Friedlicher, Gewaltloser Widerstand in
Palästina - Seite 7 |
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Friedlicher Widerstand in
Palästina 7
Bab
Al Shams, 16.
Januar 2013
Israels
Oberstes Gericht hebt Evakuierungsbann
auf - - Israelische Bulldozer
blockierten am Mittwochabend die Strassen
nach Bab Al Shams, dem palästinensischen
Protestdorf in der Westbank, berichtete Maan
am 16. Januar 2013. Die Arbeit begann
umittelbar nach der Entscheidung des
israelischen Obersten Gerichtes, ein wenige
Tage zuvor getroffenes Urteil gegen die
Räumung des Dorfes aufzuheben, das
Aktivisten mit Zelten im sogenannten E-1
Korridor zwischen Ostjerusalem und der
Siedlung Maale Adumin errichteten, sagte
Mohammed Zawahra von der Palästinensischen
Autorität (PA). Das Gericht sagte, dass ein
Verbleiben des Zeltlagers in diesem Gebiet
zu Unruhen führen würde. Israel beschloss am
Mittwoch, 18 Aktivisten den Zutritt zu Bab
Al Shams zu verbieten und gab 15 Aktivisten
eine Geldstrafen von 270 Dollar. Zawahra,
ein Mitglied des von der PA am Dienstag
eingerichteten Dorfrates von Bab Al Shams,
berichtete, dass die Aktivisten am Dienstag
bei der Rückkehr nach Bab Al Shams
festgenommen und am Mittwoch vor ein
israelisches Militärgericht gestellt wurden.
Am Dienstag hatten die Aktivisten ein
Tarnmanöver aus den Zeiten der ersten
Intifada eingesetzt, um an israelischen
Truppen vorbeizukommen, und eine Hochzeit
vorgetäuscht. Zwei Aktivisten verkleideten
sich als Braut und Bräutigam und fuhren in
einem Konvoi mit Hochzeitsmusik, singend und
klatschend, am israelischen Checkpunkt bei
Bab Al Shams vor. Die Aktivisten stiegen aus
und liefen mit palästinensischen Fahnen in
der Hand auf den Checkpunkt zu. Die
Hochzeitsfotografen, die anscheinend den
Hochzeitszug filmten, waren in Wirklichkeit
Journalisten. Als die israelischen Soldaten
das Manöver durchschauten, feuerten sie
Tränengas, Gummimantelgeschosse und
Schallgranaten auf die Aktivisten.
Kameramann Nasser al-Shyoukhi wurde
verletzt. EinSprecher der israelischen
Polizei sagte, dass 20 Palästinenser
festgenommen wurden.
Abir Kobty, eine Sprecherin des Popular
Struggle Coordination Committee [PSCC],
berichtete laut IMEMC, dass sie zusammen mit
neun Aktivisten das Zeltdorf Bab Al Shams
erreichen konnte und dort von der
israelischen Polizei festgenommen und
angegriffen wurden. Bab Al Shams Aktivisten
sagten auf ihrer Facebookseite, dass anfangs
etwa 200 Menschen das Dorf erreichen wollten
und mehrere Aktivisten in den Bergen
blieben, während israelische
Armeehubschrauber über ihnen kreisten.
Die Internationale Solidaritätsbewegung
[International Solidarity Movement – ISM]
berichtete am 15. Januar 2013 von der
Rückkehr der Aktivisten nach Bab Al Shams.
Zwei Gruppen kamen gegen drei Uhr
nachmittags zur Überraschung der
israelischen Polizei aus verschiedenen
Richtungen an und liefen den Hügel nach Bab
Al Shams hoch. Die israelischen
Sicherheitskräfte feuerten zuerst
Schockgranaten ab und begannen mit der
brutalen Festnahme von Aktivisten. Sobald
die Polizisten in der Mehrheit waren,
trieben sie die anwesenden Aktivisten den
Hügel hinunter, wo die Aktivisten sich zu
einem Sit-in formierten und Lieder sangen.
Die israelischen Sicherheitskräfte
reagierten mit verstärkter Brutalität. Eine
Frau erlitt eine Kopfwunde und musste
medizinisch behandelt werden. Mindestens 10
Menschen wurden festgenommen, darunter die
Mitbegründerin der ISM, Neta Golan.
Ein Aufruf aus Palästina fordert die Bürger
Europas auf, sich für eine Aussetzung des
ACAA Abkommens zwischen der EU und Israel
einzusetzen, bis Israel seinen
Verpflichtungen nach internationalem Recht
nachkommt. Auf der Webseite der ISM können
Briefe an die europäischen Regierungen und
Abgeordnete des Europäischen Parlamentes
geschickt werden, in denen die Aussetzung
des Handelsabkommens mit Israel gefordert
wird und eine Beendigung der Kooperation mit
Unternehmen, die mit den illegalen
israelischen Siedlungen in der besetzten
Westbank zusammenarbeiten. Siehe: Zeit für
Gerechtigkeit – Aufruf aus Palästina an
Europas Bürger
Israel Court lifts injunction blocking
removal of protest village; Maan News, 16.
Januar 2013; http://maammews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=556727
At least 17 including 7 reporters injured as
army attack Bab Al Shams again, IMEMC, 15.
Januar 2013; http://www.imemc.org/article/64890
Protestors return to Bab Al Shams; Popular
Struggle Coordination Committee, 15. Januar
2013; http://palsolidarity.org/2013/01/protesors-return-to-bab-alshams/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+palsolidarity+%28International+Solidarity+Movement%29
Zeit für Gerechtigkeit http://act.palsolidarity.org/lobby/43/
Kairos
Palästina verurteilt die Zerstörung von Bab
Al Shams und der Zwei-Staaten-Lösung
- Kairos Palästina, eine Gruppe von
palästinensischen Christen und Coautoren des
Dokumentes “Ein Moment der Wahrheit”,
verurteilt den Befehl des israelischen
Premierministers Benyamin Netanyahu zur
Evakuierung von Bab Al Shams (Tor der Sonne)
und das Ignorieren einer Entscheidung des
Obersten Gerichtes, die dem Dorf eine Frist
von sechs Tagen gab. Bab Al Shams ist ein
neues palästinensisches Zeltdorf, das in
Opposition zu Israels geplanter Ausweitung
der Siedlung Ma’ale Admum gegründet wurde.
In den Morgenstunden des 13. Januar
umzingelten israelische Sicherheitskräfte
das Dorf, nahmen alle 150 Einwohner fest,
die dort die Nacht verbracht hatten, und
transportierten sie zum Checkpunkt Qalandia.
Netanyahus Befehl missachtet offensichtlich
ein zuvor abgegebenes Urteil des Obersten
Gerichtes zur Aufschiebung der Evakuierung.
Bab Al Shams wurde am 11. Januar errichtet,
als hunderte von Palästinensern und
internationale Unterstützer an der Stelle
eine Reihe von Zelten errichteten, wo Israel
die Erweiterung der illegalen Siedlung
plant. Es ist das erste neu gegründete
palästinensische Dorf seit 1967 im E-1
Korridor zwischen Ostjerusalem und den
besetzten palästinensischen Gebieten, auf
palästinensischem Privatbesitz.
Kairos Palästina hat das Errichten von Bab
Al Shams begrüsst, als kreative, gewaltlose
Aktion, um grundlegende palästinensische
Rechte einzufordern – wie das Leben auf dem
eigenen Land- und um die systematische
Verletzung dieser Rechte durch die illegal
israelische Besetzung zu entlarven. Die
folgende Vertreibung der Bewohner ist ein
weiteres Beispiel dieser Verletzungen, und
Kairos Palästina verurteilt diesen Akt der
Zerstörung aufs schärfste.
Wir rufen alle Palästinenser und die
Palästinensische Autorität zur Unterstützung
solcher Initiativen, der organisierenden
Aktivisten und Gemeinschaften auf. […]
Zusätzlich fordert Kairos Palästina
christliche Organisationen, Gemeinden und
Kirchenführer auf, die erzwungene Auflösung
von Bab Al Shams zu verurteilen. Dieses
Ereignis eröffnet eine überzeugende und
direkte Chance, Solidarität mit den
Palästinensern zu zeigen und sich am
gewaltlosen Protest gegen die sie
unterdrückende Besatzung zu beteiligen.
Die Unterstützung für Initiativen wie Bab Al
Shams sollte von möglichst vielen Seiten
kommen: Alle Regierungen weltweit und
Organisationen, die sich für einen gerechten
Frieden in unserer Region einsetzen, müssen
das Existenzrecht [von Bab Al Shams]
schützen und die Evakuierung verurteilen.
Mit dem weiteren Rechtsruck der israelischen
Regierung und dem Bestehen auf den
fortgesetzten Bau weiterer illegaler
Siedlungen wird die Zwei-Staaten Lösung
immer unhaltbarer. Die Verteidigung von Bab
Al Shams ist ein Weg, wie die
Realisierbarkeit der Zwei-Staaten Lösung
selbst verteidigt werden kann.
Angesichts der Errichtung und schnellen
Auflösung von Bab Al Shams steht nicht nur
die Existenz eines neuen Dorfes auf dem
Spiel, sondern auch ein echter Frieden mit
Gerechtigkeit. Wir bitten die Kirchen
weltweit dringend auf, beides zu
unterstützen.
Kairos Palästina, Bethlehem, 14. Januar 2013
http://www.jai-pal.org/content.php?page=1227
Übersetzt und zusammengestellt von Martina
Lauer
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Friedlicher Widerstand,
11./12. Januar
2013
Israelische
Repressionen gegen Dörfer des friedlichen
Widerstandes
- Ein grosses
Kontingent der israelischen Besatzungsarmee
wartet jede Woche nahe der illegalen
Siedlungskolonie Karmei Tzur auf die
Demonstranten, die samstags von Beit
Ummar zu dieser Siedlung laufen und von
Israel fordern, dass der Siedlungsbau und
die Verletzung der Rechte der
palästinensischen Landbesitzer und Einwohner
gestoppt werden. Der Westbankort wird vor
allem seit Beginn der regelmässigen
gewaltlosen Proteste von der israelischen
Armee schikaniert:
Ein palästinensischer
Aktivist und drei Teenager wurden am 2.
Januar 2013 in Beit Ummar bei einer Razzia
der israelischen Armee gegen ein Uhr morgens
festgenommen. Israelische Soldaten brachten
den örtlichen Aktivisten Yousef Abu Maria
zur Polizeistation in der illegalen
israelischen Siedlung Karmei Tzur und
zwangen ihn, bis 10 Uhr vormittags vor dem
Gebäude zu stehen. Er wurde nach der Zahlung
von 1000 Shekel Strafe (270 US Dollar) wegen
des Aufenthalts in einer militärischen Zone
während einer Demonstration im Juni 2012
freigelassen. Zusätzlich musste er eine
Erklärung unterschreiben, dass er sich von
der illegalen Siedlung fern halten werde,
die teilweise auf seinem Land gebaut wurde.
Die israelische Armee drang anschliessend in
mehreren Dorfhäusern ein und nahm drei
Teenager unter der Standardanklage des
Steinewerfens fest. Am Mittag des 2. Januar
war ihr Schicksal noch nicht bekannt. Beit
Ummar steht wie viele Orte in der Westbank
unter der permanenten Bedrohung durch Gewalt
von Seiten der illegalen israelischen
Siedler. Am 1. Januar 2013 steckten Siedler
zwei palästinensische Fahrtzeuge in Brand
und hinterliessen eine Botschaft auf einer
Mauer: “Nur ein toter Araber ist ein guter
Araber“. 1)
Am 5. Januar 2012 versammelte
sich eine grosse Guppe von schwer
bewaffneten Siedlern unter dem Schutz der
israelischen Armee am östlichen Eingang zum
Ort, als Kulisse für die Ankündigung von
Bauplänen für einen neuen Sicherheitszaun
vor Beit Ummar und entlang der
Verbindungsstrasse zwischen Bethlehem und
Hebron. Für die Dauer der politischen
Veranstaltung war der Zugang in das Dorf für
Palästinenser blockiert. Der zuständige
Leiter für die Sicherheit der israelischen
Siedlungen in der besetzten Westbank und
Israels Minister für Infrastruktur kündigten
dann vor laufenden Kameras den Bau eines
Sicherheitszaunes an, um die Sicherheit der
Siedler auf der Verbindungsstrasse zu
garantieren. Die Bewohner der nach
internationalem Recht illegalen israelischen
Siedlungen in der besetzten Westbank hatten
sich nach israelischen Presseberichten
verstärkt über das Steinewerfen von
jugendlichen Palästinensern auf Siedlerautos
beklagt.2)
Am 7. Januar unternahm die
israelische Armee einen weiteren
Schikaneangriff auf Beit Ummar: Soldaten
verteilten sich auf mehreren Strassen und
zwischen den Häusern, feuerten
Schockgranaten und Tränengaskanister und
provozierten einen voraussehbaren
Zusammenstoss mit einigen Jugendlichen des
Ortes. Als sich eine Gruppe von Steine
werfenden Palästinensern formierte, feuerten
die schwer bewaffneten Soldaten
Gummimantelgeschosse auf die Zivilisten. Ein
siebzehnjähriger Teenager wurde an der Hand
verletzt.2)
Am Freitag, den 11. Januar
2013 wurden die wöchentlichen, gewaltlosen
Demonstrationen gegen die israelische
Annexionsmauer in der palästinensischen
Westbank fortgesetzt. In den Dörfern
Bil’in und Ni’lin
Beschossen israelische Soldaten die
Demonstranten von israelischen Soldaten mit
Tränengas beschossen, sobald sie vor der auf
Dorfland errichteten israelischen Mauer
ankamen. Im Abu Lemon Areal, einem durch
langjähriges Protestieren wiedererlangtes
Stück Dorfland, griffen einige Demonstranten
zum Megaphon mit der Aufforderung an die
israelischen Siedler in der Kolonie „Mitityahu“auf
der anderen Seite der illegalen Mauer, das
Land der Palästinenser zu verlassen. „5
Broken Cameras“, ein von Dorfbewohner Emad
Brunat produzierter Film über den seit 2005
organisierten friedlichen Widerstand des
Dorfes Bil’in gegen den Bau der israelischen
Annexionsmauer erhielt eine Nomination für
die diesjährigen Oscars.
In
Kufur Qaddoum mussten
zahlreiche Bewohner nach dem Einatmen von
Tränengas behandelt werden, als israelische
Soldaten den örtlichen Protest gegen die
Mauer und Siedlungen angriffen. Im Dorf
Al Ma’sara bei
Bethlehem wurden zwei Bewohner verletzt, als
die israelische Armee den wöchentlichen
Protest am Ausgang des Dorfes angriffen. Die
Soldaten setzten Schlagstöcke und
Gewehrkolben ein, um die Demonstranten an
der Fortsetzung ihres Protestmarsches zu
hindern.
Im Westbankort
Nabi Saleh
bei Ramallah wurden örtlichen Bewohner und
international Solidaritätsaktivisten von der
israelischen Armee ebenfalls am Verlassen
des Dorfes gehindert. Die israelische Armee
hat ein Metalltor vor der Strasse errichtet,
die zu den Teilen des Dorflandes führt, das
die Nachbarn aus der illegalen israelischen
Siedlung Halamish für sich annektieren
wollen. Israelische Soldaten drangen im Dorf
ein und verschossen Tränengasgranaten im
Ort.Vier internationale Aktivisten wurden
festgenommen.3)
1)Team Khalil, 2. Januar
2013, International Solidarity Movement;
http://palsolidarity.org/2013/01/israeli-army-attacks-four-family-homes-in-beit-ummar-arresting-one-activist-and-three-teenagers/
2))Saed
Bannoura, PCHR Weekly Report: 7 wounded,
including 3 children, by Israeli troops this
week, 11. Januar 2013, IMEMC;
http://www.imemc.org/article/64864
Soldiers attack weekly
nonviolent protest in Hebron, 6. Januar
2012, IMEMC;
http://www.imemc.org/article/64831
3)Saed Bannoura, Dozens
Injured In Bil’in As Army Attacks Weekly
Protest, 12. Januar 2013, IMEMC;
http://www.imemc.org/article/64867
Nabi Saleh kämpft immer noch:
Ein Mitglied der
Internationalen Solidaritätsbewegung kehrt
nach drei Jahren nach Nabi Saleh zurück und
berichtet vom zähen Widerstandswillen der
Einwohner, die nicht aufhören, ihren
Widerstand gegen die Besatzer zu leisten...
„Nachdem ich in den
vergangenen drei Jahren immer wieder von
diesem Augenblick geträumt hatte, konnte ich
am vergangenen Freitag, den 4. Januar 2013,
endlich an der Demonstration in Nabi Saleh
teilnehmen und die wunderbaren Dorfbewohner
wiedertreffen. Als wir im Dorf ankamen,
gingen wir zum zentralen Platz, wo
israelische und internationale Aktivisten
und Leute aus dem Dorf sich nach dem
Mitttagsgebet versammelten. Einige Gesichter
waren vertraut, einige waren ganz neu und
andere fehlten: Festnahmen und Tod gingen in
Nabi Saleh um.
Nach einer kurzen Rede und
nachdem gelbe Fahnen und Bänder unter den
Leuten verteilt wurden, begannen die
Demonstranten ihren Marsch auf der
Hauptstrasse des Dorfes. Sie wollten wie
jeden Freitag seit Dezember 2009 die Quelle
des Dorfes erreichen, die von den Siedlern
aus Halamish gestohlen wurde, einer
nahegelegenen Siedlung an der Strasse 465.
Sobald sie die Hauptstrasse errreicht
hatten, legten die Shebab (Jugendliche)
zusammen mit israelischen und
internationalen Aktivisten eine Reihe von
Steinen quer über die Strasse, damit
Armeejeeps und der Wasserwerfer mit
Stinkwasser nicht vorbeifahren konnten, um
im Dorf einzudringen. (Skunk –
Stinktierwasser ist eine übelriechende
chemische Flüssigkeit: davon betroffene
Kleider muss man wegwerfen und der Geruch
bleibt haften, es dauert mehrere Wochen, bis
er von der Haut verschwindet.)
Die Atmosphäre war festlich,
die Shebab sangen und tanzten in der
vordersten Reihe, die Kinder rannen hin und
her. Plötzlich fing der Stinkwasserwerfer
an, in Richtung Demonstranten zu sprühen,
und die Soldaten eröffneten das Feuer mit
gummi-ummantelten Stahlkugeln und
Tränengaskanistern auf die Menge. Die
Demonstranten waren bald im ganzen Dorf
verstreut. Während einige Soldaten zum Hügel
vor dem Dorf liefen, verteilten sich die
Shebab zwischen Häusern und Hügeln; das
Armeefeuer wurde fortgesetzt wie auch das
Steinewerfen.
Als wir vor den Soldaten
wegrannten, öffnete sich plötzlich eine Türe
und eine Frau im Haus sagte “fadaleh,
fadaleh”, und so gingen wir hinein. In
diesem Moment wurde mir klar, dass mir das
gleiche Haus und die gleiche Frau Schutz
angoten wie vor drei Jahren in einer sehr
ähnlichen Situation. Damals rannte ich
ebenfalls vor den Soldaten davon und eine
schwangere Frau öffnete die Tür ihres Hauses
und lud mich zum Eintreten und Verstecken
ein. Ich setzte mich auf ein Sofa und sofort
servierte sie Tee und köstliches Essen. Ihre
kleine Tochter bot mir einen kleinen gelben
Teddybär als Geschenk an. Gestern, beinahe
drei Jahre später, hiess sie uns mit der
gleichen Gastfreundlichkeit und
Grosszügigkeit willkommen. Wir blieben eine
Stund in ihrem Haus. Ihre Familie war dabei,
einschliesslich ihrer zweijährigen Tochter,
mit der sie damals schwanger war. Während
wir ausruhten, durchsuchten die Soldaten das
Dorf. Zwei Israelis und ein
palästinensischer Fotograf wurden
festgenommen, und ein palästinensischer
Aktivist wurde von Soldaten verprügelt und
zur Polizeistation gebracht. Wir wissen
immer noch nicht, was mit ihm geschah.
Ich erkenne und bewundere die
Fortsetzung des Kampfes in Nabi Saleh gegen
die Besetzung seit drei Jahren, trotz
zahlloser Verhaftungen, Verletzungen,
Gefängnisstrafen und Tod. Bassem Tamimi, zur
Zeit im Gefängnis, sagte mir einmal:” Der
Kampf wird fortgesetzt bis zur beendigung
der Besatzung.” Am 5. Januar 2013 berichtete
das Bürgerkomittee Nabi Saleh, dass Ah’d
Tamimi, 13, vor kurzem der Hanzala Preis in
der Türkei für ihre Courage gegenüber der
israelischen Besatzungsarmee überreicht
wurde. Ah’d ist die Tochter von Bassem und
Nariman Tamimi, zwei bekannten Aktivisten
aus dem Westbankdorf. Sie reiste mit ihrer
Mutter in die Türkei und nahm an
Veranstaltungen über das Leben von
palästinensischen Kindern unter dem
israelischen Apartheidsystem und der
Besatzung teil.
Bassem Tamimi wurde bei der
Teilnahme an einer Boykottaktion in einer
illegalen israelischen Kolonie in der
Westbank im November 2012 von Soldaten
brutal geschlagen und später zu vier Monaten
Gefängnis verurteilt.
Nabi Saleh, still fighting,
International Solidarity Movement, 5.
Januar 2013;
http://palsolidarity.org/2013/01/nabi-saleh-still-fighting/
http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2013/01/05/photos/ahd-tamimi-awarded-hanzala-prize-for-courage
Übersetzt und zusammengestellt von Martina
Lauer
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Friedlicher Widerstand, 24.
Dezember 2012
Die
Kolonisierung von Weihnachten -
Bethlehem ist ein eindrückliches Beispiel für
die tiefgehenden und schockierenden Veränderungen in
Palästina, die ein Resultat der israelischen
Kolonisierungspolitik sind. Die illegale Konfiszierung von
Land, die Vertreibung von palästinensischen Familien und die
fortgesetzte Konstruktion von israelischen Siedlungen sind
ein Bestandteil der zahllosen Berichte aus ganz Palästina,
und im besonderen aus Bethlehem, berichtete die PLO in einem
Kurzbericht über Bethlehems Situation zu Weihnachten 2012.
1)
Letztendlich
will Israel die demographische und geographische
Zusammensetzung des Besetzten Palästinensischen Territoriums
verändern , vor allem im besetzten Ost-Jerusalem, indem es
sich soviel Land und Ressourcen wie möglich nimmt, mit mӧglichst
wenig Palästinensern, um so das Projekt der illegalen
Kolonisierung voranzutreiben.
Israelische Siedlungen und Bethlehem
- Seit dem Beginn der
israelischen Besetzung im Jahr 1967 hat Israel durch
verschiedene Massnahmen wichtige Teile des Bethlehemer
Distriktes annektiert, so dass Bethlehems Land im Norden der
Stadt von israelischen Siedlungen gestohlen wurde. Die
grössten illegalen Siedlungsprojekte seit 1967 wurden in
Ost-Jerusalem und in einem Halbkreis um den Stadtteil
begonnen und seit den Oslo-Verträgen von 1993 dramatisch
erweitert, vor allem auf dem Land zwischen Bethlehem und dem
besetzten Ost-Jerusalem.
Im nördlichen Bereich von Bethlehem,
einschliesslich Beit Jala und Bait Sahour hat Israel etwa 22
Quadratkilometer konfisziert, was ungefähr die Grösse von
Nauru ist.2) Davon wurden 18 Quadratkilometer der
sogenannten Munizipalität Jerusalem zugeschlagen, die Israel
seit 1967 durch unilaterale Massnahmen erweitert hat. Die
illegalen Siedlungen Gilo, Giv’at Hamatos und Har Homa
wurden so vergrössert. Ein weiterer Ausbau dieses
Siedlungsnetzes in Richtung des Landes östlich von Bethlehem
könnte die Ausdehnung von Bethlehem zum Jordantal hin und
zum Totem Meer, also innerhalb des Staates Palästina,
stoppen. In den israelischen Plänen für diese
Siedlungskolonien wird auch der Bau von Hotels angekündigt,
die vor allem von der Nähe zu Bethlehem profitieren würden,
und vom perfekten Blick auf die Stadt. Die Hotels werden auf
Bethlehems Land stehen, die Profite aber werden den
illegalen Siedler und dem Geschäft der Kolonisierung zugute
kommen, nicht den rechtmässigen Besitzern des Landes. Diese
Massnahme wird dramatische Folgen für palästinensische
Hotels in Bethlehem und Ost-Jerusalem haben. Die betroffenen
Landbesitzer sind in der Mehrheit palästinensische Christen
aus Bethlehem, Beit Jala und Beit Sahour, und Kirchen
verschiedener Konfessionen.
Durch die illegale Mauer
wurden vier Quadratkilometer der Stadt Bethlehem annektiert.
„Regime
der Genehmigungen“ – Israels Angriffe auf das Recht der
freien Religionsausübung
-
Die
israelische Besatzungspolitik der Trennung und Isolierung
hat historische palästinensische Gemeinden auf grundlegende
Weise getrennt. Vor allem die Mauer und ein von Israel
auferlegtes rassistisches System von Genehmigungen hat die
Verbindung zwischen Bethlehem und Jerusalem unterbrochen.
Das Regime der Genehmigungen
fordert von Palästinensern, die nicht in Jerusalem leben,
eine Sicherheitsgenehmigung, um von einer Seite zur anderen
zu kommen. Das gilt für christliche und moslemische
Kirchenführer, Frauen, Senioren und Minderjährige. Israels
Forderung, dass Palästinenser aus Bethlehem für den Besuch
des besetzten Ostjerusalem eine Genehmigung beantragen, ist
eine weitere Massnahme zur Konsolidierung der einseitigen
und illegitimen Annexion des besetzten Ost-Jerusalem.
Um den
internationalen Ruf Israels aufzubessern, wird die Zahl der
Genehmigungen für palästinensische Christen an Ostern und
Weihnachten vermarktet.
Es wird als Zeichen des guten
Willens und der Kooperation präsentiert, obwohl
Palästinenser die Besatzungsmacht um Erlaubnisscheine bitten
müssen, um von einem Teil ihres eigenen Landes zum anderen
zu reisen, und nicht in ein fremdes Land. Davon abgesehen,
erhält nicht jeder Antragsteller eine Genehmigung. Zum
Beispiel beantragten im April 2011 15000 palästinensische
Christen eine Erlaubnis, um nach Ost-Jerusalem zu gehen.
Israel aber händigte nur etwa 2500 Erlaubnisscheine aus.
Israel stellt Genehmigungen willkürlich aus,
oft nur für ein oder zwei Mitglieder einer Familie. Folglich
werden Genehmigungen nicht genutzt, weil Familien, die
zusammen bleiben wollen, keine andere Wahl haben als zu
hause zu feiern. Von den 14 Kontrollpunkten der Armee um die
besetzte Stadt dürfen Palästinenser mit Ausweispapieren und
einer Genehmigung nur drei benutzen, um nach Jerusalem zu
gelangen. Diese Checkpunkte sind nur für Fußgänger, was
lange, unangenehme Wartezeiten zur Folge hat. In und um
Bethlehem hat die israelische Besatzungsarmee 32 physische
Barrieren errichtet- u.a. Checkpunkte, Strassenblockaden,
Erdhügel und Tore.
Diese Situation kommt auch in internationalen
Berichten zum Vorschein. Der Bericht der Missionschefs der
EU in Jerusalem (2012) stellte fest: „ Die [Regierung von
Israel] erlegt im Verlauf des Jahres selektiv Beschränkungen
der freien Religionsausübung und des Zugangs zu den
Gebetsstätten von christlichen und moslemischen Gäubigen in
Jerusalem/ der Altstadt durch gesetzliche und politische
Massnahmen auf.“
Die Mehrheit der
palästinensischen Christen in Palästina lebt im Gebiet
zwischen Ost-Jerusalem und dem Bethlehemer Distrikt. (2007)
Neueste
Entwicklungen: Cremisan und Mar Elias
- Seit mehr
als einem Jahr haben die Palästinenser von Beit Jala
spezielle Gebetsversammlungen organisiert, um ihr Land vor
einer weiteren Annexion zu retten. [Jeden Freitag leitet
Pfarrer Ibrahim Shomali Gebete in den Olivenhainen des
Dorfes im Cremisan Tal.3)]
Nachdem sie
beinahe 70% ihres Landes an die israelischen Siedlungen von
Gilo und Har Gilo verloren haben, droht ein geplanter
Weiterbau der israelischen Mauer und damit die Trennung von
einem der lezten Grünflächen Bethlehems, dem Cremisan Tal.
Dieses Tal gehört 58 palästinensischen Familien(Christen)
und mehreren Kirchen. Mehr als die Hälfte der Olivenbäume
von Beit Jala liegen in diesem Tal. Das
Ӧl
aus dem Ort wird als eines der feinsten Olivenöle in
Palästina geschätzt. Ein von Salesianischen Nonnen geführter
katholischer Kindergarten ist von den israelischen
Plänenbetroffen wie auch ein Weingutbetrieb der
Salesianischen Brüder, die Arbeiter aus Beit Jala
beschäftigen.
In Israel
wird erwartet, dass die Konstruktion Anfang 2013 fortgesetzt
wird. [Der Verlauf der Mauerroute wurde von Palӓstinensern
und den Salesianern/innen vor Gericht angefochten4)] Wenn
die Mauer gebaut wird, verlieren die Palästinenser im Gebiet
von Bethlehem eine ihrer meist geliebten Traditionen: Ende
Mai hӓlt
die katholische Gemeinschaft jӓhrlich
eine Prozession ab, von der Statue zu Ehren der Jungfrau
Maria am Cremisan zur Verkündigungsbasilika in Beit Jala.
Mar Elias
ist einer der heiligsten christlichen Orte in Palästina.
Dort beginnt jedes Jahrdie Weihnachtsprozession nach
Bethlehem. Obwohl Mar Elias immer einTeil von Bethlehem war,
wird der Zugang für palästinensische Christen, die dort
beten wollen, durch die israelischen Bestimmungen beschrӓnkt.
Mit dem Bau
der geplanten neuen Siedlung Giv’at Hamatos zwischen den
bereits bestehenden Siedlungen Gilo und Har Homa wird
Bethlehem von Jerusalem abgeschnitten. Diese neue Siedlung
wird den gleichen Effekt haben wie die Ende November
angekündigte Erweiterung der israelischen Siedlungskolonie
Ma’ale Admumim, E1: das besetzte Ost-Jerusalem wird weiter
isoliert und die palӓstinensischen
Gemeinden werden zu eingemauerten Enklaven: Israel würde
damit die Bildung des Bantustan Südliche Westbank abrunden.
1)Colonizing Christmas: Facts on
Israeli Occupation and Bethlehem Saturday December 15, 2012
00:08 by Palestine News Network - PNN ;
http://www.imemc.org/article/64747
Dokument:PLO Negotiations Affairs Department
Fact Sheet “Colonizing Christmas: Facts on Israeli
Occupation and Bethlehem”
2)Nauru
- westpazifisches Inselatoll zwischen Australien und Hawai,
das am 29. November 2012 bei der Unoabstimmung über den
Status von Palӓstina
als einer von neun Staaten an der Seite Israels stand.
Siehe:
http://www.presstv.ir/detail/2012/12/04/276202/zionists-exercise-influence-on-nauru/
Givat Hamatos:
erste neu geplante israelische Siedlung in der Westbank seit
1997 mit 2600 Hӓusern;
strategische Lage zwischen Gilo mit 40 000 Siedlern und Har
Homa mit etwa 20 000 Einwohnern; etwa 10 Kilometer von
Jerusalem entfernt
Bethlehem:
von 22 israelischen Siedlungskolonien umgeben, in denen u.a.
der ehemalige Aussenminister Avigdor Lieberman und Minister
Yuli Edelstein leben; dichter besiedelt als Gaza, weil
israelische Konstruktionen keinen Raum für Expansion lassen;
von 25 000 Einwohnern sind 18% arbeitslos; Vera Baboun wurde
als erste Frau als Bürgermeisterin von Bethlehem gewӓhlt;
2008 waren nur noch 28% der Einwohner Christen; Gründ für
den Exodus: strangulierte Wirtschaft durch die israelische
Kolonialisierung der Westbank; Unruhen der Zweiten Intifada;
Beit Sahour:
15 000 Einwohner, 80% Christen; militante Siedler halten
seit kurzem einen Hügel, Shdema, besetzt, vermutlich ein
neuer Aussenposten
Israelische Mauer:
zwei Drittel der geplanten 700 Kilometer langen Trennmauer
sind bereits errichtet; steht zu 85% in der besetzten
Westbank; der Internationale Gerichtshof urteilte 2004, dass
die Mauer internationales Recht verletzt und demoliert
werden muss;
Siehe:
Harriet Sherwood, Bethlehem Christians feel
the squeeze as Israeli settlements spread, The Guardian, 23.
Dezember 2012;
http://www.guardian.co.uk/world/2012/dec/23/bethlehem-christians-feel-squeeze-settlements
3)http://www.alternativenews.org/english/index.php/aicafe/aicafe-events/5888-aicafe-1812-cremisan-vs-the-apartheid-wall-.html
4)Oz Rosenberg:
New segment of West Bank security fence may separate nuns
from monks (Haaretz,
5. Januar 2012); http://www.haaretz.com/print-edition/features/new-segment-of-west-bank-security-fence-may-separate-nuns-from-monks-1.405542
Übersetzt und zusammengefasst
von Martina Lauer |
Friedlicher
Widerstand, 12.12. 2012
Sprachlos in
Gaza -
Ende November 2012 reiste Joshua Brollier mit einer
internationalen Delegation nach Gaza und berichtet hier von
Israels achttägiger Bombardierung Gazas, Operation Pillar of
Cloud, die am 14. November begann, aus der Sicht der Ärzte,
Rettungssanitäter und der Verwundeten. Er ist ein
Koordinator der
Voices for
Creative Nonviolence
in Chicago:
Dr. Majdi
Na’eim arbeitete acht Tage hintereinander während Israels
Operation “Wolkensäule” im Al-Shifa Krankenhaus im
Gazastreifen. Angesichts hunderter von Verwundeten, die in
die Notaufnahme strömten, hatten viele seiner Kollegen und
er selbst keine Zeit, auch nur das Krankenhaus zu verlassen.
Am letzten Tag, einem der brutalsten des Angriffs, nahm
Israel das Ni’ma Hochhaus in der Stadt Gaza ins Visier. Dr.
Na’eim half anderen Ärzten in der Notaufnahme, als er hörte,
dass unter den gerade ankommenden Todesopfer sein
zweijähriger Sohn Abdel Rahman Na’eim war. Man stelle sich
das Grauen und den unmittelbaren Schmerz eines Vaters vor.
Bei der Totenwache für seinen Sohn sagte Dr. Na’eim zu
seinen Freunden und seiner Familie, die ihn trösten wollten,
“Es tut mir schrecklich leid. Ich kann über nichts
sprechen.”
Gazas
medizinisches Personal hat seit Jahren unter unvorstellbaren
Bedingungen gearbeitet. Während Israels Operation Gegossenes
Blei wurden “17 Mitarbeiter in der Gesundheitsfürsorge
getötet und 26 verletzt. Insgesamt wurden 29 Krankenwagen
durch Bomben beschädigt oder zerstört oder von gepanzerten
Fahrzeugen zerdrückt; 48% von Gazas 122 medizinischen
Einrichtungen kamen direkt oder indirekt unter Feuer.”
Am 29.
November 2012 setzte sich Bashar Abu Murad, der Leiter der
Notfall- und Rettungsdienste beim Palestinian Red Crecent,
mit unserer Delegation zusammen und berichtete über den
Angriff auf das Al-Quds Krankenhaus am 15. Januar 2009, den
er selbst miterlebte. Er beschrieb die Panik, als das
Krankenhaus zweimal von den israelischen Streitkräften mit
weissem Phosphor beschossen wurde. Nach dem Abschuss der
ersten Munitionsrunde brach ein massives Feuer aus. Es
dauerte sechs Stunden, bis das Feuer lediglich mit Hilfe von
Wasser und Sandsäcken gelöscht wurde. Verzweifelt setzten
die Mitarbeiter alles daran, die Patienten und
Zufluchtsuchende zu evakuieren.
In dieser Zeit
suchte ein Journalist Zuflucht unter dem Tisch. Bashar
selbst trug drei Menschen aus der Intensivstation in
Sicherheit. Obwohl das erste Feuer schliesslich gelöscht
wurde, konnte das Krankenhaus nach einem zweiten Beschuss
mit weissem Phosphor nicht mehr benutzt werden.
Unser Gespräch
wandte sich den Erfahrungen in diesem Krieg zu. Obwohl das
Al-Quds Krankenhaus dieses Mal nicht direkt angegriffen
wurde und die Ärzte dort keine Anzeichen von Verletzungen
durch weissen Phosphor gesehen hatten, beschrieben sie doch
Verbrennungen dritten Grades und Amputationen aufgrund von
Israels “nicht-tödlichen” Warnungsbomben und die vielen
Todesopfer durch die grösseren Raketen, die von den durch
die Vereinten Staaten finanzierten F-16 Düsenjäger
abgefeuert wurden. Bashar sprach von den Schwierigkeiten,
unter denen ein medizinisches Gesundheitssystem in einer
Gesellschaft unter einer Blockade funktioniert. Das
Notfallpersonal muss improvisieren, ohne elementares
Versorgungsmaterial wie Gaze für die Verwundeten oder
Plastiksäcke für die einkommenden Todesopfer. Der Kontakt
von Sanitätern und Notfallpersonal mit den Krankenhäusern
ist begrenzt, weil die Blockade sie auf die Benutzung von
unzulänglichen Radios beschränkt, anstelle von moderner
digitaler Kommunikationstechnologie.
Al-Quds war
wegen der unsicheren Stromversorgung an einen Gasgenereator
angeschlossen. Das Krankenhaus hatte gerade einen
dreimonatigen Vorrat von elementaren Arzneimitteln erhalten,
der in dem Konflikt vollständig aufgebraucht wurde. Abu
Murad berichtete weiter, “Es ist schwer, unter diesen
Bedingungen überhaupt klar zu denken. Alle 1,5 Millionen
Einwohner von Gaza leiden unter PTBS von diesem Krieg.” Die
Ärzte waren von dieser Feststellung nicht ausgenommen.
Später an
diesem Nachmittag führten wir ein Interview mit zwei jungen
Ambulanzfahrern durch, Shadi al Tayef und Aadl el Azbot. Wir
fragten sie, wie sie den Mut gefunden hatten, ihre Arbeit
während des jüngsten Krieges fortzusetzen, nachdem während
der Operation Cast Lead auf Krankenwagen gefeuert wurde.
Shadi anwortete: “Dieser Krieg war nicht viel anders als der
letzte. In den letzten Tagen waren die Strassen leer. Alle
warteten in ihren Häusern. Wir machen unsere Arbeit nur
deshalb, weil es uns wichtig ist, Menschen zu retten. Es
geht nur um die Menschen.” Aadl fährt weiterhin Krankenwagen
und lässt sich nicht davon abschrecken, obwohl er in der
Vergangenheit durch Granatsplitter verwundet wurde, als die
Israelis zum zweiten Mal auf eine Stelle feuerten, nachdem
die Notfallfahrzeuge angekommen waren. Nach Auskunft der
Fahrer hatte die israelische Armee sicherlich Kenntnis von
der Anwesenheit von Notfallpersonal, nicht nur durch die
ausgeklügelten Überwachungssystemen einschliesslich Dronen
und Heissluftballons mit Kameras, sondern auch weil sie alle
Rettungsmissionen zuerst mit dem Roten Halbmond koordinieren
müssen, der im direkten Kontakt mit der israelischen Armee
steht.
Sanitätern
wurde der Zugang zu Orten oft verweigert, bis es zu spät
war, um die Verwundeten zu retten; erhielten sie dann das
Okay, wurde trotzdem auf sie gefeuert. “Wir leiden bis heute
unter dem Trauma,” erklärte Aadl besorgt. Die Organisation
des Roten Halbmondes bietet seinen Mitarbeitern
psychologische Beratung an, aber man kann sich nur schwer
vorstellen, dass sie mit dem vorhandenen Bedarf Schritt
halten kann. Sechs Krankenwagen wurden während der Operation
“Pillar of Cloud” zerstört und sieben Mitarbeiter verletzt.
“Wir müssen mit der Situation bei der Arbeit fertisg werden,
aber es wird uns ermöglicht, menschlich zu bleiben und Zeit
zu Hause zu verbringen,” versicherte Shadi.
Joshua
Brollier berichtet, dass verschiedene Länder und
Organisationen, die Gaza unterstützen, nach dem israelischen
Angriff auf den Küstenstreifen im November 2012 medizinische
Unterstützung leisteten. Der marokkanische König sandte 26
Ärzte, 15 Spezialisten, Material und ein Feldkrankenhaus
nach Gaza, um dort kostenlose medizinische Versorgung für
die Patienten auch für chronische Krankheiten anzubieten.
Nach dem israelischen Angriff auf Gaza, Operation Cast Lead,
vor vier Jahren kam ebenfalls medizinische und finanzielle
Hilfe aus Marokko:
Mitglieder der
internationalen Notfalldelegation für Gaza wandten sich an
Freunde und Alliierte und sammelten etwa 25 000 Dollar für
Arzneimittel für die Krankenhäuser in Gaza. Obwohl die Ärzte
und Verwalter, die wir trafen, für die Spenden und
Solidaritätsgesten dankbar waren, betonten sie, dass Gaza
einem Problem gegenübersteht, das vor allem politisch ist.
Sie streben neben anderen konkreten Forderungen ein Ende der
Belagerung und der militärischen Einfälle und das Recht auf
Selbstbestimmung an. Sie begrüssen die Unterstützung, aber
sie wollen nicht von internationaler Hilfe abhängen. Sie
haben das Training, das Wissen und den Willen, um gute
Arbeit zu leisten und unabhängig zu sein. Dr. Khalil
Abu-Foul, ein Sprecher für den Roten Halbmond, stellte uns
gegenüber folgendes klar: “Ihr seid unsere Augen in Eurem
Land. Diese Raketen kommen aus Eurem Land. Stellt die Fakten
klar, das reicht.”
