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Texte von Arn Strohmeyer

Die Israel-Verteidiger in der Klemme:
Über 100 Jahre Widerstand gegen Zionismus
Getreu der zionistischen Weltanschauung
Partnerschaft zwischen Südafrika + Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

TRANSLATE
 

Wenn Wissenschaftler als „Verräter“, „Antisemiten“, „Holocaustleugner“ und „Nazi-Kollaborateure“ verunglimpft werden

Ilan Pappe schildert in seinem neuen Buch „Die Idee Israel“ Aufstieg und Untergang der postzionistischen Bewegung, die die Mythen des jüdischen Staates radikal in Frage stellte / Weiterleben im Exil

Arn Strohmeyer

 

Das Aussprechen der Wahrheit ist sehr oft eine Provokation, wenn nicht riskant und sogar gefährlich. Diese Erfahrung mussten auch die sogenannten Postzionisten in Israel machen – eine Bewegung von Historikern, Soziologen, Geografen, Philosophen und Publizisten, die Zweifel am Zionismus anmeldeten und es sich zur Aufgabe gemacht hatten, Kernaussagen dieser Ideologie zu hinterfragen, also letzten Endes die Idee, auf der der Staat Israel basiert. Den Aufstieg und den Untergang dieser wissenschaftlichen Bewegung beschreibt Ilan Pappe in seinem neues Buch „Die Idee Israel. Mythen des Zionismus“. Wobei anzumerken ist, dass es für dieses Thema keinen berufeneren Autor geben kann, denn er hat mit seinem Buch „Die ethnische Säuberung Palästinas 1948“ eins der Standardwerke des postzionistischen Aufbruchs geschrieben und musste nach dem Ende der Bewegung ins Exil in England gehen, weil für ihn in Israel die berufliche und persönliche Situation unerträglich geworden war.

Die wissenschaftliche Methode des postzionistischen Vorgehens beschreibt Pappe so: „Jedes Medium, durch welches das zionistische Geschichtsbild und das Wesen Israels als Idee verbreitet worden war, wurde untersucht und dekonstruiert und als Text entlarvt, der die anderen, wer immer sie auch sein mochten, ignorierte, verzerrt darstellte und unterdrückte. Ebenso wie ihre Kollegen im Westen, die auf ähnlich kritische Weise ihr eigenes nationales Ethos hinterfragten, versuchten die Postzionisten, die verborgenen oder unterdrückten Stimmen in der israelischen Gesellschaft vor dem Vergessen zu bewahren. Kritische Theorien zum Nationalismus, relativistische Geschichtsphilosophien, postmoderne hermeneutische Techniken und dekonstruktive Methodologien, sie alle kamen zur Anwendung, um zu verstehen, wie die zionistische Interpretation der Realität das Leben aller beeinflusste, die in Israel oder Palästina lebten oder früher dort gelebt hatten.“

Ein sehr anspruchsvolles Unternehmen also. Dass dabei das Jahr 1948 – das Jahr der Nakba, der Gründung des Staates Israel und des Krieges – ganz besonders in den Focus geriet, kann nicht verwundern, denn dieser Zeitabschnitt ist das Fundament der Idee Israels. In diesem Jahr vollendete sich nach zionistischer Darstellung das heroische „Wunder“ des modernen Israel – seine „Wiedergeburt“ und „Erlösung“ in seinem „Heimatland“ nach 2000 Jahren der Gefahr und Verfolgung. Zur Idee des zionistischen Israel, zu seinem Gründungsmythos, gehörte vor allem auch die Darstellung seiner linientreuen Historiker, dass die Palästinenser 1947/48 „freiwillig“ das Land verlassen hätten. Das Leid, das man diesem Volk mit der Vertreibung (der Nakba) angetan hat, wurde vollständig geleugnet. Dem Widerspruch, was denn an dem Jahr 1948 so „heroisch“ gewesen sein soll, wenn die Palästinenser kampflos geflohen waren, konnte sich die zionistische Geschichtsdarstellung nur dadurch entziehen, indem sie die palästinensische Seite gar nicht erwähnte, die Fakten also einfach leugnete. Der Zionismus erhob sich zudem selbst in den Status einer Befreiungsbewegung der Dritten Welt, um so den Eindruck zu vermeiden, man habe einen Krieg gegen die Palästinenser geführt.

Die Geschichte des Jahres 1948 ist auch noch aus einem anderen Grund wichtig. Durch den Zusammenhang mit Krieg und Frieden sowie den Beziehungen zu den Palästinensern stellte sie die Weichen auch zur israelischen Politik von heute. Nicht wenige israelische Politiker und Militärs haben immer wieder betont, dass 1948 noch nicht vollendet sei – was ja bedeutet, dass man die Palästinenser vollständig hätte vertreiben müssen und dass dieser „Transfer“ noch eine Aufgabe für die Zukunft sei. Die postzionistischen Historiker, die sich „Neue Historiker“ nannten, legitimierten in gewisser Hinsicht das Geschichtsbild der Palästinenser und deckten durch ihre Forschungsarbeiten die falschen Annahmen und historischen Fälschungen der zionistischen Geschichtsdarstellung auf, damit untergruben sie aber die Idee und den Gründungsmythos dieses Staates.

