die zur
Schlussfolgerung gekommen sind,
dass Hamas zu diesem Zeitpunkt
zu schwach und zu isoliert ist
und deshalb alles unternehmen
wird, um eine weitere Runde von
militärischen Zusammenstössen
mit Israel zu vermeiden.“
Auszug aus: Belen Fernandez,Fun
with Chronology: Misreporting
the Israeli Assault on Gaza, 6.
Januar 2014, Palestine
Chronicle;
27.
10. 2015 - Fünf Kinder aus
Ni’lin festgenommen
- Weil
sie die Oliven auf dem Land
ihrer Familien jenseits der
Mauer pflücken wollen, werden
fünf Jungen im Alter zwischen 10
und 13 inhaftiert. - Saeed
Amireh berichtet aus dem
Westbankdorf Ni’lin:
Die diesjӓhrige Olivenernte hat
begonnen. Weil es immer
schwieriger wird, die Bӓume
regelmӓsig zu pflegen, ist die
Ernte bisher mager ausgefallen.
Was von Ni'lins Agrarflӓche bis
heute noch nicht von der
Besatzung konfisziert wurde,
wird dennoch als geschlossene
militӓrische Zone betrachtet und
ist schwer zugӓnglich. Mehr als
2500 Olivenbӓume haben die
Soldaten und Siedler seit dem
Bau der Apartheidmauer 2008
entwurzelt, zerschnitten oder
verbrannt. Das hat enorme
Probleme für die
Olivenӧindustrie des Dorfes
gebracht.
Ni'lin hat zwei Raffinerien für
Olivenӧl und das Dorf war früher
berühmt für sein Ӧl, das zum
Grossteil exportiert wurde. Die
Welle von Landkonfiszierungen,
die der Besetzung der Westbank
folgten, haben Ni’lin um sein
Land und seine Olivenbäume
gebracht.
Viele Olivenbäume wachsen immer
noch auf der anderen Seite der
hohen Mauer. Den Bauern aus
Ni’lin wird nicht erlaubt, nach
den Bäumen zu sehen oder die
Früchte zu pflücken; es ist eine
Form der kollektiven Bestrafung
des Dorfes für den Widerstand
gegen den Bau der Mauer.
Am 18. Oktober beschloss eine
Gruppe von Kindern im Alter
zwischen 10 und 13, heimlich
über die Mauer zu klettern, um
die Oliven auf dem Land ihrer
Familien zu ernten, im
Bewusstsein, dass ihre Familien
es sich nicht mehr leisten
können Öl zu kaufen.
Die Kinder, Mohammed Abdullah
Amireh, 13, Naser Mohammed
Amireh, 12, Abdullah Amireh, 10,
Nasem Nafi, 13 und Mohammed
Nidal Khawaja, 13 wurden von
israelischen Soldaten
festgenommen und zum Verhör in
ein Militärgefängnis gebracht.
Als sie von den Soldaten gefragt
wurden, warum sie über die Mauer
geklettert waren, antwortete
Mohammed Amireh: “Wir brauchen
Olivenöl und wir haben kein Land
mehr; meinem Vater wurde eine
Genehmigung zur Arbeit in Israel
erweigert und er wurde
festgenommen. Er ist arbeitslos
und wir können uns kein Olivenöl
leisten. Wir haben keine Chance,
ein normales Leben zu führen!“
Sie wurden zum Gefängnis Ofer
gebracht und das Liaisonbüro der
Palästinensischen Autorität
verhandelt um ihre Rückkehr.
Man kann deutlich sehen, wie
Palästinas Kinder ihrer Kindheit
durch die Besatzung beraubt
werden. Von früh auf werden sie
dazu gezwungen, das Leben in all
seinem grausamen Unrecht zu
sehen. Sie erleben Demütigungen
und Festnahmen und tragen die
schweren Verantwortungen des
Lebens schon im frühen Alter.
Die Besatzung zerstört nicht nur
die Träume der Palästinenser,
sondern auch die Freiheit der
palästinensischen Kindern zum
Träumen.
Five kids arrested in Ni’lin
village, 18. Oktober 2013;http://www.nilin-village.org/2013/10/18/five-kids-arrested-in-nilin-village/
Stop the Walls Kampagne “Ihr
seid nicht allein” hilft bei der
Olivenernte -
In Zusammenarbeit
mit der Gewerkschaft der Bauern
und der Kooperative von Kafr
Labad organisierte die
palästinensische Organisation
Stop the Wall die Mithilfe von
Freiwilligen bei der Olivenernte
in den Dōrfern Kafr Labad und
Bruqin. Örtliche Bauern schätzen
die Mitarbeit von
palästinensischen und
internationalen Aktivisten vor
allem bei der Ernte auf Feldern
in der Nachbarschaft von
israelischen Siedlungen.
In Kafr Labad im Distrikt
Tulkarem hat die Kolonie Ifni
Havis einen Grossteil des
Dorflandes gestohlen. Die
Siedler erschweren das Leben der
Dorfbewohner und haben
wiederholt die Ernte des Dorfes
gestohlen. Suhail Salman, der
Koordinator der Bürgerkomitees
in der Kampagne, sagte, dass die
israelische Besatzungsarmee auf
die Felder kam und Freiwillige
und Dorfbewohner während der
Ernte fotografierte.
Im Dorf Bruqin im Salfitdistrikt
halfen Freiwillige einer Familie
aus dem Dorf bei der Ernte in
der Nachbarschaft der Siedlung
Brochan. Siedlerangriffe gibt es
während des ganzen Jahres; sie
verstärken sich jedes Jahr zu
Beginn der Olivenernte.
Friedlicher
Widerstand in der Westbank, 25.
Oktober 2013
Fortgesetzte
Blockade des Westbankdorfes
Ni’lin -
Seit der vergangenen Woche hat
die israelische Besatzungsarmee
jede Nacht eine Razzia im Dorf
Ni’lin durchgeführt. Die
Soldaten schossen Tränengas in
die Häuser der schlafenden
Dorfbewohner. Bisher wurden nur
zwei Bewohner festgenommen, Naha
Nafi, 21, und Tariq Kawaja, 24,
aber die Soldaten drangen in
zehn Häusern ein. Drei weitere
junge Männer wurden gesucht,
waren aber nicht auffindbar.
In den letzten
zwei Tagen hat sich die
Situation zusätzlich verschärft:
Israelische Soldaten haben eine
Blockade der Eingäng ins Dorf
errichtet und hindern die
Menschen am Verlassen und
Betreten von Ni’lin. Für die
Dorfbewohner, die zur Arbeit
oder zum Studium nach Ramallah
pendeln, hat diese kollektive
Bestrafung enorme Probleme
geschaffen.
Samstag nacht
gegen 11 Uhr fuhr eine grosse
Zahl von israelischen Jeeps im
Dorf ein, anscheinend nur in der
Absicht, die Ruhe zu stören. Die
Soldaten begannen dann mit dem
Schikanieren der Dorfleute und
feuerten ihre Gewehre ohne
ersichtlichen Grund ab. Als sich
Jugendliche aus dem Dorf
versammelten, um die Soldaten
aus dem Dorf zu vertreiben,
wurden sie direkt mit
gummi-ummantelten Stahlkugeln
beschossen. Ein junger Mann
wurde am Bein getroffen und
viele Umstehende litten unter
Atemnot infolge des Inhalierens
von Tränengas. Zusätzlich
feuerten die Soldaten wieder
Tränengas in die Häuser der
schlafenden Dorfbewohner.
Zur Zeit
blockiert die israelische Armee
weiterhin den Eingang des
Dorfes. Die Bewohner Ni’lins
warten mit grosser Sorge auf das
nächste Manöver der israelischen
Besatzungsarmee.
Seit sieben
Jahren protestiert Al Ma’sara
gegen die israelische Trennmauer
-
Die sichtlich Stein-freien
Proteste in al Ma’sara werden
trotzdem von der israelischen
Armee brutal unterdrückt. “Wir
sehen die Soldaten hier,
mit ihren Gewehren, ihren
Stiefeln, ihren Schilden und
ihren Helmen zum Schutz der
Mauer – aber wir wissen, dass
das echte Probleme die Mauer in
ihrem Kof ist,”sagt ein
Organisator der Proteste.
Etwa 200
palästinensische, israelische
und international Aktivisten
marschierten zusammen am 25.
Oktober 2013, um sieben
friedliche Widerstandsjahre im
Westbankdorf al-Ma’sara südlich
von Bethlehem zu begehen. Die
besonders grosse Zahl von
Demonstranten erinnerte an
sieben Jahre der wöchentlichen
Märsche zu dem Teil des
Dorflandes, wo die Trennmauer
errichtet werden soll, berichtet
Haggai Matar.
Die Konstruktion
der Mauer in diesem Bereich
wurde vor etwa vier Jahren
aufgehalten. Zurück blieben eine
Strasse für die Patrouillen der
Armee - eine Narbe in der
Landschaft- und eine massive
Lücke in der Mauer. Aber die
Proteste gegen die noch nicht
gestrichenen Baupläne und die
fortlaufenden
Landkonfiszierungen durch die
umliegenden Siedlungen werden
fortgesetzt.Bei den
Demonstrationen in al Ma’sara
werden nur sehr selten Steine
geworfen, sie werden aber
dennoch ständig von der Armee
unterdrückt, die den
Demonstrationszug jedes Freitag
daran hindert, das Dorfland zu
erreichen. Manchmal werden
Tränengas, Schockgranaten und
Verhaftungen eingesetzt, um die
Dorfbewohner daran zu hindern,
ihre Opposition zu zeigen.
Diese Woche
folgte die aus dem speziellen
Anlass angewachsene und
festlichere Prozession der
üblichen Route auf der
Hauptstrasse vom Dorfkern in
Richtung Dorfland und zur
üblichen Blockade der Armee. Die
Aktivisten versuchten zuerst,
mit erhobenen Armen
durchzubrechen, und setzten sich
dann vor den Soldaten auf den
Boden.
Ein Offizier der
Grenzpolizei erklärte das Dorf
zur “geschlossenen militärischen
Zone” und gab den Demonstranten
ein fünf Minuten Ultimatum. “Sie
stehen auf besetztem Land in
einem befreiten
palästinensischen Dorf – Sie
haben folglich fünf Minuten, um
zu gehen,” antwortete Hassan
Brijieh vom Bürgerkomitee des
Dorfes.
“Wir sehen die
Soldaten hier, mit ihren
Gewehren, ihren Stiefeln, ihren
Schilden und ihren Helmen zum
Schutz der Mauer – aber wir
wissen, dass das echte Probleme
die Mauer in ihrem Kopf
ist,”sagte Mahmoud Zwhare vom
Bürgerkomitee.” Wir appellieren
an Euch, Soldaten, dass Ihr
Euren Verstand öffnet und seht,
dass die Menschen aus der ganzen
Welt die israelischen
Kriegsverbrechen ablehnen. Hier
sind Israelis unter uns, die
Frieden und Gerechtigkeit
wählen. Ihr könnt das Gleiche
machen.”
Nach Zwhare
sprach Rabbi Brant Rosen aus
Chicago, der mit einer kleinen
Gruppe von jüdischen
Solidaritätsaktivisten gekommen
war. Er sagte, dass die
Teilnahme an palästinensischen
Protesten für ihn eine Mitzva
sei, ein heiliger Aufruf,
bezogen auf die eigentliche
Grundlage des Judentums, das den
Beistand für die Schwachen und
gegen die Unterdrückung fordert.
Zur gleichen Zeit fand
ausserhalb des Dorfes in der
nahegelegenen Siedlung Gush
Etzion eine Tour mit genau
entgegengesetzten Zielen statt:
die Gruppe “Amerikanische Juden
für ein sicheres Israel”
[American Jews for a Safe
Israel] zeigte ihre
Unterstützung für die Soldaten
und Besetzer.
Die
israelische Armee erōffnete am
vergangenen Freitag das Feuer
auf palästinensische
Demonstrationen in der besetzten
Westbank und verletzte mehrere
Teilnehmer, berichtete Ma’an
am 25. Oktober 2013. Israelische
Soldaten feuerten
Tränengaskanister,
Gummimantelgeschosse und
Schockgranaten auf die
Teilnehmer an den Protesten
gegen die israelische
Trennmauer. Zahlreiche Menschen
in Bil’in, Nabi Saleh und
al-Ma’sara litten unter den
schmerzhaften Folgen der
Tränengasinhalierung. Der
Beschuss mit Tränengaskanistern
führte zu mehreren Bränden auf
den umliegenden Feldern. Die
Demonstranten forderten die
Freilassung von allen
palästinensischen Gefangenen in
israelischer Haft und forderten
zur Solidarität mit den
gefangenen unter israelischer
Verwaltungshaft, die zur
unbefristeten Inhaftierung ohne
offizielle Anklageerhebung oder
Verfahren führen kann.
Im
Westbankdorf Bil’in, das seit
2005 jede Woche gegen den Bau
der israelischen Mauer in der
Westbank protestiert, wurden
zwei Fotografen, Mohammed
Yassin, 21, und Abdul Kadir Abu
Rahma, 19, im Rücken und am Bein
verletzt. Die Proteste der
Aktivisten in Bil’in zwangen die
israelische Armee zur Verlegung
der Mauer und 2011 wurde Bil’in
einen Teil seiner Felder zurück.
Aber grosse Teile des
Agrarlandes von Bil’in sind
durch die israelische Mauer
nicht mehr zugänglich für ihre
Besitzer. In al-Ma’sara bei
Bethlehem markierten die
Demonstranten den siebten
Jahrestag der Proteste. Drei
Palästinenser und ein
internationaler Aktivist wurden
verletzt.
Friedlicher
Widerstand in der besetzten
Westbank, 11. Oktober 2012
Erneute
israelische
Nachtrazzia in Nil’in
-
Am Sonntag, den
6. Oktober 2013, um zwei Uhr
morgens fuhren israelische
Armeejeeps in das Westbankdorf
Ni’lin ein. Die Soldaten traten
die Eingangstüre des Hauses der
Familie von Hazem Kawaja ein und
drangen in das Haus der
schlafenden Familie ein. Ein
achtzehnjähriger Sohn der
Kawajas, Mohammed, wurde von den
Soldaten festgenommen und zu
einer Verhörstation neben dem
Militärgefängnis Ofer gebracht.
Mohammed ist ein Student und
seine Festnahme wird
sicherstellen, dass er dieses
Jahr seine Kurse nicht
abschliessen kann. Diese Taktik
wurde in der Vergangenheit
bereits systematisch gegen
palästinensische Studenten
eingesetzt.
Seit Anfang 2013
wurden ungefähr 35 Männer aus
Nil‘in in nächtlichen Razzien
aus ihren Häusern geholt und
festgenommen. Von diesen 35
Festgenommenen wurde bisher
keiner wieder freigelassen. Sie
wurden alle zu Haftstrafen
zwischen acht und dreissig
Monaten verurteilt, weil sie an
den friedlichen Protesten gegen
die Apartheidmauer teilnahmen,
die in Nil’in seit fünf Jahren
jeden Freitag durchgeführt
werden. Diese Nachtrazzien
werden von der Besatzungsarmee
als gezielte Taktik eingesetzt,
um die Einwohner Nil’ins aus dem
Dorf zu vertreiben. Zu Beginn
der israelischen Besatzung
lebten etwa 12500 Menschen im
Dorf Nil’in. Gegenwärtig ist die
Einwohnerzahl auf 5500 Menschen
geschrumpft. Eine weitere
alarmierende Statisik: Nil’in
besass 1969, am Anfang der
Besatzung, 5800 Hektar Land;
heute kontrolliert das Dorf nur
noch 800 Hektar.
Das ist natürlich
eine Konsequenz des Baus der
Apartheidmauer, die Nil’in von
grossen Teilen seiner
landwirtschaftlichen Fläche
trennt, ist aber auch eine Folge
des Wachstums der nahegelegenen
Kolonien. Nil’in ist von fünf
illegalen Siedlungen umgeben,
die auf dem Dorfland errichtet
wurden. Eine Strasse, die nur
von israelischen Siedlern benutz
werden darf, vervollständigt
diese Infrastruktur der
Kolonisierung und beschränkt die
Bewegungsfreiheit der
Palästinenser weiter. Nil’in ist
nur einen Schritt von der
Verwandlung in ein riesiges
Gefängnis entfernt - was mit der
Westbank insgesamt bereits
durchgeführt wurde - dem
geplanten Bau eines Tunnels, der
unter der Apartheidstrasse
durchführen wird. In Zukunft
wird dieser Tunnel die einzige
Zufahrt ins Dorf sein, und die
israelische Armee kann dann das
gesamte Dorf effektiv und nach
eigener Willkür von der
Aussenwelt abriegeln.
Bil’in setzt
die wöchentlichen Proteste gegen
die Besatzung fort
- Am
11. Oktober 2013 feuerten
israelische Soldaten
Tränengaskanister auf eine
palästinensische Familie, die
versuchte, ihre Oliven zu
ernten. Zur gleichen Zeit fand
in Bil’in die wöchentliche
Demonstration gegen die
Apartheidmauer statt, wo die
israelische Armee ebenfalls
Tränengaskanister,
Schockgranaten und
gummi-ummantelte Stahlkugeln auf
die Demonstranten abschoss.
Die Familie von
Raffeq Al Khateeb litt unter den
Folgen der Tränengasinhalierung,
während sie versuchte, die
Oliven auf ihrem Land zu
pflücken. Tränengaskanister
werden von der israelischen
Armee oft gegen die
wöchentlichen Freitagsproteste
eingesetzt, und gestern war
keine Ausnahme. Zahlreiche
Teilnehmer hatten mit den
grossen Mengen von Tränengas zu
kämpfen, die abgefeurt wurden.
