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Friedlicher Widerstand

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2014 - Kampagne “Salz der Erde”
2011 - Nabi Saleh, Westbank
2010 -  Umgebung Bethlehem
2010 - Gerechtigkeit für Adeeb Abu Rahma
2005 - Gewaltloser Widerstand in Bil'in
2004 - Biduu - Gewalt gegen Frauen
2012 - Willkommen in Palästina
2011 - Willkommen in Palästina
2010 -  Hungerstreik  Firas Maraghy 1
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Friedlicher Widerstand in Palästina 8
 

Zivilverfahren gegen die israelische Armee in Jerusalem
Tristan Anderson

Das zivilrechtliche Verfahren des amerikanischen Friedensaktivisten Tristan Anderson gegen die israelische Armee bgann diesen Dezember in Jerusalem. Im Mӓrz 2009 wurde der Amerikaner bei der Teilnahme an einem der wӧchentlichen Proteste in Ni'lin durch eine Sorte von Trӓnengaskanistern schwer verletzt, die mit grosser Geschwindigkeit fliegen, Mauern durchdringen kӧnnen und eine Reichweite von mehreren hundert Metern haben. Ein israelischer Soldat feuerte einen dieser Kanister in Richtung von Anderson, der in etwa 60 Meter Entfernung auf der Seite der Demonstranten stand. Der Kanister traf Anderson im Gesicht, brach einen Teil seines Schӓdels, wodurch Knochensplitter tief in sein Gehirn eindrangen. Tristan Anderson lag monatelang im Koma und braucht bis heute intensive tӓgliche Pflege. Er ist auf einem Auge blind, seine physischen und kognitiven Fӓhigkeiten sind begrenzt und eine Seite seines Kӧrpers ist paralysiert.
Bis heute wurde kein Mitglied der israelischen Armee zur Verantwortung gezogen. Die Familie wartete jahrelang vergeblich auf eine gerichtliche Verfolgung der Verantwortlichen und auf Kompensation für die hohen Krankenhaus- und Pflegekosten. Die israelische Anwӓltin Lea Tsemel wird die Familie und Tristan Anderson vor dem Gericht in Jerusalem vertreten. In der ersten Woche werden Augenzeugen, u.a. Mitglieder der Internationalen Solidaritӓtsbewegung, die neben Tristan standen, als er vom Kanister getroffen wurde, die Ereignisse im Detail beschreiben, u.a. dass die Ambulanz, die Tristan Anderson ins Krankenhaus transporieren sollte, von israelischen Soldaten aufgehalten wurde. Die drei von der Verteidigung benannten palӓstinensische Augenzeugen werden nicht aussagen kӧnnen, weil sie als Bewohner der besetzten Westbank ohne eine besondere Genehmigung nicht nach Jerusalem reisen kӧnnen, wo das Verfahren stattfindet. Ein vierter palӓstinensischer Augenzeuge aus Ni'lin, Aqil Srour, wurde von der israelischen Besatzungsarmee drei Monate nach dem Vorfall mit Tristan Anderson erschossen. Weitere Gerichtsdaten sind am 25. und 28. Dezember und am 4. Januar.
Am 11. Dezember hӧrte das Gericht die Stellungnahme von Gaby Silverman, die damals Tristran Andersons Freundin war und bei dem Protest im Mӓrz 2009 anwesend war. Der israelische Staatsanwalt wollte von Gaby Silverman hӧren, dass Tristan Andersons Gesundheitszustand nicht so schlimm sei wie nach Darstellung seiner Familie. Er zeigte ein Fernsehinterview mit Tristan Anderson vom November 2010. Gaby Silverman erklӓrte, dass die Durchführung des Interviews sehr viel Zeit brauchte und das Material erheblich geschnitten werden musste. Am Ende der Sitzung schlug der vorsitzende Richter dem Staatsanwalt vor, dass er eine Kompromisslӧsung finden kӧnne. Für Tristans Familie, die für die hohen Pflegekosten aufkommen muss, wӓre das eine grosse Erleichterung.
Im Fall von zwei weiteren Aktivisten gegen Israels Besatzungsregime kӓmpfen die Familien nach vielen Jahren weiter um Gerechtigkeit. Die Amerikanerin Rachel Corrie wurde am 16. Mӓrz 2003 von einem israelischen Bulldozer überfahren und getӧtet. Weder in militӓrischen noch zivilrechtlichen Verfahren gegen den Fahrer und die kommandierenden Offiziere wurde ein Schuldspruch gefӓllt. Bassem Abu Rahma aus Bil'in wurde im April 2009 durch einen Hochgeschwindigkeitstrӓnengaskanister tӧdlich am Oberkӧrper verletzt, aber seine Familie hat bisher vergeblich auch vor israelischen Zivilgerichten darum gekӓmpft, dass die Verantwortlichen zur Verantwortung gezogen werden.

http://www.nilin-village.org/2014/12/13/israeli-evidence-backfires-in-compensation-case-for-injured-us-activist/
http://www.nilin-village.org/2014/12/11/trial-of-american-activist-maimed-by-israeli-military-to-begin/

 (Zusammengefasst und übersetzt von M.Lauer)
 


Ni'lin - Zwei Kühe, Pferde und ein Esel sterben infolge von Trӓnengasinhalierung


Zwei Kühe, zwei Pferde und ein Esel starben an den Folgen der Trӓnangasinhalierung, nachdem israelische Soldaten bei der wӧchentlichen Demonstration in Ni'lin am 19.Dezember 2014 gegen die illegale israelische Mauer und die Siedlungen in der besetzten Westbank grosse Mengen von Trӓnengas verschossen.
Wie jeden Freitag seit 2008 marschierten die Bauern von Ni'lin nach dem Freitagsgebet zur Annexionsmauer, die den Zugang zu ihren Feldern und Olivenbӓumen blockiert. Diese Woche sandten die Demonstranten ihre besonderen Solidaritӓtsgrüsse an Tristan Anderson und seine Familie. Tristan Anderson wurde bei einer Demonstration in Ni'lin im Mӓrz 2009 durch einen Trӓnengaskanister am Kopf getroffen und erlitt permanenten Gehirnschaden. Im Dezember brachte seine Familie den Fall vor ein Zivilgericht in Jerusalem, nachdem die israelische Armee keinen Grund fand, die verantwortlichen Armeemitglieder vor Gericht zu stellen.
Als der Protest vorbei war, fuhren israelische Soldaten mit ihren Jeeps zur Südseite des Dorfes, wo sie die heimkehrenden Demonstranten wahllos mit Trӓnengaskanistern beschossen. Ein Demonstrant wurde am Bein getroffen und viele litten unter dem Trӓnengas. Ein Mann, der den Protest mit der Kamera dokumentierte, wurde ebenfalls durch einen Kanister verletzt, konnte aber erfolgreich von Sanitӓtern im Feld behandelt werden. Nachdem sich die Trӓnengaswolken hoben, waren die zwei Kühe und zwei Pferde des Bauern Ahmed Mousa, 57 Jahre alt, tot. Die zwei Kühe waren seine einzige Einkommensquelle, weil sein Land für ihn durch die Apartheidmauer unzugӓnglich wurde. Ein anderer Bauer, Hamdan Amireh, 66 Jahre alt, verlor seinen Esel, den er beim Bearbeiten des Landes einsetzt. Murad Amireh, der als Freiwilliger Erste Hilfe bei den Protesten leistet, erklӓrte frustriert: Wir sind nicht gut genug ausgerüstet, um den Verletzten vor dem Abtransport ins Krankenhaus zu helfen, noch um die Tiere zu retten. Der Mangel an Ausrüstung führt auch dazu, dass wir nicht so viele Freiwillige ausbilden kӧnnen, wie wir eigentlich wollen, um den Familien und den Demonstranten bei einer Invasion der Armee ins Dorf beizustehen.
Am 18. Dezember 2014 war Ni’lin erneut das Ziel einer nächtlichen Razzia, einer Taktik der israelischen Armee, um Teilnehmer und Organisatoren der wöchentlichen Proteste gegen die illegalen israelischen Siedlungen und Landannexionen in der besetzten Westbank zu terrorisieren und festzunehmen. In den frühen Morgenstunden fuhren vierzehn Militärjeeps vor Ahmed Basem Nafis Haus vor, brachen die Eingangstüre ein und verhafteten den Zwanzigjährigen unter Anwendung von Gewalt, wӓhrend seine Familie hilflos zusehen musste. Im nächsten Haus brachten die Soldaten ihre Hunde mit, um den neunzehnjährigen Saeed Yahya Nafi festzunehmen. Sie nahmen seinen Computer mit und liessen das Haus im Chaos zurück. Mohammed Abdulrahman Shahadi, 19, wurde als letzter festgenommen. Er studierte an der Birzeit-Universität und hatte gerade seine Abschlussprüfungen abgelegt. Bei der Festnahme wurde jeder der drei Mӓnner vor den Augen ihrer Familienmitglieder geschlagen. Die israelischen Soldaten transportierten die drei Dorfbewohner zuerst zu einem Ort südlich von Ni'lin und dann zu einem Verhӧrzentrum in Israel.
Die israelische Armee hat im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Apartheidmauer und die illegalen Siedlungen Suchbefehle gegen 36 Bewohner von Ni'lin ausgestellt. Nach den jüngsten Festnahmen erhӧht sich die Zahl der inhaftierten Dorfbewohner auf 42.
Seit Beginn der Konstruktion der Apartheidmauer auf dem Land des Dorfes Ni’lin 2008 bekämpfte die israelische Armee die unbewaffneten Proteste der Dorfbewohner mit Tränengas, Schockgranaten und scharfer Munition. Neben den direkten Angriffen auf Demonstranten führte die israelische Armee drei grosse Verhaftungswellen im Dorf durch und verurteilte prominente Mitglieder des Bürgerkomitees wegen der Planung von Protesten gegen die Mauer zu Gefängnisstrafen.
Von August 2008 bis Anfang Dezember 2008 wurden mehr als 157 Menschen in Ni’lin in nächtlichen Armeerazzien festgenommen; zwischen Mai 2009 und August 2009 wurden 123 Menschen festgenommen; zwischen Januar 2010 und Juli 2010 wurden 45 Menschen verhaftet. Während dieser Kampagne nahmen israelische Besatzungssoldaten drei Mitglieder des örtlichen Bügerkomitees fest: Ibrahim Amireh, Zaydoon Srour und Hassan Mousa wurden wegen der Organisation von friedlichen Protesten gegen die Besatzung zu einem Jahr Gefängnis und 9000 Schekel Geldstrafe verurteilt.
Two cows, two horses and one donkey died from tear gas suffocation, 24. Dezember 2014;http://www.nilin-village.org/
http://www.nilin-village.org/2014/12/18/three-arrested-in-nilin-during-todays-israeli-mid-night-invasion/
http://www.nilin-village.org/2011/06/24/ni%e2%80%99lin-demonstrates-against-the-apartheid-wall-24-06-2011/

 (Zusammengefasst und übersetzt von M.Lauer)
 

Nabi Saleh: Drei Palӓstinenser durch scharfe Munition verletzt - 22. 110. 2014

Die israelische Armee verletzte drei Palӓstinenser, die an der wӧchentlichen Freitagsdemonstration im Westbankdorf Nabi Saleh teilnahmen. Die Soldaten feuerten .22 Kaliber Metallkugeln auf die Demonstranten, scharfe Munition, die zahlreiche Palӓstinenser verletzt und getӧtet hat, auch wenn Israel weiterhin sagt, dass diese Munition "nicht so tӧdlich" ist und der Einsatz zur Kontrolle von Demonstranten verboten ist.

Zwischen 40 und 50 Palӓstinenser, Israelis, internationale Aktivisten und Journalisten begannen am vergangenen Freitag, dem 21. November 2014, nach dem Mittagsgebet die wӧchentliche Demonstration gegen die israelische Besetzung und Kolonisierung der Westbank. Im Fall von Nabi Saleh marschieren die Demonstranten in Richtung einer Quelle, die 2008/2009 von den rechtsradikalen Siedlern der benachbarten illegalen Kolonie Halamish  illegal in Besitz genommen wurde. Der Weg führt einen steilen Hügel vom Dorf hinunter ins Tal, wo zwei israelische Armeejeeps und ein Jeep der Grenzpolizei bereitstanden, um den Protestmarsch zu blockieren. Einige Jugendliche warfen Steine in Richtung der Jeeps und die israelischen Soldaten und Grenzpolizisten feuerten Trӓnengaskanister und Plastikstahlgeschosse auf die Demonstranten. Nach einer Weile griffen die Soldaten zu ihren Gewehren und beschossen einige der Teilnehmer mit .22 Kaliber Kugeln: Zwei 17-jӓhrige Palӓstinenser wurden getoffen, als sie mit Steinen warfen, einer an der Hüfte, der andere an Hand und Fuss. Ein Soldat feuerte auf einen Jungen, als er neben der Strasse den Hügel hoch rannte.

Für Freunde und die Familie der ӧrtlichen Organisatoren der Proteste endete der Protest mit einem grossen Schock: Nariman Tamimi, 38 Jahre und Veteranin der Proteste in Nabi Saleh, wurde aus kurzer Distanz von einem Soldaten angeschossen und durch eine .22 Kaliber Kugel in der Hüfte verletzt. Die Soldaten fuhren dann in ihren Jeeps davon und liessen die verwundete Frau auf der Strasse liegen. Frau Tamimi wurde ins Krankenhaus geliefert und musste operiert werden. Nariman Tamimi ist mit Bassem Tamimi verheiratet, der aufgrund seiner politischen Tӓtigkeit und wegen der Organisation der Proteste in Nabi Saleh mehrfach im Gefӓngnis war.

Nach einem Bericht der israelischen Menschenrechtsorganisation B'Tselem vom Januar 2013 wurden seit 2005 10 Palӓstinenser durch den Einsatz von angeblich nicht tӧdlichen Mitteln der Mengenkontrolle in der besetzten Westbank getӧtet. Sechs wurden durch gummi-ummantelte Metallkugeln getӧtet, zwei durch Hochgeschwindigkeits-Trӓnengasgranaten und zwei durch Plastikkugeln [rubber pellet]. 45 Palӓstinenser wurden in diesem Zeitraum durch scharfe Munition getӧtet. Die Gruppe sagte, dass Trӓnengaskanister oft direkt auf Demonstranten gefeuert wurden. Plastikmetallgeschosse wurden oft aus kurzer Distanz abgefeuert, was zu schweren oder tӧdlichen Verletzungen führen kann, oder auf Minderjӓhrige oder Beistehende, die nicht am Protest beteiligt waren. B'Tselem forderte auch, dass Plastikstahlkugeln und scharfe Munition nur in Lebensgefahr benutzt werden sollten.

.22 Kaliber Partonen wurden nach dem Bericht von B'Tselem zur Kontrolle der Demonstrationen in der Westbank benutzt. In Reaktion auf den Bericht von B'Tselem zitierte Haaretz in einem Artikel vom Januar 2013 eine anonyme Quelle von der israelischen Armee, dass die Rugerkugeln - .22 Kaliber Kugeln für Kleinkalibergewehre- nur in Situationen eingesetzt werden dürfen, in denen das Leben eines Soldaten gefӓhrdet ist, als weniger gefӓhrliche Alternative zu scharfer Munition, und dann nur auf die Beine der Demonstranten.

Nach Informationen der israelischen Armee wurden diese Kugeln jahrelang von Scharfschützen eingesetzt, bis klar wurde, dass sie erheblichen Schaden anrichteten, so Haaretz.Wӓhrend der zweiten Intifada, seit 2001, verbot die Armee den Einsatz der Rugergewehre und Kugeln mit Ausnahme von Situationen, in denen der Einsatz von scharfer Munition berechtigt war. Obwohl diese Verbot nie aufgehoben wurde, berichtete B'Tselem, dass die israelische Besatzungsarmee Ende 2008 die Rugergewehre gegen Demonstranten einsetzte. Zwei Palӓstinenser wurden durch eine .22 Kaliber Kugel getӧtet, in Al Khalil/Hebron im Februar 2009 und in Ni'lin im Juni 2009 [siehe Bericht über den Freitagsprotest in Ni'lin]. Auf Anfrage von B'Tselem versicherte die israelische Armee damals, dass diese Munition nicht zur Mengenkontrolle eingesetzt werde. Im Dezember 2010 wurde klar, dass die israelische Armee ihre offizielle Politik nicht in die Praxis umsetzte: Bei den Verhandlungen vor einem israelischen Militӓrgericht im Verfahren gegen einen Organisator der wӧchentlichen Proteste im Dorf Bil'in, Abdallah Abu Rahmah, legte die israelische Armee einen Bericht über die Kosten für das gegen die Demonstranten eingesetzte Waffenarsenal vor, darunter eine Rechnung von 1,3 Millionen Schekel für Rugerkugeln von August 2008 bis Dezember 2009, abgeschossen in den Westbankdӧrfern  Bil’in und Ni’lin. Als die Verteidigung daraufhinwies, dass der Einsatz des Gewehres gegen Demonstranten vom Generalanwalt der Armee  verboten wurde, sagte der militärische Experte der Anklage, Major Igor Musayev, dass ihm dies nicht bekannt sei. Die Armee leitete eine Untersuchung gegen Musayev ein, der dann die Armee verliess.

International Solidarity Movement, 22. November 2014; http://palsolidarity.org/2014/11/three-shot-with-live-ammunition-during-nabi-saleh-protest/ 

http://www.timesofisrael.com/rights-group-says-idf-crowd-control-methods-deadly/#ixzz3K6Lo7aMF 

http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/idf-fire-wounds-two-palestinian-teens-in-west-bank-israeli-child-hurt-by-stone.premium-1.505783

http://palsolidarity.org/2010/10/14766/

http://www.bilin-village.org/english/articles/press-and-independent-media/IDF-still-using-banned-weapon-against-civilian-protestors

 

 

Ni'lin: Israelische Armee testet neue Taktiken gegen Proteste - Ni'lins Freitagsproteste beginnen nach dem Freitagsgebet unter den Olivenbӓumen am Rand des Dorfes und führen zur israelischen Annexionsmauer, die Ni'lins Bauern von ihren Feldern und Olivenbӓumen trennt. Seit 2008 werden die Proteste gegen die fortgesetzte israelische Kolonisierung der besetzten Westbank jede Woche durchgeführt. Am 22. November richteten sich die Botschaften der Demonstranten gegen die intensivierte israelische Repression in Jerusalem und drückten die Solidaritӓt der Bewohner Ni'lins mit den Palӓstinensern aus, die um die Al Aqsa Moschee kӓmpfen.

Aber die Situation in Ni'lin hat sich seit Juni verschlechtert: Bevor die Protestteilnehmer die Annexionsmauer erreichen kӧnnen, greifen israelische Soldaten die Demonstranten mit Trӓnengas und Plastikstahlkugeln an; die Gaskanister werden oft direkt auf die Menschen abgefeuert. Die Soldaten versuchen, die Demonstranten schon in Dorfnӓhe abzufangen und jagen Protestteilnehmer mit Jeeps. Eine weitere Taktik ist der Einsatz von Scharfschützen, die Demonstranten in die Beine schiessen, damit die Soldaten sie leichter festnehmen kӧnnen. Zuerst bemerkten die Dorfbewohner nur einen Scharfschützen, aber inzwischen hat sich die Zahl auf drei erhӧht. Die Erfolgsrate der israelischen Besatzungsarmee für diese Manӧver ist trotzdem nicht sehr hoch: Bisher wurden 13 Menschen am Bein verletzt, aber nur ein Demonstrant wurde festgenommen. Die Organisatoren der Proteste sagen, dass Ni'lin ein Laboratorium für militӓrische Taktiken ist, die die Solidaritӓt der Dorfbewohner testet und die Protestaktivitӓten entmutigen soll. Wenn sich die Aufmerksamkeit der Welt auf die friedliche Widerstandsbewegung in der Westbank reduziert, verschӓrft die israelische Armee ihre Unterdrückung der Proteste.

Die israelischen Streitkrӓfte haben mehr als 40 Demonstranten in Ni'lin mit scharfer Munition verletzt. Elf mit 5,56 Kaliber Kugeln und mehr als 29 mit o.22 Kaliber Kugeln.

Seit Mai 2008 wurden fünf Einwohner Ni’ilins durch den Einsatz von scharfer Munition getötet. Der amerikanischer Aktivist Tristan Anderson wurde 2009 schwer verletzt und erlitt eine permanenten Gehirnverletzung. Saeed Ibrahim aus Ni'lin, dessen Vater im Juli 2010 wegen der Organisation der friedlichen Proteste in Ni'lin zu einer 11-monatigen Gefӓngnisstrafe verurteilt wurde, gedachte der fünf getӧteten Mitbewohner aus dem Dorf: " Am zweiten Tag des Angriffs auf Gaza im Dezember 2008 hielten die Einwohner von Ni’lin eine Demonstration am Checkpoint vor dem Dorf ab, die vom Bürgerkomitee Nil’in gegen die Annexionsmauer organisiert wurde. Solidarität mit Gaza ist nicht akzeptabel und  so setzten die israelischen Streitkräfte scharfe Munition ein und feuerten mehrere Runden auf die jungen Männer. Arafat Ratib Khawaja, 22, erhielt eine Kugel in den Rücken. Mohammad Khawaja, 18, wurde in den Kopf geschossen, über dem rechten Auge, und  Mohammed Srour wurde am Bein getroffen. Arafat starb am gleichen Tag und Mohammed lag drei Tage im Koma, bis er in den ersten Stunden des neuen Jahres verstarb.

Die israelischen Besatzungskräfte weigerten sich, die Ambulanz ins Dorf zu lassen. Wir trugen Mohammed und Arafat zu einem Lastwagen, inmitten der Tränengassalven der Soldaten und es kam uns wie eine Ewigkeit vor, bis die Soldaten endlich dem Roten Halbmond arlaubten, Mohammed und Arafat ins Krankenhaus zu transportieren.

Wir hatten zwei weitere Söhne von Ni’lin in den Protesten gegen die in Gaza begonnenen Untaten verloren.

Zwei hatten wir schon zu Beginn des Sommers verloren: Ahmed Mousa, zehn Jahre alt, wurde am 29. Juli 2008 mit scharfer Munition erschossen. Er hatte mit seinen Freunden auf unserem Dorfland gespielt und ein Soldat erschoss ihn aus nächster Nähe. Bei seiner Beerdigung am nächsten Tag wurde Yousef Amira, der 17 Jahre war, eine gummiummantelten Stahlkugel an den Kopf geschossen und er starb drei Tage später in einem Krankenhaus in Ramallah.

Die israelische Armee versuchte unsere unbewaffneten Demonstrationen mit extremer Gewalt zu beenden. Ni’lin verbleiben noch 7000 Dunam (2800 Hektar) [Land], 30% der ursprünglichen Grösse. Illegale israelische Siedlungen wurden gebaut, wo seit Menschengedenken unsere Olivenhaine standen. Wir wurden unserer Existenzgrundlage beraubt, während Israel mehr und mehr Land unter dem Vorwand der Sicherheit konfiszierte. Eine Strasse wurde mitten durch das Dorf gebaut, um die Siedlungen mit Israel selbst zu verbinden. ...Im Frühling des Jahres 2009 feuerte ein Soldate eine 0.22 Kaliber Kugel auf Aqil Srour, als er einem verwundeten Jungen aus dem Dorf helfen wollte. Aqil wurde in der Brust getroffen und starb. Seine Frau erwartete damals gerade ein weiteres Kind. Der Tod von Aqil schockierte mich mehr als die anderen. Ich begegnete ihm, als ich für die Teilnahme an einer Demonstration inhaftiert wurde. Wӓhrend meiner Zeit im Gefӓngnis gab er acht auf mich und half mir.Wir wurden gute Freunde."

 

Ni’lin stands in solidarity with Alaqsa as Israel repression increases, 22. November 2014; http://www.nilin-village.org/

http://palsolidarity.org/2010/10/14766/

http://supportibrahim.com/2011/01/08/in-memory-of-nilins-demonstration-in-solidarity-with-gaza-strip-in-27-december-2008/

http://electronicintifada.net/v2/article11399.shtml

 (Zusammengefasst und übersetzt von M.Lauer)
 

Bil'in: Protest gegen das gewaltsame israelische Vorgehen in Jerusalem

Der palӓstinensische Fotograf Haitham al Khateeb [Sein erstes Buch mit Fotografien "Palestine- Children of Bil'in" wird bald herauskommen; siehe seine Facebookseite] wurde am vergangenen Freitag durch einen Tränengaskanister am Bein verletzt, als israelische Soldaten die wöchentliche Demonstration in Bil'in gegen Israels  Annexionsmauer und die illegalen jüdischen Siedlungen massiv mit Tränengas beschossen. Die Demonstranten im Westbankdorf nahe der zentralen Stadt Ramallah protestierten gegen die Schliessung der Al Aqsa Moschee in Jerusalem (der ersten Schliessung seit 1967), und das gewaltsame Vorgehen der israelischen Sicherheitskräfte  gegen die palӓstinensische Bevӧlkerung in Jerusalem, berichtete IMEMC. Dorfbewohner sagen, dass die israelische Armee schon vor dem Beginn des von Seiten der Demonstranten gewaltfreien Marsches ankam und bis zu 100 Trӓnengaskanister auf die Demonstranten verschoss. Schallgranaten und Gummi-ummantelte Stahlkugeln folgten. Eine Delegation aus Frankreich war zu Besuch in Bil'in und nahm am Protest teil. Die israelische Armee marschierte am Wochenende nachts im Dorf ein, und die Soldaten beschossen von zwei Uhr nachts bis sechs Uhr morgens jeden Dorfbewohner, der sein Haus verlassen wollte. Haitham hat ein Foto von einem Armeejeep auf seiner Facebookseite, der in einem grossen Loch in der Strasse steckengeblieben ist. Die Soldaten müssen unverrichteter Dinge abziehen und einige Molotowcocktails setzen dieses Symbol der Besetzung in Brand.

Die dritte African Heritage Delegation mit Aktivisten aus den USA, die Organisationen gegen Rassismus und Diskriminierung vertreten, besuchte Bil'in am 1. November 2014. Ajamu Baraka, Mitgründer des US Human Rights Network und Autor für den Black Agenda Report sagte: " Es ist deutlich, dass die Besetzung ihre Seele und ihre Gedanken belastet. Sie verschlingt alles, die ganzen Erfahrungen in diesem Raum dort. Und trotzdem, unter dem Gewicht der Unterdrückung, haben sie Wege gefunden - mussten sie Wege finden- um ein bisschen Humor mit einzubringen. Und sie machten Witze darüber, was zwischen ihnen und den Soldaten geschah; und ich habe bei mir gedacht, solange diese Leute existieren, wird es den Widerstand geben." Baraka erinnerte an die Festnahme und kürzliche Verurteilung der palӓstinensischen Amerikanerin Rasmea Odeh, einer bekannten Aktivistin, die zusammen mit Bil'in ein Symbol des globalen Freiheitskampf ist. Der friedliche Widerstand in der Westbank und in den USA muss mit kontinuierlichen Strafmassnahmen durch die entsprechenden Regierungen rechnen. Als sich die von den Inter-Faith Peacebuilders organisierte Gruppe zusammen mit Iyad Burnat der Mauer nӓherte, wurden sie von den Soldaten mit Trӓnengas beschossen, obwohl kein Protest stattfand.

Aus Protest gegen die Schliessung der Al Aqsa Moschee in Jerusalem legten palӓstinensische und auslӓndische Aktivisten am vergangenen Freitag morgen zwei improvisierte Leiterbrücken, um die illegale israelische Mauer von Qalandiya nach Jerusalem zu überqueren. Sie zerschnitten auch den Stacheldraht an der Mauer. Die "Popular Resistance Against the Wall" sagte: "Moslems und Christen wird der Zugang zu ihren Moscheen und Kirchen blockiert." Als die Aktivisten Siedlerstrassen in der besetzten Westbank blockierten, wurden sie von der israelischen Armee mit Trӓnengas und Plastikstahlkugeln vertrieben.

Am Freitag, den 14. November konnten tausende von Palӓstinensern zum ersten Mal seit Monaten in der Al-Aqsa Moschee beten, nachdem Israel die Altersbeschrӓngungen aufhob, die die Mehrheit der Glӓubingen monatelang fernhielt und zu schweren Spannungen in Jerusalem führten, berichtete Ma'an. Einige der bis zu 40 000 Glӓubingen berichteten Ma'an, dass sie nach dem Gebet Strafzettel und Geldstrafen von 26 bis zu 66 Dollar erhielten.

Dutzende von Frauen, die am Freitagsgebet in der Al-Aqsa Moschee teilnehmen wollten, mussten in den engen, schmutzigen Strassen um die Moschee beten. Sie wurden an den Armeecheckpunkten um die Moschee zurückgewiesen, weil sie ihre von Israel ausgestellten Ausweise nicht abgeben wollten. Die Frauen erklӓrten, dass die konfiszierten Ausweise oft tagelang, manchmal sogar wochenlang nicht zurückgegeben werden. Sie kӧnnen dann nicht mehr die Armeekontrollpunkte passieren und reisen, weder zu den Dӧrfern in der nӓchsten Umgebund noch zur israelischen Armeebasis, wo ihre Ausweise deponiert sind. Zusӓtzlich werden die Frauen oft unangenehmen Verhӧren ausgesetzt, bevor sie ihre Ausweise zurückerhalten, berichtete IMEMC. Die Moschee wurde nach dem Freitagsgebet geschlossen und am Samstag konnten israelische Siedler das Terrain der Moschee stürmen.

Ein 11-jӓhriger palӓstinensischer Junge wurde am vergangenen Donnerstag von israelischen Soldaten im Jerusalemer Ortsteil Issawiya angeschossen und schwer im Gesicht verletzt. Sein Vater Samer Mahmoud sagte dem Middle East Monitor, dass sein Sohn einkaufen ging und nicht an den Protesten und Zusammenstӧssen teilnahm, die gleichzeitig im Dorf stattfanden. Saleh Mahmoud muss mehrfach operiert werden, um seine Schӓdelfrakturen zu reparieren. Die Ӓrzte im Hadasa Krankenhaus in Jerusalem sagten dem Vater, dass sein Sohn nie wieder sehen wird.

Zwei neue Videos aus Ostjerusalem zeigen einen israelischen Polizeiwagen, den "Skunk" oder das Stinktier genannt, der von Palӓstinensern bewohnte Ortschaften der Stadt mit einer übelriechenden, schwer zu entfernenden Flüssigkeit besprüht. Der Geruch war so schlimm, dass 4500 Schüler zu Hause bleiben mussten. Das "Stinktier" wird von der israelischen Armee bei Demonstrationen eingesetzt, vor allem gegen die wӧchentlichen Freitagsproteste in der besetzten Westbank. Hӓuser und Gӓrten in Dӧrfern des friedlichen Widerstandes, wie Nabi Saleh und Bil'in, werden oft als Form der Kollektivestrafe eingesprüht. In den Videos von der vergangenen Woche ist zu sehen, dass der Skunk in palӓstinensischen Nachbarschaften ankommt, wo keinerlei Zeichen eines Protestes oder Zusammenstosses zu sehen sind. Wenn der Wagen seine stinkende Ladung versprüht hat, sind Schulen, Hӓuser und Strassen verseucht. Im August hatte die Association for Civil Rights in Israel (ACRI) bereits eine Klage gegen diesen Einsatz des Skunk bei der Polizei eingereicht.

https://www.facebook.com/haytham.alkhateeb
http://electronicintifada.net/blogs/nora-barrows-friedman/common-bond-found-african-heritage-delegation-palestine; http://vimeo.com/111441194
http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=739959
http://www.imemc.org/article/69729
https://www.middleeastmonitor.com/news/middle-east/15290-activists-crossed-separation-wall-heading-to-jerusalem
http://972mag.com/photos-palestinians-build-a-bridge-over-the-separation-wall/98796/
http://972mag.com/watch-police-spray-putrid-water-on-palestinian-homes-schools/98840/
https://www.middleeastmonitor.com/news/middle-east/15286-palestinian-child-loses-sight-by-israeli-bullet
Auswahl der Artikel: Kate, 17. November 2014;  http://mondoweiss.net/2014/11/blinded-shufat-issawiya

Übersetzt und Zusammengefasst von von M. Lauer

Schuldspruch für Abdallah Abu Rahma aus Bil'in vor israelischem Militӓrgericht
 

Abdalla Abu Rahma, den die EU aufgrund seiner Mitarbeit im friedlichen Widerstand gegen die israelische Besatzung in der besetzten Westbank zum Verteidiger der Menschenrechte erklӓrte, wurde in der vergangenen Woche von einem israelischen Militӓrgericht schuldig befunden, dass er einen israelischen Soldaten bei der Ausübung seines Dienst gestӧrt habe. Im Mai 2012 versuchte Abdallah Abu Rahma, bei einer Demonstration im Westbankort Beitunia einen Traktor bei der Errichtung eines Zaunes zu hindern.

