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Texte von Arn Strohmeyer

Die Israel-Verteidiger in der Klemme:
Über 100 Jahre Widerstand gegen Zionismus
Getreu der zionistischen Weltanschauung
Partnerschaft zwischen Südafrika + Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

TRANSLATE
 

Israel – ein Staat im permanenten Kriegszustand

Wie die deutsch-israelische Historikerin Tamar Amar-Dahl den Zionismus beschreibt: eine politische Ordnung, die nicht von Dauer sein kann

Arn Strohmeyer

Es gibt Bücher, die man erst spät entdeckt, die besprechend wahrzunehmen aber nie zu spät ist. Dazu gehört Tamar-Amar Dahls Buch Das zionistische Israel. Jüdischer Nationalismus und die Geschichte des Nahost-Konflikts. Dass nur wenige Deutsche Zionismus und Judentum auseinanderhalten können, mag eine banale Feststellung sein. Tatsache ist aber, dass man Israels Politik nicht verstehen kann, wenn man die Grundsätze des Zionismus nicht kennt. Und daran mangelt es nicht nur im breiten Diskurs über den Nahost-Konflikt, sondern auch bei so manchem Politiker, weshalb die von dieser Seite abgegebenen Erklärungen und Beurteilungen mit der politischen Realität Israels zumeist nur wenig zu tun haben und eher aus der Schuld entstandene deutsche Befindlichkeiten ausdrücken. Über Israels zionistische Staatsideologie und die politischen Folgen aus der sachlichen Distanz der Historikerin umfassend aufzuklären, ist das große Verdienst des Buches von Tamar Amar-Dahl.

Die Autorin, die aus einer marokkanisch-jüdischen Familie stammt, in Israel aufwuchs und dort ihre zionistische Erziehung erfuhr, brach 1996 mit diesem Staat, hat heute einen deutschen Pass und lebt und arbeitet in Berlin. Vielleicht braucht man eine solche Biographie, um sich den Abstand zu erarbeiten, der nötig ist, eine politische Analyse wie die vorliegende zu präsentieren, denn man erfährt in diesem Buch vor allem, wie das zionistische Israel – „eine auf Gewalt basierende Ordnung“ – funktioniert. Am Anfang des zionistischen Staates stehen zwei unumstößlich gültige Gründungsmythen: Der Mythos von Eretz Israel als Land des jüdischen Volkes und der Sicherheitsmythos. Sie bilden auch das Kernproblem des Nahost-Konflikts und den Hauptgrund, warum Frieden unmöglich ist.

Der erstgenannte, nicht hinterfragbare Mythos benennt den zionistischen Anspruch: Ganz Palästina gehört aus historischen Gründen den Juden. Diese Aussage ist Teil der israelischen Staatsräson. Insofern kann es auch gar keine politische Debatte um Palästina geben, nur die Palästinenser-Frage steht auf der Tagesordnung. Diese sind ein überflüssiges Volk, das es aus zionistischer Sicht zu verdrängen gilt, denn sie stellen in der zionistischen Utopie eine nicht zum „verheißenen Territorium“ gehörende gefährliche „out-group“ dar. Sie gehören eben nicht dazu. Mit ihnen das Land zu teilen und ihnen Selbstbestimmung zu gewähren, würde die zionistische Staatsräson in Frage stellen. Da Israel aber seine Utopie – den „rein“ jüdischen Staat – wegen der dort existierenden bi-nationalen Realität nicht verwirklichen kann, muss der zionistische Staat eine „systemimmanente Gewaltordnung“ aufrechterhalten. Das gilt aber nicht nur gegenüber den Palästinensern, sondern auch gegenüber den arabischen Staaten.

Denn die nationale Existenz Israels – und das ist der zweite Gründungsmythos – kann nur mit Israels absoluter militärischer Überlegenheit und Abschreckung (einschließlich dem Besitz von Atomwaffen) gesichert werden. Ariel Sharon pflegte den Gedanken der Abschreckung in dem Satz zu formulieren: „Sie [die Araber] müssen Angst vor uns haben!“. Die totale Fixierung auf die Sicherheit, die nur rein militärisch verstanden wird, ist das wichtigste Kennzeichen der israelischen Gesellschaftsordnung – eine Entwicklung, die Israel zu einem Militärstaat gemacht hat. Die Verfasserin hält sich hier an die Analyse des israelischen Soziologen Baruch Kimmerling, der konstatiert, dass der israelische Militarismus zwar als Reaktion auf den Konflikt mit den Arabern entstanden sei, er stelle mittlerweile jedoch selbst einen Grund für die Aufrechterhaltung des Konflikts dar – was bedeutet: der Konflikt sei inzwischen integraler Bestandteil der israelischen Realität geworden und fest im israelischen Bewusstsein verankert.

Kimmerling schreibt, der Militarismus sei in Israel inzwischen dermaßen verinnerlicht, dass er zum kollektiven Geisteszustand geworden sei: Er sei so selbstverständlich, dass man sich seiner gar nicht mehr bewusst sei. Alle Bereiche der Gesellschaft seien auf Krieg fixiert. Kriegsvorbereitungen würden zum gesellschaftlichen Dauerzustand, der nächste Waffengang erscheine als unvermeidlich. Krieg und militärische Einsätze würden zur Routine. Bei all dem müsse das Militär gar nicht im Zentrum der Macht stehen. Kimmerling bezeichnet dieses System als „zivilen Militarismus“, d. h., das israelische Militär werde von allen zivilen Gruppen der Gesellschaft getragen, und alle politischen Entscheidungsträger und die breite Öffentlichkeit ständen hinter dem militärischen Bewusstsein und der militärischen Weltanschauung. Im System dieses „zivilen Militarismus“ sei das Militär also der Garant der nationalen Sicherheit und damit auch der staatlichen Existenz, als solches habe es immer den Vorrang vor allen anderen Lebensbereichen. Dies sei das Organisationsprinzip des israelischen Gemeinwesens.