Der
Freitagsprotest begann nach den
Mittagsgebeten und
palästinensische, israelische
und internationale Aktivisten
liefen vom Dorf in Richtung
Annexionsmauer. Die Aktivisten
wurden von israelischen Soldaten
erwartet und beschossen.
Israelische Militärfahrzeuge
versuchten dann, die
Demonstration aufzulösen und die
Demonstranten von der
Apartheidmauer weg und ins Dorf
zurück zu treiben. Bil’in
demonstriert seit 2005 und trotz
der Gewalt und Aggressionen der
israelischen Armee setzen die
Menschen aus Bil’in ihren Kampf
gegen die Besatzung fort.
Israelische Armee greift
wöchentliche Proteste in der
Westbank an
-
Sieben
Demonstranten wurden
festgenommen und viele mussten
nach dem Einatmen von Tränengas
behandelt werden, als
israelische Soldaten die
wöchentlichen Proteste
angriffen, die in Nabi Saleh,
Bil’in und Nil’in in der
zentralen Westbank, in Kufer
Qadum im Norden und in Al
Ma’ssara in der südlichen
Westbank organisiert werden.
Israelische
Truppen führten vier
internationale und drei örtliche
Aktivisten ab, als sie den
wöchentlichen Protest gegen die
Mauer und Siedlungen im Dorf Al
Ma’ssara angriffen. Mit
Gewehrkolben und Schlagstöcken
zwangen die Soldaten die
Menschen zur Rückkehr ins Dorf.
Im Dorf Nabi
Saleh setzten die israelischen
Soldaten Tränengas gegen die
Dorfbewohner und
Solidaritätsaktivisten ein und
blockierten den Weitermarsch der
Demonstranten aus dem Dorf.
Später drangen Soldaten im Dorf
ein und feuerten Gasbomben auf
die Häuser der Dorfbewohner.
Viele Einwohner mussten
behandelt
werden, weil sie
Tränengas eingeatmet hatten.
In den
nahegelegenen Dörfern Bil’in und
Nil’in konnten die
Demonstrationsteilnehmer die
israelische Mauer erreichen, die
auf dem Land der örtlichen
Bauern errichtet wurde. Von der
Mauer aus beschossen die
israelischen Soldaten die
unbewaffneten Protestteilnehmer
mit Tränengas und
gummiummantelten Stahlkugeln.
In Kufer Qadum
kreisten israelische Soldaten
das Dorf ein und erlaubten weder
Journalisten noch internationaln
Aktivisten die Teilnahme am
wöchentlichen Protest. Als die
Demonstranten den Protest
ausserhalb des Dorfes fortsetzen
wollten, wurden sie von der
Armee angegriffen und mit
Tränengas beschossen.
Was die Presse
nicht über
Bilins Tränengaskanister-
Blumengarten berichtete
-
Ein Blumengarten
aus Tränengaskanistern, die bei
den Freitagsprotesten in Bil‘in
auf die Demonstranten
abgeschossen und von Aktivisten
eingesammelt wurden, erinnert an
Bassem Abu Rahmah, der 2009 von
der israelischen Armee bei einer
wöchentlichen Demonstration vor
der israelischen Mauer getötet
wurde. Eine Fotostrecke der
Presseagentur konzentriert sich
vor allem auf die Blumen und
stellt nicht klar, dass der
Garten eine Gedenkstätte für die
bei den Demonstrationen
getöteten Palästinenser ist.
Der Garten wurde
an der Stelle gepflanzt, wo
Bassem Abu Rahmah aus Bil’in im
April 2009 von einer
Hochgeschwindigkeits-Tränengasgranate
am Oberkörper tödlich verletzt
wurde.
Als Akt des
friedlichen Widerstandes und als
Antwort zur Trennmauer, die vom
Staat Israel auf dem Land des
Dorfes Bil’in errichtet wurde,
schufen die Einwohner des Dorfes
diese Oase auf einem Teil ihres
Landes, das ihnen nach
jahrelangen Demonstrationen und
einem Gang vor das Oberste
Israelische Gericht vor zwei
Jahren zurückgegeben wurde. Der
Garten erinnert an Bassem und
die anderen Opfer des
palästinensischen Kampfes um ihr
Land. Diese zentrale Bedeutung
des Gartens war in den Photos
der Presseagentur nicht zu
finden. Keines der Fotos zeigte
das Herzstück, ein
durchsichtiges Foto von Bassem,
das auf einem Rahmen von
verschossenen Tränengaskanistern
aufgespannt wurde. Zusätzlich
wird die Frau in den Fotos, die
den Garten wässert, nur als
„palästinensische Frau“
beschrieben. Es wird nicht
erwähnt, dass die Fotos Sabiha
Abu Rahmah zeigen, Bassems
Mutter, die infolge israelischer
Angriffe auf die wöchentlichen
Proteste nicht nur einen Sohn,
sondern auch eine Tochter
verlor. Jawaher Abu Rahmah,
Bassems Schwester, starb im
Januar 2011 an den Folgen der
Tränengasinhalierung, nachdem
sie einen Freitagsprotest aus
der Distanz verfolgt hatte und
dichte Tränengaswolken das Dorf
erreichten.
Ein Text der
Presseagentur zu den Fotos
erwähnt Bassems und Jawahers
Tod. Aber einige
Nachrichtenorganisationen (z.B.
The Daily Mail in England)
liessen den
Presseagentur
Text aus und brachten
stattdessen eine Zusammenfassung
der Meinungen zur Trennmauer aus
der Sicht Israels und der
sogenannten „Kritiker“.
In der Version
von Ynet wird nicht nur
ausgelassen, dass der Tod der
Abu Rahmahs der Grund für die
Errichtung des Gedenkgartens
war, sondern es wird zusätzlich
verschleiert, welchen Preis
Bil’in für den Widerstand
bezahlte: „Jeden Freitag kommen
palästinensische und linke
israelische Aktivisten, um gegen
den Trennzaun an diesem Ort zu
protestieren und mehrere dieser
Deonstrationen endeten mit
Verletzungen.“ Wer wen verletzt
und wie schwer, wird der
Vorstellung des Lesers
überlassen.
Die Einwohner
Bil’ins sagen, dass 60% ihrer
Felder hinter der israelischen
Trennmauer verschwanden. Seit
2005 gehen die Dorfbewohner
jeden Freitag zu ihren Protesten
gegen die Mauer, was oft in
brutalen Repressionen durch die
israelische Armee resultierte.
Bil’in wurde zu einem Symbol der
palästinensischen Proteste gegen
Israels Aktionen in der Westbank
und der Kampf des Dorfes für die
Rückerstattung seines Landes war
das Thema eines Dokumentarfilms,
Five Broken Cameras, der von
einem Bewohner Bil’ins, Ehmad
Burnat, gefilmt wurde, und 2012
für einen Oskar nominiert wurde.
Seit Israel 2002
mit dem Bau der Trennmauer
begann, wurden in verschiedenen
Orten der Westbank regelmässige
Proteste organisiert, wo die
Trennung von Dorfland durch die
Route der Mauer drohte oder wo
Land durch die Barriere bereits
abgetrennt wurde. Oft wird nicht
verstanden, dass die israelische
Regierung grosse Landstücke der
Palästinenser effektiv für den
Mauerbau konfiszierte. Wenn die
über 700 Kilometer lange Mauer
fertiggestellt ist, wird sie zu
85% in der Westbank stehen,
nicht auf der Grünen Linie
zwischen Israel und den
besetzten palästinensischen
Territorien. Die Mauer trennt
deshalb nicht einfach „Israel
von der Westbank“, sondern sie
unterteilt palästinensisches
Land,trennt Bauern von ihrem
Land, Kinder von ihren Schulen
und Familien voneinander.
Elias Nawawieh,
PHOTOS: What the press missed in
Bil'in tear gas flower garden;
972mag.com/photos-what-the-press-missed-in-bilin-tear-gas-flower-gard...(Übersetzt
und leicht verӓndert von
M.Lauer)
Tod eines
Demonstranten in Bil’in:
Israel schliesst Fall aus Mangel
an Beweisen
Die Israelische Armee begann
Untersuchung der Tötung von
Bassem Abu Rahmah aus Bil’in mit
15-monatiger Verspätung, obwohl
drei Videos vom Protest im April
2009 zeigen, dass Soldaten in
Gegenwart von kommandierenden
Offizieren Tränengaskanister
direkt auf die Demonstranten
feuerten. Anti-Mauer Proteste in
der besetzten Westbank werden
fortgesetzt.
Vor viereinhalb Jahren wurde
Bassem Abu Rahmah aus Bil’in von
einem aus kurzer Distanz direkt
auf ihn gefeuerten
Tränengaskanister getötet. Sein
Tod wurde von Kameras aus drei
verschiedenen Blickwinkeln
dokumentiert, aber der
israelische Staat kündigte am
Montag, den 9. September 2013
an, dass der Fall aus Mangel an
Beweisen geschlossen wird.
Bassems Mutter Subhiya Abu
Rahmah war zusammen mit dem
Dorfrat von Bil’in und den
israelischen
Menschenrechtsorganisationen
B’Tselem und Yesh Din vor das
Oberste Israelische Gericht
gegangen, nachdem die
israelische Armee mit der
Untersuchung des Falles erst 15
Monate nach dem tödlichen
Vorfall begann und im Juli 2012
die Akte aus Mangel an Beweisen
schloss.
Der 30-jährige Bassem Abu Rahmah
aus dem Westbankdorf Bil’in
wurde im April 2009 während der
wöchentlichen Demonstration
gegen Israels illegale
Trennmauer in der
palästinensischen Westbank
getötet. Drei Videos zeigen,
dass Bassem die Soldaten in
keiner Weise gefährdete oder
aggressiv handelte. Eine Analyse
des Filmmaterials durch Experten
kam zur Schlussfolgerung, dass
der Kanister direkt auf Bassems
Oberkörper gefeuert wurde, in
Verletzung der Armeeregeln.
Bassem Abu Rahmahs Geschichte
wird im Film „Five Broken
Cameras“ geschildert, der 2012
eine Oskar-Nominierung für den
besten ausländischen Film
erhielt.
Der israelische Staat gab keine
Details über die Untersuchung
des Falles, die Aussagen der
Soldaten bei der Befragung oder
die Meinung von Vertretern der
israelischen Armee und Polizei,
sondern beschränkte sich auf die
kurze Erklärung, es gäbe „nicht
genügend Beweismaterial für die
Eröffnung eines
Gerichtsverfahrens, um
gerichtliche Massnahmen gegen
die am Vorfall beteiligten
Soldaten zu ergreifen.“
Die israelische Armee hatte sich
beinahe eineinhalb Jahre gegen
die Eröffnung einer Untersuchung
des Vorfalls gewehrt. 2010
begann die Untersuchung nach
gerichtlichen Schritten der
Familie von Bassem vor dem
Obersten Gericht und mit
Unterstützung von Yesh Din und
B’Tselem.
Die Rechtsanwältin für Yesh Din,
Emily Schaeffer
kommentierte:“Die Entscheidung,
den Fall der Tötung von Bassem
Abu Rahmah zu schliessen, ist
nicht akzepabel, vor allem unter
Einbeziehung der Ansicht von
Experten, nach der die
Tränengasgranate direkt aus
kurzer Entfernung auf Abu Rahmah
gefeuert wurde. Obwohl drei
verschiedene Videos die Tötung
von Bassem zeigen, konnten die
Militärpolizei und die Polizei
die Faktoren nicht finden, die
den Tod eines unbewaffneten
Demonstranten
verursachten....Bassems Familie
wird zusammen mit B’Tselem und
Yesh Din dafür kämpfen, dass die
an seinem Tod Verantwortlichen
zur Verantwortung gezogen
werden.“
Friedliche Freitagsproteste
in Bil’in und Al-Masara
fortgesetzt -
Am 6. September
wurden die wöchentlichen
Demonstrationen in Bil’in
fortgesetzt, an diesem Freitag
vor allem in Solidarität mit den
Gefangenen in Israel und im
Protest gegen den kürzlichen
Angriffe von Siedlern gegen die
Al-Aqsa Moschee.
Die wöchentlichen Proteste
werden vom Popular Struggle
Committee organisiert und
Palästinenser, Iraelis und
internationale Aktivisten
schliessen sich den
Dorfbewohnern nach dem
Freitagsgebet im Dorfzentrum zum
Protestzug zur Annexionsmauer
an. Die Demonstrationen begannen
2005 als Protest gegen den Bau
der nach internationalem Recht
illegalen Apartheidmauer und
Siedlungen auf dem Dorfland.
Die Protestteilnehmer hatten
palästinensische Fahnen in der
Hand und forderten zur
nationalen Einheit auf, zum
Widerstand gegen die Besatzung
und für die Freilassung aller
Gefangenen. Als die
Demonstranten die Mauer
erreichten, feuerten die
Besatzungssoldaten
gummiummantelte Stahlkugeln,
Tränengaskanister,
Schallgranaten und „Stinkwasser“
(eine Mischung aus Abwasser und
Chemikalien) auf die Menge.
Einige der Jugendlichen aus dem
Dorf warfen Steine in Richtung
der Soldaten, die ihrerseits die
Demonstranten in die Olivenhaine
jagte und in die Aussenbezirke
des Dorfes, wo der Photograph
Mohammed Basman Yassin (21) von
einem Tränengaskanister am Bein
getroffen und verletzt wurde.
Im Westbankdorf Al-Masara wurde
Mohammed Breijeh während einer
friedlichen Demonstration am 6.
September kurz nach dem Beginn
des Protestes ohne
offensichtlichen Grund
festgenommen. Mohammed wird
sechs Tage in israelischer Haft
verbringen, bis ein
Militärrichter entscheidet, ob
er freigelassen oder wegen der
Teilnahme an einer friedlichen
Demonstration verurteilt wird.
Der Demonstrationszug bestand
aus etwa 40 Leuten, einer
Mischung von Palästinensern,
Israelis und internationalen
Aktivisten, die durch Al-Masara
liefen und Dorfland unterhalb
der israelischen Kolonie Efrata
erreichen wollten. Nach der
Festnahme von Mohammed wollten
die Aktivisten von den Soldaten
wissen, warum ein friedlicher
Demonstrant festgenommen wurde.
Aber die Soldaten ignorierten
die Fragen und stand wortlos
herum. Die israelische Armee hat
in der Vergangenheit zahllose
palästinensische
Demonstrationsteilnehmer ohne
Verzug kurz nach dem Beginn des
Freitagsprotestes festgenommen,
oft unter Einsatz von
unverhältnismässiger und
unnötiger Gewalt. Ein typisches
Beispiel dieser Taktik zur
Auflösung einer Demonstration
konnte am 16. August 2013
beobachtet werden, als die Armee
palästinensische und
internationale Teilnehmer fünf
Minuten nach Protestbeginn
brutal festnahm. Seit 2006 führt
Al-Masara im Süden der besetzten
Westbank wöchentliche
Demonstrationen durch, zuerst
vor allem gegen den Bau der
Annexionsmauer auf dem Dorfland,
und später zu verschiedenen
Themen des palästinensischen
Widerstandes. Vor allem zu
Beginn des Jahrs wurden Zelte
auf annektiertem Land errichtet
und das Recht auf Rückkehr
eingefordert. Am vergangenen
Wochenende erinnerten die
Demonstranten an die Notlage der
palästinensischen Gefangenen in
Israels Gefängnissen. Das Dorf
zählt nur 1000 Einwohner und ist
im Vergleich zu den Nachbarorten
klein. Die Einwohner aber zeigen
keine Spuren der Resignation und
haben den gewaltlosen Charakter
ihrer Proteste nicht geändert.
Leider macht die Reaktion der
israelischen Besatzungsarmee auf
die friedlichen
Dorfdemonstrationen eines
unmissverständlich deutlich: Der
palästinensische Widerstand
gegen die Besatzung wird nicht
toleriert.
Friedlicher
Widerstand in der Westbank,
21. Juni
2013
Kufur Qaddoum:
Journalisten festgenommen, vier
Bewohner verletzt -
Das Bürgerkomitee
gegen die Mauer und Siedlungen
von Kufr Qaddoum nahe der Stadt
Qalqilia im Norden der Westbank,
berichtete am Freitag, den 21.
Juni 2013, dass eine grosse Zahl
von Soldaten den wöchentlichen
Protest angriffen, vier Bewohner
verletzten und Journalisten des
Fernsehsenders PalestineTV
kidnappten. Die Soldaten
schlugen auf Ahmad Shawar und
Kameramann Bashar Nazzal ein,
konfiszierten die Kameras und
warfen die übrige Ausrüstung
weg. Ein Sprecher der
israelischen Armee warf den
Journalisten vor, dass sie die
Soldaten angegriffen hätten und
sagte, dass sie verhört wurden.
Morad Shteiwy vom
Bürgerkomitee Kufur Qaddoum
sagte, dass die israelische
Armee das Dorf vom frühen
Freitagmorgen an umstellte und
ins Dorf eindrang, um die
Demonstration zu verhindern.
“Die grosse Zahl von Soldaten im
Dorf konnte die entschlossenen
Bewohner nicht von der
Durchführung ihres Protestes
abhalten. Die Soldaten griffen
die Protestteilnehmer brutal an
und feuerten Dutzende von
Gasbomben, Schockgranaten und
gummi-ummantelten Stahlkugeln,”
so Morad Shteiwy.
Aqel Mahmoud
Shteiwy, 25 Jahre alt, wurde von
einer Plastikstahlkugel an der
Hand getroffen, was die
Amputation eines seiner Finger
notwendig machte. Yousef Mustafa
Shteiwy, 21, wurde am Oberkörper
getroffen, Bassam Ayyoub
Shteiwy, 26, im Rücken, und
Bashas Mahmoud Shteiwy, 22, im
Magen.