In der
vergangenen Woche sass ich mit Familien zusammen, von denen
viele “Fakten vor Ort” und Berichte vorbrachten, die in
jeder Hinsicht genauso erschütternd waren wie Dr. Majdi
Na’eims tragischer Verlust seines Sohnes und ich hatte oft
das Gefühl der kompletten Sprachlosigkeit. Was kann man
sagen, wenn man das Haus und den Betrieb von Walid und
Tawqfiq al Nassasra besucht, Beduinen, Bauern und Brüder,
die in der Nähe von Rafah leben? Am 19. November
bombardierte ein israelisches Kampfflugzeug um 10 Uhr nachts
das Blechdachhaus von Tawqfiq. Das Haus wurde vollkommen
zerstört, was blieb, war ein massiver Krater in der Erde.
Zwei Söhne von Tawqfiq im Teenagealter, Ahmed und Mohamed,
wurden getötet. Sie erlitten keine Knochenbrüche. Der Druck
der Bombe brachte ihre inneren Organe zum Explodieren. Es
ist erstaunlich, dass es Überlebende gab. Tawqfiq ist noch
im Krankenhaus, seine Frau verlor das Augenlicht und seine
junge Tochter erlitt schwere Verbrennungen.
Welche Entschuldigungen sind für seine Frau
oder Tochter von Bedeutung , die jetzt permanent entstellt
und behindert sind, deren tränenreiche Blicke unsere
leblosen Kameras durchbohren und unsere Notizbücher voller
Zahlen und Statistiken in Stücke reissen? Welche Aussicht
auf Heilung oder fortgeschrittene Behandlung haben sie,
während Gaza immer noch belagert wird? Ich suchte nach
Ausdrücken des Beileides. Worte sind unzulänglich. Wir sind
alle dazu aufgerufen, entschiedener zu handeln, damit diese
Tragödien nie wieder geschehen.
Joshua Brollier,
Speechless in Gaza, Common Dreams, 6.
Dezember 2012;
https://www.commondreams.org/view/2012/12/06-1
|
Friedlicher Widerstand,
23. – 30. November 2012
Jamal Juma‘
zum Angriff auf Gaza im
November 2012
-
Vier Jahre nach dem brutalen israelischen Angriff auf Gaza,
der über 1400 Palästinensern das Leben kostete, hat Israel
seine Militärmaschine wiederum mit voller Gewalt gegen Gaza
gerichtet, schreibt Jamal Juma von der palästinensischen
Organisation „Stop the Wall“ am 20. November 2012. Nach der
massiven Zerstörung Gazas 2008/2009 setzte Israel den Krieg
gegen die Palästinenser in der Westbank mit anderen Mitteln
fort: In Jerusalem werden die Palästinenser durch
Hausdemolierungen und den intensiven Ausbau der illegalen
jüdischen Siedlungen vertrieben. Im Norden des Jordantales
und in den südlichen Hebronbergen wird eine Politik der
systematischen ethnischen Säuberung durchgeführt. Und
israelische Siedler zerstören Olivenhaine, Moscheen und
Häuser, um palästinensische Dorfbewohner zum Aufgeben zu
zwingen. Die israelische Armee führt Massenverhaftungen
durch und demütigt Palästinenser in israelischen
Gefängnissen. Trotzdem sind die Proteste der Palästinenser
in der Westbank gegen Israels Angriff auf Gaza 2012
intensiver als vor vier Jahren. Jamal Juma‘ erläutert:
[...]“All das
ist Teil des Rückzugsplans für die Westbank. Wie wir 2005 in
Gaza gesehen haben, baut Israel mit zunehmender
Geschwindigkeit die Infrastruktur auf, die die Westbank in
ein weiteres Gefängnis im Freien verwandelt, belagert die
Palästinenser in der Westbank auf etwa 50% ihres Landes
hinter der Apartheidmauer, durch Strassensperren und andere
Kontrolmechanismen, und legt es darauf an, jeden Widerstand
gegen diesen perversen Plan zu verhindern. Der Besatzer kann
so jedes Detail, das Leben und die Zukunft der Palästinenser
in diesen Gefängnissen unter freiem Himmel kontrollieren
und die Trennung der Westbank von Jerusalem und Gaza
zementieren.
Wir leben in
einem offenen Krieg auf die Palästinenser. Wenn ein Krieg
endet, wird ein neuer begonnen, mit grösserer Gewalt als der
vorhergehende. Israel verfolgt nur ein Ziel damit, es will
die Palästinensische Sache loswerden und das
palästinensische Volk.
Als Israel
2008/2009 den massiven Angriff auf Gaza begann, sah die
Mehrheit der Menschen in der Westbank verzweifelt zu, wie
die Kinder starben, und das Gefühl der Hilflosigkeit brachte
uns beinahe um. Dieses Mal ist die Situation anders. Die
Menschen kamen vom ersten Tag an zu Protesten heraus und es
gab in der ganzen Westbank Zusammenstösse zwischen
palästinensischen Demonstranten und der Besatzungsmacht: an
den Strassensperren und um die Siedlungen von Qalandia,
Jalama, Anata, vor Bethlehem, Hebron, al-Ram und Huwwara; am
Damaskustor und anderen Orten im Herzen Jerusalems, in den
Ortsteilen Jerusalems, Silwan, Issawiya, Ras al-Amud und Abu
Dis kommt es zu täglichen Zusammenstössen. Die Zahl der
Teilnehmer wächst mit jeder Bombe, die in Gaza fällt.
Der Grund für
den Wandel in der derzeitigen Reaktion der palästinensischen
Bevölkerung liegt im Ausmass des Zornes und der Frustration.
Die politische und wirtschaftliche Situation der Menschen
verschlechtert sich; die PA zeigt einen immer
offensichtlicheren Führungsmangel und ist nicht fähig, auf
die Besatzung, den Siedlungsbau, die Belagerung Gazas, die
Politik der jüdischen Kolonialisierung Jerusalems, die
Hausdemolierungen, den Diebstahl von Land, Rohmaterial und
Eigentum, den erzwungenen Wegzug und zahlreiche weitere
Verbrechen gegen unser Volk zu reagieren. Der Zorn der
Bevölkerung wird auch durch die Spaltung und den täglich
wachsenden Mangel an Einheit zwischen den politischen
Parteien und Führungen geweckt. Niemand sieht sich
verantwortlich dafür, diese Spaltung im Interesse der
nationalen Sache zu beenden. Alle wenden sich von machbaren,
von der Bevölkerung unterstützten [popular] Lösungen zur
Beendigung der Spaltung ab.
Nicht nur die
palästinensische Strasse hat sich verändert, sondern auch
die arabische Welt ist nicht mehr die gleiche wie 2008.
Ägypten ist nicht mehr das Ägytpen von Mubarak. Tunesien ist
nicht mehr Ben Alis Tunesien. Selbst der Libanon und
Jordanien haben sich verändert und der Wille der Menschen
ist in die politische Szene eingedrungen. Und die Menschen
in der Region sehen die palästinensische Sache immer noch
als das pulsierende Herz der Region. Zusätzlich sind die
Solidaritätsbewegungen für die Palästinenser weltweit seit
dem Massaker der letzten Invasion von Gaza in Stärke und
Kapazität gewachsen.“
Der Widerstandswille der Menschen in Gaza kann durch den
Einsatz von militärischer Gewalt nicht zerstört werden,
sagt Jamal Juma, und fordert, dass die Führung der
verschiedenen politischen Gruppen endlich zusammen arbeiten,
um erfolgreich zu sein. Er schliesst mit diesen Worten:
„Der Welt
senden wir eine Botschaft: Israel hätte einen erneuten
Angriff auf Gaza nicht gewagt, wäre es für den kriminellen
Krieg gegen Gaza bestraft worden, der durch den
Goldstone-Bericht der UNO untersucht wurde. Wenn die
fortgesetzte israelische Besetzung, das Apartheidsystem und
die Kolonialisierung beendet werden sollen, wenn die
wiederholten Massaker an den Palästinensern, die die Medien
und die international Diplomatie in Abständen aus ihrem
Schlaf wecken, beendet werden sollen, dann muss zu allererst
und sofort Israels Straflosigkeit enden. Wir müssen alle
Käfte vereinigen, um den israelischen Angriff auf Gaza
aufzuhalten, um das schreckliche Massaker zu verhindern, das
letztes Mal geschah. Wir müssen den Einfluss der
internationalen Soldarität stärken, um die globalen
Bindungen der Komplizenschaft mit Israel zu durchschneiden,
und die Kampagne für Boykott, Disinvestitionen und
Sanktionen verstärken. Angesichts der täglichen tödlichen
Angriffe auf Palästinener ist der Aufruf zu einem sofortigen
und umfassenden militärischen Embargo Israels dringender als
je zuvor. Das sind die wirksamsten, zur Verfügung stehenden
Strategien in Reaktion auf die Frage, die in den Herzen der
Palästinenser ständig gegenwärtig ist: Wie lange wird Israel
mit allem ungeschoren davonkommen, während es wieder ein
weiteres Massaker an unserem Volk begeht?“
Jamal Juma' Speaks Out about the Attacks on Gaza, 20.
November 2012, Palestine, Palestinian Grassroots
Anti-apartheid Wall Campaign ;
http://www.stopthewall.org/2012/11/20/jamal-juma-speaks-out-about-attacks-gaza
Siehe auch: Nobel Peace Laureates Call For Military Boycott
Of Israel; 53 authors 'horrified at the latest round of
Israeli aggression', Common Dreams, 28. November 2012;
http://www.commondreams.org/headline/2012/11/28-1
Die wöchentlichen Demonstrationen in der
besetzten Westbank wurden am Freitag, den 23. November 2012
fortgesetzt.
- Mehrere Dörfer, darunter Bi’lin, Nabi Saleh,
Kufr Qadum und al Ma’asara, organisierten Proteste gegen
Israels Besatzungsregime und den fortgesetzten Bau von
illegalen Kolonialsiedlungen auf palästinensischem Land. In
Nabi Saleh erinnerten die Dorfbewohner und ausländische
Solidaritätsaktivisten an Rushdie Tamimi, der bei einer
Demonstration gegen Israels Bombenangriffe auf Gazas
Bevölkerung im November 2012 von israelischen Soldaten
getötet wurde. In allen Dörfern wurden die Toten und
Gefallenen von Gaza betrauert . Gleichzeitig zeigten die
Demonstranten ihre Unterstützung für Mahmoud Abbas und den
Gang zur Uno. Mehrere Demonstrationsteilnehmer wurden durch
Gummimantelgeschosse und Tränengas verletzt und ein
palästinensischer Kameramann angegriffen
Palestinian Grassroots
Anti-apartheid Wall Campaign, The
Occupation force suppresses weekly
marches in the West Bank. Several
demonstrators injured, 24. November 2012
http://www.stopthewall.org/2012/11/24/occupation-force-suppresses-weekly-marches-west-bank-several-demonstrators-injured
Eine Reservation ist ein Bantustan ist
Gaza – Kolonialismus von den USA bis
Israel
-
Vor zwei Jahren hielt der
Fotograf, Aktivist und
Geschichtenerzähler Aaron Huey einen
Vortrag mit dem Titel “America’s Native
Prisoners of War” an der Universität von
Denver. Der Vortrag ist eine Kombination
von Fotografien und Erzählungen und
spürt die bis heute fortgesetzte
Geschichte der Besiedlung und Besetzung
des Landes der indigenen Amerikaner auf.
Das Format von TEDx Vorträgen macht
tiefgreifende und ernste Diskussionen
über wichtige Themen beinahe unmöglich
[kommentiert Jadaliyya]. Aber diese
Präsentation ist aussergewöhnlich im
Bezug auf die Argumente und die
Unmittelbarkeit der Emotionen:
Heute, drei
Tage nach [dem amerikanischen Feiertag am 22. November]
“Thanksgiving Day”, ist die Erinnerung daran wichtig, dass
der Siedlerkolonialismus in den Vereinten Staaten so
vollständig und so erfolgreich war, dass die Welt vergessen
hat, dass Südafrika, Australien und Israel zusammen Kopien,
zusammen Annäherungen an den fortgesetzten Sieg in den
Amerikas sind. Wir haben vergessen, dass die Menschen
voneinander lernen und dass die Strategien und Lektionen des
Völkermordes immer in gutgeschnittenen Anzügen, auf Papier
und mit Händeschütteln reisten. Wir haben vergessen, dass
wir, die wir heute in den Vereinten Staaten leben, die
Besiedlung von indigenem Land fortsetzen, und dass sogar die
Option, ein politisch progressiver – oder sogar radikaler-
Bürger der Vereinten Staaten zu sein, ein Akt des
Völkermordes ist. Eine Reservation ist ein Bantustan ist ein
Flüchtlingslager ist Zone A ist eine Landzuweisung ist ein
Vertrag zwischen Kolonialmacht und Eingeborenen [Native
Title] ist Gaza.
Am Ende seines
Vortrags sagt Aaron Huey:
Das letzte
Kapitel in jedem erfolgreichen Genozid ist erreicht, wenn
der Unterdrücker seine Hände loslassen kann und spricht,’
Mein Gott, was machen diese Leute miteinander? Sie bringen
sich gegenseitig um, sie töten sich, während wir zusehen,
wie sie sterben.
Diese Logik
der Schuldzuweisung und der gewalttätigen Kulturen ist denen
vertraut, die sich für Palästina einsetzen. Mit Hilfe
unseres Lernens von Palästina, können wir die fortgesetzte
Geschichte der Vereinten Staaten wieder erlernen.
"Happy Thanksgiving!"
Siehe Video und Text: Jadaliyya Reports,
America's
Native Prisoners of War,
25. November 2012;
http://www.jadaliyya.com/pages/index/8597/americas-native-prisoners-of-war
Siehe auch:
Chris Hedges,
Elites Will Make Gazans of Us All, 19. November 2012,
TruthDig.com;
https://www.commondreams.org/view/2012/11/19-0
Freitagsproteste in der Westbank feiern
politischen Sieg bei der Uno
-
Am “Freitag des Staates” feierte das
Westbankdorf Bil’in den politischen und
diplomatischen Erfolg der Palästinenser
vor der Uno. Am Tag zuvor, dem 29.
November 2012 wurde Palästina als
beobachtender Nicht-Mitgliedsstaat in
die Uno aufgenommen, und das Popular
Committee Against The Wall organisierte
die Demonstration in Bil’in in
Unterstützung von Mahmoud Abbas, dem
Präsidenten der Palästinensischen
Autorität. Eine belgische Delegation
begleitete örtliche, israelische und
internationale Friedensaktivisten von
der Moschee des Dorfes zur israelischen
Apartheidmauer, um gegen Israels illegal
Siedlungspolitik in der besetzten
palästinensischen Westbank zu
demonstrieren. An der Mauer warteten wie
übliche Soldaten der israelischen
Besatzungsarmee aud die Demonstranten
und beschossen sie mit Tränengas,
Gummimantelgeschossen und Schockgranaten.
Zahlreiche Demonstranten mussten nach
dem Einatmen des Tränengases behandelt
werden; zwei Dorfbewohner wurden leicht
verletzt. Als die Soldaten einige
Teilnehmer festnehmen wollten, kam es zu
Zusammenstössen mit einigen Jugendlichen,
die Steine und leere Flaschen auf die
Soldaten warfen, die ihrerseit mit
Tränengasgranaten und
Gummimantelgeschossen auf die
Jugendlichen feuerten.
Weitere Freitagsproteste
fanden in den Dörfern Nabi Saleh, Nil’in,
Kufur Qaddoum und al-Ma’ssara statt.
Saeed Bannoura, Two Injured, Dozens,
Suffocated After Inhaling Gas, In Bil’in, 30. November 2012,
IMEMC;
http://www.imemc.org/article/64668
Übersetzt, zusammengefasst
und gekürzt von M. Lauer |
Friedlicher
Widerstand in der besetzten Westbank,
14. November 2012
Nabi Saleh:
Das ist unser Leben. Wir
sind nie sicher.
-
Ein Mitarbeiter von Mondoweiss, einem vielgelesenen Blog zum
jüdischen Leben in den USA und zur Situation im Nahen Osten,
berichtet über die Freitagsdemonstration am 9. November 2012
in Nabi Saleh in der besetzten Westbank. Die
Charakterisierung als rituelles Show- down zwischen jungen
Männern wird von manchen Lesern zurückgewiesen: Die Soldaten
der Besatzungsarmee können in die relative Sicherheit ihres
Staates zurückkehren, die besetzte Bevölkerung kämpft um
ihre Existenz und kann keine gesicherten Rechte für sich
beanspruchen. Sie leben in einer Matrix der „ständig
aufrechterhaltenen Unsicherheit“ und der „permanenten
Zeitweiligkeit“.1)
Nach der Fahrt im Minibus vorbei an der israelischen
Siedlung Halamish und der israelischen Militärstation zum
Schutz der illegalen Kolonie, kommt Philip Weiss unter
Umgehung der Strassensperre in Nabi Saleh an.
"Um fünf Uhr wurde die elfjährige A’hd Tamimi von einer
Plastikstahlkugel am Arm getroffen und, in sich
zusammengefallen, in das Haus getragen, in dem ich sass. Sie
weinte nicht. Ein Journalist folgte ihr hinkend, am Bein
getroffen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Israelis die
Stromzufuhr zum Dorf abgeschaltet, und ein Tränengasangriff
hatte den Garten eines Nachbarn in Brand gesetzt, und
Soldaten feuerten scharfe Munition in die Luft, um die
Menschen einzuschüchtern. Ich fühlte mich wie in der Falle.
Ich wollt nur noch weggehen. Aber eine Gruppe von
Mitgliedern des Bürgerkomitees beschloss dann, durch das
Dorf zu laufen, um nach dem Feuer zu sehen und sich um eine
Frau zu kümmern, die von einem Gummimantelgeschoss am Kopf
getroffen wurde. Sie forderten mich zum Mitkommen auf. ‘Wo
ist es jetzt am sichersten?’ fragte ich. ‘Bei uns,’
antwortete ein älterer Mann, als wir durch die Strassen und
einen Hügel hoch rannten.”
Das 550- Seelen Dorf nördlich von Ramallah protestiert seit
Dezember 2009 gegen die Vereinnahmung einer wichtigen
Wasserquelle des Dorfes durch die Siedler von Halamish. Die
kontinuierliche Ausweitung der Kolonialsiedlung, die in den
1970er Jahren auf den Hügeln gegenüber dem Dorf gegründet
wurde, bedeutete für die palästinensischen Bauern den
Verlust von Land und der Kontrolle über die Planung der
Feldarbeit. Die wöchentlichen Proteste der Bevölkerung
werden von der israelischen Armee mit disproportionaler
Gewalt angegriffen und das Dorf durch Nachtrazzien und
Verhaftungskampagnen kollektiv vestraft. Im Dezember 2011
wurde Mustafa Tamimi von einem Tränengaskanister tödlich
getroffen, den ein israelischer Soldat direkt auf ihn
abgeschossen hatte.
“Nach Jahren dieser Routine, die von den Israelis jetzt auf
einige wenige Dörfer begrenzt wurde, haben einige Leute
diese Demonstrationen als Show abgeschrieben. Das war auf
jeden Fall der Tenor eines Artikels im New Yorker über
palästinensische Demonstranten, von Shani Boianjiu
geschrieben, einem ehemaligen israelischen Soldaten.
Zweifellos ist die Demonstration eine Form des
Widerstandstheaters. Die Jungen spielen eine Rolle, die
Soldaten spielen eine Rolle. Niemand soll wirklich verletzt
warden, aber Menschen werden unausweichlich verletzt. Aber
was soll’s. Es ist eine Art Theater, das reale und
schockierende Umstände ans Licht bringt. Die Soldaten
verteidigen eine illegal Siedlung, die von jedem Land auf
der Erde verurteilt wird, mit Ausnamhe der USA. Und dann
werden die Demonstranten festgenommen und beschossen? Jede
Art der Dramatisierung dieses Skandals ist in meinen Augen
sinnvoll.”
Solidaritätsaktivisten aus Israel und dem weiteren Ausland
nehmen regelmässig an den Protesten in der Westbank teil,
berichten über die zivilen Widerstandsaktionen und
dokumentieren die Übergriffe der schwer bewaffneten
Soldaten. Um das Dorf weiter zu isolieren, wird die Einfahrt
nach Nabi Saleh jeden Freitagmorgen durch israelische
Soldaten blockiert und Nabi Saleh zur geschlossenen
militärischen Zone erklärt. Furcht vor einer Festnahme oder
vor Verletzung soll die international Solidarität
unterbinden. Philip Weiss schreibt:
”Als ich Iyad [Tamimi, aus Nabi Saleh] erklärte, dass ich
Angst hatte zu kommen, sah er mich verständnislos an. Das
ist normal für uns, sagte er. Das ist unser Leben. Wir sind
nie sicher.”
Die
Einschüchterungsmethoden gegenüber israelischen Aktivisten
erreichten am 11. November 2012 eine neue Dimension, als
israelische Polizisten im Zivil Order aus der Westbank
ablieferten, die Bil’in, Kufr Qaddum, Ni’lin and Nabi Saleh,
vier regelmässig besuchten Dörfer des palästinensischen
Widerstandes in der Westbank, von September 2012 bis März
2013 jeden Freitag zu geschlossenen militärischen Zonen und
damit verbotenem Territorium für diese Aktivisten von
Anarchists Against The Wall, Ta’ayush und der
Solidaritätsbewegung in Sheikh Jarrah, Jerusalem erklärten.
In einem Telefoninterview sagte der israelische Rechtsanwalt
Michael Sfard, dass israelische Gerichte mehrfach
entschieden haben, dass israelische Aktivisten nicht wegen
der Verletzung dieser Order vor Gericht gestellt werden
können, weil die Order über geschlossene Militärzonen nur
von Militärgerichten in der Westbank aufrechterhalten werden
können. Israels Apartheidsystem kann Palästinenser vor
Militärgerichte stellen, aber nicht ihre israelischen
Mitstreiter. Israelische Menschenrechstverteidiger fragen
sich, ob dieses Vorgehen sie darin erinnern soll, dass
Israel unter den Notstandsgesetzen von 1945 existiert. Sfard
weist auf einen weiteren Kontext: Wenn militärische Angriffe
gegen den Gazastreifen anstehen, wird gegen Aktivisten
schärfer vorgegangen. Die israelische Armee hat in der
Vergangenheit militärische Angriffe gegen Gaza dazu benutzt,
um Aktionen in der Westbank durchzuführen, die normalerweise
scharfe Kritik auf sich ziehen würden.2)
Die palästinensische Menschenrechstorganisation Palestinian
Center for Human Rights (PCHR) charakterisiert die Angriffe
der israelischen Armee auf die gewaltlosen Demonstrationen
als “den Einsatz von unverhältnismässiger Gewalt gegen
friedliche Demonstrationen, die von palästinensischen
Zivilisten und israelischen und internationalen
Menschenrechstverteidigern gegen die Konstruktion der
Annexionsmauer und Siedlungsaktivitäten in der Westbank
organisiert werden.” (PCHR Bericht über israelische
Menschenrechstverletzungen in den besetzten
palästinensischen Territorien vom 24. Oktober bis 7.
November 2012)Die israelische Besatzungsarmee feuert
routinemässig mit gummi-ummantelten Stahlkugeln,
Schallgranaten und Tränengaskanistern auf die Teilnehmer,
oft auch mit scharfer Munition, was zu mehreren Todesfällen,
zahllosen schweren Verletzungen, Knochenbrüchen und
schmerzhaften Verletzungen durch die Inhalierung von
Tränengas auf Seiten der Demonstranten führte. Mit
“Stinkwasser” gefüllte Wasserwerfer werden oft auf den
Demonstrationszug und die Wohnhäuser der Demonstranten
gerichtet. Bei Kontakt mit der chemischen Mischung haftet
tagelang ein übler Geruch an den betroffenen Menschen,
Kleidern und Häusern.3)
1)Auszüge aus: Philip Weiss, A bad day in Nabi Saleh, 12.
November 2012;
http://mondoweiss.net/2012/11/a-bad-day-in-nabi-saleh.html
http://www.lrb.co.uk/v33/n05/alastair-crooke/permanent-temporariness
http://972mag.com/police-ban-israeli-activists-from-west-bank-demonstrations/59600/;
http://972mag.com/the-strange-case-of-the-police-writs-served-to-israeli-activists/59636/
Neueste Informationen aus Nabi Saleh:
http://www.facebook.com/pages/Nabi-Saleh-Solidarity/177013109017209?ref=ts&fref=ts,
3)PCHR Weekly Report, IMEMC, 9. November 2012,
http://www.imemc.org/article/64535
Delegation von amerikanischen Veteranen der
Bürgerrechtsbewegung in Nabi Saleh
-
Mitte Oktober 2012 kam eine Delegation des Martin Luther
Centers für gewaltlose Veränderung zur Freitagsdemonstration
in Nabi Saleh. Wenige Tage später wurde der
Protestorganisator Bassem Tamimi aus Nabi Saleh festgenommen
und später zu vier Monaten Gefängnis wegen der Teilnahme an
einem Proetest gegen die israelische Besatzung verurteilt.
Die Delegierten, Veteranen der amerikanischen
Bürgerrechtsbewegung, junge Menschenrechtsaktivisten,
prominente afro-amerikanische Akademiker und mehrere
jüdische Aktivisten, besuchten verschiedene Dörfer des
friedlichen Widerstandes gegen die israelische Besetzung in
der Westbank und trafen Vertreter der Gruppe Dignity for
Palestinians, einer Basisbewegung von jungen Palästinensern,
darunter Fadi Quran. Durch den Aufbau einer effektiven
Solidaritätsbewegung zwischen amerikanischen und
palästinensischen Aktivisten soll der gewaltlose
palästinensische Widerstand in den USA und weltweit sichtbar
gemacht werden. Vor allem Amerikaner müssen besser über die
Rolle der USA bei der Aufrechterhaltung des Status quo in
der besetzten Westbank [und Gaza?] informiert werden, so die
Delegierten.
Die
Teilnehmer waren tief schockiert. Mehrere Veteranen der
amerikanischen Bürgerrechtsbewegung kommentierten, dass die
Diskriminierung, Demütigung und das Unrecht, das sie
erlebten, “auf erschreckende Weise vertraut” waren.1)
Inn Nabi Saleh wurden sie mit mehreren Bannern willkommen
geheissen, die Martin Luther King zitierten: “ Our lives
begin to end the day we become silent about things that
matter”, “A man can’t ride your back unless it’s bent”.
Alice Rothchild berichtet, dass sie die Demonstration von
der relative Sicherheit eines Hausdachpatios beobachtet ,
für Besucher aus dem Ausland ist der israelische Angriff auf
die Demonstranten mit Tränengas, Plastikstahlkugeln und
Schallgranaten ein furchterregendes Schauspiel.
Im Gespräch mit den Dorfbewohnern erfährt sie, dass die
etwa 500 Einwohner von Nabi Saleh seit 1967 unter einem
militärischen Besatzungsregime leben, das ein normales,
vorhersehbares Leben der palästinensischen Zivilbevölkerung
durch unaufhörliche Landannexionen, militärische Razzien und
wiederholte Verhaftungsaktionen durchkreuzt.
“Ursprünglich reagierte der Ort auf diesen Angriff mit einer
bewaffneten Widerstandskampagne. Sie betrauerten und
feierten 19 Märtyrer und die erste Al Qassam Kämpferin kam
aus ihren Reihen (Sie wurde im Shalit- Gefangenenaustausch
freigelassen). Als die Zweite Intifada zu Ende ging und die
Einschränkungen verstärkt wurden, bemerkten sie, dass Israel
ihren bewaffneten Widerstand mit weltweitem Terrorismus in
Verbindung brachten. Sie überdachten den bewaffneten
Widerstand und kamen zur Schlussfolgerung, dass der
gewaltlose zivile Widerstand gegen die Besatzung
(Widerstand, der nicht tötet) eine akzeptable Alternative
ist.”
Israels militärische Besetzung und der illegale Siedlungsbau
definieren, begrenzen und unterbrechen das Leben der
Palästinenser nicht nur freitags, wenn die wöchentlichen
Demonstrationen stattfinden. Nabi Salehs
Protestorganisatoren beschreiben gegenüber der Delegation,
dass zum Beispiel die Wasserversorgung des Dorfes nicht mehr
von den Bewohnern kontrolliert wird: Während den Einwohnern
von Nabi Saleh ein Tag pro Woche zugeteilt wurde, an dem sie
für einige Stunden ihre Wassertanks auffüllen können, steht
den israelischen Siedler täglich fliessendes Wasser wie in
Israel zur Verfügung. Die Wassertanks auf den Häusern im
Dorf werden oft von israelischen Soldaten beschossen oder
mit Stinkwasser besprüht, einer übelriechenden chemischen
Mischung aus einem Wasserwerfer, die gegen die Demonstranten
und das Dorf eingesetzt wird.
In Reaktion auf die Lebensbedingungen und die täglichen
Provokationen durch israelische Soldaten und Siedler
bewerfen palästinensische Jugendliche die Symbole der
Besatzung, Panzer, Armeejeeps oder Soldaten in voller
Ausrüstung mit Steinen. Die Berichterstattung von
Journalisten aus dem Westen konzentriert sich dann auf die
Gewalt von seiten der Palästinenser und die Darstellung der
Konfrontation als Konflikt zwischen gleichwertigen und
ebenbürtigen Parteien. Im Gesprächt mit Alice erklärt Bassem
Tamimi, der für die Organisation der Proteste in Nabi Saleh
von 2011 bis 2012 bereits 13 Monate hinter israelischen
Gittern sass und von Amnesty International als
Gewissensgefangener anerkannt wurde, warum Palästinenser
manchmal mit Steinen reagieren:
“Wir diskutieren die Bedeutung des Steinewerfens in der
palästinensischen Kultur; Bassem erklärt, dass ein Stein
keine grössere Verletzung verursacht (Vor allem wenn er auf
einen Panzer oder vollausgerüsteten Soldaten geworfen wird),
sondern der Stein repräsentiert das Land, das vom
Steinewerfer beansprucht wird, es ist ein symbolischer Akt
des Widerstandes, zentral im palästinensischen Widerstand.
Ich frage mich, ob die Schleuder auch ein Zeichen für die
palästinensische Männlichkeit ist, ein Wiedereinfordern der
Würde angesichts so vieler Demütigungen.”2)
Wenige Tage nach dem Treffen mit der amerikanischen
Delegation wurde Bassem Tamimi bei einem Protest in einem
israelischen Supermarkt in der illegalen Siedlung Sha’ar
Benjamin nördlich von Ramallah festgenommen. Der Protest von
mehr als 100 Aktivisten richtete sich gegen die israelische
Besetzung von palästinensischem Land und forderte einen
Boykott von israelischen Produkten. Ann Harrison von Amnesty
International forderte die sofortige und bedingungslose
Freilassung des 45-jährigen Aktivisten . “Wieder einmal
wird Bassem Tamimi lediglich für die friedliche Ausübung
seines Rechtes auf freie Meinungsäusserung und Versammlung
festgehalten.”
Nach Augenzeugenberichten wurden die Demonstranten beim
Verlassen des Supermarktes am 24. Oktober von der
israelischen Polizei geschlagen und Sicherheistkräfte
feuerten Schockgranaten. Bei der gewaltsamen Festnahme
erlitt Bassem Tamimi einen dreifachen Rippenbruch. Die
israelische Militärstaatsanwaltschaft sieht Bassem Tamimi
als Aggressor: Ihm wird der Angriff auf einen Polizisten,
die Teilnahme an einer illegalen Demonstration und Störung
der öffentlichen Ordnung vorgeworfen.
Alle israelischen Siedlungen und der Bau der israelischen
Trennmauer in der besetzten Westbank verstossen gegen
internationals Recht.
Zwei Wochen später, während des regelmässigen
Freitagsprotestes am 2. November, wurde Bassem Tamimis Sohn
Wa’ed Tamimi, 16, von israelischen Soldaten festgenommen und
zusammen mit vier Aktivisten zu einer Polizeistation in der
illegalen Siedlung Sha’ar Benyamin transportiert.
“Die heutige Festnahme von Wa’ed Tamimi während er friedlich
durch sein Dorf ging, weist auf die fortgesetzte
Schikanierung des Aktivisten Bassem Tamimi, seiner Familie
und der Gemeinde von Nabi Saleh durch die israelischen
Streitkräfte hin,“ sagte Ann Harrison von Amnesty
International. “Diese Schikanen müssen aufhören.”
Nariman Tamimi berichtete Amnesty International von der
Festnahme ihres Sohnes: “Ich sah, wie er von einem Soldaten
gewaltsam gepackt und sofort in einen Jeep gebracht wurde.
Im Moment bin ich sehr müde und besorgt und ich bin nicht
sicher, was ich tun soll.”
Inzwischen ging Bassem Tamimi zur Vermeidung eines langen
Verfahrens und eines längeren Gefängnisaufenthaltes eine
Absprache mit der Militärstaatsanwaltschaft ein und wurde zu
vier Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von 5000 Schekel
verurteilt. Zusätzlich droht ihm eine dreijährige
Gefängnisstrafe, sollte er erneut verhaftet werden.
Nach einem Bericht in der israelischen Zeitung Ha’aretz vom
November 2011 enden 99.74 % der Verfahren vor einem
israelischen Militärgericht mit einem Schuldspruch.3)
Während
der Freitagsdemonstration in Nabi Saleh sprach Dr.Vincent
Harding, ein Freund und Mitarbeiter von Martin Luther King,
dem 1968 ermordeten Führer der amerikanischen
Bürgerrechtsbewegung, mit der israelischen Journalistin
Amira Hass. Seiner Meinung nach sollte Washington die
Beziehung zu Israel angesichts der offiziellen Politik
gegenüber der indigenen palästinensischen Bevölkerung
überdenken.
Hardin gab
zu, dass er auf der Reise nach Jerusalem, Budrus, Bil’in,
Hebron und Nabi Saleh bemerkte, wie wenig er über die
Situation in diesem Teil der Welt wusste und wie wenig er
über den Mangel an Wissen nachgedacht hatte, obwohl seine
Erziehung und sein Leben durch den Einsatz für gewaltlose
Aktionen und das Bewusstsein des jüdischen Holocaustes
geprägt war:
“Ich komme
von einer amerikanischen Situation, in der die Apartheid in
verschiedener Weise die Realität des Landes war, vom Anfang
an bis in die 1950er und 1960er Jahre, und dann der Kampf,
um sie loszuwerden. Als ich meinen Schwestern und Brüdern
hier zuhörte, fühlte ich Vertrautheit und Identifizierung.
Ich konnte mich auf beiden Ebenen identifizieren – ich muss
betonen, dass ich hierher als jemand kam, der bestimmten
jüdischen Menschen tief verbunden ist und die grosse
Tragödie der Holocausterfahrung sehr wichtig nimmt. Ich kam
hierher als jemand, der ein halbes Jahrhundert und länger
Rassentrennung und Dominierung durch eine Rasse erlebt und
dagegen gekämpft hat. Deshalb war alles sehr akut und
schmerzlich für mich und sehr erkennbar.
Und was
machen Sie jetzt mit dem, was Sie gelernt haben?
Mir steht
ein grosses Netz von Bekannten, Freunden und Kollegen zur
Verfügung, und ich sehe jetzt eine grosse Verantwortung, das
Wissen und die Informationen schriftlich und mündlich zu
verbreiten. Ich werde Parlamentarier treffen.
Und Obama?
Würde ich,
wenn ich könnte, wenn Leute, die ich kenne, die Zugang
haben, [ein Treffen arrangieren]. Ich glaube wirklich an
eine teilhabende Demokratie, deshalb konzentriere ich mich
nicht einfach nur auf Obama. Sondern auf die Leute, die
Obama zu einer Überprüfung bringen können, worum es in
unserer Beziehung zu Israel geht, angesichts der offiziellen
israelischen Politik gegenüber der ursprünglichen
palästinensischen Bevölkerung.
Aber das
ist ebenfalls die amerikanische Politik, wie die israelische
Politik, was die Menschen in Amerika unterstützen.
Die
Menschen wollten die Segregierung, bis eine sehr grosse
Bewegung dagegen eine Veränderung brachte.“4)
1)http://rabbibrian.wordpress.com/2012/11/05/we-are-building-up-a-new-world-civil-rights-delegation-on-the-west-bank/#comment-1782
2)Alice Rothchild, Bullets and stones in Nabi Saleh, 22.
Oktober 2012;
http://mondoweiss.net/2012/10/bullets-and-stones-in-nabi-saleh.
3)http://popularstruggle.org/content/bassem-tamimi-sentenced-4-months-israeli-military-jail-0
http://www.haaretz.com/print-edition/news/nearly-100-of-all-military-court-cases-in-west-bank-end-in-conviction-haaretz-learns-1.398369
4)Auszüge
aus: Amira Hass,You need to have a dream, veteran U.S. civil
rights activist tells Obama after visiting West Bank, 22.
Oktober 2012, Haaretz;
http://www.haaretz.com/news/features/you-need-to-have-a-dream-veteran-u-s-civil-rights-activist-tells-obama-after-visiting-west-bank.premium-1.471422
Übersetzt, zusammengefasst
und gekürzt von M. Lauer |
Friedlicher
Widerstand, 2. November 2012
Saeed Amireh aus Ni’lin:
Palästinas ziviler Widerstand
-
Israels fortgesetzte Kolonialisierung der palästinensischen
Westbank hat den dort lebenden Palästinensern die Erfahrung
eines Leben ohne ständige existentielle Bedrohung
verweigert. In einem Interview mit der Electronic Intifada
im August 2012 beschrieb Saeed Amireh den Beginn des
unbewaffneten Widerstandes in seinem Dorf Ni’lin gegen die
israelische Mauer in der besetzten Westbank. Saeed befindet
sich zur Zeit auf einer Vortragsreise durch Europa, seiner
zweiten seit 2011. Vom 4. bis zum 26. November wird er in
Deutschland sprechen.
“’Ich war noch
nie in Hebron, Bethlehem, Qalqiliya oder einer anderen Stadt
in Palästina ausser Ramallah und Ni’lin,’ berichtete Amireh.
‘Als ich [2011] in Schweden ankam, war ich total geschockt.
Ich brachte die ersten zwei Wochen kein einziges Wort
heraus; die ersten zwei Wochen musste ich oft weinen, weil
man diesen riesigen Unterschied fühlt, zwischen dem Leben in
Europa und dem Leben unter Israels militärischer Besetzung
in der Westbank.
‚Ich erlebte
zum ersten Mal, wie für ein Gefühl das ist, wenn man ohne
Furcht schläft, auf der Strasse geht, ohne Strassensperren
und ohne angehalten zu werden,‘ sagte Amireh. ‚Hier muss man
immer seinen Ausweis bei sich haben, für eventuelle
Checkpunkte oder wenn man angehalten und festgenommen
wird…Drei Monate lang konnte ich eine zeitweiligeFreiheit
kosten.’
Obwohl er ein
vielversprechendes Angebot erhielt, in Europa zu bleiben,
war es doch dieses erste Erlebnis der Freiheit, das ihn zur
Rückkehr nach Ni’lin motivierte, um ‘meinen Leuten, meinem
Dorf und allen meinen Freunden von [dieser Freiheit] zu
berichten, um die wir kämpfen. Alle Generationen wurden
unter der Besatzung geboren. Wir kämpfen für unsere Freiheit
und Befreiung, aber wir wissen nicht, wie es sich
tatsächlich anfühlt.’
Für Amireh
bedeutet der Kampf um Palästina der Aufbau einer Bewegung
von unten in Ni’lin, die Ausweitung auf andere Dörfer und
‘die Einrichtung eines soliden [sozialen]Systems, das auch
das kulturelle Leben im Dorf einbezieht’, um sich gegen
Israels umfassenden Angriff auf alle Aspekte des
palästinensischen Lebens zu verteidigen.
2003 begann
der zivile Widerstand gegen die Mauer und Siedlungen in Ni’lin
spontan, als sich Dorfbewohner den direkten Aktionen im
nahegelegenen Dorf Budrus anschlossen, um die israelischen
Bulldozer am Aufgraben des Landes für den Bau der Mauer zu
hindern. Das geschah vor der Bildung der Bürgerkomitees in
der Westbank, bevor israelische und internationale
Aktivisten an den Protesten teilnahmen und die Medien ein
Interesse zeigten.
‚Wir
organisierten Leute aus allen Dörfern und zogen los, um
gegen den Bau der Apartheidmauer in Budrus zu
demonstrieren,‘ erinnerte sich Amireh. ‚Die Soldaten zogen
eine Linie auf der Erde vor uns und sagten, wenn ihr über
diese Linie geht, dann seid ihr tot. Wir hielten einander
bei der Hand – Männer und Frauen, zu dieser Zeit waren die
Frauen in grosser Zahl präsent- und wir zählten eins, zwei
drei und sprangen alle gemeinsam auf die Linie. Und die
Soldaten konnten nicht alle töten, und sie bekamen es mit
der Angst zu tun, weil sie wussten, dass wir die Furcht
zusammen brechen konnten, und der Kampf dadurch gestärkt
würde.‘“
Die
Bulldozer der israelischen Armee kamen ein Jahr später in
Ni’lin an, um die israelische Annexionsmauer um die
nahegelegenen israelischen Kolonialsiedlungen zu errichten.
Tägliche Proteste und Sit-ins vertrieben die Bulldozer für
die nächsten vier Jahre und retteten etwa drei
Quadratkilometer Land des Dorfes vor der Konfiszierung. Im
Juli 2008 kam die israelische Armee mit einer neuen
Strategie zur Niederschlagung des friedlichen Widerstandes
zurück. Die Besatzungsarmee stellte das Dorf tagelang unter
Ausgangssperren, führte regelmässig Nachtrazzien durch und
nahm Teilnehmer und Organisatoren der Proteste in mehreren
Verhaftungswellen fest. Gegen die jetzt wöchentlichen
Proteste des Dorfes wurde brutale Gewalt eingesetzt und die
Organisatoren des Bürgerkomitees vor israelische
Militärgerichte gestellt. Im ersten Jahr des unbewaffneten
Widerstandes in Ni’lin wurden fünf Dorfbewohner während der
wöchentlichen Proteste getötet. Ende Juni 2009 erschoss ein
israelischer Soldat Aqil Srour, 36 Jahre alt und Vater von
drei Kindern mit einem vierten Kind unterwegs. Srour war
dabei, einem verwundeten 16-Jährigen zu helfen, als er von
einer Kugel in das Herz getötet wurde. Vier weitere
Dorfbewohner, Ahmed Moussa, 9, Youssef Amireh, 17, Arafat
Khawaje, 23 und Muhammad Khawaje, 18 wurden von der
Besatzungsarmee getötet und Hunderte verletzt. 2009 wurde
der amerikanische Aktivist Tristan Anderson in Ni’lin durch
einen Kopfschuss schwer verletzt und erlitt permanenten
Gehirnschaden.
