Holocaust
und Nahostkonflikt
Wie der Holocaust für
fremde Zwecke
missbraucht wird
Der
Holocaust (bei dem nicht
nur Juden ermordet
wurden) war ein
Verbrechen ungeheuren
Ausmaßes, ein
„Zivilisationsbruch“. Es
versteht sich von
selbst, dass sich aus
seinem solchen Genozid
moralische Forderungen
ergeben, um die
Wiederholung einer
solchen Barbarei für die
Zukunft auszuschließen.
Der
jüdisch-amerikanische
Politologie Norman G.
Finkelstein hat
formuliert, wie ein
angemessener Umgang mit
dem Holocaust aussehen
müsste: „Die edelste
Geste gegenüber jenen,
die umgekommen sind,
besteht darin, ihr
Andenken zu bewahren,
aus ihrem Leiden zu
lernen und sie endlich
in Frieden rufen zu
lassen.“
Genau das geschieht aber
nicht. Der Holocaust und
seine Opfer werden
zumeist nicht
absichtslos, also
zweckfrei, erinnert,
sondern für alle
möglichen politischen,
wirtschaftlichen und
militärischen Interessen
und Ziele
instrumentalisiert.
Speziell Israel geht
dabei in unrühmlicher
Weise voran: Der
zionistische Staat
rechtfertigt vor allem
seine Gewaltpolitik
gegenüber den
Palästinensern mit der
Berufung auf den Mord an
den europäischen Juden.
Die deutsche Politik
folgt in ihrer Loyalität
zu Israel diesem
Vorbild. Der Gaza-Krieg
2023/24 war ein erneutes
Beispiel dafür. Gegen
diesen infamen
Missbrauch des Holocaust
wendet sich dieses Buch.
Details
ISBN: 978-3-910594-23-4
Verlag: Gabriele Schäfer
Verlag Herne
Preis: 19,90 €
Es empfiehlt sich, das
Buch direkt über den
Verlag zu bestellen:
info@gabrieleschaeferverlag.de
Arn Strohmeyer:
Müssen wir Israel lieben?
Widerspruch gegen die deutsche Staatsräson
Gabriele Schäfer Verlag Herne
ISBN 978-3-910594-15-9
17 Euro. Cover Erhard Arendt
Arn
Strohmeyers Buch -
Müssen wird Israel
lieben? Widerspruch
gegen die deutsche
Staatsräson
rezensiert von Hermann
Dierkes
Das
neueste Buch von Arn
Strohmeyer
systematisiert seine
Positionen aus früheren
Veröffentlichungen
hinsichtlich des Dogmas,
dass Israels Sicherheit
deutsche Staatsräson
sei. Eine Haltung,
wie sie praktisch
von
allen Bundesregierungen
eingenommen
und von
Bundeskanzlerin Merkel
in der Knesset auf den
Punkt gebracht worden
war.
Bundeskanzler Schmidt
hatte vor einem solchen
Dogma gewarnt – leider
erst nach seiner
Amtszeit.
Mit
ihm
hat sich
die deutsche Politik an
einen Staat gekettet, in
dessen DNA seit
seiner Gründung 1948
die
Vertreibung der
Palästinenser, ihre
Dehumanisierung,
Unterdrückung und
fortschreitende Annexion
ihres Landes fest
eingeschrieben ist.
Der laufende
Vernichtungsfeldzug in
Gaza ist – nach fünf
massiven Angriffen auf
den Küstenstreifen seit
2008/09 - der vorläufige
Höhepunkt. Sein Vorwand
– Vergeltung für den
blutigen Ausbruch der
Hamas und anderer
Widerstandsgruppen aus
dem „größten
Freiluftgefängnis der
Welt“ und der
Verschleppung von rund
240 Geiseln am 7.10.23
ist angesichts von über
30.000 Toten, die
meisten davon Kinder und
Frauen, und der
umfassenden Zerstörung
fast aller Wohnungen und
Infrastruktur, der
kollektiven Bestrafung
der gesamten Bevölkerung
mit der Zerstörung bzw.
dem Entzug alles
Lebensnotwendigen und
ihrer immer weiteren
Vertreibung in den
Südzipfel des
Gazastreifens, wo sie
weiter bombardiert und
angegriffen werden,
vollkommen
unglaubwürdig.
