Die These vom
Mord an Arafat ist nicht neu
- Auch einige Israelis
vertreten sie /Sharon unter
Verdacht
Arn Strohmeyer
Wurde
Yassir Arafat ermordet? Wenn die
Witwe des Palästinenser-Führers
jetzt eine Exhumierung und eine
Obduktion fordert, hat das gute
Gründe. Es sind gerade kritische
Israelis, die die Mordthese
vertreten. So ist der Publizist
Uri Avnery fest davon überzeugt,
dass er umgebracht wurde. Er
schrieb 2004: „Als ich damals
von Arafats Begräbnis zurückkam,
traf ich Jamal Zahalka, ein
Mitglied der Knesset. Zahalka,
ein studierter Pharmakologe,
antwortete auf meine Frage, ob
es Mord gewesen sei, ohne zu
zögern: ‚Ja!‘ Das war auch mein
Gefühl. Aber ein Verdacht ist
noch kein Beweis. Vor kurzem
bekamen wir eine Art
Bestätigung.
Kurz bevor er starb,
veröffentlichte Uri Dan, ein
seit fast 50 Jahren loyales
Sprachrohr Ariel Sharons, in
Frankreich ein Buch. Darin
schreibt er von einem Gespräch,
das Sharon mit US-Präsident Bush
gehabt habe. Sharon habe ihn
dabei um die Erlaubnis gebeten,
Arafat umbringen zu lassen und
Bush habe sie ihm unter dem
Vorbehalt gegeben, dass es in
einer Weise geschehen müsse, die
nicht nachgewiesen werden könne.
Als Dan später Sharon fragte, ob
es denn so geschehen sei, habe
er geantwortet: ‚Darüber soll
man lieber nicht reden.‘ Dan
nahm dies als Bestätigung.
Soweit der israelische Publizist
Uri Avnery. Die Mordthese
vertritt auch der
französisch-israelische Autor
Ammon Kapeliouk in seiner
Arafat-Biografie.
Auch politisch spricht einiges
für die Mordthese. Für die
Israelis personifizierte sich in
der Person Arafats der „Terror“
schlechthin. Vom
Verhandlungspartner Israels seit
1993 war er plötzlich zur
schweren Bedrohung geworden. Die
Wahrheit ist wohl, dass er durch
die Ablehnung der
Camp-David-Vorschläge des
damaligen Ministerpräsidenten
Ehud Barak „ausgedient“ hatte.
Er war für Israel zu nichts mehr
nutze. Er wurde nun von den
Israelis für so gut wie alles
verantwortlich gemacht: die
Aktionen sämtlicher Gruppen von
der Hamas über den Islamischen
Jihad bis hin zu Hisbollah,
während ihm sehr viele
Palästinenser gleichzeitig den
„Verrat“ vorwarfen, mit Israel
die Oslo-Verträge abgeschlossen
zu haben, die für die Lage der
Palästinenser keine
Verbesserungen gebracht haben.
Sein Regierungssitz in Ramallah
wurde von israelischen Panzern
umstellt, Monate lang wurde er
dort belagert und in nur wenigen
Räumen gefangen gehalten. Alles,
was von außen in die belagerten
Räume gelangte, wurde von den
Israelis kontrolliert oder auch
geliefert. Erst als Arafat
todkrank war, ließen ihn die
Israelis ausreisen. Er starb am
11. November 2004 in Paris.