Unter dem
Druck der Besatzung verliessen seit 1967 7000 Einwohner das
Dorf Ni’lin. Von insgesamt 58 000 Dunum Land im Besitz der
Bauern von Ni’lin wurden 50 000 für den Bau von Wohnhäusern
und Infrastruktur für die ausschliessliche Benutzung von
jüdischen Israelis konfisziert. Das Dorf wird den Widerstand
trotz der Repressionsmassnahemn fortsetzen, erklärte Saeed
Amireh:
„‘Sie wollen
uns nicht töten oder massakrieren, wie sie das 1948 während
der Nakba und der Naksa [1967] gemacht haben,‘ sagte Amireh
im Bezug auf die Vertreibungen [von etwa 700 000
Palästinensern] im historischen Palästina während der
Gründung des Staates Israel und nach der militärischen
Besetzung der Westbank und Gazas nach dem Krieg von 1967.
‚Sie wollen die Existenzquelle der Menschen eliminieren, so
dass die Menschen von alleine gehen.‘“
In
Palästina, wo die Landwirtschaft die Hauptindustrie ist,
greifen die israelische Besatzungsmacht und die Siedler
deshalb zu Massnahmen, um die Arbeit auf dem Feld für die
palästinensischen Landbesitzer unmöglich zu machen.
Neben den
direkten Aktionen gegen die israelische Mauer in Ni’lin und
den wöchentlichen Freitagsprotesten des Dorfes wollen die
Aktivisten in Ni’lin die Strategien des friedlichen
Widerstandes auf die gesamte Westbank ausweiten, damit
„echter Druck innerhalb des palästinensischen Landes gegen
die Besetzung entsteht, wie während der ersten Intifada,“ so
Amireh. Dazu braucht es auch Druck von aussen, die
Steuerzahler in Amerika und Europa müssen sich endlich klar
werden, dass sie für die israelische Besatzung bezahlen. Zur
Erläuterung dieser Zusammenhänge unternahm Saeed Amireh
dieses Jahr eine Vortragsreise nach Australien; seit Ende
Oktober begann er eine Vortragstour durch Europa, zuerst in
Schweden, dann vom 4. bis zum 26. November in Deutschland.
Weitere Veranstaltungen sind in Finnland, Frankreich,
Italien, Spanien und Polen geplant.
Das Wissen
von den massiven Menschenrechtsverletzungen in den besetzten
palästinensischen Gebieten muss in Aktionen umgesetzt
werden. Der Boykott ist eine wichtige Massnahme, um Druck
von aussen auf Israel auszuüben. Amireh hat u.a. Madonna
aufgerufen, ihre Konzert in Tel Aviv zu streichen.
“Israel ist
sich des Druckes bewusst, der von aussen und innen kommt,
und sie versuchen diesen Widerstand mit allen Mitteln zu
unterdrücken,‘ sagte Amireh. ‚Die Herausforderung in der
Zukunft besteht darin, ihn zu stärken.‘“
Maureen Clae Murphy, The future of Palestine’s grassroots
struggle: Ni’lin activist Saeed Amireh interviewed, The
Electronic Intifada, 23. August 2012;
http://electronicintifada.net/content/future-palestines-grassroots-struggle-nilin-activist-saeed-amireh-interviewed/11606
Iyad Burnat, einem bekannten Aktivisten aus
Bil‘inwurde die Einreise nach Jordanien verweigert; diesmal
nicht von israelischen Soldaten, sondern von jordanischen
Grenzpolizisten. Er wollte eine Vortragstour in den USA
beginnen. Für neueste Nachrichten über den Stand der Reise
und Informationen über Solidaritätsaktionen für Burnat
siehe:
http://www.facebook.com/pages/American-friends-of-Palestine/310184939088575?ref=hl
Übersetzt, zusammengefasst
und gekürzt von M. Lauer |
Friedlicher Widerstand,
27. Oktober 2012
In Erinnerung an Grace
Halsell
- (1923 - 2000) -
1998 schrieb die amerikanische Journalistin
Grace Halsell bereits, dass die Kirchen ein grosses,
potentielles Reservoir für die organisierte Unterstützung
der Rechte der Palästinenser repräsentierten. In „What
Christians don’t know about Israel“ verweist sie auf mehrere
Ursachen für die wachsende Kritik an der massiven
Militärhilfe und der einseitigen politischen Unterstützung
der USA für Israel: bessere Informationen über Israels
Menschenrechtsverletzungen gegenüber den Palästinensern und
die implizierte Mitschuld der Steuerzahler, die Israels
Kolonisierung von palästinensischem Land und die
militärische Besetzung finanzieren. Vierzehn Jahre später
sieht sich die Kirchenführung mehrerer protestantischer
Gruppen in den USA, in Kanada und Europa mit einer
wachsenden Boykott- und Sanktionenbewegung in den Gemeinden
konfrontiert. Vor kurzem forderten 15 protestantische
Kirchenführer den amerikanischen Kongress zu einer stärkeren
Konditionierung der amerikanischen Unterstützung von Israel
auf das Einhalten von Normen des Völkerrechtes durch Israel.
[...]Die Lösung zur Frage, wie man zu einer
ausgewogenen Nahost- Politik [in den USA] kommen kann, liegt
vielleicht woanders- bei denen, die Israel unterstützen,
aber nicht wirklich wissen warum. Zu dieser Gruppe gehört
die überwältigende Mehrheit von Amerikanern. Sie sind
gutmeinende, aufrichtige Christen, die sich Israel –und dem
Zionismus- oft durch tief verwurzelte Gefühle verbunden
fühlen, in einigen Fällen seit der Kindheit.
Ich gehöre dazu. Ich bin mit Geschichten von
einem mystischen, allegorischen, spirituellen Israel
aufgewachsen. Das war vor dem Erscheinen einer modernen
politischen Einheit mit dem gleichen Namen auf unseren
Landkarten. Ich besuchte die Sonntagsschule und sah zu, wie
ein Lehrer jalousienartige Rollen herunterliess, die Karten
des Heiligen Landes zeigten. Ich nahm Geschichten von einem
Gott und einem auserwählten Volk auf, die gegen ihre
schlimmen “nicht-erwählten” Feinde kämpften.
Anfang zwanzig begann ich, die Welt zu
bereisen und meinen Lebensunterhalt als Autorin zu
verdienen. Ich kam zum Thema des Nahen Osten eher spät in
meiner Karriere. Meine Kenntnisse im Bezug auf dieses Gebiet
waren leider mangelhaft. Fast mein gesamtes Wissen beruhte
auf dem, was ich in der Sonntagsschule gelernt hatte.
Und typisch für viele Christen in den USA
betrachtete ich einen modernen Staat, der 1948 als Heimat
für unter den Nazis verfolgten Juden geschaffen wurde, als
eine Kopie des spirituellen, mysthischen Israel, von dem ich
als Kind gehört hatte. Als ich 1979 zum ersten Mal nach
Jerusalem ging, wollte ich über die drei grossen
monotheistischen Religionen schreiben und die Politik voran
lassen. “Nicht über Politik schreiben?, kommentierte ein
Palästinenser geringschätzig, der eine Wasserpfeife in der
historischen Altstadt rauchte.”Wir essen Politik morgens,
mittags und abends!“
Nach und nach begriff ich, dass es bei dieser
Politik um Land geht, und die zwei Gruppen, die dieses Land
beanspruchen: die einheimischen Palästinenser, die dort seit
2000 Jahren lebten, und die Juden, die in grosser Zahl nach
dem Zweiten Weltkrieg ankamen. Indem ich unter israelischen
Juden lebte wie auch unter palästinensischen Christen und
Moslems, sah ich, roch ich und erlebte ich die
Polizeitaktiken, die Israelis gegen Palästinenser einsetzen.
Meine Recherchen führten zu einem Buch mit
dem Titel „Journey to Jerusalem“. Meine Reise brachte mir
nicht nur neue Einsichten im Bezug auf Israel, sondern ich
kam auch zu einer tieferen und traurigeren Kenntnis meines
eigenen Landes. Ich spreche von einer traurigeren Kenntnis,
weil ich zunehmend sah, dass im Falle der Nahost-Politik
nicht wir, das Volk, die Entscheidungen treffen, sonder die
Unterstützer Israels. Und typisch für die meisten
Amerikaner, neigte ich zu der Annahme, dass die US- Medien
„die Freiheit“ hatten, Nachrichten unparteiisch zu
veröffentlichen.
„Es sollte nicht veröffentlicht werden. Es
ist anti-Israel“
Ende der 1970er, als ich erstmals nach
Jerusalem ging, war mir nicht klar, dass Redakteure
“Nachrichten” klassifizieren konnten und würden, je nachdem
wer was wem antat. Bei meinem ersten Besuch in
Israel-Palästine hatte ich dutzende von jungen
Palästinensern interviewt. Etwa einer in vier berichtete von
Folterungen.
Die israelische Polizei war in der Nacht
gekommen, hatte sie aus ihren Betten gezerrt und Kapuzen
über ihre Köpfe gezogen. Anschliessend hatten die Israelis
sie in der Isolierhaft festgehalten, sie mit lauten
Geräuschen bombardiert, sie Kopf über aufgehängt und ihre
Genitalien auf sadistische Weise verstümmelt. Ich hatte
derartige Berichte nicht in den Medien der USA gelesen.
Waren das keine Nachrichten? Offensichtlich, dachte ich
naiverweise, wussten die Redakteure in den USA nicht, was
geschah.
Auf einer Fahrt nach Washington, DC, lieferte
ich einen Brief an Frank Mankiewicz persönlich ab, dem
damaligen Leiter der öffentlichen Radiostation WETA. Ich
beschrieb, dass ich Interviews mit Palästinensern
aufgenommen hatte, die brutale Folter erlebt hatten. Und
dass ich sie ihm zur Verfügung stellen würde. Ich erhielt
keine Antwort. Ich telefonierte mehrmals. Schliesslich wurde
ich mit einem Menschen in der Öffentlichkeitsarbeit
verbunden, einer Frau Cohen, die mir sagte, dass mein Brief
verloren gegangen war. Ich schrieb noch einmal. Mit der Zeit
dämmerte mir, was ich bisher nicht gewusst hatte: Wären es
Juden gewesen, die aufgehängt und gefoltert wurden, wären
das Nachrichten. Aber Interviews mit gefolterten Arabern
gingen bei WETA “verloren”.
Der Prozess der Veröffentlichung meines
Buches „ Journey to Jerusalem“ war auch eine Lernerfahrung.
Bill Griffin, der mit mir einen Vertrag für die MacMillan
Publishing Company schloss, war ein ehemaliger katholischer
Pfarrer. Er versicherte mir, dass ausser ihm kein anderer
das Buch edieren würde. Als ich auf mehreren Reisen nach
Israel und Palästina Material für das Buch sammelte, traf
ich Griffin oft und zeigte ihm Musterkapitel. „Grossartig“,
sagte er zu meinem Material.
Am Tag der geplanten Veröffentlichung des
Buches ging ich zu MacMillans. Als ich mich bei der
Rezeption anmeldete, erspähte ich Griffin in einem Raum
gegenüber, der dabei war, seinen Schreibtisch auszuräumen.
Seine Sekretärin Margie kam mich begrüssen. In Tränen
flüsterte sie mir zu, dass ich sie auf der Damentoilette
treffen sollte. Sobald wir allein waren, vertraute sie mir
an: „Er wurde gefeuert.“ Sie deutete an, weil er einen
Vertrag für ein Buch unterschrieben hatte, das gegenüber
Palästinensern sympathisch eingestellt war. Griffin, sagte
sie, hatte keine Zeit, mich zu sehen.
Später traf ich einen anderen Vertreter von
MacMillan, William Curry,” Mir wurde gesagt, dass ich Ihr
Manuskript zur israelischen Botschaft bringen solle, damit
sie es auf Fehler durchlesen können,“ sagte er mir. „Sie
waren nicht erfreut. Sie fragten mich,‘ Sie werden das Buch
nicht veröffentlichen, oder?‘ Ich fragte: ‚Waren Fehler
darin?‘ ‚Keine Fehler an sich. Aber es sollte nicht
veröffentlicht werden. Es ist anti-Israel.‘“
Irgendwie, trotz der Hürden und Hindernisse
waren die Pressen angelaufen. Nach der Veröffentlichung 1980
wurde ich in einigen Kirchengemeinden zum Vortrag
eingeladen. Christen reagierten generell mit Unglauben
Damals gab es nur wenig oder keine Berichterstattung über
israelische Landkonfiszierungen, Demolierungen von
palästinensischen Häusern, willkürliche Festnahmen und die
Folter von palästinensischen Zivilisten.[...]
Meine Lernerfahrung schloss auch mit ein,
dass mir klar wurde, wie leicht ich einen jüdischen Freund
verlieren würde, wenn ich den jüdischen Staat kritisierte.
Ich konnte straflos Frankreich kritisieren, England,
Russland, sogar die USA. Und jeden Aspekt des Lebens in
Amerika. Aber nicht den jüdischen Staat. Ich verlor mehr
jals einen jüdischen Freund nach der Veröffentlichung
von „Journey to Jerusalem“ - alles traurige Verluste für
mich, und einer vielleicht der traurigste von allen.
In den 60er und 70er Jahren des 20.
Jahrhunderts, bevor ich in den Nahen Osten ging, hatte ich
über die Misere der Schwarzen in einem Buch mit dem Titel
„Soul Sister“ geschrieben, über die Notlage der
amerikanischen Indianer in dem Buch „Bessie Yellowhair“ und
über die Probleme der aus Mexiko kommenden Arbeiter ohne
Dokumente in „The Illegals“. Diese Bücher hatten bei der
„Mutter“ der New York Times , Frau Arthur Hays Sulzberger,
Interesse gefunden.
Ihr Vater hatte die Zeitung gegründet, dann
hatte ihr Mann sie geleitet und in den Jahren unserer
Bekanntschaft war ihr Sohn der Herausgeber. Sie lud mich in
ihre elegante Wohnung in der Fifth Avenue zum Mittagessen
und zu abendlichen Parties ein. Und für manche Anlässe war
ich am Wochenende zu Gast in ihrem Haus in Greenwich,
Connecticut.
Sie war liberal gesinnt und lobte meinen
Einsatz für die Benachteiligten und sagte in einem Brief
sogar:“Sie sind die bemerkenswerteste Frau, die ich je
kennengelernt habe.“ Ich hatte nicht vorausgesehen, dass sie
mich nach solch hohem Lob so plötzlich würde fallen lassen,
als ich- aus ihrer Sicht- die „falschen“ Unterdrückten
entdeckte.
Tatsächlich war ich ein Wochenendgast in
ihrem weitläufigen Haus in Connecticut, als sie ein
Korrekturabzug von „Journey to Jerusalem“ las. Als ich ging,
gab sie mir das Exemplar mit einem traurigen Blick zurück:
„Meine Liebe, haben Sie den Holocaust vergessen?“ Ihrer
Meinung nach sollte das, was Juden vor mehreren Jahrzehnten
in Nazideutschland angetan wurde, jede Kritik am jüdischen
Staat zum Schweigen bringen. [...]
Grace Halsell arbeitete unter dem
demokratischen Präsidenten Lyndon B. Johnson als Verfasserin
von offiziellen Stellungnahmen; 1968, nach dem Attentat auf
Martin Luther King, verliess sie das Weisse Haus. In „Soul
Sister“ beschrieb sie die Anonymität und Erniedrigung von
afro-amerikanischen Hausangestellten, nachdem sie sich
selbst mit Hilfe verschiedener Kosmetiken in eine schwarze
Amerikanerin verwandelt hatte. 1973 folgte „Bessie
Yellowhair“, 1978 „The Illegals“, nachdem sie die
amerikanische Grenze mit einer Gruppe mexikanischer
Immigranten überquert hatte. In den 1980ern schleusste sie
sich in eine Gruppe von fundamentalistischen Christen ein
und schrieb danach über den steigenden Einfluss der
zionistischen Christen in den USA. Nach dem Erscheinen ihres
Buches „Journey to Jerusalem“ 1981 wurde sie von den grossen
Publikationen fallen gelassen und ihre Vorträge wurden
sabotiert.
Halsell starb am 16. August 2000.
Auszug aus: Grace Halsell, What Christians don’t know about
Israel;
http://washreport.org/component/content/article/194-1998-may-june/2966-what-christians-dont-know-about-israel-.html
Weitere Artikel:
http://www.washington-report.org/remembering-grace-halsell-1923-2000.html
Stuart Littlewood, Grace Halsell: De-bunker of Christian
Zionist Doctrine, 11. August 2012,
http://palestinechronicle.com/view_article_details.php?id=19475
Boykottbewegung in den lutheranischen Kirchen:Siehe auch
Friedlicher Widerstand, 10.Oktober2012
zusammengefasst
und gekürzt von M. Lauer |
Friedlicher Widerstand,
16. Oktober
2012
Unterwegs für Palästina
-
Das Segelschiff
Estelle, ein Projekt der Freedom
Flotilla Coalition [FCC] gegen die
israelische Blockade Gazas, wird am
Wochenende Gazas Küste erreichen.
Die Estelle hat Aktivisten aus acht
Ländern an Bord, darunter
Parlamentarier aus Griechenlanad (Vangelis
Diamandopoulos), Norwegen (Aksel
Hagen), Spanien (Ricardo Sixto
Iglesias) Schweden (Sven Britton)
und Kanada (Jim Manly,
Parlamentsabgeordneter von 1980 bis
1988). Auf der vor einigen Wochen in
Skandinavien begonnenen Reise ins
Mittelmeer legte das Segelschiff in
zahlreichen europäischen Häfen an,
um über die illegal kollektive
Bestrafung der Bewohner Gazas durch
Israels Blockade zu informieren. Am 1.
Oktober verliess die Estelle Neapel
in Italien und richtete ihren Kurs
auf Gaza. Die Estelle hat Hilfsgüter
und Material für den Beginn des
Projektes Gaza’s Ark geladen, der
nächsten Initiative der FFC,
das den Schiffsbau und in Gaza und
den Export von palästinensischen
Produkten fördern soll.
Die Reisenden auf der
Estelle sagen, dass sie vor allem
die Solidarität von Menschen
weltweit für die belagerten
Palästinenser in Gaza mit sich
führen und betonen, dass das
Durchbrechen der Blockade
ausschliesslich mit friedlichen
Mitteln und unbewaffnet erreicht
werden soll.
Die israelische
Tageszeitung Maariv berichtete am
14. Oktober von einer Warnung der
israelischen Regierung an Finnland,
dass die unter finnischer Flagge
segelnde Estelle von der
israelischen Artmee abgefangen werde,
sollte die Estelle ihre Fahrt nach
Gaza fortsezten.
Nach einem neuen
Bericht der UN könnte Gaza bis 2020
unbewohnbar werden, u.a weil die
Infrastruktur der Wasserversorgung
aufgrund der Blockade nicht
modernisiert werden kann. Hunderte
von Patienten sterben in gazas
Krankenhäusern aufgrund mangelnder
Medikamente und medizinischem Gerät,
das aufgrund der israelischen
Blockade nicht importiert werden
kann.
http://www.gazaark.org/category/follow-the-estelle/
UN -Bericht:
http://www.unrwa.org/etemplate.php?id=1423
.
Die Petition der FCC für ein Ende
der Blockade wurde von über
einhundert europäischen
Parlamentariern unterschrieben.
Siehe:
http://upprop.shiptogaza.se/en
Release: A world
parliament on its way to Gaza,
16. Oktober 2012;
http://www.gazaark.org/category/statements-releases-2/
Saed Bannoura, Israel
Says It Will Intercept Estelle Ship
Heading To Gaza, 14. Okober 2012,
IMEMC;
http://www.imemc.org/article/64390
Das Freiheitstheater in Jenin,
Westbank ging vom 24. September an
auf eine neuntägige Tour im
Freiheitsbus/Freedombus durch die
besetzte Westbank , um den
gemeinsamen Widerstand gegen die
israelische Besatzung und
Kolonialisierung durch den illegalen
Siedlungsbau zu stärken. Die
Vorstellungen der Theatergruppe
wurden jeden Tag verändert, um die
Berichte und Beiträge der Bewohner
von Nablus und Nabi Saleh über
Hebron bis Beit Sahour einzubeziehen.
Trotz der israelischen Blockade von
Gaza wurden die Geschichten
der im Küstenstreifen lebenden
Palästinenser per Videolink
übermittelt.Bei der
Abschlussveranstaltung in Beit
Sahour beteiligten sich
palästinensische
Hip Hop und Reggaekünstler wie DAM,
Ministry of Dub-Key, Toot Ard,
Palestine Street und Uniteg Struggle
Project.
Siehe tägliche
Berichte in
http://freedombuspalestine.wordpress.com/
Protest gegen Siedlergewalt
-
Vier Palästinenser
wurden verletzt und ein Teilnehmer
entführt, als die israelische Armee
am Dienstag, den 16. Oktober 2012,
einen gewaltlosen Protest an der
Strasse Nr. 443 nach Jerusalem,
nördlich von Ostjerusalem, mit
Schlagstöcken und Pfefferspray
angriffen.
Die Soldaten hatten
es vor allem auf einige bekannte
Aktivisten aus dem Westbankdorf
Bil’in abgesehen: Ashraf Abu Rahmah,
der Bruder des 2009 von israelischen
Soldaten getöteten
Menschenrechtsaktivisten Bassem Abu
Rahmah, Mohammad al-Khatib und sein
Bruder Ahmad wurden von den Soldaten
angegriffen und geschlagen. Ein
internationaler Solidaritätsaktivist
wurde ebenfalls verletzt. Einige
Demonstranten konnten ein Plakat
mit der Forderung “Stoppt den
Terrorismus der Siedler” auf der
Windschutzscheibe eines Armeejeeps
plazieren. Andere Demonstranten
blockierten zeitweise den
israelischen Verkehr auf der
Strasse, um gegen die Segregierung
der Strassen in der Westbank zu
protestieren. Die Westbankstrassen
nur für israelische Siedler wurden
u.a. in einem Bericht der Weltbank
im September 2012 zur Situation in
der Westbank kritisiert.
Mehrere Demonstranten
kamen aus Ramallah, Bethlehem und
Hebron. Abdallah Abu Rahmah aus
Bil’in sagte, dass gewaltlose
Proteste gegen die fortgesetzten
Menschenrechstverletzungen der
israelischen Besatzung und gegen die
zunehmende Siedlergewalt, vor allem
zur Zeit der Olivenernte, legitim
seien.
Saed Bannoura, Four
Palestinians Injured North Of
Jerusalem, 16. Oktober 2012, IMEMC;
http://www.imemc.org/article/64407
Proteste am Freitag, Nachtrazzia und
Festnahmen von Aktivisten
-
Die wöchentlichen
Proteste in der besetzten
palästinensischen Westbank am
Freitag, den 12. Oktober 2012 wurden
von der israelischen Besatzungsarmee
mit Tränengas, Schockgranaten und
Gummimantelgeschossen angegriffen.
In den Dörfern Ni’lin, Bil’in, Nabi
Saleh und Al Ma’sara marschierten
Dorfbewohner und israelische und
internationale Friedensaktivisten
gegen die langjährige israelische
Besetzung, Kolonialisierung und den
Bau der illegalen israelischen
Annexionsmauer in der Westbank. An
diesem Wochenende protestierten die
Teilnehmer auch gegen die Angriffe
der israelischen Kolonialisten aus
den illegalen israelischen
Siedlungen in der Westbank gegen
palästinensische Bauern während der
jährlichen Olivenernte. In Bil’in
begleitete eine Delegation aus
Norwegen die Demonstranten bei ihrem
Gang zur Mauer. In Ni’lin griffen
israelische Soldaten die
Demonstranten an, darunter einen
Aktivisten aus Deutschland. In Nabi
Saleh drangen israelische Truppen im
Dorf ein und feuerten Tränengas in
die Häuser. Vor allem die Kinder
litten unter Atemnot und den
gesundheitsschädigenden
Nebenwirkungen der Inhalierung von
Tränengas.
Am Samstag drangen
israelische Soldaten um zwei Uhr
morgens im Dorf ein, brachen in
mehreren Häusern ein und übergaben
einem Dorfbewohner die Vorladung zu
einem Verhör in der nächsten
Militärstation.
Am 11. Oktober 2012
wurde ein Journalist aus Nabi Saleh
festgenommen und an einen
unbekannten Ort abgeführt,
berichteten die Dorfbewohner.
Israelische Soldaten überfielen das
Haus von Mohammad Atallah al-Tamimi,
24, und zerstörten die Einrichtung,
bevor sie den Mitarbeiter der
örtlichen Tamimi press agency
entführten. Nachtrazzien und
Festnahmen in Dörfern des
friedlichen Widerstandes sind ein
Teil der systematischen Repression
der israelischen Armee gegen die
unbewaffneten wöchentlichen Proteste
der Palästinenser in der Westbank.
Diese Woche trauerte
das Dorf Nabi Saleh um den Vater von
Mustafa Tamimi, AbdelRazzaq Tamimi,
dessen Familie aktiv am Widerstand
des Dorfes teilnahm und dessen
Kinder oft wegen ihrer Teilnahme an
den Protesten festgenommen und in
israelischen Gefängnissen einsassen.
Mustafa Tamimi wurde im Dezember
2011 bei einem Freitagsprotest gegen
die israelische Besetzung getötet,
als ein israelischer Soldat einen
Tränengaskanister direkt in Mustafas
Gesicht feuerte.
Saeed Bannoura,
Soldiers Attack Bil’in’s Weekly
Protest. IMEMC, 13. Oktober 2012;
http://www.imemc.org/article/64386
Maan News,
Nabi Saleh journalist
‘arrested in Israeli raid’,
11. Oktober 2012;
https://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/10/15/nabi-saleh-journalist-arrested-in-israeli-raid/
Linah Alsaafin,
Mustafa Tamimi’s
father has passed away,
Electronic Intifada, 15. Oktober
2012;
https://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/10/15/mustafa-tamimis-father-has-passed-away/
Akiva Eldar: Die jüdische Mehrheit
ist Geschichte -
Der Begriff der
Apartheid für Israels System der
Kolonisierung der Westbank wird oft
mit dem Argument abgelehnt, dass
keine Herrschaft einer Minderheit
über eine Mehrheit vorliege. Akiva
Eldar schreibt in Haaretz, dass ein
trockener Wirtschaftsbericht die
Herrschaft einer jüdischen
Minderheit über eine
palästinensische Mehrheit zwischen
dem Mittelmeer und dem Jordan
bestätige. Im von Israel
kontrollierten Territorium existiere
damit eine “Situation der
Apartheid”.
“Nach dem 2005
gebilligten Gesetz zur Förderung des
Exports ist eine Fabrik zu einer
Steuervergünstigung berechtigt, wenn
mindestens 25% des Einkommens aus
Verkäufen an einen Markt mit
mindestens 12 Millionen Einwohnern
kommen. Ein Memorandum des
Finanzministeriums zu dieser
Gesetzesveränderung berichtet, dass
2011 die Bevölkerung in Israel und
der Palästinensischen Autorität auf
über 12 Million anstieg, was
Hersteller, die an diese Verbraucher
verkaufen, zu einer
Steuervergünstigung berechtigt. Die
fleissigen Mitarbeiter der
Steuerbehörde wollen die
Qualifikationsschwelle für diese
Vergünstigung um zwei Millionen
Einwohner anheben, damit sie diese
Vergünstigung nicht für die
Exportfirmen bewilligen muss, die
ihre Waren in Israel und den
Territorien verkaufen.
Nach Informationene
des [Israelischen] Zentralamtes für
Statistik(das dem Büro des
Premierministers unterstellt ist)
beläuft sich die Zahl der Juden
unter den 12 Millionen Einwohnern
unter israelischer Herrschaft auf
gerade unter 5,9 Millionen (am 25.
April). Zwölf Millionen minus 5,9
Millionen Juden bedeutet 6,1
Millionen von nicht-Juden.”
In anderen Worten, so
Eldar, besteht zwischen dem
Mittelmeer und dem Jordanfluss de
facto ein jüdischer Staat, was
Gesetze und Steuern betrifft, der in
der Realität nicht sehr demokratisch
ist.
“Ausländische Quellen
berichten, dass Juden schon vor
mehreren Jahren eine Minderheit im
Gebiet des grösseren Landes Israel
wurden. Von jetzt an ist das eine
offizielle Statistik.”
Was die Einbeziehung
der Bevölkerung des Gazastreifens
betrifft, kommentiert Akiva Eldar,
so werden die Palästinenser des
Gazastreifens vom israelischen
Finanzministerium mitgezählt, wenn
es um Steuervergünstigungen geht.
Siehe:Akiva
Eldar,
The Jewish majority is history. The
government's acknowledgement that
Jews are a minority in this land
means one thing only: Apartheid is
here.
Haaretz, 16. Oktober
2012;
http://www.haaretz.com/news/features/the-jewish-majority-is-history.premium-1.470233
http://www.reddit.com/r/worldnews/comments/11kb07/the_jewish_majority_is_history_the_governments/
Eldar kommentiert
Franklin Lambs Artikel zur Rolle der
Israellobby in den USA, US
Preparing for a Post-Israel Middle
East? , 28. August 2012;
http://www.foreignpolicyjournal.com/2012/08/28/us-preparing-for-a-post-israel-middle-east/
zusammengefasst
und gekürzt von M. Lauer |
Friedlicher Widerstand,
16. Oktober 2012
Unterwegs für
Palästina
-
Das Segelschiff
Estelle, ein Projekt der Freedom Flotilla Coalition [FCC]
gegen die israelische Blockade Gazas, wird am Wochenende
Gazas Küste erreichen. Die Estelle hat Aktivisten aus acht
Ländern an Bord, darunter Parlamentarier aus Griechenlanad (Vangelis
Diamandopoulos), Norwegen (Aksel Hagen), Spanien (Ricardo
Sixto Iglesias) Schweden (Sven Britton) und Kanada (Jim
Manly, Parlamentsabgeordneter von 1980 bis 1988). Auf der
vor einigen Wochen in Skandinavien begonnenen Reise ins
Mittelmeer legte das Segelschiff in zahlreichen europäischen
Häfen an, um über die illegal kollektive Bestrafung der
Bewohner Gazas durch Israels Blockade zu informieren.
Am 1. Oktober
verliess die Estelle Neapel in Italien und richtete ihren
Kurs auf Gaza. Die Estelle hat Hilfsgüter und Material für
den Beginn des Projektes Gaza’s Ark geladen, der nächsten
Initiative der FFC,
das den Schiffsbau und in Gaza und den Export von
palästinensischen Produkten fördern soll. \
Die Reisenden auf der Estelle sagen, dass sie
vor allem die Solidarität von Menschen weltweit für die
belagerten Palästinenser in Gaza mit sich führen und betonen,
dass das Durchbrechen der Blockade ausschliesslich mit
friedlichen Mitteln und unbewaffnet erreicht werden soll.
Die israelische Tageszeitung Maariv
berichtete am 14.
Oktober von einer Warnung der israelischen Regierung an
Finnland, dass die unter finnischer Flagge segelnde Estelle
von der israelischen Artmee abgefangen werde, sollte die
Estelle ihre Fahrt nach Gaza fortsezten.
Nach einem
neuen Bericht der UN könnte Gaza bis 2020 unbewohnbar
werden, u.a weil die Infrastruktur der Wasserversorgung
aufgrund der Blockade nicht modernisiert werden kann.
Hunderte von Patienten sterben in gazas Krankenhäusern
aufgrund mangelnder Medikamente und medizinischem Gerät, das
aufgrund der israelischen Blockade nicht importiert werden
kann.
http://www.gazaark.org/category/follow-the-estelle/
UN -Bericht:
http://www.unrwa.org/etemplate.php?id=1423
.
Die Petition der FCC für ein Ende der
Blockade wurde von über einhundert europäischen
Parlamentariern unterschrieben.
Siehe:
http://upprop.shiptogaza.se/en
Release: A world
parliament on its way to Gaza,
16. Oktober 2012;
http://www.gazaark.org/category/statements-releases-2/
Saed
Bannoura, Israel Says It Will Intercept Estelle Ship Heading
To Gaza, 14. Okober 2012, IMEMC;
http://www.imemc.org/article/64390
Das Freiheitstheater in Jenin, Westbank
ging vom 24. September an auf eine neuntägige Tour im
Freiheitsbus/Freedombus durch die besetzte Westbank,
um den gemeinsamen Widerstand gegen die israelische
Besatzung und Kolonialisierung durch den illegalen
Siedlungsbau zu stärken. Die Vorstellungen der Theatergruppe
wurden jeden Tag verändert, um die Berichte und Beiträge der
Bewohner von Nablus und Nabi Saleh über Hebron bis Beit
Sahour einzubeziehen. Trotz der israelischen Blockade von
Gaza wurden die Geschichten
der im Küstenstreifen lebenden Palästinenser per Videolink
übermittelt.Bei der Abschlussveranstaltung in Beit Sahour
beteiligten sich palästinensische
Hip Hop und Reggaekünstler wie DAM, Ministry of Dub-Key,
Toot Ard, Palestine Street und Uniteg Struggle Project.
Siehe tägliche Berichte in
http://freedombuspalestine.wordpress.com/
Protest gegen Siedlergewalt
-
Vier Palästinenser wurden verletzt und ein
Teilnehmer entführt, als die israelische Armee am Dienstag,
den 16. Oktober 2012, einen gewaltlosen Protest an der
Strasse Nr. 443 nach Jerusalem, nördlich von Ostjerusalem,
mit Schlagstöcken und Pfefferspray angriffen.
Die Soldaten hatten es vor allem auf einige bekannte
Aktivisten aus dem Westbankdorf Bil’in abgesehen: Ashraf Abu
Rahmah, der Bruder des 2009 von israelischen Soldaten
getöteten Menschenrechtsaktivisten Bassem Abu Rahmah,
Mohammad al-Khatib und sein Bruder Ahmad wurden von den
Soldaten angegriffen und geschlagen. Ein internationaler
Solidaritätsaktivist wurde ebenfalls verletzt. Einige
Demonstranten konnten ein Plakat mit der Forderung “Stoppt
den Terrorismus der Siedler” auf der Windschutzscheibe eines
Armeejeeps plazieren. Andere Demonstranten blockierten
zeitweise den israelischen Verkehr auf der Strasse, um gegen
die Segregierung der Strassen in der Westbank zu
protestieren. Die Westbankstrassen nur für israelische
Siedler wurden u.a. in einem Bericht der Weltbank im
September 2012 zur Situation in der Westbank kritisiert.
Mehrere Demonstranten kamen aus Ramallah, Bethlehem und
Hebron. Abdallah Abu Rahmah aus Bil’in sagte, dass
gewaltlose Proteste gegen die fortgesetzten
Menschenrechstverletzungen der israelischen Besatzung und
gegen die zunehmende Siedlergewalt, vor allem zur Zeit der
Olivenernte, legitim seien.
Saed Bannoura, Four Palestinians Injured
North Of Jerusalem, 16. Oktober 2012, IMEMC;
http://www.imemc.org/article/64407
Proteste am Freitag,
Nachtrazzia und Festnahmen von Aktivisten
-
Die wöchentlichen Proteste in der besetzten
palästinensischen Westbank am Freitag, den 12. Oktober 2012
wurden von der israelischen Besatzungsarmee mit Tränengas,
Schockgranaten und Gummimantelgeschossen angegriffen. In den
Dörfern Ni’lin, Bil’in, Nabi Saleh und Al Ma’sara
marschierten Dorfbewohner und israelische und internationale
Friedensaktivisten gegen die langjährige israelische
Besetzung, Kolonialisierung und den Bau der illegalen
israelischen Annexionsmauer in der Westbank. An diesem
Wochenende protestierten die Teilnehmer auch gegen die
Angriffe der israelischen Kolonialisten aus den illegalen
israelischen Siedlungen in der Westbank gegen
palästinensische Bauern während der jährlichen Olivenernte.
In Bil’in begleitete eine Delegation aus Norwegen die
Demonstranten bei ihrem Gang zur Mauer. In Ni’lin griffen
israelische Soldaten die Demonstranten an, darunter einen
Aktivisten aus Deutschland. In Nabi Saleh drangen
israelische Truppen im Dorf ein und feuerten Tränengas in
die Häuser. Vor allem die Kinder litten unter Atemnot und
den gesundheitsschädigenden Nebenwirkungen der Inhalierung
von Tränengas.
Am Samstag drangen israelische Soldaten um
zwei Uhr morgens im Dorf ein, brachen in mehreren Häusern
ein und übergaben einem Dorfbewohner die Vorladung zu einem
Verhör in der nächsten Militärstation.
Am 11. Oktober 2012 wurde ein Journalist aus
Nabi Saleh festgenommen und an einen unbekannten Ort
abgeführt, berichteten die Dorfbewohner. Israelische
Soldaten überfielen das Haus von Mohammad Atallah al-Tamimi,
24, und zerstörten die Einrichtung, bevor sie den
Mitarbeiter der örtlichen Tamimi press agency entführten.
Nachtrazzien und Festnahmen in Dörfern des friedlichen
Widerstandes sind ein Teil der systematischen Repression der
israelischen Armee gegen die unbewaffneten wöchentlichen
Proteste der Palästinenser in der Westbank.
Diese Woche trauerte das Dorf Nabi Saleh um
den Vater von Mustafa Tamimi, AbdelRazzaq
Tamimi, dessen Familie aktiv am Widerstand des Dorfes
teilnahm und dessen Kinder oft wegen ihrer Teilnahme an den
Protesten festgenommen und in israelischen Gefängnissen
einsassen. Mustafa Tamimi wurde im Dezember 2011 bei einem
Freitagsprotest gegen die israelische Besetzung getötet, als
ein israelischer Soldat einen Tränengaskanister direkt in
Mustafas Gesicht feuerte.
Saeed
Bannoura, Soldiers Attack Bil’in’s Weekly Protest.
IMEMC, 13.
Oktober 2012;
http://www.imemc.org/article/64386
Maan News,
Nabi Saleh journalist ‘arrested in Israeli
raid’, 11.
Oktober 2012;
https://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/10/15/nabi-saleh-journalist-arrested-in-israeli-raid/
Linah Alsaafin,
Mustafa Tamimi’s father has passed away,
Electronic Intifada, 15.
Oktober 2012;
https://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/10/15/mustafa-tamimis-father-has-passed-away/
Akiva Eldar: Die jüdische Mehrheit ist Geschichte
-
Der Begriff der Apartheid für Israels System
der Kolonisierung der Westbank wird oft mit dem Argument
abgelehnt, dass keine Herrschaft einer Minderheit über eine
Mehrheit vorliege. Akiva Eldar schreibt in Haaretz, dass ein
trockener Wirtschaftsbericht die Herrschaft einer jüdischen
Minderheit über eine palästinensische Mehrheit zwischen dem
Mittelmeer und dem Jordan bestätige. Im von Israel
kontrollierten Territorium existiere damit eine “Situation
der Apartheid”.
“Nach dem 2005
gebilligten Gesetz zur Förderung des Exports ist eine Fabrik
zu einer Steuervergünstigung berechtigt, wenn mindestens 25%
des Einkommens aus Verkäufen an einen Markt mit mindestens
12 Millionen Einwohnern kommen. Ein Memorandum des
Finanzministeriums zu dieser Gesetzesveränderung berichtet,
dass 2011 die Bevölkerung in Israel und der
Palästinensischen Autorität auf über 12 Million anstieg, was
Hersteller, die an diese Verbraucher verkaufen, zu einer
Steuervergünstigung berechtigt. Die fleissigen Mitarbeiter
der Steuerbehörde wollen die Qualifikationsschwelle für
diese Vergünstigung um zwei Millionen Einwohner anheben,
damit sie diese Vergünstigung nicht für die Exportfirmen
bewilligen muss, die ihre Waren in Israel und den
Territorien verkaufen.
Nach
Informationene des [Israelischen] Zentralamtes für
Statistik(das dem Büro des Premierministers unterstellt ist)
beläuft sich die Zahl der Juden unter den 12 Millionen
Einwohnern unter israelischer Herrschaft auf gerade unter
5,9 Millionen (am 25. April). Zwölf Millionen minus 5,9
Millionen Juden bedeutet 6,1 Millionen von nicht-Juden.”
In anderen
Worten, so Eldar, besteht zwischen dem Mittelmeer und dem
Jordanfluss de facto ein jüdischer Staat, was Gesetze und
Steuern betrifft, der in der Realität nicht sehr
demokratisch ist.
“Ausländische
Quellen berichten, dass Juden schon vor mehreren Jahren eine
Minderheit im Gebiet des grösseren Landes Israel wurden. Von
jetzt an ist das eine offizielle Statistik.”
Was die
Einbeziehung der Bevölkerung des Gazastreifens betrifft,
kommentiert Akiva Eldar, so werden die Palästinenser des
Gazastreifens vom israelischen Finanzministerium mitgezählt,
wenn es um Steuervergünstigungen geht.
Siehe:Akiva
Eldar,
The Jewish majority is history. The government's
acknowledgement that Jews are a minority in this land means
one thing only: Apartheid is here.
Haaretz, 16.