Israel
propagiert als Ziel
seines
Vernichtungsfeldzugs,
die ”terroristische
Hamas” - politische
Hauptströmung im
Gazastreifen und ihre
Kampfbataillone –
vollständig zu
vernichten, nachdem
diese nach jahrelangen
Bombardierungen,
umfassender Abriegelung,
völliger Verarmung und
vielen Tausend toten
Zivilisten in das
israelische Grenzgebiet
eingefallen war,
was
rund 1.200
israelischen Soldaten
und grenznahen Bewohnern
das Leben gekostet hat.
Dabei ist immer
noch unabhängig
aufzuklären, wie viele
von ihnen dem
palästinensischen
Angriff und wie viele
dem rücksichtslosen
Einsatz der israelischen
Armee zum Opfer gefallen
sind.
Doch die Fakten, bekannt
gewordene Pläne und
Hetzreden israelischer
Politiker und Militärs
sprechen eine andere
Sprache:
Ziel ist die Dezimierung
der Bevölkerung durch
Töten,
Aushungern,
Dehydrierung, durch
Krankheiten und die
Schaffung absolut
menschenunwürdiger
Verhältnisse, um sie
letztlich nach Ägypten
und ins Exil zu
vertreiben. Diese
Vorgehensweise stellt
die erste
massive
Vertreibung der
einheimischen
Bevölkerung (arabisch:
Nakba) durch jüdische
Terrorverbände im Jahr
1948 und ihre
Zerstörungen bereits
jetzt in den Schatten.
Israel
hat mit Beginn seiner
staatlichen Existenz
immer wieder Menschen-
und Völkerrecht mit
Füßen getreten.
Vertreibung, Besatzung,
Unterdrückung, Apartheid
und fortschreitende
Annexion
palästinensicher Gebiete
sind Grundlagen
seiner
zionistischen,
ausgrenzenden und
rassistischen
Staatsideologie. ”Die
Nakba“, so
Strohmeyer in seiner
neuen Publikation,
„hat bis heute kein Ende
gefunden, denn die
Zionisten rauben weiter
Land und vertreiben
Menschen von ihrem
Besitz. Menschenleben
spielen dabei keine
Rolle. Die jüdischen
Siedler rauben und töten
unter den Augen der
israelischen Polizei und
Armee, niemand von den
Tätern wird bestraft (…)
Widerstand … wird mit
schweren Strafen belegt:
Tausende Palästinenser
sitzen unter furchtbaren
Bedingungen in
israelischen
Gefängnissen – Männer,
Frauen und sogar Kinder.
Daran hat sich seit
Jahrzehnten nichts
geändert. Im Krieg 1967
wurden noch einmal
300.000 Palästinenser
vertrieben“. Doch,
so der Autor, hat sich
die deutsche Politik
immer wieder blind
gestellt, die
offenkundigen Verbrechen
des Zionismus gedeckt,
geleugnet und „aus der
historischen
Verpflichtung durch den
Holocaust“ offen
unterstützt.
„Wie sind die
Deutschen mit ihrer
Schuld umgegangen?”
fragt Strohmeyer.
”Nach der Katastrophe
des Hitlerstaates
brauchten sie bzw. die
politische Elite
unbedingt seelische
Entlastung von der
furchtbaren
Vergangenheit. Man
mutierte vom
Antisemitismus zum
Philosemitismus und
glaubte so, Sühne für
den Genozid an den
europäischen Juden
leisten zu können, indem
man das zionistische
Projekt bedingungslos
unterstützte. Die
Ermordeten konnte man
nicht mehr um Vergebung
bitten, also schuf man
sich mit dem Staat
Israel ein Ersatzobjekt
für die
Wiedergutmachung” Das
Israel, dem man sich
zuwandte, war aber nicht
der Staat, der die Nakba
durchgeführt hatte,
sondern man konstruierte
sich ein idealisiertes
und abstraktes
Wunschbild vom
Judenstaat (…) die
Verbrechen der Zionisten
übersah man und schwieg
dazu (…) Man sprach von
gemeinsamen Werten, die
es mit einem Staat, der
von Anfang an einen
Siedlerkolonialismus
praktiziert hatte, gar
nicht geben konnte. Die
Beziehung der
Bundesrepublik zu Israel
war also von Anfang an
von Unaufrichtigkeit
geprägt und deshalb ein
Dilemma. Denn mit der
bedingungslosen
Unterstützung des
zionistischen Projekts
macht man sich zum
Verbündeten, ja zum
Komplizen einer
anachronistischen
kolonialistischen
Verdrängungs- und
Unterdrückungspolitik”.
