Sie konnten uns in den 30 Jahren
nicht um einen
Zentimeter
verdrängen (Daoud Nasser,
22.3.2021)
Die christliche Familie weigert
sich, ihre Farm am Berg nahe
Bethlehem aufzugeben.
Daniel Silas Adamson im „BBC
News Magazine“ vom 3. Februar
2016
Eine palästinensische
christliche Familie, die von
ihrem Besitz in der Westbank aus
Gewaltlosigkeit predigt, kämpft
um den Erhalt ihres Grundstücks,
das ihr seit 98 Jahren (in-zwischen
mehr als 100 Jahren) gehört.
Umgeben von israelischen
Siedlungen ist sie jetzt ein
lebendes Beispiel für die Idee
des friedlichen Widerstands.
In seinem Farmgrund, ein Stück
außerhalb von Bethlehem, hebt
Daher Nassar Äpfel zwischen den
Ruinen seines Obstgartens auf,
den er vor mindestens acht
Jahren angelegt hatte. Die
Früchte liegen auf dem Grund
herum, der kürzlich aufgerissen
und eingeebnet wurde – die
Traktorspuren sind deutlich zu
sehen. Am Rande des Grundstücks
ragen Äste aus einem Erdhaufen
hervor – ihre Rinde ist
aufgerissen und geknickt,
unreife Mandeln hängen noch an
den Zweigen.
Am 19. Mai kam ein
palästinensischer Hirte im
ersten Morgengrauen aus dem Dorf
Nahalin und sah den Bulldozer an
der Arbeit im Garten, bewacht
von israelischen Soldaten. Bis
Nassar herangeeilt war, gab es
den ganzen Obstgarten - das
beste Stück nach zehnjähriger
Arbeit – nicht mehr. Sein
Englisch war zwar weit entfernt
von flüssig, aber der Schmerz
war aus seiner Stimme gut zu
hören: „Warum habt ihr die Bäume
kaputt gemacht?
Ein Sprecher der israelischen
Militärbehörde in der Westbank
sagte, die Bäume wären illegal
auf Staatsgrund gepflanzt
worden.
Nassars Schwester Amal hat eine
andere Erklärung. Die Regierung
versucht gemeinsam mit den
israelischen Siedlern, die rund
um die Farm leben, „uns zur
Gewaltausübung zu stoßen, oder
uns zu veranlassen, wegzugehen“.
Amal betont, dass ihre Familie
nicht vom Land gehen wird, noch
wird sie ihre Verpflichtung auf
friedlichen Widerstand aufgeben.
„Niemand kann uns zwingen
zu hassen“, sagt sie, „Wir
weigern uns, Feinde zu sein“.
Dieser Satz, der auf den Stein
am Eintritt zu ihrem Land
geschrieben ist, wurde zuerst
von ihrem Vater, Bishara Nassar,
ausgesprochen. Lange bevor das
Konzept unter den Palästinensern
weit verbreitet wurde, lehrte er
seine Kinder eine Theorie der
Gewaltlosigkeit, die seinen
eigenen christlichen Glauben
bestimmte.
Bishara (= Evangelist) Nassar
war ein Kind, als sein Vater das
Grundstück 1916 kaufte. Schon
damals, als der Erste Weltkrieg
den Mittleren Osten veränderte
und das Reich der Ottomanen
seinem Ende entgegenhinkte,
fingen palästinensische Christen
an auszuwandern. Nach dem Krieg
von 1948 ging die Auswanderung
der Christen von der Westbank
schneller, und Bishara, der ein
begabter Prediger und
Ziehharmonikaspieler war, fing
an, in die nahen Dörfer zu
gehen, sang seine Lieder und
leitete Bibelarbeiten in
Privathäusern. Musik und
Geschichten, meinte er, könnten
den Glauben vertiefen und das
Interesse der christlichen
Kinder in Bethlehem vertiefen,
und sie ermutigen zu bleiben.
Bishara kam auch dazu zu
glauben, dass die christliche
Gemeinde eine besondere Rolle zu
spielen hatte im Aufbau einer
friedlicheren Zukunft.
