Am besten gleich das Völkerrecht
abschaffen!
Der
Vorstoß des israelischen Außenministers Lieberman ist an Absurdität
nicht mehr zu übertreffen
Arn Strohmeyer
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Die bedingungslose
Unterstützung Israels ist für die deutsche Kanzlerin Angela Merkel
„deutsche Staatsräson“. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger,
dass die deutsche Politik ohne Wenn und Aber hinter Israels
völkerrechtswidriger Politik stehen muss. Sie stellt sich so in
direkten Widerspruch zum deutschen Grundgesetz, denn in Artikel 25
und 26 ist klar festgelegt, dass für deutsche Regierungen das
Völkerrecht unmittelbar geltendes Recht ist. Politologen und
Völkerrechtler haben nicht nur darauf hingewiesen, dass der Begriff
der Staatsräson aus obrigkeitsstaatlicher Zeit stammt und die Macht
und Sicherheitsinteressen eines Staates über Moral und Ethik
stellt, sondern wie hier auch eine selbst gestellte Falle bedeuten
kann, weil man sich mit dem Bekenntnis zur rückhaltlosen
Unterstützung eines Verbündeten in die vollständige Abhängigkeit
von seinen Entscheidungen begibt – noch dazu eines, der mit dem
Völkerrecht nichts im Sinn hat.
Jetzt hat der
israelische Außenminister Avgidor Lieberman ganz ernsthaft
gefordert, dass Deutschland seine Zahlungen an den Internationalen
Gerichtshof in Den Haag (IStGH) einstellen soll, was dessen Ende
bedeuten würde, da Deutschland einer der größten Zahler ist. Nun
ist dieser Gerichtshof bei allen Unvollkommenheiten, die ihm sicher
noch anhaften, ein großer Fortschritt bei der Durchsetzung des
internationalen Rechts. Lieberman will nun gleich das Kind mit dem
Bade auskippen: anstatt die Politik seines Staates dem Völkerrecht
anzupassen, fordert er, die Instanz, die es durchsetzen soll, und
damit gleich das ganze Völkerrecht abzuschaffen. Absurder und
dreister geht es wirklich nicht!
Aber der Vorstoß
zeigt auch: Der Schritt von Präsident Abbas, die Mitgliedschaft der
Palästinenser im Internationalen Gerichtshof zu beantragen, zeigt
Wirkung. Die israelische Regierung ist äußerst nervös, befürchtet
das Schlimmste, d. h. Gutachten und Urteile des Gerichtshofes über
seine Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen, die dem
Staat Israel sehr schaden und ihn weiter in die internationale
Isolierung treiben können. Wer ein gutes Gewissen hat, reagiert so
nicht. Abbas diplomatische Offensive erweist sich offenbar schon
nach kurzer Zeit als sehr erfolgreich.
Nun weiß man noch
nicht genau, ob die Forderung Liebermans, dem IStGH die Gelder zu
sperren, eine private Äußerung, ein politischer Versuchsluftballon
oder die offizielle Linie der israelischen Regierung ist. Sollte
letzteres zutreffen, hätte die Bundesregierung ein ernstes Problem:
Soll man in Nibelungentreue zum engen Freund Israel halten oder dem
Völkerrecht den Garaus machen und sich international lächerlich
machen? Wie auch immer: Liebermans Vorstoß sollte den Regierenden
in Berlin klar machen, mit was für einer Art „Freund“ man es da zu
tun hat! 18.01.2015