"Das Demonstrieren gegen die Besatzung kann kein kriminelles Vergehen sein. Der Schuldspruch gegen Abdallah zeigt lediglich, dass die [israelischen] Armeegerichte  ein Werkzeug zur Aufrechterhaltung der Besatzung sind," kommentierte seine Verteidigerin Gaby Lasky im Gesprӓch mit der Internationalen Solidaritӓtsbewegung [ISM - Internationale Solidaritӓtsbewegung]. Abdallah Abu Rahma sprach mit der ISM über seine jüngste Verurteilung: "Gestern entschied das Militӓrgericht, dass ich schuldig bin, und zeigte damit wieder einmal, dass sie auf der Seite der Besatzung stehen, und nicht auf der Seite der Wahrheit und Gerechtigkeit."

"Am 13. Mai 2012 wurde ich wӓhrend einer Demonstration zur Erinnerung an die Nakba und in Solidaritӓt mit den Gefangenen, von denen sich viele im Hungerstreik befanden, vor dem Militӓrgefӓngnis Ofer festgenommen. Ein Jahr zuvor war ich 16 Monate lang in Ofer inhaftiert, wegen meiner Rolle in den gewaltlosen Demonstrationen in meinem Dorf Bil'in gegen die Apartheidmauer und die Siedlungen, die auf unserem Land gebaut wurden.

Als ich dieses Mal (am 13. Mai 2012) festgenommen wurde, wurde ich einige Stunden festgehalten und gegen Kaution freigelassen. Ich musste erst Anfang 2013 vor Gericht gehen, nach dem Erfolg der Bürgerkomitees beim Errichten der palӓstinensischen Protestzeltdӧrfer Bab Al Shams und Bab Al Manatir." Das Militӓrgericht will am 1. Dezember 2014 sein Urteil bekannt geben. Abdallah Abu Rahma wurde im Mӓrz 2011 nach Absitzen seiner Gefӓngnisstrafe für die Organisation von gewaltlosen Protesten auf Bewӓhrung freigelassen: Ihm droht automatisch ein Haftstrafe von vier Monaten, sollte er in den folgenden fünf Jahren von einem Armeegericht schuldig gesprochen werden.

 Abdallah Abu Rahmah koordiniert das Bürgerkomitee in Bil'in, das im Januar 2005 mit dem Organisieren von Demonstrationen der Bevӧlkerung gegen die Apartheidmauer und die illegalen israelischen Siedlungen in der Westbank begann.

Nach dem ursprünglichen Plan der israelischen Armee hӓtte die Apartheidmauer das Dorf von 50% seines Landes getrennt. Der fortgesetzte Widerstand des Dorfes, in Form von  wӧchentlichen Protesten, von Sit-ins, Konferenzen und Petitionen vor dem Obersten Israelischen Gericht, konnte eine Verӓnderung der Route der Mauer erzwingen. Nach der Verlegung der Route annektierte die Mauer 25% des Dorflandes von Bil'in für die benachbarte illegale Siedlungskolonie Modiin Elite. Seit die Proteste in Bil'in vor 9 Jahren begannen, wurden hunderte von Teilnehmern durch die israelischen Streitkrӓfte  festgenommen und verletzt. 2009 wurde Bassem Abu Rahma aus Bil'in wӓhrend eines Freitagsprotestes von einem Hochgeschindigkeits-Trӓnengaszylinder direkt auf dem Oberkӧrper getroffen und starb wenige Minuten spӓter an seinen Verletzungen. Zwei Jahre spӓter starb seine Schwester Jawaher Abu Rahma, nachdem sie an der Demonstration am Vortag grossen Mengen an Trӓnengas inhaliert hatte, das von der israelischen Armee in grossen Mengen gegen die unbewaffneten Demonstranten eingesetzt wird.

Für weitere Informationen wenden Sie sich an:

Abdallah Abu Rahmah: +972-5991-07069 

Gabi Lasky: +972-5444-18988

Material:

Brief der EU, in dem Abdallah Abu Rahma zum Menschenrehctsverteidiger erklӓrt wird:

https://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/EN/foraff/116232.pdf

Zum Tod von Bassam Abu Rahmah:

http://www.aljazeera.com/indepth/features/2011/01/20111513358119488.html

Zum Tod von Jawaher Abu Rahmah:

http://mondoweiss.net/2011/01/bilin-protester-dies-of-asphyxiation-caused-by-tear-gas-inhalation#sthash.CThGP1dm.dpuf

Info zur Errichtung der Zeltdӧrfer Bab Al Shams und Bab Al Manatir, die im Protest gegen die fortgesetzte israelische Besatzung und Errichtung von illegalen Siedlungen in der besetzten Westbank organisiert wurden:

http://electronicintifada.net/blogs/ali-abunimah/violating-court-order-israeli-occupiers-forcibly-remove-bab-al-shams-village

http://palestinemonitor.org/details.php?id=088b5ia2464yzkeoiv2ul

http://palsolidarity.org/2014/10/human-rights-defender-abdallah-abu-rahma-receives-guilty-verdict-from-military-court/

Palestinian convicted for ‘interfering’ with Israeli army work JERUSALEM (AFP) , 21. Okotber 2014;  http://news.yahoo.com/palestinian-convicted-interfering-israeli-army-135453080.html

 

 

 

"Unser Ziel ist die Freiheit"
Interview mit Iyad Burnat aus Bil'in
 Teil 1
Teil 2

 

Douglas Kerr von den Interfaith Peace Builders sprach mit Iyad Burnat über den Aufbau des gewaltlosen Widerstandes im Westbankdorf Bil'in. Bil'ins kreative Proteste gegen die israelischen Landkonfiszierungen beim Bau der Mauerin der bestezten Westbank und im Zuge der Ausweitung der illegalen israelischen Siedlungen wurden weltweit bekannt und von der israelischen Besatzungsmacht brutal unterdrückt. Iyad Burnat sagt, dass Bil'ins Proteste den Menschen weltweit demonstrieren sollten, dass die israelische Mauer keine "Sicherheitsbarierre" ist, sondern ein Mittel der Annexion von Land und Wasser, ein Symbol der Verweigerung des Friedens.

KERR: Wie begann der gewaltlose Widerstand der Bevӧlkerung in Bil'in?

BURNAT:  Vor neune Jahren, Im Dezember 2004 begannen wir mit dem gewaltlosen Widerstand, als die israelischen Bulldozer mit der Zerstӧrung des Landes, der Olivenbӓume der Bauern begannen. Die ganze Bevӧlkerung kam ohne jede Organisation nach draussen, um die Bulldozer von der Zerstӧrung ihres Landes abzuhalten. Bil'in ist ein kleines Dorf, 1900 Menschen leben in Bil'in. Bil'ins Land umfasst 4000 Dunum ( 4 Quadratkilometer). Davon hat die israelische Regierung 2300 Dunum konfisziert. Auf diesem Land stehen zahlreiche Olivenbӓume. Das ist das Leben der Bauern und die meisten Dorfbewohner sind Bauern. Diese Land ist ihr Leben. Wir begannen unseren gewaltlosen Kampf in Bil'in. als wir sahen, wie diese Bulldozer die Olivenbӓume zerstӧrten, und wir haben ihn fortgesetzt. Wӓhrend dieser Zeit, vom Dezember bis zum Februar 2005 fand jeden Tag eine Demonstration statt.

Also organisierten wir uns und wir bildeten das Bürgerkomitee [popular committee] im Dorf um diese Leute, die Bauern, bei diesen Aktionen und Demonstrationen anzuführen. Als die Menschen sahen, was ihrem Land und Leben zugefügt wurde, wollten sie nach draussen kommen und gegen diese Bulldozer marschieren. Von 2005 an begannen wir mit den wӧchentlichen Demonstrationen. Wir beschlossen, unsere Demonstrationen am Freitag nach dem Gebet abzuhalten. Viele Menschen nehmen an diesen Demonstrationen teil, es ist wichtig, dass man, wenn man diese Aktionen aufbauen will, den Menschen Hoffnung gibt, um diese Mӓrsche fortzusetzen. Seit neun Jahren und bis heute haben wir eine wӧchentliche Demonstration in Bil'in und die Menschen machen weiter. Jede Woche haben wir Aktivisten von der internationalen Solidaritӓtsbewegung [International Solidarity Movement] und aus Israel, die zu uns kommen und an unseren Aktionen teilnehmen.

KERR: Welche Ziele hat dieser Widerstand der Bevӧlkerung?

BURNAT:  Als erstes haben wir einfache Menschen im Dorf, Bauern. Sie wollen ihr Land haben, ihr Leben haben, weil man keine Arbeit mehr hat, wenn man das Land des Bauern zerstӧrt. Die Menschen haben sich um das Land gekümmert, und Sie wissen, dass Bil'in wie die anderen Dӧrfer und Stӓdte in Palӓstina ist; es ist seit 1967 besetzt. Es gab schon früher den Widerstand gegen die Besatzung, und viele Dӧrfer haben vor Bil'in Widerstand gegen die Mauer geleistet (also die "Trennbarriere", teile hohe Betonmauer, teils elektrischer Klingendraht). Das andere Ziel ist unser Widerstand gegen die Mauer. Man will keine Mauer sehen, wenn wir von Frieden, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung sprechen. Wir müssen gegen diese Mauer sein, weil diese Mauer diese Dinge getӧtet hat. Man spricht nicht von Frieden und baut dann eine Mauer zwischen sich und den anderen Menschen, zwischen den Menschen und ihrem Land. Das hatte Konsequenzen für die Menschen. Unser Ziel, wofür wir seit langem in Palӓstina kӓmpfen und gegen die israelische Besatzung, ist unsere Freiheit. Sie wissen, dass die Israelis und ihre Propaganda von der Sicherheitsmauer sprechen. Die Meschen glauben das nicht. Unsere Botschaft, die wir an alle Menschen in der Welt senden wollen, sagt, dass dies nicht eine Sicherheitsmauer ist, wie Israel sagt. Es geht darum, dass mehr Land konfisziert wird, mehr Siedlungen gebaut werden, das Wasser der Palӓstinenser gestohlen wird und dass alle Palӓstinenser in ein Gefӓngnis gesteckt werden. Das ist unsere anfӓngliches Ziel, dass die Menschen mehr über diese Mauer nachdenken, warum [die Israelis] diese Mauer gebaut haben. Es geht nicht nur um das Land und die Oliven. Das Anfangsziel wurde grӧsser, als die Menschen die Mauer und diese Besatzung immer besser verstanden.

KERR:  Also konzentrierte sich der Widerstand zuerst auf Bil'ins Land und dann allgemein auf die Mauer?

BURNAT:  Ja

KERR:  Sie haben das eine lange Zeit gemacht; was hӓlt die Bewegung so lange aktiv?

BURNAT:  Sehen Sie, das ist wichtig! Beim gewaltlosen Widerstand ist es wichtig, dass man ihn fortsetzt. Wenn man zwei oder drei oder vier Monate lang demonstriert, weiss niemand davon. Also muss man weitermachen. Und das ist unser Erfolg im Dorf Bil'in, dass wir Leute haben, die immer weitermachen, jede Woche. Das Bürgerkomitee und die Leute, die die Aktionen und Demonstrationen leiten, haben den Menschen gezeigt, wie man weitermacht. Sie haben sich mit den Menschen wӧchentlich getroffen, um mit den Menschen eine gute Beziehung zu haben. Weil wir wollten, dass die Leute jede Woche, jeden Freitag weitermachen. Weitermachen ist wichtig, um Erfolg zu haben. Die Menschen haben immer Hoffnung, jede Woche haben sie Hoffnung, haben sie ihre Aktion, marschieren zur Mauer, um ihre Freiheit nӓchste Woche zu erreichen, also machen sie weiter. Wenn nicht diese Woche, so werden wir die Freiheit nӓchste Woche gewinnen. So denken die Leute und deshalb setzten sie sich ein.

KERR: Welche Aktionen und Demonstrationen waren Ihrer Meinung nach erfolgreicher und warum waren sie erfolgreich?

BURNAT:  Demonstrationen gab es in vielen Dӧrfern vor Bil'in. In Salfit, Jayyous, Budrus, in Bido, in vielen Orten. Die Israelis haben sich nicht darum gekümmert, die Medien haben sich nicht um diese Demonstrationen gekümmert, weil es immer das gleiche Foto für die Medien ergab. Wir wollten nicht jedesmal das Gleiche haben. Wir beschlossen in Bil'in, dass wir etwas Neues machen müssen, um die Medien, die Internationalen, die israelischen Aktivisten, die Menschen zur Teilnahme zu bewegen, zum Mitmachen, um mehr in den Medien zu sein. Wir hatten direkte Aktionen, kreative Ideen, die wir bei unseren Protesten einsetzten

Jedes Mal, wenn wir ein Treffen hatten und wir beschlossen, was wir machen wollten, sahen wir uns die Lage im Umland an, in Palӓstina und draussen, und machten dazu eine Botschaft, so dass wir mehr Menschen über den Widerstand in Bil'in informieren konnten, und über das Ziel im Bezug auf die Mauer und die Besetzung, weil die meisten Leute nichts davon wussten. Als wir uns zum Beispiel vor den Bulldozern in einem Kӓfig einsperrten, geschah dies zum ersten Mal und war für die Medien ein neues Foto. Wir sandten den Medien eine Einladung, um zu kommen und zu sehen, was wir vorhatten und alle Medien kamen, die internationalen Medien, die israelischen Medien und die palӓstinensischen Medien. Alle Nachrichtenorganisationen berichteten über diese Aktion. So begann es. Danach riefen die Medien uns jedes Mal an und fragten, was wir vorhatten. Jetzt rufen sie uns an, und nicht wir sie.

Was war als Nӓchstes zu bedenken? Es konnte nicht an einem Freitag sein, weil man es nicht mit vielen Leuten am Nachmittag machen konnte. Die israelische Armee würde davon wissen, also würden sie uns anhalten, bevor wir dort ankamen. Also fanden diese neuen Aktionen am frühen Morgen statt, bevor die Bulldozer zur Arbeit kamen, und mit einer kleinen Gruppe von Teilnehmern. Wir machten sie nicht vorher auf dem Internet oder in den Medien bekannt. Wir riefen einfach die Nachrichtenorganisationen an. "Wir haben eine neue Sache in diesem Gebiet um sechs Uhr morgens; ihr kӧnnt kommen und sehen, was es Neues gibt." Das war die beste Sache, um die Medien zum Kommen zu bewegen und um zu sehen, was wir vorhatten. (Fortsetzung folgt)

Iyad Burnat, der Vorsitzende des Bürgerkomitees Bil'in, wurde von Douglas Kerr von den Interfaith Peace Builders interviewt, zuerst im Dezember 2012  in Cleveland, Ohio, USA und dann im Juni 2014 im Westbankort Bil'in.

Weitere Informationen finden Sie hier:

Friends of Freedom and Justice Official Website: http://www.bilin-ffj.org/

Bil’in Protester Dies After Exposure to Tear Gas Shot by IDF. By Amira Hass and Anshel Pfeffer. http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/bil-in-protester-dies-after-exposure-to-tear-gas-shot-by-idf-1.334627

Demonstrators ‘return’ tear gas canisters to US ambassador’s home by Joseph Dana, 1/1/2011 http://mondoweiss.net/2011/01/demonstrators-‘return’-tear-gas-canisters-to-us-ambassador’s-home.htm

Palestinian Nonviolent Resistance:5 Broken Cameras, American Friends Service Committee, 6 /18/14 http://www.afsc.org/sites/afsc.civicactions.net/files/documents/5_Broken_Cameras_page2.pdf

‘Our goal is to have our freedom’: Interview with Iyad Burnat on popular resistance in Bil’in,

Douglas Kerr, 27 Juni 2014  (Mit Fotos)  (Übersetzt von M. Lauer)

http://mondoweiss.net/2014/06/freedom-interview-resistance.html

 

 

"Unser Ziel ist unsere Freiheit" - Interview mit Iyad Burnat aus Bil'in

(Fortsetzung - Teil 2)

Teil 1


Im Interview mit Douglas Kerr beschreibt Iyad Burnat, wie Aktivisten im Dorf Bil'in verschiedene Strategien entwickeln, um den gewaltlosen Widerstand gegen Israels Landannexionen in der besetzten Westbank aufzubauen. U.a. greifen die bis heute fortgesetzten wӧchentlichen Proteste in Bil'in aktuelle Themen in der Politik und Kultur auf, um die Missachtung der Rechte der Palӓstinenser zu illustieren und weltweite Solidaritӓt für Palӓstina zu gewinnen. Am 27. Juni 2014 trugen Bil'ins Demonstranten aus Anlass der Fussballweltmeisterschaft die Fahne von Algerien. Wie der Sportreporter Maher Mezahi schreibt, zeigen die Fans des algerischen Fussballteams oft die Fahnen von Palӓstina und der besetzten Westsahara, weil Algerien eine brutale Besetzung durchlebt und abgeschüttelt hat.
KERR: Kӧnnen Sie weitere Beispiele geben, die Ihrer Meinung nach am erfolgreichsten waren?

BURNAT: Wir haben viele Themen aus den Nachrichtenorganisationen benutzt. Jede Woche haben wir uns getroffen und neue Ideen gesammelt: Was passiert in den Nachrichten? Was ist unsere Botschaft an die Menschen? Was wollen wir machen? Zum Beispiel haben wir uns in Fӓsser gesteckt. Es ist nicht im Film [5 Broken Cameras], aber wir haben uns in Fӓsser gesteckt und uns an den Olivenbӓume angebunden. Zuvor kam eine Entscheidung vom [israelischen] Gericht, dass alle Olivenbӓume aus diesem Landstück entfernt werden sollten. Was kӧnnen wir dagegen machen? Wir haben uns an diesen Olivenbӓumen angebunden. Das wurde in den israelischen Nachrichten gemeldet. Wir haben viele Ideen für die Freitagsdemonstrationen. Wir haben etwas gesucht, das der Situation in Palӓstina ӓhnlich ist und viele Leute kennen. Ein Beispiel sind die "Blauen Mӓnner" aus dem Film Avatar. Die meisten Menschen in der Welt kennen Avatar, und er ist vergleichbar mit der palӓstinensischen Situation und hat eine Botschaft an die Menschen. Am ersten Tag nach der Demonstration und an den zwei folgenden Tagen sahen mehr als eine Million Menschen die YouTube Fotos dieser Aktionen an. Viele Leute hörten zum ersten Mal von Bil'in und Bil'in wurde berühmt. Das machte der israelischen Armee Angst, diese Aktionen, diese Berichte in den Medien, dieser Kampf.

Nach einem Jahr entschied das [israelische] Gericht, dass die Mauer für die Sicherheit der Siedlungen notwendig war. Das machte es schwer für die Menschen, Hoffnung zu haben, weil sie hofften, dass die Mauer zerstӧrt würde. Das [Gericht] sagte, dass die Mauer Sicherheit für die Siedlung Matityahu Mizrah bedeutet. Spӓter fanden wir durch unsere Freunde und Rechtsanwӓlte heraus, dass diese Siedlungen nach israelischem Recht illegal waren. Wie Sie wissen, sind alle diese Siedlungen nach internationalem Recht illegal. Aber diese war illegal nach israelischem Recht. Nach dem Plan der Siedlungen und entsprechend der Genehmigung für die Siedlungen durch das Gericht und die Regierung sollten 1600 Wohnungen gebaut werden. Der Bürgermeister von Modin Ilit und die Armee und die Firma, die in der Gegend operierte, bildeten eine Firma. Es war die grӧsste Firma in Israel. Sie beschlossen den Bau von 3600 Wohnungen. Sie ӓnderten den Plan der Siedlungen, sie ӓnderten die Landkarte, sie ӓnderten die Strasse, sie ӓnderten alles, und so wurde es illegal nach israelischem Recht. Nachdem uns das klar wurde, begannen wir den Kampf sowohl gegen die Siedlungen wie die Mauer.

Zuerst nahmen wir einen Wohnwagen und stellten ihn bei der Siedlung auf, und wir setzten uns in den Wohnwagen und schlossen uns darin ein. Und sie kamen und nahmen ihn weg. In einer anderen Nacht brachten wir einen anderen Wohnwagen und richteten uns ein. Wir fragten den Polizisten, warum haben Sie unseren Wohnwagen genommen und warum erlauben Sie den Siedlern, ihre illegalen Hӓuser zu bauen, illegal nach dem israelischen Gericht und dem israelischen Recht? Und wir zeigten ihm die Papiere. Er sagte, das ist eine andere Art von Gebӓuden; ihre Hӓuser haben Türen, Decken und Fenster, und wir kӧnnen sie nicht demolieren oder abtransportieren, ohne gerichtliche Genehmigung . Also bringen wir in der folgenden Nacht unsere Arbeiter und Werkzeuge und wir bauen unser Haus, die gleiche Art von Gebӓude, Fenster, Türen, Decken und alles. Es war verrückt, als die Soldaten das sahen; sie wurden verrückt, verschossen Trӓnengas und machten Telefonanrufe auf ihren Handys. Wir bauten drei Zimmer. Das erste bauten wir im Februar 2006. Es regnete die ganze Nacht. Wir bauten es in drei Stunden, und wir zogen die Decke am Morgen mit den Hӓnden ein ...Wir machten hier und da ein paar Lagerfeuer.

Es dauerte sechs Jahre, von 2006 bis 2012, bis eine Entscheidung vom Obersten Israelische Gericht für den Abriss der Mauer [bei Bil'in] kam. Aber wӓhrend dieser Zeit bauten wir weitere Zimmer in der Nӓhe des ersten. Unser Ziel war es, mehr Zimmer in dem Bereich zu bauen, wo wir unser freies Land haben. Wir nahmen zum Beispiel unsere Familien mit und lebten in diesen "Siedlungen". Durch diese Aktionen verhinderten wir, dass die Firma diese Siedlungen bauen konnte. Sie bauten einen Abschnitt, aber es gab zwei weitere Abschnitte und diese zwei Abschnitte waren zu nahe am Dorf, den Hӓusern des Dorfes. Wir konnten sie vom Bauen abhalten. Wir konnten sie daran hindern, dort zu leben. Aber nach einiger Zeit, am 5. September 2007, erteilte das Gericht der Firma die Genehmigung für den Bau dieses Siedlungsabschnitts und erlaubte den Siedlern, in diesen Hӓusern zu leben. Aber wӓhrend dieser Zeit konnten wir dazu beitragen, dass die grosse Firma Heftsiba bankrott ging, die grӧsste Firma in Israel; wir haben das durch ubsere Aktionen erreicht. Weil sie das Bauen unterbrechen mussten, und weil es drei Jahre dauerte, bis sie die Hӓuser verkaufen konnten, die sie nicht bauen konnten, und sie mussten den Leuten, die die Hӓuser gekauft hatten, das Geld zurückgeben, also hatten wir einen grossen Erfolg gegen diese Firma.

Eine weitere Sache war das Zimmer. Wir bauten es und nannten es das "Friedenszentrum". Wir waren 24 Stunden dort, schliefen, blieben dort und luden Leute dorthin ein, hatten unsere Treffen dort, mit internationalen, mit israelischen Friedensaktivisten. Wir brachten Menschen dazu, auf der anderen Seite von Bil'in zu leben. Manchmal sahen wir uns die Weltmeisterschaften dort an. Die ganze Zeit mussten zahllose [israelische] Sicherheistbeamte bereitstehen, die Sicherheistbeamten mussten die ganze Nacht wach bleiben. Augrund unserer Anwesenheit mussten sie jede Minute arbeiten. Das war auch etwas sehr Wichtiges, das wir durch unsere Aktionen erreichten.
KERR: Was halten die Leute von Bil'in von der langen Zeitspanne? Werden sie entmutigt, weil es teilweisen Fortschritt gab, aber keinen vollstӓndigen Fortschritt? Ist es frustrierend und wollen sie ihre individuelle Teilnahme beenden?

BURNAT: Ich glaube, dass man nicht müde wird, wenn man einmal Erfolg hat; man hat mehr Hoffnung auf Erfolg. Von Anfang an hatten die Menschen aus Bil'in Erfolg, sie konnten all diese Leute, die Medien, die Internationalen, die israelischen Aktivisten in dieses kleine Dorf bringen. Und das war ein Erfolg für uns, dass all diese Leute und all diese Medien zu uns kamen, um zu sehen was wir vorhatten. Als der Verlauf der Mauer geӓndert wurde, erhielten wir mehr als 1200 Dunam unseres Landes zurück, das wir wieder mit Olivenbӓumen und andren Produkten bepflanzten, und wir bauten einen Spielplatz für die Kinder.

Um erfolgreich zu sein, muss man die Angst der Menschen vor der israelischen Armee und den Siedlern abbauen. Zuvor machte die israelische Armee den Menschen Angst, machte den Bauern Angst und wenn jemand auf seinem Land arbeiten wollte, feuerten sie auf ihn, um ihm Angst einzujagen. Also hatten die Leute Angst davor, auf ihr Land zu gehen, hatten Angst, wenn die Soldaten ins Dorf kamen, wegen der Gewalt. Die Menschen in Bil'in und in anderen Orten stellten sich dann die Frage, warum haben wir Angst? Wir bestehen auf unserem Recht! Das wurde durch die Gewaltlosigkeit erreicht. Weil sie sahen, dass all diese Leute teilnahmen, Frauen, Mӓnner, die Kinder, alle. Wir hatten all diese Medien dort, die Internationalen. Das spornte die Leute zum Weitermachen an, ein Erfolg nach dem anderen.

Zweiter Teil der Übersetzung eines Interviews mit Iyad Burnat vom Bürgerkomitee Bil'in.Douglas Kerr, 27 Juni 2014 (Mit Fotos) http://mondoweiss.net/2014/06/freedom-interview-resistance.html (Übersetzt von M. Lauer)

Siehe Tweets von Maher Mezahi am 3. Juli 2014 in Mondoweiss; http://mondoweiss.net/2014/07/algeria-donate-prize.html

Bericht über die Freitagsdemonstrationen am 27. Juni 2014 in Bil'in, Nabi Saleh und al-Ma'sara in Ma'an;http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=708289

Die Bewohner von Bil'in organisieren weiterhin jeden Freitag ihre gewaltlosen Demonstrationen. Der Film 5 Broken Cameras verfolgt den Aufbau des gewaltlosen Widerstandes in Bil'in aus der Sicht von Emad Burnat, einem Bauern, Dorfbewohner und Bruder von Iyad Burnat. Der Film erhielt mehrere Preise und wurde 2013 für einen Oscar für den besten Dokumentarfilm nominiert.

25. 4. 2014 -

Ein Brief von Samer Al Issawi’s Mutter

Samer Issawi

Ein Brief an alle, die ein klares Gewissen und menschliche Werte haben

Vor langer Zeit besetzten sie unser Land, tӧteten unsere Grosseltern und Eltern, unsere Frauen und Kinder. Sie raubten uns aus, wӓhrend die Welt schweigend ihren Massakern zusah.

Sie zerstӧrten unsere Stӓdte und Dӧrfer und sie verschandelten unser kulturelles Erbe. Sie zerstӧrten unsere Hӓuser und durch sie wurden einige von uns heimatlos. Sie graben die Bӓume unserer Heimat aus und beschlagnahmen unser Land zum Bau ihrer Siedlungen.

Jetzt haben wir kein Land mehr, auf dem wir unsere Hӓuser bauen kӧnnen und selbst wenn wir sie bauen, zerstӧren sie diese. Unser ganzes Land wurde ihnen ausgehӓndigt. Das Siedlungsprojekt ist wie ein Oktopus, der sich auf unserm ganzen Land ausbreitet. Sie haben uns besiegt und gefoltert, aber sie werden nie unsere Entschlusskraft besiegen, weil wir die rechtmӓssigen Besitzer sind und eine gerechte Sache verteidigen.

 Wir werden auf unserem Land bleiben, ob sie wollen oder nicht. Wir wollen einfach nur in Frieden und Sicherheit leben, wie andere Vӧlker auf der Welt. Wir wollen unsere Würde erhalten. Wir hassen Mord und Blutvergiessen. Wir sind ein Volk, das das Leben liebt. Sie sind es, die uns grundlos tӧten. Sie nehmen uns unter fadenscheinigen Gründen fest.

Ach Welt, wir wollen Frieden in einem Land des Friedens...

Ich will Euch meine Geschichte erzӓhlen. Mein Mann, meine sechs Sӧhne, meine zwei Tӧchter und ich führten ein liebevolles Leben. Die Sorge für unsere Kinder war unser Hauptziel. Aber die Besatzungsmacht hat uns das elementarste Recht weggenommen.

Sie verhafteten meinen Sohn Ra'fat, als er nur 14 Jahre alt war, ein Kind, das nichts von der Politik versteht. Sie nahmen auch meinen Sohn Medhat im jugendlichen  Alter von 13 Jahren fest. Sie stellten sie vor Gericht und inhaftierten sie für ein Jahr. Nur wenige Monate nach der Entlassung aus dem Gefӓngnis wurden sie wieder inhaftiert, auf ein Jahr und sechs Monate.

Eine kurze Zeit nach der Haftentlassung nahmen sie Medhat wieder fest, aber er entkam und wurde ein gesuchter Flüchtling...und so hatte ich stӓndig Angst und sorgte mich um ihn, bis er wieder zusammen mit seinem Bruder Firas verhaftet wurde. Medhat wurde zu acht Jahren verurteilt und Firas zu fünf. Nach der Freilassung nahmen sie Medhat zum vierten Mal fest und verurteilten ihn zu fünf Jahren Haft. Dann kam er frei, wurde zum fünften Mal verhaftet und zu vier Jahren verurteilt und nach der sechsten Verhaftung wurde er zu zweieinhalb Jahren Gefӓngnis verurteilt. Er wurde freigelassen und ist jetzt wieder im Gefӓngnis.

Er hat also mehr als 20 Jahre seines Lebens im Gefӓngnis verbracht...ist das nicht unfair? Ist es nicht ungerecht, dass er sein Leben nicht leben kann, weil er von einem Gefӓngnis zum anderen zieht und ohne echten Grund. Zusӓtzlich haben sie meinen Sohn Samer drei Mal festgenommen, und er verbrachte vierzehn Jahre im Gefӓngnis.

Sie nahmen meinen Sohn Fady fest, als er erst vierzehneinhalb Jahre alt war. Vier Monate nach seiner Freilassung wurde er ein Mӓrtyrer. Ein Tag nach dem Al-Haram Massaker [in der Abraham Moschee in Al Khalil/Hebron] gab es in Al Quds eine friedliche Demonstration aus Protest gegen das Massaker von Leuten, wӓhrend sie beteten. Die Armee konfrontierte diese Demonstranten mit scharfer Munition. Mein Sohn Fady war erst 17 Jahre alt, als er getӧtet wurde, und wir hatten einige Süssigkeiten zu seiner Geburtstagfeier am Abend zubereitet, am 16. Tag des Ramadan.

Medhat und Firass waren im Gefӓngnis und die Besatzungsmacht weigerte sich, sie aus dem Gefӓngnis zu lassen, damit sie von ihrem Bruder Abschied nehmen kӧnnten. Dann verhafteten sie Shady, der acht Jahre einsass und er lebt jetzt unter Hausarrest, nachdem er eine Kaution von 30 000 Schekel bezahlte. Er muss auch eine halbe Million Schekel für Verletzung von Bauvorschriften bezahlen. Er arbeitet nicht, weil er an der Universitӓt studiert.

 Shireen studierte Menschenrechte und sie wurde eine Rechtsanwӓltin und hat ihr Leben der Verteidigung und Sorge für die Gefangenen gewidmet. Die Besatzungsmacht mochte das nicht, und so haben sie ihr eineinhalb Jahre Hausarrest auferlegt.

Sie hatte drei Jahre lang Arbeitsverbot, das um zwei weitere Jahre verlӓngert wurde. Jetzt haben sie sie ein weiteres Mal zusammen mit ihren Brüdern Medhat und Shady festgenommen. Shady wurde nach einem Monat im Gefӓngnis ohne Gerichtsurteil freigelassen. Und dann forderten sie eine Geldstrafe von 50 000 Shekel von ihm oder er würde wieder im Gefӓngnis landen.

Vor der zivilisierten Welt, für Menschen mit einem klaren Gewissen, für Menschenrechtsorganisationen und Anwaltsverbӓnde bin ich eine palӓstinensische Mutter, deren Familie durch die Besatzung auseinandergerissen wurde... Ich konnte ein Leben mit meinen Kindern nicht geniessen, weder in ihrer Kindheit noch ihrer Jugend. Seit 25 Jahren waren wir nicht als ganze Familie zusammen. Ich habe mein Leben damit verbracht, vor Gefӓngnissen zu stehen und jetzt bin ich physisch und psychisch zusammengebrochen. Ich leide an chronischen Krankheiten wie Diabetes, Arthritis, Osteoporose und Depression.

