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Texte von Arn Strohmeyer

Gaza mit der Erinnerung an den Holocaust rechtfertigen
Michael - Lueders - Krieg -ohne - Ende
Die Israel-Verteidiger in der Klemme:
Über 100 Jahre Widerstand gegen Zionismus
Getreu der zionistischen Weltanschauung
Partnerschaft zwischen Südafrika + Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

 

 

„Unsere einzige Rache ist, Frieden zu schließen“

Der grandiose Roman „Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann schildert, wie eine israelische und eine palästinensische Familie mit dem Mord an einem ihrer Kinder umgeht

Arn Strohmeyer - 1. 10. 2021

Um das Fazit gleich vorwegzunehmen: Wer immer noch glaubt und davon überzeugt ist, dass der Zionismus irgendetwas mit Frieden zu tun hat und Israel ein von Moral geprägter Staat ist, der lese dieses Buch Apeirogon von Colum McCann. Dieser irische Autor hat den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern in einem grandios geschriebenen Roman zusammengefasst. Mit unbestechlichem Blick auf das grausam-barbarische Vorgehen der Zionisten gegen ein ganzes Volk, das sich verzweifelt gegen die Unterdrückung und die endgültige Vertreibung aus seinem Land wehrt, analysiert der Autor das Geschehen in Israel-Palästina. Dabei spart er nicht mit historischen und wissenschaftlichen Einschüben, ja bisweilen benutzt er sogar poetische Assoziationen, um klarzumachen, wie schön dieses Land sein könnte, wenn der Wille zum Frieden vorherrschend wäre. Mit der Anwendung der Collage-Technik wechselt ständig die Szene und die Ebene des Erzählens und schafft so eine ganz eigene Atmosphäre der beschriebenen Ereignisse und des Verstehens beim Leser.

Apeirogon ist ein Begriff aus der Geometrie und bezeichnet eine Figur, deren Seiten sowohl zählbar als auch gegen unendlich gehen. Der Autor spielt hier wohl auf die Unendlichkeit des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern an. Oder anders gesagt: Man muss sehr viel Zeit und Geduld aufbringen, wenn man auf ein Ende dieses Konflikts hofft – genauso viel, wie wenn man die Seiten eines Apeirogons zählen will.

Der Roman erzählt authentisch die Geschichte von dem Palästinenser Bassam Aramin und dem Israeli Rami Elhanan. Beide haben Ähnliches erlebt: Bassams zehnjährige Tochter Abir wird, als sie sich in einer Schulpause Süßigkeiten an einem Kiosk gekauft hat, durch den Schuss eines israelischen Soldaten mit einem Gummimantelgeschoss in den Hinterkopf getroffen. Sie stirbt Stunden später in einem Krankenhaus. Ramis Tochter Smadar stirbt bei einem Selbstmordanschlag zweier palästinensischer Attentäter in einem Café in Jerusalem.

Der Tod ihrer Kinder verändert das Leben der betroffenen Familien grundsätzlich. Sie rufen nicht nach Rache, sondern kommen zu der Erkenntnis, dass Gewaltlosigkeit der einzige Weg ist, den Konflikt zwischen ihren beiden Völkern zu lösen. Sie treffen sich zu gemeinsamer Friedensarbeit in der Gruppe Parents Circle mit Eltern, die Ähnliches erlebt haben. Außerdem treten sie gemeinsam in Vortragsveranstaltungen in der ganzen Welt auf, um ihre Botschaft des Friedens und des Verzichts auf Gewalt zu verbreiten, wobei sie immer wieder betonen, dass die Trauer um ihre Kinder ihnen die Kraft zu diesen Aktivitäten gibt.

Der Mut und die Entschlossenheit der beiden Männer für ihre gemeinsame Sache ist umso bewundernswerter, da Beide natürlich durch ihre Vorgeschichte geprägt sind. Bassam kämpfte als Fatah-Mitglied im Widerstand gegen die Zionisten und musste dafür unter furchtbaren Bedingungen – Misshandlungen und Folter – sieben Jahre in einem israelischen Gefängnis verbringen. Rami, der eine zionistische Erziehung genossen hatte, galt nun in seinem Staat als „Aussätziger“ und „Verräter“. Er beschreibt, die rassistische Haltung der Zionisten gegenüber den Palästinensern, die er selbst auch einmal vertreten hat, so: „Die Wahrheit, die schreckliche Wahrheit ist, die Araber waren für mich bloß Dinge, fern, abstrakt, bedeutungslos. Ich nahm sie nicht als reale Menschen wahr. Sie waren gar nicht vorhanden. (…) Ich hätte es nie zugegeben, nicht einmal vor mir selbst, aber sie hätten auch Rasenmäher, Spülmaschinen, Taxis oder Lkws sein können. (…) Ein echter Palästinenser lebt [für Israelis] auf der dunklen Seite des Mondes. Das ist furchtbar, und ich schäme mich dafür. Aber so habe ich damals gedacht.“

An anderer Stelle holt der Israeli Rami Elhanan zu einer schonungslosen Kritik gegen die Politik seines States aus, die er vor allem von Angst bestimmt sieht: „Mit Angst lässt sich Profit machen. Angst schafft Gesetze. Angst stiehlt Land, baut Siedlungen und bringt die Leute zum Schweigen. Und Hand aufs Herz. Wir Israelis sind Experten in Sachen Angst, wir sind davon besessen. Unsere Politiker lieben es, uns in Panik zu versetzen. Wir versetzen uns gegenseitig in Panik. Wir sprechen von Sicherheit, um die Kritiker mundtot zu machen. Aber es geht nicht um Sicherheit, es geht darum, andere Menschen zu beherrschen, ihr Leben, ihr Land, ihren Kopf. Es geht um Kontrolle. Das heißt um Macht. Damals wurde mir schlagartig klar, dass man die Mächtigen mit der Wahrheit konfrontieren muss. Die Mächtigen kennen die Wahrheit, aber sie verheimlichen sie. Also müssen wir unsere Stimme erheben.“

