Das
zynische
Angebot
Israel
will
im
Libanon
Katastrophen-Hilfe
leisten
Arn
Strohmeyer
-
6.08.2020
Wenn
es
irgendwo
in
der
Welt
zu
Katstrophen
kommt,
ist
Israel
stets
einer
der
ersten
Staaten,
der
Hilfe
leisten
will.
So
auch
jetzt
nach
der
furchtbaren
Explosion
im
Hafen
von
Beirut.
Benjamin
Netanjahu
machte
umgehend
ein
Hilfsangebot
–
und
das
Rathaus
von
Tel
Aviv
wurde
in
einem
Lichtspektakel
gleich
mit
den
Flaggenfarben
des
Nachbarstaates
angestrahlt.
Die
westlichen
Medien
verbreiteten
schnell,
dass
das
kleine
Israel
dem
eigentlich
verfeindeten
Zedernstaat
beistehen
will.
Eine
großzügige
und
selbstlose
Geste
soll
die
Welt
wohl
denken…
Bei
näherem
Hinsehen
entpuppt
sich
die
selbstlose
Hilfsbereitschaft
als
blanker
Zynismus.
Denn
der
zionistische
Staat
hat
im
Laufe
seiner
Geschichte
unendliches
Leid
über
den
Zedernstaat
gebracht.
Schon
gleich
nach
der
Gründung
Israels
1948
planten
die
Zionisten,
den
Libanon
zu
erobern
und
ein
ihnen
freundlich
gesinntes
christlich-maronitisches
Regime
dort
einzusetzen,
also
einen
zionistischen
Vasallenstaat
zu
schaffen.
Israel
bezweckte
mit
diesem
Vorhaben
auch,
den
Libanon
aus
dem
arabischen
Lager
herauszulösen.
Die
Idee
dazu
kam
von
Ben
Gurion
und
Moshe
Dajan.
Der
Plan
beinhaltete
auch
einen
Gebietsgewinn:
Israel
wollte
das
Gebiet
südlich
des
Litani-Flusses
für
sich
behalten.
Der
damalige
Außenminister
Moshe
Sharett
widersetzte
sich
diesen
Plänen
mit
aller
Vehemenz
und
warnte
vor
den
unabsehbaren
Folgen
eines
solchen
militärischen
Unternehmens.
(Nachzulesen
ist
das
alles
in
seinen
Tagebüchern.)
Die
Realisierung
des
Überfalls
auf
den
Libanon
wurde
durch
ein
anderes
kriegerisches
Projekt
verhindert,
auf
das
Israel
sich
zusammen
mit
Großbritannien
und
Frankreich
damals
vorbereitete:
den
Suezkrieg
von
1956,
bei
dem
diese
drei
Staaten
Ägypten
überfielen
mit
dem
Ziel,
Nasser
zu
stürzen
und
die
Verstaatlichung
des
Suezkanals
zu
verhindern
–
und
Israel
den
Besitz
des
Sinai
zu
sichern.
Ende
der
70er
Jahre
mischte
sich
Israel
auf
maronitischer
Seite
in
den
libanesischen
Bürgerkrieg
ein.
1982
marschierten
seine
Truppen
dann
unter
Führung
von
Ariel
Sharon
wieder
in
den
Nachbarstaat
ein,
um
die
PLO
zu
vernichten,
die
sich
nach
ihrer
Vertreibung
aus
Jordanien
im
Südlibanon
festgesetzt
hatte.
Bei
dieser
Gelegenheit
führten
die
Israelis
im
schiitischen
Teil
des
Landes
ein
so
brutales
Regiment,
dass
die
Folge
die
Entstehung
der
Hisbollah
war,
die
den
zionistischen
Invasoren
Widerstand
leisteten
und
Israels
Todfeind
bis
heute
sind.
Außerdem
legten
die
Israelis
große
Teile
Beiruts,
in
der
sie
PLO-Stellungen
vermuteten,
einschließlich
des
Flughafens
in
Schutt
und
Asche.
Und
sie
leisteten
mit
ihrer
militärischen
Infrastruktur
Beihilfe,
dass
die
verbündeten
maronitischen
Milizen
in
den
palästinensischen
Flüchtlingslagern
Sabra
und
Shatila
Tausende
Menschen
umbringen
konnten.
Im
Jahr
2006
fielen
die
Israelis
erneut
über
den
Libanon
her,
dieses
Mal
war
die
Vernichtung
der
Hisbollah
das
Ziel.
