Arn Strohmeyer
Ein klassischer Fall von Geschichtsfälschung.
”1948 Die Ausstellung zur Staatsgründung Israels” ist eine Flucht in
Mythen.
Eine Gegendokumentation
Gabriele Schäfer Verlag
ISBN 978-3-944 487-60-1, 14,80 Euro
Wenn die
Geschichtsschreibung ganz im Dienst einer Ideologie
steht - Arn Strohmeyer hat eine Gegendarstellung auf
die ”Ausstellung zur Staatsgründung Israels” vor 70
Jahren verfasst
-
Hermann Dierkes
2008 jährte sich zum 60. mal die Nakba, also die Katastrophe
mit Vertreibung, Massakern, Flucht, Zerstörung und
Enteignung, mit der das palästinensische Volk die
Staatsgründung Israels bezahlen musste – und bis heute
bezahlt. Damals hat der Verein Flüchtlingskinder im Libanon
e.V. eine sehr verdienstvolle Wanderausstellung auf den Weg
gebracht, die die Nakba wissenschaftlich dokumentiert und
den historischen Wahrheiten Gerechtigkeit widerfahren lässt.
Die Ausstellung wurde gefördert vom Evangelischen
Entwicklungsdienst sowie der Stiftung
Entwicklungszusammenarbeit Baden-Wuerttemberg und von über
50 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterstüzt. Bis
heute wurde sie an ca. 100 Orten gezeigt, u.a. 2014 im
EU-Parlament in Strassburg und am Sitz der UN in Genf. Sie
wurde von Zehntausenden besucht, trotz massiver Anfeindungen
einer zweifelhaften ”Israel-”Lobby, deren Zensur- und
Verbotsforderungen sich hier und da leider auch
Kommunalpolitik und Kirchengemeinden gebeugt haben, wie
jüngst wieder in Köln.15.000 Ausstellungskataloge wurden
verkauft.
Der Erfolg der Ausstellung hat offensichtlich eine weitere
Massnahme der ”Israel”-Lobby (in Wahrheit Agenten der
rechtsextremen Regierung Netanjahu) hervorgerufen. Diesmal
ist eine der Regierungspolitik nahestende Organisation
namens ”DEIN e.V. Verein für Demokratie und Information” mit
einer Wanderausstellung ”1948. Die Ausstellung zur
Staatsgruendung Israels” auf den Plan getreten.
Der Journalist Arn Strohmeyer hat die mit 32 Tafeln und
einem 70-seitigen Beiheft versehene Ausstellung untersucht
und kommt zu dem Ergebnis, dass es sich um einen ”klassischen
Fall von Geschichtsfälschung” handelt. In seiner
Broschuere von gut 150 Seiten nimmt er die zentralen
Aussagen auseinander, die vollkommen deckungsgleich sind mit
den offiziellen Mythen der israelischen Staatsgründung.
Strohmeyer stuetzt sich dabei u.a. bewusst auf die neueren
Forschungsergebnisse israelischer Geschichtswissenschaft,
die auf Basis von Staats- und Militärarchivöffnungen,
Regierungsprotokollen, Aufzeichungen handelnder Personen und
Zeitzeugenaussagen zu ganz anderen Einschätzungen kommen.
Doch die Arbeiten kritischer Historiker wie Simcha Flapan,
Ilan Pappe, Shlomo Sand, Tom Segev und Moshe Zuckermann,
werden von der Ausstellung ueberhaupt nicht zur Kenntnis
genommen. Strohmeyer zeigt auch, dass die Ausstellung
keineswegs
die israelische Position widergibt. Es gebe eben auch
das ”andere” Israel.
Die Macher versichern allerdings, dass man die Vergangenheit
”korrekt” und ”nicht verzerrt” präsentieren wolle, als
”historisches Korrektiv”, um ”Halbwissen, Vermutungen,
Desinformation und Hassinformationen” entgegenzutreten.
Strohmeyer dazu: ”Das klingt gut, ist aber selbst
reine Propaganda, denn die Ausstellung wird den von ihr
gesetzten Kriterien in keiner Weise gerecht. Ganz im
Gegenteil: Man wundert sich, mit welchen
Geschichtsfälschungen die Organisatoren der Austellung an
die Öffentlichkeit gehen. Offenbar ist es ihre Absicht,
ein völlig uninformiertes und ahnungsloses Publikum
anzusprechen, das bereit ist, solche Mythen und Legenden zu
akzeptieren, ohne zu widersprechen.” Weggelassen,
vertuscht und manipuliert wird schon hinsichtlich der
Vorgeschichte der Staatsgründung. Die Entstehung und
Entwicklung der ausgesprochen kolonialistischen – auf
Vertreibung der ansässigen Palästinenser ausgerichteten -
zionistischen Bewegung seit Ende des 19. Jahrhunderts fehlt
vollständig. Die Gegenwehr der Palästinenser in den 30er
Jahren – noch unter britischer Mandatszeit – sei Ausdruck
von Fanatismus, Machtstreben und Antisemitismus gewesen,
während die jüdischen Einwanderer nur friedlich aufbauen
wollten.