Die deutsche
Israel-Politik hatte u.a.
den Weg geebnet für die
Wiederaufnahme in die
internationale Politik
und das folgende
„Wirtschaftswunder“.
Israel ist für „den
Westen“ seit Langem
wichtigste Schaltstelle
für Waffengeschäfte,
„Sicherheitstechnologie“
und geostrategische
Maßnahmen.
Ende
Januar hat der
Internationale
Gerichtshof im Haag auf
Antrag Südafrikas das
israelische Vorgehen
in Gaza
und
zahlreiche Ansagen
seiner politischen und
militärischen Führung
als plausiblen Bruch der
Völkermordkonvention von
1948 bewertet und sechs
einschneidende Maßnahmen
verhängt – ohne jeden
Erfolg. Israel mißachtet
die Anordnungen
demonstrativ,
bombt
und mordet noch
schlimmer als bisher,
das Verhalten seiner
Soldaten und seiner
Befehlshaber werden von
mal zu mal schmutziger.
Die deutsche
Ampelregierung hält im
Gefolge der USA, Israels
Hauptstütze, dem
zionistischen Regime
bisher
hartnäckig die Stange,
leugnet den laufenden
Völkermord, liefert
weiter Waffen, Munition
und Finanzhilfen,
verteidigt Israel
diplomatisch und
inszeniert –
analog dem McCarthyismus
der fünfziger Jahre in
den USA –
ein
Klima der
Einschüchterung,
Zensur
und Verfolgung von
Kritikern, die – im
Gefolge der israelischen
Mainstream-Politik – als
”Antisemiten” verleumdet
werden.
Daran ändern auch
gelegentliche
Ermahnungen der
israelischen Regierung
durch die USA und
Deutschland nichts,
„mehr für die Zivilisten
zu tun“. Es handelt sich
um Wattebäuschchen zur
Ruhigstellung der
öffentlichen Kritik, die
von dem israelischen
Regime genauso
aufgefasst werden und
als Ermunterung,
weiterzumachen, wie
bisher. Harte Maßnahmen
und Sanktionen, um den
Alptraum von Gaza
abzustellen, muss es
weder von den USA noch
von Deutschland
befürchten.
„Nirgendwo in Äußerungen
deutscher Politiker und
in den deutschen
Mainstream-Medien“, so
der Autor, „war davon
die Rede, dass auch die
Palästinenser ein Recht
auf Schutz und
Sicherheit haben. Damit
hat Deutschland nicht
nur die falschen Lehren
aus der Geschichte
gezogen, sondern es lädt
sogar neue Schuld auf
sich. Es ist verheerend,
wenn die deutsche Schuld
aus der NS-Zeit dazu
führt, die Realität
nicht zu sehen, die
Dinge nicht bei ihrem
wirklichen Namen zu
nennen und neue
monströse Verbrechen zu
billigen“.
Arn
Strohmeyer, der die
komplizenhafte deutsche
Mainstream-Politik in
zahlreichen Schriften
analysiert und ihre
Hintergründe
aufgearbeitet hat,
widerspricht in seinem
neuen Buch systematisch
der sogenannten
”deutschen Staatsräson”,
also dass die
Verteidigung Israels
aufgrund der
historischen Schuld
Deutschlands an den
Juden nicht verhandelbar
sei. Der Autor gibt
einen Überblick über die
bisherige Debatte zu dem
Thema, an der sich neben
Völkerrechtlern wie
Norman Paech, Richard
Falk, dem slowenischen
Philosophen Slavoj
Zizek, dem Historiker A.