Die Folge dieses Zustandes und der Gründungsmythen ist aber eine vollständige Entpolitisierung des Konflikts mit den Palästinensern bzw. den „Arabern“. Denn neben dem Sicherheitsmythos, der besagt, dass Israel die totale militärische Überlegenheit über die „Araber“ behalten muss, hat sich auch eine selbstherrliche Friedensideologe etabliert, die besagt, dass Israel ein friedlicher und gerechter Staat sei, dass es aber als Opfer dem Hass und der völlig unbegründeten Feindschaft der Araber gegenüberstehe. Diese Erzfeindschaft der Araber wird im zionistischen Denken als Inkarnation und Fortsetzung der als Leid- und Verfolgungsgeschichte verstandenen jüdischen Geschichte aufgefasst. In diesem Glauben steckt natürlich die Angst, die Nichtjuden wollten die Juden vernichten. Aus dieser ideologischen Annahme heraus kann die israelische Führung ihre Armee, die schon so viel Leid über die nahöstliche Region gebracht hat, zur reinen „Verteidigungsarmee“ erklären und die von ihr permanent ausgeübte Gewalt als „defensiv“ und „präventiv“ legitimieren. Israels Kriege sind – und seien sie auch noch so offensiv und auf Landraub angelegt – eben alle nur Kriege zur „Selbstverteidigung“.

Die israelische Friedensideologie und der Sicherheitsmythos entpolitisieren den Konflikt mit den Palästinensern also insofern, weil sie die Unfähigkeit der Zionisten demonstrieren, sich mit der Entstehungsgeschichte des Konflikts und mit seinen Kernfragen auseinanderzusetzen. Beides wird verdrängt und der Konflikt wird jenseits von dessen historischer Entstehung und der heutigen politischen Realität begriffen und an einer gegen Juden als solche gerichteten Feindseligkeit festgemacht. Die Entpolitisierung des Konflikts wird noch dadurch gesteigert, dass die israelische Führung die Zuständigkeit für den Konflikt nicht in der Politik, sondern im Militär sieht, das die Kontrolle und Unterdrückung durchzuführen hat. Wenn der Kern des Konflikts aber nicht politische Ursachen hat, sondern meta-historisch im Kontext der jüdischen Verfolgungsgeschichte verortet wird, dann ist auch ein Frieden mit den Palästinensern unmöglich, weil eine solche Projektion eine Versöhnung ausschließt. Der Hass der Araber wird als feste, permanente und unabänderliche Größe verstanden. Dem muss Israel Rechnung tragen, und so kann Frieden für den Zionismus nur bedeuten, dass man sich des palästinensischen Feindes entledigen muss.

So kommt die Autorin zum Schluss ihres Buches auch zu einer düsteren Prognose für die Zukunft Israels. Die Verdrängung der eigenen Geschichte („dass der Zionismus letzten Endes mit dem Schwert vollbracht worden ist“), die immer noch nicht festgelegten Grenzen des Staatsgebietes, der völlig unsichere Status der Palästinenser in der zionistischen Utopie und die totale Unfähigkeit zum Kompromiss bezeichnet sie als die „Achillesferse“ Israels. Die Folgen dieser Fülle von ungelösten und verdrängten Probleme sind Existenzangst und Isolationsgefühle. Die Autorin bezeichnet Israels innere Situation als „heikel“, weil die Geschichte nicht mehr auf der Seite dieses Staates stehe. Sie schreibt: „Trotz regionaler militärischer Hegemonie – von der Israel seine Existenz abhängig macht – und noch immer beträchtlicher Unterstützung des Westens wird im letzten Jahrzehnt immer offensichtlicher, dass die politische Ordnung Israels nicht von Dauer ist.“ Es sei eine Illusion, schreibt sie, dass militärische Stärke die Palästina-Frage klären könne, und der Einsatz nationalstaatlicher Gewalt könne Israel auch nicht die ersehnte Sicherheit, geschweige denn Normalität und Frieden bringen. Trotz wachsenden internationalen Drucks auf Israel halte es an seinen Gründungsmythen fest. Die tief sitzende Unsicherheit über die eigene Zukunft gehe dabei Hand in Hand mit der Angst vor der Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit.

Hannah Arendt hatte schon früh vor dem jüdischen Isolationismus gewarnt, der im Zionismus zum Ausdruck komme. Er könne weder den Antisemitismus bändigen noch die Juden vor der „Außenwelt“ retten. Sie scheint mit dieser Prognose richtig zu liegen. Natürlich kann Tamar Amar-Dahl in ihrem Buch keinen Ausweg aus Israels selbst verursachter Sackgasse aufzeigen, aber sie hat mit einer glänzenden Analyse des zionistischen Systems ein aufklärerisches Buch im besten Sinne geschrieben. Wer sich von seinen Illusionen über diesen Staat, seine Ideologie und Politik nicht trennen will, sollte dieses Buch aber lieber nicht zur Hand nehmen.

Tamar Amar-Dahl: Das zionistische Israel. Jüdischer Nationalismus und die Geschichte des Nahost-Konflikts, Paderborn/ München/ Wien/ Zürich 2012, 24,90 Euro

21.05.2015

 

 

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