Möglich geworden war das „kurze glückliche Jahrzehnt“ (Pappe) des Postzionismus in Israel, weil auch in der Gesellschaft Zweifel an der zionistischen Identität des Landes aufgetaucht waren. Der Autor schreibt: „Die politischen Forderungen der ärmeren Bevölkerungsgruppen, die Besatzung der Westbank und im Gazastreifen und die eingefrorenen Friedensabkommen, das alles trug dazu bei, den Zionismus entweder zum Anachronismus oder zum Konzept einer aggressiven Politik wie der der Siedler zu machen. Dieser Prozess begann 1977, als die Hegemonie der Aschkenasi-Elite in Frage gestellt wurde. Er setzte sich mit dem Libanonkrieg von 1982 und der ersten Intifada fort und erreichte seinen Höhepunkt mit der Ermordung Yitzhak Rabins und den Wahlen von 1996, durch die eine aggressivere Form des Zionismus – die Version des Likud – an die Macht kam.“

Die Oslo-Verträge mit den Palästinensern hatten eine politische Atmosphäre geschaffen, in der plötzlich Frieden mit dem bisherigen Feind und damit auch Kritik und Pluralismus in der israelischen Politik und der Wissenschaft möglich wurden. Es taten sich Wege auf, die es erlaubten, die Realität nicht mehr nur zionistisch interpretieren zu müssen. Die israelische Gesellschaft befand sich infolgedessen in dieser Zeit in einer schweren Identitätskrise, denn Frieden mit dem früheren Todfeind zu schließen, hätte auch bedeutet, dass man den natürlichen zionistischen Konsens hätte untergraben müssen, der auf der Abwehr der Bedrohung durch eben diesen Feind beruhte. Da verwundert es nicht, dass sich Widerstand regte.

Als dann die zweite Intifada ausbrach, deren Initiierung man dem palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat anlastete, und der Gipfel im Jahr 2000 in Camp David scheiterte, auf dem der damalige israelische Ministerpräsident Ehud Barak die „endgültige Lösung der Palästina-Frage“ erreichen wollte, gab das offizielle Israel den Palästinensern die Schuld für das Misslingen des Annäherungsprozesses. Die politische Elite und die israelische Gesellschaft gaben an, alles Menschenmögliche für einen Friedensschluss getan zu haben, man sei bei den Palästinensern aber nur auf Extremismus und Unnachgiebigkeit gestoßen, weshalb sich die Regierung nun gezwungen gesehen habe, Krieg statt Frieden zu machen. Dass gerade die Vorschläge Israels in Camp David für die Palästinenser unannehmbar waren, wurde natürlich verschwiegen. Konkrete Einzelheiten dazu wurden nie offiziell veröffentlicht.

Die politischen Ereignisse hatten eine vernichtende Wirkung auf die postzionistische Kritik und sie läuteten das Ende des postzionistischen Jahrzehnts ein. Pappe nennt es nachträglich den „glücklichen Moment in der Geschichte des Staates Israel“. Die Stimmung schlug vollständig um. Nach dem Oktober 2000 kehrte der öffentliche Diskurs innerhalb weniger Wochen zum allgemeinen Konsens zurück. Viele Wissenschaftler, die der postzionistischen Bewegung angehört hatten, legten opportunistisch Reuebekenntnisse ab und versicherten ihre Treue zum Zionismus und zur Gegnerschaft zu den Palästinensern. Gegen die Anhänger des Postzionismus, die nicht reumütig abschwörten, wurde eine Hetzkampagne geführt: sie wurden als „Verräter“, „Antisemiten“, „Holocaustleugner“ und sogar als „Nazi-Kollaborateure“ diffamiert. Pappe schreibt über das Ende der Bewegung: „Seit 2000 war keine Spur der vorher so beeindruckenden Präsenz postzionistischer Sichtweisen mehr zu finden. An ihre Stelle war die neue konsensuelle Interpretation des Zionismus getreten. Dieser neue Konsens stand in Konkurrenz zu einer noch unversöhnlicheren und noch weniger kompromissbereiten Version des Zionismus, die ich als Neozionismus bezeichnen möchte.“