Ich bitte Sie, dass Sie die Brutalitӓt der israelischen Besatzung gegen mich und meine Kinder bei den Vereinten Nationen vorbringen. Bitte helfen Sie mir ...meine Kinder haben bis heute insgesamt 58 Jahre im Gefӓngnis verbracht. Aus welchem Grund geschieht das alles?

http://normanfinkelstein.com/2014/a-letter-from-samer-al-issawis-mother-to-all-supporters-of-freedom-throughout-the-world/; Brief zum Tag der palӓstinensischen Gefangenen, 17. April 2014; Übersetzung: M.Lauer

Neue Info über die Kampagne zur Freilassung von Shireen Issawi: https://www.facebook.com/pages/Free-Shireen-Issawi-Campaign/1408708056062824

 

Samer Issawi führte einen 266tӓgigen Hungerstreik von August 2012 bis April 2013 durch gegen seine erneute Verhaftung nach der Freilassung im Gefangenenaustausch im Herbst 2011.
 

Übersetzt von M. Lauer
 

19. 3. 2014 

Israel fordert hohe Geldstrafen für Freilassung von palästinensischen Aktivisten in der Westbank - Zur Festnahme von Abdullah Amireh, einem 22-jährigen Bewohner von Nilin und regelmässigem Teilnehmer an den Freitagsprotesten des Westbankdorfes, sandte die israelische Armee im November 2011 eine grosse Truppe von Soldaten, die um zwei Uhr nachts die Tür zu seinem Haus einbrachen. Abdullah wurde zum Militärgefängnis Almasqubya gebracht und 16 Tage lang einem unerbittlichen Verhörregime unterworfen. Er durfte täglich nur drei Stunden schlafen und wurde jeden Tag acht Stunden lang brutal verhört. Besuche des Anwalts waren verboten. Nach drei Wochen überwies die israelische Armee Abdallah ins Westbankgefängnis Ofer, wo das Militärverfahren begann. Vier Monate später sprach das Militärgericht den jungen Mann von allen Anklagepunkten frei, aber der Shabak, die israelische Sicherheitsbehörde, verweigert seine Freilassung, bis Abdallah eine Strafe von 2000 Shekel bezahlt hat. Abdullahs Vater ist ein betagter Bauer, dessen gesamter Landbesitz für den Bau der israelischen Apartheidmauer im Dorf Ni’lin konfisziert wurde. Er ist arbeitslos, weil Israel ihm die notwendigen Genehmigungen verweigert. Was bedeutet, dass er die von Israel geforderte Geldsumme für die Freilassung seines Sohnes nicht bezahlen kann. Abdullahs Mutter starb vor acht Jahren, und Abdullah selbst leidet seit sieben Jahren an einer Herzkrankheit. Die Organisatoren des friedlichen Widerstandes in Ni’lin bitten deshalb um eine Spende, damit Abdullah endlich freikommt.

Sie können Spenden durch PayPal direkt an diese Kontaktadresse schicken: free.nilin@gmail.com.

 

Das Nachbardorf Bil’in war am 17. März 2014 ebenfalls die Zielscheibe einer nächtlichen Razzia durch die israelische Armee. Gegen zwei Uhr morgens drangen Soldaten mit ihren aggressiven Hunden im Dorf ein und nahmen den 20-jährigen Mohammed Abid Abu Rahma fest. Die Soldaten griffen Ashraf Abu Rahma an und sprühten Pfefferspray direkt in sein Gesicht. Beim Rückzug aus dem Dorf feuerten die Soldaten Tränengaskanister direkt auf die Häuser des Dorfes.

 

Die Westbankdörfer, die wöchentliche Proteste gegen Israels Besatzung organisieren, wie Nilin, Bil’in, Nabi Saleh, Kufr Qaddoum und Beit Ummar, bezahlen einen hohen Preis für ihren gewaltlosen Widerstand. Die Einschüchterungskampagnen der israelischen Armee haben mehrere Phasen:Die Armee blockiert den Zugang zu den Protesten durch Checkpunkte, beschiesst die Demonstranten mit Tränengas und gummi-ummantelten Stahlkugeln, nimmt Teilnehmer und Organisatoren fest, terrorisiert die Bevölkerung durch massive Razzien, oft mitten in der Nacht, und fordert massive Geldstrafen für die Freilassung von Aktivisten. Der gewaltlose Widerstand der palästinensischen Zivilbevölkerung in der Westbank und in Gaza benötigt die internationale Solidarität, um die Aktivisten vor den Angriffen des israelischen Besatzungsregimes zu schützen.

Am 16. März 2014 wurden Jihad, Mahmud und Rami Tamimi aus dem Gefängnis Ofer freigelassen und konnten zu ihren Familien im Westbankdorf Nabi Saleh zurückkehren. Am Vortag wurden allerdings zwei weitere Dorfbewohner von israelischen Soldaten festgenommen, Baha und Oday Tamimi. Die Besatzungsbehörde hat hohe Kautionen für die Freigelassenen gefordert: das Dorf benötigt 1500 Dollar und bittet Menschen weltweit um eine Spende.

Die Internationale Solidaritätsbewegung nimmt Spenden für Nabi Saleh entgegen.

 

Vor drei Wochen kidnappte die israelische Armee sechs Dorfbewohner während einer nächtlichen Razzia im Dorf, an der fast 100 Soldaten beteiligt waren. Vor einem Militärgericht wurden sie angeklagt, Steine geworfen zu haben. Der Armeerichter urteilte, dass sie nur gegen eine Kaution von 2500 Shekel pro Person freigelssen würden. Das Beweismaterial bestand aus manipulierten Fotos und ein Soldatesagte aus, dass „die Leute, die wir fotografierten, Steinen warfen.“ Seit Nabi Saleh vor fünf Jahren mit der Organisation von wöchentlichen Protesten begann, wurden 155 Dorfbewohner festgenommen, 500 Leute verletzt, davon 45% Kinder. Zwei Demonstranten aus Nabi Saleh wurden getötet, Rushdie und Mustafa Tamimi, und im Februar wurde Muaataz Washaha, ein regelmässiger Teilnehmer an Nabi Salehs Protesten, in seinem Haus in Birzeit von israelischen Soldaten erschossen.

 

Amnesty International veröffentliche Ende Februar 2014 einen detaillierten Bericht über den systematischen und rücksichtslosen Einsatz von militärischer Gewalt gegen die Teilnehmer an den Protesten gegen Israels Besatzungsregime und die Kolonisierung der Westbank.
 

AI dokumentierte die Tötung von 22 palästinensischen Zivilisten seit Januar 2011 in der Westbank, davon mindestens 14 im Zusammenhang der Proteste. Die meisten Opfer waren jünger als 25 Jahre, mindestens vier davon Kinder.

Nach Zahlen der UN wurden 2013 mehr Palästinenser in der Westbank getötet als in den Jahren 2011 und 2012 zusammen. In den vergangenen drei Jahren wurden 45 Palästinenser getötet und mindestens 261, einschliesslich 67 Kindern, durch von der israelischen Armee gefeuerte scharfe Munition verletzt. Für diese Taten wurden die Verantwortlichen so gut wie nie zur Rechenschaft gezogen.  

Amnesty International ruft die USA, die Europäische Union und die gesamte internationale Gemeinschaft dazu auf, keine Waffen, Munition oder militärische Ausrüstung mehr an Israel zu liefern.

„Unser Bericht liefert den Beweis, dass die rechtswidrigen Tötungen und ungerechtfertigten Verletzungen palästinensischer Zivilpersonen durch israelische Sicherheitskräfte im Westjordanland ein erschütterndes Muster bilden“, sagt Philip Luther, Programmdirektor für Nordafrika und den Mittleren Osten bei Amnesty International.

„Die Häufigkeit und die Hartnäckigkeit, mit der israelische Soldaten und Polizistinnen mit roher Gewalt gegen friedvolle Demonstrantinnen und Demonstranten im Westjordanland vorgehen und dafür nicht zur Rechenschaft gezogen werden, legen den Verdacht nahe, dass dieses Vorgehen von der Politik gewollt ist.“

Saeed Amireh, Urgent appeal: Help us free Abdullah Amireh from Israeli military jails, 12. März 2014;

Razzia in Bil‘in: http://www.youtube.com/watch?v=sGIoToLmmo4&feature=youtu.be

International Solidarity Movement, 16. März 2014, Free the Nabi Saleh three: Donate now, Bericht in mehreren Sprachen
; http://palsolidarity.org/2014/03/free-the-nabi-saleh-three-donate-now/

Bei der ISM kann direkt durch payPal gespendet werden. Die Bankinformation von Bassem Tamimi aus Nabi Saleh wird ebenfalls angegeben.

Siehe Bericht von Amnesty International: ”‘Trigger-happy’ Israeli army and police use reckless force in the West Bank.”

Cut off arms to Israel, Amnesty Int’l says, citing 22 civilians killed at protests last year, Phil Weiss with Annie Robbins on February 27, 2014; Mondoweiss

 

Freitagsproteste in der Westbank im Visier der israelischen Armee

Bei Protesten  gegen Israels Besetzung der palästinensischen Territorien wurden am Freitag, den 14. Mӓrz 2014, beinahe vierzig Demonstranten verletzt. In der vergangenen Woche töteten israelische Soldaten insgesamt sieben Palӓstinenser aus der Westbank und Gaza, berichtete Ma'an.

Am vergangenen Montag, den 10. Mӓrz, töteten israelische Soldaten mindestens zwei Palästinenser. Saji Darwish wurde nahe Ramallah erschossen. Raed Alaa Addin Zieter, ein 38-jähriger Richter aus Jordanien wurde am Grenzübergang an der Allenby Brücke erschossen. Ein weiterer Palästinenser kam während eines Autounfalls nahe Tulkarem in ungeklärten Umständen um. Palästinensische Sicherheitskräfte sagen, dass die Israelis das Feuer auf den Wagen vor dem Unfall eröffneten; die israelische Armee bestreitet das.

Im Dorf Beitin bei Ramallah, verurteilten die Demonstranten die Erschiessung von Saji Darwish, einem 18-jӓhrigen Studenten an der Birzeit Universitӓt. Er wurde von Soldaten erschossen, als er Steine auf eine Verbindungsstrasse zur illegalen Siedlung Beit El warf.

In Bil'in trugen die Protestteilnehmer Fotos von Saji Darwish und demonstrierten "in Loyalitӓt mit den Mӓrtyrern". Eine norwegische Teilnehmerin wurd von einem Trӓnengaskanister im Rücken verletzt und zahlreiche Teilnehmer litten unter dem massiven Trӓnengasverschuss durch die israelische Armee. Vor zwei Wochen versammelte sich eine besonders grosse Menge von palӓstinensischen, israelischen und internationalen Aktivisten, um den neunten Jahrestag des Beginns der Proteste in Bil'in zu begehen. 2005 begann die israelische Armee mit der Konstruktion der Mauer bei Bil'in. Durch gerichtliche Klagen und die Organisation von kreativen Freitagsprotesten, die weltweite Aufmerksamkeit auf den friedlichen Widerstand gegen die israelische Besetzung der Westbank richteten, konnte Bil'in die Rückgabe eines Teils des Dorflandes erkӓmpfen. Delegationen aus den Westbankdörfern, die ebenfalls wöchentliche Proteste gegen Israels Besatzung organisieren, kamen zum Jahrestag nach Bil’in, darunter eine Gruppe aus Nabi Saleh.

Abdallah Abu Rahma, einer der Organisatoren der Proteste in Bil’in und Mitglied des Popular Struggle Coordination Committee, sagte gegenüber dem Palestine Monitor: “Uns ist es sehr wichtig, dass wir andere Menschen in anderen Orten dazu ermutigen, diese Form des Widerstandes einzusetzen. Durch diese Aktion werden wir neue Leute, Israelis, Internationale, Palästinenser einladen, um Leute in ihrem Widerstand zu unterstützen…das ist nicht einfach nur ein Modell für Bil’in, es ist ein Modell für ganz Palästina.

In Ost-Jerusalem wurden in den Dörfern Abu Dis und Eizariya 35 junge Männer am Freitag durch von den israelischen Soldaten abgefeurte gummi-ummantelte Stahlkugeln verletzt und Dutzende litten unter den Folgen des massiven Tränengaseinsatzes durch die Besatzungsarmee. Die Soldaten feuerten wahllos zahlreiche Tränengaskanister auf die Häuser und auf den Friedhof von Eizariya. Rami Alariya, ein Fotograf der Nachrichtenagentur Al- Quds wurde von der israelischen Armee ins Visier genommen, als er die Zusammenstösse fotografieren wollte. “Israelische Soldaten feuerten vier Tränengaskanister, eine Metallkugel und drei Schockgranaten auf mich, als ich die Zusammenstösse von mehreren Blickwinkeln dokumentieren wollte,” sagte Alariya. “Ein Offizier bedrohte mich mit dem Gewehr und befahl dann seinen Soldaten, dass sie nahe der al-Jabal Kreuzung in Abu Dis auf mich feuern sollten,” fügte er hinzu,”zusätzlich zu den Flüchen und Drohungen, die ich erhielt.”

In Nabi Saleh marschierten die Demonstranten nach dem Mittagsgebet in Richtung der benachbarten illegalen jüdischen Siedlung Halamish. Die Siedler erheben seit 2009 Anspruch auf einen Brunnen des Dorfes und haben sich dort ein Bad gebaut. Die Demonstranten verurteilten die israelischen Verbrechen gegen Palästinenser in der vorhergehenden Woche, die fortgesetzte Belagerung von Gaza und den israelischen Siedlungsbau in der besetzten Westbank. Die Armee feuerte gummi-ummantelte Stahlkugeln, Schockgranaten und Tränengas, um die Demonstration aufzulösen.

In Beit Ummar feuerten israelische Soldaten am 14. Mӓrz 2014 mit scharfer Munition auf die Teilnehmer einer Beerdigung. Mohammad Abu Ayyash, ein 16-jähriger Bewohner des Ortes, wurde am Ohr getroffen und die Kugel drang im Kopf ein. Er wurde in kritischem Zustand in das al-Ahli Krankenhaus in Hebron eingeliefert. Die israelische Armee hatte eine andere Version der Ereignisse, nach der israelische Soldaten lediglich auf den Unterkörper einer der Hauptanstifter des „Zusammenstosses“ feuerten und ihn leicht verletzten.

Nearly 40 injured in clashes across the West Bank, Maan News, 14. März 2014; http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=681553

Claire Matsunami, Bericht : Bil’in demonstriert seit neun Jahren, 6. März 2014;
 http://www.palestinemonitor.org/details.php?id=kw8gvja6416yecpgv7me2

Israeli soldiers ‘shoot, critically injure’ Palestinian teen, Ma’an, 14. März 2014;
 http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=681538
 

 

Beit Jala: Palästinensische Christen organisieren den gewaltlosen Widerstand gegen Israels illegale Mauer in der Westbank

Seit zwei Jahren feiert Pfarrer Ibrahim Shomali freitags bei jedem Wetter die Messe im Freien. Es ist ein Beitrag der christlichen Palästinenser zum gewaltlosen Widerstand gegen die geplante Fortsetzung der israelische Trennmauer, die die katholische Klosteranlage Cremisan und ein Tal mit Olivenhainen vom restlichen Teil des Westbankortes Beit Jala bei Bethlehem trennen wird.

Die katholische Messe wird von Aktivisten und Vertretern verschiedenster Religionen besucht und Journalisten und Diplomaten aus aller Welt haben daran teilgenommen. Die örtlichen Landbesitzer legten vor dem israelischen Obersten Gerichtshof Einspruch gegen den Verlauf der israelischen Mauer ein, und nach einer Aufschiebung des Urteils Ende Januar 2014 wird die entgültige Entscheidung  im Juli erwartet, einige Wochen nach dem geplanten Besuch des Papstes in Bethlehem. Weil der Vatikan ungefähr ein Drittel des zur Annexion vorgesehenen Landes im Tal besitzt, hoffen die christlichen Palästinenser auf Unterstützung von Rom

2004 urteilte der internationale Gerichtshof, dass die Konstruktion der israelischen Mauer auf besetztem palästinensischem Land internationales Recht verletzt. Nach den Plänen der Israelis wird die Mauer zu 85% in der Westbank stehen und nicht auf der Grünen Linie, der Waffenstillstandsgrenze von 1949.
Israel sagt, dass die Mauer aus Sicherheitsgründen gebaut wird und die Selbstmordangriffe seit Februar 2008 gestoppt habe. Von Oktober 2002 bis Februar 2008 wurden nach Angaben der israelischen Menschenrechtsorganisation B’Tselem 1012 Israelis durch Aktionen von bewaffneten palästinensischen Gruppen getötet und 4536 Palästinenser durch die israelische Armee.

Die israelische Mauer ist allerdings bisher nur zu zwei Drittel fertiggestellt, und jeden Tag benutzen tausende von Palästinensern, die nicht im Besitz einer schwer zu erhaltenden israelische Einreisegenehmigungen sind und deshalb die Checkpunkte vermeiden müssen, die verbleibenden Lücken in der Mauer, um zur Arbeit in Israel zu gehen. Selbstmordattentäter könnten Israel auf gleichem Weg erreichen. Der ehemalige israelische Verteidigungsminister Moshe Arens stellte deshalb gegenüber einer israelischen Zeitung fest: „Es ist klar, dass es keine Verbindung zwischen der Mauer und der Einstellung der Selbstmordattentate gibt.“

In Beit Jala sagt Pfarrer Shomali:”Die Mauer soll die Siedlungen von Gilo und Har Gilo verbinden und die israelische Annexion unseres Landes konsolidieren.” Die Siedlungen wurden auf den Hügeln zu beiden Seiten des Klosters gebaut und sind wie alle israelischen Kolonien in der besetzten Westbank nach internationalem Recht illegal. Beit Jala, überwiegend von christlichen Palästinensern bewohnt, droht der Verlust von 47% des Landes, wenn die Route der Mauer nicht geändert wird. In anderen Orten der Westbank, wie in Budrus, Jayyous und Bil’in erreichten die palästinensischen Bewohner durch Gerichtsklagen und wöchentliche Proteste eine Änderung der Route. Bei den Messen am Freitag werden die Bewohner von Beit Jala für einen ähnlichen Erfolg ihres Protestes beten und demonstrieren.

In einem von Ryan Rodrick Beiler produzierten Video erläutert Pfarrer Shomali die Motive hinter diesem ungewöhnlichen Protest und informiert über den neuesten Stand der Klage seiner Mitbewohner gegen die israelische Mauer.

Ynet News berichtet, dass die geplante Route der Mauer Teile eines 2500 Jahre alten Bewässerungssytems im Dorf Battir zerstören würde. Einige Kilometer entfernt würde die israelische Mauer die Mönche des Salesinaerordens zusammen mit ihren Weinbergen der „israelischen“ Seite zuordnen  und die Nonnen mit ihren zwei Schulen der palästinensischen Seite. 99% des Landes von Beit Jala gehört den 58 christlichen Familien im Dorf.

VIDEO: Small Victory in Beit Jala Wall Protest, 12. März 2014, IMEMC/Alternative Information Center;
http://www.imemc.org/article/67236

Cremisan Valley Christians hold their last mass , 30. Januar 2014; http://www.palestinemonitor.org/details.php?id=2bcitqa6117yts3coe9eg

Separation barrier threatens to split West Bank villages, Ynet News, 28. 1. 2014 

(Zusammengefasst und übersetzt von M. Lauer)

Freitagsdemonstrationen in der besetzten Westbank, 7. Februar 2014

Bei der wöchentlichen Demonstration in Bi’lin am 7. Februar 2014 konnte der Fotograf Hamde Abu Rahma israelische Soldaten bei der Flucht vor ihrem eigenen Tränengas fotografieren. Die Tränengasmunition war in ihrem Armeefahrzeug explodiert, und die Soldaten rannten so schnell sie konnten aus ihrem Jeep, um dem Gas zu entkommen. Kurze Zeit vor dem „Eigentor“ hatten die Soldaten Jagd auf die Demonstranten gemacht und Tränengaskanister auf die unbewaffneten Protestteilnehmer abgeschossen, mit dem Ziel der gewaltsamen Auflösung der Menge und einem vorzeitigen Ende des Protestes. Diese Tränengaskanister haben sich in den vergangenen Jahren als tödlich erwiesen. Am 17. April 2009 wurde Bassem Abu Rahma aus Bi’lin von einem Tränengaskanister tödlich am Oberkörper getroffen. Am 31. Dezember 2010 inhalierte seine Schwester Jawaher Abu Rahma das Tränengas, das von der Armee beim Freitagsprotest des Dorfes in grossen Mengen abgefeuert wurde. Die Ärzte konnten ihr nicht mehr helfen und sie starb am folgenden Tag.

Der Protest an 7. Februar 2014 richtete sich gegen die gewaltsame Auflӧsung des Protestlagers Ein Hijleh im Jordantal.Wӧchentliche Freitagsproteste gegen die illegale israelische Mauer und die Siedlungen in der besetzten Westbank werden in Bi’lin seit Anfang 2005 jeden Freitag organisiert.

 

In Kufr Qaddoum wurden vier Palӓstinenser verletzt und viele litten unter den Folgen der Trӓnengasinhalierung. Die israelische Armee drang im Dorf ein und feuerte scharfe Munition, Trӓnengas und Schockgranaten. Saqir Obaid (58 Jahre) und Mahmoud Reyad (5 Jahr jung) wurden von Trӓnengaskanistern verletzt;  Kamil Barham (2 ) und Nasir Ishtaiwi (43) durch scharfe Munition verletzt.

Murad Eshtewi, der Koordinator eines ӧrtlichen Widerstandskomitees, sagte, dass der Protest nach dem Freitagsgegebt begann und hunderte von Dorfbewohnern und Aktivisten durch das Dorf marschierten. Die israelische Armee gab bekannt, dass 40 Palӓstinenser Steine in Richtung der Armee warfen.

Am 1. Januar starb der 85-jӓhrige Saeed Ali Gasser, als die israelische Armee bei einem Überfall auf das Dorf Trӓnengaskanister in den Strassen und in die Hӓuser feuerte. Ein Kanister landete in seinem Haus. Trotz der Überführung in ein Krankenhaus in Nablus starb er in der gleichen Nacht an den Folgen der Trӓnengasinhalierung. Die israelische Armee war in Kufr Qaddoum eingedrungen, als das Dorf den Beginn der Fatahbewegung vor 49 Jahre mit einer Parade feierte.

Nach Berichten der Internationalen Solidaritӓtsbewegung erlebte Kufr Qaddoum im Januar 2014 eine stetige Eskalation der nӓchtlichen Razzien, zunehmend brutales Vorgehen gegen die Freitagsproteste, "fliegende" improvisierte Checkpunkte und willkürliche Festnahmen. Im vergangenen Monat führte die Armee mehr als 20 Nachtrazzien auf Hӓuser im Dorf surch.

Eine Pause von der üblichen Repression erlebten die Demonstranten lediglich am 31. Januer 2014, als UNO-Vertreter einen Besuch im Dorf abstatteten. Die Armee hatte aus diesem Anlass ein Megaphon mitgebracht und bat die Demonstranten zur Rückkehr in ihre Hӓuser. Zusӓtzlich wurde eine Soldatin in die vorderste Reihe gestellt und die Demonstranten wurden hӧflich gebeten, in der Gegenwart einer Frau keine Steine zu werfen.

Die wӧchentlichen, seit Juli 2011 organisierten Proteste in Kufr Qaddoum sind in der Westbank für die brutalen Repressionsmassnahmen der Armee bekannt.

Die Demonstranten fordern eine Ӧffnung der direkten Verbindungsstrasse in die nӓchste Stadt, Nablus. Ein israelisches Gericht urteilte im November 2010 gegen die seit 2002 andauernde Blockade der Verbindungsstrasse, aber die Armee ignorierte dieses Urteil bisher. Die illegale israelische Kolonie Qedumin, die auf 4 Quadratkilometer Land des Dorfes Kufr Qaddum errichtet wurde, liegt an der blockierten Strasse.

 

In Al Masara wurde am 7. Februar ebenfalls die wӧchentliche Demonstration gegen die israelische Besatzung durchgeführt. Israelische Soldaten blockierten die Demonstranten und erlaubten ihnen nicht, das von der israelischen Besatzungsbehӧrde konfiszierte Dorfland zu erreichen. Der Protest richtete sich auch gegen die Razzia des Protestlagers Ein Hijleh und die brutalen Angriffe der israelischen Soldaten auf die Aktivisten wӓhrend der Zerstӧrung des Lagers.
 

Nabi Saleh sagte den seit Ende 2009 üblichen Freitagsprotest für den 7. Februar ab, weil das Dorf sich am Protestlager Ein Hijleh beteiligen wollte. Tortzdem kam es zu Zusammenstӧssen im Dorf, als israelische Soldaten im Dorf eindrangen und Trӓnengas und gummi-ummantelte Stahlkugeln verschossen.

Als das Protestlager Ein Hijleh am 31. Januar errichtet wurde, reisten zahlreiche Aktivisten aus Nabi Saleh nach dem Freitagsprotest nach Ein Hijleh, einem Ort, der in der Zeit der Kanaaniter zuerst besiedelt wurde.Die Dorfbewohner mussten die Checkpunkte der israelischen Besatzungsbehӧrde umgehen und eine Nebenstrasse befahren, um das Protestlager zu erreichen. Die Frauen aus Nabi Saleh beteiligen sich aktiv am gewaltlosen Protest gegen Israels Besatzung. Manal Tamimi und andere Frauen beschlossen deshalb trotz der Gefahr und Ungewissheit der Situation, ihre Kinder ins Jordantal mitzunehmen, weil sie ihre Kinder in einer Kultur des Widerstandes aufziehen wollen, in der sie sich nicht als Opfer definieren. "Lasst sie kommen. Die Armee kommt jeden Tag in mein Haus und betritt mein Land," sagte Rouan Tamimi aus Nabi Saleh.

 

In Beit Ummar wurden zwei Palӓstinenser verletzt und ein Palӓstinenser festgenommen. Israelische Soldaten feuerten Trӓnengas auf eine Gruppe von Palӓstinensern, die einem Dorfbewohner zur Freilassung nach 8 Jahren in israelischer Haft gratulierten.

 

Im Flüchtlingslager Al Jalazun bei Ramallah wurden bei dem Protest am Freitag 12 Palӓstinenser durch Gewehrfeuer und Gummimantelgeschosse der Israelis verletzt.

 

Im Dorf Silwad nӧrdlich von Ramallah wurden mehr als zehn Palӓstinenser durch Gummimantelgeschosse verletzt und beinahe 50 Leute litten unter den Folgen der Trӓnengasinhalierung.

 

Am 24. Januar 2014 protestierten die Dorfbewohner in Ni’lin bei ihrer wöchentlichen Demonstration gegen die fortgesetzten und brutalen Razzien der Besatzungsarmee. Vor zwei Wochen errichtete die Besatzungsbehörde Beobachtungstürme für Scharfschützen, von denen die Teilnehmer an den Protesten angegriffen werden können. Am 21. Januar 2014 kam es zu einer besonders brutalen Festnahme in Ni’lin: An diesem Tag blockierte die Armee den Eingang von Ni’lin und israelische Sonderkommandos, die als Palästinenser gekleidet waren, kamen ins Dorf. Sie drangen in das Haus von Murad Srour ein, der nicht wusste, dass sie Soldaten waren und deshalb die Eindringlinge aus dem Haus jagen wollte. Der 32- jährige rannte aus dem Haus, als die Soldaten das Feuer eröffneten, wurde aber von einer Kugel im Magen getroffen. Die Soldaten setzten ihre Hunde auf ihn und der verwundete Dorfbewohner wurde an Händen und Füssen gebissen.Etwa 30 Armeejeeps fuhren zu diesem Zeitpunkt in das Dorf ein und feuerten mit scharfer Munition auf die Menge, die sich angesammelt hatte, um Murad Srour medizinische Hilfe zu leisten. Die Soldaten blockierten jede medizinische Versorgung, nahmen Herrn Srour fest und  brachten ihn an einen unbekannten Ort.

Am 10.  Februar berichtete Saeed Amireh aus Nilin, dass die israelische Armee mit 14 Jeeps gegen drei Uhr morgens im Dorf eindrang und vier Dorfbewohner festnahm. Sein Onkel Abdulqahis Srour wurde von der israelischen Besatzungsarmee festgenommen,  zum 10. Mal. Ebenfalls festgenommen wurden Mahmoud Srour, 39 Jahre alt, Mousa Srour,42 Jahre alt und Shukri Kawafa, 38, der erst vor einem Monat aus israelischer Haft entlassen wurde.

Seit 2008 organisiert Nilin Freitagsproteste gegen die israelische Mauer und den Bau der israelischen Kolonien in der Westbank.

http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=671582

Sami Kishawi, Photo of the Week: Israeli soldiers teargas themselves, 7. Februar 2014;
http://smpalestine.com/2014/02/07/photo-of-the-week-israeli-soldiers-teargas-themselves/
https://www.youtube.com/watch?v=W5pm9z_8R3Y&feature=youtu.be
https://www.facebook.com/media/set/?set=a.789111827784580.1073741882.218774474818321&type=1
https://www.facebook.com/notes/popular-struggle-coordination-committee/report-weekly-protests-friday-7022014/789115984450831
https://www.middleeastmonitor.com/blogs/lifestyle/9645-palestinian-women-changing-the-resistance

Very savage arrests in Nilin village, one Palestinian shot and arrested by Israeli occupation soldiers; 25. Januar 2014;http://www.nilin-village.org/   (Zusammengefasst und übersetzt von M. Lauer)

Deutscher Staatsbürger deportiert in Kampagne gegen internationale Menschenrechtsaktivisten in Palästina

Mit der Festnahme von Sven W. aus Deutschland am 18. Januar 2014 und von zwei weiteren Menschenrechtsaktivisten aus Norwegen und Kanada am 29. Januar ist die Zahl der Festnahmen von Aktivisten in diesem Monat auf fünf und die Zahl der Deportationen auf vier gestiegen.

Die festgenommenen Aktivisten berichteten, dass sie während ihrer Haft verbal und physisch misshandelt wurden. Menschenrechtsaktivisten haben ihre Besorgnis geäussert, dass die israelische Armee eine gegen internationale Aktivisten gerichtete Kampagne der Einschüchterung und Deportationen durchführt.

Verletzung der Verfahrensregeln

Sven W. wurde festgenommen, als er an einer friedlichen Demonstration im Jordantal teilnahm. Er wurde ohne eine Gerichtsanhörung abgeschoben.

Zwei weitere Aktivisten aus Norwegen und Kanada wurden festgenommen, als sie zu einer Verhandlung im Fall von Ahmad Atatreh vor dem Militärgericht Salem im Distrikt Jenin kamen. Ahmad Atatreh ist ein 20-jähriger palästinensischer Aktivist, der 10 Tage früher bei einer friedlichen Demonstration im Jordantal festgenommen wurde.

Nach der Verhandlung, zu der die beiden Aktivisten in Solidarität mit Herrn Atatreh und seiner Familie erschienen waren, zerrten israelische Soldaten den Angeklagten in brutaler Weise an seinen Handschellen aus dem Gerichtsraum. Als die Internationalen fragten, warum der Angeklagte so rauh behandelt wurde, konfisizerten die Soldaten den Pass der norwegischen Aktivistin und nahmen sie unter dem Vorwurf fest, dass sie „einen Soldaten geschlagen habe.“ Die norwegische Aktivisten hat sich seit langem der Solidaritätsarbeit nach dem Prinzip der Gewaltlosigkeit verpflichtet.

Als zwei weitere Aktivisten und die Familie von Herrn Atatreh das Gerichtsgebäude verliessen und in ein Auto einsteigen wollten, kam ein anderer Soldat auf sie zu und nahm kurz darauf den Kanadier fest, unter dem Vorwurf, dass er eine Festnahme behindert habe.

Die beiden Aktivisten wurden die Nacht über in der Polizeistation der illegalen Siedlung Ariel festgehalten. Während ihrer Haft wurde die norwegische Menschenrechtsaktivistin von der israelischen Polizei ins Gesicht geschlagen.

Nach israelischem Recht müssten diese Aktivisten innerhalb von 24 Stunden nach der Festnahme vor einen Richter gebracht werden. Stattdessen ignorierte die Polizei diese Regel und leitete im Fall von Sven W. und der internationalen Aktivisten aus Norwegen und Kanada das Abschiebeverfahren ein, ohne dem gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren zu folgen.

Am 8. Januar 2014 wurden der Schweizer Vincent Mainville und Fabio Theodule aus Italien festgenommen als sie israelische Soldaten daran hindern wollten, mit scharfer Munition auf Schulkinder zu schiessen. Sie wurden unmittelbar zur Immigrationsbehörde transferiert und ihre Deportation konnte nicht mehr verhindert werden, obwohl ein Richter später urteilte, dass ihre Festnahme illegal war. Obwohl vom Gesetz vorgesehen, erhielt keiner der beiden Aktivisten eine Anhörung vor einem Richter.