Sie
richteten
wieder
furchtbare
Verwüstungen
an.
Nach
dem
von
ihnen
völlig
zerstörten
Beiruter
Vorort
Dahiya,
in
dem
sich
Hisbollah-Truppen
verschanzt
hatten,
benannte
Israel
seine
neue
Militär-Strategie,
die
nach
Aussagen
des
israelischen
Generals
Gadi
Eisenkott
besagt:
„Das,
was
in
Dahiya
im
Jahr
2006
geschah,
wird
in
jedem
Dorf
geschehen,
von
dem
aus
Israel
beschossen
wird.
Wir
werden
unverhältnismäßige
Gewalt
anwenden
und
große
Zerstörungen
anrichten.
Nach
unserer
Meinung
handelt
es
sich
dabei
nicht
um
zivile
Dörfer,
sondern
um
Militärbasen.
Die
ist
keine
Empfehlung,
dies
ist
ein
Plan,
und
er
hat
seine
Bewährungsprobe
bestanden.“
Das
heißt
im
Klartext,
dass
Israel
sich
an
ein
wichtiges
Gebot
des
Völkerrechts
nicht
mehr
hält:
die
Schonung
der
Zivilbevölkerung
im
Kriegsfall.
Diese
schweren
Verletzungen
des
Völkerrechts
bedeuten
juristisch
ausgedrückt:
Die
Dahiya-Doktrin
verletzt
zwei
Grundprinzipien
des
humanitären
Völkerrechts:
Das
Unterscheidungsprinzip
und
das
Prinzip
der
Verhältnismäßigkeit.
Das
Unterscheidungsprinzip,
das
in
den
vier
Genfer
Konventionen
von
1949
und
in
zweien
ihrer
Zusatzprotokolle
niedergelegt
ist,
besteht
aus
einer
verbindlichen
Regel:
Zivilisten
dürfen
von
Armeen
nicht
angegriffen
werden.
Im
Gegenteil:
Sie
müssen
geschützt
werden.
Gewalt
gegen
Leben
und
Personen
ist
streng
verboten,
ebenso
wie
‚Handlungen,
die
gegen
die
persönliche
Würde
gerichtet
sind.‘“
Und:
„Das
Prinzip
der
Verhältnismäßigkeit
(Proportionalität),
das
auch
in
den
Protokollen
zur
Vierten
Genfer
Konvention
von
1977
niedergelegt
ist,
sieht
es
als
Kriegsverbrechen
an,
wenn
absichtlich
ein
militärisches
Objekt
angegriffen
wird,
obwohl
man
weiß,
dass
die
Anzahl
der
Zivilisten,
die
dabei
verletzt
werden,
in
Beziehung
zum
erwarteten
militärischen
Vorteil
unverhältnismäßig
hoch
sein
wird.
‚Die
Anwesenheit
von
Personen
innerhalb
der
Zivilbevölkerung,
die
nicht
wirkliche
Zivilisten
sind‘,
sagt
Artikel
50
(3)
des
Protokolls
Nr.
1,
‚beraubt
die
Bevölkerung
als
Ganzes
nicht
ihres
zivilen
Charakters.‘“
2006
stießen
die
israelischen
Truppen
aber
auf
den
erbitterten
Widerstand
des
Gegners,
den
sie
selbst
geschaffen
hatten:
der
Hisbollah.
Diese
setzte
den
israelischen
Invasoren
so
zu,
dass
sie
das
Land
verlassen
mussten.
Noch
immer
hält
Israel
aber
ein
libanesisches
Gebiet
–
die
Shebaa-Farmen
– im
Süden
des
Landes
besetzt.
Gute
Voraussetzungen
also
für
gute
Nachbarschaft
und
freundschaftliche
Hilfeleistungen.
Anstatt
aber
der
Welt
Sand
in
die
Augen
zu
streuen
über
die
Humanität
der
Zionisten,
sollten
diese
sich
erst
einmal
im
eigenen
Herrschaftsbereich
human
betätigen:
die
grausame
Besatzung
über
die
Palästinenser
beenden
und
damit
auch
die
Unterdrückung
und
das
Elend
der
Menschen
im
Westjordanland
und
im
Gazastreifen.
Diese
Geste
würde
die
Welt
verstehen
und
auch
zu
würdigen
wissen.
Das
Hilfsangebot
an
den
Libanon
ist
– es
sei
noch
einmal
betont
–
blanker
Zynismus.
6.08.2020