Oktober 2012;
http://www.haaretz.com/news/features/the-jewish-majority-is-history.premium-1.470233
http://www.reddit.com/r/worldnews/comments/11kb07/the_jewish_majority_is_history_the_governments/
Eldar
kommentiert Franklin Lambs Artikel zur Rolle der Israellobby
in den USA, US Preparing for a Post-Israel Middle East? ,
28. August 2012;
http://www.foreignpolicyjournal.com/2012/08/28/us-preparing-for-a-post-israel-middle-east/
zusammengefasst
und gekürzt von M. Lauer
|
Friedlicher Widerstand,
10. Oktober 2012
Evangelisch Lutherische Kirche in den USA fordert
Untersuchung der Militärhilfe für Israel
-
Fünfzehn
Kirchenführer haben den amerikanischen Kongress aufgerufen,
die langjährige Militärhilfe des Landes für Israel zu
überdenken. Die Vertreter der evangelisch lutheranischen
Kirche in den USA forderten, dass jede weitere Unterstützung
für Israel davon abhängig gemacht wird, dass Israels
Regierung Waffen und Gelder nicht für eine systematische
Politik der Menschenrechtsverletzungen gegenüber
Palästinensern einsetzt oder “Fakten vor Ort” schafft, die
einer Friedensregelung im Wege stehen. Pro-Israel Gruppen in
den USA haben die Stellungnahme als “ungerechtfertigt” und
“respektlos”kritisiert. Mitglieder in verschiedenen Kirchen
in Nordamerika haben seit Jahren für eine Politik der Desinvestierung
von Firmen gekämpft, die von Israels Besetzung und
Kolonialisierung von palästinensischem Land profitieren.
Erfolge in der Desinvestitionskampagne haben die Furcht
unter Israels Verteidigern vor einem diplomatischen Tsunami
verstärkt.
Besorgt über die sich verschlechternden Bedingungen in
Israel und in den besetzten palästinensischen Territorien
und im Einsatz für einen gerechten Frieden haben Rev. Mark
S. Hanson, der vorsitzende Bischof der Evangelisch
Lutherischen Kirche in Amerika (ELCA- Evangelical Lutheran
Church in America), und weitere Kirchenführer in den USA
den amerikanischen Kongress aufgerufen, eine Untersuchung
von möglichen Verletzungen der Menschenrechte und von Regeln
des Waffeneinsatzes durch Israels Regierung durchzuführen.1)
In einem Brief
vom 5. Oktober nennen die Kirchenführer mögliche
Verletzungen Israels im Bezug auf die gesetzliche Regelung
der amerikanischen Aussenhilfe [U.S. Foreign Assistance Act]
und des Waffenexportes, die Hilfe für jedes Land
ausschliessen, das systematisch und kontinuierlich
Menschenrechstverletzungen begeht, und die den Einsatz von
amerikanischen Waffen auf “innere Sicherheit” oder “legitime
Selbstverteidigung” begrenzen. Die Kirchenführer rufen den
Kongress auf, “eine sorgfältige Überprüfung durchzuführen,
um sicherzustellen, dass unsere Hilfe nicht Aktionen der
israelischen Regierung unterstützt, die die Aussichten auf
Frieden untergraben. Wir rufen den Kongress zur Durchführung
von Anhörungen auf, die Israels Einhaltung [der
Verpflichtungen] untersuchen und wir fordern regelmässige
Berichte über das Befolgen der Regeln und die Vorenthaltung
von Militärhilfe bei regelwidrigem Verhalten.”
Die Vertreter
lutheranischer Kirchen und Organisationen in den USA
verweisen auf ihr intensives Engagement für Frieden für
Israelis und Palästinenser und erkennen an, dass Israel
“sowohl ein Recht als auch eine Pflicht hat, den Staat und
die Staatsbürger zu verteidigen,” dass aber “die Massnahmen,
die es zu seinem Schutz und dem der Bürger einseztt, wie es
auf jede andere Nation zutrifft, humanitäres Völkerecht und
Menschenrechte befolgen müssen.”
Die
Kirchenführer bedauerten, dass “ bedingungslose
amerikanische Militärhilfe für Israel zur Verschlechterung
beigetragen hat, den Konflikt fortsetzt und die
langfristigen Sicherheitsinteressen sowohl von Israelis wie
Palästinensern untergräbt. Das wird angesichts des
Länderberichtes des [amerikanischen] Aussenministeriums von
2011 über die Menschenrechtspraktiken in Israel und den
besetzten Territorien klar, der weitverbreitete israelische
Menschenrechtsverletzungen gegen palästinensische Zivilisten
auflistet, von denen viele den Missbrauch von aus den USA
gelieferten Waffen betreffen.”
Beispiele von
Menschenrechtsverletzungen im Bezug auf amerikanische
Militärhilfe wurden in einem Anhang des Briefes
miteinbezogen; zusätzlich zu spezifischen
Rechtsverletzungen, waren die Kirchenführer besorgt, dass
Israel seine Siedlungen in der Westbank und in Ostjerusalem
ausweitet, und dabei Land für sich fordert, das “nach
internationalem Recht und amerikanischer Politik einem
zukünftigen palästinensischen Staat gehören sollte.”
“Von
palästinensischen Lutheranern höre ich, wie entmutigt sie
über den Mangel an Fortschritt sind und Fragen, wo die
öffentlichen Stellungnahmen von amerikanischen Christen
sind,” sagte Hansen. Nach den Worten der Kirchenführer ist
es “unsere moralische Verantwortung, die Fortsetzung der
bedingungslosen Finanzhilfe der USA für Israels Regierung zu
hinterfragen. Zur Realisierung eines gerechten und dauernden
Frieden ist diese Rechenschaftspflicht nötig, da eine
fortgesetzte amerikanische Waffenhilfe für Israel –
angeboten ohne Bedingungen oder Rechenschaftspflicht- nur
zur Aufrechterhaltung des Status-quo und Israels
militärischer Besatzung von palästinensischem Land dienen
wird.” Weiter schrieben sie: “Als der weltweit größte
Empfänger der amerikanischen Aussenhilfe seit dem Zweiten
Weltkrieg ist es für Israel besonders wichtig, dass es
spezifische amerikanische Gesetze erfüllt, die den Einsatz
von Waffen regeln, die von den USA geliefert wurden.“.
Die
Evangelische Lutheranischen Kirche in Amerika ist eine der
grössten christlichen Glaubensgruppen in den USA, mit 4,2
Millionen Mitgliedern in 10 000 Gemeinden in 50 Staaten und
in der Karibik.
Das Jewish
Council for Public Affairs wies den Aufruf der Kirche
zurück, die amerikanische Hilfe für Israel zu überdenken und
verwies auf die gemeinsamen Werte in den USA und Israel. Die
Rabbinical Assembly, eine international Organisation von
konservativen Rabbis, kritisierte, dass der Aufruf ohne
vorherige Konsultationen zustande kam und der Zeitpunkt der
Veröffentlichung am Vorabend des Sabbath und während des
Wahlkampfes um die amerikanische Präsidentschaft einen
Mangel an Respekt demonstriere.
Das American
Jewish Committee kommentierte entrüstet, dass die Bedrohung
des Nahen Ostens und der Welt durch Iran ignoriert werde und
statt dessen ein weiterer politisch motivierter Angriff auf
Israel unternommen wurde.2)
Am 25.
September 2012 beschloss die Investmentfirma der Quaker,
die Quaker Fiduciary Corporation (FFC), nicht weiter in die
Firmen Hewlett-Packard und Veolia Environment zu
investieren. Palästinensische Menschenrechtsaktivisten haben
seit langem daraufhingewiesen, dass beide Firmen von Israels
Besetzung und Kolonialisierung von palästinensischem Land
profitieren. FFC hat 300 Quakerorganisationen als Kunden und
verwaltet Investitionen im Wert von etwa 200 Millionen
Dollar. Der Wert der FCC Investitionen in Hewlett-Packard
beläuft sich auf über 250 000 US-Dollar, in Veolia mehr als
140 000 Dollar.
Im April 2012
nahm FCC die amerikanische Firma Caterpillar von der Liste
sozial verantwortlicher Korporationen, weil Caterpillars
Bulldozer von der israelischen Armee für die systematische
Politik der Hausdemolierungen und Zerstörung von ziviler
Infratstruktur eingesetzt werden. FCC befragte Caterpillar
über die Veränderungen, die beim Verkauf von Fahrzeugen an
Israel vorgenommen werden. Caterpillar wollte die
Modifizierung seiner Ware weder bestätigen nocht bestreiten.
Mitglieder der
grössten protestantischen Kirche in Kanada stimmten diesen
Sommer über den Boykott von Produkten aus Israels illegalen
Siedlungen in der Westbank und Ostjerusalem. Eine
Arbeitsgruppe der United Church of Canada hatte diesen
Boykott als eine der Massnahmen gegen Israels fortgesetzte
Besetzung von palästinensischem Land vorgeschlagen und die
Besatzung gleichzeitig als ein grosses Hindernis für die
Zwei-Staaten Lösung im Nahen Osten bezeichnet.
Beinahe 3
Millionen Kanadier identifizieren sich nach Auskunft von
Statistics Canada mit der United Church.
Der Beschluss
zum Boykott wurde trotz einer intensiven
Antiboykott-Kampagne von einigen Vertretern der offiziellen
jüdisch-kanadischen Gemeinde, von Sprechern der
evangelistischer Gemeinden in Kanada und Mitgliedern des
kanadischen Senates getroffen. Die kanadische Regierung
unter Harper hat wiederholt die unverbrüchliche Allianz des
Landes mit Israel hervorgehoben.3)
Komitee 15 der
220sten Generalversammlung der presbyterianischen Kirche in
den USA stimmte nach einer langen Debatte am 3. Juli 2012
für einen Rückzug aus drei Firmen, die von
„nicht-friedlichen“ Aktionen in Israel profitieren
Gruppen in der
Presbyterian Church hatten in der Vergangenheit wiederholt
die Disinvestierung aus Firmen gefordert, die Israels
Besatzungsregime ermöglichen; diese Petitionen wurden auf
der Ebene der Kommitees bisher immer zurückgewiesen und noch
nie einer Abstimmung in der Generalversammlung vorgelegt.
Die Petition zur Desinvestierung bezog sich auf Motorola,
für die Lieferung von Überwachungsausrüstungen für
israelische Siedlungen, Caterpillar für den Verkauf von
Bulldozern für die Demolierung von palästinensischen Häusern
und Hewlett-Packard, eine Firma, deren Hardware von Israel
für die maritime Blockade Gazas eingesetzt wird.
Eine Kampagne
von pro-Israel Gruppen in den jüdischen und evangelikalen
Gemeinden in den USA kritisierte die
Disinvestierungspetition aufs schärfste.Über 1300 Rabbis und
über 22000 amerikanische Juden unterschrieben Briefe an die
Delegierten der zweijährlichen Gereralversammlung der
Presbyterianischen Kirche und forderten eine Ablehung der
„gegenproduktiven“ Resolution, die dem Verhältnis zwischen
Juden und Christend unwiderruflichen Schaden zufügen werde.
Einige
Delegierte sagten, dass sie nicht verstünden, warum diese
Resolution als Drohung verstanden werde. Sie betonten, dass
dies eine Frage der Moral sei, auf keinen Fall
antisemitisch, wenn man fordere, dass Ressourcen nicht
eingesetzt werden, um Menschen in einem anderen Land zu
verletzen. “Hier liegt Gewalt vor. Jemand profitiert davon.
Und wir sollten uns nicht daran beteiligen,” sagte einer der
Kommiteemitglieder.
Am 6. Juli
wurde der Vorschlag zur Desinvestierung nach stundenlanger
und hitziger Debatte mit 333 zu 331 Stimmen zurückgewiesen.
Mit 369 zu 290
Stimmen wurde stattdessen beschlossen, positive Aktionen im
palästinensisch-israelischen Konflikt zu unternehmen, und
Firmen zu unterstützen, die den Frieden fördern.
Die
Presbyteriansche Kirche in den USA zählt 1,9 Millionen
Mitglieder.
2008 hatte die
Vereinte Methodistenkirche (United Methodist Church – UMC)
eine Resolution zur Disinvestierung aus Israel
zurückgewiesen. Am 2. Mai 2012 stimmte die Generalkonferenz
der UMC wieder gegen eine Resolution zur Desinvestierung,
empfahl aber einen Boykott von Produkten aus Israels
illegalen Siedlunskolonien in den besetzten
palästinensischen Territorien.
Pensionsfonds
in Norwegen und Schweden haben Investitionen aus einigen
Firmen zurückgezogen, die von der Siedlungsausdehnung und
dem Bau der israelischen Mauer in der besetzten,
kolonialisierten Westbank profitieren.
Die
Evangelische Lutherische Kirche stimmt 2011 gegen
Desinvestierung.4)
1)ELCA,
other churches call for investigation of military aid to
Israel;
ELCA NEWS SERVICE.
5. Oktober
2012;
http://www.elca.org/Who-We-Are/Our-Three-Expressions/Churchwide-Organization/Communication-Services/News/Releases.aspx#%26%26a=5251&&a=5251
Siehe auch Video und Diskussion zu einer viel
diskutierten und von Israels Botschafter in den USA, Michael
Oren vehement kritisierten Reportage von “60 Minutes”,The
Christians of the Holy Land,
http://www.cbsnews.com/video/watch/?id=7406228n
2)http://www.jta.org/news/article/2012/10/09/3108806/religious-leaders-call-on-congress-to-reevaulate-military-aid-to-israel
http://www.bdsmovement.net/2012/quakers-divest-from-veolia-and-hewlett-packard-9599
3)Original link:
http://www.thestar.com/news/canada/politics/article/1242391–united-church-affirms-israeli-settlements-boycott
4)U.S.
Presbyterian Church committee votes in favor of Israel
divestment resolution, Haaretz, 3.Juli 2012
http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/u-s-presbyterian-church-committee-votes-in-favor-of-israel-divestment-resolution-1.448630
Presbyterian Church
in U.S. rejects divestment of global companies in Israel,
Haaretz, 6. Juli 2012
http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/presbyterian-church-in-u-s-rejects-divestment-of-global-companies-in-israel-1.449218
http://www.huffingtonpost.com/2012/07/06/presbyterians-vote-against-divestment_n_1652999.html
zusammengefasst
und gekürzt von M. Lauer |
Friedlicher
Widerstand in der Westbank, 1.
Oktober 2012
Beit Ummar: Israels
Besatzung behandelt Palästinenser als Menschen zweiter
Klasse
- Eine
Gruppe von Palästinensern, Israelis und Internationalen
versammelte sich am letzten Samstag im September zur
wöchentlichen Demonstration vor der israelischen
Siedlungskolonie Karmei Tsur. Als sie ihre Felder vor der
nach internationalem Recht illegalen Kolonie betraten,
wurden sie etwa hundert Meter vor dem Zaun um die Siedlung
von israelischen Soldaten angehalten. Die Soldaten
verhinderten die Fortsetzung der Demonstration, indem sie
das Gebiet zur “militärischen Zone” erklärten. Für
Palästinenser ist das Versammlungsverbot auf ihrem
Privatland und die Verweigerung des Zugangs zu ihrem Land
hinter dem Zaun ein weiteres Beispiel, wie die israelische
Besatzungsmacht sie als Menschen zweiter Klasse behandelt.
Das Vorenthalten grundlegender Rechte wird besonders
deutlich, wenn gleichzeitig auf der anderen Seite des Zaunes
die Siedler unbegrenzte Bewegunsgfreiheit auf dem Land
geniessen, das von den Palästinensern für den Bau der
Siedlung gestohlen wurde.
Die
wöchentlichen Samstagsproteste in Beit Ummar richten sich
gegen die fortgesetzte Konfiszierung von palästinensischem
Privatland. An diesem Samstag erinnerten die Teilnehmer auch
an die politischen Gefangenen, vor allem die Kinder. Anfang
der Woche wurden drei Dorfbewohner im Alter von 15, 16 und
18 Jahren bei einer Nachtrazzia der israelischen Armee
festgenommen; sie müssen in israelischer Haft auf ihr
Verfahren vor einem Militärgericht warten. Die Aktivisten
zeigten ihre Unterstützung für die Entscheidung der
norwegischen Regierung, dass Spenden in Unterstützung der
israelischen Siedlungen in der besetzten Westbank nicht mehr
von den Steuern abgezogen werden können.
Das Palestine
Solidarity Project berichtet aus Beit Ummar, dass bei der
Nachtrazzia am 24. September 2012 neue Waffen eingesetzt
wurden, die von den Dorfbewohnern bisher noch nie gesehen
wurden. Eine der von israelischen Soldaten geworfenen
Granaten explodierte in einem intensiv riechendem Dampf und
eine andere Granate brannte und hinterliess beim Aufprall
tiefschwarze Flecken. 1)
Naomi Klein,
Neve Gordon und Shir Hever haben daraufhingewiesen, dass
Waffenhersteller wie Elbit, Magal und Nice die besetzten
palästinensischen Gebiete als Labor für die Entwicklung von
Waffen und das Testen von Methoden der Lagerhaltung von
Menschen (“Warehousing”, Jeff Halper) benutzen. Die neuen
Produkte werden dann auf dem internationalen Markt als “im
Kampf getestet” angepriesen. 3)
Die globale
Bewegung zur Sanktionierung Israels (BDS-Boycott, Divestment,
Sanctions) übt verstärkten Druck auf Waffenhersteller aus,
die von der israelischen Besetzung profitieren. Im August
2011 übergaben Mitglieder einer paläsinensischen
Jugendorganisation, Hirak Shabibi, einen palästinensischen
Aufruf für ein militärisches Embargo von Israel an das Büro
der Vereinten Nationen in Ramallah. Ein junger Aktivist
sagte: “Wir erleben täglich die israelische Repression und
Gewalt. Unsere Generation ist unter der Besatzung
aufgewachsen und hat erlebt, dass Freunde und Verwandte
getötet, verletzt und gefoltert wurden. Wir fordern, dass
die internationale Gemeinschaft den Militär- und
Sicherheitsapparat, der das System der kolonialen
israelischen Apartheid aufrechterhält, nicht länger
finanziert und davon profitiert. Handel und Kooperation
müssen vollständig gestoppt werden. Junge Palästinenser
fordern ein sofortiges, umfassendes Militärembargo.”2)
Dorfbewohner
aus dem Westbankdorf Nabi Saleh haben Anfang September 2012
berichtet, dass die israelische Armee eine unbemannte Drohne
zur Überwachung der wöchentlichen Demonstration gegen
Israels Besetzung einsetzte.2)
1)
Peaceful Weekly Demonstration Against Israeili Colonies in
Front of Karmei Tsur,
29. September 2012;
http://palestinesolidarityproject.org/2012/09/29/peaceful-weekly-demonstration-against-israeili-colonies-in-front-of-karmei-tsur/
http://palestinesolidarityproject.org/2012/09/25/night-raids-in-beit-ommar/
2)http://desertpeace.wordpress.com/2012/09/16/the-drones-of-the-west-bank/;
siehe auch: Stop the Wall
3)Shir Hever, Exploitation of Palestinian Labour in
Contemporary Zionist Colonialism,
Alternative
Information Center, Jerusalem
http://ojs.lib.swin.edu.au/index.php/settlercolonialstudies/article/view/307/289
Battir, besetzte
Westbank: Von Israels Mauer bedroht -
In Battir in der besetzten Westbank, windet
sich die historische Eisenbahnlinie von Jaffa nach
Jerusalem, gebaut um 1890, durch das Tal. Olivenhaine
wachsen am Fuss der steilen Talhänge; auf einer Seite
erstrecken sich Tannen und eine Paroullierstrasse der
israelischen Armee nach Westen und Jerusalem. Auf der
anderen Seite verteilen Bewässerungskanäle, die auf römische
Zeiten zurückgehen, das Wasser einer Quelle über
landwirtschaftliche Terrassen, auf denen Oliven, Auberginen,
Paprika und andere Gemüsepflanzen wachsen. Auf der Höhe
stehen die Steinhäuser von Battir eng aneinandergebaut.
Israel will einen Teil der israelischen
Trennbarriere in der palästinensischen Westbank auf dem Land
von Battir errichten. 75% des Landes von Battir liegen in
der Zone C der Westbank. Nach den Osloverträgen sind über
60% der Westbank in Zone C, unter voller militärischer und
ziviler Kontrolle durch Israel. Die Dorfbewohner sagen, dass
die israelische Mauer sie von etwa einem Drittel ihres
Landes trennen würde. Deshalb ist das Dorf vor ein
israelisches Gericht gegangen, um den Bau der Mauer durch
ihre Felder zu verhindern. Das 5000 Einwohner Dorf wartet
auf die Entscheidung.
“Dieses Land ist sehr wichtig. Es besteht zum
grössten Teil aus Olivenhainen und Obstplantagen, die für
die Menschen eine Ressource für ihren Lebensunterhalt sind,
“ sagte Hassan Muammar, ein Ingenieur, der für das
Öko-Museum in Battir arbeitet.
Mitte September berichteten israelische
Nachrichtenorganisationen, dass erstmals eine staatliche
Behörde in Israel Einwände gegen die Route der Mauer
vorbracht habe. Die “Israel Nature and Parks Authority
kritisierte den Schaden für Flora und Fauna, und auch für
die palästinensischen Einwohner von Battir.
Ein UNESCO-Vertreter in Ramallah wies
daraufhin, dass Battir und Umgebung alle Kriterien einer
Stätte des Weltkulturerbes aufweisen.
Palästina wurde im November 2011 in die
UNESCO aufgenommen, der UN Agentur für Kultur. Seit Anfang
diesen Jahres ist die Geburtskirche in Bethlehem die erste
Weltkulturerbstätte in Palästina. Nach Auskunft des UNESCO
Vertreters in Ramallah hat die Palästinensische Autorität
noch nicht über einen Antrag für die Aufnahme von Battir in
die Liste der “World Heritage Sites“ entschieden. Der
Antrag muss bis Februar 2012 vorliegen.
Die Konstruktion der israelischen Mauer in
der Westbank begann 2002. Nach Plan gebaut wird die Mauer
über 700 Kilometer lang sein und zu 85% in der
palästinensischen Westbank stehen. Die palästinensische
Menschenrechtsgruppe Al Haq sagt, dass die Mauer nach ihrer
Fertigstellung 530 Quadratkilometer der palästinensischen
Westbank annektieren wird.
2004 urteilte der Internationale Gerichtshof,
dass die Trenmauer nach internationalem Recht illegal ist
und rief Israel zum sofortigen Baustopp, dem Abriss der
bereits gebauten Sektionen und zur Kompensation der
Palästinenser auf, deren Häuser, Felder und Wasserquellen
zerstört wurden. Ein geringer Trost für die Bewohner von
Battir. “Zehn Prozent der Menschen sind vollständig von der
Landwirtschaft abhängig; die restlichen Einwohner arbeiten
teilweise in der Landwirtschaft. Am Nachmittag, nach der
Arbeit, findet man viele Menschen bei der Arbeit auf dem
Land,” sagte der Dorfbewohner Hassan Muammar. “ Die Mauer
werde ein Fremdkörper in der Landschaft sein.
“Es ist
dringend. Wir müssen an die Lebensqualität denken.”
Jillian
Kestler-D'Amours,
Wall Threatens
to Cut Through History, 1.
Oktober 2012, IPS;
http://www.ipsnews.net/2012/10/wall-threatens-to-cut-through-history/
Wöchentliche Proteste in der
Westbank
-
In Yatta wurde der unbewaffnete Protest gegen die
illegal Konfiszierung von Land durch Israel von israelischen
Siedlern angegriffen.
Die Siedler bewarfen die Demonstranten mit Steinen und
verletzten zwei Teilnehmer, Fadel Jibreel Rabae, 46, und
Mohammad Ali Shawahin, 19. Augenzeugen berichteten, dass die
in der Nähe stationierten israelischen Soldaten nichts
unternahmen, um die Angriffe der Siedler zu verhindern. Noch
versuchten sie, die Angreifer festzunehmen.
Palästinenser und Internationale hatten sich am Samstag
versammelt, um gegen die Landkonfiszierungen im Gebit von
al-Hamra und al-Kharrouba zu protestieren.
Die Bewohner von Yatta haben häufige Angriffe durch Siedler
aus den benachbarten israelischen Kolonien Ma’un und Hafat
Ma’un erlebt. Im August zogen Siedler etwa 30 Olivenbäume
aus dem Boden; im Mai wurden palästinensische
Fruchtbaumplantagen und Felder in Brand gesetzt; zusätzlich
wurden palästinensische Bauern mehrfach von bewaffneten
Siedlern angegriffen.
Das „ Friends of Freedom and Justice Committee“ in Bil’in
berichtete, dass beim wöchentlichen Protestmarsch gegen
Israels illegal Mauer in der Westbank zahlreiche Teilnehmer
mit Tränengas beschossen wurden.
Bei der Demonstration am 28. September nahm der
palästinensische Botschafter in Serbien zusammen mit einer
Delegation von serbischen Journalisten am Freitagsprotest
teil. Mitglieder des Kommitees informierten die Besucher
über die Geschichte des unbewaffneten Widerstandes in Bil’in
und die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen durch die
israelische Besatzungsarmee.
In der nördlichen Westbank wurden bei dem wöchentlichen
Protest im Dorf Kufur Qaddoum zwei Ortsbewohner
festgenommen. Die israelische Armee umstellte den Ort vom
frühen Morgen an, um zureisenden Aktivisten die Teilnahme zu
verwehren.
Am gleichen Freitag wurde der wöchentliche Protest in
Ni’lin gegen die Annexionsmauer von israelischen
Soldaten mit Tränengas, Schockgranaten und einer stinkenden
chemischen Flüssigkeit angegriffen.
Israels Soldaten attakierten auch den Protest in Nabi
Saleh und errichteten Strassenblockaden, um das Dorf am
Protestmarsch zu konfisziertem Dorfland zu hindern.
In Bethlehem griff die israelische Armee die
unbewaffneten Protestteilnehmer in Al Ma’sara an und
verwehrten ihnen den Weitermarsch zu ihrem Land. Mehrere
Teilnehmer wurden mit Schlagstöcken und Gewehrkolben
angegriffen.
Israeli settlers throw rocks at non-violent
demonstrators near Hebron, 30. September 2012, IMEMC;
http://www.imemc.org/article/64314
Saed
Bannoura, Soldiers Attack Bil’in Weekly Protest, 29.
September 2012, IMEMC;
http://www.imemc.org/article/64310
Gericht in Jenin ordnet
Freilassung von Zobeidi an
-
Ein palästinensisches Gericht in Jenin
ordnete die Freilassung von Zakariyya Zobeidi an, dem
früheren Anführer der Al-Aqsa Brigaden, dem bewaffneten
Flügel der Fatah; zusätzlich wurden mehrere politische
Gefangene aus dem Flüchtlingslager in Jenin aus der Haft
entlassen. Zobeidi musste eine Kaution von 5000 jordanischen
Dinaren hinterlegen, bis das Gericht zu einem
abschliessenden Urteil in seinem Fall kommt. Anwalt Farid
Hawwash lobte die Unabhängigkeit und Fairness des
Militärgerichtes und sagte, dass Zobeidi das Gefängnis in
Jericho nach 5 Monaten Inhaftierung verlassen habe.
Zobeidi wurde am 13. Mai 2012 festgenommen, aber nie formell
angeklagt; seine Inhaftierung wurde auf Antrag der Anklage
wiederholt verlängert. Aus Protest begann Zobeidi einen
Hungerstreik, den er unterbrach, als Vertreter von Präsident
Mahmoud Abbas eine baldige Freilassung in Aussicht stellten.
Als er zum versprochenen Datum nicht freigelassen wurde,
setzte er sein Todesfasten, die Verweigerung von Essen und
Drinken, fort.
Zobeidi führte die Al-Aqsa Märtyrerbrigaden
in Jenin an und war einer der vielen Kämpfer der
Fatahbewegung, die von Israel “begnadigt” wurden. 2006 half
er, das Freedom Theater im Flüchtlingslager Jenin zu
gründen. Im April 2011 wurde der israelisch-palästinensische
Direktor des Freedom Theater Juliane Mer-Khamis vor dem
Theater erschossen. Die Palästinensische Autorität nahm
mehrere Verdächtige fest, darunter ehemalige Kämpfer der
Al-Aqsa Brigaden. Nach DNA-Tests wurden sie wieder
freigelassen, einschliesslich des Hauptverdächtigen.
Saed Bannoura, Jenin Court Orders Release Of
Former Aqsa Brigades Leader, 2.
Oktober 2012,
IMEMC;
http://www.imemc.org/article/64326
Gefangener At-Taaj im
Krankenhaus – Bericht zur Situation palästinensischer
Gefangener in Israels Gefängnissen
-
Mohammam Rafeeq At-Taaj, 42, wurde aufgrund einer
dramatischen Verschlechterung seines Gesundheitszustandes
von einem israelischen Gefängnis in ein Krankenhaus verlegt.
Im November 2003 nahm die israelisc he Armee At-Taaj im
Tubasdistrikt in der besetzten Westbank fest und
transportierte ihn in Verletzung von internationalem Recht
in ein Gefängnis in Israel. Ein Gericht verurteilte ihn zu
mehr als 14 Jahren Gefängnisstrafe. Im März führte At-Taaj
einen zweimonatigen Hungerstreik durch, um vom Israel als
Kriegsgefangener anerkannt zu werden. Die israelischen
Behörden verzögerten den Transport ins Krankenhaus trotz
einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes von At-Taaj.
Der ehemalige politische Gefangene und palästinensische
Forscher Abdul-Nasser Farawna gab zum 12. Jahrestag der
Al-Aqsa Intifada, dem 28. September 2000, einen Bericht über
palästinensische Gefangene heraus.
Seit September 2000 führte die israelische Armee 75 000
Festnahmen durch. Mehr als 9000 Kinder wurden von der
israelischen Armee gekidnappt; 940 Frauen wurden inhaftiert,
von denen vier ein Kind im Gefängnis zur Welt brachten.
Unter den Festgenommenen befanden sich verwundete
Palästinenser, Palästinenser mit Behinderungen, dutzende von
gewählten Parlamentariern und Amtsinhabern. Israel
inhaftierte tausende von Palästinensern unter mehr als 22
000 Verwaltungshaftbefehlen, ohne offizielle Anklageerhebung
oder Verfahren. Zur Zeit befinden sich 4500 Palästinenser in
israelischen Gefängnissen, einschliesslich 198 Kinder, acht
Frauen, 14 Parlamentariern und 115 Häftlingen unter
Verwaltunshaft.
79 inhaftierte Palästinenser starben seit 2000 im Gefängnis,
an den Folgen der Folter, mangelnder medizinischer
Versorgung, unverhältnismässiger Gewaltanwendung durch
Soldaten und Vernehmungspersonal oder wurden bei der
Festnahme von Soldaten exekutiert. Insgesamt starben seit
1967 202 Gefangene. Zahlreiche Gefangene starben nach ihrer
Freilassung als Resultat ihrer Zeit im Gefängnis. Im
Gefangenenaustausch im Oktober 2011 erhielten 1027
Palästinenser ihre Freiheit im Austausch für die Freilassung
des israelischen Soldaten Gilad Shalit. Er begrüsste die
wiederholten Hungerstreiks der Gefangenen, um ihre
international anerkannten Rechte einzufordern.
Israel deportierte 280 Gefangene aus der Westbank nach Gaza
und zwang dutzende in das Exil.
Seit Beginn der zweiten Intifada wurden mehr als 5000
Palästinenser von israelischen Soldaten und bewaffneten
Siedlern erschossen, darunter 1077 Kinder und 244 Frauen.
2002 wurden zwei Ägypter getötet, 2003 zwei internationale
Friedensaktivisten. Ein britischer Aktivist wurde 2004 von
der israelischen Armee erschossen und zwei Ägypter wurden
2011 getötet.
Saed
Bannoura, Ailing Detainee Moved To Hospital, 1.
Oktober 2012, IMEMC;
http://www.imemc.org/article/64321
Saed Bannoura,Report: “More Than 75.000
Arrests Made By Army Since Sep. 2000”, 28. September 2012,
IMEMC;
http://www.imemc.org/article/64308
“Miles of Smiles
16” erreicht Gaza
-
Der "Milesof Smiles16" Solidaritätskonvoi
erreichte den Gazastreifen am 29. September 2012 mit
dringend benötigten medizinischen Hilfsgütern für den
besetzten Küstenstreifen. Alle 38 Konvoimitglieder aus
Ägypten, Jordanien, Libanon, Bahrain und Südafrika wurde am
Grenzposten Rafah zwischen Gaza und Ägypten die Einreise
gestattet. Die Hilfsgüter im Wert von einer Million
US-Dollar wurden in Ägypten gekauft.
Ahmad Al-Kurd, ehemaliger Minister für Arbeit und Soziales
in Gaza, charakterisierte den Konvoi als klares Zeichen,
dass die arabischen Völker und internationale Aktivisten
weiterhin Israels illegale Belagerung von Gaza anfechten
werden. Miles of Smiles bringe ein Lächeln auf die Gesichter
der Bewohner, die unter ständigen israelischen Angriffen und
der Belagerung leiden.
Alle Miles of Smiles Konvois konnten trotz wiederholter
Verzögerungen über Ägypten in den Gazastreifen einreisen.
Der erste Miles of Smiles Konvoi erreichte Gaza im November
2009, nach einer 25-tägigen Wartezeit auf der ägyptischen
Seite der Grenze.
Saed Bannoura, Miles Of Smiles 16 Convoy
Enters Gaza, 30. September 2012, IMEMC;
http://www.imemc.org/article/64317
www.alternativenews.org:
Sign petition: End the blockade of Gaza now!
Bürgerkomitees protestieren vor dem Amt des
Pemierministers
-
Das „Popular Resistance High Follow Up Commission in
Palestine“ forderte die palästinensische Regierung in
Ramallah auf, die Politik der Vernachlässigung des zivilen
Widerstands in der Westbank zu beenden. In einem Protest am
26. September vor dem Amtssitz des Premierministers Salam
Fayad forderten Dutzende von Organisatoren und Mitglieder
der Bürgerkomitees gegen die Apartheidmauer und Siedlungen
in der Westbank eine grössere und beständigere Unterstützung
für die Palästinenser in der Westbank, die den
Repressionskampagnen der israelischen Armee und den
täglichen Angriffen der Siedler ausgesetzt sind. Massnahmen
der Palästinensischen Autorität führten zu einer Schwächung
des zivilen, unbewaffneten Widerstandes, weil einige
Kommitees in NGOs umgewandelt wurden, eine klare
Entwicklungspolitik in der Zone C fehle und die
Widerstandskommitees nicht ausreichend bei der Organisation
des unbewaffneten Widerstandes unterstützt würden, so die
Demonstranten. Sie stellten eine Eskalation der Proteste in
Aussicht, sollte die PA nicht positiv auf ihre Forderungen
eingehen.
http://palestinesolidarityproject.org/2012/09/26/press-release-popular-committees-organized-a-protest-in-front-of-prime-minister%e2%80%99s-office/
zusammengefasst
und gekürzt von M. Lauer |
Friedlicher Widerstand gegen Israel und die
PA in der Westbank, 21. Bis 24. August 2012
Freiheit für von der PA festgenommenen Palästinenser!
-
Am 18. September 2012, als die palästinensischen
Hungerstreikenden Samer al-Barq, Hassan Safadi und Ayman
Sharawna (88 Tage im Hungerstreik) in israelischen
Gefängnissen um ihr Leben kämpften, began die
Palästinensische Autorität eine Verhaftungskampagne in der
Westbank, bei der mindestens 1114 Palästinenser,
Journalisten, Schriftsteller, ehemalige politische Gefangene
und Organisatoren von Jugendgruppen, festgenommen wurden.
Bisher wurde keiner der Festgenommenen freigelassen. Adel
Shawamra aus Bethlehem wurde erst kürzlich nach 13 Jahren
Haft aus einem israelischen Gefängnis entlassen. Diese Rolle
der PA ist nichts Neues: Unter den Oslo Verträgen übernahmen
die Sicherheitskräften der PA die Rolle der israelischen
Besatzungsarmee, um gegen palästinensische
Widerstandskämpfer und politische Dissidenten vorzugehen.
Die palästinensischen Sicherheitskräfte (Daytonarmee) wurden
von amerikanischen Militrberatern trainiert, u.a. in einem
grossen Trainigslager in Jordanien. Die Verhaftungskampagne
folgt nicht zufällig einer Welle von massiven Protesten in
der Westbank in Reaktion auf die sich vertiefende
wirtschaftliche Ungleichheit in der palästinensischen
Bevölkerung. In einigen Demonstrationen wurde ein Ende der
Osloverträge und dem Pariser Protokoll zu den Wirtschafts-
und Finanzbeziehungen zwischen Israel und der
Palästinensischen Autnonomiebehörde. Bei den wöchentlichen
Protesten in der Westbank fordern die Demmonstranten
wiederholt, dass die Koordinierung in Sicherheitsfragen
zwischen Israel und der PA [security coordination] beendet
wird. Weitere 111 palästinesische Gefangene, die vor
Anschluss der Osloverträge inhaftiert wurden, befinden sich
immer noch in Israels Gefängnissen. Am 13. September, dem
19. Jahrestag von Oslo, und am 18. September führten
Palästinenser in israelischer Haft einen eintägigen
Hungerstreik durch, mit der Forderung für die Freilassung
dieser Langzeitgefangenen. Oslo brachte nach Ansicht vieler
Beobachter, weder Freiheit, Gerechtigkeit noch nationale
Befreiung für Palästina und eine Gruppe von politischen
Gefangenen wurden trotz ihrer Wichtigkeit für die
palästinensische nationale Bewegung vom Osloer
“Friedensprozess” ausgeschlossen.
Samidoun ruft zur Aktion auf: Schreiben Sie an die
palästinensische Botschaft oder Mission der PLO in Ihrem
Land; rufen Sie an oder schicken Sie eine E-mail mit der
Forderung auf Freilassung der Inhaftierung und eine
Beendigung der Verhaftungen.
Ein weiterer palästinensischer Gefangener in PA Haft ist
Zakaria Zubeidi, der Direktor des Jenin Freedom Theatre,
der am 13. Mai 2012 festgenommen wurde und die ersten 50
Tage mit Einzelhaft bestraft wurde. Aus Protest gegen die
Inhaftierung ohne offizielle Anklage begann Zubeidi, der
auch in Israels Gefängnissen einsass, einen Hungerstreik.
Zubeidi führte die Al-Aqsa-Brigade in Jenin während der
zweiten Intifada und legte 2006 seine Waffen nieder.
http://samidoun.ca/2012/09/take-action-demand-freedom-for-palestinians-arrested-by-the-pa/
http://www.palestine-info.co.uk/En/default.aspx?xyz=U6Qq7k%2bcOd87MDI46m9rUxJEpMO%2bi1s7pgOQ4oYpr9xvBrsg9e%2beFJ3BkinLpgF6sawJypzhQh2XudjerxacQZqC2f0QcUUIOzhDHZ%2fFy72h%2f8ztv237vJw8onwj8iRgOMXbnjwGQKE%3d
http://english.pnn.ps/index.php/human-rights/2725-mada-calls-for-release-of-journalist-walid-khalid
http://mondoweiss.net/2012/09/i-will-die-for-my-freedom-letter-from-prison-by-zakaria-zubeidi-director-of-the-jenin-freedom-theatre.html
http://electronicintifada.net/content/freedom-theatres-zakaria-zubeidi-death-fast-pa-detention/11689
http://www.change.org/petitions/president-mahmoud-abbas-free-zakaria-zubeidi-2
Israel ordnet Demolierung von Hilfsprojekten in der Westbank
an
-
30 internationale Hilfsorganisationen appellierten am
Freitag, den 21. September 2012 an die Vertreter des
Quartetts, die Demolierung und Evakuierung von 13
palästinensischen Dörfern in den südlichen Hebronhügeln zu
verhindern. Die NGOs entschieden sich zu dieser
ungewöhnlichen Aktion, nachdem mehrere Hilfsorganisationen
Anordnungen zur Demolierung oder zum Konstruktionsstopp an
Projekten in der Region erhielten. Oxfam sagt, dass die
israelischen Behörden die Organisation informierten, dass
ihr der Zugang zu Entwicklungsprojekten in den Dörfern
verweigert werde.
Das Quartet – die UN, USA, EU und Russland- wurde 2002 mit
dem Mandat eingerichtet, die Bedingungen für
Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern
zu verbessern.
Palästinensische Politiker haben den Wert des Quartetts
zunehmend in Frage gestellt, weil die Zahl der israelischen
Siedler in der besetzten Westbank zunimmt und die Chancen
für Friedensverhanlungen in der nahen Zukunft kaum bestehen.
Die Koalition von Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen
rief die Verhandlungsbeauftragten dringend dazu auf, von
Israel den konkreten Respekt für internationales Rechtes zu
fordern, wenn sie sich am Montag in New York treffen.
„Das Quartett hat 39 Stellungnahmen herausgegeben, die
Verletzungen des internationalen Rechtes durch Israels
Regierung verurteilen, trotzdem steigt die Zahl der
Menschen, die durch gesetzeswidrige Demolierungen von
palästinensischen Häusern entwurzelt wurden, in nicht zuvor
gesehenem Mass,“ sagte Nishant Pandey von Oxfam. Israelische
Armeebehörden kündigten im Juli an, dass sie acht
Hebrondörfer evakuieren werden, um Platz für einen militärischen
Schiessplatz zu machen, wodurch 1650 Menschen wohnungslos
werden. Die Hilfsorganisationen sagen, dass
fünf Nachbardörfer gefährdet sind, weil Israel
Demolierungsbefehle für zahlreiche Häuser ausstellte.
Trainigsplätze der israelischen Armee nehmen etwa 18 Prozent
der Westbank ein, wo 5000 Palästinenser in 38 Dörfern leben.