Dirk Moses, auch viele
namhafte israelische
bzw. jüdische Autoren
und Gelehrte wie Ilan
Pappe, Moshe Zuckerman,
Amira Hass, Judith
Butler, Gideon Levy,
Daniel Blatman, Tamar
Amar Dahl, Deborah
Feldman, Avi
Shlaim,
Raz Segal und Masha
Gessen beteiligt haben,
die allesamt das
israelische Vorgehen in
Gaza als schweres
Verbrechen und die
deutsche Politik als
Irrweg verurteilen.
Eine klare Mehrheit der
UN verurteilt Israels
Vernichtungsfeldzug, es
gibt weltweit zahllose,
oft sehr große
Protestdemonstrationen
für sofortigen
Waffenstillstand und
ungehinderte
Hilfslieferungen. Das
laufende Verfahren vor
dem Internationalen
Gerichtshof, das die
israelische
Besatzungspolitik
bewerten soll und an dem
über 50 Staaten mit
Stellungnahmen
teilgenommen haben,
dürfte im Ergebnis schon
jetzt feststehen. Eine
Verurteilung Israels
wegen Bruchs der
Völkermordkonvention
dürfte ebenfalls große
Erfolgsaussichten haben.
Das Diktum des deutschen
Bundeskanzlers zu Beginn
der israelischen
Offensive, er habe
keinerlei Zweifel, dass
sich Israel an das
Völkerrecht halte und
seine Armee moralisch
und humanitär geleitet
sei, hat sich als
absolut falsch und
absurd erwiesen. Gaza
wird in die Geschichte
eingehen als eines der
schlimmsten
Menscheitsverbrechen der
jüngeren Geschichte,
Besatzung und Apartheid
dürften demnächst als
völkerrechtswidrig
verurteilt werden.
„Die ideologischen
Grundlagen der deutschen
Israel-Ideologie“, so
der Autor, „kommen also
beträchtlich ins Wanken
und sie werden dem
kritischen Ansturm nicht
mehr lange standhalten.
Die deutsche Politik hat
sich mit einem Partner
zusammengetan, dem
Völkerrecht und
Menschenrechte nichts
gelten, der in einem
Apartheidstaat eine
grausame Besatzung
aufrechterhält und
gnadenlos Kriege gegen
jeden führt, der die
Macht der Zionisten
einschränken könnte (…)
Das hat mit richtigen
Schlussfolgerungen aus
dem Holocaust nichts zu
tun, es ist schlicht ein
moralischer Bankrott.
Ein Bankrott auch der
sogenannten
‚Werte-orientierten
Außenpolitik‘, wie sie
die deutsche
Außenministerin
vertritt“ - und
deren Pro-Israel-Politik
auch im krassen
Gegensatz steht zu ihrer
Kritik am russischen
Überfall auf die
Ukraine.
Die Frage ist
allerdings, wer in
Deutschland das Ruder
herumreißen will und
kann. Strohmeyer ist
skeptisch: „Es deutet
nichts darauf hin, dass
die politisch
Verantwortlichen den Mut
zu einer solchen Politik
haben, die deutsche
Vergangenheit rational
aufzuarbeiten und die
blinde Abhängigkeit von
Israel aufzugeben. Sie
werden weiter an ihrem
realitätsfernen
Katechismus festhalten
und glauben, so den
Opfern des Holocaust
Gerechtigkeit zu
verschaffen (…) Man muss
(künftig) mit dem Staat
Israel wie mit anderen
Staaten auskommen, aber
man muss ihn nicht
lieben“.
Ilan Pappe, der
herausragende
israelische Historiker,
den Arn Strohmeyer des
öfteren zitiert,
überschrieb einen seiner
kürzlichen Artikel
angesichts des
Vernichtungsfeldzugs: „Bevor
der Morgen anbricht, ist
die Nacht am tiefsten –
aber der israelische
Siedlerkolonialismus
geht seinem Ende
entgegen”. Er
sieht in Israel selbst
zwei große Lager:
„auf der einen Seite das
säkulare, das in großen
Demonstrationen vor dem
7.10. gegen den
juristischen Putsch der
Netanjahu-Clique gegen
die Reste von Demokratie
in Israel protestiert
hat und das im Prinzip
einen pluralistischen
demokratischen Staat für
möglich hält und auf der
anderen Seite das Lager
eines neuen Typs von
messianischem Zionismus,
der sich vor allem in
den illegalen Siedlungen
des Westjordanlands
ausbreitet. Diese
Richtung ist davon
überzeugt, dass eine Art
von zionistischer
Theokratie geschaffen
werden müsse und
Demokratie abzulehnen
ist – als einzig
gangbare Vision für eine
zukünftigen jüdischen
Staat. Zwischen diesen
beiden Vorstellungen
gibt es nichts
Gemeinsames bis auf die
Ansicht (…): dass das
Überleben Israels von
der Fortsetzung der
Eliminierung der
Palästinenser abhänge.