„Mein Vater sagte immer, ‚wir
werden nie nur durch
Händeschütteln Frieden erreichen
in Palästina und Israel – wir
müssen an den Menschen arbeiten,
um ganz unten anzufangen‘“, sagt
Amal Nassar. „So ist das, was
wir jetzt als Familie tun, die
Erfüllung des Traumes
meines Vaters, dass Menschen
Brücken bauen können zur
Hoffnung, zum gegenseitigen
Verständnis, zur Versöhnung, dem
Dialog, um den Frieden zu
erreichen.“
Von dieser Idee angeleitet
haben sie und ihre Brüder das
Bauerngut in ein Zentrum für
Friedensarbeit und gewaltlosen
Widerstand umgebaut, das
sogenannte „Tent of Nations“
(= Zelt der Nationen).
Mehr als 20 Jahre lang haben sie
dort Workshops abgehalten und
israelische Studenten, Rabbiner
und Friedensaktivisten begrüßt,
ebenso wie Gruppen aus ganz
Europa und Amerika. Sie haben
Sommerlager für lokale Schulen
durchgeführt, palästinensische
Kinder über Gewaltlosigkeit
aufgeklärt und ermutigt, die
Liebe zum Land durch Arbeiten
und Spielen auf dem Hof zu
entwickeln. Das ist besonders
wichtig, sagt Amal Nassar, für
eine Generation, die in
Flüchtlingslagern und auf den
Straßen der Stadt hinter Israels
Trennmauer aufgewachsen ist. Sie
arbeitet auch mit
palästinensischen Frauen über
Gewaltlosigkeit, während ihre
Mutter – Bisharas Witwe Milada –
traditionelles Essen für die
Tagesgäste kocht.
Milada Nassar sagt, ihr Gatte
wäre stolz auf das, was seine
Kinder geschaffen haben. Aber in
den Jahren seit seinem Tod 1976
wurde die Verpflichtung zur
Gewaltlosigkeit auf eine Art und
Weise geprüft, die er sich nie
hätte vorstellen können.
Zu dieser Zeit war die Westbank
für fast ein Jahrzehnt unter
israelischer Militärgewalt, und
jüdische Siedler hatten gerade
begonnen, sich in dem Gebiet
südlich der Farm niederzulassen.
Größtenteils waren allerdings
die Hügel rund um Bisharas Land
noch offenes Land, das von
palästinensischen Familien
bestellt oder als Weide von den
Schafhirten genutzt wurde. In
den 40 Jahren seither sind
überall Siedlungen der Israelis
gebaut worden.
Jetzt sind es insgesamt fünf
Siedlungen, die nächste so nah,
dass die Stimmen der Siedler
über das Tal bis zur Farm
tragen. Die nächste davon, Netiv
Ha’avot, ist wenig mehr als eine
Häuserreihe, umgeben von
Stacheldrahtrollen und mit
israelischen Flaggen geschmückt.
Die größte, Beitar Illit, ist
eine Stadt mit mehr als 40.000
Einwohnern, nachts ein
Lichtermeer, das den ganzen Hang
erstrahlen lässt. Alle diese
Siedlungen werden nach dem
Völkerrecht als illegal
betrachtet, obwohl Israel dieses
bestreitet.
Während sie die Siedlungen
rundherum in den 1980ern wachsen
sahen, begannen die Nassars sich
zu ängstigen. Ihr Hof war in
bester Lage, nahe der
Nord-Süd-Hauptstraße durch die
Westbank und auf einem Hügel.
1991 haben sich ihre Ängste
bestätigt. Die Militärregierung
erklärte, dass mehr als 90 % der
Farm jetzt dem Staate Israel
gehöre. Gush Etzion, einer der
größten Siedlungsblöcke in der
Westbank, schien drauf und dran
zu sein, sich auf die
Nassar-Farm auszudehnen.
Die Nassars aber weigerten sich
zu gehen, oder ihr Land geteilt
zu sehen. Und praktisch
hatten sie allein unter den
palästinensischen Bauern die
Dokumente, die sie benötigten,
um eine Klage an israelische
Gerichte zu bringen.
1924 hatte Bishara Nassars
Vater, nachdem er realisiert
hatte, dass das Ottomanische
Reich am Ende war und er sich
über die zunehmenden Spannungen
zwischen Arabern und Juden
ärgerte, sein Eigentum bei den
neuen imperialistischen
Herrschern registrieren lassen.