Misshandlung der Aktivisten im Gewahrsam

Zusätzlich zu den Verstössen gegen Israels Verfahrensregeln hat die israelische Armee die Aktivisten in ihrer Haft geschlagen.

Bei seiner Inhaftierung am 18. Januar wurden Sven W. die Augen verbunden und er wurde gezwungen, mehr als eine Stunde auf dem Boden zu knien. Dann stiess ein israelischer Soldat Herrn W. abichtlich, sodass sein Gesich in schmutzigem Wasser landete. Anschliessend packte der Soldat  Herrn W., zerrte ihn hinter einen Armeejeep und trat ihn wiederholt in seine Rippen.

Die norwegische Aktivistin berichtete, dass sie nach ihrer Festnahme am 29. Januar in der Polizeistation in Ariel geschlagen wurde.

Herr Mainville und Herr Theodule wurden in der Haft bei den Handschellen gepackt und gezogen, so dass sie an den Handgelenken bluteten. Vincent Mainville wurde in die Rippen und ins Gesicht getreten.

Und als Fabio Theodule nach langen Stunden in der Haft um Wasser bat, antwortete ein Grenzpolizist: „ Wenn du was zu trinken willst, kannst du meinen Urin haben.“

International Solidarity Movement, 31. Januar 2014

 (Zusammengefasst und übersetzt von M. Lauer)

Palästinenser beginnen “Melh Al-Ard” Kampagne im Jordantal

Hunderte von Palästinensern kündigten am Freitag, den 31. Januar 2014, eine neue Kampagne „Melh Al-Ard“ oder „Salz der Erde“ an. Auf dem Land der Orthodoxen Kirche und des Klosters St. Gerassimos im Jordantal begannen sie die Wiedererrichtung des Dorfes Ein Hijleh. Die Kampagne richtet sich gegen die israelische Politik der jüdischen Besiedlung und Annexion des Jordantales.

Die Organisatoren und Teilnehmer erklärten:

Wir, die Töchter und Söhne von Palästina kündigen heute die Wiederbelebung des Dorfes Ein Hijleh als Teil der Melh Al-Ard Kampagne im Jordantal an. Die Aktion richtet sich gegen den Status quo, vor allem angesichts der fruchtlosen Verhandlungen, die die Rechte unseres Volkes auf Befreiung und den Rechtsanspruch auf ihr Land zerstören.

Deshalb haben wir beschlossen, dass wir ein altes palästinensisches Kaaniterdorf im Jordantal neben der sogenannten „Route 90“ wiederbeleben, der Verbindungsstrasse zwischen dem Toten Meer und Bisan. Die Aktion ist Teil der fortgesetzten Schritte gegen den Plan der israelischen Besatzung zur Übernahme und Annexion des Jordantales. Dieser Schritt ist ein Akt der Bevölkerung gegen die israelische Unterdrückung des palästinensischen Volkes und gegen die kontinuierliche jüdische Besiedlung des Landes.

Vom Dorf Ein Hijleh kündigen wir, die Teilnehmer, an, dass wir an unserem Recht auf das gesamte besetzte palästinensische Land festhalten. Wir lehnen den Plan von Kerry ab, nach dem ein entstellter palästinensischer Staat errichtet würde und der Israel [the Israeli entity] als einen jüdischen Staat anerkennt. Ein solcher Staat wird die Palästinenser, die auf dem seit 1948 besetzten Land leben, zu Einwohnern und Besuchern machen, die jederzeit deportiert werden können. Wir bestätigen die Einheit unseres Volkes und ihres Kampfes –wo immer sie sind- für unsere unveräusserlichen Rechte.

Das Dorf Ein Hijleh liegt in der sogenannten „Zone C“ im Jordantal, das von der Annexion durch israelische Massnahmen und Kerrys Plan bedroht ist. Deshalb haben wir die Initiative ergriffen und rufen zu einem nationalen Plan auf, um das Jordantal zu schützen und die fortgesetzte jüdische Vereinnahmung von palästinensischem Land [Judaization] zu beenden.

Auf der Basis unserer Unterstützung für die BDS Bewegung rufen wir unsere Freunde und internationale Solidaritätsgruppen auf, sich auf die Seite der Forderungen des palästinensischen Volkes zu stellen und alle israelischen Firmen, einschliesslich der israelischen Firmen und Fabriken zu boykottieren, die im Jordantal operieren und von den palästinensischen Ressourcen profitieren.

Zum Beispiel bitten wir Euch, dass Ihr Mehadrin boykottiert, den grössten israelischen Exporteur von Früchten und Gemüse, die teilweise aus dem Jordantal kommen. Ebenfalls Hadiklaim, das von israelischen Siedlern produzierte Datteln aus dem Jordantal exportiert. Wir rufen auch zum Boykott von Ahava und Premier auf, Kosmetikherstellern, die Mineralien vom Toten Meer für die Produktion ihrer Waren benutzen.

Unser palästinensisches Dorf liegt neben Deir Hijleh oder dem Kloster St. Gerassimos, auf Land im Besitz des Orthodoxen Klosters. Auf dem Land stehen ein paar verlassene alte Häuser und Palmenbäume. Die weisse Erde hat einen hohen Salzanteil und das Gebiet ist umgeben von Land, das von israelischen Siedlern weggenommen und benutzt wird. Eine israelische Armeebasis trennt das Land vom Kloster Deir Hijleh, das etwa 1000 Dunum Land besitzt, von dem ein Teil durch die israelische Armee unter dem Vorwand der „Sicherheit“ weggenommen wurde.

Die Kampagne „Melh Al-Ard zitiert eine Stelle aus der Bibel, Mathäus 13:5: „Ihr seid das Salz der Erde...“Der Name unseres Dorfes, Ein Hijleh, geht auf den ursprünglichen Namen der Kaaniter zurück und die Wasserquelle (Ein) hier.

Wir, die Söhne und Töchter von Ein Hijleh,rufen unser Volk auf, an unserem Kampf zur Wiederbelebung des Dorfes und zum Schutz unserer Rechte, Geschichte, Kultur und unseres Landes teilzunehmen. Töchter und Söhne Palästinas, seid das Salz der Erde und bleibt beständig darauf.

Medienkontakt: Diana Alzeer 0592400300 oder 0525339054

 (Zusammengefasst und übersetzt von M.Lauer)

Gaza: Protest gegen die israelische Blockade und Besetzung

In Gaza wӓchst der gewaltlose Widerstand unter der Leitung von zumeist jugendlichen Palӓstinensern gegen Israels sogenannte Pufferzone, einem von Israel einseitig erklärten und durch die israelische Armee patroullierten Landstreifen innerhalb Gazas, der nach Angaben von Sarah Roy von der amerikanischen Universitӓt Harvard beinahe 14 % der totalen Landflӓche Gazas einnimmt und mindestens 48% des Landes in Gaza, das für die Landwirtschaft genutzt werden kann. "Die Zone erstreckt sich offiziell 300 Meter entlang der Grenze Gazas, aber Angriffe auf Zivilisten finden auf bis zu 1,5 Kilometer innerhalb des Grenzzaunes statt," berichtet das  Palestinian Center for Human Rights. (Der Küstenstreifen ist 6 bis 14 Kilometer breit) Ein Video des Institute for Middle East Understanding zeigt 300 Demonstranten, die am 17. Januar 2014 unter israelisches Gewehrfeuer kommen, zu weit entfernt, um sichtbar zu sein, aber trotzdem totbringend. An diesem Freitag wurden zwei Protestteilnehmer leicht verletzt. Das Vergehen der Demonstranten? Sie pflanzten Zitrusbӓume an, um die Bӓume zu ersetzen, die durch Israels fortgesetztes Besatzungregime zerstӧrt wurden, das tӓglich den Zugang der mehr als 1,7 Millionen Palӓstinenser zu ihren Feldern, zu ihren Küstengewӓssern, zu ihrem Luftraum und vor allem zu ihren palӓstinensischen Landsleuten versperrt. Weil mehr als 10 Prozent aller Palӓstinenser in Gaza leben, kann eine ernstzunehemnde Diskussion des Konfliktes und einer Lӧsung sie nicht ignorieren.

"Israel hat fast alle Zitrusbӓume zerstӧrt...und hindert uns immer noch am Import und Export jeglicher Produkte," sagte die Gaza Youth Coalition in einer Stellungnahme. Israel erlaubt den Zugang von Zivilisten zu Fuss für landwirtschaftliche Zwecke auf bis zu 100 Meter vom Grenzzaun und Zugang für Fahrzeuge auf bis zu 300 Meter Entfernung,  berichtet die UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs. Israelische Truppen feuern oft auf Palӓstinenser, die nahe der Grenze zu Fuss unterwegs sind, ob als Bauern, Demonstranten oder Sammler von Altmetall.

Das  Palestinian Centre for Human Rights (PCHR) berichtet, dass Israel seit den Osloverträgen eine Pufferzone auf einem 50 Meter breiten Landstreifen auf der palästinensischen Seite errichtete. Im Jahr 2000 wurde die No-go Zone auf 150 Meter erweitert und im Januar 2009 auf 300 Meter, mit der Drohung, dass auf jeden Menschen innerhalb dieser Zone geschossen wird.

Die gewaltlosen Proteste gegen die Pufferzone begannen im September 2009. In den folgenden Monaten breitete sich die Protestbewegung aus, die Zahl der Teilnehmer stieg an und Proteste wurden an mehreren Orten organisiert trotz der steigenden Zahl von Verwundeten und mehreren Todesfӓllen.1)

Ein Bericht von Charlie Andreasson illustriert die Gefahren bei der Feldarbeit entlang der Grenze Gazas. Jeden Dezember wird in Gaza der Weizen gesӓt und Freiwillige der Internationalen Solidaritӓtsbewegung begleiteten die Bӓuerinnen und Bauern im Dezember 2013 bei der Aussaat, um die israelische Armee vom Beschuss der Feldarbeiter abzuhalten. Auf bis zu 70-80 Metern Entfernung vom Grenzzaun ist der Boden von Bulldozern und Panzern plattgewalzt, beobachtet Andreasson. Die Traktoren der Bauern kӧnnen die Erde dort nicht pflügen und die Bauern versuchen es nicht, weil die Felder von der israelischen Armee sofort zerstӧrt würden.2) 

Am vergangenen Wochenende benutzte die israelische Armee die Pufferzone wieder als Abschussrampe für den Beschuss von Häusern in Grenznähe. IMEMC berichtet: Am 17. Januar 2014 drangen vier israelische Artilleriefahrzeuge kurzfristig in den nӧrdlichen Gazastreifen ein, in den Shuhada Friedhof etwa 150 Meter von der Grenze, wӓhrend Hubschrauber über das Sodaniya Distrikt der Stadt Beit Hanoun flogen. Am frühen Freitag feuerte die israelische Armee in Richtung einiger Hӓuser in Grenznӓhe; es wurden keine Verletzungen gemeldet.Am Sonntagmorgen, dem 19. Januar 2014 erӧffneten israelische Kanonenboote das Feuer auf palӓstinensische Fischerboote in Gazas Küstengewӓssern bei al-Sodaniya im Norden. Die israelische Marine feuert beinahe jeden Tag auf palӓstinensische Fischer und behindert sie durch Angriffe und die Beschrӓnkung des Fischens auf die unproduktiven Gewӓsser in Küstennӓhe.

In London versammelten sich über 500 Menschen vor der israelischen Botschaft und protestierten gegen die fortgesetzte israelische Blockade und die kontinuierlichen Luftangriffe auf Gaza. Sprecher verwiesen auf die israelische Bombardierung des Gazastreifens 2008/2009 in der Operation Gegossenes Blei und forderten, dass die Verantwortlichen vor den internationalen Gerichtshof gestellt werden.3)

Der Nachbar Ägytpen behandelt die Palästinenser aus Gaza nicht viel besser: Ӓgyptische Grenzschutzeinheiten zerstӧrten am 18. Januar 2014 acht unterirdische Tunnel bei Rafah, berichtete die palӓstinensische Nachrichtenagentur Ma'an. Seit Januar 2013 wurden mindestens 1113 Tunnel im Grenzgebiet zwischen Ӓgypten und Gaza zerstӧrt, sagte die ӓgyptische Armee. Seit dem Beginn der israelischen Blockade Gazas im Jahr 2006 versorgten die Tunnel der Schmuggler Gazas Bevӧlkerung mit Nahrung, Kleidung, Baumaterial und Treibstoff. Rafah, der einzige Grenzübergang zwischen Gaza und Ӓgypten war am 18. Januar 2014 immernoch geschlossen, obwohl sich nach der der seit neun Tagen fortlaufenden Schliessung eine grosse Zahl von gestrandeten Einwohnern Gazas auf beiden Seiten der Grenze angesammelt hatte.4)

1)Video von Jehad Saftawi, http://theimeu.tumblr.com/post/73642704547/they-are-young-and-they-are-fearless-in-gaza-a

Israel troops open fire on Gaza protesters, 2 injured, 17. Januar 2014;
http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=665961

Eva Bartlett, The pretext of "security" along Gaza’s buffer zone, 6. Mai 2010 Electronic Intifada; http://electronicintifada.net/content/pretext-security-along-gazas-buffer-zone/8813

2) Siehe Bericht von Charlie Andreasson,Why does Israel treat Gaza farmers sowing wheat by hand as military targets?, 28. Dezember 2013,International Solidarity Movement, http://palsolidarity.org/2013/12/why-does-israel-treat-gaza-farmers-sowing-wheat-by-hand-as-military-targets/

 

3)Gaza briefly invaded by Israel, IMEMC; http://www.imemc.org/article/66776

Israeli gunboats fire on Palestinian fishermen, 19. Januar 2014,
IMEMC;
http://www.imemc.org/article/66785

Hundreds rally in London to protest Gaza blockade, IMEMC, 19. Januar 2014; http://www.imemc.org/article/66787

4)Egypt destroys 8 smuggling tunnels under Gaza border, 18. Januar 2014; http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=666020

Rafah border terminal closed for 9th day running, 18. Januar 2014; www.palestine-info.co.uk/En/

Spass mit der Chronologie

Die Berichterstattung der New York Times über die kürzlichen gewaltsamen Ereignisse an der Grenze zwischen Gaza und Israel ist ein erhellendes Beispiel für die chronologischen Taschenspielertricks, die charakteristisch für die Berichte über den israelisch-palästinensischen Konflikt in den traditionellen Medien sind, schrieb Belen Fernandez am 6. Januar 2014 im Palestine Chronicle. Isabel Kershners Meldung vom 24. Dezember 2013, „Killing and retaliation at Gaza-Israel border continue violent circle“, beschreibt den Zeitablauf folgendermassen:

„Ein israelischer Arbeiter, der den Sicherheitszaun entlang der Grenze mit Gaza reparierte, wurde am Dienstag von einem palästinensischen Scharfschützen erschossen, sagte die israelische Armee, und Israel reagierte sofort mit Bombenangriffen und Panzer- und Infantriefeuer auf Ziele im Zusammenhang mit militanten Gruppen im palästinensischen Küstenterritorium.“

Dieser offensichtlich kausale Zusammenhang wird durch zwei Fotos betont, die zusammen am Beginn des Artikels erscheinen. Auf der linken Seite: der Körper des Opfers des Scharfschützen. Auf der rechten Seite: der Körper des dreijährigen palästinensischen Mädchen [Hala Abu Sbekha], in der Beschreibung des Fotos als nicht beabsichtigter Kollateralschaden bezeichnet: „Eine Granate tötete sie, als Israel in Reaktion auf den Angriff eines Scharfschützen Ziele im Zusammenhang mit militanten Gruppen angriff.“

In einem Absatz in der zweiten Hälfte des Artikels ist aber das folgende Detail begraben: „Am  Freitag erschossen israelische Soldaten einen palästinensischen Mann, der sich dem Grenzzaun näherte, der Gaza von Israel trennt.“

Wie sich herausstellt war dies der Freitag vier Tage vor dem Scharfschützenfeuer und dem militärischen Angriff am Dienstag.

Die israelische Tageszeitung Ha’aretz gibt weitere Einzelheiten zu dieser manipulierten Chronologie:

„Am vergangenen Freitag wurde der 27 Jahre alte Palästinenser Oudeh Hamad aus Beit Hanoun im Norden des Gazastreifens durch das Gewehrfeuer israelischer Soldaten getötet. Die israelische Armee sagte, dass Hamad den Grenzzaun beschädigen [sabotieren] wollte, aber seine Familie sagte, dass er lediglich Altmetall und Plastik in diesem Abschnitt sammeln wollte.“

Am 10. Januar schrieb Shlomi Eldar in Al-Monitor, dass sich nach Monaten der relativen Ruhe eine erneute Eskalation der Situation im Gazastreifen entwickelt hat . [Wie die New York Times setzt er den Beginn der Auseinandersetzungen mit der Tötung von Salah Abu Latif am 24. Dezember an.] Er schreibt, dass die israelische Armee einen erneuten israelischen Luftangriff in einer Stellungnahme folgendermassen rechtfertigte: “Die Terroristenorganisation Hamas ist die richtig Adresse und trägt die Verantwortung.” Eldar kommentiert:“Die schrittweise aber stetige Eskalation steht im starken Gegensatz zu allen Einschätzungen von zentralen Vertretern in Israels Sicherheitsapperat, die zur Schlussfolgerung gekommen sind, dass Hamas zu diesem Zeitpunkt zu schwach und zu isoliert ist und deshalb alles unternehmen wird, um eine weitere Runde von militärischen Zusammenstössen mit Israel zu vermeiden.“

Auszug aus: Belen Fernandez,Fun with Chronology: Misreporting the Israeli Assault on Gaza, 6. Januar 2014, Palestine Chronicle;

Shlomi Eldar, Slow but steady escalation between Gaza, Israel, Al Monitor, http://www.al-monitor.com/pulse/originals/2014/01/gaza-residents-economic-crisis-hamas-islamic-jihad-rockets.html

 (Zusammengefasst und übersetzt von M.Lauer)

 

27. 10. 2015 - Fünf Kinder aus Ni’lin festgenommen - Weil sie die Oliven auf dem Land ihrer Familien jenseits der Mauer pflücken wollen, werden fünf Jungen im Alter zwischen 10 und 13 inhaftiert. - Saeed Amireh berichtet aus dem Westbankdorf Ni’lin:

Die diesjӓhrige Olivenernte hat begonnen. Weil es immer schwieriger wird, die Bӓume regelmӓsig zu pflegen, ist die Ernte bisher mager ausgefallen. Was von Ni'lins Agrarflӓche bis heute noch nicht von der Besatzung konfisziert wurde, wird dennoch als geschlossene militӓrische Zone betrachtet und ist schwer zugӓnglich. Mehr als 2500 Olivenbӓume haben die Soldaten und Siedler seit dem Bau der Apartheidmauer 2008 entwurzelt, zerschnitten oder verbrannt. Das hat enorme Probleme für die Olivenӧindustrie des Dorfes gebracht.

Ni'lin hat zwei Raffinerien für Olivenӧl und das Dorf war früher berühmt für sein Ӧl, das zum Grossteil exportiert wurde. Die Welle von Landkonfiszierungen, die der Besetzung der Westbank folgten, haben Ni’lin um sein Land und seine Olivenbäume gebracht.
Viele Olivenbäume wachsen immer noch auf der anderen Seite der hohen Mauer. Den Bauern aus Ni’lin wird nicht erlaubt, nach den Bäumen zu sehen oder die Früchte zu pflücken; es ist eine Form der kollektiven Bestrafung des Dorfes für den Widerstand gegen den Bau der Mauer.

Am 18. Oktober beschloss eine Gruppe von Kindern im Alter zwischen 10 und 13, heimlich über die Mauer zu klettern, um die Oliven auf dem Land ihrer Familien zu ernten, im Bewusstsein, dass ihre Familien es sich nicht mehr leisten können Öl zu kaufen.

Die Kinder, Mohammed Abdullah Amireh, 13, Naser Mohammed Amireh, 12, Abdullah Amireh, 10, Nasem Nafi, 13 und Mohammed Nidal Khawaja, 13 wurden von israelischen Soldaten festgenommen und zum Verhör in ein Militärgefängnis gebracht.

Als sie von den Soldaten gefragt wurden, warum sie über die Mauer geklettert waren, antwortete Mohammed Amireh: “Wir brauchen Olivenöl und wir haben kein Land mehr; meinem Vater wurde eine Genehmigung zur Arbeit in Israel erweigert und er wurde festgenommen. Er ist arbeitslos und wir können uns kein Olivenöl leisten. Wir haben keine Chance, ein normales Leben zu führen!“

Sie wurden zum Gefängnis Ofer gebracht und das Liaisonbüro der Palästinensischen Autorität verhandelt um ihre Rückkehr.

Man kann deutlich sehen, wie Palästinas Kinder ihrer Kindheit durch die Besatzung beraubt werden. Von früh auf werden sie dazu gezwungen, das Leben in all seinem grausamen Unrecht zu sehen. Sie erleben Demütigungen und Festnahmen und tragen die schweren Verantwortungen des Lebens schon im frühen Alter. Die Besatzung zerstört nicht nur die Träume der Palästinenser, sondern auch die Freiheit der palästinensischen Kindern zum Träumen.
Five kids arrested in Ni’lin village, 18. Oktober 2013;http://www.nilin-village.org/2013/10/18/five-kids-arrested-in-nilin-village/


Stop the Walls Kampagne “Ihr seid nicht allein” hilft bei der Olivenernte - In Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft der Bauern und der Kooperative von Kafr Labad organisierte die palästinensische Organisation Stop the Wall die Mithilfe von Freiwilligen bei der Olivenernte in den Dōrfern Kafr Labad und Bruqin. Örtliche Bauern schätzen die Mitarbeit von palästinensischen und internationalen Aktivisten vor allem bei der Ernte auf Feldern in der Nachbarschaft von israelischen Siedlungen.

In Kafr Labad im Distrikt Tulkarem hat die Kolonie Ifni Havis einen Grossteil des Dorflandes gestohlen. Die Siedler erschweren das Leben der Dorfbewohner und haben wiederholt die Ernte des Dorfes gestohlen. Suhail Salman, der Koordinator der Bürgerkomitees in der Kampagne, sagte, dass die israelische Besatzungsarmee auf die Felder kam und Freiwillige und Dorfbewohner während der Ernte fotografierte.

Im Dorf Bruqin im Salfitdistrikt halfen Freiwillige einer Familie aus dem Dorf bei der Ernte in der Nachbarschaft der Siedlung Brochan. Siedlerangriffe gibt es während des ganzen Jahres; sie verstärken sich jedes Jahr zu Beginn der Olivenernte.

The Campaign “You’re not alone" in Kafr Labad & Bruqin; http://www.stopthewall.org/2013/10/10/campaign-you-re-not-alone-kafr-labad-bruqin  (Zusammengefasst und übersetzt von M.Lauer)

 

Ernte unter Besatzungsterror - Aktuell ist Olivenerntezeit im Westjordanland - viele der Olivenhaine der Palästinenser befinden sich in Gebieten, in denen die israelische Armee für die "Sicherheit" zuständig ist. Nach einem UN-Bericht wurden in den ersten acht Monaten des Jahres 2013 mindestens 7.714 palästinensische Olivenbäume beschädigt oder vernichtet, das ist ein Anstieg um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. >>>>

 (Zusammengefasst und übersetzt von M.Lauer)

 

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 25. Oktober 2013
 

Fortgesetzte Blockade des Westbankdorfes Ni’lin - Seit der vergangenen Woche hat die israelische Besatzungsarmee jede Nacht eine Razzia im Dorf Ni’lin durchgeführt. Die Soldaten schossen Tränengas in die Häuser der schlafenden Dorfbewohner. Bisher wurden nur zwei Bewohner festgenommen, Naha Nafi, 21, und Tariq Kawaja, 24, aber die Soldaten drangen in zehn Häusern ein. Drei weitere junge Männer wurden gesucht, waren aber nicht auffindbar.

In den letzten zwei Tagen hat sich die Situation zusätzlich verschärft: Israelische Soldaten haben eine Blockade der Eingäng ins Dorf errichtet und hindern die Menschen am Verlassen und Betreten von Ni’lin. Für die Dorfbewohner, die zur Arbeit oder zum Studium nach Ramallah pendeln, hat diese kollektive Bestrafung enorme Probleme geschaffen.

Samstag nacht gegen 11 Uhr fuhr eine grosse Zahl von israelischen Jeeps im Dorf ein, anscheinend nur in der Absicht, die Ruhe zu stören. Die Soldaten begannen dann mit dem Schikanieren der Dorfleute und feuerten ihre Gewehre ohne ersichtlichen Grund ab. Als sich Jugendliche aus dem Dorf versammelten, um die Soldaten aus dem Dorf zu vertreiben, wurden sie direkt mit gummi-ummantelten Stahlkugeln beschossen. Ein junger Mann wurde am Bein getroffen und viele Umstehende litten unter Atemnot infolge des Inhalierens von Tränengas. Zusätzlich feuerten die Soldaten wieder Tränengas in die Häuser der schlafenden Dorfbewohner.

Zur Zeit blockiert die israelische Armee weiterhin den Eingang des Dorfes. Die Bewohner Ni’lins warten mit grosser Sorge auf das nächste Manöver der israelischen Besatzungsarmee.
 

Israeli soldiers blocking the entrances of Ni’lin village, 27. Oktober 2013; http://www.nilin-village.org/2013/10/27/israeli-soldiers-blocking-the-entrances-of-nilin-village/

B’Tselem Bericht vom Januar 2013  über den Einsatz von “Mengenkontrollmittel” durch die Israelis siehe: http://www.btselem.org/publications/summaries/201212_crowd_control

 

Seit sieben Jahren protestiert Al Ma’sara gegen die israelische Trennmauer - Die sichtlich Stein-freien Proteste in al Ma’sara werden trotzdem von der israelischen Armee brutal unterdrückt. “Wir sehen die Soldaten  hier, mit ihren Gewehren, ihren Stiefeln, ihren Schilden und ihren Helmen zum Schutz der Mauer – aber wir wissen, dass das echte Probleme die Mauer in ihrem Kof ist,”sagt ein Organisator der Proteste.

Etwa 200 palästinensische, israelische und international Aktivisten marschierten zusammen am 25. Oktober 2013, um sieben friedliche Widerstandsjahre im Westbankdorf al-Ma’sara südlich von Bethlehem zu begehen. Die besonders grosse Zahl von Demonstranten erinnerte an sieben Jahre der wöchentlichen Märsche zu dem Teil des Dorflandes, wo die Trennmauer errichtet werden soll, berichtet Haggai Matar.

Die Konstruktion der Mauer in diesem Bereich wurde vor etwa vier Jahren aufgehalten. Zurück blieben eine Strasse für die Patrouillen der Armee - eine Narbe in der Landschaft- und eine massive Lücke in der Mauer. Aber die Proteste gegen die noch nicht gestrichenen Baupläne und die fortlaufenden Landkonfiszierungen durch die umliegenden Siedlungen werden fortgesetzt.Bei den Demonstrationen in al Ma’sara werden nur sehr selten Steine geworfen, sie werden aber dennoch ständig von der Armee unterdrückt, die den Demonstrationszug jedes Freitag daran hindert, das Dorfland zu erreichen. Manchmal werden Tränengas, Schockgranaten und Verhaftungen eingesetzt, um die Dorfbewohner daran zu hindern, ihre Opposition zu zeigen.

 Diese Woche folgte die aus dem speziellen Anlass angewachsene und festlichere Prozession der üblichen Route auf der Hauptstrasse vom Dorfkern in Richtung Dorfland und zur üblichen Blockade der Armee. Die Aktivisten versuchten zuerst, mit erhobenen Armen durchzubrechen, und setzten sich dann vor den Soldaten auf den Boden.

Ein Offizier der Grenzpolizei erklärte das Dorf zur “geschlossenen militärischen Zone” und gab den Demonstranten ein fünf Minuten Ultimatum. “Sie stehen auf besetztem Land in einem befreiten palästinensischen Dorf – Sie haben folglich fünf Minuten, um zu gehen,” antwortete Hassan Brijieh vom Bürgerkomitee des Dorfes.

“Wir sehen die Soldaten  hier, mit ihren Gewehren, ihren Stiefeln, ihren Schilden und ihren Helmen zum Schutz der Mauer – aber wir wissen, dass das echte Probleme die Mauer in ihrem Kopf ist,”sagte Mahmoud Zwhare vom Bürgerkomitee.” Wir appellieren an Euch, Soldaten, dass Ihr Euren Verstand öffnet und seht, dass die Menschen aus der ganzen Welt die israelischen Kriegsverbrechen ablehnen. Hier sind Israelis unter uns, die Frieden und Gerechtigkeit wählen. Ihr könnt das Gleiche machen.”

Nach Zwhare sprach Rabbi Brant Rosen aus Chicago, der mit einer kleinen Gruppe von jüdischen Solidaritätsaktivisten gekommen war. Er sagte, dass die Teilnahme an palästinensischen Protesten für ihn eine Mitzva sei, ein heiliger Aufruf, bezogen auf die eigentliche Grundlage des Judentums, das den Beistand für die Schwachen und gegen die Unterdrückung fordert. Zur gleichen Zeit fand ausserhalb des Dorfes in der nahegelegenen Siedlung Gush Etzion eine Tour mit genau entgegengesetzten Zielen statt: die Gruppe “Amerikanische Juden für ein sicheres Israel” [American Jews for a Safe Israel]  zeigte ihre Unterstützung für die Soldaten und Besetzer.
 

Die israelische Armee erōffnete am vergangenen Freitag das Feuer auf palästinensische Demonstrationen in der besetzten Westbank und verletzte mehrere Teilnehmer, berichtete Ma’an am 25. Oktober 2013. Israelische Soldaten feuerten Tränengaskanister, Gummimantelgeschosse und Schockgranaten auf die Teilnehmer an den Protesten gegen die israelische Trennmauer. Zahlreiche Menschen in Bil’in, Nabi Saleh und al-Ma’sara litten unter den schmerzhaften Folgen der Tränengasinhalierung. Der Beschuss mit Tränengaskanistern führte zu mehreren Bränden auf den umliegenden Feldern. Die Demonstranten forderten die Freilassung von allen palästinensischen Gefangenen in israelischer Haft und forderten zur Solidarität mit den gefangenen unter israelischer Verwaltungshaft, die zur unbefristeten Inhaftierung ohne offizielle Anklageerhebung oder Verfahren führen kann.

Im Westbankdorf Bil’in, das seit 2005 jede Woche gegen den Bau der israelischen Mauer in der Westbank protestiert, wurden zwei Fotografen, Mohammed Yassin, 21, und Abdul Kadir Abu Rahma, 19, im Rücken und am Bein verletzt. Die Proteste der Aktivisten in Bil’in zwangen die israelische Armee zur Verlegung der Mauer und 2011 wurde Bil’in einen Teil seiner Felder zurück. Aber grosse Teile des Agrarlandes von Bil’in sind durch die israelische Mauer nicht mehr zugänglich für ihre Besitzer. In al-Ma’sara bei Bethlehem markierten die Demonstranten den siebten Jahrestag der Proteste. Drei Palästinenser und ein internationaler Aktivist wurden verletzt.

Haggai Matar, West Bank village marks 7 years of popular resistance, 972mag, 25. Oktober 2013
http://972mag.com/west-bank-village-marks-7-years-of-popular-resistance/80945/

Protests across West Bank violently dispersed by Israel, 2 injured, Ma’a, 25. Oktober 2013; http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=641101

 (Zusammengefasst und übersetzt von M.Lauer)

Friedlicher Widerstand in der besetzten Westbank, 11. Oktober 2012
 

Erneute israelische Nachtrazzia in Nil’in - Am Sonntag, den 6. Oktober 2013, um zwei Uhr morgens fuhren israelische Armeejeeps in das Westbankdorf Ni’lin ein. Die Soldaten traten die Eingangstüre des Hauses der Familie von Hazem Kawaja ein und drangen in das Haus der schlafenden Familie ein. Ein achtzehnjähriger Sohn der Kawajas, Mohammed, wurde von den Soldaten festgenommen und zu einer Verhörstation neben dem Militärgefängnis Ofer gebracht. Mohammed ist ein Student und seine Festnahme wird sicherstellen, dass er dieses Jahr seine Kurse nicht abschliessen kann. Diese Taktik wurde in der Vergangenheit bereits systematisch gegen palästinensische Studenten eingesetzt.