Dies aber kann keinen
Erfolg haben. Das wird
sich auflösen und von
innen her implodieren,
denn es ist im 21.
Jahrhundert nicht
möglich, einen Staat und
eine Gesellschaft
zusammenzuhalten, die
auf der gemeinsam
geteilten Vorstellung
beruhen, Teil eines
eliminatorischen
Genozids zu sein. Das
kann definitiv für
einige funktionieren,
aber nicht für alle“(*).
Pappe ist davon
überzeugt, dass wir die
ersten Monate einer
finsteren Zeit
durchleben, die sogar
noch Schrecklicheres
bringen, aber nicht mehr
länger als zwei Jahre
anhalten kann. Die
Israel bisher gewährte
Straflosigkeit gehe
international dem Ende
entgegen. Dies sei auch
die Bilanz vieler
anderer Beispiele, wie
diktatorische
Unrechtsregimes sich mit
allen gewalttätigen
Mitteln halten wollten,
bevor sie abgelöst
wurden. Von grösster
Bedeutung sei es
allerdings, dass sich
politische Alternativen
durchsetzten und kein
Vakuum entstehe.
(*)
Erstveröffentlichung:
Website der Islamischen
Menschenrechtskommission.
Übersetzung aus dem
Portugiesischen
Arn Strohmeyer:
Müssen wir Israel
lieben? Widerspruch
gegen die deutsche
Staatsräson, Gabriele
Schäfer Verlag, Herne
2024, ISBN
978-3-910594-15-9, 17,90
Euro
Ein Volk von Judenhassern?
Einwände gegen die deutsche
Antisemitismus-Hysterie
Arn Strohmeyer
Liebe Nahostinteressierte,
ich melde mich heute in eigener Sache – es geht um mein neues Buch. Wir alle, die wir uns für das Schicksal von Israel/Palästina interessieren und uns für eine humane Lösung des Nahostproblems einsetzen, müssen ständig damit rechnen, als „Antisemiten“ diffamiert zu werden. Das politische Klima in Deutschland ist durch diese permanenten Rufmord-Kampagnen völlig vergiftet worden, weil durch sie die Meinungs- und Informationsfreiheit immer mehr eingeschränkt wird. Micha Brumlik hat dafür den Begriff eine „neuen McCarthyismus“ gebraucht. Dem kann man nur zustimmen.
Die sogenannten Antisemitismus-Beauftragten tragen nicht dazu bei, die Antisemitismus-Hysterie abzubauen, sondern verstärken sie noch, weil ihrem Vorgehen ein falscher Antisemitismus-Begriff zu Grunde liegt. Ihr Antisemitismus-Begriff schützt nicht Juden, wie er vorgibt, sondern in erster Linie Israel vor der Kritik an seiner inhumanen Politik. Was heißt, Menschen, die sich für die Einhaltung von Völkerrecht und Menschenrechten für die Palästinenser einsetzen, werden als „Judenhasser“ angeprangert. Hier wird jede politische Moral in infamer Weise auf den Kopf gestellt.
Das ist alles bekannt. Ich denke, dass wir uns gegen eine solche perverse Instrumentalisierung des Antisemitismus-Vorwurfes mit allen Mitteln wehren und selbst das Thema besetzen müssen. Mit anderen Worten: Wir dürfen den Israel-Verteidigern nicht das diskursive Feld überlassen. Als Beitrag zu diesem Ziel habe ich jetzt ein Buch herausgebracht, das den Titel trägt: Ein Volk von Judenhassern? Einwände gegen die deutsche Antisemitismus-Hysterie.