Tränengas,
chemisches Wasser und
Plastikmantelgeschosse wurden
von der israelischen Armee gegen
Demonstranten in Bil’in, Ni’lin,
Nabi Saleh und Al Ma’sara
eingesetzt. Mehrere durch
Granaten und Gasbomben
verursachten Brände richteten
Schaden auf den Feldern und an
Olivenbäumen an. Die Soldaten
beschossen auch Dorfbewohner,
die die Feuer löschen wollten.
Bil’ins Kampf
gegen die Besatzung hört nicht
auf -
Bilins
Dorfbewohner und eine Gruppe von
internationalen Aktivisten
versammelten sich am 21. Juni
2013 nach dem Freitagsgebet zur
wöchentlichen Demonstratione des
Dorfes gegen die Apartheidmauer.
Die Mauer trennt das Dorf von
seinem Land, das für die
Erweiterung des benachbarten
illegalen Siedlungskomplexes
Modiin Illit benutzt wird. Das
Kamerateam einer europäischen
Fernsehstation folgte den
Demonstranten, um den
disproportionalen Einsatz von
Gewalt durch die
Besatzungssoldaten zu filmen.
Zwei Demonstranten aus Bil’in
starben seit 2005 bei den
Protesten infolge des Einsatzes
von Tränengas durch die
israelische Armee.
Die Demonstraten
wurden an diesem Freitag durch
Zäune und Stacheldraht
aufgehalten, bevor sie die Mauer
erreichen konnten. Als sie
endlich ein Tor öffen konnten
und ihren Zug bis auf 20 Meter
vor der Mauer fortsetzten,
begannen die Soldaten hinter der
Apartheidmauer mit dem Angriff
und feuerten Tränengas und
Schockgranaten auf die
unbewaffneten Menschen. Die
Protestteilnehmer bemerkten auch
ein israelisches Eigentor auf
der anderen Seite: Eine
der Schockgranaten explodierte,
bevor sie über die Mauer
geworfen wurde, was ein
erhebliches Durcheinander unter
den Soldaten auslöste. Eine
weitere Granate landete dann im
Feld und setzte es in Brand.
Trotz zahlloser Tränengasrunden,
Granatenbewurf und der Hitz und
dem Rauch des Feuers blieben die
Demonstranten eine Stunde vor
der Mauer und protestierten
gegen Israels Besatzung und
Landannexionen. Als die
Demonstranten sich zur Rückkehr
ins Dorf aufmachten, verstärkten
die Soldaten ihren Beschuss mit
Tränengaskanistern. Vor zwei
Jahren starb Jawaher Abu Rahma
aus Bil’in an den Folgen der
Inhalation von Tränengas, das
von der israelischen Armee bei
den wöchentlichen Protesten
exzessiv eingesetzt [Und oft in
Wohngebieten benutzt oder direkt
in die Häuser geschossen wird.
Jawahers Bruder Bassem Abu Rahma
starb bei einem Freitagsprotest
im April 2009, nachdem ein
israelischer Soldat einen
Tränengaskanister direkt auf
seinen Oberkörper geschossen
hatte.] Trotz der Brutalität der
israelischen Armee setzen die
Bewohner von Bil’in ihre
wöchentlichen Demonstrationen
gegen die israelische Besatzung
und Kolonisierung ihres Landes
fort.
Die Geschichte
des friedlichen Widerstandes in
Bil’in seit 2005 wird in dem
Oskar nominierten Film “Five
Broken Cameras” aus der Sicht
von Emad Burnat, Bauer aus
Bil’in und Filmemacher, erzählt
Siedler
beobachten den Angriff der
israelischen Armee auf den
Protest in Nabi Saleh
-
Am 21. Juni 2013
versammelten sich etwa 60
Demonstranten aus dem
Westbankdorf Nabi Saleh und aus
dem Ausland zum wöchentlichen
Freitagsprotest. Al sie auf dem
Weg zur gestohlenen Dorfquelle
durch den Olivenhain und einen
Hügel hinab marschierten, wurden
sie von der israelischen Armee
(und einem Wagen der privaten
Sicherheitsfirma der
benachbarten Siedlung Halamish)
am Fuss der Anhöhe blockiert und
kamen unter Beschuss von zwei
Seiten: Die Soldaten unter
feuerten Tränengas und
gummiummantelte Stahlkugeln
direkt in die Menge. Auf dem
Hügel oben stationierten die
Soldaten den “Tempest”, eine auf
einem Jeep aufgebaute
“Tränengaskanone”, die in zwei
Minuten 60 Kanister feuerte und
die Felder des Dorfes an
mehreren Stellen in Brand
setzte. Als sich ein
Protestteilnehmer der Quelle
näherte, beobachteten die
anderen, wie ein Soldat sein
Gewehr auf ihn richtete und
zielte. Bevor der Soldat
schiessen konnte, brachte sich
der Mann in Sicherheit. Für
viele Demonstranten brachte
dieser Vorfall dunkle
Erinnerungen an eine
Demonstration im November 2012,
als auf dem gleichen Hang Rushdi
Tamimi von einem Soldaten mit
scharfer Munition getötet wurde.
Nach dem Angriff
auf den Demonstrationszug
sammelten sich die Soldaten am
Rand des Dorfes und drangen zu
Fuss und mit einigen Jeeps in
Nabi Saleh ein. Wer sich auf den
Strassen zeigte, auch Kinder und
vor allem Journalisten, wurde
zur Zielscheibe von
Gummimantelgeschossen und
Tränengaskanistern, die Soldaten
in Verletzung der israelischen
Armeeregeln direkt auf die
Menschen abgefeuerten. Wie in
Demonstrationen zuvor, wurde
auch an diesem Freitag ein
Sanitäter von der Armee aufs
Korn genommen: Ein Soldat warf
eine schwere Metallschallgranate
auf seinen Kopf und dann wurde
ein Tränengaskanister auf seinen
Fuss abgefeuert, was seine Hosen
in Brand steckte. Die Sanitäter
in Nabi Saleh haben kürzlich
dagegen protestiert, dass die
israelische Armee sie während
der Freitagsproteste direkt
angreift. Mehrere
Tränengaskanister wurden auch
auf die Tankstelle in Nabi Saleh
gefeuert, ein enormes Risiko
angesichts der Benzinreserven.
Das Dorf Nabi
Saleh demonstriert seit Dezember
2009 gegen die Übergriffe der
Siedler aus der benachbarten
israelischen Kolonie Halamish,
die eine wichtige Quelle des
Dorfes annektierten, und
generell gegen die israelische
Besatzung. Die israelische Armee
unterdrückt die Freitagsproteste
mit Tränengas,
Gummimantelgeschossen,
Schockgranaten, Wasserwerfern,
die “Stinkwasser” versprühen,
und manchmal mit scharfer
Munition. Zwei Dorfbewohner,
Mustafa und Rushdi Tamimi,
wurden bei den Protesten getötet
und zahllose Menschen verletzt.
Zwei prominente Organisatoren
der Proteste, Bassem Tamimi und
Neji Tamimi, wurden vor ein
Militärgericht gestellt und zu
Gefängnisstrafen verurteilt.
Nach dreieinhalb Jahren setzt
Nabi Saleh den Widerstand gegen
das Unrecht einer brutalen
militärischen Besetzung durch
Israel fort.
Demonstranten
beten am Checkpunkt nach
Jerusalem
- Am Morgen des 22. Juni
2013 liefen Palästinenser,
Internationale und Israelis mit
palästinensischen Fahnen und
Plakaten zum israelischen
Checkpunkt, der die südliche
Westbank von Jerusalem trennt.
Als sie den Kontrollpunkt
erreichten, wurden sie von den
israelischen Soldaten mit
grosser Brutalität am Weitergang
gehindert. In Reaktion darauf
beteten die palästinensischen
Aktivisten auf der Bethlehemer
Seite des Checkpunktes, um ihr
Recht auf Bewegungsfreiheit auf
ihrem Land zu demonstrieren, und
ihr Recht, in Jerusalem zu
beten.
Palästinenser
sind täglichen
Menschenrechtsverletzungen
infolge der israelischen
Besatzung ausgeliefert. Die
Bewegungsfreiheit der
palästinensischen Bewohner in
der Westbank ist erheblich
eingeschränkt und die
israelische Besatzungsmacht hat
ein bürokratisches System von
Pässen und Genehmigungen für die
Palästinenser entwickelt, wenn
sie auf ihrem eigenen Land
reisen wollen. Genehmigungen für
Jerusalem werden selten
ausgegeben und schliessen
zumeist die Altersgruppe
zwischen 18 und 45 Jahren aus.
Während der
Demonstration konnten viele
israelische Kolonisten
ungehindert den Checkpunkt auf
gestohlenem palästinensischem
Land passieren.
Protesters pray
at checkpoint after being denied
entry to Jerusalem, IMEMC, 23.
Juni 2013;
http://www.imemc.org/article/65718
Übersetzt und
bearbeitet: M. Lauer
Friedlicher
Widerstand in der Westbank,
7. Juni
2013
“Wir sind die
Armee”
-Plakate der israelischen Armee
drohen Kinder in Kufr Qaddoum
-
In Kufur Qaddoum
organisierten die Dorfbewohner
am Wochenende ihren Protest vor
allem in Reaktion auf Drohgesten
der israelischen Armee gegen die
Kinder im Dorf: Nachdem die
israelische Armee in den
vergangenen drei Wochen 10
Nachtrazzien gegen Kufur Qaddoum
durchgeführt hatte, kamen
israelische Soldaten vor einigen
Tagen ins Dorf und hängten
Plakate mit den Fotos von vier
15 und 16 Jahre alten Kindern
auf mit dem Text: “Wir sind die
Armee; nehmt euch in acht, wir
werden euch fangen, wenn wir
euch sehen. Oder wir werden zu
eurem Haus kommen.”
Beim Protest am
vergangenen Freitag marschierten
Kinder aus dem Dorf an der
Spitze und forderten die
Bestrafung von israelischen
Besatzungssoldaten, die
palästinensische Kinder bedrohen
und das Dorf für die
Durchführung friedlicher
Proteste bestrafen. Später
konfiszierten israelischen
Soldaten “Suchplakate” der
Demonstranten, mit Fotos von
israelischen Soldaten, die
Demonstranten angreifen, und der
Unterschrift: “Gesucht!”
Als die
Protestteilnehmer auf der
Strasse marschierten, wurden sie
sofort mit Tränengas aus dem
“Tempest” (Sturm) beschossen,
dem auf einem Jeep montierten
Mehrfachtränengaswerfer der
israelischen Armee, der bis zu
60 Kanister in einer Runde
abfeuern kann. Die Soldaten
schossen Tränengaskanister auch
direkt auf die Demonstranten,
was in der Vergangenheit bei den
Protesten in der Westbank zu
schweren Verletzungen und Tod
geführt hat. Tränengaskanister
der israelischen Armee setzten
Brände in den Olivenhainen um
das Dorf und die Feuerwehr
musste gerufen werden.
Am Vortag der
Demonstration griff die
israelische Armee Kufr Qaddoum
mitten in der Nacht an:
Armeejeeps und Soldaten kamen
ins Dorf und terrorisierten die
Bewohner mit dem Verschuss von
Tränengas und scharfer Munition.
Als die Soldaten Tränengas durch
die Fenster in die Häuser des
Dorfes feuerten, erlitt ein
sieben Monate altes Baby einen
Erstickungsanfall und musste in
einem Krankenwagen behandelt
werden. Mourad, ein Dorfbewohner
sagte zur ISM [International
Solidarity Movement] am Freitag:
“ Obwohl unser Dorf unter einer
Belagerung steht und unsere
Leute unterdrückt werden, sind
wir dennoch entschlossen,
unseren Marsch fortzusetzen und
unser Ziel zu erreichen.”
In Kufr Qaddoum
richten sich die wöchentlichen
Proteste vor allem gegen die
israelische Blockade einer
Strasse, die den Dorfbewohnern
eine direkte Fahrt ins Nahe
gelegene Nablus ermöglichte. Die
derzeitige Umführung verdoppelt
die Fahrt auf 14 Kilometer und
ist ein Symbol der
systematischen Beschränkung der
Bewegungsfreiheit für
Palästinenser in der Westbank
durch die israelischen Behörden.
Ni’lin: Fünf
Jahre
Widerstand gegen die israelische
Trennmauer
- Am Freitag, den
3. Juni 2013, war der fünfte
Jahrestag des palästinensischen
Kampfes gegen die Annexionsmauer
in Ni’lin. Das Dorf beginnt nun
das sechste Jahr des
Widerstandes gegen die
israelische Kolonisierung.
Wie immer
versammelte sich die
Demonstration in den
Olivenhainen ausserhalb des
Dorfes nach dem Freitagsgebet.
In einer inspirierenden Rede
wurden die Bewohner des Dorfes
ermutigt, die Kolonialherren an
ihre Verbrechen in den
vergangenen fünf Jahren zu
erinnern. Hunderte von
Dorfbewohnern wurden verletzt
und fünf wurden umgebracht in
den vergangenen Jahren des
Widerstandes gegen die Landnahme
durch die israelische
Kolonisierung.
Die Rede
verurteilte auch die nächtlichen
Invasionen in das Dorf, die in
Ni’lin so oft vorkommen. Es gab
Zeiten, in denen israelische
Soldaten bis zu zwei oder drei
Mal wöchentlich nachts in das
Dorf eindrangen. In den letzten
Monaten wurden bis zu 25
Dorfbewohner in diesen
Nachtrazzien festgenommen, was
die Nacht in Ni’lin zu einer
Zeit der grossen Unsicherheit
macht.
Zusätzlich
verurteilte der Protest
kollektiv den jüngsten Angriff
von Siedlern, der vor zwei
Wochen stattfand. Eine Gruppe
von Siedlern der illegalen
Kolonie Hashmonaim tötete mehr
als 2500 Bäume des Dorfes, in
dem sie in einem sogenannten
Vergeltungsschlag, “Price-tag
attack”, die trockenen
Sommerfelder in Brand steckten.
Ein anderes
Problem, das bei der
Demonstration angesprochen
wurde, war der Tunnel, der von
der Besatzungsarmee unter der
Mauer gebaut wird und zukünftig
als einziger Ein- und Ausgang
für Ni’lin dienen soll, was
Ni’lin effektiv nach dem Willen
der Armee abriegelt. All dies
wird durchgeführt, während die
nahegelegene Siedlung Ni’li sich
nach Norden ausdehnt. Aber die
Demonstration in dieser Woche
sandte eine klare Botschaft im
Bezug auf den Willen und die
Entschlusskraft der Menschen von
Ni’lin. Die Leute werden auf dem
Pfad bleiben, der zur Befreiung
von der Besatzung führt.
Als die
Demonstration das Tor in der
Annexionsmauer erreichte, die in
der Vergangenheit das Ende so
vieler Proteste markierte,
begannen die Soldaten mit dem
Abfeuern riesiger Mengen von
Tränengasgranaten. Sie benutzten
einen Mehrfachgranatenwerfer auf
einem Jeep [den Tempest oder
Sturm], der mehr als 30 Kanister
pro Runde abfeuern kann. Jedes
Mal, wenn gefeuert wurde, war
der Boden in das widerlichen Gas
eingehüllt. Dutzende von
Menschen inhalierten das Gas und
litten unter dem
Erstickungseffekt. Obwohl er
mehr als 15 Mal abgefeuert
wurde, wurde aus schierem Glück
kein Demonstrant getroffen.
Scharfschützen setzten
Gummimantelgeschosse ein, um die
Jugendlichen vom Ersteigen der
Mauer abzuhalten und das
sogenannte “Stinkwasser”, Skunk,
wurde ebenfalls gegen die
Demonstration eingesetzt. Trotz
dieser Repressionen wurde
niemand schwer verletzt oder
festgenommen und den Menschen
von Ni’lin gelang es, ihren
Foltermeistern eine klare
Botschaft zu senden, dass das
sechste Jahr des Kampfes das
Jahr sein wird, in dem die Mauer
gestürzt wird.
Nabi Saleh:
Zwei Protestteilnehmer
festgenommen
-
In Nabi Saleh
marschierte eine Gruppe von etwa
60 Demonstranten, Dorfbewohner,
Israelis und intermationale
Aktivisten, nach dem
Freitagsgebet vom
Dorfzentrum in Richtung einer
Dorfquelle, die seit 2009 von
israelischen Siedlern besetzt
wird. Die israelische Armee
griff den Protestzug mit
Tränengas und
Gummimantelgeschossen an. Als
Protestteilnehmer Steinblockaden
zum Schutz gegen Armeefahrzeuge
auf der Strasse legten, kamen
zwei Jeeps und der Skunkwagen
an, der eine übelriechende und
langhaftende Flüssigkeit
versprüht. Der Wasserwerfer
durchbrach die Steinreihen und
versprühte seine stinkende
Ladung auf die Demonstranten. Im
Verlauf des Tages drangen
Armeejeeps und der “Stinkwagen”
ins Dorf ein. Menschen und
Häuser wurden mit der chemischen
Mischung eingedeckt.Zwei
Palästinenser, Tamim, 19, und
Mo’men Tamimi, 16, wurden
festgenommen und verhört und
einige Zeit spatter
freigelassen.