Israel hat volle zivile und Sicherheitskontrolle in über 60%
der Westbank. Israel sagt, dass es nur illegal konstruierte
Gebäude demoliert. Menschenrechtsadvokaten weisen daraufhin,
dass es Palästinensern beinahe unmöglich ist, eine
israelische Baugenehmigung selbst für die einfachsten
Projekte zu bekommen. Völkerrechtsexperten weisen daraufhin,
dass Israel nach der Vierten Genfer Konvention eine
Sorgepflicht gegenüber der palästinensischen Bevölkerung
unter der Besatzung hat und die Demolierung von Gebäuden für
den zivilen Gebrauch verboten ist. Nach Ansicht der
israelischen Regierung ist die Westbank nicht besetzt,
sondern hat den Status einer „umstrittenen Territoriums“,
was die Anwendung von Artikeln des internationalen
Völkerrechtes begrenze. Nachdem 62 von der EU finanzierten
Entwicklungsprojekte im vergangenen Jahr von Israel zerstört
wurden, fordern die Hilfsorganisationen ein Einschreiten
durch die Vertreter des Quartetts. „ Es ist an der Zeit,
dass das Quartett die Euphemismen aufgibt: Israels
Zerstörung von palästinensischen Häusern und Gebäuden ohne
militärische Notwendigkeit bricht seine Verpflichtungen als
Besatzungsmacht,” sagte Sarah Leah Whitson von Human Rights
Watch. Die Gruppe berichtete, dass die Zahl der
Demolierungen von durchschnittlich 23 pro Monat im Jahr 2009
zu 64 im Jahr 2012 anstieg.
Aid groups appeal to Quartet to halt demolitions, 21.
September 2012;
http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=522034
http://www.middleeastmonitor.com/news/middle-east/4358-israel-should-end-settler-impunity-for-violence
Protest gegen geplante
Aufwertung der Beziehungen zwischen der EU und Israel
-
Ein Sit-in vor dem EU-Büro, das die Unterstützung für die
palästinensische Polizei koordiniert, European Union
Coordinating Office for Palestinian Police Support (EUPOL
COPPS), wurde am 21. September von den Palestinians for
Dignity, einem Zusammenschluss von jungen Palästinensern, in
Ramallahs Tokyostrasse organisiert. PfD protestierte damit
vor allem gegen die Aufwertung der Handelsbeziehungen
zwischen der EU und Israel trotz Israels fortgesetzter
eklatanter Völkerrechtsverletzungen.
Die Internationale Handelskommission im Europäischen
Parlament stimmte für den Abbau von Barrieren für den
Verkauf von Industriegütern, vor allem im pharmazeutischen
Bereich, auf der Basis von ACAA (Agreement
on Conformity Assessment and Acceptance of Industrial
Products).
Zusätzlich verurteilten die Demonstranten die passive
Haltung der EU auf die Forderungen von palästinensischen
politischen Gefangenen in israelischer Haft. In Reaktion auf
den 116-tägigen Hungerstreik von Samer Barq äusserte die EU
lediglich „Sorge“über den Gesundheitszustand des Gefangenen
und den Einsatz der Verwaltungshaft durch Israel, ohne die
fortgesetzten Verletzungen des Völkerrechts durch Israel
anzusprechen oder die sofortige Freilassung der politischen
Gefangenen zu fordern. Durch die Ausweitung der Beziehungen
mit Israel gebe die EU dem Besatzerstaat ein günes Licht für
die Fortsetzung der brutalen Besetzung, Kolonisierung und
Apartheidspolitik. PfD fordert das Europäische Parlament
auf, im Oktober nicht für eine Aufwertung der Beziehungen
mit Israel zu stimmen. Die Gruppe rief die EU auf, sich für
Samer Barq einzusetzen, der seinen Hungerstreik fortsetzt
(123 Tage), für den Verwaltungshäftling Hassan Safadi, im
Hungerstreik seit 93 Tagen und sieben Gefangene, die nach
ihrer Freilassung im Gefangenenaustausch im September 2011
wieder verhaftet wurden.
Am 24. September verurteilte
das Palestinian Centre for Human Rights (PCHR) Baumassnahmen
der israelischen Behörden im besetzten Ostjerusalem, die zur
fortschreitenden „Israelisierung“ der zukünftigen Hauptstadt
Palästinas führen. Bauarbeiten für die Weiterführung der
Annexionsmauer und die Schliessung des Ras
Khamis-Checkpunktes werden das Leben von Palästinensern in
diesem Teil von Jerusalem erschweren und könnten
letztendlich zu einer Aberkennung der Identitätskarten von
etwa 50 000 palästinensischen Bewohnern Jerusalems führen,
die ihren Status als Einwohner Jerusalems verlieren und die
Ausweise der Palästinensischen Autorität erhalten würden.
PCHR fordert die EU auf, Artikel 2 des Euro-Israelischen
Assoziationsabkommens zu aktivieren, in dem ein Ausbau der
Beziehungen von Israels Einhaltung internationaler
Rechtsnormen abhängig gemacht wird.
http://www.stopthewall.org/2012/09/24/palestinians-dignity-shut-down-eupol-copps-statement-pfd
http://samidoun.ca/2012/09/palestinians-for-dignity-close-eu-office-demand-support-for-hunger-striking-prisoners/
PCHR Statement
Regarding Recent Israeli Violations In Jerusalem.
IMEMC, 24. September 2012;
http://www.imemc.org/article/64286
Qaryout, Westbank: Israelische Siedler bringen den Wilden
Westen -
Qaryout, südlich von Nablus, ist eine der Frontlinien im
Krieg der Siedler gegen die einheimische palästinensische
Bevölkerung in der besetzten Westbank. Zwischen zwei Hügeln
gelegen, auf denen sich israelische Siedlungskolonien unter
dem Schutz ihrer Regierung und Armee ausbreiten, musste das
Dorf zusehen, wie in 15 Jahren 68% des Dorflandes
konfisziert wurde, auf denen Neubauten und
Verbindungsstrassen für die Siedler entstanden. Dorfbewohner
berichten von Koram, einem berüchtigten Siedler, der für
zahllose Einschüchterungsaktionen verantwortlich ist, mit
dem Gewehr in der Hand und Flüchen auf den Lippen von der
illeglen israelischen Kolonie Eli kommt und Brände legt,
Wildschweine in die Felder freilässt und Setzlinge aus der
Erde reist. Jeder im Dorf kennt und fürchtet ihn.
Vor
einigen Jahren wurde ein Aussenposten zwischen den
exisitierenden Siedlungskolonien errichtet, direkt gegenüber
dem Dorf, um einen Verbindungskorridor zwischen den
gegenüberliegenden Kolonien zu schaffen. Vor drei Jahren
brannten die Dorfbewohner den Aussenposten nieder; er wurde
nicht wiederaufgebaut. Im vergangenen Februar begannen die
wöchentlichen Proteste des Dorfes, die sich vor allem gegen
die Schliessung einer Strasse richteten, die den
Dorfbewohnern den Zugang zu einer Schnellstrasse blockierte
und sie zu einem langen Umweg zwang. Bei den Protesten kam
es zu Konfrontationen mit Siedlergruppen, die von der
israelischen Besatzungsarmee geschützt wurden. Letztendlich
wurde ein Checkpunkt an der Strasse errichtet, an dem den
Dorfbewohnern die Durchfahrt in den meisten Fällen gestattet
wird.
Das Dorf
kämpft auf verlorenem Posten, so scheint es: Felder wurden
zu „Staatsland“ erklärt und der Zugang mit
Stacheldrahtverhau verbaut; Strassen für die Siedler
begrenzen zunehmend die Mobilität der Palästinenser, die
alte Müllhalde des Dorfes ist unzugänglich und die
Dorfbewohner müssen ihren Abfall selbst verbrennen;
Bauarbeiter vom israelischen Tourismusministerium bauen eine
archäologische Stelle auf einem der mit Fruchtbäumen
bestandenen Hügel für den Tourismus aus, um die
geschichtliche Beziehung zum Land zu inszenieren; eine
Untergrungquelle ist unbenutzbar geworden, teils weil
Siedler die Quelle mit Abfall blockierten, teils weil der
Wasserstand aufgrund des Wasserverbrauchs der Siedlungen
sank.
Mit dem
Ende des Sommers und der bevorstehenden Olivenernte sehen
die Dorfbewohner neuen Auseinandersetzungen entgegen:
Olivenbäume werden zerstört oder nachts in Brand gesetzt und
die Siedler kommen von den Hügeln, um die Bauern
einzuschüchtern und Häuser in Siedlungsnähe anzugreifen.
Im Koran
wird gesagt, dass Jesus im Gebiet um Qaryout ein Mahl vom
Himmel gereicht wurde. Den Siedlern genügt anscheinend, dass
Qaryout ebenfalls in der Torah erwähnt wird.
James
Knoop,
Qaryout and
the front lines of settlement warfare: A walk in God’s
country, 22.
September
2012,
http://www.palestinemonitor.org/?p=7525;
Freiwillige helfen in Wadi Qana
-
Freiwillige von mehreren palästinensischen Organisationen,
Stop the Wall, Right to Education Campaign, dem Folk Art
Center und Youth Parliament Salfit beteiligten sich in der
dritten Septemberwoche an Aufräumarbeiten in Wadi Qana. Sie
halfen den Bauern beim Bewässern der Bäume, bei
Ausbesserungsarbeiten auf den Höfen und beim Beseitigung von
Abfall. Das Tal von Wadi Qana war für seine
Naturschönheiten, seine elf Quellen und fruchtbaren Felder
bekannt. Auf etwa 10 000 Dunum wachsen vor allem Zitrusbäume.
Ein junger Bauer, Muntasir Mansour, ein Student der An Najah
National University, berichtete, wie er seinen
Lebensunterhalt durch die Landwirtschaft verdient und sprach
über die Probleme mit Siedlern aus den benachbarten
israelischen Kolonien. Die israelische Trennmauer hat Wadi
Qana beinahe vollständig von der restlichen Westbank
abgetrennt. In neun umgebenden Kolonialsiedlungen leben über
10 000 jüdische Israelis. Die Brunnen, die früher das Tal
und seine Bevölkerung mit Wasser versorgten, wurden durch
die unbehandelten Abwässer aus den hochgelegenen
Siedlungshäusern verunreinigt und unbrauchbar gemacht.
Ähnliche Probleme werden aus Deir Ibzi, einem kleinen, 2000
Bewohner zählenden Dorf nordwestlich von Ramallah berichtet.
Die Geschichte von Deir Ibzi geht bis in römische Zeiten
zurück und die Dorfquelle wurde zum Bewässern der Zitronen-,
Pomgranat- und Fruchtbäume benutzt, für die Traubenstöcke
des Tales und als beliebter Picknickplatz. Israelische
Siedler haben seit einiger Zeit begonnen, den Bauern den
Zugang zu ihren Feldern und der Quelle zu verweigern, sie
haben Bäume gefällt und Bewässerungssysteme zerstört. Isamat
Samara, ein Bauer aus dem Dorf berichtet: „ Unsere Felder
haben gutes, produktives Land. Jedes Mal, wenn wir ein
Wasserverteilungssystem von den Quellen zu den Feldern bauen
wollen, schikanieren uns die Siedler oder greifen uns an.
Sie haben die Wasserpumpe an der Quelle vor einiger Zeit
zerstört und wir mussten von den Leuten im Dorf Geld
sammeln, um sie wieder zu reparieren.“ Ibrahim Abu Ali fügt
hinzu, dass der Gang zum Koordinationsbüro der israelischen
Besatzung und zu Menschenrechtsorganisationen eine kurze
Pause in der Siedlergewalt brachte. Ein Einschreiten der
israelischen Armee in letzter Minute rettete die Bauern bei
einer Konfrontation mit bewaffneten Siedlern, aber nur für
kurze Zeit:“ Tage später kame die gleiche Gruppe betrunken
bei Nacht und stahl unsere Bäume.“
Die Geschichte des Dorfes Deir Ibzi wiederholt sich in
Variationen in ganz Palästina. Das Problem der Siedlergewalt
und des Diebstahls von Wasser und Land ist ein Grundthema
der Kolonisierung des Landes der einheimischen
palästinensischen Bevölkerung durch den Zionismus.
http://www.stopthewall.org/2012/09/20/voluntary-work-wadi-qana
http://www.stopthewall.org/2012/09/24/deir-ibzi-community-voice
Proteste in der Westbank: Schuhe und Steine in Reaktion
auf Tränengas und Granaten
-
Eine
Gruppe von britischen Parlamentsabgeordneter beteiligte sich
an der wöchentlichen Demonstration in Bil’in gegen die
israelische Besatzung und die illegal Siedlungspolitik in
der palästinensischen Westbank. Am Freitag, den 21.
September marschierten John Mauldin und Martin Linton,
Ex-Labour Chef, zusammen mit anderen Mitgliedern der
Labourpartei, mit Palästinensern aus der besetzten Westbank,
Israelis und Internationalen zur israelischen
Annexionsmauer.
Bil’in verlor einen
Grossteil seiner Felder und Olivenhaine durch den Bau
grosser israelischer Siedlungskolonien in der Nachbarschaft.
2005 begann Bil’ins Kampagne des gewaltlosen Widerstandes
gegen zusätzliche Landannexionen für den Bau der illegalen
israelischen Mauer in der besetzten Westbank. Die
israelische Armee wurde durch ein von Bil’in initiiertes
Gerichtsverfahren vor dem Obersten Israelischen Gericht
gezwungen, die Route der Mauer zu ändern und einen kleinen
Teil des konfiszierten Landes zurückzugeben. Eine freie
Nutzung des Landes ist trotzdem nicht möglich. Bei der
Ankunft im Abu Lemon Park, dem Endpunkt der
Freitagsdemonstrationen, werden die Demonstranten
routinemässig von israelischen Soldaten mit Tränengas,
Schockgranaten und Gummimantelgeschossen beschossen,
manchmal auch mit scharfer Munition. Zahlreiche
Demonstranten mussten wegen akuter Atembeschwerden von
Sanitätern behandelt warden. Für die Jugendlichen des Dorfes
ist der zusätzliche Stacheldrahtverhau vor der Trennmauer
eine unwiderstehliche Provokation; Iyad Burnat vom
Bürgerkomitee Bil’in berichtet, dass sie den Drahtverhau
zerschnitten und sich auf einen ungleichen Kampf mit den
israelischen Soldaten einliessen: Davidssteine gegen
Goliaths “Mengenkontrollmittel”. Bil’ins zäher Widerstand
gegen die israelische Kolonisierung der Westbank ist das
Thema eines neuen Dokumentarfilmes “5 Broken Cameras”. Mit
einer anlässlich der Geburt seines vierten Sohnes gekauften
Kamera beginnt Emad Burnat, Bauer und Aktivist, 2005 mit dem
Filmen des gerade begonnenen Widerstands seine Dorfes:
Szenen von den täglichen Festnahmen, den Nachtrazzien der
Armee, die das Dorf terrorisieren, und von den Bulldozern
werden mit fünf Kameras festgehalten, die Burnat eine nach
der anderen ersetzen muss, weil sie von israelischen
Soldaten zerschlagen oder zerschossen werden. Burnat
schildert das Heranwachsen seines Sohnes im zunehmend
turbulenten Leben des Dorfes, in dem zahllose
Familienmitglieder und Freunde festgenommen oder verwundet
werden. Zusammen mit dem israelischen Filmemacher Guy Davidi
stellte Emad Burnat den im November 2011 herausgegebenen
Dokumentarfilm zusammen.
2012 erhielt “5
Broken Cameras” den World Cinema Documentary Directing Award
auf dem Sundance Festival.
Emads
Bruder Iyad ist ein Mitglied des Bürgerkomitees Bil’in, das
den waffenlosen Widerstand des Dorfes organisiert. Iyad wird
vom November 2012 bis Januar 2013 eine Vortragstour durch
die USA unternehmen, um über das Leben unter Israels
Besatzungsregime und den zivilen Widerstand in der Westbank
zu informieren.
In Ni’lin, westlich von Ramallah, begann der Protest gegen
Israels Apartheidmauer nach Abschluss des Freitagsgebetes in
den Olivenhainen des Dorfes. In seiner Predigt forderte der
Khatib (Prediger) die fortgesetzte Solidarität mit den
politischen Gefangenen in israelischen Gefängnissen und die
Beendigung der Bestrafung der Gefangenen durch Einzelhaft.
Bei der Ankunft vor der Annexionsmauer wurden die
Demonstranten mit Tränengas beschossen. Viele Demonstranten
mussten wegen Atemnot von Sanitätern behandelt werden.
Bei der
Demonstration in Nabi Saleh am 21. September 2012 wurden der
örtliche Kameramann, Bilal Tamimi, ein israelischer Aktivist
und zwei Internationale festgenommen.
Das Dorf
Kufr Qaddoum demonstriert seit über einem Jahr gegen die
Blockade einer wichtigen Verbindungsstrasse zur
nächstgelegenen Stadt Nablus. Für die palästinensische
Bevölkerung hat sich die Fahrtzeit nach Nablus vedoppelt.
Seit zwei Wochen hat die israelische Armee verstärkte
Massnahmen getroffen, um die wöchentlichen Proteste zu
verhindern. Soldaten drangen freitags im Dorf ein,
umzingelten die Moschee und feuerten Tränengas und
Schockgranaten in die Menge, die mit Schuhen zurückfeuerte.
Zusätzlich wurden die Menschen aus einem Wasserwerfer mit
„Skunk“, einer übelriechenden chemischen Mischung, besprüht.
Mehrere Checkpunkte um das Dorf sollten den Zugang für
Solidaritätsaktivisten erschweren.
Am Vortag
der Demonstration drangen Soldaten nachts (um 2.30) im Dorf
ein und nahmen vier junge Männer fest. Am Tag der
Demonstratione wurden vier internationale und zwei
palästinensische Aktivisten festgenommen. Die vier
internationalen Aktivisten wurden am 23. September aus der
Polizeistation der illegalen Kolonie Ariel freigelassen und
unter Hausarrest gestellt; ihre Pässe wurden konfisziert. In
der Vergangenheit war dieses nach israelischem Recht
illegale Vorgehen der Behörden ein Vorspiel zur Deportation.
ISM hat noch keine weiteren Informationen über das Schicksal
der zwei festgenommenen Palästinenser.
Israeli Military attempts to crush weekly Kufr Qaddum
demonstration, 6 arrested (UPDATE), International Solidarity
Movement, 21. September 2012;
http://palsolidarity.org/2012/09/israeli-military-attempts-to-crush-weekly-kufr-qaddum-demonstration-6-arrested/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+palsolidarity+%28International+Solidarity+Movement%29
http://www.facebook.com/events/447787318604872/
http://www.facebook.com/pages/Iyad-Burnat/422250117819624?ref=hl
http://mondoweiss.net/2012/01/israels-latest-threat-the-silver-screen.html
http://mondoweiss.net/2012/06/another-reviewer-likens-5-broken-cameras-to-battle-of-algiers.html
http://www.stopthewall.org/2012/09/24/iof-suppression-weekly-march-residents-nilin
http://popularstruggle.org/
Women on front
line in West Bank, 21.
September 2012;
http://www.khaleejtimes.com/kt-article-display-1.asp?xfile=data/middleeast/2012/September/middleeast_September236.xml§ion=middleeast
zusammengefasst
und gekürzt von M. Lauer |
Friedlicher
Widerstand in der Westbank,
7. September – 11. September 2012
Palästinenser bestraft
für Selbstverteidigung gegen Siedlerangriff
-
Am Morgen des 28. August 2012 kamen etwa 30
Siedler aus Ma’ale Levona, bewaffnet mit Gewehren und
Stöcken, zu einem palästinensischen Haus in Khan al-Luban in
der besetzten Westbank und griffen die Familie Daradhmah an.
Seit vier
Jahren werden Khalid und Taghrid Daradhmah und ihre Kinder
wiederholt von Siedlern angegriffen. Als Khalid Daradhmah
die zwei Häuser entlang der Strasse zur illegalen
israelischen Siedlungskolonie Ma’ale Levona kaufte, wollte
er die Gebäude restaurieren und das Land bepflanzen. 2002
bestätigte das israelische Oberste Gericht die Besitzrechte
der Familie auf das Land in Khan, aber israelische Siedler
wollen das Landstück zur öffentlichen Quelle/Brunnen
erklären.
Zum Zeitpunkt
des Siedlerangriffs Ende August schlief der jüngste Sohn
Nour, neun Jahre alt, im Haus und seine Eltern und zwei
ältere Söhne warteten am Eingang, um ihr Haus gegen den
Angriff zu verteidigen. Ein Teil der Siedlergruppe drang in
das Schlafzimmer ein und griff die Kinder und ihre Mutter
an. Ein Siedler warf Nour gegen die Wand und die Mutter
Taghrid beschreibt, dass ein Siedler mit einem Stock auf sie
einschlug, sie am Kragen packte und ihre Kleidung zerriss:“
Dann schlug er auf meinen Oberkörper, meine Beine, und
schliesslich meine Hüfte.“
Die Mutter und
ihre zwei jüngeren Söhne flohen auf das Dach des Hauses, um
dem Angriff zu entfliehen. Die Siedler zerstörten die
Einrichtung des Schlafzimmers und warfen die Kleider der
Familie in den Brunnen neben dem Haus. Mu’min filmte die
Vorgänge mit seinem Telephon. „Nachdem wir eine Weile auf
dem Hausdach gewesen waren, rannten mein Vater und Jalaal
vom Haus weg, damit die Siedler ihnen folgen würden. Als sie
weit genug entfernt waren, brachte ich meine Mutter und Nour
ins Schlafzimmer und verschloss es, damit sie sicher waren.
Dann feuerten die Siedler in die Luft und warfen Steine auf
die Schlafzimmerfenster,“ sagte Mu’min.
Der Vater,
Khalid und sein sechszehnjähriger Sohn Jalaal versuchten
derweil, die Siedler aus dem Haus zu drängen. Jalaal
Daraghmah griff zu einer Spitzhacke, stellte sich an den
Eingang und schlug damit auf einen Siedler ein, der in das
Hausinnere eindringen wollte. Khalid griff bei dem
einstündigen Angriff zu Steinen, um die Siedler abzuwehren,
die mit Steinen und dem Abfeuern ihrer Gewehre reagierten.
Als
israelische Soldaten und die Polizei ankamen, war das
Familienauto zerstört und die beiden jüngeren Kinder waren
krankenhausreif geschlagen. Die israelischen
Sicherheitskräfte folgten dem Protokoll der Besatzungsarmee:
Vater und Sohn wuden festgenommen und abgeführt.
Ynet
berichtete in einem Artikel und einem Video über die
Ereignisse. Die Schlagzeile lautete: „Siedler mit Axt
angegriffen“. Aus den Verteidigern des Hauses wurden
Terroristen, die Siedler gingen straffrei.
Ein Richter
setzte die Kaution für die Freilassung von Jalaal auf 5000
Shekel, die bis zum 13. September bezahlt werden musste,
sollte er nicht über die Feiertage (Rosh Hashanah) in einem
israelischen Gefängnis einsitzen. Nach einem Appell der
Internationalen Solidaritätsbewegung kam die Summe zusammen
und Jalaals Freiheit wurde erkauft.
http://palsolidarity.org/2012/09/help-bring-jalaal-home/
Nabi Saleh: Israelische Armee bestraft Dorf für
Siedlerangriff
-
Die
israelischen Armee führte zu Beginn der Woche mehrere
nächtliche Razzien in der besetzten Westbank durch; die
Überfälle richteten sich vor allem gegen Orte des
friedlichen Widerstandes.
Am 10. und 11.
September 2012 berichtete das Popular Struggle Coordination
Committee per Twitter aus Ramallah:
„Siedler
versuchen, in Nabi Saleh einzudringen. Als die Dorfjugend
dies verhinderte, verschossen sie scharfe Munition und zogen
sich zurück, als die Armee ankam.“
„Zwei
militärische Checkpunkte wurden nach dem Siedlerangriff am
Eingang nach Nabi Saleh errichtet. Was denkt Ihr, wer dort
schikaniert wird? Hinweis: nicht die Siedler.“
„Shin Bet und
Soldaten haben heute nacht gegen drei Uhr bei einer Razzia
vier Leute festgenommen. Bei den folgenden Zusammenstössen
wurde scharfe Munition verschossen.“
Intifada Media
berichtet, dass die Soldaten zuerst im Haus der Familie von
Mustafa Tamimi eindrangen, der im Dezember 2011 während des
wöchentlichen Protestes gegen die israelische Besatzung von
einem Soldaten tödlich verletzt wurde. Die Soldaten nahmen
seinen Bruder Ziad Abd al-Rizaq(25) und Muhammad Atiyah
Tamimi (28) fest. Als es zu Zusammenstössen mit der
Dorfjugend kam, setzten die Soldaten scharfe Munition ein
und verletzten einen Mann aus dem Dorf, Ommar al-Tamimi, Die
israelischen Soldaten hielten den Krankenwagen an und holten
den Verletzten zusammen mit seinem Begleiter heraus und
nahmen beide fest.
In der
gleichen Nacht stürmten etwa 100 Soldaten den Westbankort
Kufr Qaddoum, der wie Nabi Saleh wöchentliche Proteste gegen
die israelische Besatzung organisiert. Fünf Männer wurden
bei der Razzia gegen halb drei Uhr morgens festgenommen.
In Beit Ummar,
wo die wöchentlichen Proteste gegen die illegalen
israelischen Siedlungen jeden Samstag stattfinden, drangen
israelische Soldaten mit Armeejeeps und drei grossen
Fahrzeugen für den Gefangenentransport gegen halb vier Uhr
morgens im Ort ein und überfielen mehrere Häuser. Zwei junge
Palästinenser wurden abgeführt, ohne dass die Familien
Auskunft über das weitere Schicksal der Gefangenen
erhielten. Eine längere Inhaftierung bedeutet für beide eine
Unterbrechung der Schule/Universität und möglicherweise den
Verlust eines Ausbildungsjahres.
In Silwan
durchsuchten israelische Soldaten mehrere Häuser und nahmen
einen 22jährigen Palästinenser, Omar Siyam, fest. Siyam sass
bereits vier Monate in einem israelischen Gefängnis und eine
zweijährige Hausarrest endete erst vor kurzem.
http://popularstruggle.org/
Kufr Qaddoum: Five arrested in early morning
raid,
palsolidarity.org,
10. September 2012;
http://palsolidarity.org/2012/09/five-arrested-in-early-morning-raid-on-kufr-qadum
Israeli Night Raid in Beit Ommar: Two
Arrested,
palestinesolidarityproject.org;
http://palestinesolidarityproject.org/2012/09/11/israeli-night-raid-in-beit-ommar-two-arrested/
Israeli
forces raid Wadi Hilweh, arrest two;
http://silwanic.net/?p=28746
Today in Palestine;
http://mondoweiss.net/2012/09/fatah-youth-chant-against-fayyad-theyre-met-with-chants-against-abbas.html
Wöchentliche Proteste gegen die Besatzung in der Westbank
-
Die
Freitagsdemonstration am 7. September in Nabi Saleh
wurde von der israelischen Armee mit Tränengas,
Gummimantelgeschossen und dem „Skunk“, einer stinkenden
chemikalischen Flüssigkeit beschossen. Mehrere Aktivisten
wurden auf dem Weg zu Nabi Salehs wöchentlichem Protest
festgenommen. Als Jugendliche mit Steinen auf den Beschuss
der Armee reagierten, kam es zu Zusammenstössen. Die
Demonstranten verurteilten die zunehmende Gewalt der
israelischen Siedler in der palästinensischen Westbank und
die fortgesetzte Unterstützung der USA für die illegale
Kolonisierung der Westbank. Sie verwiesen vor allem auf das
Vorgehen von Parteiführern bei der Konvention der
Demokratischen Partei in Charlotte, USA. Trotz erheblichem
und lautstarkem Widerspruch von einer erstaunlich grossen
Zahl der Delegierten wurde Israels Anspruch wieder in das
Parteiprogramm übernommen, dass Jerusalem „die vereinte
Hauptstadt Israels“ sei.
In Bil’in
marschierten israelische Friedensaktivisten zusammen mit
Palästinensern und einer Delegation aus Deutschland (!) zur
israelischen Mauer, um für palästinensische Einheit und die
Freilassung der politischen Gefangenen zu demonstrieren.
Ein grosser
gewaltloser Protest fand auch in Kufr Qaddoum statt,
einem Westbankdorf in der Nähe von Qalqilia im Norden.
Mehrere Demonstrationsteilnehmer hatten Trommeln für die
Demo gegen Israels illegale jahrzehntelange Besatzung und
gegen die Annexionsmauer mitgebracht. Wie bei den
Demonstrationen in Nabi Saleh, Bil’in und Ni’lin wurden auch
bei diesem Protests mehrere Demonstranten verletzt oder
litten unter dem Beschuss mit Tränengas.
Weitere
Proteste gegen die Annexierungsmauer und die israelischen
Siedlungen wurden in Ramallah , Bethlehem und mehreren Orten
in der besetzten Westbank abgehalten. Die Armee feuerte
Tränengasbomben auf die Demonstranten und verletzte mehrere
Teilnehmer; zusätzlich wurde der “Skunk”, eine giftige
Abwassermischung eingesetzt.
Soldiers attack Nabi Saleh weekly protests, IMEMC, 7.
September 2012;
http://www.imemc.org/article/64206
Soldiers attack Bil’in’s weekly protests, IMEMC, 7.
September 2012;
http://www.imemc.org/article/64207
Ni’lin: Widerstand gegen die Besetzung wird fortgesetzt.
-
Am 7. Septmeber 2012 nahmen fünf
international Aktivisten an der wöchentlichen Demonstration
gegen die Apartheidmauer im Dorf Ni’lin teil. Seit 2004
demonstrieren die Dorfbewohner des Westbankdorfes gegen die
Annexion ihres Landes. Bisher wurde den Bauern in Ni’lin
über 50 000Dunum Land weggenommen, teils für die nach
internationalem Recht illegalen Siedlungskolonien, die
Israel um das Dorf gebaut hat, und für den Bau der
Apartheidmauer.
Saeed Amireh
vom örtlichen Bürgerkomittee erklärte den Besuchern, dass
die Landkonfiszierung und die Kolonisierung der Westbank
durch israelische Siedlungen eine kalkulierte Strategie
Israels ist, um die Palästinenser von ihrem Land zu
vertreiben. Viele der Dorfbewohner leben von der
Landwirtschaft und vom Ertrag der traditionellen
Olivenernte. Er betonte, wie wichtig eine international
Präsenz bei den Protesten für die Fortsetzung des
gewaltlosen Widerstandes in seinem Dorf sei.
Die Proteste
freitags beginnen nach dem Gebet in der Moschee; danach
laufen die Dorfbewohner, die Kinder und Besucher mit
palästinensischen Fahnen und einem Megaphone durch die
Felder zur Mauer. Die Zahl der Demonstranten war am 7.
September kleiner als sonst, weil viele der regelmässigen
Teilnehmer sich an den Protesten und Streiks gegen die
Palästinensische Autorität beteiligten.
In den
vergangenen Jahren wurde die Mauer bei Ni`lin wiederholt
verstärkt und seit 2009 versperren drei Barrieren,
Betonblöcke, Stacheldraht und ein elektrischer Zaunn, den
Bewohnern Ni`lins den Zugang zu ihren Olivenhainen in
direkter Nachbarschaft der israelischen Siedlungskolonien.
Aus der
Entfernung können die Demonstranten die israelischen
Soldaten von weitem sehen, ihre Waffen und Helme
reflektieren die Sonne. Noch bevor die Demonstranten an der
Mauer angekommen sind, feuern die Soldaten ihr Arsenal, vor
allem Tränengas und Stinkwasser, in Richtung der
Demonstranten. Die Jugendlichen aus dem Dorf lassen sich
nicht einschüchtern und setzen einige Autoreifen in Brand.
Saeed erklärt, dass das heisse Feuer den Beton schwächt und
bei wiederholter Anwendung den stückweisen Abbau der Mauer
ermöglicht. Als erstem Dorf in der besetzten Westbank gelang
es Nilin im November 2009, dem 20. Jahrestag des Falls der
Berliner Mauer, einen Teil der Apartheidmauer zu entfernen.
Resistance to Occupation continues in Ni’lim, International
Solidarity Movement, 10. September 2012;
http://www.nilin-village.org/2012/09/12/resistance-to-occupation-continues-in-ni%e2%80%99lin/
Zusammenfassungen und Übersetzung von Martina
Lauer |
Friedlicher Widerstand in der Westbank,
31.August 2012
Nabi Saleh: Israelische Armee
setzt scharfe Munition gegen Demonstranten ein
-
Malek Tamimi, 22 Jahr alt, wurde während der wöchentlichen
Demonstration im Dorf Nabi Saleh in der besetzten Westbank
von einer Kugel an der Hand und am Körper getroffen; zwei
weitere Demonstranten wurden von den sogenannten
„Mengenkontrollmitteln“ der israelischen Armee verletzt, als
Soldaten Tränengasprojektile und gummi-ummantelte
Stahlkugeln direkt in die Menge feuerten. Als ein
herbeigerufener Krankenwagen die drei Verletzten nach
Ramallah transportieren wollte, blockierte die israelische
Armee den Zugang zum Dorf. Eine Stunde verfloss, bevor die
Sanitäter die Verletzten endlich erreichen konnten. Während
der Demonstration am 31. August wurden 5 Teilnehmer
festgenommen, als sie in Richtung Dorfquelle gingen, dem
wöchentlichen Ziel der Proteste, die sich in Nabi Saleh vor
allem gegen die illegale Vereinnahmung dieser Wasserquelle
durch israelische Siedler aus der benachbarten illegalen
Siedlungskolonie richten. Vom frühen Morgen an hatte die
Armee Strassensperren um das Dorf aufgebaut, um Teilnehmer
aus den Nachbarorten, aus Israel und dem Ausland vom Dorf
fernzuhalten.
Ein Sprecher
der israelischen Armee hatte keine Berichte von Verletzungen
der Sicherheitskräfte bei der Demonstration am 31. August in
Nabi Saleh vorliegen, wies aber daraufhin, dass die Soldaten
scharfe Munition in die Luft feuerten, weil sie von
Palästinensern umzingelt wurden und um ihr Leben fürchteten.
Abir Kopty, ein Sprecher des Popular Struggle Coordination
Committee, wies auf mehrere Augenzeugenberichte, die der
israelischen Version widersprechen, so die JPost.
Am 11.
Dezember 2011 wurde Mustafa Tamimi, 28, bei dem
Freitagsprotest in Nabi Saleh von einem direkt auf ihn
gefeuerten Tränengaskanister getötet. Ein Scharfschütze der
israelischen Armee feuerte am 23. Dezember eine 0,22 Kaliber
Kugel auf einen Demonstrationsteilnehmer in Nabi Saleh und
verletzte ihn am Bein. Die IDF sagte damals, dass der Mann
beschossen wurde, weil er Steine auf israelische Soldaten
geworfen habe. Nach Ansicht der israelischen Besatzungsarmee
sind die zivilen Proteste in Nabi Saleh illegal, so die
JPost.
http://www.popularstruggle.org/content/nabi-saleh-protester-injured-live-ammunition
Palestinian man shot with live ammo at
protest, Jerusalem Post, 31.8.2012;
http:///www.jpost.com/DiplomacyAndPolitics/Article.aspx?id=283390
Bil’in:
Erinnerung an Rachel
Corrie
-
Wie in den Nachbardörfern Nabi Saleh und Ni‘lin trugen die
Teilnehmer an der Freitagsdemonstration in Bil’in gegen die
israelische Annexionsmauer in der Westbank Fotos von Rachel
Corrie, einer jungen Amerikanerin, die 2003 beim Versuch,
eine Hausdemolierung durch die israelische Armee im
Gazastreifen zu verhindern, von einem Bulldozer überrollt
und getötet wurde. Rachel Corrie war ein Mitglied der
Internationalen Solidaritätsbewegung, die seit über einem
Jahrzehnt Freiwillige aus aller Welt nach Palästina schickt,
um die Menschenrechtsverletzungen der israelischen
Besatzungsarmee gegen die palästinensische Zivilbevölkerung
zu dokumentieren und zu verhindern. Rachel Corries Familie
hatte eine Zivilanklage gegen die israelische Armee
angestrengt, die am 28. August in Haifa zurückgewiesen
wurde.
Aus Bil’in
berichtet Iyad Burnat, dass sich eine Delegation britischer
Parlamentsabgeordneter am friedlichen Protestmarsch gegen
die illegale israelische Mauer beteiligte. Bil’in hat einen
Grossteil seines Dorflandes durch Landannexionen der
israelischen Besatzung verloren. Wo palästinensische Bauern
früher Felder und Olivenhaine bearbeiteten, wurden die
israelische Mauer und grosse Siedlungsbauten für jüdische
Israelis gebaut, illegal nach internationalem Recht. Nachdem
Bil’in ein Gerichtsverfahren gegen den Bau der Mauer auf
Dorfland anstrengte, und nach sieben Jahren regelmässiger
Proteste wurde Bil’in im Juni 2011 ein kleiner Teil des
gestohlenen Landes zurückgegeben. Bil’ins kreative und
friedliche Proteste und jährliche Konferenzen waren ein
wichtiger Beitrag zum Aufbau einer weltweiten
Solidaritätsbewegung, die den gewaltlosen palästinensischen
Widerstand gegen die israelische Besatzung durch eine
internationale Präsenz bei den Protesten und bei der
Olivenernte unterstützt.
http://www.facebook.com/pages/Iyad-Burnat/422250117819624?ref=hl
http://www.imemc.org/article/64163;
siehe auch Webseite des Dorfes Bil‘in
Israelisches Stinkwasser
vermiest Westbankproteste
-
„Stinkwasser“, ein gefürchtetes, aber nicht-tödliches
Instrument in Israels Arsenal der „Mengenkontrollmittel“,
von einer israelischen Firma entwickelt, wird von der
israelischen Armee seit 2008 gegen palästinensische
Demonstranten eingesetzt, angeblich zur Vermeidung von
Todesfällen. Menschenrechtsgruppen beschreiben den aus
Wasserwerfern eingesetzten „Skunk“ als Feigenblatt für den
Einsatz von tödlicher Gewalt gegen Demonstranten in der
besetzten Westbank, berichtet Noah Browning am 3. September
2012 aus Nabi Saleh.
Die Israelis
sagen, dass die Mischung aus Backpulver, Hefe und
Geheimzutaten nicht gesundheitsschädlich sei und das Risiko
für Demonstranten und Soldaten verringern solle.
B’Tselem
berichtet, dass seit 2004 bei den örtlichen Protesten in der
Westbank gegen Israels illegale Mauer und Landannexionen 17
Demonstranten getötet und zahllose Teilnehmer verletzt
wurden.
Palästinenser
bezeichnen das Stinkwasser einfach als „Sch***“:
„‘Wie kann man
dieses Zeug beschreiben?‘, sagte Muad Tamimi, dessen
Tankstelle im Vorfeld von Nabi Salehs Konfrontationen oft
darin schwimmt. „Es ist schlimmer als fauliges Wasser, wie
ein toter Körper und verfaulendes Essen kombiniert, was
weder Seife noch Parfüm beseitigen kann- Ich werde davon
getroffen und tagelang kommt niemand in meine Nähe.‘“
Skinkwasser
und ein nicht so häufig eingesetzter Schallstrahl, der
„Schrei“ [scream], sollen den von Verteidigungsminister Ehu
Barak geäußerten Anspruch untermauern, dass Israels Armee
„die moralischste Armee der Welt“ sei und ein Pionier im
Einsatz nicht-tödlicher Waffen:
„‘Wir haben
nicht die Absicht, diesen Zivilisten Schaden zuzufügen,‘
sagte die Sprecherin der Armee, Avital Leibovich. ‚Aber die
Zahl der bei diesen Ausschreitungen verletzten
Sicherheitskräften steigt tatsächlich an.‘
Menschenrechtsgruppen hinterfragen die Motive der Armee, und
weisen die Rhetorik und das neue Arsenal zurück als PR-Übung
zur Verschleierung der brutalen Methoden, die ihrer Meinung
nach in einer Kampagne zur Ausmerzung der legitimen
Opposition gegen die Besatzung.
‚Angesichts
des übertriebenen, ungesetzlichen und gefährlichen Einsatzes
von Tränengas und Kugeln finden wir die Charakterisierung
der Ereignisse durch die Armee zweifelhaft,‘ sagte Sarit
Michaeli von B’Tselem.
Nach der
Militorder 101, herausgegeben im gleichen Jahr, in dem
Israel die Westbank besetzte, ist für Versammlungen von mehr
als 10 Menschen eine israelische Genehmigung erforderlich.
Sie wird eingesetzt, um gegen Organisatoren vorzugehen und
um Proteste zu verbieten, bevor auch nur ein Stein geworfen
wird.
Der legale
Spielraum für Aktionen der IDF, die Aktivisten fernhalten
und festnehmen kann, wird dadurch verstärkt, dass die Orte
der wöchentlichen Proteste zu ‚geschlossenen militärischen
Zonen‘ erklärt werden.
‚Im Visier ist
das Recht zu protestieren und wenig Aufmerksamkeit richtet
sich darauf, wogegen sie demonstrieren: die Verletzung ihrer
Rechte und die Übernahme von Land und Lebensunterhalt,‘
sagte Michaeli.
Gespräche, die
zu einem palästinensischen Staat führen, wären für die
Israelis besser als der Einsatz jeglicher Gewalt, sagen
Palästinenser.
‚Sie sollten
zusehen, dass wir unsere Rechte erhalten, durch
Verhandlungen mit uns, und indem der Weg für zwei Staaten
für zwei Völker freigemacht wird,‘ sagte Shaher Arouri, ein
Rechtsanwalt der Menschenrechtsorganisation al-Haq.“
Noah Browning, Israeli „skunk“ fouls West
Bank protests, 3. September 2012, Reuters;
http://uk.reuters.com/article2012/09/03/us-israel-palestinians-skunk-idUSBRE88208W20120903
Zusammenfassungen und Übersetzung von Martina
Lauer |
Friedlicher Widerstand in Gaza und der Westbank, 28.
August 2012
Erklärung
der Internationalen Solidaritätsbewegung zum israelischen
Urteil im Fall Rachel Corrie
-
Ein israelisches Gericht wies am 28. August 2012 die
Zivilklage der Familie von Rachel Corrie zurück, die die
israelische Armee wegen der Tötung ihrer Tochter zur
Rechenschaft ziehen wollte. Die 23-jährige Amerikanerin
Rachel Corrie wurde 2003 in Rafah, Gaza, von einem
israelischen Armeebulldozer erdrückt, als sie gegen die
systematische Demolierung von palästinensischen Häusern an
der Grenze zwischen Gaza und Ägypten protestierte. Eine
interne Untersuchung der israelischen Armee sprach den
Fahrer und die israelischen Armeekommandeure von jedem
Fehlverhalten frei.