Gerade weil es diese Hysterie gibt, ist es sehr schwer, für ein solches Buch einen Verlag zu finden. Die Verleger winken so gut wie alle ab, weil sie Angst vor dem Antisemitismus-Vorwurf haben. Ein Teufelskreis also! Der kleine Gabriele Schäfer Verlag in Herne hat aber den Mut gehabt, mein Buch herauszubringen. Kleine Verlage haben aber nicht die finanziellen Mittel, große Werbekampagnen für ein solches Werk durchzuführen. Ich möchte deshalb auf diesem Weg auf mein Buch aufmerksam machen. Es kann direkt vom Verlag bezogen werden (der Weg über den Buchhandel dauert bei kleinen Verlagen etwas länger). Publizisten können beim Verlag oder bei mir Rezensionsexemplare anfordern.
Das Buch (ISBN 978-3-910594-03-6) hat 240 Seiten und kostet 19,90 Euro. Die email-Adresse des Verlages ist: info@gabrieleschaeferverlag.de Die Postadresse ist: Schnittstraße 20, 44653 Herne. Das eindrucksvolle Cover zu dem Buch hat Erhard Arendt (Palästina-Portal) gestaltet.
Ich hoffe, dass mein Buch dazu beitragen wird, die so wichtige Debatte über das Antisemitismus-Problem zu versachlichen und auf eine rationalere Ebene zu lenken.
Mit den besten Grüßen
Arn Strohmeyer
Arn
Strohmeyer
Falsche Loyalitäten.
Israel, der Holocaust
und die deutsche Erinnerungspolitik
ProMedia, Wien 2022, 180 S., 19,90 €
|
Warum die deutsche Erinnerungspolitik gescheitert ist
In seinem neuen Buch unterzieht Arn Strohmeyer das
offizielle Gedenken an den Holocaust einer radikalen Kritik
Hermann Dierkes - 26. 10. 2022
Die
Unterdrückung der Palästinenser durch den israelischen
Kolonialstaat, die seit Monaten wieder zahlreiche Opfer und
Tote fordert, seine anhaltende Unterstützung durch
Bundesregierung, EU und ”westliche Welt” und ihre
buchstäblich blinde Ergebenheit gegenüber der israelischen
Regierungsposition noch vor den zum x-ten Male wiederholten
Wahlen in diesem Land zählt mit zu den schlimmsten
weltpolitischen Skandalen unserer Zeit. Umso wichtiger sind
Positionierungen und Publikationen, die sich dagegenstemmen,
die jeweiligen Interessen offenlegen, Verantwortlichkeiten
benennen und für einen völkerrechtskonformen und moralisch
haltbaren Ausweg plädieren.
Das neue Buch von Arn Strohmeyer ist wieder einmal ein
hervorragender Beitrag in dieser Auseinandersetzung. Im
Rahmen seiner umfangreichen Veröffentlichungen zum Thema
Israel, Palästina und der diesbezüglichen
Auseinandersetzungen in Deutschland hatte sich der Bremer
Journalist bereits 2021 mit dem Buch Die Tragödie Palästinas
und die Antisemitismus-Debatte (Gabriele Schäfer Verlag) zu
Wort gemeldet. Mit seiner neuesten Publikation Falsche
Loyalitäten – Israel, der Holocaust und die deutsche
Erinnerungspolitik greift er seine wesentlichen Positionen
wieder auf, aktualisiert, erweitert und vertieft sie.
Wie immer in seinen Schriften lässt Strohmeyer dabei
wichtige kritische und oppositionelle Stimmen aus der
Debatte zu Wort kommen, insbesondere israelische und
jüdische Wissenschaftler, die in den deutschen
Mainstream-Medien kaum Berücksichtigung finden. Anhand von
gegnerischen und ”offiziellen” politischen Positionen weist
er deren interessengebundene Ideologisierung und
unwissenschaftliche Hohlheit nach, ihre gefährliche Tendenz
zur Einschränkung der Meinungsfreiheit sowie der Freiheit
von Forschung und Lehre.
