oo

Täglich neu - Nachrichten, Texte aus dem besetzen Palästina die in den deutschen Medien fehlen.

Archiv - Themen - LinksFacebook  - Sponsern Sie  -  Aktuelle TermineSuchen

 

Kostenlos  IST nicht
Kostenfrei

Unterstützen Sie
unsere Arbeit

Texte von Arn Strohmeyer

Die Israel-Verteidiger in der Klemme:
Über 100 Jahre Widerstand gegen Zionismus
Getreu der zionistischen Weltanschauung
Partnerschaft zwischen Südafrika + Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

 

TRANSLATE

 

 „Das ging zwar gegen Israel als Staat. Aber das war nur vorgeschoben, um den  Antisemitismus zu kaschieren.“
(Der Präsident der Bremischen Bürgerschaft Christian Weber  über die Demonstrationen im letzten Sommer  gegen den Gaza-Krieg Israels.)

 


 

Dauerbrenner Antisemitismus

Warum wird Israels Rolle bei der neuen Debatte völlig ausgeblendet?

Arn Strohmeyer

 

Der Zentralrat der Juden in Deutschland rät deutschen Juden davon ab, die Kippa zu tragen. Ist es schon wieder so weit? Ist die SA schon wieder unterwegs auf deutschen Straßen? Der Antisemitismus sei stark im Ansteigen, heißt es. Die Muslime sind für den Zentralrat der Stein des Anstoßes, von dieser Seite kommt angeblich die Bedrohung. Nun mag es dumme Anpöbeleien, stupide Schmähungen gegeben haben, von schweren Anschlägen ist in Deutschland bisher glücklicherweise nichts bekannt. Wirkliche Aggressionen solcher Art haben sich in den letzten Jahren eher auf Muslime verlagert, die eigentlich viel mehr Grund haben, sich in diesem Land bedroht zu fühlen – siehe PEGIDA und seinen Anhang. Islamophobie ist viel verbreiteter als Antisemitismus.

Wie ernst sind die Warnungen vor neuem Antisemitismus zu nehmen oder handelt es sich hier lediglich um eine propagandistische Panik-Kampagne? Vor einem Monat gab eine Bertelsmann-Studie über das Verhältnis der Deutschen zum Holocaust auch Aufschluss über das Verhältnis der Deutschen zu Juden bzw. zu Israel. Dass die Mehrheit der Deutschen einen Schlussstrich unter das Kapitel Nationalsozialismus und Holocaust ziehen will, ist seit langem bekannt, aber sehr bedauerlich, denn Schlussstriche sind meistens eine Weigerung, sich mit einer schlimmen Vergangenheit auseinanderzusetzen – und Verdrängung macht niemals frei. Interessant sind aber auch andere Zahlen: Die Sympathiewerte für Israel sinken in Deutschland dramatisch. Im Jahr 2014 hatten nur noch 36 Prozent der Deutschen eine positive Meinung von diesem Staat, 2007 waren es noch 57 Prozent. Das ist eine deutliche Aussage, und der Hintergrund ist klar: Der Nahost-Konflikt, also Israels unrechtmäßiges Vorgehen gegen die Palästinenser hat seine deutlichen Spuren hinterlassen.

Zwischen der ersten und der zweiten Befragung lagen zwei Gaza-Kriege (2008/09 und 2014), in denen eine wehrlose Bevölkerung einem furchtbaren Beschuss und Bombardement ausgesetzt war, wobei Tausende Palästinenser getötet wurden, bei kaum eigenen israelischen Verlusten. Und auch die Besatzungspolitik in der Westbank mit permanenten Landraub, Siedlungsbau, Unterdrückung der Menschen dort, der Zerstörung von Häusern, Brunnen, Feldern und Olivenhainen (Polizei und Armee schauen zu und greifen nicht ein) – wen kann ein solches Vorgehen gleichgültig lassen, wenn er sich sein Empfinden für Gerechtigkeit und Moral bewahrt hat?

Täglich überfallen jüdische Siedler Dörfer der Palästinenser, Brandanschläge auf Moscheen sind an der Tagesordnung, Sprechchöre und Graffitis wie „Tod den Arabern!“ oder „Araber in die Gaskammern!“ oder Schmähparolen an christlichen Kirchen gehören inzwischen zum Alltag. Moslems in Deutschland registrieren solche Vorgänge sehr genau, die moderne Medienwelt bringt diese Ereignisse bis ins Wohnzimmer. Und da Israel vorgibt, für alle Juden in der Welt zu sprechen und der Zentralrat rückhaltlos hinter Israel steht, darf man sich nicht wundern, dass der Hass bei Moslems und Bürgern aus arabischen Staaten größer wird und sich auch gegen Juden in Deutschland richtet. Ist das aber gleich Antisemitismus? Die sinkenden Sympathiewerte für Israel sind auch deshalb erstaunlich, weil die deutschen Medien – wohl aus Angst vor dem Antisemitismus-Vorwurf – nur sehr zurückhaltend oder gar nicht über Israels Vorgehen in den besetzten Gebieten berichten.