Seit Anfang 2013 wurden ungefähr 35 Männer aus Nil‘in in nächtlichen Razzien aus ihren Häusern geholt und festgenommen. Von diesen 35 Festgenommenen wurde bisher keiner wieder freigelassen. Sie wurden alle zu Haftstrafen zwischen acht und dreissig Monaten verurteilt, weil sie an den friedlichen Protesten gegen die Apartheidmauer teilnahmen, die in Nil’in seit fünf Jahren jeden Freitag durchgeführt werden. Diese Nachtrazzien werden von der Besatzungsarmee als gezielte Taktik eingesetzt, um die Einwohner Nil’ins aus dem Dorf zu vertreiben. Zu Beginn der israelischen Besatzung lebten etwa 12500 Menschen im Dorf Nil’in. Gegenwärtig ist die Einwohnerzahl auf 5500 Menschen geschrumpft. Eine weitere alarmierende Statisik: Nil’in besass 1969, am Anfang der Besatzung, 5800 Hektar Land; heute kontrolliert das Dorf nur noch 800 Hektar.

Das ist natürlich eine Konsequenz des Baus der Apartheidmauer, die Nil’in von grossen Teilen seiner landwirtschaftlichen Fläche trennt, ist aber auch eine Folge des Wachstums der nahegelegenen Kolonien. Nil’in ist von fünf illegalen Siedlungen umgeben, die auf dem Dorfland errichtet wurden. Eine Strasse, die nur von israelischen Siedlern benutz werden darf, vervollständigt diese Infrastruktur der Kolonisierung und beschränkt die Bewegungsfreiheit der Palästinenser weiter. Nil’in ist nur einen Schritt von der Verwandlung in ein riesiges Gefängnis entfernt - was mit der Westbank insgesamt bereits durchgeführt wurde - dem geplanten Bau eines Tunnels, der unter der Apartheidstrasse durchführen wird. In Zukunft wird dieser Tunnel die einzige Zufahrt ins Dorf sein, und die israelische Armee kann dann das gesamte Dorf effektiv und nach eigener Willkür von der Aussenwelt abriegeln.

Israeli midnight invasions in Ni‘lin, one arrested, [with short video] nilin-villlage.org, 11. Oktober 2013; http://www.nilin-village.org/2013/10/11/israeli-mid-night-invasions-in-nilin-one-arrested/

 

Bil’in setzt die wöchentlichen Proteste gegen die Besatzung fort - Am 11. Oktober 2013 feuerten israelische Soldaten Tränengaskanister auf eine palästinensische Familie, die versuchte, ihre Oliven zu ernten. Zur gleichen Zeit fand in Bil’in die wöchentliche Demonstration gegen die Apartheidmauer statt, wo die israelische Armee ebenfalls Tränengaskanister, Schockgranaten und gummi-ummantelte Stahlkugeln auf die Demonstranten abschoss.

Die Familie von Raffeq Al Khateeb litt unter den Folgen der Tränengasinhalierung, während sie versuchte, die Oliven auf ihrem Land zu pflücken. Tränengaskanister werden von der israelischen Armee oft gegen die wöchentlichen Freitagsproteste eingesetzt, und gestern war keine Ausnahme. Zahlreiche Teilnehmer hatten mit den grossen Mengen von Tränengas zu kämpfen, die abgefeurt wurden.

Der Freitagsprotest begann nach den Mittagsgebeten und palästinensische, israelische und internationale Aktivisten liefen vom Dorf in Richtung Annexionsmauer. Die Aktivisten wurden von israelischen Soldaten erwartet und beschossen. Israelische Militärfahrzeuge versuchten dann, die Demonstration aufzulösen und die Demonstranten von der Apartheidmauer weg und ins Dorf zurück zu treiben. Bil’in demonstriert seit 2005 und trotz der Gewalt und Aggressionen der israelischen Armee setzen die Menschen aus Bil’in ihren Kampf gegen die Besatzung fort.

Bil’in continue their weekly demonstration against the occupation, 12. Oktober 2013, Friends of Freedom and Justice, Bil’in, Occupied Palestine; http://palsolidarity.org/2013/10/bilin-continue-their-weekly-demonstration-against-the-occupation/

 

Israelische Armee greift wöchentliche Proteste in der Westbank an - Sieben Demonstranten wurden festgenommen und viele mussten nach dem Einatmen von Tränengas behandelt werden, als israelische Soldaten die wöchentlichen Proteste angriffen, die in Nabi Saleh, Bil’in und Nil’in in der zentralen Westbank, in Kufer Qadum im Norden und in Al Ma’ssara in der südlichen Westbank organisiert werden.

Israelische Truppen führten vier internationale und drei örtliche Aktivisten ab, als sie den wöchentlichen Protest gegen die Mauer und Siedlungen im Dorf Al Ma’ssara angriffen.  Mit Gewehrkolben und Schlagstöcken zwangen die Soldaten die Menschen zur Rückkehr ins Dorf.

Im Dorf Nabi Saleh setzten die israelischen Soldaten Tränengas gegen die Dorfbewohner und Solidaritätsaktivisten ein und blockierten den Weitermarsch der Demonstranten aus dem Dorf. Später drangen Soldaten im Dorf ein und feuerten Gasbomben auf die Häuser der Dorfbewohner. Viele Einwohner mussten behandelt werden, weil sie Tränengas eingeatmet hatten.

In den nahegelegenen Dörfern Bil’in und Nil’in konnten die Demonstrationsteilnehmer die israelische Mauer erreichen, die auf dem Land der örtlichen Bauern errichtet wurde. Von der Mauer aus beschossen die israelischen Soldaten die unbewaffneten Protestteilnehmer mit Tränengas und gummiummantelten Stahlkugeln.

In Kufer Qadum kreisten israelische Soldaten das Dorf ein und erlaubten weder Journalisten noch internationaln Aktivisten die Teilnahme am wöchentlichen Protest. Als die Demonstranten den Protest ausserhalb des Dorfes fortsetzen wollten, wurden sie von der Armee angegriffen und mit Tränengas beschossen.

http://www.imemc.org/article/66243, 12. Oktober 2013; siehe auch http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=638151; http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=638121

 

Was die Presse nicht über Bilins Tränengaskanister- Blumengarten berichtete - Ein Blumengarten aus Tränengaskanistern, die bei den Freitagsprotesten in Bil‘in auf die Demonstranten abgeschossen und von Aktivisten eingesammelt wurden, erinnert an Bassem Abu Rahmah, der 2009 von der israelischen Armee bei einer wöchentlichen Demonstration vor der israelischen Mauer getötet wurde. Eine Fotostrecke der Presseagentur konzentriert sich vor allem auf die Blumen und stellt nicht klar, dass der Garten eine Gedenkstätte für die bei den Demonstrationen getöteten Palästinenser ist.

Der Garten wurde an der Stelle gepflanzt, wo Bassem Abu Rahmah aus Bil’in im April 2009 von einer Hochgeschwindigkeits-Tränengasgranate am Oberkörper tödlich verletzt wurde.

Als Akt des friedlichen Widerstandes und als Antwort zur Trennmauer, die vom Staat Israel auf dem Land des Dorfes Bil’in errichtet wurde, schufen die Einwohner des Dorfes diese Oase auf einem Teil ihres Landes, das ihnen nach jahrelangen Demonstrationen und einem Gang vor das Oberste Israelische Gericht vor zwei Jahren zurückgegeben wurde. Der Garten erinnert an Bassem und die anderen Opfer des palästinensischen Kampfes um ihr Land. Diese zentrale Bedeutung des Gartens war in den Photos der Presseagentur nicht zu finden. Keines der Fotos zeigte das Herzstück, ein durchsichtiges Foto von Bassem, das auf einem Rahmen von verschossenen Tränengaskanistern aufgespannt wurde. Zusätzlich wird die Frau in den Fotos, die den Garten wässert, nur als „palästinensische Frau“ beschrieben. Es wird nicht erwähnt, dass die Fotos Sabiha Abu Rahmah zeigen, Bassems Mutter, die infolge israelischer Angriffe auf die wöchentlichen Proteste nicht nur einen Sohn, sondern auch eine Tochter verlor. Jawaher Abu Rahmah, Bassems Schwester, starb im Januar 2011 an den Folgen der Tränengasinhalierung, nachdem sie einen Freitagsprotest aus der Distanz verfolgt hatte und dichte Tränengaswolken das Dorf erreichten.

Ein Text der Presseagentur zu den Fotos erwähnt Bassems und Jawahers Tod. Aber einige Nachrichtenorganisationen (z.B. The Daily Mail in England) liessen den Presseagentur Text aus und brachten stattdessen eine Zusammenfassung der Meinungen zur Trennmauer aus der Sicht Israels und der sogenannten „Kritiker“.

In der Version von Ynet wird nicht nur ausgelassen, dass der Tod der Abu Rahmahs der Grund für die Errichtung des Gedenkgartens war, sondern es wird zusätzlich verschleiert, welchen Preis Bil’in für den Widerstand bezahlte: „Jeden Freitag kommen palästinensische und linke israelische Aktivisten, um gegen den Trennzaun an diesem Ort zu protestieren und mehrere dieser Deonstrationen endeten mit Verletzungen.“ Wer wen verletzt und wie schwer, wird der Vorstellung des Lesers überlassen.

Die Einwohner Bil’ins sagen, dass 60% ihrer Felder hinter der israelischen Trennmauer verschwanden. Seit 2005 gehen die Dorfbewohner jeden Freitag zu ihren Protesten gegen die Mauer, was oft in brutalen Repressionen durch die israelische Armee resultierte. Bil’in wurde zu einem Symbol der palästinensischen Proteste gegen Israels Aktionen in der Westbank und der Kampf des Dorfes für die Rückerstattung seines Landes war das Thema eines Dokumentarfilms, Five Broken Cameras, der von einem Bewohner Bil’ins, Ehmad Burnat, gefilmt wurde, und 2012 für einen Oskar nominiert wurde.

Seit Israel 2002 mit dem Bau der Trennmauer begann, wurden in verschiedenen Orten der Westbank regelmässige Proteste organisiert, wo die Trennung von Dorfland durch die Route der Mauer drohte oder wo Land durch die Barriere bereits abgetrennt wurde. Oft wird nicht verstanden, dass die israelische Regierung grosse Landstücke der Palästinenser effektiv für den Mauerbau konfiszierte. Wenn die über 700 Kilometer lange Mauer fertiggestellt ist, wird sie zu 85% in der Westbank stehen, nicht auf der Grünen Linie zwischen Israel und den besetzten palästinensischen Territorien. Die Mauer trennt deshalb nicht einfach „Israel von der Westbank“, sondern sie unterteilt palästinensisches Land,trennt Bauern von ihrem Land, Kinder von ihren Schulen und Familien voneinander.

Elias Nawawieh, PHOTOS: What the press missed in Bil'in tear gas flower garden; 972mag.com/photos-what-the-press-missed-in-bilin-tear-gas-flower-gard...(Übersetzt und leicht verӓndert von M.Lauer)

zusätzliche  Informationen siehe: http://occupiedpalestine.wordpress.com/2013/10/03/photos-bilin-residents-inaugurate-a-flower-garden-with-a-difference/ und RT News:  http://rt.com/news/palestine-garden-gas-canisters-760/

übersetzt von Martina Lauer

Tod eines Demonstranten in Bil’in: Israel schliesst Fall aus Mangel an Beweisen


Die Israelische Armee begann Untersuchung der Tötung von Bassem Abu Rahmah aus Bil’in mit 15-monatiger Verspätung, obwohl drei Videos vom Protest im April 2009 zeigen, dass Soldaten in Gegenwart von kommandierenden Offizieren Tränengaskanister direkt auf die Demonstranten feuerten. Anti-Mauer Proteste in der besetzten Westbank werden fortgesetzt.

Vor viereinhalb Jahren wurde Bassem Abu Rahmah aus Bil’in von einem aus kurzer Distanz direkt auf ihn gefeuerten Tränengaskanister getötet. Sein Tod wurde von Kameras aus drei verschiedenen Blickwinkeln dokumentiert, aber der israelische Staat kündigte am Montag, den 9. September 2013 an, dass der Fall aus Mangel an Beweisen geschlossen wird.

Bassems Mutter Subhiya Abu Rahmah war zusammen mit dem Dorfrat von Bil’in und den israelischen Menschenrechtsorganisationen B’Tselem und Yesh Din vor das Oberste Israelische Gericht gegangen, nachdem die israelische Armee mit der Untersuchung des Falles erst 15 Monate nach dem tödlichen Vorfall begann und im Juli 2012 die Akte aus Mangel an Beweisen schloss.

Der 30-jährige Bassem Abu Rahmah aus dem Westbankdorf Bil’in wurde im April 2009 während der wöchentlichen Demonstration gegen Israels illegale Trennmauer in der palästinensischen Westbank getötet. Drei Videos zeigen, dass Bassem die Soldaten in keiner Weise gefährdete oder aggressiv handelte. Eine Analyse des Filmmaterials durch Experten kam zur Schlussfolgerung, dass der Kanister direkt auf Bassems Oberkörper gefeuert wurde, in Verletzung der Armeeregeln. Bassem Abu Rahmahs Geschichte wird im Film „Five Broken Cameras“ geschildert, der 2012 eine Oskar-Nominierung für den besten ausländischen Film erhielt.

Der israelische Staat gab keine Details über die Untersuchung des Falles, die Aussagen der Soldaten bei der Befragung oder die Meinung von Vertretern der israelischen Armee und Polizei, sondern beschränkte sich auf die kurze Erklärung, es gäbe „nicht genügend Beweismaterial für die Eröffnung eines Gerichtsverfahrens, um gerichtliche Massnahmen gegen die am Vorfall beteiligten Soldaten zu ergreifen.“

Die israelische Armee hatte sich beinahe eineinhalb Jahre gegen die Eröffnung einer Untersuchung des Vorfalls gewehrt. 2010 begann die Untersuchung nach gerichtlichen Schritten der Familie von Bassem vor dem Obersten Gericht und mit Unterstützung von Yesh Din und B’Tselem.

Die Rechtsanwältin für Yesh Din, Emily Schaeffer kommentierte:“Die Entscheidung, den Fall der Tötung von Bassem Abu Rahmah zu schliessen, ist nicht akzepabel, vor allem unter Einbeziehung der Ansicht von Experten, nach der die Tränengasgranate direkt aus kurzer Entfernung auf Abu Rahmah gefeuert wurde. Obwohl drei verschiedene Videos die Tötung von Bassem zeigen, konnten die Militärpolizei und die Polizei die Faktoren nicht finden, die den Tod eines unbewaffneten Demonstranten verursachten....Bassems Familie wird zusammen mit B’Tselem und Yesh Din dafür kämpfen, dass die an seinem Tod Verantwortlichen zur Verantwortung gezogen werden.“

B’Tselem, Israeli government closes case of killing of unarmed protester; cites 'lack of evidence', 10. September 2013; IMEMC,http://www.imemc.org/article/66093
Siehe auch: http://www.bilin-village.org/english/articles/press-and-independent-media/IDF-to-probe-death-of-Palestinian-protester-at-West-Bank-rally
http://www.bilin-village.org/english/articles/press-and-independent-media/Military-Police-to-investigate-killing-of-Bil-in-demonstrator-from-firing-of-tear-gas-canister-15-months-ago


 


Friedliche Freitagsproteste in Bil’in und Al-Masara fortgesetzt - Am 6. September wurden die wöchentlichen Demonstrationen in Bil’in fortgesetzt, an diesem Freitag vor allem in Solidarität mit den Gefangenen in Israel und im Protest gegen den kürzlichen Angriffe von Siedlern gegen die Al-Aqsa Moschee.

Die wöchentlichen Proteste werden vom Popular Struggle Committee organisiert und Palästinenser, Iraelis und internationale Aktivisten schliessen sich den Dorfbewohnern nach dem Freitagsgebet im Dorfzentrum zum Protestzug zur Annexionsmauer an. Die Demonstrationen begannen 2005 als Protest gegen den Bau der nach internationalem Recht illegalen Apartheidmauer und Siedlungen auf dem Dorfland.

Die Protestteilnehmer hatten palästinensische Fahnen in der Hand und forderten zur nationalen Einheit auf, zum Widerstand gegen die Besatzung und für die Freilassung aller Gefangenen. Als die Demonstranten die Mauer erreichten, feuerten die Besatzungssoldaten gummiummantelte Stahlkugeln, Tränengaskanister, Schallgranaten und „Stinkwasser“ (eine Mischung aus Abwasser und Chemikalien) auf die Menge. Einige der Jugendlichen aus dem Dorf warfen Steine in Richtung der Soldaten, die ihrerseits die Demonstranten in die Olivenhaine jagte und in die Aussenbezirke des Dorfes, wo der Photograph Mohammed Basman Yassin (21) von einem Tränengaskanister am Bein getroffen und verletzt wurde.

Im Westbankdorf Al-Masara wurde Mohammed Breijeh während einer friedlichen Demonstration am 6. September kurz nach dem Beginn des Protestes ohne offensichtlichen Grund festgenommen. Mohammed wird sechs Tage in israelischer Haft verbringen, bis ein Militärrichter entscheidet, ob er freigelassen oder wegen der Teilnahme an einer friedlichen Demonstration verurteilt wird.

Der Demonstrationszug bestand aus etwa 40 Leuten, einer Mischung von Palästinensern, Israelis und internationalen Aktivisten, die durch Al-Masara liefen und Dorfland unterhalb der israelischen Kolonie Efrata erreichen wollten. Nach der Festnahme von Mohammed wollten die Aktivisten von den Soldaten wissen, warum ein friedlicher Demonstrant festgenommen wurde. Aber die Soldaten ignorierten die Fragen und stand wortlos herum. Die israelische Armee hat in der Vergangenheit zahllose palästinensische Demonstrationsteilnehmer ohne Verzug kurz nach dem Beginn des Freitagsprotestes festgenommen, oft unter Einsatz von unverhältnismässiger und unnötiger Gewalt. Ein typisches Beispiel dieser Taktik zur Auflösung einer Demonstration konnte am 16. August 2013 beobachtet werden, als die Armee palästinensische und internationale Teilnehmer fünf Minuten nach Protestbeginn brutal festnahm. Seit 2006 führt Al-Masara im Süden der besetzten Westbank wöchentliche Demonstrationen durch, zuerst vor allem gegen den Bau der Annexionsmauer auf dem Dorfland, und später zu verschiedenen Themen des palästinensischen Widerstandes. Vor allem zu Beginn des Jahrs wurden Zelte auf annektiertem Land errichtet und das Recht auf Rückkehr eingefordert. Am vergangenen Wochenende erinnerten die Demonstranten an die Notlage der palästinensischen Gefangenen in Israels Gefängnissen. Das Dorf zählt nur 1000 Einwohner und ist im Vergleich zu den Nachbarorten klein. Die Einwohner aber zeigen keine Spuren der Resignation und haben den gewaltlosen Charakter ihrer Proteste nicht geändert. Leider macht die Reaktion der israelischen Besatzungsarmee auf die friedlichen Dorfdemonstrationen eines unmissverständlich deutlich: Der palästinensische Widerstand gegen die Besatzung wird nicht toleriert.


Friends of Freedom and Justice, 7. September 2013; http://palsolidarity.org/2013/09/photographer-injured-during-weekly-bilin-demonstration/
One man arrested during peaceful Al-Masara demonstration, International Solidarity Movement, Team Khalil, 7. September 2013; http://palsolidarity.org/2013/09/one-man-arrested-during-peaceful-al-masara-demonstration/

Übersetzt und bearbeitet: M. Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 21. Juni 2013

 

Kufur Qaddoum: Journalisten festgenommen, vier Bewohner verletzt -  Das Bürgerkomitee gegen die Mauer und Siedlungen von Kufr Qaddoum nahe der Stadt Qalqilia im Norden der Westbank, berichtete am Freitag, den 21. Juni 2013, dass eine grosse Zahl von Soldaten den wöchentlichen Protest angriffen, vier Bewohner verletzten und Journalisten des Fernsehsenders PalestineTV kidnappten. Die Soldaten schlugen auf Ahmad Shawar und Kameramann Bashar Nazzal ein, konfiszierten die Kameras und warfen die übrige Ausrüstung weg. Ein Sprecher der israelischen Armee warf den Journalisten vor, dass sie die Soldaten angegriffen hätten und sagte, dass sie verhört wurden.

Morad Shteiwy vom Bürgerkomitee Kufur Qaddoum sagte, dass die israelische Armee das Dorf vom frühen Freitagmorgen an umstellte und  ins Dorf eindrang, um die Demonstration zu verhindern. “Die grosse Zahl von Soldaten im Dorf konnte die entschlossenen Bewohner nicht von der Durchführung ihres Protestes abhalten. Die Soldaten griffen die Protestteilnehmer brutal an und feuerten Dutzende von Gasbomben, Schockgranaten und gummi-ummantelten Stahlkugeln,” so Morad Shteiwy.

Aqel Mahmoud Shteiwy, 25 Jahre alt, wurde von einer Plastikstahlkugel an der Hand getroffen, was die Amputation eines seiner Finger notwendig machte. Yousef Mustafa Shteiwy, 21, wurde am Oberkörper getroffen, Bassam Ayyoub Shteiwy, 26, im Rücken, und Bashas Mahmoud Shteiwy, 22, im Magen.

Tränengas, chemisches Wasser und Plastikmantelgeschosse wurden von der israelischen Armee gegen Demonstranten in Bil’in, Ni’lin, Nabi Saleh und Al Ma’sara eingesetzt. Mehrere durch Granaten und Gasbomben verursachten Brände richteten Schaden auf den Feldern und an Olivenbäumen an. Die Soldaten beschossen auch Dorfbewohner, die die Feuer löschen wollten.

Saed Bannoura, Four Injured, Palestine TV Reporters Kidnapped In Kufur Qaddoum, 22. Juni 2013, IMEMC; http://www.imemc.org/article/65714

Yossi Gurvitz, Military police must decide: Is the IDF a gang or an army?, 972 mag.com
(Kommentar zum Vorgehen der IDF, die Drohsteckbriefe von Kindern aus Kufur Qaddoum verteilte)

 

Bil’ins Kampf gegen die Besatzung hört nicht auf - Bilins Dorfbewohner und eine Gruppe von internationalen Aktivisten versammelten sich am 21. Juni 2013 nach dem Freitagsgebet zur wöchentlichen Demonstratione des Dorfes gegen die Apartheidmauer. Die Mauer trennt das Dorf von seinem Land, das für die Erweiterung des benachbarten illegalen Siedlungskomplexes Modiin Illit benutzt wird. Das Kamerateam einer europäischen Fernsehstation folgte den Demonstranten, um den disproportionalen Einsatz von Gewalt durch die Besatzungssoldaten zu filmen. Zwei Demonstranten aus Bil’in starben seit 2005 bei den Protesten infolge des Einsatzes von Tränengas durch die israelische Armee.

Die Demonstraten wurden an diesem Freitag durch Zäune und Stacheldraht aufgehalten, bevor sie die Mauer erreichen konnten. Als sie endlich ein Tor öffen konnten und ihren Zug bis auf 20 Meter vor der Mauer fortsetzten, begannen die Soldaten hinter der Apartheidmauer mit dem Angriff und feuerten Tränengas und Schockgranaten auf die unbewaffneten Menschen. Die Protestteilnehmer bemerkten auch ein israelisches Eigentor auf der anderen Seite:  Eine der Schockgranaten explodierte, bevor sie über die Mauer geworfen wurde, was ein erhebliches Durcheinander unter den Soldaten auslöste. Eine weitere Granate landete dann im Feld und setzte es in Brand. Trotz zahlloser Tränengasrunden, Granatenbewurf und der Hitz und dem Rauch des Feuers blieben die Demonstranten eine Stunde vor der Mauer und protestierten gegen Israels Besatzung und Landannexionen. Als die Demonstranten sich zur Rückkehr ins Dorf aufmachten, verstärkten die Soldaten ihren Beschuss mit Tränengaskanistern. Vor zwei Jahren starb Jawaher Abu Rahma aus Bil’in an den Folgen der Inhalation von Tränengas, das von der israelischen Armee bei den wöchentlichen Protesten exzessiv eingesetzt [Und oft in Wohngebieten benutzt oder direkt in die Häuser geschossen wird. Jawahers Bruder Bassem Abu Rahma starb bei einem Freitagsprotest im April 2009, nachdem ein israelischer Soldat einen Tränengaskanister direkt auf seinen Oberkörper geschossen hatte.] Trotz der Brutalität der israelischen Armee setzen die Bewohner von Bil’in ihre wöchentlichen Demonstrationen gegen die israelische Besatzung und Kolonisierung ihres Landes fort.

Struggle against apartheid wall continues in Bil’in, 23. Juni 2013, International Solidarity Movement, Ramallah Team;
http://palsolidarity.org/2013/06/struggle-against-apartheid-wall-continues-in-bilin/

Die Geschichte des friedlichen Widerstandes in Bil’in seit 2005 wird in dem Oskar nominierten Film “Five Broken Cameras” aus der Sicht von Emad Burnat, Bauer aus Bil’in und Filmemacher, erzählt

 

Siedler beobachten den Angriff der israelischen Armee auf den Protest in Nabi Saleh - Am 21. Juni 2013 versammelten sich etwa 60 Demonstranten aus dem Westbankdorf Nabi Saleh und aus dem Ausland zum wöchentlichen Freitagsprotest. Al sie auf dem Weg zur gestohlenen Dorfquelle durch den Olivenhain und einen Hügel hinab marschierten, wurden sie von der israelischen Armee (und einem Wagen der privaten Sicherheitsfirma der benachbarten Siedlung Halamish) am Fuss der Anhöhe blockiert und kamen unter Beschuss von zwei Seiten: Die Soldaten unter feuerten Tränengas und gummiummantelte Stahlkugeln direkt in die Menge. Auf dem Hügel oben stationierten die Soldaten den “Tempest”, eine auf einem Jeep aufgebaute “Tränengaskanone”, die in zwei Minuten 60 Kanister feuerte und die Felder des Dorfes an mehreren Stellen in Brand setzte. Als sich ein Protestteilnehmer der Quelle näherte, beobachteten die anderen, wie ein Soldat sein Gewehr auf ihn richtete und zielte. Bevor der Soldat schiessen konnte, brachte sich der Mann in Sicherheit. Für viele Demonstranten brachte dieser Vorfall dunkle Erinnerungen an eine Demonstration im November 2012, als auf dem gleichen Hang Rushdi Tamimi von einem Soldaten mit scharfer Munition getötet wurde.

Nach dem Angriff auf den Demonstrationszug sammelten sich die Soldaten am Rand des Dorfes und drangen zu Fuss und mit einigen Jeeps in Nabi Saleh ein. Wer sich auf den Strassen zeigte, auch Kinder und vor allem Journalisten, wurde zur Zielscheibe von Gummimantelgeschossen und Tränengaskanistern, die Soldaten in Verletzung der israelischen Armeeregeln direkt auf die Menschen abgefeuerten. Wie in Demonstrationen zuvor, wurde auch an diesem Freitag ein Sanitäter von der Armee aufs Korn genommen: Ein Soldat warf eine schwere Metallschallgranate auf seinen Kopf und dann wurde ein Tränengaskanister auf seinen Fuss abgefeuert, was seine Hosen in Brand steckte. Die Sanitäter in Nabi Saleh haben kürzlich dagegen protestiert, dass die israelische Armee sie während der Freitagsproteste direkt angreift. Mehrere Tränengaskanister wurden auch auf die Tankstelle in Nabi Saleh gefeuert, ein enormes Risiko angesichts der Benzinreserven.

Das Dorf Nabi Saleh demonstriert seit Dezember 2009 gegen die Übergriffe der Siedler aus der benachbarten israelischen Kolonie Halamish, die eine wichtige Quelle des Dorfes annektierten, und generell gegen die israelische Besatzung. Die israelische Armee unterdrückt die Freitagsproteste mit Tränengas, Gummimantelgeschossen, Schockgranaten, Wasserwerfern, die “Stinkwasser” versprühen, und manchmal mit scharfer Munition. Zwei Dorfbewohner, Mustafa und Rushdi Tamimi, wurden bei den Protesten getötet und zahllose Menschen verletzt. Zwei prominente Organisatoren der Proteste, Bassem Tamimi und Neji Tamimi, wurden vor ein Militärgericht gestellt und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Nach dreieinhalb Jahren setzt Nabi Saleh den Widerstand gegen das Unrecht einer brutalen militärischen Besetzung durch Israel fort.

Settlers at stolen spring watch violent repression of Nabi Salih demonstration, 21. Juni 2013, International Solidarity Movement, Khalil Team; http://palsolidarity.org/2013/06/settlers-at-stolen-spring-watch-violent-repression-of-nabi-saleh-demonstration/
Siehe auch Webseite des Dorfes: http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2011/05/19/free-bassem-and-naji-tamimi/

 

Demonstranten beten am Checkpunkt nach Jerusalem - Am Morgen des 22. Juni 2013 liefen Palästinenser, Internationale und Israelis mit palästinensischen Fahnen und Plakaten zum israelischen Checkpunkt, der die südliche Westbank von Jerusalem trennt. Als sie den Kontrollpunkt erreichten, wurden sie von den israelischen Soldaten mit grosser Brutalität am Weitergang gehindert. In Reaktion darauf beteten die palästinensischen Aktivisten auf der Bethlehemer Seite des Checkpunktes, um ihr Recht auf Bewegungsfreiheit auf ihrem Land zu demonstrieren, und ihr Recht, in Jerusalem zu beten.

Palästinenser sind täglichen Menschenrechtsverletzungen infolge der israelischen Besatzung ausgeliefert. Die Bewegungsfreiheit der palästinensischen Bewohner in der Westbank ist erheblich eingeschränkt und die israelische Besatzungsmacht hat ein bürokratisches System von Pässen und Genehmigungen für die Palästinenser entwickelt, wenn sie auf ihrem eigenen Land reisen wollen. Genehmigungen für Jerusalem werden selten ausgegeben und schliessen zumeist die Altersgruppe zwischen 18 und 45 Jahren aus.

Während der Demonstration konnten viele israelische Kolonisten ungehindert den Checkpunkt auf gestohlenem palästinensischem Land passieren. Protesters pray at checkpoint after being denied entry to Jerusalem, IMEMC, 23. Juni 2013; http://www.imemc.org/article/65718

Übersetzt und bearbeitet: M. Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 7. Juni 2013

 

“Wir sind die Armee” -Plakate der israelischen Armee drohen Kinder in Kufr Qaddoum - In Kufur Qaddoum organisierten die Dorfbewohner am Wochenende ihren Protest vor allem in Reaktion auf Drohgesten der israelischen Armee gegen die Kinder im Dorf: Nachdem die israelische Armee in den vergangenen drei Wochen 10 Nachtrazzien gegen Kufur Qaddoum durchgeführt hatte, kamen israelische Soldaten vor einigen Tagen ins Dorf und hängten Plakate mit den Fotos von vier 15 und 16 Jahre alten Kindern auf mit dem Text: “Wir sind die Armee; nehmt euch in acht, wir werden euch fangen, wenn wir euch sehen. Oder wir werden zu eurem Haus kommen.”

Beim Protest am vergangenen Freitag marschierten Kinder aus dem Dorf an der Spitze und forderten die Bestrafung von israelischen Besatzungssoldaten, die palästinensische Kinder bedrohen und das Dorf für die Durchführung friedlicher Proteste bestrafen. Später konfiszierten israelischen Soldaten “Suchplakate” der Demonstranten, mit Fotos von israelischen Soldaten, die Demonstranten angreifen, und der Unterschrift: “Gesucht!”

Als die Protestteilnehmer auf der Strasse marschierten, wurden sie sofort mit Tränengas aus dem “Tempest” (Sturm) beschossen, dem auf einem Jeep montierten Mehrfachtränengaswerfer der israelischen Armee, der bis zu 60 Kanister in einer Runde abfeuern kann. Die Soldaten schossen Tränengaskanister auch direkt auf die Demonstranten, was in der Vergangenheit bei den Protesten in der Westbank zu schweren Verletzungen und Tod geführt hat. Tränengaskanister der israelischen Armee setzten Brände in den Olivenhainen um das Dorf und die Feuerwehr musste gerufen werden.

Am Vortag der Demonstration griff die israelische Armee Kufr Qaddoum mitten in der Nacht an: Armeejeeps und Soldaten kamen ins Dorf und terrorisierten die Bewohner mit dem Verschuss von Tränengas und scharfer Munition. Als die Soldaten Tränengas durch die Fenster in die Häuser des Dorfes feuerten, erlitt ein sieben Monate altes Baby einen Erstickungsanfall und musste in einem Krankenwagen behandelt werden. Mourad, ein Dorfbewohner sagte zur ISM [International Solidarity Movement] am Freitag: “ Obwohl unser Dorf unter einer Belagerung steht und unsere Leute unterdrückt werden, sind wir dennoch entschlossen, unseren Marsch fortzusetzen und unser Ziel zu erreichen.”

In Kufr Qaddoum richten sich die wöchentlichen Proteste vor allem gegen die israelische Blockade einer Strasse, die den Dorfbewohnern eine direkte Fahrt ins Nahe gelegene Nablus ermöglichte. Die derzeitige Umführung verdoppelt die Fahrt auf 14 Kilometer und ist ein Symbol der systematischen Beschränkung der Bewegungsfreiheit für Palästinenser in der Westbank durch die israelischen Behörden.