Seit 2009
demonstriert das Dorf Nabi Saleh
gegen den Diebstahl einer Quelle
des Dorfes durch Bewohner der
benachbarten israelischen
Kolonie Halamish, und gegen die
israelische Kolonialisierung von
palästinensischem Land. Die
israelische Besatzungsarmee
reagierte auf die wöchentlichen
Proteste mit militärischen
Einschüchtertungskampagnen,
Strassenblockaden am Protesttag,
Nachtrazzien auf Häuser von
Organisatoren und Demonstranten,
und dem Einsatz von
“Massenkontrollmitteln” gegen
unbewaffnete Zivilisten,
Tränengas, Schockgranaten,
Gummimantelgeschossen und
scharfer Munition. Zwei
Dorfbewohner. Mustafa und
Rushdie Tamimi wurden in den
vergangenen zwei Jahren bei den
Protesten getötet und zahllose
Teilnehmer verletzt. Die
israelische Besatzungsmacht
strengte Militärverfahren gegen
zwei Dorfbewohner an, Naji und
Bassem Tamimi, die für die
Organisation von friedlichen
Protesten zu mehrmonatigen
Haftstrafen verurteilt wurden.
Am 5. Juni
markierten Vertreter der PLO den
46. Jahrestag der Naksa oder Tag
des Rückschlags, als Israel im
Sechstagekrieg fünf arabische
Armeen besiegte und die
besetzten Gebiete, Gaza,
Ost-Jerusalem, die West Bank und
die syrischen Golanhöhen
eroberte. “46 Jahre später ist
die israelische Besetzung von 22
Prozent des historischen
Palästina eine humanitäre und
politische Katastrophe, die das
Leben des palästinensischen
Volkkes in Palästina und im Exil
dominiert und kontrolliert,”
sagte PLO-Vertreterin Hanan
Ashrawi in einer Stellungnahme.
(Maan)
Demonstranten in
der Westbank nahmen am Freitag,
den 7. Juni 2013 an
Grossprotesten aus Anlass des
Globalen Marsches nach Jerusalem
– Global March to Jerusalem-
teil. Die israelische Armee
setzte Tränengas, Schockgranatne
und Gummimantelgeschosse ein, um
die Proteste aufzulösen;
zahllose Protestteilnehmer
wurden verletzt.
In Al-Maasara bei
Bethlehem trugen die Teilnehmer
am wöchentlichen Freitagsprotest
gegen Israels Siedlungen und die
Apartheidmauer
palästinensische Fahnen, Plakata
mit den Fotos von
palästinensischen Gefangenen und
erinnerten an den Sechstagekrieg
von 1967.
In Bil’in
demonstrierten Palästinenser,
Israelis und internationale
Friedensaktivisten gegen die
israelische Kolonialpolitik in
der Westbank und forderten die
Freilassung der Palästinenser in
israelischer Haft.
Aktivisten
entfernen einen Teil der
israelischen Mauer
- (17. April 2013) -
Am Tag des
palästinensischen Gefangenen
schnitten palästinensische und
internationale Aktivisten ein
etwa zehn Meter langes Zaunstück
aus Israels Trennbarriere nicht
weit vom israelischen
Gefängniskomplex Ofer, wo in der
Westbank gekidnappte
Palästinenser inhaftiert und vor
Militärgerichte gestellt werden.
Die Teilnehmer trugen T-Shirts
mit dem Foto von Bassem Abu
Rahma, der vor vier Jahren und
am gleichen Datum, dem 17.
April, bei einer
Freitagsdemonstration zum Tag
der Gefangenen in seinem Dorf
Bil‘in von einem israelischen
Soldaten getötet wurde. Die
Protestaktion gegen die nach
internationalem Recht illegale
israelische Annexionsmauer
[Siehe Urteil des
Internationalen Gerichtshofes
vom Juli 2004] war bis ins
Detail geplant und wurde von den
Aktivisten in weissen
Schutzmasken mit Blick auf die
israelische Reaktion so schnell
wie möglich ausgeführt. Als nach
zehn Minuten der erste
israelische Militärjeep ankam
und eine Schallgranate geworfen
wurde, hatten die
Protestteilnehmer ihre Aktion
erfolgreich durchgeführt und
fuhren davon.
Addameer,
eine palästinensische
Menschenrechtsorganisation zum
Schutz der politischen
Gefangenen, berichtet, dass zur
Zeit 4936 Palästinenser in
israelischen Gefängnissen
festgehalten werden, darunter
178 in der sogenannten
Verwaltungshaft ohne offizielle
Anklage und Verfahren, davon
viele in Ofer. Zahlreiche
palästinensische Gefangene
befinden sich aus Protest gegen
Misshandlung und Folter und die
unbegrenzte Inhaftierung unter
fabrizierten Anklagen oder ohne
jedes Gerichtsverfahren im
Hungerstreik.
Samer Issawi
aus Jerusalem befindet sich seit
über 265 Tagen im Hungerstreik
gegen seine wiederholte
Inhaftierung. Er hat bisher alle
Angebote der israelischen
Regierung abgewiesen, seine
Freiheit durch eine Zustimmung
zum Leben im Exil zu erreichen.
Issawi bestand bisher auf eine
Rückkehr zu seinem Geburtsort,
Jerusalem. Am 20. April 2013
berichtete der Minister für
Gefangene, Issa Qaraqe, dass
Issawi einem israelischen
Angebot zugestimmt habe. Im
Austausch für eine Beendigung
seines Hungerstreiks würde
Issawi weitere sechs Monate in
israelischer Haft sein,
berichtete Ma’an News. Der
33-jährige Samer Issawi wurde
2002 zum ersten Mal verhaftet
und für militärische Aktivitäten
für die Democratic Front for the
Liberation of Palestine zu 26
Jahren verurteilt, so Ma’an.
Samer Issawi war
unter den mehr als 1000
Palästinensern die im Austausch
für den israelischen Soldaten
Gilad Shalit im Oktober 2011
freigelassen wurden. Er wurde
wieder festgenommen, angeblich
für die Verletzung der
Freilassungsbedingungen, und
seitdem unter der sogenannten
Verwaltungshaft festgehalten Er
begann seinen Hungerstreik am 1.
August 2012.
Der Hungerstreik
von palästinensischen
politischen Gefangenen begann
als eine Protesttaktik gegen
Israels Einsatz der
Verwaltungshaft, der Folter und
gegen die demütigenden
Bedingungen in israelischen
Gefängnissen. 2012 und 2013
beteiligten sich beinahe 2000
Palästinenser an
Massenhungerstreiks. Tausende
von Palästinensern nahmen an
Demonstrationen ausserhalb der
Gefängnismauern teil.
Protestzelte, Streiks und andere
Demonstrationen der Solidarität
mit den Hungerstreikenden in der
Westbank und in Israel wurden
von Israel brutal angegriffen.
Nach dem Tod von Arafat Jaradat,
der unter der Anklage des Steine
werfens festgenommen wurde und
nur wenige Tage später am 23.
Februar 2013 in Israels
Megiddogefängnis starb, kam es
zu weiteren grossen Protesten.
Jaradat starb entweder während
oder kurze Zeit nach einem
Verhör.
Seit der
Besetzung der Westbank,
Ostjerusalems und Gaza 1967
wurden mehr als 700 000
Palästinenser von Israel
inhaftiert. Bis heute werden
Palästinenser von Zuhause vom
Arbeitsplatz von der Schule oder
Universität oder von den
hunderten von Checkpunkten
abgeführt und inhaftiert,
manchmal für einige Tage, Wochen
und einige für eine unbegrenzte
Zeit.
Hana Shalabi
vom Westbankdorf Burqin bei
Jenin musste einem dreijährigen
Exil in Gaza zustimmen, bevore
sie von den israelischen
Behörden aus der Verwaltungshaft
freigelassen wurde. Sie war 43
Tage im Hungerstreik. Khader
Adnan wurde am 17. April 2012
nach einem 67- tägigen
Hungerstreik aus seiner
Verwaltungshaft freigelassen.
Zur Zeit befindet sich die
Hälfte der 166 Gefangenen im
amerikanischen Gefängnis
Gunantanamo Bay im Hungerstreik
gegen ihre unbegrenzte
Inhaftierung. 16 Gefangene
werden zwangsernährt.
http://www.commondreams.org/headline/2013/04/21-1
Menschlichkeit
hat keine Nationalität – in
Erinnerung an Tom Hurndall und
Vittorio Arrigoni
Tom
kurz vor seinem Tod
Am 11. April 2013
schrieb die Internationale
Solidaritätsbewegung
[Internationale Solidarity
Movement-ISM] in Erinnerung an
den Tag, als Tom Hurndall vor
zehn Jahren von einem
israelischen Scharfschützen eine
Kugel in den Kopf erhielt:
Die israelische
Armee drang in die Stadt Rafah
im Süden des Gazastreifens ein,
als Tom und Kollegen von der ISM
eine Gruppe von Kindern auf
einer Strasse sahen, die von
Scharfschützen beschossen wurde.
Augenzeugen berichten, dass die
Kinder in einem Kugelhagen
sassen und sich nicht zu rühren
wagten. Tom konnte ein Kind in
Sicherheit tragen, aber als er
zurückkehrte, um ein zweites zu
retten, schoss ein
Scharfschützen eine Kugel in
seinen Kopf. Tom lag neun Monate
im Koma, bevor er am 13. Januar
2004 starb. Er war 22 Jahre alt.
Heute, am Tag, an dem er
erschossen wurde, salutieren wir
Toms Mut. Wir denken an seine
Familie und Freunde. Wir stehen
weiterhin in Solidarität mit dem
palästinensischen Volk, wie Tom
es gewünscht hätte.
„Was will ich
von diesem Leben? Was uns
glücklich macht, ist nicht
ausreichend. All das, was unsere
Instinkte befriedigt, stellt nur
das Tier in uns zufrieden. Ich
will mehr. Ich will auf mich
stolz sein und wenn ich sterbe,
möchte ich lächeln, angesichts
dessen, was ich unternommen
habe, und nicht weinen wegen der
Dinge, die ich nicht ausgeführt
habe.“ – Tom Hurndall
Vittorio
Arrigoni -
“Wir müssen menschlich
bleiben, selbst in schwierigen
Zeiten. Denn trotz allem muss
die Menschlichkeit immer in uns
bleiben. Wir müssen sie anderen
bringen.“
Der 15. April
2013 war der zweite Jahrestag
des Mordes an Vittorio Arrigoni
im Gazastreifen, einem Mitglied
der ISM. Vittorio kam am 23.
August 2009 in Gaza an, als er
zusammen mit weiteren 40
internationalen Aktivisten die
israelische Blockade durchbrach,
was er als den glücklichsten
Moment seines Lebens beschrieb:
„Es wurde klar, nicht nur für
die Welt, sondern auch für die
Palästinenser, dass es Menschen
gibt, die willens sind, ihr
Leben dafür einzusetzen, um nach
Gaza zu kommen und ihre Brüder
hier zu umarmen.“
Von der Ankunft
bis zu seiner Ermordung am 15.
April 2011 blieb Vittorio in
Gaza und arbeitete mit der ISM.
Er nahm an den regelmässig
organisierten Demonstrationen
teil, half Bauern und Fischern
und dokumentierte die zahllosen
israelischen Verbrechen gegen
die Menschlichkeit, die er
selbst erlebte. Während der
sogenannten „Operation
gegossenes Blei“ und dem
Massaker an hunderten von
unbewaffneten palästinensischen
Zivilisten blieb Vittorio in
Gaza.
In einem
Interview sagte er: „Ich komme
von einer Familie von
Partisanen, mein Grossvater
kämpfte und starb im Widerstand
gegen die Besatzung, die
faschistischen Nazis. Deshalb
habe ich vielleicht in meiner
DNA, in meinem Blut, Elemente,
die mich zum Kampf für Freiheit
und Menschenrechte anspornen.“
Die Kinder in
Gaza werden weiterhin unter der
Belagerung geboren und die
Palästinenser leiden jeden Tag
unter der Brutalität der
Besatzung. Die Fortsetzung von
Vittorios Arbeit und der
kontinuierliche Widerstand sind
der beste Betrag zum Gedenken an
Vittorio Arrigoni, der eine
Inspiration für Menschen in der
ganzen Welt bleibt. „Ein
Sieger ist lediglich ein
Träumer, der das Träumen nie
aufgab,“ war Vittorios
Lieblingszitat.
Vittorio, wir
werden dich nie vergessen.
Achter
Jahrestag der Proteste gegen
Israels Mauer in Bil'in
Der
palӓstinensische
Premierminister Salaam
Fayyad wurde am 1. März ein
Opfer des routinemässigen
Tränengasangriffs der
israelischen Besatzungsarmee
auf Bil’ins Freitagsproteste
gegen die Annexionsmauer in
der besetzten Westbank. Am1.
März erinnerten Aktivisten
aus Palästina, Israel und
dem Ausland an den Beginn
der friedlichen
Demonstrationen des Dorfes
im Februar 2005 in Bil’in,
die durch die Konfiszierung
von Dorfland für den Bau der
Mauer und die geplante
Erweiterung der benachbarten
jüdischen Siedlung Modiin
Illit ausgelöst wurden. „5
Broken Cameras:, ein
Dokumentarfilm von Emad
Burnat über die
Demonstrationen in seinem
Heimatdorf Bi’lin wurde 2013
für einen Oskar für den
besten Dokumentarfilm
nominiert. Prominente
palästinensische Politiker,
darunter Mustafa Barghouthi
von der Palestinian National
Initiative, beteiligten sich
am Freitagsmarsch zur Mauer,
die 2004 vom Internationalen
Gerichtshof als illegal
verurteilt wurde. Hunderte
von Demonstranten riefen zur
internationalen Solidarität
mit den palästinensischen
politischen Gefangenen auf,
vor allem mit den
Inhaftierten im
Hungerstreik, und forderten
ihre Freilassung aus
israelischer Haft.
Das Ziel der
wöchentlichen Proteste in
Bil’in ist der Abu Lemon
Park, ein Teil des
Dorflandes, das Bil’in 2011
nach jahrelangen Protesten
und mehreren Klagen vor dem
Obersten Israelischen
Gericht zurückgegeben wurde.
Dort warten die israelischen
Soldaten hinter der
Betonmauer auf die Ankunft
der Demonstranten, um das
Feuer mit
Tränengaskanistern,
Schockgranaten und
Gummimantelgeschossen zu
eröffen. An manchen Tagen
setzt die israelische
Besatzungsarmee auch scharfe
Munition und eine
chemikalische Flüssigkeit
ein, die von den Drüsen
eines Stinktieres kommen
könnte und aus einem
speziellen Stinkwasserwerfer
in Richtung Demonstranten
versprüht wird. Eingen
Demonstranten gelang es, den
Stacheldrahtverhau vor der
Mauer zu durchschneiden. Als
die Soldaten mit der Jagd
auf die Demonstranten
begannen, kam es zu
Zusammenstössen mit Steine
werfenden Jugendlichen aus
dem Dorf.
Fünf
Protestteilnehmer, darunter
ein Journalist und ein
Sanitäter wurden von
Tränengasbomben verletzt.
Ebenfalls am
Freitag protestierten
hunderte von Palästinensern
in mehreren Dörfern, am
Qalandia-Kontrollpunkt bei
Jerusalem und vor dem
israelischen
Gefängniskomplex Ofer in der
Westbank, mit der Forderung
nach Gerechtigkeit für
palästinensische Gefangene
und gegen Israels Einsatz
von Folter gegen inhaftierte
Palästinenser. Zwei
Palästinenser wurden durch
scharfe Munition schwer
verletzt. Am vergangenen
Samstag starb Arafat Jaradat
im Megiddo-Gefängnis nach
wenigen Tagen in
israelischer Haft. Eine
Autopsie hatte nach Aussagen
eines anwesenden
palästinensischen Arztes
Spuren der Folter
aufgedeckt. Palästinenser
haben eine unabhängige
Untersuchung gefordert.
In Nabi
Saleh, Ni’lin, Al Ma’sara
und Kufr Quaddoum wurden die
Demonstranten ebenfalls von
der israelischen Armee
angegriffen. In Hebron
forderten die
Protestteilnehmer die
Öffnung der zentralen
Shuhadastrasse, die vor 13
Jahren für Palästinenser
(und Solidaritätsaktivisten)
geschlossen wurde, angeblich
um die Sicherheit der
jüdischen Siedler im
Stadtkern zu gewährleisten.
Der Protest in Hebron
erinnerte an das Massaker
von 1994, als der
amerikanisch-israelische
Arzt Baruch Goldstein 29
Palästinenser beim Gebet in
der Ibrahimi-Moschee
erschoss.
Palästinenser
in Gaza protestierten am
Freitag im Zaunbereich an
der Grenze zu Israel. Am 3.
Mӓrz 2013 organisierten die
Fischer in Gaza eine
Protestflotille von 50
Booten, um gegen die
Beschlagnahmnung von 36
Booten zu protestieren.
Mehrere hundert
Palӓstinenser fuhren mit
ihren Schiffen vom Hafen in
Gaza Stadt nach Beit Lahia
im Norden und zurück. um auf
Israels fortgesetzte
Angriffe auf
palӓstinensische Fischer
aufmerksam zu machen. Die
Union of Agricultural Work
Committees (UAWC)
organisierte den Protest.
Israelische
Soldaten haben seit dem Ende
von Israels achttägigem
Angiff auf den
Küstenstreifen am 21.
November 2012 vier
Palästinenser im
Grenzbereich Gazas getötet
und über hundert verletzt,
trotz des offiziellen
Waffenstillstandes. Im
November 2012 wurden über
160 Palästinenser in Gaza
getötet und 1200 Menschen
verletzt. Am 13. Februar
2013 verurteilte Human
Rights Watch Israel wegen
zahlreicher
Menschenrechtsverletzungen
während der
November-Offensive.
„5
Broken Cameras“ – Einige
Fakten zu Emad Burnats Film
über Bil‘in
Die Palästinenser in Bil’in
haben Freitagsproteste gegen
Israels illegale Mauer
abgehalten, seit die
israelische Armee 2005 mit
dem Mauerbau begann. Kein
anderes Westbankdorf hat
bisher so lange und
konsequent gegen Israels
Annexionsmauer demonstriert.