Das Problem eines angeblich neuen Antisemitismus ist ja keineswegs neu. Auch die Vorgänge in Frankreich und Dänemark haben keine neue Situation geschaffen. Schon 2008 hat der jüdisch-amerikanische Historiker und Experte für jüdische Geschichte und Kultur, Matti Bunzl, über den Hass junger Moslems in Frankreich geschrieben, den er vom alten traditionellen Antisemitismus absetzt: „Was den neuen vom alten Antisemitismus unterscheidet, ist das übergeordnete Projekt. Die traditionelle Form des Antisemitismus war darauf ausgerichtet, die Juden aus den Nationalstaaten auszugrenzen. Dies konnte verschiedene Formen annehmen, von der polemischen Behauptung der Inkompatibilität der Juden mit der Nation bis zum Genozid. In all diesen Varianten dieses alten Antisemitismus wurden Juden als Außenseiter in den europäischen Nationalstaaten hingestellt, als Eindringlinge in einer Fantasie von ethnischer Reinheit.“

Und weiter schreibt Bunzl: „Sofern der neue Antisemitismus von Rechtsextremen propagiert wird, ist diese Logik immer noch am Werk. Wenn wir uns jedoch dem Phänomen von seiner islamischen Seite her nähern, sehen wir einen gänzlich anderen Plan. Wenn junge ausgegrenzte Muslime französische Juden angreifen, dann nicht aus dem Interesse heraus, ein ethnisch reines Frankreich zu schaffen. Auch behaupten sie nicht, dass Frankreichs Juden nicht zu Europa gehören. Im Gegenteil, sie greifen Juden eben deshalb an, weil sie sie als Teil einer europäischen Hegemonie begreifen, die sie nicht nur in Frankreich marginalisiert, sondern die in ihrer Sicht auch für das Leiden der Palästinenser verantwortlich ist. In der arabischen Welt wird Israel letztlich vor allem als europäische Kolonie begriffen. Die Gewalt von Muslimen gegen Juden in Europa als Ausdruck antikolonialen Kampfes zu bezeichnen, heißt nicht, sie zu verteidigen. Es macht jedoch klar, wie sehr sich alter und neuer Antisemitismus unterscheiden. Während ersterer darauf angelegt war, Juden aus den Nationalstaaten Europas auszugrenzen, greift letzterer Juden eben deshalb an, weil sie Teil  Europas sind.“

Bunzl warnt aber vor falschem Alarm und bezeichnet den „neuen Antisemitismus“ verglichen mit dem alten als „irrelevant“ und „bedeutungslos“. Noch weiter geht der Israeli Uri Avnery, der jetzt in einer Kolumne schrieb: „All diese Gewalttaten [in Paris und Kopenhagen] wurden von jungen Muslimen begangen, die meistens arabischer Abstammung sind. Sie waren und sind ein Teil des fortwährenden Krieges zwischen Israel und und den Arabern. Das hat nichts mit Antisemitismus zu tun. Sie haben nichts mit dem Pogrom in Kishinew [1903] und nichts mit den Weisen von Zion zu tun.“ Er sieht den Grund für die Gewaltbereitschaft junger Muslime im Hass auf ihre Gastländer, weil sie sich dort verachtet, gedemütigt und diskriminiert fühlten. Der zweite Grund sei der fortdauernde arabisch-zionistische Konflikt, der mit der Masseneinwanderung  von Juden ins arabische Palästina begonnen habe, sich mit der langen Liste von Kriegen fortgesetzt habe und jetzt in voller Blüte stehe. Praktisch jeder Araber in der Welt und die meisten Muslime seien gefühlsmäßig mit diesem Konflikt eng verbunden. Das alles habe nichts mit Antisemitismus zu tun. Und zur angeblich neuen Antisemitismus-Welle schreibt Avnery: „Warum also besteht die ganze israelische Propaganda-Maschinerie einschließlich aller israelischen Medien darauf, dass Europa einen katastrophalen Anstieg von Antisemitismus erlebt? Um die europäischen Juden nach Israel zu rufen!“ Was der israelische Ministerpräsident Netanjahu in den letzten Tagen und Wochen auch permanent getan hat.