Die Briten gaben Landdokumente
aus, die die Größe und die
Begrenzungen der Farm
spezifizierten, und Bisharas
Vater, der ein gebildeter Mann
war, hielt sich an die
Dokumente.
Fast 70 Jahre später würden
diese Papiere die Basis für ein
Gerichtsverfahren darstellen,
das 23 Jahre lang vor den
israelischen Gerichtshöfen
abgehandelt wurde. Der Fall
bleibt ungelöst.
„Sie wissen sehr gut, dass es
sich die Palästinenser nicht
leisten können, ihr Land zu
verteidigen“, sagt Amal Nassar,
„so geben sie die Hoffnung auf
und gehen.“ Aber die Familie
Nassar hat irgendwie das Geld
und die Entscheidung gefunden,
ihre Klage aufrecht zu halten,.
Als sie nach 10 Jahren
Vorsprache bei Militärgerichten
informiert wurden, dass ihr
palästinensischer Anwalt nicht
wählbar wäre, um den Fall an
Israels Höchstgericht zu
verfechten – weil er
Identitätspapiere aus der
Westbank hatte – fanden sie ein
israelisches Büro, das willens
war, dieses zu tun. Als man
ihnen sagte, sie müssten einen
Plan ihres Besitzes vorlegen,
beauftragten sie einen
israelischen Landvermesser (mit
Kostenaufwand von 70.000 $) und
schickten ihn aus, um Landkarten
und Dokumente in den königlichen
Archiven in London und Istanbul
einzusehen. Als man von ihnen
verlangte, Zeugen zu bringen,
die ihre Angaben unterstützen
sollten, dass sie drei
Generationen lang das Land
bestellt hatten, mieteten sie
einen Bus und fuhren mehr als 30
palästinensische Dorfbewohner
zum Militärgericht nahe von
Ramallah. „Wir mussten 5 Stunden
lang vor dem Gerichtgebäude
unter der heißen Sonne warten“,
erinnerte sich Amal Nassar. „Und
dann, nach f ü n f Stunden, kam
ein Soldat heraus und sagte
„Wir brauchen keine Zeugen -
geht nach Hause“.
„Jedes Mal, wenn sie
sehen, dass du ihre Forderungen
erfüllst, fordern sie mehr und
mehr und das wird dann
immer schwieriger, so dass die
Leute sagen „Jetzt langt’s aber,
ich kann nicht mehr“. Ja, so
machen sie es immer. Wir wissen
das. Es ist ihr Spiel, uns so
lange zu stoßen, bis wir
weggehen.
Wie Amal es sieht, versucht das
israelische Militär und die
Siedler – nachdem es ihnen nicht
gelungen ist, die Familie legal
zu vertreiben – sie durch Gewalt
zu vertreiben. Sie erinnert
sich, wie die Siedler 2002 250
junge Olivenbäume ausgerissen
haben, und wie sie die Straße
zur Farm dauerhaft mit großen
Steinen blockiert haben. Die
Demolierungsbefehle waren am Tor
befestigt worden, um damit zu
drohen, das Haus der Familie
Nassar und die Wasserbrunnen zu
zerstören. Sie erzählt von den
Soldaten, die 2009 ihre
72jährige Mutter mitten in der
Nacht mit in Stellung gebrachtem
Gewehr aus dem Bett zwangen und
sie in der Kälte warten ließen,
während sie die Farm
durchsuchten.
Die israelischen Behörden in der
Westbank bestehen darauf, dass
sie mit der Zerstörung des
Obstgartens der Familie Nassar
und dem Aufhängen von
Demolierungsbefehlen am Tent of
Nations einfach nur die Regeln
der Planung durchführen. „Wir
schüchtern die Familie nicht
ein“, sagte der Sprecher für
CoGAt (= Coordination of
Government Activities in the
Territories), der Körperschaft,
die für die Durchführung der
israelischen Politik in der
Westbank verantwortlich ist.
„Wir führen keinen dieser
Schritte aus, um die Familie zum
Gehen zu veranlassen. Wir führen
nur das Gesetz durch.“
Die israelische Militärbehörde
ging nicht ein auf die
speziellen Klagen der Nassars
und leugnete, dass die Familie
einer Kampagne von Schikanen
ausgesetzt ist. „Die Behauptung,
dass die IDF (= Israeli Defence
Force) einzuschüchtern versucht
als Mittel der Vertreibung ist
ein Witz – und absolut ein
Widerspruch zu der Realität am
Boden in Judäa und Samaria (=
Westbank). Die Wirklichkeit in
Judäa und Samaria, wo
palästinensische Terroraktionen
und extreme Gewalt weiter
zunehmen, stellt eine wirkliche
Herausforderung des
Sicherheits-bedürfnisses dar.