Infant Injured In Kufur Qaddoum, 7. Juni 2013, IMEMC; http://www.imemc.org/article/65635

“We are the army…we will catch you or we will come to your house” – Soldiers threaten children of Kafr Qaddum, 7. Juni 2013, ISM; http://palsolidarity.org/2013/06/we-are-the-armywe-will-catch-you-or-we-will-come-to-your-house-soldiers-threaten-children-of-kafr-qaddum/

 

 

Ni’lin: Fünf Jahre Widerstand gegen die israelische Trennmauer - Am Freitag, den 3. Juni 2013, war der fünfte Jahrestag des palästinensischen Kampfes gegen die Annexionsmauer in Ni’lin. Das Dorf beginnt nun das sechste Jahr des Widerstandes gegen die israelische Kolonisierung.

Wie immer versammelte sich die Demonstration in den Olivenhainen ausserhalb des Dorfes nach dem Freitagsgebet. In einer inspirierenden Rede wurden die Bewohner des Dorfes ermutigt, die Kolonialherren an ihre Verbrechen in den vergangenen fünf Jahren zu erinnern. Hunderte von Dorfbewohnern wurden verletzt und fünf wurden umgebracht in den vergangenen Jahren des Widerstandes gegen die Landnahme durch die israelische Kolonisierung.

Die Rede verurteilte auch die nächtlichen Invasionen in das Dorf, die in Ni’lin so oft vorkommen. Es gab Zeiten, in denen israelische Soldaten bis zu zwei oder drei Mal wöchentlich nachts in das Dorf eindrangen. In den letzten Monaten wurden bis zu 25 Dorfbewohner in diesen Nachtrazzien festgenommen, was die Nacht in Ni’lin zu einer Zeit der grossen Unsicherheit macht.

Zusätzlich verurteilte der Protest kollektiv den jüngsten Angriff von Siedlern, der vor zwei Wochen stattfand. Eine Gruppe von Siedlern der illegalen Kolonie Hashmonaim tötete mehr als 2500 Bäume des Dorfes, in dem sie in einem sogenannten Vergeltungsschlag, “Price-tag attack”, die trockenen Sommerfelder in Brand steckten.

Ein anderes Problem, das bei der Demonstration angesprochen wurde, war der Tunnel, der von der Besatzungsarmee unter der Mauer gebaut wird und zukünftig als einziger Ein- und Ausgang für Ni’lin dienen soll, was Ni’lin effektiv nach dem Willen der Armee abriegelt. All dies wird durchgeführt, während die nahegelegene Siedlung Ni’li sich nach Norden ausdehnt. Aber die Demonstration in dieser Woche sandte eine klare Botschaft im Bezug auf den Willen und die Entschlusskraft der Menschen von Ni’lin. Die Leute werden auf dem Pfad bleiben, der zur Befreiung von der Besatzung führt.

Als die Demonstration das Tor in der Annexionsmauer erreichte, die in der Vergangenheit das Ende so vieler Proteste markierte, begannen die Soldaten mit dem Abfeuern riesiger Mengen von Tränengasgranaten. Sie benutzten einen Mehrfachgranatenwerfer auf einem Jeep [den Tempest oder Sturm], der mehr als 30 Kanister pro Runde abfeuern kann. Jedes Mal, wenn gefeuert wurde, war der Boden in das widerlichen Gas eingehüllt. Dutzende von Menschen inhalierten das Gas und litten unter dem Erstickungseffekt. Obwohl er mehr als 15 Mal abgefeuert wurde, wurde aus schierem Glück kein Demonstrant getroffen. Scharfschützen setzten Gummimantelgeschosse ein, um die Jugendlichen vom Ersteigen der Mauer abzuhalten und das sogenannte “Stinkwasser”, Skunk, wurde ebenfalls gegen die Demonstration eingesetzt. Trotz dieser Repressionen wurde niemand schwer verletzt oder festgenommen und den Menschen von Ni’lin gelang es, ihren Foltermeistern eine klare Botschaft zu senden, dass das sechste Jahr des Kampfes das Jahr sein wird, in dem die Mauer gestürzt wird.

Five years of struggle against the Israeli segregation wall in Ni’lin, 3. Juni 2013, Ni’lin village;http://www.nilin-village.org/2013/06/03/five-years-of-struggle-against-the-israeli-segregation-wall-in-nilin/ Übersetzt von M.Lauer

 


Nabi Saleh: Zwei Protestteilnehmer festgenommen
- In Nabi Saleh marschierte eine Gruppe von etwa 60 Demonstranten, Dorfbewohner, Israelis und intermationale Aktivisten, nach dem Freitagsgebet  vom Dorfzentrum in Richtung einer Dorfquelle, die seit 2009 von israelischen Siedlern besetzt wird. Die israelische Armee griff den Protestzug mit Tränengas und Gummimantelgeschossen an. Als Protestteilnehmer Steinblockaden zum Schutz gegen Armeefahrzeuge auf der Strasse legten, kamen  zwei Jeeps und der Skunkwagen an, der eine übelriechende und langhaftende Flüssigkeit versprüht. Der Wasserwerfer durchbrach die Steinreihen und versprühte seine stinkende Ladung auf die Demonstranten. Im Verlauf des Tages drangen Armeejeeps und der “Stinkwagen” ins Dorf ein. Menschen und Häuser wurden mit der chemischen Mischung eingedeckt.Zwei Palästinenser, Tamim, 19, und Mo’men Tamimi, 16, wurden festgenommen und verhört und einige Zeit spatter freigelassen.

Seit 2009 demonstriert das Dorf Nabi Saleh gegen den Diebstahl einer Quelle des Dorfes durch Bewohner der benachbarten israelischen Kolonie Halamish, und gegen die israelische Kolonialisierung von palästinensischem Land. Die israelische Besatzungsarmee reagierte auf die wöchentlichen Proteste mit militärischen Einschüchtertungskampagnen, Strassenblockaden am Protesttag, Nachtrazzien auf Häuser von Organisatoren und Demonstranten, und dem Einsatz von “Massenkontrollmitteln” gegen unbewaffnete Zivilisten, Tränengas, Schockgranaten, Gummimantelgeschossen und scharfer Munition. Zwei Dorfbewohner. Mustafa und Rushdie Tamimi wurden in den vergangenen zwei Jahren bei den Protesten getötet und zahllose Teilnehmer verletzt.  Die israelische Besatzungsmacht strengte Militärverfahren gegen zwei Dorfbewohner an, Naji und Bassem Tamimi, die für die Organisation von friedlichen Protesten zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt wurden.

Am 5. Juni markierten Vertreter der PLO den 46. Jahrestag der Naksa oder Tag des Rückschlags, als Israel im Sechstagekrieg fünf arabische Armeen besiegte und die besetzten Gebiete, Gaza, Ost-Jerusalem, die West Bank und die syrischen Golanhöhen eroberte. “46 Jahre später ist die israelische Besetzung von 22 Prozent des historischen Palästina eine humanitäre und politische Katastrophe, die das Leben des palästinensischen Volkkes in Palästina und im Exil dominiert und kontrolliert,” sagte PLO-Vertreterin Hanan Ashrawi in einer Stellungnahme. (Maan)

Demonstranten in der Westbank nahmen am Freitag, den 7. Juni 2013 an Grossprotesten aus Anlass des Globalen Marsches nach Jerusalem – Global March to Jerusalem- teil. Die israelische Armee setzte Tränengas, Schockgranatne und Gummimantelgeschosse ein, um die Proteste aufzulösen; zahllose Protestteilnehmer wurden verletzt.

In Al-Maasara bei Bethlehem trugen die Teilnehmer am wöchentlichen Freitagsprotest gegen Israels Siedlungen und die Apartheidmauer  palästinensische Fahnen, Plakata mit den Fotos von palästinensischen Gefangenen und erinnerten an den Sechstagekrieg von 1967.

In Bil’in demonstrierten Palästinenser, Israelis und internationale Friedensaktivisten gegen die israelische Kolonialpolitik in der Westbank und forderten die Freilassung der Palästinenser in israelischer Haft.

UPDATE: Two arrested in Nabi Saleh weekly protest, 7. Juni 2013; International Solidarity Movement; http://palsolidarity.org/2013/06/two-arrested-in-nabi-saleh-weekly-protest/

PLO officials mark 46th anniversary of 1967 occupation, 5. Juni 2013. Maan; www.maannews.net

Clashes across West Bank as Palestinians mark war anniversary, 7. Juni 2013, Maan; http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=602878

Übersetzt und bearbeitet: M. Lauer

 

22.04.2013

Army arrive as protesters cut down Apartheid Wall. Photo by Hamdi Abu Rahma Aktivisten entfernen einen Teil der israelischen Mauer - (17. April 2013) - Am Tag des palästinensischen Gefangenen schnitten palästinensische und internationale Aktivisten ein etwa zehn Meter langes Zaunstück aus Israels Trennbarriere nicht weit vom israelischen Gefängniskomplex Ofer, wo in der Westbank gekidnappte Palästinenser inhaftiert und vor Militärgerichte gestellt werden. Die Teilnehmer trugen T-Shirts mit dem Foto von Bassem Abu Rahma, der vor vier Jahren und am gleichen Datum, dem 17. April, bei einer Freitagsdemonstration zum Tag der Gefangenen in seinem Dorf Bil‘in von einem israelischen Soldaten getötet wurde. Die Protestaktion gegen die nach internationalem Recht illegale israelische Annexionsmauer [Siehe Urteil des Internationalen Gerichtshofes vom Juli 2004] war bis ins Detail geplant und wurde von den Aktivisten in weissen Schutzmasken mit Blick auf die israelische Reaktion so schnell wie möglich ausgeführt. Als nach zehn Minuten der erste israelische Militärjeep ankam und eine Schallgranate geworfen wurde, hatten die Protestteilnehmer ihre Aktion erfolgreich durchgeführt und fuhren davon.
 

Addameer, eine palästinensische Menschenrechtsorganisation zum Schutz der politischen Gefangenen, berichtet, dass zur Zeit 4936 Palästinenser in israelischen Gefängnissen festgehalten werden, darunter 178 in der sogenannten Verwaltungshaft ohne offizielle Anklage und Verfahren, davon viele in Ofer. Zahlreiche palästinensische Gefangene befinden sich aus Protest gegen Misshandlung und Folter und die unbegrenzte Inhaftierung unter fabrizierten Anklagen oder ohne jedes Gerichtsverfahren im Hungerstreik.

Samer Issawi aus Jerusalem befindet sich seit über 265 Tagen im Hungerstreik gegen seine wiederholte Inhaftierung. Er hat bisher alle Angebote der israelischen Regierung abgewiesen, seine Freiheit durch eine Zustimmung zum Leben im Exil zu erreichen. Issawi bestand bisher auf eine Rückkehr zu seinem Geburtsort, Jerusalem. Am 20. April 2013 berichtete der Minister für Gefangene, Issa Qaraqe, dass Issawi einem israelischen Angebot zugestimmt habe. Im Austausch für eine Beendigung seines Hungerstreiks würde Issawi weitere sechs Monate in israelischer Haft sein, berichtete Ma’an News. Der 33-jährige Samer Issawi wurde 2002 zum ersten Mal verhaftet und für militärische Aktivitäten für die Democratic Front for the Liberation of Palestine zu 26 Jahren verurteilt, so Ma’an.

Samer Issawi war unter den mehr als 1000 Palästinensern die im Austausch für den israelischen Soldaten Gilad Shalit im Oktober 2011 freigelassen wurden. Er wurde wieder festgenommen, angeblich für die Verletzung der Freilassungsbedingungen, und seitdem unter der sogenannten Verwaltungshaft festgehalten Er begann seinen Hungerstreik am 1. August 2012.

Der Hungerstreik von palästinensischen politischen Gefangenen begann als eine Protesttaktik gegen Israels Einsatz der Verwaltungshaft, der Folter und gegen die demütigenden Bedingungen in israelischen Gefängnissen. 2012 und 2013 beteiligten sich beinahe 2000 Palästinenser an Massenhungerstreiks. Tausende von Palästinensern nahmen an Demonstrationen ausserhalb der Gefängnismauern teil. Protestzelte, Streiks und andere Demonstrationen der Solidarität mit den Hungerstreikenden in der Westbank und in Israel wurden von Israel brutal angegriffen. Nach dem Tod von Arafat Jaradat, der unter der Anklage des Steine werfens festgenommen wurde und nur wenige Tage später am 23. Februar 2013 in Israels Megiddogefängnis starb, kam es zu weiteren grossen Protesten. Jaradat starb entweder während oder kurze Zeit nach einem Verhör.

Seit der Besetzung der Westbank, Ostjerusalems und Gaza 1967 wurden mehr als 700 000 Palästinenser von Israel inhaftiert. Bis heute werden Palästinenser von Zuhause vom Arbeitsplatz von der Schule oder Universität oder von den hunderten von Checkpunkten abgeführt und inhaftiert, manchmal für einige Tage, Wochen und einige für eine unbegrenzte Zeit.


Hana Shalabi
vom Westbankdorf Burqin bei Jenin musste einem dreijährigen Exil in Gaza zustimmen, bevore sie von den israelischen Behörden aus der Verwaltungshaft freigelassen wurde. Sie war 43 Tage im Hungerstreik. Khader Adnan wurde am 17. April 2012 nach einem 67- tägigen Hungerstreik aus seiner Verwaltungshaft freigelassen.

Activists remove section of apartheid wall in solidarity with Palestinian prisoners, 17. April 2013, International Solidarity Movement, Ramallah, Occupied Palestine; http://palsolidarity.org/2013/04/activists-remove-section-of-apartheid-wall-in-solidarity-with-palestinian-prisoners/
http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=588018
http://972mag.com/photos-street-exhibition-confronts-israelis-on-palestinian-prisoners-day/69488/

 
Zur Zeit befindet sich die Hälfte der 166 Gefangenen im amerikanischen Gefängnis Gunantanamo Bay im Hungerstreik
gegen ihre unbegrenzte Inhaftierung. 16 Gefangene werden zwangsernährt.
http://www.commondreams.org/headline/2013/04/21-1
 

Menschlichkeit hat keine Nationalität – in Erinnerung an Tom Hurndall und Vittorio Arrigoni

Tom kurz vor seinem Tod

Am 11. April 2013 schrieb die Internationale Solidaritätsbewegung [Internationale Solidarity Movement-ISM] in Erinnerung an den Tag, als Tom Hurndall vor zehn Jahren von einem israelischen Scharfschützen eine Kugel in den Kopf erhielt:

Die israelische Armee drang in die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens ein, als Tom und Kollegen von der ISM eine Gruppe von Kindern auf einer Strasse sahen, die von Scharfschützen beschossen wurde. Augenzeugen berichten, dass die Kinder in einem Kugelhagen sassen und sich nicht zu rühren wagten. Tom konnte ein Kind in Sicherheit tragen, aber als er zurückkehrte, um ein zweites zu retten, schoss ein Scharfschützen eine Kugel in seinen Kopf. Tom lag neun Monate im Koma, bevor er am 13. Januar 2004 starb. Er war 22 Jahre alt. Heute, am Tag, an dem er erschossen wurde, salutieren wir Toms Mut. Wir denken an seine Familie und Freunde. Wir stehen weiterhin in Solidarität mit dem palästinensischen Volk, wie Tom es gewünscht hätte.

„Was will ich von diesem Leben? Was uns glücklich macht, ist nicht ausreichend. All das, was unsere Instinkte befriedigt, stellt nur das Tier in uns zufrieden. Ich will mehr. Ich will auf mich stolz sein und wenn ich sterbe, möchte ich lächeln, angesichts dessen, was ich unternommen habe, und nicht weinen wegen der Dinge, die ich nicht ausgeführt habe.“ – Tom Hurndall

 

Vittorio Arrigoni - “Wir müssen menschlich bleiben, selbst in schwierigen Zeiten. Denn trotz allem muss die Menschlichkeit immer in uns bleiben. Wir müssen sie anderen bringen.“

Der 15. April 2013 war der zweite Jahrestag des Mordes an Vittorio Arrigoni im Gazastreifen, einem Mitglied der ISM. Vittorio kam am 23. August 2009 in Gaza an, als er zusammen mit weiteren 40 internationalen Aktivisten die israelische Blockade durchbrach, was er als den glücklichsten Moment seines Lebens beschrieb: „Es wurde klar, nicht nur für die Welt, sondern auch für die Palästinenser, dass es Menschen gibt, die willens sind, ihr Leben dafür einzusetzen, um nach Gaza zu kommen und ihre Brüder hier zu umarmen.“

Von der Ankunft bis zu seiner Ermordung am 15. April 2011 blieb Vittorio in Gaza und arbeitete mit der ISM. Er nahm an den regelmässig organisierten Demonstrationen teil, half Bauern und Fischern und dokumentierte die zahllosen israelischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die er selbst erlebte. Während der sogenannten „Operation gegossenes Blei“ und dem Massaker an hunderten von unbewaffneten palästinensischen Zivilisten blieb Vittorio in Gaza.

In einem Interview sagte er: „Ich komme von einer Familie von Partisanen, mein Grossvater kämpfte und starb im Widerstand gegen die Besatzung, die faschistischen Nazis. Deshalb habe ich vielleicht in meiner DNA, in meinem Blut, Elemente, die mich zum Kampf für Freiheit und Menschenrechte anspornen.“

Die Kinder in Gaza werden weiterhin unter der Belagerung geboren und die Palästinenser leiden jeden Tag unter der Brutalität der Besatzung. Die Fortsetzung von Vittorios Arbeit und der kontinuierliche Widerstand sind der beste Betrag zum Gedenken an Vittorio Arrigoni, der eine Inspiration für Menschen in der ganzen Welt bleibt. „Ein Sieger ist lediglich ein Träumer, der das Träumen nie aufgab,“ war Vittorios Lieblingszitat. Vittorio, wir werden dich nie vergessen.

In memory of Tom Hurndall, shot in the head by Israeli sniper 10 years ago today, 11. April 2013, International Solidarity Movement; http://palsolidarity.org/2013/04/in-memory-of-tom-hurndall-shot-in-the-head-by-israeli-sniper-10-years-ago-today/
Humanity has no nationality: 2nd anniversary of the murder of Vittorio Arrigoni, 15. April 2013, Team Khalil, ISM; http://palsolidarity.org/2013/04/30568/

Übersetzung und Zusammenstellung Martina Lauer
 

 

 

Achter Jahrestag der Proteste gegen Israels Mauer in Bil'in


Der palӓstinensische Premierminister Salaam Fayyad wurde am 1. März ein Opfer des routinemässigen Tränengasangriffs der israelischen Besatzungsarmee auf Bil’ins Freitagsproteste gegen die Annexionsmauer in der besetzten Westbank. Am1. März erinnerten Aktivisten aus Palästina, Israel und dem Ausland an den Beginn der friedlichen Demonstrationen des Dorfes im Februar 2005 in Bil’in, die durch die Konfiszierung von Dorfland für den Bau der Mauer und die geplante Erweiterung der benachbarten jüdischen Siedlung Modiin Illit ausgelöst wurden. „5 Broken Cameras:, ein Dokumentarfilm von Emad Burnat über die Demonstrationen in seinem Heimatdorf Bi’lin wurde 2013 für einen Oskar für den besten Dokumentarfilm nominiert. Prominente palästinensische Politiker, darunter Mustafa Barghouthi von der Palestinian National Initiative, beteiligten sich am Freitagsmarsch zur Mauer, die 2004 vom Internationalen Gerichtshof als illegal verurteilt wurde. Hunderte von Demonstranten riefen zur internationalen Solidarität mit den palästinensischen politischen Gefangenen auf, vor allem mit den Inhaftierten im Hungerstreik, und forderten ihre Freilassung aus israelischer Haft.

Das Ziel der wöchentlichen Proteste in Bil’in ist der Abu Lemon Park, ein Teil des Dorflandes, das Bil’in 2011 nach jahrelangen Protesten und mehreren Klagen vor dem Obersten Israelischen Gericht zurückgegeben wurde. Dort warten die israelischen Soldaten hinter der Betonmauer auf die Ankunft der Demonstranten, um das Feuer mit Tränengaskanistern, Schockgranaten und Gummimantelgeschossen zu eröffen. An manchen Tagen setzt die israelische Besatzungsarmee auch scharfe Munition und eine chemikalische Flüssigkeit ein, die von den Drüsen eines Stinktieres kommen könnte und aus einem speziellen Stinkwasserwerfer in Richtung Demonstranten versprüht wird. Eingen Demonstranten gelang es, den Stacheldrahtverhau vor der Mauer zu durchschneiden. Als die Soldaten mit der Jagd auf die Demonstranten begannen, kam es zu Zusammenstössen mit Steine werfenden Jugendlichen aus dem Dorf.

Fünf Protestteilnehmer, darunter ein Journalist und ein Sanitäter wurden von Tränengasbomben verletzt.

Ebenfalls am Freitag protestierten hunderte von Palästinensern in mehreren Dörfern, am Qalandia-Kontrollpunkt bei Jerusalem und vor dem israelischen Gefängniskomplex Ofer in der Westbank, mit der Forderung nach Gerechtigkeit für palästinensische Gefangene und gegen Israels Einsatz von Folter gegen inhaftierte Palästinenser. Zwei Palästinenser wurden durch scharfe Munition schwer verletzt. Am vergangenen Samstag starb Arafat Jaradat im Megiddo-Gefängnis nach wenigen Tagen in israelischer Haft. Eine Autopsie hatte nach Aussagen eines anwesenden palästinensischen Arztes Spuren der Folter aufgedeckt. Palästinenser haben eine unabhängige Untersuchung gefordert.

In Nabi Saleh, Ni’lin, Al Ma’sara und Kufr Quaddoum wurden die Demonstranten ebenfalls von der israelischen Armee angegriffen. In Hebron forderten die Protestteilnehmer die Öffnung der zentralen Shuhadastrasse, die vor 13 Jahren für Palästinenser (und Solidaritätsaktivisten) geschlossen wurde, angeblich um die Sicherheit der jüdischen Siedler im Stadtkern zu gewährleisten. Der Protest in Hebron erinnerte an das Massaker von 1994, als der amerikanisch-israelische Arzt Baruch Goldstein 29 Palästinenser beim Gebet in der Ibrahimi-Moschee erschoss.

Palästinenser in Gaza protestierten am Freitag im Zaunbereich an der Grenze zu Israel. Am 3. Mӓrz 2013 organisierten die Fischer in Gaza eine Protestflotille von 50 Booten, um gegen die Beschlagnahmnung von 36 Booten zu protestieren. Mehrere hundert Palӓstinenser fuhren mit ihren Schiffen vom Hafen in Gaza Stadt nach Beit Lahia im Norden und zurück. um auf Israels fortgesetzte Angriffe auf palӓstinensische Fischer aufmerksam zu machen. Die Union of Agricultural Work Committees (UAWC) organisierte den Protest.

Israelische Soldaten haben seit dem Ende von Israels achttägigem Angiff auf den Küstenstreifen am 21. November 2012 vier Palästinenser im Grenzbereich Gazas getötet und über hundert verletzt, trotz des offiziellen Waffenstillstandes. Im November 2012 wurden über 160 Palästinenser in Gaza getötet und 1200 Menschen verletzt. Am 13. Februar 2013 verurteilte Human Rights Watch Israel wegen zahlreicher Menschenrechtsverletzungen während der November-Offensive.

Five, Including Medic And Journalist, Injured In Bil’in, 1. März 2013, IMEMC;
http://www.imemc.org/article/65139

2 Palestinians critically wounded by live fire, 1. März 2013, Maan; http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=570410

Five, Including Medic And Journalist, Injured In Bil’in, 1. März 2013, IMEMC; http://www.imemc.org/article/65139

2 Palestinians critically wounded by live fire, 1. März 2013, Maan; http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=570410
http://mondoweiss.net/2013/03/fishermen-protest-flotilla.html
http://www.presstv.ir/detail/2013/03/02/291480/israeli-troops-attack-west-bank-demos/

 

5 Broken Cameras“ – Einige Fakten zu Emad Burnats Film über Bil‘in


Die Palästinenser in Bil’in haben Freitagsproteste gegen Israels illegale Mauer abgehalten, seit die israelische Armee 2005 mit dem Mauerbau begann. Kein anderes Westbankdorf hat bisher so lange und konsequent gegen Israels Annexionsmauer demonstriert. Bil’ins kreative Proteste, die trotz des brutalen Vorgehens der israelischen Armee auch Elemente des politischen Theaters einbezogen, wurden zum internationalen Symbol des gewaltlosen palästinensischen Widerstandes gegen Israels Besetzung und schrittweisen Kolonialisierung der Westbank.
In Anerkennung der Oskarnominierung von“ 5 Broken Cameras“, einem Dokumentarfilm des palӓstinensischen Aktivisten Emad Burnat,  stellte das "Institute for Middle East Understanding" Fakten über Burnats Leben und über die friedlichen Widerstandskampagne in seinem Dorf Bil'in in der besetzten Westbank zusammen...

 

- Emad Burnat -

  • Burnat lebt mit seiner Frau Soraya und vier Kindern, im Dorf Bil'in in der besetzten Westbank. Soraya und sein jüngster Sohn Gibreel spielen eine zentrale Rolle in „5 Broken Cameras“. Er verdient seinen Lebensunterhalt als Bauer, wie zahllose Generationen seiner Familie vor ihm.

  • Burnat, 41, und Gibreel, 8, haben ihr ganzes Leben unter Israels miliӓrischem Besatzungsregime gelebt, das 1967 begann.Wie alle Palӓstinenser in der Westbank gibt Israel ihnen keine bürgerlichen oder politischen Rechte und sie leben unter repressiven und diskriminierenden militӓrischen Regeln, die die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch 2010 in einem Bericht "Getrennt und ungleich" beschreibt. [“Separate and Unequal: Israel’s Discriminatory Treatment of Palestinians in the Occupied Palestinian Territories.”]

  • 2005 begann Burnat zusammen mit anderen Einwohnern von Bil'in mit den wӧchentlichen Protesten, nachdem Israel Dorfland für den Bau der israelischen Mauer zwischen Bil'in und der nahegelegenen jüdischen Siedlung Modi'in Illit annektierte. In dieser Zeit kaufte er seine erste Videokamera, um die Geburt seines jüngsten Sohnes Gibreel zu dokumentieren.

  • Burnat und sein israelischer Ko-direktor Guy Davidi stellten 5 Broken Cameras auf der Basis von Filmmaterial zusammen, das Burnat bei den Protesten zwischen 2005 und 2011 aufgenommen hatte.

  • Am 19. Februar 2013 wurde Burnat mit seiner Familie eine Stunde lang von Zollbeamten am Flugplatz in Los Angeles festgehalten und verhӧrt, als sie zur Teilnahme an den Oskars einreisen wollten. Die Beamten konnten nicht glauben, dass er ein Oskarnominierung erhalten hatte, obwohl er seine Einladung von der Akademie vorweisen konnte, und sie drohten mit einer Einreiseverweigerung. Erst nach dem Einschreiten von Burnats Freund und Kollegen, dem amerikanischen Dokumentarfilmdirektor Michael Moore wurde Burnat die Einreise gestattet.

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- Bil’in -

  • Bil'in liegt ausserhalb von Ramallah in der zentralen Westbank und hat etwa 1700 Bewohner.

  • Ursprünglich wurde mehr als die Hӓlfte von Bil'ins Land, zum grӧssten Teil Agrarland, für den Bau der Mauer und die geplante Ausdehnung der benachbarten israelischen Siedlung annektiert. Nach einer Klage der Dorfbewohner von Bil'in befahl das Israelische Oberste Gericht 2007 eine Verlegung der Route der israelischen Mauer. Das Urteil gab dem Dorf aber nur die Hӓlfte des konfiszierten Dorflandes zurück.

  • Die nahegelegene jüdische Siedlung Modi'in Illit (auch Kiryat Sefer genannt) wurde 1994 auf besetztem palӓstinensischem Land gegründet und hat mehr als 48 000 Einwohner. Damit ist Modi'in Illit die zweitgrӧsste israelische Siedlung in der besetzten Westbank. Wie alle israelischen Siedlungen wurde Modi'in Illit in Verletzung von internatioinalem Recht erbaut.

  • Seit 2005 wurden zwei Dorfbewohner bei den Demonstrationen gegen die Mauer in Bil'in von der israelischen Armee getӧtet und zahllose Teilnehmer verletzt. Bei einem Freitagsprotest im April 2009 schoss ein israelischer Soldat einen Hochgeschwindigkeits-Trӓnengaskanister auf den 29-jӓhrigen Bassem Abu Rahme ["Pheel"]. Burnats Fim zeigt, wie Bassem aus kurzer Distanz am Oberkӧrper getroffen und getӧtet wurde. Am 1. Januar 2011 starb Bassems Schwester, Jawaher Abu Rahme, 35, nachdem sie beim Beobachten des wӧchentlichen Protestes grosse Mengen vonTrӓnengas eingeatmet hatte, das israelische Soldaten jeden Freitag auf die Demonstranten in Bil'in abschiessen.

- Gewaltloser Widerstand in der Westbank -

  • Die Bewohner von mehreren palӓstinensischen Orten in der Westbank haben ebenfalls gewaltlose Demonstrationen und Gerichtsklagen eingesetzt, um gegen die Konfiszierung ihres Landes für den Bau der israelischen Mauer und der Siedlungen in der Westbank zu protestieren, darunter Nabi Saleh, Ni'lin, Budrus (dessen Widerstandskampagne in einem preisgekrӧnten Dokumentarfilm festgehalten wurde) und Jayyous, wo 2003 die zivile Widerstandskampagne gegen die Mauer begann.

  • Wie in Bil'in hat Israel auf die friedlichen Proteste von Palӓstinensern und ihren israelischen und internationalen Mitaktivisten in der Westbank mit militӓrischer Gewalt und Repression reagiert. Die Demonstranten werden regelmӓssig mit Trӓnengas, Gummimantelgeschossen und Schockgranaten beschossen, manchmal auch mit scharfer Munition. Die israelische Armee führt nӓchtliche Razzien in den Protestdӧrfern aus, nimmt Demonstrationsteilnehmer, darunter auch Kinder, in Massenverhaftungen fest. Aktivisten in Bil'in, Ni'lin und Nabi Saleh wurden für die Organisation der Proteste zu Gefӓngnis und hohen Geldstrafen verurteilt. Seit 2004 wurden mindestens 17 Palӓstinenser, darunter 8 Minderjӓhrige, bei den Protesten gegen Israels illegale Mauer in der Westbank getӧtet und hunderte wurden verletzt. Wie Vertreter des israelischen Verteidigungsministeriums 2010 gegenüber amerikanischen Diplomaten kommentierten, macht die israelische Armee „Gandhi nicht sehr gut.“

- Israels Mauer in der Westbank -

  • Wӓhrend der Zweiten Intifada begann Israel 2002 unter dem Vorwand der Sicherheit mit dem Bau der Mauer, zum grossen Teil tief in der besetzten Westbank.

  • 2004 urteilte der Internationale Gerichtshof in einem Rechtsgutachten, dass die Mauer illegal sei, weil etwa 85% der Mauer auf palӓstinensischem Land in der Westbank stehen und nicht entlang Israels international anerkannten Grenzen von 1967.

  • Bis Mai 2012 wurden über 700 Kilometer der Mauer fertiggestellt. Die Kosten beliefen sich auf 2,6 Milliarden US-Dollar. Nach Fertigstellung wird die Mauer mehr als doppelt so lang wie die Grüne Linie sein, Israels Grenze zur Westbank.

  • Durch den Bau der Mauer hat Israel zahlreiche palӓstinensische Quellen und den grӧssten Grundwasserleiter in der Westbank annektiert. Felder und Olivenhaine mit tausenden von Bӓumen wurden zerstӧrt

  • Kritiker haben Israel vorgeworfen, dass die Route der Mauer so geplant wurde, dass sich mӧglichst viele israelische Siedlungen auf der westliche Seite der Mauer befinden  und mӧglichst viele Palӓstinenser auf der ӧstlichen Seite. Nach der Fertigstellung werden etwa 10% der Westbank auf der Israel zugewandten Seite der Mauer sein und mehr als 85% der israelischen Siedlerbevӧlkerung, was eine de-facto Annexion durch Israel bedeutet.1)

Am 3. März 2013 reichte die Mutter von Bassem Abu Rahmah eine Petition beim Obersten Israelischen Gericht ein. Beinahe vier Jahre nach dem Tod ihres Sohnes und zweieinhalb Jahre nach der Erӧffnung einer Untersuchung durch die Militӓrpolizei fordert sie ein gerichtliches Vorgehen gegen den Soldaten, der den tödlichen Tränengaskanister auf Bassem abschoss, und gegen seine Vorgesetzten. Der Dorfrat von Bil'in und die Menschenrechtsorganisationen B'Tselem und Yesh Din unterstützen den Antrag von Soubhiya Abu Rahma, der Expertenaussagen miteinschliesst, dass der Trӓnengaskanister in Verletzung der Einsatzregeln der israelischen Armee direkt auf Bassem Abu Rahmah abgefeuert wurde.