Bil’ins kreative Proteste,
die trotz des brutalen
Vorgehens der israelischen
Armee auch Elemente des
politischen Theaters
einbezogen, wurden zum
internationalen Symbol des
gewaltlosen
palästinensischen
Widerstandes gegen Israels
Besetzung und schrittweisen
Kolonialisierung der
Westbank.
In Anerkennung der
Oskarnominierung von“ 5
Broken Cameras“, einem
Dokumentarfilm des
palӓstinensischen Aktivisten
Emad Burnat, stellte das
"Institute for Middle East
Understanding" Fakten über
Burnats Leben und über die
friedlichen
Widerstandskampagne in
seinem Dorf Bil'in in der
besetzten Westbank
zusammen...
- Emad Burnat -
Burnat lebt mit seiner
Frau Soraya und vier
Kindern, im Dorf Bil'in
in der besetzten
Westbank. Soraya und
sein jüngster Sohn
Gibreel spielen eine
zentrale Rolle in „5
Broken Cameras“. Er
verdient seinen
Lebensunterhalt als
Bauer, wie zahllose
Generationen seiner
Familie vor ihm.
Burnat, 41, und Gibreel,
8, haben ihr ganzes
Leben unter Israels
miliӓrischem
Besatzungsregime gelebt,
das 1967 begann.Wie alle
Palӓstinenser in der
Westbank gibt Israel
ihnen keine bürgerlichen
oder politischen Rechte
und sie leben unter
repressiven und
diskriminierenden
militӓrischen Regeln,
die die internationale
Menschenrechtsorganisation
Human Rights Watch 2010
in einem Bericht
"Getrennt und ungleich"
beschreibt. [“Separate
and Unequal: Israel’s
Discriminatory Treatment
of Palestinians in the
Occupied Palestinian
Territories.”]
2005 begann Burnat
zusammen mit anderen
Einwohnern von Bil'in
mit den wӧchentlichen
Protesten, nachdem
Israel Dorfland für den
Bau der israelischen
Mauer zwischen Bil'in
und der nahegelegenen
jüdischen Siedlung
Modi'in Illit
annektierte. In dieser
Zeit kaufte er seine
erste Videokamera, um
die Geburt seines
jüngsten Sohnes Gibreel
zu dokumentieren.
Burnat und sein
israelischer Ko-direktor
Guy Davidi stellten 5
Broken Cameras auf der
Basis von Filmmaterial
zusammen, das Burnat bei
den Protesten zwischen
2005 und 2011
aufgenommen hatte.
Am 19. Februar 2013
wurde Burnat mit seiner
Familie eine Stunde lang
von Zollbeamten am
Flugplatz in Los Angeles
festgehalten und
verhӧrt, als sie zur
Teilnahme an den Oskars
einreisen wollten. Die
Beamten konnten nicht
glauben, dass er ein
Oskarnominierung
erhalten hatte, obwohl
er seine Einladung von
der Akademie vorweisen
konnte, und sie drohten
mit einer
Einreiseverweigerung.
Erst nach dem
Einschreiten von Burnats
Freund und Kollegen, dem
amerikanischen
Dokumentarfilmdirektor
Michael Moore wurde
Burnat die Einreise
gestattet.
.
- Bil’in -
Bil'in liegt ausserhalb
von Ramallah in der
zentralen Westbank und
hat etwa 1700 Bewohner.
Ursprünglich wurde mehr
als die Hӓlfte von
Bil'ins Land, zum
grӧssten Teil Agrarland,
für den Bau der Mauer
und die geplante
Ausdehnung der
benachbarten
israelischen Siedlung
annektiert. Nach einer
Klage der Dorfbewohner
von Bil'in befahl das
Israelische Oberste
Gericht 2007 eine
Verlegung der Route der
israelischen Mauer. Das
Urteil gab dem Dorf aber
nur die Hӓlfte des
konfiszierten Dorflandes
zurück.
Die nahegelegene
jüdische Siedlung
Modi'in Illit (auch
Kiryat Sefer genannt)
wurde 1994 auf besetztem
palӓstinensischem Land
gegründet und hat mehr
als 48 000 Einwohner.
Damit ist Modi'in Illit
die zweitgrӧsste
israelische Siedlung in
der besetzten Westbank.
Wie alle israelischen
Siedlungen wurde Modi'in
Illit in Verletzung von
internatioinalem Recht
erbaut.
Seit 2005 wurden zwei
Dorfbewohner bei den
Demonstrationen gegen
die Mauer in Bil'in von
der israelischen Armee
getӧtet und zahllose
Teilnehmer verletzt. Bei
einem Freitagsprotest im
April 2009 schoss ein
israelischer Soldat
einen
Hochgeschwindigkeits-Trӓnengaskanister
auf den 29-jӓhrigen
Bassem Abu Rahme
["Pheel"]. Burnats Fim
zeigt, wie Bassem aus
kurzer Distanz am
Oberkӧrper getroffen und
getӧtet wurde. Am 1.
Januar 2011 starb
Bassems Schwester,
Jawaher Abu Rahme, 35,
nachdem sie beim
Beobachten des
wӧchentlichen Protestes
grosse Mengen
vonTrӓnengas eingeatmet
hatte, das israelische
Soldaten jeden Freitag
auf die Demonstranten in
Bil'in abschiessen.
- Gewaltloser Widerstand
in der Westbank -
Die Bewohner von
mehreren
palӓstinensischen Orten
in der Westbank haben
ebenfalls gewaltlose
Demonstrationen und
Gerichtsklagen
eingesetzt, um gegen die
Konfiszierung ihres
Landes für den Bau der
israelischen Mauer und
der Siedlungen in der
Westbank zu
protestieren, darunter
Nabi Saleh, Ni'lin,
Budrus (dessen
Widerstandskampagne in
einem preisgekrӧnten
Dokumentarfilm
festgehalten wurde) und
Jayyous, wo 2003 die
zivile
Widerstandskampagne
gegen die Mauer begann.
Wie in Bil'in hat Israel
auf die friedlichen
Proteste von
Palӓstinensern und ihren
israelischen und
internationalen
Mitaktivisten in der
Westbank mit
militӓrischer Gewalt und
Repression reagiert. Die
Demonstranten werden
regelmӓssig mit
Trӓnengas,
Gummimantelgeschossen
und Schockgranaten
beschossen, manchmal
auch mit scharfer
Munition. Die
israelische Armee führt
nӓchtliche Razzien in
den Protestdӧrfern aus,
nimmt
Demonstrationsteilnehmer,
darunter auch Kinder, in
Massenverhaftungen fest.
Aktivisten in Bil'in,
Ni'lin und Nabi Saleh
wurden für die
Organisation der
Proteste zu Gefӓngnis
und hohen Geldstrafen
verurteilt. Seit 2004
wurden mindestens 17
Palӓstinenser, darunter
8 Minderjӓhrige, bei den
Protesten gegen Israels
illegale Mauer in der
Westbank getӧtet und
hunderte wurden
verletzt. Wie Vertreter
des israelischen
Verteidigungsministeriums
2010 gegenüber
amerikanischen
Diplomaten
kommentierten, macht die
israelische Armee
„Gandhi nicht sehr gut.“
- Israels Mauer in der
Westbank -
Wӓhrend der Zweiten
Intifada begann Israel
2002 unter dem Vorwand
der Sicherheit mit dem
Bau der Mauer, zum
grossen Teil tief in der
besetzten Westbank.
2004 urteilte der
Internationale
Gerichtshof in einem
Rechtsgutachten, dass
die Mauer illegal sei,
weil etwa 85% der Mauer
auf palӓstinensischem
Land in der Westbank
stehen und nicht entlang
Israels international
anerkannten Grenzen von
1967.
Bis Mai 2012 wurden über
700 Kilometer der Mauer
fertiggestellt. Die
Kosten beliefen sich auf
2,6 Milliarden
US-Dollar. Nach
Fertigstellung wird die
Mauer mehr als doppelt
so lang wie die Grüne
Linie sein, Israels
Grenze zur Westbank.
Durch den Bau der Mauer
hat Israel zahlreiche
palӓstinensische Quellen
und den grӧssten
Grundwasserleiter in der
Westbank annektiert.
Felder und Olivenhaine
mit tausenden von Bӓumen
wurden zerstӧrt
Kritiker haben Israel
vorgeworfen, dass die
Route der Mauer so
geplant wurde, dass sich
mӧglichst viele
israelische Siedlungen
auf der westliche Seite
der Mauer befinden
und mӧglichst viele
Palӓstinenser auf der
ӧstlichen Seite. Nach
der Fertigstellung
werden etwa 10% der
Westbank auf der Israel
zugewandten Seite der
Mauer sein und mehr als
85% der israelischen
Siedlerbevӧlkerung, was
eine de-facto Annexion
durch Israel bedeutet.1)
Am 3. März
2013 reichte die Mutter von
Bassem Abu Rahmah eine
Petition beim Obersten
Israelischen Gericht ein.
Beinahe vier Jahre nach dem
Tod ihres Sohnes und
zweieinhalb Jahre nach der
Erӧffnung einer Untersuchung
durch die Militӓrpolizei
fordert sie ein
gerichtliches Vorgehen gegen
den Soldaten, der den
tödlichen Tränengaskanister
auf Bassem abschoss, und
gegen seine Vorgesetzten.
Der Dorfrat von Bil'in und
die
Menschenrechtsorganisationen
B'Tselem und Yesh Din
unterstützen den Antrag von
Soubhiya Abu Rahma, der
Expertenaussagen
miteinschliesst, dass der
Trӓnengaskanister in
Verletzung der Einsatzregeln
der israelischen Armee
direkt auf Bassem Abu Rahmah
abgefeuert wurde.
Emad Burnat
schrieb über seine
Erfahrungen bei der Einreise
in die USA anlässlich der
Verleihung der Oskars:
„...die
Amerikaner, die meinen Film
sahen und die Auswirkungen
von Israels Besetzung vor
Augen haben, wurden dazu
bewegt, auf unserer Seite zu
stehen. Nicht gegen Israel,
sondern auf der Seite von
Israelis und Palästinensern,
die wissen, dass echter
Friede, wie der bedeutende
Vertreter der amerikanischen
Bürgerrechtsbewegung Martin
Luther King Jr. einmal
schrieb, nicht die
Abwesenheit von Spannung ,
sondern die Anwesenheit von
Gerechtigkeit bedeutet.
Während ich
am Flugplatz in Los Angeles
befragt wurde, versammelten
sich Mitglieder der Akademie
zu einem Treffen zu Ehren
der diesjährigen für die
beste Dokumentation
nominierten [Filmemacher].
Ich war auch eingeladen und
als sich die Nachricht
verbreitete, dass ich
festgehalten wurde,
beschloss die ganze Gruppe,
das Dinner bis zu meiner
Ankunft aufzuschieben. Ihre
Solidarität erinnerte mich
an ein weiteres Zitat von
King – dass „Unrecht wo auch
immer eine Bedrohung für die
Gerechtigkeit überall ist.“
Nach diesem
Prinzip handelnd, fasteten
meine Dinnergefährten für
einen Bauern und seine
Familie aus einem kleinen
Dorf in Palästina. Solche
Akte des Anstandes und
Charakters werden viel eher
als die Ankündigungen von
Politikern und Experten oder
die von der Furcht
motivierten Vorgehungsweisen
der Einwanderungsbeamten den
wahren Frieden für das
Heilige Land bringen.“2)
Nachtrazzia der israelischen
Armee im Ramongefӓngnis
Dutzende von
Soldaten der
Nachshon-Brigade drangen am
Montagnacht in die Sektionen
3 und 4 des israelischen
Ramongefӓngnisses ein, wo
mindestens 850 Palӓstinenser
festgehalten werden. Die PA
berichtete, dass die
Soldaten die Hӓftlinge aus
den Zellen trieben und die
Utensilien der Gefangenen
durchsuchten, wobei sie
erheblichen Schaden
anrichteten.
Jamal Rajoub,
ein Sprecher der
palӓstinensischen Gefangenen
im Ramongefӓngnis, sagte,
dass die Gefangenen gegen
diesen Angriff protestierten
und dass es zu
Zusammenstӧssen mit den
Soldaten kam. Die Sektionen
3 und 4 wurden geschlossen
und drei Palӓstinenser,
Mahmoud Fasfous, Mohammad
Ash-Shastary, und Mahmoud
Hamed, mit Einzelhaft
bestraft. Aus Protest gegen
die illegale und brutale
Behandlung gaben die
Gefangenen am nӓchsten Tag
ihre Mahlzeiten zurück.
Ramon ist
kein Einzelfall: Das
Ahrarcenter [Ahrar Center
for Detainee’s Studies and
Human Rights] berichtete,
dass die israelische Armee
im Februar mehr als 15
Razzien gegen
palӓstinensische Gefangene
durchführte, vor allem im
Gefӓngnis Majeddo und den
Haftzentren in der Negev.
Die Gefangenen haben weitere
Protestaktion gegen diese
Misshandlungen und in
Solidaritӓt mit Gefangenen
im Hungerstreik angekündigt.
Das Ahrarcenter berichtete
auch, dass im Februar 2013
die Zahl der Festnahmen von
Palӓstinenser durch die
israelischen Armee auf 382
anstieg, von 350 im Januar.
Am 3. Mӓrz
2013 informierte das Oberste
Israelische Gericht das Al
Qudscenter [Al-Quds Center
for Legal Aid and Human
Rights], dass die Suche nach
der Leiche eines
palӓstinensischen
Gefangenen, Anis Mahmoud
Dola, aufgegeben werde.
Doula wurde 1968 von der
israelischen Armee
festgenommen und zu
lebenslӓnglicher Haft
verurteilte. Als er im
August 1980 nach einem
30-tӓgigen Hungerstreik
starb, wurde seine Leiche
zur Autopsie in ein
israelisches forensisches
Institut transportiert. Sein
Kӧrper wurde der Familie bis
heute nicht zurückerstattet.
Der Rechtsanwalt der
Familie, Al-Khatib, sagte,
dass hunderte von arabischen
und palӓstinensischen
Gefangenen namenlos in
Israels Nummernfriedhof
[Numbers Graveyard] begraben
wurden. Er forderte die PA,
das Internationale Rote
Kreuz und internationale
Organisationen auf,
grӧsseren Druck auf Israel
auszuüben, damit die Toten
ihren Familien für ein
angemessenes Begrӓbnis
zurückgegeben werden.Das
Center sagte, dass Israel
die Kӧrper von 250 in
israelischer Haft
gestorbener Araber und
Palӓstinenser zurückhalte.
Palӓstinensischer
Protestorganisator: Israel
zerstӧrte die
Zweistaatenlӧsung
Bassem Tamimi kehrte
vergangene Woche nach
Absitzen seiner neunten
Haftstrafe in einem
israelischen Gefӓngnis in
sein Dorf in der Westbank
zurück. Der palӓstinensische
Aktivist und Organisator der
gewaltlosen Proteste in Nabi
Saleh wurde im November von
israelischen
Sicherheitskrӓften brutal
festgenommen, als er an
einer Boykottaktion gegen
einen israelischen
Supermarkt in der
Industriezone Geva Binyamin
in der besetzten Westbank
teilnahm.
Das Dorf Nabi Saleh begann
die wӧchentlichen
Freitagsproteste im Dezember
2009, am 22. Jahrestag der
Ersten Intifada, aus Protest
gegen die Besetzung einer
Dorfquelle durch die
Bewohner von Halamish, einer
auf Dorfland errichteten
israelischen
Siedlungskolonie.
Im Gesprӓch mit Journalisten
von Haaretz erklӓrt er,
warum er nicht mehr an die
Zwei-Staaten Lӧsung glaubt.
"Die Annexion der Quelle ist
lediglich ein Zeichen des
Problems, nicht das Problem
selbst. Das Gleiche kann man
von den Kontrollpunkten, den
Siedlungen, dem Diebstahl
von palӓstinensischem Land
und den Festnahmen sagen.
Das wirkliche Problem ist
die Besatzung.
"Als das Dorf Budrus eine
Verӓnderung der Route der
Mauer erreichte, war das ein
kleiner Sieg. Das Problem
ist die Trennmauer, nicht
ihr Verlauf. Die Angriffe
der Siedler sind nicht das
Problem, sondern die
Siedlungen selbst. Das
Problem ist die Besatzung,
nicht die verschiedenen
konkreten Beispiele....
"Israel hat die
Zweistaatenlӧsung zunichte
gemacht. Deshalb müssen wir
eine neue Strategie anwenden
und einen neuen Partner für
diese Strategie in der
israelischen Gesellschaft
finden. Wir müssen die
Besatzung und das [Gefühl
der] Trennung im
israelischen Bewusstsein
beseitigen. Wir dürfen nie
wieder zu diesen
gescheiterten Denkmustern
zurückkehren. Die Zukunft
wird sich nicht ӓndern, wenn
wir in den gleichen
Konzepten der Vergangenheit
denken. Die Lӧsung ist ein
einzelner Staat. Wenn wir
glauben, dass wir ein Recht
auf dieses Land haben und
die Israelis glauben, dass
sie ein Recht auf dieses
Land haben, dann müssen wir
ein neues Modell bauen. ...
