Israels Sanktionen - Hinter
Trumps äußerst gefährlicher Iran-Politik ist der
zionistische Staat die treibende Kraft - Arn Strohmeyer - Der
israelische Publizist Uri Avnery hat das
amerikanisch-israelische Verhältnis einmal mit folgendem
Bild beschrieben: „Wedelt der Hund mit seinem Schwanz, oder
wedelt der Schwanz mit dem Hund?“ Man muss über eine Antwort
über diese Frage gar nicht spekulieren. Der frühere
israelische Verteidigungsmister und Regierungschef Ariel
Sharon hat sie gegenüber Shimon Peres so beantwortet: „Ich
will Dir eins ganz klar sagen: Mach Dir keine Sorgen um
amerikanischen Druck auf Israel. Wir die Juden (oder das
jüdische Volk) kontrollieren Amerika, und die Amerikaner
wissen das.“ (Washington Report on Middle East Affairs, 10.
Oktober 2001)
Zwei Zahlen
belegen das enge Verhältnis zwischen den USA und Israel.
Seit 1948 hat Israel etwa 121 Milliarden Dollar Finanzhilfe
von Washington bekommen, und 95 Prozent der von Israel
importierten Waffen stammen aus den USA. Die US-Regierung
hat immer wieder ihre schützende Hand über Israels Landraub-
und Siedlungspolitik in der Westbank gehalten und sehr viele
Male im UNO-Sicherheitsrat ihr Veto gegen Resolutionen
eingelegt, die Israels Besatzungspolitik kritisierten oder
sogar stoppen wollten. Die USA verstehen sich als
strategischer Partner Israels, dieser Staat ist sozusagen
ihr permanent im Nahen Osten stationierter „Flugzeugträger“,
um amerikanische Interessen in dieser Region zu schützen.
Die zionistische Israel-Lobby in den USA sorgt dafür, dass
das so bleibt. Dazu kommt eine weltanschauliche Nähe: Beide
Staaten sind siedlerkolonialistische Gründungen.
Unter dem
Präsidenten Trump sind die Beziehungen noch enger geworden,
ja so eng, dass man von einer so gut wie vollständigen
politischen Übereinstimmung und Interessenidentität sprechen
kann, deren Opfer die Palästinenser sind, sie spielen in der
Rechnung dieser beiden Akteure gar keine Rolle mehr. Belege
dafür sind:
-
die Ernennung von Trumps
Schwiegersohn Jared Kushner (eines orthodoxen Juden) zum
Nahost-Beauftragten der US-Regierung und die Berufung
David Melech Friedmans zum US-Botschafter in Israel,
auch er ist ein orthodoxer Jude, der seit langem die
israelische Siedlungspolitik unterstützt;
-
die Verlegung der
US-Botschaft nach Jerusalem, die eine Anerkennung der
Stadt als „unteilbare Hauptstadt“ Israels bedeutet und
damit eine endgültige Absage an Ost-Jerusalem als
Hauptstadt eines Palästinenser-Staates bedeutet;
-
der Rückzug der USA und
Israels aus der Weltkulturorganisation UNESCO „wegen
antiisraelischer Tendenzen“. Auslöser war die
Anerkennung Hebrons als Weltkulturerbe, also nicht als
ausschließlich „jüdisches Erbe“;
-
der Austritt der USA aus dem
Menschenrechtsrat der UNO in Genf, dem Israel großen
Beifall spendete. Die US-Botschafterin bei der UNO,
Haley, bezeichnete dieses Gremium als eine „Jauchegrube
der Voreingenommenheit gegenüber Israel“;
-
die amerikanische Kürzung
der Gelder für die Hilfsorganisation der
palästinensischen Flüchtlinge UNRWA; jetzt kündigte
Jared Kushner an, den geflohenen Palästinensern auch
ihren Flüchtlingsstatus aberkennen zu wollen, was Israel
auch schon lange fordert. Man meint wohl, das
Flüchtlingsproblem auf diese Weise aus der Welt schaffen
zu können.