Rachel Corrie war ein Mitglied der Internationalen
Solidaritätsbewegung, die den israelischen Richterspruch als
weiteres Beispiel dafür sieht, dass Israel keine
Rechtsprechung nach internationalen Normen zugetraut werden
kann: Israel muss durch die Unterstützung des
palästinensischen Aufrufs zum Boykott (BDS) zur
Verantwortung gezogen werden:
Die Internationale Solidaritätsbewegung
[International Solidarity Movement – ISM] ist zutiefst
besorgt über das Urteil von Richter Oded Gershon, der
Israels Armee und Staat vom Mord an der amerikanischen ISM
Aktivistin Rachel Corrie freisprach, die 2003 von einem
israelischen Armeebulldozer erdrückt wurde, als sie gegen
die Demolierung eines palästinensischen Hauses im
Gazastreifen protestierte.
Obwohl die amerikanische Regierung erklärte,
dass die Untersuchung der israelischen Armee nicht
“gründlich, glaubhaft und transparent” war und obwohl die
israelische Regierung zentrales Beweismaterial (Video und
Audio) vorenthielt, fand Richter Gershon keine Fehler bei
der Untersuchung und der Schlussfolgerung, dass die Armee
und der Staat nicht für Rachels Tod verantwortlich waren.
Richter Gershon urteilte, dass Rachel selbst an ihrer
Ermordung schuld war und beurteilte ihren gewaltlosen
Versuch der Verhinderung von Kriegsverbrechen als Beweis,
dass Rachel kein “denkender Mensch” war.
In der Missachtung
von internationalem Recht und der Straflosigkeit für
israelische Kriegsverbrecher ist das Urteil von Richter
Gershon ein weiteres Beispiel dafür, dass Israels
Rechtssystem keine Rechtsprechung nach internationalen
Normen zugetraut werden kann. Die ISM ruft die
internationale Gemeinschaft dazu auf, Israel durch die
Unterstützung des palästinensischen Aufrufes zum Boykott,
Desinvestition und Sanktionen (BDS) und durch die
fortgesetzte Teilnahme am palästinensischen Kampf in den
palästinensischen Gebieten zur Rechenschaft zu ziehen
In einer
Beschreibung der Lage in Gaza zwei Tage vor ihrem Tod sagte
Rachel,” Ich sehe mit eigenen Augen die systematische
Zerstörung der Lebensgrundlagen der Menschen. Es ist
entsetzlich.“ Rachels Analyse ist heute noch zutreffend und
wurde von den Vereinten Nationen einen Tag vor der
Urteilsverkündung in einem Bericht bestätigt, nach dem Gaza
von 2020 an nicht mehr bewohnbar sein wird, wenn nicht
sofort Massnahmen ergriffen würden.
Das Urteil gibt
israelischen Soldaten ein grünes Licht für den Einsatz von
tödlicher Gewalt gegen Verteidigern der Menschenrechte und
bringt palästinensische und internationale
Menschenrechtsaktivisten in Todesgefahr. Was uns nicht
abschrecken wird. Solange unsere palästinensischen
Schwestern und Brüder unsere Präsenz willkommen heissen,
wird die ISM weiterhin Wege finden, um Israels Belagerung zu
durchbrechen und in Solidarität mit den Palästinensern
stehen. Rachels Mutter Cindy formuliert es so, „ Hinter den
Wänden des Hauses, das Rachel beschützen wollte, befanden
sich Kinder...Jeder von uns hätte dort sein sollen.“
Das Urteil von Richter Gershon ist ein Hohn
auf die Gerechtigkeit, aber keine Ausnahme. In der Regel
liefert das israelische Rechtswesen den israelischen
Soldaten die Straffreiheit zum Morden. Der einzige
israelische Soldat, der seit dem Ausbrechen der zweiten
Intifada im Jahr 2000 wegen Todschlags verurteilt wurde, war
der israelische Beduine Taysir Hayb, der den britischen ISM
Freiwilligen Tom Hurndall mit einem Schuss aus einem
Scharfschützengewehr in den Hinterkopf tötete, als Tom ein
Kind in Sicherheit brachte. Mindestens 6444 Palästinenser
wurden seitdem von der israelischen Besatzungsarmee getötet,
ohne dass es für sie oder ihre Familien je Gerechtigkeit
gab.
http://palsolidarity.org/2012/08/isms-response-to-the-rachel-corrie-verdict-bds/
Israeli inquiry into Rachel Corrie death insufficient, US
ambassador tells family, The Guardian, 24. August 2012;
http://www.guardian.co.uk/world/2012/aug/24/israel-rachel-corrie-us-ambassador
Israelisches
Urteil entlarvt Mentalität der Armee
-
Israelkorrespondenten stellen sich oft die Frage, warum man
Hamas nicht als terroristische Organisation bezeichnen soll,
wie sonst ist das Explodieren von Familien in Bussen zu
beschreiben. Welche Bezeichnung muss man dann für die
israelische Armee finden? In seinem Kommentar zum
richterlichen Urteil im Fall von Rachel Corrie verweist der
frühere Israelkorrespondent des Guardian, Chris McGreal
darauf, dass Corries Eltern keine Gerechtigkeit erhalten
haben, aber ihr Gang vor das Gericht die Lüge eines Slogans
der israelischen Armee entlarve, den Anspruch, die
„moralischste Armee der Welt‘ zu sein.
Rachel Corrie
wurde 2003 von einem israelischen Bulldozer in Rafah, dem
südlichen Ende des Gazastreifens, getötet, als sie die
israelische Armee bei der routinemässigen Zerstörung von
palästinensischen Häusern stoppen wollte.
„Am Dienstag
erhielt ein israelischer Richter die Fiktion aufrecht, dass
Corrie’s Tod ein schrecklicher Unfall war, und akzeptierte
die Resultate der militärischen Untersuchung, die weithin
als solche Schönfärberei beurteilt wurde, dass selbstsder
amerikanische Botschafter in Israel sie als weder gründlich
noch glaubhaft beschrieb. Der Versuch von Corries Eltern,
ein Mass an Gerechtigkeit für ihre Tochter zu bekommen, ist
vielleicht fehlgeschlagen, aber durch ihren Einsatz haben
sie einen Gerichtsfall vorangetrieben, bei dem festgestellt
wurde, dass ihr Tod kein Zufall war, sondern Teil eines
Tötungsmusters innerhalb einer täglichen Angriffsroutine der
israelischen Armee, die darauf abzielte, die
palästinensische Bevölkerung im Süden Gazas durch Terrorakte
zu unterwerfen.“
McGreal
verweist auf das kollektive Denken der israelischen Armee,
das selbst Kinder zu legitimen Zielen macht, wenn sie eine
ihnen unsichtbare rote Linie überqueren, die nur die
Soldaten auf ihren Karten sehen. Die israelische Armee
erklärte den dicht bevölkerten Süden Gazas zur Kriegszone
und stellte Einsatzregeln auf, die beinahe jeden zu einem
Angriffsziel machten. Zahlreiche Palästinenser errichteten
Mauern innerhalb ihrer Häuser, um sich vor Gewehrfeuer zu
schützen. Einige Wochen nach Corries Tod sprach McGreal mit
dem Kommandeur der israelischen Armee im südlichen Gaza,
Oberst Pinhas „Pinky“ Zuaretz. Zu diesem Zeitpunkt, drei
Jahre nach Beginn der zweiten Intifada, waren mehr als 400
Kinder von der israelischen Armee getötet worden, davon die
Hälfte allein in Rafah und dem Nachbarort Khan Yunis.
„Ich verwies
vor allem auf den Tod von sechs Kindern innerhalb von 10
Wochen, alle in Umständen, die weit von Kampfhandlungen
entfernt waren. Unter den Toten befand sich ein 12-jähriges
Mädchen, Haneen Abu Sitta, die in Rafah getötet wurde, als
sie von der Schule nach Hause lief, nicht weit von einem
Sicherheitszaun um die befestigten jüdischen Siedlungen, die
es derzeit in Gaza gab. Die Armee verfasste eine Erklärung,
in der fälschlicherweise behauptet wurde, dass Haneen
während eines Schusswechsels zwischen israelischen Soldaten
und Palästinensern getötet wurde. Zuaretz gab zu, dass kein
Gefecht stattgefunden hatte und dass das Mädchen von einem
Soldaten erschossen wurde, der kein Recht hatte, das Feuer
zu eröffnen.“
Der Oberst
zeigte ein gewisses Mass an Reue, bezeichnete aber am Ende
des Interviews die Erschiessungen als bedauerlichen Aspekt
des israelischen Überlebenskampfes:
„‘Ich erinnere
mich an den Holocaust. Wir haben die Wahl, die Terroristen
zu bekämpfen oder uns damit konfrontiert zu sehen, dass wir
wieder von den Flammen verschlungen werden,‘ sagte er.“
Das Vertuschen
der Wahrheit über die Tötung von Unschuldigen,
einschliesslich Corries, wurde zu einem wichtigen Teil der
Überlebensstrategie der israelischen Armee, weil die
Wahrheit dem Ansehen der Armee solchen Schaden zufügen
könnte, nicht nur weltweit, sondern auch bei Israelis.
McGreal
verweist auch auf die Umstände des Todes von Khalil
al-Mughrabi, eines 11-jährigen Jungen, der zwei Jahre vor
Corries Tod beim Fussballspielen in Rafah von einem
israelischen Soldaten erschossen wurde. Als die respektierte
israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem eine
Untersuchung forderte, schickte die israelische Armee
mehrere Monate später eine Erklärung, dass Khalil bei der
Auflösung eines Aufruhrs in der Gegend umkam. Versehentlich
wurden Dokumente einer internen Untersuchung beigefügt, die
zu einer ganz anderen Schlussfolgerung kam, nämlich dass die
Unruhen zu einem früheren Zeitpunkt stattfanden und der
Soldat nicht das Feuer auf den Jungen hätte eröffnen
sollen. Die offizielle Version war eine Lüge, und die Armee
war sich dessen bewusst.
Rachel Corrie
war nicht das einzige ausländische Opfer der israelischen
Armee. In den folgenden Monaten erschossen israelische
Soldaten James Miller, einen britischen
Dokumentarfilmemacher [Death in Gaza, 2004], und Tom
Hurndall, einen britischen Fotografen und Aktivisten für
Palästinenser. Im November 2002 tötete ein israelischer
Scharfschütze den britischen Uno-Mitarbeiter Iain Hook in
Jenin in der Westbank. Britische Untersuchungen kamen in
allen drei Todesfällen zur Schlussfolerung, dass es sich um
rechtswidrige Tötungen handle. Nach intensivem Druck durch
Hurndalls Eltern und die britische Regierung wurde der
Scharfschütze, der Hurndall erschoss, zu acht Jahren
Gefängnis wegen Totschlages verurteilt. Drei Jahre nach
Corries Tod wurde ein israelischer Ofizier von einem
Militärgericht freigesprochen: Iman al-Hams wurde in der
Nähe einer israelischen Armeebasis in Rafah angeschossen und
verwundet, nachdem sie die unsichtbare rote Linie überquert
hatte. Der Offizier verschoss anschliessend alle Kugeln in
seinem Magazin in den Körper des 13-jährigen Mädchens, um
„den Tod zu bestätigen“. McGreals Fazit:
“Das
Gerichtsurteil vom Dienstag in Haifa wird nichts dazu
beitragen, um dieses Klima der Straflosigkeit zu beenden.
Noch wird es uns glauben machen, dass Israels wiederholte
Verkündigung, es habe die ‚moralischste Armee der Welt‘,
noch mehr Wahrheit in sich trägt als [Israels] Aufklärung
von so vielen palästinensischen Todsfällen.“
Chris McGreal, Rachel Corrie verdict exposes
Israeli military mindset, The Guardian, 28. August 2012;
http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2012/aug/28/rachel-corrie-verdict-exposes-israeli-military-mindset
„Ein
schlimmer Tag
für die Menschenrechte“
– Cindy Corrie -
Wie Gerichte in den USA und Israel Verbrechen des Staates
weisswaschen -
Gerichte sollen den Missbrauch der
Exekutivbefugnis kontrollieren, nicht sklavisch
unterstützen. Aber in den USA und Israel ist das jetzt der
Fall, schreibt der amerikanische Kolumnist Glen Greenwald
angesichts von Gerichtsurteilen in beiden Ländern, die den
Soldaten und Kommandeuren der Armee Straflosigkeit im „Kampf
gegen Terroristen“ gewähren.
Die US-Armee
erklärte am 27. August 2012, dass gegen die Mitglieder eines
amerikanischen Marinekorps kein strafrechtliches Verfahren
eröffnet wird, berichtet Glen Greenwald. Die Marines hatten
sich beim Urinieren auf tote Talibankämpfer gefilmt. US
Soldaten, die im Februar zirka 500 Kopien des Koran in einem
afghanischen Gefängnis verbrennen wollten, werden ebenfalls
nicht vor Gericht gestellt. Beide Vorfälle führten zu
bitteren und tödlichen Protesten in Afghanistan. Wie üblich,
kommentiert Glen Greenwald, wurden die Forderungen von
afghanischen Beamten nach einer gerichtlichen Verfolgung der
destruktiven Handlungen von ausländischen Soldaten in ihrem
Land von der US-Armee beiseite geschoben. Die USA verhängte
stattdessen in beiden Fällen „disziplinäre Massnahmen“,
Gehaltsreduzierung, Zurückstufung im Rang, schriftliche
Verweise etc.
Einen Tag
später wies ein israelischer Richter das Zivilverfahren der
Familie von Rachel Corrie gegen die israelische Regierung
zurück. In Reaktion auf die Entscheidung des Richters sagte
Cindy Corrie, die Mutter der jungen, 2003 in Gaza getöteten
Amerikanerin:“ Ich glaube, heute ist ein schlimmer Tag,
nicht nur für unsere Familie, sondern für die
Menschenrechte, die Menschheit, das Rechtsstaatsprinzip und
auch für das Land Israel.“ In seinem 62-seitigen Urteil
erklärte Richter Oded Gershon, dass im Gegensatz zu dem, was
„jede vernünftige Person getan hätte“, Rachel „sich
freiwillig in Gefahr brachte“, indem sie versuchte,“eine
militärische Aktion, die terroristische Aktivitäten
verhindern sollte,“ zu blockieren. Glenn Greenwald
kommentiert:
„Das
Gemeinsame in allen drei Episoden ist offensichtlich: die
Perversion des Justizwesens und der Rechtsstaatlichkeit, die
nur noch eine Waffe sind, um die destruktivsten Handlungen
des Staates zu legitimieren, während Opponenten schwer
bestraft werden....Diese letzten Ereignisse demonstrieren
wieder einmal, dass die Judikative in den USA, zusammen mit
der [Justiz] in ihrem vorrangigen Klientelstaat im Nahen
Osten, alles andere als „unabhängig“ ist: ihre primäre
Funktion besteht darin, Akteure der Regierung davor zu
schützen, dass sie zur Rechenschaft gezogen werden.“[...]
„Diese
Ausbeutung des Justizwesens wird in krasser Weise in der
Rachel Corrie Travestie offengelegt. Wie der ehemalige
Israel-Korrespondent des Guardian (jetzt in Washington),
Chris McGreal, schreibt, ist die Einstellung des Verfahrens
einfach ein Nebenprodukt der „ quasi- Straffreiheit für
israelische Soldaten, egal wen sie töteten oder unter
welchen Umständen.“ Dies geschieht, weil israelische
Gerichte, wie amerikanische Gerichte, unterwürfig den
höchsten Mythos beider Regierungen akzeptiert haben: Wer die
Handlungen der Regierung behindert, ist ein Terrorist oder
Unterstützer von Terroristen, der nichts anderes verdient,
während die Aktionen des Staates, egal wie brutal, immer
gerechtfertigt werden können.“
Glen Greenwald
schliesst mit folgendem Kommentar:
„Wie ich am
Sonntag bemerkte, erwartet man ausnahmslos von den Inhabern
der politischen Macht, dass sie diese für korrupte und
eigennützige Zwecke missbrauchen. Deshalb gibt es
Institutionen, die diesen Missbrauch kontrollieren und
bekämpfen sollen. Aber – wie die etablierten
Medienorganisationen und die meisten Akademiker- leistet das
Justizsystem das Gegenteil: Es ist lediglich eine weitere
Waffe, die zur Legitimierung der Verbrechen der Mächtigen
eingesetzt wird und zur Niederschlagung der Opponenten.“
Glenn
Greenwald ist ein Jurist in Verfassungsfragen, Buchautor und
Kolumnist, der im Guardian und bis 2012 für Salon.com über
Themen der nationalen Sicherheitspolitik in den USA und ihre
Auswirkungen auf Zivilrechte schreibt.
Glen Greenwald, How the US and Israeli
Justice Systems Whitewash State Crimes, The Guardian, 28.
August 2012;
http://www.commondreams.org/view/2012/08/28-5
Gaza im Jahr 2020:
Weiterhin bewohnbar?
-
Nach einem am 27. August 2012 herausgegebenen Bericht der
Vereinten Nationen ist Gaza bis 2020 möglicherweise nicht
mehr bewohnbar und die Wasserresourcen könnten bis 2016
unbenutzbar sein.
In dem
Bericht von Maxwell Gaylard, UN
Resident and Humanitarian Coordinator in the occupied
Palestinian territory, Jean Gough, UN Children’s Fund
(UNICEF) und Robert Turner von UN Relief and Works Agency
for Palestinian Refugees in the Near East (UNRWA),
Gaza in 2020: A liveable
place?, wird
gewarnt, dass” herkulische Anstrengungen” von den
Palästinensern und ihren Partnern notwending sind, um
angesichts eines Bevölkerungszuwachses von derzeit 1,6 auf
2,1 Millionen Menschen die Versorgung mit trinkbarem Wasser,
ausreichender Elektrizität und grundlegender Infrastruktur
zu ermöglichen. Der Bericht verweist auf die akute Krise in
der Wasserversorgung des Gazastreifens, der seit 2006 unter
einer von Israel auferlegten Blockade steht, von
Menschenrechtsgruppen als „Freiluftgefängnis“ beschrieben.
Gazas Grundwasser könnte bis 2016 unbenutzbar sein und bis
2020 irreversiblen Schaden leiden. Im Bericht werden die
Verschmutzung durch Abwasser und Dünger aufgeführt,der hohe
Salzgehalt und der niedere Wasserstand von Gazas
Unterwasseradern, aber nicht Israels Zugriff auf Gazas
unterirdisches Wasserreservoir. Der UN-Bericht fordert ein
Ende der Blockade, die Amnesty International als „kollektive
Bestrafung“ der Zivilbevölkerung bezeichnet, und weist
daraufhin, dass ein zukünftiger palästinensischer Staat eine
feste Verbindung zwischen der Westbank und Gaza benötigt,
die den Zugang zum Mittelmeer für das gesamte besetzte
palästinensische Territorium ermöglicht.
Pro-Palästina Aktivisten
wird Einreise in die Westbank verweigert
-
Israel und Jordanien blockierten
am vergangenen Wochenende die Einreise von
pro-palästinensischen Aktivisten aus den USA und Europa.
Olivia Zemor, eine Sprecherin der Gruppe „Welcome to
Palestine“, berichtete, dass zwei Busse mit etwa 100
Aktivisten von israelischen und jordanischen Grenzpolizisten
an der Weiterfahrt in die Westbank gehindert wurden. Die
Gruppe kam auf Einladung von Palästinensern in der Westbank
und wollte Schulmaterial und Spielsachen abliefern.
Ein Sprecher
des israelischen Verteidigungsministeriums bestätigte, dass
Israel „eine kleine Gruppe von Provokateuren, Krawallmachern
und bekannten Unruhestiftern“ am Allenby Grenzübergang
zurückgewiesen habe, in Ausübung des Rechtes des Staates
Israel, ihnen die Einreise zu verweigern.
Zemor wies
daraufhin, dass dies die vierte Initiative war, um in
Palästina einzureisen. Die Kampagne will u.a. Israels
umfassende Kontrolle über palästinensisches Land offenlegen.
Die etwa hundert Teilnehmer im Alter zwischen 10 und 50
kamen aus Frankreich, Belgien Spanien, der Schweiz und aus
den USA.
Teilnehmer der
„Welcome to Palestine“ Kampagne versuchten bereits im Juli
2011 und im April 2012, über Israel in die besetzte Westbank
einzureisen, wurden aber von den israelischen Behörden im
Flugplatz Ben Gurion festgehalten.
Die Aktivisten
protestierten an der Grenze gegen die Einreiseverweigerung.
Kamal Taha, Pro-Palestinian activists barred
from West Bank visit, AFP, 27. August 2012;
http://news.yahoo.com/jordan-bars-activists-crossing-west-bank-180034231.html
Zusammenfassungen und Übersetzung von Martina
Lauer
|
Friedlicher Widerstand in der Westbank, 3.
August 2012
Nabi Saleh: Serie von
israelischen Armeerazzien zum Zeitpunkt des „Iftarmahls“
-
Fünf Tage hintereinander stürmten Soldaten der israelischen
Armee das Westbankdorf Nabi Saleh, überfielen Häuser und
terrorisierten Familien, berichtete die Webseite des Dorfes
am 3. August 2012. Vom 24. bis zum 28. Juli 2012 drang die
Besatzungsarmee jedesmal kurz vor dem Iftarmahl, der
Abendmahlzeit, die das tägliche Fasten im Ramadan bricht, im
Dorf ein. Im Verlauf dieser Überfälle schlugen die Soldaten
schlugen einen jungen Mann krankenhausreif, griffen ein
neunjähriges Kind an und feuerten mit scharfer Munition,
Tränengas und Schockgranaten um sich. Soldaten zielten ihre
Tränengaskanister u.a. auf das Haus von Abd Alrazeq Tamimi,
dem Vater von Mustafa Tamimi, der im Dezember 2011 während
der wöchentlichen Demonstration gegen Israels illegale
Siedlungskolonien in der Westbank erschossen wurde. Abd
Slrazeq Tamimi, der unter Nierenversagen leidet, verlor das
Bewusstsein und musste in ein naheliegendes Krankenhaus
transportiert werden.
Am Mittwoch,
den 1. August, zerstörten israelische Siedler Olivenbäume
auf palästinensischem Land im Dorf Nabi Saleh. Israelische
Soldaten eskortierte die Siedler und sahen zu, wie die
Siedler die Bäume entwurzelten und verbrannten. Sobald
einige Dorfbewohner von Nabi Saleh den Rauch aufsteigen
sahen, rannten sie in Richtung des Feldes. Die Siedler gaben
Fersengeld, bevor die Bauern ihrer habhaft werden konnten.
Die israelische Kolonisierung der palästinensischen Westbank
ist illegal nach internationalem Recht und verletzt die
Vierte Genfer Konvention. Brandstiftung und Zerstörung von
Privateigentum sind ebenfalls gegen israelischs Recht,
kommentierte die palästinensische Nachrichtenorganisation
IMEMC.
Seit Dezember
2009 organisiert das Dorf Nabi Saleh wöchentliche Proteste
gegen die Annexion eines Brunnens durch israelische Siedler
aus der benachbarten Kolonie Halamish. Obwohl sich die
Quelle Ein al-Qaws auf dem Land von Bashir Tamimi, dem
Vorsitzenden das Dorfrates, befindet, begannen israelische
Siedler unter dem Schutz der israelischen Armee mit der
schrittweisen Vereinnahmung der Quelle. Die Siedler
errichteten ein Badehaus über der Quelle und vertrieben
Dorfbewohner aus Nabi Saleh mit Steinen und Androhung von
Waffengewalt.
Die
regelmässigen Proteste des kleinen Dorfes werden von den
Nachbardörfern unterstützt und von israelischen und
internationalen Friedensaktivisten aus Israel mitgetragen.
Die Protestorganisatoren wollen eine Beteiligung der breiten
Bevölkerung an den Freitagsdemonstrationen erreichen und
verweisen auf die grosse Zahl der Frauen und Kinder, die
regelmässig an den Protesten teilnehmen.
Die Reaktion
der israelische Besatzungsarmee auf die Entwicklung einer
gewaltlosen Protestbewegung in Nabi Saleh war
erwartungsgemäss brutal und wiederholte die Taktiken der
systematischen Einschüchterung und Bestrafung von
Nachbardörfern in der Westbank, die regelmässige und von
Seiten der Demonstranten gewaltlose Proteste gegen die
israelische Mauer und die Siedlungskolonien begannen.
Jeden Freitag
wird das Dorf Nabi Saleh von der israelischen Armee belagert
und zur „geschlosssenen militärischen Zone“ erklärt. Während
der Demonstration werden die Teilnehmer mit Tränengas,
Schockgranaten, gummi-umantelte Stahlkugeln, „Stinkwasser“
und manchmal scharfer Munition beschossen, was zum Tod des
Dorfbewohners Mustafa Tamimi und zahllosen Verletzungen
führte.
Nächtliche
Razzien und massive Verhaftungswellen treffen vor allem die
Teilnehmer an den Dorfprotesten und die Organisatoren.
Zwischen Januar 2012 und Juni 2012 nahm die israelische
Armee 98 Dorfbewohner fest, davon waren 31 Minderjährige.
Zwei Protestorganisatoren wurden von israelischen
Militärgerichten wegen der „Störung der öffentlichen
Ordnung“ und „Organisation von illegalen Protesten zu
Haftstrafen verurteilt. In Reaktion darauf erklärte die
Europäische Union Bassem und Naji Tamimi zu Verteidigern der
Menschenrechte.
Ramadan in Nabi Saleh: Military raid village 5 days in a
row, fire live ammunition and search houses, 3. August 2012;
http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/08/03/ramadan-in-nabi-saleh-military-raid-village-5-days-in-a-row-fire-live-ammunition-and-conduct-house-searchs/
Siehe auch:
Maan News, Activists: Man hospitalized after
Israeli army raids Nabi Saleh, 29.
Juli 2012;
http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/08/03/activists-man-hospitalized-after-israeli-army-raids-nabi-saleh/
Kelly Joiner, Israeli Settlers Uproot and
Burn Olive Trees in Nabi Saleh, IMEMC, 1. August 2012;
http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/08/03/israeli-settlers-uproot-and-burn-olive-trees-in-nabi-saleh/
In der Falle – Ein
ernüchternder Bericht über das „Heiligen Land“ 2012
-
Nach seiner siebten oder achten Israelreise beschreibt ein
regelmässiger Beobachter und Kommentator des Nahen Ostens,
der Amerikaner Philip Weiss, die Lage in Israel/Palästina
als eine Falle, aus der ein heiles Entkommen immer
unwahrscheinlicher wird. Die Eliten und Intelligenzia in
Israel/Palästina wissen, dass die Zeit für eine
Zwei-Staaten-Lösung abgelaufen ist; Weiss sieht einen
kürzlich in der New York Times veröffentlichten Artikel
des israelischen Siedlerführers Dani Dayan als notwendige
Intervention des massgebenden Blattes in den USA, um den
Tagträumer einer Zweistaatenlösug in den Staaten endlich die
Botschaft zu überbringen, dass es keinen lebensfähigen
palästinensischen Staat in der Westbank geben wird.
Symbolisch für die fortgesetzte Weigerung Israels, die
Rechte der einheimischen Bevölkerung Palästinas
anzuerkennen, sind für Weiss die Bilder aus dem Israel
Museum, die die Hallen im Flugplatz Ben Gurion zieren und
die Kunst der Hebräer und Bilder aus Algerien, Ägypten und
sogar Persien zeigen. Palästinensische Kunst fällt nur durch
die vollkommene Abwesenheit von Beispielen auf. Israels
letzte Botschaft an Besucher des Landes ist klar, schreibt
Weiss: „ Dieser Ort gehört uns, und wir haben alle Bweise
des Volkes, das vor uns hier war, entfernt.“...
Sein Führer
durch ein Ost-Jerusalem im israelischen Apartheidsystem ist
Jeff Halper vom israelischen Kommitee gegen
Hausdemolierungen. Halper sagt, dass die Polarisierung in
Israel und Palästina so komplett ist, dass einige Aktivisten
das Modell Südafrika hinter sich gelassen haben und die
Situation nach dem Modell Algeriens interpretieren: Israelis
sind die Kolonialisten und ein Konzept für ein Zusammenleben
kann nicht mehr gefunden werden.
Weiss
schreibt:
„Der
gewaltlose Widerstand durchlief eine Zeit der Ebbe wegen
Ramadan, und ich hatte den Eindruck, dass der gewaltlose
Widerstand sich einem neuen Kapitel nähert, vielleicht,
hoffentlich, einem mehr international geprägten Kapitel –
man bedenke die Tatsache, dass Ben Ehrenreich für das New
York Times Magazine über die gewaltlose Bewegung in Nabi
Saleh schreibt.
Natürlich gibt
es die grosse Furcht, dass die Palästinenser von der
gewaltlosen Methode abkommen. Diese Furcht beschrieb
Mustapha Barghouti im März bei [der Organisation] J Street
in einem mit 500 Menschen vollgepackten Raum, der so still
war, man hätte das Fallen eine Stecknadel gehört.
Hamasführer lachten mich aus, als wir ihnen sagten, dass
Gewaltlosigkeit die Antwort sei, sagte er, und als wir dann
internationale Aufmerksamkeit bekamen, kamen sie zu mir und
sagten: Diese Sache funktioniert tatsächlich. Und dann kam
Barghoutis Herausforderung an den zumeist jüdischen Raum:
Wir können nicht weitermachen ohne ein Gefühl des
Fortschritts. Die Menschen in Palästina müssen das Gefühl
haben, dass sie durch diese pazifistische Reaktion etwas
erreichen.
Ich glaube
nicht, dass sie zur Gewalt greifen sollen. Ich bete, dass
sie das nicht tun. Und trotzdem ist es schwer verständlich,
warum sie es nicht getan haben. Die Botschaft, dass Israel
Palästina enteignet hat und die Palästnenser nicht als
Menschen sieht und sie in Bantustans abschiebt, ist überall
so unverblümt zu sehen, ob man sich in einer orthodoxen
Siedlung in Ramot befindet oder in der verbarrikadierten
Stadt Hebron oder in der kriegerischen Stadt Ostjerusalem,
wo junge Juden in Uniformen mit dem Finger auf dem Drücker
ihrer M16 durch moslemische Viertel laufen, dass ich als
Palästinenser ständig von Rebellion träumen würde.“...
„Ein
israelischer Freund, der den Luxus des Weggehens nicht hat
und der die palästinensischen Lebensbedingungen offen als
Apartheid beschreibt, sagt, dass die nächste Phase des
Widerstandes eine internationale Bewegung für eine Stimme
pro Person sein solle. Warum kommt keine Organisation mit
dieser einfachen Botschaft? fragter. Die Regierung, die
unser Leben kontrolliert, ist keine, der wir unsere
Zustimmung gegeben haben. Wir haben keine Rechte. Gebt uns
das Wahlrecht.
Wie werden
Israelis auf diesen Aufruf reagieren? Fragte ich.
Sie werden ihn
als existenzielle Bedrohung ansehen, sagte er.
Das ist ein
Grund, weshalb amerikanische jüdische Organisationen die
Zweistaatenlösung nicht für tot erklären wollen. Sie kennen
die Realität, sie wissen, wie verrückt Israelis sind und sie
ziehen das Verleugnen vor. Sie wollen die zionistische
Fantasie aufrechterhalten, dass es eine jüdische Demokratie
gibt, wo keine existiert, es ist ein zionistischer
autoritärer Staat. Sie sind willens, die Palästinenser für
immer in einem Schwebezustand der Rechtlosigkeit zu halten,
während sie über einen Landaustausch verhandeln, der nie
geschehen wird.“...
Philip Weiss
wird seine Berichte über Israel/Palästina 2012 in den
folgenden Tagen fortsetzen.
Auszüge aus Philip Weiss’ Artikel “Trapped”
in
http://mondoweiss.net/2012/08/trapped.html, 5.
August 2012
Iraq Burin: Friedliche Proteste
fortgesetzt trotz Siedler- und Armeeangriffe
-
Drei Tage vor Beginn des Fastenmonats Ramadan
wurde das kleine Dorf Irq Burin von israelischen Siedlern
angegriffen.Die Angreifer kamen am frühen Nachmittag von der
illegalen Siedlungskolonie Bracha, und israelische Soldaten
folgten kurze Zeit später und beschossen die Häuser des
Dorfes mit Tränengas und Schockgranaten. „Seit Beginn des
Ramadan ist es hier relativ ruhig,“ sagt Yousef, ein
Einwohner von Iraq Burin,“früher hatten wir ständig
Probleme.“
Ironischerweise fallen die meisten Siedlerangriffe auf den
Samstag, den jüdischen Sabbathtag, traditionellerweise ein
Tag der Ruhe. „Aber es gab auch mittwochs und donnerstags
zahlreiche Anrgiffe,“ sagt Yousef.
Die
israelischen Siedler greifen vor allem Bauern in der Nähe
der Siedlungskolonie an, so dass die Feldarbeit zu
risikoreich für die Besitzer wird. Lassen die Palästinenser
ihr Land aus Furcht vor einem Angriff oder Beschuss brach
liegen, dann kann es von Siedlern annektiert werden. Auf
diese Weise stehlen die illegalen israelischen
Siedlungskolonien in der Westbank das Land im Besiz von
benachbarten palästinensischen Dörfern.
Bracha gehört
zu den über 250 israelischen Siedlungen und Aussenposten,
die in der palästinensischen Westbank in Verletzung von
Artikel 49 der Vierten Genfer Konvention errichtet wurden.
„Die Landnahme für den Siedlungsbau und die weitere
Expansion haben zu einer Schrumpfung der verfügbaren Fläche
geführt, auf der Palästinenser ihren Lebensunterhalt
verdienen und ausreichenden Wohnraum und grundlegende
Infrastruktur und Dienste entwickeln können,“ so ein Bericht
von OCHA [United Nations Office for the Coordination of
Humanitarian Affairs].
Wenn man auf
dem Dach von Yousefs Haus steht, kann man leicht die
Ausdehnung der bewässerten Felder der israelischen
Siedlungskolonie Bracha sehen, die sich seit dem Bau Brachas
Anfang 1980 immer weiter ins Tal ausdehnen. Von den 2000
Dunum Land des Dorfes Iraq Burin wurden 300 annektiert und
viele hundert Dunum sind für die palästinensischen Bauern
aufgrund der Gefahr eines Siedlerangriffs unerreichbar. Aus
Protest gegen diese Zustände hält das Dorf seit einem Jahr
jeden Samstag eine Demonstration ab. Wie bei den zahllosen
Protesten in der Westbank wird die wöchentliche
Demonstration in Iraq Burin von der isralischen
Besatzungsarmee mit brutaler Gewalt beantwortet.
„Der fehlende
Respekt vor dem internationalem Recht hat, zusammen mit dem
Mangel an ausreichenden Ordnungsmassnahmen gegenüber der
Siedlergwalt und der Landnahme, zu einem Zustand der
Straflosigkeit geführt, der weitere Gewalt ermutigt und die
physische Sicherheit und die Mittel des Lebensunterhaltes
für Palästinenser untergräbt. Diejenigen, die gegen die
Ausdehung der Siedlungen oder gegen Zugangsbeschränkungen
protestieren, die zum Vorteil der Siedlungen (einschliesslich
der Barriere [/israelischen Trennmauer] auferlegt wurden,
werden regelmässig von den israelischen Sicherheitskräfte
verletzt und festgenommen,“ beschrieb OCHA.
Die Proteste
in Iraq Burin gegen Israels Siedluns- und Besatzungspolitik
in der Westbank wurden einige Monate ausgesetzt, nachdem
zwei junge Dorfbewohner von einem israelischen Soldaten
erschossen wurden. Am 20. März 2010 war die israelische
Armee nach einer Demonstration in das Dorf eingedrungen.
Augenzeugen berichteten, dass ein israelischer Soldat neben
einem Armeefahrzeug stehend sein Gewehr zuerst auf Muhammad
Qadous, 16, richtete und ihn erschoss. Wenige Minuten später
erschoss der gleiche Soldat Usayd Qadous, 19. Beide Teenager
waren unbewaffnet und hatten sich nicht an den
Demonstrationen beteiligt.
Aber Yousef
betont: „Unser friedlicher Kampf wird von jung und alt
fortgesetzt.“
“Jonas
Webber”, One year after killings: Iraq Burin continues its
struggle, International Solidarity Movement, 31.
Juli
2012;
http://palsolidarity.org/2012/07/one-year-after-killings-iraq-burin-continues-its-struggle/
Demonstrationen in der Westbank im
Gedenken an Ahmad Mousa, 10 Jahr alt
-
Am ersten Freitag im
August 2012 gedachten die Teilnehmer am wöchentlichen
Protest im Westbankdorf Ni’ilin vor allem an den
10-jährigen Ahmed Mousa aus Ni’ilin, der vor vier Jahren von
einem israelischen Grenzpolizisten erchossen wurde.
Ahmed Mousa hatte im Juli 2008 mit
seinen Freunden auf Ni‘lins Land gespielt, und der
israelische Offizier erschoss ihn mit einem Kopfschuss aus
nächster Nähe. Bei seiner Beerdigung am nächsten Tag wurde
Yousef Amira, 17 Jahre alt, von einer gummiummantelten
Stahlkugel, am Kopf getroffen, als die israelische Armee das
Feuer auf die Teilnehmer der Beerdigung eröffnete; er starb
drei Tage später in einem Krankenhaus in Ramallah.
Nach dem
Freitagsgebet auf dem Land des Dorfes marschierten die
Protestteilnehmer in Ni‘lin, Dorfbewohner und Unterstützer
aus den Nachbardörfern, aus Israel und internationale
Besucher zur israelischen Mauer. Einige Demonstranten hatten
Reifen mitgebracht, die als Zeichen des Protestes und der
Trauer in Mauernähe verbrannt wurden, und einem
Demonstranten gelang es, einen der Wachtürme entlang der
Mauer zu erklettern. Die israelische Armee feuerte
Tränengaskanister auf die Demonstranten. Der Protest endete
mit einigen Zusammenstössen, ohne Festnahemn oder
Verletzungen.
In Bi’lin
war der Abu Lamon Park das Ziel der friedlichen
Demonstration, ein Stück Dorfland, das den Bewohnern von
Bi’lin nach einem langjährigen Gerichtsstreit und zahllosen
Demonstrationen im Kreuzfeuer der „Massenkontrollmittel“ der
israelischen Armee zurückgegeben wurde. Auch an diesem
Freitag feuerten israelische Soldaten vom Komfort ihrer
Station auf der anderen Seite der Mauer Tränengaskanister,
Schockgranaten und Gummimantelgeschosse auf die
unbewaffneten Protestteilnehmer.
Etwa 250
Einwohner und Solidaritätsaktivisten marschierten in Kufr
Qaddoum in Richtung einer Strassensperre, die den
Verkehr aus dem Dorf und den Zugang zu Teilen des Dorflandes
blockiert. Die israelische Armee griff die Demonstranten mit
einem Hagel von Tränengaskanistern an, mit Schockgranaten,
dem mit stinkendem chemikalischem Wasser gefüllten
Wasserwerfer und mit gummi-ummantelten Stahlkugeln. Ein
Journalist wurde von einem Tränengaskanister verletzt und
benötigte medizinische Behandlung.
Eine ähnliche
Demonstration fand in al Ma’asara bei Bethlehem
statt, wo eine kleine Gruppe von Dorfbewohnern und
Friedensaktivisten in Richtung Dorfland marschierten. Die
israelische Armee hielt den Demonstrationszug auf, setzte
aber keine der anderenorts üblichen „Mengenkontrollmittel“
ein. Das Bürgerkomitee von al Ma’asara hielt die
Freitagsdemonstration in Unterstützung der Familien von 20
Palästinensern ab, die am 2. August im syrischen
Flüchtlingslager Yarmouk getötet wurden.
http://popularstruggle.org/content/demos-across-west-bank-fourth-anniversary-killing-10-year-old-ahmad-mousa
Entführungen von
Palästinensern in der Westbank durch die israelische Armee
-
Israelische Soldaten in arabischer Zivilkleidung (Mista’revim)
entführten Ende Juli 2012 einen Palästinenser in Silwan,
Jerusalem, wo regelmässige Proteste gegen die israelische
Politik der ethnischen Säuberung von Palästinensern aus
Jerusalem stattfinden. In Beit Ummar, wo jeden Samstag ein
Protest gegen Israels illegale Siedlungen in der Westbank
organisiert wird, wurden zwei Brüder festgenommen.
Ein junger
Palästinenser aus Silwan wurde am 29. Juli 2012 von
Mitgliedern einer Spezialeinheit, die als
so-genannteMista’revim in arabischer Zivilkleidung
operieren, aus einem Cafe entführt. Talal Hijazi, 20, wurde
von einem der verkleideten Offiziere zu Boden geworfen. Der
israelische Offizier zog dann seine versteckte Waffe und
nahm Hijazi mit sich. Anschliessend feuerten die Soldaten
Schallgranaten, Tränengas und Gummimantelgeschosse in die
Menge und flohen unter einem Hagel von Steinen der
Cafebesucher. [http://silwanic.net/?p=27853]
Innerhalb von
zwei Tagen wurden zwei Mitglieder einer Familie aus dem
Westbankdorf Beit Ummar von der israelischen Armee entführt.
Am 2. August wurde Ahmad Assad, 25, auf dem Heimweg von
israelischen Soldaten angehalten und zum Gefängniskomplex
Ofer gebracht. Ein Sprecher des örtlichen
Widerstandskomitees, Mohammad Ayyad Awad, berichtete, dass
Ahmad Awad an einer Fussverletzung leidet. Am Dienstag
brachen israelische Soldaten in das Haus der Familie von
Ahmad Assad und nahmen seinen Bruder Mohammad mit sich. Ein
jüngerer Sohn der Familie, der 16-jährige Bilal Awad wurde
im vergangenen März zusammen mit drei weiteren
palästinensischen Teenagern während einer Nachtrazzia der
Armee auf den Westbankort entführt. Nachtrazzien werden in
Beit Ommar regelmässig durchgeführt, um die Ortsbewohner zu
terrorisieren und von der Teilnahme am Widerstand gegen die
Besatzung zu entmutigen. Die Festgenommenen werden oft ohne
offizielle Anklageerhebung festgehalten und müssen für ihre
Freilassung zwischen 1000 und 4000 Schekel bezahlen. Das
Palestine Solidarity Project in Beit Ummar ist deshalb für
Spenden zur Kostendeckung sehr dankbar.