"Als wir den breiten
Widerstand begannen, traf
ich andere Israelis, Leute,
die glaubten, dass ich ein
Recht auf dieses Land habe,
Leute, die Partner und echte
Cousins waren. Das hat
meinen Glauben bestӓrkt,
dass wir das Zusammenleben
lernen kӧnnen. Ich kann
Jonathan Pollack [von den
Anarchists Against the Wall]
ohne Bedenken vorschlagen,
dass er sein Haus auf meinem
Dach baut. Aber ich kann es
nicht tolerieren, dass sich
Siedler auf meinem Land
niederlassen. Mein Denken
hat sich gewandelt und ich
bin bei der Einstaatenlӧsung
angekommen, was die
Aktzeptanz- nicht die
Entfernung- des Anderen
bedeutet. Früher wollte ich
dieses ganze Land ohne
Israelis. Heute akzeptiere
ich auch die Israelis. Wenn
wir alle unser Bewusstsein
ӓndern kӧnnen. dann kӧnnen
wir ein gerechtes Land
schaffen."...
Die Journalisten fragen, was
Bassem Tamimi durch seine
Protestaktionen erreicht
hat. Er antwortet:
"Die
Besatzung ist immer noch
hier und in jedem Aspekt
unseres Lebens gegenwӓrtig,
also kann man sagen, dass
wir nichts Konkretes
erreicht haben. Auf der
anderen Seite wird unsere
Botschaft in der ganzen Welt
gehӧrt. Dass Sie hierher
kamen, um zu hӧren, was ich
zu sagen habe, ist ein Teil
unseres Erfolges. Die
Tatsache, dass unsere Kinder
mehr Mut haben, um über ihr
Schicksal zu sprechen.
[Seine Tochter Ahed reiste
zusammen mit ihrer Mutter
Nariman Tamimi auf Einladung
von Premierminister Recep
Tayyip Erdogan in die
Türkei, um einen Preis für
ihre Courage im Umgang mit
den israelischen
Besatzungssoldaten bei den
Freitagsdemonstrationen in
Nabi Saleh
entgegenzunehmen.]
Und die
Tatsache, dass wir das
negative Image von
Palӓstinensern in einem Teil
der internationalen
Gemeinschaft korrigieren
kӧnnen. [Eine Dokumentation
über die Proteste im
Nachbardorf Bil'in, Emad
Burnats "5 Broken Cameras"
erhielt dieses Jahr eine
Oskarnominierung] Und die
Tatsache, dass die Menschen
in der Türkei Ahed sahen und
hӧrten.
Aber unser
Hauptziel ist die
israelische Gesellschaft und
dort haben wir wenig
Fortschritte gemacht. Die
israelische Gesellschaft hat
sich weiter nach rechts
bewegt, deshalb kann man
kaum glauben, dass wir etwas
Substantiellem nӓher kommen.
Israel drӓngt uns in
Richtung des bewaffneten
Kampfes, um wieder die Lüge
zu verbreiten, dass wir
Terroristen sind. Das macht
mir grosse Sorgen....
"Die Zweistaatenlӧsung ist
nicht gerecht. Es gibt
jüdische Gebetsstӓtten in
der Westbank. Meine Kinder
gehen so gerne an den
Strand, der sich im
israelischen Territorium
befindet. Ich gehe gerne in
Jaffa und Acre spazieren,
beides Orte in Israel.
Israels Wasser kommt zum
grӧssten Teil aus der
Westbank. Ein grosser Teil
von Israels Budget kommt vom
Tourismus, und ein Teil der
palӓstinensischen Wirtschaft
hat ein Anrecht auf eine
Basis im Tourismus. Alles
ist miteinander verbunden.
Ich weiss, dass ein solcher
Ansatz nicht immer überall
erfolgreich war, aber die
Welt bewegt sich in Richtung
der Eliminierung aller
Grenzen und einer
wirtschaftlichen Union."1)
Die wӧchentlichen Proteste
in mehreren Westbankdӧrfern
am 22. Februar forderten die
Freilassung von den
palӓstinensischen
politischen Gefangenen, vor
allem von Samer Al-Eesawy,
der sich seit über 210 Tagen
im Hungerstreik befindet,
und von Tareq Qa’dan, Ja’far
Ez Ed-Deen, und Yousef
Sha’baan. In Nabi Saleh
wurde ein dreizehnjӓhriger
Junge, Waseem Mohammad
Sahran, von einem
Gummimantelgeschoss verletzt
und anschliessend von
israelischen Soldaten zu
einem Armeewachturm in
Dorfnӓhe verschleppt. Nach
seiner Freilassung
transportierten
palӓstinensische Sanitӓter
ihn in das Yasser Arafat
Krankenhaus in Ramallah.
In den Nachbardӧrfern
Bil'in, Ni'lin, in Kufr
Qaddoum, Al Ma'sara und in
Hebron fanden ebenfalls die
wӧchentlichen Proteste gegen
Israels Besatzung und die
Misshandlung von politischen
Gefangenen statt. Mindestens
15 Menschen wurden bei den
Protesten verletzt,
darunter auch Journalisten,
in Folge der Angriffe der
israelischen Armee auf die
unbewaffneten Demonstranten
mit Trӓnengas,
Gummimantelgeschossen,
Schockgranaten und einer
chemischen Flüssigekit, dem
"Stinkwasser".2)
Nach den massiven Protesten
gegen Israels fortgesetzter
Inhaftierung von vier
politischen Gefangenen im
Hungerstreik und nach dem
Tod eines Palӓstinsers am
23. Februar, Arafat Jaradat,
30, der vier Tage nach
seiner Festnahme wegen
Steine werfens an den Folgen
der Folter starb, reagierte
Israel mit der ӧffentlichen
Forderung an die
Palӓstinensische Autoritӓt,
dass sie die Ruhe im
Territorium mit allen
Mitteln wiederherstellen
müsse. Israel verprach
gleichzeitig, bisher
blockierte Steuergelder in
Hӧhe von100 Millionen
Dollar, an die PA
freizugeben.
Am 24. Februar beteiligten
sich über 4000
palӓstinensische Gefangene
in israelischer Haft für
einen Tag an einem
Solidaritӓtshungerstreik.
Am folgenden Montag
nahmen über 10 000
Palӓstinenser am Begrӓbnis
von Arafat Jaradat teil.
Ein Vertreter des
israelischen
Verteidigungsministeriums
sagte, dass die Proteste
eine Taktik der
Palӓstinenser vor dem im
Mӓrz angekündigten Besuch
von Prӓsident Obama seien.
Israel hat
allerdings die direkte
Kontrolle über die konkreten
Faktoren, die diese Proteste
verursachen.
Dazu gehӧrt
die Behandlung von
palӓstinensischen
Gefangenen, die Blockierung
von palӓstinensischen
Steuergeldern als Strafe für
den Gang zur Uno im November
2012, die zu massiven
Streiks von unterbezahlten
Angestellten der PA in der
Westbank führte, und die
Zunahme der Siedlerangriffe
in der Westbank auf
Palӓstinenser und ihr
Eigentum.3)
Palästinensische
Zeltdörfer bestätigen
rechtmässigen Landbesitz
durch direkte Aktionen -
Palästinensische
Aktivisten setzen ihre
Proteste gegen Israels
Landraub fort. Neben den
wöchentlichen
Demonstrationen
entwickeln Aktivisten in
der Westbank eine neue
Form des gewaltlosen
Widerstandes: Sie
errichteten seit Januar
2013 fünf Zeltdörfer.
Die palästinensischen
“Aussenposten” werden –
anders als die jüdischen
Siedleraussenposten -
von der israelischen
Armee nicht geduldet und
innerhalb von Tagen oder
sogar Stunden geräumt
–oft mit drakonischer
Gewalt. Linah Alsaafin
berichtet:
Das Jahr
2013 brachte wenig
Veränderungen für die
Palästinenser, was die
von der israelischen
Besatzungarmee
durchgeführten
Zerstörungen und
Räumungen von
palästinensischen
Häusern angeht. Das
israelische Komitee
gegen Hausabbruch
[Israeli Committee
Against House
Demolitions]
dokumentierte die
Zerstörung von 600
Gebäuden für das Jahr
2012 und 180 Häusern.
Insgesamt verloren 800
Palästinenser ihr
Zuhause, 19% mehr als im
Vorjahr 2011.
2011
sahen Palästinenser
einen Rekordzuwachs in
der Zahl der
Hauszerstörungen: 1094
Palästinenser wurden aus
ihren Häusern
vertrieben. 89% der
Hausabbrüche wurden im
Gebiet C der Westbank
durchgefährt.
Nach den
1993 unterschriebenen
Osloverträgen wurde die
Westbank in drei Zonen
aufgeteilt. Zone C ist
unter voller
israelischer Kontrolle
und Palästinenser in
dieser Zone benötigen
eine Baugenehmigung von
der israelischen
Besatzungsbehörde.
Bauanträge von
Palästinensern werden
fast nie genehmigt,
während die Konstruktion
von Israels Siedlungen
nur für jüdische
Bewohner ungehindert
fortgesetzt wird.
Im Januar
2013 führten die
Widerstandskomitees in
der Westbank eine
andere, vor einigen
Jahren im Westbankdorf
Bil’in erprobte
Strategie des
friedlichen Widerstandes
ein und errichteten
mehrere „Zeltdörfer“ in
von israelischen
Siedlungserweiterungen
besonders gefährdeten
Teilen der Westbank.
Sobald ein neues
Zeltdorf errichtet
wurde, erschien die
israelische Armee,
sperrte das Gelände als
„geschlossene
Militärzone“ab und
zerstörte Zelte und im
Aufbau befindliche
Steingebäude.
Die Serie
der Protestdörfer begann
mit Bab al Shams, Tor
zur Sonne, als 150
Aktivisten am Freitag,
den 11. Januar 2013, 25
Zelte auf
palästinensischem
Privatland im E-1
Korridor errichteten,
einem Landstreifen
zwischen Jerusalem und
der illegalen
Siedlungskolonie Ma’ale
Adumim, auf dem die
israelische Regierung im
Dezember 2012 den Bau
von 3000 Wohneinheiten
ankündigte, was einen
territorial
zusammenhängenden
palästinensischen Staat
unmöglich machen würde.
Die
Aktivisten hatten einen
unmittelbaren
Räumungsbefehl
vorhergesehen und sofort
einen Antrag auf
Verschiebung der Räumung
beim Obersten
Israelischen Gericht
gestellt. Das Gericht
erteilte eine
Bedenkfrist von sechs
Tagen, aber Netanyahus
Regierung beschloss die
schnellst mögliche
Räumung in der Nacht vom
Samstag auf Sonntag.
In einer
Stellungnahme der
Organisatoren von Bab al
Shams verweisen die
palästinensischen
Aktivisten auf ihr
Anrecht auf das Land und
ihren fortgesetzten
Widerstand gegen Israels
Kolonialismus.
“Wir, das
Volk, befinden uns heute
hier, ohne Genehmigungen
von der Besatzung, ohne
Genehmigung von
irgendjemand, weil dies
unser Land ist und wir
das Recht haben, darauf
zu leben.
Wir
werden nicht länger
schweigen angesichts der
fortgesetzten
Siedlungserweiterung und
der Konfiszierung
unseres Landes. Deshalb
erstellen wir das Dorf
Bab al-Shams und
erklären unsere
Vertrauen auf direkte
Aktion und den zivilen
Widerstand.“
“In den
vergangenen zwanzig
Jahren stieg die Zahl
der israelischen
Siedlungen in der
Westbank um 150% und die
Zahl der Siedler auf
eine halbe Million,”
sagte Salah Khawaja, der
Koordinator des Popular
Committee against the
Apartheid Wall and
Settlements. „So sieht
die Politik der
Besatzung aus, die
„Fakten vor Ort“
zementiert. Zum Beispiel
hab es 1967 null
Siedlungen und Siedler
in Ost-Jerusalem. 2002,
belief sich die Zahl der
Siedler in Ost-Jerusalem
auf 212 000, im
Vergleich zu 252 000
dort lebenden
Palästinensern.“
Inspiriert durch Bab al
Shams wurde eine Woche
später, am 18. Januar,
das Zeltdorf Bab al
Karameh, Tor zur Würde,
auf dem Land im Besitz
des Dorfes Beit Iksa,
nordwestlich von
Jerusalem errichtet. Die
Dorfbewohner stellten
fünf Zelte auf und
begannen den Bau einer
kleinen Steinmoschee auf
einer Anhöhe, von der
man das Dorf Lifta sehen
kann, das von der
Demolierung bedroht ist.
Am frühen Montagmorgen,
am 21. Januar, kam die
israelische Armee mit
Bulldozern an, ebnete
die seit Freitag
erstellten Mauern der
Moschee ein und
entfernte die Zelte.
Beit Iksa
erstreckte sich vor 1948
auf etwa 14 000 Dunum
Land (ein Dunum = 1
Quadratkilometer).
Dieser Tage befinden
sich 2000 Dunum im
Besitz des Dorfes,
mehrheitlich in der Zone
C, und wenn Israel
weiteres Dorfland für
die Erweiterung der
benachbarten illegalen
Siedlung Ramot
konfisziert und für die
geplante neue Kolonie im
E-1 Korridor, verbleiben
nur noch 600 Dunum.
Areej
Ismail, einziges
weibliches Mitglied des
Dorfrates von Bab al-
Karameh, sagte, dass die
weitere Existenz von
Beit Iksa durch
israelische Bauvorhaben,
das Vordringen der
Siedlungen, die
Apartheidmauer und durch
den Bau eines Tunnels
gefährdet ist, der die
illegale jüdische
Kolonie Ramot an die
Jerusalemer Autobahn
anschliessen soll.
“Mit
Ausnahme eines einzigen
Landstückes ist das
gesamte Dorf als
C-Gebiet klassifiziert,“
erklärte Frau Ismail.
„Seit Dezember hatten
wir die Idee, ein
Zeltdorf zu bauen und
wir wurden durch die
Konstruktion von Bab al
Shams ermutigt. Das
ganze Dorf steht hinter
dieser Initiative.“
Nach der
Zerstörung von Bab al
Karameh kehrten die
Dorfbewohner zurück und
pflanzten Olivenbäume,
wo die Zelte kurz zuvor
standen.
Am 26.
Januar wurde das Dorf
Al-Asra (Gefangene) in
Anin, nordwestlich von
Jenin und in der Nähe
der Apartheidmauer
errichtet. An diesem Tag
versammelten sich mehr
als 200 Demonstranten
und bewarfen die
israelische Armee mit
Steinen, nachdem die
Soldaten einigen
Aktivisten den Zugang
zum Zeltlager verwehrt
und Tränengas abgefeuert
hatten. Das Dorf Al-Asra
wurde ebenfalls von der
israelischen Armee
zerstört.
Im Dorf
Burin bei Nablus, wurde
das vierte Protestdorf
errichtet. Die Nachbarn
von Burin, die
extremistischen Siedler
von Bracha und Yitzhar
sind berüchtigt für
häufige brutalen
Angriffe auf ihre
palästinensischen
Nachbarn. 200
Demonstranten bauten das
Dorf Al-Manatir auf
palästinensischem Land,
das von der
Konfiszierung für
Siedlungsausdehnungen
durch Israel bedroht
ist.
Diese Mal
kam die israelische
Reaktion sofort und mit
eiserner Faust. Die
israelische Armee
feuerte Tränengas,
Gummimantelgeschosse und
scharfe Munition, die
den 16-jährigen Zakaria
Najjar am Oberschenkel
verletzte. Zwanzig
Demonstranten wurden
verletzt, drei
Palästinenser
festgenommen und die
Zelte wiederum zerstört.
Die Armee griff
anschliessend die
Dorfbewohner im Dorf
Burin an, aber es wurden
keine Verletzungen
gemeldet. Mustafa
Barghouti, der
Generalsekretär der
Palestinian National
Initiative betonte, das
diese israelische
Reaktion die
Entschlossenheit der
Palästinenser nur
verstärke.
“Wenn
Israel ein Dorf
zerstört, werden wir ein
anderes bauen. Wenn
Israel ein Zelt
zerstört, bauen wir zehn
mehr.“
Am 9.
Februar wurde das fünfte
Protestdorf, Kanaan,
nahe Yata in den
südlichen Hebronhügeln
in einem zweiten Anlauf
errichtet. Beim ersten
Versuch am Samstagmorgen
wurden etwa 30
Aktivisten beim Aufbau
von Zelten nahe der
Siedlung Karmel von
israelischen Soldaten
überrascht, die die
Stahlrahmen der Zelte
entfernten und einen
Teil des Materials
konfiszierten. Gegen
neun Uhr morgens hatten
sich die Aktivisten
wieder organisiert und
bauten ein zweites
Zeltlager bei At Tuwani
auf. Die Gruppe von 40
Menschen benutzte das
verbleibende Material,
um ein Zelt zu
errichten. Zusätzlich
wurden Steinkreise
gelegt und eine
palästinensische Fahne
gehisst. Das neue Dorf
Kanaan entstand auf
palästinensischem Land,
das für den Ausbau der
illegalen Siedlung Ma’on
konfisziert werden soll.
Die South
Hebron Hills liegen
gänzlich in der Zone C
und im Dezember 2012
erhielten acht Dörfer
einen Räumungsbefehl, um
das Land in ein
Trainingsgelände für die
israelische Armee zu
verwandeln.
Ibrahim
Rabee, der Sprecher des
Bürgerkomitees Yatta,
sagte, dass die Zelte
auf palästinensischem
Land errichtet wurden.
“Canaan
wurde auf unserem Land
gegründet, nachdem
unsere Häuser und
Wasserquellen zerstört
und unsere Leute
vertrieben wurden,“
sagte er.
