Der Kandidat und seine sehr
dumme Bemerkung
Martin Schulz‘ Kotau vor der Israel-Lobby im
TV-Duell mit der Kanzlerin
Arn Strohmeyer
Als es im TV-Duell
mit Kanzlerin Angela Merkel um Terrorismus und
Sicherheit ging, machte Kandidat Martin Schulz
eine äußerst dumme Bemerkung. Er sagte: „Es gibt
zum Beispiel junge Palästinenser, Männer, die zu
uns kommen, die mit einem tief verwurzelten
Antisemitismus erzogen worden sind, denen muss
man in klaren Sätzen sagen: ‚In diesem Land hast
Du nur dann einen Platz, wenn Du akzeptierst,
dass Deutschland ein Land ist, das Israel
schützt, dass das unsere Staatsräson ist.‘“ Was
hat den Herausforderer der Bundeskanzlerin
veranlasst, ein so völlig überflüssiges
Bekenntnis abzulegen? Sind die Palästinenser in
Deutschland eine Problemgruppe? Sind sie, was
Terroranschläge angeht, Gefährder? Und
schließlich: Haben Palästinenser keinen Grund,
Israel zu hassen – einen Staat, der sie mit
seiner siedlerkolonialistischen Politik
vertrieben, enteignet und eliminiert hat und
eine solche Politik bis zum heutigen Tag weiter
betreibt? Und was hat ein solcher Hass mit
Antisemitismus zu tun?
4,5 Millionen
Palästinenser müssen im israelischen
Herrschaftsbereich (Westjordanland und
Gazastreifen) hinter Mauern weggesperrt ohne
politische und bürgerliche Rechte leben. Das von
der israelischen Blockade abgeriegelte
Elendsgetto Gaza ist gerade von der UNO als im
Grunde „unbewohnbar“ erklärt worden. Die
Apartheid ist in diesen Gebieten längst
furchtbare Realität. Dass der Kandidat das alles
nicht zur Kenntnis nimmt und sich blind hinter
diesen Unterdrücker-Staat stellt, der
Menschenrechte und Völkerrecht mit Füßen tritt,
ist schon eine tragische Verkennung der
Realität. Aber sie hat in der SPD eine lange
Tradition.
Dazu kommt, dass
Martin Schulz es besser weiß. 2014 hielt er als
Präsident des Europäischen Parlaments in der
Knesset in Jerusalem eine Rede, die für einen
Eklat sorgte, weil er die schlechte
Wasserversorgung der Palästinenser durch Israel
angesprochen hatte. Wütende Reaktionen der
Abgeordneten waren die Folge: Wie kann ein
Deutscher (also einer aus dem Tätervolk) sich
eine solche Dreistigkeit erlauben? Ob Schulz
Vorwürfe berechtigt waren, spielte da keine
Rolle. Da wurde gleich wieder das in der Tat
monströse Verbrechen Holocaust
instrumentalisiert, um Kritik an Israels
inhumaner Politik abzuwehren.
Die Palästinenser
mussten und müssen, obwohl sie mit dem Holocaust
gar nichts zu tun hatten, den Preis für dieses
Mega-Verbrechen zahlen, indem sie ihr Land, ihre
Heimat und ihre Kultur verloren haben.
Deutschland, das hätte Martin Schulz sagen
müssen, hat deshalb auch für dieses Volk eine
Verantwortung. Seine Bemerkung über die
Palästinenser war überflüssig wie ein Kropf. Sie
bringt Menschen in Verdacht, die in diesem Land
sehr friedlich leben, aber jeden Grund und jedes
Recht haben, Israel für das zu kritisieren, was
dieser Staat ihnen angetan hat. Auch Hass ist da
verständlich. Aber offenbar glaubte der
Kandidat, einen tiefen Kotau vor der
Israel-Lobby machen zu müssen, um seine
Wahlchancen zu verbessern. Nützen wird es ihm
dennoch nicht viel. Fazit der dummen Bemerkung:
Si tacuisses philosophus mansisses! (Wenn Du
geschwiegen hättest, wärest Du ein Philosoph
gewesen!)
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