Nichtdestotrotz bleibt IDF
verpflichtet, seine Mission der
Sicherung von Sicherheit und
Stabilität in der Region zu
gewährleisten, in einer
hochprofessionellen Art, die auf
der Moral und ethischen
Grundsätzen beruht, die
unverrückbar hinter allen
Aktivitäten des IDF stehen.
Amal Nassars jüngerer Bruder
Daoud ist nicht beeindruckt vom
moralischen Code der Männer, die
den Obstgarten verwüstet haben.
Aber er zeigt auch keinen Ärger.
„Wir sind willens,
eine bessere Zukunft auf
gewaltfreie Weise herzustellen …
ohne Hass“, sagt er.
„Unsere Antwort auf diese
Ungerechtigkeit wird niemals
Gewalt sein, und wir werden
niemals aufgeben und weggehen.“
Die Palästinenser haben ein
Wort, das diese Verweigerung
sich herausfordern oder
demoralisieren zu lassen,
umfasst: S u m u d. Öfters als
„Standhaftigkeit“ übersetzt,
beschreibt Sumud die
unverrückbare, geduldige
Bestimmtheit, auf dem Land zu
bleiben und weiterzumachen trotz
aller Schwierigkeiten eines
Lebens unter militärischer
Okkupation.
Es ist dieses die Qualität, die
Daher Nasser verkörpert, der
sich bei seinem Weg über den
verletzten und ausgeräumten
Obstgarten die Obstbäume
vorstellt, die er in 10 Jahren
von jetzt an abernten wird.
„Ich werde mehr Bäume
pflanzen“, sagt er „doppelt
soviele“.
(Übersetzung: Gerhilde Merz)
Anmerkung
der Übersetzerin: Beim „Sammeln
meiner Papiere“ fiel mir dieser
Artikel in die Hand. Ich hatte
als Gastgeberin die Freude,
Daoud Nassar für einige Tage in
meinem Haus zu Gast zu haben und
ihn in meiner Umgebung zu
verschiedenen Veranstaltungen zu
begleiten. Diese wenigen Tage
sind mir eine bleibende
Erinnerung geworden.
Ich freue
mich, vielen, die das „Tent of
Nations“ kennen, ein bissel mehr
über die Familie erzählen zu
können.
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22. 5. 2014 - Erneuter Angriff auf den Berg Daher - Begegnungszentrum Tent of Nations in Palästina - Rupert Neudeck - Mittwoch, 21.05.2014 - Das hält niemand aus, weder die Menschen auf dem Berg, noch die Zehntausende, die schon mal als Besucher oder Pilger diese wunderbare Begegnungstätte Tent of Nations gesehen haben. Was ist (schon wieder!) geschehen?
Auf dem Gelände des Friedensprojektes „Zelt der Völker“, dem Berg Daher, ist es zu einer geradezu wahnwitzigen Zerstörung von 1500 – ich hörte aus anderer Quelle von 800 – Apfel- und Aprikosenbäumen gekommen. Nach Mitteilung von Agenturen hätten israelische Bulldozer diese Bäume sowie Weinstöcke am 19. Mai zerstört. Der Leiter und Besitzer des Berges Daher Daoud Nassar hat diese Zerstörung bestätigt. Der Anwalt der Familie prüfe das weitere Vorgehen. In zwei Tagen soll Daoud Nassar, der auf Vorträgen in den USA ist, wieder in Bethlehem und auf dem Berg sein.
Die Geschichte der juristischen und handfesten Attacken auf das Besitztum der Familie Nassar geht in die letzten Jahre zurück. Daoud Nassar mußte sich durch teure Anwälte und Gerichtsverfahren immer wieder den Besitz des Berges einklagen, den sein Großvater 1919 gekauft hatte.