Die Zahl
der Protestteilnehmer
wuchs langsam auf
etwa120 Menschen an. Die
israelische Armee war
eine halbe Stunde nach
Beginn des Zeltbaus
angekommen und erklärte
das Gebiet zur
geschlossenen
Militärzone. Mit Hilfe
eines Wasserwerfers
wurde eine stinkende
chemische Flüssigkeit
auf die protestierende
Menge und das
Protestzelt gesprüht und
das Geländ geräumt. Beim
Versuch der Festnahme
eines palästinensischen
Videographen durch
israelische Soldaten kam
es zu Zusammenstössen
und mindestens drei
Journalisten und fünf
Palästinenser wurden
festgenommen. Zwei
Freiwillige der
Internationalen
Solidaritätsbewegung
wurden ebenfalls
abgeführt und die
sofortige Deportation
angedroht. Einer der
Festgenommenen, Marco di
Renzo, 54, trat deshalb
in den Hungerstreik.
Drei, vier Stunden lang,
so berichtete die
Internationale
Solidaritätsbewegung,
liessen sich die
anwesenden Demonstranten
nicht vertreiben, hatten
aber den Faden verloren
und konnten sich nicht
zu weiteren Aktionen
entschliessen.
Schliesslich gelang es
einigen Teilnehmern, die
Anwesenden in zwei
langen Reihen zum Gebet
zusammenzubringen und
mit dieser Geste des
gewaltlosen Widerstandes
angesichts der
israelischen Armee
schloss endete das
Protestlager Kanaan.
Durch die
Ausweitung der Baupläne
und die Konstruktion von
mehr illegalen
Siedlungen, fasst Salah
Khawaja zusammen, nimmt
Israel den Palästinenser
den Raum zum Leben in
der Hoffnung, dass sie
das Land verlassen, um
Platz für eine jüdische
Mehrheit zu machen.
„Was
Israel durch die
Eskalierung der Politik
des Kolonialismus und
der Demolierungen
erreichen will, ist eine
Verringerung der
palästinensischen
Präsenz in den Gebieten,
über die es volle
Kontrolle gewinnen will,
und eine Verdrängung der
palästinensischen
Bevölkerung hinein in
die Ghettos,“ sagte
Salah Khawaja.
„Wir
müssen die Besatzung
direkt konfrontieren und
den zivilen Widerstand
intensivieren, um unser
gefährdetes Land zu
schützen.“
Die
Internationale
Solidaritätsbewegung
bittet um Spenden für
den Ankauf von
Olivenbäumen: Der Anbau
von Olivenbäumen ist
eine wichtige Form des
gewaltlosen
Widerstandes: Resist the
land grab: donate a
tree, 13. Februar 2013
http://palsolidarity.org/2013/02/resist-the-land-grab-donate-a-tree/
Zusammenstellung und
Übersetzung Martina Lauer
Friedlicher
Widerstand, 9. Februar 2013
Aufbau des
vierten palästinensischem
Protestdorf verhindert
-
Etwa 20-30 palästinensische und
ausländische Aktivisten
versuchten über Nacht, einen
neuen palästinensischen
„Aussenposten“ in der Nähe des
Westbankdorfes Al Tiwaneh bei Al
Khalil/Hebron zu errichten. Sie
hatten gerade ein Zelt
aufgebaut, als die israelische
Armee am Protestort ankam und
mit der Räumung begann.
Eine Sprecherin
der israelischen Armee sagte:
“Soldaten kamen an der Szene an
und vertrieben die Menschen im
Aussenposten. Der Hügel, auf dem
der Aussenposten aufgebaut
wurde, wurde zur geschlossenen
Militärzone erklärt.”
Aktivist Younis
Araara beschrieb die Ziele der
direkten, gewaltlosen Aktion:
“Wir kamen hierher, um ein
palästinensisches Dorf auf
palästinensischem Land zu bauen,
und um unser Land nach unserem
Ermessen zu benutzen;
Palästinenser haben Rechte und
sind die Besitzer dieses
Landes.“
Im vergangenen
Monat begannen Palästinenser mit
dieser neuen Form des
gewaltlosen Widerstandes gegen
die israelische Kolonisierung
der besetzten Westbank:
Palästinenser errichteten das
Protestdorf Bab Al-Shams im
Bereich des von Israel geplanten
Projektes E-1, und Bab Al-Karama
bei Beit Iksa , nördlich von
Jerusalem. Beide Dörfer wurden
nach wenigen Tagen von der
israelischen Besatzungsarmee
brutal geräumt und mehrere
Aktivisten festgenommen.
Palästinenser beschreiben diese
direkten Aktionen als Teil ihres
Kampfes gegen die illegalen
jüdischen Kolonien in der
Westbank.1)
Al Manatir wurde
am 2. Februar als drittes
Protestdorf in der Nähe des
palästinensischen Dorfes Burin
aufgebaut. Die Bewohner von
Burin leben in ständiger Furcht
vor Angriffen bei der Feldarbeit
und vor weiteren
Landkonfiszierungen durch ihre
Nachbarn, den Siedlern aus den
jüdischen Kolonien Har Brakha
und Yitzhar. Mit der Errichtung
von Al Manatir, einem
Protestdorf bestehend aus Zelten
und einer eiligst errichteten
Steinstruktur, die als Moschee
diente, wollten die Aktivisten
eine Präsenz auf
palästinensischem Land erhalten,
als Schutz vor der Konfiszierung
und als Manifestierung der
Besitzrechte der örtlichen
Bauern. Dass die israelische
Besatzungsarmee einen
einseitigen Begriff vom Schutz
der Besitzrechte hat, wird in
einem Foto von der Räumung von
Al Manatir klar: Im Hintergrund
strömen einige Siedler aus ihrer
illegal errichteten Häusern und
eignen sich eine der von den
Palästinensern gebrachten
Metallhütten an, während ein
israelischer Soldat im
Vordergrund nichts sieht, nichts
hört und nichts unternimmt. Die
Siedler von Bracha und Yitzhar
müssen keine guten Nachbarn
sein, wie die Internationale
Solidaritätsbewegung im
vergangenen Monat kommentierte:
Israelische Soldaten in einer
nahegelegenen Militärstation
beschützen die Siedler vor
Vergeltungsmassnahmen und führen
regelmässige Razzien gegen das
Dorf aus.2)
In einem neuen Bericht zu den
israelischen Siedlungen in den
besetzten palästinensischen
Gebieten für den UN
Menschenrechtsrat werden alle
relevanten internationalen
„Aktoren“, private und
staatliche, aufgerufen, „alle
notwendigen Schritte“ zu
unternehmen, um den Respekt vor
den Menschenrechten zu
garantieren, „einschliesslich
durch die Beendigung ihrer
Geschäftsinteressen in den
Siedlungen.“
Jimmy Russo,
Vorstandsvorsitzender von EDOM
UK, sagte Corporate Watch (CW)
am 7. Februar 2013, dass er
seine Resignation plane und
seinen Anteil von 20% in der
israelischen Firma verkaufen
werde. Russo, der auch Direktor
der britischen Firma Valley
Grown Salads(VGS) ist,
bestätigte gegenüber CW, dass
VGS keine Produkte aus der
Westbank einkaufen werden, aber
weiterhin Geschäftsverbindungen
mit EDOM und anderen Firmen aus
Israel aufrechterhalten werde.3)
Mehr als eine
halbe Million Israelis leben in
über 120 illegalen Siedlungen,
die seit der israelischen
Besetzung 1967 in der Westbank
und in Ost-Jerusalem errichtet
wurden. Am Freitag stimmte der
israelische
Verteidigungsminister Ehud Barak
dem Bau von 869 Wohneinheiten in
der besetzten Westbank zu.
Die israelischen
Siedlungen und die
Annexionsmauer umschliessen die
palästinensischen Gebiete und
schaffen so isolierte Kantone.
Palästinensische Bauern
verlieren einen Grossteil ihres
Landes und können verbleibende
Felder nur bearbeiten, wenn sie
eine schwer zu erhaltende
Sondererlaubnis vorweisen.
Nach
internationalem Recht und nach
der Vierten Genfer Konvention,
die Israel unterzeichnet hat,
sind Israels Siedlungen illegal.
4)
Siehe Artikel von
Phyllis Bennis zu den
Protestdörfern in der Westbank:
Pathway to Progress in Israel
Runs Through International Law,
Local and Global Action; 8.
Februar 2013;
http://www.commondreams.org/view/2013/02/08-5
Zusammenstellung und
Übersetzung Martina Lauer
Friedlicher Widerstand, 2.
Februar 2013
Palästinenser
gründen ein drittes
Protestdorf - Almantir
-
Palästinenser
errichten einen weiteren
“Aussenposten” beim
Westbankdorf Burin; es kam
zu Zusammenstössen zwischen
Aktivisten, Siedlern und
der israelischen Armee, so
berichtete die Jerusalem
Post am 2. Februar 2013.
Palästinensische Aktivisten
bauten am Samstag mittag
Zelte und Hütten bei Burin
südlich von Nablus auf, um
ein neues Protestdorf zu
gründen.
Die Sprecherin des Popular
Struggle Coordination
Committee, Abir Kopty
sandte per Twitter die
Nachricht aus, dass für die
neue palästinensische
Siedlung der Name „Almantir“
gewählt wurde, weil Almantir
im Arabischen eine Stein-
und Erdhütte für die Wächter
der Häuser bezeichnet.
Israelische
Siedler und Soldaten kamen
nach Almantir, und
Aktivisten berichten, dass
die Siedler Steine warfen
und einen siebzehnjährigen
Palästinenser mit scharfer
Munition am Bein verletzten.
Die israelische Armee griff
die unbewaffneten Aktivisten
mit Tränengas und
Schallgranaten an. Die
Sprecherin der israelischen
Armee sprach von gewaltsamen
und illegalen Störungen, die
in Anwesenheit der 150
palästinensischen Aktivisten
ausbrachen. Auf das
Steinewerfen der
Palästinenser reagierte die
Besatzungsarmee mit
„Mengenkontrollmitteln“. Sie
berichtete, dass die
israelische Armee die Gegend
absperrte, um weitere
Solidaritätsaktivisten von
Almantir fernzuhalten.
Mit Almantir
wurde der dritte
Ausssenposten dieser Art
errichtet. Im Januar 2013
wurde zuerst das Tor zur
Sonne, Bab Al-Shams, von
Palästinensern als direkte
gewaltlose Aktion gegen die
fortgesetzte israelische
Kolonisierung der besetzten
Westbank errichtet. Am
folgenden Freitag bauten
Dorfbewohner aus Beit Iksa
das zweite Protestdorf mit
einer Steinmoschee, Bab
Al-Karameh, Tor zur Würde.
Am vergangenen Freitag
kehrten die Dorfbewohner
nach Bab Al-Karameh zurück,
beteten das Mittagsgebet und
pflanzten Olivenbäume an.
Die beiden Protestdörfer
wurden von der israelischen
Armee nach wenigen Tagen mit
brutalen Methoden evakuiert
und anschliessend demoliert.
„Diese Aktion
illustriert die absolute
Notwendigkeit, die Kultur
der Verteidigung unseres
Landes durch eine Bewegung
von unten aufzubauen und zu
stärken,“ sagte ein
Organisator. „Darüberhinaus
zielt die Aktion auf die
Entfernung von Siedlern und
Siedlungen von
palästinensischem Land.“
Ende 2012
kündigte der israelische
Premierminister Benjamin
Netanyahu ein neues
Siedlunsgprojekt zwischen
Jerusalem und der
israelischen Westbankkolonie
Ma’ale Adumim an, das
Ost-Jerusalem, die
zukünftige, derzeit besetzte
Hauptstadt eines
palästinensischen Staates,
bis auf einen schmalen
Zugang von der Westbank
abtrennen wird. Die
Ankündigung von Projekt E-1
war die israelische Reaktion
auf den Antrag der
Palästinenser vor der
Generalversammlung der Uno
auf de-facto Anerkennung des
Staates Palästina. Mit nur
neun Gegenstimmen wurde der
Antrag im November 2012
angenommen.
Beit Iksa – Einfuhr von
Material für Protestdorf
verboten
- Die israelische
Besatzungsarmee blockierte
den Transport von
Baumaterial und Setzlingen
in das Dorf Beit Iksa, im
Norden von Ost-Jerusalem
unter israelischer
Besatzung, berichtete IMEMC
am 28. Januar 2013.
Nach Informationen von Kamal
Hababa, dem Vorsitzenden des
Dorfrates von Beit Iksa, gab
die israelische Armee als
Begründung für die Sperre
an, dass Jugendliche im Dorf
das Baumaterial während der
Proteste gegen die
Annexionsmauer, die
Siedlungen und die Besetzung
benutzten. Hababa berichtete
weiter, dass die Armee vor
zwei Wochen eine strikte
Belagerung des Dorfes begann
und die Bewohner am
Verlassen oder Betreten des
Dorfes hinderte. Seit einer
Woche verbieten israelische
Soldaten sogar den Lastwagen
der Müllabfuhr die Einfahrt
ins Dorf, um den Müll
einzusammeln. Hababa rief
die internationale
Gemeinschaft und
Menschenrechtsgruppen
dringend zu Protesten gegen
diese Blockade des Dorfes
durch Israel auf.
Vor zwei Wochen, am 18.
Januar 2013, gründeten
palästinensische Aktivisten
aus Beit Iksa ein
Protestdorf gegen die
Konfiszierung von Dorfland
für den Bau der
Annexionsmauer, Bab Al
Karamah. Das neugegründete
Dorf wurde von der
israelischen Armee nach
wenigen Tagen evakuiert und
zerstört. Am vergangenen
Freitag kehrten Dutzende von
Palästinensern nach Bab Al
Karamah zurück und pflanzten
Olivenbäume ein.
Beit Iksa ist von
israelischen Siedlungen
eingekreist und wird nach
der bisherigen Planung
vollkommen von Israels
Trennmauer umringt werden.
Beit Iksa wird damit von
Jerusalem abgeschnitten.
Nach Fertigstellung der
Mauer wird 96% des
Dorflandes von Beit Iksa
annektiert, berichtet das
Applied Research Institute
in Jerusalem.
Das Dorf Bab al-Karameh war
das zweite von
palästinensischen Aktivisten
errichtete und von der
israelischen Armee
demolierte Protestdorf.
Eine Woche zuvor gründeten
Aktivisten Bab Al-Shams bei
Ost-Jerusalem, aus Protest
gegen Israels Plan, die
Siedlung E-1 zu bauen, die
Jerusalem von der Westbank
abtrennen würde.
Diese neue Taktik des
friedlichen Widerstandes in
der besetzten Westbank fan
weltweite Aufmerksamkeit.
Pro-palästinensische
Aktivisten in den USA bieten
einen Informationsdienst
speziell über die Errichtung
von neuen Protestdörfern in
der Westbank an. Siehe:
http://www.justforeignpolicy.org/act/palestine-pledge
Saed Bannoura, Army Prevents
Entry Of Samplings,
Construction Material, Into
Beit Iksa, 29. Januar 2013,
IMEMC;
http://www.imemc.org/article/6497
http://salsa.democracyinaction.org/o/1439/p/dia/action/public/?action_KEY=12326
Brief an den amerikanischen
Generalkonsul über
Hungerstreik von vier
palästinensischen Gefangenen
- Der palästinensische
Menschenrechtsaktivist Samer
Jaber richtete einen Brief
an den amerikanischen
Generalkonsul in Jerusalem,
Michael Ratney, der am
Dienstag nach Bethlehem kam.
Jaber, Vertreter eines
Solidaritätskomitees für
palästinensische Gefangene
in Israel, erwähnte vor
allem vier palästinensische
politische Gefangene in
Israel, die in Lebensgefahr
schweben. Jafar Azzidine,
Tarek Qa’adan, Yousef
Sha’ban begannen ihren
Hungerstreik am 28. November
2012. Samer Issawi befindet
sich seit 180 Tagen im
Hungerstreik. Israel hat das
Versprechen ihre Freilassung
nach Ablauf ihrer Zeit in
der Verwaltungshaft
gebrochen. Jaber weist
daraufhin, dass die USA
ihren Einfluss auf Israel
einsetzen sollten, um die
Rechte der Gefangenen zu
schützen und eine
Destabilisierung der
Situation in den besetzten
palästinensischen Gebieten
zu verhindern.
George Rishamwi,Palestinian
Political Activist Submits A
Letter To Us Consul General
On Palestinian Prisoners,
30.Januar 2013, IMEMC
Siehe auch:http://www.addameer.org/files/Quarterly%20Update/Quarte...3.pdf
Zusammenstellung und
Übersetzung Martina Lauer
Friedlicher
Widerstand, 27. Januar 2013
Grosse
Strafen für kleine
Hoffnungen
-
Die
Internationale
Solidaritätsbewegung und
palästinensische Aktivisten
berichten von verschiedenen
Projekten des friedlichen
Widerstandes am Wochenende,
vom 25. bis 27 Januar.
Foto - Olive tree planting
in Bab Al Kamara
Der Morgen
des 26. Januar sah eine
kleine, energische Gruppe
von Dorfbewohnern und
internationalen Aktivisten
bei der Feldarbeit in Burin,
einem palästinensischen Dorf
südlich von Nablus, zwischen
den israelischen
Kolonialsiedlungen Yizhar
und Bracha. Das Einpflanzen
der neuen Olivenbäumen war
in einer Stunde erledigt und
anschliessend zeigten die
Dorfbewohner den Mitgliedern
der Internationalen
Solidaritätsbewegung
[ISM-International
Solidarity Movement]die
Stelle, wo kürzlich
Olivenbäume abgeschnitten
wurden. Wie auf Kommando
tauchten in diesem Moment in
der Distanz die ersten
israelischen Soldaten auf,
und drei Soldaten wurden
offensichtlich in Richtung
Feld geschickt, um
herauszufinden, was die
kleine Gruppe unternahm, die
inzwischen ihren Tee neben
den frisch gepflanzten
Bäumen zubereitete.