Das sind
klar abgestimmte Maßnahmen beider Regierungen, die ganz
eindeutig zu Lasten der Palästinenser gehen. Noch
eindeutiger wird die Synchronisation zwischen der
Nahost-Politik beider Staaten bei den von den USA jetzt
wieder in Kraft gesetzten Sanktionen gegen den Iran. Trump
hatte von Beginn seiner Amtszeit (und schon vorher) gegen
das Atom-Abkommen, das die EU und mehrere Staaten mit
Teheran abgeschlossen hatten, gepoltert und seine Kündigung
verlangt, was er dann auch tat – wider jede Vernunft, denn
der Mullah-Staat hat den Vertrag nach Ansicht der
Internationalen Atom-Energie-Organisation (IAEO) in Wien
peinlichst genau eingehalten. Israel hatte auch immer wieder
die Kündigung verlangt, den Iran in infamer Weise denunziert
(er plane einen neuen Holocaust an den Juden) und mit einem
Präventivkrieg gedroht. Diese Drohungen hat Trump jetzt noch
einmal wiederholt: „Bedrohen Sie niemals wieder die USA,
oder Sie werden Konsequenzen zu spüren bekommen, wie sie
wenige zuvor in der Geschichte erleiden mussten.“
Aggressiver und menschenverachtender geht es nicht.
Nun haben ja
die Herrscher im Iran keineswegs die USA bedroht, dazu wären
sie militärisch gar nicht in der Lage, sondern haben es nur
gewagt, ihrem Verbündeten Syrien beizustehen. Diese Hilfe in
Anspruch zu nehmen ist das gute Recht der Syrer und
völkerrechtlich gar nicht zu beanstanden. Und wenn Trump vom
„Terrorismus“ der Iraner spricht, dann blendet er aus, wer
den Iran im Nahen und Mittleren Osten erst so stark gemacht
hat: Es war sein Vor-Vorgänger George W. Bush, der mit
seinem verbrecherischen und völkerrechtswidrigen Krieg 2003
den Irak zerstört hat und damit erst das politische und
militärische Vakuum geschaffen hat, das der Iran nutzen und
sich zur Vormacht in der Region aufschwingen konnte.
Wie
überhaupt die amerikanische Nahost- und Iran-Politik seit
Jahrzehnten vor Dummheit so strotzt, dass man nur staunen
kann. 1953 stürzte der CIA in Zusammenarbeit mit dem
britischen Geheimdienst den demokratisch gewählten
iranischen Premierminister Mossadeq, weil der es gewagt
hatte, die Öl-Ressourcen seines Landes zu verstaatlichen.
Die US-Regierung brachte dann Schah Reza Pahlewi an die
Macht in Teheran, der es so toll und grausam trieb, dass die
Mullahs ihre islamische Revolution machen und die Herrschaft
im Land übernehmen konnten. Die Ur-Sünde der Amerikaner –
der Sturz Mossadeqs – war für alles Folgende verantwortlich
– bis heute.
Aber sie
haben aus all dem nichts gelernt. Trump unternimmt nun in
enger Abstimmung und Verbundenheit mit Israel den Versuch,
mit den Sanktionen den Iran „auszuhungern“ und so einen
Regimewechsel in ihrem Sinne herbeizuführen. Dass dieses
Vorgehen mit unendlichem menschlichem Leid verbunden sein
wird, wird zynisch in Kauf genommen. Aber die Amerikaner und
Israelis sollten vorsichtig sein, die Iraner sind ein
stolzes Volk und werden vor Trump und Netanjahu nicht zu
Kreuze kriechen. Das heißt: Die Entwicklung kann eine ganz
andere Wendung nehmen, als man sich das in Washington und
Tel Aviv vorgestellt hat. Und der Preis für die
Fehlkalkulation wird dann sehr hoch sein. - 7.08.2018
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