oo

Täglich neu - Nachrichten, Texte aus dem besetzen Palästina die in den deutschen Medien fehlen.

Archiv - Themen - LinksFacebook  - Sponsern Sie  -  Aktuelle TermineSuchen

 

Kostenlos  IST nicht
Kostenfrei

Unterstützen Sie
unsere Arbeit

Texte von Arn Strohmeyer

Michael - Lueders - Krieg -ohne - Ende
Die Israel-Verteidiger in der Klemme:
Über 100 Jahre Widerstand gegen Zionismus
Getreu der zionistischen Weltanschauung
Partnerschaft zwischen Südafrika + Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

 

 

Die deutschen Medien brauchen offenbar ihren permanenten Antisemitismus-Skandal

Der Streit um die Kasseler Documenta ist nur das letzte traurige Beispiel

Arn Strohmeyer -  1.05.2022

Wenn in diesem Land jemand „Antisemitismus“ schreit, dann läuten alle Alarmglocken und  Deutschlands Politik- und Kulturredakteure in den Leitmedien stehen dann sofort stramm und stimmen in den Chor ein. Das große Lamentieren und Anklagen beginnt dann umgehend. Das vorletzte Beispiel war der Auftritt des Pop-Sängers Gil Ofarim in einem Leipziger Hotel. Dass diese peinliche Ein-Mann Show – geboren aus Geltungsbewusstsein, Publicity-Sucht oder jüdischer Paranoia – allerdings ein Schuss nach hinten bzw. ein Rohrkrepierer war und dem nötigen Kampf gegen den Antisemitismus einen Bärendienst erwiesen hat, war ein Beleg dafür, wie aufgeladen und hysterisch in dieser Beziehung die politische Atmosphäre hierzulande ist. In diesem Fall haben die ermittelnden Staatsanwälte aber kühlen Kopf bewahrt und Zivilcourage gezeigt. Sie ließen sich von den Antisemitismus-Hysterie der Medien nicht beeinflussen, sondern haben nüchtern und sachlich die Fakten ermittelt. Und die sahen ganz anders aus, als Gil Ofarim es uns weismachen wollte.

Aber die deutschen Medien brauchen offenbar ihren permanenten Antisemitismus-Aufreger. Sie haben ihn gegenwärtig Gottseidank in der Kunstschau Documenta in Kassel gefunden. Da haben zwei obskure antideutsche Gruppen (eine in Kassel, die andere in Essen) dem indonesischen Kuratorenkollektiv ruangrupa Antisemitismus vorgeworfen, weil es eine Künstlergruppe aus Ramallah im besetzten Westjordanland zur Documenta eingeladen hat. Diese Gruppe trägt den Namen des palästinensischen Intellektuellen Khalil Sakakini (1878 – 1953). Sie soll BDS nahestehen und deshalb natürlich antisemitisch sein. Und der Namensgeber Sakakini wurde gleich als Nazi-Anhänger denunziert.

Der Journalist Thomas E. Schmidt schrieb auf ZEITonline: „Al-Sakakini war ein arabischer Nationalist und Nazi-Sympathisant. Er rief zum Kampf gegen Juden auf und ist heute ein palästinensischer Säulenheiliger.“ Der ZEIT-Journalist schätzt den Fall als so schwerwiegend ein, dass er die „Strahlkraft“ der Documenta als beschädigt ansieht und warnend prophezeit: „Wenn sich die Documenta nicht überzeugend aus dem Gestrüpp der Israel-Feindschaft und des Antisemitismus befreit, könnte die 15. [Documenta] die letzte ihrer Art sein.“

Nun kann man von renommierten und seriösen Journalisten erwarten, dass sie nicht einfach irgendwelche Verdächtigungen von Denunzianten übernehmen, sondern der Sache mit eigenen Recherchen nachgehen, soll heißen: zu recherchieren, welche Positionen die palästinensische Künstlergruppe wirklich vertritt und wer Khalil Sakakini war. Daran anzuknüpfen wären dann die Frage, ob es sich da tatsächlich um Antisemitismus handelt, das heißt, ob hier wirklich antisemitische Stereotypen auf den Staat Israel und seiner Politik angewandt werden, oder ob es sich um berechtigte Kritik am zionistischen Vorgehen gegen die Palästinenser handelt.