Einige
Stunden später ist die
Zugangsstrasse nach Burin
gesperrt und israelische
Soldaten verschiessen
Tränengas und durchsuchen
zehn Häuser. Als Vorwand
wird angegeben, dass nach
Zeichen der
Molotovproduktion gesucht
wird, weil Siedler mit
Molotovcocktails beworfen
wurden. Die Dorfbewohner
kennen den Jargon der
Besatzungsarmee: Er
beschreibt die kollektive
Bestrafung für das Streben
nach einem Leben auf dem
Land, das systematisch von
ihnen gestohlen wird.
In den
vergangenen Tagen war Burin
der Schauplatz von
nächtlichen
Trainingsmanövern der
israelischen Armee und
zwischen 25 und 30
Olivenbäumen wurden
zerstört. Ein Dorfbewohner
erzählt, dass die Moschee
des Dorfes 1990 von
israelischen Siedlern
niedergebrannt wurde. Die
Siedler haben kein Interesse
daran, gute Nachbarn zu
sein, weil sich ein
Armeelager in Sichtweite
beider Kolonien befindet.
Sie können machen, was sie
wollen. (Big punishments for
small hopes, International
Solidarity Movement, 26.
Januar 2013;
http://palsolidarity.org/2013/01/big-punishments-for-small-hopes/)
Die Bewohner
des Westbankdorfes Beit Iksa
erhielten am Freitagmorgen
Unterstützung von anderen
palästinensischen
Aktivisten, als sich ihr
Wagenkonvoi komplett mit
palästinensischen Fahnen in
Richtung des kürzlich
demolierten Zeltlagers von
Bab Al Karama aufmachte.
Nach dem Gebet neben den
Ruinen der am vergangenen
Freitag errichteten Moschee,
halfen etwa einhundert Leute
beim Einpflanzen von jungen
Olivenbäumen auf der Anhöhe.
Der Dorfrat von Beit Iksa
hatte diesen Teil des
Dorflandes in der Zone C,
Westbankland unter
israelischer Kontrolle, als
Ort des Protestdorfes Bab Al
Karama ausgesucht, das am
vergangenen Freitag
errichtet und von der
israelischen Armee und
Polizei zwei Tage später, in
der Nacht von Sonntag auf
Montag, demoliert wurde. Die
Bewohner von Beit Iksa
wollen jeden Freitag mehr
Olivenbäume einpflanzen, im
Widerstand gegen die
geplante Annexion des Landes
im E-1 Korridor und als
Ausdruck ihres Willens zur
fortgesetzten friedlichen
Existenz in ihrem Dorf.
(Team Khalil, Beit Iksa’s
residence standing strong
after the forceful eviction
of Bab Al Karama, 26. Januar
2013;
http://palsolidarity.org/2013/01/beit-iksas-residence-standing-strong-after-the-forceful-eviction-of-bab-al-karama/;
http://972mag.com/in-bab-al-shams-palestinians-created-new-facts-on-the-ground/64732/)
Der
Freitagsprotest in Nabi
Saleh war der Erinnerung an
Lubnah Hanash, 22, und Salah
Amareen, 15, gewidmet,
die in diese Woche von der
israelischen Armee getötet
wurden. Seit Dezember 2009
protestieren die
Dorfbewohner jeden Freitag
gegen die Übergiffe und
Landkonfiszierungen durch
die Siedler aus der
benachbarten israelischen
Kolonie Halamish, die eine
Quelle im Besitz eines
Dorfbewohners für ihren
Gebrauch konfiszierten. Am
22. Januar 2013 kam ein
weiterer Schock für das Dorf
Nabi Saleh: In den frühen
Morgenstunden begannen
Bulldozer unter dem Schutz
der israelischen
Besatzungsarmee mit dem
Aufgraben von Feldern des
Dorfes und stellten 50
mobile Häuser darauf ab: der
Beginn eines neuen
Aussenpostens.(Team Khalil,
Team Khalil, Army incursion
into Nabi Saleh, 25. Januar
2013, International
Solidarity Movement;)
In einem
Interview mit der
Nachrichtenagentur Ma’an gab
Suad Jaara , 28 einen
Augenzeugenbercht vom Tod
ihrer Schwägerin Lubna
al-Hanash, die am
vergangenen Mittwoch
erschossen wurde.
Suad Jaara begleitete Lubna
al-Hanash, 22, auf einem
Spaziergang in der Umgebung
des Al-Arrub Colleges, als
sie Gewehrfeuer hörte. Sie
berichtet, wie sie Lubna
packte und die etwa 100
Meter in Richtung Collge
zurückrannte. Eine
Gewehrkugel verletzte Suad
an der Hand, Lubna wurde
ödlich verletzt: „Ein
israelischer Soldat schoss
sein Gewehr ab, während ein
weisses Auto an der
Strassenseite geparkt war.
Niemand war in der Gegend,
nur Lubna und ich,“ sagte
Suad.
Suad Jaaras
Augenzeugenbericht
widerspricht der
israelischen Version, nach
der eine Frau ein
Molotovcocktail auf ein
israelisches Auto werfen
wollte und dass Palästinense
israelische Soldaten mit
Feuerbomben angriffen,
worauf die Soldaten das
Feuer erwiderten. Jaara
sagt, dass die zwei Frauen
alleine auf ihrem
Spaziergang waren. „Lubna
kam vor zwei Tagen zu einem
Besuch ihrer Schwester, die
mit meinem Bruder
verheiratet ist. Sie hörte
vom Al-Arrub College und
wollte es besuchen. Ich
begleitete sie auf den
Campus und sie bewunderte
die Gegend, eine charmante
Naturlandschaft. Als wir das
Collegegelände verlassen
wollten, feuerte ein
Krimineller auf uns und
Lubna starb als Märtyrer.“
Ein Opfer der Besatzung.“
Jaara
arbeitet für die
Palästinensische Autorität
im Ministerium für
Strafvollzug. Ihr Bruder
Jihad war ein Mitglied von
Fatahs al-Aqsa Brigade in
Bethlehem und wurde nach der
Belagerung der Geburtskirche
2002 nach Irland deportiert.
Am 15. Januar
2013 erschossen israelische
Besatzungssoldaten einen
jungen Palästinenser im Dorf
Budrus. Der 17-jährige
Sameer Awad wurde von vier
Kugeln getroffen, als er
einem Protest gegen die
Siedlungen und die
Apartheidmauer den Rücken
kehrte. Budrus war das erste
Westbankdorf, das
regelmässige Proteste gegen
den Bau der israelischen
Annexionsmauer in der
Westbank organisierte und so
eine Verlegung der Route
erzwang.(Witness: Israeli
Soldier Killed Woman ‘in
Cold Blood’; 24. Januar
2013; Ma’an
–
www.maannews.com;
http://palestinechronicle.com/witness-israeli-soldier-killed-woman-in-cold-blood/)
Die
Freitagsdemonstration im
Westbankdorf Bi’lin war
ebenfalls der Erinnerung an
Lubnah Hanash gewidmet.
Beim Protestmarsch zur
israelischen Apartheidmauer
forderten die Dorfbewohner,
israelischen und
international
Friedensaktivisten
zusätzlich die Freilassung
der politischen Gefangenen
in israelischer Haft und ein
Ende der israelischen
Besetzung. Als die
Demonstranten das Abu Lemon
Feld erreichten, ein Stück
Dorfland, das Bilin nach
langjährigen Protesten
zurückgegeben wurde, konnten
einige Teilnehmer die
Stacheldrahtrollen vor der
Betonmauer aufschneiden,
trotz des von israelischen
Soldaten gelieferten Regens
von Tränengaskanistern,
Gummimantelgeschossen und
Schockgranaten. Zahlreiche
Demonstranten wurden
verletzt; anschliessend kam
es zu mehrstündigen
Zusammenstössen von
palästinensischen
Jugendlichen mit der
israelischen Armee.
Morad Shteiwy
vom Widerstandskomittee
gegen die Mauer in Kufur
Qaddoum, berichtete, dass
israelische Soldaten einen
Einwohner, Hilmi Shteiwy,
21, beim Freitagsprotest
abfürten und einen
47-jährigen Dorfbewohner,
Zahy Ali, brutal angriffen
und verprügelten. Am frühen
Freitagmorgen drang die
israelische Besatzungsarmee
im Dorf ein und sperrte die
Strasse, die vom Dorf zum
Ziel der wöchentlichen
Proteste führt.
Bab
Al-Karamah: Wiederaufbau der
Zelte
- Dutzende von
Palästinensern kehrten am
Freitag in ein demoliertes
Protestdorf nordwestlich von
Jerusalem zurück und
begannen mit dem
Wiederaufabu der Zelte von
Bab al-Karamah (Tor zur
Würde). Das Zeltdorf wurde
vergangenen Freitag aus
Proteset gegen israelische
Landkonfiszierungen und den
Siedlungsausbau auf dem Land
des Dorfes Beit Iksa
errichtet.
Augenzeugen
berichteten, dass die
Aktivisten am Freitag zum
Dorf zurückkehrten und das
wöchentliche Freitagsgebet
abhielten, bevor sie Zelte
wiedererrichteten und
Olivenbäume pflanzten.
Beit Iksa ist
von israelischen Siedlungen
eingekreist und wird nach
der bisherigen Planung
vollkommen von Israels
Trennmauer umringt werden.
Beit Iksa wird damit von
Jerusalem abgeschnitten.
Nach Fertigstellung der
Mauer wird 96% des
Dorflandes von Beit Iksa
annektiert, berichtet das
Applied Research Institute
in Jerusalem.
Das Dorf Bab
al-Karameh war das zweite
von palästinensischen
Aktivisten errichtete und
von der israelischen Armee
demolierte Protestdorf. Eine
Woche zuvor gründeten
Aktivisten Bab Al-Shams bei
Ost-Jerusalem, aus Protest
gegen Israels Plan, die
Siedlung E-1 zu bauen, die
Jerusalem von der Westbank
abtrennen würde. Activists
re-erect tents at Bab
al-Karamah, Maan, 26.
1.2013;
Freitagsalarm über neue
Protestdörfer bestellen
-
Just Foreign
Policy bietet Unterstützern
des friedlichen
palästinensischen
Widerstandes jeden Freitag
morgen eine Benachrichtigung
über die Lage in den
palästinensischen
Protestdörfern an.
Unterschreibt ein
Versprechen der
Unterstützung für den
gewaltlosen Widerstand gegen
die Landkonfiszierungen der
israelischen Regierung. Am
Freitag morgen werden die
neuesten Meldungen und
Resourcen zugeschickt, damit
die Nachricht über das
nächste Protestdorf so
schnell wie möglich
verbreitet werden kann.
Bab
Al-Karama – zweites palästinensisches Protestdorf demoliert
- Die neue Strategie der direkten Aktion des friedlichen
Widerstandes in der Westbank wurde am 18. Januar mit der
Errichtung von Bab Al-Karama fortgesetzt. Bei den wöchentlichen
Freitagsprotesten verletzen israelische Soldaten einen 15-
jähriger Jungen tödlich.
Israelische Soldaten drangen am Montag früh im neugegründeten
palästinensischen Dorf Bab Al –Karama ein und demolierten die
seit Freitag errichteten Zelte und Gebäude. Kamal Hababa, der
Vorsteher des Dorfrates von Bab Al-Karama, “Tor zur Würde”,
berichtete, dass die israelische Armee ein grosses Kontingent
von Soldaten, Militärfahrzeugen und Bulldozern zum Protestdorf
sandte und anschliessend die Umgebung besetzte, um die Rückkehr
der Aktivisten zu vereiteln.
Palästinensische Aktivisten und Bewohner von Beit Iksa hatten
das neue Dorf am Freitag, den 18. Januar 2013, auf dem Land von
Beit Iksa gegründet, auf einem Landkorridor in der
palästinensischen Westbank zwischen Jerusalem und der illegalen
israelischen Siedlungskolonie Ma’ale Adumim, wo Israel das
Projekt E-1 ankündigte, den Bau einer neuen jüdischen Kolonie,
die das besetzte Ost-Jerusalem vollständig von der Westbank
isolieren würde. Innerhalb von 24 Stunden errichteten die
Aktivisten die ersten Strukturen von Bab Al-Karama, eine Moschee
und fünf Zelte, als direkte politische Aktion zum Schutz ihres
Landes vor der Konfiszierung für den israelischen Siedlungsbau.
Am Sonntag schlossen israelische Sicherheitskräfte den
Checkpunkt vor Beit Iksa und griffen gewaltlose Demonstranten
mit Tränengasbomben und Schockgranaten an. Die Palästinenser
weisen daraufhin, dass Bab Al Karama auf Land in
palästinensischem Privatbesitz errichtet wurde, im Gebiet des
zukünftigen palästinensischen Staates. Sie bestehen auf ihrem
Recht, Häuser und Dörfer auf ihrem Land ohne Genehmigung durch
die israelische Besatzungsbehörde zu bauen. Am Freitag vor einer
Woche überraschten palästinensische Aktivisten die israelische
Regierung kurz vor den israelischen Wahlen mit der Gründung von
Bab Al Shams, dem ersten neuen palästinensischen Dorf in der
Westbank seit 1967. Dieses Zeltdorf wurde am Sonntag, den 13.
Januar 2013, gewaltsam evakuiert und drei Tage später zerstört.
Der palästinensische Aussenminister Riad Malki kündigte am
Mittwoch, zwei Tage nach der Demolierung von Bab Al-Karama, vor
dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen an, dass der
fortgesetzte Siedlungsbau in Ost-Jerusalem der Palästinensischen
Autorität keine andere Wahl lassen würde, als Israel vor den
Internationalen Gerichtshof zu bringen. Malki bezeichnete das
von Israel angekündigte Projekt E-1als “rote Linie”.
Israels prompte Zerstörung von palästinensischen Aussenposten
steht im krassen Kontrast zur langjährig geübten Toleranz
gegenüber jüdischen Aussenposten, die meist nicht lange auf den
Anschluss an das Strom- und Wasserversorgungsnetz für Israels
Kolonien in der Westbank warten müssen. Obwohl der Bau von
israelischen Kolonien in der besetzten Westbank internationales
Recht verletzt und die Chancen einer Zwei-Staaten Lösung
drastisch verringert, wurde der Siedlungsbau seit den
Osloverträgen in den 90er Jahren vorangetrieben. Die Zahl der
jüdischen Siedler in der Westbank stieg auf etwa 600 000 an.
Vor 1948 erstreckte sich der Landbesitz der Dorfbewohner von
Beit Iksa über 14 000 Dunam; durch die israelische Besetzung und
Kolonisierung der Westbank haben die Dorfbewohner nur noch
Zugang zu 2000 Dunam [ 1Dunam= 1 Quadratkilometer] ihres Landes.
Durch den Bau von E-1 würde die Landfläche weiter auf 600 Dunam
reduziert.
Mitglieder der Internationalen Solidaritätsbewegung beschrieben
die Fahrt von Ramallah nach Bab Al-Karama als Reise durch eine
vom Apartheidsystem geprägten Landschaft: Strassen “nur für
Palästinenser” werden durch Tunnels unter den modernen
Schnellstrassen “nur für Israelis” an israelischen Siedlungen
und der Annexionsmauer vorbeigeleitet. In Sichtweite des Dorfes,
auf der anderen Seite der israelischen Trennmauer, wird auf dem
Land von Beit Iksa eine neue Bahnverbindung zwischen Jerusalem
und Tel Aviv gebaut, die die Dorfbewohner und Landbesitzer nicht
benutzen dürfen.
Ein
israelisches Strassenschild in der besetzten Westbank (nahe
Bethlehem) auf der Strasse 375 in der Nähe der palästinensischen
Dörfer Husan, Batir und Wadi Fuqeen und der israelischen Kolonie
Betar Illit, dokumentiert das israelische Apartheidsystem. Auf
Hebräisch wird erklärt, dass die Benutzung des Kontrollpunktes
nur für eine Bevölkerungsgruppe erlaubt ist:
“Willkommen am Kontrollpunkt Betar
Dieser Kontrollpunkt ist nur für die Durchreise von Israelis. Es
ist verboten, eine Person durch diesen Kontrollpunkt
durchzulassen oder zu transportieren, die kein Israeli ist.
“Israeli” – ein Bewohner von Israel, eine Person, die in diesem
Gebiet lebt und ein israelischer Staatsbürger ist, oder eine
Person, die das Recht zur Aliyah nach Israel hat, nach dem Recht
auf Rückkehr von 1950, gültig in Israel.”
(Foto und Übersetzung aus dem Hebräischen von Dudy Tzfati)
Bei den friedlichen Demonstrationen in der Westbank gegen die
israelische Besetzung und Kolonialisierung am 18. Januar 2013
wurden mehrere Teilnehmer verletzt; ein Junge erlag wenige Tage
später seinen Verletzungen.
In den Dörfern Nabi Saleh und Budrus wurde an den
sechzehnjährigen Sameer Awad aus Budrus erinnert, der
am
15. Januar von israelischen Soldaten durch drei Gewehrschüssen
in den Rücken getötet wurde.
Ein fühnfzehnjäriger Junge aus dem Ayda Flüchtlingslager bei
Bethlehem erlag am 23. Januar 2013 seinen Verletzungen, nachdem
er nach der Freitagsdemonstration am 18. Januar von einem
israelischen Soldaten beschossen wurde.
Am gleichen Tag wurde Lubna Hannash, eine 21jährige
Palästinenserin, am Eingang zu ihrem College bei Hebron von
einem israelischen Soldaten in Zivil erschossen. Zwei weitere
Studenten wurden verletzt. Das örtliche Komittee gegen die Mauer
und Siedlungen berichtete, dass israelische Soldaten in einem
Zivilfahrzeug das Feuer eröffneten, obwohl es keine
Zusammenstösse gab und die Lage ruhig war.