Liebe Freunde, ich sprach gerade mit
Molly Malekar, als sie auf ihrem Weg ins Sha’arei Tzdek Krankenhaus in
Jerusalem war. Hier ihr Bericht:
„Wir waren etwa 60 Frauen, nur
Frauen: etwa 1/3 israelische, 1/3 palästinensische, 1/3 internationale
Frauen.
Wir trafen uns in Bidu, um gegen den
Mauerbau in diesem Dorf zu protestieren. Es war ein ruhiger Marsch. Die
Frauen trugen Poster/ Transparente und gingen in die Richtung des Areals,
wo Soldaten den Mauerbau bewachen. In einer Entfernung von 10 Metern vor
ihnen hielten wir an, weil die Soldaten ihre Waffen direkt auf uns
richteten. Ich rief auf hebräisch zu ihnen : „Nicht schießen, wir sind
nicht bewaffnet. Dies ist eine gewaltfreie Demonstration.“
Plötzlich kam ein Angriff mit
Tränengas und Stun-Granaten , die rund um uns fielen und in keinerlei
Verhältnis zu der ruhigen, nicht provozierenden Art unserer Aktion war.
Die Granaten fielen direkt vor unsere Füße. Wir waren geschockt und
konnten nicht atmen. Die meisten rannten auseinander und zurück. Die
Soldaten griffen uns an und fielen über die Frauen her, griffen einige und
nahmen sie fest..
Danach gab es keine Demo mehr, es
gab nichts mehr zum Auseinanderjagen. Die meisten Frauen waren zurück
gerannt und versuchten, sich vom Tränengas zu erholen. Ich blieb, weil ich
mit den Soldaten reden wollte, um die Verhaftung der vier Frauen zu
verhindern. Plötzlich tauchten aus dem Nichts vier Pferde mit
Grenzpolizisten auf und griffen an. Ich begann wegzulaufen. Aber eines mit
einer Polizistin fing mich ab. Sie schlug mit ihrem Stock auf meinen Kopf.
Ich fiel zu Boden. Da griff mich ein 2. Pferd an. Ich erhielt noch mehr
Schläge auf meinen Kopf und Rücken. Zu diesem Zeitpunkt gab es keinerlei
Provokation.“
Molly ist die Leiterin von Bat
Shalom, der Frauenfriedensorganisation auf israelischer Seite des
Jerusalem Link: ein gemeinsames Unternehmen für Frieden. (Die
palästinensische Seite nennt sich Jerusalemzentrum für Frauen) Molly ist
eine sehr ernsthafte und rücksichtsvolle Frau. Eine bessere könnten wir
uns nicht als Leiterin unserer Organisation vorstellen. Jeder, der Molly
einmal begegnet ist, weiß, dass sie sich niemals mit Provokationen
einlassen würde. Sie war immer vorsichtig und höflich. Ich fragte sie noch
über ihr Handy , als sie auf dem Weg zum Krankenhaus war, wie sie sich
fühlt: „Schreckliche Kopfschmerzen, meine Ohren sind verletzt und
schmerzen von den Schlägen. Aber lasst uns überlegen, wie wir die Leute
aufwecken können, nachdem was hier passieret ist. Wir müssen die Leute
wachrütteln.“
„Wach auf, Welt! Höre Israel,
wach auf! Israelische Soldaten machten Brutalität zur Lebensweise der
Palästinenser. Dann richteten sie ihre tödlichen Waffen gegen
internationale Friedensaktivisten und nun brutalisieren sie Israelis, die
ihre Art und Weise missbilligen. Wer wird die erste sein, die getötet
wird?
Starhawk, eine amerikanische
Aktivistin, die an einer dieser Aktionen teilnahm, schreibt: „die
Israelis, die mit dem täglichen Widerstandkampf zu tun haben ... sagten zu
mir, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis es einen israelischen
Märtyrer gibt.“
Was ist so schlimm: Gewaltlosigkeit
ist kein Schutz mehr gegen die Brutalität des Militärs , egal ob es
Israelis, Palästinenser oder Internationale sind. Keiner sollte wegen
friedlicher Demonstration angegriffen werden – doch genau das ist zur Norm
geworden.
Jede einzelne Demonstration, die
heute in den besetzten Gebieten stattfindet, von Palästinensern, oder
Israelis, Frauen oder Männern, gewaltfrei oder gewalttätig --- wird in
derselben brutalen Weise mit Gewehren, Stun-Granaten und Stöcken begegnet.
Und keiner untersucht in ernsthafter , vorurteilsfreier Weise die Unfälle.
Die Soldaten merken, dass sie immer brutaler vorgehen können; denn keiner
schert sich drum.
Was ist geschehen? Die Besatzung ist
geschehen. Die Besatzung hat die Seele Israels korrumpiert .
Eine Situation wie es in der Bibel
steht: „es herrscht weder Gesetz noch Urteil.“
In der Seele Israels herrscht heute
Anarchie – und sie wird nicht verschwinden, solange wir die Besatzung von
unserem Land und aus unseren Herzen nicht ausrotten.
Gila Svirsky, Jerusalem, Koalition
der Frauen für den Frieden.