Dass es sich bei Menschen, die seit über 50 Jahren unter der brutalen Besatzungsherrschaft Israels leben müssen, nicht um Verehrer und Anhänger des Zionismus handeln kann, versteht sich von selbst. BDS ist ein programmatischer Aufruf der palästinensischen Zivilgesellschaft, der mit gewaltfreien, friedlichen Mitteln, die auch Boykott einschließen, ein Ende der militärischen Unterdrückung dieses Volkes, seine Freiheit, Selbstbestimmung und die Einhaltung von Menschenrechten und Völkerrecht einfordert. Was ist daran antisemitisch?

Der Wissenschaftler Jens Hanssen, ein Experte für die Geschichte des Nahen Ostens, der an der Universität von Toronto lehrt, hat nun Recherchen zur Biographie von Khali Sakakini angestellt und kommt zu ganz anderen Ergebnissen als die Denunzianten aus Dortmund und Kassel sowie der ZEIT-Journalist. Er zitiert zunächst, was Wikipedia über den palästinensischen Intellektuellen schreibt: „In den 1930er Jahren wurde er zu einem Anhänger des Nationalsozialismus, in der Hoffnung, dass Nazideutschland die Briten schwächen würde. [Großbritannien war damals die Mandatsmacht in Palästina und arbeitete eng mit den eingewanderten Zionisten zusammen.]  Er befürwortete die Politik von Adolf Hitler und übernahm die von ihm propagierte Idee der jüdischen Weltverschwörung.“ Hier haben sich die Kasseler und Dortmunder Antideutschen ganz offensichtlich bedient, ohne eigene Nachforschungen anzustellen.

Nun weiß man um die Fragwürdigkeit mancher Wikipedia-Aussagen gerade über den Nahen Osten. Es ist kein Geheimnis, dass hier die Israel-Lobby kräftig mitschreibt. Jens Hanssen nennt die Vorwürfe gegen Sakakini völlig „unangemessen“ und fügt hinzu: „Gerüchte entstehen in der Regel durch die Wiederholung von falschen Informationen, sie verbreiten sich besonders schnell über Gruppen, die sich nicht wehren können oder wehren dürfen.“

Hannsen erhebt dann schwere Vorwürfe gegen die Verbreiter solcher Informationen: „Solche Unterstellungen sind alles andere als harmlos und liefern in diesem Kontext auch indirekt Rückendeckung für die israelische Misshandlung von Palästinensern/innen und für antipalästinensischen Rassismus in Deutschland. Dennoch werden diese und ähnliche Anschuldigungen seit Monaten wiederholt, ohne dass sich die Nahost-Wissenschaft in Deutschland die Mühe macht, sie zu widerlegen.“

Hannsens Recherchen ergaben:  Sakakini war ein Lehrer, Reformpädagoge und universal gebildeter Schriftsteller und kosmopolitischer Geist, ein Aufklärer im besten Sinne. Er schrieb ab 1907 an einem Tagebuch, das jetzt in acht Bänden vorliegt. Zu seiner politischen Einstellung schrieb er: „Was ist Nationalismus? Wenn Nationalismus heißt, dass ein Mensch gesund, stark, energisch, klardenkend, edelmütig und großzügig ist, dann bin ich Nationalist. Wenn aber Nationalismus heißt, von Ideologie getrieben zu sein oder einen Bruder abzulehnen, der aus einem anderen Land kommt, oder eine andere Ideologie hat, dann bin ich kein Nationalist.“  Als Lehrer unterrichtete er auch Juden. Einer seiner Schüler, der deutsche Jude Gideon Weigert, schrieb später über ihn in einem Nachruf: „Dein Anstand und Deine Menschlichkeit hatte auf uns einen trutzigen Einfluss. Dein Unterricht und Deine Vorlesungen pflanzten in uns Ideen für die Zukunft. Du lebst in unserem Geist weiter.“    