[Siehe http://palestinesolidarityproject.org/donate/]
An agent from the special unit
dressed in Arabs uniform (Mista’revim) kidnaps a young man
from Silwan, 1. August 2012, silwanic.net
http://palestinesolidarityproject.org/
Israeli military kidnaps a Palestinian youth
from Beit Ummar, 2.
August 2012, IMEMC;
http://www.imemc.org/article/64004
Nablus: BDS - Boykott,
Disinvestition und Sanktionen im Monat Ramadan
-
Am 26. Juli 2012 begannen junge Aktivisten in Nablus eine
Kampagne zu Beginn des Fastenmonats Ramadan, um die
Bewohner von Nablus zum Boykott von israelischen Produkten
zu ermutigen. In Zusammenarbeit mit zwei Gruppen, dem
Tanweer Center for Enlightenment und der Dar Al Qandeel
Assoziation für Kunst und Kultur, wurde Informationsmaterial
entwickelt und eine Strategie diskutiert, um die
palästinensische Bevölkerung zum Widerstand gegen die
Besatzung durch einen Boykott israelischer Produkte zu
ermutigen. Über 25 Aktivisten gingen in der Altstadt von
Nablus von Tür zu Tür; sie berichteten, dass viele Bewohner
nicht über die wachsende BDS-Kampagne informiert waren und
Interesse an weiteren Widerstandsaktionen zeigten.
Alaa Abu Sah,
ein Mitglied von Dar Al Qandeel, sagte, dass die neue
Kampagne in Nablus Teil einer grösseren Aktion sei. Tanweer
ist eines von 20 Zentren, die dieses Jahr an der BDS
Kampagne teilnehmen. Abu Sah weist daraufhin, dass BDS auch
den kulturellen und wirtschaftlichen Sektor in Palästina
fördern wird.
2005 riefen
palästinensische Zivilgesellschaften zu Boykott,
Desinvestition und Sanktionen gegen Israel auf, bis es
internationals Recht und universale Menschenrechtsprinzipien
respektiert durch
1.
die Beendigung der Besatzung und
Kolonisierung von arabischem Land und den Abbau der Mauer
2.
die Anerkennung der fundamentalen Rechte der
arabisch-palästinensischen Staatsbürger Israels auf volle
Gleichberechtigung
3.
das Respektieren, Schützen und Fördern der
Rechte von palästinensischen Flüchtlingen auf Rückkehr in
ihre Häuser und ihren Besitz gemäss der UN Resolution 194
Siehe:
“Marshall Pinkerton”,Taking BDS to the streets,
International Solidarity Movement, 30.Juli 2012;
http://palsolidarity.org/2012/07/taking-bds-to-the-streets/
Zusammenfassungen und Übersetzung von Martina
Lauer
|
Friedlicher Widerstand in
der Westbank, 21. Juli 2012
Nabi Saleh: Zwei Monate Haft für Teilnahme an friedlicher
Demonstration
-
Am 15. Juli 2012 wurde Naji Tamimi nach zwei Monaten Haft in
einem israelischen Gefängnis freigelassen. Der
palästinensische Aktivist aus Nabi Saleh war am 15. Mai im
Nachbardorf Ni’lin festgenommen worden, als er an einer
Demonstration zum Tag der Nakba (der Erinnerung an die
palästinensische „Katastrophe“ 1948, der Vertreibung von
750 000 Palästinensern aus ihrer Heimat) teilnahm.
Erst im März diesen Jahres hatte sein Heimatdorf in der
palästinensischen Westbank die Freilassung von Naji Tamimi
gefeiert, nachdem ein israelisches Militärgericht ihn 2011
für die Organisation von unbewaffneten Protesten seines
Dorfes gegen die israelische Besatzung und fortgesetzte
Siedlungsausdehung mit einem Jahr Gefängnis bestraft hatte.
Seit Dezember 2009 organisiert das Dorf Nabi Saleh
friedliche, wöchentliche Proteste gegen die Ausdehnung der
benachbarten israelischen Siedlungskolonie Halamish, deren
Bewohner eine wichtige Quelle des Dorfes illegal für sich in
Anspruch nehmen wollen.
Neben Naji Tamimi wurde ein weiterer Dorfbewohner aus Nabi
Saleh für seine Tätigkeit als Organisator des zivilen
Widerstandes gegen die israelische Besatzung zu dreizehn
Monaten Gefängnis und einer hohen Geldstrafe verurteilt.
Bassem Tamimi wurde im Sommer 2011 von einem israelischen
Militärgericht der „Störung der öffentlichen Ordnung“
schuldig befunden und inhaftiert. Amnesty International
erklärte Bassem Tamimi zum Gefangenen aus Gewissensgründen,
der allein für die Ausübung seines Rechtes auf freie
Meinungsäusserung vor Gericht gestellt wurde. Mehrere
prominente Aktivisten aus den Westbankdörfern, die den
friedlichen Widerstand gegen Israels illegale Mauer in der
Westbank und daslangjährige Besatzungsregime organisieren,
wurden ebenfalls vor israelische Militärgerichte gestellt
und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Bil’in, Ni’lin, Nabi
Saleh, Beit Ummar und weitere Dörfer setzen ihre
wöchentlichen Proteste seit Beginn der Konstruktion der
israelischen Annexionsmauer trotz aller
Einschüchterungsversuche weiterhin fort.
http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/07/20/naji-tamimi-released-from-israeli-occupation-prison-after-2-months-in-jail-for-participating-in-non-violent-demo/
Nachtrazzia und Datenerfassung durch die israelische Armee
-
In der Nacht vom 17. zum 18.Juli 2012
führte die israelische Armee eine Nachtrazzia im Dorf Nabi
Saleh durch und registrierte und fotografierte Dorfbewohner.
Ohne Durchsuchungsbefehl überfielen Soldaten gegen halb zwei
Uhr nachts zahlreiche Häuser im Dorf und durchsuchten sie
unter Einsatz von Armeehunden. Die Häuser von bekannten
Aktivisten gegen die Besatzung, vor allem von Bassem, Naji
und Bilal Tamimi waren auf der Liste der Armee. Die Soldaten
nahmen den Fotografen des Dorfes, Bilal Tamimi
vorrübergehend fest und zerstörten seine Aufnahmen von der
Razzia. Zusätzlich versuchten sie, Nariman Tamimi, Bassem
Tamimis Frau, beim Filmen der Razzia auf ihr Haus
festzunehmen. Soldaten notierten die Daten von Hausbewohnern
und fotografierten sie.
Nachtrazzien in Nabi Saleh auf Häuser von
Organisatoren und Teilnehmern an den Freitagsdemonstrationen
finden regelmässig statt und terrorisieren Familien und vor
allem die Kinder. Zusammen mit der Strategie der
willkürlichen Verhaftungen sollen die Dorfbewohner von der
Durchführung der wöchentlichen Proteste abgehalten werden.
Zwischen Januar 2010 und Juni 2012 hat die israelische Armee
98 Dorfbewohner für 24 Stunden und länger unter dem Vorwurf
der Beteiligung an den Protesten festgenommen, darunter auch
31 Minderjährige. Der jüngste Verdächtige war ein
11-jähriger Junge aus dem etwa 500 Bewohner zählenden Dorf.
Popular Struggle Coordination Committee,
Israeli Occupation Forces raid Nabi Saleh, register and
photograph residents, 18.
Juli 2012;
http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/07/20/israeli-occupation-forces-raid-nabi-saleh-register-and-photograph%e2%80%8b-residents/
Am ersten Freitag des Ramadan: Westbankproteste trotz
Hitze und militärischer Aggression
-
Am ersten Fastentag des Ramadan nahmen Hunderte von
Palästinensern, Frauen, Männer und Kinder an den gewaltlosen
Märschen zur Verteidigung von palästinensischem Land gegen
Annexion und gegen die israelische Besatzung teil. Nach dem
Freitagsgebet begannen Demonstrationen in den Westbankorten
Bil’in, Kufr Qaddoum, Nabi Saleh, Ni’lin und al-Ma’asara.
In Nabi Saleh wurden zwei israelische Aktivisten
festgenommen. Den Demonstranten gelang es wiederum, die
konfiszierte Dorfquelle zu erreichen. Obwohl die israelische
Besatzungsarmee das Land zur geschlossenen militärischen
Zone erklärte und Massnahmen zur Vertreibung der
Demonstranten trafe, wurde anwesenden Siedlern erlaubt,
unter dem militärischen Schutz einer Truppe von Soldaten in
der Quelle zu baden. Während die Protestteilnehmer sich auf
den Rückweg aufmachten, folgten die Soldaten ihnen so
schnell wie möglich, drangen im Dorf ein und verschossen
Tränengas und gummi-ummantelte Stahlkugeln in den
Wohngebieten.
In al-Ma’asara marschierten Dutzende in Richtung
ihres Landes, das für die Konstruktion der israelischen
Annexionsmauer konfisziert wurde. Obwohl die Bauern unter
der Woche normalerweise Zugang zu ihrem Land haben, wird der
Protest am Freitag immer gestoppt – ein Beispiel, wie
militärisches Recht grundlegende Rechte der
Bewegungsfreiheit und des politischen Organisierens
willkürlich auslegt. Soldaten blockierten die Strasse vom
Dorf zu den Feldern physisch und setzten Gewalt gegen die
Demonstranten ein, um die Schliessung der Strasse
durchzusetzen.
Eine ähnliche Schliessung wurde in Kufr Qaddum
erklärt, als die Protestteilnehmer zu ihren kürzlich
konfiszierten Feldern marschieren wollten, auf denen eine
neue Siedlungskolonie geplant ist, nicht für Palästinenser,
sondern ausschliesslich für jüdische Siedler. Die
Demonstration wurde mit unverhältnismässiger Gewalt
zerstreut, die Soldaten beschossen die unbewaffneten
Aktivisten mit Schockgranaten, Tränengaskanistern und
Gummimantelgeschossen.
Aus Bil’in berichtet Iyad Burnat, dass die
wöchentliche Demonstration am ersten Fastentag des Ramadan
trotz intensiver Hitze durchgeführt wurde. Dutzende von
Protestteilnehmern litten unter den Folgen der
Tränengasinhalierung, als sie bei ihrem Marsch zur illegalen
israelischen Mauer mit zahllosen Tränengaskanistern und
chemischem Stinkwasser angegriffen wurden. Dorfbewohner,
israelische Aktivisten und ausländische Friedensaktivsten,
darunter eine Delegation aus Norwegen, liefen zum Abu Laimon
Park bei der Mauer, ein Stück von Bil’ins Dorfland, das
seinen Besitzern nach einem jahrelangen Rechtsstreit und
Protesten im Kreuzfeuer der israelischen Armee im
vergangenen Jahr zurückgegeben wurde. Teilnehmer trugen
palästinensische Fahnen und forderten die Demolierung der
Mauer (was im Urteil des internationalen Gerichtshofes von
2004 gefordert wurde), die Beendigung der Besatzung und die
Freilassung der palästinensischen politischen Gefangenen.
Als israelische Soldaten die Demonstranten von ihrer Seite
der Mauer angriffen, antworteten einige Jugendliche mit
Steinen in Richtung der Soldaten. Einige Demonstranten
mussten wegen Atemnot und anderen Resultaten der
Tränengasinhalierung von Sanitätern behandelt werden.
In Ni’lin wurde das Freitagsgebet in den Olivenhainen
des Dorfes abgehalten. Anschliessend marschierten die
Protestteilnehmer zur israelischen Trennmauer, wo
israelische Soldaten sie mit Tränengas beschossen. Es wurden
keine Verletzungen berichtet.
http://popularstruggle.org/content/first-friday-ramadan-popular-demos-across-west-bank
Iyad
Burnat, Ongoing resistance in Bil'in, 20.
Juli 2012;
http://www.facebook.com/pages/Iyad-Burnat/422250117819624?ref=hl
Israel verweigert eine Untersuchung des Todes von Jawaher
Abu Rahmah aus Bil’in
-
Am 1.
Januar 2011 starb Jawaher Abu Rahmah aus dem Westbankdorf
Bil’in an Herzversagen aufgrund der Inhalierung von
Tränengas, das bei den Freitagsprotesten des Dorfes von der
israelischen Armee in grossen Mengen auch in Dorfnähe
verschossen wird. Das israelische Oberste Gericht gab der
Familie von Jawaher Abu Rahmah eine Frist bis 1. September
2012, um Dokumente und Zeugenaussagen zu sammeln, die
belegen, dass Jawaher an den Folgen der Tränengasinhalierung
starb. Die Richter forderten die israelische
Generalstaatsanwaltschaft [ Israeli Judge Advocate General
(JAG) ] auf, ihre Entscheidung gegen die Einleitung einer
offiziellen Untersuchung zu überdenken.
Die Bürde
der Sammlung von Beweismaterial wurde so den Vertretern des
Opfers auferlegt und nicht dem Staat. Abu Rahmahs Mutter
Subhiyah und das Bürgerkomitee Bil’in gegen die Mauer und
Siedlungen waren mit Hilfe der israelischen
Menschenrechtsorganisation Yesh Din zum Obersten
Israelischen Gericht gegangen, um eine offizielle
Untersuchung der Umstände zu fordern, die zum Tod von
Jawaher Abu Rahmah führten. Mohamad Khatib vom Bürgerkomitee
Bil’in kommentierte: „Israelische Soldaten werden wie durch
eine Mauer davor geschützt, zur Verantwortung gezogen zu
werden. Durch das Urteil heute wird zementiert, dass die
Opfer das Beweismaterial vorlegen müssen und nicht eine
polizeiliche Untersuchung durch die Behörden.“
http://popularstruggle.org/content/israel-refuses-investigate-death-slain-palestinian-protester-bilin
Rachel Corrie Ramadan Fussballmeisterschaft in Rafah,
Gaza -
In Erinnerung an Rachel Corrie, die 2003 als Mitglied der
Internationalen Solidaritätsbewegung [International
Solidarity Movement – ISM] nach Gaza ging, um gegen
israelische Hausdemolierungen zu demonstrieren, und von
einem israelischen Bulldozer der amerikanischen Firma
Caterpillar überrollt und getötet wurde, organisiert die
Rachel Corrie Foundation auch dieses Jahr eine
Fussballmeisterschaft in Rafah, Gaza. Dieses Jahr wird der
palästinensische Fussballspieler Mahmoud Sarsak besonders
gefeiert, der aufgrund seines 90-tägigen Hungerstreik seine
Freilassung nach einer drei-jährigen illegalen Inhaftierung
erlangte. Für die Palästinenser in Gaza ist das Turnier im
Ramadan eine willkommene Abwechslung vom Leben unter Israels
illegaler Blockade seit 2006. Zum Abschluss des Turniers
werden Preise verteilt und gemeinsam das Iftarfest gefeiert,
das den Fastenmonat abschliesst.
Die Rachel Corrie Foundation sammelt bis 1. August Spenden
für die Ausstattung des Spielfeldes, für neue Fussbälle und
Preise.
Siehe die Webseite der Rachel Corrie Foundation for Peace
and Justice
Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer
|
Friedlicher
Widerstand in der besetzten Westbank, 17. Juli 2012
Beit Ummar:
Israelische Soldaten greifen gewaltlosen Protest an -
Am Samstag
griffen israelische Soldaten den wöchentlichen Protest des
Westbankdorfes Beit Ummar an. Dutzende von palästinensischen
und internationmalen Friedensaktivisten demonstrierten am
Samstag in der Stadt nahe Hebron im Süden der Westbank gegen
Israels Annexierungsmauer und die Siedlungen.
Yousef Abu
Maria, der Koordinator des Bürgerkomitees gegen die Mauer
und Siedlungen in Beit Ummar berichtete, dass die
israelische Armee die Demonstranten mit grosser Brutalität
angriff und Soldaten auf sie einschlugen, was zu mehreren
Verletzungen führte.
Abu Maria
sagte, dass die Armee das Land, auf dem die Demonstration
stattfand, zur militärischen Zone erklärte, um die
Durchführung der Demonstration zu verhindern und den Zugang
zu Dorfland hinter der Annexionsmauer zu verhindern.
Weiteres Dorfland ist für neue Siedlungsbauten für
israelische Kolonialisten vorgesehen, was im Diebstahl von
palästinensischem Land resultiert.
Ähnlich wie in
anderen Westbankorten hält Beit Ummar wöchentliche Proteste
der palästinensischen Bevölkerung gegen die nach
internationalem Recht illegale israelische Mauer und die
illegalen Siedlungen in der besetzten Westbank ab;
israelische und internationale Friedensaktivisten beteiligen
sich an den Protesten, die von israelischen Soldaten mit
unverhältnissmässiger Gewalt angegriffen werden, um den
Protesten ein Ende zu machen.
Freitag und
Samstag wurden mindestens sechs Palästinenser in
verschiedenen Teilen der Westbank von israelischen Soldaten
gekidnappt und Verhören unterzogen. Soldaten brachen
ebenfalls in mehrere Häuser in Hebron und in der
Nachbarschaft ein und durchsuchten sie.
Die
israelische Besatzungsarmee führt täglich Invasionen und
Angriffe auf Palästinenser und ihre Häuser in der Westbank
durch.
Saeed
Bannoura, Soldiers Attack Beit Ummar Nonviolent Protest, 15.
Juli
2012; IMEMC;
http://www.imemc.org/article/63908
Bil’in: Kopfverletzung
durch Tränengaskanisterbeschuss -
Ein Besucher aus den Niederlanden wurde am
Freitag in Bil’in von einem Tränengaskanister am Kopf
getroffen und verletzt, und zahlreiche Protestteilnehmer
litten unter Atembeschwerden, als israelische Soldaten den
wöchentlichen Protest gegen Israels illegale Apartheidmauer
in der Westbank angriffen.
Etwa 80
Palästinenser nahmen an der Freitagsdemonstration teil und
25 Internationale waren nach Bil’in gekommen, um die seit
2005 kontinuierlich durchgeführten Proteste im kleinen
Westbankdorf zu unterstützen. Die israelische Armee beschoss
die unbewaffneten Demonstranten mit Tränengaskanistern, was
in der Vergangenheit zu schweren Verletzungen und Tod
führte.
Obwohl viele
Kinder an der Demonstration teilnahmen, setzte die
israelische Armee den massiven Beschuss mit Tränengas fort.
Jack Muir, Activist Injured in Bil’in Protest, 13. Juli
2012; International Middle East Media Center Editorial
Group;
http://www.imemc.org/article/63905
Bau von
Gewächshäusern in Beit Ummar unterstützt palästinensischen
Widerstand -
Kürzlich haben Bauern in Beit Ommar eine neue Methode
angewandt, um ihr Land gegen die israelische Kolonisierung
zu verteidigen. Nach den Oslo-Verträgen von 1993 wurden die
palästinensischen Territorien in drei Zonen eingeteilt: Zone
A sollte unter der vollen Kontrolle der Palästinensischen
Autorität stehen, Zone B unter palästinensischer
Zivilkontrolle mit verbleibender militärischer Autorität der
israelischen Besatzungsarmee und Zone C- die 61% des seit
1967 besetzten palästinensischen Landes umfasst- sollte
unter voller israelischer Kontrolle bleiben. Dieses
Arrangement sollte vorläufig bis zu einem abschliessenden
Abkommen zur Beendigung der Besatzung beibehalten werden,
gilt aber beinahe 20 Jahren später immer noch. Israel ist
zur Zeit dabei, den Grossteil von Zone C durch fortgesetzte
Siedlungsaktivitäten und die Ausdehnung der Apartheidmauer
einzukassieren.
Als Teil
unserer Strategie zur Kultivierung von palästinensischem
Land in Zone C, vor allem im Gebiet um Beit Ommar, haben wir
ein Programm zur Landwiedergewinnung begonnen, das
„Gewächshausprojekt“ [“The Greenhouse Project”]. Durch
dieses Projekt soll palästinensisches Land vor weiteren
Konfiszierungen geschützt werden, indem örtliche Bauern
ermutigt werden, in der unmittelbaren Nähe von benachbarten
israelischen Siedlungen zu arbeiten, trotz der täglichen
Schikanierung durch Siedler. [Das Projekt] will auch ein
substantielles Einkommen für örtliche Bauern schaffen und
ihnen helfen, trotz der wirtschaftlichen Bürde der Besatzung
einen Lebensunterhalt zu erwirtschaften.
Im April 2012
errichtete ein palästinensischer Bauer zwei Gewächshäuser
auf seinem Land im südlichen Teil von Beit Ommar in der Nähe
der illegalen Siedlung Karmei Tsur. Das Gewächshausprojekt –
als Teil des Planes des Zentrums für Freiheit und
Gerechtigkeit [Center for Freedom and Justice], um die
Bauern im Bereich von Beit Ummar und anderen Teilen der Zone
C zu unterstützen- ist ein Testament für das standhafte
Festhalten der palästinensischen Bauern an ihrem Land. Die
ersten zwei Gewächshäuser stellen die erste Stufe eines
Projektes dar, durch das insgesamt acht 600- Quadratmeter
umfassende Gewächshäuser für den Gemüseanbau errichtet
werden sollen.
Am 22. April
2012 wurde die Konstruktion der ersten zwei Gewächshäuser,
-ermöglicht durch eine grosszügige Spende der Familie Kjetil
Bjørlo- abgeschlossen und die ersten Tomaten und Bohnen
Anfang Mai angepflanzt. Die von Experten konstruierten
Gewächshäuser wurden nur 60 Meter von der illegalen
israelischen Siedlung Karmei Tsur entfernt errichtet, die
1984 auf gestohlenem palästinensischem Land gebaut wurde.
Mit Unterstützung der israelischen Armee haben die Siedler
palästinensische Bauern vom Anbau der Felder abgehalten. Die
Gewächshäuser ermutigen Palästinenser zur Feldarbeit, obwohl
die israelische Armee täglich den Zugang zu ihrem Land
verweigert. Bisher wurden die Gewächshäuser nicht von den
Siedlern angegriffen, was den Anbau und den Widerstand gegen
die Besatzung ermöglicht. Der Anbau in Gewächshäusern
erlaubt den Bauern mehr als eine Gemüseernte pro Jahr.
Wenn die acht
Gewächshäuser stehen, werden sie eine wichtige
Einkommensquelle für das Dorf sein. Einkommen, das im
Interesse der Projektplaner durch das Recycling von
Investitionsgeldern zu weiteren Gewächshauskonstruktionen
führen wird: Wenn der Bauer und Besitzer der Gewächshäuser
soviel Gewinn macht, dass er den Kredit an das „Center for
Freedom and Justice“ zurückbezahlen kann, dann wird das Geld
an einen anderen Bauern weitergegeben, damit er ebenfalls
von diesem Projekt profitiert.
Greenhouse Construction in Beit Ommar Supports Palestinian
Resistance, 28. Juni 2012;
http://palestinesolidarityproject.org
Grossbritannien
klagt Israel an: Rechte von palästinensischen Kindern
verletzt - Israel
behandelt palästinensische Kinder als potentielle
Terroristen, so die Schlussfolgerung in einem Bericht von
neun britischen Rechtsexperten, die im September 2011 nach
Israel und in die Besetzten Palästinensischen Territorien
reisten, um die Behandlung von palästinensischen Kinder nach
israelischem Militärrecht zu untersuchen.
[Wer die
Webseiten der Westbankdörfer Bil’in, Ni’lin, Nabi Saleh oder
Beit Ommar regelmässig liest, ist vom Resultat der
Untersuchung nicht überrascht. Die Bürgerkomitees der
Dörfer, die regelmässige Proteste gegen die israelische
Annexierungsmauer und die illegalen Siedlungen organisieren,
berichten regelmässig von Nachtrazzien der israelischen
Armee, bei denen Minderjährige von schwerbewaffneten
Soldaten an einen der Familie unbekannten Ort abgeführt und
anschliessend langen Verhören unterzogen werden. Oft werden
die unter Verletzung von rechtlichen Normen gewonnenen
Aussagen in Militärgerichtsverfahren gegen örtliche
Aktivisten eingesetzt.]
Der vom
britischen Aussenministerium und dem britischen Konsulat in
Jerusalem finanzierte Bericht, Children in Military Custody,
enthüllt eine Liste von illegalen und schockierenden
Methoden, Kaputzen über den Kopf [Hooding], Einzelhaft und
Fussangeln [Leg Irons], während sich die Kinder in
israelischer Haft befinden. Ein Team von Rechtsexperten fand
mindestens sechs Verletzungen der UN Konvention für die
Rechte von Kindern, die Israel ebenfalls unterzeichnet hat.
Nach ihrer Entführung werden die Kinder unter Bedingungen
festgehalten, die der Folter gleichkommen: Sie werden in
Einzelhaft genommen und haben weder Zugang zu einem
Verteidiger noch wird die selbst nach israelischem
Jugenrecht garantierte Anwesenheit eines Elternteils
erlaubt.
Artikel 76 der
Vierten Genfer Konvention wird ebenfalls oft verletzt, wenn
die Kinder von der israelischen Besatzungsarmee aus der
Westbank nach Israel transportiert werden.
Ein Kommentar
der israelische Botschaft in London weist auf die schwierige
Aufgabe der israelischen Besatzungsmacht hin „ im Umgang mit
Minderjährigen, die sich an militanten und gewaltsamen
Aktionen beteiligen.“ Terrorismus und Selbstmordattentate
würden in offiziellen palästinensischen Schulbüchern
glorifiziert und die Palästinensische Autorität zeige einen
Mangel an Kompetenz und Willen, tödliche Akte von
unter-18-Jährigen zu bestrafen. „Israel hat keine andere
Wahl und muss selbst handeln.“
[Abdallah Abu
Rahma aus Bil’in, Ibrahim Amireeh aus Ni’lin und Bassem
Tamimi aus Nabi Saleh und viele andere palästinensische
Aktivisten wurden für die Organisation von gewaltlosen
Protesten gegen Israels Landdiebstahl in der Westbank mit
Gefängnis und hohen Geldstrafen belegt. Die Nachtrazzien der
israelischen Armee auf palästinensische Orte in der Westbank
und die hohe Zahl von Festnahmen vor allem junger
palästinensischer Männer dienen der kollektiven Bestrafung
für den zivilen Widerstand gegen Israels Massnahmen zur
ethnischen Säuberung der Westbank.]
UK Accuses Israel of Violating Rights of
Palestinian Children, Common Dreams, 27. Juni 2012; http://www.commondreams.org/headline/2012/06/27-7
http://www.childreninmilitarycustody.org/
Beit
Ummar: Drei Jugendliche in einer Nachtrazzia entführt
- Am frühen Morgen des 10. Juli
2012 drangen israelische Soldaten von der israelischen
Siedlungskolonie Karmei Tsur (südlich von Beit Ummar)kommend
im Westbankort Beit Ummar ein. Die Soldaten durchsuchten
Häuser in dem Ortsteil, wo die wöchentlichen Demonstrationen
von Beit Ommar stattfinden, und nahmen drei junge Männer
fest:
Ibrahim Yusuf Sabarna, 19
Mohab Ibrahim Bahar, 19
Jehad Halawe, 14
Die Festnahme
und Inhaftierung von palästinensischen Minderjährigen ist
eine systematisch eingesetzte Taktik der israelischen Armee,
um Palästinenser einzuschüchtern, damit sie jeden Versuch
aufgeben, den Zugang zu ihrem Land zu erhalten, und
letztendlich auswandern.
Beit Ommar hat
zur Zeit im Vergleich zu allen anderen Orten in der Westbank
die höchste Zahl von Einwohnern in israelischer Haft,
darunter viele Kinder. Das Palestine Solidarity Project hat
–soweit als möglich- immer die Gerichtskosten von
Einwohnern von Beit Ommar übernommen und deshalb einen Fonds
zur Bestreitung der Gerichtskosten für die grosse Zahl von
willkürlich festgenommenen Dorfeinwohnern eingerichtet. Oft
müssen die betroffenen Familien hohe Geldsummen hinterlegen,
damit ihre Kinder wieder auf freien Fuss gesetzt werden!
PSP hat aber
seit dem vergangenen Jahr 25 000 Dollar Schulden angesammelt
und braucht dringend finanzielle Unterstützung. Die
ausgezeichneten Rechtsanwälte, mit denen wir
zusammenarbeiten, sind sehr grosszügig mit ihrer Zeit und
ihrem Einsatz, aber sie können nicht kostenlos für
Palästinenser im zivilen Widerstand arbeiten. Jede Spende
ist sehr willkommen. Siehe Webseite des Bürgerkomitees:
http://palestinesolidarityproject.org
Three Youths
Arrested During Night Raid, 13. Juli 2012;
http://palestinesolidarityproject.org/2012/07/13/early-morning-youth-arrests/
http://palestinesolidarityproject.org/2012/07/09/soldiers-arrest-two-at-weekly-beit-ommar-demonstration/
Israelische Besatzungsarmee wird
Internationale aus der Westbank deportieren
Israels Ynet
News berichtete, dass der Chef des israelischen
Zentralkommandos Nitzan Alon eine Militärorder unterschrieb,
die der israelischen Bevölkerungs- und Immigrationsbehörde
„das Recht“ zur Fahndung, Festnahme und anschliessenden
Deportierung von illegal in der besetzten Westbank lebenden
Internationalen gibt.
Alon beschrieb
die Ausländer, die ohne Israels Genehmigung in der Westbank
leben, als infiltrierende Einwanderer [„infiltrators“], und
sagte, dass sie alle nach Hause geschickt werden sollten.
Unter der
Order kann die Armee Ausländer in den palästinensischen
Territorien festnehmen und in ein Gefängnis in Israel
transportieren, bis alle Deportationsmassnahmen und
Dokumente vorbereitet sind. Alon sagte, dass diese
Entscheidung aufgrund der grossen Zahl von derzeit in der
Westbank residierenden Unterwanderen getroffen wurden, sagte
Ynet.
Israel
kontrolliert alle Grenzübergänge in die Westbank.
Internationale, die in den palästinensischen Territorien
leben, müssen zahlreiche Hürden nehmen, wenn Israel ihnen
die Verlängerung ihrer Einreisevisa verweigert. Israel hat
auch Dutzenden von internationalen Friedensaktivisten die
Einreise in die besetzten Territorien verweigert, indem ihre
Pässe einen Stempel mit den Worten „Eintritt verweigert“
erhielten, was die meisten zehn Jahre lang von der Einreise
in das Land blockiert.
Die
Palästinensische Autorität in der Westbank kontrolliert die
Grenzübergänge nicht und kann keine Einreisevisa ausstellen.
Internationale in der besetzten Westbank können ihre Visa
nicht erneuern, weil die PA solche Visa nicht ausstellen
kann, und Israel weigert sich, ihnen Visa zu geben,weil sie
in palästinensischen Zonen leben.
Die
israelischen Einschränkungen gegenüber Internationalen in
der Westbank erzwingen auch die Trennung von Hunderten von
Familien, in denen Palästinenser einen arabischen oder
internationalen Partner geheiratet haben, weil Israel sich
weigert, ihnen die Papiere für eine Wiedervereinigung der
Familie auszustellen.
Saed
Bannoura, Israeli Occupation Forces to arrest and deport
International solidarity activists living in the West Bank,
11.
Juli 2012; IMEMC;
http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/07/14/israeli-occupation-forces-to-arrest-and-deport-international-solidarity-activists-living-in-the-west-bank/
Thaer Halahleh, 77 Tage im Hungerstreik, spricht nach
seiner Freilassung mit PSP -
Am 5. Juni 2012 wurde der palästinensische
Aktivist Thaer Halahleh nach 77 Tagen im Hungerstreik aus
einem israelischen Gefängnis entlassen. Thaer Halahleh
begann seinen Hungerstreik am 9. März zusammen mit seinem
Zellkollegen Bilal Thiab, aus Protest gegen ihre dreijährige
Inhaftierung ohne Verfahren oder Anklage unter Israels
Politik der Verwaltungshaft.
Nachdem Thaer
dreissig Tage die Nahrungszufuhr verweigert hatte, wurde er
im kritischen Zustand ins Gefängniskrankenhaus in Ramleh
transportiert, wo die inhumane Behandlung nicht aufhörte. Er
beschrieb die entsetzliche medizinische Versorgung, die ihm
und anderen palästinensischen Gefangenen gegeben wurde, und
beschrieb, dass selbst diejenigen mit schweren Krankheiten
wie Krebs nur Wasser und Schmerzmittel erhielten. Er
verglich diese Bedingungen mit den [Bedingungen], unter
denen Gilad Shalit, der israelische Soldat, von Hamas über
fünf Jahre lang gefangen gehalten wurde. Er erhielt
ausreichend Nahrung, einen Fernseher, professionelle
medizinische Versorgung und durfte sogar während seiner
Gefangenschaft in Teilen von Gaza spazieren gehen.
Obwohl Thaer
sagte, dass sein Hungerstreik nach der ersten Woche leichter
wurde, gab er doch zu, dass er nach dem 60.Tag ohne Nahrung
langsam glaubte, dass er sterben würde, und nach dem 70.Tag
die Hoffnung verlor, seine Familie je wieder zu sehen. Er
setzte seinen Hungerstreik trotzdem fort und verwies auf den
Glauben an Gott, seine persönliche Entschlossenheit und sein
Ausharrvermögen als die Faktoren, die ihm halfen.
Thaers
Inhaftierung war für seine Familie ebenfalls schwer zu
ertragen; während seines Hungerstreiks fasteten seine Mutter
und Schwester aus Solidarität mit ihm. Für seine Frau
Shireen war seine Gefangenschaft besonders schwer, sie hatte
ihren Mann nach seiner ersten Entlassung aus dem Gefängnis
kaum elf Monate an ihrer Seite gehabt, als der israelische
Staat ihn wiederum unter Administrativhaft stellte. Sie
beschrieb die Tage von Thaers Hungerstreik als die
schwierigsten Momente ihres Lebens und erzählte, wie sie
sich ständig darüber sorgte, wie es ihm ginge und wie sehr
er leide. Die widersprüchlichen Nachrichten, die
wechselweise bestätigten, dass er noch am Leben sei, oder
seinen Tod ankündigten, lösten bei ihr den Wunsch aus, ihre
Gedankengänge vollkommen abzustellen.
Zusätzlich zur
Bewältigung ihres eigenen Leidens musste Shireen die
Abwesenheit von Thaer ihrer zwei Jahre alten Tochter Lamar
erklären, die sechzehn Tage nach der Festnahme ihres Vaters
geboren wurde und ihn nur einmal während eines Besuches im
Gefängnis gesehen hatte. Sie sagte, dass Lamar Thaer nur von
Fotos kannte, aber einmal [ihre Mutter] Shireen aufweckte
und weinend sagte, dass sie ihren Vater vermisse und dass er
nach Hause kommen solle. Shireen beschrieb, wie schmerzhaft
es für sie war, wenn Lamar jeden Tag fragte, wann ihr Vater
nach Hause komme und sie nur antworten konnte: „Morgen“, und
ihre Erleichterung, als sie endlich mit Sicherheit sagen
konnte, dass Thaer am Abend freigelassen werde.
Obwohl Thaers
Rückkehr seiner Familie und seinem Dorf Haraas viel Freude
brachte, war seine Heimkehr kein leichter Prozess. Selbst
nach der Bekanntgabe des Datums von Thaers Freilassung duch
die israelischen Behörden weigerten sie sich, die genaue
Zeit anzugeben, und änderten in letzter Minute den
Freilassungsort, was seine Wiedervereinigung mit seiner
Familie um weitere Stunden verzögerte. Thaer muss sich immer
noch von den physischen Konsequenzen seines Hungerns
erholen: Zum Zeitpunkt seiner Freilassung hatte der
Hungerstreikende mehr als 28 Kilo verloren und wiegt zur
Zeit nur 55 Kilo. Auch heute noch leben seine Familie und er
mit der Aussicht, dass er jederzeit willkürlich wieder
festgenommen werden kann.
Trotz der von
ihm und seiner Familie durchstandenen Schwierigkeiten ist
Thaer entschlossen, seinen Kampf gegen die Besatzung
fortzusetzen. Zuhause betont er die Wichtigkeit des
gewaltlosen Widerstandes- für ihn am besten verkörpert im
Hungerstreik- um internationale Vorurteile zu bekämpfen und
um zu zeigen, dass Palästinenser ein friedliebendes Volk
sind. Thaer hofft, dass er und die anderen Aktivisten durch
die Enthüllung der Realitäten der israelischen Besatzung
ihren Kampf um palästinensische Freiheit zum Erfolg führen.
Palestinian Hunger Striker Thaer Halahleh
Speaks to PSP, 4. Juli 2012;
http://palestinesolidarityproject.org/2012/07/04/palestinian-hunger-striker-thaer-halahleh-released-from-prison/
Ni’lin:
Fortsetzung des
Widerstandes trotz Apartheid und Besatzung
- Am Freitag, den 29. Juni 2012
befanden sich Dutzende von Einwohnern des palästinensischen
Dorfes Ni’lin und internationale Friedensaktivisten auf dem
Weg zur Apartheidmauer, um gegen Israels Besatzung und
Landdiebstahl in der palästinensischen Westbank zu
demonstrieren. Das Dorf Ni’lin liegt nahe der „Grünen Linie“
von 1967 und war seit der israelischen Besetzung von
Palästina ein Symbol des Widerstandwillens der Bevölkerung.
In diesem
Geist liessen sich die Protestteilnehmer weder durch das
versprühte Stinkwasser entmutigen noch durch die etwa 100
abgefeuerten Tränengaskanister, die von israelischen
Soldaten auf ihren sicheren Posten hinter der Betonmauer
oder in gepanzerten Armeejeeps auf die unbewaffneten
Zivilisten abgefeuert wurden. Der massive Einsatz dieser
Waffen führte diesen Freitag nicht zu Verletzungen, obwohl
viele, oft mehrere Male, wegen akuter Atemnot nach der
Inhalierung von Tränengas behandelt werden mussten.
Nach der
Demonstration sprach Saeed Amireh aus dem Dorf im
neuerrichteten Zentrum des zivilen Widerstandes [Center for
the Ni’lin Popular Resistance] mit den ausländischen
Besuchern und berichtete über den langjährigen Widerstand
des Dorfes.
Seit 1967
wurde die Anbaufläche für Bauern aus Ni’lin von 58 000 Dunum
auf 7000 Dunum reduziert – weil auf dem Land des Dorfes fünf
israelische Siedlungskolonien und die israelische
Apartheidmauer gebaut wurden. Mit den Siedlern kam die
Unterdrückung und Gewalt der israelischen Besatzungsarmee [IOF
– Israeli Occupation Force = IDF- Israeli Defense Force].
Durch fortgesetzte Demonstrationen und zivilen Ungehorsam
konnten die Einwohner Ni’lins eine Veränderung der
Mauerroute erzwingen und 1500 Dunum vor der Konfiszierung
retten. Der Erfolg des Dorfes wurde unter grossen Opfern
erkämpft, berichtete Saeed Amireh: Seit Beginn der Proteste
im Jahr 2007 wurden über 350 Bewohner festgenommen und fünf
Mitbewohner getötet. Es gab zahllose Verletzungen und durch
den Beschuss mit Tränengaskanistern erlitten 15 Menschen
Knochenbrüche. Saeed kennt ein Leben ohne Besatzung nicht
und kann das Mittelmeer an klaren Tagen von seinem Hausdach
aus sehen, aber aufgrund der Besatzung nicht erleben. “Das
tägliche Leben ist Widerstand“, sagt Saeed. Israel hat das
Dorf nicht nur von einem Grossteil seiner Felder
abgeschnitten, sondern auch von seinen Wasserquellen. Saeed
wünscht sich internationale Aufmerksamkeit für Ni’lin, damit
das Dorf und seine Einwohner nicht länger unsichtbar
sind:“Ich möchte, das die Menschen unsere Existenz hier
sehen ...; die Leute haben keine Arbeit, keine
Arbeitsplätze, kein Land. Wenn Menschen hierher kommen,
können sie uns beistehen und sehen, was vor sich geht.“
Für die
Palästinenser in Ni’lin ist der Kampf nicht vorbei. Sie
kämpfen um ihr Überleben. Saeed formuliert es so: „ Wir
werden nicht aufhören zu kämpfen, obwohl wir müde sind, wir
werden den Kampf nicht aufgeben.“
Auszüge aus einem Bericht des International Solidarity
Movement:
The spirit of Ni’lin in the face of apartheid,
International Solidarity Movement, 7. Juli 2012;
http://www.nilin-village.org/
Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer
|
Friedlicher
Widerstand in der Westbank, 22. Juni 2012
Al-Ma’sara: Demonstration gegen die Apartheidmauer am 22.
Juni 2012 -
Al-Masara ist eines von vielen palästinensischen Dörfern,
das den Zugang zu seinem Dorfland und Wasserreservoir durch
den Bau der Apartheidmauer und der illegalen israelischen
Siedlungen verliert. Deshalb versammeln sich seit sechs
Jahren Dutzende von Palästinensern, Israelis und Besuchern
aus Europa und der Welt am Freitag in der Dorfmitte, um
gegen Israels illegale Besetzung von Palästina zu
protestieren. Meist treffen die Demonstranten in Al Ma’sara
auf eine militärische Blockade ihres Protestzuges und
erleben die brutalen Angriffe mit Tränengas und
Schockblendgranaten wie in anderen Westbankdörfern nur
selten.
Einige israelische Soldaten sprachen und lachten mit einer
multinationalen Gruppe von Demonstranten aus den USA und
Europa. Sie gaben zu, dass sie gegen ihren Willen an der
Blockade und Unterdrückung der friedlichen Proteste
teilnehmen. Ein Soldat allerdings bedrohte die Demonstranten
verbal und beschimpfte mehrere Kinder, die am Protestmarsch
teilnahmen.
Craig Harrington, Demonstrators Protest Apartheid in
al-Ma’sara, IMEMC, 22. Juni2012;
http://www.imemc.org/article/63777
Verspätete IDF Geheimdienstinformation, langsame Reaktion
verschärfen Gaza- Zusammenstoss. Ägypten bricht militärische
Kontakte ab -
In einer Analyse der DEBKAfiles vom 20. Juni 2012 wird die
Reaktion der IDF auf grenzübergreifende Angriffe von Al
Qaida in der Sinaihalbinsel als fahrlässig und inkompetent
kritisiert. Fehlinformationen und vorschnelle Spekulationen
über die Urheber der Angriffe führten zu Vergeltungsschläge
auf Gaza, bei denen bis Freitag 10 Menschen ums Leben kamen.