2008 hatten die Grünhelme auf dem Berg eine Solaranlage installiert (Fabian Jochem und Thomas Just). Der Berg bekommt im Unterschied zu den umliegenden fünf Kolonien jüdischer Siedler keinen Strom. Im Januar 2009 hatten wir die Solaranlage in Anwesenheit des Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages Ruprecht Polenz eingeweiht und eröffnet. Im Mai 2009 kam eine Delegation der Besatzungsbehörde auf den Berg mit einer sog. Demolition order, einem Zerstörungsbefehl für sechs verschiedene Objekte auf dem Berg, darunter die Solaranlage. Entweder würde Daoud Nassar diese eigenhändig zerstören oder ein Bulldozer würde in drei Tagen kommen und die sechs Objekte dem Erdboden gleichmachen. Durch den beherzten sofortigen Einspruch des MdB Ruprecht Polenz beim israelischen Botschafter und dem Auswärtigen Amt gelang es, dass dieser Zerstörungsbefehl nicht durchgeführt wurde.
Die GRÜNHELME haben Ende 2013 noch eine Verstärkung der 5 kw Anlage auf dem Berg einrichten lassen, so dass dort jetzt sowohl das Licht in der Küche brennt sowie der Internet Raum mit dem Strom aus der Batterie der Solaranlage versorgt ist.
Auf dem Berg ist ein Stein in Erinnerung an diese Arbeiten aufgestellt worden zur Erinnerung an die Arbeit der Grünhelme mit dem Satz aus Matthäus 5, 14-16:
„Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berge liegt, kann nicht verborgen werden. Man zündet kein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber. So soll Euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“.
Niemand hatte damit gerechnet, dass dieser Berg erneut Objekt und Opfer eines Angriffs der Besatzungsmacht werden würde. Auch wenn es sich um einen Angriff der immer aggressiver werdenden Siedler oder der sog. Hügeljugend handelt, fällt die Verantwortung auf die israelische Besatzungsbehörde zurück. Das in Stein gehauene Motto des Begegnungszentrums steht über dem Eingangszaun: „We refuse to be ennemies“, deutsch: „Wir lehnen es ab, Feinde zu sein“. http://gruenhelme.de/1758.php
21. 5. 2014 Dann rollten die Bulldozer - Israelische Bulldozer haben Teile der palästinensischen Begegnungsstätte "Tent of Nations" plattgemacht. Dabei genießt das Projekt internationalen Respekt. Israel stört sich seit Jahren daran. - "Das hätte ich denen nicht zugetraut." Rupert Neudeck, Gründer der Nichtregierungsorganisation Grünhelme, ist entsetzt. "Kein Platz in der von Israel besetzten C-Zone im Westjordanland stand so stark unter deutschem Schutz wie das Anwesen von Daoud Nassar." Das Kanzleramt hielt ein Auge auf das Grundstück, der deutsche Botschafter in Israel und nicht zuletzt viele Kirchengemeinden im deutschsprachigen Raum. Denn Daoud Nassar, ein 44-jähriger Palästinenser, arbeitet auf dem einzigen nicht von israelischen Siedlern besetzten Hügel zwischen Bethlehem und Hebron an einem Projekt, von dem es nicht viele gibt in der explosiven Region. "Wir weigern uns, Feinde zu sein" steht auf einem Stein am Eingang von "Tent of Nations" (Zelt der Völker). >>>
Von: Daoud Nassar [mailto:dnassar@tentofnations.org] - Dienstag, 20. Mai 2014
Betreff: Israeli Military destroyed trees at the Tent of Nations Farm
Dear friends of Tent of Nations, Yesterday at 08.00, Israeli bulldozers came to the fertile valley of the farm where we planted fruit trees 10 years ago, and destroyed the terraces and all our trees there. More than 1500 apricot and apple trees as well as grape plants were smashed and destroyed.
We informed our lawyer who is preparing the papers for appeal. Please be prepared to respond. We will need your support as you inform friends, churches and representatives when action is needed. Please wait for the moment and we will soon let you know about next steps and actions. Thank you so much for all your support and solidarity. Please follow us on Facebook Tent of Nations/Nassar Farm. Blessings and Salaam, Daoud
Vorher
Hinterher
Israelische Armee
rückt erneut gegen "Zelt der Völker"
vor - Die
israelische Armee ist erneut gegen
das "Zelt der Völker" vorgegangen,
ein Friedenszentrum bei Bethlehem.