Die Lage der Palästinenser beschreibt Rami so: Wir müssen uns klar machen, dass eine Seite, die Palästinenser vollständig im Abseits steht. Sie besitzen keine Macht. Was sie tun, geschieht aus unsäglicher Wut, Frustration und Erniedrigung.“ Und er fügt hinzu: „Ich bin Jude. Ich liebe meine Kultur und mein Volk sehr, und ich weiß, dass es nicht jüdisch ist, Länder zu besetzen, andere zu beherrschen und zu unterdrücken. Jüdisch sein bedeutet, Recht und Anstand zu wahren. Kein Volk darf ein anderes unterdrücken und selbst in Sicherheit und Frieden leben. Die Besatzung ist weder gerecht noch tragbar. Und gegen die Besatzung zu sein hat nichts mit Antisemitismus zu tun.“

Rami und Bassam sind sich in ihrem Ziel einig, das sie anstreben: „Wir müssen die Besatzung beenden, und dann müssen wir uns zusammensetzen und eine Lösung finden. Ein Staat, zwei Staaten, das spielt im Moment keine Rolle – beendet einfach die Besatzung, und dann kümmert euch darum, dass wir alle ein Leben in Würde führen können.“

Der Autor schildert mit großer Treue zum Detail alle Umstände, die zum Leben der beiden Hauptakteure gehören: den Mord an ihren Kindern, ihren unendlichen Schmerz und die nicht vergehende Trauer, die verlogene offizielle israelische Reaktion (das Militär behauptet, Abir sein durch Steinwürfe palästinensischer Kinder getötet worden), die Verhandlung vor einem israelischen Gericht (überraschenderweise gewann Bassam den Prozess, weil er von einer mutigen israelischen Richterin geleitet wurde) und die politischen Aktivitäten von Rami und Bassam. Ramis Frau, die renommierte israelische Erziehungswissenschaftlerin Nurit Peled Elhanan und Tochter des oppositionellen israelischen Generals Matti Peled, ging sogar so weit Israel für den Mord an ihrer Tochter Smadar durch palästinensische Selbstmordattentäter verantwortlich zu machen: „Die Attentäter sind nicht schuld an den Morden. Sie sind selber Opfer. Die Schuld trägt Israel. Das Blut der Toten klebt an Israels Händen.“ Denn Israel schaffe mit seiner Unterdrückungspolitik erst die Umstände, die zu solchen Morden führten.

Bei allem Bemühen des Autors um Objektivität und dem Bestreben, „beiden Seiten“ in seiner Darstellung Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, kommt er nicht umhin festzustellen, wer in diesem Konflikt die gerechte Sache vertritt: die Palästinenser. Dem Leser drängt sich aber unweigerlich die Frage auf, ob angesichts der grausamen israelischen Unterdrückungspolitik der – moralisch sehr hoch zu bewertende – Gewaltverzicht ein geeignetes Mittel sein kann, die Situation zu verbessern.

Angesichts der immensen militärischen Übermacht Israels scheint ein solches Vorgehen angemessen. Dagegen spricht, dass Israel jede noch so friedliche Demonstration der Palästinenser für ihre Rechte mit einer solchen Brutalität niederschlägt – Einsatz von Gummigeschossen und scharfer Munition – , dass Zweifel berechtigt sind, ob man mit pazifistischen Mitteln einem so übermächtigen und grausamen Gegner entgegentreten und ihn zu Zugeständnissen zwingen kann. Es sei daran erinnert, dass der sogenannte „Oslo-Friedensprozess“ erst nach der ersten Intifada möglich war. Ohne Druck von unten und von außen wird Israel keinen Schritt von seiner politischen und militärischen Linie abweichen.

Es gibt nicht viele erzählende Werke über den Nahost-Konflikt. Colum McCann ist da ein großer Wurf gelungen. Er weiß die furchtbare Realität und die poetische Seite Palästinas, die es auch gibt, in genialer Weise miteinander zu verknüpfen, so dass ein grandioses Zeitbild entsteht. Wem für die Lektüre politische Bücher zu trocken sind, sollte zu diesem Roman greifen. Selten ist literarisches Erzählen und zeitgeschichtliche Dokumentation zu einer so gelungenen Symbiose vereint worden.

PS Ich muss am Ender dieser Rezension eine persönliche Anmerkung machen. Es ist eine denkwürdige und faszinierende Sache, wenn man den Hauptprotagonisten eines Romans persönlich kennt. Bassam Aramin hat 2007 den Internationalen Bremer Friedenspreis der Stiftung Die Schwelle bekommen. Er kam selbst mit seiner Tochter Areen in die Hansestadt, um ihn entgegenzunehmen. Ich habe damals bei der Feierstunde im Bremer Rathaus die Laudatio auf ihn gehalten. Er war auch bei meiner Frau und mir zu einem Abendessen zu Gast. Wir hatten ein sehr interessantes Gespräch, in dem wir viel über seine Geschichte und die Lage in Israel/Palästina erfahren haben. Und ich sehe noch die strahlenden Augen von Areen vor mir, als ich ihr an jenem Abend eine Kinderarmbanduhr geschenkt habe…  

 

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