In einem Brief vom 23. Januar 1934 warnte Sakakini seinen Sohn vor den Nazis. Er bezeichnete sie als „neue religiöse Bewegung in Deutschland“ und fügte hinzu: „Glaube ja nicht, dass Hitler der Luther unserer Zeit ist.“ Nazismus sei vielmehr eine Folge von Krisen und Katastrophen, die die gesamte Menschheit auf den Holzweg führen werde und uns alle noch zu Bestien werden lasse. 1936 unterstützte er die Palästinenser in ihrem Aufstand gegen die britische Mandatsmacht. Dieses Engagement bereitete ihm aber Sorgen. Er schrieb an seinen Sohn, dass er „den Schmerz der Revolte für Araber, Engländer und Juden gleichermaßen fühle. Deshalb wirst Du mich manchmal auf der Seite der Araber finden, manchmal auf Seiten der Engländer und manchmal auf der der Juden.“

In den Tagebuchpassagen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegers feiert er nicht die Nazis, sondern hadert mit der Doppelmoral der Alliierten und der Art, wie der Zionistenführer Ben Gurion die jüdischen Flüchtlinge zu Siedlern instrumentalisiert. Hanssen schreibt, dass Sakakini tatsächlich hier und da mit den Achsenmächten sympathisiert habe – aber in Nordafrika, nicht in Europa; und aus der Perspektive Palästinas, nicht aus der Deutschlands. Es versteht sich von selbst, dass er sich wegen der zunehmenden Landnahme der Zionisten in Palästina und dessen Besiedlung Sorgen um die Zukunft seines Volkes machte. In einem Gespräch mit dem Direktor der Hebräischen Universität in Jerusalem, Judah Magnes, erklärte Sakakini, er habe Rommels Vormarsch in Libyen deshalb unterstützt, weil er hoffte, dass dann die Masseninhaftierungen von Palästinensern, die Ausgangssperren und Wohnungszerstörungen in Palästina endlich aufhören würden.

Der israelische Historiker Tom Segev hat das Leben und politische Wirken Khalilis in seinem Buch Es war einmal ein Palästina. Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels ausführlich beschrieben. Er schildert ihn als einen weltbürgerlichen Humanisten, der in der äußerst unruhigen und bewegten Zeit der britischen Mandatsherrschaft über Palästina und des Zweiten Weltkrieges im Konflikt stand zwischen seinem kosmopolitischen Anspruch und dem nationalen Engagement für sein Volk, dessen Existenz von einer fremden Macht bedroht wurde. Das Wort „Antisemit“ benutzt Segev in Bezug auf Sakakini kein einziges Mal.

Wie die Denunziation des afrikanischen Intellektuellen Achille Mbembe als „Antisemit“ ist auch die Affäre um die Kunstschau Documenta nichts weiter als ein von interessierter Seite aufgeputschter Skandal, der in Wirklichkeit gar keiner ist. Der wirkliche Skandal besteht darin, dass man einem unterdrückten Volk verbietet, sein geschichtliches und politisches Narrativ zu erzählen und jede Äußerung in dieser Richtung sofort als Antisemitismus denunziert. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat jetzt in einem Brief an die Kulturstaatsministerin Claudia Roth gefordert, dass im Rahmen der Documenta keine antisemitischen Kunstwerke ausgestellt und kein Israelhass propagiert werden dürften.

Aber wo verläuft die Grenze zwischen wirklichem Israelhass und berechtigter Kritik an der Politik eines Apartheidstaates – so haben Amnesty International, die israelische und die amerikanische Menschenrechtsorganisationen Betselem und Human Rights Watch Israel bezeichnet. Schusters Vorstoß ist nicht nur deshalb höchst fragwürdig, er ist auch ein massiver Eingriff in die vom Grundgesetz garantierte Meinungs- und Kunstfreiheit. Warum sollen Menschen, die von zionistischen Juden unterdrückt werden und unter einem brutalen Okkupationsregime leben müssen, ihre verzweifele Lage nicht künstlerisch darstellen können. Was hat das mit Antisemitismus zu tun? Hier liegt wieder ein anschauliches Beispiel dafür vor, wie Israel mit seinem verbrecherischen Vorgehen gegen ein ganzes Volk mit dem Antisemitismus-Vorwurf vor Kritik geschützt werden soll. 

 

 

Zurück | Weiter      Start | oben

 Impressum           Haftungsausschluss        KONTAKT           Datenschutzerklärung             facebook