Emad Burnat schrieb über seine Erfahrungen bei der Einreise in die USA anlässlich der Verleihung der Oskars:

„...die Amerikaner, die meinen Film sahen und die Auswirkungen von Israels Besetzung vor Augen haben, wurden dazu bewegt, auf unserer Seite zu stehen. Nicht gegen Israel, sondern auf der Seite von Israelis und Palästinensern, die wissen, dass echter Friede, wie der bedeutende Vertreter der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung Martin Luther King Jr. einmal schrieb, nicht die Abwesenheit von Spannung , sondern die Anwesenheit von Gerechtigkeit bedeutet.

Während ich am Flugplatz in Los Angeles befragt wurde, versammelten sich Mitglieder der Akademie zu einem Treffen zu Ehren der diesjährigen für die beste Dokumentation nominierten [Filmemacher]. Ich war auch eingeladen und als sich die Nachricht verbreitete, dass ich festgehalten wurde, beschloss die ganze Gruppe, das Dinner bis zu meiner Ankunft aufzuschieben. Ihre Solidarität erinnerte mich an ein weiteres Zitat von King – dass „Unrecht wo auch immer eine Bedrohung für die Gerechtigkeit überall ist.“

Nach diesem Prinzip handelnd, fasteten meine Dinnergefährten für einen Bauern und seine Familie aus einem kleinen Dorf in Palästina. Solche Akte des Anstandes und Charakters werden viel eher als die Ankündigungen von Politikern und Experten oder die von der Furcht motivierten Vorgehungsweisen der Einwanderungsbeamten den wahren Frieden für das Heilige Land bringen.“2)

1)Siehe:http://imeu.net/news/article0023643.shtml

Zusätzliche Informationen:
http://maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=571241
http://www.btselem.org/maps
http://www.itisapartheid.org/water.html

Visualizing Palestine: 5 Broken Cameras. Growing up with the Bil’in resistance
Mairav Zonszein,  Can Palestinian non-violent resistance make it into Israel's education system/, http://972mag.com/can-palestinian-non-violent-resistance-make-it-into-israels-education-system/63266/

2)http://www.huffingtonpost.com/emad-burnat/5-broken-cameras-oscars_b_2744545.html

 

 

Nachtrazzia der israelischen Armee im Ramongefӓngnis

Dutzende von Soldaten der Nachshon-Brigade drangen am Montagnacht in die Sektionen 3 und 4 des israelischen Ramongefӓngnisses ein, wo mindestens 850 Palӓstinenser festgehalten werden. Die PA berichtete, dass die Soldaten die Hӓftlinge aus den Zellen trieben und die Utensilien der Gefangenen durchsuchten, wobei sie erheblichen Schaden anrichteten.

Jamal Rajoub, ein Sprecher der palӓstinensischen Gefangenen im Ramongefӓngnis, sagte, dass die Gefangenen gegen diesen Angriff protestierten und dass es zu Zusammenstӧssen mit den Soldaten kam. Die Sektionen 3 und 4 wurden geschlossen und drei Palӓstinenser, Mahmoud Fasfous, Mohammad Ash-Shastary, und Mahmoud Hamed, mit Einzelhaft bestraft. Aus Protest gegen die illegale und brutale Behandlung gaben die Gefangenen am nӓchsten Tag ihre Mahlzeiten zurück.

Ramon ist kein Einzelfall: Das Ahrarcenter [Ahrar Center for Detainee’s Studies and Human Rights] berichtete, dass die israelische Armee im Februar mehr als 15 Razzien gegen palӓstinensische Gefangene durchführte, vor allem im Gefӓngnis Majeddo und den Haftzentren in der Negev. Die Gefangenen haben weitere Protestaktion gegen diese Misshandlungen und in Solidaritӓt mit Gefangenen im Hungerstreik angekündigt. Das Ahrarcenter berichtete auch, dass im Februar 2013 die Zahl der Festnahmen von Palӓstinenser durch die israelischen Armee auf 382 anstieg, von 350 im Januar.

Am 3. Mӓrz 2013 informierte das Oberste Israelische Gericht das Al Qudscenter [Al-Quds Center for Legal Aid and Human Rights], dass die Suche nach der Leiche eines palӓstinensischen Gefangenen, Anis Mahmoud Dola, aufgegeben werde. Doula wurde 1968 von der israelischen Armee festgenommen und zu lebenslӓnglicher Haft verurteilte. Als er im August 1980 nach einem 30-tӓgigen Hungerstreik starb, wurde seine Leiche zur Autopsie in ein israelisches forensisches Institut transportiert. Sein Kӧrper wurde der Familie bis heute nicht zurückerstattet. Der Rechtsanwalt der Familie, Al-Khatib, sagte, dass hunderte von arabischen und palӓstinensischen Gefangenen namenlos in Israels Nummernfriedhof [Numbers Graveyard] begraben wurden. Er forderte die PA, das Internationale Rote Kreuz und internationale Organisationen auf, grӧsseren Druck auf Israel auszuüben, damit die Toten ihren Familien für ein angemessenes Begrӓbnis zurückgegeben werden.Das Center sagte, dass Israel die Kӧrper von 250 in israelischer Haft gestorbener Araber und Palӓstinenser zurückhalte.

Army Breaks Into Ramon Prison, 5. Mӓrz, 2013, IMEMC; http://www.imemc.org/article/65150, ; Siehe: http://www.imemc.org/article/65136

Body Of Detainee Who Died 30 Year Ago; “Missing”, 5. Mӓrz 2013, IMEMC; http://www.imemc.org/article/65148

Siehe auch:  UNICEF: Israel Guilty of 'Cruel and Inhuman' Treatment of Palestinian Children, Common Dreams, 5. März 2013,

Jillian Kestler-D'Amours,Israel arrests Palestinian activists "to finish colonization project", The Electronic Intifada, 1. März 2013

 
Zusammenstellung und Übersetzung Martina Lauer

 

Palӓstinensischer Protestorganisator: Israel zerstӧrte die Zweistaatenlӧsung


Bassem Tamimi kehrte vergangene Woche nach Absitzen seiner neunten Haftstrafe in einem israelischen Gefӓngnis in sein Dorf in der Westbank zurück. Der palӓstinensische Aktivist und Organisator der gewaltlosen Proteste in Nabi Saleh wurde im November von israelischen Sicherheitskrӓften brutal festgenommen, als er an einer Boykottaktion gegen einen israelischen Supermarkt in der Industriezone Geva Binyamin in der besetzten Westbank teilnahm.

Das Dorf Nabi Saleh begann die wӧchentlichen Freitagsproteste im Dezember 2009, am 22. Jahrestag der Ersten Intifada, aus Protest gegen die Besetzung einer Dorfquelle durch die Bewohner von Halamish, einer auf Dorfland errichteten israelischen Siedlungskolonie.

Im Gesprӓch mit Journalisten von Haaretz erklӓrt er, warum er nicht mehr an die Zwei-Staaten Lӧsung glaubt.
"Die Annexion der Quelle ist lediglich ein Zeichen des Problems, nicht das Problem selbst. Das Gleiche kann man von den Kontrollpunkten, den Siedlungen, dem Diebstahl von palӓstinensischem Land und den Festnahmen sagen. Das wirkliche Problem ist die Besatzung.

"Als das Dorf Budrus eine Verӓnderung der Route der Mauer erreichte, war das ein kleiner Sieg. Das Problem ist die Trennmauer, nicht ihr Verlauf. Die Angriffe der Siedler sind nicht das Problem, sondern die Siedlungen selbst. Das Problem ist die Besatzung, nicht die verschiedenen konkreten Beispiele....

"Israel hat die Zweistaatenlӧsung zunichte gemacht. Deshalb müssen wir eine neue Strategie anwenden und einen neuen Partner für diese Strategie in der israelischen Gesellschaft finden. Wir müssen die Besatzung und das [Gefühl der] Trennung im israelischen Bewusstsein beseitigen. Wir dürfen nie wieder zu diesen gescheiterten Denkmustern zurückkehren. Die Zukunft wird sich nicht ӓndern, wenn wir in den gleichen Konzepten der Vergangenheit denken. Die Lӧsung ist ein einzelner Staat. Wenn wir glauben, dass wir ein Recht auf dieses Land haben und die Israelis glauben, dass sie ein Recht auf dieses Land haben, dann müssen wir ein neues Modell bauen. ...

"Als wir den breiten Widerstand begannen, traf ich andere Israelis, Leute, die glaubten, dass ich ein Recht auf dieses Land habe, Leute, die Partner und echte Cousins waren. Das hat meinen Glauben bestӓrkt, dass wir das Zusammenleben lernen kӧnnen. Ich kann Jonathan Pollack [von den Anarchists Against the Wall] ohne Bedenken vorschlagen, dass er sein Haus auf meinem Dach baut. Aber ich kann es nicht tolerieren, dass sich Siedler auf meinem Land niederlassen. Mein Denken hat sich gewandelt und ich bin bei der Einstaatenlӧsung angekommen, was die Aktzeptanz- nicht die Entfernung- des Anderen bedeutet. Früher wollte ich dieses ganze Land ohne Israelis. Heute akzeptiere ich auch die Israelis. Wenn wir alle unser Bewusstsein ӓndern kӧnnen. dann kӧnnen wir ein gerechtes Land schaffen."...


Die Journalisten fragen, was Bassem Tamimi durch seine Protestaktionen erreicht hat. Er antwortet:

"Die Besatzung ist immer noch hier und in jedem Aspekt unseres Lebens gegenwӓrtig, also kann man sagen, dass wir nichts Konkretes erreicht haben. Auf der anderen Seite wird unsere Botschaft in der ganzen Welt gehӧrt. Dass Sie hierher kamen, um zu hӧren, was ich zu sagen habe, ist ein Teil unseres Erfolges. Die Tatsache, dass unsere Kinder mehr Mut haben, um über ihr Schicksal zu sprechen. [Seine Tochter Ahed reiste zusammen mit ihrer Mutter Nariman Tamimi auf Einladung von Premierminister Recep Tayyip Erdogan in die Türkei, um einen Preis für ihre Courage im Umgang mit den israelischen Besatzungssoldaten bei den Freitagsdemonstrationen in Nabi Saleh entgegenzunehmen.]

Und die Tatsache, dass wir das negative Image von Palӓstinensern in einem Teil der internationalen Gemeinschaft korrigieren kӧnnen. [Eine Dokumentation über die Proteste im Nachbardorf Bil'in, Emad Burnats "5 Broken Cameras" erhielt dieses Jahr eine Oskarnominierung] Und die Tatsache, dass die Menschen in der Türkei Ahed sahen und hӧrten.

Aber unser Hauptziel ist die israelische Gesellschaft und dort haben wir wenig Fortschritte gemacht. Die israelische Gesellschaft hat sich weiter nach rechts bewegt, deshalb kann man kaum glauben, dass wir etwas Substantiellem nӓher kommen. Israel drӓngt uns in Richtung des bewaffneten Kampfes, um wieder die Lüge zu verbreiten, dass wir Terroristen sind. Das macht mir grosse Sorgen....


"Die Zweistaatenlӧsung ist nicht gerecht. Es gibt jüdische Gebetsstӓtten in der Westbank. Meine Kinder gehen so gerne an den Strand, der sich im israelischen Territorium befindet. Ich gehe gerne in Jaffa und Acre spazieren, beides Orte in Israel. Israels Wasser kommt zum grӧssten Teil aus der Westbank. Ein grosser Teil von Israels Budget kommt vom Tourismus, und ein Teil der palӓstinensischen Wirtschaft hat ein Anrecht auf eine Basis im Tourismus. Alles ist miteinander verbunden. Ich weiss, dass ein solcher Ansatz nicht immer überall erfolgreich war, aber die Welt bewegt sich in Richtung der Eliminierung aller Grenzen und einer wirtschaftlichen Union."1)


Die wӧchentlichen Proteste in mehreren Westbankdӧrfern am 22. Februar forderten die Freilassung von den palӓstinensischen politischen Gefangenen, vor allem von Samer Al-Eesawy, der sich seit über 210 Tagen im Hungerstreik befindet, und von Tareq Qa’dan, Ja’far Ez Ed-Deen, und Yousef Sha’baan
. In Nabi Saleh wurde ein dreizehnjӓhriger Junge, Waseem Mohammad Sahran, von einem Gummimantelgeschoss verletzt und anschliessend von israelischen Soldaten zu einem Armeewachturm in Dorfnӓhe verschleppt. Nach seiner Freilassung transportierten palӓstinensische Sanitӓter ihn in das Yasser Arafat Krankenhaus in Ramallah.


In den Nachbardӧrfern Bil'in, Ni'lin, in Kufr Qaddoum, Al Ma'sara und in Hebron fanden ebenfalls die wӧchentlichen Proteste gegen Israels Besatzung und die Misshandlung von politischen Gefangenen statt. Mindestens 15 Menschen wurden bei den Protesten verletzt,
darunter auch Journalisten, in Folge der Angriffe der israelischen Armee auf die unbewaffneten Demonstranten mit Trӓnengas, Gummimantelgeschossen, Schockgranaten und einer chemischen Flüssigekit, dem "Stinkwasser".2)


Nach den massiven Protesten gegen Israels fortgesetzter Inhaftierung von vier politischen Gefangenen im Hungerstreik und nach dem Tod eines Palӓstinsers am 23. Februar, Arafat Jaradat, 30, der vier Tage nach seiner Festnahme wegen Steine werfens an den Folgen der Folter starb, reagierte Israel mit der ӧffentlichen Forderung an die Palӓstinensische Autoritӓt, dass sie die Ruhe im Territorium mit allen Mitteln wiederherstellen müsse. Israel verprach gleichzeitig, bisher blockierte Steuergelder in Hӧhe von100 Millionen Dollar, an die PA freizugeben.

Am 24. Februar beteiligten sich über 4000 palӓstinensische Gefangene in israelischer Haft für einen Tag an einem Solidaritӓtshungerstreik.
Am folgenden Montag nahmen über 10 000 Palӓstinenser am Begrӓbnis von Arafat Jaradat teil.

Ein Vertreter des israelischen Verteidigungsministeriums sagte, dass die Proteste eine Taktik der Palӓstinenser vor dem im Mӓrz angekündigten Besuch von Prӓsident Obama seien.

Israel hat allerdings die direkte Kontrolle über die konkreten Faktoren, die diese Proteste verursachen.

Dazu gehӧrt die Behandlung von palӓstinensischen Gefangenen, die Blockierung von palӓstinensischen Steuergeldern als Strafe für den Gang zur Uno im November 2012, die zu massiven Streiks von unterbezahlten Angestellten der PA in der Westbank führte, und die Zunahme der Siedlerangriffe in der Westbank auf Palӓstinenser und ihr Eigentum.3)


1) Auszüge aus:Palestinian West Bank protest leader:'Israel killed the wto-state solution', Gideon Levy and Alex Levac, Haaretz, 17. Februar 2013; http://www.haaretz.com/weeken/twilight-zone/palestinian-wet-bank-protest-leader-israel-killed-the-two-state-solution.premium-1.503902
2) http://www.imemc.org/article/65099 ; http://www.imemc.org/article/65098;
3) http://www.al-monitor.com/pulse/originals/2013/02/palestinian-detainee-death-protests-third-intifada.html#ixzz2Lwq2gAY6  


Zusammenstellung und Übersetzung Martina Lauer
 

 

Friedlicher Widerstand, 15. Februar 2013

Chronologische Zusammenfassung
 

Palästinensische Zeltdörfer bestätigen rechtmässigen Landbesitz durch direkte Aktionen - Palästinensische Aktivisten setzen ihre Proteste gegen Israels Landraub fort. Neben den wöchentlichen Demonstrationen entwickeln Aktivisten in der Westbank eine neue Form des gewaltlosen Widerstandes: Sie errichteten seit Januar 2013 fünf Zeltdörfer. Die palästinensischen “Aussenposten” werden – anders als die jüdischen Siedleraussenposten - von der israelischen Armee nicht geduldet und innerhalb von Tagen oder sogar Stunden geräumt –oft mit drakonischer Gewalt. Linah Alsaafin berichtet:

Das Jahr 2013 brachte wenig Veränderungen für die Palästinenser, was die von der israelischen Besatzungarmee durchgeführten Zerstörungen und Räumungen von palästinensischen Häusern angeht. Das israelische Komitee gegen Hausabbruch [Israeli Committee Against House Demolitions] dokumentierte die Zerstörung von 600 Gebäuden für das Jahr 2012 und 180 Häusern. Insgesamt verloren 800 Palästinenser ihr Zuhause, 19% mehr als im Vorjahr 2011.

2011 sahen Palästinenser einen Rekordzuwachs in der Zahl der Hauszerstörungen: 1094 Palästinenser wurden aus ihren Häusern vertrieben. 89% der Hausabbrüche wurden im Gebiet C der Westbank durchgefährt.

Nach den 1993 unterschriebenen Osloverträgen wurde die Westbank in drei Zonen aufgeteilt. Zone C ist unter voller israelischer Kontrolle und Palästinenser in dieser Zone benötigen eine Baugenehmigung von der israelischen Besatzungsbehörde. Bauanträge von Palästinensern werden fast nie genehmigt, während die Konstruktion von Israels Siedlungen nur für jüdische Bewohner ungehindert fortgesetzt wird.

Im Januar 2013 führten die Widerstandskomitees in der Westbank eine andere, vor einigen Jahren im Westbankdorf Bil’in erprobte Strategie des friedlichen Widerstandes ein und errichteten mehrere „Zeltdörfer“ in von israelischen Siedlungserweiterungen besonders gefährdeten Teilen der Westbank. Sobald ein neues Zeltdorf errichtet wurde, erschien die israelische Armee, sperrte das Gelände als „geschlossene Militärzone“ab und zerstörte Zelte und im Aufbau befindliche Steingebäude.

Die Serie der Protestdörfer begann mit Bab al Shams, Tor zur Sonne, als 150 Aktivisten am Freitag, den 11. Januar 2013, 25 Zelte auf palästinensischem Privatland im E-1 Korridor errichteten, einem Landstreifen zwischen Jerusalem und der illegalen Siedlungskolonie Ma’ale Adumim, auf dem die israelische Regierung im Dezember 2012 den Bau von 3000 Wohneinheiten ankündigte, was einen territorial zusammenhängenden palästinensischen Staat unmöglich machen würde.

Die Aktivisten hatten einen unmittelbaren Räumungsbefehl vorhergesehen und sofort einen Antrag auf Verschiebung der Räumung beim Obersten Israelischen Gericht gestellt. Das Gericht erteilte eine Bedenkfrist von sechs Tagen, aber Netanyahus Regierung beschloss die schnellst mögliche Räumung in der Nacht vom Samstag auf Sonntag.

In einer Stellungnahme der Organisatoren von Bab al Shams verweisen die palästinensischen Aktivisten auf ihr Anrecht auf das Land und ihren fortgesetzten Widerstand gegen Israels Kolonialismus.

“Wir, das Volk, befinden uns heute hier, ohne Genehmigungen von der Besatzung, ohne Genehmigung von irgendjemand, weil dies unser Land ist und wir das Recht haben, darauf zu leben.

Wir werden nicht länger schweigen angesichts der fortgesetzten Siedlungserweiterung und der Konfiszierung unseres Landes. Deshalb erstellen wir das Dorf Bab al-Shams und erklären unsere Vertrauen auf direkte Aktion und den zivilen Widerstand.“

“In den vergangenen zwanzig Jahren stieg die Zahl der israelischen Siedlungen in der Westbank um 150% und die Zahl der Siedler auf eine halbe Million,” sagte Salah Khawaja, der Koordinator des Popular Committee against the Apartheid Wall and Settlements. „So sieht die Politik der Besatzung aus, die „Fakten vor Ort“ zementiert. Zum Beispiel hab es 1967 null Siedlungen und Siedler in Ost-Jerusalem. 2002, belief sich die Zahl der Siedler in Ost-Jerusalem auf 212 000, im Vergleich zu 252 000 dort lebenden Palästinensern.“

Inspiriert durch Bab al Shams wurde eine Woche später, am 18. Januar, das Zeltdorf Bab al Karameh, Tor zur Würde, auf dem Land im Besitz des Dorfes Beit Iksa, nordwestlich von Jerusalem errichtet. Die Dorfbewohner stellten fünf Zelte auf und begannen den Bau einer kleinen Steinmoschee auf einer Anhöhe, von der man das Dorf Lifta sehen kann, das von der Demolierung bedroht ist. Am frühen Montagmorgen, am 21. Januar, kam die israelische Armee mit Bulldozern an, ebnete die seit Freitag erstellten Mauern der Moschee ein und entfernte die Zelte.

Beit Iksa erstreckte sich vor 1948 auf etwa 14 000 Dunum Land (ein Dunum = 1 Quadratkilometer). Dieser Tage befinden sich 2000 Dunum im Besitz des Dorfes, mehrheitlich in der Zone C, und wenn Israel weiteres Dorfland für die Erweiterung der benachbarten illegalen Siedlung Ramot konfisziert und für die geplante neue Kolonie im E-1 Korridor, verbleiben nur noch 600 Dunum.

Areej Ismail, einziges weibliches Mitglied des Dorfrates von Bab al- Karameh, sagte, dass die weitere Existenz von Beit Iksa durch israelische Bauvorhaben, das Vordringen der Siedlungen, die Apartheidmauer und durch den Bau eines Tunnels gefährdet ist, der die illegale jüdische Kolonie Ramot an die Jerusalemer Autobahn anschliessen soll.

“Mit Ausnahme eines einzigen Landstückes ist das gesamte Dorf als C-Gebiet klassifiziert,“ erklärte Frau Ismail. „Seit Dezember hatten wir die Idee, ein Zeltdorf zu bauen und wir wurden durch die Konstruktion von Bab al Shams ermutigt. Das ganze Dorf steht hinter dieser Initiative.“

Nach der Zerstörung von Bab al Karameh kehrten die Dorfbewohner zurück und pflanzten Olivenbäume, wo die Zelte kurz zuvor standen.

Am 26. Januar wurde das Dorf Al-Asra (Gefangene) in Anin, nordwestlich von Jenin und in der Nähe der Apartheidmauer errichtet. An diesem Tag versammelten sich mehr als 200 Demonstranten und bewarfen die israelische Armee mit Steinen, nachdem die Soldaten einigen Aktivisten den Zugang zum Zeltlager verwehrt und Tränengas abgefeuert hatten. Das Dorf Al-Asra wurde ebenfalls von der israelischen Armee zerstört.

Im Dorf Burin bei Nablus, wurde das vierte Protestdorf errichtet. Die Nachbarn von Burin, die extremistischen Siedler von Bracha und Yitzhar sind berüchtigt für häufige brutalen Angriffe auf ihre palästinensischen Nachbarn. 200 Demonstranten bauten das Dorf Al-Manatir auf palästinensischem Land, das von der Konfiszierung für Siedlungsausdehnungen durch Israel bedroht ist.

Diese Mal kam die israelische Reaktion sofort und mit eiserner Faust. Die israelische Armee feuerte Tränengas, Gummimantelgeschosse und scharfe Munition, die den 16-jährigen Zakaria Najjar am Oberschenkel verletzte. Zwanzig Demonstranten wurden verletzt, drei Palästinenser festgenommen und die Zelte wiederum zerstört. Die Armee griff anschliessend die Dorfbewohner im Dorf Burin an, aber es wurden keine Verletzungen gemeldet. Mustafa Barghouti, der Generalsekretär der  Palestinian National Initiative betonte, das diese israelische Reaktion die Entschlossenheit der Palästinenser nur verstärke.

“Wenn Israel ein Dorf zerstört, werden wir ein anderes bauen. Wenn Israel ein Zelt zerstört, bauen wir zehn mehr.“

Am 9. Februar wurde das fünfte Protestdorf, Kanaan, nahe Yata in den südlichen Hebronhügeln in einem zweiten Anlauf errichtet. Beim ersten Versuch am Samstagmorgen wurden etwa 30 Aktivisten beim Aufbau von Zelten nahe der Siedlung Karmel von israelischen Soldaten überrascht, die die Stahlrahmen der Zelte entfernten und einen Teil des Materials konfiszierten. Gegen neun Uhr morgens hatten sich die Aktivisten wieder organisiert und bauten ein zweites Zeltlager bei At Tuwani auf. Die Gruppe von 40 Menschen benutzte das verbleibende Material, um ein Zelt zu errichten. Zusätzlich wurden Steinkreise gelegt und eine palästinensische Fahne gehisst. Das neue Dorf Kanaan entstand auf palästinensischem Land, das für den Ausbau der illegalen Siedlung Ma’on konfisziert werden soll.

Die South Hebron Hills liegen gänzlich in der Zone C und im Dezember 2012 erhielten acht Dörfer einen Räumungsbefehl, um das Land in ein Trainingsgelände für die israelische Armee zu verwandeln.

Ibrahim Rabee, der Sprecher des Bürgerkomitees Yatta, sagte, dass die Zelte auf palästinensischem Land errichtet wurden.

“Canaan wurde auf unserem Land gegründet, nachdem unsere Häuser und Wasserquellen zerstört und unsere Leute vertrieben wurden,“ sagte er.

Die Zahl der Protestteilnehmer wuchs langsam auf etwa120 Menschen an. Die israelische Armee war eine halbe Stunde nach Beginn des Zeltbaus angekommen und erklärte das Gebiet zur geschlossenen Militärzone. Mit Hilfe eines Wasserwerfers wurde eine stinkende chemische Flüssigkeit auf die protestierende Menge und das Protestzelt gesprüht und das Geländ geräumt. Beim Versuch der Festnahme eines palästinensischen Videographen durch israelische Soldaten kam es zu Zusammenstössen und mindestens drei Journalisten und fünf Palästinenser wurden festgenommen. Zwei Freiwillige der Internationalen Solidaritätsbewegung wurden ebenfalls abgeführt und die sofortige Deportation angedroht. Einer der Festgenommenen, Marco di Renzo, 54, trat deshalb in den Hungerstreik. Drei, vier Stunden lang, so berichtete die Internationale Solidaritätsbewegung, liessen sich die anwesenden Demonstranten nicht vertreiben, hatten aber den Faden verloren und konnten sich nicht zu weiteren Aktionen entschliessen. Schliesslich gelang es einigen Teilnehmern, die Anwesenden in zwei langen Reihen zum Gebet zusammenzubringen und mit dieser Geste des gewaltlosen Widerstandes angesichts der israelischen Armee schloss endete das Protestlager Kanaan.

Durch die Ausweitung der Baupläne und die Konstruktion von mehr illegalen Siedlungen, fasst Salah Khawaja zusammen, nimmt Israel den Palästinenser den Raum zum Leben in der Hoffnung, dass sie das Land verlassen, um Platz für eine jüdische Mehrheit zu machen.

„Was Israel durch die Eskalierung der Politik des Kolonialismus und der Demolierungen erreichen will, ist eine Verringerung der palästinensischen Präsenz in den Gebieten, über die es volle Kontrolle gewinnen will, und eine Verdrängung der palästinensischen Bevölkerung hinein in die Ghettos,“ sagte Salah Khawaja.

„Wir müssen die Besatzung direkt konfrontieren und den zivilen Widerstand intensivieren, um unser gefährdetes Land zu schützen.“

Linah Alsaafin für Al-Monitor Palestine Pulse, 14. Februar 2013,http://www.al-monitor.com/pulse/originals/2013/02/israel-destroys-tent-villages-west-bank.html

Zusätzliche Informationen von:
Activists construct new protest village in south Hebron, 9. Februar 2013;
http://maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=563453palsolidarity.org/2013/02/two-ism-activists-facing-deportation-after-new-protest-village-canaan/ 

Die Internationale Solidaritätsbewegung bittet um Spenden für den Ankauf von Olivenbäumen: Der Anbau von Olivenbäumen ist eine wichtige Form des gewaltlosen Widerstandes: Resist the land grab: donate a tree, 13. Februar 2013 http://palsolidarity.org/2013/02/resist-the-land-grab-donate-a-tree/


Zusammenstellung und Übersetzung Martina Lauer

 

20130202-manatir-001Friedlicher Widerstand, 9. Februar 2013

Aufbau des vierten palästinensischem Protestdorf verhindert - Etwa 20-30 palästinensische und ausländische Aktivisten versuchten über Nacht, einen neuen palästinensischen „Aussenposten“ in der Nähe des Westbankdorfes Al Tiwaneh bei Al Khalil/Hebron zu errichten. Sie hatten gerade ein Zelt aufgebaut, als die israelische Armee am Protestort ankam und mit der Räumung begann.

Eine Sprecherin der israelischen Armee sagte: “Soldaten kamen an der Szene an und vertrieben die Menschen im Aussenposten. Der Hügel, auf dem der Aussenposten aufgebaut wurde, wurde zur geschlossenen Militärzone erklärt.”

Aktivist Younis Araara beschrieb die Ziele der direkten, gewaltlosen Aktion: “Wir kamen hierher, um ein palästinensisches Dorf auf palästinensischem Land zu bauen, und um unser Land nach unserem Ermessen zu benutzen;  Palästinenser haben Rechte und sind die Besitzer dieses Landes.“

Im vergangenen Monat begannen Palästinenser mit dieser neuen Form des gewaltlosen Widerstandes gegen die israelische Kolonisierung der besetzten Westbank: Palästinenser errichteten das Protestdorf Bab Al-Shams im Bereich des von Israel geplanten Projektes E-1, und Bab Al-Karama bei Beit Iksa , nördlich von Jerusalem. Beide Dörfer wurden nach wenigen Tagen von der israelischen Besatzungsarmee brutal geräumt und mehrere Aktivisten festgenommen. Palästinenser beschreiben diese direkten Aktionen als Teil ihres Kampfes gegen die illegalen jüdischen Kolonien in der Westbank.1)

Al Manatir wurde am 2. Februar als drittes Protestdorf in der Nähe des palästinensischen Dorfes Burin aufgebaut. Die Bewohner von Burin leben in ständiger Furcht vor Angriffen bei der Feldarbeit und vor weiteren Landkonfiszierungen durch ihre Nachbarn, den Siedlern aus den jüdischen Kolonien Har Brakha und Yitzhar. Mit der Errichtung von Al Manatir, einem Protestdorf bestehend aus Zelten und einer eiligst errichteten Steinstruktur, die als Moschee diente, wollten die Aktivisten eine Präsenz auf palästinensischem Land erhalten, als Schutz vor der Konfiszierung und als Manifestierung der Besitzrechte der örtlichen Bauern. Dass die israelische Besatzungsarmee einen einseitigen Begriff vom Schutz der Besitzrechte hat, wird in einem Foto von der Räumung von Al Manatir klar: Im Hintergrund strömen einige Siedler aus ihrer illegal errichteten Häusern und eignen sich eine der von den Palästinensern gebrachten Metallhütten an, während ein israelischer Soldat im Vordergrund nichts sieht, nichts hört und nichts unternimmt. Die Siedler von Bracha und Yitzhar müssen keine guten Nachbarn sein, wie die Internationale Solidaritätsbewegung im vergangenen Monat kommentierte: Israelische Soldaten in einer nahegelegenen Militärstation beschützen die Siedler vor Vergeltungsmassnahmen und führen regelmässige Razzien gegen das Dorf aus.2)


In einem neuen Bericht zu den israelischen Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten für den UN Menschenrechtsrat werden alle relevanten internationalen „Aktoren“, private und staatliche, aufgerufen, „alle notwendigen Schritte“ zu unternehmen, um den Respekt vor den Menschenrechten zu garantieren, „einschliesslich durch die Beendigung ihrer Geschäftsinteressen in den Siedlungen.“
Jimmy Russo, Vorstandsvorsitzender von EDOM UK, sagte Corporate Watch (CW) am 7. Februar 2013, dass er seine Resignation plane und seinen Anteil von 20% in der israelischen Firma verkaufen werde. Russo, der auch Direktor der britischen Firma Valley Grown Salads(VGS) ist, bestätigte gegenüber CW, dass VGS keine Produkte aus der Westbank einkaufen werden, aber weiterhin Geschäftsverbindungen mit EDOM und anderen Firmen aus Israel aufrechterhalten werde.3)

Mehr als eine halbe Million Israelis leben in über 120 illegalen Siedlungen, die seit der israelischen Besetzung 1967 in der Westbank und in Ost-Jerusalem errichtet wurden. Am Freitag stimmte der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak dem Bau von 869 Wohneinheiten in der besetzten Westbank zu.

Die israelischen Siedlungen und die Annexionsmauer umschliessen die palästinensischen Gebiete und schaffen so isolierte Kantone. Palästinensische Bauern verlieren einen Grossteil ihres Landes und können verbleibende Felder nur bearbeiten, wenn sie eine schwer zu erhaltende Sondererlaubnis vorweisen.