Der Projektgründer Nassar teilte
mit, Bulldozer hätten mehr als 1.500
Obstbäume sowie Weinstöcke zerstört.
Die israelischen Behörden haben
in den vergangenen Jahren mehrfach
Abriss-Befehle ausgestellt und wollen
früheren Angaben Nassers zufolge
das Grundstück enteignen, um dort
Siedlungen zu bauen. Das "Zelt der
Völker" unterstützt den Dialog der
Kulturen in Israel und den Palästinensergebieten.
Es wird auch vom deutschen Familienministerium
unterstützt. >>>
Die Familie Nassar kämpft seit nunmehr vielen Jahren einen juristischen Kampf, um ihr Land und ihre Bäume zu schützen. - Vor kurzem haben die Militärbehörden auf einem Stück des Landes der Familie Nassar eine Warnung hinterlassen, in der erklärt wird, dass die dort befindlichen Bäume auf "Staatsland" gepflanzt seien und daher eine Besitzstörung seien und "entfernt" werden sollten. Am 12.05.2014 legte die Familie Nassar vor dem Militärgericht Einspruch gegen diese Verfügung ein und stellte klar, dass das betreffende Land nicht Staatsland sei und dass die Bäume auf dem Land der Familie gepflanzt seien. Weiterhin stellten sie klar, dass der Oberste Gerichtshof des Staates Israel verfügt habe, dass die Familie Nassar mit dem Prozess zur erneuten Eintragung ihres Landes (Anm. des Übersetzers: in die Grundbücher, nunmehr die des israelischen Militär-Grundbuchamtes) fortfahren solle. Die Familie Nassar bemüht sich seit Jahren, dieses Verfahren abzuschließen - das israelische Militär-Grundbuchamt (Anm. des Übersetzers: welches für Eintragung von Eigentum in den militärisch besetzten Gebieten zuständig ist) hat jedoch diesen Prozess ohne jegliche Angabe von Gründen endlos verzögert. Von Gesetzes wegen ist, wenn ein Einspruch eingelegt ist, bis zu einem rechtskräftigen Gerichtsurteil keine Zerstörung oder Entfernung erlaubt. Trotz der Tatsache, dass am 12.05.2014 ein Einspruch eingelegt wurde, und noch kein gerichtliches Urteil gefällt wurde, haben sich die militärischen Besatzungsbehörden beeilt, am 19.05.2014 das Land zu zerstören und alle betreffenden Bäume auszureißen. Diese Tat ist auch nach den drakonischen Militärgesetzen vor Ort illegal. Die Familie Nassar hat den Rat erhalten, eine Klage gegen dieses Vergehen einzureichen und Entschädigung für die illegalen Aktivitäten der Militärbehörden einzufordern." Quelle Tent of Nations / Nassar Farm - facebook >>>
Gestern kam es zu einer Aktion jüdischer Siedler gegen die Ölbäume der palästinensischen Familie Nassar. Der deutsche Freiwillige Lennart wurde Zeuge und berichtet: Hier in der Nähe von Jerusalem leben viele Palästinenser in der Nähe von israelischen Siedlungen, die im Inland der Palästinensischen Autonomiegebiete errichtet wurden. Manchmal kommt es zu spürbaren Auseinandersetzungen, wie auch heute Morgen: Das israelische Militär sperrte die Straßen zu einem Stück Land ab, auf dem 800 Bäume verschiedener Art gepflanzt sind. Das in Nahalin (nahe Bethlehem) liegende Stück Land ist circa ein Hektar groß und liegt im Besitz der Familie Nassar, die in Bethlehem und Beit Jala wohnt. In der militärisch bewachten Aktion wurden von 7.00 - 9.00 Uhr heimlich alle diese Bäume von israelischen Siedlern zerstört.
Heute Morgen kam ich, wie jeden Montag, zur Arbeit in die Dar Al Kalima Schule. Dort erwartete mich bereits Anton Nassar, der zweite Schulleiter der Schule. Durch ein Telefonat erhielt er die schreckliche Nachricht. Er bat mich, mit ihm zu kommen und so viele Menschen zu motivieren, wie es mir irgend möglich ist. Mit zwei weiteren Volontären, zwei EAPPI-Kräften und weiteren Familienmitgliedern der Familie Nassar folgten wir Tony Nassar zum Ort des Geschehens. Der furchtbare Anblick war kaum zu ertragen: Eine komplett zerstörte Sandlandschaft, die ein wenig davon verriet, was hier passiert sein muss, erwartete uns. Die vielen gerodeten Äpfel-, Mandel,- Oliven,- Aprikosen- und Traubenbäume, denen die Erntezeit kurz bevor stand, sind in ein Loch geschoben und mit Erde überschüttet worden.
