Rote
Karte für Israel!
Der EU-Beschluss zur
Kennzeichnung von Produkten aus den besetzten Gebieten
war mehr als überfällig
Arn
Strohmeyer
Na
endlich muss man da sagen ! Die EU hat sich zu dem
Beschluss durchgerungen, dass bestimmte Produkte aus den
von Israel besetzten Gebieten nicht mehr mit dem Label
„Made in Israel“ gekennzeichnet werden dürfen, sondern
extra ausgezeichnet werden müssen. Das gilt wenigstens
für Obst, Gemüse und Kosmetika. Warum die EU
Industrieprodukte ausgenommen hat, bleibt
unverständlich. Es ist ja bekannt, welche Erzeugnisse
dieser Art von dort kommen. Hier kann Israel also weiter
mogeln und gefälschtes Label verwenden. Ist das so
gewollt?
Der
Europäische Gerichtshof hatte schon im Dezember 2010 die
Präferenzbehandlung von Produkten aus den besetzten
Gebieten abgelehnt. Die Begründung dafür lautete: Die
Siedlungen sind kein Teil Israels, was bedeutet:
Produkte von dort erhalten in der EU keine Zollfreiheit.
Diesen Beschluss hat die EU nun – nach fünf Jahren! –
bekräftigt. Und er verschafft auch den europäischen „Elder
Statesmen“ (darunter Helmut Schmidt und Richard von
Weizsäcker) Genugtuung, die ebenfalls im Dezember 2010
ein Schreiben verfasst hatten.
Darin rieten sie der EU-Führung, ihre Politik gegenüber
Israel radikal zu ändern. Sie schrieben: „Wir erachten
es als schlichtweg unerklärlich, dass solche Produkte
immer noch in den Genuss bevorzugter Handelsabkommen
zwischen der EU und Israel kommen. Immer wieder sind
Oliven, Datteln und Zitrusfrüchte in den Handel gelangt,
die als ‚israelisch‘ deklariert waren und in Wahrheit in
den besetzten Gebieten produziert wurden. Israel soll
wie jedes andere Land behandelt werden: Die EU macht
seit Jahrzehnten unmissverständlich klar, dass sie die
Siedlungen in den besetzten Gebieten als illegal
erachtet, doch Israel baut sie weiter. Wie jedes andere
Land sollte Israel für seine Handlungen zur
Verantwortung gezogen werden. Die Glaubwürdigkeit der EU
steht auf dem Spiel."
Es war also allerhöchste Zeit, dass die
EU für Klarheit sorgte. Denn die israelischen Politiker
können nun jammern und schimpfen, wie sie wollen: Die
EU-Entscheidung wendet nur geltendes internationales
Recht an. Und das besagt: Die besetzten Gebiete gehören
nicht zum Staat Israel, die Besetzung und die Besatzung
sind illegal! Endlich wird Israel einmal die Rote Karte
gezeigt! Man kann nur hoffen, dass der europäische Zoll
die neue Regelung auch konsequent anwendet und dass die
europäischen Verbraucher künftig sehr genau hinschauen,
was sie da kaufen. Für die internationale BDS-Kampagne
(Boykott, De-Investment, Sanctions) ist der EU-Entscheid
eine wichtige Bestätigung ihrer Arbeit und ein großer
Motivationsschub für ihre Fortsetzung.
Dass Israel mit dem Völkerrecht nichts im
Sinn hat, für sich auf Sonderrechten beharrt und
UNO-Resolutionen regelmäßig in den Wind schlägt (obwohl
dieser Staat seine Existenz der UNO verdankt), ist
bekannt. Dass die israelische Politik den EU-Beschluss
nun als „Boykott“ (im Sinne von „Kauft nicht bei
Juden!“) diffamiert, ist mehr als infam. An dem
Vergleich stimmt aber auch gar nichts. Der Terror gegen
die Juden im „Dritten Reich“ wurde von einem
Unrechtsstaat geplant und organisiert. Die neue
EU-Regelung drückt den Mehrheitswillen einer großen
demokratischen Staatengemeinschaft aus und ist mit dem
Völkerrecht voll im Einklang. Der Beschluss soll Israel
zwingen, genau dies einzuhalten. Was ist daran
diskriminierend oder sogar „antisemitisch“? Es geht hier
einzig und allein um eine Frage von internationalem
Recht und Unrecht. Mit dem „Tragen des Gelben Stern“
oder der Drohung mit einem neuen Holocaust hat das gar
nichts zu tun. Es ist äußerst empörend, wie die
israelische Politik die Leiden und das Sterben der
europäischen Juden zur Rechtfertigung ihrer illegalen
und unmoralischen Politik missbraucht!
Es ist
wirklich keine neue Feststellung und schon hundert Mal
gesagt worden: Nur starker Druck von außen wird Israel
dazu zwingen können, seine Politik in Richtung auf einen
Frieden mit den Palästinensern zu ändern. Der Beschluss
der EU ist deshalb ein richtiger und wichtiger Schritt,
dem hoffentlich weitere folgen werden! -
11.11.2015