Gefälscht wird weiter hinsichtlich der strategischen
Interessen, der Kräfteverhältnisse, der Chronologie und der
Begleitumstände des israelisch-arabischen Kriegs und der
palästinensischen Flucht und Vertreibung im Jahr 1948.
Motto: Die meisten seien freiwillig gegangen. Eine von den
zionistischen Terrormilizen und der entstehenden
israelischen Armee betriebene ethnische Säuberung, die
bereits unmittelbar nach dem UN-Teilungsbeschluss vom
November 47 einsetzte, die die UN-Teilungspläne missachtete
und lange vor dem schwächlichen und unkoordinierten
arabischen Angriff nach der Ausrufung des Staates Israel am
15. Mai 1948 Fakten schuf, habe es nicht gegeben.
Durchgängig werden im Beiheft die Palästinenser als
blutrünstige Terroristen dargestellt, gegen die sich die
guten Israelis verteidigen mussten und müssen. Die Verfasser
des Ausstellungskatalogs bestreiten überhaupt die Tatsache,
dass es seit Jahrhunderten ein palästinensisches Volk gab.
Doch entgegen allen Beteuerungen fand der Zionismus Ende des
19. Jahrhunderts keine menschenleere Wüste vor, die er
angeblich zum Blühen brachte, sondern drang in ein Land ein,
in dem Hunderttausende Palästinenser seit langen Zeiten
ansässig waren.
Strohmeyer resümiert: ”Weil die zionistische
Ideologie nicht zugeben kann, dass der palästinensische
Widerstand die Antwort auf die Unterdrückung der nationalen
Rechte dieses Volkes ist (...), muss die zionistische Sicht
auf die Geschichte und die aktuelle politische Situation
mythisch, legendenhaft und deswegen ahistorisch sein.
Das gilt auch für die hier kritisierte Exposition 1948.
Die Ausstellung, die sich ganz der zionistischen
Weltanschauung unterordnet.”
Er zitiert den herausragenden israelischen Historiker Ilan
Pappe: ”Jeder Versuch zur Lösung eines Konflikts muss
sich zuallererst mit dessen Kern auseinandersetzen. (…) Die
Tatsache, dass die israelische und zionistische Version der
Geschichte (...) in Deutschland weitgehend akzeptiert wird,
basiert auf einer ganzen Ansammlung von Mythen, die alle
darin münden, das moralische Recht und das ethische
Verhalten der Palästinenser ins Zwielicht zu ruecken, was
allerdings jede Chance auf einen zukünftigen gerechten
Frieden enorm verringert.” Die Ausstellung ”1948”
erinnert auf jeden Fall an die alte Volksweisheit: Die
Wahrheit ist ein selten Kraut, noch seltener, wer es gut
verdaut …
Arn Strohmeyer: Ein klassischer Fall von
Geschichtsfälschung. ”1948.Die Ausstellung zur
Staatsgründung Israels” ist eine Flucht in Mythen. Eine
Gegendokumentation, Gabriele Schäfer Verlag, ISBN 978-3-944
487-60-1, 14,80 Euro
Weglassen, vertuschen und
manipulieren - „1948. Die Ausstellung zur Staatsgründung
Israels“ ist ein klassischer Fall von Geschichtsfälschung -
Arn Strohmeyer
Der israelische Historiker Ilan Pappe schreibt über die
offizielle Geschichtsschreibung des Staates Israel, die die
Zeit um 1948 behandelt, sie sei geprägt von „einer tief
sitzenden Angst vor einer Debatte über die Ereignisse von
1948, da Israels ‚Behandlung‘ der Palästinenser in jener
Zeit zwangsläufig beunruhigende Fragen nach der moralischen
Legitimität des gesamten zionistischen Projekts aufwerfen
würde. Für Israelis ist es daher von entscheidender
Bedeutung, einen starken Verleumdungsmechanismus
aufrechtzuerhalten, der ihnen nicht nur hilft, die von den
Palästinensern in den Friedensverhandlungen gestellten
Forderungen abzuwehren, sondern auch – und vor allem – jede
eingehende Debatte über den Charakter und die moralischen
Grundlagen des Zionismus zu vereiteln.
Die Palästinenser als Opfer israelischer Taten anzuerkennen
ist für Israelis in mindestens zweierlei Hinsicht zutiefst
beunruhigend. Da eine solche Anerkennung bedeutet, sich dem
historischen Unrecht zu stellen, das Israel mit der
ethnischen Säuberung Palästinas 1948 begangen hat, stellt
sie die Gründungsmythen des Staates Israel in Frage und
wirft eine Fülle ethischer Fragen auf, die unausweichliche
Folgen für die Zukunft des Staates haben.
Die Palästinenser als Opfer anzuerkennen, ist mit tief
verwurzelten Ängsten verknüpft, da es von den Israelis
verlangt, ihre Wahrnehmung der ‚Vorgänge‘ von 1948 in Frage
zu stellen. Aus Sicht der meisten Israelis - und nach der
Darstellung, die die israelische Mainstream- und
Populärgeschichtsschreibung immer wieder verbreitet – konnte
Israel sich 1948 als unabhängiger Nationalstaat auf einem
Teil des Mandatsgebietes Palästina etablieren, weil es den
frühen Zionisten gelungen war, ‚ein leeres Land zu
>>> |