Der Zentralrat und die deutschen Mainstream-Medien stellen keinen Zusammenhang zwischen Israels Politik und dem angeblich zunehmenden Antisemitismus her. Das ist ein absolutes Tabu. Man weigert sich also, die wirklichen Ursachen des Hasses zur Kenntnis zu nehmen, der „Antisemitismus“ fällt also irgendwie ursachenlos vom Himmel. Aufgeklärte Juden bzw. Israelis haben allerdings kein Problem, Ursachen und Gründe zu nennen. So schreibt der israelischen Historiker Moshe Zuckermann in seinem neuen Buch Israels Schicksal. Wie der Zionismus seinen Untergang betreibt über diesen Zusammenhang: „Je mehr sich Israel in der Gewaltausübung der Okkupation verfing desto intensiver steigerte sich die Betonung, selbst Opfer zu sein, mithin die Bezeichnung aller Kritik an Israels Politik als Antisemitismus. Es geht dabei um bewusste ideologische Manipulation, was nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass in der Manipulation auch eine Schuldabwehr angelegt ist.“

Israel kann und darf seine Schuld für das Unrecht, das es den Palästinensern angetan hat und immer noch antut, aber nicht zugeben, will es nicht seinen eigenen Opferstatus und das ganze zionistische Projekt in Frage stellen. Genau dieser Sachverhalt der Aktivierung des Antisemitismus-Vorwurfs trat während des Gaza-Krieges im Sommer 2014 deutlich zu Tage: je brutaler Israel dort Gewalt ausübte, desto lauter tönte dieser Vorwurf, der natürlich vor allem die Funktion hat, jede Debatte über Israels Politik zu unterbinden.

Am Zusammenhang zwischen Israels Politik und der schlechten Meinung über diesen Staat in der deutschen Bevölkerung besteht gar kein Zweifel. Nach dem ersten Gaza-Krieg 2008/2009 veröffentlichte sogar das israelische Außenministerium auf seiner Webseite eine Statistik, die darstellte, wie sehr die Attacke gegen den Gaza-Streifen „antisemitische“ Vorfälle in der Welt hat ansteigen lassen. Aber handelt es sich dabei wirklich um Antisemitismus? Denn was soll an einer moralischen Ablehnung einer solchen brutalen Politik, bei der man sich auf die Menschenrechte und das Völkerrecht berufen kann, „antisemitisch“ sein? Hier werden die israelische Regierung und ihre Vertreter im Ausland zum Opfer ihrer eigenen Ideologie: Wenn jede berechtigte Kritik an einer menschenverachtenden Politik gleich zum „Antisemitismus erklärt wird, dann diffamiert man auch die Gutwilligen und Aufrichtigen, die eigentlich hinter Israel stehen möchten.

Was die Sicherheit der Juden in der Diaspora, also auch in Deutschland angeht, sei hier aus einem Aufsatz des deutsche-jüdischen Historikers Dan Diner zitiert. Er schreibt, dass die Juden, die außerhalb Israels leben am meisten durch die Politik dieses Staates gefährdet seien: „Ein Gemisch von latentem Antisemitismus und den Auswirkungen israelischer Politik verschärft das Problem jüdischer Existenz auch in solchen Ländern, in denen bisher manifester Antisemitismus unbekannt war. Im Unterschied zum traditionellen Antisemitismus, bei dessen lokalem Ausbrechen Juden sich im Prinzip an einen anderen Ort flüchten können, dehnt die israelische Beanspruchung der Juden in der Welt für die Politik des jüdischen Staates ihre Gefährdung weltweit aus.“

Die Gefährdung der Juden in der Welt gehe vom Palästina-Konflikt aus, schreibt Diner weiter, und die Lösung des Dilemmas – also ein Mehr an Sicherheit für die Diaspora-Juden – könne nur in einem Bemühen um Konfliktbereinigung im Nahen Osten im Sinne einer Anerkennung der Rechte der Palästinenser liegen – also in einer Einmischung in die israelische Politik. Nur indem die Juden außerhalb Israels auf Distanz zu dessen Politik gehen und lernen, „sich ein post-zionistisches Dasein vorzustellen“, könnten sie ihre eigenen Sicherheit erhöhen.

Diner schrieb diese Zeilen 1983 – also vor 32 Jahren! Sie sind so aktuell, als hätte er sie gestern verfasst – woraus man ersehen kann, welch politischer Stillstand in Israel herrscht und dass auch die ideologischen Verteidiger dieses Staates sich seitdem keinen Schritt nach vorn bewegt haben. Dann darf man sich über die Folgen nicht wundern, aber mit Antisemitismus hat das wenig oder nichts zu tun.

 

Zurück | Weiter      Start | oben

 Impressum           Haftungsausschluss        KONTAKT           Datenschutzerklärung             facebook