Die Herren über Leben und Tod
Arn Strohmeyer
Da kündigt der
israelische Verteidigungsminister Moshe
Yaalon weitere Angriffe auf Zivilisten
im Gazastreifen und im Libanon an und
schließt auch einen atomaren Schlag
gegen den Iran nicht aus. In gewissen
Fällen, sagte der Minister jetzt, wenn
chirurgische Operationen nicht
ausreichten, könnte Israel Maßnahmen
ergreifen, wie sie die Amerikaner in
Nagasaki und Hiroshima unternommen
hätten. Das sind ungeheure Äußerungen –
wo bleiben die empörten Aufschreie in
der Welt, die Israel in die Schranken
weisen?
Und noch empörender: Yaalons Äußerungen
sind westlichen Medien nicht einmal eine
Kurzmeldung wert. Als Günter Grass 2012
in seinem Gedicht Was gesagt werden
muss darauf hinwies, dass Israel mit
seiner atomaren Rüstung und seiner
aggressive Politik den Weltfrieden
gefährde, löste das einen Skandal aus.
Die Wellen der Empörung schwappten vom
Weißen Haus in Washington bis in die
Regierungszentrale in Jerusalem.
Nun spricht ein Minister in Jerusalem
genau das aus, wovor Grass gewarnt hat,
und niemand nimmt es zur Kenntnis. Es
ist schlicht der Erwähnung nicht wert!
Hätte es noch eine
Beweises bedurft, wie illusionär,
realitätsfremd und absurd die Politik
der sogenannten internationalen
Gemeinschaft über das iranische
Atomprogramm ist, Minister Yaalon hat
ihn mit seiner Rede geliefert. Da
verhandeln die fünf ständigen Mitglieder
des Weltsicherheitsrates plus
Deutschland seit Jahren mit dem Iran, um
die Gefahr des Baus einer iranischen
Atom-Bombe zu bannen – und Israel darf
offen und ohne Widerspruch zu ernten mit
ihrem Einsatz gegen eben diesen Iran
drohen.
Die Sicherheit ist oberste Maxime für
den israelischen Staat, aber kann dieses
Bedürfnis so weit gehen, alle Nachbarn
konventionell oder sogar atomar
auszuschalten, die irgendwann einmal für
Israel zur Gefahr werden könnten? Das
israelische Establishment spielt sich
zum Herrn über Leben und Tod in der
ganzen Region auf. Es maßt sich an,
zuschlagen zu dürfen, wann und wo immer
es will. Es gibt nur die militärische
„Lösung“, politische Verständigung und
Kompromisse gibt es im zionistischen
Denken nicht.
Moshe Yaalon spielt mit
dem Feuer, denn Drohungen wie diese
werden die Staaten der Region nicht
einschüchtern, sie werden sich die
Mittel beschaffen, um sich gegen solche
– noch verbalen – Anschläge gegen ihre
Existenz verteidigen zu können.
Wettrüsten und eine Eskalation der
Gewalt werden die Folgen sein.
Die zionistische Utopie, dass der Staat
Israel ein sicherer Hort für alle Juden
der Welt sein sollte, wird immer mehr
zur leeren Worthülse. Israels Politiker
sind dabei, jeden Kontakt zur
Wirklichkeit zu verlieren. Sie folgen
nur noch ihren paranoischen
Bedrohungsängsten – eine Strategie, die
nur ins Verderben führen kann. -
8.05.2015
VIDEO - Der israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon
versprach am Dienstag in einer Pressekonferenz weitere Angriffe
auf Zivilisten und schloss auch den Einsatz von Atombomben nicht
aus. >>>
Moshe Yaalon speaking
at the 2015 Shurat HaDin conference.
- Asa Winstanley - Israeli defense
minister Moshe Yaalon on Tuesday said
Israel would attack entire civilian
neighborhoods during any future assault
on Gaza or Lebanon. Speaking at a
conference in Jerusalem, Yaalon
threatened that “we are going to hurt
Lebanese civilians to include kids of
the family. We went through a very long
deep discussion … we did it then, we did
it in [the] Gaza Strip, we are going to
do it in any round of hostilities in the
future.” The Israeli official also
appeared to threaten to drop a nuclear
bomb on Iran, although he said “we are
not there yet.” >>> |