Ein ganz schändlicher Aspekt ist der oftmals nur noch
verleumderische Gehalt der Anschuldigungen gegen Kritiker
der israelischen Holocaust-Instrumentalisierung, der
Gründungsmythen Israels und seiner Apartheid-Politik, wie
z.B. gegen den antikolonialistischen afrikanischen
Philosophen Achille Mbembe. Einen Großteil des Buches nehmen
diesmal die Thesen des australischen Historikers Dirk A.
Moses ein, die dieser in seinem Aufsatz Der Katechismus der
Deutschen in fünf Glaubenssätzen zusammengefasst hat:
• Einzigartigkeit und Unvergleichbarkeit des Holocaust mit
anderen Völkermorden,
• der Holocaust als Fundament der deutschen Nation,
• die Sicherheit Israels als deutsche Staatsräson,
• Antisemitismus als spezifisch deutsches Phänomen,
•Antizionismus gleich Antisemitismus.
Im Anschluss an Moses und viele weitere wissenschaftliche
und politische Stimmen unterzieht Strohmeyer diese
Glaubenssätze – die im Übrigen weitgehend der israelischen
Staatsideologie entsprechen – einer fundierten und
stichhaltigen Kritik. Sein Fazit: Die deutsche
Erinnerungspolitik ist gescheitert. Ein angemessenes
universelles Holocaustgedenken, das das wesenhaft zu
Erinnern in dem Mittelpunkt gestellt hätte, wäre nicht
umhingekommen, das Diktum Adornos zu erfüllen, alles zu tun,
auf ”dass Auschwitz sich nicht wiederhole”. Man sollte
hinzufügen: gegen niemanden.
Strohmeyer weiter: ”Es müsse bedeuten, alles zu tun, den
Holocaust in allen seinen historischen, politischen und
kulturellen Aspekten – auch durch Vergleiche mit anderen
Genoziden – zu verstehen sowie gesellschaftliche Strukturen
zu schaffen, die die Reste der alten Strukturen, die
Auschwitz erst möglich gemacht haben, zu beseitigen und
Strukturen hervorzubringen, die eine Wiederholung
ausschließen. Stattdessen hätten die deutsche politische
Elite und die Mainstreammedien das Gedenken fetischisiert,
routinisiert und zu einer Ideologie ausgebaut, die den
Inhalt des Katechismus gebetsmühlenartig wiederholt, ohne
dabei noch echte Anteilnahme und Empathie erzeugen zu
können.
Nicht das Gedenken an sich steht also in der Kritik, sondern
seine staatliche Instrumentalisierung zu fremdbestimmten
Zwecken, die wegen ihrer Überidentifizierung mit Israel und
der Übernahme von dessen allein seinen nationalen Interessen
dienendem funktionalen Antisemitismus (kurz gefasst: Wer
Israel kritisiert, seine völkerrechtswidrige
Unterdrückungs-, Annexions- und Apartheidpolitik, ist
Antisemit, H.D.) für verheerende Folgen in Deutschland
sorgt. Was diese Akteure geschaffen haben, ist ein Klima der
Angst, des Misstrauens und der Denunziation, das die
Öffentlichkeit weitgehend beherrscht.“
Das zurechtgestutzte, partikulare und nicht universale
Holocaustgedenken und die damit verbundene bedingungslose
Unterstützung Israels bilden die Hefe, so ist hinzuzufügen,
auf der die Kritiklosigkeit, ja Anerkennung seiner sog.
Selbstverteidigung gedeihen, ihre Finanzierung, Bewaffnung
und diplomatisch-politische Inschutznahme. Die ständige
Betonung der ”gemeinsamen Werte” der deutschen und
israelischen Politik (von Merkel bis Steinmeier bis hin zur
AfD, um nur einige zu nennen) ist folglich nicht nur ein
Schattenboxen auf den offiziellen Bühnen, sondern es gibt
sie tatsächlich – hinter den demokratischen Fassaden und
Lippenbekenntnissen mit ganz gefährlichen Konsequenzen, wie
sie sich nicht nur in Nahost zeigen, sondern durch die
schleichende ”Israelisierung” der deutschen Politik
(Demokratieabbau, Antiislamismus, Militarisierung usw.) nach
innen wie nach außen manifest werden.
Um mehr über die einzelne Bücher zu erfahren, auf das Bild
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Die ersten 11 Cover Entwürfe sind von Erhard Arendt