Debkafiles berichtet:
Zu einem besonders heiklen Zeitpunkt in den
israelisch-ägyptischen Beziehungen wurden Israels
militärische Führer von einem Terroristenangriff am 18. Juni
von der Sinai auf die südliche Route 10 überrumpelt, bei dem
ein Arbeiter am israelischen Zaun getötet wurde. Weil die
Ermittlung der Identität der Täter zu langsam vor sich ging,
richteten diese militärischen Führer ihre Vergeltungsschläge
gegen die falschen Gruppen und veranlassten so einen
dreitägigen Kreislauf von Raketen und Luftwaffenangriffen in
Gaza.
Diese Begriffsstutzigkeit war auf den verschiedenen Ebenen
der militärischen und verteidigungspolitischen
Verantwortlichkeit offensichtlich – dem Feldkommando, beim
Südlichen Kommando und bei der Generalstabsführung. Vor
allem waren die Truppen unter dem „Southern Command“ nicht
aktionsbereit, obwohl sich ihr Sektor am Gazastreifen und
der ägyptischen Sinaigrenze entlang eigentlich in höchster
Bereitschaft befinden sollte.
Erst nach drei Tagen und zahllosen Raketen vom Gazastreifen
wurde der Iron Dome [...] endlich am Mittwoch, den 20. Juni
eingesetzt. Die Batterie fing sofort eine Grad- Rakete ab,
bevor sie in der Stadt Netivot explodierte.
DEBKAfiles militärische Quellen setzen den Beginn der
Verschlimmerung der Ereignisse auf Montag, den 18. Juni an.
Nachdem die Meldung über eine grössere Bombe am Strassenrand
plus Angriff mit Raketenwerfern auf ein israelisches Team,
das auf der Route 10 am Grenzzaun zwischen Israel und
Ägypten arbeitete, und über den Tod von Said Fashasha kam,
beging die IDF in jeder Hinsicht Fehler.
Anstatt auf solide nachrichtendienstliche Information über
die Identität der Terroristen zu warten, gingen israelische
Kommandeure in alle Richtungen zum Angriff über.
Ein nicht-identifizierter Offizier beschloss, dass die
Urheber des Angriffs der „Palestinian Jihad Islami“ war. Es
war vielleicht der gleiche schlaue Mensch, der Hamas den
zweifachen Angriff mit Grad-Raketen auf zwei Orte im Süden,
in Ovdat und Mitzpeh Ramon zwei Tage zuvor zuschob. Einige
Armeequellen „erklärten“ gegenüber israelischen Medien, dass
Hamas Raketen auf Befehl der Muslimischen Brüderschaft in
Ägypten abfeuerte, um die ägyptisch-israelische Grenze vor
der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen in Alarm zu
setzen.
Das führte in den israelischen Medien zu ziellosen
Spekulationen in die falsche Richtung. Weder Hamas noch die
Muslimische Brüderschaft waren in Wirklichkeit an beiden
Angriffen beteiligt, aber weil die Information nicht
korrigiert wurde, blieb die Fehlspekulation stehen und
verursachte weiteren Schaden.
Die betreffenden Feldkommandeure wurden weder vom
Generalstab noch vom militärischen Geheimdienst darüber
informiert, dass die Grad-Raketen im Süden Israels von Al
Qaida aus dem Sinai abgefeuert wurden. Dieses Versagen hatte
zur Folge, dass die Kommandostruktur im Feld nicht auf die
nachfolgenden Angriffe aus dem gleichen Bereich der
Sinaihalbinsel vorbereitet war. Der tödliche Hinterhalt an
der Route 10 zwei Tage später wurde deshalb nicht mit dem
früheren Grad- Raketenfeuer in Verbindung gebracht. Infolge
dieses Fehlers verfolgte die IDF die falschen Terroristen
-Hamas und Jihad Islami in Gaza- als sie
Vergeltungsmassnahmen beschloss, und löste so einen
dreitägigen Raketenangriff gegen verschiedene israelische
Orte und militärische Ziele aus.
Wie wir Dienstagnacht berichteten, schickte Hamas eine
Botschaft durch Geheimdienstkanäle an Premierminister
Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Ehug Barak,
dass sie mit dem Raketenfeuer auf Israel nicht aufhören
können, solange die IDF Ziele in Gaza bombardiert. „Wir
hatten nichts mit dem Angriff auf die Philadelphi Route 10
am Montag zu tun, und wir wollen auf keinen Fall wegen einer
Militäraktion von der Sinaihalbinsel den Unwillen aus Kairos
auf uns ziehen,“ sagte Hamas. Die von geheimdienstlichen und
militärischen Quellen von DEBKAfiles enthüllte Nachricht
wies daraufhin, dass die Angriffe der IDF auf Personal von
Hamas und Jihadi Islam nicht gerechtfertigt waren, weil
beide nicht am Hinterhalt auf der Route 10 beteiligt waren.
„Wenn ihr eure Angriffe auf uns beendet, werden wir den
Raketenabschuss auf israelische Ziele beenden,“ lautete das
Angebot von Hamas. Aber am folgenden Tag bombadierte die IDF
Ziele in Gaza, um den Anschein des Nachgebens auf
Forderungen von Hamas zu vermeiden.
Gleichzeitig fiel bei der IDF und verschiedenen
Nachrichtendiensten, einschliesslich beim Shin Bet, endlich
der Groschen, dass der Angriff auf der Route 10 von Al Qaida
im Sinai durchgeführt wurde. Am Mittwoch tötete ein
gezielter Bombenangriff über Rafah Ghaleb Eamlath und
verwundete Muhammad Rashwan, zwei Al Qaida Agenten in Gaza
und der Sinai, die am Angriff beteiligt waren.
Die israelische Diplomatie in dieser Phase war vollkommen
verfehlt. Als Vertreter des Verteidigungsministeriums eine
Einladung an ägyptische Kommandeure in den Verbindungsbüros
im Sinai richteten, nach Israel zu kommen und die Fragmente
der Grad- Raketen zu besichtigen, wurde dies abgelehnt. Sie
sagten, dass sie Israels Version der Ereignisse keinen
Glauben schenkten und weigerten sich, von Israel in die
Affäre gezogen zu werden.
Angesichts der turbulenten Situation in Kairo hätte es den
„Diplomaten“ des Verteidigungsministeriums klar sein müssen,
dass Mitglieder der ägyptischen Armee auf keinen Fall das
Risiko eingehen würden, sich in der Gesellschaft von
israelischen Offizieren zu zeigen. Die Lage hat sich in der
Zwischenzeit so festgefahren, dass ein Ende des
Schlagabtausches in Gaza nicht abzusehen ist.
Tardy IDF intelligence, slow responses aggravated Gaza clash.
Egypt cuts military contact
DEBKAfile Exclusive Analysis June 20, 2012,
http://www.debka.com/article/22100/Tardy-IDF-intelligence-slow-responses-aggravated-Gaza-clash-Egypt-cuts-military-contact
Am 21. Juni berichtete Israel News, dass am Vortag
mindestens 70 Raketen auf den Süden Israels abgefeuert
wurden. In
Ashkelon befahl der Bürgermeister die Schliessung der
Grundschulen; alle weiterführenden Schulen sind bereits
wegen der Sommerferien geschlossen. Israel News gibt die
erste, inkorrekte Version vom Beginn der derzeitigen
israelischen Eskalation wieder : „Die derzeitige Runde der
Gewalt begann am Montag, als zwei Terroristen des Islamic
Jihad getötet wurden, während sie Fahrzeuge der IDF
angreifen wollten. Weitere sechs Palästinenser wurden
seitdem bei Bombenangriffen der israelischen Luftwaffe in
Gaza getötet.“
Despite talk of truce, Gaza rockets fired at Ashkelon;
http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4245408,00.html
Nach einer Woche der Gewalt griffen israelische
Kampfflugzeuge am Freitag im Osten von Al-Bureij im Zentrum
des Gazastreifens an und töteten mindestens einen
Palästinenser und verwundeten bis zu zwei weitere,
berichtete medizinisches Personal aus Gaza.
- Der Angriff folgte einer von Ägypten am Mittwoch abend
vermittelten Feuerpause, die eine wochenlange Eskalation des
grenzübergreifenden Feueraustausches zeitweise gestoppt
hatte. Der letzte Luftangriff brachte die Zahl der Toten in
Gaza innerhalb der vergangenen fünf Tage auf zehn,
einschliesslich eines 14-jährigen Jungen. Israel begann den
ersten Angriff auf Gaza am Montag, nachdem ein Israeli bei
einem von der ägyptischen Sinaihalbinsel kommenden Angriff
getötet wurde.
Israeli Air Strike Breaks Truce, Growing Causalities in Week
of Violence, Common Dreams, 22. Juni 2012;
http://www.commondreams.org/headline/2012/06/22-3
Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer
|
Friedlicher
Widerstand in der Westbank, 12. Juni 2012
Urteil gegen Bassem
Tamimi
-
Der palästinensische Aktivist Bassem Tamimi
wurde am 29. Mai 2012 wegen seiner Rolle als Organisator der
friedlichen Proteste im Westbankdorf Nabi Saleh zu 13
Monaten Gefängnis und einer Bewährungsstrafe verurteilt.
Nach der Festnahme im März 2011 wurde der
45-jährige Lehrer 13 Monate inhaftiert, beinahe die gesamte
Dauer des Verfahrens gegen ihn.
Am 20. Mai 2012 wurde er in zwei
Hauptanklagepunkten, der Aufwiegelung und Justizbehinderung,
freigesprochen. Das Militärgericht befand ihn der Anstiftung
zum Steine werfen und der Organisation von und Teilnahme an
illegalen Demonstrationen schuldig.
Im April 2012 wurde Tamimi auf freien Fuss
gesetzt, nachdem seine 85-jährige Mutter einen Schlaganfall
erlitten hatte. Aktivisten hatten zu diesem Zeitpunkt die
Erwartung ausgesprochen, dass Tamimi seine zu erwartende
Gefängnisstrafe abgeleistet habe, weil Palästinenser in der
Regel nicht vor Ablauf des Militärverfahrens freigelassen
werden.
Bei der Urteilsverkündung am 29. Mai 2012
sagte der Richter im Gefängniskomplex Ofer in der besetzten
Westbank, dass Tamimis Bestrafung ein Warnung an ihn und
andere sei. Tamimi droht eine 17-monatige Gefängnisstrafe,
sollte er in den nächsten fünf Jahren die öffentliche
Ordnung stören; sollte er an einer öffentlichen
Demonstration in den nächsten zwei Jahren teilnehmen, kann
er mit zwei Monaten Gefängnis rechnen. Für seine bisherigen
Aktionen im friedlichen Widerstand gegen die israelische
Besatzung erhielt er eine Geldstrafe von 7000 Shekel.
Tamimi teilte der Nachrichtenagentur AFP mit:
„Ich habe das Gefühl, dass mein ganzes Leben unter der
Überwachung durch den Richter steht... Die Bewährungsstrafe
wird mich nicht davon abhalten, aktiv zu werden, aber sie
übt grossen Druck auf mich aus.“1)
Bassem Tamimi ist ein prominenter Aktivist im
friedlichen Widerstand seines Dorfes gegen die
Konfiszierungen von palästinensischem Land durch Bewohner
der benachbarten israelischen Siedlungskolonie Halamish. Die
Europäische Union hatte das Verfahren gegen Tamimi
kritisiert und ihn zu einem Verteidiger der Menschenrechte
erklärt. Amnesty International nannte ihn einen Gefangenen
aus Gewissensgründen und forderte am 2. März 2012 seine
unverzügliche und bedingungslose Freilassung. Die
Militärstaatsanwaltschaft hatte den Fall gegen ihn auf den
Geständnissen vor allem von zwei Minderjährigen aus Tamimis
Dorf aufgebaut. Die zwei palästinensischen Jungen wurden von
der israelischen Armee nachts abgeführt und anschliessend
stundenlang in Abwesenheit eines Rechtsbeistandes oder
Elternteils verhört. Nur die Aussagen des 15-jährigen Zeugen
der Anklage wurden vor dem Militärgericht zugelassen, obwohl
Videos zeigen, dass der Junge in Verletzung von Regeln des
israelischen Jugendrechtes verhört wurde.
Bassem Tamimi erhielt eine längere
Gefängnisstrafe als sein Nachbar und Mitstreiter Naji
Tamimi, der nach seiner Festnahme im März 2011 ebenfalls
wegen der Organisation der Proteste in Nabi Saleh vor ein
Militärgericht gestellt wurde. Anders als Bassem entschied
sich Naji Tamimi zu einem Schuldbekenntnis im Austausch für
eine geringere Strafe und wurde nach einem kurzen Verfahren
zu 12 Monaten Gefängnis verurteilt. Bassem Tamimi
kommentierte: “Das Militärgericht, als Instrument der
Besatzung, hat heute klar signalisiert, dass
palästinensische politische Gefangene besser gestellt sind,
wenn sie gestehen, was sie nicht getan haben, als ein
Verfahren zu durchlaufen.“2)
Naji Tamimi wurde am 15. Mai 2012 während der
Erinnerungsdemonstrationen zum Nakbatag im Nachbardorf
Ni‘lin festgenommen und ein Militärrichter entschied, dass
er bis Verfahrensende inhaftiert bleibe. Unter der
israelischen Militärorder 101 für die besetzte Westbank kann
die Teilnahme an illegalen Demonstrationen mit bis zu 10
Jahren Gefängnis bestraft werden. Israelische Staatsbürger
in der Westbank werden, auch wenn sie an der gleichen
Demonstration teilnehmen, nach israelischen Recht behandelt.
1)http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-18250080
2)Amira Hass, Israel’s military court
sentences Palestinian protest leader to 13 months in jail,
29. Mai 2012;
http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/israel-s-military-court-sentences-palestinian-protest-leader-to-13-months-in-jail-1.433191
http:///nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/05/30/palestinian-activist-bassem-tamimi-sentenced-to-13-months-imprisonment-17-months-suspended-sentence/
http://electronicintifada.net/blogs/linah-alsaafin/israels-interrogation-islam-dar-ayyoub-tamimi-age-14-video-reveals-rights
http://popularstruggle.org/content/military-court-orders-jail-palestinian-activist-naji-tamimi-peacefully-protesting-nakba-day
Nabi
Saleh: Einwohner öffnen von der Armee installierte
Sperre auf der Hauptzufahrtsstrasse -
Jugendliche aus dem Westbankdorf Nabi
Saleh brachen am 12. Juni 2012 die Ketten und Schlösser
eines von der israelischen Armee installierten Tores an der
einzigen asphaltierten Strasse nach Nabi Saleh auf,
berichteten die Palestine News. Die israelische Armee
beschoss die Jugendlichen mit scharfer Munition und
Tränengas, konnte aber das Aufbrechen der Sperre nicht
verhindern. Nach der Installierung des eisernen Tores am
Haupteingang des Dorfes müssen die Dorfbewohner einen
ungepflasterte längeren Umweg benutzen, weil die einzige
asphaltierte Strasse zum Dorf blockiert wurde.
Das
Bürgerkomitee von Nabi Saleh berichtete am 8. Juni 2012,
dass drei internationale Aktivsten bei der Demonstration zum
Jahrestag der „Naksa“ festgenommen wurden. Die israelische
Armee feuerte Tränengas und „Stinkwasser“ auf die
Demonstranten und in einige Häuser des Dorfes. Am Ende der
Demonstration wurden die drei internationalen Aktivisten
wieder freigelassen. Ein Teil der Demonstranten war
unterwegs zur konfiszierten Dorfquelle, musste aber unter
einem Hagel von Tränengaskanistern aus einer Tränengaskanone
umkehren. Der Protest endet mit einigen Zusammenstössen;
Verletzungen wurden nicht gemeldet.
Am Vortag der
Demonstration zum Naksatag, am Donnerstagmorgen früh,
stürmten israelische Soldaten die Häuser von politischen
Aktivisten in Nabi Saleh. Sie brachen in Bashir Tamimis Haus
ein, dem Leiter des Dorfrates und Besitzer der von
israelischen Siedlern konfiszierten Quelle, griffen seinen
Sohn Tareq an und nahmen ihn mit, ohne der Familie Auskunft
über sein weiteres Schicksal zu geben.
Die
israelische Armee hat seit vergangenem Freitag die Kontrolle
über das unbeugsame Dorf verstärkt und den Hauptzugang zum
Dorf morgens und abends versperrt. Die Einwohner sehen dies
als Kollektivstrafe, mit der die Besatzungsarmee die
Beendigung der wöchentlichen Proteste und Aktionen erzwingen
will, die die weltweite Aufmerksamkeit auf die Brutalität
der israelischen Kolonisierung der palästinensischen
Westbank lenken.
http://www.imemc.org/article/63715
http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/06/12/3-arrested-during-nabi-saleh-demonstration/
Violent
clashes at dawn between Nabi Saleh villagers and troops,
Palestine Information Centre, 7. Juni2012;
http://nabisalehsolidarity.wordpress.com
Nabi Saleh: Video zeigt
Steine
werfenden israelischen Offizier -
Das Video der Freitagsdemonstration am 1.
Juni 2012 in Nabi Saleh zeigt einen israelischen Offizier,
der von einer erhöhten Position aus Steine auf zwei
Jugendliche wirft. Die jungen Palästinenser auf der Strasse
unterhalb werfen ebenfalls Steine und der Offizier greift
zur Waffe und feuert einige Kugeln auf sie. Er hat keinen
Aufsatz für das Abfeuern von Gummimantelgeschossen auf dem
Gewehrlauf und man kann das typische Geräusch von scharfer
Munition hören. Am Verhalten des Offiziers ist klar
ersichtlich, dass er nicht um seine Sicherheit fürchtet.
Gegen Ende des Videos, als die zwei Jugendlichen wegrennen,
zeigen kleine Staubwolken, wo die Kugeln aus dem Gewehr des
Offiziers einschlagen.
Seit Dezember
2009 organisieren die Einwohner des kleinen Dorfes Nabi
Saleh wöchentliche Proteste gegen die israelische Besatzung
und Kolonisierung ihres Landes. Auslöser war die
schrittweise Annexion einer Quelle im Besitz von Bashir
Tamimi, dem Leiter des Dorfrates. Siedler aus der
benachbarten israelischen Kolonie Halamish erricheten unter
dem Schutz der israelischen Armee eine Überdachung und
verwehrten den Dorfbewohnern die Benutzung der Quelle als
Ausflugsort und als Wasserstelle für ihre Tiere unter
Androhung von Waffengewalt. Mit dem Diebstahl der Quelle war
für die Dorfbewohner das Mass voll: Sie hatten seit Jahren
den Ausbau der benachbarten israelischen Kolonien auf
palästinensischem Land beobachtet und beschlossen, nach dem
Vorbild von Dörfern entlang der israelischen Mauer in der
Westbank, regelmässige Proteste der ganzen Bevölkerung gegen
die fortschreitende ethnische Säuberung der Westbank zu
organisieren. Die Proteste werden von Palästinensern in der
Umgebung und von Aktisten aus dem Ausland unterstützt. Die
Frauen aus Nabi Saleh zeigen eine ungewöhnlich starke
Präsenz bei den Protesten. Die Organisatoren wollten von
Anfang an alle Teile der Bevölkerung zur Teilnahme an den
Protesten ermutigen, einschliesslich der Kinder.
Die
israelische Armee reagierte auf die unbewaffneten Proteste
der palästinensischen Zivilbevölkerun mit militärischer
Gewalt. Der Zugang zum Dorf wird jeden Freitag durch
Strassensperren der Armee und die Erklärung einer
Dorf-weiten militärischen Zone behindert; vom frühen Morgen
an umziengeln israelische Soldaten das Dorf und besetzen die
Strassen bis zur Dorfmitte. Nächtliche Razzien auf Häuser
von Teilnehmern und Organisatoren der Demonstrationen sind
Routine, wie auch die Festnahme vor allem der jungen Männer
des Dorfes, einschlesslich der Minderjährigen.
Zur
Verhinderung der Protestmärsch auf besetztes
palästinensisches Land setzt die israelische Armee
unverhältnissmässige Gewalt ein. Tränengas,
Hochgeschwindigkeits-Tränengasprojektile, die direkt auf
Menschen gezielt werden, Schockgranaten, gummi-ummantelte
Stahkugeln und scharfe Munition. Der Einsatz von 0,22
Kaliber Kugeln durch israelische Scharfschützen wurde auch
in Nabi Saleh dokumentiert. Anfang Dezember 2011 wurde
Mustafa Tamimi durch einen direkt auf ihn abgeschossenen
Tränengaskanister im Gesicht so schwer verletzt, dass er
wenig später an seinen Verletzungen starb.
Im Zeitraum
von Januar 201o bis Juni 2012 hat die israelische Armee 98
Menschen festgenommen. Zwei Dorfbewohner, Bassem und Naji
Tamimi wurden wegen ihrer Rolle als Organisatoren der
Freitagsproteste vor ein israelisches Militärgericht
gestellt und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Amnesty
International erklärte Bassem Tamimi zum Gefangenen aus
Gewissensgründen, wie zuvor ein Mitstreiter im Westbankdorf
Bil’in, Abdallah Abu Rahma, von AI als politischer
Gefangener anerkannt wurde, der allein für die Ausübung
seines Grundrechtes auf freie Meinungsäusserung inhaftiert
wurde. Catherine Ashton kritisierte im Namen der EU das
Militärverfahren gegen Bassem Tamimi und Human Rights Watch
wies das Verfahren gegen Tamimi als unfair zurück.
http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2012/06/12/israeli-officer-throws-stones-and-shoots-live-ammo-at-palestinian-protesters-in-nabi-saleh/
Israelische Armee beendet den
Einsatz von Hunden gegen Demonstranten -
Die israelische Armee wird den Einsatz von
Hunden gegen Teilnehmer an den wöchentlichen Protesten gegen
die israelische Besatzung in der West Bank vorläufig
aussetzen. Vor drei Monaten wurde ein Hund ohne Maulkorb auf
die Demonstranten in Kufr Quaddoum losgelassen und verbiss
sich an einem jungen Mann. Es dauerte beinahe zehn Minuten,
bis die Soldaten den Hund unter Kontrolle hatten. Eine
Untersuchung des Vorfalls, der von Protestteilnehmern auf
Video festgehalten wurde, ergab, dass der Hundeführer dem
Hund entgegen der Einsatzregeln keinen Maulkorb angelegt
hatte. Der Soldat wurde nicht bestraft. Die
Hundeführereinheit Oketz beschloss, den Einsatz der Hunde
bei den Protesten in der besetzten Westbank bis auf weiteres
zu beenden.
Die Hunde, zumeist Schäferhunde, die in
verschiedenen Brigaden in der Westbank eingesetzt werden,
kommen aus Deutschland und werden durchschnittlich 6 bis 7
Jahre in der israelischen Armee eingesetzt.
Israel News, 14. Juni 2012;
http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4242740,00.html
Bil’in: Wöchentliche
Demonstrationen
werden fortgesetzt! -
Am Jahrestag der Al Naksa wurde der von
Bil’ins Bürgerkomitee organisierte Freitagsprotest gegen die
Mauer von israelischen Soldaten mit Tränengas beschossen und
Dutzende der palästinensischen und ausländischen Aktivisten
rangen nach dem Inhalieren der giftigen Gase um Atem. Eine
Delegation aus Finnland war in das Westbankdorf bei Ramallah
gekommen, um zusammen mit örtlichen, israelischen und
internationalen Aktivisten Bil’ins gewaltlose
Widerstandsbewegung gegen die israelische Besatzung zu
unterstützen. Die Demonstranten liefen nach dem
Freitagsgebet in Richtung der illegalen israelischen
Apartheidmauer, die das Dorf von einem Teil seines Landes
und der grossen benachbarten Siedlerkolonie abtrennt.
Teilnehmer trugen palästinensische Fahnen, riefen zu
nationaler Einheit unter den palästinensischen Parteien auf
und bekannten ihre fortgesetzte Unterstützung für die
Aktivisten in Ostjerusalem.
Seit Juni
vergangenen Jahres ist ein jahrelang von der israelischen
Besatzung konfisziertes Landstück das Ziel der wöchentlichen
Demonstrationen, der Abu Lemon Park, der nach der
Rückerstattung im Juni 2010 dort eingerichtet wurde. Die
israelischen Soldaten haben zusätzlich zur Betonmauer eine
Barriere aus Stacheldraht errichtet und schiessen von einem
Balkon hinter der Mauer mit Tränengas, Gummimantelgeschossen
und Schockgranaten auf die unbewaffneten Menschen.
Zusätzlich wird ein Wasserwerfer eingesetzt, der mit
Chemikalien versetztes Abwasser versprüht. In Reaktion auf
den Beschuss mit Gummimantelgeschossen schleuderten einige
Jugendliche Steine in Richtung der Besatzungsarmee, die
ihrerseits Tränengas in die trockenen Felder und Olivenhaine
feuerte und damit grosse Brände auslöste.
In dieser
Jahreszeit begann 1967 die israelische Besatzung der
Westbank und Gazas. Durch diese Besatzung wurden Tausende
von Palästinensern und Arabern getötet und Zehntausende
wurden zur Auswanderung gezwungen. 5 700 000 Palästinenser
leben immer noch ausserhalb Palästina in vielen Ländern um
den Globus. Sie warten immer noch auf ihre Rückkehr nach
Palästina.
Am folgenden
Tag griffen israelische Soldaten die wöchentliche
Demonstration in Beit Ummar gegen die israelischen
Siedlungen in der Westbank an und nahmen zwei Demonstranten
fest, den Organisator der Proteste, Yousef Abu Maria, und
einen koreanischen Friedensaktivisten.
http://english.pnn.ps/index.php/national/1870-weekly-demonstrations-continue-in-bilin-ramallah
http://www.imemc.org/article/63698
Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer
|
Friedlicher
Widerstand in der Westbank, 3. Juni 2012
Soldaten greifen Bil’ins wöchentlichen Protest an
-
Das Komitee „Friends
of Freedom and Justice” in Bil’in berichtete am 1. Juni
2912, dass Dutzende von Teilnehmern am wöchentlichen
Freitagsprotest gegen die israelische Annexionsmauer und die
Siedlungen in der Westbank von Sanitätern behandelt werden
mussten, nachdem israelische Soldaten die Demonstranten mit
Tränengas beschossen.
Dorfbewohner aus Bil’in und Nachbarorten, israelische und
internationale Aktivisten trugen palästinensische Fahnen und
forderten das Ende der israelischen Besatzung von
palästinensischem Land, einschliesslich Jerusalems und die
Freilassung der palästinensischen Gefangenen.
Seit der gerichtlich angeordneten Rückgabe eines Teils des
konfiszierten Dorflandes im Juni 2011 laufen die
Demonstranten zum Abu Lemon Park, wo israelische Soldaten
hinter der Betonmauer und einer Stacheldrahtbarierre in
Bereitschaft stehen. Als einige Demonstrationsteilnehmer den
Draht durchschnitten, begannen die Soldaten mit dem Angriff
auf die Menschen. Sie feuerten Tränengaskanister,
Gummimantelgeschosse, und mit Chemikalien versetztes,
übelriechendes Abwasser.
Später warfen einige Jugendliche Steine in Richtung Mauer,
worauf die Soldaten Tränengaskanister in nahegelegene
Olivenhaine zielten, was erwartungsgemäss mehrere Brände
verursachte. In dem kurzen Video über den Protest in Bil’in
spricht ein jüdischer Amerikaner von seine Unterstützung der
Proteste in Bil’in.
Weitere gewaltlose Proteste gegen die Annexionsmauer fanden
in Ni’lin und Kufr Quaddoum statt.
Palästinenser in der besetzten Westbank organisieren seit
einigen Jahren gewaltlose wöchentliche Proteste gegen den
Bau der nach internationalem Recht illegalen israelischen
Mauer und die Siedlungskolonien. Die israelische Armee
versucht, die Proteste mit unverhältnismässiger Gewalt zu
unterdrücken, was auf seiten der Palästinenser und der
Solidaritätsdemonstranten aus dem Ausland zu zahllosen
Verletzungen und einigen Todesfällen führte.
Saeed Bannoura, Soldiers attack Bil’ins
non-violent protest, 2. Juni 2012, IMEMC;
http://www.imemc.org/article/63644
Zelt der Nationen: Ein Modell für Unabhängigkeit
-
Ausserhalb Betlehems steht das „Zelt der
Nationen“, ein Symbol für ein Leben der Selbstversorgung und
Unabhängikeit der Palästinenser. Das „Tent of Nations“ wurde
auf dem Land der Familie Nassar errichtet, die seit 1991 vor
israelischen Gerichten gegen die Konfiszierung ihres Landes
kämpft, das sich seit beinahe einem Jahrhundert in ihrem
Besitz befindet. Am 21. Mai 2012 erhielt die Familie einen
Demolierunsgbefehl mit dem Verbot der weiteren Kultivierung
des Landes, aber die Rechtsanwälte legten prompt am nächsten
Morgen Beschwerde gegen den Befehl ein.
Das Zelt der
Nationen wurde 2000 errichtet und die Familie Nassar stellte
einen Teil ihres Landes
zur Verfügung, damit Palästinenser und internationale
Besucher Brücken des Friedens, der Verständigung und der
Versöhnung bauen können. Weil das Land unter der permanenten
Bedrohung durch erneute Demolierungsorder steht, kann die
Familie keine festen Strukturen bauen. Die Familie und ihre
Besucher leben deshalb in Zelten und Höhlen. Der
Lebensunterhalt der Familie und der Freiwilligen wird durch
das Einkommen von Dahers Weingarten bestritten, dem Gut der
Familie, wo Oliven, Weizen, Trauben und vieles mehr wachsen.
Regenwasser und Solarenergie sind die Hauptquellen für
Wasser und Energie, weil das Land keine Wasser- und
Stromversorgung hat. Daoud Nassar ruft die Palästinenser zu
einem Leben der Selbstversorgung auf, weil Spenden von
aussen Abhängigkeiten schaffen, durch die Palästinenser
geschwächt werden. Zahlreiche Freiwillige helfen beim Anbau
der Felder, um Israel nicht den Vorwand für eine
Konfiszierung von Brachland zu geben.
Sarah Snobar, Tent of Nations: A role model for
self-sustainability.
29. Mai 2012,
IMEMC;
http://www.imemc.org/article/63607
Wöchentliche Demonstration in Beit Ummar: Solidarität mit
Mahmoud Sarsak
-
Mehr als 20 schottische Aktivisten
verstärkten Beit Ommars wöchentliche Demonstration gegen die
israelische Besatzung und den Diebstahl von Land durch die
Siedler und den Staat Israel am Samstag, den 2. Juni 2012.
Eine Mauer von 40 Soldaten blockierte die Demonstranten und
verwehrte den Weitermarsch in Richtung einiger neugebauter
israelischer Siedlungshäuser. Einer der Soldaten verteilte
Fusstritte, ein anderer drohte einer Demonstrantin mit
Vergewaltigung. Die Protestteilnehmer liessen sich nicht
einschüchtern und ein Mitglied des örtlichen
Widerstandskomitees gab den Soldaten eine Lektion über
Landdiebstahl, internationales Recht und ihren Mangel an
Menschlichkeit. Die Demonstranten erklärten sich mit Mahmoud
Sarsak solidarisch, dem palästinensischen
Fussballnationalspieler, der seit dem 19. März 2012 im
Hungerstreik ist, um gegen seine fortgesetzte Inhaftierung
ohne offizielle Anklageerhebung zu protestieren.
In
nahegelegenen Hebron brachen israelische Soldaten am Samstag
bei Morgengrauen in mehreren Häusern ein und kidnappten
vier Palästinenser. Im Haus der Familie Al-Ajarma wurden
Nimir, Salah und Mousa Al-Ajama an einen ungenannten Ort
abgeführt. Ein vierten Bewohner Hebrons, Monther Mousa
Ash-Shweiky, wurde verschleppt, nachdem Soldaten sein Haus
auseinandergenommen und den Computer konfisziert hatten.
Ebenfalls am
Samstag, so berichtete Issa Amro von der Gruppe „Youth
Coalition Against Settlements“, bewarfen etwa 30 israelische
Siedler palästinensische Häuser und Autos im Zentrum
von Al Khalil mit Steinen und sprühten rassistische Graffiti
auf die Wände.
http://palestinesolidarityproject.org/2012/06/02/weekly-demonstration-in-beit-ommar-2/
Saed Bannoura, Several injuries reported in
Beit Ummar weekly protest, 3.
Juni 2012,
IMEMC;
http://www.imemc.org/article/63652
Israels
Apartheid stoppt zwei palästinensische Konzertgänger auf dem
Weg zu Madonnas „Friedenskonzert“
-
Trotz des palästinensischen Aufrufs zu
Boykott, Desinvestition und Sanktionen (BDS) trat Madonna im
Ramat Gan Stadium in Israel auf. In Reaktion auf die Kritik
gegen ihre Vorstellung in Israel hatte Madonna freie
Konzertkarten an Mitglieder verschiedener NGOs verteilt. Für
Millionen von Menschen ist der Zugang zu Konzerten in Israel
absolut versperrt.
Saeed und
Muhammad Amireh aus dem Westbankdorf Ni’lin hatten Karten
für das Konzert besorgt, aber als sie am Tor der
Apartheidmauer ankamen und den Grund ihrer Reise darlegten,
blieb das Tor verschlossen. An der Strassenblockade am
anderen Ausgang des Dorfes wurden sie ebenfalls nicht
durchgelassen, und so mussten sie umkehren. Sie riefen den
DCO[District Coordination Officer]an, um einen Passierschein
für die Strassensperren auf dem Weg zum Konzertstadium zu
erhalten, aber der Zugang nach Israel wurde ihnen
verweigert.
Wie die
Mehrheit der Palästinenser haben Saeed und Muhammad
sogenannte grüne Ausweise, die den Zugang zur anderen Seite
der Grünen Linie verweigern. Obwohl sie unter israelischer
Kontrolle leben, werden sie nicht als Bürger eines Landes
anerkannt und grundlegende Menschenrechte, wie das Recht auf
Bewegungsfreiheit, gelten nicht für sie.
Indem Madonna
ein Konzert in einem Apartheidstaat aufführt, akzeptiert sie
ein System von Regeln, die einige Menschen, wie die Bewohner
von Ni’lin, am Konzertbesuch hindern. Sie stellt dem
israelischen Besatzungsregime damit einen Persilschein aus.
Watch:Stopped By Apartheid on the Way to
Madonna’s “Peace Concert”;
http://www.nilin-village.org/
Ni’lin: Gewaltloser Widerstand gegen Israels Mauer im
fünften Jahr -
Am vierten Jahrestag des zivilen Widerstandes
in Ni’lin versammelten sich über 350 Teilnehmer,
Palästinenser, Israelis und Internationale, zum
Protestmarsch gegen die israelische Trennmauer. Im fünften
Jahr der Proteste gegen israelische Segregierungsmassnahmen
ist der Kampf so entschlossen wie zu Beginn.
Nach dem
Freitagsgebet in den Olivenhainen des Dorfes versammelten
sich die Demonstranten zu einem Marsch der Loyalität im
Gedenken an die fünf Märtyrer, Dorfbewohner, die ihr Leben
im unbewaffneten, gewaltlosen Widerstand verloren und von
israelischen Soldaten mit grosser Brutaität ermordet wurden.
Die Protestteilnehmer forderten auch zur Einheit unter den
palästinensischen Parteien auf und erinnerten an die
palästinensischen Gefangenen im Hungerstreik, von denen
manche seit 80 Tagen jede Nahrungszufuhr verweigern.
Als die
Demonstranten die Apartheidmauer erreichten, hatten die
israelischen Soldaten bereits den Wasserwerfer in Position
gebracht, um die Menge mit Stinkwasser zu besprühen. Einige
Demonstranten erreichten trotz aller Gegenmassnahemn die
Mauer, wo sie Autoreifen verbrannten: Der schwarz
aufsteigende Rauch ist zugleich ein Symbol der Trauer und
der Rebellion. Ein Protestteilnehmer hielt eine Rede gegen
das israelische Besatzungsregime und den Diebstahl von Land
durch die Siedler. Erst vergangenen Mittwoch hatten Siedler
der israelischen Kolonie Hashmonaim zuerst Steine auf einige
Bauern aus Ni’lin geworfen und sie dann beschossen, als die
Palästinenser ihre Felder auf der anderen Seite der Mauer
erreichen wollten.
Während der
Rede feuerten die israelischen Soldaten Tränengas auf die
Menge; ein 14-jähriger wurde verletzt und Dutzende litten an
Atemnot und anderen Beschwerden infolge der Inhalierung von
Tränengas. Die israelischen Soldaten versteckten sich, wie
bei vergangenen Demonstrationen, in den Feldern in
Mauernähe, um Demonstranten einzufangen und festzunehmen,
waren aber an diesem Tag erfolglos.
Seit 1967 hat
das Dorf Ni’lin einen Grossteil seines Landes verloren, von
58 000Dunum bleiben noch 7000. Auf dem konfizierten Land
wurden fünf illegale israelische Kolonien errichtet, die
Ni’lin auf drei Seiten einkreisen, nur der Westen ist noch
frei. Die Apartheidstrasse 446 durchschneidet das Dorf in
der Mitte. Von 2004 bis 2008 konnten die Dorfbewohner den
Bau der Apartheidmauer aufhalten und über 1500 Dunum vor der
Konfiszierung retten.
Mit dem Bau
der israelischen Mauer begann Ni’lins intensiver Widerstand
und die friedlichen Demonstrationen. Die Reaktion der
israelischen Armee kam mit grosser Brutalität und brachte
dem Dorf eine systematischer Einschüchterungkampagne mit
Ausgangssperren und dem Einsatz unverhältnismässiger Gewalt.
153 Einwohner wurden durch scharfe Munition schwer verletzt,
u.a. weil die Soldaten auf besonders verletzliche Teile des
Körpers zielten. Mehr als 650 Menschen wurden durch den
Beschuss mit Gummimantelgeschossen und Tränengaskanistern
ernstlich verletzt, zwei Menschen verloren das Augenlicht
und Tausende wurden leicht verletzt. Der Amerikaner Tristan
Anderson wurde 2009 von einem Tränengaskanister am Kopf
verletzt und musste mehr als eineinhalb Jahre im Krankenhaus
behandelt werden. Fünf Bewohner von Ni’lin wurden getötet,
darunter der zehnjährige Ahmad Mousa, der von einer Kugel am
Kopf getroffen wurde.
Trotz dieser
gnadenlosen Repression setzten die Menschen von Ni’lin ihren
friedlichen Kampf mit wachsender Entschlusskraft fort und
haben zu Zeiten sogar einen Teil der Mauer niederreissen
können. Die israelische Mauer hat gegenwärtig drei
Komponenten: einen elektrischen Zaun, eine Betonwand und
eine Stacheldrahtbarriere. Der Widerstand des kleinen und
unbekannten Dorfes ist trotz allem stark. Die Trennmauer
wird fallen, wie alle anderen Mauern zuvor, und die illegale
zionistische Besatzung wird enden.
Ni’lin enters the fifth year of popular
struggle against the segregation wall with a strong will and
determination
http://www.nilin-village.org/ ;
Herak Shababi Mustakil ruft zur Teilnahme am
Weltsozialforum auf
-
Vom 28. November 2012 bis zum 1. Dezember
wird das Weltsozialforum „Freies Palästina“ in Porto Alegre,
Brasilien abgehalten. Menschenrechtsorganisationen,
Solidaritätsgruppen und Bewegungen für soziale Gerechtigkeit
aus der ganzen Welt wollen Strategien und Ideen entwickeln,
um den Kampf für die palästinensische Befreiung
voranzubringen. Die unabhängige palästinensische
Jugendbewegung Herak Shababi Mustakil ruft zur Teilnahme an
diesem Forum auf, um eine neue Generation der
Palästinasolidarität aufzubauen. Seit 2011 ist die
Jugendbewegung in Palästina verstärkt durch die Organisation
von Demonstrationen und Blockadeaktionen vor internationalen
Organisationen an die Öffentlichkeit getreten, vor allem um
weltweit über die unmenschliche Behandlung der
palästinensischen Gefangenen durch Israel zu informieren.
Junge Menschen sind in der arabischen Welt, in Europa und
den Amerikas auf die Strassen gegangen, um gegen Diktatoren,
gegen drastische Kürzungen und das Mismanagement durch
finanzielle Institutionen zu protestieren. Die neuen
Jugendbewegungen sehen ihren Widerstand bewusst im Kontext
einer globalen Solidarität. Der Erfolg des WSF „Freies
Palästina“ beruht auf der Teilnahme der verschiedensten
Solidaritätsgruppen.
Hassan
Kharajeh, der Jugendkoordinator von Stop the Wall, weist
daraufhin, dass palästinensische Jugendorganisationen durch
erfolgreiche Solidaritätsaktionen für die hungerstreikenden
Gefangenen grosse Sorge in Israel erregten, durch
Twitteraktionen Druck auf duckmäuserische europäische
Politiker, u.a. Catherine Ashton, ausübten und die
Kollaboration der Palästinensischen Autorität und
palästinensischer Wirtschaftsbosse an den Pranger stellten.
Karajek erzählt, wie die Jugendlichen eine Firma in Ramallah
durch ihre Öffentlichkeitsarbeit dazu zwangen, einen
israelischen Künstler auszuladen, der auch für die
israelische Armee arbeitete. Stattdessen wurde eine
erfolgreiche Neujahrsfeier im Zentrum Ramallahs organsiert,
bei der verschiedene Künstler auftraten und das Publkum
freien Zutritt hatte.
Siehe Aufruf in Englisch: http://www.stopthewall.org/2012/06/02/herak-shababi-mustakil-call-world-social-forum-free-palestine
„We will not be silenced!“ – an interview
with STW’s Youth Coordinator;
http://www.stopthewall.org/2012/05/19/we-will-not-be-sileneced-interview-stws-youth-coordinator
Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer |
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