Um dieses Stück Land gibt es schon seit längerer Zeit Streit. Eigentlich ist das Land seit 1916 im Besitz der Familie Nassar. Doch vor 23 Jahren erhoben die israelischen Siedler mit einem Brief erstmals Anspruch auf das Land, was sie als ihr Eigentum bezeichnen. Seitdem gibt es einige Vorfälle, die dem heutigen ähneln: 2004 sind beispielsweise 200 Bäume gefällt worden - hier konnte Tony mit seinen Brüdern die Bulldozer noch aufhalten, Weiteres zu zerstören. Weiteren Berichten zu Folge sind hier auch einfach Straßen durch das Land gebaut worden. Diesmal war für Tony Nassar und seine Familie jede Rettung zu spät. "Was sollen wir denn jetzt machen...?", sagte Tony Nassar mit einem verzweifeltem Blick auf das tote Land. Das einzige, was ihm blieb, war, das Fernsehen, seinen Anwalt und die Kirchen zu informieren. Doch das bringt die Bäume nicht wieder zurück.
Nachdem Tony Nassar sich das Unglück ein wenig angesehen hat, erhob er das Wort um uns seiner Message teilhaben zu lassen: "Die mögen stärker als wir sein, die mögen Bulldozer haben, die mögen versuchen uns so aus dem Land zu vertreiben - wir werden weitermachen und nicht aufgeben!". Für jeden gefällten Baum wolle Tony Nassar zwei neue pflanzen, er habe die Hoffnung weiterzumachen und nicht aufzugeben. Er wolle Bulldozer holen und das Land für die Bepflanzung neuer Bäume bereit machen. Diesen Mut, den Kampf wieder aufzunehmen, den kann man nur bewundern - auch wenn dieser Kampf nicht leicht wird. Das Gefühl von Machtlosigkeit gepaart mit der harten Symbolik, die die Familie Nassar ertragen muss, scheint unfassbar schwer handhabbar zu sein. Für uns außen stehende Volontäre ist es zu dem noch unfassbar schwer zu begreifen: Warum machen Menschen so etwas?
Trotz dessen weiterzumachen und nicht aufzugeben, das finde ich stark. Hoffentlich schafft es die Familie Nassar, ihr Land vor den Israelischen Siedlern zu retten. Doch selbst dann gibt es noch viel weiteres Land, welches den Palästinensern täglich streitig gemacht wird. Eine schwierige Situation, die im Nah-Ost-Konflikt momentan weder Besserung noch Frieden bringt - ganz im Gegenteil. Quelle Ruedi Knutti (facebook)
Rafat Shomali
(facebook)
- I wake up this morning to very
BAD NEWS !!!
Yesterday the Tent of Nations was
attacked ,
more than 1500 trees were bulldozed
and uprooted , for many of you that
have visited the Nassar family and
have heard Daoud speak you already
know the struggle that they have
had in the past years to keep their
land , maintain it and not only
this but use it as a place for building
peace and bringing people from all
around the world together , as followers
of Jesus there was a very strong
message written on a stone in the
entrance it says " We Refuse to
be Enemies" with all the papers
they have showing ownership to the
land even dating from the ottoman
period , the Israeli government
is still using very violent forms
to make this family leave. For all
of you that know Daoud and his family
this would make them stronger ,
this is the real life of Christians
here full of challenges .
One thing I am sure of , this farm
will be planted again , it is a
shame that this is happening today
, we will keep everyone updated
with further steps that are going
to be taken to replant and rebuild
the Tent of Nations. Here we are
and here we will stay we are not
going anywhere , you can uproot
trees but we will plant them again.
Hands that help are holier than
hands that pray!
Das Projekt "TENT OF NATIONS" -
"ZELT DER VÖLKER" des palästinensischen
Christen Daoud Nassar >>>
Tent of Nations / Nassar Farm -
facebook >>>
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