Nach internationalem Recht und nach der Vierten Genfer Konvention, die Israel unterzeichnet hat, sind Israels Siedlungen illegal. 4)

1)http://www.reuters.com/article/2013/02/09/us-palestinians-israel-protest-idUSBRE91802M20130209

2)http://www.alternativenews.org/english/index.php/news/activisim/5979-photos-israeli-army-attacks-palestinian-protest-village.html  PHOTOS: Israeli army attacks Palestinian protest village, 7. Febraur 2013, Alternative Information Center (AIC);  Photos von Ryan Rodrick Beiler; Siehe auch: International Solidarity Movement; Friedlicher Widerstand, 27. Januar 2013, Grosse Strafen für kleine Hoffnungen

3)Haggai Matar,  Palestinians erect third West Bank outpost, are attacked by IDF, settlers, 2. Februar 2013; http://972mag.com/palestinians-erect-third-west-bank-outpost-are-attacked-by-idf-settlers/65308/; http://www.imemc.org/article/65022

4)http://www.presstv.ir/detail/2013/02/09/288079/israel-blocks-palestinian-protest-camp/; http://www.imemc.org/article/65023

Siehe Artikel von Phyllis Bennis zu den Protestdörfern in der Westbank: Pathway to Progress in Israel Runs Through International Law, Local and Global Action; 8. Februar 2013; http://www.commondreams.org/view/2013/02/08-5

Zusammenstellung und Übersetzung Martina Lauer


Friedlicher Widerstand, 2. Februar 2013

Palästinenser gründen ein drittes Protestdorf - Almantir - Palästinenser errichten  einen weiteren “Aussenposten” beim Westbankdorf Burin; es kam zu Zusammenstössen zwischen Aktivisten,  Siedlern und der israelischen  Armee, so berichtete die Jerusalem Post am 2. Februar 2013.
Palästinensische Aktivisten bauten am Samstag mittag Zelte und Hütten bei Burin südlich von Nablus auf, um ein neues Protestdorf zu gründen.
Die Sprecherin des Popular Struggle Coordination Committee,  Abir Kopty sandte per Twitter die Nachricht aus, dass für die neue palästinensische Siedlung der Name „Almantir“ gewählt wurde, weil Almantir im Arabischen eine Stein- und Erdhütte für die Wächter der Häuser bezeichnet.

Israelische Siedler und Soldaten kamen nach Almantir, und Aktivisten berichten, dass die Siedler Steine warfen und einen siebzehnjährigen Palästinenser mit scharfer Munition am Bein verletzten. Die israelische Armee griff die unbewaffneten Aktivisten mit Tränengas und Schallgranaten an. Die Sprecherin der israelischen Armee sprach von gewaltsamen und illegalen Störungen, die in Anwesenheit der 150 palästinensischen Aktivisten ausbrachen. Auf das Steinewerfen der Palästinenser reagierte die Besatzungsarmee mit „Mengenkontrollmitteln“. Sie berichtete, dass die israelische Armee die Gegend absperrte, um weitere Solidaritätsaktivisten von Almantir fernzuhalten.

Mit Almantir wurde der dritte Ausssenposten dieser Art errichtet. Im Januar 2013 wurde zuerst das Tor zur Sonne, Bab Al-Shams, von Palästinensern als direkte gewaltlose Aktion gegen die fortgesetzte israelische Kolonisierung der besetzten Westbank errichtet. Am folgenden Freitag bauten Dorfbewohner aus Beit Iksa das zweite Protestdorf mit einer Steinmoschee, Bab Al-Karameh, Tor zur Würde. Am vergangenen Freitag kehrten die Dorfbewohner nach Bab Al-Karameh zurück, beteten das Mittagsgebet und pflanzten Olivenbäume an. Die beiden Protestdörfer wurden von der israelischen Armee nach wenigen Tagen mit brutalen Methoden evakuiert und anschliessend demoliert.

„Diese Aktion illustriert die absolute Notwendigkeit, die Kultur der Verteidigung unseres Landes durch eine Bewegung von unten aufzubauen und zu stärken,“  sagte ein Organisator. „Darüberhinaus zielt die Aktion auf die Entfernung von Siedlern und Siedlungen von palästinensischem Land.“

Ende 2012 kündigte der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu ein neues Siedlunsgprojekt zwischen Jerusalem und der israelischen Westbankkolonie Ma’ale Adumim an, das Ost-Jerusalem, die zukünftige, derzeit besetzte Hauptstadt eines palästinensischen Staates, bis auf einen schmalen Zugang von der Westbank abtrennen wird. Die Ankündigung von Projekt E-1 war die israelische Reaktion auf den Antrag der Palästinenser vor der Generalversammlung der Uno auf de-facto Anerkennung des Staates Palästina. Mit nur neun Gegenstimmen wurde der Antrag im November 2012 angenommen.

Zusammenstellung und Übersetzung Martina Lauer

 

Israelische Soldaten vertreiben Demonstranten im Westjordanland - Israel löste die Proteste gewaltsam auf. - Ramallah/Jerusalem - Palästinensische Aktivisten haben aus Protest gegen israelische Siedlungspläne erneut ein Zeltlager im Westjordanland errichtet. Etwa 200 Menschen hätten sich an der Aktion in der Nähe des palästinensischen Dorfes Burin südlich von Nablus beteiligt, berichteten Teilnehmer am Samstag. Israelische Zivilisten aus der nahe gelegenen Siedlung Har Braka hätten mit Steinen geworfen und israelische Soldaten die Gegend abgeriegelt. Die Soldaten seien auch mit Tränengas gegen die Aktivisten vorgegangen >>>

 

Newly erected village of Al Manatir attacked by settlers and army  - Following in the footsteps of the creation of the Bab Al-Shams village, a group of activists have cooperated in order to build Al Manatir, a Palestinian village in the land of Burin. Palestinians and solidarity activists built up tents and huts in order to maintain Palestinian presence on their land which is under the threat of confiscation for the continued illegal Israeli settlement expansion. Shortly after the tents were established, several illegal Israeli settlers from a nearby settlement began to attack the area. The Israeli army were present and did not prevent the acts of violence by the settlers. Excessive sound grenades and toxic tear gas canisters are being shot directly at Palestinian activists. >>>



Israelis evict Palestinian protest camp - Activists and residents of area protesting illegal Israeli settlement activity forcefully removed by authorities. - Israeli authorities have fired tear gas and violently evicted Palestinians and activists who were setting up a protest camp near an Occupied West Bank village. An correspondent said the army used tear gas and violence to remove hundreds of people who had set up four temporary huts and three tents near Burin, south of Nablus, in the northern Occupied West Bank on Saturday. The correspondent said journalists were also forcefully removed from the site. He said security forces made arrests, but he was unaware of any injuries. >>>

 

Israel evacuates Nablus protest village, dozens injured -  Israeli forces evacuated a protest tent set up earlier on Saturday by Palestinian activists in Nablus, leading to clashes which injured at least 20 people. Earlier, around 200 people from across the West Bank set up the "Al-Manatir neighborhood" encampment in an area of Burin village that activists say is slated for confiscation by a neighboring settlement. >>>
 

Heute in Burin

 

Sonderseite - Palästinensische Siedlung auf palästinensischem Gebiet >>>

 

Friedlicher Widerstand, 31. Januar 2013


Beit Iksa – Einfuhr von Material für Protestdorf verboten
- Die israelische Besatzungsarmee blockierte den Transport von Baumaterial und Setzlingen in das Dorf Beit Iksa, im Norden von Ost-Jerusalem unter israelischer Besatzung, berichtete IMEMC am 28. Januar 2013.
Nach Informationen von Kamal Hababa, dem Vorsitzenden des Dorfrates von Beit Iksa, gab die israelische Armee als Begründung für die Sperre an, dass Jugendliche im Dorf das Baumaterial während der Proteste gegen die Annexionsmauer, die Siedlungen und die Besetzung benutzten. Hababa berichtete weiter, dass die Armee vor zwei Wochen eine strikte Belagerung des Dorfes begann und die Bewohner am Verlassen oder Betreten des Dorfes hinderte. Seit einer Woche verbieten israelische Soldaten sogar den Lastwagen der Müllabfuhr die Einfahrt ins Dorf, um den Müll einzusammeln. Hababa rief die internationale Gemeinschaft und Menschenrechtsgruppen dringend zu Protesten gegen diese Blockade des Dorfes durch Israel auf.
Vor zwei Wochen, am 18. Januar 2013, gründeten palästinensische Aktivisten aus Beit Iksa ein Protestdorf gegen die Konfiszierung von Dorfland für den Bau der Annexionsmauer, Bab Al Karamah. Das neugegründete Dorf wurde von der israelischen Armee nach wenigen Tagen evakuiert und zerstört. Am vergangenen Freitag kehrten Dutzende von Palästinensern nach Bab Al Karamah zurück und pflanzten Olivenbäume ein.
Beit Iksa ist von israelischen Siedlungen eingekreist und wird nach der bisherigen Planung vollkommen von Israels Trennmauer umringt werden. Beit Iksa wird damit von Jerusalem abgeschnitten.
Nach Fertigstellung der Mauer wird 96% des Dorflandes von Beit Iksa annektiert, berichtet das Applied Research Institute in Jerusalem.
Das Dorf Bab al-Karameh war das zweite von palästinensischen Aktivisten errichtete und von der israelischen Armee demolierte Protestdorf.
Eine Woche zuvor gründeten Aktivisten Bab Al-Shams bei Ost-Jerusalem, aus Protest gegen Israels Plan, die Siedlung E-1 zu bauen, die Jerusalem von der Westbank abtrennen würde.
Diese neue Taktik des friedlichen Widerstandes in der besetzten Westbank fan weltweite Aufmerksamkeit. Pro-palästinensische Aktivisten in den USA bieten einen Informationsdienst speziell über die Errichtung von neuen Protestdörfern in der Westbank an. Siehe: http://www.justforeignpolicy.org/act/palestine-pledge
Saed Bannoura, Army Prevents Entry Of Samplings, Construction Material, Into Beit Iksa, 29. Januar 2013, IMEMC; http://www.imemc.org/article/6497
http://salsa.democracyinaction.org/o/1439/p/dia/action/public/?action_KEY=12326


Brief an den amerikanischen Generalkonsul über Hungerstreik von vier palästinensischen Gefangenen
- Der palästinensische Menschenrechtsaktivist Samer Jaber richtete einen Brief an den amerikanischen Generalkonsul in Jerusalem, Michael Ratney, der am Dienstag nach Bethlehem kam. Jaber, Vertreter eines Solidaritätskomitees für palästinensische Gefangene in Israel, erwähnte vor allem vier palästinensische politische Gefangene in Israel, die in Lebensgefahr schweben. Jafar Azzidine, Tarek Qa’adan, Yousef Sha’ban begannen ihren Hungerstreik am 28. November 2012. Samer Issawi befindet sich seit 180 Tagen im Hungerstreik. Israel hat das Versprechen ihre Freilassung nach Ablauf ihrer Zeit in der Verwaltungshaft gebrochen. Jaber weist daraufhin, dass die USA ihren Einfluss auf Israel einsetzen sollten, um die Rechte der Gefangenen zu schützen und eine Destabilisierung der Situation in den besetzten palästinensischen Gebieten zu verhindern.
George Rishamwi,Palestinian Political Activist Submits A Letter To Us Consul General On Palestinian Prisoners, 30.Januar 2013, IMEMC
Siehe auch:http://www.addameer.org/files/Quarterly%20Update/Quarte...3.pdf 

Zusammenstellung und Übersetzung Martina Lauer

 

Friedlicher Widerstand, 27. Januar 2013

Olive tree planting in Bab Al KamaraGrosse Strafen für kleine Hoffnungen - Die Internationale Solidaritätsbewegung und palästinensische Aktivisten berichten von verschiedenen Projekten des friedlichen Widerstandes am Wochenende, vom 25. bis 27 Januar.

Foto - Olive tree planting in Bab Al Kamara

Der Morgen des 26. Januar sah eine kleine, energische Gruppe von Dorfbewohnern und internationalen Aktivisten bei der Feldarbeit in Burin, einem palästinensischen Dorf südlich von Nablus, zwischen den israelischen Kolonialsiedlungen Yizhar und Bracha. Das Einpflanzen der neuen Olivenbäumen war in einer Stunde erledigt und anschliessend zeigten die Dorfbewohner den Mitgliedern der Internationalen Solidaritätsbewegung [ISM-International Solidarity Movement]die Stelle, wo  kürzlich Olivenbäume abgeschnitten wurden. Wie auf Kommando tauchten in diesem Moment in der Distanz die ersten israelischen Soldaten auf, und drei Soldaten wurden offensichtlich in Richtung Feld geschickt, um herauszufinden, was die kleine Gruppe unternahm, die inzwischen ihren Tee neben den frisch gepflanzten Bäumen zubereitete.

Einige Stunden später ist die Zugangsstrasse nach Burin gesperrt und israelische Soldaten verschiessen Tränengas und durchsuchen zehn Häuser. Als Vorwand wird angegeben, dass nach Zeichen der Molotovproduktion gesucht wird, weil Siedler mit Molotovcocktails beworfen wurden. Die Dorfbewohner kennen den Jargon der Besatzungsarmee: Er beschreibt die kollektive Bestrafung für das Streben nach einem Leben auf dem Land, das systematisch von ihnen gestohlen wird.

In den vergangenen Tagen war Burin der Schauplatz von nächtlichen Trainingsmanövern der israelischen Armee und zwischen 25 und 30 Olivenbäumen wurden zerstört. Ein Dorfbewohner erzählt, dass die Moschee des Dorfes 1990 von israelischen Siedlern niedergebrannt wurde. Die Siedler haben kein Interesse daran, gute Nachbarn zu sein, weil sich ein Armeelager in Sichtweite beider Kolonien befindet. Sie können machen, was sie wollen. (Big punishments for small hopes, International Solidarity Movement, 26. Januar 2013; http://palsolidarity.org/2013/01/big-punishments-for-small-hopes/)
 

Die Bewohner des Westbankdorfes Beit Iksa erhielten am Freitagmorgen Unterstützung von anderen palästinensischen Aktivisten, als sich ihr Wagenkonvoi komplett mit palästinensischen Fahnen in Richtung des kürzlich demolierten Zeltlagers von Bab Al Karama aufmachte. Nach dem Gebet neben den Ruinen der am vergangenen Freitag errichteten Moschee, halfen etwa einhundert Leute beim Einpflanzen von jungen Olivenbäumen auf der Anhöhe. Der Dorfrat von Beit Iksa hatte diesen Teil des Dorflandes in der Zone C, Westbankland unter israelischer Kontrolle, als Ort des Protestdorfes Bab Al Karama ausgesucht, das am vergangenen Freitag errichtet und von der israelischen Armee und Polizei zwei Tage später, in der Nacht von Sonntag auf Montag, demoliert wurde. Die Bewohner von Beit Iksa wollen jeden Freitag mehr Olivenbäume einpflanzen, im Widerstand gegen die geplante Annexion des Landes im E-1 Korridor und als Ausdruck ihres Willens zur fortgesetzten friedlichen Existenz in ihrem Dorf. (Team Khalil, Beit Iksa’s residence standing strong after the forceful eviction of Bab Al Karama, 26. Januar 2013; http://palsolidarity.org/2013/01/beit-iksas-residence-standing-strong-after-the-forceful-eviction-of-bab-al-karama/; http://972mag.com/in-bab-al-shams-palestinians-created-new-facts-on-the-ground/64732/)

 

Der Freitagsprotest in Nabi Saleh war der Erinnerung an Lubnah Hanash, 22, und Salah Amareen, 15, gewidmet, die in diese Woche von der israelischen Armee getötet wurden. Seit Dezember 2009 protestieren die Dorfbewohner jeden Freitag gegen die Übergiffe und Landkonfiszierungen durch die Siedler aus der benachbarten israelischen Kolonie Halamish, die eine Quelle im Besitz eines Dorfbewohners für ihren Gebrauch konfiszierten. Am 22. Januar 2013 kam ein weiterer Schock für das Dorf Nabi Saleh: In den frühen Morgenstunden begannen Bulldozer unter dem Schutz der israelischen Besatzungsarmee mit dem Aufgraben von Feldern des Dorfes und stellten 50 mobile Häuser darauf ab: der Beginn eines neuen Aussenpostens.(Team Khalil, Team Khalil, Army incursion into Nabi Saleh, 25. Januar 2013, International Solidarity Movement;)

 

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Ma’an gab Suad Jaara , 28 einen Augenzeugenbercht vom Tod ihrer Schwägerin Lubna al-Hanash, die am vergangenen Mittwoch erschossen wurde. Suad Jaara begleitete Lubna al-Hanash, 22, auf einem Spaziergang in der Umgebung des Al-Arrub Colleges, als sie Gewehrfeuer hörte. Sie berichtet, wie sie Lubna packte und die etwa 100 Meter in Richtung Collge zurückrannte. Eine Gewehrkugel verletzte Suad an der Hand, Lubna wurde ödlich verletzt: „Ein israelischer Soldat schoss sein Gewehr ab, während ein weisses Auto an der Strassenseite geparkt war. Niemand war in der Gegend, nur Lubna und ich,“ sagte Suad.

Suad Jaaras Augenzeugenbericht widerspricht der israelischen Version, nach der eine Frau ein Molotovcocktail auf ein israelisches Auto werfen wollte und dass Palästinense israelische Soldaten mit Feuerbomben angriffen, worauf die Soldaten das Feuer erwiderten. Jaara sagt, dass die zwei Frauen alleine auf ihrem Spaziergang waren. „Lubna kam vor zwei Tagen zu einem Besuch ihrer Schwester, die mit meinem Bruder verheiratet ist. Sie hörte vom Al-Arrub College und wollte es besuchen. Ich begleitete sie auf den Campus und sie bewunderte die Gegend, eine charmante Naturlandschaft. Als wir das Collegegelände verlassen wollten, feuerte ein Krimineller auf uns und Lubna starb als Märtyrer.“ Ein Opfer der Besatzung.“

Jaara arbeitet für die Palästinensische Autorität im Ministerium für  Strafvollzug. Ihr Bruder Jihad war ein Mitglied von Fatahs al-Aqsa Brigade in Bethlehem und wurde nach der Belagerung der Geburtskirche 2002 nach Irland deportiert.

Am 15. Januar 2013 erschossen israelische Besatzungssoldaten einen jungen Palästinenser im Dorf Budrus. Der 17-jährige Sameer Awad wurde von vier Kugeln getroffen, als er einem Protest gegen die Siedlungen und die Apartheidmauer den Rücken kehrte. Budrus war das erste Westbankdorf, das regelmässige Proteste gegen den Bau der israelischen Annexionsmauer in der Westbank organisierte und so eine Verlegung der Route erzwang.(Witness: Israeli Soldier Killed Woman ‘in Cold Blood’; 24. Januar 2013;  Ma’an – www.maannews.com; http://palestinechronicle.com/witness-israeli-soldier-killed-woman-in-cold-blood/)

 

Die Freitagsdemonstration im Westbankdorf Bi’lin war ebenfalls der Erinnerung an Lubnah Hanash gewidmet. Beim Protestmarsch zur israelischen Apartheidmauer forderten die Dorfbewohner, israelischen und international Friedensaktivisten zusätzlich die Freilassung der politischen Gefangenen in israelischer Haft und ein Ende der israelischen Besetzung. Als die Demonstranten das Abu Lemon Feld erreichten, ein Stück Dorfland, das Bilin nach langjährigen Protesten zurückgegeben wurde, konnten einige Teilnehmer die Stacheldrahtrollen vor der Betonmauer aufschneiden, trotz des von israelischen Soldaten gelieferten Regens von Tränengaskanistern, Gummimantelgeschossen und Schockgranaten. Zahlreiche Demonstranten wurden verletzt; anschliessend kam es zu mehrstündigen Zusammenstössen von palästinensischen Jugendlichen mit der israelischen Armee.

Morad Shteiwy vom Widerstandskomittee gegen die Mauer in Kufur Qaddoum, berichtete, dass israelische Soldaten einen Einwohner, Hilmi Shteiwy, 21, beim Freitagsprotest abfürten und einen 47-jährigen Dorfbewohner, Zahy Ali, brutal angriffen und verprügelten. Am frühen Freitagmorgen drang die israelische Besatzungsarmee im Dorf ein und sperrte die Strasse, die vom Dorf zum Ziel der wöchentlichen Proteste führt.

Proteste gegen die israelische Mauer fanden auch in den Westbankdörfern Ni’lin und Al Ma’sara statt. (http://www.imemc.org/article/64947; http://www.imemc.org/article/64956; http://www.imemc.org/article/64954)

Zusammenstellung Martina Lauer

Friedlicher Widerstand, 27. Januar 2013

 

Bab Al-Karamah: Wiederaufbau der Zelte - Dutzende von Palästinensern kehrten am Freitag in ein demoliertes Protestdorf nordwestlich von Jerusalem zurück und begannen mit dem Wiederaufabu der Zelte von Bab al-Karamah (Tor zur Würde). Das Zeltdorf wurde vergangenen Freitag aus Proteset gegen israelische Landkonfiszierungen und den Siedlungsausbau auf dem Land des Dorfes Beit Iksa errichtet.

Augenzeugen berichteten, dass die Aktivisten am Freitag zum Dorf zurückkehrten und das wöchentliche Freitagsgebet abhielten, bevor sie Zelte wiedererrichteten und Olivenbäume pflanzten.

Beit Iksa ist von israelischen Siedlungen eingekreist und wird nach der bisherigen Planung vollkommen von Israels Trennmauer umringt werden. Beit Iksa wird damit von Jerusalem abgeschnitten. Nach Fertigstellung der Mauer wird 96% des Dorflandes von Beit Iksa annektiert, berichtet das Applied Research Institute in Jerusalem.

Das Dorf Bab al-Karameh war das zweite von palästinensischen Aktivisten errichtete und von der israelischen Armee demolierte Protestdorf. Eine Woche zuvor gründeten Aktivisten Bab Al-Shams bei Ost-Jerusalem, aus Protest gegen Israels Plan, die Siedlung E-1 zu bauen, die Jerusalem von der Westbank abtrennen würde. Activists re-erect tents at Bab al-Karamah, Maan, 26. 1.2013;

 
Freitagsalarm über neue Protestdörfer bestellen
- Just Foreign Policy bietet Unterstützern des friedlichen palästinensischen Widerstandes jeden Freitag morgen eine Benachrichtigung über die Lage in den palästinensischen Protestdörfern an. Unterschreibt ein Versprechen der Unterstützung für den gewaltlosen Widerstand gegen die Landkonfiszierungen der israelischen Regierung. Am Freitag morgen werden die neuesten Meldungen und Resourcen zugeschickt, damit die Nachricht über das nächste Protestdorf so schnell wie möglich  verbreitet werden kann.

Unterzeichner ausserhalb der USA und Kanada müssen kein Land eintragen; sie können das Feld frei lassen.
http://www.justforeignpolicy.org/act/palestine-pledge
http://salsa.democracyinaction.org/o/1439/p/dia/action/public/?action_KEY=12326   Übersetzung und Zusammenstellung Martina Lauer


 

Friedlicher Widerstand, 24. Januar 2013


Bab Al-Karama – zweites palästinensisches Protestdorf demoliert
- Die neue Strategie der direkten Aktion des friedlichen Widerstandes in der Westbank wurde am 18. Januar mit der Errichtung von Bab Al-Karama fortgesetzt. Bei den wöchentlichen Freitagsprotesten verletzen israelische Soldaten einen 15- jähriger Jungen tödlich.

Israelische Soldaten drangen am Montag früh im neugegründeten palästinensischen Dorf Bab Al –Karama ein und demolierten die seit Freitag errichteten Zelte und Gebäude. Kamal Hababa, der Vorsteher des Dorfrates von Bab Al-Karama, “Tor zur Würde”, berichtete, dass die israelische Armee ein grosses Kontingent von Soldaten, Militärfahrzeugen und Bulldozern zum Protestdorf sandte und anschliessend die Umgebung besetzte, um die Rückkehr der Aktivisten zu vereiteln.

Palästinensische Aktivisten und Bewohner von Beit Iksa hatten das neue Dorf am Freitag, den 18. Januar 2013, auf dem Land von Beit Iksa gegründet, auf einem Landkorridor in der palästinensischen Westbank zwischen Jerusalem und der illegalen israelischen Siedlungskolonie Ma’ale Adumim, wo Israel das Projekt E-1 ankündigte, den Bau einer neuen jüdischen Kolonie, die das besetzte Ost-Jerusalem vollständig von der Westbank isolieren würde. Innerhalb von 24 Stunden errichteten die Aktivisten die ersten Strukturen von Bab Al-Karama, eine Moschee und fünf Zelte, als direkte politische Aktion zum Schutz ihres Landes vor der Konfiszierung für den israelischen Siedlungsbau.

Am Sonntag schlossen israelische Sicherheitskräfte den Checkpunkt vor Beit Iksa und griffen gewaltlose Demonstranten mit Tränengasbomben und Schockgranaten an. Die Palästinenser weisen daraufhin, dass Bab Al Karama auf Land in palästinensischem Privatbesitz errichtet wurde, im Gebiet des zukünftigen palästinensischen Staates. Sie bestehen auf ihrem Recht, Häuser und Dörfer auf ihrem Land ohne Genehmigung durch die israelische Besatzungsbehörde zu bauen. Am Freitag vor einer Woche überraschten palästinensische Aktivisten die israelische Regierung kurz vor den israelischen Wahlen mit der Gründung von Bab Al Shams, dem ersten neuen palästinensischen Dorf in der Westbank seit 1967. Dieses Zeltdorf wurde am Sonntag, den 13. Januar 2013, gewaltsam evakuiert und drei Tage später zerstört.

Der palästinensische Aussenminister Riad Malki kündigte am Mittwoch, zwei Tage nach der Demolierung von Bab Al-Karama, vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen an, dass der fortgesetzte Siedlungsbau in Ost-Jerusalem der Palästinensischen Autorität keine andere Wahl lassen würde, als Israel vor den Internationalen Gerichtshof zu bringen. Malki bezeichnete das von Israel angekündigte Projekt E-1als “rote Linie”.

Israels prompte Zerstörung von palästinensischen Aussenposten steht im krassen Kontrast zur langjährig geübten Toleranz gegenüber jüdischen Aussenposten, die meist nicht lange auf den Anschluss an das Strom- und Wasserversorgungsnetz für Israels Kolonien in der Westbank warten müssen. Obwohl der Bau von israelischen Kolonien in der besetzten Westbank internationales Recht verletzt und die Chancen einer Zwei-Staaten Lösung drastisch verringert, wurde der Siedlungsbau seit den Osloverträgen in den 90er Jahren vorangetrieben. Die Zahl der jüdischen Siedler in der Westbank stieg auf etwa 600 000 an.

Vor 1948 erstreckte sich der Landbesitz der Dorfbewohner von Beit Iksa über 14 000 Dunam; durch die israelische Besetzung und Kolonisierung der Westbank haben die Dorfbewohner nur noch Zugang zu 2000 Dunam [ 1Dunam= 1 Quadratkilometer] ihres Landes. Durch den Bau von E-1 würde die Landfläche weiter auf 600 Dunam reduziert.

Mitglieder der Internationalen Solidaritätsbewegung beschrieben die Fahrt von Ramallah nach Bab Al-Karama als Reise durch eine vom Apartheidsystem geprägten Landschaft: Strassen “nur für Palästinenser” werden durch Tunnels unter den modernen Schnellstrassen “nur für Israelis” an israelischen Siedlungen und der Annexionsmauer vorbeigeleitet. In Sichtweite des Dorfes, auf der anderen Seite der israelischen Trennmauer, wird auf dem Land von Beit Iksa eine neue Bahnverbindung zwischen Jerusalem und Tel Aviv gebaut, die die Dorfbewohner und Landbesitzer nicht benutzen dürfen.

Ein israelisches Strassenschild in der besetzten Westbank (nahe Bethlehem) auf der Strasse 375 in der Nähe der palästinensischen Dörfer Husan, Batir und Wadi Fuqeen und der israelischen Kolonie Betar Illit, dokumentiert das israelische Apartheidsystem. Auf Hebräisch wird erklärt, dass die Benutzung des Kontrollpunktes nur für eine Bevölkerungsgruppe erlaubt ist:
“Willkommen am Kontrollpunkt Betar
Dieser Kontrollpunkt ist nur für die Durchreise von Israelis. Es ist verboten, eine Person durch diesen Kontrollpunkt durchzulassen oder zu transportieren, die kein Israeli ist.
“Israeli” – ein Bewohner von Israel, eine Person, die in diesem Gebiet lebt und ein israelischer Staatsbürger ist, oder eine Person, die das Recht zur Aliyah nach Israel hat, nach dem Recht auf Rückkehr von 1950, gültig in Israel.”
(Foto und Übersetzung aus dem Hebräischen von Dudy Tzfati)
Bei den friedlichen Demonstrationen in der Westbank gegen die israelische Besetzung und Kolonialisierung am 18. Januar 2013 wurden mehrere Teilnehmer verletzt; ein Junge erlag wenige Tage später seinen Verletzungen.


In den Dörfern Nabi Saleh und Budrus wurde an den sechzehnjährigen Sameer Awad aus Budrus erinnert, der am 15. Januar von israelischen Soldaten durch drei Gewehrschüssen in den Rücken getötet wurde.
Ein fühnfzehnjäriger Junge aus dem Ayda Flüchtlingslager bei Bethlehem erlag am 23. Januar 2013 seinen Verletzungen, nachdem er nach der Freitagsdemonstration am 18. Januar von einem israelischen Soldaten beschossen wurde.

Am gleichen Tag wurde Lubna Hannash, eine 21jährige Palästinenserin, am Eingang zu ihrem College bei Hebron von einem israelischen Soldaten in Zivil erschossen. Zwei weitere Studenten wurden verletzt. Das örtliche Komittee gegen die Mauer und Siedlungen berichtete, dass israelische Soldaten in einem Zivilfahrzeug das Feuer eröffneten, obwohl es keine Zusammenstösse gab und die Lage ruhig war.

Siehe: Saed Bannoura, Soldiers Demolish Bab Al-Karama, 21. Januar 2013, IMEMC; http://www.imemc.org/article/64925
The long road to Bab al-Karama, International Solidarity Movement, 20. Januar 2013; http://palsolidarity.org/2013/01/the-long-road-to-bab-al-karama/
Israeli Road Sign in West Bank: Jews-only, by Dudy Tzfati, 1 December 2012; http://cosmos.ucc.ie/cs1064/jabowen/IPSC/php/moreMaps.php?lastShownMap=772
http://www.imemc.org/article/64944; http://www.imemc.org/article/64942

 

Israelische Soldaten töten junge Palästinenserin - Bei Zusammenstößen zwischen israelischen Soldaten und jungen Palästinensern im Westjordanland wurden mehrere Menschen verletzt. Eine junge Frau starb. Die Palästinenser fordern das Eingreifen der UN. Israelische Soldaten haben eine 21-jährige Palästinenserin im Westjordanland erschossen und mehrere weitere Menschen verletzt. Zwei Soldaten hätten am Mittwoch bei dem Ort Arub das Feuer eröffnet >>>


Another Israeli Assassination: Azza child, Salih al-Amarin dies of Israel gunshot wounds - A teenager shot by Israeli forces during clashes in Bethlehem last week died on Wednesday, the boy’s family said. Salih al-Amarin, 15, from Azza refugee camp, was shot in the head Friday during clashes in Bethlehem’s nearby Aida camp, leaving him critically injured, a Ma’an reporter said. >>>


W
itness: Israeli soldier killed woman 'in cold blood' – "I saw an Israeli soldier on the main road firing gunshots haphazardly, so I put my left hand on Lubna's back, and grabbed her to try and run backward. A gunshot hit my hand, and I shouted as I ran. "I thought Lubna was running behind me until I reached the security guards of Al-Arrub College who took me to a clinic in the camp before an ambulance arrived and took me to hospital." >>>
 

Settler charged in 2007 shooting of 13-year-old boy. - On 30 December 2012, the Office of the Jerusalem District Attorney filed an indictment in the Jerusalem District Court against Yosef Ohana, a resident of the Nokdim settlement, charging him with the aggravated assault of 13-year-old Haitham Abu Mfareh. The indictment concerns an incident that occurred on 17 April 2007, in which Palestinian children from the village of Tuqu’, south of Bethlehem, were throwing stones at Israeli vehicles travelling along Route 356. The children were on a hill overlooking the road, which passes near their village. According to testimonies taken by B’Tselem, the driver of one car at which stones were being thrown stopped his car, got out and fired three bullets at the children on the hill. The children fled from the shooter, who began climbing up a path leading to the hill and fired at them again. Haitham Abu Mfareh, 13 years old, was hit: he sustained skull fractures and intra-cerebral hemorrhaging, which paralyzed the left side of his body and caused epilepsy >>>
 

Übersetzt und zusammengestellt von Martina Lauer

 

 

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