Diese Richtung definiert Pappe so: „Die Taktik der Neozionisten bestand darin, vorzugeben, sie hätten den Schlüssel zur Vereinigung der desintegrierten und polarisierten israelischen Gesellschaft. Dieser Schlüssel sollte die kristallklare Version des Judaismus als nationale Bewegung sein, wie sie die Intellektuellen des Labourzionismus niemals hatten formulieren können. Die Neozionisten stellten sich als einigende Kraft dar, die das breite Spektrum einander widersprechender Interpretationen des Judaismus sowohl als Religion als auch als nationale Bewegung vereinigen könne.“

Die Folgen des Endes des Postzionismus und der Rückkehr zum Konsens waren auch politisch unmittelbar sichtbar. Der Pluralismus der politischen Ansichten verschwand aus dem Diskurs der Gesellschaft, was bedeutete: Die Unterschiede zwischen den Parteien verwischten sich fast vollständig. Von Frieden war nirgendwo mehr die Rede. Die Zukunft des Staates wurde so definiert: Israel annektiert 40 Prozent des Westjordanlandes, die Palästinenser dürfen in 60 Prozent dieses Gebietes und im Gazastreifen eine autonome Zone bilden, also ein Art Bantustan. „Frieden“ in diesem israelischen Sinne bedeutet also völlige Unterordnung der Palästinenser unter den politischen Willen Israels. Sie bleiben in ihren Großgefängnissen hinter der Mauer eingesperrt. Verhandlungen über einen Kompromiss gibt es nicht, Israel entscheidet allein.

Eine Veränderung hatte die postzionistische Geschichtsschreibung aber doch bewirkt: Es werden gerade in Bezug auf das Jahr 1948 nicht mehr alle Fakten geleugnet. Selbst systematische Vertreibungen werden zugegeben, gleichzeitig aber politisch und moralisch gerechtfertigt. So heißt es jetzt, dass ohne die Beseitigung der Palästinenser kein jüdischer Staat hätte entstehen können. Für den Historiker Benny Morris, der einer der Initiatoren der postzionistischen Bewegung gewesen war, dann aber abgeschworen hatte und ins zionistische Lager zurückgekehrt war, war die ethnische Säuberung 1948 ein „Akt der Selbstverteidigung“, eine Wahl zwischen „vernichten und vernichtet werden“. Der Krieg von 1948 sei einer jener „Umstände in der Geschichte“ gewesen, die eine „ethnische Säuberung rechtfertigen“. Entsprechend dem wachsenden Einfluss der Religion auf die israelische Gesellschaft argumentiert etwa der neozionistische Historiker Alon Kadish theologisch und bezeichnet das Ergebnis des Krieges von 1948 als „Sieg der Gerechten über die Ungerechten“, durch den ein zweiter Holocaust verhindert worden sei. Die neue neozionistische Richtung der Historiker sieht die Inbesitznahme ganz Palästinas – angetrieben von dem Wunsch nach messianischer Erfüllung und aus Furcht vor einer existentiellen Bedrohung – als legitim an. Den Palästinensern wird selbst die Schuld an ihrem Schicksal gegeben.

Pappe resümiert: „Die postzionistische Kritik am Verhalten Israels in Vergangenheit und Gegenwart, die teilweise so weit ging, dass sie die Legitimität und moralische Legalität der zionistischen Ideologie in Frage stellte, wurde durch einen neozionistischen Standpunkt ersetzt, der sich nun strikt an die Grundsätze der klassischen zionistischen Ideologie hält. “Politisch, so fürchtet er, wird es in Zukunft auf die Entstehung eines Apartheidregimes hinauslaufen, das er in großen Teilen schon realisiert sieht.

Der Postzionismus ist dennoch nicht tot. Abgesehen davon, dass er sich eines Tages auch in Israel in welcher Form auch immer wieder zu Wort melden wird, denn Wahrheit hat immer das Bestreben, ans Licht zu kommen, wirkt er nun außerhalb Israels weiter. Tom Segev, der auch zu den „neuen Historikern gehörte, hat die optimistische Hoffnung geäußert, dass der Postzionismus „im Exil“ noch seine volle Wirkung entfalten werde. Diese Hoffnung hat sich erfüllt. Jeder Historiker, Publizist und Aktivist, der sich kritisch mit der israelischen Geschichte und Politik auseinandersetzt, profitiert direkt von den Forschungsergebnissen der Postzionisten, ja ihre Arbeiten sind für sie unumgänglich und eine Leitschnur. Ilan Pappes hier besprochenes Buch und alle seine anderen Werke sind das beste Beispiel für die große Nachwirkung der Postzionisten „im Exil“. Sein Buch über diese bedeutende Bewegung und seine Kritik an der „Idee Israel“ sollte eine Pflichtlektüre für alle Nahost-Interessierten sein.
 

Pappe, Ilan: Die Idee Israel. Mythen des Zionismus, Laika Verlag Hamburg, 21 Euro - ISBN: 978-3-944233-40-6
 

28.09.2015

 

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